THE ABYSS
(dt. Titel: ABYSS / ABYSS - ABGRUND DES TODES)
USA, 1989
20th Century Fox / Lightstorm Entertainment / Pacific Western
Regie: James Cameron
Produktion: Gale Anne Hard
Buch: James Cameron
Kamera: Mikael Salomon
Schnitt: Conrad Buff, Joel Goodman, Howard Smith
Musik: Alan Silvestri
Darsteller: Ed Harris, Mary Elizabeth Mastrantonio, Michael Biehn, Leo Burmester, Todd Graff, John Bedford Lloyd, J.C. Quinn, Kimberly Scott
Starttermin: 9. August 1989
Inhalt: Ein Haufen draufgängerischer Ölbohrer unter der Leitung des in Scheidung lebenden Ehepaares Bud (Ed Harris) und Lindsey Brigman (Mary Elizabeth Mastrantonio) wird damit beauftragt, ein verunglücktes amerikanisches Atom-U-Boot zu bergen. Dabei bekommen sie es nicht nur mit den Unwegsamkeiten der unerforschten Tiefen zu tun, sondern auch noch mit dem böööösen Lt. Coffey, der gar düstere Pläne hat.
THE ABYSS bildet James Camerons künstlerisches Schlüsselwerk, ist es doch das direkte Verbindungsglied zwischen seinen Hits ALIENS (1986) und TITANIC (1998). Anders gesagt, er verlegt hier Handlung und Charaktere von ALIENS unter Wasser. Charakterisierung war noch nie Stärke von Cameron und so wirken auch diesmal wieder seine Figuren wie aus dem Karikaturenbuch.
Typisch Cameron, zwischen Technikverliebtheit- und paranoia schwankend, versucht sich der Regisseur höchst ambitioniert an einem Sci-Fi-Epos, dass sowohl seine Actionfans als auch den Kunstfreund ansprechen soll und scheitert damit.
THE ABYSS ist weder Fisch noch Fleisch und bei einem Unter-Wasser-Abenteuer sollte es zumindest eins davon werden.
Gerade in den Actionszenen langweilt der Film sein Publikum, weil er Fragen aufwirft, dessen Beantwortung sich dadurch unnötig hinziehen. Man hätte alles komprimieren können und so ist man nach 3 Stunden Film an einem Punkt, an dem man schon zwei Stunden früher hätte sein können.
So fesselnd ist die Geschichte nicht, die uns Cameron auftischt. Sein Standard Michael Biehn (mit dekorativem YMCA-Schnäuzer) müht sich redlich ab, den Bösen wirklich böse erscheinen zu lassen, wirkt aber nur aufgesetzt in einem banalen Seitenhieb gegen das Militär.
Der Film beginnt interessanterweise mit einem Nietsche-Zitat, was Potenzial gegeben hätte für ein paar tiefergehende Momente. Als Schlüssel hätten zum Beispiel die Nahtoderlebnisse des Ehepaares Brigman dem Film eine ungeheure künstlerische Substanz gegeben, die Cameron allerdings dadurch wieder zu nichte macht, dass er Haken schlägt und plötzliche 180°-Wendungen macht, um ja nicht zu verbindlich zu sein.
So bleibt das Ganze nur oberflächlich und wird gekrönt von 1. den seltsamen Aliens, die aussehen wie eine Mischung aus Qualle und Neonpuffreklame und 2. einem Finale, dass jeden guten Ansatz des Films konsequent zu Nichte macht und ihm entgültig der Lächerlich preis gibt.
In diesem recht unfreiwillig komischen Ende erhebt sich Cameron selber zu einem Botschaftsüberbringer, katalysiert durch seine Wackelpuddingaußerirdischen. Assoziationen zum unsäglichen De Palma-Flop MISSION TO MARS (2000) werden wach.
Bleibt zu hoffen, dass wir alles aus dem Urteil des Richters Cameron gelernt haben und freundlicher zu unserem Nachbarn sind oder mal dem Toilettenmann einen Euro extra geben.
Als nächster Film Camerons folgte 1991 sein Megaerfolg TERMINATOR 2: JUDGMENT DAY, bei dem er ein weitaus glücklicheres Händchen bewies. Bei THE ABYSS bleiben ein paar wenige beklemmende und spannende Szenen, ein paar mehr oder weniger gelungene Special-Effect-Mätzchen (die mit einem Oscar bedacht wurden) und sehr viel Leerlauf im Gedächtnis. Ein Klassiker ist es nicht geworden, eher eine zähe Masse, die in ihrer gegenüber der Kinofassung 25 Minuten längeren Special-Edition zwar mehr versucht auf die zwischenmenschlichen Aspekte einzugehen, im Endeffekt aber noch langatmiger wirkt.
Man könnte die Kameraarbeit von Mikael Salomon lobend erwähnen, der in den schwierigen Unterwasserszenen wirklich Großes geleistet hat. Der Score von Alan Silvestri dagegen bleibt unauffällig und haftet nicht im Gedächtnis. Dort verlbleibt Michael Biehns vulominöser Pornobalken.