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171 Antworten in diesem Thema

#151 bateman23

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Geschrieben 13. Juli 2006, 20:11

„Der Teufel schläft nicht“

Hotel
(3.7.2006 – Maxim München)


„Abseits von der Großstadt liegt das Hotel tief verborgen im finsteren Wald. Abseits von jeglicher Zivilisation findet man hier die magische Atmosphäre einer so fantastischen wie rätselhaften Ruhe. Als Irene in diesem Waldhotel ihre neue Stelle als Rezeptionistin antritt, ist auch sie fasziniert von dieser Abgeschiedenheit. Doch bald stellt sie fest, dass ihre Vorgängerin auf mysteriöse Weise verschwunden ist, und Irene beginnt, der großen Stille zu misstrauen...

Jessica Hausner spinnt aus dieser Ausgangssituation einen fast „altmodischen“, klassischen Gruselfilm. Sie greift bei der Inszenierung nicht auf die visuellen Techniken des grellen, zeitgenössischen Horrorkinos zurück, sondern verweigert sich konsequent den archetypischen Stilmitteln dieses Genres. Stattdessen wirkt der Gestus, wie aus einem unschuldigen schwarz-weiß Flick vergangener Zeiten. Was Jessica Hausner damit erreicht ist ganz und gar nicht „angestaubt“, sondern schlichtweg grandios. Sie schafft es zum einen mit einem überaus minimalistischen Film das aktuell „überfrachtete“ Horror-Genre mit einem neuem Geist zu beseelen. Zum anderen hat sie es geschafft, dass ich mich wieder richtig fürchtete. Wenn auf der Leinwand Jugendliche von Rednecks oder von perversen Kapitlisten in einem „Hostel“ zerstückelt werden, dann macht sich bei mir Langeweile breit. Wenn Freddy, Chucky oder Jason über die Leinwand morden, dann entbehrt das nicht einer gewissen Komik. Und so ist dieses Gefühl auf der Leinwand ein Seltenes: Angst.
Doch genau davon lebt dieser Film. Von purer, schnörkelloser Furcht. Kein Gramm Verzierung zu viel, keine unnötigen Verschnörkelungen. Untermalende Musik – das wäre nur störend. Schnelle Schnitte, Soundeffekte – schürt und befriedigt zugleich nur die Erwartungshaltung des Zuschauers.
Jessica Hausner hingegen greift bei der Visualisierung dieses unbestimmten Begriffes, dieses essentiellen Gefühles auf ganz einfache Mittel zurück: Sie bedient sich unseren Urängsten, unseren Verzweiflungen aus der Kindheit und lässt diese ganz für sich alleine sprechen. Der dunkle Wald, lange obskure Korridore, das „Alleine sein“ und das „vergessen werden“. Horrorvisionen von Heranwachsenden und zugleich Chiffren einer heutigen isolierten Gesellschaft.
So huscht der Zuschauer zusammen mit Irene durch das dunkle Hotel auf der Suche nach einer Auflösung und zugleich nach sich selbst. Angetrieben vom Verlangen zu Verstehen, immer auf der Flucht vor einer omnipräsenten, nicht greifbaren Bedrohung. Das „Haunted House“ hinübergerettet in die Moderne – das grimmsche Märchen im Jetzt. „Man verliert das Gefühl für reale Zeit und realen Raum, man fühlt sich etwas ganz Ephemerem konfrontiert.“ (vgl. Hitchcock) – Das „unfassbare“ (im wahrsten Sinne des Wortes), das nicht greifbare entfaltet schleichend und ohne viel Auflebens seine Wirkung. Und viel später, wenn der Film bereits vorüber ist, seine Nachwirkung. Ein wunderbarer Film: einfach märchenhaft.

Eingefügtes Bild


P.S. gesehen im Maxim-Kino. Interessantes Kino in München - heruntergekommener Kinosaal. Dunkle Dielen, zerborstene Lampen und uralte Leinwand. Dazu ein Original hinter der Kasse und selbstgebackener Kuchen ;-)

#152 bateman23

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Geschrieben 30. Juli 2006, 14:19

München Filmfest 2006 – Wrapup


Friends with Money (15.7.2006)
Jennifer Aniston in einem Independent Streifen? Das kann nicht gut gehen.... – So mein erster Gedanke. Gerade Aniston mimt in diesem Werk von Nicole Holofcener eine vom Pech verfolgte und im Leben nicht weit gekommene Verliererin, die sich mit Putz-Jobs über Wasser hält. Damit fällt sei bei ihren Freunden ein wenig aus dem Rahmen: diese wohlhabende Vertreter der weißen Mittelschicht, die bei Charity-Bällen gerne einige Tausender springen lassen und selbst Reinigungskräfte für ihre Behausungen engagieren, planen lieber den Umbau des Hauses, um von Schlafzimmer aus das Meer zu sehen und kaufen sich 70$-Gesichtscreme.
Und genau davon handelt der Film dann auch die nächsten 90 Minuten. Dabei bleibt er im Aufbau der Storyline und der Charakterzeichnung der Protagonisten zu zahm und wandelt zu sehr auf ausgetretenen Pfaden, als dass ich ihn als einen „wirklichen Independent-Film“ erkannt hätte. Am Ende dann wird er mit dem Storytwist komplett von Hollywood eingeholt. Oder sollte das alles tatsächlich nur Selbstironie gewesen sein?


