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Kitanos Regenschirme - Filmforen.de - Seite 12

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Kitanos Regenschirme


503 Antworten in diesem Thema

#331 Bastro

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Geschrieben 26. November 2008, 15:44

Rambo - First Blood Ted Kotcheff, USA 1982

Die Orte, die Häuser: In der ersten Szene marschiert Rambo die Straße entlang, auf die Kamera zu. Sie ist naß, verläuft in Kurven, links steht ein Blockhaus oder eine Hütte. Rambo sieht aus, als sei er schon lange unterwegs, mit offenem Blick, nicht unfreundlichem Gesicht, aber ernst. Am Haus läuft er vorbei, beachtet es nicht, rastet nicht. Es ist ihm kein Ort zum Verweilen. Dann verläßt er die Straße, quert eine Wiese, geht auf eine Siedlung am Rande eines Sees zu, das Ambiente ist viel freundlicher, die Sonne scheint. Rambo spricht mit der Frau seines Kriegskameraden, die gerade Wäsche aufhängt. Sie ist unfreundlich, abweisend. Rambo erfährt, daß sein letzter überlebender Fraund aus Vietnam dem Krebs erlegen ist. Die Frau ist verbittert, scheint Rambo beinah feindselig gesinnt zu sein, und anstatt ihn ins Haus zu bitten, ihm Unterkunft und eine Mahlzeit anzubieten und den Freund ihres Mannes mit Respekt, auch dem Verstorbenen gegenüber, zu behandeln, schickt sie ihn durch die abweisende Haltung zurück auf die Straße. Rambo findet auch hier keinen Platz zum Verweilen, in dieser Gesellschaft, bei diesen Menschen, in ihren Häusern. Er macht sich wieder auf den Weg unter bleiernem Himmel, zurück auf die Straße.

Die Konfrontation mit dem Sheriff geht schlecht aus für Rambo. Das erste Gebäude, das er im Film betritt, ist die Polizeistation. Er kommt als Gefangener, in Handschellen. Im Keller wird er zusammengeschlagen und "gewaschen", also gefoltert. Dieses Haus ist sogar das Gegenteil von Schutz: es beherbergt den Feind. Rambo flieht in die Wälder.

Am Ende des Films wird er - bevor er den Feind tötet - dessen Haus, d.h. die Polizeistation zerstören. Mit dem Maschinengewehr macht er es dem Erdboden gleich. Damit zerstört er nicht nur ein Gebäude, sondern auch ein Symbol, nämlich das der Sicherheit. Somit bedroht er auch den status quo der "rechtschaffenen" Bürger des Ortes. Konsequenterweise wird dem auf dem Dach der Polizeistation sitzenden Polizeichef der Boden unter den Füßen weggezogen: dessen Wut bricht sich nicht in einem Kampf Mann gegen Mann Bahn, sondern er sackt in sich zusammen, bekommt fast einen Heulkrampf. Mit dem Gebäude hat er seine Selbstsicherheit, seine sichere Basis verloren. Ein heimtückischer Schuß durch das Dachfenster ist seine letzte Rettung. Doch Rambo ist auf Tricks gefaßt.

Mit der Ermordung des Polizeichefs tötet er stellvertretend all diejenigen Amerikaner, die vor den heimgekehrten Soldaten - ganz gleich was sie erlebten, in wessen Irrglauben sie ihr Leben riskierten - die Türen ihrer Häuser verschlossen halten. Er tötet all diejenigen, die vor den schrecklichen Folgen des Krieges die Augen verschließen und zurückgezogen in ihren kleinen, spießig eingerichteten Leben selbstgerecht dahinvegetieren.

Ein zeitloser Klassiker, den ich mir immer wieder anschauen muß.

Bearbeitet von Bastro, 26. November 2008, 17:07.


#332 Bastro

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Geschrieben 26. November 2008, 22:03

Them / Ils David Moreau / Xavier Palud, Frankreich 2006

Recht verwirrender und mit Logiklöcher strotzender Nervenzerrer, der allesamt altbekannte Standards aufbrüht, aber mit ordentlich Terror so dermaßen aufpeppt, daß einem der Angstschweiß auf der Stirn steht. Einmal mußte ich sogar unterbrechen und mir ein Brot mit Schwarzkirschmarmelade machen.

#333 Bastro

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Geschrieben 28. November 2008, 15:02

Aoi Haru / Blue Spring Toshiaki Toyoda, Japan 2001

Gehört zu meinen kleinen persönlichen Lieblingsfilmen: Die Lümmel von der ersten Bank auf japanisch, sozusagen. Schön brutal, traurig, manchmal leicht over the top, und guter Japanpunkrock-Soundtrack. Immer wieder auch schöne Bilder, ein sehr reduzierter Plot, und eine erstaunliche Geschlossenheit. Kann man sich wahrlich öfter anschauen.

