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Kitanos Regenschirme - Filmforen.de - Seite 2

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Kitanos Regenschirme


503 Antworten in diesem Thema

#31 Bastro

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Geschrieben 30. Mai 2007, 23:06

Elizabeth Shekhar Kapur, UK1998


Cate Blanchett ist hier the queen in diesem Liebesdrama/Kostüm- und Historienstreifen. Zweifellos ist das alles gut gemeint und aufwendig inszeniert, aber direkt der Anfang macht mich meckern:
da sind die Bösen Katholiken um Queen Mary alle ganz in schwarz gewandet, man trifft sich in katakombenähnlichen Hallen um in zischend-herrischem Ton miteinander zu streiten, zu fluchen usw. Allet schön negativ... dann Schnitt: Catie auf der Blumenwiese mit ihren Hofdamen beim Fangespielen (kein Witz!), alles blüht, ist taghell, getränkt in warme Farben. Herrjeh! Auf sowas hab ich keine Lust mehr!
Zum Glück nimmt der Film in der 2. Hälfte Fahrt auf, wird dann teilweise richtig spannend, intrigant
mit Blut an der Wand
von Mörderhand.
Naja, dann sieht sie wieder ne Madonna und schneidet sich die Haare ab (->Jungfrau), das Burgfräulein weint allerliebst.

Man ist doch nicht in Bollywood! Oder ist das jetzt auch schon egal?

4/10

#32 Bastro

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Geschrieben 31. Mai 2007, 23:21

Der Mann ohne Vergangenheit Aki Kaurismäki, D/Finn/Fr 2002

Ein Mann wird in einer fremden Stadt überfallen und totgeprügelt...doch dann steht er wieder auf und beginnt sein zweites Leben. Und muß sich ganz unten einrichten, ist ihm doch nichts geblieben: kein Geld, kein Name, keine Erinnerung, keine Identität. Er weiß nicht, wer er ist.
Kaurismäki erzählt das ganz in seinem lakonischen Stil, unaufgeregt, mit Menschen, die nur das nötigste sagen. Es reicht ja, wir wissen sowieso, was du denkst (!). Von der Ausstattungs-Ästhetik geht das wieder weit zurück, 50er Jahre (?) schätze ich. Freitags geht man zum Essen aus, mit Anzug und Krawatte, und läßt sich einen Teller Suppe von der Heilsarmee geben. Guten Appetit! Das Leben unter dem Existenzminimum ist gar nicht so schlimm, scheint's, wenn man es nur zu nehmen weiß. Und im Ertragen von Leiden sind die Finnen erfahren.
Den ganzen Film durchzieht ein Hauch feinen Humors, der ihm etwas sehr Leichtes gibt, was sich dann auch in der Beschwingtheit der Musik zeigt, die erst so gar nicht zu passen scheint... Aber 1 1/2 Stunden später hat man schon mehr von der finnischen Seele begriffen, und dann wäre auch ein Tango durchaus angemessen.
Letztendlich hat mir Lichter der Vorstadt, der diesem Film sehr ähnlich ist, doch besser gefallen. Er scheint mir mehr auf den Punkt, der Humor entsteht dort stärker aus der Geschichte selbst; hier im Mann sind es die Skurrilitäten, die den Humor erzeugen, und die sind dann doch auch teilw. etwas konstruiert. Außerdem finde ich in Lichter die Liebesgeschichte viel besser ausformuliert.
Dennoch ein guter Film über dem Durchschnitt.

6/10

#33 Bastro

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Geschrieben 02. Juni 2007, 00:00

Sieh zu, dass du Land gewinnst Kerstin Ahlrich, D 2006


Ein ambitionierter, kritischer (TV-)Film, der in seiner Moral steckenbleibt.
Nike macht eine Ausbildung im Ausländeramt, wo über Aufenthaltsgenehmigungen entschieden wird. Just in diesem Moment macht ihr Vater schlapp, und sie muß sich um die Erdbeerernte auf dem heimischen Bauernhof kümmern. Dort muß sie sich als junges Ding gegen allerlei Unbill bewähren,und... ja,... die Erntehelfer sind Illegale! Sie lernt nun also "die andere Seite" kennen, und verstrickt sich in eine Bekanntschaft, die dubios erscheint...
Der Soundtrack ist sehr modern, Brit-Pop-Klänge zu Treckerfahrten, Lounge zum Schweinestall. Das kommt aber dennoch ganz gut, da der Fokus auf den Figuren und den Gefühlen liegt, und so die allzu deutliche Moral der auf gegensätzlichen Polen aufgebauten Geschichte abmildert.
Der Film wird in toto von der Hauptdarstellerin getragen, und das ist die sympathische Anna Maria Mühe.

5/10

#34 Bastro

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Geschrieben 03. Juni 2007, 17:42

100 Jahre japanisches Kino Nagisa Oshima, D/F/J 1994


In nur 52 min stellt Oshima 100 Jahre japanisches Kino vor - das ist viel Stoff in wenig Zeit. Dennoch werden die groben historischen Umbrüche deutlich, und einzelne Film-Glanzlichter werden kurz eingeblendet. Sich selbst vergißt er dabei nicht... Natürlich bleibt das letztendlich etwas unbefriedigend, denn alles kann man nicht vorstellen, aber wie gesagt - als kurzer Abriß taugt's. Man wird auf jeden Fall neu angefixt, und sieht einmal mehr, wie wenig man überhaupt erst gesehen hat. Nette Doku, die stilistisch aber total konservativ ist übrigens...


5/10

#35 Bastro

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Geschrieben 04. Juni 2007, 21:33

Sanjuro Akira Kurosawa, Japan 1962.

