Kitanos Regenschirme
#121
Geschrieben 16. Oktober 2007, 11:24
Der Sonnyboy Ben geht mit zwei hübschen Engländerinnen auf einen Roadtrip ins australische Outback: auf zum Wolf Creek Nationalpark! ist die Devise. Dort gibt es einen Meteoritenkrater zu bestaunen, und als das Wetter umschlägt, die ersten Ochsenschädelknochen ins Bild gerückt werden ist klar, daß es jetzt langsam zur Sache geht. Als das Auto streikt kommt glücklicherweise der kauzige Mick Taylor vorbei, ein herber aber lustiger Outback-Knochen, der sich natürlich bestens mit Zündspiralen und Autoeingeweiden auskennt. Hätte man sich ihm besser nicht anvertraut! na klar, aber was will man machen in so einer Situation! (ab jetzt etwas verspoilert!)
Von da ab beginnt eine Achterbahnfahrt wie ich sie selten gesehn hab in den letzten Jahren. Fand ich schon den LOST THINGS net schlecht, kann doch dieser australische Film noch gut eins draufsetzen. Tolle Bilder, viele Nahaufnahmen der Personen versus Landschaftspanoramen, und dann das beständige Spiel mit dem gegenwärtigen Torture Porn: hier jedoch erstmal originell, weil man nix sieht. Das Foltern findet nämlich in einer Wellblechhütte statt, und die Freundin hört von außen nur, was innen möglicherweise gerade abgeht. Und diese Schrei fressen herb am Gemüt. Jesus! was für eine Szene.
Gegen Schluß verläuft er sich dann ein bißchen, wie ich finde: etwa mit der Kreuzigung. Da hätte ich es besser gefunden, wenn Ben überhaupt nicht mehr aufgetaucht wäre (und der Zuschauer sich nachts in seinem Alptraum dann ein mögliches Ende erträumen muß). Am Schluß noch der Lonesome Slasher: etwas Genre-Ironie. Gut.
8/10
#122
Geschrieben 17. Oktober 2007, 18:20
Der Debut-Langfilm eines Absolventen der Ludwigsburger Filmhochschule (würg!) wurde heftig im film-dienst gelobt. Ich also: ok, test ich mal an. Ein Hänger und Herumstreuner, der aber immer cool aussieht macht sich mit Sprüchen an Doris, Kellnerin, heran. Die besten (Mitzwanziger-)Jahre sind fast vorbei, und man wehrt sich noch gegen die Erkenntnis, daß man vielleicht seine Karriere(?) tatsächlich endgültig versemmelthat. Naja. Erstmal Affäre her und schneller Fick im Stehen hilft erstmal immer. Dazu dann leere Bahnhöfe, Leipziger Boulevards im Zwielicht, graue Regentage vor Emo-Musik. Herrje, das hätte your standard Emo-movie werden können...
Leider ist alles irgendwie geklaut. Die Bilder, die Verwendung der Musik (Slut, 2raumwohnung[würg]) und immer zum falschen Zeitpunkt! Laß doch mal Platz, Alter! Leere ist auch traurig, aber nee, immer die komische Emomusik. Jaja, neulich als ich aus der Journalismusschule kam, da war ich auch traurig, weil meine Freundin, die bei VIVa arbeitet, die ist weg,und jetzt sitz ich da und fahr einfach mal nach Leipzig und find ein Tagebuch von der Frau meiner Träume, und Küß die und Drück die und dazu fliegen Tauben über den grauen Himmel und Slut spielt im Hintergrund und mein Film läuft auf arte.
Jau. Mach wat eigenes, dann wirds vielleicht was,... und bitte nicht mit so einem belanglosen Drehbuch bitte, ich les gleich wieder Hermann Hesse, das ist wenigstens authentisch.
2/10
Max-Ophüls-Preis my ass!
#123
Geschrieben 19. Oktober 2007, 15:31
Der Plot ist super: die Englischprofessorin Marie (Charlotte Rampling) und ihr Mann verbringen den Urlaub am Meer. Ein Tag am Strand: sie liest und schläft, er geht zum Schwimmen ins Meer. Der Kamera bleibt bei ihr, ... und er kommt nicht zurück. Man weiß nichts; ist er ertrunken, weggelaufen, hat er Selbstmord begangen? Und die Frage dahinter: warum?! Fortan muß sie allein zurecht kommen, und das klappt nur, weil sie ihn zu ihrem Alltag dazu imaginiert. Er ist also zuhaus, wenn sie von der Arbeit kommt, sie spricht über ihn bei den Freunden, als ob er noch leben würde, usw. Er taucht dann tatsächlich auch wieder auf, aber nur sozusagen als real existierende Vorstellung, die der Zuschauer als ihren Wunsch oder Wahn erkennt. Dann taucht ein neuer Mann auf, der sich für Marie interessiert...
