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There's still some stuff in the basement. In here. - Filmforen.de

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There's still some stuff in the basement. In here.


119 Antworten in diesem Thema

#1 djmacbest

    lässt sich doch nicht öffentlich als Satire beschimpfen!

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Geschrieben 03. Januar 2007, 02:10

So, jetzt bin ich auch wieder dabei, mit der zweiten Version eines Filmtagebuchs. Als Titel diesmal, nach dem Fiva MC-Zitat des alten FTBs, ein Zitat aus dem neuen ROCKY BALBOA. Mit dem werde ich auch eröffnen, weil er eben so ein schöner Einstieg für einen Neuanfang ist, nicht, weil ich ihn zuletzt gesehen habe. Dann gehts erst mit den Filmen ab 2007 weiter. Aber ROCKY BALBOA muss noch.

Kommentare sind hier willkommen.

Einen Index werde ich wohl hier im Ausgangsposting führen.

4: Rise of the Silver Surfer - Abominable - Babel - Ballet Mécanique - Batman Begins - Black Sheep - Black Water - Cannonball! - Children of Men - Cliffhanger - Cold Prey - Confession of Pain - The Dark Hour - Dead Silence - Death Sentence - Eiskalte Typen auf heißen Öfen - The Ferryman - Fido - The Fountain - The Gravedancers - Hallam Foe - This is my Story - I'm a Cyborg, but that's OK - La Antena - The Life and Death of 9413, a Hollywood Extra - Masters of Horror: Homecoming - The Marine - The Mechanik - Paprika - Pathfinder - Perfect World - The Prestige - Rocky Balboa - Roger & Me - Rush Hour 3 - S.P.L. - Showdown in Little Tokyo - The Simpsons Movie - Smokin' Aces - Some Like it Hot - Straw Dogs - The Telltale Heart - The Texas Chainsaw Massacre (1974) - The Texas Chainsaw Massacre: The Beginning - Thank You For Smoking - Transformers

#2 djmacbest

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Geschrieben 03. Januar 2007, 02:20

Rocky Balboa
(ROCKY BALBOA, Sylvester Stallone, USA 2006)

Ein kleines Preview, auf einen längeren Text, den ich dazu die Tage schreiben werde. Vielleicht der Einstieg, vielleicht aber auch ein Fragment mittendrin, das weiß ich noch nicht. Frische Einträge kommen dann ab morgen.

„Fighters fight!“ – und zwar im Ring. Da gibt es den jungen, aktuellen Champion, Mason Dixon, und wenn ihm seine Manager unterbreiten, dass er ein Image-Problem hat, dann geht er währenddessen in seinem Trainingsring auf und ab. Und dann ist da Rocky, Rocky Balboa, einer der „greatest of all time“ in dieser kleinen Parallelwelt, wo es eben wirklich mal einen Boxer gab, dem es gelang, mit eisernem Willen und vor allem viel Herz auch die aussichtslosesten Kämpfe zu gewinnen. Er will zurück in den Ring, „nothing big, just local stuff, you know“, doch die Lizenz wird ihm verwehrt. Und er kämpft darum, im ersten großen Magic Moment dieses sechsten Teils des Franchises. Rocky steht da, vor der Kommission, im Anzug, gefilmt zwischen den Schultern zweier Kommissare hindurch. Das Bild wippt nach links und rechts, es ist beinahe ein point-of-view-shot eines Boxers auf seinen Kontrahenten, und auch Rocky ist in Bewegung, während er sein unbeholfenes Plädoyer vorträgt, verlagert sein Gewicht ständig von links nach rechts, von rechts nach links. Fighters fight!

#3 djmacbest

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Geschrieben 04. Januar 2007, 21:33

The Mechanik
(THE MECHANIK, Dolph Lundgren, Deutschland/USA 2005)

Bemerkenswert, wie direkt und straight der gute Dolph an die Sache rangeht. Da wird in nur ganz wenigen Minuten dem Helden eine wunderbare Motivation gebastelt, die - trotz ihrer Reißbretthaftigkeit - gerade dank ihrer Knappheit sich so schön stimmig in den Film einfügt. Der "schon wieder einer, der seine Familie rächen will"-Effekt stellt sich kaum ein, weil eben keiner auf diesem Topos rumtrampelt, sondern es eben nur pflichtbewusst im erweiterten Vorspann erwähnt wird. Ähnlich fix geht es dann ja auch weiter, als Dolph - inzwischen "Mechanik" in den USA - dann angeworben wird, das Mädel zu retten. "This is not about revenge, this is about retirement!" hätte er zu seligen PUNISHER-Zeiten vielleicht gesagt, und trotzdem: das übliche Handlungselement des Überredet-werden-wollens ist mit seinen ca. 2 Dialogzeilen auch eher knapp abgehakt.
Ich wiederhole mich: Das Bemerkenswerte an diesem Film sind gar nicht einmal so sehr die schön physischen Actionszenen. Es sind schon gar nicht die Landschafts- und Stadtaufnahmen, die "ich wurde an Originalschauplätzen gedreht!" zu schreien scheinen. Es ist die Knappheit, mit der Lundgren zu Werke geht. Diese unbarmherzige Schnörkellosigkeit und der völlige Verzicht auf jedwede Ambition, mehr als nur eine gelungene Schema F-Anwendung zu sein, ist in letzter Konsequenz schon wieder außergewöhnlich, und beinahe sogar selbstreferentiell. Ideen hat der MECHANIK nämlich einfach nicht nötig.

Notiz am Rande: Es gab da zwischen mir und meinen Sichtungsgenossen die interessante Hypothese, dass Dolph gar kein Schauspieler ist, sondern in Wahrheit früher mal russischer Elitesoldat war. Auch schön, das seltsame "k" am Ende des Filmtitels, wohl einerseits um ihn von der Räuberpistole mit Bronson abzusetzen, andererseits gewiss aber auch, um des Dolphs herben Akzent schriftlich zu visualisieren.

#4 djmacbest

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Geschrieben 04. Januar 2007, 21:54

S.P.L.
(SAAT PO LONG, Wilson Yip, Macau/Hong Kong 2005)

Zweite Sichtung, dieses Mal daheim, nach dem FFF'06 in Köln.

Hmmm. Zu den grandiosen Kampfszenen gibt es gar nicht viel zu sagen. Mir war Sammo Hung vor diesem Film kaum ein Begriff, aber recht bemerkenswert ist dieser sympathische Dicke durchaus, doch. Was nach Abzug der Action bleibt ist vor allem eines: absolut überdurchschnittlicher Heroic Bloodshed. Immerhin, Yip ersetzt das Woo'sche Pathos durch viele parallel konstruierte Geschichten von jungen und alten, fürsorglichen und nachlässigen, richtigen und Ersatz-Vätern. Da bekommt jeder Akteur einen entsprechenden Hintergrund spendiert, und in seiner vielschichtigen und vor allem durchaus subtilen Codierung erinnert das Ergebnis so gar nicht mehr an das typische Hong Kong-Kino, sondern sieht viel eher nach genau der Liga cleveren Hollywood-Mainstreams aus, die mir persönlich ohnehin am Allerliebsten ist. Mitten in all diesen Vätern gibt es dann übrigens noch den einen, der einfach nur Sohn zu sein scheint, so unbeschwert-nachdenklich durch den Film streift (dabei äußerst effektiv Bösewichte vermöbelt), und dann zum Schluss vielleicht nicht das tragischste, wohl aber das unerwartetste Opfer wird - immerhin ist er ja angetreten, um eine Vaterrolle zu übernehmen. Stattdessen steht dann am Schluss nur noch der - man muss fast sagen: ehemalige - Vater der Protagonisten am Strand, seine Ersatztochter als einziges Kind übriggeblieben, und sie ist genauso unbeschwert, wie sie es sein sollte...

Ehe ich jetzt ins metaphysische Interpretieren gerate, höre ich besser auf. Es stellt sich wohl ein wenig die Frage, inwieweit dieses Familienmotiv in S.P.L. nicht eher über- denn lediglich ausgereizt wurde. Ob die Personenkonstellation des Films bis ins Letzte tatsächlich schlüssig bliebe, würde man sie detailliert untersuchen, wage ich nicht zu beurteilen. Funktionieren tut S.P.L. aber allemal, auch bei der zweiten Sichtung.

