Kino wider die Tabus
#1
Geschrieben 20. Juli 2003, 02:12
Endlich konnte ich mich dazu durchringen, mich in diesem wunderbaren Board anzumelden und meinen Senf zu diversen Filmen in einem Tagebuch festzuhalten.
Der Anlass für diese Entscheidung war ein Double-Feature von Michael Snow - Filmen im Rahmen einer Ausstellungseröffnung.
Nachdem die Ausstellung beguckt bzw. behört war (denn es handelte sich um eine Klanginstallation;
sehr atmosphärisch in einem abgedunkelten Raum ), ging es also zum Haupt-Event des Abends
(zumindest für mich).
Komischerweise sahen das nicht alle Leute so, erst waren nur ca. 10 Leute anwesend (dabei war alles kostenlos) und dann war es ein ständiges Kommen und Gehen.
Nichtsdestotrotz ging der Film endlich los und ich war gespannt, was mich erwarten würde bei diesem
Film, von dem ich nur wusste, dass irgendwie nur Worte zu sehen sein sollen...
Was soll ich sagen, genau so war es auch: für eine gewisse Anzahl von Frames erscheint immer ein Wort auf der Leinwand und wird mit den nachfolgenden zumeist in einen logischen Zusammenhang gebracht (sowas nennt man dann wohl Satzbildung ).
Die Worte werden alle unterschiedlich lang eingeblendet, die Schriftart und -farbe ändern sich ab und zu mal und als weiterer wichtiger Punkt: die beständige Änderung der Schriftgrösse, die bestimmten Worten eine grössere Bedeutung auferlegt.
Handlungstechnisch beginnt der Film mit einer Einführung des Autors über seine Beweggründe, diesen Film zu realisieren, die Entstehungsgeschichte wird angesprochen und das Thema Filmzensur behandelt, wobei extra für die Zensoren einige nette Worte eingeblendet werden (wie die netten Bilder, die in Fight Club eingestreut sind ).
Der Zeitaspekt wird im Laufe des Films zum bedeutendsten Stilmittel, das Spiel mit der Einblendungszeit
der Begriffe wird bis zum Exzess in beide Richtungen getrieben, zum einen mit der unendlich lang erscheinenden Visualisierung des Wortes Sex, zum anderen in einem furiosen Bilderrausch in einer Flashback - Sequenz (die den Film nochmal kurz zusammenfasst für alle zu spät Gekommenen ),
in dem nur noch einzelne Teile der Sätze hervorstechen, die somit eine ganz andere Bedeutung generieren.
Um was es weiterhin ging, ist mir irgendwie entfallen, jedenfalls musste ich mehrfach ziemlich grinsen, denn was noch so an Sätzen die Leinwand erhellten, war nicht nur kritisch oder auf die technischen Aspekte bezogen, sondern auch extrem erheiternd.
Leider können meine Worte nicht die Faszination ausdrücken, die ich bei diesem Film empfunden habe, aber vielleicht sollen sie das auch gar nicht.
Auf jeden Fall waren das die kurzweiligsten 43 Minuten, die ich je mit einem Film verbracht habe, ungelogen!
Mojo Jojo
#2
Geschrieben 20. Juli 2003, 03:01
Nachdem ein Teil der Besucher das Kino während des ersten Films verlassen hatte, folgte unmittelbar im Anschluss an "So Is This" die wohl bekannteste Arbeit des Experimentalfilmers Michael Snow.
Das als ein Leitfilm der neuen Avantgarde geltende Werk besteht aus einer einzigen kontinuierlichen, kaum merklichen Zoom - Bewegung durch die gesamte Länge eines einzelnen Raumes.
Während der 45 Minuten, die der Film dauert, betreten für wenige Augenblicke viermal Personen den Raum, die Bedeutung ihrer Handlungen bleibt ungeklärt.
Am Ende steht die Kamera auf einem Bild von Ozeanwellen.
Zu erwähnen wäre noch der beständig lauter werdende Ton eines Oszillators, der zum Ende hin eine fast unerträgliche Höhe erreicht, jedoch nie störend wirkt.
Dieser Klangteppich (ein Brummen war auch noch zu hören) hatte auf mich eine äusserst meditative Wirkung, obwohl er wohl eher eine Gegenbewegung zur extremen Ruhe der Bilder darstellen soll.
Jedenfalls kam es oft vor, dass ich mich von der Leinwand löste (nicht meine Augen, nur die Gedanken)
und einfach vor mich hin träumte.
Diese Wirkung stellte ich auch bei einigen Anderen im Publikum fest, denn der Typ vor mir war zur Hälfte des Films eingepennt und pünktlich zum Ozeanwellenbild wieder erwacht und hinter mir die Leute hatten sich wohl 'ne Tüte angezündet ).
Bleibt nur noch zu sagen, dass mich der erste Film im Gegensatz zu Wavelength mehr angesprochen hat, da er einfach fordender ist, allein schon der Tatsache geschuldet, dass man ständig Text lesen muss, der dann auch verstanden sein will (vor allem die kurze französische Passage (ich hatte doch nie franz.!)). Natürlich will ich die Bedeutung von Wavelength nicht anzweifeln, aber ich finde, es ist ein Film, den man gut im Hintergrund als Endlosschleife laufen lassen könnte, um sich am Klang zu erfreuen und ab und zu die Bilder zu geniessen.
Na dann und gute Nacht!
Mojo Jojo
#3
Geschrieben 21. Juli 2003, 21:21
Die glücklichen Opfer des Rainer Werner F.
Im Mittelpunkt stehen die Frauen Fassbinders, die seiner Arbeit und die seines Lebens.
Ein paar Männer kommen auch zu Wort.
Es geht um den charmanten Sadist, der, den die Frauen abgöttisch geliebt haben.
Peter Berling ist grossartig!
