Friends with Money (15.7.2006)
Jennifer Aniston in einem Independent Streifen? Das kann nicht gut gehen.... – So mein erster Gedanke. Gerade Aniston mimt in diesem Werk von Nicole Holofcener eine vom Pech verfolgte und im Leben nicht weit gekommene Verliererin, die sich mit Putz-Jobs über Wasser hält. Damit fällt sei bei ihren Freunden ein wenig aus dem Rahmen: diese wohlhabende Vertreter der weißen Mittelschicht, die bei Charity-Bällen gerne einige Tausender springen lassen und selbst Reinigungskräfte für ihre Behausungen engagieren, planen lieber den Umbau des Hauses, um von Schlafzimmer aus das Meer zu sehen und kaufen sich 70$-Gesichtscreme.
Und genau davon handelt der Film dann auch die nächsten 90 Minuten. Dabei bleibt er im Aufbau der Storyline und der Charakterzeichnung der Protagonisten zu zahm und wandelt zu sehr auf ausgetretenen Pfaden, als dass ich ihn als einen „wirklichen Independent-Film“ erkannt hätte. Am Ende dann wird er mit dem Storytwist komplett von Hollywood eingeholt. Oder sollte das alles tatsächlich nur Selbstironie gewesen sein?
Aura (15.7.2006)
Was für eine Eröffnungssequenz! Wie Fabián Bielinsky mit einem ersten Schwenk einen elementaren Bestandteil der Geschichte einführt, das ist schon sehenswert und wirkt mehr als nur gekonnt. Im weiteren Verlauf jedoch krankt das ganze ein wenig am Drehbuch - es hat ein bisschen was von Memento mit umgekehrten Vorzeichen, wenn der Tierpräparator alles was er auch nur für Sekundenbruchteile gesehen hat, im Schlaf rezitieren kann. Dieser nimmt die überstürzte „Flucht“ seiner Frau zum Anlass mit seinem Kollegen zu einem kleinen Jagd-Urlaub in der Pampa aufzubrechen. Blöd nur, dass alle Hotels schon ausgebucht sind. So bleibt den beiden nur ein schäbiges Domizil mitten im Wald – und der Besitzer dieses Etablissements hat nicht nur eine hübsche, junge Frau, sondern auch ein Geheimnis.... Hört sich an wie die perfekte Ausgangslage für einen Horrorstreifen (siehe Hotel). Bielinsky spinnt daraus jedoch einen klassischen Thriller. So klassisch, dass mich oftmals ein wohltuender Sekundenschlaf übermannte, der teilweise wohl in den Minutenschlaf überging. Das könnte damit zusammen hängen, dass ich ein bissl müde war, oder aber, dass ich Thriller nicht so mag. Wahrscheinlich war es eine Mischung aus beidem. Im Resümee ein sehenswerter Thriller mit einigen Länge, einigen Überraschungen und zu viel „Standard Thriller Feeling“ den ich persönlich aber doch lieber im Bett gesehen hätte.
Wirklich schockierend jedoch war das Vorwort des Festival-Mitarbeiters (keine Ahnung wer das war): Der Regisseur Fabián Bielinsky starb vor einigen Monaten an einem Herzinfarkt. Und auch Juan Pablo Rebella hat sich vor kurzer Zeit das Leben genommen: Da musste ich schon ein wenig schlucken: Bescherte er mir doch vor 5 Jahren das Vergnügen
25 Watts sehen zu können. RIP
Summer Palace (16.7.2006)
Bei Titel und die Story von „Summer Palace“ hatte ich wirklich gedacht Ye Lou hat hier unbemerkt das Buch „Der Ferne Garten“ der Koreaners Hwang Sok-yong verfilmt und auf die chinesische Geschichte übertragen. Das war jedoch nur der erste Eindruck aufgrund von Berichten und Inhaltsangabe. Und da erste Eindrücke ja bekannter weise manchmal täuschen, stellte sich auch hier heraus, dass der Film nichts, aber auch gar nichts mit dem „fernen Garten“ zu tun hatte. – Schade, hatte ich doch die ganze Zeit über versucht Parallelen aufzudecken...
Stattdessen erinnert das ganze irgendwie an „Friend“. Ye Lou berichtet über Studentenrevolten, Jugendproblemen und Emmigrantensorgen über einen Zeitraum von mehreren Jahren. Er inszeniert das als eine Melange aus semi-dokumentarischen und nahezu kitschig anmutenden Sequenzen, untermalt mit allem was Klassik und Popmusik so hergibt. Dabei zeigt er sich erstaunlich systemkritisch mit durchaus subversiven Untertönen. Beeindruckend, dass die chinesische Zensurbehörde hier kein eindeutiges Urteil fällen konnte oder wollte – und den Film nicht indizierte. Jedoch gleichzeitig schade, dass der Film in Cannes so sang und klanglos unterging. Und das sage ich, obwohl ich zu politisch beeinflussten Entscheidungen im Kulturbereich eigentlich eine gänzlich andere Meinung habe und den Jury-präsident Wong Kar-Wai sehr schätze...
