DJANGO
(dt. Titel: DJANGO)
Italien / Spanien, 1966
Tecisa / B.R.C. Produzione S.r.l.
Regie: Sergio Corbucci
Produktion: Sergio Corbucci, Manolo Bolognini
Buch: Sergio Corbucci, Bruno Corbucci
Kamera: Enzo Barboni
Schnitt: Sergio Montanari, Nino Bragli
Musik: Luis Enriquez Bacalov
Darsteller: Franco Nero, José Bódalo, Eduardo Fajardo, Loredana Nusciak, Angel Álvarez, Gino Pemice, Simón Arriaga, Giovanni Ivan Scratuglia
Starttermin: 6. April 1966
Inhalt: Ein schwarzgewandeter Cowboy namens Django (Franco Nero), der einen Sarg hinter sich herzieht, kommt in ein runtergekommenes Westernstädtchen. Nicht der Zufall verschlägt ihn hierher, wie es zunächst scheint, sondern der fiese Major Jackson (Eduardo Fajardo), mit dem Django noch ein Hühnchen zu rupfen hat. Doch anstatt kurzen Prozess zu machen lässt der mysteriöse Django Ruhe walten. Er hat noch Pläne...
Ein unrasierter Mann mit stahlblauen Augen, das Gesicht meist unter einem schwarzen Hut mit breiter Krempe verborgen, einen Sarg hinter sich herschleifend. Eine Ikone tritt auf: Django.
Auch dieser neue Held des Italowesterns wurde von Sergio Leones "Blondem", bekannt aus den bis dahin gedrehten zwei DOLLAR-Filmen, inspiriert. Dass geschickte Ausspielen zweier Parteien kupferte der kleine Sergio dem großen Sergio dreist ab. Doch Django war zu gut, um als müdes Plagiat belächelt zu werden. Ein neuer Archetyp des Spaghettiwestern wurde mit dem düsteren Rächer geschaffen.
Dabei geht Corbucci einen konträren Weg zu den Welterfolgen des allgegenwärtigen Leone. Statt in dessen Inszenierungslust zu schwelgen ist DJANGO reduziert, kurz und schroff auf den Punkt gebracht. Statt ausladenden Bildern voller Eleganz herrscht bei DJANGO der Dreck vor. DJANGO ist ein dreckiger kleiner Western, im wahrsten Sinne des Wortes. Statt durch trockenen Wüstenstaub stapfen die Protagonisten knietief durch Schlamm und Schlick, landen auch schon mal mit dem Gesicht darin oder stehen gar bis zum Hals im Dreck.
Was durchaus symbolbehafteten Charakter hat. Lange bleibt keiner sauber in DJANGO. Selbst der "Held" hat keine reine Weste, ist ein verschlagener Ganove mit Ecken, Kanten und einem nicht wirklich feinen Charakter. Ihn trotzdem als Sympathieträger und Identifikationsfigur zu etablieren, dem gehört dann schon ein ausgesprochen fieser Kotzbrocken von Gegner gegenüber. Und der hat es wirklich in sich und knallt Mexikaner einfach so zum Spaß ab.
Inspiriert von einem Comic und benannt nach dem legendären Jazzgitarristen Django Reinhardt schuf Sergio Corbucci nicht nur eine Style-Ikone. Es dauerte zwar bis 1987, bis Franco Nero wieder in die Rolle seines Lebens schlüpfte und die erste offizielle Fortsetzung zu fertigen. Der 1967 gedrehte IL FIGLIO DI DJANGO wird gern als erstes Sequel genannt, hat aber mit dem wirklich wahren Django so wenig gemein, wie die unzähligen Epigonen, die im Zuge des Riesenerfolgs die Kinos überschwemmten. Besonders in Deutschland sah man sich einer Welle von Django-Filmen ausgesetzt, die allerdings erst durch den deutschen Verleihtitel zu einem solchen wurden (übrigens kein rein deutsches Phänomen). Nero wurde zum Superstar, aber stets mit dem "Django"-Stempel und er dem er stets zu leiden hatte. Dabei hatte er, wie gesagt, sich erst 21 Jahre später wieder zu einer Rückkehr überreden lassen, kämpfte fortan gegen sein Image an und überließ das Feld seinem legitimen Nachfolger - Terence Hill.
Hill, mit ähnlich stechend-blauen Augen wie Franco gesegnet sollte dessen Platz einnehmen. Zunächst mit mäßigem Erfolg. Erst unter der Regie des Mannes, der bei DJANGO noch für die Kameraführung zuständig war - Enzo Barboni - auch bekannt als E.B. Clucher, konnte er seinen Durchbruch feiern. Als Star von Westernkomödien an der Seite seines Dauerpartners Bud Spencer.
Aber das ist eine andere Geschichte. Zurück zu DJANGO dessen wundervolle Musik von Enrique Bacalov ich hier noch lobend erwähnen will. Der Titelsong geht ins Ohr und lässt einen nicht mehr los. An Corbuccis Seite saß übrigens sein langjähriger Regieassistent Ruggero Deodato, der wohl auch nun wirklich jedem ein Begriff sein sollte.
DJANGO - ein schroffes, blutiges und kantiges Meisterwerk. Ein ungeschliffenes Juwel. Zeitlos macht er immer wieder Freude und gewinnt bei jedem Ansehen mehr dazu. Bis zum nächsten Mal, alter Freund!
Ich warte sehnsüchtig auf die Takashi-Miike-Version!
Trailer
Bearbeitet von Cine-Phil, 24. März 2008, 18:33.