#5 djmacbest

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Geschrieben 04. Januar 2007, 22:36

Perfect World
(A PERFECT WORLD, Clint Eastwood, USA 1993)

OK, der erste Clint Eastwood-Eintrag in diesem noch jungen FTB, und es wird bestimmt nicht der letzte bleiben. PERFECT WORLD sah ich zuletzt, als er gerade in der Videothek erschienen war, also wohl so ca. 1994, mit elf oder zwölf Jahren. Das gilt schon fast als Erstsichtung, erinnern konnte ich mich jedenfalls an fast gar nichts mehr.
Ich hatte mir von diesem ersten Eastwood nach UNFORGIVEN ja - gerade auch in Einklang mit meiner marginalen Erinnerung - eher etwas weniger komplexes erwartet. Ok, dieses Rennen ist gerade gegen UNFORGIVEN nicht zu gewinnen, aber dennoch: Clint packt mal wieder für ihn typische Themen an, und reitet außerdem ordentlich gegen sein Image als Neokon-Hardliner, das er wohl vor allem seinen frühen Cowboy-Rollen sowie wenig sorgfältiger Dirty Harry-Exegese zu verdanken hat.

Mein Lieblings-Motiv bei Eastwood sind die Frauenrollen in dessen Filmen. Diesbezüglich ist PERFECT WORLD ausnahmsweise sogar mal fast eine Nullnummer, denn außer Laura Dern, die den Macho Clint fröhlich zum respektvollen Kollegen umformen darf. Da gibt es einen winzigen Moment, als Eastwood etwas zur weiteren Strategie gefragt wird, und er mit seiner Antwort ganz kurz zögert und sich zu Laura Dern umdreht, ein "good idea" von ihr, erst dann ein "yeah, do that" von ihm, beinahe unmerklich. Der Macho Clint Eastwood (der Schauspieler) will längst keiner mehr sein, das hat er ja auch in DIRTY HARRY recht unmissverständlich klargemacht, als er sich von seiner neuen Partnerin ganz ungeniert hat analysieren lassen. Oder viel früher schon, in GAUNTLET, wo der Bilderbuch-Chauvi Shockley an die toughe Prostituierte gerät, die ihm mehr als gewachsen ist... Das Thema ist nicht neu, bei Eastwood, aber es lässt ihm wohl keine Ruh. Kaum eines seiner Regiewerke kommt ohne dieses Motiv aus.

In PERFECT WORLD gibt es jetzt den flüchtigen Verbrecher Butch, der den kleinen Philipp als Geisel nimmt. Marshall Clint Eastwood war es - damals noch Sheriff - der dem damals noch 12-jährigen Butch eine vierjährige Jugendstrafe verschaffte, für Autodiebstahl. Er wollte ihn vor dessen Vater beschützen, war sich sicher, dass Butch im Gefängnis bessere Chancen als in dessen Obhut hätte, erzählt einmal, dass Butchs Vater seinen Sohn - und eigentlich so ziemlich jeden, der ihm in die Quere kam - regelmäßig verprügelte, und so weiter, eben alles, was einen Rabenvater so ausmacht. Jetzt ist es aber überraschend, wenn wir den aktuellen, erwachsenen Butch hören, wie er von seinem Vater spricht: durchaus liebevoll, in guter Erinnerung. Er trägt eine Postkarte mit sich herum, die ihm sein Vater schickte, und würde man Butch fragen, würde er seinen Vater wohl als guten Vater bezeichnen.
Es ist der Konflikt zwischen innerer und äußerer Ansicht auf Familienstrukturen, den Clint mit PERFECT WORLD in erster Linie thematisiert. Am Ende erahnt sein Charakter ja, dass Butch für den kleinen Philipp eine Vaterfigur geworden ist, eine durchweg positive sogar. Wohl sprachlos vor plötzlichen Zweifeln an seinem damaligen Urteil kann er schlimmeres nicht mehr verhindern.
Auch Butchs und Philipps Odysee durch Texas verbildlicht diesen Konflikt ständig: Da treffen sie auf eine biedere Familie im Kombi, und die Mutter schimpft plötzlich fürchterlich auf ihre beiden Kinder, als diese im neuen Auto ein Getränk verschütten. Bis der Vater die eingeschüchterten Kleinen tröstet, vom Fahrersitz aus, ein wenig unbeholfen, aber grundehrlich. "He's a good family man" sagt Butch etwas später zu Philipp. Und später dann, der schwarze Farm-Arbeiter Mack, der mit seiner Familie zusammenlebt, eigentlich sympathisch charakterisiert, aber schon das erste Mal, als er seinem kleinen Sohn beinahe beiläufig - und annähernd grundlos - eine Ohrfeige verpasst, fokussiert die Kamera wieder Butchs Gesicht; sucht nach einer Regung, einer Reaktion darin. Beim zweiten Vorfall bricht es aus Butch dann heraus, er schlägt Mack, bedroht ihn mit der Waffe, zwingt ihn, seinem Sohn zu sagen, dass er ihn liebt. Es ist plötzlich der kleine Philipp, der das nicht mehr mit ansehen kann, und auf Butch schießt. Das ist kein kindlicher Heldenmut, es ist einfach etwas, dass er sich bei Butch abgeschaut hat, als dieser unerbittlich-grimmig seinen Mitausbrecher erschoss, nachdem sich dieser an Philipp vergreifen wollte. Die Landstreicher-Moral von Butch hat Philipp übernommen, Erziehung im Schnelldurchgang. Auch Philipp weiß das. Und hat am Ende schon zum zweiten Mal in seinem Leben einen Vater verloren.

#6 djmacbest

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Geschrieben 08. Januar 2007, 12:20

Batman Begins
(BATMAN BEGINS, Christopher Nolan, USA 2005)

Vierte Sichtung, glaube ich, und keine davon habe ich bisher bereut. Lustig aber, wie es dazu kam: Großes Familienfest am Mittag, und mein 9-jähriger Neffe saß die ganze Zeit mit seinem Game Boy Advanced dabei. Ich als überzeugter Nerd war natürlich neidisch, mich hier mit Onkeln, Tanten und Großmüttern rumschlagen zu müssen, während er da friedlich und sicherlich auch recht genussvoll BATMAN BEGINS spielte. Naja, und da kam es dann irgendwie, dass ich ihm erklärte, was er in dem Spiel denn gerade überhaupt macht, wen er da virtuell verprügelt, und so weiter. Und bekam prompt ordentlich Lust, diesen Film nochmal anzuschauen.

An meiner Meinung hat sich seit dem letzten Text immer noch nichts geändert. Ich bin beinahe überrascht, dass BB auch nach mehrmaliger Sichtung so überhaupt nichts verliert, davon bin ich nun gar nicht ausgegangen. Ich muss aber sagen, dass neue Erkenntnisse langsam aber sicher auch ausbleiben. Nur zwei Kleinigkeiten:
-Der ganze erste Part mit den verschachtelten Rückblenden nach Asien, in die Kindheit und in die Jugend Bruce Waynes ist großartig strukturiert. Das hat Funk_Dogg in seinem Eintrag zu PRESTIGE schon geschrieben: Nolan kann sowas wie zur Zeit kein zweiter! Er braucht keine Überleitungen zwischen den Zeit- und Ortssprüngen, nicht einmal einen establishing shot, und trotzdem geht die Übersicht und der Durchblick wirklich nie verloren.
-Ganz subtil, heimlich, still und leise liefert uns Nolan hier ja auch den Grund, warum Wayne ausgerechnet dem Polizisten James Gordon soviel Vertrauen entgegenbringt, das war mir bisher immer entgangen: Als Bruce als kleiner Junge nach dem Mord an seinen Eltern in der Polizeistation sitzt, wählt Jim Gordon ganz zufällig, und ganz beiläufig, zu dessen Trost genau die Worte, die Papa Wayne im Sterben noch ausgehaucht hat. "It's okay." Simpel, und wenn der Film auf diesen Umstand irgendwann auch nochmal eingegangen wäre, dann wäre es wohl eher peinlich gewesen. Dadurch, dass das aber so schön beiläufig und unbemerkt geschieht, und das Fehlen einer Erklärung für Batmans Sympathie Gordon gegenüber auch nie sonderlich unplausibel erscheint, ist diese winzige Geste plötzlich ziemlich großartig.

#7 djmacbest

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Geschrieben 11. Januar 2007, 23:47

The Texas Chainsaw Massacre: The Beginning
(THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE: THE BEGINNING, Jonathan Liebesman, USA 2006)

Ohje. Oder: Oh, toll! Es gibt ja genug Apologeten und Fans des Originalfilms von Tobe Hooper, die das Nispel'sche Remake für ein direktes Werk des Antichristen halten. Diese Meinung kann ich so gar nicht teilen, fand ich den Nispel doch (damals, im Kino) solide bis ziemlich fies, wenn ihm auch die Hooper'sche Finesse etwas abging. Und die Hooper'sche Ass-Cam, das auf jeden Fall. Letztere ist zurück, denn diese Jordana Brewster darf ihr ansehnliches Maurerdecolleté den ganzen Film zum Besten geben, schön auf Augenhöhe der Kamera.

