There's still some stuff in the basement. In here.
#91
Geschrieben 12. September 2008, 16:24
Komödienfest bei Funkhundds, und auch zu SUPERBAD musste ich wohl ein bißchen überredet werden - vor allem, weil dieser Apatow-Vorzeige-Film KNOCKED UP bei mir (auf deutsch) so gar nicht gut gelitten war. Immerhin, SUPERBAD - auch wenn von Apatow nur produziert - lässt mich schon eher erahnen, what the fuss is all about. So ist der Film nämlich - bei all dem pubertären Blödfug, den der Trailer vermuten lässt - tatsächlich überraschend pointiert, und zeugt vor allem von einem ordentlichen Gespür für die ernsteren Elemente seines Plots. Der setzt sich zwar zusammen aus den in DAZED & CONFUSED etablierten Ereignissen dieser einen exemplarischen Erwachsenwerd-Nacht, ist dabei aber schlau genug, nicht nur blindwütig mit Kalauern um sich zu schmeißen, um das Ganze leichter verdaulich zu machen. Während Linklater seine Protagonisten dabei stets sehr ratlos nach vorne blicken lässt, sind die Jungs in SUPERBAD viel mehr damit beschäftigt, vermeintlich versäumtes krampfhaft nachzuholen. Die Katharsis, die Mottola ihnen bietet, ist dabei keineswegs der Erfolg, sondern die Erkenntnis, dass ihre Rückständigkeit eben ein Trugschluss ist. Und - entschuldigung, wenn ich schon wieder darauf herumreite - auch Mottola ist klug genug, den Protagonisten mit den (unglaublich komischen) Polizisten zwei Figuren gegenüberzustellen, die genau das beweisen. Ihr zeitweiliger Regress ist es ja, der die Behauptung von der Existenz solcher Schwellennächte, solcher Schlüsselzeitpunkte als Absurdität entlarvt.
#92
Geschrieben 12. September 2008, 16:25
Die Erwartungen an dieses Ding mussten ja unterirdisch sein, und die positive Überraschung war folgerichtig vorprogrammiert. Nicht, dass BEERFEST großes Kino wäre, und auch Gespür für Feinsinn geht dieser Klamotte durchaus ab. Von der grandiosen Lakonie, mit der hier ganz nebenbei Frösche masturbiert werden, mal abgesehen, ist vor allem sehenswert, mit welcher Penetranz hier ein Klischee-Deutscher konstruiert wird. Sowas gabs zuletzt mit den lustigen Kaltkriegs-Russen vor 25 Jahren. Ebenfalls bemerkenswert, wie ehrlich und unbekümmert der Film die Sauf-Exzesse seiner Protagonisten instrumentalisiert, und sich dabei in deliröse Plotstrukturen begibt: So ist der tragische Tod eines Mittrinkers ganz offen nie mehr als Stichwort für ein paar makabre Kalauer. Anstatt im weiteren Verlauf auf diesen Charakter zu verzichten, taucht kurzerhand dessen Zwillingsbruder auf, der obendrein freimütig erwähnt, dass er sogar bitte genauso wie sein Bruder genannt werden möchte. Der Sportfilm-Struktur des Films tun diese Spielereien keinen Abbruch, karikieren diese sogar angenehm subtil (im Gegensatz zur Tatsache, dass der Saufwettstreit die Disziplin der Wahl ist). Über weite Strecken bleibt BEERFEST die grenzdebile Nummernrevue, als die es sich präsentiert. Überraschend spaßig ist die Chose dennoch.
#93
Geschrieben 12. September 2008, 16:25
Seltsam, wie man hier zwei Filme zu Gesicht bekommt. Da ist zum einen das beinahe tragikomische Grimassenschneiden eines Will Ferrell, während gegenüber - unter der Hauptrolle von Woody Harrelson - ein waschechter Underdog-Sportfilm steht. Der surreale Kontrast dieser beiden Elemente ist es wohl auch, der mir im Gedächtnis bleiben wird. Während nämlich der Plot um die Basketball-Außenseiter immer überraschend Pathos-frei bleibt, scheint sich die ganze Emotionalität in Ferrells Charakter zu externalisieren. Ebenso, wie er für das Team die verschiedensten Funktionen (Manager, Trainer, Spieler, Stadionsprecher, ...) erfüllt, ist sein Charakter auch strukturell gleichzeitig Herz UND comic relief des Films. Wenn er die Affären seiner üppig bestückte Frau mal wieder nur großmütig belächelt und nicht so recht wahrhaben will, dann ist das nicht nur skurrile Naivität, die auf einen schnellen Lacher abzielt, sondern auch die aufopferungsvolle Tragik einer Gestalt, die sich für die Verwirklichung ihres Traumes jeglicher Privatheit entledigt hat. Sein Ringkampf gegen den Bären zum Ende des Films manifestiert diesen inneren Konflikt dann erst physisch.
Will Ferrells Figur ist aber nicht das Einzige, was SEMI-PRO seltsam unentschlossen (auf angenehme Art) wirken lässt. So verortet sich der Plot ja in den 70ern, latent in Ausstattung, Kostümen und Frisuren ersichtlich, vor allem aber historisch durch die Liga-Verschmelzung belegt. Gleichzeitig aber spielt der Film fast ausschließlich on neutral ground, in zeitlosen Innenräumen, verzichtet auf allzu deutliche Anachronismen. Die weniger deutlichen - Ferrells Afro, Harrelsons Matte - sind somit eher Skurrilitäten und Marotten der Charaktere. SEMI-PRO umschifft damit gleichzeitig die Gefahr, den Zeitgeist zum Gag-Stichwort zu degradieren. Das Ergebnis ist ein aus der Zeit gefallenes period piece von einem Film, und eine höchst ungewöhnliche Komödie.
#94
Geschrieben 12. September 2008, 16:25
Der zweite Film des Tages, der sein Genre, ohne die Zugehörigkeit zu diesem jemals in Frage zu stellen, biegt und verdreht. Whedons SERENITY befindet sich in einem Science Fiction-Setting, und arbeitet auch mit einem STAR TREK-bekannten Figurenarsenal, ist dabei aber gleichzeitig eine Karikatur dieser Topoi. Der allgegenwärtige trockene Humor des Captains lässt diesen als Über-Kirk erscheinen, und Ausstattung wie Darstellerriege erinnern stets an eine Soap: Zu scharf ausgeleuchtet, zu schön, zu steril, dabei aber trotzdem stets schmutzig und direkt an der "new frontier" - eine Western-Analogie, um die ja auch schon STAR TREK keinen Hehl gemacht hat. Auffällig auch, dass SERENITY auf außerirdische Rassen komplett verzichtet, sondern eine rein menschliche Expansion zeichnet. Allerdings, etwas lückenhaft bleibt der Film immer. Ich muss endlich mal FIREFLY - die Serie - nachholen. So hängt das Ganze etwas in der Luft.
#95
Geschrieben 26. August 2009, 13:27
DISTRICT 9 (Neil Blomkamp, USA/Neuseeland 2009)
So, das Ding wird also bis sonstwo gelobt, oder erntet wenigstens den entsprechenden finanziellen Erfolg. Und, ja, das liegt schon auch irgendwie nahe... Eigentlich ist DISTRICT 9 auch einer dieser Filme, die erstmal in der imdb mit einem Wertungsdurchschnitt jenseits der 14 in die Top-Ten des Filmhimmels hochschnellen, ehe sich Ernüchterung breit macht. Das ist schon alles sehr flashy, was uns Blomkamp da präsentiert - kein Wunder, hat der Mann doch bereits "Science-Fiction-Erfahrung" mit dem TV-Spot zu HALO 3 gesammelt, wie das FFF-Programmheft stolz verkündet. Und genau, an den Effekten - also wohl das, was hier mit der Essenz von Science Fiction verwechselt wird - gibt es gar nichts auszusetzen. Und nicht nur die Viecher und Raumschiffe und Explosionen sind flashy, auch der mit zwölf bis achtzehn Holzhammern eingeprügelte (gar-nicht-so-)Sub-Text sticht ins Auge... Immerhin gehts hier um Rassismus, und Toleranz, und soziale Integration und all das, und dann kreischt auch noch der bissig-schwarzhumorige Tenor einer Pseudo-Doku entgegen, samt schrullig-witzigem Holländer-Bürokraten. Das sind schon eine ganze Menge Zutaten, die als crowd pleaser herhalten können, und da ist ja auch gar nichts sehr Verwerfliches daran.
