BRAM STOKER'S DRACULA
(dt. Titel: BRAM STOKER'S DRACULA)
USA, 1992
Columbia Pictures / American Zoetrope / Osiris Films
Regie: Francis Ford Coppola
Produktion: Francis Ford Coppola, Charles Mulvehill, Fred Fuchs
Buch: James V. Hart, nach dem Roman DRACULA, OR THE UNDEAD von Bram Stoker
Kamera: Michael Ballhaus
Schnitt: Nicholas Smith, Glen Scantlebury, Anne Goursaud
Musik: Wojciech Kilar
Darsteller: Gary Oldman, Winona Ryder, Anthony Hopkins, Keanu Reeves, Richard E. Grant, Cary Elwes, Bill Campbell, Sadie Frost, Tom Waits
Starttermin: 13. November 1992
Inhalt: Der untote Rumäne Dracula (Gary Oldman) erkennt in Mina (Winona Ryder), der Verlobten des jungen Maklers Harker (Keanu Reeves), die Inkarnation seiner verstorbenen Geliebten Elisabetha wieder. Er begibt sich nach London um sie für sich zu gewinnen. An seine Fersen heftet sich jedoch der Arzt und Wissenschaftler Abraham Van Helsing (Anthony Hopkins), der nur das Ziel der Vernichtung des Vampirismus kennt.
Francis Ford Coppola trat mit dem Anspruch an, Bram Stokers legendäres Werk der Literaturgeschichte endlich originalgetreu zu verfilmen. Der Roman sorgte zwar schon für einige klassische Verfilmungen, aber keine von denen konnte Coppolas Vorstellung gerecht werden. So wurde die Erzählung erstmals haargenau nach seiner Vorlage umgesetzt und in Form von Aufzeichnungen, Berichten und Tagebucheinträgen wiedergegeben, die es dem Zuschauer ermöglicht, die Gesamtheit zu erfassen, für die einzelnen Protagonisten aber nur Bruchstücke der Wahrheit.
Coppolas Verfilmung ist mit Abstand die aufwendigste und sophisticatetste. Jedoch erreicht er mit seiner Theatralik und seinen bonbonfarbenen Bombasteffekten nicht immer die gewünschte Subtilität. Solch nicht heißen, dass er schlecht wäre, aber zu Einhundert Prozent kann BRAM STOKER'S DRACULA nicht überzeugen. Gruselige Momente und Schockeffekte hat er ja und er erreicht auch Kopf und Nerv. Dem überbordenden Wust an Stilmitteln und wildem Surrealismus muss sich denn auch so ein versierter Kameramann wie Michael Ballhaus beugen, der sonst eher für unaufdringliche Shots bekannt ist.
Irgendwie ist Coppola mit seinem eigenen Anspruch gescheitert. Der Film mag sich nicht so ganz zu den simpler gestrickten, aber effektiven Klassikern wie Tod Brownings DRACULA (1931), Terence Fishers DRACULA (1958) oder geschweige denn Murnaus NOSFERATU, EINE SYMPHONIE DES GRAUENS (der hier besonders häufig zitiert wird) einreihen. Coppola kitzelt mehr als jede andere Verfilmung vor ihm (mal abgesehen von den Sexploitationvertretern wie etwas ANDY WARHOL'S DRACULA) die erotischen Aspekte der Romanvorlage heraus.
Gary Oldman macht seine Sache wieder einmal sehr gut, bleibt jedoch seltsam blass und wird nicht in einem Atemzug mit Schreck, Lugosi und Lee genannt werden. Wie üblich blamiert sich Keanu Reeves mal wieder, während Anthony Hopkins als fanatischer Vampirjäger hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Winona Ryder hat mich überraschenderweise hingegen doch sehr überzeugt. Als skurille und peppige Idee entpuppt sich die Besetzung Renfields mit Tom Waits.
Das laute Spektakel bleibt letztendlich trotz seiner Schwächen eher positiv in Erinnerung. Als Erkenntnis bleibt aber, dass NOSFERATU, EINE SYMPHONIE DES GRAUENS die beste Stoker-Adaption aller Zeiten ist und vielleicht sogar immer bleiben wird.