Gestern Abend hatte ich noch das Vergnügen, diesen Film zum ersten Mal zu sehen, und er ist mir heute noch den ganzen Tag durch den Kopf gegangen.
Neun Samurai treffen sich um gegen die Korruption in ihrem Clan anzugehen. Dabei bekommen sie Unterstützung von Herrn Mifune, einem herumziehenden Ronin (s. Yojimbo), der ihnen etliche Male den Kopf rettet, da sie garantiert immer das Falsche machen. Mifunes Gegner ist niemand anderes als Tatsuya Nakadai, und der rollt wieder des öfteren so mit den Augen: die Schauer rinnen einem den Körper hinab.
In temporeichen 1,5 Stunden ist der Film zu Ende, und man hat weltklasse Kino gesehen. Ganz toll ist auch wieder die Musik, und nicht zu vergessen: die humorigen Szenen, etwa die Tanzszene der Samurai. Wow; so sieht ein Klassiker aus.

10/10

#36 Bastro

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Geschrieben 05. Juni 2007, 18:30

Nachklapp zu Sanjuro:

Die oben bereits erwähnte Tanzszene der Samurai verdient meiner Meinung nach einer eingehenderen Betrachtung, da sie verschiedene versteckte Qualitäten birgt:

1. dient sie als retardierendes Moment, bevor der finale Höhepunkt einsetzt
2. bricht sie mit Konventionen, da die stark emotionale Verbrüderungs-Szene mit dem gefangenen Samurai folgt (Mitmenschlichkeit!)
3. finde ich sie in ihrer Konstruktion sehr interessant: Denn vom Ablauf her passiert folgendes:
- die Samurai jubilieren, dazu kommt als Score ein wildes Jazz-Stück
- darauf erschrecken sie ob ihrer Ausgelassenheit, die –viel zu Laut – von den Feinden im anderen Haus gehört werden könnte
- sie ziehen die Schultern ein, die Augenbrauen hoch und plötzlich setzt der Score wieder ein – selbiges Stück, aber leiser. milder, weniger wild, und die Samurai lauschen, lachen verhalten und beginnen vorsichtig zu tanzen.

Hier liegt also eindeutig ein Bruch in der Grammatik des Films vor: der Score, der dem Rezipienten zum Bild eine zusätzliche Vermittlungsinstanz ist, wird urplötzlich zur Musik innerhalb des Filmgeschehens.
Die Szene ist sehr kurz und wird durch die darauf folgende emtionale Szene direkt verdrängt, man „schluckt“ sie also quasi unreflektiert.

Dieser Bruch innerhalb der Fiktionalität der filmischen Realität führt zu einem Bruch in der Rezeption. Nur zu welchem Zweck?

Ideen und Meinungen bitte in den Kommentar-Thread.

Diese Szene kommt übrigens nach etwa 1:15:10 Spielzeit – für den, den’s angeht.

#37 Bastro

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Geschrieben 11. Juni 2007, 06:07

Muxmäuschenstill Marcus Mittermeier, D 2004

Ein Film über einen Weltverbesserer, der selbst alles andere als ein Gutmensch ist. Der den sogenannten Sitten- und Moralverfall nicht mehr einfach so hinnehmen will, und jetzt -bewaffnert mit Kamera zwecks Dokumentation und Pfefferspray- selbst für Recht und Ordnung sorgt.
Der Überraschungserfolg und Regieerstling kann durch eine originelle Idee, kuriosen Witz und einen überragenden Hauptdarsteller überzeugen. Dabei gelingt es ihm, eine feine Balance zwischen Humor und Groteske auf der eine Seite, Grausamkeit und Melancholie auf der anderen, zu halten. Die Gewalttaten allerdings rückten mir schon ziemlich aufs Gemüt, kommen sie doch ziemlich unvermittelt.
Die Schwachstelle des Films ist für mich die Story: die ist ziemlich dünn; wenn die Koordinaten abgesteckt sind, passiert nimmer viel: Variation reiht sich an Variation, nur die Sache mit der "Freundin" bewegt sich nach vorn.

6/10

#38 Bastro

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Geschrieben 12. Juni 2007, 15:33

Zodiac David Fincher, US 2007


Ein Serienkiller hält den Großraum San Francisco in Atem und erpreßt die Veröffentlichung chiffrierter Briefe, um seine Macht zu demonstrieren. Diese enthalten in codierter Form seine Identität, und die Jagd beginnt: durch die Polizei in den verschiedenen Countys, sowie durch die Redakteure der Zeitungen.
Fincher verknüpft also sehr geschickt einen Serienkiller-Plot mit einem Mediendiskurs, und -über die Länge der Hatz- zeichnet er gleichzeitig die Entwicklung der Gesellschaft von einem von heute aus gesehenen rückständigen Level in eine modernere Mediengesellschaft. Damals gab es kein Handy, kein Internet, keine verknüpften Datenbanken, und Ermittlungen waren schon deswegen extrem beschwerlich, da man nicht wußte, was die anderen Cops schon wieder alles rausgefunden hatten.
Im Zentrum stehen der 3 Personen: ein Cop, ein Redakteur und ein Karrikaturist derselben Zeitung, die alle immer tiefer in den Strudel gezogen werden, bis sie beinahe sich selbst verlieren. Robert Downey Jr. spielt ganz hervorragend und dominiert die erste Hälfte, Gyllenhaal die zweite.
Entgegen vieler Kritiker fand ich den Film extremst spannend und die Bilder großartig. Der Zerhackerfaktor ist auch beachtlich. Teilweise wird es dermaßen gruselig, man wähnt sich in einem Horrorfilm. Dennoch scheint mir der Film eher mit Die Unbestechlichen verwandt, als mit Sieben. Was auch gut ist. Wenn der Herr Fincher so weiter macht, wird er noch ein ganz großer.
Leider ist der Film nicht frei von Klischees, und die Musik ist auch sehr bestätigend, wenn auch subtil.

Nervtötend war mal wieder das Publikum, das die ganze Zeit über sehr unruhig war, und zwei Gören hinter mir unterhielten sich ausführlichst. Da half nur ein Wegsetzen, der Ärger aber bleibt. Von großen Multiplex-Kinos hab ich jetzt so die Schnauze voll, ich geh da nicht mehr hin. Aber vielleicht bin ja auch ich dort fehl am Platz, möglicherweise geht man in's Kino, um sich zu unterhalten...