Blöd ist dabei nur, dass in DISTRICT 9 alles nur Fassade ist: Die Effekte kaschieren mühsam eine ziemlich konfuse und verlaberte Erzählung. Die Mockumentary-Ästhetik hat Blomkamp etwa zur Filmhalbzeit ohnehin fast vergessen und liefert danach lediglich noch ein paar eingeblendete Nachrichten-Laufbänder und Interview-Schnippsel als Alibi. Überhaupt, das Atemlose, was DISTRICT 9 zu Beginn noch - wenn auch etwas verwirrend - antreibt, weicht einem etwas trägen Kintopp, das ständig bemüht scheint, sich selbst zu überbieten, ohne aber wirklich die eine zündende Idee dafür zu haben. Oder vielmehr: Ohne sich für die eine zündende Idee entscheiden zu können. Da spielt dann auch der Rassismus-"Sub"text hinein. Einerseits ist Blomkamps Film so schmerzhaft klar und unzweideutig, dass man sich ob des geringen Zutrauens, dass der Regisseur in die kognitiven und interpretativen Fähigkeiten seines Publikums hegt, ein wenig beleidigt fühlen könnte. Andererseits hackt DISTRICT 9 so unverblümt auf den nigerianischen - eine Nationalität, die bestimmt 30 Mal betont wird - Slum-Gangs herum, dass es schon einen sehr schalen Beigeschmack hinterlässt. Diese Nigerianer sind nämlich unzweifelhaft die am wenigsten menschlichen in dem recht zynischen Szenario, selbst der multinationale Waffenkonzern, der gern ein bißchen an unschuldigen Aliens herumschnippelt, kommt besser weg. Sie morden und betrügen und nutzen die Armut der Alien-Asylanten schamlos für ihren eigenen Profit aus, sind dabei auch noch himmelschreiend dumm und barbarisch (kaufen lastwagenweise Waffen, die sie überhaupt nicht benutzen können, aber Hauptsache Waffen), und machen sich in skurril-heidnischen Ritualen sogar kannibalistisch über das Fleisch von Mensch und Alien her. Es ist fast ein wenig so, als wollte Blomkamp zwar etwas von Toleranz und Gleichberechtigung erzählen, dabei aber schon mal relativierend einschränken, dass man das auch nicht vollkommen bedingungslos übertreiben müsse.
Das ist nur ein Punkt von vielen, an denen DISTRICT 9 mindestens befremdet. Auch die Figurenkonstellation wäre eigentlich interessant - der nerdige Fascho-Bürokrat, der körperlich zum Außerirdischen und geistig zum Revoluzzer und Ethikmenschen mutiert, hat im kompromisslosen Söldnerkapitän eigentlich genau den Gegenpart, der in einem herkömmlichen Alien-Invasion-Film zum Schluss die Erde retten würde. Unser lustiger Dutch-Southafrican aber hilft dem netten und ein bißchen kuhäugigen Alien Christopher Johnson samt dessen Sohn zur Flucht, auf dass dieser Hilfe von daheim holen kann. Selbst der Showdown zwischen Bürokrat und Söldner ist inszeniert wie der Final Fight im zünftigen Sci-Fi-Actioner, der unerschütterliche Held gegen eine hoffnungslos überlegene Technologie/Kreatur, nur dass es hier der unsympathische Protagonist des Films ist, der im Alien-Kampfanzug gegen den Haudrauf antritt.
...
Es wird Zeit, ein Ende zu finden. DISTRICT 9 macht es einem sehr leicht, schnell Spaß zu haben, auch wenn ich persönlich glaube, dass 20 Minuten weniger keineswegs geschadet hätten. Daran ist jedenfalls nichts auszusetzen. Ärgerlicher ist, dass DISTRICT 9 beinahe dreist damit hausieren geht, wie clever und originell er doch eigentlich sei, obwohl er tatsächlich kaum mehr als inkonsequentes Stückwerk zu bieten hat. Das würde mich jetzt ja auch nicht stören, wenn sich über diese Erkenntnis wenigstens ein einigermaßener Konsens durchsetzen könnte. So provoziert der Film allerdings eher meinen Trotz. DISTRICT 9 ist einer dieser Filme, der viel zu schnell auf irgendwelchen Lieblingsfilmlisten mit dem Vermerk "intelligenter Blockbuster mit sozialem Anspruch" landet, meist darauf platziert von Leuten, die einfach noch viel zu wenig gesehen haben, was sie aber in grandioser Fehl-Selbsteinschätzung ignorieren und trotzdem entsprechen objektivierend urteilen. Da muss ich alter Hater einfach vehement widersprechen und DISTRICT 9 aktiv nicht mögen. Tut mir leid.
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F.LM-Podcast
#96
Geschrieben 26. August 2009, 13:55
Tja. Ich glaube, ich kann mit Slasher-Filmen einfach nichts mehr anfangen. Da sitzt kein Schock mehr, für die ganzen creative killing-Späße hab ich nicht mehr viel übrig, und damit ich diese Killer-Ikonen noch besonders furchteinflßend finden könnte, müsste mich wohl mal wieder einer von ihnen etwas überraschen. Dem HALLOWEEN-Remake ist all das gelungen, und folglich habe ich auch von diesem FRIDAY-Remake ähnliches erwartet. Fairerweise muss man wohl auch noch zugeben, dass die FREITAG-Reihe schon immer deutlich mehr dem camp (wie passend) verpflichtet war als das Carpenter-Original. Folglich feiert Nispel auch in diese Richtung, und eigentlich kann ich ihm daraus auch keinen objektivierbaren Vorwurf machen. Immerhin, wie mein Mitgucker Oli recht begeistert feststellte, liefert Nispels Film all das, was man als unbeleckter Serien-Neuling von dem Film erwarten kann - und das sogar deutlich besser als es die Vorgänger bei nüchterner Betrachtung konnten. Selbst der anfängliche Schnelldurchlauf durch Teil eins und zwei der Reihe entbehrt nicht eines gewissen effizienten Charmes, und das zotige Figurenarsenal dekliniert das Genre schon ziemlich umfassend durch. (Warum aber jeder Slasher zwei lustige Kiffer, meistens auch noch Angehörige zweier verschiedener ethnischer Minderheiten, aufbieten muss, ist mir schleierhaft.) Nispel gelingt sogar das Kunststück, die zynischen kreativen Tötungsmethoden von ihrem reinen Witzgimmick-Status zu emanzipieren und - ich denke da vor allem an die Szene mit dem Schraubenzieher - tatsächlich wieder böse und grausam erscheinen zu lassen.
Einmal dachte ich kurz, dass mich FRIDAY 2009 erwischt hätte: Da entdecken wir, dass die seit sechs Wochen vermisste (und in der Pre-Credit-Sequenz mit Jason zusammengerumpelte) Whitney immer noch in dessen Keller sitzt, weil der arme Junge sie eben auch ein bißchen für seine Mutter hält, und schon habe ich Zombies HALLOWEEN vor Augen, der aus der realen Verwandschaft von Opfer und Täter so schön Mehrwert schöpfen konnte. Hier wäre es die behauptete Verwandschaft - und wie viel Analogien tatsächlich zu finden sein könnten -. auf die ich hoffte. Doch Nispel interessiert sich bei seinem Stoff nicht so sehr für die Subtexte, sondern drehte mit lieber ein Stück Retro-Kino samt rotstichigem 70er-Farbfilter, das nicht nur dessen Ästhetik sondern auch seine promiskuitive Naivität atmen will.
Ich kann nicht einmal sagen, dass ihm das nicht gelungen ist. Nur sind wir wieder bei meinem eingangs erwähnten Problem: Ich bin schon kein Verehrer der Originalfilme, eben weil ich diese Naivität zwar für eine Diskussion spannend, zum Anschauen aber dann doch regelmäßig überraschend langweilig finde. Und FRIDAY THE 13TH (2009) ist da einfach keine Ausnahme.
#97
Geschrieben 27. August 2009, 12:09
Vorweg: Das ist der bestimmt beste Eröffnungsfilm, den ich selbst im siebten Dauerkartenjahr gesehen habe. Ein kurzer Blick in die Historie ergänzt: wohl der beste Eröffnungsfilm seit SCREAM 1997. Danach: Mir sind die vielen negativen Stimmen recht unbegreiflich. Seit ein paar Jahren geht das FFF doch schon den Weg, etwas weniger spaßigen Quark zu programmieren und dem ruhigeren Kino am Außenrand der Genres mehr Platz einzuräumen. Und CARRIERS ist wirklich kaum noch ein Genre-Film. Klar, Seuche, Postapokalypse, ein paar Motive sind schon da. Aber die Pastor-Brüder interessieren sich doch kaum dafür, eine spannende Geschichte zu erzählen, sondern machen nur wenig Hehl um die Parabelhaftigkeit ihres Plots. Ein Beispiel, eine der letzten Einstellungen, eine Rückblende in die Kinderzeit: Zwei Jungs, auf der Veranda irgendeines Strandhauses, daran weht, leicht zerknüllt, eine amerikanische Fahne. Der eine der beiden Jungs streckt sich, will diese Fahne berühren, kommt gerade so nicht dran, gibt auf. CARRIERS legt viel Wert darauf, ein Amerika zu zeichnen, in dem letztlich das Sicherheitsbedürfnis jedes Einzelnen jede Menschlichkeit überschatten muss. Es geht CARRIERS auch nie um einen rationalen Umgang mit der Situation, um den Versuch, einen richtigen Weg durch dieses Amerika an den einst paradiesischen Strand zu finden. (Der Strand ist hier übrigens toll als Frontier-Topos gesetzt, in einem eigentlich erschlossenen Amerika, wo eben die Katastrophe, die ja auch eine menschliche Katastrophe ist, noch nicht angekommen ist.) Einmal finden die vier Reisenden einen Menschen, aufgeknüpft an einem Strommast, mit einem Schild um den Hals: "The Chinks brought it!", die behauptete asiatische Abstammung höchstens marginal zu erkennen. Später dann, ein Hotel und Golfclub, in dem sich eine Gruppe von Männern verbarrikadiert hat, die längst eine souveräne Gesellschaft gebildet haben, die am Außen und seinen Menschen nicht mehr interessiert ist. In CARRIERS prallen auch die Positionen der zwei reisenden Brüder aufeinander, von denen der eine zwar erst lange das zynische Gruppenarschloch sein darf, ehe er dann plötzlich die Hintergründe für seinen Zynismus offenbart. Er ist schließlich auch der einzige, der sein Sicherheitsbedürfnis aufgeben kann und die Prämisse des Überlebens um jeden Preis verwirft.