Aura (15.7.2006)
Was für eine Eröffnungssequenz! Wie Fabián Bielinsky mit einem ersten Schwenk einen elementaren Bestandteil der Geschichte einführt, das ist schon sehenswert und wirkt mehr als nur gekonnt. Im weiteren Verlauf jedoch krankt das ganze ein wenig am Drehbuch - es hat ein bisschen was von Memento mit umgekehrten Vorzeichen, wenn der Tierpräparator alles was er auch nur für Sekundenbruchteile gesehen hat, im Schlaf rezitieren kann. Dieser nimmt die überstürzte „Flucht“ seiner Frau zum Anlass mit seinem Kollegen zu einem kleinen Jagd-Urlaub in der Pampa aufzubrechen. Blöd nur, dass alle Hotels schon ausgebucht sind. So bleibt den beiden nur ein schäbiges Domizil mitten im Wald – und der Besitzer dieses Etablissements hat nicht nur eine hübsche, junge Frau, sondern auch ein Geheimnis.... Hört sich an wie die perfekte Ausgangslage für einen Horrorstreifen (siehe Hotel). Bielinsky spinnt daraus jedoch einen klassischen Thriller. So klassisch, dass mich oftmals ein wohltuender Sekundenschlaf übermannte, der teilweise wohl in den Minutenschlaf überging. Das könnte damit zusammen hängen, dass ich ein bissl müde war, oder aber, dass ich Thriller nicht so mag. Wahrscheinlich war es eine Mischung aus beidem. Im Resümee ein sehenswerter Thriller mit einigen Länge, einigen Überraschungen und zu viel „Standard Thriller Feeling“ den ich persönlich aber doch lieber im Bett gesehen hätte.

Wirklich schockierend jedoch war das Vorwort des Festival-Mitarbeiters (keine Ahnung wer das war): Der Regisseur Fabián Bielinsky starb vor einigen Monaten an einem Herzinfarkt. Und auch Juan Pablo Rebella hat sich vor kurzer Zeit das Leben genommen: Da musste ich schon ein wenig schlucken: Bescherte er mir doch vor 5 Jahren das Vergnügen 25 Watts sehen zu können. RIP


Summer Palace (16.7.2006)
Bei Titel und die Story von „Summer Palace“ hatte ich wirklich gedacht Ye Lou hat hier unbemerkt das Buch „Der Ferne Garten“ der Koreaners Hwang Sok-yong verfilmt und auf die chinesische Geschichte übertragen. Das war jedoch nur der erste Eindruck aufgrund von Berichten und Inhaltsangabe. Und da erste Eindrücke ja bekannter weise manchmal täuschen, stellte sich auch hier heraus, dass der Film nichts, aber auch gar nichts mit dem „fernen Garten“ zu tun hatte. – Schade, hatte ich doch die ganze Zeit über versucht Parallelen aufzudecken...
Stattdessen erinnert das ganze irgendwie an „Friend“. Ye Lou berichtet über Studentenrevolten, Jugendproblemen und Emmigrantensorgen über einen Zeitraum von mehreren Jahren. Er inszeniert das als eine Melange aus semi-dokumentarischen und nahezu kitschig anmutenden Sequenzen, untermalt mit allem was Klassik und Popmusik so hergibt. Dabei zeigt er sich erstaunlich systemkritisch mit durchaus subversiven Untertönen. Beeindruckend, dass die chinesische Zensurbehörde hier kein eindeutiges Urteil fällen konnte oder wollte – und den Film nicht indizierte. Jedoch gleichzeitig schade, dass der Film in Cannes so sang und klanglos unterging. Und das sage ich, obwohl ich zu politisch beeinflussten Entscheidungen im Kulturbereich eigentlich eine gänzlich andere Meinung habe und den Jury-präsident Wong Kar-Wai sehr schätze...


What a wonderful Place (16.7.2006)
Die Idee zu diesem Film sei entstanden, als der Regisseur Eyal Halfon zusammen mit seiner Frau im Kino saßen. Ob er nicht auch mal solch einen Film, wie den gerade gesehenen drehen können, war die erste Frage seiner Frau nach Genuss des Films, den sie gerade gesehen haben. Sein Titel: Amores perros.
In seinem daraufhin realisierten Werk „What a wonderful Place“ erzählt Halfon über Phillipinos, die sich als Altenpfleger in Jerusalem über Wasser halten. Über Erntehelfer, die ihrer Monarchie auch fern der Heimat treu sind. Über Russinnen, die sich mit der Hoffnung auf ein besseres Leben in die Hände von Menschenhändlern begeben haben und nun als Prostituierte ihre „Schulden“ abarbeiten müssen. Neben diesen Immigranten rückt der Film aber auch diejenigen ins Blickfeld, die auf der anderen Seite stehen – die zu pflegenden Alten, die Ganoven und die Freier. Was dabei entsteht ist ein ambitionierter, teilweise ein wenig zu konstruiert wirkender Episodenfilm über illegale Einwanderer in Israel. (Sehr schön allerdings die Schlusssequenz, die gleichzeitig den Titel des Films erklärt) Mit einem jedoch hatte der Regisseur nun wirklich gar keinen Erfolg: Mit „amores perros“ hat „What a wonderful Place“ gar nichts gemein – außer, dass es beides Episodenfilme sind. Seine Frau wird von ihm enttäuscht gewesen sein...


Das Schneckenhaus (17.7.2006)
Und wieder eine Haunted House Story – zumindest beginnt der Film „Das Schneckenhaus“ als eine solche. Mutter und Tochter ziehen nach dem Tod des Ehemannes bzw. des Vaters in ein Frankfurter Wohnblock. Doch dort gehen seltsame Dinge vor sich...
Nach einer – für einen Fernsehfilm – überraschend starken Anfangssequenz findet der Film im weiteren Verlauf leider keine klare Linie. Zu oft wird eine sich gerade aufbauende Stimmung in den ersten zarten Ansätzen erstickt. Dabei holte sich Florian Schwarz augenscheinlich Inspiration aus Klassikern wie „Night of the Living Dead“ ebenso wie aus dem neumodischen Asia-Shocker „The Ring“. Und doch werden diese Stilmittel selten dazu verwendet eine mysteriöse Aura aufzubauen oder Nervenkitzel heraufzubeschwören, sondern nur, um in Verbindung mit den all zu bekannten Soundeffekten „Schockmomente“ zu erzeugen – die dadurch jedoch zu gewollt, vorhersehbar und „albern“ wirken. Dieser Eindruck wird dadurch verstärkt, dass der Drehbuchautor wohl händeringend nach eine Erklärung für seinen Grusel suchen musste und dabei nur an den Haaren herbeigezogene Erklärungsversuche liefern kann. Zu allem Überfluss lässt er diese auch explizit erwähnen und darüber philosophieren. Schlimmer ist nur noch, dass sich am Ende meiner Ansicht nach einige gute Stellen finden, den Film „würdevoll“ enden zu lassen, und dann doch die denkbar ungünstigste gewählt wurde...