#334 Bastro

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Geschrieben 30. November 2008, 11:33

9 Souls Toshiaki Toyoda, Japan 2003

Neun Kriminelle brechen aus dem Gefängnis aus - draußen angekommen merken sie, daß sie eigentlich gar nicht so genau wissen, wo sie jetzt hin sollen. Dummerweise werden sie von der aufdringlichen Polizei gejagt, und nachdem ihre Gesichter im Fernsehen gezeigt wurden und von Plakatwänden herunterschauen, erkennt sie auch noch jeder Dorftrottel. Sie kommen vom Regen in die Traufe.
Die erste Hälfte des Films kommt ziemlich sabuesk daher, allerdings mit einem etwas feineren Ton und weniger grotesk. Wenn die Gruppe dann in der zweiten Hälfte nach und nach dezimiert wird durch die unterschiedlichsten Ereignisse, sind einem die Figuren so nahe geworden, daß der Film sehr berührt und enorm traurig wird. Und das völlig ohne Kitsch oder Pathos. Ein phantastischer Gitarrensoundtrack findet ebenfalls Verwendung, ebenso wie der Mut zu experimentelleren Grenzgängen, wenn etwa Szenen in Zeitlupe dargestellt werden oder in subjektive Wunschräume abdriftet und imaginierte Geschichten weitererzählt - lediglich mit der Brechung, daß die Stimmen nun verhallt sind. Da erreicht der Film Momente voller Traurigkeit und großer Sehnsucht und erzeugt eine Stimmung großer Innigkeit. Freiheit sieht anders aus.

Bearbeitet von Bastro, 30. November 2008, 11:35.


#335 Bastro

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Geschrieben 30. November 2008, 21:15

Das Gesetz ist der Tod / Messenger of Death J. Lee Thompson, USA 1988

Ein Journalist (Bronson) klärt einen grausamen Mord an einer Mormonenfamilie auf und ahnt dabei nicht, welch einflußreichen Machtmenschen im Hintergrund er auf die Zehen tritt.
Sicher, die Handlung ist nicht immer ganz plausibel, aber ich habe überhaupt keine Lust mehr, mir darüber Gedanken zu machen. Zumal mir die Realität häufig noch viel absurder erscheint, als so manches A-, B- oder Z-Movie. Gemacht ist der Film jedenfalls hervorragend, stellvertretend sei die Eröffnungssequenz genannt - unglaublich spannend, atmosphärisch, bedrohlich, ja: böse. Das macht Angst, der Mensch ist das Monster. Das ist mehr als ausreichend.

#336 Bastro

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Geschrieben 01. Dezember 2008, 22:15

Sha Po Lang Wilson Yip, Hong Kong 2005

Jetzt habe ich es auch endlich mal auf die Reihe gekriegt, den meistbejubelten HK-Film der letzten Jahre anzuschauen. Nun, ich war erstmal maßlos enttäuscht. Aus beinah jedem Bild quillt das Pathos und der Kitsch, dazu ein entsetzlicher Soundtrack, der noch ordentlich Sahne über alles gießt. Scheußlich.
Mit zunehmender Laufzeit entwickelt der Film allerdings einige originelle und interessante Handlungsstränge, vor allem das Thema Vaterschaft ist prominent. Die Intensität der Kämpfe und die Brutalität nimmt ebenso zu, um sich in einem superschnellen Finale zu entladen. Sammo Hung ist eine Augenweide. Da kommen die Twist gerade recht: sehr herb erwischt es einen, und wenn man denkt, man hat es geschafft, bekommt man nochmal einen übergebraten. Guter Film, aber die Bildästhetik sagt mir überhaupt nicht zu.

Bearbeitet von Bastro, 01. Dezember 2008, 22:15.


#337 Bastro

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Geschrieben 02. Dezember 2008, 23:27

Inland Empire David Lynch, Fr/Po/USA 2006

David Lynch macht endlich das, was er am besten kann: er befreit sich vom anachronistischen Korsett der Erzählverpflichtung und öffnet die Figur Nikki Grace (Laura Dern) in ihre divergierenden Persönlichkeiten. Die Übertritte in die Verschiebungen manifestieren sich meist an Schwellen wie Türen, Fenster und Löcher. Die Aufspaltung der Persönlichkeit in multiple Ichs und die Gleichzeitigkeit der Erzählstränge wird durch den Fernseher konzentriert, gefaßt und gebündelt, und mündet schließlich in ein 1/2stündiges Finale, das im Abspann seinen Orgasmus findet.
Das ist Davis Lynchs Meisterwerk und kann nur noch von einem 8-Stunden Cut übertroffen werden. Gott schenke uns diesen. Oder der Teufel, meinetwegen.

Bearbeitet von Bastro, 02. Dezember 2008, 23:28.


#338 Bastro

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Geschrieben 04. Dezember 2008, 20:12

Klopka - Die Falle Srdjan Golubovic, Serbien/Deutschland/Ungarn 2007

Um das nötige Geld für die Gehirnoperation seines Sohne zusammen zu bekommen, begeht Mladen einen Auftragsmord. Als der Auftraggeber danach aber abtaucht, natürlich ohne das Geld zu bezahlen, zerbricht die ohnehin fragile Welt Mladens in tausend Stücke.
Ein ruhiger und düsterer Film. Der etwas klischeebeladene Plot wird durch die bis auf wenige Momente immer stilsichere Inszenierung und die tollen Darsteller aufgefangen, und steigert sich gegen Ende in eine Ausweglosigkeit die weit größer ist, als die real existierende Tristesse Belgrads. Durchaus sehenswert.