Dass CARRIERS nur an der Oberfläche eine postapokalyptische Geschichte erzählt, ist offensichtlich. Woanders wurde dem Film vorgeworfen, dass er keine vereinsamten Städte zeigt, sondern nur Wüstenlandschaften, die wohl auch schon vor der Seuche entsprechend menschenleer waren. Das mag zwar einerseits ökonomischen Randbedingungen geschuldet sein, andererseits verzichtet CARRIERS aber auch sehr explizit darauf, die Katastrophe einzuführen. Zu Beginn sehen wir die vier Twens fröhlich im Auto sitzen, Surfbretter auf dem Dach, eine Fahrt in den Urlaub eben. Das Amerika von CARRIERS ist immer auch das Amerika von heute, oder eben wenigstens Teile davon. Dabei schürt der Film weniger die Panik vor einer globalen Pandemie, sondern behauptet vielmehr, dass ihre Auswirkungen ohnehin längst eingetreten sind. Die Parallele, die Stefan bei Telepolis zu Cormac McCarthys "The Road" zieht, liegt nahe, wenn auch aus einem ganz anderen Grund als dem angegebenen: CARRIERS zeigt ein Amerika, das physisch vollkommen intakt ist, lediglich vordergründig seiner Bevölkerung, hintergründig seiner Menschlichkeit beraubt ist. Die Ästhetik von THE ROAD dagegen zielt darauf, die Zerstörung des Staates auch äußerlich kenntlich zu machen - mit zerstörten Gebäuden, verdorrten Wäldern und aschebedeckten Ebenen. Gemein haben beide Geschichten aber eine Erkenntnis: Mit der Katastrophe ist immer auch der Verlust der Heimat verbunden, die Reise wird zur unausweichlichen Folge. Sicherheit, das weiß auch der Vater in THE ROAD, gibt es nur unterwegs. Wenn die CARRIERS-Gruppe ihre infizierten Mitglieder verstoßen muss, dann bleiben diese immer zurück, bleiben stehen oder eben liegen, während die Gesunden weiterziehen.
#98
Geschrieben 27. August 2009, 12:26
Teil eins habe ich in ganz guter Erinnerung, trotz der allgemeinen Abneigung, die dem Film wohl entgegengebracht wird. Teil zwei reiht sich da, wenigstens nach meiner Erinnerung, recht nahtlos ein. Natürlich ist das albern, natürlich ist vieles daran ein bißchen aufdringlich Meta. Aber im Gegensatz zu anderen Vertretern des schlimmsten aller Genres, der Splatterkomödie, gelingt es Ti West, seine eklige Matschgeschichte so charmant zu erzählen, dass selbst die allergröbsten Albernheiten nicht hemmungslose Fremdscham auslösen müssen. Das allein muss ich ihm schon hoch anrechnen. Dabei ist es gar nicht so wichtig, dass ich das abjekte Gepansche stets nur mittelmäßig lustig fand. Beeindruckend fand ich vielmehr, wie oft es West gelang, neben ihrer Gimmickhaftigkeit auch tatsächlich das identitätsbedrohende Potential der Krankheit ins Bild zu rücken. Teil eins hatte eine Sequenz, in der ein Mädchen in Tränen aufgelöst ihren eigenen Verfall beobachten muss, ein Mädchen, das sich davor noch so viel auf ihr Äußeres eingebildet hat. Damals war es Eli Roth, der treffend schildern konnte, dass die Angst um das Leben nur eine von vielen ist. West macht, im wohl stärksten Moment des Films, das Gleiche, als er ein schwangeres Highschoolmädchen zeigt, das aus allen Poren blutend in der Schultoilette kauert und langsam realisiert, dass irgendwo in dem ganzen Blut wohl auch die Reste ihres ungeborenen Kindes liegen müssen.
CABIN FEVER 2 ist natürlich weitgehend regressiver Quatsch, aber als solcher dann doch auch erfrischend ehrlich. Eben weil er sein ursprüngliches Genre, den Horrorfilm, nicht beständig mit irgendwelchen Zoten verrät, sondern das Gespür dafür wahrt, dass die Horrorkomödie ursprünglich aus dem comic relief entstanden sein muss. Das Ergebnis ist sicherlich kein großartiger Film, aber doch eindrucksvoll - und zwar immer dann, wenn West seinem Publikum mit der nächsten Slapstick-Nummer wieder ein bißchen Eskapismus gewährt.
#99
Geschrieben 28. August 2009, 10:07
Erster Film des Gurkenslots, wochentags um 15 Uhr. Und eigentlich nicht so recht Lust darauf gehabt, weil ich schon die behauptete Nähe der Geschichte zu Poes "Tell-Tale Heart" etwas plump und bemüht fand. Nebenbei ist sie das auch, stört letztlich aber nicht den recht schönen Film. Ästhetisch sieht man darin durchaus einiges vom Produzenten Tony Scott, wenn auch eher in Sachen Bildkadrierung und (übrigens: tolles) Spiel mit der Bildschärfe, als dass TELL-TALE dessen signature-Schnitte einsetzen würde. Spannend am Plot ist die Motivlage des Protagonisten, und seines implantierten Spenderherzens: Während er eigentlich nur endlich in Ruhe und gesund leben möchte, sucht das Herz Rache. Und zwar nicht nur an den Mördern seines ehemaligen Besitzers, sondern ein bißchen schon auch dafür, jetzt in einem neuen Körper gelandet zu sein. Lange steht in TELL-TALE im Vordergrund, dass das Herz Rache für die besondere Grausamkeit des Mordes sucht, aber nach und nach reicht das nicht mehr. Sein neuer Besitzer findet raus, dass er unfreiwilliger Kunde eines Organhandel-Rings wurde, der gezielt nach todkranken Spendern sucht und an ihnen dann den Lauf der Dinge beschleunigt. TELL-TALE erzählt somit auch eine Geschichte über utilitaristisches Töten: Immer wieder hört man die Rechtfertigung, der ursprüngliche Besitzer wäre ohnehin quasi schon tot gewesen, und man habe mit diesem Mord ein Leben gerettet. Cuestas Film stellt unverhohlen die Frage nach der Moralität dieses Menschenleben-Aufwiegens, ohne aber den Fehler zu begehen und den zynischen Zugang von vornherein zu verdammen. Letztlich führt er seinen Protagonisten sogar in einer sehr gefühlvoll gesetzten Schlusspointe im Kreis auf seine eigene Motivation zurück, und entlässt den Zuschauer in die Credits. Wenigstens das ist ziemlich großartig. Der Rest des Films ist zwar wohl nichts, was ich noch 12-14 Mal sehen werde, aber den nachmittäglichem Gurkenslot wird er sicher nicht gerecht.
#100
Geschrieben 28. August 2009, 10:21
Ich habe lange gehadert: Filme, die im Programmheft schon als Horrorkomödien angepriesen werden, sind auf dem Festival meist keine gute Idee. Infantiler Schwachfug auf der Leinwand wäre noch erträglich, wenn nicht gleichzeitig noch massiver Fremdscham für die hysterisch-aufgeplusterten Lacher im Publikum aufkäme. Schließlich bin ich aber der Empfehlung von Bate im cinefacts gefolgt, dass INFESTATION diese Gelüste nach hemmungslosem Nerd-Jerking samt Kettensägen-Closeups keineswegs befriedigt sondern tatsächlich eine echte Komödie zu erzählen hat. Und bereut habe ich es kein bißchen: INFESTATION begeht nie den Fehler, aus seinem geringen Budget Kapital schlagen zu wollen und mit den etwas schwachbrüstigen Effekten zu kokettieren, im Sinne von "schaut mal wie geil scheiße das aussieht". Stattdessen findet der Film seinen Humor in recht fein geschriebenen Dialogen, anstatt einfach nur auf die Slapstick-Buschtrommel zu klopfen. Auch verzichtet er dankenswerterweise auf jegliches Referenzgetue und andere Meta-Spielereien, sondern konzentriert sich auf die minimalistische Prämisse seines Plots. Dabei gewinnt INFESTATION noch zusätzlichen Reiz aus einer leicht ellipsenhaften Erzählung und kokettiert - wenn es denn kein Vorführungsfehler war - einmal sogar mit dem Grindhouse-Mythos der fehlenden Filmrolle. Aber allein, dass man eben nicht weiß, ob der sehr holprige Schnitt samt Auslassung zwischen Coopers Zögern, seinen Vater aus dem Kokon zu befreien, und dem Auftritt von Ray Wise als schrulliger Papa, beabsichtigt oder ein Vorführfehler war, spricht dafür, dass INFESTATION mit diesen Unzulänglichkeiten nicht kokettieren muss. Im Ergebnis ist das dann deutlich subtiler und angenehmer eingebaut als in Rodriguez' PLANET TERROR. Wie ich überhaupt Rankins Film gerade ob seiner ehrlichen Naivität für den sympathischeren GRINDHOUSE-Beitrag halte. Auch ohne Zombies und Splattereien.
