TITANIC
(dt. Titel: TITANIC)
USA, 1997
20th Century Fox / Paramount Pictures / Lightstorm Entertainment
Regie: James Cameron
Produktion: James Cameron, Jon Landau
Buch: James Cameron
Kamera: Russell Carpenter
Schnitt: Conrad Buff, Richard Harris, James Cameron
Musik: James Horner
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Kate Winslet, Billy Zane, Kathy Bates, Frances Fisher, Gloria Stuart, Bill Paxton
Premiere: 1. November 1997
Inhalt: Eigentlich suchte Schatzsucher Lovett (Bill Paxton) im Wrack der "Titanic" nach einem wertvollen Klunker. Er findet jedoch etwas ganz anderes. Er trifft auf die über 100jährige Rose DeWitt Bukater (Gloria Stuart), die den Untergang des Luxusdampfer überlebte. Sie erzählt ihre Geschichte. Lovett, für den die Katastrophe nur ein historisches Datum bedeutete, wird nun die menschliche Komponente offenbar. Rose erzählt, wie sie als 17jährige (Kate Winslet) auf das Schiff kam, um mit dem vermögenden Arschloch Cal (Billy Zane) verheiratet zu werden. Durch die Liebe zu dem armen Schlucker Jack Dawson (Leonardo DiCaprio) fässt die ehemals verwöhnte Zicke den Mut sich von ihren angestammtem Platz zu lösen und sich sowohl von Cal als auch von ihrer herrischen Mutter (Frances Fisher) zu emanzipieren.
TITANIC, der Film, der mit allen möglichen Superlativen prahlen kann. Erfolgreichster Film aller Zeiten, Neben GONE WITH THE WIND mit 11 Trophäen der größte Oscarabräumer und so weiter und so fort. Dabei hätte es seinen Schöpfer fast versenkt. 8 Jahre nach THE ABYSS (der mein FTB eröffnen durfte) zog es James Cameron wieder ins kalte Wasser, was nach Kevin Costners beinahe desaströsen WATERWORLD als böses Omen galt. Die Mammutproduktion verschlang immer mehr Geriebenes, die Finanzierung stand stets kurz vorm Kippen. Cameron haftete mit seinem Privatvermögen, es hätte ihm auch das Genick brechen können.
Das hat es (aus Camerons Sicht) zum Glück nicht. Wie eingangs erwähnt, brach der Schmachtfetzen alle Einspielrekorde. Bei 200 Millionen Dollar Produktionskosten hat er Milliarden wieder eingespült. Cameron konnte sich bei der Academy-Awards-Verlosung zu recht als "King of the World" fühlen.
Dabei hebt sich der Inhalt nicht sonderlich von einer Rosamunde-Pilcher-Schnulze ab. Wer TERMINATOR 1 und 2, TRUE LIES, ALIENS, THE ABYSS und PIRANHAS gesehen hat, weiß dass Cameron ein ausgesprochen guter technischer Regisseur ist, was von Action und Spannungsdramaturgie versteht, aber an Feingefühl oder Charakterisierungsfähigkeit mangelt es ihm doch beträchtlich. Das ist auch das Kreuz von TITANIC, der zur Schmalzoper verkommt, begleitet von Celine Dions unerträglichem Gecroone in "My Heart will go on", dass man zu der Zeit ca. 20 mal am Tag monatelang auf jedem Radiosender ertragen musste (Amokläufe vorprogrammiert).
Camerons Ansinnen ist es gewesen, den vielen namenlosen Opfern (etwa 1500 Menschen kamen bei dem historischen Unglück 1912 ums Leben) wieder ein Gesicht zu geben. Er will die persönlichen Schicksale anhand großer Einzelschicksale erfassbar machen. Mit einer übermannenden technischen Perfektion gelingt ihm das teilweise, lässt uns die Katastrophe hautnah miterleben. Jedoch ergeht er sich selbst in einer Sensationsgier, die er eigentlich zu kritisieren versuchte und lässt etwa Menschen in grausigen Szenen hart mit lautem Knall auf Schiffschrauben aufklatschen oder ähnliches, anstatt diskret wegzublenden.
TITANIC selbst zerfällt in zwei Teile, erst in die erwähnte langgestreckte "Reich & schön"-Folge und schließlich in ein Katastrophenszenario, wie man es zuvor noch nie auf einer Leinwand sehen konnte. Ab hier gefällt mir dann der Film richtig gut, auch wenn Cameron auch hier nicht von seiner Schwarzweißmalerei lassen kann und uns Gesellschafts- und Kapitalismuskritik mit dem Holzhammer einprügelt. Trotzdem ist diese zweite Hälfte so gut gemacht, dass sie einen nahezu wegbläst, in den Sessel drückt und sogar mir (auch wenn hier teils echt schlimm dick aufgetragen wird) ein Tränchen runterkullert. Aber ich war wohl der einzige, der damals im Kino laut applaudierte, als der süüüüße Leo endlich seinen Abgang machte und selig dem Meeresgrund zuschaukelte. Böse Blicke aus verheulten Gesichtern waren die Folge.
Seither warten die Fans, die sich auch von diesem Film nicht vergraulen ließen, auf ein neues Werk von James Cameron. Aber die Wartezeit soll mit AVATAR 2009 ein Ende haben.
Bleibt nur noch zu sagen (wofür ich mich ein wenig schäme, aber irgendwie hat er was, dessen ich mich nicht entziehen kann), dass mir TITANIC deutlich besser gefiel, als der völlig seelenlose und am Ende extrem peinliche THE ABYSS. Womit ich jetzt die Themen Cameron und Wasser abschließen will - denn ich muss mal.
Bearbeitet von Cine-Phil, 03. Juli 2007, 16:24.