Charlotte Rampling trägt den ganzen Film allein, und das ist schon eine tolle Leistung. Wie in SWIMMING POOL wird hier wieder mit leichten Thrillerelementen gespielt, und zurück bleibt der Eindruck eines mäßig spannenden Arthaus-Dramas. Irgendwie werde ich mit Ozons Filmen (der 3. nach Sw.Pool und 5x2) nicht so richtig warm, ich weiß aber nicht, weshalb. Thematisch interessant, aber irgendwie ein bißchen blaß.
5/10
#124
Geschrieben 21. Oktober 2007, 14:29
John Ford portraitiert die Entwicklung des Abraham Lincoln vom strebsamen und aufrechten Bauernburschen zum jungen Anwalt, der, jetzt noch aufrechter, sich einer scheinbar ausweglosen Sache annimt: zwei Brüder werden des Mordes beschuldigt, und werden beinah vom Mob gelyncht. Lincoln stellt sich ihnen jedoch entgegen und mit rethorischer Raffinesse weiß er die Situation noch mal zu entschärfen. Es schließt sich eine Gerichtsverhandlung an, die allgemeinhin als erste ihres Genres bezeichnet wird. Ob dem so ist, weiß ich nicht. Man spricht denn vom Vorläufer zu den 12 GESCHWORENEN.
Nun ja. Toll ist die Restaurierung was Bild und Ton angeht. Aber der aufrechte patriotische Gestus des Films ist schon unangenehm. Auch der sehr melodramatische Anfang ist nur mit gutem Willen zu überstehen. Hat man die erste 3/4 Stunde geschafft, wird's deutlich besser, wobei die abschließende Gerichtsverhandlung zwar gut ist, aber jetzt auch nicht der ultimative Nervenzerrer.
5/10
#125
Geschrieben 22. Oktober 2007, 22:42
Abraham Lincoln wird in seiner Theaterloge ermordet, wobei sich der Täter auf der Flucht ein Bein bricht. Der Landarzt Dr. Mudd hilft dem Kranken natürlich, ohne zu wissem, wem er da das Bein schient. Daraus wird ihm später ein Strick gedreht, und der Justizirrtum nimmt seinen Lauf: Beihilfe zum Mord sei das gewesen, und fortan darf der Arzt, der lediglich seine Pflicht erfüllte sein Dasein auf der gefürchteten Gefängnisinsel fristen. Die Ausweglosigkeit der Situation erkennend muß er alles auf eine Karte setzen, und einen Ausbruchsversuch riskieren. Denn die sadistischen Wärter sind nicht länger zu ertragen.
Diesen Film finde ich deutlich gelungener als den JUNGEN MR. LINCOLN. Weniger Pathos, weniger Klischees, dafür mehr Spannung und eine komplexere, interessantere Story. Aber auch hier sind die Frauenfiguren sehr eindimensional angelegt, und die Guten überhaupt sehr aufrecht.
Dieser Film ließe sich sehr gut mit PAPILLON als Doppelpack kombinieren.
6/10
Bearbeitet von deadpointer, 22. Oktober 2007, 22:43.
#126
Geschrieben 23. Oktober 2007, 14:49
Dystopische Apokalypsenvision des begnadeten Comiczeichners. Sehr stylische Sets und Effekte, sehr schöne stringente Storyentwicklung. Nur in der zweiten Hälfte dominiert mir etwas der Arthaus-Ansatz zu sehr; aber wie soll das auch nicht passieren, wenn Jean-Pierre Léaud ständig im Bild ist. Man bedenke zudem das Alter des Films, dafür sieht er wirklich toll aus. Die Stimmung hat mich öfter an STALKER erinnert, wenn alles so verwaschen grau-braun ist, und ständig schlechtes Wetter.
7/10
Bearbeitet von deadpointer, 23. Oktober 2007, 14:50.
#127
Geschrieben 24. Oktober 2007, 16:06
Ich könnte versuchen meine Begeisterung in Worte zu fassen, bräuchte aber dafür -um dem Film gerecht zu werden- sehr viel Text. Und letztendlich ist das eh alles egal: der Film hat mich unglaublich gerührt, Hanna Schygulla ist toll, und der Abspann allein ist schon eine Sichtung wert. Akin ist völlig kitschfrei, auch was die Exotik Istanbuls angeht, die Musik usw. Dennoch steckt da viel Poesie drin, und Wahrhaftigkeit. Daß die Erzählung etwas konstruiert erscheint, mag dem einen etwas mehr, dem anderen weniger aufstoßen; im Gesamteindruck schmälert das meine Begeisterung nicht.
Die Geschichten liegen auf der Straße, man muß sie nur auflesen.
9/10
#128
Geschrieben 26. Oktober 2007, 22:33
Die hübsche Maria verliert ihren Job als Rosen-Entdornerin(?) und muß sich nicht nur der Familie gegenüber rechtfertigen (sie sorgt auch für das kranke Kind ihrer Schwester), sondern muß sich auch darüber klar werden, was sie mit ihrem Tagedieb von einem Freund anstellen soll, der ihr gerade ein Kind gemacht hat. Da sie irgendwie weg will aus dem kleinen Nest und viel Geld braucht, und just einen Kleinganoven kennengelernt hat - der dubiose Jobs vermittelt, sieht sie ihre Stunde gekommen und wird Drogenschmugglerin. Daß sie dadurch richtig in die Scheiße gerät -vor allem in den USA-, muß nicht extra erwähnt werden.
