507 Antworten in diesem Thema

[bekay]

Kasimir sagte am 14.04.2009, 18:44:

Wg. US-Western: Hast du dich schon mit der weitgehend cinephilen Literatur zum Thema auseinandergestzt?

Das ist bestimmt soooo wenig, die ist mal eben im Vorbeischlendern gelesen.

[Kasimir]

bekay sagte am 14.04.2009, 18:48:

Kasimir sagte am 14.04.2009, 18:44:

Wg. US-Western: Hast du dich schon mit der weitgehend cinephilen Literatur zum Thema auseinandergestzt?

Das ist bestimmt soooo wenig, die ist mal eben im Vorbeischlendern gelesen.

Nein, es ist tatsächlich enorm viel. Die sind verschaltet wie nur was. Das wird kein Zuckerschlecken. Nicht einmal, Empfehlungen auszusprechen ist leicht getan. Von daher hoffe ich auch auf eine Antwort emmes: Klar, längst, was denkst du von mir?

[emme]

Nö.

[Kasimir]

... ist die Antwort auf die Eingangsfrage? 'kay.

[emme]

Könntest dir ja trotzdem 'ne Empfehlung aus den Fingern drücken. Ich les' ja manchmal.

[Kasimir]

Ich hatte das "Nö." als etwas abschließendes ausgelegt, als Antwort auf meine - als Belehrung aufgefasste - Ausgangsfrage. Die war so nicht intendiert. Im Gegenteil, denn ich meine, mit ein wenig Lektüre hier und da kann man ein ganz gutes Licht auf das Verhältnis von US- und Italowestern unter den Bedingungen des persönlichen Zugangs werfen. (Dafür stehe ich mit meiner lektürebegleiteten Filmbiografie.) Es lässt sich auch ganz einfach halten, nämlich mit Truffaut, "Die Filme meines Lebens" und Wenders, "Emotion Pictures". Mit den Westerntexten aus diesen beiden Büchern sollte, von deinem gegenwärtigen Standpunkt aus, einiges zu beleuchten sein, nicht zuletzt dieser eigene Standpunkt reflektierbar werden. Wenn es mit diesen beiden nicht klappt, dann braucht man sich wohl auch mit den anderen Autoren und Texten nicht befassen. Wenn es aber gelingt, muss man das zwar auch nicht (könnte es aber), aber es wäre viel gewonnen. Bei geringem Einsatz.

[emme]

Das wiederum klingt ja nun wieder derart spannend, dass ich dieser Texte dringendst habhaft werden muss. Besten Dank!

Edit: Das "Nö." war lediglich eine lakonische, doch niemals Abschluss intendierende, Beantwortung deiner Eingangsfrage. Abgeschlossen sollte hier ohnehin mal gar nichts sein!

Bearbeitet von emme, 14. April 2009, 19:21.

[Kasimir]

emme sagte am 14.04.2009, 20:20:

Das wiederum klingt ja nun wieder derart spannend, dass ich dieser Texte dringendst habhaft werden muss. Besten Dank!

Das beruhigt und freut mich - und ich hoffe, so wirst du bei und nach der Lektüre auch empfinden.

Zitat

Edit: Das "Nö." war lediglich eine lakonische, doch niemals Abschluss intendierende, Beantwortung deiner Eingangsfrage. Abgeschlossen sollte hier ohnehin mal gar nichts sein!

Kommunikation über diese Kanäle ist nicht leicht. "Die Präsenz wirkt unmittelbar auf unser Empfinden." (Ch. Perelman, Herv. k.)

[emme]

Die beiden Bücher Wenders' und Truffauts sind in der Bielefelder UB natürlich als vermisst gemeldet. Muss ollen emme wohl doch noch in die Schatulle greifen, um in den Genuss der Texte zu kommen.

Dafür bin ich auf diesen interessanten Band zu THE SEARCHERS gestoßen. Schon das grobe Durchblättern lässt mich ob meiner Kurzsichtigkeit während der Erstsichtung des Films schamhaft erröten.

[Kasimir]

emme sagte am 16.04.2009, 19:36:

Die beiden Bücher Wenders' und Truffauts sind in der Bielefelder UB natürlich als vermisst gemeldet. Muss ollen emme wohl doch noch in die Schatulle greifen, um in den Genuss der Texte zu kommen.