Soviel zu den Randnotizen. TCM:TB macht es mir so gar nicht leicht, ihn doof zu finden. Er macht es mir aber auch noch schwerer, ihn zu hassen.
Was Mr. Liebesman hier hingelegt hat, ist mal zumindest ein verdammt fieser Film. Gar nicht (nur) auf Grund des plastisch dargestellten Metzgerwerks, sondern, weil Liebesman hier einen richtigen Nägelkauer geschaffen hat. Es sind aber die Mittel, die man dann doch in Frage stellen muss: Die gesamten 83 (deutsche Fassung) bis 91 (Unrated) Minuten sind ununterbrochen von enervierend-treibendem Soundtrack unterlegt, der obendrein - wenn auch effektiv - alles andere als originell ist. Halt das übliche Gestampfe, Disharmonien, ein wenig schief gespielte Instrumente, etc. Man kennt das aus dem flachen Suspense-Kino. Ebenso die wackelige Kamera, die viel zu nahen shots, die dem Zuschauer deshalb nie Übersicht und damit Entspannung gönnen. Und die schnellen, zu schnellen Schnitte. Dann, diese doofen "Boo"-Effekte. Ich mein, Liebesman ist sich selbst für die alte "Zwei unterhalten sich im Auto, dann klopft plötzlich einer an die Scheibe, dazu ein Paukenschlag auf der Tonspur und das erschrockene Aufkreischen des Mädchens im Auto"-Nummer nicht zu schade. Auch nicht mehrmals.
Stilistisch ist, wenn ich mir das so recht überlege, TCM:TB sogar ziemlich dämlich. Bloß, weil das alles im Zusammenspiel ganz gut funktioniert (was auch schon eine Leistung ist, siehe BOO!), ist das noch keine gelungene Ästhetik. Viel fraglicher ist aber, ob der Film eine solche überhaupt nötig hat.
Liebesman stolpert hiermit denn doch ziemlich über die Füße des Drehbuchs: Da hagelt es Dia- und Monologe, die mit meaning nur so zugekleistert sind. Papa Hoyt lebt einen waschechten Gottkomplex aus, hat außerdem irgendein (nicht näher bezeichnetes) Kriegstrauma abbekommen, ist amerikanische Prüderie in Person und darf dann auch noch den sadistischen Erzieher spielen - die Figur ist genug für vier bis fünf Filme, überladen bis jenseits aller Nachvollziehbarkeit. Auch der Rest der Familie hat's nicht viel besser erwischt: Opa Monty ist irgendwo zwischen peinlicem Duckmäuser und ekligem alten Bock (und damit vielleicht noch die subtilste Figur), die Mama der Familie schaut Hoyt erst wie einem kleinen Kind beim Spielen zu, erfindet sich selbst plötzlich schräge Muttergefühle für eines der Opfer und wächst dann heran zur zornigen Furie und Matriarchin heran - nur um plötzlich gänzlich aus dem Film zu verschwinden und mit keiner weiteren Szene mehr erwähnt zu werden. Und Neffe Thomas a.k.a. Leatherface hat überhaupt nichts außer seiner Entstellung, was dem Drehbuch genug Anlass gibt, ihn mit allen noch nicht anderweitig verwendeten Neurosen auszustatten, die der Brockhaus so hergibt.

Das Urteil kommt beim Drüberschreiben, in diesem Fall: TCM:TB ist ganz übler Mist. Weil er so widerlich durchstilisiert-effektiv ist. Und weil er es sich ganz groß auf die Fahnen geschrieben hat, der Reihe einen großartigen psychologischen Hintergrund zu spendieren. Letztlich ist das aber nicht mehr, als bereits in ARO TOLBUKHIN formuliert: Er zeigt nur das, was der Zuschauer als Erklärung sehen will.


PS: OK, statt dieses Textes könnte man sich jetzt auch darüber Gedanken machen, warum der Film so massiv auf das Thema von den Jugendlichen, die in den Krieg (hier Vietnam) ziehen müssen/wollen, eingeht; warum er eigentlich sogar komplett um dieses Motiv herumgestrickt ist. Da ist TCM:TB dann wohl wiederum verdammt zeitgemäß, inhaltlich, und liefert eine vor allem schlüssige Interpretation des 1974er-Films gleich mit. Verdammter Zwiespalt, was schreib ich denn jetzt in meine Kritik???

#8 djmacbest

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Geschrieben 11. Januar 2007, 23:50

Showdown in Little Tokyo
(SHOWDOWN IN LITTLE TOKYO, Mark L. Lester, USA 1991)

Geil. Sowas wird heutzutage einfach nicht mehr gebaut. Prügeleien, Schießereien, ein wenig Konservenblut und dumme Sprüche. Fertig. Und natürlich schön rechts von der liberalen Mitte, diese Glorifizierung/Verharmlosung der ganzen Selbstjustiz-Bullen. Großes Tennis, und um ein Vielfaches unterhaltsamer als der kürzlich gesehene CITY COBRA.

#9 djmacbest

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Geschrieben 11. Januar 2007, 23:57

Cliffhanger
(CLIFFHANGER, Renny Harlin, Italien / Frankreich / USA 1993)

Also, so im direkten Vergleich zum SiLT vom Vortag: Die Filme liegen nur zwei Jahre auseinander, und dennoch sieht ersterer aus wie aus den 80ern (meinetwegen: späte 80er), während Stallones Filmchen durchaus eine aktuelle Produktion sein könnte. OK, abgesehen von der Vielzahl an geradezu peinlichen Studiokulissen, miserabel ausgeleuchtet, mit kaum kaschiertem Pappmaché geschmückt. Spaß macht die Chose trotzdem, auch und vor Allem dank des nett-britischen Akzents sämtlicher Bösewichte. SiLT war trotzdem schöner.

#10 djmacbest

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Geschrieben 18. Januar 2007, 01:22

Eine Kritik zu TEXAS CHAINSAW MASSACRE: THE BEGINNING ist jetzt von mir beim Schnitt erschienen...

#11 djmacbest

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Geschrieben 18. Januar 2007, 01:34

Ballet mécanique
(BALLET MÉCANIQUE, Fernand Léger/Dudley Murphy, Frankreich 1924)

Seminar zur "American Film History", Thema der Sitzung ist "Non-fictional Forms: Early Avant-Garde Film". Drei Filme standen auf dem Programm, dieses der erste.

Anstrengende 19 Minuten, soviel mal vorweg. Auffällig, über die Diskussion im Seminar selbst hinaus:
-Der kubistisch gezeichnete Charlie Chaplin, der den Film an Anfang und Ende einrahmt.
-Die schaukelnde Frau, als Rahmen im Rahmen, und als so ziemlich einziges Motiv, dessen Bewegung organischer Natur ist.

Léger scheint mir hier vor allem an Bewegungen interessiert, und unterscheidet dabei ziemlich raffiniert zwischen echten und virtuellen Bewegungen, mechanischem und rein iterativem Rhythmus. Und dann ist dieses BALLET MÉCANIQUE obendrein verdammt selbstreflexiv: Da konnotiert der eigens komponierte Soundtrack gleiche Töne und Instrumente (Sirenen) dank unterschiedlicher Bilder mit verschiedener Bedeutung; da wird Bewegung - sogar Tanz - erzeugt, wo keine ist, indem Beinprothesen per Stop-Motion zum Cancan gebracht werden; und da ist dann natürlich die Kamera, die sich gerne mal selbst filmt, in einer pendelnden Kugel.

Der Verweis im Vorwort der DVD auf Disneys FANTASIA ist übrigens absolut fantastisch.

#12 djmacbest

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Geschrieben 18. Januar 2007, 01:48

The Life and Death of 9413, a Hollywood Extra
(THE LIFE AND DEATH OF 9413, A HOLLYWOOD EXTRA, Robert Florey/Slavko Vorkapich, USA 1928)

"Early Avant-Garde Film", Teil 2.

Lustig, das am Rande. Dann: Schön, wie der Film zwar satirisch die doch recht harschen Mühlen der Hollywood'schen Starproduktion beschreibt, aber gleichzeitig nicht das System grundsätzlich verdammt. Schließlich wendet sich unser Held 9413 zu Beginn vertrauensvoll an einen "Mr. Almighty", und als er dann am Schluss in den Himmel kommt, sieht da alles auch gar nicht so viel anders aus als in Hollywood: Die "Casting / No Casting"-Schilder hängen überall rum und die himmlische Stadt ist in den gleichen Silhuetten dargestellt wie zuvor die irdische. Nur schreibt der Mr. Almighty, den er hier trifft, ihm keine Nummer mehr auf die Stirn - im Gegenteil, er löscht sie.