8/10

#39 Bastro

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Geschrieben 15. Juni 2007, 06:54

The Game David Fincher, US 1997


Dieser frühe Spielfilm des Musikvideomachers Fincher (nach Alien3 und Sieben) etabliert das worst case szenario in der Welt der Broker und Banker. Michael Douglas' Welt wird ausgehebelt, als er an dem Spiel teilnimmt, das sein Bruder (black sheep Sean Penn) ihm vermittelt. Plötzlich ist alles mysteriös. Schlüssel tauchen auf, Rätsel wollen gelöst werden, Menschen verhalten sich anders. Dann werden seine Konten gesperrt, es wird auf ihn geschossen. Der love interest (Deborah Unger) ist die unheimliche Unbekannte in blond, und Douglas weiß nicht mehr, wem er trauen kann, Paranoia macht sich breit. Ein Verwirrspiel um Realität und Illusion beginnt...
Dieser Film beginnt stark und läßt dann merklich nach, bevor er sich zum (unwahrscheinlichen) Finale nochmal aufbäumt. Vermutlich liegt das daran, daß -sind die Parameter erst mal bekannt- eigentlich keine richtige Handlung fortgeführt wird. Es wird halt immer schlimmer, und der Held wehrt sich gegen die Bedrohungen, aber inhaltlich bleibt das blaß. Nach der Hälfte tritt Ermüdung ein, was eigentlich noch kommen soll... ein furioses Finale natürlich, und der Zuschauer weiß bis zum Schluß nicht (wie Douglas) was inszeniert ist, und was nicht.
Und da setzt dann auch die Kritik an, denn Fincher macht nun aus diesem Filmkonstrukt ein Moralstück. Sean Penn sagt denn auch zum Schluß, das alles sei nötig gewesen, denn er (Douglas) wäre im Begriff gewesen, ein richiges Arschloch zu werden. (Was er ja eigentlich schon war.) Und somit wird diese existenzielle Lebensbedrohung legitimiert zugunsten der Mitmenschlichkeit, und Douglas nimmt das auch noch an. Das ist für mich dann doch zuviel Hollywood.

5/10

#40 Bastro

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Geschrieben 15. Juni 2007, 06:56

Sartana - Töten war sein täglich Brot Giuliano Carnimeo, Italien 1969


Sartana (Gianni Garko) wird zu Unrecht beschuldigt, bei einem Bankraub 300 000 $ erbeutet zu haben. Er macht sich auf die Suche nach dem wahren Täter, aber nicht nur weil unzählige Kopfgeldjäger (auch Klaus Kinski) hinter ihm her sind, sondern auch, um das Geld einzustreichen...

Dieser Italo-Western beginnt mt einem Paukenschlag: die Bank wird ausgeraubt, es wird geschossen und gekillt, was das Zeug hält. Auch im Folgenden bleibt der Bodycount sehr hoch. Und auch die action, sodaß der Film eigentlich prächtig unterhält, bis zum Schluß ein tolles Finale in der Kirche zubereitet wird.

Die Ingredienzien des Spaghetti-Western sind eigentlich alle drin, dennoch bleibt der Film ein B-Movie. Leider, muß man sagen. Hier gibt es natürlich keine Freundschaften, denn das Geld regelt die Verhältnisse zwischen den Menschen. Wenn nun der Italo-Western gegen die Mythen des US-Western angeht, weil er nicht verklären, sondern den "wirklichen" Westen in all seiner Häßlichkeit zeigen will (in dem das Geld die Hauptperson ist), dann müssen da natürlich nicht nur dreckige Hackfressen mitspielen, es darf auch keine Helden geben. Oder allenfalls gebrochene. Sergio Leone hat das gut gemacht mit dem "Mann ohne Namen", aber Carnimeo etabliert hier Sartana als Revolverheld und Trickkünstler, gibt ihm einen Namen, tolle Fähigkeiten, ein sympathisches Äußeres zwischen Eastwood und Zorro. Und leistet so wieder einer Mythisierung Vorschub. Denn so wird natürlich "der Sartana" wieder herausgehoben. Letztlich bleibt dieser natürlich disparat, egoistisch aber auch menschlich, etwa Kinski gegenüber. Aber strukturell gesehen, dürfte es keine Lichtgestalt geben. Eigentlich muß es im Italo-Western vom Helden weg hin zum Typus gehen. So wie im Spätwestern. Oder man argumentiert gerade anders herum: weil der Italo-Western eben noch kein Spät-Western ist gibt es hier den Helden, und weil er besonders dreckig ist, kann es besonders fiese Helden geben. Die (Sub-)Genre-Grenzen scheinen etwas zu verschwimmen.
Zurück zum Film: Bei der Handlungsentwicklung hat etwas gestört, daß unzählige Varianten trickreicher Ereignisse vorgeführt werden, aber der Plot nicht entschieden nach vorne gebracht wird. Das hat etwas Erratisches. Nachher fragt man sich, ok es war originell, aber was hab ich eigentlich alles gesehen?
Die Kameraführung war zwar sehr "originell", aber nicht besonders gestalterisch. Sprich: zur Atmosphäre hat sie nicht beigetragen, die Bilder sind blaß.
Na ja, aber das sind minor points of criticism...

5/10

#41 Bastro

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Geschrieben 15. Juni 2007, 21:12