#339 Bastro

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Geschrieben 04. Dezember 2008, 23:20

Fine mrtve djevojke / Schöne tote Mädchen Dalibor Matanic, Kroatien 2002

Ein Lesbenpärchen zieht in in einem Zagreber Arbeiterviertel in eine neue Wohnung ein. Vordergründig ist alles bieder und ordentlich, hinter der Fassade allerdings herrscht Gewalt, Mißbrauch und die Freakshow.
Tragikomödie nennt man so etwas, eine Mischung aus Gesellschaftssatire und Drama. Dazu zwei hübsche Darstellerinnen die auch mal bei goldgelbem Licht sich anfassen dürfen. Die Vergewaltigung folgt wenig später, klar, so etwas kann man nicht dulden, so etwas Abartiges. Ob das jetzt gelungen ist oder nicht, vermag ich nicht zu sagen. Die Kamera ist (bemüht) originell und die Tonspur kupfert ab bei Lynch/Badalamenti. Bei solchen Filmen ärgern mich die Schwächen meist mehr, als mich die positiven Seiten gnädig stimmen.

#340 Bastro

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Geschrieben 07. Dezember 2008, 12:25

Columbus Day Charles Burmeister, USA 2008

Val Kilmer spielt einen Profieinbrecher, der seinen letzten, den Coup schlechthin, gelandet hat. Am Silver Lake, einem kleinen Park angekommen, kontaktiert er seinen Hehler, der die Übergabe klar machen soll. Was er nicht wußte: an diesem Tag ist der inoffizielle Feiertag namens "Columbus Day", zur Ehrung der Entdeckung Amerikas. Die Banken haben zu. Kilmer muß also mehrere Stunden im Park totschlagen und telephoniert wie wild um die Ware endlich abzusetzen, immer in Gefahr, entdeckt zu werden. Ein kleiner Junge wird auf ihn aufmerksam und spricht ihn an, stellt Fragen, und rührt so an Punkte, die der Einbrecher lange Zeit verdrängt hatte.

Wie Kolumbus, der einen längst dagewesenen, aber unbekannten Kontinent entdeckte, so die Anspielung, entdeckt Kilmer die Defizite seines emotional-familiären Katastrophenhaushaltes und versucht an diesem Tag mit den Personen, die ihm am nächsten stehen, seiner Ex-Frau, seiner Tochter und seiner Geliebten reinen Tisch zu machen. Der Sehnsuchtsort ist Florida: endlich die Tochter und den Enkel besuchen, ins Reine kommen.

Ja, das ist schwer moralisch und von Gutmenschentum durchtränkt. Doch kriegt der Film die Kurve insofern, als daß er sich in die Riege der "Alterswerke" namhafter Actionhelden/ -regisseure einreiht, die vom Scheitern des Lebens erzählen, vom Altwerden, von den menschlichen Belangen, die als Bedürfnis nach oben gespült werden innerhalb eines Lebens, das bislang irregeleitet erschien. Der eher dialoglastige Film trumpft auf mit kurzen knackigen Actionsequenzen und überzeugenden Darstellern, allen voran natürlich Herr Kilmer.

#341 Bastro

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Geschrieben 07. Dezember 2008, 23:11

Foxy Brown Jack Hill, USA 1974

Einer der großen Blaxploitationklassiker, der so richtig glücklich macht. Wer sich über Logiklöcher echauffiert ist eine Pussy, das ist klar. Hier gibt's heiße Miezen, enge Klamotten, coolen Funk, Straßengangs, Heroinpusher und degenerierte Hinterwäldler. Ein Film, der zwischen erwachtem schwarzen Selbstbewußtsein und Ausbeutung der Reize pendelt, und der sich nicht zu schade ist, mit rassistischen Sprüchen zu punkten: "We're gonna kill ourselves a couple of niggers!"

#342 Bastro

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Geschrieben 09. Dezember 2008, 16:21

The Warriors Walter Hill, USA 1979

Eine meiner Jugendlieben: mit sechzehn etwa zum ersten Male gesehen, danach immer wieder. Jetzt allerdings liegen wohl gut zehn Jahre zur letzten Sichtung zurück, und ich freue mich, daß er sehr gut gealtert ist (trotz offenkundig heftiger Manipulation des Zuschauers). Geradezu erschüttert war ich über einen Aspekt, den ich wohl bislang immer ausgeblendet hatte: der Film erzählt auch eine Geschichte über das Ende der Jugend. Als die Warriors endlich in Coney Island ankommen, schweift Swans Blick über das Häusermeer und er stellt ernüchtert fest, daß das es nun sein soll, nach dem sie unter Lebensgefahr gestrebt haben, das ihr Zuhause, die Heimat sein soll. Ein Wunder, daß er nicht ausspuckt. Eine Desillusionierung, die sich in den anschließenden Wunsch steigert, die Gang zu verlassen, abzuhauen, irgendwohin, etwas neues zu beginnen - und das, obwohl er für seine Jungs sein Leben riskieren würde. Daß es woanders vielleicht gar nicht so sehr viel anders ist, als zuhause, scheint er noch lernen zu müssen. Doch emotional steht Swan an einer Schwelle: das alte Leben kann so nicht mehr weitergehen. Zeiten des Umbruchs.