Richtig gelacht habe ich übrigens über 9413s Sterbeszene: Es fällt Licht in die Düsterkeit seines kargen Appartments, viel zu helles Licht, und er hält sich nur erschrocken und scheinbar unter Schmerzen beide Arme vors Gesicht. Das ist eine so offensichtliche (und: geniale!) Referenz an Murnaus NOSFERATU, allein dafür möchte ich die Herren Florey und Vorkapich posthum unbedingt umarmen!

#13 djmacbest

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Geschrieben 18. Januar 2007, 02:02

The Telltale Heart
(THE TELLTALE HEART, Leon Shamroy, USA 1928)

"Early Avant-Garde Film", Teil 3.

Beeindruckend, mit welch einfachen Mitteln Shamroy hier - zumindest in der ersten Hälfte - den Poe'schen Horror erzielt. "It's his eye I hate the most!" sagt eine Texttafel, und nur das sieht der Mörder dann auch, vor seiner Tat: Das entstellte und erblindete Auge des alten Mannes, durch einen Kaleidoskop-Effekt achtfach multipliziert, das Bild blitzt immer wieder hell auf, Schnitte auf den schreienden Mund des Mörders, des Opfers, zurück zum Auge... Über all dem direkt in den Film gekratzt die Schrift "KILL!", in krakeligen, knochigen Lettern; eine lange, beinahe schweißtreibende Montage. Diese eine kurze Sequenz erscheint mir als bahnbrechender Meilenstein des Horrorgenres, hier etablieren sich bereits Stilmittel, die heute noch Verwendung finden, und das Ergebnis ist so verstörend wie Poes delirierend-hypnotische Sprache.

(Ich lasse mal großzügig unter den Tisch fallen, dass der nachfolgende Kampf mit seinem Gewissen weit weniger beeindruckend ausfällt, als dieser furiose Anfang erhoffen lies.)

#14 djmacbest

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Geschrieben 10. Februar 2007, 20:15

Auch zu Rocky Balboa habe ich im Schnitt geschrieben...

#15 djmacbest

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Geschrieben 10. Februar 2007, 20:23

The Prestige
(THE PRESTIGE, Christopher Nolan, USA 2006)

Ein beliebiger Wald, es herrscht tristes Wetter. Nebel steigt vom Boden auf. Und überall liegen Hüte - Zylinder - verstreut. Diese Hüte sind unbeschädigt, in tadellosem Zustand, aber das Wetter lässt sie abgegriffen und alt erscheinen, der leichte Nebel schafft sogar den Eindruck, dass die Hüte rauchen. Dieses Bild habe ich unwillkürlich und auf der Stelle mit Resnais' NUIT ET BRUILLARD assoziiert, mit SAVING PRIVATE RYAN, mit THE THIN RED LINE. Diese Zylinder, sie liegen da wie die Leichen unzähliger Soldaten, oder wie die Opfer eines Genozids in ihrem Massengrab. Der Wald bildet das Schlachtfeld, der Nebel den Rauch verfliegenden Schießpulvers. Und die augenscheinliche Abgegriffenheit der Hüte, nunja, das ist Folge ihres Sterbens. Diese Zylinder sind tot, sie sehen einfach tot aus, soweit ein Kleidungsstück überhaupt tot aussehen kann. Das Bild wird dem Zuschauer später im Film noch zweimal begegnen: Einmal, wenn der Plot die Bewandnis dieser Szenerie erklärt, und noch einmal, als assoziative Illustration des finalen Twists.

Ich komme ja oft nicht umhin, mir Gedanken über das "Warum?" und vor Allem über das "Warum gerade jetzt?" einer Filmproduktion zu stellen. Klar, beim TCM von 1974 wurde das als Kommentar zum Vietnamkrieg gelesen, von wegen "den Krieg heimbringen", etwas in der Art. Das Fantastische an PRESTIGE ist wohl, dass er so deutlich als zeitgenössische Parabel lesbar ist, gleichzeitig aber grandios als kniffliges Unterhaltungskino funktioniert.Die Assoziation, die ich mit dem Eröffnungsbild hatte, bestätigt sich nämlich auch - und sogar: erst recht! - nach Auflösung sämtlicher Plotelemente als naheliegend und unterstreicht daher eben den Verdacht, es mit einer Parabel auf Krieg und die darin angewandten Mittel zu tun zu haben. Mit einer Parabel, die nicht unbedingt als Solche auftreten will, sei es aus kommerziellen (böse-böse) oder gar künstlerischen Gründen. Das ist dann aber auch schon wurscht, meiner Ansicht nach. So gerne ich Film als Kunst lese, so unangenehm sind mir auch Filme, die nur Kunst sein wollen. Das Entertainment und Tiefe sich prima verbinden lassen, beweist PRESTIGE. Und eigentlich auch alle anderen Nolans, die immer mehr sind als nur die Summe aus Plot und verkrebster Erzählstruktur.

#16 djmacbest

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Geschrieben 10. Februar 2007, 20:46

The Marine
(THE MARINE, John Bonito, USA 2006)

OK, hoffentlich nagelt mich jetzt keiner darauf fest, diesen Film nicht als die komplette Zeitverschwendung empfunden zu haben, die er eigentlich ist. Die Actionszenen sind eher doof bis langweilig, so richtig carnage hat auch die unrated-Fassung nicht zu bieten, und John Cena scheint mit seinem Marine einen ähnlichen Pazifisten wie Schwarzenegger in COLLATERAL DAMAGE abgeben zu wollen - auch er verweigert den Einsatz von Schusswaffen geradezu mit peinlicher Sorgfalt (hat aber immerhin ständig ein martialisches Messer dabei, welches er zwar auch nicht einsetzt, immerhin aber gerne mal als Penisprothese kameratauglich platziert). Ich muss auch gestehen, dass ich den Film eher so nebenbei angeschaut habe, was jetzt auch kein großer Verlust war.

Immerhin, das muss man diesem Dumpfbackenkino, welches die WWE neuerdings produziert, zu Gute halten: Sie bringen den Muskelprotz zurück ins amerikanische B-Kino! Schon SEE NO EVIL hat diesen herrlichen Slasher im Repertoire gehabt, der schonmal einfach mit seiner beeindruckenden Statur auf den Putz hauen kann, wie weiland zuletzt Kane Hodder als FREITAGs Jason. Und Cena bedient natürlich die gleiche Männlichkeitsfantasie, die in den glorreichen 80ern von Arnie und Sly (und am Rande dann auch von Lundgren und co.) verkörpert wurde. Dieses durchaus homoerotische Stieren auf aufgepumpte Muskeln gehört zum Genre doch irgendwie dazu. Das gibt dem ganzen Gemetzgere den archaischen Touch, der in letzter Zeit (von wenigen Ausnahmen wie Hensleighs PUNISHER mal abgesehen) zum Anachronismus verkommen ist. Danke, liebe WWE. Jetzt bitte mal ein guter (also: besser funktionierender) Film nach diesem Strickmuster, und ihr habt alle Trümpfe in der Tasche.

Achja, und gelacht hab ich auch einmal, als einer der bösen Schergen die Unerbittlichkeit John Cenas mit den Worten "he's like the Terminator!" kommentierte, und sich dafür einen eisigen Blick von Ex-T-1000 Robert Patrick einfing.

#17 djmacbest

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Geschrieben 10. Februar 2007, 21:06

Babel
(BABEL, Alejandro González Iñárritu, Frankreich/USA/Mexiko 2006)

Bah. Das ist so die Sorte von bemüht schwerverdaulichem im-Grunde-doch-nur-Mainstream-Arthaus, mit der ich so gar nicht warm werden will. 21 GRAMS muss man den Vorwurf ja bereits machen, sein eigenes Konzept unnötig zu verkopfen, in BABEL treibt Iñárritu das allerdings auf die Spitze. Dabei ist er direkt sogar "leichter" als der GRAMS, ohne Zweifel: Immerhin erzählt Iñárritu seine 4 Episödchen ausnahmsweise mal chronologisch. Ästhetisch verknüpft sind diese Handlungsfäden dann durch geradezu beleidigend simple Plot-Parallelen: Aufbruch an Schauplatz C in Episode C, montiert nach Aufbruch an Schauplatz B in Episode B, montiert nach Aufbruch an Schauplatz A in Episode A, und so weiter... Nur ganz selten bricht BABEL aus diesem stupiden Konzept aus, aber selbst dann scheint es eher eine Notwendigkeit, die aus den ausnahmsweise zu wenig parallel verlaufenden Plots resultiert.