Tideland (19.7.2006)
Terry Gilliam hat nach seinem Big-Budget Flop „The Brothers Grimm“ wieder einen „kleineren“ Film inszeniert, ist jedoch dem Märchensujet treu geblieben. Ein Kinderfilm sei se, so Gilliam, der bei der Deutschlandpremiere seines Films persönlich anwesend war. Eine Geschichte über den unbändigen Überlebenswillen den Kinder an den Tag legen können. Sie würden zu oft als hilflose, abhängige Wesen dargestellt, dabei können sie ganz schön zäh sein und sich als wahre Kämpfer erweisen. - Das mit dem „Kinderfilm“ sollte man noch mal kritisch hinterfragen. Eher ein „Alptraummärchen“, ein „Alice im Wunderland“ auf Drogen. Toller Film, mit einer beeindruckenden Schauspielerischen Leistung von Jodelle Ferland. Nach einer weiteren Sichtung mehr dazu...


H6 – Diary of a serial killer (21.7.2006)
Verpasst, da mein Flieger 30 Minuten Verspätung hatte... Mist. Hätte ich gerne gesehen, versprach das ganze doch eine interessante Mischung aus „Taxi Driver“ und „Ichi, the Killer“ zu werden. Hat ihn vielleicht jemand gesehen und kann was dazu sagen?


#153 bateman23

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Geschrieben 19. November 2006, 21:39

An wenige Filme der letzten Zeit erinnere ich mich noch, z.B an folgende:

Science of Sleep (irgendwann im August)
Supi - grandios. Typisch Michel Gondrey: Komisch, einfallsreich, tiefgründig...

Three Times (irgendwann im August)
Die erste Episode war toll. Dann bin ich leider eingeschlafen - keine Ahnung ob's am Film lag. Jetzt ist mir beim Trailer durchschauen zufällig wieder eingefallen, dass ich diesen Film überhaupt gesehn habe... Daher gleich im FTB festhalten.

Jet Li: Fearless (Asia Filmfest)
Gute Unterhaltung. Popcorn-Kinoi halt.

Riding alone for a thousands of miles (Asia Filmfest)
Sehr schön. Nach Hero und House of the flying daggers wieder ein "Old school" Yimou.

Invisible Waves (Asia)
Toll

Exiled (Asia)
Kracher

Election 2 (Asia)
Gut

Das siebte Siegel (Oktober)
Toll - Bergmann ;)

Marie Antoinette (18.11.2006)
Ganz nett, aber leider nicht mehr. Der schwächste von Frau Copolla - Trotzdem bleibt sie ihrem Thema treu.


Need to watch List:
- The House is burning
- The last kiss

#154 bateman23

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Geschrieben 07. Dezember 2006, 22:05

„This isn’t my life – it’s just a glimpse“

Family Man
(03.12.2006 - Video)


„I’ve got everything i need“ so die selbstsicheren Worte des neureichen Yuppies und knallharten Geschäftsmanns Jack. Er gehört du der Sorte Männern, die alleine für ihren Job leben. Penthouse-Wohnung und Ferrari sind nette Nebenerscheinungen der 80 Stunden Woche. Schöne Frauen hübsches Beiwerk für die wenigen verbleibenden Stunden der Nacht.
So hält ihn auch nichts davon ab am Abend vor Weihnachten bis spät in die Nacht zu arbeiten – alles für die Firma. Doch dieses durchorganisierte Leben auf der beruflichen Überholspur gerät ins Wanken, als er am nächsten morgen nicht in seiner minimalistischen Designer-Wohnung aufwacht, sondern in einem Einfamilienhaus.... Im Ehebett neben seiner Ehefrau.

Nicolas Cage verkörpert hier – wie später in Weather Man - einen im Leben taumelnden. – Wenn auch hier erst auf den zweiten Blick. Er wird mit einem potentiellen Leben konfrontiert, und damit zwangsläufig auch mit seinem Jetzigen. Fühlt er sich anfangs noch unwohl in der Rolle des Familienvaters und Ehemanns, muss er bald erkennen, dass dieses Leben doch auch seine positiven Seiten hat. Vielleicht hatte er doch nicht alles, was er sich wünschte...

Zufall, oder gewolltes stilistisches Mittel? Regisseur Brett Ratner schafft es, dass mir als Zuschauer das plötzliche Erwachen Jacks im Hafen der Ehe – wie ihm auch – nicht wirklich schmeckte. Das Yuppi leben war minimalistischer, stylischer, „besser“ in Szene gesetzt. Dem gegenübergestellt wirkt das Familienleben wie ein Alptraum, wie ein „verkorkstes“ Leben. Und langsam, ganz langsam dreht sich dieses Gefühl, schwenkt die Stimmung um. Am eindrucksvollsten umgesetzt, als Cage eines Nachts alleine vor dem Fernseher sitzt und sich ein Video einer Geburtstagsfeier anschaut.
Der Film selbst erscheint von der Ausgangssituation her ein wenig wie eine weitere Verfilmung des Charles Dickens Klassikers „A Christmas Carol“ – Kein Meisterwerk, aber ganz nett und durchaus sehenswert.


