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Kitanos Regenschirme - Filmforen.de - Seite 14

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Kitanos Regenschirme


503 Antworten in diesem Thema

#391 Bastro

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Geschrieben 15. März 2009, 10:14

Miami Vice Michael Mann USA, 2006

Je öfter ich ihn sehe, desto besser gefällt er mir. Ein Film im Zeichen der Geschwindigkeit.
Es lassen sich auch so nette Details entdecken, wie zwei kleine Blutflecken auf der Kamera in der finalen Schießerei am Hafen.


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Bearbeitet von Bastro, 15. März 2009, 10:16.


#392 Bastro

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Geschrieben 15. März 2009, 20:04

L'Enfant J.- P. und Luc Dardenne, Belgien/Fr 2005

Wow, ziemlich gut.

#393 Bastro

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Geschrieben 15. März 2009, 21:21

neuer Lieblingsfilm... -? :love:

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#394 Bastro

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Geschrieben 16. März 2009, 13:07

They came back / Les Revenants Robin Campillo, Frankreich 2004

Interessante Zombiefilm-Variante, die durch die scheinbar friedlichen, zurückkehrenden Toten eine Atmosphäre standiger Spannung erzeugt. Anteil daran hat maßgeblich die subtile Tonspur und ein etwas undurchsichtiger, stalkender Psychologe. Das Ende ist etwas unbefriedigend, wenn auch konsequent. Der japanische Film YOMIGAERI (2003) von Akihiko Shiota geht in eine ähnliche Richtung, ist aber deutlich romantischer.

#395 Bastro

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Geschrieben 17. März 2009, 15:15

Der Baader Meinhof Komplex Uli Edel, D 2008

Eines bekommt man hier sofort mit: der Terrorist lebt auf der Überholspur, fährt einen heißen Reifen, kifft permanent, säuft und bumst, bis die Muschi brennt. Aber die Frauen mit ihrem Feminismus sind sowieso alles "Fotzen"! Dazu Lederjacke, Sonnenbrille, Schnäuzer, ganz der Fassbinder eben.
Ansonsten spannendes Actionkino voller Gewalt und ein paar tatsächlich gelungenen Szenen (Dutschke in der Uni, Gedeck im Knast). Wie gesagt, ein Spielfilm, unter Beratung von Herrn Aust. Das spricht nicht für Aust. Ersma Möpse raus in Jordanien, das ist die Revolution. Die Mädels hinter mir haben den denn auch als Komödie gesehen, hihi, das alte Auto, haha, die rauchen ja Roth-Händle, hihi der Bart... geht alles.
Plädiere dafür, den Film in Ein Baader Meinhof Komplex umzubenennen...

Bearbeitet von Bastro, 17. März 2009, 15:16.


#396 Bastro

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Geschrieben 20. März 2009, 20:06

...parce que je suis très belle :love:


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Bearbeitet von Bastro, 20. März 2009, 20:08.


#397 Bastro

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Geschrieben 20. März 2009, 23:46

Juno Jason Reitman, USA 2007

Die hippe Inszenierung ging mir erstmal mächtig auf die Nerven - da zähle ich auch das Namedropping, die Plakatkunst in Junos Zimmer und den eigentlich schönen Singer-/ Songwritersoundtrack dazu, bis sich das über die netten Episoden im Reichenhaushalt allmählich löste und gegen Ende in ein Wohlgefallen überging. In der Summe kein guter, sondern ein anstrengender, weil gefälliger Film für GARDEN STATE-Gutfinder. Ach was soll's, schon ganz nett (dank der recht überzeugenden Ellen Page).

Bearbeitet von Bastro, 20. März 2009, 23:49.


#398 Bastro

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Geschrieben 22. März 2009, 18:54

Brainscan John Flynn, USA 1994

Recht interessantes Computerspiel-Horror- und Slasherfilm-Amalgam, das mit mehreren Realitätsebenen zu verunsichern weiß. Die digitale Gefahr, die im Trickster leibhaftig Gestalt gewinnt und bei einem Grunge-und Independent-Hörer, der zugleich ein Horrorfilmnerd ist, auf fruchtbaren Boden fällt, hält sich zum Glück sehr mit dem moralischen Zeigefinger zurück, sodaß man ganz entspannt dem Computerhorror folgen kann. Wahrhaft zum Fürchten allerdings sind die Kleidungsstücke Kimberleys, Nachbarstochter und heimliche Angebetete unseres schüchternen und verstockten Helden. Der Soundtrack, der damalige Größen versammelt (Mudhoney, White Zombie, Primus, Pitch Shifter, usw) tut sein übriges. Schön und mit Patina.