What a wonderful Place (16.7.2006)
Die Idee zu diesem Film sei entstanden, als der Regisseur Eyal Halfon zusammen mit seiner Frau im Kino saßen. Ob er nicht auch mal solch einen Film, wie den gerade gesehenen drehen können, war die erste Frage seiner Frau nach Genuss des Films, den sie gerade gesehen haben. Sein Titel: Amores perros.
In seinem daraufhin realisierten Werk „What a wonderful Place“ erzählt Halfon über Phillipinos, die sich als Altenpfleger in Jerusalem über Wasser halten. Über Erntehelfer, die ihrer Monarchie auch fern der Heimat treu sind. Über Russinnen, die sich mit der Hoffnung auf ein besseres Leben in die Hände von Menschenhändlern begeben haben und nun als Prostituierte ihre „Schulden“ abarbeiten müssen. Neben diesen Immigranten rückt der Film aber auch diejenigen ins Blickfeld, die auf der anderen Seite stehen – die zu pflegenden Alten, die Ganoven und die Freier. Was dabei entsteht ist ein ambitionierter, teilweise ein wenig zu konstruiert wirkender Episodenfilm über illegale Einwanderer in Israel. (Sehr schön allerdings die Schlusssequenz, die gleichzeitig den Titel des Films erklärt) Mit einem jedoch hatte der Regisseur nun wirklich gar keinen Erfolg: Mit „amores perros“ hat „What a wonderful Place“ gar nichts gemein – außer, dass es beides Episodenfilme sind. Seine Frau wird von ihm enttäuscht gewesen sein...
Das Schneckenhaus (17.7.2006)
Und wieder eine Haunted House Story – zumindest beginnt der Film „Das Schneckenhaus“ als eine solche. Mutter und Tochter ziehen nach dem Tod des Ehemannes bzw. des Vaters in ein Frankfurter Wohnblock. Doch dort gehen seltsame Dinge vor sich...
Nach einer – für einen Fernsehfilm – überraschend starken Anfangssequenz findet der Film im weiteren Verlauf leider keine klare Linie. Zu oft wird eine sich gerade aufbauende Stimmung in den ersten zarten Ansätzen erstickt. Dabei holte sich Florian Schwarz augenscheinlich Inspiration aus Klassikern wie „Night of the Living Dead“ ebenso wie aus dem neumodischen Asia-Shocker „The Ring“. Und doch werden diese Stilmittel selten dazu verwendet eine mysteriöse Aura aufzubauen oder Nervenkitzel heraufzubeschwören, sondern nur, um in Verbindung mit den all zu bekannten Soundeffekten „Schockmomente“ zu erzeugen – die dadurch jedoch zu gewollt, vorhersehbar und „albern“ wirken. Dieser Eindruck wird dadurch verstärkt, dass der Drehbuchautor wohl händeringend nach eine Erklärung für seinen Grusel suchen musste und dabei nur an den Haaren herbeigezogene Erklärungsversuche liefern kann. Zu allem Überfluss lässt er diese auch explizit erwähnen und darüber philosophieren. Schlimmer ist nur noch, dass sich am Ende meiner Ansicht nach einige gute Stellen finden, den Film „würdevoll“ enden zu lassen, und dann doch die denkbar ungünstigste gewählt wurde...
Tideland (19.7.2006)
Terry Gilliam hat nach seinem Big-Budget Flop „The Brothers Grimm“ wieder einen „kleineren“ Film inszeniert, ist jedoch dem Märchensujet treu geblieben. Ein Kinderfilm sei se, so Gilliam, der bei der Deutschlandpremiere seines Films persönlich anwesend war. Eine Geschichte über den unbändigen Überlebenswillen den Kinder an den Tag legen können. Sie würden zu oft als hilflose, abhängige Wesen dargestellt, dabei können sie ganz schön zäh sein und sich als wahre Kämpfer erweisen. - Das mit dem „Kinderfilm“ sollte man noch mal kritisch hinterfragen. Eher ein „Alptraummärchen“, ein „Alice im Wunderland“ auf Drogen. Toller Film, mit einer beeindruckenden Schauspielerischen Leistung von Jodelle Ferland. Nach einer weiteren Sichtung mehr dazu...
H6 – Diary of a serial killer (21.7.2006)
Verpasst, da mein Flieger 30 Minuten Verspätung hatte... Mist. Hätte ich gerne gesehen, versprach das ganze doch eine interessante Mischung aus „Taxi Driver“ und „Ichi, the Killer“ zu werden. Hat ihn vielleicht jemand gesehen und kann was dazu sagen?