Der Film hätte ein schockierendes Sozialdrama werden können, das vor Grausamkeiten nur so strotzt. Zum Glück bleibt alles halbwegs auf dem Boden, und wirkt gerade deshalb umso glaubhafter. Wie allerdings der Körper -und in diesem Film der weibliche- benutzt werden kann, geht teilweise sehr an die Nieren. Daß aus Marias starkem Willen eine Zukunft entsteht, wie in ihrem Körper ein Kind, ist ein Trost, den der Zuschauer erfährt. Und das jenseits aller religiösen Aufladung. Sehr gelungen.
7/10
#129
Geschrieben 27. Oktober 2007, 19:14
James Bond (Daniele Craig) jagt irgendwen wegen irgendwas rund um den Erdball. Was genau passiert, interessiert eigentlich nicht so sehr. Der Böse scheint erstmal der von Mads Mikkelsen verkörperte Gangster zu sein, aber dahinter, man vermutet es, gibt's noch größre Schurken.
Fulminant: die Action. Die erste Sequenz, bestehend aus atemberaubenden Parcour-Running (mit geklauten/bzw. zitierten Einlagen) führt über Kräne in luftigsten Höhen durch Rohbauten und Hinterhöfe, ist wirklich großartig. Wäre sie nicht so lang, könnte man sie sich nochmal ankucken. Dann wird aus dem Film schnell ein Stationendrama: man springt von einem Schauplatz zum anderen, da passieren jeweils mehr oder weniger intensive Verfolgungsjagden usw, irgendwelche Namen werden genannt, und man weiß, Herr Bond wird's schon richten.
In der zweiten Hälfte verlangsamt sich der Plot, und Mads Mikkelsen hat (für mich) deutlich mehr cojones und Ausstrahlung, als Herr Cräg. Leider kommt da noch so eine komische Hostel/Toture Porn-Zitat-Kacke dazu.
Nicht übersehen hab ich auch die teilweise dekonstruierte Persona des Bond, was der Reihe sicher gut tut. Enttäuscht war ich aber eigentlich doch von dem Bondgirl, so ein anorektischer Hungerhaken! Connery hätte die auf jeden Fall stehen lassen...
Insgesamt gut, tolle action, wenig Sinn, langweiliges Poker. Herr Mikkelsen hat's für mich gerettet.
6/10
#130
Geschrieben 28. Oktober 2007, 10:01
Luke (Paul Newman) kommt wegen einer Lappalie 2 Jahre ins Gefängnis. Dort trifft er auf eine kernige Männergesellschaft, die es sich in ihrem Los eingerichtet haben. Abends wird schon mal das Banjo rausgeholt, und ein guter Countrysong geträllert. Luke, der Außenseiter, wird nach und nach akzeptiert, vor allem da sein unbeugsamens Wesen als männlich angesehen wird: ein echter Pfundskerl, eben. Da riskiert er die Flucht, und obwohl er wieder eingefangen wird, weiß man schon, er wird es wieder versuchen.
Dieser Film ist wunderbar geschossen: romantisierte schwitzende Arbeitermuskeln vor goldgelbem Sonnenuntergang, die gelben Felder und die staubige Straße in der silbernen Spiegelbrille des Oberaufsehers. Scheint der Film zunächst leicht beschwingt daherzukommen mit etlichen komödiantischen Szenen (die Eierwette), so kippt er doch nach und nach in ein Männerdrama, bei dem es um Leben und Tod geht. Abgemildert durch Lukes Lächeln, das den Wärtern irgndwann ein Dorn im Aug ist. Die Schikanen nehmen zu, und auch die gruppendynamischen Verschiebungen machen sich bemerkbar, wenn etwa die Mitgefangenen sich plötzlich an Lukes Essensportion bedienen.
In Erinnerung bleiben die tollen Bilder und ein ungewöhnlicher Film, der beinah wie ein Vorläufer von BADLANDS aussieht, überhaupt vielleicht wie ein Vorgriff auf das New Hollywood.
8/10
#131
Geschrieben 28. Oktober 2007, 21:49
Ein fulminanter Paranoia-Thriller, den ich mal vor Jahren aus dem untersten Regal der Videothek herausgepflückt hatte. Und dann gab es diese tolle Überraschung! Allein schon die Anfangssequenz kann locker mit NARC mithalten, die es mir ähnlich angetan hat. Nur kommt dann hier dieser Wahnsinns-Score von Angelo Badalamenti hinzu: während die Credits laufen ist das voll das Psycho-Programm. Herrgottszeiten! So eine Eröffnung! Nur um dann total runterzufahren und einen ausgekügelten und komplexen ruhigen Psycho-Thriller zu etablieren, bei dem, das kann man heute hervorheben, der Terrorist ein Amerikaner zu sein scheint!
