The Plague of the Zombies (John Gilling, 1966)
Im Zuge der Hammerschen Wiederbelebung der klassischen Horrorfilme der 30er und 40er durfte natürlich irgendwann auch der Zombie nicht mehr fehlen. Die Idee des aristokratischen Zombie-Hexers stammt wohl aus Halperins White Zombie, der Plot ist hier aber von Haiti ins viktorianische England verlegt. Der Film ist auch noch ganz in der herkömmlichen Horrortradition verwurzelt. Es gibt einen villain, der für das Böse verantwortlich ist. Schrecken löst immer noch der Austausch von Körperflüssigkeiten aus, die Substanz zur Kontrolle ist nämlich Blut, das der Hexenmeister seinen Opfern (mit einem gaaanz raffinierten Trick) stiebitzt. Das sexuelle Erwachen der Frau wird misstrauisch beäugt: Zentral ist die Friedhofsszene mit der Exhumierung der Doktorsgattin, die sich vor den Augen der entsetzten Herrschaften in einen Zombie verwandelt - analog zu Lucys Erwachen in der Gruft, das in keiner Dracula-Verfilmung fehlen darf. Was will dieses neue Wesen, was ist das für ein lüsterner Blick? Adäquate Reaktion ist die symbolträchtige Enthauptung. - Im Finale wird dann endlich das eigentlich zentrale Motiv der versklavten Zombies aus White Zombie genutzt: Der böse Aristokrat lässt seine Opfer wie einst Hexenmeister Legendre für sich schuften, anstelle einer Mühle ist es hier nur ein Bergbau. Die expressionistische Kraft des Vorbilds erreicht Plague zwar nicht, glänzt dafür aber mit hammertypisch farbenfroher und sorgfältiger Ausstattung, guten Darstellern, tollen Makeup-Effekten und gediegenem Spannungsaufbau.
The Curse of the Werewolf (Terence Fisher, 1961)
Kaum ein anderer Werwolf- oder Gruselfilm nimmt sich wohl mehr Zeit, um die - im wahrsten Sinne - Geburt des Monsters zu inszenieren. Die ausführliche Vorgeschichte mit all ihren Verwicklungen und bösen Vorzeichen gibt dem Film ein Fundament für die Tragödie, die sich abspielen wird. Eine besonders schöne Szene ist die Taufe des Werwolfs: Im Taufbecken beginnt es zu brodeln, eine steinerne Fratze spiegelt sich im Wasser, während es draußen blitzt und donnert. Hier ist alles angelegt, kein bloßer Zufall reißt einen modernen Menschen in den Abgrund, das Böse ist quasi Erbsünde. Im Unterschied zu den anderen "klassischen" Filmmonstren ist der Werwolf die tragischste Figur (die Tränen im Vorspann!), das Grauen kommt aus dem eigenen Selbst, aus unkontrollierbaren Trieben. Zwar ließe sich argumentieren, dass auch Vampir oder Zombie bloß Projektionen innerer Zustände sind, aber beim Werwolf ist dieser Aspekt gewissermaßen morphologisch besonders zugespitzt: das Monster als psychischer und physischer Teil des Selbst. - Kurioserweise stand ja die Produktion des Films ebenfalls unter einem schlechten Stern, schließlich floppte der Film (auch durch Schuld der Zensoren) und Hammer schmiss das Werwolf-Thema für immer. Schade, denn ein Hammer-Remake von Frankenstein Meets the Wolf Man hätte ich zu gerne gesehen.
The Brides of Dracula (Terence Fisher, 1960)
Der Titel ergibt schonmal keinen rechten Sinn, denn einen echten Dracula gibt es im Film nicht, und auch keine echte Braut (nur eine Verlobte) - aber egal. Jedenfalls ist Brides die erste Fortsetzung zum 58er Dracula, zwar ohne Christopher Lee, dafür wieder mit Peter Cushing als Van Helsing. Der erste Akt des Films gefällt mir eigentlich am besten, der hat eine fast traumhafte Unwirklichkeit an sich, wirkt mehr wie ein Märchen: Die französische (= scharfe) Internatslehrerin muss dank der abergläubischen transsylvanischen Landbevölkerung die Nacht im Schloss der Baronin von Meinster verbringen, wo sie einen angeketteten Jüngling* vorfindet, der sie um Befreiung bittet. Diese Paar, das einander sofort zugetan ist, darf aber nicht zueinander finden, mit der Befreiung nimmt also das Grauen seinen Lauf. - Van Helsing gibt wieder den strammen Gotteskrieger, der mit dem Kruzifix bewaffnet in direkter Linie des Großinquisitors Torquemada zu stehen scheint: Die Reinheit des Blutes muss bewahrt werden! Und wie stark muss Van Helsings Glaube sein, wenn in seinen Händen sogar der Schatten einer Windmühle im Mondschein zur tödlichen Waffe wird! - Wäre es übertrieben zu sagen, dass letztlich die Kirche die Verbindung zweier Liebender verhindert hat? (Die Fußfessel am Jüngling als Symbol unterdrückter Sexualität des Mädchens bedarf wohl keiner weiteren Erörterung; ebensowenig die Bewertung der Tatsache, dass die Lockerung der Fessel/Moral hier nur Böses zur Folge haben soll.) - Abgesehen vom sittenstrengen Unterbau (oder vielleicht gerade deswegen?) ist das aber klar einer der besten Vampirflicks der Hammer Studios.
*) Lustigerweise war "Teenage Dracula" David Peel fast 40.
Bearbeitet von evoken, 04. September 2007, 20:02.