#155 bateman23

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Geschrieben 25. Dezember 2006, 16:04

- Der letzte Kuss
- She's on duty
- Casino Royale
- Sophiiiie
- Spiel zu zweit
- Revenge of the Warrior

#156 bateman23

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Geschrieben 07. März 2009, 09:46

Die zweiter "Wiederbelebung" meines FTBs... Ich werde es hauptsächlich als "Notizblock" für gesehenes verwenden. Ab und an fällt dann aber doch vielleicht noch ein kompletter Eintrag dabei heraus. Wie zum Beispiel bei "So finster die Nacht":



So finster die Nacht
„Please Oskar... Be me, for a little while.“


Der wahre Horror fand sich seit je her im Gewöhnlichen und Alltäglichen. Gerade, das was Nah und Vertraut sein sollte, wird oftmals Quell der schlimmsten Albträume. Horror Veteran Stephen King siedelte einen Großteil seines Oevres in den biederen amerikanischen Vorstädten an. Sein „Needful Things“ verlegte er gänzlich in die Abgeschiedenheit eines verschlafenen Nestes.

Auch Tomas Alfredson siedelt seinen aktuellen Film „So finster die Nacht“ in der anonymen und zugleich Unheil verheißenden winterlichen Tristesse eines grauen Stockholmer Vororts an. Oskar lebt hier mit seiner Mutter in einem dieser unpersönlichen Plattenbauten, in denen es eigentlich nicht viel zu erleben gibt. Bis eines Tages ein geheimnisvolles Mädchen in der Wohnung nebenan einzieht. Der von seinen Mitschülern gehänselte Außenseiter Oskar fasst zaghaft Vertrauen zu dem mysteriösen Mädchen, das sich nur Nachts zeigt. Es scheint sogar, als würde er eine Seelenverwandte finden. Sie gibt ihm Sicherheit und Verständnis. Und doch ist sie anders und hat ein schreckliches Geheimnis....

Kinder in den Hauptrollen und im Mittelpunkt einer Gruselgeschichte. Das weckt Assoziationen mit „dem kleinen Vampir“ - doch Vorsicht, für Kinder ist der Film nicht geeignet: Was sich wie eine klassische Coming-of-Age Geschichte annimmt, wird langsam zu einem Horror-Streifen. Der Horror kommt erst schleichend und typisch skandinavisch unterkühlt daher, dann jedoch um so heftiger. Ein ständiges oszillieren zwischen Kurismäki und Romero. Diese Inszenierung ist keineswegs beliebig, sondern spiegelt den Inhalt wieder: Denn der Film ist in keiner Weise klassischer Horrorfilm: Der, wie schneeweise, winterliche Kälte, hereinkriechende und alles durchdringende Grusel dient vielmehr als Projektionsfläche für die Probleme und Sorgen der Heranwachsenden. Gleichsam verleiht erst die vermeintliche Unschuld des Kindlichen dem Schrecklichen seine wahre Dimension.
Diese ungewöhnliche Verbindung zweier scheinbar so gegensätzlicher Genre macht Spass und resultiert gleichzeitig, scheinbar von leichter Hand, in einer erfrischenden Neubelebung des Vampirfilms abseits jeglicher Genre-Konventionen.

#157 bateman23

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Geschrieben 08. März 2009, 13:58

Quiz Show
(05.03.2009 - VHS) (120/1)

Ich habe noch ca. 500 Filme auf VHS-Kassetten im Keller liegen, grösstenteils Werke, die ich bisher nicht gesehen habe. Ein Vorsatz für das Jahr 2009 war, diese mal alle sukzessive abzuarbeiten, bevor sie auseinander fallen... Los geht's mit Band Nummer 120 - Film 1: "Quiz Show".

Nett. Nicht großartig, aber ganz.. nett. Die zwei Stunden vergehen wie im Flug. Man leidet mit, mit Herbie Stempel und und Goodwin ;)
"Mitten in den 50er Jahren erfreut das Fernsehen die amerikanischen Bürger. Ein beliebtes Format damals sind Quiz Shows – wahre Straßenfeger. Besonders die Show „Twenty One“ läuft und läuft und läuft …, bis ein ehrgeiziger junger Anwalt durch Zufall dahinter kommt, dass die Kandidaten nicht unbedingt immer alles selbst wissen." (Plot)
Über den moralischen Niedergang des Fernsehens: Der Plot passt durchaus in die 50er Jahre, in denen er angesiedelt ist. In Zeiten von Big Brother, Dschungel-Camp und Deutschland sucht den Superstar - schockiert so etwas schon lange nicht mehr - es verwundert uns nicht einmal mehr.

PS: Ich wusste gar nicht, dass der Film von Robert Redford ist.


Die Rache der Blonden

(07.03.2009 - VHS) (120/2)
War bei mir auch - anlaog zu Quiz Show" unter Medienkritik katalogisiert. Dabei ist das hier irgendwie mehr ein Beziehungsdrama - und noch ein richtig mieses dazu. Gérard Bréha tritt eine neue Stelle als Nachrichtensprecher an - und wir durch einen (un)glücklichen Zufall der Star der 8 Uhr-News.... Nach 30 Minuten ausgemacht. Das war nix: weder lustig, noch spannend der snst irgendwas. Wirkt nur extrem altmodisch und gekünstelt.

Bearbeitet von bateman23, 08. März 2009, 14:02.


#158 bateman23

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Geschrieben 12. März 2009, 14:53

Lord of War
(08.03.2009)

Fand ich damals im Kino schon gut, und ist auch jetzt noch gut. Aber ich mag generell Filme, die aus dem Off komentiert und erzählt werden. Und Nicolas Cage ist auch meist ein Garant für gute Filme.

#159 bateman23

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Geschrieben 29. März 2009, 11:28

„Money and women. The reasons for make most mistakes in life.“

Slumdog Millionaire

(25.03.2009 - Mathäser)

Slumdog Millionaire war, nicht erst seit er bei der Oskarverleihung abgeräumt hat, für mich ein heißer Favorit und ein lang erwarteter Film des Jahres 2009. Zwar hat Regisseur Danny Boyle ein durchaus durchwachsenes Oevre vorzuweisen, hat aber zumindest mit Trainspotting ein Meilenstein des Anti-Drogen-Genres abgeliefert. So lagen also die Hoffnungen auf seinem neusten Streich, solche Gurken wie „Sunshine“ oder „28 Days later“ wett zu machen....