Leider zieht die Suspense-Schraube gegen Ende etwas zu sehr an, sodaß der Film etwas unbalanciert wirkt. Hier hätte man auf die Kraft der Ruhe vertrauen sollen. Auch wenn das Ende eine gute Idee ist, so ist deren Ausführung doch sehr hanebüchen. Schade, hintenraus versaut. Dennoch strahlen die ersten 2/3 meilenweit ins Herz des Vorstadt-Spießbürgertums.
Dieser Film dürfte zudem das Vorbild für CIVIC DUTY (2006) mit Peter Krause sein, in dem ebenfalls ein Terrorist next door vermutet wird; hier aber aktualisiert mit Islam-Hysterie-Bezug.
9/10
#132
Geschrieben 29. Oktober 2007, 15:51
Tragikomödie mit dem großartigen Kauz Lars Rudolph. Leider wäre jede Art von Inhaltsangabe auch eine Spoilerei - das Drehbuch schlägt so manchen überraschenden Salto, und wenn man noch nicht weiß, was passiert, dann ist das von Vorteil. Aber auch filmerisch ist so manch schönes Bild dabei. Diese Loserballade im Kleinganoven- und Rotlichtmilieu ist eine echte Perle des deutschen Films.
7/10
#133
Geschrieben 29. Oktober 2007, 16:51
Der neue Film mit Song Kang-ho! ...ist ein Gangsterdrama. Ohje, war meine spontane Reaktion. Als ob es in den letzten Jahren nicht genug koreanische Gangsterdramen gegeben hätte! Und so manches stark mittelmäßige war dabei,... ich denke da etwa an RUNNING WILD. Doch diesem Film, der auch beim Pusan International Film Festival und beim New York Asian Film Fest lief, wollte ich noch eine Chance geben.
Kang (gespielt von Song) ist ein Gangsterboss auf mittlerer Ebene des Dogs-Clans, und muß in seinem beruflichen Alltag des öfteren hart zupacken; das steht jedoch im Gegensatz zu seinem Wesen innerhalb der Familie, wo eindeutig die Frauen die Hosen anhaben. Dies böte nun alle Chancen auf eine drollige Komödie, und zunächst ist der Ton auch sehr leicht; doch im Laufe der Geschichte formt Regisseur Han daraus ein beinhartes Charakterdrama, bei dem Kang von allen Seiten das Wasser abgegraben wird. Nicht nur in der Unterwelt muß er seine Autorität durchsetzen, sondern auch in der Familie; zunehmend entgleiten ihm die Zügel. Und immer wieder geht es äußerst brutal zu; der Koreaner schöpft ja gern aus dem Vollen, wenn es um Gewaltdarstellungen geht.
Der Film sabotiert aber immer wieder sein ernsthaftes Potenzial, etwa durch die Wahl der Musik. Die ist oft fröhlich beschwingt und distanziert den Zuschauer von der Handlung. Vor allem gegen Ende war das öfter mal fehl am Platz. Für mich wich die Tolpatschigkeit des Helden eindeutig einer Tragik unglücklicher Ereignisse, deren er nicht mehr Herr werden kann.
Somit bleibt der Film etwas unentschieden, was er eigentlich sein will: Tragödie, Komödie, oder Tragikomödie. Jede Form wieder immer wieder sabotiert. Als Vergleichsfilm nehme man SAVE THE GREEN PLANET, der auch sehr komödiantisch beginnt, und dann zunehmend kippt. Dort jedoch bedient man unterschiedliche Darstellungsformen innerhalb eines Films, in SHOW allerdings mischen sich die Formen, sodaß immer wieder ein Brei entsteht. Formal also ein unentschiedener Film, auch teilweise ärgerlich; inhaltlich aber durchaus gelungen und unterhaltsam. Zusammengehalten wird er aber eindeutig von Song Kang-ho.
6/10
#134
Geschrieben 31. Oktober 2007, 20:01
Frühling, Sommer, Herbst, Winter ...und Frühling, die dritte. Und immer noch toll. Die Erkenntnis, daß, obwohl der Film als sehr ruhiger in der Erinnerung abgespeichert ist, total viel passiert. Und sehr straff organisiert ist. Trotzdem noch lang nicht alles verstanden. Ich mag den ja sehr...
9/10
#135
Geschrieben 03. November 2007, 11:28
Es ist van Sant hoch anzurechnen, daß er kein hysterisches Rockstar verfällt der Drogensucht und bläst sich die Birne weg - Drama gemacht hat, sondern ein statisches Portrait eines kaputten Menschen in seinen letzten Stunden, voller Einsamkeit und Weltabgeschiedenheit. Lange Einstellungen von schmerzendem Verlorensein.
7/10
#136
Geschrieben 04. November 2007, 10:59
Shohei Sugiyama (Koji Yakusho) hat erstmal alles erreicht in seinem Leben: Frau, Kind, Haus. Dennoch wird er zunehmend melancholischer und unzufriedener: eine Sehnsucht treibt ihn um, er fühlt sich nicht erfüllt, Ansätze einer Depression machen sich bemerkbar. Da sieht er bei der allabendlichen Fahrt nach Hause durch das Fenster des commuter trains plötzlich das hellerleuchtete Fenster einer Tanzschule, und darin eine wunderschöne Frau. Die Sehnsucht bekommt einen Gegenstand...