Django Segio Corbucci, Italien/Spanien 1966


Der Einzelgänger watet durch den Schlamm mit schweren Schritten; er zieht einen Sarg hinter sich her, und strömender Regen prasselt auf ihn herab. Man sieht nur seinen Rücken, einen schwarzen Hut, und einen dreckigen Mantel. Diese Anfangssequenz gibt für den ganzen Film den Ton vor: ständig werden irgendwelche Strolche, Halunken und Revolverhelden durch knöcheltiefen Schlamm waten, aber nur solange, bis sie erschossen werden.
Django ist ein einsamer Held in einer zynischen Welt, und doch ist ihm das Mitleid nicht fremd; so rettet er eine junge Frau aus den Klauen von Banditen, eben jenen, die seine eigene Frau vor Jahren töteten. Django kommt zurück, um Rache zu nehmen.
Hier finden sich nun Bilder von großer Kraft und beeindruckendem Nihilismus, einfach eine tolle Kameraarbeit. Auch ist das Drehbuch um einiges stringenter als das des oben erwähnten Sartanas. Hier fügen sich die innere Welt der Protagonisten zur äußeren, der Natur. Und die Schauspieler sind besser, auch wenn hier wieder Sergio Leone Pate stand. Allerdings wird dessen flirrende Wüstenhitze durch Schlammfluten ersetzt. Und der Gewaltpegel ist hoch: das Maschinengewehr mäht die Rivalen zu Dutzenden um, die berühmte Ohr-Abschneide-Szene, und die Handzertrümmerung stellen nur den Gipfel der sadistischen Quälereien dar.
Letzenendes gibt Corbucci aber der Menschlichkeit nach, und läßt Django erklären, er müsse den üblen Schurken umbringen, es sei seine Pflicht; der Böseste muß dran glauben, die Frauen müssen gerächt werden. Diese Moral wird er im späteren Il Grande Silenzio, der noch viel nihilistischer und außerdem ein Meisterwerk ist - nicht mehr nötig haben. Dort getraut er sich sogar eine fast sanfte Zärtlichkeit, als Silence und Pauline zusammenfinden.
Am Ende sind Djangos Hände zerstört, so wie in Leichen pflastern seinen Weg die Daumen abgeschossen werden...


7/10


Auf der DVD gibt es dann noch zum Nachtisch ein nettes Interview mit Ruggero Deodato.


#42 Bastro

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Geschrieben 16. Juni 2007, 20:48

The Shooting Monte Hellman, US 1966


Western, der dritte.
Zunächst hatte ich überhaupt nicht begriffen, um was es hier geht. Das amerikanische Englisch war extrem schlecht zu verstehen, und das Rumgebrülle hat dabei auch nicht geholfen. Also erstmal die Bilder wirken lassen, ... und die sind von der ersten Einstellung ab DER HAMMER. Und daß hier keiner überleben wird, ist in den ersten fünf Minuten klar. Wahnsinn. Die Schauspieler sind allererste Sahne: Warren Oates, Will Hutchins, Millie Perkins und Jack Nicholson. Die Frau ohne Namen heuert die Brüder (?) an, einen Killer zu jagen, der aber den ganzen Film unsichtbar bleiben wird, fast bis zum Schluß. Dazu gesellt sich der Auftragskiller: "hired gun" Nicholson, der das Leben unter der gleißenden Sonne nicht leichter macht. Und dessen Hand zerschmettert werden wird (vgl. Sartana, Django). Die Jagd beginnt. Von da ab geschieht eigentlich nur noch eines: die Menschen verbrennen langsam, erlischen, vergehen unter den Strapazen, der Sonne, dem Aufbegehren, den Ungerechtigkeiten, den Qualen. Pathos? Nein. Realismus? Nein. Das ist pure Poesie in Bildern. Posie des Todes im Wüstensand. Unglaublich, so nie gesehen. Das ist geil, super konsequent inszeniert, ohne Gnade, zärtlich bis in den Tod. Dieser Film ist ein Spätwestern und ein Autorenfilm und ein Arthausfilm und eine konstante Vernichtung allen Lebens.

10/10

#43 Bastro

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Geschrieben 17. Juni 2007, 09:11

Bubba Ho-Tep Don Coscarelli, US 2002


Dieser Film ist wie auf den Rummel gehen und in der Schießbude Plastikrosen schießen. Alles erschöpft sich im Moment, ist Fälschung, und hinterläßt einen faden Geschmack. Die Rose schmeißt man dann schnell weg…
Mit derlei Genre-Beiträgen kann ich überhaupt nichts anfangen. Hier gibt es außer phänomenal dämlichen Ideen überhaupt nichts Spannendes. Vor allem: überhaupt keine Atmosphäre. Die Bilder sind alle glatt und antiseptisch. Pure Oberfläche. Hier geht man sauber in den Tod. Ganz furchtbar. Und Bruce Campbell kann das auch nicht retten, wobei ich diese Heldenverehrung sowieso noch nie so richtig verstanden hab. Wenn man dann an verschiedenen Stellen ließt, hier ginge es darum, daß Menschen in Altersheime abgeschoben werden, dann kann ich da nur laut lachen ob solcher gesellschaftspolitischer Verklärung.
Fazit: Soviel Bier kann ich auch an einem Samstagabend nicht trinken, daß ich das hier lustig finden kann.

2/10

#44 Bastro

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Geschrieben 17. Juni 2007, 21:40

Das wandelnde Schloss / Hauro no ugoku shiro Hayao Miyazaki, Japan 2004


Sophie, 18 Jahre alt, wird von der eifersüchtigen Hexe in eine alte Frau verwandelt, und stellt sich selbst in Hauros Schloß - den sie liebt - als Putzfrau ein. Ihren Fluch will si e loswerden, während Zauberer Hauro den Krieg beenden muß...
Dieser Film ist bei weitem nicht so durchschnittlich, wie mir von verschiedenen Stellen kolportiert worden ist. Vielmehr zeichnet er sich durch reichhaltig action, überbordenene Ideen und liebenswerte Charaktere aus. Die Kritik kann eigentlich nur aus einer Übersättigung kommen, kennt man Miyazakis Welt nun bereits, und so neu ist das nicht, was er hier bietet. Ähnlich wie bei Kim Ki-Duk wirkt er wie ein Sammelsurium älterer Filme, insbesondere Laputa, scheint ausgebeutet worden zu sein.
Mir hat's Spaß gemacht, und besser als der andre Anime-Krams allemal.