#101
Geschrieben 28. August 2009, 10:33
Kennt man Einen, kennt man Alle. Einer, das wäre in diesem Fall sowas wie VERY BAD THINGS oder SERIAL LOVER oder dieses Ding mit Harvey Keitel und Cameron Diaz, dessen Name mir grade nicht einfallen will. Eben Filme mit lustigen Zufallsmorden, die der völlig ratlose Protagonist dann verzweifelt vertuschen will, was ihm schlussendlich dank seiner prinzipiellen Unschuld natürlich auch gelingt. Im Grunde ein sehr simpel-zynisches Konzept, das gleichzeitig bei all der behaupteten Boshaftigkeit (Warum gilt "schwarzer Humor" eigentlich so oft als böse? Eigentlich ist das doch oft genug lammfromm, was wir in solchen Filmen zu sehen bekommen...) irgendwie auch puristisch verweigert, mal echte Tabus zu brechen. A FILM WITH ME IN IT ist da keine Ausnahme, und als solche nicht einmal ein besonders bemerkenswerter Vertreter seiner Art. Sicher, da ist vieles witzig, und das irische Loser-Setting muss man schon sehr sympathisch finden. Aber letztlich bleibt der Film darüberhinaus auch extrem pointless, spätestens, wenn am Schluss der im Titel angedeutete Meta-Diskurs dem Zuschauer wild gestikulierend und "Hier bin ich!" rufend ins Gesicht springt. Es ist jetzt nicht so, dass Fitzgibbons Film etwas ganz Schlimmes wäre. Aber von dem behaupteten Festivalhighlight (laut Filmeinkäuferin Frederike) ist das auch ganz weit entfernt. Ja, ich gehe sogar noch etwas weiter: Von den bisher gesehenen sechs Filmen ist A FILM WITH ME IN IT die erste Enttäuschung.
#102
Geschrieben 28. August 2009, 12:44
Ich habe mich jetzt zwei Stunden vor dem Eintrag gedrückt, weil ich CHILDREN eigentlich nicht mit einer kurzen Notiz abfrühstücken will. Viel zu komplex ist das Figurengerüst, das auf dem minimalistischen Plot aufbaut, und viel zu effektiv außerdem die Ästhetik, als dass ich das gerne mit einem lakonischen "creepy" kommentieren möchte. Ich bin jedenfalls einigermaßen überzeugt, dass Shankland auch einen ernstzunehmenden Horrorfilm über Wurstbrote hinbekommen könnte. Der Grusel, die Bedrohung, die von den Kindern ausgeht, entsteht schon weit vor der Eskalation, und diese Affekte produzieren sich einzig aus der Inszenierung. Schnelle Schnitte, eine leicht überdrehte Tonspur, ein basslastiger und gerne mal disharmonischer Score, demgegenüber eine trügerisch ruhige Kameraführung - all das trägt dazu bei, die Situation dieses vermeintlich heilen Familienfests schon vor den Morden als höchst unangenehm zu empfinden. Dazu trägt auch die etwas seltsame Idee bei, auch unter den Erwachsenen keine wirkliche Identifikationsfigur zu präsentieren, und ihre Beziehungen untereinander unterschwellig brodeln zu lassen. Zwischen ihnen und den Kindern steht - nicht nur hinsichtlich ihres Alters - die adoleszente Casey, ein vielleicht 16-jähriges und sehr un-vielleicht pubertierendes Mädchen, und es ist wohl auch ihre Perspektive, die der Film am ehesten einnimmt. Sie vereint einen distanzierten, emotional noch nicht beeinträchtigten Blick auf die mörderischen Kinder mit einer mindestens ebenso großen Distanz zur Elterngeneration, und es ist wohl auch kein Zufall, dass ausgerechnet ihre Mutter - zu der sie offenbar ein gutes Verhältnis hat - als einzige Erwachsene wenigstens ansatzweise sympathisch erscheint. Auf der anderen Seite bringt diese Zwischenposition aber auch eine gefährliche Rohheit mit sich: Die Besessenheit oder Krankheit, die von den Kindern Besitz ergreift, scheint vom umgebenden Wald auszugehen, und jedenfalls ist es eine ungestüme Prä-Zivilisiertheit, welche die Kinder letztlich zu ihrem diabolischen Treiben anleitet. Auf der anderen Seite ist das Planleben der Eltern, bei denen jede Handlung sinnvoll und vernünftig sein muss, und das zielgerichtete Leben Priorität bekommt - was sie natürlich auch mit einer entsprechenden Erwartungshaltung an die Kinder verbinden. Casey ist noch längst nicht erwachsen, aber dem skurril-selbstbezogenen Spiel der Kinder doch längst entwachsen. Zwiespältig ist also auch, wie sie von dem dämonischen Einfluss betroffen ist - ihre Reaktionen auf das Geschehen schwanken zwischen elterlicher Ratio und kindlichem Trieb zur Gewalt. Shankland illustriert diesen Umstand einmal mit einer bemerkenswerten Ellipse, zwischen Caseys Erkenntnis, dass ihre älteste Halbschwester offenbar ebenfalls betroffen ist, und einem unerklärlichen Gewaltausbruch ihr gegenüber - wie es zu dieser Eskalation kam, bleibt ungeklärt. Auch das Verhalten der Kinder ihr gegenüber ist zweideutig: Mal sehen sie in ihr den erwachsenen Feind, später dann wird sie wieder unerklärlicherweise verschont, ist potentielle Spielkameradin.
...
Ich breche hier ab. THE CHILDREN ist viel zu komplex, um ihn in einem kurzen FTB-Eintrag einigermaßen umfassend zu besprechen. Jedenfalls ist er aber noch vor CARRIERS mein bisheriges Festival-Highlight.
Etwas ausführlicher ist es noch im F.LM-Podcast zu hören.
#103
Geschrieben 29. August 2009, 10:49
Ein Horrorfilm, der seinem ZuSCHAUER die Bilder verweigert, und damit auch das Verständnis dessen, was eigentlich passiert. Der erfahrene Radiomoderator Grant Mazzy, der die Einwohner des kleinen kanadischen Nests mit politischer Kompromisslosigkeit wachrütteln will, ringt immer wieder nach Worten für das, was sich offenbar auf der Straße abspielt: ein "riot", ein "mob", ein "uprising"... Nichts scheint so recht zu passen, aber alles entstammt seiner politischen Sphäre, während der Zuschauer die Zeichen - Andeutungen von Kannibalismus und anderem Zombietum - längst deutet... Bis dann der spanischstämmige Doktor in die Radiostation kommt und erklärt, dass die Täter so etwas wie Sprachzombies sind, also Menschen, die ihre ratio in der Sprache verloren haben, und alles stupide wiederholen, was sie aufschnappen - auf der Suche nach noch nicht infizierten Wörtern, denn es ist die englische Sprache, die ihren Zustand irgendwie ausgelöst hat. Es ist diese verzweifelte Suche nach Verständnis, die aus den Bürgern Pontypools Zombies macht, und Grant ist ein großer Erklärer, Dinge zu erklären, das ist sein Job. Dass sich der Film gegen Ende in postmodernen Dadaismus flüchtet, ist so konsequent wie großartig. PONTYPOOL ist ein Film über Sprache und ihre Präzision, über den ständigen Konflikt zwischen Signifikanz und Bedeutung, der sich in ihrem Umgang ergibt. Und PONTYPOOL ist wohl auch so ein Film, den ein Leser der Buchvorlage für unmöglich halten musste, bevor er gedreht wurde. So hochtheoretisch das Horrorkonzept auch ist, PONTYPOOL funktioniert, als Spannungskino ebenso wie als Reflexion. Die hypnotische Stimme von WATCHMEN-Night Owl Stephen McHattie trägt ihren Teil dazu bei, dass man zwar jederzeit wegsehen, nie aber weghören kann. Und wenn sich die Protagonisten schließlich vor dem Sprach-Irrsinn in ihre schalldichte Aufnahmekabine flüchten und selbst dort nur noch über geschriebene Worte kommunizieren, dann stellt PONTYPOOL die Bedeutung von Naivität und Aufklärung endgültig in Frage. Wahn-Sinn.
#104
Geschrieben 29. August 2009, 11:00
Eine Geistergeschichte, die eigentlich keine ist, und dann vielleicht doch eine ist. Das fasst ganz gut zusammen, was ich dem Film ein wenig übel nehme. LAKE MUNGO kokettiert an vielen Stellen sehr mit seiner Platzierung im Genre, behauptet Grusel, wo keiner ist, und verleitet mit seiner TrueCrime-Dokuästhetik dazu, die Geisterbilder als Beweismittel zu lesen. Bis sich dann nach 45 Minuten der ganze bisherige Verlauf negiert, wenn sie als Fälschungen entlarvt werden, bloß um die Kamera zum Schluss in den Fälschungen andere Geistererscheinungen entdecken zu lassen. Sicher ist das ein schönes Spiel mit der Beliebigkeit solcher Phänomene, und LAKE MUNGO gelingt auch, die Sinnsuche und Trauerarbeit der Familie in eine allegorische Geschichte zu verpacken. Aber es ist andererseits gerade das Exploitation-Element, an dem ich mich gestört habe. Dass LAKE MUNGO noch spannend funktionieren könnte, wenn es sich nicht an so vielen Stellen mit einer klassischen Gruselfilm-Ästhetik schmücken würde, die aber kaum Berechtigung erhält. Mir jedenfalls blieb der Film nicht zuletzt deshalb fremd.