Schöne und eher ruhig-gemächliche (Erwachsenen-)Komödie, die sich dem Thema: Alltagsverkrustung und emotionaler Stillstand vs Mut zum Aufbruch stellt. Toll sind die ersten Tanzschritte mit anzusehen, und dann die halbe Drehung! Ja, so würde es auch mir gehen, ginge ich jetzt in einen Tanzkurs. Daß der Film auch eine (vornehm unterdrückte) Liebesgeschichte bemüht und dadurch eine erotische Komponente erhält, macht ihn durchaus glaubhafter. Allerdings konzentriert sich der Film sehr auf seine Hauptfiguren; die Familie, die zuhaus auf ihn wartet (die tragische Komponente, denn dort ist eigentlich "alles in Ordnung", sprich: er wird nicht wegen Streitigkeiten o. ä. weggetrieben), erhält etwas wenig Raum.
Insgesamt gewinnt der Film an Bedeutung durch die Kombination von Komödie und Gesellschaftskritik, die lakonisch mittransportiert wird. Daß sich die Erfüllung der erotischen Phantasie in einem gemeinsamen Schlußtanz äußert, und eben nicht mehr passiert, macht ihn umso gesellschaftskritischer; die Reglementierung durch Normen sitzt tief, Anfang 40.
7/10
Bearbeitet von deadpointer, 04. November 2007, 11:02.
#137
Geschrieben 04. November 2007, 14:01
Ein Hochsicherheitsgefängnis mitten im Nirgendwo: die seit Monaten anhaltenden Krawalle verursachen einen "Lockdown", um die außer Rand und Band geratenen Gefangenen unter Kontrolle zu bringen.
Das Gefängnis gleicht einem Raumschiff: futuristische Gänge, leere Raumfluchten, Big Brother-Überwachungsstatus mit Kommandozentrale. Dieser brutale Film zeigt Gewalt; physische und psychische. Und was passiert, wenn Macht mißbraucht wird. Und oft stellt sich die Frage, wer da eigentlich der Mächtigere ist: der Wärter, der mit dem Knüppel draußen steht, oder der Gefangene, der nichts mehr zu verlieren hat. Über die quasi-dokumentarische Herangehensweise entwickelt der Film eine unglaubliche Wucht.
Pflicht.
9/10
#138
Geschrieben 05. November 2007, 15:30
Ärgerlicher Film, der sich nicht entscheiden kann, ob er Komödie oder Tragödie sein will. Ein Film, der seine Schauspieler verheizt; bzw. wundert es einen schon, daß die sich für so einen Film hergeben. Ekelhaft ja auch die pure Anhäufung an Promi-Fressen, spätestens wenn Katja Riemann auftaucht, wird einem schlecht. Sogar Oliver Korittke ist dabei, ich hoffe, er hat sich bewußt prostituiert. Einzig Moritz Bleibtreu, den ich eigentlich hasse, hat mich den Film irgendwie durchstehen lassen.
Ganz üble Scheiße. Schlimmer als Tatort.
2 (für den Bleibtreu)/10
#139
Geschrieben 05. November 2007, 22:06
Schöner Jesusfilm. Spielt ganz modern allerdings in simulierten Großstädten.
9/10
#140
Geschrieben 06. November 2007, 16:52
Wenn man sich durch das erste, etwas zähe, 3/4 dieses Shaw-Brothers-Films durchgesehen hat, wird man mit einem fulminanten Finale belohnt, das mehr als entschädigt. Die dünne Story ist vergessen, das Hin- und Hergeplänkel der Figuren ebenso (Ti Lung traut David Chiang nicht über den Weg - kein Wunder, Li Ching, seine zukünftige Gattin, ist hingerissen von diesem Kampfkünstler...). Sehr blutig, spektakulärste Kampfszenen, Heldentod. Tolle Bilder, Zeitlupenkamera, Pathos. Gut.
7/10
#141
Geschrieben 09. November 2007, 18:27
Die Warner Special Edition DVD bietet die ungeschnittene Fassung: zum Glück muß man sagen; denn die alte Fassung, die noch vor 2 Jahren im TV lief, war noch die zensierte. Blanches Nymphomanie, Kowalskis (Brando) animalischer Trieb/dessen Vergewaltigung an Blanche, sowie die Rückkehr Stellas zu ihrem Mann, der nur aus Testosteron zu bestehen scheint, sowie viele der gewalttätigen Dialoge waren weggekürzt, sodaß nur eine äußerst sanfte Version zu sehen war. Man könnte auch sagen: nur eine entstellte. Wenn biedere Studiopolitik und Zensurgeilheit aufeinander treffen, dann kann so ein Meisterwerk seiner ganzen Wahrhaftigkeit verlustig gehen. Um wem ist damit gedient? Dann kann weiter guten Gewissens hinter den dicken Gardinen die Ehefrau vergewaltigt und so manche Schnapsflasche gelehrt werden, und sonntags gibt es trotzdem Kaffee und Kuchen. Montags auf der Arbeit, da macht der eine dies, der andere das, der dritte verstümmelt Kunstwerke. Nu ja.