Ach, sowas kann ich BABEL eigentlich nichtmal übelnehmen. Auch der behauptete Zusammenhang zwischen den Geschichtlein ist die Aufregung nicht wert, die um diesen Umstand in den wenigen negativen Stimmen zum Film gemacht wurde. Nett war sogar die Adaption der plotstiftenden Idee von THE CLEARING: Dem Zuschauer dank bewährter Mittel eine Parallelmontage vorzugaukeln und damit Gleichzeitigkeit der Handlungsstränge zu suggerieren, nur um dann aufzudecken, dass in Wahrheit einige Tage dazwischen liegen.

Schlimm aber ist die Naivität, mit der Iñárritu hier großes Anspruchskino behauptet. Da gibt es den Sohn eines Ziegenhirten irgendwo in der marokkanischen Wüste, er kriegt vom Papa ein Gewehr in die hand gedrückt, "um Schakale zu erschießen". Der Rotzbengel findet für seine Zielübungen aber den gerade vorbeifahrenden Touristenbus angemessener - und schießt prompt Cate Blanchett in den Hals. Sofort geht die Debatte los, wer denn wohl der unbekannte Schütze war, das Geschrei ist groß, dass es wohl ein Terroranschlag gewesen sein muss. Iñárritu bebildert diese Absurdität immerhin leidlich subtil mit vermeintlich objektiver TV-Berichterstattung. Wie dem auch sei, irgendwann stellt die Polizei dann den Jungen mitsamt Papa und älterem Bruder in den Bergen. der Bub schießt auf die Polizisten, verwundet einen. Daraufhin schießen die zurück, erschießen seinen Bruder. Papa weint, Bub nimmt daraufhin erschrocken das Gewehr und zerschlägt es in einem symbolischen Akt - Cinemascope-tauglich inszeniert - am nächstbesten Felsen als Abkehr wider alle Gewalt, und geht schließlich weinend und reuevoll mit erhobenen Händen auf die Polizei zu. Das ist in seiner Gesamtheit eine so haarsträubend peinliche Auseinandersetzung mit den "großen Themen", die sich Iñárritu auf die Fahnen schreibt, dass für mich die weitreichende Anerkennung dieses Films vollkommen unverständlich ist.

#18 djmacbest

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Geschrieben 10. Februar 2007, 21:31

Roger & Me
(ROGER & ME, Michael Moore, USA 1989)

Beeindruckender Beleg, dass Michael Moore auch nichts anderes ist, als eine filmgewordene (und politisch dezidiert links ausgerichtete) Variante der BILD-Zeitung ist. Ich mein, sein manipulatives Vorgehen kann man einem Dokumentarfilmer kaum vorwerfen. Im Gegenteil ist das Dokumentarkino ja meistens ohnehin bereits meinungsbildend konzipiert, von daher ist das durchaus legitim. Ekliger finde ich da schon das in-Szene-setzen (und nein, ich meine hier nicht den wertneutralen Begriff der "mise-en-scene"!) seiner eigenen Person. Da stilisiert sich Moore zum großen Helden der Arbeiterschaft, der für eine gerechte Sache kämpft. Er zeigt sich liebend gern selbst vor der Kamera, spielt die Rolle eines liebenswerten und immer höflichen Unterschichtlers, der aber an der Großkotzigkeit, Arroganz und mangelnden Kooperation der "Großkopferten da oben" scheitert. Diesen Scheinplot um sein lächerliches Bemühen für ein Interview mit Roger Smith würde kein Moore-Apologet in einem Spielfilm als glaubwürdig akzeptieren. Wer in Jeans, Sweatshirt und Baseball-Cap bei einem exklusiven Yacht-Club unangemeldet aufkreuzt und nach einem Interview verlangt, der bekommt halt keines. Da hilfts auch nix, wenn Moore mit unschuldigen Rehäuglein diese himmelschreiende Ungerechtigkeit mit einem lapidaren "I understand" kommentiert. Ich behaupte einfach mal, ganz im Sinne der Spielfilme-unrealistisch-finder: Wenn Moore den herkömmlichen Weg gegangen wäre, hätte er das Interview bekommen, von dessen Nichtzustandekommen er stattdessen dauernd lamentiert.

Ebenso widerlich: Sich zwar vordergründig mit den entlassenen Arbeitern von General Motors zu solidarisieren, letztlich aber eben doch - und vor Allem: am Film auch ohne eine Recherche der Produktionsumstände problemlos nachweisbar! - in erster Linie den filmischen Effekt im Auge zu haben. Wenn Moore die Typberaterin zeigt, die nach einer Fehlinterpretation ihres eigenen Farbtyps ("Frühling" statt "Herbst") in einer augenscheinlich schweren Krise steckt, dann wirft er sie damit dem Publikum ungeniert zum Auslachen vor.

Man kann ihm ja zu Gute halten, dass diese ganze eklige Methode ja dem guten Zweck dient, möglichst viele Leute mit seinen politisch wohl aus meiner Sicht weitgehend richtigen Meinungen zu erreichen. Letztenendes sollte eine Wertung dieses populistischen Prinzips aber wohl fairerweise von einem neutralen Standpunkt aus erfolgen - und spätestens dann ist Moore eben nichts anderes mehr als die Zeitung mit den vier großen Buchstaben. Und die findet ja angeblich auch keiner gut, oder?

#19 djmacbest

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Geschrieben 19. Februar 2007, 23:12

Abominable
(ABOMINABLE, Ryan Schifrin, USA 2006)

Nettes Monsterfilmlein. Lance Henriksen in einer langweiligen und Jeffrey Combs in einer lustigen Gastrolle. Und Karl Dall als Yeti/Bigfoot/whatever. Oder jemand, der ihm recht ähnlich sieht. Die Creature-Effekte sehen überhaupt ungefähr so gut aus wie der vielbeschworene Werbär im WILD COUNTRY des letztjährigen Fantasy Filmfests. Was übrig bleibt von diesem Film, der mir immerhin eine Windows-Installation, die ich währenddessen auf den PC meines Chefs aufspielte, versüßte, ist lediglich die einigermaßen interessante Konstellation: Der Protagonist des Films sitzt im Rollstuhl, und muss in bester FENSTER ZUM HOF-Manier durch das Fernglas mitansehen, wie die dickbebrüsteten Teenager in der Berghütte nebenan nach und nach Opfer des Viechs werden. Skurriles Detail: besagte Nachbarhütte scheint auf flinken Füßen errichtet, schwankt ihr Abstand zur Hütte unseres Protagonisten doch ständig zwischen Tür-an-Tür und außer-Rufweite. Zu erwähnen bleibt nur noch der genre-obligatorische Abschlussgag, der so vorhersehbar und flach ist, dass er zumindest mir tatsächlich richtig Spaß gemacht hat. Der Rest ist Zuschauen-und-dabei-nicht-wirklich-interessiert-sein...

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Geschrieben 19. Februar 2007, 23:31

The Fountain
(THE FOUNTAIN, Darren Aronofsky, USA 2006)

Und wieder stolpere ich darüber, dass ich zu lange gewartet habe: FOUNTAIN hat mir sehr gut gefallen, aber all die Euphorie, die viele auch schon PI oder REQUIEM FOR A DREAM gegenübergebracht haben, kann ich auch hier nicht fühlen. Da kann und will ich gar nicht mit dem Finger draufdeuten, aber die Aronofsky-Filme sind für mich immer Filme, die ich aus der Distanz betrachte.

Ganz toll fand ich jedenfalls, wie Aronofsky hier die Vergangenheits- und Zukunftshandlungen seines Plots zur Bebilderung der emotionalen Zerrissenheit seines Protagonisten nutzt. Dabei erzählt er jeweils zwar gegenteilige Handlungen, lässt aber gerade diese beiden Zeit-Rahmen wunderbar parallel kulminieren. Ausführlicher hatte ich das schon hier beschrieben, die Redundanz spare ich mir daher.

Achja, und diese Vorgehensweise war es wohl auch, was mich meine ansonsten leider schwer unüberwindbare Distanz vergessen ließ, als Jackman schließlich die Blüte auf das verschneite Grab seiner Frau legte. Ohne diese Emphase durch die beiden anderen Handlungsstränge, hätte diese Szene nie funktioniert.

Den Vorwurf des Ethno-Kitsches halte ich nebenbei für ziemlich haltlos.

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Geschrieben 19. Februar 2007, 23:43

The Texas Chainsaw Massacre
(THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE, Tobe Hooper, USA 1974)

Wieder gesehen. Wieder beeindruckt, wie richtungsweisend der Film viele heute absolut gängige Stilmittel und Topoi einsetzt. Wieder fasziniert gewesen, wie geschickt Hooper die Diskrepanzen zwischen dem Bild und der Tonspur instrumentalisiert. Und wieder einen Filmtagebucheintrag geschrieben, der leider mit keiner neuen Erkenntnis dienen kann.