#105
Geschrieben 29. August 2009, 12:16
Ein wenig skeptisch war ich anfangs ja schon: Erstens kommt vor dem Film einer nach vorne und erzählt was von einem "großen Spaß" mit "tanzenden Werwölfen", und dann hatte ich noch im Hinterkopf, wie gerne der Film jetzt schon als "bester Halloween-Film" abgefeiert wird... Dazu dann noch die Strukturierung in kleine Episödchen á la TALES OF THE CRYPT, und das ganze anschauen inmitten potentiell johlender Idioten. Zum Glück kam dann so ziemlich alles auch ganz anders: Die Episodenstruktur, die immer wieder erwähnt wird, ist eigentlich gar keine. TRICK'R'TREAT ist vielmehr ein Medley durch den Saisonbedingten Wahnsinn, das ständig durch seine verschiedenen Sub-Genres flattert wie eine aufgeschreckte Fledermaus. Natürlich lebt der Film von den verschiedenen Gimmicks und kleinen shocking twists, die er seinem Publikum präsentiert, wenn er jedem Protagonisten eine Maske verpasst, die irgendwann gelüftet wird. Schade in diesem grundehrlichen und so gar nicht kalaurigen Retro-Vergnügen ist eigentlich nur, dass ihm ein wenig der Mut fehlt, noch zerklüfteter, impressionistischer zu sein. Da gibt es eine kurze Sequenz, in der ein Vampir am Rande einer Halloween-Parade eine junge Frau aussaugt und dann zwischen ein paar Betrunkene an den Straßenrand setzt. Kurz danach ist der Vampir verschwunden, und die Episode vermeintlich beendet, von mir schon als sehr nettes skurriles Randereignis abgehakt. Leider kommt Dougherty aber schließlich nicht umhin, auch diese Figur erklären zu wollen und in den Kontext einzubauen, was ich doch recht schade fand.
So oder so: TRICK'R'TREAT ist jedenfalls genau das, was sogar ich guten Gewissens als kurzweiligen Spaß beschreiben kann. Ein Stimmungsfilm - also einer, der sie wiedergibt -, und wie ein schönes Intro vor einer ganzen Genre-Reihe... eigentlich der perfekte Eröffnungsfilm für ein solches Festival.
#106
Geschrieben 29. August 2009, 12:25
Das geht schnell: Als nach wohl 60 oder 70 Minuten die Einblendung "Final Day" erschien, war ich sehr erstaunt, wie kurzweilig der Film doch gewesen war - im Hinterkopf nur die Gesamtlaufzeit von zwei Stunden und das mangelnde Vertrauen in mein Zeitgefühl. Dann aber elaboriert H&G über 30 Minuten eine Hintergrundgeschichte, die nach den ersten drei bereits komplett erzählt war, gefolgt von einem ewig unspannenden Hin und Her: "Lasst mich bitte gehen!" - "Warum willst du uns verlassen?" - "Ihr Erwachsenen seid doch alle gleich!" - "Lasst mich bitte gehen!" - "Warum willst du uns verlassen?" ...
Dabei wäre HANSEL AND GRETEL bis dahin durchaus schön gewesen: Gerade die Entscheidung zum gelegentlichen Understatement inmitten der Überausstattung des Märchenhauses war toll, besonders die Wald-Szenen sind mir hier aufgefallen, die ständig auf dem kontrastreichen Grat zwischen Naturalismus und bunter Überzeichnung wandeln. Warum aber ein Film, der sich so explizit selbst gerne als Märchen verstehen will, am Ende alles toterklären muss, will mir nicht in den Kopf. Und letztlich ist die nervtötende zweite Hälfte sogar so schlimm, dass ich nicht einmal den Anfang rückblickend noch genießen kann.
#107
Geschrieben 30. August 2009, 10:21
Liest sich ein bißchen wie eine sanfte SCARFACE-Variante: Jackie Chan als gutmütiges chinesisches Landei, das seiner Jugendliebe nach Japan hinterherreißt, dort illegal lebt und arbeitet und schließlich - um seinen diskriminierten Landsleuten helfen zu können - zum Verbrecherboss aufsteigt. Und dieser Aufstieg kommt natürlich vor dem Fall. Schön daran ist, wie der Film den Rassismus zwischen Japanern und Chinesen thematisiert und dabei beständig die Seiten wechselt. Ganz ein Rise-and-Fall-Film ist STI allerdings nicht, da Jackie Chans Charakter sich nie von seiner Macht korrumpieren lässt und seine treudoofe Naivität auch bis zum Schluss nicht einbüßt. Die Fabel um "Verbrechen lohnt sich nie", die da irgendwo drinsteckt, ist dabei etwas albern aber nicht unsympathisch. Sehr viel mehr gibts zu dem netten Film dann allerdings auch nicht mehr zu sagen.
#108
Geschrieben 30. August 2009, 10:30
Deutlich interessanter als der Film ist eigentlich, wie das Fantasy Film Fest mit dem großspurig so betitelten "centerpiece" umgeht. Im kleinen Saal auf einem Nachmittagsslot programmiert, kein Veranstalter anwesend, der einleitende Worte spricht, und auch in den bisherigen Vorstellungen wurde nie auf diesen doch nominell mitwichtigsten Film des Programms hingewiesen.
Der Film selbst sonnt sich darin, einen neuen Abenteuer-Held präsentieren zu können, eine James Bond-Variante, die zwar nicht Geheimagent sondern nur Erbe eines Börsenimperiums ist, aber ihm an überhöhter Mystik kaum nachsteht. Das ist es dann wohl auch, was ein wenig befremdlich wirkt. Fröhliches Globetrotting von einer explizit spektakulären Location zur nächsten, schöne und willige Frauen und ein Held, den all das - inklusive dem Mord am Papa - seltsam kalt und emotionslos lässt.
Interessant ist schon im Zeitkontext, wie dieser Ackermann-Sohn zum Actionhelden mystifiziert wird, samt BATMAN BEGINS-ähnlicher Schöpfungsgeschichte einiger Jahre im Abhärtungs-Exil. Auch, dass der ja eigentlich nur virtuelle Schatz des Aktienvermögens, hinter dem hier jeder herjagt, in Form symbolträchtiger Wertpapiere der "Zukunft Anstalt Liechtenstein" materialisiert werden muss, ist interessant. Andererseits interessiert sich Salle gar nicht so sehr für diesen Gegenstand, sondern behauptet dessen Wichtigkeit nur, um ihn recht schnell wieder - absichtlich oder unbewusst - im Hintergrund verschwinden zu lassen.
Jeder mittelprächtigen Kurzweil zum Trotz hinterlässt mich LARGO WINCH slightly puzzled.
F.LM-Podcast
#109
Geschrieben 31. August 2009, 11:20
Klingt wie HEROES in Spielfilmlänge. Ein wenig ist es das auch. Allerdings ohne den (Comic-)medienreflexiven Subtext, dafür mehr von der alten Leier um Vor- und Selbstbestimmung. Nichts, was man nicht schon mehrmals gesehen hätte, also. Mittendrin gibts dann noch die hochgradig alberne Mutantensorte der "Bleeder", die - nach theatralischem Abnehmen ihrer Sonnenbrille - aus voller Kehle schreien, so dass sich alle umstehenden unter Schmerzen am Boden winden. Und dann ist da Dakota Fanning, ein so spannender wie irgendwie auch bedenklicher Charakter, bedenkt man, dass es jetzt bereits eine semi-ironische Internetgemeinde gibt, die es angeblich wie seinerzeit bei den Olsen-Twins kaum erwarten kann, dass die 15-Jährige (die hier eine 13-Jährige spielt, die auch nicht älter aussieht) endlich 18 wird. Und in PUSH rennt sie also durchgehend mit gürtelbreitem Minirock und kniehohen Stiefeln rum, verhehlt mühsam ein Interesse am knapp 30-jährigen Protagonisten, während sie aber gleichzeitig jegliche Sexualität fröhlich-niedlich verleugnet. Wenigstens diese Klippe umschifft McGuigan dann doch, wenn er das Thema nie weiter vertieft und seinen Helden ihr lediglich mit väterlicher Fürsorge entgegentreten lässt. Wäre der Zwiespalt gewollt, dann hätte ein wenig LEON-Anschauen nicht geschadet, so bleibt ein wohl harmloser aber irgendwie auch unangenehmer Fremdkörper in einem Film, der gar nicht so viel Spektakel ist, wie ich es eigentlich erwartet hätte. Bemerkenswert ist vor allem die Planungsszene: In einer Welt, in der sogenannte "Watcher" Pläne und Vorhaben spüren können und damit die Zukunft vorhersehen, kann ein Plan nur noch funktionieren, wenn man ihn schriftlich in Briefen fixiert, sich danach die Erinnerung daran löschen lässt, und die Briefe erst nach und nach und kurz vor Ausführung liest. Der Zuschauer bleibt dabei - so will es der Effekt - in der Planungsphase natürlich außerhalb des Briefumschlags. Schön auch der diffuse Charakter von Fannings Mutter, einer Art Super-Watcher, die den ganzen Film anscheinend schon vor Jahren vorhersehen konnte und Vorbereitungen für dessen positiven Ausgang traf. Dass sie nie eindeutig in Erscheinung tritt - selbst die Frau, welche die Glasmurmel fallen lässt, könnte auch jemand anderes sein - unterstreicht den metaphysischen Charakter dieses Schicksalsschmiedes, der obendrein - wie alle "Watcher" im Film - weiblich ist.
Schade ist eigentlich nur, dass sich PUSH letztlich nicht traut, seine ruhige Linie, die streckenweise die Ziellosigkeit seiner Protagonisten auf der Flucht recht schön einfängt, über den Showdown hinaus zu bewahren. Stattdessen kommt natürlich ein etwas zu lautes Spezialeffekte-Brimborium und zwei hochgradig albern posierende "Bleeder". Auch die Beliebigkeit des Handlungsortes Hong Kong wirkt eher wie ein budgetärer Zwang als inhärent logisch.