9/10
Bearbeitet von deadpointer, 09. November 2007, 18:29.
#142
Geschrieben 10. November 2007, 12:22
Feiner Triadenthriller, der mehr auf Düsternis und Atmosphäre setzt als auf shoot-outs. Das tut ihm gut: im Zentrum steht der Kampf zweier Rivalen (Simon Yam und Tony Leung) um die Führungsposition in einer Triade. Und auch die Hilflosigkeit der Polizei wird thematisiert, die zwar engagiert eingreift, deren einzige Handlungsoption aber die ist, keine Disbalance im Kräfteverhältnis der Unterweltsbanden aufkommen zu lassen, da sonst ein verheerender Krieg und damit ein Gemetzel auf den Straßen anstehen würde. Gute Bilder, durchweg relativ spannend und mit einem Finale, das , völlig unerwartet, den Atem stocken läßt...und Lust auf den zweiten Teil macht.
7/10
Bearbeitet von deadpointer, 10. November 2007, 12:24.
#143
Geschrieben 11. November 2007, 12:39
Zunächst einmal: das kleine Programmkino war ausverkauft. Der Altersdurchschnitt dürfte bei Anfang 40 gelegen haben. Seltsam. War der Film etwa wirklich durch die Berichterstattung im bürgerlichen Arthaushorizont neuverortet worden?
Und dann gab es zwei Stunden lang alte Männer mit Gesichtern, die nur die Hitze Mexikos und übermäßiger Branntweingenuß schnitzen konnte. Melqueiades, ein illegaler mexikanischer Grenzgänger, der sich in den USA als Cowboy verdingt, um seine Familie ernähren zu können, wird durch einen tragischen Irrtum eines waffengeilen Border Patrol-Polizisten, der triggerhappy durch die Ödnis zieht, und eigentlich ein nettes Plätzchen zur Masturbation sucht, erschossen. Pete Perkins (T. L. Jones) kann den Tod seines Freundes nicht einfach so hinnehmen, die örtliche Polizei versucht den Fall nämlich zu vertuschen. Perkins schnappt sich den Jungspund, bindet ihn aufs Pferd, zwingt ihn, den toten Melquiades wieder auszugraben, und es beginnt eine Reise zu dessen Heimatdorf, um ihn dort in Würde beisetzen zu können. Diese Reise ist aber auch und vor allem eine Reise der Läuterung, bei der der Täter Buße tun muß.
Gelungen ist der Film in vielerlei Hinsicht: tolle Landschaftsaufnahmen, fantastisches Schauspielensemble, spannende Story. Aber der Film überzeugt vor allem durch seine Liebe zu den Details: und das besonders auch inhaltlich. Denn auch die kleinen Nebengeschichten, etwa die der beiden Frauen, die in dieser menschenfeindlichen, intellektfeindlichen und gewalttätigen Welt ein Platz finden müssen, wird in prägnanten Erlebnissen eben nicht nur angerissen, sondern mit intensivem narrativem Können erzählt. Ganz wunderbar etwa das Verhältnis der jungen hübschen Frau des Täters, die sich gelangweilt in das Diner begibt, und dort die Bekanntschaft der Frau des Besitzers macht, die eine ebensolche, aber mittlerweile alt gewordene, Schönheit ist; eine die sich arrangiert hat, die ihre Liebschaften pflegt, und so irgendwie emotional auch da durchkommt, durch ihr Leben. Die junge Frau erkennt sich nun selbst in der älteren wieder, gealtert, in vielleicht 15 Jahren. Und da stellt sich eklatant die Frage, hat sie den Mut aufzubrechen und wegzugehen? Verläßt sie ihren Mann, von dem sie sich sowieso schon distanziert hat, und da vor allem: Langeweile in die bereits kurze Ehe eingezogen ist? usw usf...und das ist nur ein Nebenstrang.
Und vieles bleibt ungesagt in diesem Film. Die Blicke sagen es, die Landschaft erzählt es, die Erfahrung ist es, die jeder Mensch, der dort lebt, selbst machen muß. In dieser modernen Migrationswelt, in der die 1. die 3. Welt ausbeutet, und die zugleich eine sehr archaische Welt ist, in der ein Schlangenbiß tötet. Da hilft auch kein Schnellfeuergewehr mehr. Da helfen nur die alten Überlieferungen, das Heilwissen. Und was ist das überhaupt für ein Leben, wenn man so mitten in einer Landschaft steht, voll von Mythen und Schicksalen und Religion? Wie soll man da sein Leben führen?
Ein Monument.
10/10
#144
Geschrieben 12. November 2007, 21:51
Für mich: wunderbarer Film; die Farben, die Dialoge, die Kamera, die Spannung, der olle Stewart. Wie oft werd ich den noch kucken? Mindestens nochmal hundert mal...Ich steh ja auf so Kammerspiele...