Dafür bin ich auf diesen interessanten Band zu THE SEARCHERS gestoßen. Schon das grobe Durchblättern lässt mich ob meiner Kurzsichtigkeit während der Erstsichtung des Films schamhaft erröten.

Das ist klassischer Klaustoff, wobei der Truffaut schon ein bisschen ein Stein. Hier war auch vergleichbares fort.

emme ist DER FINDER.

[bekay]

Kasimir sagte am 16.04.2009, 19:42:

emme sagte am 16.04.2009, 19:36:

Die beiden Bücher Wenders' und Truffauts sind in der Bielefelder UB natürlich als vermisst gemeldet. Muss ollen emme wohl doch noch in die Schatulle greifen, um in den Genuss der Texte zu kommen.

Dafür bin ich auf diesen interessanten Band zu THE SEARCHERS gestoßen. Schon das grobe Durchblättern lässt mich ob meiner Kurzsichtigkeit während der Erstsichtung des Films schamhaft erröten.

Das ist klassischer Klaustoff, wobei der Truffaut schon ein bisschen ein Stein. Hier war auch vergleichbares fort.

Verstehe ich wiederum überhaupt nicht...!

[Kasimir]

Was daran verstehst du nicht?

[bekay]

Kasimir sagte am 16.04.2009, 21:08:

Was daran verstehst du nicht?

Ich halte es eigentlich für klassischen Lesestoff von moralisch gefestigten Menschen. Ich kann mir den Klau nicht erklären.

[Kasimir]

Erklärbär: Es gibt seltsame Leute, die lesen. Es gibt normale, wunderschöne Leute, die kopieren, statt zu lesen. Es gibt aber auch verkommene Leute, die sind zum kopieren zu faul. Und die klauen dann halt.

[bekay]

Meinst du jetzt dich, mich und dann den Rest?

[Kasimir]

Mit "wunderschön" meinte ich uns. Ich schrieb aber nicht "uns" weil die wenigsten hier das Glück hatten, unserer Wunderschönheit gewahr zu werden. Ich sollte doch auf allgemeine Verständlichkeit (= außerhalb mir selbst) achten, dacht ich. Daher.

[bekay]

Kasimir sagte am 16.04.2009, 21:16:

Mit "wunderschön" meinte ich uns. Ich schrieb aber nicht "uns" weil die wenigsten hier das Glück hatten, unserer Wunderschönheit gewahr zu werden. Ich sollte doch auf allgemeine Verständlichkeit (= außerhalb mir selbst) achten, dacht ich. Daher.

Natürlich bist du wunderschön, ich kenne dich bloß nicht so als den Kopiertyp. Aber Kopien hast du ja. Ich habe dich wahrscheinlich noch nie schwitzend am Kopierer stehen sehen.

[Kasimir]

Das stimmt. Meine lasziven, verhuscht über die Schulter geworfenen Blicke aus der Spannkabine nach draußen kennst du nicht. Da hast du was verpasst. Ich tackere auch nie die Blätter zusammen. Ich lecke. In Zeitlupe.

[bekay]

Kasimir sagte am 16.04.2009, 21:20:

Das stimmt. Meine lasziven, verhuscht über die Schulter geworfenen Blicke aus der Spannkabine nach draußen kennst du nicht. Da hast du was verpasst. Ich tackere auch nie die Blätter zusammen. Ich lecke. In Zeitlupe.

Stimmt. Und du kennst auch nicht meine Gütigkeit: Wenigkopierer lasse ich immer vor, genauso wie ich mein Kopieren auch gern unterbreche, wenn draußen jemand (am liebsten: jemand Heißes) steht, welcher nur ein, zwei Artikel zu kopieren hat.

Ich habe wirklich noch nie aktiv über diese Schaffung von Sichtbarkeit in der Thulb nachgedacht...

[Kasimir]

bekay sagte am 16.04.2009, 21:27:

Kasimir sagte am 16.04.2009, 21:20:

Das stimmt. Meine lasziven, verhuscht über die Schulter geworfenen Blicke aus der Spannkabine nach draußen kennst du nicht. Da hast du was verpasst. Ich tackere auch nie die Blätter zusammen. Ich lecke. In Zeitlupe.