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Geschrieben 19. Februar 2007, 23:52

Manche mögen's heiß
(SOME LIKE IT HOT, Billy Wilder, USA 1959)

Gesehen im Seminar zur American Film History, zum Thema "Cultural Debates I: Film and Stars". Effektiv interessanter darüber diskutiert haben wir schließlich aber in der Sitzung der nächsten Woche, "Cultural Debates II: Film and Gender". In der eigentlichen Sitzung dagegen schienen sich die meisten eher für Produktionshintergründe begeistern zu können, über die Monroe und ihre Macken, die Wilder und den Schauspielern wohl das Leben schwer gemacht haben. Das mag ja auf einer Trivia-Ebene ganz kurzweilig sein, aber liegt so gar nicht im Zentrum meines Interesses. Innerhalb des Films wäre da viel interessanter gewesen, inwieweit der Film auch mit einem anderen Star funktioniert hätte, inwieweit die Monroe hier sich selbst (oder das, was als ihr Selbst angenommen wird) spielen musste.

Viel schöner dagegen: Wie toll Wilder hier vor Augen führt, dass herkömmliche filmische Stilmittel in der Regel aus einer sehr maskulinen Sicht auf den gefilmten Gegenstand entstanden sind. Wie Wilder hier mit seiner Kamera die Blicke der beiden Männer imitiert, ist großartig, und auf rein technischer Ebene schon ein nett süffisanter Humor.

Letztenendes muss ich aber gestehen, dass mich der Film - wie so oft bei mir und Komödien - auch ziemlich einfallsfrei zurückgelassen hat. Nicht gerade ernüchternd, aber leider für mich auch keine wirklich ergiebige Sichtung. Ein Film, den "man gesehen haben muss", aber mehr als die reine Pflichtschuld kann ich darin leider nicht erkennen...

#23 djmacbest

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Geschrieben 20. Februar 2007, 00:08

Smokin' Aces
(SMOKIN' ACES, Joe Carnahan, Großbritannien/Frankreich/USA 2007)

Ich hatte ja ganz schreckliches Coolness-Kino erwartet, und in gewisser Weise erfüllte sich diese Befürchtung auch. Aber eben nur in gewisser Weise. Bei all meiner Abneigung gegen dieses durchstilisierte Proll-Vergnügen muss ich Carnahan doch eine technische Finesse bescheinigen, die mich beeindruckt hat. Und ganz so platt ist der Film denn auch nicht, wenn auch die Vermutung naheliegt, dass die Plotwendung am Schluss tatsächlich erst nachträglich ins Drehbuch aufgenommen wurde. Naja, ein toller Film ist das letztlich nicht, aber die Schelte, die er derzeit einsteckt, hat er denn doch nicht verdient.

Ausführlich steht das auch in meiner Kritik, die auch in der kommenden Splatting Image zu lesen sein wird.

#24 djmacbest

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Geschrieben 15. März 2007, 20:11

Pathfinder
(PATHFINDER, Marcus Nispel, USA 2007)

So wie ich beim SMOKIN' ACES das Coolness-Kino befürchtet hatte, habe ich mir hier zünftiges Hauen und Stechen erhofft. Keineswegs zu Recht, wie ich leider zugeben muss. Diese Variante eines 90er-Actionfilms legt in den entsprechenden Szenen eher wert auf fröhliche Hinterhalte und Kloppereien in nebligen Szenarien, aber feinen carnage verwehrt uns Marcus Nispel beinahe völlig. Dennoch, einen dummen Film hat er hier nicht abgeliefert, oder wenigstens (zum Glück) nicht in letzter Konsequenz.

Genauer nachzulesen hier und in der aktuellen Splatting Image.

#25 djmacbest

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Geschrieben 15. März 2007, 20:27

Children of Men
(CHILDREN OF MEN, Alfonso Cuarón, Großbritannien/USA 2006)

Zu sagen, dass der Film nur von der im Folgenden erklärten Plot-Idee leben würde, würde Cuarón nicht gerecht. Dafür funktioniert CHILDREN OF MEN auch auf zu vielen Ebenen. Wirklich erschüttert hat mich aber die zentrale Geschichte: Da geht es nicht nur um eine Zukunft, in die einfach keine Kinder mehr geboren werden, und die daran zu Grunde geht. Das allein hatte schon der mediokre AEON FLUX, und ihn hat es nicht retten können. Überhaupt ist CoM weder Science-Fiction noch selbst legitime Dystopie, sondern vor Allem eine große humanistische Parabel. Cuarón hat die zu Grunde liegende Idee zu Ende gedacht: In dieser Szene, wenn die Mutter mit ihrem Neugeborenen flieht, mitten durch eine wüste Straßenschlacht. Da ist der Soldat, der, als er die beiden sieht, ungläubig sein "Cease fire!!!" über den Lärm den Waffen brüllt. Und dann die Kämpfer, die alle innehalten, das Kind sehen wollen, die Schlacht kurz vergessen. Cuarón macht nicht den Fehler und lässt diese Szene so enden, natürlich geht der Kampf weiter, ganz plötzlich, mit einer Explosion, und alle erwachen aus dieser kurzen Trance und schießen wieder. Aber in diesem einen Moment komprimiert Cuarón alles, wofür seine Plot-Idee steht. Die ganze Depression der Gesellschaft kulminiert in diesen wenigen - und in einer grandiosen Plansequenz gedrehten - Augenblicken, die ihr Hoffnung versprechen und dann doch viel zu schnell vorbeigehen. Das ist ein religiöses Thema, meinetwegen, aber es ist auch ein verdammt schönes Thema. Das Lachen spielender Kinder mit dem Einsetzen der Credits verortet schließlich selbst den Abspann im Film, der vor allem von einer diffusen Erinnerung erzählt. Das ist, so niedergeschrieben, natürlich kitschig. CHILDREN OF MEN dagegen ist vieles, aber gewiss kein Kitsch.

#26 djmacbest

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Geschrieben 14. Juli 2007, 23:26

So, Neuorientierung: Ich stelle fest, dass ich am Anspruch der Komplettheit kläglich scheitere. Geht einfach nicht. Da gibts dann doch zu viele Filme, wo ich einfach keinen Bock habe, viel zu schreiben, also würde ich es bei einem "Ja, war ganz nett" bewenden lassen wollen. Das verträgt sich aber - erst recht wenn es 3-4 Mal in Folge passiert - nicht mit meinem eigenen Ehrgeiz. Dementsprechend schiebe ich solche Filme dann hinaus. Natürlich will ich aber andererseits die Filme in korrekter Reihenfolge eintragen. Also schon wieder ein Problem, denn jetzt muss ich auch die Filme rausschieben, über die ich eigentlich schreiben will. Das Ende vom Lied: Das FTB versauert. Schlimm, wenn man so neurosengebeutelt wie ich ist.

Anyway: Damit das Ding hier nicht komplett versauert, werfe ich die Komplettheit hiermit über Bord. Oder wenigstens den Ehrgeiz, Texte schreiben zu müssen. Also bitte nicht übelnehmen, wenn hier auch gelegentlich einfach Sichtungsnotizen auftauchen. Da trage ich dann auch gleich mal nach, unvollständig und unsortiert (gerade vor dem Filmfest gibts sicher 15-20 unnotierte Sichtungen):
FIGHT CLUB - lange nicht gesehen, festgestellt, dass der Film wirklich sehr clever konstruiert ist.
FLAGS OF OUR FATHERS - handwerklich brilliant, für Eastwood(s Spätwerk) aber uninteressant.
THE HOST - deutsche Synchro bäh, sonst lustig.
KENTUCKY FRIED MOVIE - ganz nett.
SLITHER - drei Subgenres des Horrorfilms nacheinander abgearbeitet, schön.
GHOST RIDER - die Wrestlingshow unter den Comicverfilmungen, debil aber unterhaltsam.
CLERKS II - ich bin zu alt für Smiths Humor.
LETTERS FROM IWO JIMA - FLAGS gewinnt, wenn man ihn mit den LETTERS gemeinsam betrachtet. Ansonsten siehe oben.