Die Story von Slumdog Millionaire basiert lose auf Vikas Swarup‘s Roman „Q&A“, einem Märchen aus dem modernen Indien. Optisch erinnerst der Film dabei oftmals an „City of God“ (1) und fängt genau wie dieser das pulsierende, dreckige Leben auf der Strasse und in Armut scheinbar authentisch ein. Mit schnellen Schnitten, greller Optik und treibenden Beats in leicht verdauliche Happen gekleidet.

Jamal wächst in Mumbais Slumviertel Dharavi auf. Bis zu einer Million Menschen leben hier. Das macht Dharavi nicht nur zu Mumbais größtem Slum, sondern zum größten der Welt. Unverhofft wird Jamal Star der indischen Variante von „Wer wird Millionär“. Er kann die Fragen souverän beantworten und klettert unaufhaltsam der 20 Millionen Rupien Frage entgegen. Das weckt das Misstrauen des Showmasters - wie kann ein ungebildeter Slumdog so viel wissen? So wird er mit Verdacht auf Betrug festgenommen. In „Untersuchungshaft“ erzählt er in Rückblenden aus seinem Leben... Und jede Episode erklärt, weshalb er die Fragen beantworten konnte.

Ob die Art und Weise, wie die Episoden aus Jamals Leben miteinander verknüpft sind, nun genial oder einfach nur vorhersehbar ist - darüber scheiden sich die Geister. Zumindest scheidet sich darüber mein Geist. Raffiniert ist es ja: Es hält die Aufmerksamkeit konstant auf hohem Niveau; mit scheinbarer Leichtigkeit springen wir von Schicksalsschlag zu Schicksalsschlag. Doch gleichzeitig wirkt das alles ungemein konstruiert und zu „simpel“.
Schade auch, dass der Film bzw. die Darstellung der Armut - wie es die taz nennt - unpolitisch ist: "Der Film vermittelt die falschen Hoffnung, dass die Armen auch eines Tages Millionäre werden könnten." (2) Es ist gerade diese unglaubliche Botschaft, seine Hoffnungen auf eine TV-Show zu setzen, wenn die Menschen in den Slums tagtäglich mit dem nackten Überleben zu kämpfen haben, die mich ein bisschen wütend macht.
Doch der Film verspielt nicht alleine durch die Rahmenhandlung gebende Quizshow an Glaubwürdigkeit, sondern verblasst im weiteren Verlauf auch die anfängliche authentische Darstellung des Lebens, zu szenenhaften, naiven und plakativen Schnipseln.
Essentielle Probleme, wie die indische Klassengesellschaft, oder selbst das titelgebende Leben in den Slums werden nur angeschnitten und jegliche Gesellschaftskritik geht sogleich wieder unter in der poppigen Inszenierung und dem, was oft als Armutsvoyeurismus angeprangert wird (3). Man durchlebt mit den Charakteren Mitleid, Traurigkeit, Wut und Machtlosigkeit. Oder wie sagt Shubhra Gupta, Filmkritikerin der angesehen Tageszeitung "Indian Express": „Es geht um Kinder, die aus dem Nichts kommen, und am Ende liegt dem Helden die Welt zu Füßen" (4).

Ankreiden kann man das dem Film kaum, denn selbst Boyle sagt, dass der Film nur eins sein will: Feel-Good-Movie (5). Aber es gefällt mir nicht, und verursacht bei dieser Thematik und dem Background einen faden Beigeschmack. Und so bleibt von Slumdog Millionaire schon wenige Minuten nach Kinobesuch, wenig in Erinnerung - außer dem Vorsatz vielleicht doch mal wieder Lotto zu spielen: Slumdog Millionaire - in der Tat weniger ein sozialkritisches Märchen, als vielmehr ein Feel-Good Movie. Und ein extrem kitschiges und naives noch dazu - Happy End inklusive.


PS:
Ich mag eher die Feel-Bad Movies, a la:
- Requiem for a Dream
- Stiller Sturm
- Das Herz ist eine hinterlistige Person

Hat in diese Richtung jemand andere Empfehlungen für mich?



----
(1) http://daniel-purucker.com/blog/?p=150
(2) http://www.taz.de/1/...enputtel-story/
(3) http://tvundso.wordpress.com/2009/02/04/fe...lumdog-debatte/
(4) http://www.tagesscha...r/oscar110.html
(5) http://abcnews.go.com/Entertainment/Intern...4201&page=1

Bearbeitet von bateman23, 29. März 2009, 11:30.


#160 bateman23

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Geschrieben 30. März 2009, 12:41

Sonst noch gesehen:

Die nackte Kanone (28.04.2009, VHS - 147/2)
Die Mutter aller Komödien. Brüller im Sekundentakt.

Der Gigant aus dem All (DVD)
Einer der wenigen Filme, bei denen ich doch die ein oder andere Träne zurückhalten muss.

Zurück in die Zukunft (TV)
Kultig.

#161 bateman23

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Geschrieben 03. Mai 2009, 12:57

Jagdfieber (01.05.2009 - TV)
Knüpft an an die ganzen CGI-Cartoons a la "Finding Nemo" oder "Madagascar". SChön animiert ist auch dieser Streifen, das war's dann aber auch schon. Wenig Story, wenig Witze, wenig Charme.... langweilig.

Talisman (02.05.2009 - VHS)
Eigenltich dachte ich ja hier handele es sich um die Verfilmung des gleichnamigen Buchs von Stephen King und Peter Straub. Das hatte ich vor zig Jahren als kleiner Junge ;) aus Restbeständen der Bibliothek in die Hände bekommen.... und darauf hin habe ich dieses tausend-Seitige Mamutwerk verschlungen. Goonies meets Herr der Ringe. Fand ich göttlich - obwohl ich sonst Fantasy nichts abgewinnen kann. Ich halte das Buch auch immer noch für eins der besten von King. Ich sollte es mal wieder lesen, ebenso wie den Nachfolger "Das schwarze Haus"...
Doch zurück zum Film: Der hat nämlich mit dem Buch - außer dem Titel - absolut nichts gemeinsam. So ein Mist !