Bearbeitet von Bastro, 09. Dezember 2008, 16:22.


#343 Bastro

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Geschrieben 10. Dezember 2008, 18:52

Vixen Russ Meyer, USA 1968

Tolle Landschaftsaufnahmen! :love: :love: :love:

#344 Bastro

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Geschrieben 13. Dezember 2008, 00:38

The Devil's Rejects Rob Zombie, USA/Deutschland 2005

Ein brilliantes Stück Kino, möchte ich sagen. Die beim ersten Sehen wahrgenommene Ironiefreiheit ist tatsächlich gar keine, lassen sich doch ständig Passagen voller Overdrive entdecken, die aus dem herben Bastard ein intelligentes Spiel mit dem Exploitation- oder Grindhouse-Kino machen. Wenn gegen Ende der aufrechte Sheriff zur anderen Seite kippt und als grausamer Erlöser auftritt, welcher den Fireflys auf Augenhöhe gegenübertritt, dann ist das ein recht deutlicher Zeigefinger, der aber gut und gerne als Zitat verstanden werden kann, als Gesetz des Genres. Ansonsten ist die hervorragende Musik hervorzuheben, das atemlos machende Tempo, die fulminanten Schauspieler und eine Terror-Atmosphäre wie man sie seit, vielleicht, TCM nicht mehr gesehen hat. Ganz toll.

#345 Bastro

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Geschrieben 14. Dezember 2008, 13:00

Infernal Affairs III / Wu jian dao 3 Andrew Lau/Alan Mak, HK 2003

Ein völlig unnötiger Film, der sich in seinem Zeitsprung-Patchwork verliert, auf seine Stars Andy Lau und Tony Leung setzt, dabei aber die Hauptdarsteller des ersten und zweiten Teils Eric Tsang und Anthony Wong verheizt. Schade schade, solide sieht das ja aus, man wird aber den Eindruck nicht los, daß da mit Gewalt an einer Story gestrickt wurde um noch ein paar Dollar aus dem Projekt rauszuholen.

#346 Bastro

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Geschrieben 15. Dezember 2008, 16:26

Blood: The Last Vampire Hiroyuki Kitakubo, Japan 2000

Die Vampirin Saya hat an Halloween im Jahre 1966 den Auftrag, auf einer US-Airbase vor Tokyo drei Dämonen zur Strecke zu bringen. Zum Glück ist sie eine versierte Schwertkämpferin!
Dieser Film zieht einem die Schuhe aus: er ist zu Beginn langsam genug, um die Handlung aufzubauen, und geht dann in der zweiten Hälfte dermaßen zur Sache, daß man sich fühlt, als würde man zum ersten Mal einen Actionfilm sehen. Zur Faszination tragen ein guter Score und enorm detaillierte Hintergründe bei, eine ausgefeilte Licht/Schattenarbeit (man denke an die U-Bahn-Szenen!) sowie eine ausgeprägte Affinität zu blutigem Splatterspaß. Das Blut sieht hier so gut aus, wie einst auf dem Kimono von Lady Snowblood. Leider fehlt irgendwie ein Mittelteil und die gut 40 min Laufzeit sind allzu schnell vorbei. Schade. Ansonsten ein Hammer.

#347 Bastro

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Geschrieben 16. Dezember 2008, 17:35

Das Dorf der Verdammten Wolf Rilla, Großbritannien/USA 1960

Nachdem die Einwohner des Dorfes Midwich in kollektive Ohnmacht gefallen sind, stellt sich heraus, daß alle Frauen des Dorfes schwanger geworden sind. Wenige Monate später bringen sie sich extrem schnell entwickelnde Kinder zur Welt, die außerordentlich intelligent scheinen und übersinnliche Kräfte besitzen. Der Wissenschaftler Zellaby möchte sich dem Phänomen annehmen. Als die merkwürdigen Kinder damit beginnen, nervige Zeitgenossen aus dem Weg zu räumen, steht man vor einem delikaten moralischen Problem.

VILLAGE OF THE DAMNED scheint mir ein äußerst gelungener Film zu sein, schon allein deswegen, da er aus seinen geringen Mitteln sehr viel macht. Dazu tragen natürlich die überzeugenden Kinderdarsteller bei, die Einfachheit der Spezialeffekte, die aber sehr einprägsam sind, die Komplexität der Konflikte der Erwachsenen, das Wechselspiel zwischen der tollen ländlichen Atmosphäre und der weltweiten Bedrohung (als klar wird, daß es auf jedem Kontinent in einem Dorf eine solche Entwicklung gibt). Als die Bedrohung durch die Kinder überhand nimmt, gibt es eigentlich nur noch eine Lösung; doch WHO CAN KILL A CHILD?