7/10

#45 Bastro

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Geschrieben 19. Juni 2007, 09:45

The Lost Weekend Billy Wilder, US 1945

Spielfilm über einen Alkoholiker, der das Trinken trotz allen Widrigkeiten nicht sein lassen kann. Er lebt vom Geld seines Bruders, betrügt diesen, belügt seine Freundin, nutzt Bekannte aus, nur um die nächste Flasche, den nächsten Whiskey zu bekommen. Highway to Hell.
Formal großartiger Film, mit exzellenten Darstellern, der aber heute nicht mehr voll zu überzeugen weiß, hat man doch Ähnliches schon viel drastischer gesehen. Hier muß man natürlich die historische Dimension berücksichtigen: für damalige Verhältnisse war er angeblich fast zu hart, sodaß er beinahe nicht rausgekommen wär. Danach gab’s aber 4 Oscars.
Störend aus heutiger Sicht ist die zugrundeliegende Moral, und die Tendenz, die Nebendarsteller zu schablonieren: die Freundin etwa opfert sich hingebungsvoll auf, und läßt ihn nicht hängen; der Bruder, der alles versucht hat; der moralische Konflikt des genervten Barkeepers, der mit dem Verkauf von Alkohol sein Geld verdient,...usw.
Grundsätzlich toller Film, bei dem der leckere Rotwein anfängt, bitter zu schmecken…

7/10

#46 Bastro

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Geschrieben 19. Juni 2007, 21:28

Tokyo Fist Shinya Tsukamoto, Japan 1995


Nach den beiden Tetsuo-Filmen und vor Bullet Ballet hat er diesen Kracher rausgehauen. Ein Angestellter kämpft um seine Frau, die mit einem ehemaligen Freund, heute ein Boxprofi, was anfängt. Tsukamoto selbst spielt hier seine erste Hauptrolle als gestresster Versicherungsmensch, der sich tagtäglich abhetzt, und im Streß völlig unkörperlich wird. Er fühlt nur noch den Schweiß auf seinem Körper. Das ändert sich, als er ebenfalls zu Boxen beginnt, und sich dann wortwörtlich um seine Frau schlägt.
Furioser Boxfilm, äußerst brutal und geilst geschnitten wird noch mit Industrialmusik unterlegt und markiert Tsukamotos Übergang weg vom mechanistischen Körperbild hin zu einer weiblichen Emanzipation, die letztendlich siegreich aus den Schlachten hervorgeht. Großartig.

9/10

#47 Bastro

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Geschrieben 20. Juni 2007, 10:04

Sepent’s Path / Hebi no Michi Kiyoshi Kurosawa, Japan 1998

Das ist Teil 1 der beiden LowBudget-Filme, die Kurosawa in 14 Tagen gedreht hat. Und das Experiment ist (zumindest hier) geglückt; ein Paradebeispiel dafür, daß gute Filme nicht teuer sein müssen (wahrscheinlich aber dafür um so mehr Einsatz kosten).
Diese Film ist ein „grim masterpiece“: Ein semi-debiler Yakuza will die vergewaltigte und ermordete Tochter rächen. Mit Hilfe eines Astrophysikers (der sie in seinem Talentkurs hatte? –das wird nicht ganz klar) entführt er nach und nach mögliche Täter, kettet sie in einer Fabrik an, foltert und verhört sie. Das bekommt besondere Dynamik, ACHTUNG SPOILER

wenn ein Yakuza seinen eigenen Chef denunziert, und dieser sich neben dem Verräter plötzlich angekettet findet.

SPOILER ENDE

Hier ist Platz für psychologischen Feinschliff! Die Rasanz nimmt ständig zu, an der Spannungsschraube wird gedreht, bis sich alles in einem überraschenden Finale löst.
Wahnsinn. Einer meiner favorisierten japanischen Regisseure hat mich erneut voll und ganz überzeugt.

9/10

#48 Bastro

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Geschrieben 22. Juni 2007, 17:46

Eyes of the Spider / Kumo no Hitomi Kiyoshi Kurosawa, Japan 1998


Teil 2 des Filmexperiments: Als der white-collar-worker Nijima (Sho Aikawa) den Vergewaltiger und Mörder seiner Tochter erwischt, foltert und tötet (eine kleine Rolle für Susumu Terajima!), gerät sein bisheriges Leben aus den Fugen. Just zu dieser Zeit trifft er einen alten Schulfreund, der mittlerweile ein Yakuza-Boss einer kleinen Gang ist, und der ihm einen neuen Job bei sich anbietet. Er nimmt diesen an, und entwickelt sich durch sein Pflichtbewußtsein zu einem skrupellosen Gangster, der schnell nach oben kommt....
Hervorragender Yakuza-Thriller, der aber wie ein Identitäts-Drama daherkommt. Die Coolness ist keine stylishe, sondern eine lakonische. Hier ist er also Kitanos Filmen ähnlich. Der Film ist durchweg sehr spannend, auch wenn auf imdb anderes behauptet wird, und äußerst brutal. Hergottsack! Da klappt einem schon öfter mal der Kiefer runter. Dazu gesellt sich Kurosawas poetische Regiearbeit, die den Film sehr "japanisch" macht.
Ich würde diesen Film fast noch besser als Sepent's Path einschätzen, er ist zumindest noch stringenter. Ganz großer Tip! Eine echte Perle.

9.5/10

#49 Bastro

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Geschrieben 23. Juni 2007, 12:06

Scoop – der Knüller Woddy Allen, GB/US 2006

Furiose Komödie mit Herrn Allen als Zauberer Spaldini, der mit der angehenden Journalistin Scarlett Johansson einen Serienkiller entlarven will.
Skurile Story, die Dank ihrer überzeugenden Darsteller und der ironischen Inszenierung voll überzeugt.

7/10



Kammerflimmern Hendrik Hölzemann, D 2004

Interessant gefilmte und sehr gefühlvolle Annäherung an das Leben zweier junger Menschen, die sich in sich verlieben. Er, Crash, ist Sanitäter bei einem Rettungsdienst, sie, November, erwartet ein Kind von ihrem Junkie Freund. Wie man an den Namen schon sieht läuft alles nur auf halbrealistische Weise ab –etwa bei seinen Einsätzen mit dem Rettungswagen -, und wird märchenhaft bei den Rückblenden und den gefühlvollen Sequenzen. Toll inszeniert, und auch hier wieder: sehr gute Darsteller.