#162 bateman23

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Geschrieben 13. Mai 2009, 16:29

Waterworld (TV)
So schlecht, wie er immer gemacht wird, ist er anfangs gar nicht. Gegen Ende wird's dann ein wenig übel. Bewundernswert, dass Costner nach diesem Desaster - das gleiche noch mal in blau gemacht hat. Statt Wasser im Überfluss, war dann das Endzeit-Szenario ziemlich staubig...

Cube Zero (TV)
Das war ja nix.... Gerade das unerklärliche, unkommentierte war am Original so schön.

The Girl next door (TV)
Ich glaub ich bin zu alt für sowas.

Der Junge im gestreiften Pyjama (Kino)
Basiert auf John Boynes gleichnamigem Roman. Gut umgesetzt, hatte ich so nicht erwartet. Gefällt...

Bearbeitet von bateman23, 13. Mai 2009, 16:31.


#163 bateman23

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Geschrieben 02. Juni 2009, 08:40

Limits of Control (31.05.2009, Cinema)
Ich hatte mir Ähnlichkeiten mit Ghost Dog erhofft, aber die Ähnlichkeiten zu Coffe and Cigarettes überwiegen hier.... Optisch schön. Meditativ, kontemplativ. Inhaltlich nichtssagend, langweilig, aufgesetzt, verwirrend.

Monster House (30.05.2009, TV)
Schöner Kinderfilm.

Hellboy (01.05.2009, TV)
Im Moment des Ansehens ganz nett, danach: vorbei.

Bearbeitet von bateman23, 02. Juni 2009, 08:47.


#164 bateman23

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Geschrieben 19. Juli 2009, 14:23

„I’m a human being, like you! I’m a man, not a fish!“
Mondo Cannibale

Mein erster Kontakt mit dem Genre des Kannibalenfilms. Bewusst gewählt und doch dem Zufall geschuldet. Zum einen lief der Film gerade im Kino, zum anderen ist er leichte Kost zum Warm werden - Man muss sich ja schließlich noch steigern können. Das Werk ist nämlich – nach heutigen Verhältnissen - sehr „zahm“. Ganz anders sah das wohl im Jahre 1972 aus, als Umberto Lenzi mit Mondo Cannibale den Grundstein für den Kannibalenfilm legte. So wird auf dem offiziellen duetschen Plakat damit geworben, dass man hier ein „Inferno grausamer Sexualrieten“ erlebt und der Trailer lässt keinen Zweifel daran, dass es hier Splatter-kost der härteren Art geben wird. Dabei ist Mondo Cannibale mitnichten ein Splatter Film. Und auch dem Exploitation Kino kann man ihn wohl nur aufgrund der „Tier-Snuff-Szenen“ zuordnen. Alles in allem wirkt der Film nämlich mehr wie ein Abenteuerfilm, oder ein Ethno-Remake des Westerns „A man called Horse“:

Der englische Fotojournalist Bradley ersticht bei einer Kneipenschlägerei aus versehen einen thailändischen Trunkenbold. Hals über Kopf flüchtet er daraufhin und schippert mit einem einheimischen Reisebegleiter flussaufwärts Richtung Dschungel. Doch die Ruhe hält nicht lange an, denn bald findet er sich in der Gewalt eines Eingeborenenstammes wieder, von denen er gefangen gehalten und zu Sklavenarbeit gezwungen wird. Langsam wird er jedoch vom Stamm als Mitglied akzeptiert und integriert…

Im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen hierbei das Stammesleben und die Rituale. Dabei scheint Umberto Lenzi ein Faible für Schlangen zu haben, was zu teilweise recht unappetitlichen Szenen führt. Horror ist das nicht, Splatter schon gar nicht – Der Titelgebende Kannibalismus taucht nur am Rande in einer Szene auf. Trotzdem führen gerade die Szenen, in denen Tiere eintragende Rolle spielen (Bsp. Der Kampf einer Schlange mit einem Frettchen?, das Töten einer Schlange oder eines Krokodils) auch heute noch zu einem flauen Gefühl im Magen und zu einer kontroversen Diskussion und Rezeption des Werkes. Ich bin gespannt auf den zweiten Teil und auf zwei weitere Werke von Lenzi: „Lebendig gefressen“ und „Cannibal ferox“.

#165 bateman23

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Geschrieben 01. August 2009, 13:23

Mondo Cannibale 2 - Der Vogelmensch

Der fünf Jahr später entstandene „Ultimo mondo cannibale“ wurde von den Machern als Nachfolger zu „Mondo cannibale“ vermarktet. Und obwohl der Film wenig mit seinem Vorgänger zu tun hat, muss man zumindest sagen, dass der Titel dieses Mal den Inhalt treffender wiedergibt. Das hier gezeigte ist schon eher das, was ich mir unter einem Kannibalenfilm vorgestellt habe. Der Ölsucher Robert Harper befindet sich mit seinen Begleitern auf dem Flug nach Manila. Bei einer Zwischenlandung wird ihr Kleinflugzeug beschädigt, sodass sie erstmal festsitzen. Doch sie sind nicht alleine – Kannibalen tummeln sich ebenfalls im dichten Urwald.

Ruggero Deodatos erster Genrebeitrag fällt wesentlich härter aus als sein titelgebendes Vorbild, erreicht aber nicht dessen atmosphärische Dichte und nutzt eine dünne Story, als Aufhänger für Genre-typische Szenen . Mal schauen, wie sich seine weiteren Werke „Cut and Run“ und „Cannibal Holocaust“ schlagen.

Btw: Me Me Lai erreicht fast die optischen Qualitäten einer Laura Gemser – aber da wären wir in einer anderen Ecke des Exploitation Films.

#166 bateman23

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Geschrieben 19. September 2009, 12:46

“We go home now?”