#399 Bastro

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Geschrieben 22. März 2009, 23:27

Sweet Rain (Accuracy Of Death) Masaya Kakei, Japan 2008

Takeshi Kaneshiro spielt einen Grim Reaper, der stets noch ein paar Tage mit seinen Kandidaten verbringt, bevor er die Entscheidung treffen muß, ob sie nun sterben müssen oder weiterleben dürfen. In drei Episoden, welche lose miteinander verknüpft sind, wird uns hier von menschlichen Schicksalen erzählt. Inszeniert ist das als romantische Horrorkomödie, in die Kaneshiro mit seinem Overacting sehr gut paßt. Nette Ideen machen den Film liebenswert, auch wenn der Schluß etwas zu sehr auf die Gefühlsdrüse drückt. Nichts großes, aber schon deutlich Schlechteres gesehen; aber auch Besseres: DEAD LIKE ME etwa, was hier wohl Pate gestanden haben dürfte. Geht aber trotzdem voll in Ordnung.

#400 Bastro

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Geschrieben 23. März 2009, 20:05

O Brother, where art thou? Joel Coen, USA 2000

Eine Komödie auf der Überholspur, eine die hinsichtlich jeden Aspekts im Overdrive läuft. Ob dieses Karrikatur-Potpurri aus Mythenmix und Americana, Filmzitat und Volksmusik nun ein Festmahl ist oder ein zerkochter Gulascheintopf, muß jeder für sich selbst entscheiden - und hängt sicher auch davon ab, wie tief man in die Subtexte des Filmes einzusteigen bereit ist. Klar ist mir allerdings nicht, weshalb vor einem Werkhintergrund wie diesem Film BURN AFTER READING vielerorts so hopplahopp abgewatscht wird. Habe den Verdacht, daß das ganze Gejodel hier schnell zum Mitjodeln verführt, und ein problembasiertes ironisches Zeitportrait, das BURN für mich darstellt, nicht so gut gelitten ist. O BROTHER gefällt mir jedenfalls nicht besonders, und geht mir bisweilen sogar auf die Nerven.

Bearbeitet von Bastro, 23. März 2009, 20:06.


#401 Bastro

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Geschrieben 27. März 2009, 17:08

MASCULIN-FÉMININ ist recht anstrengend geraten, auch dank des blöden Léauds, der einem tierisch auf den Sack gehen kann. Da hält man ja schon aus Trotz zu den Cola-Mädels! Ulrich Seidls MODELS ist gar nicht mal sooo spektakulär, bewegt aber und bleibt erstaunlich lange im Gedächtnis. Auch die Bilder! Toll. DAS MESSER IM WASSER habe ich als großartig empfunden: fantastische Bilder, toller wellenförmiger (das Wasser!) Spannungsaufbau, gute Darsteller. Habe ich mit Langs SECRET BEYOND THE DOOR auf einer Videokassette und bleibt erstmal erhalten. Zwei geile Filme. Bei DERRIDA steh ich vor dem Rätsel, warum man so einen Film macht und dann nichts zu fragen hat. Der arme Mann muß sich ja alles selbst aus den Rippen leiern. Außer der Frage natürlich, Herr Derrida, hätten sie den Film jetzt lieber doch nicht gemacht? Dafür sieht man dann häßliche Krawatten und Marmelade auf dem Brötchen. Hm. Die Musik von Herrn Sakamoto ist natürlich gut, aber auch genau das, was man erwartet. SCHUSSANGST ist gar nicht so uninteressant, auch jenseits der seidigen Brüste Lavinia Wilsons. Daß am Ende die subjektive Kameraperspektive aufgegeben wird zugunsten des Effekts kreide ich an und behaupte das mal so aus der Erinnerung - wäre aber nochmal zu prüfen. Ansonsten lernt man viel vom Film: Einsamkeitsdarstellungen immer so bitte, daß der Mensch gekünstelt am Bildrand hockt. Auf die Beleuchtung achten! TROPIC THUNDER -ein saugeiler Film, auch wenn das meta-Gedöns in der zweiten Hälfte zum Slapstick verkommt und so der Film an Kraft einbüßt. Der letzte Tanz auf dem Parkett ist aber wieder der Hammer. Dreimal geschaut, den Schluß. Die "großen" Interviews von Thomas Bernhard sind gar nicht so groß, ersteres, die MONOLOGE AUF MALLORCA zeigen ihn sogar ziemlich relaxt und sympathisch, im zweiten (DIE URSACHE BIN ICH SELBST) wird mehr gehatet und nicht wirklich was neues gesagt. Aus der Hüfte geplappert, irgendwie. Bücher lesen ist manchmal besser als DVDs schauen..

#402 Bastro

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Geschrieben 29. März 2009, 11:04

Verzaubert Filmfestival



End Of Love Simon Chung, HK/China 2009

Fantastische Aufnahmen aus den Hochhausschluchten Hongkongs eröffnen einen sehr sehr traurigen Film über den 22jährigen Ming und seinen Freund Yan, eine Beziehung, die sich über die Zeit von etwa zwei Jahren hinzieht und durch Höhen und Tiefen geht, konkret: Drogenrausch und Prostitution, Entzug und neue Freundschaften, ein Aufbäumen und ein neuerliches vor den Hund kommen. Dabei alles geerdet und nie ins Skandalon überhöht, aber konzentriert und emotional auf den Punkt inszeniert. Wahnsinnig toller Gitarrenscore. Wahnsinnig traurig. Groß.