Anmerkung: Warum verdammtnochmal muss der Regisseur beinah jeden Interviewpartner fragen, ob er mit Fassbinder gefickt hat? Von Praunheim mag ja ein grosser Aufklärer im Bereich der (Homo-)Sexualität sein, doch hier sind diese Informationen meines Erachtens nach von eher zweifelhaftem Wert und haben für mich das Niveau billigen Sensationsjournalismus'.
Mojo Jojo
#4
Geschrieben 21. Juli 2003, 22:15
Duell, ein Mann und sein Auto kämpfen gegen das Unrecht (oder doch nur 'nen blöden Truck?).
Der alltägliche Wahnsinn des Autofahrens manifestiert sich hier in einem Kampf David gegen Goliath, Mann gegen Maschine, ausgefochten auf staubigen Landstrassen, beinah isoliert vom Rest der Menschheit. Am Ende kann natürlich nur einer überleben und dreimal darf man raten, wer das in einem Spielberg - Film wohl sein könnte .
Trotz der stellenweise vorhersehbaren Handlung ein netter kleiner und vor allem spannender Film.
Eine Perle im Oeuvre Spielbergs mit neckischen Kameraeinstellungen und noch ohne Grosskotz - Ambitionen.
Mojo Jojo
#5
Geschrieben 22. Juli 2003, 21:15
Mani(a)c Monday oder Monday Will Never Be The Same
Ein junger Mann erwacht an einem Montagmorgen in einem Hotelzimmer ohne Erinnerung an die Geschehnisse der vergangenen Tage. Mit Hilfe einiger Gegenstände, die er in seinen Anzugtaschen und im Hotelzimmer findet, beginnt er seine letzten Handlungen zu rekonstruieren.
Mein zweiter Film nach Dangan Runner, den ich von Sabu zu sehen bekomme und was für ein Kracher. Die ersten fünfzig Minuten hab ich mich fast weggeschmissen vor lachen, die Erlebnisse des Salaryman Takagi (genial: Schinichi Tsutsumi) sind einfach dermassen grotesk, dass man sie gesehen haben muss, um sie zu glauben.
Um aber nicht komplett in Klamauk abzudriften, werden im Folgenden unerwartet heftige Gewaltausbrüche und einige surreale Momente eingebaut. (bei der Yakuza-Bar fühlte ich mich stark an Twin Peaks erinnert, merkwürdige Ereignisse in einem Raum mit roten Vorhängen und einem Sofa und dann noch diese chillige Lounge-Music zum Fußwippen und Fingerschnippen)
Als ob das nicht schon reichen würde, kommen im Laufe des Films auch immer mehr kritische Untertöne zum Vorschein, die einen am Ende staunend mit offenem Mund im Dunkel des Wohnzimmers zurücklassen (und seid versichert, das Ende kommt ganz gewiss und leider auch viel zu schnell ).
P.S. @Prof K: Wahrhaftig der ultimative "Trinker-Film"!
Mojo Jojo
#6
Geschrieben 24. Juli 2003, 01:05
Erzählt wird die Geschichte eines Yakuza, der zusammen mit seinem Boss durch eine rivalisierende Gang ermordet wird. Ein durchgeknallter Wissenschaftler ("The name's Hiraga Genpaku, a self-proclaimed genius scientist.", "Well, the world hasn't realized my greatness and has called me an Otaku...or Prof. Insane." ) bastelt sich aus den 2 Körpern einen Cyborg. Aufgeklärt über seine Fähigkeiten, begibt sich der Full Metal Gokudo auf den Pfad der Rache...
Ein Miike-Film, der eigentlich alles enthält, was man eben von einem Miike-Film erwartet.
Bizarre Figuren, elegante Action-Sequenzen mit den obligatorischen Blutfontänen, schwarzer und oftmals ziemlich alberner Humor, sexuelle Handlungen jenseits der allgemein üblichen Praxis (ich sag nur: Visitor Q war nicht Miikes erster Film, in dem Nekrophilie praktiziert wurde).
Fast könnte man meinen, der Film haut ununterbrochen voll auf die 12, wäre da nicht die extrem lange Sequenz, die den Rückzug des Metal-Man in eine Hütte am Meer zeigt, noch bevor er sein Werk vollendet hat. In diesen Szenen (inkl. Lagerfeuerromantik) erscheint ihm sein ganzes Streben als vollkommen sinnlos und er legt sich für Monate schlafen. Leider kam mir grad dieser Teil des Films sehr langweilig vor, beinah schon sinnlos (Intention?), da er sich auch nicht so recht in den Rest des Films einfügen wollte und wohl eine ernstere Botschaft vermitteln sollte (nicht, dass ich was dagegen einzuwenden hätte, wirkte eben deplatziert).
Da aber zum Ende hin noch eine Frau zu retten ist und ein paar der bösen Yakuza noch am Leben sind, winkt dem Zuschauer als Belohnung ein furioser Showdown, dessen Finale einem wieder mal die Kinnlade herunterklappen lässt.
Für eine Direct-to-Video Produktion überdurchschnittlich gut (naja, Japans Video-Markt hat wohl im Allgemeinen eine etwas höhere Qualität als der westliche) und für Miike-Fans auf jeden Fall zu empfehlen.
Was mir grad noch einfällt: ein künstlerisch sehr schön gestaltetes Intro, wirkt mit den japanischen Schriftzeichen gleich doppelt so gut.
Mojo Jojo
#7
Geschrieben 24. Juli 2003, 01:28
Du musst Caligari werden. Du musst Caligari werden... Caligari.
"The best and most beautiful things in the world cannot be seen or even touched - they must be felt with the heart."