7/10

#50 Bastro

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Geschrieben 24. Juni 2007, 20:22

Dr. Seltsam - oder Wie ich lernte, die Bombe zu lieben Stanley Kubrick, US 1964


USA in den 60ern, mitten im kalten Krieg: da schickt ein Luftwaffengeneral seine Flotte gen Osten, um "endlich" den Kommies zu zeigen, wo der Hammer hängt...
Kubrick's bitterböse Satire hat damals wohl mitten hineingetroffen ins Bewußtsein der Amis, gebeutelt von der Kuba-Krise und angesichts des perversen Hochrüstens. So hat die UdSSR hier im Film auch eine Welt-Vernichtungs-Maschine entwickelt, welche unaufhaltbar bei einem Bombenangriff der USA in Gang gesetzt würde. Kubrick nimmt alle auf's Korn, überspitzt die Situationen und die Personen bis in die Karikatur hinein, sodaß ein aberwitziges Panorama aus geisteskranken Regierenden entsteht. Als der russische Präsident im Puff ist und nicht erreicht werden kann, sagt der Botschafter: "Dimitri ist ein Mann des Volkes, aber er ist auch ein Mann!"
Soviel.

10/10

#51 Bastro

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Geschrieben 24. Juni 2007, 20:37

I'm a Cyborg, But That's Ok / Saibogujiman Kwenchana Park Chan-Wook, SüdKorea 2006


Young-goon hält sich für einen Cyborg und verweigert die Nahrungsaufnahme, da sie sich ja von Strom ernährt. Ihr geschwächter Zustand ruft Il-sun auf den Plan, der ihren Wahn akzeptiert und ihr einen Reis-Energie-Transformator einbaut, sodaß sie endlich wieder essen kann.
Nachdem die Rache-Trilogie ein farbenfrohes Ende genommen hat, setzt Park noch eins drauf mit dem Stilisieren: in dieser romantischen Komödie ist jedes Bild ein Arrangement des optischen Genusses. Und die Nähe der beiden Protagonisten ist sehr feinfühlig gezeichnet: die 2. Hälfte des Films ist wirklich sehr gelungen, originell, liebevoll, zeigt prächtige Ideen, bis hin zu den fliegenden Socken und den koreanischen Jodlern. Hervorragend!
Hätte er doch einen Kurzfilm gemacht! Die erste Hälfte des Films war nämlich sehr zäh, die Flashbacks in die durchgeknallten Familien, die die Herkunft der Figuren erläutern sollten, sind eigentlich gut, weil man erfährt, weshalb skurile Gegenstände im Leben eines Menschen eine Rolle spielen können, die ein Außenstehender nicht versteht. Dennoch kam die Geschichte nicht so richtig in Fahrt und erschöpfte sich im Konstrukt. Etwas ausgelaugt bleibt man dann dran, und wird mit der tollen 2. Hälfte entschädigt.
Zum Glück. Und natürlich toll, daß der Mann auch sowas kann. Mein Lieblingsfilm von ihm bleibt aber weiterhin Sympathy for Mr. Vengeance.

6/10

Bearbeitet von deadpointer, 24. Juni 2007, 20:39.


#52 Bastro

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Geschrieben 25. Juni 2007, 15:00

The Straight Story David Lynch, F/UK/US 1999


Einer der besten Filme aller Zeiten.
Den muß man sich immer wieder ansehen.

10/10

#53 Bastro

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Geschrieben 26. Juni 2007, 10:07

Prestige - Meister der Magie Christopher Nolan, USA/GB 2006


Zwei Spitzenillusionisten kämpfen um die Vorherrschaft auf den Bühnen Londons. Dies kulminiert im Trick des "transportierten Mannes", der den Höhepunkt der Zauberei darstellt.
Dabei geht der Film nolantypisch nicht chronologisch vor, sondern erzählt in Rückblicken des einen Magiers, der auf seine Hinrichtung wartend das Tagebuch des anderen liest. Dieser wiederum liest das verschlüselte Notizbuch des Inhaftierten, besessen davon, das Geheimnis des Meistertricks seines Konkurrenten zu entschlüsseln. Im Lauf der Zeit gibt es auch mehrere Tote, emotionale Liebeswirren und parallel die Geschichte der Elektrizität abgehandelt. Eine Fülle an Themen also, die noch durch weitere angereichert wird: das Doppelgängermotiv, die Besessenheit des Genies, das Verhältnis von Fortschritt und Gesellschaft, und verschiedene moralische Fragen, was ein Leben wert ist angesichts des zu erreichenden Ergebnisses, Zweck heiligt die Mittel usw. Umsonst dazu gibt's noch einen Mediendikurs, ist doch das zentrale Thema des Films das Verhältnis von Realität und Illusion, der Rezeptionserwartungen und und und.

Soviel in nur einem Film, und das ist schon eine Leistung, das so unverkrampft und leicht in einem Thrillerplot zu inszenieren. Und spannend ist es obendrein. Scarlett Johanson ist hier leider nur ein hübsches Püppchen, da sie kaum was sagen darf. Insgesamt ist mir der Film aber viel zu overloaded, und dieses permanente Mitdenken-müssen ist auch eine Herausforderung. Da ging mir Zodiac besser rein.
Für mich bleibt also ein Zwiespalt: Man muß die Leistung Nolans anerkennen, er hat das wirklich super gemacht, aber so richtig angegangen hat es mich nicht. Leider.

7/10

#54 Bastro

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Geschrieben 29. Juni 2007, 09:20

Brick Rian Johnson, USA 2005



Mit einiger Verzögerung hab ich mir nun diesen laut DVD-Cover "Publikumsliebling des Fantasy Filmfests" angeguckt, und bin sehr zwiegespalten: einerseits hab ich mich erstmal furchtbar gelangweilt, aber dann hat der Film in der 2. Hälfte doch spürbar Tempo aufgenommen und wurde sogar richtig spannend.
Das klappt natürlich nur, wenn man der abstrusen Story überhaupt glauben zu schenken bereit ist. Denn sonst geht hier nix. Kleinstadt-Jugendliche ohne Existenznöte verheddern sich in ein Drogengeflecht, das nicht gut ausgehen kann. Und der heere Ermittler des pseudo-noir muß nun den Mord an seiner Laura Palmer aufklären. Und dieses ganze Noir-Gehabe ist oft einfach sowas von aufgesetzt! Man nimmt es den Kerlchen eifach nicht ab, diese stoischen Blicke, diese pseudo-Punks an den Müllcontainern... Wieso sitzen die da im Schatten des Mülls, wenn auf dem Parkplatz eh nix los ist, und man auch in der Sonne sitzen könnte?!
Die Cinematographie besticht durch Bilder der Leere und Weite, und auch der Schnitt ist flott, so flott, daß es einem auf die Nerven gehen kann. Überhaupt finde ich den Film zu schnell erzählt. Positiv fällt jedoch die Musik auf, reduzierte Perkussion und viele Soundschnipsel.
Noch Ok.