Filmfest München:
IMPORT EXPORT - Unangenehm.
FATA MORGANA (D, 2007) - nichtssagend und peinlicherweise mit dem Förderpreis des Deutschen Films gehypet.
YOU KILL ME - ich habe sehr viel gelacht.
KEIN STERBENSWORT - französische Genrekost ist einfach ein sure shot beim Filmfest.
LEBEN UND STERBEN IN L.A. - kannte ich noch nicht, sehr toll.
DELIRIOUS - hasserfüllter Blick auf die Entertainment-Branche, der ganz plötzlich zum Märchen wird. Fein.
AMAZING GRACE - spießigstes Gutmenschen-Kino, mit Prädikat "besonders wertvoll" all over the place. Zum Kotzen.
SMILEY FACE - ich kann über Kifferkomödien nicht lachen.
TAPE - fieses Kammerspiel, kulminiert vor Allem gegen Ende.
DEATH OF A PRESIDENT - intelligenter als erwartet, "not a liberal's wet dream" (Aussage des Produzenten und Autors).
BLACK SNAKE MOAN - sehr katholisch, aber ästhetisch ansprechend.
THE BIG BAD SWIM - belangloser Independent.
DAZED AND CONFUSED - Zweitsichtung. Ab sofort in die Lieblingsfilmliste aufgenommen. Hat mich umgehauen.
RAMPAGE - war mir deutlich zu sperrig.
A CRIME - etwas maniriert und bemüht französisch, aber nichtsdestotrotz ein schöner Film.
THE LOOKOUT - gähnend einfallsfreie Genrekost, braucht kein Mensch.
BEFORE SUNSET - der hat mich - einen Tag nach dem Tod meiner Großmutter - ziemlich mitgenommen. Toller Film.
MANDA BALA - Dokumentarfilm, der sich der Ästhetik eines Tony Scott bedient (und überhaupt an MAN ON FIRE erinnert). Empfehlung!
ROTE SONNE - skurril-komisch, und Uschi Obermeier sah verdammt gut aus.
DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE - tolle Kamera, tolle Einfälle, stellenweise für meinen Geschmack einen Tick zu ausführlich.
BUG - unbequem und fesselnd, aber in seiner Konsequenz greift er etwas kurz. Etwas mehr Genre hätte ihm vielleicht geholfen.
CRUISING - Spannende Sache, wie Pacino mit seiner eigenen Sexualität klarkommt. Interessanter Film.

TOTAL RECALL - intelligenter, als ich ihn in Erinnerung hatte.
ROBOCOP - in seiner christlichen Metaphorik schon sehr konstruiert, aber das subtil-melancholische Ende reißt das wieder raus.

DIE HARD 4 - Arena
JAWS - Wunderschöne Kopie, die da im Filmmuseum gezeigt wurde. Den Film hatte ich Jahre nicht gesehen, aber er sieht einfach immer noch besser aus als die meiste Genre-Ware, die heutzutage so passiert.

#27 djmacbest

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Geschrieben 14. Juli 2007, 23:32

4: Rise of the Silver Surfer
(4: RISE OF THE SILVER SURFER, Tim Story, USA/Deutschland 2007)

In erster Linie eine verdammt üppig ausgestattete Soap, die Diskurse um Verantwortung, Identität und freedom of choice nur als aufgesetzt zu bezeichnen wäre schon recht gutmütig. Außerdem inhaltlich so debil schlicht wie die Comic-Vorlagen (zumindest jene Bände, die der FAZ-Sammelband enthält). Auch extrem beliebig in der Konstruktion seines Plots, nach dem Motto "Wir fliegen jetzt hier grad durch die Weltgeschichte, ah, der Radar/Sensor/whatever sagt, dass Doom grad durch Südchina rauscht. Nix wie hin, dort rumfliegen und kämpfen. Gut, erledigt, Film aus." Dementsprechend antiklimatisch gerät dann auch der Showdown des Films, aber das ist ja ein generelles dramaturgisches Problem der Figur des Silver Surfers, daher absolut verzeihlich. Ein paar nette Spielereien gabs dann doch mit lustig-missglückten kleinen Subtext-Referenzen auf Klimawandel und Guantanamo, sowie die nette Drehbuch-Idee, angesichts der galaktischen Bedrohung ausgerechnet die chinesische Mauer (blabla einziges vom Weltraum sichtbares Gebäude blabla) in Schutt und Asche zu legen. Hab mich alles in allem schon schlimmer gelangweilt.

#28 djmacbest

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Geschrieben 03. August 2007, 15:25

Transformers
(TRANSFORMERS, Michael Bay, USA 2007)

Man kann Bay lieben oder hassen, oder auch keines von beidem (wie in meinem Fall), aber seine Filme entbehren nicht einer gewaltigen Relevanz für das ganze Actiongenre. Dazu müssen sie ja nichtmal etwas Neues präsentieren, das beweist sein TRANSFORMERS schon recht eindrucksvoll. Im Grunde gibt es nämlich gar nichts zu sehen: Hanebüchene Dialoge und Plot (wie zu erwarten), pubertärer Humor (auf die entsprechende Zielgruppe schielend) und jede Menge CGI-Blech, was wohl eye-candy darstellen soll. Ob das den Film letztlich anschaubarer macht, soll besser jeder für sich entscheiden, mir fehlte aber einfach das involvement in den Krawall, als dass ich mich dafür hätte interessieren können. Dann schau ich doch lieber einen Emmerich, dessen Filme sind auch nicht schlauer, aber er kann den Zuschauer bei der Hand nehmen.

Viel interessanter ist TRANSFORMERS aber hinter den bunten Bildern, denn da ist so einiges unbewusst versteckt, was Bays Neuesten fast zu einer kleinen Achterbahn durch sämtliche Diskurse des Actionfilmgenres macht. Neben ein wenig postmodernem Klimmbimm (ein falsch übersetztes und daher missglücktes DIRTY HARRY-Zitat eines Autobots) und den zahlreichen sich aufdrängenden Kalauern ("Shia guckt wie ein Auto", "Blechschaden", "Lassie aus Blech") zur Beschreibung des katastrophalen Irrsinns, den uns Bay hier vorsetzt, bietet TRANSFORMERS tatsächlich ordentlich Stoff für den wissenschaftlichen Diskurs.
-Da wäre das naheliegendste, die Körperlichkeit. Hier ließe sich wohl ein Essay füllen, wie die stählernen Körper und hardbodies der 80er-Jahre-Actionhelden von den - ja! - stählernen Körpern und eben buchstäblichen hard bodies abgelöst wurden. Bay macht keinen Hehl aus dieser Verbindung, und setzt seine Spielzeugroboter auch genau so in Szene: Als (Lust-)Objekt des male gaze, Produkte übertechnisierter Männlichkeit und beinahe anachronistischer Machismen (dass demgegenüber auf der weiblichen Seite dann ausgerechnet eine Megan Fox als Gegenstück angeboten wird, spricht ja ohnehin Bände) stolpern diese Blechmonster durch den Film, und wenn die nächste Transformation vom dicken Lastwagen zur Kampfmaschine dann auch noch in Zeitlupe geifernd zelebriert wird, so hat das auf geradezu absurde Weise schon fast eine ähnliche erotische Qualität wie Schwarzeneggers Oberarme zu Beginn von COMMANDO. Ob Bay hier tatsächlich bewusst auf diesen Männlichkeitsgestus rekurriert oder einfach nur stockblind tradierte Ikonografien umsetzt, macht da letztlich keinen Unterschied.
-Das zweitnaheliegendste, die Politik, geht natürlich auch in die Vollen. Klar, TRANSFORMERS ist ordentlich vom US-Militär quersubventioniert, und Bay ist als Propagandafilmer mindestens so gut wie Capra mit seinem WHY WE FIGHT. Katastrophal scheitern tut er aber, wenn er versucht, seinen Militärfetisch mit vermeintlichen Ambivalenzen zu kaschieren: Da ist das Militär ein bißchen unterwandert mit der unglaublich geheimen "Sector Seven"-Spezialeinheit, die nur so semi-gut sind, und skrupellos, und überhaupt ziemlich dämlich. Natürlich kriegen sie aber schlussendlich von den good guys - den braven Burschen, die an der Irak-Front gefochten haben! - ordentlich den Marsch geblasen, sogar inner-institutionell, großartig! Einen zweiten Versuch, ironisch mit seinem Propaganda-Werklein zu brechen, unternimmt Bay dann im Abspann: Hier dürfen Witzfiguren und Quasi-Statisten nochmal eben betonen, dass sie sich ganz sicher sind, dass diese ganzen Gerüchte von Aliens gar nicht wahr sind, weil sonst würde die Regierung uns bestimmt etwas sagen. Das ist Ironie mit dem Holzhammer, und dementsprechend unglaubwürdig wirkt diese vermeintliche Entschärfung auch im Film. Stattdessen gibt es vor allem einen gänzlich unhinterfragten Konflikt Gut-gegen-Böse, supernette Militärs (natürlich die Jungs von ganz unten, Offiziere sind keine Helden, wissen wir ja!), und ein Verteidigungsminister, der zur Not auch mal mit der Schrotflinte selbst Hand anlegt, wenn Not am Manne ist. Gleichzeitig leben die US-Militärs in Frieden und Eintracht mit der irakischen Bevölkerung (und retten auch mal dem netten kleinen arabischen Jungen von nebenan das Leben). Das ganze spiegelt sich dann obendrein an der zum Kotzen gutmütigen Autobot-Truppe, deren Anführer Optimus Prime schließlich noch peinlich-pathetische Phrasen dreschen darf, um auch ganz klar zu machen, dass der Zuschauer es auch hier mit einer militärisch organisierten Gang zu tun hat, die überhaupt nur deshalb so uneingeschränkt toll ist (im Gegensatz zu den verdeckt operierenden und überhaupt deutlich mieseren Decepticon-Terroristen).