Anders als in Serradors Film von 1976 gibt es in diesem jedoch eine Erklärungsstrategie, die auf extraterrestrischen Einfluß hinausläuft. Auch die un- bzw. übermenschlichen Fähigkeiten der Kinder schaffen Distanz. So haben etwa die Mütter ein innigeres Verhältnis zu diesen Kindern, als etwa die Väter, die hauptsächlich verängstigt sind. Zudem glauben sie sowieso fast alle, gehörnt worden zu sein. Dieser Film liefert also -zumindest in Ansätzen- Begründungszusammenhänge, die den Schrecken erklärbar machen. Umso mehr muß Serradors Film verstören, der sich dem menschlichen Grundbedürfnis des Verstehen-Wollens widersetzt, da er keine Erklärung bietet.

#348 Bastro

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Geschrieben 17. Dezember 2008, 19:55

Die Kinder der Verdammten Anton M. Leader, Großbritannien 1963

Dieser Film ist eine lose verknüpfte Fortsetzung des Rilla-Films: sechs Kinder aus unterschiedlichen Erdteilen weisen eine ernorm hohe Intelligenz auf und werden über die Botschaften ihres Landes nach London gebracht, um dem Phänomen nachgehen zu können. Mehrere Wissenschaftler verschiedener Disziplinen streiten um ein Ergebnis, das es nicht gibt. Woher diese vaterlosen Kinder kommen, die telepathische Fähigkeiten besitzen und Gedanken lesen können, und vor allem: was sie bezwecken, können die Gelehrten nicht herausfinden. Schmerzlich zeigt sich jedoch, daß sie äußerst aggressiv auf Bedrohung von außen reagieren, sodaß es bald Tote gibt.

So stellt sich auch bald hier die Grundfrage, wie man mit dieser elementaren Bedrohung umzugehen habe: auszulöschen scheint der einzige Weg zu sein, der den Herren einfällt, da man kein höherwertige Spezies neben dem Menschen dulden kann. Interessanter- und bezeichnenderweise wird hier auch die Vokabel "to destroy" anstelle des "to kill" verwendet.
Verständlich aus Sicht der Herrenmenschen.

Und so kulminiert der Film in einem Dialog vor einer alten Kirche im Herzen Londons, in dem die Kinder gefragt werden, woher sie kommen. Die Antwort ist, sie wüßten es nicht. Auch die Frage, welches Ziel sie verfolgen, können sie nicht beantworten. "Why are you here?" fragt der Botschafter, da sagt Paul, der Protagonist der Kindergruppe: "To be destroyed. Everyone has to choose his path."
Durch ein Mißgeschick wird daraufhin vom Militär alles kurz und klein geschossen.

Auch dieser ein schöner Film, der seine Geschichte in tollen Bildern erzählt. Im Vergleich zum Vorgänger allerdings wird hier mehr auf Entertainment gesetzt: es gibt einige markige Sexismen, etliche One-Liner und viel mehr Rabatz. Die musikalische Untermalung macht einige Anleihen beim Horrorfilm und dramatisiert die Handlung stärker als der Vorgänger. Einige Szenen sind deutlicher auf den Effekt hin inszeniert, etwa die Frau im Karankenhaus, die Sterbeszenen oder zum Schluß das Gemetzel. Das sind aber eher Bemerkungen, die die Subtilität und Finesse des Vorgänger unterstreichen sollen, als diesen Film abzuwerten. Außerdem dürfte sich hier Richard Donner einiges für seinen OMEN-Film abgeschaut haben, man beachte die allererste Einstellung. Sehr lohnend.

Bearbeitet von Bastro, 17. Dezember 2008, 19:58.


#349 Bastro

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Geschrieben 20. Dezember 2008, 12:20

Das Dorf der Verdammten John Carpenter, USA 1995

Carpenters Remake des Rilla-Klassikers ist eine zeitgemäße Aufarbeitung mit einigen neuen Aspekten und wenigen Schludrigkeiten. Einige Logiklöcher fallen unangenehm auf. Da nimmt sich der Film nicht immer die nötige Zeit, Entwicklungen herzuleiten (etwa die Erkenntnis, daß die Kinder ein gemeinsames Bewußtsein haben wird vom Pfarrer wie aus dem nichts heraus einfach so behauptet - was auffällt, ist doch diese Erkenntnis ein echter Spannungspunkt bei Rilla). Überhaupt fügt Carpenter eine deuliche Portion Religiosität hinzu, was sich bis in die Musik fortsetzt, die oft ins raunend Sakrale schlägt.

Aber so ist das wohl, in so einer kleinen Community im THE FOG-Land, das in seiner Nähe zum Ozean für tolle Bilder sorgt und so einige Mythen birgt, die man bemühen kann. In diesem Film also kommt das Übel vom Meer in Form eines schwarzen Schattens, der sich über das Land bewegt, und den die Menschen sogar fröstelnd wahrnehmen. Dann wird viel Wert auf einen Aufbau des sozialen Miteinanders gelegt, eine Kleinstadtidylle etabliert, in die das Grauen bricht. Und hier ist es auch ein Grauen. Carpenter legt den Film als Horrorfilm an, sehr deutlich im Score, in den Schocks (Mann auf dem Grill, etliche Schreckmomente), dem religiösen Heraufbeschwören vom Weltuntergang, aber auch in den offensichtlichen Dichotomien Mystizismus ("Das Buch der Verdammten") vs. Naturwissenschaft (Logik/Analyse (DNA-Test), Arthur Conan Doyle).