Mommy is at the Hairdresser's
Léa Pool, Kanada 2008

Irgendwo in einer Kleinstadt bei Québéc. Die 60er. Der letzte Schultag geht zu Ende, die großen Sommerferien stehen an. Elise, Coco und der kleine Benoît kommen nach Haus, gehen zum Fluß angeln, schrauben am selbstgebastelten Go-Kart in der Garage herum oder hauen mit dem Hammer auf die GI-Joe Actionfigur ein, um das komische Ding Migräne anschaulich darzustellen. Die behütete Kindheit bekommt Risse, als sich der Vater (Laurent Lucas aus LEMMING) plötzlich komisch verhält, heimlich telephoniert und überdeutlich auflebt, glücklich ist und euphorisch. Daß da ein Mann dahinter steckt, bekommt man nur beiläufig mit und wird nicht weiter thematisiert. Die entsetzte Mutter jedenfalls flieht das Haus und verläßt die Familie, der Vater und die älteste Tochter müssen sich nun um alles kümmern.
Eine märchenhafte und äußerst rührende Geschichte, die mit emotionalen Pointen arbeitet ohne auf Übertreibungen zu setzen - toll gelungen im Wechsel von dargestellter unbeschwerter Kindheit und den Grausamkeiten des "echten" Lebens. Der Verlust der Mutter ist eine nicht zu nehmende Hürde.
Ein menschlicher Film, der nie menschelt - und nach dem man sich beim Verlassen des Filmes fragt, was dieser Film eigentlich mit so einem Kinotempel zu tun hat, in dem man ihn gerade gesehen hat. Flennfaktor 100.

#403 Bastro

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Geschrieben 31. März 2009, 13:32

Verzaubert Filmfestival


The Boys in the Band William Friedkin, USA 1970

Der exaltierte William hat Geburtstag und seine Freunde, eine illustre Schar an schwulen Männern, wollen das so richtig feiern. In Michaels kleinem aber netten Appartment, mit zugehöriger Dachterasse. Die überraschende Ankunft eines ehemaligen Studienkollegen Michaels, Anwalt und Hetero in Reinkultur, wirbelt die Hühner mächtig durcheinander. Als gegen später der Alkohol-Pegel und Marihuana-Konsum Wirkung zeitigt, kippt die explosiv-ausgelassene Stimmung, als Michael der Runde ein sadistisches Spiel aufzwingt.

Überdeutlich sieht man dem Film seine Herkunft als Bühnenstück an: der exklusive Raum des Appartements, die Beschränkung auf Dialoge, das Eindringen der Bedrohung von außen. Dass der Film auch als Spielfilm so einiges zu bieten hat, dürfte nicht zuletzt an den Fertigkeiten des Regisseurs liegen, der nicht nur überraschende Bilder hervorzaubert und wilde Verfolgungsjagden mit der Handkamera durch die kleine Wohnung unternimmt, die dem Film eine unglaubliche Dynamik verleihen, sondern auch am Spiel mit den Inszenierungsmodi Komödie, Tragödie, Musical und Drama. Und zur gesellschaftspolitischen Sprengkraft, die sich in den durchweg sympathischen Charakteren offenbart, ist hier noch gar nichts gesagt worden - dabei ist der Film bald 40 Jahre alt. Unglaublich. Pflichtveranstaltung.

#404 Bastro

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Geschrieben 01. April 2009, 16:04

Verzaubert Filmfestival



The Man who loved Yngve / Mannen som elsket Yngve Stian Kristiansen, Norwegen 2008

Jarle Klepp samt Freunden haben die alternative, resp. Punk-Rock-Musik entdeckt, und um an die hübsche Katrine ranzukommen gründen sie eine Band, natürlich die tollste Band der Welt, die in diesem Fall das ziemlich piefige Stavanger in Norwegen ist: die MATHIAS RUST BAND. Ihr erster Song: Pussy-Satan-Anarki-Kommando. Klar, damit klappt's - nur als Jarle den blonden Yngve kennenlernt, der auf britische Elektronik abfährt und Tennis spielt, gerät seine Gefühlswelt ordentlich ins Wanken.

Tatsächlich ist dem Regiedebütanten Kristiansen hier ein sehr liebevoll inszeniertes Comig-of-Age-Drama gelungen, das einzig in der Verwendung zeithistorisch relevanter und zugleich mega-angesagter Bands wie The Cure, REM, den Smiths, Neubauten-Plakaten an der Wand usw. prätentiös wirkt. Die erste Liebe mit all ihren Details zwischen Jarle und Katrine wird aber verblüffend intensiv und authentisch dargestellt, ebenso das Chaos innerhalb der Band vor dem ersten Auftritt. Ganz kitschfrei geht es nicht ab, jedoch verblassen diese negativen Aspekte vor den völlig authentisch wirkenden Problemen eines Coming-Outs. Zumal dieses Problem auch nicht im unmittelbaren Zentrum steht, sondern eher die Zerrissenheit des Protagonisten zeigt, der seine Freundin nicht loslassen kann, obwohl er weiß, daß es für ihn schon vorbei ist. Das übermächtige Gefühl der Trauer über den Verlust, der nicht abzuwenden ist, und die darauffolgende Lähmung und Unmöglichkeit rationaler Entscheidungen zeigt Jarle in einem prinzipiellen, allgemeinmenschlichen Konflikt und wirkt wie ein ziemlicher Hammer. Mehr als ordentlicher Film.

