Bully Larry Clark, Fr/USA 2001
Marty leidet schon so lange er sich erinnern kann unter seinem besten Freund Bobby. Dieser drängt ihn dazu, Drogen zu nehmen und sich zu prostituieren, er schlägt und beleidigt ihn permanent. Als Marty Lisa kennenlernt, und diese ungewollt schwanger wird, flippt er zunächst völlig aus, sieht aber auch, daß sich hier ein Ausweg bieten könnte, die Chance auf ein neues, anderes Leben jenseits von Bobby. Jener hatte kurz zuvor Lisa vergewaltigt, danach deren Freundin Ali.
Die terrorisierten Jugendlichen, die im Drogenrausch durch den Tag driften, planen, sich zu wehren...
Anscheinend nach einer "wahren Begebenheit" gefilmt (welcher Film ist das nicht?), zeigt Larry Clark wieder einmal, daß hinter dem schönen Vorstadthäuschen das Herz der Finsternis lauert, daß das geputzte, ordentliche Amerika nur eine vorgetäuschte Fassade ist. Die Jugend treibt ziellos durch den Tag, und die Kamera begleitet sie, tastet die Körper ab, mal zärtlich, mal voyeuristisch, mal grausam sexuell. Oft schaut die Kamera genau dahin, wohin DU auch schauen würdest, aus den Augenwinkeln. Und gleichzeitig ist der Film sehr artifiziell, sehr stylisch, wozu auch der Hip-Hop Score beiträgt.
Ich halte diesen Film für gemäßigter als
Ken Park, weniger riskierend (
Kids und den neuen kenne ich nicht). Die Figuren waren etwas weiter weg, obwohl mich auch in diesem Film deren "Offenheit" und Präsenz beeindruckt. Ganz im Gegensatz zu vielen kritischen Meinungen denke ich nicht, daß Clark schockieren will. Ich glaube eher, daß er
versöhnen will. Deswegen sind seine Filme, trotz ihrer Grausamkeiten, so zärtlich, die Figuren so nah. Wie seine Photos, die auch nichts ausstellen, sondern zärtlich beschreiben und so wegen ihrer herben Motive einen Kontrast aufbauen, der an die Nieren geht.
Die Photographie hat er vor Jahrzehnten schon revolutioniert, jetzt macht er dasselbe mit dem Film.
Fast so gut wie
Ken Park.
8/10
Bearbeitet von deadpointer, 28. August 2007, 22:49.