Helen Keller
Mojo Jojo
#8
Geschrieben 30. Juli 2003, 15:15
Beat on the Brat. Beat on the Brat. Beat on the brat with a baseball bat. Oh yeah, oh yeah, uh-oh
Der charismatische Kujo ist der neue Anführer an seiner High School. Geworden ist er dies durch eine Mutprobe, bei der die Teilnehmer am Geländer des Schuldaches hängen und im Rückwärtsfallen so oft wie möglich in die Hände klatschen müssen, das Ganze natürlich, ohne vom Dach zu fallen. Wer versucht, die so geschaffene Hierarchie zu zerstören, wird mit größtmöglicher Härte bestraft.
Körperliche Gewalt ist dabei das schlagendste Argument an dieser Schule; Schwächere werden gnadenlos unterdrückt und Lehrer sind bloße Staffage. Die Familien der Schüler werden nie gezeigt, spielen absolut keine Rolle, Gedanken über seine Zukunft macht sich niemand.
Das ganze Treiben an dieser Schule erscheint einem mehr wie eine Einstimmung auf das Leben als Yakuza, anstatt einer Vorbereitung auf die 'normale' Welt (die ja trotz allem von ebensolchen Hierarchien geprägt ist). Und tatsächlich werden hier Schüler, die sich im Kampf verdient gemacht haben, direkt auf dem Schulhof von der japanischen Mafia rekrutiert.
Und endlich mal wieder ein Film mit einem Protagonisten, dessen Attitüde mir aus dem Herzen spricht ("People who know what they want scare me."), der sich für nichts begeistern kann, der ziellos durchs Leben driftet. Im Laufe des Films wendet er sich von den geschaffenen Machtstrukturen ab, deren Sinnlosigkeit er erkennt, jedoch dadurch noch mehr Gewalt evoziert.
Die Botschaft des Films versetzt einem mit ihrer ganzen Brutalität einen derben Schlag in die Magengrube und wird glücklicherweise nicht wie bei Battle Royale im Blut ertränkt und somit unglaubwürdig. Es wird zwar auch heftigst geprügelt und sogar gemordet, allerdings versteht es der Regisseur, die konkreten Vorgänge außerhalb des Bildschirms zu belassen und den Zuschauer 'nur' mit den Folgen der ausgeübten Gewalt zu konfrontieren, die dann umso verstörender wirkt.
Nachdem mich Toshiaki Toyoda schon mit seinem Erstling Pornostar (1998) überzeugen konnte, hat er mich hier mit den toll agierenden Schauspielern, der exzellenten Kameraführung, dem rockigen Soundtrack und nicht zuletzt mit seiner bitterbösen Kritik am Gesellschaftssystem Japans (kann man auch gut auf andere Länder beziehen, wenn nicht sogar die ganze Welt ) absolut für sich gewonnen.
Ich bin begeistert und warte nun voller Vorfreude auf sein neuestes Werk 9 Souls und wer weiß, vielleicht gibt's ja auch mal seine Boxer-Doku Unchain (2000) zu sehn.
Mojo Jojo
#9
Geschrieben 01. August 2003, 08:46
Live fast, die young.
Hiermit soll's also nun der Erstling von Jim Jarmusch sein.
Zur Einstimmung gab's aber vorher noch seinen Kurzfilm Coffee and Cigarettes von 1986.
Ich zitiere das zum Video beigelegte Heftchen:
"In einem schrägen Bohèmien-Cafe begegnen sich der Amerikaner Steven und der Italiener Bob, der mit Steven eine Nonsens-Unterhaltung beginnt. Thema des mit Wortwitzen, radebrechendem Englisch und vielen Floskeln geführten Gesprächs: Kaffee, Zigaretten und wie man guten Kaffee zubereitet, starken Kaffee genießt und den Genuss mit Zigaretten steigert."
Jetzt aber zum Hauptfilm.
Der sechzehnjährige Allie streunt durch die Straßen des New Yorker Stadtteils SoHo, er trifft (s)ein (?) Mädchen, zieht weiter. Besucht die Ruine seines Elternhauses und gibt sich seinen Phantasien hin.
Er begegnet einem Vietnam-Veteranen, hört einem Saxophon-Spieler zu, geht in ein Kino...
Ohne es beabsichtigt zu haben, ist das nach Blue Spring gleich der zweite Film, der einen Drifter zur Hauptfigur hat, einen ruhelosen Menschen, der nicht weiß, was er will und nirgends zu Hause ist.
Merkwürdigerweise verbinden sich mit diesem Film noch mehr Zufälle.
Der erste hat mit der Szene zu tun, in der sich Allie eine Zigarette falsch herum in den Mund steckt
und darauhin das Mädchen auf ihn zukommt, um sie umzudrehen. Irgendwie kam mir das sehr bekannt vor, als hätte ich diese Stelle erst vor kurzem gesehen, ich dachte gleich an Blue Spring, konnte aber solch eine Passage dort nicht finden. Verzweifelt ging ich die zuletzt gesehenen Filme durch, ohne mich für einen entscheiden zu können.
Mittlerweile bin ich mir recht sicher, dass eine ähnlich Szene in Duell vorkommt, nämlich als David Mann am Tisch in der Raststätte sitzt und sich vor lauter Nervosität die Zigarette verkehrt herum in den Mund steckt. Leider kann ich das jetzt nicht mehr nachprüfen, aber mich beschleicht auch das Gefühl, dass solch eine Szene möglicherweise in dem ein oder anderen Film schon einmal vorgekommen sein muss (Könnte das eine Hommage an irgendeinen Klassiker sein, der mir partout nicht einfallen will?).
Die zweite Merkwürdigkeit, die mich ziemlich umgehauen hat, ist folgende:
Kurz vor dem Schauen des Films hab ich mich über Mike Pattons Beitrag zu dem Album "Great Jewish Music: Serge Gainsbourg" informiert und bin dabei auch auf die Information gestoßen, woher sein Projekt Maldoror den Namen hat und hab dadurch etwas über den Schriftsteller Lautreamont gelesen. Wer den Film kennt, weiß, dass Allie, als er bei dem Mädchen ist, aus "Die Gesänge des Maldoror" von ebendiesem Lautreamont eine längere Textpassage vorliest.