Bearbeitet von Bastro, 01. April 2009, 16:08.


#405 Bastro

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Geschrieben 02. April 2009, 20:03

Cruising William Friedkin, USA 1980

Al Pacino spielt einen Cop (Steve Burns), der aus Karrieregründen einen Undercover-Auftrag in der schwulen Sado-Maso- und Bondage-Szene von New York annimmt. Es gilt einen Serienkiller ausfindig zu machen, der sich seine Opfer bevorzugt aus dieser Szene zu suchen scheint.

Burns versinkt jedoch im Laufe seiner Nachforschungen immer tiefer in dieser neuen Welt - verlangt sie ihm doch einiges ab: denn die Tarnung kann nur im Mittun bestehen. Das beginnt bei der Kleidung, setzt sich fort über die Umstellung des Tagesrhythmus (in der Szene ist man zumeist nachts unterwegs) und macht auch vor der Gestaltung des Körpers nicht halt. Wie der Film überhaupt ein sehr körperlicher ist: Burns beginnt zu trainieren, steigert seinen Marktwert, trägt Muskeln zur Schau. Auch mental scheint er nach einigen Wochen im neuen Leben angekommen. Dies belegen die wenigen kontrastierenden Szenen bei seiner Freundin, die er nur sehr selten sehen kann, und von deren Treffen uns Friedkin nur den schnellen, immer intensiver und gewalttätiger werdenden Sex zeigt. Burns scheint sich über diesen letzten Strohhalm eine letzte Verbindung zum alten Leben erhalten zu wollen. Dabei erscheint dann der Liebesakt während des Kurzbesuchs eruptiv und ledigliche einer Selbstvergewisserung zu dienen, was sich auch prompt an den unerfüllten Bedürfnissen der Freundin zeigt. Sie kann ihren Freund nicht mehr verstehen, er nichts erklären. Die Mauer steht bereits. Burns, ein bleicher Muskelmann, der sich in seiner eigenen Welt aufhält: in einer Subkultur, die mit der Sonne nicht viel gemein hat. So liegen die Clubs der Szene vornehmlich tatsächlich im Souterrain verlassener Gebäude, gekennzeichnet nur durch ein kleines Schild oder einen Pfeil an der Wand. In den Clubs selbst herrscht ein durch und durch männliches Inferno der Leidenschaften: es wird getrunken, getanzt, geküßt, geblasen, gebumst, gefesselt und gefistet.

Fern von der Erdoberfläche sind diese Bilder in ein dunkles blau getaucht. Dazu schwarz, häufig in den Klamotten, grauer Rauch der Zigaretten, das weiß der Punktstrahler und der Unterhemden, die die Muskeln besonders zur Schau stellen. Hier stellt Friedkin ein gänzlich andere Bildästhetik vor als etwa in FRENCH CONNECTION, der vornehmlich in dreckigen gelb-, braun- und Rottönen gehalten ist, ein Film, der vornehmlich am Tage und auf Höhe des Straßenniveau spielt. In CRUISING wird uns nur ein bleicher, ausgewaschener Tag gezeigt, ein Großstadttag mit Smog und verbrauchtem Grün. Die Parkszenen bei Nacht sehen hingegen frisch wie nach einem Regenguß aus und erinnern frappierend an ähnliche Szenen aus Walter Hills THE WARRIORS.

Das für mich markanteste Element des Filmes ist aber die Tonspur. Wird für gewöhnlich mit zwei Ebenen gearbeitet, einer für Dialoge und Umweltgeräusche, sowie einer zweiten mit zugespielter Musik, macht Friedkin hier etwas Außergewöhnliches. Sehr häufig, vor allem in Streßsituationen für Burns, also etwa in den Clubs, mischt Friedkin noch eine zusätzliche Tonspur mit Filmmusik zu den beiden bestehenden hinzu -der neue Track, der den alten ablöst-, sodaß ein scheinbar chaotisches Durcheinander der Überlagerungen entsteht. Dies ist aber kein willkürliches Chaos, sondern überlegt gestaltet. Gerade in den so geschaffenen Dissonanzen offenbart sich ein unheimliche Intensität des Filmes, und der Zuschauer scheint den Druck, der auf Burns lastet, spüren zu können. Friedkin geht aber so weit, daß er das Verhältnis des Mischens immer weiter treibt, ganz wie ein Elektronik-DJ, der aus dem Zusammenmischen zweier Platten ein neues Drittes erschafft. Die Songs lösen sich also nicht mehr ab mit einer absehbaren Zeit des Übergangs, sondern -gerade gegen Ende- laufen lange Zeit parallel, sodaß sich der Höreindruck deutlich intensiviert. Als ob das nicht genügte, fügt Friedkin, etwa in den Clubs, noch eine vierte Spur hinzu, z. B. die momentan laufende Diskomusik. Ein gestaltetes Chaos.