In der Anlage der Kinder geht Carpenter auch einen Schritt weiter: anstatt wie in den Vorgängern diese als nüchterne Gemeinschaft ohne Empathie darzustellen, läßt er David aus der Gruppe ein Stück herausfallen. Dieser sucht seine totgeborene Gefährtin auf dem Friedhof auf, und hat unter dem Einfluß seines Vaters Mitgefühl eintwickelt, was ihn von der Gruppe distanziert. Außerdem gewährt uns Carpenter am Ende einen hoffnungsvollen Ausblick, in dem die Menschlichkeit siegt, in welchem das Individuum mit seinem starken Willen Erfolg haben kann und läßt so durch die Hintertür den american dream herein. Auch etwas platte Gesellschaftskritik findet sich in den letztlich an der Knete interessierten Bewohnern des kleinen Städtchens, die für das Regierungsgeld doch gerne auf eine Abtreibung verzichten. Der Frau kann man ja dann trotzdem noch die kalte Schulter zeigen.

Insgesamt ein ordentlicher Film mit Spannung und guter Kamera, allerdings muß man inhaltlich ein, zwei Augen zudrücken.

Bearbeitet von Bastro, 20. Dezember 2008, 12:22.


#350 Bastro

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Geschrieben 21. Dezember 2008, 16:58

Herr der Fliegen Peter Brook, Großbritannien 1963

Nach einem Flugzeugabsturz finden sich die Kinder eines britischen Eliteinternats auf einer einsamen südpazifischen Insel wieder und müssen dort ihr Überleben organisieren. Schnell bilden sich Grüppchen um die beiden rivalisierenden Anführer, welche sich nach einem harmonischen Miteinander in eine gewalttätige Konfrontationssituation manövrieren. Das Vakuum einer übergeordneten, erwachsenen Autorität wird von einem der beiden ausgenutzt, der die anderen zu seinen Gunsten mit Hilfe einer erfundenen wilden Bestie manipuliert, sodaß er seine Vorherrschaft mit Gewalt durchsetzen kann und es schließlich zu Toten kommt.
Im Zentrum des Films steht die Frage nach der Organisation von Gemeinschaft, die auf der Einhaltung beschlossener Regeln basiert: "Rules are the only thing we got!" sagt einmal der sympathische und sozial kompetente Anführer Ralph. Werden diese Regeln übertreten muß sich die Gemeinschaft beweisen. Allzubald ist jedoch die Macht des Stärkeren tonangebend, der durch Propagandasprüche die "niederen Instinkte" der Jungen anzusprechen weiß. Verhaltensweisen, die an Stammesrituale von Naturvölkern erinnern, bilden sich heraus, inklusive der Bemalung der Körper und Gesichter.

Brook, von Haus aus Theaterregisseur, entwirft so eine Allegorie auf Gesellschaft, die in ihrem Kern immer gewalttätig ist, und unter Ausnutzung dieser Gewalt die eigenen Machtansprüche zu sichern sucht.

Interessanterweise scheint der Film die konkrete Vorlage für zwei filmische Mittel von Serradors WHO CAN KILL A CHILD? abzugeben (abgesehen vom Insel-Topos und der Kindergemeinschaft): zu Beginn wird in einer Exposition eine Reihe von s/w-Photographien gezeigt, die eine Verbindung von Akademikern und Ingenieuren zu "herausragende Leistungen" in der Kriegstechnik herausstellen: Düsenjets, Bomben und Raketen. Die Macht der Gewalt - und von der Tonspur kommt militärische Marschmusik. Kriegsbilder werden montiert, die nach und nach zu den Ereignissen der filmischen Erzählung übergehen, solange bis sie auf das pazifische Atoll geführt haben. Serradors plakative Kriegsbildmontage, die den Schrecken und Tod der Kinder anklagt, dürfte sehr stark von Brook inspiriert sein. Ebenso wie das Kinderlachen und Gekichere aus dem Off, welches sich hier bereits finden läßt. Serrador allerdings nutzt dieses Mittel als Kontrast zu den gezeigten Bildern, bei Brook wirkt es selten bedrohlich sondern erzählt vom Geschehen außerhalb des Bildes.

Bearbeitet von Bastro, 21. Dezember 2008, 17:07.


#351 Bastro

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Geschrieben 23. Dezember 2008, 20:13

Böse Saat / Bad Seed Mervin LeRoy, USA 1956

Die hübsche kleine Rhoda tötet ihre Widersacher ohne mit der Wimper zu zucken und schnallt sich anschließend die Rollschuhe unter um durch die Straßen zu kurven. Schuld daran ist schlechtes Saatgut, also die Gene, also die Mutter. Diese leidet viel im Film. Ja, das ist altbacken, zum Kopfschütteln und schwer problematisch. Der Film ist dennoch intensiv - die Herkunft als Bühnenstück merkt man ihm deutlich an. Sweet young thing ain't sweet no more! Killerkids, beware!

Bearbeitet von Bastro, 24. Dezember 2008, 00:39.