Ich sag nur: It's a strange world.
Um aber nochmal zum Film selber zurückzukommen, die Bilder, die mit einer fast durchweg statischen Kamera von Tom DiCillo (dem Regisseur des genialen "Living In Oblivion") eingefangen wurden, sind wie immer herausragend. Man könnte meinen, New York hätte sich in einem postakolyptischen Zustand befunden, als der Film gedreht wurde.
Die Tonspur ist von einem ständigen Dröhnen erfüllt, Hubschrauber und Gewehrschüsse sind zu hören, man fühlt sich wie im Krieg. Trotzdem gibt es auch absolut stille Situationen, denn gesprochen wird kaum in diesem Film. An anderer Stelle ist die Musik so merkwürdig (ich weiß gar nicht, wie man das beschreiben soll), dass die ganze Szenerie allein durch den Ton zu einem extrem beklemmenden Moment wird.
Und John Lurie von den wunderbaren Lounge Lizards hat einen kurzen, aber prägnanten Auftritt (natürlich als Saxophonist).
Mojo Jojo
#10
Geschrieben 02. August 2003, 19:04
Where was it I read about a man who's been sentenced to die, saying or thinking, the hour before his death, that even if he had to live somewhere high up on a rock, and in such a tiny area that he could only stand on it, with all around precipices, an ocean, an endless murk, endless solitude and endless storms--and had to stand there, on those two feet of space, all his life, for a thousand years, eternity--that it would be better to live like that, than to die so very soon! If only he could live, live, and live! Never mind what that life was like! As long as he could live!...What truth there is in that! Lord, what truth!
Fjodor Michajlowitsch Dostojewskij
Mojo Jojo
#11
Geschrieben 02. August 2003, 19:08
Zum wiederholten Mal gesehen und immer noch für gut befunden. Zwar mit grottigen Schauspielern und blöder Story, aber stellenweise ein schicker Noir-Style und gute Kameraeinstellungen von Kubrick persönlich.
Nur ein paar Notizen, was mir diesmal aufgefallen ist.
1. Das Gesicht des Boxers sieht am Abend aus, als hätte es grad eine Verwöhnmassage in einem Beauty-Salon hinter sich und nicht ein paar kräftige Schläge aus einem (verlorenen) Boxkampf.
2. Die sehr kurze Alptraumsequenz kurz vor dem Schrei der Frau war im Negativeffekt und ziemlich mies.
3. Häufiger Einsatz von Spiegeln und Spiegelungen an Glas oder glänzenden Oberflächen.
4. Ein Schild mit der Aufschrift "Himberama".
5. Die Lautsprecherdurchsage auf dem Bahnhof ganz am Ende des Films kündigt zweimal den "Fernschnellzug nach Chicago über Seattle" an. Und der Film spielt wirklich in New York? Oder wie fahren die Züge in den USA? Oder hat da mal wieder jemand bei der Synchro gepennt? Fragen über Fragen.
Mojo Jojo
#12
Geschrieben 08. August 2003, 22:30
Er lebt!
Zu Beginn heißt es "Übereinstimmung mit Personen und wahren Ereignissen ist gewollt".
Kein Wunder, orientiert sich der Film doch an den Geschehnissen des Jahres 1963 in Griechenland.
Z, der Hauptredner der nationalen Friedensbewegung fällt einem als Verkehrsunfall getarnten Mordanschlag der bürgerlich-nationalistischen Staatsorgane zum Opfer. Ein junger Staatsanwalt, der die Schuldigen ermitteln will, stößt im Laufe seiner Ermittlungen auf erheblichen Widerstand von offizieller Seite. Davon unbeirrt, deckt er eine Verschwörung der höchsten politischen Kreise auf.
Was soll ich sagen? Ein absolutes Meisterwerk des Politthrillers vom Meister der Politthriller, Constantin Costra-Gavras. Irgendwie fühlte ich mich an die Genialität eines "I wie Ikarus" erinnert, aber der wurde ja erst 10 Jahre später gedreht, vielleicht lag's auch nur an Yves Montand, der in beiden Filmen mitwirkt.
Bleibt mir noch anzumerken, dass Raoul Coutard, der Stammkameramann von Godard, für die Bilder verantwortlich war.
Mojo Jojo
#13
Geschrieben 08. August 2003, 22:36
Ein Fassbinder-Film, der mir nicht sonderlich gefallen hat.
Die Dialoge waren arg hölzern und dann noch dieser schreckliche bayerische Akzent. Eine Kamerabewegung findet auch kaum statt, wie in einem Bühnenstück (aber klar, ist ja von solch einem adaptiert und Fassbinders Theater-Vergangenheit dürfte wohl jedem hinreichend bekannt sein). Nicht, dass mich das stören würde, in "Songs From The Second Floor" fand ich diese bühnenhafte Inszenierung wirklich gelungen, ich bin fast geneigt zu sagen meisterhaft umgesetzt, aber hier hab ich mich gelangweilt wie die Darsteller im Film.
Einzige Lichtblicke waren die Auftritte von Hanna Schygulla und von Fassbinder selbst als griechischer Gastarbeiter.
Da war mir "Liebe ist kälter als der Tod" um einiges sympathischer.
Mojo Jojo
#14
Geschrieben 09. August 2003, 13:20
Ein Film, der als Kultfilm gehandelt wird? So ganz konnte ich das zwar nicht nachvollziehen, aber er bot mir wenigstens einen unterhaltsamen Abend.
Die Geschichte des Films beruht auf dem authentischen Fall des Liebespaares Martha Beck und Ray Fernandez, das in den 1940er Jahren angeblich zwanzig Morde begangen haben soll. Beide wurden 1951 auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet.