Stimmt. Und du kennst auch nicht meine Gütigkeit: Wenigkopierer lasse ich immer vor, genauso wie ich mein Kopieren auch gern unterbreche, wenn draußen jemand (am liebsten: jemand Heißes) steht, welcher nur ein, zwei Artikel zu kopieren hat.

Solange du die Heißen zu dir rein (und nicht dafür den Raum ver-) lässt: dito.

bekay sagte am 16.04.2009, 21:27:

Ich habe wirklich noch nie aktiv über diese Schaffung von Sichtbarkeit in der Thulb nachgedacht...

Kabinentechnisch?

[bekay]

Kasimir sagte am 16.04.2009, 21:29:

bekay sagte am 16.04.2009, 21:27:

Kasimir sagte am 16.04.2009, 21:20:

Das stimmt. Meine lasziven, verhuscht über die Schulter geworfenen Blicke aus der Spannkabine nach draußen kennst du nicht. Da hast du was verpasst. Ich tackere auch nie die Blätter zusammen. Ich lecke. In Zeitlupe.

Stimmt. Und du kennst auch nicht meine Gütigkeit: Wenigkopierer lasse ich immer vor, genauso wie ich mein Kopieren auch gern unterbreche, wenn draußen jemand (am liebsten: jemand Heißes) steht, welcher nur ein, zwei Artikel zu kopieren hat.

Solange du die Heißen zu dir rein (und nicht dafür den Raum ver-) lässt: dito.

Schon. Aber dann bleibe ich stumm.

Kasimir sagte am 16.04.2009, 21:29:

bekay sagte am 16.04.2009, 21:27:

Ich habe wirklich noch nie aktiv über diese Schaffung von Sichtbarkeit in der Thulb nachgedacht...

Kabinentechnisch?

Ja - in der Jura-etc.-Bibo am Abbe-Platz gibt es sowas nicht!

[Kasimir]

Ein interessantes Dispositiv: Die Abgeschlossenheit erzeugt evtl. ein sicheres Gefühl, man meint, sich gehen lassen zu können. Sie erzeugt aber auch das Schwitzen. Und sie lässt die anderen von draußen näherrücken, nah ran, mit gierigen Blicken, drängend. Und die Scheibe wird zum Schirm.

[bekay]

Kasimir sagte am 16.04.2009, 21:40:

Ein interessantes Dispositiv: Die Abgeschlossenheit erzeugt evtl. ein sicheres Gefühl, man meint, sich gehen lassen zu können. Sie erzeugt aber auch das Schwitzen. Und sie lässt die anderen von draußen näherrücken, nah ran, mit gierigen Blicken, drängend. Und die Scheibe wird zum Schirm.

Es ist jedenfalls deutlich eine geisteswissenschaftliche Angelegenheit.

[Kasimir]

Spannen?

Wohl die (beobachtete) Abgeschiedenheit.

[Der Außenseiter]

@ SACRAMENTO

Ja, ja und ja.

[emme]

Ich weiß ja nie was auf kurze Worte des Lobes zu antworten, möchte aber auch nicht, dass der Eindruck entsteht, diese würden den Empfänger nicht erreichen! Drum sei zumindest ein schnödes "Dankeschön!" in die Runde gerufen.

[djmacbest]

Du solltest dem kleinen Dieter schnellstmöglich RESCUE DAWN hinterherschieben - erst recht, da letzterer erst in der Verbindung wirklich stark wird...

[emme]

Dürfte meinem Wunsch nach Abarbeitung der letzten mir unbekannten Herzogspielfilme kaum im Wege stehen. Bald!

[emme]

Kasimir sagte am 16.04.2009, 19:42:

emme sagte am 16.04.2009, 19:36:

Die beiden Bücher Wenders' und Truffauts sind in der Bielefelder UB natürlich als vermisst gemeldet. Muss ollen emme wohl doch noch in die Schatulle greifen, um in den Genuss der Texte zu kommen.

Dafür bin ich auf diesen interessanten Band zu THE SEARCHERS gestoßen. Schon das grobe Durchblättern lässt mich ob meiner Kurzsichtigkeit während der Erstsichtung des Films schamhaft erröten.

Das ist klassischer Klaustoff, wobei der Truffaut schon ein bisschen ein Stein. Hier war auch vergleichbares fort.

emme ist DER FINDER.