Als sich gegen Ende des Filmes Ermittlungsergebnisse einstellen, findet auch Burns zurück zu seinem Leben, nämlich dadurch, da er wieder in seine Rolle als Polizist schlüpfen kann - und Dinge tun kann, die ein Polizist tut. Etwa heimlich eine Wohnung durchsuchen. Stellt sich die Frage, was passiert wäre, hätten die Ermittlungen keine Ergebnisse gezeitigt. Das wäre durchaus auch ein sehr spannendes Ende geworden.

Bearbeitet von Bastro, 02. April 2009, 20:06.


#406 Bastro

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Geschrieben 05. April 2009, 07:13

Mala Noche Gus van Sant, USA 1985

Portland, Oregon: Der extrem gutaussehende Slacker Walt, der seine Knete in einem Krämerladen verdient in dem er hauptsächlich Obdachlosen Zigaretten verkauft, verknallt sich in Johnnie, einen jungen illegalen mexikanischen Einwanderer. Nach einer schwierigen Kontaktaufnahme gelingt es ihnen, eine Art Nicht-Beziehung zu führen, die hauptsächlich daraus besteht, daß sich Walt aufdrängt und sich dann ausnutzen lassen muß. Doch plötzlich verschwindet Johnnie...

Ein Independent-Film, wie man ihn sich vorstellt. Keine Kohle, Handkamera, s/w-Ästehtik, schlechte Beleuchtung, ein Drehbuch von dem gerne abgewichen werden darf. So gut wie kein Score. Am Anfang etwas überambitioniert und hektisch geschnitten, dann aber spontan und dynamisch mit unprätentiösen und kraftvollen Bildern, entwirft der Film eine Vorstellung von Leben durch Evokation, ohne daß dieses Leben abgeildet werden müßte. Solche Sachen kann und will ich mir immer anschauen.

Bearbeitet von Bastro, 05. April 2009, 07:14.


#407 Bastro

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Geschrieben 05. April 2009, 17:55

Verzaubert Filmfestival



The Fruit Machine Philip Saville, GB 1988

Zwei Jungs hauen aus Liverpool ab, landen in Annabelles Schwulendisco (Robbie Coltrane), beobachten dort einen Mord und fliehen vor dem Mörder, der sie nun auch auf der Liste hat, nach Brighton. Während sich Michael prostituiert um wenigstens an ein bißchen Kohle zu kommen, macht sich der naive Eddie die Rettung der Delphine aus dem 'Wonderland' zur Sache.
Ein genreübergreifender 'romp' mit der Musik von Hans Zimmer, der so ziemlich alles zupflastert, was geht. Zunächst interessant und ergreifend, gerät dieser "Schwulenklassiker" zunehmend aus den Fugen und verliert sich in der zweiten Hälfte in recht unangenehme Bedeutungsschwangerheiten. Auch ein kurzer Power-Nap brachte keine Linderung! Brighton als Kulisse allerdings konnte gefallen.

Bearbeitet von Bastro, 05. April 2009, 17:56.


#408 Bastro

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Geschrieben 09. April 2009, 18:29

Zatoichi – The Tale of Zatoichi continues/Zoku Zatoichi monogatari Kazuo Mori, Japan 1962

Teil zwei der Reihe führt die Ereignisse aus dem Vorgänger konsequent fort, verwendet dabei teilweise auch bereits bekannte Charaktere. Aber nicht nur Zatoichis Charakter scheint tiefgründiger ausformuliert, sondern auch die Anzahl der Schwertkämpfe nimmt zu, der Leichenberg ist deutlich höher.

Das jedoch muß nix heißen. Höher und weiter ist nicht gleich besser. Und ich hatte große Probleme mit diesem allerorts hochgelobten zweiten Teil, denn mir fehlte der "emotionale" Zugang. Denn irgendwie sind diese Geschichten ja alle gleich, oder zumindest sehr ähnlich. Hier passiert eigentlich nix besonderes, nur daß der Held mal wieder auf der Liste steht und sich der Übermacht eines Clans erwehren muß. Auch die Liebesgeschichte zu Tane ist kaum ausformuliert. Nach einigem Grübeln kam ich auch drauf: es fehlt ein wirkmächtiger Gegenspieler. Zatoichis Bruder ist zwar ein Fiesling, aber doch ein Bruder. Und keine Persönlichkeit wie Hirate aus Teil 1 (oder Yojimbo, the One Armed Swordsman,...). Mit jemandem wie Hirate zu angeln ist halt doch was besonderes. Dies hier war mir nur ordentliche Unterhaltung, leider.

Bearbeitet von Bastro, 09. April 2009, 18:32.


#409 Bastro

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Geschrieben 09. April 2009, 22:26

Predator John McTiernan, USA 1987

Immer noch immens spannend, schön choreographiert, selbst die Schußsalven im größten Chaos sind rhythmisch arrangiert. Einziger Kritikpunkt: der permanent aus dem Vollen schöpfende Soundtrack. Hier wäre manchmal weniger mehr gewesen. Gut aber, wie nach dem geglückten Entkommen im Hubschrauberflug die Terrormusik wieder einsetzt und der Film zur bedrohlichen Gesamtkomposition zurückfindet. Der nächste dreckige Auftrag kommt bestimmt.