Der Film ist meiner Ansicht nach eher eine eindringliche Charakterstudie des Killerpärchens, als eine Rekonstruktion der konkreten Geschehnisse, obwohl sich der Regisseur eng an die Fakten hielt und Gerichtsakten und Zeitungsberichte zur Abfassung des Drehbuchs zu Hilfe nahm. Oftmals ist die Handlung aber mit merkwürdigen Sprüngen versehen. Es werden einfach Mordszenen übergangen, vollkommen unerwartet befindet man sich schon beim nächsten Opfer. Erst dachte ich, der Film sei geschnitten, aber zum Ende hin werden die Handlungen expliziter dargestellt und wirken ziemlich grausam, vor allem, weil viel Wert auf Realismus gelegt wird.
Das Finale selbst weicht ebenfalls von den tatsächlichen Ereignissen ab, möglicherweise, um die extreme Kaltblütigkeit der Hauptdarstellerin zu betonen, oder einfach nur, weil das wirkliche Ende zu lahm war.
Was ich grad eben gelesen hab: 'Von dem Regisseur fehlt seit 1970 jegliche Spur. Ob ihm ein Unheil wiederfahren ist, ob er untergetaucht ist oder unter anderem Namen erfolgreich Filme inszeniert, ist derzeit ungeklärt.'
Mojo Jojo
#15
Geschrieben 09. August 2003, 13:33
Nach der ersten Begegnung mit Coffee and Cigarettes vor kurzem, nun noch mehr Coffee and Cigarettes (Zum Glück nur im Film! ).
Den ersten Teil und somit eigentlich auch die folgenden, hab ich inhaltlich ja schon vorgestellt, zur Bebilderung wäre vielleicht zu sagen, dass alle drei Teile in schönem Schwarz-Weiß gehalten sind und es immer eine Einstellung gibt, in der der Tisch, an dem die Leute sitzen, der zudem auch noch ein Schachbrettmuster aufweist, allerdings nicht im zweiten Teil, direkt von oben gefilmt wird. (Diese Information war doch jetzt einfach mal dieses Satzungetüm wert!)
Konnte mich der erste Teil noch mit seiner vollkommenen Absurdität bei Laune halten, geht Coffee and Cigarettes - Memphis Version dieser Faktor eindeutig ab. Das einzig Gute war das Mitwirken des ewig kaputte Loser darstellenden Steve Buscemi, dessen Stimme im Original einfach jeden Film sehens- bzw. hörenswert macht, ansonsten war die Chose aber ziemlich lahm.
Dafür ist der dritte Teil das absolute Highlight der Serie, denn er hat nicht nur zwei sensationelle Protagonisten, namentlich Iggy Pop und Tom Waits, sondern sprüht nur so vor intelligentem Witz. Zur Handlung brauch ich ja wohl keine Worte zu verlieren, denn es dreht sich wieder alles um Kaffee und Zigaretten, aber die Variation des Themas ist hier äußerst amüsant.
"The beauty of quitting is, now that I've quit, I can have one, because I've quit." Dr.Waits
Mojo Jojo
#16
Geschrieben 19. August 2003, 21:03
Schon lange wollte ich den Film "Out of the Past" sehen. Komischerweise läuft mir an jenem Tag im Juli zum ersten Mal der deutsche Titel über den Weg. Der Name kam mir merkwürdig bekannt vor und nach kurzer Suche musste ich feststellen, dass der Film seit Jahren ungesehen auf einer meiner zahlreichen Videokassetten vor sich hin vegetiert. Also Abendprogramm umgestellt und Magnetband eingelegt...
Und was hab ich mir da die ganze Zeit entgehen lassen? Erstklassige Schauspieler, Robert Mitchum im Trenchcoat als Schnüffler für einen schmierigen Gangsterboss, gespielt von Kirk Douglas, Jane Greer als Femme fatale mit dem wohlklingenden Namen Kathie Moffat, eine Geschichte, die sich wie in so vielen Noirs zu einem Labyrinth ineinander verstrickter Handlungen entwickelt, die wohl nur durch mehrmaliges Ansehen komplett erfasst werden können und natürlich die typischen Spielereien mit Licht und Schatten.
Einfach ein rundherum stimmiger Film. Zwar konnte ich der Handlung zum Schluss nicht mehr ganz folgen, aber das ist ja nur ein weiterer Grund, den Film gleich nochmal anzuschauen, allerdings muss ich das unbedingt mit der Originalversion tun, denn obwohl die Dialoge in der deutschen Version ganz gut waren, möchte ich die genialen One-Liner von Robert Mitchum doch gern mal in englisch hören.
I never saw her in the daytime. We seemed to live by night. What was left of the day went away like a pack of cigarettes you smoked. I didn't know where she lived. I never followed her. All I ever had to go on was a place and time to see her again. I don't know what we were waiting for. Maybe we thought the world would end.
Mojo Jojo
#17
Geschrieben 19. August 2003, 23:53
Ein Wong Kar-Wai Film im Kino? Nix wie hin!
Nachdem ich diesen Film und auch alle anderen Werke dieses von mir sehr geschätzten Regisseurs nun schon mehrfach auf Konserve gesehen habe, dachte ich mir, ich sollte diese vielleicht einmalige Gelegenheit nutzen, Fallen Angels auf der Leinwand zu erleben. Und ich habe gut daran getan, mir dieses Erlebnis zu gönnen. Schon das allererste Bild hatte eine absolut faszinierende Wirkung, die ich so noch nie bei diesem Film gefühlt habe.
Im Allgemeinen herrscht ein ständiges Experimentieren mit Kamerawinkeln, Zeitlupeneffekten, Farbfiltern und Jump-Cuts vor. Ein rauschhaftes Bebildern von Ereignissen. Zum ersten Mal ist mir auch die ständig passende Musikuntermalung aufgefallen. Naja, Untermalung kann man das eigentlich nicht mehr nennen, da stellenweise die Musik zum bestimmenden Element wird und einen stark botschafthaften (gibt's dieses Wort überhaupt?) Charakter aufweist. Und dann das ständige Rattern und Knattern, Summen und Brummen in dieser quirligen Metropole Hong Kong. Diesbezüglich hat der Film kaum ruhige oder besinnliche Stellen, obwohl, wenn ich's mir recht überlege, wenn die Jukebox läuft, wird es doch ziemlich entspannt.