Immerhin, gerade der Schlussmonolog hätte es in sich, wenn man einen subtileren und cleveren Verantwortlichen an eine etwaige Fortsetzung setzen würde. Da spricht O.P. davon, dass sie jetzt unerkannt unter den Menschen leben, und sie beschützen. Er spricht von ganz altruistischen und neutralen Motiven, und schreibt den Transformers-unter-Menschen damit einen eigenen Gründungsmythos. Wie spannend könnte es jetzt werden, diese plötzlich mit ihrer selbst auferlegten Neutralität zu konfrontieren, sie in einem zwischenstaatlichen Konflikt zu instrumentalisieren. Frank Miller hat genau das mit der Superman-Figur seines DARK KNIGHT RETURNS-Comics gemacht, und hier wäre eine schöne Gelegenheit, auch den Transformers eine Daseinsberechtigung jenseits des reinen Krawalls zu geben (ohne übrigens dessen Klientel zu verschrecken, da gabs ja gerade in jüngerer Zeit genügend positive Beispiele). Mit Michael Bay wird das wohl nicht passieren. Stattdessen halt nochmal die rührende Geschichte von einem Jungen und seinem Auto.

#29 djmacbest

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Geschrieben 03. August 2007, 16:02

Death Sentence
(DEATH SENTENCE, James Wan, USA 2007)

"Everybody thinks they're right in a war", sagt da einmal die Protagonistin in dieser Neuverfilmung des Romans, der auch schon für DEATH WISH Pate stand. Immerhin, das lässt auf leidlich interessanten Subtext hoffen, und in diese Richtung verstanden funktioniert Wans Filmchen auch ganz passabel. Was da passiert, wie Kevin Bacon erst seinen Sohnemann rächt, und dann seine ganze Familie und sein eigenes Leben, das ist doch eine ganz passabel dargestellte Gewaltspirale, und als solche sogar vielversprechender Stoff. Die Abkehr von Regeln und Konventionen, die damit stetig voranschreitende Autodestruktion, und Kevin Bacon mit am Schluss recht beeindruckender Maske - so gut das klingt, so sehr leidet das auch an Wans Holzhammer-Inszenierung. Da gibts fetzigen Soundtrack und trist-körnige Graubraun-Bilder (nur der Showdown, klar, der darf in einer komplett rot ausgeleuchteten Kirchenruine stattfinden). Da gibt es sogar, nach dem ersten Rachemord, eine läuternde Duschsequenz, wie sie jeder Kinogeher erst ca. 200 Mal gesehen hat, und dann wird eben diese Krieg-Allegorie in Dia- und Monologen immer wieder betont, bis zur absoluten Ermüdung. Ja, ich habs kapiert! Den Gipfel erreicht Wan dann in der finalen Begegnung zwischen Bacon und seinem Kontrahenten, der diesem Wrack von einem Familienvater noch mit letzter Kraft ein "Look what I made you!" vor den Latz knallt.

Bei all diesen Flachheiten und Banalitäten kann man DEATH SENTENCE immerhin OK finden. Bacon macht sich beeindruckend kaputt, und die hehre Intention auf Subtext ist ja eigentlich auch leidlich interessant. Dazu ein bißchen Anachronismus in Form der zeitgenössischen Variation der ehemaligen Bronson-Gangster (ihr wisst schon, "Punks" in Lederklamotten und Netz-T-Shirts, mit bunten Frisuren und ständig einem irren Lachen auf den Lippen) - diese tragen immer noch Leder und sind immer noch genauso nervig und haben jetzt eben Glatzen und Tattoos und Narben statt bunter Haare und sind aber im Grunde immer noch der gleiche Schlag Mensch - und fertig wäre das kleine guilty pleasure zwischendurch.
Wenn da nicht dieser postulierte und behauptete Aufreger wäre! "Schon jetzt wird der Film DEATH SENTENCE - TODESURTEIL in der internationalen Presse wegen seiner unverhohlen deutlichen Botschaft zum Thema "Selbstjustiz" heftig diskutiert", heißt es in einer Pressemeldung. Warum das denn bitte? Ja, die Botschaft ist unverhohlen deutlich: Contra. Bloß, weil die Schießereien mit ein wenig Rock und Pop und Clip-Ästhetik vercoolisiert wurden? Der Plot macht doch gar keinen Hehl daraus, dass Bacon hier einen langsam Sterbenden gibt, dem am Ende seines Amoklaufs nichts mehr geblieben ist. Nick Hume ist kein zweiter Paul Kersey, liberal-turned-vigilante, der auch mal einem beliebigen Handtaschenräuber in den Rücken schießt, weil man so mit dem Pack einfach umgehen müsse.

Am Ende ist DEATH SENTENCE der vielleicht bessere Film als DEATH WISH, aus einer rein handwerklichen Perspektive. Der uninteressantere ist er jedenfalls. Wan verzichtet auf jegliche echte Ambivalenz in seiner Erzählung, diese findet sich nur in der unglücklich glorifizierenden Ikonografie. Na und? Sehen muss das keiner.

#30 djmacbest

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Geschrieben 07. August 2007, 19:22

Thank you for Smoking
(THANK YOU FOR SMOKING, Jason Reitman, USA 2005)

Ich kopiere mal einen alten Schnippsel einer nie fertiggestellten Kritik hier rein. Toller Film.

Zitat

role model

Der Marlboro-Mann ist schwer krank, Lungenkrebs. Und er wettert gegen die Tabak-Industrie, öffentlich und geschäftsschädigend. Bestechen kann man diesen Mann nicht, denn "er ist ein Cowboy", das weiß Nick Naylor, Sprecher der Zigarettenkonzerne und Protagonist von THANK YOU FOR SMOKING. Trotzdem reist er mit einem Koffer voll Geld zu dem Mann. "Hoffentlich ist er danach so dankbar, dass er von selbst das Maul hält", meint sein Auftraggeber. Doch Nick ist noch gerissener: Er sagt ihm genau das, und rät dem Marlboro-Mann, das Geld anzunehmen, die Presse zu rufen und sofort in aller Öffentlichkeit damit eine Stiftung zu gründen, das Geld also einem wohltätigem Zweck zuzuführen - eben das moralisch Richtigste zu tun. Ob er nicht einen Teil davon behalten könnte, für seine Familie, fragt der Marlboro-Mann. Alles oder gar nichts, meint Nick, und er hat bestimmt Recht damit. Nick hat überhaupt immer Recht. Auf seiner Heimfahrt ist die Rückbank, wo zuvor noch der Geldkoffer lag, leer, und es ist klar, dass der Marlboro-Mann nicht spenden wird, und auch nicht mehr im Fernsehen erscheinen.

Es geht um Moral, in dieser zynischen Sartire von Jason Reitman, beziehungsweise um ihr Fehlen. Es ist keineswegs nur Nick, der für seine Bezahlung über Leichen geht, und auch seine besten Freunde - die Sprecher der Waffen- und Alkohol-Lobbies - sind keine Ausnahmen. Wenn sie aber wetteifern, wessen Produkt täglich am meisten Menschen ins Grab befördert, dann sind sie zumindest die einzigen Figuren des Films, die sich ihrer Amoralität bewusst sind. Ob es jetzt die junge Reporterin ist, der für eine gute Story jedes Mittel recht ist, oder der Senator von Vermont, ein erbitterter Tabak-Gegner, dessen Schreibtisch ungefähr zwanzig Whiskey-Flaschen zieren und der sich hinter den Kulissen als ebenso eiskalt und berechnend wie seine Gegner entpuppt - nur davor keineswegs ihre Redegewandtheit besitzt.

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Und dann, Nicks Sohn: Einen Aufsatz soll er schreiben, warum Amerika die beste Regierung der Welt hat, und er sucht dafür Hilfe bei seinem Vater. "Wegen unseres Berufungssystems", oder "weil wir Schwerverbrecher mit dem Tode bestrafen", gibt der Papa launisch zurück. Am Ende des Films trägt der Junge dann seinen Essay vor der Klasse vor, und von den zynischen Argumenten, die ihm sein Vater diktiert hat, ist nichts mehr übrig. Stattdessen eine pathetische Rede von Freiheit, Patriotismus und Liebe, und eine begeistert applaudierende Lehrerin. Joey hat sein role model gefunden - und schon viel von ihm gelernt.






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