Die positive Überraschung über den Film bleibt - gerade auch weil er sich nur in Teilen an HEROES und anderen orientiert, aber im Gegensatz zu dieser Serie nie versucht, über seine Oberflächlichkeit mit metaphysischen Off-Kommentaren und anderen Peinlichkeiten hinwegzutäuschen.
#110
Geschrieben 31. August 2009, 12:10
Ein Zombiefilm aus der Sicht der Zombies, die gar nicht wissen, dass sie eigentlich Zombies sind. "Simply brilliant", schreibt einer in der imdb über den Film, und dem Herren möchte ich am Liebsten mal zwischen die Beine treten. Zu meiner Schande muss ich eigentlich nur gestehen, dass ich diesen Quatsch die ersten 5-10 Minuten noch ganz sympathisch fand, bis dann klar wurde, dass der Film hier am Besten auch wieder aufgehört hätte. Das war ein bißchen wie bei BLACK DYNAMITE: Kohnen hat aus Zombiefilmen anscheinend nichts mitgenommen, außer dass sie schlechte Make-Up-Effekte haben. Wenn man diese jetzt also ganz offensichtlich noch schlechter macht, "so scheiße, dass es schon wieder gut ist", dann kommt nach seiner Ansicht wohl ein Witz bei heraus. Und, ja, ein Witz. Singular. Mehr ist das nämlich nicht, was hier 90 quäääääääääääääälend lange Minuten erzählt wird. Dazu dann peinliche Albernheiten wie Brain-Margheritas, die hemmungslose Fremdschämerei gegenüber dem johlenden Publikum ausgelöst haben. Auch die lustige Überraschung, dass der Army-Hartarsch eigentlich nur erfolgloser Hausmeister ist, stand ihm seit dem ersten Auftritt ins Gesicht geschrieben. Und nicht einmal für netten Slapstick reicht es dann, wenn die bowlenden Zombies natürlich ihre Hände mit in Richtung Pins schmeißen und ihnen beim Sex die Geschlechtsteile abfallen. All das, ich erinnere mich schaudernd, von einer heiteren Menge im ausverkauften (!!!) Kino euphorisch gefeiert. Das Menschheitsbild, welches diese 90 Minuten in mir mal wieder bekräftigt haben, ist kein gutes.
Nur ein einziges Mal blitzte in WASTING AWAY so etwas wie unfreiwilliges Genie auf: Als den nervtötenden Protagonisten endlich ein Licht aufgeht, dass sie untot sind, meint einer "I don't feel like a Zombie". Die lakonische Antwort darauf: "Well, idiots don't feel stupid, either." Das gesamte Kino hat laut gelacht. Diesen Umstand fand jetzt erstmals auch ich lustig.
#111
Geschrieben 31. August 2009, 12:24
Dürfte ich zwei Szenen schneiden, so wäre ich mit DESCENT 2 rundum zufrieden. Da gibt es einmal den saublöden Kalauer, als eines der Höhlenviecher die lokale Jauchegrube benutzt, und dann gibt es da noch den völlig sinnfreien Abschlusstwist. Warum diese schöne Parallelwelt-Fabel in ihrer letzten Szene noch versucht, Backwoods-Horror zu simulieren, will mir einfach nicht in den Kopf. Auch, wie dieser Abschlussgag in die Handlungslogik passen soll.
Trotzdem, enough knitpicking: DESCENT 2 macht genau das großartig, was man von dieser Art Buh!-Filmen erwartet. Die klaustrophische Atmosphäre in den Höhlen ist dabei nur Wegbereiter dafür, dass die sehr viel vordergründigeren Schocks auf fruchtbaren Boden fallen können, anstatt am abgeklärten Publikum nur abzuprallen. Auch spielt Harris einige Male mit der Konvention, wenn er den Angreifer aus vollkommen unerwarter Richtung ins Bild springen lässt.
So viel zum Vordergründigen. Auch dahinter hat DESCENT 2 aber viel zu bieten: Nie macht Harris einen Hehl daraus, dass der Abstieg in die Höhlen und die Begegnung mit den Tier-Menschen dort unten auch allegorischen Charakter hat. Für die Protagonistin ist das Schuldbewältigung ebenso wie Überwindung des eigenen Instinktwesens, der letztliche Ausweg ist schließlich nur einem fertigen Menschen erlaubt, daher ist auch die Fortsetzung mit gleicher Protagonistin nur konsequent. Was mich dann aber doch wieder zum Filmende zurückbringt. Dürfte ich nur eine Szene schneiden, so bliebe der Kalauer wohl drin. Das ist zwar ein Fremdkörper, lässt aber wenigstens nicht vermuten, dass hier jemand seinen eigenen Film gar nicht verstanden hat.
#112
Geschrieben 31. August 2009, 12:36
Natürlich ist das 3D-Kino ein Gimmick, und natürlich ist die FINAL DESTINATION-Reihe spätestens seit Teil 2 eine Reihe, die sich ohnehin nur um technische Gimmicks dreht. Die Anwendung dieser Spielerei ist also nur konsequent. Nach wie vor störe ich mich aber zu sehr daran, wie die Technik die Bilder in ihrer Gesamtheit zerstört, fotografische Eigenheiten zu Schwächen macht und überhaupt dem Zuschauer wenig Raum zum Erforschen des Bildes lässt, als dass ich das uneingeschränkt genießen könnte. Trotzdem, die negativen Stimmen zum Film scheinen mir einem Vorurteil geschuldet, dass ja ein vierter Teil ohnehin nur Käse sein kann, und dass FD4 überhaupt so etwas wie Erzählkino sein möchte. Teil 3, den ich nicht gesehen hat, scheint ja schon mit seiner einleitenden Szene im Vergnügungspark anzudeuten, dass wir hier eher eine Jahrmarktsattraktion besuchen. Und gerade diese wenig kohärente Revuestruktur ist es auch, die der Film vollendet: Bereinigt um fast alle Füllszenen bietet Ellis wahnwitzige Kettenreaktionen am Fließband, die zwar allesamt nicht besonders originell sind, aber gerade durch die Fülle an falschen Fährten, welche die Ästhetik vorher legt, stets pointiert bleiben. Der Trick ist so einfach wie effektiv: Zeige alles, was schief gehen könnte und lass' 80% davon harmlos verpuffen.
Ein wenig aufgesetzt, aber auch nicht uninteressant, ist der nur angedeutete Diskurs um den der Serie inhärenten Determinismus: Ist das unnachgiebige Schicksal im herkömmlichen Slasher noch personifiziert und damit verwundbar, so braucht FD gar keinen Antagonisten mehr. Die unglücklichen Teens hier laufen vor ihrer Bestimmung davon, üben sich in einer Extremform des Eskapismus, wenn sie versuchen, ihr Leben gänzlich ohne Gefahr zu gestalten. Gleichzeitig haben sie aber kein Problem damit, die Unausweichlichkeit ihres Schicksals - also die von der Plotlogik vorgegebene Todesreihenfolge - schnell zu akzeptieren, nur um sie dann eben doch vermeiden zu wollen. "Better safe than sorry", sagt einer mal gegen Ende, als er sich schon in Sicherheit wiegt. Und stellt wenig später die Frage, ob sie überhaupt vor irgendeinem Unfall davongelaufen sind, oder nicht einfach von Anfang an alles so vorbestimmt war, wie es jetzt gekommen ist.
F.LM-Podcast
#113
Geschrieben 01. September 2009, 12:11
Zu Beginn war das anstrengend: Eine viel zu nahe Kamera, in Dialogen bedeckte auch gerne mal der unscharfe Hinterkopf des einen Gesprächspartners zwei Drittel der Leinwand, unruhig und fahrig der Schnittrhythmus, eine allgegenwärtige Nervosität durchdringt hier die Ästhetik. Haim findet mit fortschreitender Handlung eine ruhigere Inszenierung, in der sich die wachsende Sicherheit der anfangs noch ziellosen Protagonisten spiegelt. SECRET DÉFENSE erzählt die Geschichte einer Orientalistik-Studentin, die vom französischen Geheimdienst angeworben wird, und die eines jungen Kleinkriminellen, der im Gefängnis mit einem arabischen Terrornetzwerk in Berührung kommt. Weniger als für eine spannende Agentengeschichte interessiert sich Haim für das "human element", er stellt seinem Film auch einen Monolog voran, nachdem ein Agent nie als Mensch begriffen werden dürfe, sondern stets nur als Waffe. Für die beiden Nachwuchsprofis steht also die Überwindung der Emotion, das Erlangen professioneller Apathie, als Ziel ihrer Entwicklung.
SECRET DÉFENSE parallelisiert letztlich zwei entgegengesetzte Geheimorganisationen und macht deutlich, dass sich im politischen Konflikt trotz der Verschiebung von der zwischenstaatlichen Ebene auf den "War on Terror" nicht viel geändert hat. Die beiden Protagonisten sind darin nicht Helden sondern lediglich Bauernopfer, und sie erkennen das mit tragischem Fatalismus. Vorwerfen kann ich dem Film nur seine Texteinblendung zum Schluss, die den Film an der Grenze zum Reaktionären in der Realität verorten will, indem sie aufrechnet, wie wichtig doch die Arbeit der französischen Geheimdienste für die Sicherheit sei.