Was mir ansonsten noch aufgefallen ist, ist die starke Polarität zwischen den beiden Haupthandlungssträngen, auf der einen Seite die düstere, brutale, blutige und absolut humorlose Darstellung des Berufskillers und auf der anderen Seite die fast schon albern wirkende Inszenierung des stummen Nichtsnutz, die dann aber noch einen emotionsgeladenen Abschluss findet, wie im Übrigen der ganze Film. Während des Schauens hat mich dieser starke Kontrast doch ab und zu ein wenig gestört, obwohl die Verkaufsattacken des Stummen (wunderbar: Takeshi Kaneshiro) schon äußerst lustig sind, man stelle sich das mal hierzulande vor (oder besser gesagt: in der Realität), da würde doch jeder gleich die Bullen rufen, na egal.
Was bleibt noch zu sagen? Die Handlung ist eh schnuppe, die Bilder (hach ja, Christopher Doyle), die Musik (eigentlich nicht mein Geschmack, aber eben passend zum Film) und die Schauspieler sind klasse und da kriecht mir doch der Gedanke aus dem Hirn, dass durchweg recht attraktive Frauen zum Einsatz kommen, aber die beste von allen nur zwei kurze Auftritte an der Waschmaschine hat, wie gemein.
Anmerkung an mich: Das nächste mal vorher evtl. nicht so viel trinken, damit ich den Film besser geniessen kann und mich nicht zwingen muss, nicht aufs Klo zu gehen, nur aus Angst, eine wichtige Stelle zu verpassen!
Noch eine Anmerkung an mich: Weingenuss fördert bei mir ungemein den Schreibfluss. Unbedingt merken! (Ob dabei was Sinnvolles rauskommt, ist 'ne andere Frage.)
Letzte Anmerkung an mich: Vielleicht doch nicht ganz so viel trinken, um mich nicht zum kompletten Idioten zu machen! Gute Nacht!
Mojo Jojo
#18
Geschrieben 21. August 2003, 20:35
Der politischste Film von John Waters, aber trotzdem das reinste Vergnügen.
Die Corny-Collins-Show erinnert an diesen ganzen Top Of The Pops und Superstar-Scheiß der heutigen Zeit. Schmierige Ansager, kreischende Teens, die jeden Dreck mitmachen, schrottige Pop-Musik, aber wenigstens hatten die 60er Jahre noch lustige Frisuren zu bieten.
Und der Film hat es geschafft, mich richtiggehend zu deprimieren, was den Umgang mit der afroamerikanischen Bevölkerung zu dieser Zeit angeht. Man hört zwar 'Negermusik', aber der Umgang mit diesen Leuten ist absolut verpönt. Wirklich traurig, wie affig sich doch die Menschen immer wieder benehmen können.
Ansonsten ist der Film kein Vergleich zu Waters Trash-Perlen aus den Siebzigern. Hier ist fast alles nett und harmlos wie ein Lolli aus den 60ern. (Ich weiß zwar nicht, wie ein Lutscher von vor 40 Jahren schmeckt, tsts, aber nach dem Film zu urteilen, würd ich sagen, ist er schön süß und schnell vergessen, zumindest wenn er frisch aus der Zeitmaschine kommt und nicht die ganzen Jahre unterm Sofa rumgelegen hat.)
Leider der letzte Waters-Film mit Divine, der 1988 gestorben ist. Rest in Peace.
My diet pill is wearing out.
Mojo Jojo
#19
Geschrieben 21. August 2003, 20:42
Was schaut man sich nicht alles an, wenn man auf nichts so richtig Lust hat und man eigentlich für eine wichtige Prüfung lernen muss? Da denkt man nun, mit Bogey in der Hauptrolle und John Huston auf dem Regiestuhl kann man nicht allzuviel falsch machen. Doch weit gefehlt.
Trotz der hochkarätigen Besatzung des Ozeandampfers wollte keine richtige Stimmung aufkommen, vielleicht lag's ja an dem zu patriotischen Plot mit den ganzen bösen Japanern. Und dazu noch die deutsche Synchro, da haben die doch glattweg die Japaner japanisch nachsynchronisiert und da man sich ja bereits durch viele asiatische Filme gekämpft hat, weiß man zumindest, wie so ein Japaner im wirklichen Leben, sprich im Film, klingt.
Ein schnöder Propagandafilm.
P.S. Der Originaltitel lautet 'Across The Pacific', obwohl das Schiff den ganzen Film über im Atlantik rumtuckert.
Mojo Jojo
#20
Geschrieben 22. August 2003, 16:54
Ein Film, den ich mir nur angesehen hab, weil ich den Soundtrack von Wim Mertens so toll finde und den hab ich eigentlich auch nur, weil Glenn Branca einen Teil dazu beigesteuert hat und ich eben Fan dieses Mannes bzw. seiner Musik bin.
Und weit mehr als nur der (wohlgenährte) Bauch eines Architekten ist im Film zu bewundern. Abgesehen von diversen anderen Körperteilen dieses Mannes gibt es auch gleich noch ein ganzes Architekturbüro dazu. Und als wäre das nicht schon genug, ist der Film selbst pure Architektur, exakt bis auf den Millimeter. Ein Werk peinlichst genau komponierter Bilder, ein Freudenfest der Symmetrie. Gemälde mit sich bewegenden Figuren.