5/10

#55 Bastro

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Geschrieben 29. Juni 2007, 15:11

Warm Water under a red Bridge Shohei Imamura, Japan 2001
Akai Hashi no Shita no Nurui Mizu


Imamuras vorletzter Film ist ein Fest für Koji Yakusho-Fans. Wohl auch für Fans tiefenpsychologischer Filmanalyse, und ebenso für die der antiken Literatur (Odyssee). Hier wird so einiges vermengt, und was uns Herr Imamura eigentlich sagen will, bedarf einer genauen Analyse, basierend auf mehreren Sichtungen, vermute ich.
Ich freu mich erstmal über die Offenheit des Werks (hehe), über die schönen Bilder, die exzentrische Story und die tollen Darsteller.

8/10

#56 Bastro

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Geschrieben 30. Juni 2007, 08:19

Schwarzer Regen / Kuroi Ame Shohei Imamura, Japan 1988

In der etwa 15minütigen Exposition geschieht alles Dramatische, das die Handlung in Gang bringt: während die Familie einer Teezeremonie beiwohnt, entfaltet sich in der Ferne deutlich sichtbar durch die aufgeschobenen Türen der Pilz der Atombombe über Hiroshima. Yasuko wohnt bei ihren Pflegeeltern, ihrem Onkel und ihrer Tante. Das herannahende Feuer zwingt sie, das Haus zu verlassen und sich durch die Stadt durchzuschlagen. Dabei sehen sie (und auch wir) das „wahre“ Ausmaß des Schreckens: alles ist zerstört, überall liegen verkrümmte verkohlte Leichen herum, ein Mann stürzt sich aus dem Fenster und erschlägt beinah die Familie. Auf dem Boot werden sie vom schwarzen Regen erwischt, der in großen, tintenähnlichen Tropfen herabkommt.
Dann: fünf Jahre später. Man lebt auf dem Land, und versucht den Schrecken zu vergessen, einen Alltag zu leben, den es nicht mehr geben kann. Denn die Eltern haben „die Strahlenkrankheit“, und wann sie letztendlich ausbricht, ist nur eine Frage der Zeit. Die Sorge des Onkels ist die Verheiratung Yasukos, die keinen Mann bekommt. Nicht weil sie häßlich wäre, sondern weil alle denken, auch sie habe die Krankheit. Yasuko jedoch ist die pure Lebensfreude, kümmert sich um alle, und ist mit ihrer Situation zufrieden, denn sie liebt ihre Pflegeeltern –nun ist sie es, die pflegt. Außerdem ist der „verrückte“ Nachbarssohn Yuiji an ihr interessiert, der –traumatisiert durch den Krieg – sich mit Schreikrämpfen unter jedes Auto wirft, um eine Bombe darunter zu platzieren, ganz so wie er es im Krieg immer tun mußte.
Shohei Imamura gelingt ein zutiefst anrührend menschliches Drama der Nächstenliebe, ohne jede Drastik und Sensationsheischerei. Vor dem schrecklichen Hintergrund entfaltet sich ein Alltag, der eigentlich ein ständiger Überlebenskampf ist, der aber durch die Annahme des Leids wieder ein menschenwürdigeres Dasein ermöglicht. Gedreht in schwarz/weiß mutet der Film an wie eine Hommage Imamuras an seinen großen Lehrmeister Yasujiro Ozu; denn er war assistant director bei Early Summer, Flavor of Green Tea over Rice und Tokyo Story. Die Innenräume sehen aus wie aus einem Ozu-Film. Und Yasuko spielt die Setsuko Hara. Ich denke schon, daß das eine Verbeugung ist.
So macht Imamura also aus diesem Film eine Art Kammerspiel, pures Darstellerkino. Weg von der großen Dramatik hin zur Kleinfamilie. Der Schrecken wie er sich im kleinen zeigt. Man könnte jetzt auf tausend Aspekte kommen, etwa das tolle Drehbuch, wie die Themen miteinander verknüpft und wieder aufgenommen werden, wie die Innenräume mit den Außen-/Naturaufnahmen wechseln, wie japanische Shintomystik und buddhistische Naturreligion aufgenommen werden, oder wie der fantastische Score des Avantgardekomponisten Toru Takemitsu eingesetzt wird.
Den Film bekommt man leider nur auf VHS, aber die deutsche Synchro ist ganz ausgezeichnet.

10/10

#57 Bastro

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Geschrieben 01. Juli 2007, 13:23