#352 Bastro

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Geschrieben 27. Dezember 2008, 12:50

Películas para no dormir: La culpa / Blame Narciso Ibánez Serrador, Spanien 2006

Eine Gynäkologin bietet einer jungen Krankenschwester an, mit ihrer Tochter zu ihr zu ziehen - als Gegenleistung für Kost und Logis erwartet sie deren Hilfe in der Praxis, in der sie nachts recht häufig illegalerweise jungen Mädchen die Abtreibung ermöglicht.
Serrador kreiert einen atmosphärischen Gruselhausthriller, der sich zu weiten Teilen aber auf die Dynamik zwischen den beiden Protagonistinnen konzentriert. Die Effekte sind wenig originell und kaum überraschend, doch eingebettet in die zumeist zurückhaltende Inszenierung, das auch vom stimmungsvollen Setting lebt ohne bayonahaft klotzen zu müssen, unterhält der Film in seiner sympathisch kurzen Spielzeit sehr ordentlich und schreibt das serradorsche Thema 'Gewalt vs Kinder' fort. In der allerletzeten Einblendung erst, einer Überblendung, formuliert er dieses Thema ganz aus und schließt narrativ den Kreis. Gut.

#353 Bastro

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Geschrieben 29. Dezember 2008, 20:57

La Residencia / The House that screamed Narciso Ibáñez Serrador, Spanien 1969

Fulminater gothic-horror-Streifen, der durch seine ruhige Erzählweise, gute Darstellerinnen und ein großartiges Setting überzeugt. Die Mordszenen sind d e l u x e in Szene gesetzt, wie auch die Musik (de los Rios) unheimlich, atmosphärisch und pathetisch die Bilder interpretiert, bisweilen abstrakt Distanz schafft und verstört. Der Twist am Ende ist durchaus überzeugend und zerknüllt dir erneut den Kopf: das Thema Kind und Gewalt, mit einem Lächeln serviert! Oh dieser Spanier, er ist ein großer!

#354 Bastro

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Geschrieben 31. Dezember 2008, 17:17

Godzilla / Gojira Ishirô Honda, Japan 1954

Die Atombombentests und ihre Folgen: Godzilla wird aus dem Schlaf gerüttelt und tappst durch Tokyo, wo er natürlich alles kaputt macht. Die Menschen können das nicht dulden, und holen die nächste Superwaffe aus dem Schrank.
Toll gemacht, Takashi Shimura, Spielzeugautos und der Oxygen-Destroyah. Ein Film, den man definitiv öfter mal in der Schule zeigen sollte.

#355 Bastro

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Geschrieben 03. Januar 2009, 23:10

Kichiku dai enkai Kazuyoshi Kumakiri, Japan 1997

Als der Anführer Aizawa einer linksradikalen Studentengruppe in den Knast kommt, beginnt unter seinen Anhängern der Kampf um die Nachfolge. Hier tut sich insbesondere seine Ex hervor, die als nymphomanische Verrückte es recht schnell versteht, die Männer für sich einzunehmen. Wenig später allerdings rächt sich dieses Auserwähltsein, denn im angrenzenden Wald wird sich dieser Emporkömmlinge entledigt. Als die Gewaltschranken fallen gibt es kein Halten mehr, und der Alptraum zieht sich bis in die Schlußsequenzen im verfallenen Gebäude im Wald hin.

In meinen Augen ein echtes Highlight, den ich mindestens genauso gerne kucke wie Tsukamotos TETSUO. Wie Kumakiri hier den Ton zur DV-Kamera einsetzt ist großartig, immer verstörend, und umso faszinierender. Die Atmosphäre in der ersten Hälfte des Films ist enorm dicht um dann in der zweiten in eine Odysse der Gewalt abzudriften, die am Ende mit den Mythen und Traditionen Japans abrechnet, emblematisch eingefangen in dem Bild, als der wiedergekehrte Samurai sein Schwert in den roten Kreis der japanischen Flagge stößt.

Eingefügtes Bild


Fantastischer Film des aus Osaka stammenden Regisseurs, der mit seinen Folgefilmen bewiesen hat, daß er zu den ganz großen Hoffnungen der japanischen Filmkunst gehört. KICHIKU ist immer wieder atemberaubend toll.

#356 Bastro

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Geschrieben 05. Januar 2009, 20:32

Maneater of Hydra / La Isla de la muerte/Das Geheimnis der Todesinsel Mel Welles, Spanien/D 1967

Als eine Touristengruppe ein paar Tage Urlaub auf der Insel des Baron von Weser (Cameron Mitchell) machen möchte, kippt die Sommeridylle blöderweise in ein echtes Alptraumszenario um, da sich die mutierten Pflanzen des experimentierfreudigen Barons bevorzugt von Menschenblut ernähren.