Die Kamera bleibt stets auf Distanz und verharrt meist ruhig im Raum. Nur kurz vor Schluss gibt es eine Nahaufnahme des Architekten. Die öfter auftretenden Lichtspielereien haben mich teilweise sehr irritiert, hat sich mir deren Bedeutung doch nicht immer offenbart. Bemerkenswert fand ich den häufigen Gebrauch roter Farbe bei Gebrauchsgegenständen und die allgegenwärtige Todessymbolik.
Faszinierend ist auch die zunehmende Identifikation des von Brian Dennehy verkörperten Architekten mit seinem großen Vorbild Etienne-Louis Boullée. Sein Leben ähnelt dem des Bewunderten immer mehr. Er 'kommuniziert' sogar mit ihm per Brief und offenbart ihm darin seine Gedanken und Gefühle. Während seiner Forschung nach dessen Todesursache rückt sein eigenes Ende immer näher.
Ein rätselhafter Film, der zu ständigen Deutungsversuchen/Interpretationen jedes einzelnen Bildes einlädt/auffordert.
Mojo Jojo
#21
Geschrieben 24. August 2003, 12:28
It's in the trees! It's coming!
Ein klassischer Horrorfilm mit dem Thema des rationalen Wissenschaftlers, der sich aufgrund mehrerer übernatürlicher Erlebnisse mit der Welt der (schwarzen) Magie konfrontiert sieht und diese zum Ende hin sogar bekämpfen muss, um sein eigenes Überleben zu sichern.
Wunderschöne Schwarzweißfotografie (ok, ich muss gestehen, ich bin Schwarzweißfetischist und somit hat eigentlich jeder unkolorierte Film für mich seine ganz besondere Schönheit), ein genialer Bösewicht, der ungemein symphatisch wirkt und alle anderen Darsteller blass aussehen lässt und eine sehr stimmungsvolle Musikuntermalung.
Zu bewundern gibt es auch einen erfrischenden Kampf mit einem (Stoff-)Leoparden, Panther oder irgend so was, der mich sogleich an die legendäre Begegnung von Dr. Vornoff mit dem Kraken aus 'Bride Of The Monster' denken ließ. Eine Szene, die einem vor Freude die Tränen in die Augen treibt.
Mojo Jojo
#22
Geschrieben 24. August 2003, 14:20
Eigentlich mag ich ja Almodovars Filme, dennoch lassen mich alle, die er seit Mitte der 90er Jahre gedreht hat, ziemlich kalt. Vielleicht liegt es ja an seinen Geschichten, mit dem inflationären Gebrauch von Schicksalsschlägen, dem ewigen Geseiere von Liebe, den obskuren Verstrickungen der Protagonisten. Was die Figuren alles so erleben, scheint mir manchmal übertrieben, aber gut, Filme sollen ja auch nicht langweilige Alltagssituationen abfilmen, die dem Zuschauer das nackte Grauen seines eigenen Lebens präsentieren, zumindest nicht nur.
Was mir dennoch gefällt, sind die warmen Farben und die dadurch heimelig wirkenden Stätten der Handlung. Die Schauspieler sind eigentlich ganz überzeugend. Madrid gefällt mir sowieso ganz gut, besonders dieses Abrissviertel ist reizvoll. Die technische Realisierung ist wie immer top und die wie selbstverständlich eingesetzten Zeitsprünge lassen eine leichte Freude bei mir aufkommen.
Aber wie gesagt, im Ganzen berührt mich der Film kaum und ist wohl schnell wieder vergessen.
Mojo Jojo
#23
Geschrieben 24. August 2003, 16:43
I've got a monkey on my back.
Ein feines Romero-Filmchen, mit einem Hauptdarsteller, der aussieht wie Brad Pitt (vor allem mit Bart) und mit einem schon oft gesehenen übereifrigen, etwas durchgeknallten und dennoch symphatischen Wissenschaftler. Aber die eigentliche Attraktion des Films ist wohl unbestritten das Äffchen, super süß und super sexy , dessen sensationelle schauspielerische Leistung ich hiermit würdigen möchte. Ob das Tier für den Oscar nominiert war? Ich hätte ihm den glatt gegönnt, das wäre doch endlich mal eine sinnvolle Vergabe dieses blankpolierten Götzenarschs gewesen.
Was die Handlung angeht, kann man sich zwar während des Films gut ausmalen, was im Folgenden passieren wird, aber dass die abscheuliche Pflegerin überlebt, hat mich doch irgendwie überrascht, aber soviel zur Erfüllung von Erwartungshaltungen. Ob's daran lag, dass besagte Dame die werte Angetraute des Herrn Romero ist? Purer Zufall, oder?
Ansonsten verstrickt sich der Meister der lebenden Toten immer mal in Nebenplots, die den Film nicht wirklich voranbringen und nur unnötig in die Länge ziehen. Aber so ein schönes spannendes Ende reißt dann alles wieder raus.
Meine Lieblingsszene ist jedenfalls die, in der man einen Müllmann zwei Tonnen in einen Müllwagen entleeren und anschließend in den Vorgarten werfen sieht. Hat zwar überhaupt nichts mit der Handlung zu tun, ist aber einfach zum wegschmeißen!
Mojo Jojo
#24
Geschrieben 24. August 2003, 20:01
Holy Eyeball!
In diesem Film scheint sich der Traum eines jeden Spanners zu erfüllen. Dr. Xavier (wie mysteriös, ein Dr. X) erfindet ein Serum, das einem den Röntgenblick verschafft. Nachdem ein Äffchen den Test des Mittels nicht überlebt, wird in Ermangelung williger menschlicher Versuchsobjekte flugs der Selbstversuch gestartet.
Würde jetzt jemand erwarten, dass mit diesem ehrenhaften und selbstlosen Experiment die Menschheit vor ihrem unabwendbaren Untergang gerettet werden kann und man dem lieben Doktor die Füße dafür küsst? Wohl kaum! Schnell wird der Doc für verrückt gehalten und da auch noch ein schreckliches Unglück geschieht, befindet sich selbiger alsbald auf der Flucht vor der Polizei.