10/10
#145
Geschrieben 13. November 2007, 11:39
Vielleicht sind die Filmemacher ja die besten, die einen auch immer quälen. Kumakiri zum Beispiel halte ich eigentlich für einen sehr guten Regisseur, der aber zu meinem Bedauern nicht immer ganz stilsicher ist. Er macht seine Filme leider nicht ganz so, wie ich mir das wünsche (!).
KICHIKU etwa ist ein exzellenter Film, der inhaltlich als auch kameratechnisch, vor allem aber atmosphärisch der Hammer ist. Sehr eindrücklich, wäre da nicht diese Gore-Szene, die in der Bauern-Szene zu zweifelhaftem Ruhm gelangt ist. Solcherart Gewaltexzesse (hier sogar motiviert und inhaltlich OK) verursachen immer ein Problem: sie strahlen so stark, daß die anderen Qualitäten des Films dagegen verblassen, bzw. im Schatten stehen. Man selbst wird geblendet und der Fokus richtet sich auf diese Peaks, wo es doch viel schöneres in diesem Film zu finden gibt.
Bei ANTENNA wandert dann die Krankheit/Besessenheit vom gesellschaftlichen in den individuellen Körper hinein. Ein Film über sado-masochistische Extreme, der zunächst ein subtil gefilmtes Spielfilm-Dokument einer menschlichen Vereinzelung ist, und gegen Ende sich leider in Schauwerte auflöst. Sehr schade. Eigentlich ein toller Film.
Von der seelischen Abweichung hin zur körperlichen: ZOROKU'S DISEASE: the RAVAGED HOUSE erzählt von einer Kranken, die mit der Familie, die zu ihr hält, ins gesellschaftliche Abseits gerät. Beinah unspektakulär gefilmt, krankt der Film etwas an seinen Längen und seiner latenten Moral. Gut, daß die Keule aber nicht ausgepackt wird. Insgesamt aber etwas unscheinbar.
Der GRÜNSCHNABEL MIT DEM METALLSCHLÄGER (so in etwa) jetzt ist ganz anders: ein coming-of-age-Film. Kumakiri holt die Klischees raus und vermixt BOILING POINT und KIDS RETURN mit einer Prise UNLUCKY MONKEY. Dazu etwas japanische Jugendlichen-Depression und eine durchgeknallte Alkoholikerin als love interest. Heraus kommt dann eben genau das, was man erwartet (man lasse sich nicht vom DVD-Cover beeinflussen; das suggeriert eine Teenie-Komödie). Teils gute Bilder, teils gute Unterhaltung, aber gut nur für einen Sonntagnachmittag, bevorzugte Jahreszeit: Herbst oder Winter. Nicht schlecht, aber auch keine radikale Heldentat. Susumu Terajima allerdings als Gauner mit Oberlippenbärtchen ist allein schon eine Sichtung wert!
Toll ist ja, daß Kumakiri nicht bei seinen Horror-Höhen stehengeblieben ist und sich als sehr beweglicher und vielschichtiger Regisseur erweist. Hoffentlich sucht er weiter nach seinem Weg.... da ist es vollkommen ok, sogar gut, Fehler zu machen. Sonst gäbe es ja keine Radikalität mehr, sonst wähnte man sich bald im deutschen Kinoland. Man kann gespannt sein auf FREESIA, seinen neuesten Film.
5/10
#146
Geschrieben 15. November 2007, 12:32
Den mag ich ja sehr, auch wenn ich das Ende, bzw. schon die Soldatenepisode, doof finde. Diese schnellen Rage-Zombies sind immer wieder herzattackierend. Vielleicht schaff ich's ja noch dieses Jahr den WEEKS zu schaun...
8/10
#147
Geschrieben 15. November 2007, 23:58
Die Stationen dieser "Doku" über Arbeit, also richtiger, gell, nicht so weichgespülter Schönwettertätigkeit wie die, die unsereiner verrichtet, führen in die Ukraine, nach Indonesien, Nigeria, Pakistan und China.
Ukraine: Bergarbeiter schlagen Kohle in stillgelegten Minen. Heftig: da die Flöze so niedrig sind, arbeiten sie die ganze Zeit im Liegen, können sich nie aufrichten, wuchten den Hammer im Liegen horizontal über Kopf gegen die Kohle. Kompletter Irrsinn, kann doch die Decke jederzeit runterkommen ("Mausefalle"). Und das bei ukrainischen Temperaturen. Klaustrophobie pur. THE DESCENT ist ein Witz dagegen.
Nigeria: ein riesiger Schlachthof unter freiem Himmel, alles voller Dreck. Tausende Menschen, Ziegen und Ochsen werden geschächtet, überall Blut, Geschrei, Matsch. In Erdlöchern und Autoreifen werden die zerlegten Teile geröstet,... hier kauft der Koch deines Vertrauens.