District 9
(15.09.2009 - Union Bochum)

„Der Film des südafrikanischen, in Kanada lebenden Regisseurs und Drehbuchautors Neill Blokamp ist das schmutzigste und zynischste Kinostück, das je auf den Holocaust und die Apartheidpolitik rekurriert hat.“ (1)

Über die Thematik von “District 9″ und deren Parallelen zum Rassismus und Apartheid wurde schon im Vorfeld zu Neill Blomkamps Erstlingswerk viel geschrieben. Doch genauso wie dieser offensichtliche Hintergrund nur Aufhänger für das folgende Actionfeuerwerk ist, so könnte er doch genauso Aufhänger für eine weitere immanente Thematik sein…- “We go home now?” - “No….” Der Alien-Vater muss die flehende Frage seines kleinen Sohnemanns verneinen. Nein, auch nach zwanzig Jahren in der Fremde können sie noch nicht zurück in die Heimat. “We go home now?”. Geht es nicht auch darum? Um Heimat, um Heimweh, um „Alienation“?

1990 kommen Unmengen Flüchtlinge nach Südamerika. Es sind Aliens von einem fremden Planeten, deren Raumschiff über Johannesburg zum stehen kommt. Anfangs werden sie von der menschlichen Bevölkerung noch überschwänglich begrüßt. Doch zwanzig Jahre später ist die Freude und Begeisterung verblasst und umgeschlagen in Angst, Hass und Wut. Die Aliens werden in einem abgeschotteten Ghetto, im Zentrum der Stadt einquartiert – dem District 9. Hier leben die unerwünschten Eindringlinge abgeschottet von der Bevölkerung und es bildet sich eine Parallelgesellschaft. Man will diesen „Schandfleck“ inmitten der Stadt loswerden und plant eine Umsiedlung der Aliens…

Neill Blomkamp dreht mit seinen ersten Spielfilm ein Remake seines eigenen Kurzfilms “Alive in Joburg” – finanziert von Peter Jackson als „Trostpflaster“ für eine gestoppte Halo-Verfilmung. Er selbst drehte vorher nur Kurzfilme und verdiente seine Brötchen als 3D Animator – und diese Profession lässt sich bei den eingesetzten Special Effects irgendwie ein wenig erkennen. Und von denen gibt es mehr als genug: Die Thematik der Apartheid, das Problem der Slums, Ghettos und Armut. Alles das, was so sehr als “sozialkritischer Aspekt” des Films gelobt wurde ist in den ersten zwanzig Minuten des Films präsent. Wird dann aber sehr bald abgelöst von konventioneller Action.
Was bleibt - und zwar durchgehend - ist das Gefühl der Fremde, und das omnipräsente Gefühl des Heimwehs und der Entfremdung. In diesem Kontext kann ich mich auch nicht dem oft geäußerten Kritikpunkt des „falschen“ Endes anschließen (2). Denn auch im Schlussbild bleibt einer als Fremder zurück. “He goes home now?”… Vielleicht in drei Jahren.



(1) NZZ
(2) Tagesspiegel


#167 bateman23

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Geschrieben 26. Oktober 2009, 19:23

King of the Children (24.10.2009 / Uni Muc)

Ein frühes Werk von Kaige Chen. Schade, dass die Qualität der DVD(?) so mies war, da kamen die viel-gelbten Landschaftsaufnahmen nicht wirklich zur Geltung.
Von der Story auch nur mäßig - da gefällt mir "Not on less" von Yimou, der eine ähnliche Story hat wesentlich besser.

#168 bateman23

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Geschrieben 31. Dezember 2009, 15:02

"Well, I know you know who I am. " (Hannah Montana)

Hannah Montana - Der Film
(26.12.2009 - DVD)

Miley Stewart ist überfordert mit ihrem Alter Ego, Hannah Montana. Ein Klatschkolumnist droht dem Superstar auf die Schliche zu kommen und ihr Geheimnis der doppelten Idendität zu lüften. Zu allem Überfluss landet ihr Privatjet, nicht wie angenommen in New York, wo Hannah zu den World Music Awards erwartet wird, sondern in Crowley Corners, Tennessee, Mileys Heimatstadt. Es stellt sich bald heraus, dass ihr Vater sie wegen des Geburtstags von Ruby, Mileys Großmutter, nach Crowley Corners fliegen wollte. Er will Miley zeigen, welches Leben sie hätte haben können...

Der Film "Hannah Montana" beginnt ähnlich wie jede einzelne Folge der gleichnamigen Serie. Und so ist es nur konsequent, wenn das erste Lied, das Hannah schmettern darf, der Titelsong der Serie ist. "You get the best of both worlds" - mehr Erklärung zum Inhalt und Hintergrund bedarf es nicht. Eine Exposition ist ebenso wenig vonnöten, wie eine Vorstellung der Charaktere. Das Zielpublikum kennt und liebt ihren Star, und die sich immer wiederholende Geschichte. In bereits 3 Staffeln a 30 Folgen geht es immer um ein Thema: Das "normale Mädchen" Miley Stewart (gespielt von Miley Cyrus) ist nicht nur Schülerin und Teenie-Girl, sondern nebenbei und quasi inkognito ein Superstart namens "Hannah Montana". Das hat zwangsläufig zur Folge, dass das Privatleben und das Star-Lebene Hannah Montana's/Miley Cyrus' sich gegenseitig in die Quere kommen. Immer wieder und wieder, in jeder Folge aufs Neue, wird sie von Ihren Fans belagert, oder von Ihnen nicht erkannt...
Das Spiel um Sein und Schein, um das Alter Ego, diente schon in der Serie als Projektionsfläche für alltägliche Teenagerprobleme und Pubertätsdramen. Bleibt dies jedoch im wöchentlichen Rhythmus eher fad und oberflächlich, kommt der Film erstaunlich selbstironisch daher - manchmal könnte man fast glauben selbstkritisch. All das verpufft am Ende jedoch wieder - Disney typisch - in einem Happy End. Und als wäre nichts gewesen kann der Hannah Montana Hype von vorne beginnen. Was bleibt ist ein auf seine Hautpdarstellerin fixierter Teenie-Musikfilm, der einen weiteren Pfeiler in der Disney Verwertungskette darstellt (Serie, Musik, Film, Merchandising).