#114
Geschrieben 03. September 2009, 12:46
Trauriger Tiefpunkt dieses ohnehin ziemlich egalen Menschenjagd-Filmchens ist eine Szene, die wohl im Programmheft mit "Dougray Scott spielt sich die Seele aus dem Leib" gemeint ist: Ein mehrminütiger Monolog, in dem besagter Schauspieler mit exaltierten Pausen und diversen peinlichen Grimassen pathethischst zum Besten geben darf, warum er als erfolgreicher Bänker die britische Unterschicht so verachtet und ihre Vertreter deswegen gerne mal umbringt. "Das ist mein Hamlet", muss er sich wohl gedacht haben, dabei ist NEW TOWN KILLERS von jedwedem Klassiker in etwa so weit entfernt wie ranzige Mettwurst von einem frischen Salat. Mal wieder geht es in dem für mich inzwischen unerträglichen Stil des britischen Sozialrealismus darum, wie zynisch doch das Finanzwesen sei, und wie ausbeuterisch und überhaupt. All das dann in die wenig originelle Allegorie verpackt, dass die da oben ja gerne die da unten nachts zur eigenen Belustigung jagen und umbringen, "because I can" und so, all das, was man eben schon viel zu oft gehört hat. Langweilig war dieses Anspruchskino für die seit G.W.Bush politisch interessierte Generation obendrein. Nach 60 Minuten habe ich ziemlich genervt den Saal verlassen.
#115
Geschrieben 03. September 2009, 13:07
Wer auf die Idee kam, diesen Krimi mit SHINING zu vergleichen, würde mich schon mal interessieren. Leider schweigt sich das FFF-Programmheft ja stets über die einzelnen Autoren aus, also kann ich leider nicht nachvollziehen, wen man für diesen Dummfug verantwortlich machen kann. OK, zugegeben, im ELECTRIC MIST nur einen Krimi zu sehen greift auch deutlich zu kurz. Immerhin geht es aber um das whodunnit der Mädchenmorde, und wenn Tommy Lee Jones einen großartig Chandleresquen Off-Kommentar spricht, dann klingt das alles schon sehr nach Noir, in den Sümpfen Louisianas. Der SHINING-Vergleich rührt dagegen wohl von den LSD-induzierten Visionen des Protagonisten her, die ihn mit einer kleinen Einheit im amerikanischen Bürgerkrieg gefallener Konföderierten-Truppen bekannt machen, deren General dem Polizisten mit orakelhaft vagen Hinweisen bei der Aufklärung des Falles hilft. Viel bemerkenswerter an diesem Film, der auf jeden Fall zu meinen Top-5 des diesjährigen Festivalprogramms gehört, ist seine Erzählweise: Er verwebt seinen Krimiplot mit einem Stimmungsporträt des Louisiana post-Katrina, lässt seine Kamera immer wieder in einem wunderschönen DOWN BY LAW-Zitat an den zerstörten Wellblechhütten vorbeifahren und thematisiert mittendrin eine Gesellschaft, die sich zwar redlich bemüht, keine Rassentrennung mehr vorzunehmen, aber von dieser Schuld immer noch schwer gezeichnet ist. Überhaupt, Orakel: Es gibt verschiedene Randfiguren im ELECTRIC MIST, deren rätselhafte und merkwürdig einstudierte Sprechweise anfangs noch befremdet, später aber zum Blues dieses Films einen entscheidenden Beitrag leistet und ihn an der Grenze zum Surrealismus verortet. In einer Randnotiz belegt die mehrfach gelesene Auffassung, dass Tommy Lee Jones' Figur ja die gleiche wie in NO COUNTRY FOR OLD MEN sei, dass große Teile des Festivalpublikums einfach zum genauen Hinschauen nicht fähig sind. Dave Robicheaux ist zwar ebenfalls Polizist, charakterlich aber ein direkter Gegenentwurf zum Sheriff Bell aus NO COUNTRY. Gleiches gilt auch für die Tatsache, dass der 117-minütigen Festivalfassung des Films weitgehend mit der Meinung begegnet wird, zu lang zu sein. Die bereits erschienene amerikanische DVD ist um gute 15 Minuten erleichtert. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie eine solche Kürzung dieses wunderbaren Films ohne ein Massaker passieren konnte und hoffe auf ein baldiges Release der vollständigen Fassung. James Lee Burke, der Autor der Buchvorlage, ist hiermit übrigens auf meinem Schirm gelandet.
#116
Geschrieben 03. September 2009, 13:22
Vielleicht liegt es auch an der zwanghaften Amerikanisierung, der diese Realverfilmung eines Animes zum Opfer gefallen ist, dass ich BLOOD zuallererst mal als stinklangweilig bezeichnen muss. Da wird der Hauptfigur ein nutz- und sinnloser Sidekick in Form einer amerikanischen Generalstochter zur Seite gestellt und überhaupt weite Teile des Films in einer amerikanischen Militärbasis in Japan abgefeiert, ohne dass diese Internationalisierung einer Bedrohung aus der japanischen Sagenwelt sich zum eigentlichen Plot fortgesetzt hätte. Dieser nämlich verlässt nie die Ebene einer CHINESE GHOST STORY, inklusive deren ethnischer Zentrierung, aber dafür völlig ohne ihren ehrlichen Charme. Was sich zu Anfang noch so anlässt, als könnten wenigstens die in hoffnungslos lächerlichen CGI-Blutfontänen ertränkten Kampfszenen Spaß machen, verliert spätestens in der ausladenden Sequenz eines Straßenkampfes seinen Reiz: Immer wieder habe ich mich gefragt, ob Nahon hier nicht schamlos Einstellungen zweit- und drittverwurstet, um die ohnehin viel zu seltene Action wenigstens ein bißchen auf Länge zu bringen. Auf dieses zwar 15 Minuten lange aber nur 3 Minuten interessante Gekloppe folgt dann logischerweise auch ein großer Brocken Nichts, Fetzen einer wenig involvierenden und millionenfach gehörten Handlung, übererklärt und -formuliert, zwischendrin Rückblenden, bei deren japanischen Originaldialogen der ansonsten englischsprachige Film zu allem Überfluss dann auch auf die Untertitel verzichtet hat. Zum Ende hin wurde die Laufzeit quälend lang, auch der bereits mehrere Meilen gegen den Wind wahrzunehmende Gestank des fauligen Plottwists wirkte eher kontraproduktiv. Den Rest gab Nahon seinem Filmchen dann mit einem antiklimatisch-unspektakulären Showdown und einem fatalistischem Schlussmonolog des nervtötenden army brats. "BLOOD: THE LAST VAMPIRE movie that should have been made", las ich in einem Blog. Ja, das stimmt so ungefähr.
#117
Geschrieben 14. September 2009, 17:03
Großartig ist Van Looys Film immer dann, wenn sich der Regisseur auf seine Bilder verlässt. Mit seiner Kamera, die einerseits nervös und nah an den Figuren zu einem weiteren Protagonisten wird, andererseits aber auch mit großartig weicher Unschärfe den Bildhinter- von seinem Vordergrund trennt, gelingt Van Looy der Spagat zwischen einer sehr artifiziellen und einer stellenweise gar realistischen Ästhetik. Auch die Rückblenden-Medleys, immer ein kritischer Moment, bei dem ich mich als Zuschauer gerne unterschätzt fühle, schneidet Van Looy mit viel Gespür für das Timing und den Rhythmus seines Films.
So schön LOFT aber auch aussieht, so schade ist es auch darum: Sein Plot verliert sich in einer bitteren Moralfabel um mal wieder die erfolgsgelangweilten Männer mittleren Alters, nur dass diese hier im Gegensatz zu NEW TOWN KILLERS nicht arme Unterschichtler umbringen, sondern sich eben durch sämtliche hübschen Twenty-Somethings von Antwerpen vögeln. Dabei ist die Eskalation mit der Frauenleiche im gemeinsamen Seitensprung-Appartment noch das schönste Element dieser schlichten und später viel zu überraschungsversessenen Geschichte. Der Rest ist abgeschmackter und beinahe-reaktionärer Unsinn.
F.LM-Podcast
#118
Geschrieben 14. September 2009, 17:05
Ohne PUSHER vom selben Regisseur zu kennen, aber mit unguter Erinnerung an den für meinen Geschmack zu sehr in der behaupteten Coolness seines Protagonisten schwelgenden CHOPPER (mit ähnlichem Thema, aber anderem Verantwortlichen), hatte ich wenig Lust auf BRONSON. Diese Art von Personenporträts laufen oft zu sehr Gefahr, in Richtung eines sogenannten "Tarantino-Klons" zu gehen, höchstens mit weniger "Humor", dafür aber noch mit einem Alibi von Sozialkritik und vor allem dem ganz tollen "Tabubruch", hier ein Arschloch als Held zu präsentieren. BRONSON macht all das gar nicht. Seinen - ohnehin sparsamen - Humor bezieht er nie aus Eskapismus in die Coolness, sondern schafft sogar, genau dieses Stilmittel der oben genannten Filme zu dekonstruieren, wenn er seine Hauptfigur immer mal wieder den Versuch wagen lässt, lustig zu sein. Dazu dient auch, dass BRONSON seine Geschichte selbst erzählt, vor einem imaginierten Theaterpublikum, und damit einen bemerkenswerten Hybriden aus einem unzuverlässigen und einem auktorialen Erzähler abgibt. Eine Szene macht besonders deutlich, wie BRONSON seine Fassaden aus umgekehrter Richtung als solche entlarvt: Nach seiner ersten Verhaftung zeigt Refn den kahlrasierten Schädel in Großaufnahme von hinten, und wir hören ein leises Schluchzen. Bronson hebt seine Hände an das Gesicht, und Schnitt: Ruckartig fährt er herum, reißt die Hände herunter und offenbart aufgeschminkte Tränen und ein breites Lachen, und die Szenerie ist nicht mehr die Gefängniszelle sondern besagte Rahmenerzählung auf der Theaterbühne. BRONSON ist ein Film über Selbstinszenierung, und seine zahllosen Kämpfe gegen die Gefängnisbeamten sind im Grunde nichts anderes. Dabei zeichnet Refn seine Hauptfigur nie als den Unsympath, den der Titel "Englands most brutal prisoner" vermuten lässt, umschifft aber auch die Klippe, ihn dabei zu verharmlosen oder zu glorifizieren, sondern erklärt seine Ausbrüche lediglich: Nicht als Ausdruck eines unbeherrschten Temperaments oder irgendeines Traumas, sondern als Möglichkeit zur Selbstverwirklichung einer Person, die mit gesellschaftlichen Standards nicht kompatibel ist.