#410 Bastro

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Geschrieben 14. April 2009, 23:33

Newcastle Dan Castle, Australien/Japan 2008

Gut durchrhythmisiertes Drama einiger jugendlicher Surferkids an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Der Film besticht weniger durch seine Handlung, als durch die toll komponierten Bilder und die elegische Musik. Und dann macht er einfach nur großen Spaß. Darauf dann brutal geile poetische Bilder aus dem Wasser und der malmenden Kraft der Wellen. Erst die Abrundung zum Familiendrama samt einer unerwarteten Auflösung am Ende gibt dem Film seine Geschlossenheit und zwängt ihn unnötigerweise in das Korsett des abgeschmackt Gewöhnlichen. Bißchen schade um einen Film, der sich über weite Strecken nach Leidenschaft angefühlt hat.

#411 Bastro

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Geschrieben 15. April 2009, 21:49

Kiss the Bride C. Jay Cox, USA 2007

Der Hochzeitseinladung seines ehemaligen besten Kumpels folgt Matt nur widerwillig: es geht nach Hause, zurück in die piefige Provinz, die der nun selbstbewußte Schwule damals nur allzugern verlassen hat. Der Haken an der Sache: Ryan, der Bräutigam, war auch seine erste große Liebe, von der er bis heute noch nicht ganz losgekommen ist. Klar ist Matts Mission: er muß Ryans großen Fehler verhindern.

Ziemlich lustige, polierte Hochglanzkomödie, die dennoch einen beiläufigen Indie-Charme versprüht. Woher dieser kommt ist nicht ganz klar, möglicherweise durch die vielen Details, die diesen Film sympathisch machen. Die Inszenierung der Körper bleibt aber sehr konventionell und bieder - da hat sich NEWCASTLE viel mehr getraut. Dennoch: ein in sich stimmiger Film, der aber nicht ganz auf meiner Wellenlänge liegt.

#412 Bastro

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Geschrieben 18. April 2009, 23:54

Topas Alfred Hitchcock USA, 1969

Ein Film, der auf's Gesamtwerk gesehen weniger Reputation genießt und der nach Psycho und Die Vögel und dem in der öffentlichen Rezeption schon weniger gut gelittenen Marnie ein Anzeichen für Hitchcocks steten Niedergang anzeigt. So liest und hört man immer wieder. Topas ist tatsächlich etwas verwirrend, trocken und zäh, die lustigste Stelle sein Cameo. Doch hat der Film auf formaler Ebene einiges zu bieten, und da nicht nur die ganzen Dialogsequenzen, die man nicht hört sondern nur sieht. Schon der allererste Kameraschwenk der Eröffnungssequenz über die Flagge und das Herunterdrehen unter das Verandadach um auf den Spiegel zu zoomen deutet die verschlungenen Wege an, die dieser Film nehmen wird; und dieser Mann, ja, wer ist das eigentlich (?) der da um's Eck schauen kann, spioniert und wie sich zeigt, im Nachblick Menschen verfolgt?

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Bearbeitet von Bastro, 18. April 2009, 23:56.


#413 Bastro

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Geschrieben 19. April 2009, 11:21

True Story of a Woman in Jail: Sex Hell Koyu Ohara, Japan 1975

Als Mayumi (Hitomi Kozue) die Liebhaberin ihres Freundes ersticht, landet sie im Knast - selbstredend in einem gefürchteten Frauengefängnis, in welchem nicht nur die übelsten Wärter ihr Unwesen treiben, sondern auch die Mitinsassinnen klaren Machtstrukturen folgen und die Schwachen und Neuzugänge erstmal nichts zu lachen haben.

Gewalt, Sex, Folter, Vergewaltigung, Dusch- und Badeszenen, Lesbensex und gynäkologische Experimente: hier bekommt man alles, unterlegt mit funkig-bluesigen Rhythmen von der Tonspur. Nichts besonderes im WIP-Genre also, vor allem da hier sehr deutlich wird, wie Nikkatsu das um nur wenige Jahre jüngere und erfolgreiche Toei-Konzept der SASORI: FEMALE PRISONER SCORPION mit Meiko Kaji in der Hauptrolle zu kopieren versucht, welches aber auch visuell deutlich ambitionierter ist. Die Nachahmung glückt also leider nur bedingt, doch sind die Höhepunkte grotesk genug, der Film von einer sehr goutierbaren Pinku-Länge, daß man bei der Stange bleibt. Das Finale ist überraschend originell und sauber ausgeführt, sodaß man anschließend doch vergnügt und bereichert in sein harmloses Leben zurückkehren kann.

Bearbeitet von Bastro, 19. April 2009, 11:23.