Pakistan: Minderheitenausbeutung; Abwracken der Containerschiffe an paradiesischem Strand. Rumms, fällt die tonnenschwere Metallplatte in den Sand. Hoffentlich warst du rechtzeitig weg.
usw,usf. Alptraumszenarien, inszeniert. Glawogger selbst nennt es Filmessay mit dokumentarischen Mitteln; häufig also "schöne", sprich: perfekte Bilder, dazu natürlich Inszenierung nötig. Also auch ein Schritt weg von der "Realität".
Zum Schluß: wir und unser Landschaftspark Duisburg. Lichtkunst und Mopedgang. Erste Küsse, kleiner Feigling. Ganz deutlich: 1. Welt. Ein weiterer Beitrag zur Globalisierungsdiskussion.
Ach ja: Musik von John Zorn!
8/10
#148
Geschrieben 18. November 2007, 02:07
Schonungsloser Exploitationfilm, der die äußerst brutale Sklavenausbeutung der Südstaaten anprangert. Dabei läßt er aber auch gleichzeitig kaum ein rassistisches Klischee aus, was durchaus in einer Reizumkehrreaktion zur Belustigung des Publikums führen kann. James Mason brilliert in seiner Rolle als besonders skrupelloser Sklaventreiber, der sich, auf Anraten des Veterinärs (!), durch seine Fußsohlen des Rheumaleidens entledigen möchte. Dazu plaziert er seine Füße stets im Bauche eines schwarzen Jünglings. Sehr skuril, gegen Ende explizit brutal, und nicht zu vergessen: durchaus gute Spannungskurve während der zwei Stunden; kam man doch hier bei Buio Omega in den Geschmack der angeblich weltweit längsten und ungeschnittensten Fassung des Films. Vorzügliches Vormittagsprogramm!
7/10
#149
Geschrieben 18. November 2007, 18:49
Der Müllwagenfahrer Nikander (Matti Pellonpää) führt ein trostloses Dasein, in dem er sich aber eingerichtet hat. Da lernt er die Kassiererin Ilona (Kati Outinen) kennen, die auch schon ihre bestenTage hinter sich hat und ziemlich desillusioniert ist. Hier will keiner einen Fehler begehen und verletzt werden. Entsprechend tapsig, ruppig und schroff wirken dann Nikanders plötzliche Annäherungsversuche. Als Ilona ihren Job verliert, und ein anderer Mann am Horizont auftaucht, werden die Karten neu gemischt und Nikander muß ganz schön aufpassen, daß ihm die Felle nicht davonschwimmen...
Dieser frühe Kaurismäki, angeblich der erste Teil der Proletarischen Trilogie, ist ein typischer: verregnetes Helsinki, Arbeiterklasse, stille Männer, die ständig rauchen. Und dann ausgiebig einen Trinken. Die einzige Hoffnung, die das Leben zu bieten hat, scheint sich in der Liebe zu offenbaren; doch wie mit dieser umgehen, wenn man sich angewöhnt hat, ohne sie auszukommen? Wie häufig in Kaurismäkis Filmen scheint ein feiner satirischer Ton mitzuschwingen, der die Tristesse abmildert. Gut so, denn Zynismus ist auch für die Figuren ein probates Mittel, sich vom Schrecken der Existenz zu distanzieren. Und, wie häufig, gönnt er uns so etwas wie ein Happy End, was aber auch nur, und ausschließlich hier, ausdrücklich erlaubt ist!
20 Jahre später wird er LICHTER DER VORSTADT machen, und der ist eigentlich nicht viel anders (nur besser). Ein Regisseur, der immer denselben Film dreht, sein Leben lang. En Mann, der sein Thema gefunden hat. Manch einen mag das langweilen, ich finde das bisweilen gut.
7/10
#150
Geschrieben 18. November 2007, 19:03
Taisto ist Bergarbeiter in Lappland. Als das Bergwerk gesprengt wird, erbt er das Cabrio seines Vaters, der sich im Kaffeehaus erschießt. Ariel macht sich auf den Weg nach Helsinki und wird erstmal ausgeraubt. Dort verliebt er sich in eine Politesse, diese sich in ihn, doch Ariel wandert in den Knast. Dort lernt er Matti Pellonpää kennen, der in diesem Film aussieht wie Gottlieb Wendehals. Sie brechen aus und flüchten mit einem Containerschiff nach Mexiko.
Der zweite Teil der Proletarischen Trilogie ist ein wunderbares Roadmovie, ökonomisch und lakonisch erzählt. Wie immer bei Kaurismäki geraten die Figuren in üble Situationen und wehren sich nicht. Sie nehmen einfach immer alles hin. Manchmal möchte man sie schüttel und aufrütteln: unternimm was! Doch besser erstmal eine rauchen... Auch hier ist wieder die Liebe die Rettung aus dem tristen Dasein, und man schämt sich überhaupt nicht, das Happy End gut zu finden. Großartiger Film, der auch in seinem Humor völlig überzeugt, und sehr gut auf dem schmalen Grat zwischen Drama und Komödie entlang balanciert.
9/10
Bearbeitet von deadpointer, 18. November 2007, 19:07.
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