Den Truffautband habe ich mittlerweile (fast) vollständig gelesen. Bitte sei mir nicht allzu böse, Kasi, aber mit den Westerntexten der Sammlung (Ford-Nachruf und VERA CRUZ-Zerpflückung) habe ich erstmal nicht viel anfangen können, vielleicht abgesehen von der Erkenntnis, dass Truffaut und mir VERA CRUZ aus ähnlichen Gründen gefällt. Immerhin etwas.** Den Ford-Text habe ich schon gar nicht mehr präsent...

Und trotzdem muss ich Dir, wie Herzog es immer so schön sagt, auf den Knien danken für diesen Literaturhinweis! Ein Traum von einer Textsammlung. Dieses stete Schwanken zwischen Kritikerarschloch und Filmfrühnerd... Fantastisch!
Altes emme-Problem, Filmautoren fast nie als Textautoren ernstzunehmen. In vielen Fällen bewahrt diese Haltung sicherlich vor verfrühtem Haarausfall, doch eben kann auch so manche Perle übersehen werden. Zum Glück aber, Kasi, hast Du mir zumindest diese eine schonmal um den Hals gehängt. Als nächstes dann den Wenders.

**Und das Gefühl, dank des wehmütigen Textes Truffauts jetzt alle Filme James Deans ansehen zu müssen. Das ist auch immerhin etwas.


Und nochmal allgemein zu meiner derzeitigen Reise durch den Western: Ich habe mittlerweile einiges gesehen (hüben (Almeria) wie drüben (Monument Valley)), vieles gemocht, mich in manches verliebt und das ein oder andere erst durch Nachtreten zu fassen bekommen, doch habe ich das Gefühl, dass zu meinem vorläufigen Glück noch irgendetwas fehlt. Und zwar: Das Mittelmaß im US-Western. Ich habe den Eindruck, bisher ausschließlich die Speerspitze des Genres zu Gesicht bekommen zu haben, aber woher kommen diese Typen und Figuren, die Schauplätze und Handlungen, die in eigentlich jedem US-Western, den ich bisher geguckt habe - sei es Ford, Hawks oder Peckinpah - fröhlich dekonstruiert, umgewertet und durcheinandergemischt werden? Wo versteckt sich die filmische Fließbandware des US-Westerns (der Italo bietet da ja reichlich!), von der sich Leute wie die im vorherigen Satz genannten abzugrenzen versuchen? Ich bin davon überzeugt, dass es sie gibt! Was muss ich sehen?

[hoolio21]

emme sagte am 26.05.2009, 22:01:

... doch habe ich das Gefühl, dass zu meinem vorläufigen Glück noch irgendetwas fehlt. Und zwar: Das Mittelmaß im US-Western. Ich habe den Eindruck, bisher ausschließlich die Speerspitze des Genres zu Gesicht bekommen zu haben, aber woher kommen diese Typen und Figuren, die Schauplätze und Handlungen, die in eigentlich jedem US-Western, den ich bisher geguckt habe - sei es Ford, Hawks oder Peckinpah - fröhlich dekonstruiert, umgewertet und durcheinandergemischt werden? Wo versteckt sich die filmische Fließbandware des US-Westerns (der Italo bietet da ja reichlich!), von der sich Leute wie die im vorherigen Satz genannten abzugrenzen versuchen? Ich bin davon überzeugt, dass es sie gibt! Was muss ich sehen?

Viel von dem ist bei uns gar nicht erschienen, und vieles interessiert auch keinen mehr. Schau dir mal die Filmliste von John Wayne in der imdb an, und bei den locker sechzig Western, die er vor seinem eigentlichen Durchbruch "Stagecoach" gedreht hat, versteckt sich bestimmt ein Teil von dem, was du suchst. In der Stummfilmära schon wurden unfaßbar viele B-Western gedreht, schlag zum beispiel bloß mal unter Stichwort Tom Mix in der imdb nach. Für meinen Vater (jahrgang 20) war der in seiner Kindheit ne Riesennummer. Reine Massenunterhaltung, Klamauk und Geballer nach simpelstem gut-böse-Schema mit Superstars, die selbst hier im Forum kaum einer kennt. Da werden dann auch reichlich schon Klischees und Story-Basics für später gebacken.

Mit ziemlicher Nähe zum Original allerdings, denn die Erinnerungen waren frisch und in ganz frühen Western reiten zum Teil noch echte Wildwest-Cowboys.

Viel Spaß beim Weiterforschen.