#414 Bastro

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Geschrieben 21. April 2009, 22:32

Gran Torino Clint Eastwood, USA 2008

Immer hart an der Überzeichnung streifend, erzählt dieser Film von den Verkarstungen eines konservativen Geistes - und dem Aufbrechen dieser. Dabei zehrt der Film von den amerikanischen Waffenfilmtraditionen: dem Western, dem Kriegsfilm (der sich in den psychischen Versehrungen des Protagonisten offenbart), und dem Gang-Film.
Und wieder hat man, am Schluß angekommen, das Gefühl, an einem Endpunkt angekommen zu sein. Das christliche Auferstehen der Seele mag da durchaus trösten.

Bearbeitet von Bastro, 21. April 2009, 22:33.


#415 Bastro

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Geschrieben 22. April 2009, 21:36

Die Rückkehr der Ninja Sam Firstenberg, USA 1983




Hypnosemaschine: Eingefügtes Bild

#416 Bastro

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Geschrieben 23. April 2009, 22:07

Ti Lung - Der tödliche Schatten des Mr. Shatter Monte Hellman / Michael Carreras, GB / HK 1974

Der Crossover zwischen Auftragskiller- und Martial Arts-Film gelingt nur bedingt. Die schwierigen Produktionsbedingungen, die zum Rauswurf Hellmans führten, scheint man dem Film immer wieder anzumerken - sowohl vom Rhythmus, der in der zweiten Hälfte - der Carreras-Arbeit - deutlich abkackt, als auch von der Qualität der Bilder. Auf das Hellmansche Gegenlicht in der Hotelszene sei geachtet... Der Audiokommentar ist recht aufschlußreich und Hellman verrät einiges über das Geschäftsgebaren der Shaws und des Films Produzenten Carreras. Nun, man muß wohl froh sein, daß der Film überhaupt fertig gestellt wurde, und die Kämpfe Ti Lungs vermögen für einiges zu entschädigen. Müßte ich eine Gesamteinschätzung abgeben, würde ich mich schwer tun. So richtig gut fand ich das jedenfalls nicht.

#417 Bastro

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Geschrieben 24. April 2009, 20:15

Latter Days C. Jay Cox, USA 2003

Das Partyanimal Steve mit dem perfekten Körper läßt es ständig krachen und lotst routiniert in Sachen Verführung bald jede Nacht einen anderen Typen in sein Bett. Als nebenan vier junge Mormonen-Missionare in der Ausbildung einziehen verkuckt er sich in den hübschen Steve, eine richtige Jungfrau. Dieser entdeckt seine Sexualität, die ihn nicht nur mächtig in Verwirrung stürzt, sondern innerhalb der strenggläubigen Gemeinschaft auf äußerste Ablehnung stößt.

Nach einem "wahren Fall" inszenierte Tragikomödie, die sich wie Cox' jüngerer Film KISS THE BRIDE in einer slicken Oberflächen-Inszenierung gefällt und manchmal bedenklich auf dem Grat zur TV-Produktion wandelt. Dennoch gelingen immer wieder anrührende und emotional stark ergreifende Szenen, die in den besten Momenten sogar ironisch konterkariert werden - ein Zeichen für Souveränität -, nur um immer wieder in platte Bilder innerhalb langweiliger Settings wegzubrechen. Los Angeles als Stadtlandschaft ist so völlig verschenkt worden, ebenso der Mikrokosmos der Wohnanlage. Die sogenannt "mutig inszenierte Sexualität", die für einen Schwulenfilm tatsächlich recht ausführlich dargestellt wird, ist weit weniger explizit als im Gros der Hetero-Beziehungsfilme und zudem uninspiriert realisiert: viel Schweiß perlt vor nächtlich blauen Hintergründen. Was bleibt? Nette bis teils langweilige Unterhaltung vor einem dann doch immer wieder berührend dargestellten Konflikt.

#418 Bastro

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Geschrieben 27. April 2009, 14:40

The Thing John Carpenter, USA 1982

Für mich das schönste Element des Filmes: der Kontrast zwischen der unendlichen, einsamen und unwirtlichen Weite der Antarktis zur klaustrophobischen Enge der Forscherstation. Daß auch diese weitverzweigt und unübersichtlich ist, zeigt sich erst später, als ein Kampf um Leben und Tod in der Anlage und ihren Tunneln entbrennt. Umso gravierender ist da also, daß der Mensch in dieser prinzipiell bedrohlichen Natur nur diesen einen Rückzugsort hat: die Forschungsstation. Doch auch der ist nichts wert, wenn das Böse von noch weiter innen kommt - aus dem Menschen selbst. Schön auch, daß hier noch gesoffen und geraucht wird, ein Bart zum guten Aussehen gehört. Das alles ohne Fleece-Pullover und Gore-Tex-Jacke. Spannung galore also, in diesem eiskalten -in den Monsterdarstellungen leider überzeichneten- Paranoia-Thriller.