#169 bateman23

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Geschrieben 08. Januar 2010, 10:57

"Oh nice. Are you expecting anybody else... your cleaning lady perhaps?"

Saving Grace / Grasgeflüster
(07.01.2010)

Grace Trevethyn lebt ein ruhiges, ereignisloses Leben auf dem Land. Weit entfernt von der Großstadt verbringt sie die Zeit mit ihren Freundinnen auf Teeparties und steckt ihre ganze Fürsorge in ihre Orchideenzucht. Doch als eines Tages ihr Mann überraschend stirbt, ist sie schlagartig auf sich allein gestellt. Ihr Mann hat ihr nichts hinterlassen, außer Schulden. So droht sie ihr Haus zu verlieren und auch der kiffende Gärtner Matthew soll den Sparmaßnahmen zum Opfer fallen. Doch die beiden haben eine rettende Idee...

"Grasgeflüster" ist eine dieser typischen britischen Komödien a la "Ganz oder gar nicht" oder "Lang lebe Ned Devine". Angesiedelt in der vermeintlich heilen (oder zumindest vom Molloch Großstadt weit entferneten) Welt einer schrulligen Dorfgemeinschaft, versetzt ein unvorhergesehenes Ereignis alle Bewohner in helle Aufregung. Das besondere bei "Grasgeflüster" ist hierbei: Selbst in dieser Aufregung bleibt der Plot vorhersehbar, die Charactere gesichtslos und der Film langweilig. Nach Schema-F weichgespülte Kifferkomödie ohne viel Witz und Esprit. Gekrönt von einem selten dämlichen Ende.

Bearbeitet von bateman23, 08. Januar 2010, 11:07.


#170 bateman23

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Geschrieben 08. Januar 2010, 11:14

Verschiedenes

Anfang 2009 hatte ich geschrieben "Ich habe noch ca. 500 Filme auf VHS-Kassetten im Keller liegen, grösstenteils Werke, die ich bisher nicht gesehen habe. Ein Vorsatz für das Jahr 2009 war, diese mal alle sukzessive abzuarbeiten, bevor sie auseinander fallen..."

Ein Jahr später muss ich sagen: Das war, wie es mit den guten Vorsätzen nun mal so ist, nix. Ich habe in 2009 ca 4 Filme auf VHS gesehen. Bleiben also noch 596 übrig. Das reicht für einen weiteren guten Vorsatz 2010 ;)

Am 24.10.2009 hatte ich "King of the Children" gesehen, und er blieb mir recht verschlossen. Jetzt lese ich gerade "Made in China - Das aktuelle chinesische Kino im Kontext gesellschaftlicher Umbrüche", wo dieser Film auch angesprochen wird.... Und ich merke, ich muss den Film vielleicht doch nochmal sehen.

#171 bateman23

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Geschrieben 08. Januar 2010, 23:07

„…which one of y’all kicked me?“

Rush Hour

Ein chinesischer Kung-Fu Klopfer und ein amerikanischer Sprüche-Klopfer. Was für lustige und actionreiche Szenen hätte man aus dieser Kombination gewinnen können. Doch statt süß-sauerer Fusion-Cousine gibt es bei Rush Hour nur faden Einheitsbrei…

Als die Tochter des chinesischen Konsuls in Amerika entführt wird fällt das in den Aufgabenbereich des FBI. Das ist daher nicht wirklich glücklich als der chinesische Polizist Lee (Jackie Chan) bei den Ermittlungen helfen soll. Also betrauen sie den Cop Carter (Chris Tucker) damit, ihn vom Fall abzulenken. – Der denkt gar nicht daran und muss sich fortan gezwungenermaßen mit einem ungeliebten Partner abgeben.

Die Story kann es nicht verheimlichen, dass sie nur als Aufhänger für Action und coole Sprüche dienen soll. Und diese beiden Parts sind klar aufgeteilt. Jackie Chan sorgt für die Action und Chris Tucker gibt in einer Tour vermeintlich komische Dinge von sich. Leider ergänzen sich die beiden dabei nicht wirklich, sondern bremsen sich gegenseitig aus. Das Resultat ist wenig Witz und noch weniger Action. Ein Duo mit angezogener Handbremse.
Und sein wir doch mal ehrlich. Die ausklingenden 70er hatten „Blues Brothers“. Die 80er „Beverly Hills Cop“, die 90er „Bad Boys". Da war im Jahre 1998 einfach kein Platz mehr für ein weiteres Buddy-Movie.

Bearbeitet von bateman23, 09. Januar 2010, 00:14.


#172 bateman23

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Geschrieben 11. Januar 2010, 09:05

"Amerikaner machen mich krank. Amerika ist ein Witz"

Rush Hour 3
(10.01.2009 - TV)

Mit Fortsetzungen ist das ja so eine Sache. Meist sind sie weit weniger gut als das Original, folgen nur als schnell angeworfene Lizenz zum Gelddrucken einem erfolreichen ersten Teil. Was soll ich da also erwarten, wenn schon der erste Teil mies war? Eigentlich nicht viel, wenn man bedenkt dass mich selbst bei guten Filmen nur in den seltensten Fällen ein Sequel wirklich überzeugt hat (da wäre zB das Paradebeispiel Terminator oder ZidZ und Pink Panther).

Wie so oft bei Fortsetzungen ähnelt Rush Hour 3 in vielen Punkten Teil 1: Gleiche Hauptdarsteller, ähnliche Story - das Erfolgsrezept wird erneut aufgegossen. Und doch macht Rush Hour 3 vieles besser: Die beiden Gegenpole Chan und Tucker lassen sich mehr Freiraum, die Inszenierung ist spritziger und hat sogar so etwas wie Rhythmus. Vor allem aber nimmt sich der Film selbst nicht mehr allzu ernst. Das alles macht zwar noch keinen guten Film, aber zumindest mal einen kurzweiligen.





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