F.LM-Podcast
#119
Geschrieben 14. September 2009, 17:17
Meine Mitstreiter ließen sich von DISAPPEARED so gar nicht einnehmen, mir selbst ging es da ein wenig anders: Sicherlich mangelt es ihm an einer originellen Idee und er beschränkt sich weitgehend darauf, die klassische asiatische Geistergeschichte im außerdem schrecklich abgenutzten Umfeld des britischen Sozialrealismus abzuspulen. Den kleinen Twist am Schluss riecht jeder, der die letzten zehn Jahre nicht komplett Horrorfilm-abstinent verbracht hat, mehrere Meilen gegen den Wind. Und dass THE DISAPPEARED im Finale dann leider doch mal kurz das vernachlässigt, was mich für den Film einnehmen konnte, muss ich ihm wohl auch negativ anrechnen. Dennoch, THE DISAPPEARED ist in meinen Augen bemerkenswert, denn er ist ein Horrorfilm ohne Effekte: Damit meine ich nicht nur die Spezialeffekte, auf die er (bis aufs dusselige Finale) konsequent verzichtet, sondern auch jegliche Effekte der Überraschung, jegliche standardisierte Affektproduktion, die für den abgebrühteren Zuschauer ja sowieso nur noch funktionieren könnte, wenn das Drumherum außergewöhnlich genug ist. Der besagte Twist am Schluss - wie auch ein anderes Beispiel für eine unzuverlässige Kamera früher im Film - wird eben nicht als großer Clou präsentiert, sondern ganz nebenbei aufgelöst, ohne dass THE DISAPPEARED diese angebliche Überraschung groß in den Vordergrund rücken müsste. Gleichzeitig bleibt THE DISAPPEARED dem Publikum sogar eine Erklärung darüber schuldig, was es mit dem Antagonisten des Films jetzt eigentlich auf sich hatte. Der Film streut zwar einige Hinweise, die das Mysterium unterfüttern, aber letztlich nur mehr Fragen aufwerfen, als sie beantworten können. Der Grund dafür ist klar, und dass Kevorkian dieses Konzept so konsequent durchgehalten hat, ist beachtlich: THE DISAPPEARED ist ein streng perspektivisch erzählter Film, der nie die Position seiner Hauptfigur verlässt, auch nicht mehr nach dem Finale. Das Publikum, so verlangt es die Konvention, muss jetzt eine Erklärung präsentiert bekommen, was eigentlich genau passiert ist. Dem Film geht es aber nur um seinen Protagonisten, und für diesen ist dann auch alles abgeschlossen. Den Abschluss der umgebenden Geschichte verweigert der Film aber.
#120
Geschrieben 04. Oktober 2009, 21:43
ORPHAN
Maues aber routiniertes Filmchen, dessen Plot-Auflösung zwar originell aber auch völlig beliebig ist. Sehen und vergessen, aber kein Ärgernis.
VERTIGE
Erst gelingt dem Film tatsächlich, Höhe und Höhenangst ins Bild zu bringen (ja, VERTIGO, klar, aber das Gefühl für einen Abgrund auf ein Foto zu bannen ist schon nicht leicht). Dann ist es aber doch nur ein recht normaler Berg-Backwoods-Slasher auf französisch, der aber immerhin mal alle seine Opfer gleichermaßen unsympathisch zeichnet.
IN 3 TAGEN BIST DU TOT 2
Intelligente Idee für eine Slasher-Fortsetzung, welche die Überlebende des Vorgängers mit ihrem dort erlebten Trauma konfrontiert. Spielt schon sehr fein mit der Erwartung des Zuschauers auf einen weiteren Slasher-Plot, welche der Film dann bewusst nicht einlöst.
THE KILLING ROOM
Verlaberter, langweiliger Quark, der seine hanebüchene Idee auch noch besonders stolz präsentiert. Ein Film, den bestimmt viel zu viele Leute für ganz schrecklich clever halten müssen.
THE HOUSE OF THE DEVIL
Der Film hat mir erst wieder bewusst gemacht, wie selten man eigentlich eine so konsistente und homogene Spannungskurve erlebt. HotD erlaubt sich keinen Ausflug von seiner Haupthandlung und arbeitet 90 Minuten auf wirklich nur einen einzelnen Höhepunkt hin, ohne heutzutage genretypisches Hui und Buh zwischendrin. Toll auch, wie der Film das Haus, in dem seine Heldin alleingelassen wird, für den Zuschauer langsam erforscht und die Einsamkeit spürbar macht. Vielleicht bester, auf jeden Fall aber einer der besten Filme des heurigen FFF.
OSS 117 - LOST IN RIO
Lustig, aber irgendwann in seinen sich doch wiederholenden Pointen auch ermüdend. Ohne mich an den Vorgänger en detail noch erinnern zu können: Ihn empfand ich wohl ähnlich.
INGLORIOUS BASTERDS
Während David Bordwell dem Film seine Langsamkeit hoch anrechnet (was ich in dessen Argumentation sogar nachvollziehen kann), habe ich ihn zwar in seiner Konzentriertheit sehr interessant gefunden, aber hätte ihn auch gerne um mindestens 20 Minuten erleichtert. Eröffnung, Kellerkneipe, Finale - alles Sequenzen, die Tarantino selbstverliebt viel länger abfeiert, als sie eigentlich hergeben würden.
WATCHMEN (DIRECTOR'S CUT)
Mir unbegreiflich, wie die vielleicht schönste Szene des ganzen Films - der Mord an Night Owl 1 - für die Kinofassung geschnitten werden konnte. Als hätten bei ohnehin 155 Minuten (oder?) diese 2,5 Minuten das Kraut noch fett gemacht. Zweitsichtung tat dem Film jedenfalls gut.
THE HAPPENING
Zweitsichtung. Diesmal wusste ich, was mich erwartet. Ein Horrorfilm, der seinen Protagonisten die Rettung durch Einsamkeit/Isolation anbietet, um sie so zu echter menschlicher Nähe zurückzuführen. Gerade die allgegenwärtige Naivität in Schauspiel und Inszenierung macht das absolut wunderbar. Kann eigentlich nur an einer falschen Erwartung scheitern.
WE OWN THE NIGHT
Mark Wahlberg, Nr. 2. Super, wie monoperspektivisch aus der Sicht von Phoenix hier erzählt wird, gerade in diesem Genre, das sich ja gerne mal recht episch ausbreitet, wirkte das. Reiht sich sehr schön neben dem Existenzialismus von THE SHIELD und dem lässigen Porträt-Stil von THE WIRE ein.
MAX PAYNE
Mark Wahlberg, Nr. 3. Es ist natürlich weitgehend langweilig, ein Spiel zu verfilmen, dessen ausschlaggebende Idee es war, die Noir-Essenz mehrerer Filmgenres in einen karikaturesk überzeichneten Plot und Protagonisten zu konzentrieren. Zurück im Film ist das stellenweise peinlich, die Halluzinationssequenzen allerdings sind im Gegensatz zu den Actionszenen richtig fein. Bis Wahlberg dann auf Drogen herumchargieren muss, das hatte schon beachtliches Fremdschäm-Potential.
APPLESEED
Fand ich im Kino unerklärlicherweise recht spaßig. Die Zweitsichtung dagegen zeigte mir nur noch einen erschreckend verlaberten und unspannenden Film, der sich mühsam hinter ein paar ganz netten Schauwerten verstecken kann.
ALL THE BOYS LOVE MANDY LANE
Zweitsichtung, gewachsen. Die körnige Sepia-Ästhetik passt ebenso gut zu diesem irgendwie aus der Zeit gefallenen Film wie die dreiste Behauptung, hier einen Slasher vor sich zu haben. Stattdessen die dunkle Seite einer geradezu warmherzigen Coming-of-Age-Geschichte, in der es unter all den stereotypes with issues wenigstens der Titelheldin am Schluss gelingt, sich von ihrer Teenager-Umgebung zu emanzipieren und erwachsen zu werden.
SNIPER
Schön, wie lange SNIPER offenlässt, wer eigentlich am Ende als Held des Films übrigbleiben darf. Die Parallelisierung des Profis und des Anfängers, der neben seinen Skrupeln vor allem ein Stück Zivilisiertheit loswerden muss, hat mir gefallen. Auch, wie antiklimatisch hier Actionsequenzen inszeniert sind, ist bemerkenswert. Für das richtige Brett, dem der inhaltlich ähnliche SHOOTER schon sehr viel näher kommt, fehlt allerdings irgendetwas, worauf ich gerade nicht mit dem Finger deuten kann.
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