#419 Bastro

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Geschrieben 29. April 2009, 08:47

Connected / Bo chi tung wah Bennny Chan, China/HK 2008

Das chinesische Remake von Cellular (2004) ist ein überzeugender Mainstream-Actionfilm geworden. Mit dem Trottel (Louis Koo), der, in die üble Situation geraten, plötzlich Großes zu leisten im Stande ist, ist der knallharten Action, die sich hier hauptsächlich in Verfolgungsjagden jeglicher Art manifestiert, ein der Komik verpflichteter Gegenpol gesetzt worden. Es geht natürlich um Leben und Tod, eine fragile Mobiltelefonleitung, die die entführte Frau mit dem Helden verbindet, und um ein Video, dem alle hinterherjagen. Dieses ist lange Zeit nur ein McGuffin, der hier alles am Rotieren hält. Man weiß längere Zeit nicht, um was es eigentlich geht, oder wer tatsächlich die Guten, wer die Bösen sind. Gröbere Schnitzer sind glücklicherweise vermieden worden, Unwahrscheinlichkeiten selbstredend nicht. Das ist aber tolerabel, bekommt man hier "realitätsnahe" old-school-action präsentiert, die sich durch interessante Darstellungsformen auszeichnet und keinem Superlativismus verpflichtet ist.
Daß in einer chinesischen Erfolgsproduktion Hong Kong schöner aussieht als New York, muß man akzeptieren, die Autos sauberer, alle gut aussehen und die Frauen mit Schmuck behangen sind, und die Lofts schöner designt. Die scheinbar notwendige, exzessive Darstellung kapitalister Kulturgüter verdeutlicht ein noch unvollständiges Selbstbewußtsein, das zweifelhafte production values mit Souveränität verwechselt und ähnlich peinlich wirkt, wie die gelackten Oberflächenthriller aus Südkorea. Von Krise keine Spur. Daß solche Filme in diesem Land möglich sind, ist eine feine Sache; es sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß engagierte Filmkunst etwas ganz anderes ist: Zensur ist nicht mehr nötig, wenn man dem Kapitalismus huldigt und der Film im ganzen Land aufspielen darf. Der Markt zensiert sich selbst.

#420 Bastro

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Geschrieben 30. April 2009, 08:58

Electra Glide in Blue/Harley Davidson 344 James W. Guerico USA, 1973

Ein sehr ungewöhnlicher Bikerfilm, sowohl inhaltlich als auch bildgestalterisch. Die Motorradfahrer sind in diesem Film die Cops, die während ihrer langen, öden Schichten im Monument Valley außer die Aussicht zu genießen, nichts zu tun haben. Klar, da wird dann eigentlich jeder der durchkommt kontrolliert oder gehasselt (vgl. UNTER KONTROLLE von Jennifer Lynch). Insbesondere, wenn der noch nach Subkultur aussieht.

Wer jetzt nicht an EASY RIDER denkt, hat was falsch gemacht. Und so wirkt der Film auch über weite Strecken wie ein gegenteiliges Komplementärstück zum Hopper-Film. In einer markanten Szene wird das auch verdeutlicht; als der Held (Robert Blake), ein untersetzter Bulle und bekannter Peniskünstler, der mehr will (nämlich zur Mordkomission) als "nur" auf dem Motorrad zu sitzen, im Schießstand seine Waffe erprobt. Und richtig, er feuert auf ein Plakat aus EASY RIDER, die bekannte Einstellung wie Hopper und Fonda mit ihren Motorrädern über die Brücke fahren.

Daß der Film einige Längen aufweist und durchaus zäh wirkt, liegt daran, daß hier keine Rücksicht auf einen kohärenten Spannungsaufbau genommen wurde, noch auf eine Verhältnismäßigkeit der Szenen. Die Haupthandlung wird immer wieder durch unbedeutendere Nebenhandlungen unterbrochen, die aber ellenlang Spielzeit erfahren. Ein Beispiel hierfür ist der Besuch der beiden Cops in der Bar, in der die Verführung in Form einer leicht durchgeknallten, stets angetrunkenen und männerverzehrenden Blondine lockt. Diese bekommt Spielzeit für einen Monolog shakespearschen Ausmaßes, der in überhaupt keinem Verhältnis zum sonstigen Geschehen steht, und so eminent für Verstörung sorgt. Eine skurrile Szene. Und toll zugleich, da man während der Betrachtung der Andersartigkeit gewahr wird, und die -nebenbei sehr unterhaltsame- Zäsur bereits reflektiert.

Eine weitere ist die Szene, die zum Abspann führt (und die mit der allerersten korrespondiert). Die Kamera ist auf ein Auto montiert und rollt auf einer kerzengeraden Straße langsam durch das beeindruckende Monument Valley, die Blickrichtung geht nach hinten, evoziert also ein Verlassen des Handlungsortes. Die Geschwindigkeit ist sehr niedrieg, langsam entfalten sich die Bilder der Weite, ein Song spielt dazu. Plötzlich friert das Bild ein, die Musik geht weiter. Das Bild steht. Nichts passiert. Man hört nur die Musik. Und das für gefühlte Minuten. Dann plötzlich läuft der Abspann durch das Bild in einer wenig passenden Westernschrift-Typo. Rohr frei zur Interpretation. Hier werden amerikanische Mythen zu Grabe getragen, die Melancholie läßt einen an THE SEARCHERS denken. Staubig ist es, dort draußen.





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