Tange Sazen – The Secret of the Urn Hideo Gosha, Japan 1966


Im selben Jahr wie Sword of Doom erschienen, ist dieser Ronin Hideo Goshas Anti-Held, ein „Monster“, wie er von vielen im Film beschrieben wird. Mit einer großen Narbe im Gesicht und nur einem Arm schlitzt er sich den Weg durch unzählige Feinde frei, nur um sein bitteres Lachen über den mit Leichen übersäten Platz schallen zu lassen. Dieser ehemalige Samurai steht jenseits aller gesellschaftlichen Übereinkünfte. Er, der selbst betrogen wurde und was ihm fast das Leben gekostet hätte, hat sich schon längst vom Bushido verabschiedet.
Seinen besten Freund –einen angeblich entlarvten Spion- soll er töten, so lautete der Auftrag, und als dieser ihn bittet Seppuku begehen zu dürfen und sein Kaishakunin zu sein, die Enthauptung durchzuführen – da zieht er ihm heimtückisch das Wakizashi durch’s Gesicht, was ihn das Auge und außerdem den Arm kostet, der in hohem Bogen durch’s Bild segelt. Ein Jahr später ist der totgeglaubte Samanosuke ein Ronin und nennt sich Tange Sazen, und der Zufall spielt ihm, nach einem riesigen Gemetzel, eine Urne in die Hände, auf der sich eingraviert der Ort des Schatzes des Yagyu-Clans befindet. Diese wurden durch einen hinterhältigen Trick dazu ausersehen, das Jubiläumsfest eines Schreins durchzuführen – was eigentlich eine große Ehre ist, das aber so teuer ist, daß sie es sich nicht leisten können. Die Clanführer müßten Harakiri begehen, denn die Schande das Geld nicht aufbringen zu können wäre zu groß. Hinter dieser Urne sind nun mehrere Parteien her, und Tange Sazen steht meist im Mittelpunkt ausgedehnter Metzeleien bei dem Versuch, die Urne zu rauben…
Hodeo Goshas Film ist ein sehr unterhaltsamer und bisweilen gewaltsamer Streifen, der durch die große Anzahl an Hauptpersonen und die Darstellung derer Nöte und Charaktere eine Tiefe erreicht, der ihn über einfache Metzelstreifen weit hinaushebt. So mancher moralische Konflikt muß gelöst werden und der Film erreicht über die ziemlich intensiven Charakterstudien große Abwechslung und hat ein gutes Tempo. Lediglich optisch hat er nicht so viel zu bieten, die Kamera bei Sword of Doom ist doch deutlich besser. Außerdem fehlt ihm die düstere Schwere von Okamotos Film. Gosha hingegen schafft es, einen comic-relief-Charakter einzuführen, der überhaupt nicht deplaziert wirkt. Dieser Film ist also leichter im Ton, und außerdem ist er –leider- moralisch. Denn Sazens Outlaw-Dasein wird erklärt, bzw. gerechtfertigt: er wird ja von den eigenen Leuten ins Aus befördert. Und am Schluß entdeckt er dann doch noch sein soziales Gewissen, und sorgt für seine Mitstreiter. Auch wenn er dann, wie im Western, als einsamer Wolf in den Sonnenuntergang geht, und die anderen zurückläßt. Seine Sachen sind geordnet. Sword of Doom ist da deutlich radikaler.

Dennoch ist Tange Sazen ein sehr gelungener, etwas actionlastiger Samuraifilm mit einem eindrücklichen Helden, der vom Genrefreund unbedingt gesehen werden muß.


7/10

#58 Bastro

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Geschrieben 03. Juli 2007, 15:51

Straw Dogs / Wer Gewalt sät Sam Peckinpah, GB 1971


Dustin Hoffman, der erfolgreiche amerikanische Stipendiat, kommt in die Zurückgezogenheit eines Dorfes in England, um ungestört an seiner Forschung zu arbeiten. Seine Frau jedoch wird zum Objekt der Begierde der ortsansässigen Männer, die sich jeden Abend in der einzigen kulturellen Stätte des Dorfs, der Kneipe, treffen. Das kann nicht lange gut gehen, und je kürzer ihr Rock wird, desto schneller kochen die Emotionen hoch…
Der Film ist sehr herb und düster. Ständig regnet es, überall häßliche Menschen, und obwohl er in relativer Einsamkeit angesiedelt ist, gibt es keine Ruhe und Besinnung. Recht schnell wähnt man sich in einem Backwood-Horror, denn nur so kann es sich für Herrn Hoffman anfühlen, den Intellektuellen, der in die Schußbahn der debilen hinterwäldlerischen Hackfressen gerät. Und gegen Ende wird er dann zum astreinen Western, wenn der Lynchmob anrückt, um den Frauenschänder aus seinem Haus zu holen, zu dessen Beschützer er sich gemacht hat – ohne zu ahnen, daß er sich tatsächlich einen üblen Sexualverbrecher ins Haus geholt hat.
Gesehen habe ich die vermutlich stark geschnittene TV-Ausstrahlung – da wird die Vergewaltigung frauenfeindlicherweise in eine Sexszene umgeschnitten, man faßt es nicht! – dennoch hat er mich auch so vollends zerrüttet.

8/10

#59 Bastro

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Geschrieben 04. Juli 2007, 20:31

Fear and Loathing in Las Vegas Terry Gilliam, USA 1998

Komödie und Zeitportrait zugleich, weiß der Film einen halluzinogenen Drogentrip mit einem Roadmovie und einem Crimedrama zu verschmelzen. Benicio del Toro und Johnny Depps Schauspielerei ist dabei unglaublich gelungen. Da die narrative Struktur des Films durch permanente Rauschanfälle sabotiert wird, bleibt die Plotentwicklung etwas hintenan, aber hier bedingt der Inhalt die Form. Insofern ist das sehr gelungen umgesetzt. Leider wirkt vieles dadurch auch erratisch und erschöpft sich in Situationskomik. Und konnte mich nicht über die volle Länge fesseln.

6/10

#60 Bastro

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Geschrieben 05. Juli 2007, 21:58

Sein Mädchen für besondere Fälle / His Girl Friday Howard Hawks, USA 1940


Eine Screwball-Komödie mit C. Grant im Zeitungs-/Redakteurs-/und Pressemilieu, die hauptsächlich über schnelle, äh, sehr schnelle Dialoge funktioniert. Dazu wird ein Liebeskomödienplot mit der Exekution eines Mörders kurzgeschlossen, um so etwas ernsthaftere Medienkritik in den Film zu bekommen. Das funktioniert alles ganz toll und ist teilweise wirklich lustig, oder "amüsant" (wie manche Mutter über 50 das vielleicht nennen würde), berührt einen aber letztlich doch zu wenig, als daß man so richtig mitfiebern könnte. Im O-Ton mit UT ist das sogar richtig anstrengend manchmal, und so wird aus dem Feierabend wieder Arbeit.

6/10





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