Wer schon immer mal den 'Vampire Tree' sehen wollte, kann dies in diesem Schlockfilm tun. Es ist ein Baum mit schönen tropischen Blüten, deren Stempel (feuchte phallusähnliche Gebilde) sich bevorzugt in die Gesichter der Opfer bohren, um ihnen den Lebenssaft auszusaugen. Der skurrilen Momente gibt es noch einige in diesem Film, der sich vor allem bei WHITE ZOMBIE, FRANKENSTEIN und verschiedenen mad scientist-Filmen bedient. Eine nymphomane Aristokratengattin darf natürlich nicht fehlen, die ihre Oberweite ab und an in die Kamera hält. Und doch ist das leider etwas zu wenig Sleaze für meinen Geschmack. Insgesamt etwas zu züchtig, um eine wahre Granate zu sein, aber für Menschen mit einfachem Gemüt, wie ich einer bin, ausreichende Feierabendunterhaltung. Kann man sich ankucken.

#357 Bastro

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Geschrieben 14. Januar 2009, 19:29

Trio Infernal Francis Girod, Frankreich 1974

Zwei deutsche Schwestern in Frankreich, was soll dabei schon herauskommen! Michel Piccoli als Lebemann und Rechtsanwalt nimmt sie unter seine Fittiche, und aus der erotischen Dreierbeziehung erwächst ein eiskalt operierendes Gaunertrio, das tatsächlich alles tut, um an die Knete der älteren Herren zu gelangen.
Die Darsteller gefallen aufs Vorzüglichste, besonder Piccoli, der in stark angetrunkenem Zustand erst so richtig zur Sau wird. Die ironische Brechung durch die Musik Ennio Morricones ist manchmal wirklich angebracht, etwa in der Szene als die durch das Säurebad zersetzten Leichen entsorgt werden müssen. Auch schön das Schlußsetting in dem Haus mit den blauen Glasbausteinen.
Insgesamt aber eher enttäuschend, da man in diese gefühlskalte Geschichte kaum einzutauchen vermag und sich das Geschehen voyeuristisch und distanziert belustigt reinzieht. Die konsequente Ausstellung der Häßlichkeit scheint mir allerdings gelungen.

#358 Bastro

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Geschrieben 17. Januar 2009, 11:17

Mach's noch einmal, Sam! Herbert Ross, USA 1972

Herrliche Liebeskomödie und eine Hommage an das Kino zugleich. Besonders Allens Mut, auch deutlich in den Slapstick abzugleiten (Föhn- und Mantel-Szene), macht ihn umso liebenswerter. Auch scheinen alle späteren Manhattan- und Stadtneurotiker-Standards hier schon vorgeprägt, zugleich aber durch ihre Einbettung in die Albernheit etwas gemildert, sodaß eigentlich auch Allen-Hasser an diesem Film ihre Freude haben müßten. Ganz groß auch der Casablanca-Rahmen - und interessant wieder einmal die Frage, welche Wirklichkeit eigentlich die Realität ist, und was einen Filmkritiker ausmacht, der sich so enorm emotional von Film ansaugen läßt. Super.

Bearbeitet von Bastro, 17. Januar 2009, 11:18.


#359 Bastro

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Geschrieben 18. Januar 2009, 10:54

Wanted Timur Bekmambetov, USA/D 2008

Ein ziemlich überhöhter Plot, dessen Basics, wie ich bei Funxton lese, einem Comic entstammen, führt einen überforderten Büroangestellten mit Sinnkrise in die Fänge einer Bruderschaft von Super-Killern. Seinen Vater muß er rächen, und zugleich, nebenbei, zu sich selbst finden.

Man konnte einiges Schlechte zu diesem Film lesen, und wie immer, wenn sich ach so viele so sehr einig sind, werde ich stutzig. Die Sichtung beweist dann auch: Actionkino auf allerhöchstem Niveau, Schnittsequenzen an der Wahrnehmungsgrenze, viele gute Ideen, und tatsächlich eine gute Figurenentwicklung. Denn Wesley, wie er uns präsentiert wird, rettet nicht nur den Film aus der Belanglosigkeit eines reinen Adrenalinprodukts, sondern wird zur Sympathiefigur aufgebaut mit vielen, oft liebenswerten Details, die eher einem Charakterdrama entnommen scheinen und recht gut mit situationskomödiantischen Episoden "aus dem normalen Leben" ausgeschmückt werden, als daß in tarantinoesker Coolness eine jugendliche Hippness vorgestellt würde. Dieses glaubwürdige, charakterbasierte Fundament trägt dann den Film mit seinen Twist so gut, daß tatsächlich der ganze Film sehr gut aufgeht, und allenfalls in seiner Moral am Ende aufstößt. Da hat man ihm aber schon längst für seine Schwächen verziehen und delektiert die furiosen Actionsequenzen (überhaupt ist der Film ein Exempel in Sachen Timing), einzig unterbrochen durch eine ernsthafte Besorgnis um Angelina Jolies Magersucht. Ein toller Film, eine richtige Überraschung.

#360 Bastro

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Geschrieben 18. Januar 2009, 15:59

Keoma - Melodie des Sterbens Enzo G. Castellari, Italien 1976

Schwer symbolhafter, metaphysischer Italowestern, der in seiner Härte und der bildgestalterischen Kreativität sprachlos macht. Auch die Musik, die textlich immer auf den Film rekurriert, verstärkt die gravitätische Ausstrahlung des melancholischen, im Staub erstickenden Moralstücks. Zum Niederknien geil.





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