Sämtliche Röntgenblickklischees werden im Laufe des Films bedient, darunter wären natürlich die freudigen Blicke durch jegliche Kleidung, die Arbeit als Wahrsager, das Manipulieren beim Glücksspiel und letztendlich das Diagnostizieren von Krankheiten.
Wunderbaren Dialogen kann man hier lauschen und der Plot bringt auch eine gewisse Spannung mit sich.
Und Ray Milland erinnert mich ständig an James Stewart.
Mojo Jojo
#25
Geschrieben 03. September 2003, 22:46
So, da sind nun schon 'ne ganze Weile Semesterferien und ich komm überhaupt nicht zum Schreiben. Ist aber auch schlimm, wenn man ständig unterwegs ist und dann noch Filme schauen muss. Um nicht allzu sehr mit meinem Tagebuch in Verzug zu geraten, werd ich die nächsten Einträge etwas kürzer halten.
Hier also einer dieser Filme, für die Zhang Yimou bei Filmkritikern (und natürlich auch anderen Leuten) so geschätzt und in seinem Heimatland mit Aufführungs- und Reiseverbot geehrt wird.
Die eindringlich erzählte Familienchronik beginnt im China der 40er Jahre und führt über die Machtergreifung der Kommunisten und der damit einhergehenden Kulturrevolution bis in die 70er.
Tragisch, herzerweichend, lustig, kritisch, Ge You, Gong Li, einfach wundervoll.
Mojo Jojo
#26
Geschrieben 03. September 2003, 23:10
Ein merkwürdiger und zutiefst verstörender Film!
Eine unnachahmlich beklemmende Atmosphäre in Berlin direkt an der Mauer.
Befremdliche Wesen, verstrickt in groteske Vorgänge, die einem Schauer über den Rücken jagen.
Ein Film, der süchtig macht, der einem das Verlangen nach einer erneuten Rezeption geradezu aufzwingt.
Mojo Jojo
#27
Geschrieben 04. September 2003, 01:21
Schön, mal ein paar Tage Urlaub bei den Eltern gemacht und die meiste Zeit mit lesen und Holzhacken verbracht. Danach noch gemütlich am Abend ein Bier gezischt und entspannt Filmchen geschaut. An jenem Tag hatte ich grad Lust auf Blowup, also Kassette eingelegt und im Sessel zurückgelehnt.
Yeah, Bildkompositionen von überwältigender Schönheit, geschickte Spielereien mit den Schärfeeinstellungen, besonders elegant in der Schaukelstuhlszene, aber auch bedeutungsschwangere Tiefenschärfe-Szenen, bei denen ich an Citizen Kane denken musste, sind zu bewundern, z.B. als man die Redgrave im hinteren Bildbereich sieht und vorn der Fotoapparat liegt. Als logische Schlussfolgerung dieser so hergestellten Assoziation folgt im nächsten Bild der Griff der Frau nach der Kamera mit den kompromittierenden Bildern.
Ansonsten wird das Lebensgefühl der Swinging Sixties ziemlich gut präsentiert. Der von David Hemmings verkörperte Thomas ist der Inbegriff des swingenden Junggesellen und er stellt dies auch mehr als einmal unter Beweis. Einem coolen Auftritt der Yardbirds darf man auch beiwohnen. Ist übrigens 'ne tolle Verarsche auf die übermässige bierernste Verehrung einiger Fans für ihre Lieblingsband, als unser Held die von einem Mitglied der Krach-Combo zertrümmerte und ins Publikum geschmissene Gitarre für sich behauptet und draußen einfach wegwirft. Pure Anarchie!
Mojo Jojo
#28
Geschrieben 04. September 2003, 01:47
Mangels Alternativen gestaltete im weiteren Urlaubsverlauf das TV-Programm meine (spät-)abendliche Unterhaltung. Aber warum ich mir ausgerechnet diesen Film noch mal angeschaut hab, weiß ich auch nicht. Vielleicht wollte ich ja nur mal wieder eine junge Penelope Cruz sehen, der an den Titten gelutscht wird? Oder einen Stierkampf bei Nacht mit zwei nackten Männern? Oder eine Schinkenkeulenschlägerei?
Zu der Zeit, als ich noch als pubertierender Schulstreber unterwegs war, hat mir dieser Streifen deutlich besser gefallen. Diesmal konnte er mir nur ein müdes Lächeln mit anschließendem Gähnen entlocken.
Mojo Jojo
#29
Geschrieben 04. September 2003, 02:02
Letzter Teil meiner filmischen Urlaubsodyssee und wieder einmal Almodovar. Hm, und auch noch ein Seminar zu Organspendegesprächen, ein Thema, das später bei 'Alles über meine Mutter' wieder auftauchen soll. Erneut diese warmen Farben, tragischen Schicksale, liebenswerten Charaktere.
Aber die Handlung ist dermaßen lahm und sentimental, ich erspar mir lieber jeden weiteren Kommentar. Siehe mein Beitrag zu 'Live Flesh'.
Mojo Jojo
#30
Geschrieben 09. September 2003, 00:32
Klaatu barada nikto!
Endlich wieder mal Science-Fiction aus den 50ern in meinem Programm. Allerdings ist dieser Film eine erfreuliche Ausnahme von den von der Hexenjagd geprägten Exemplaren dieser Zeit, denn hier wird mal nicht der Außerirdische als Bedrohung dargestellt, sondern der Mensch selbst. Der freundliche und friedliche Fremdling überbringt eine Botschaft größter Wichtigkeit, betreffend das Schicksal der Menschheit, diese, vor Arroganz und Dummheit strotzend, hört jedoch nicht auf ihn...
"I have combined the DNA of the world's most evil animals to make the most evil creature of them all." - "It turns out it's man!"
Futurama 'Spanish Fry'
Mojo Jojo
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