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Kitanos Regenschirme - Filmforen.de - Seite 6

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Kitanos Regenschirme


503 Antworten in diesem Thema

#151 Bastro

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Geschrieben 19. November 2007, 17:53

Kuroe / Chloe Gô Rijû, Japan 2001

Angeblich nach Motiven von Boris Vians Schaum der Tage realisiertes Erwachsenen-Liebes-Drama mit einem ausgezeichneten Shinja Tsukamoto in der männlichen Nebenrolle. Nachdem der Film wie ein typisch japanisches Feel-Good-Movie beginnt, entwickelt es sich hin zu einem handfesten Drama, als bei ihr ein Schatten in der Lunge auf dem Röntgenbild festgestellt wird. Von da ab wird der Film deutlich surrealer und metaphernlastiger und kippt in ein bedrückendes Erwachsenendrama, das aber leider nicht immer stilsicher ist. Teilweise werden da auch Standards aus Horrorfilmen bemüht. Ätz! Insgesamt jedoch herausragend wegen der ersten Kennenlern-Szene, und überhaupt wegen des generell hohen Niveaus der Darstellerleistungen. Wegen des schlingenrden Drehbuchs gibt's Abzug. Fazit: Kann man, muß man aber nicht.

5/10

#152 Bastro

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Geschrieben 20. November 2007, 10:31

Kowei Onna / Unholy Women Keita Amemiya / Takuji Suzuki / Keisuke Toyoshima, Japan 2006


Gesitergeschichten aus Japan: wer braucht das heute noch? Nun ja, wer einmal abhängig war, greift immer mal wieder zu - weiß jeder Pädagoge. Und so kann man sich in Abständen guten Gewissens auch aus diesem Genre wieder eine Dosis reinhauen.

DAS KLAPPERN, der Opener, ist leider die schwächste der Dreien. Eine Frau läuft nachts nach Hause, wirft einen Blumenstrauß, der zum Gedenken eines Toten am Wegesrand steht, um, und wird in eine Wiedergängergeschichte um den Selbstmord eines Mädchens, das sich ebenda vom Hochhaus gestürzt hat, gezogen. Diese hat noch eine unheimliche Mutter in rotem Kleid, die nichts für die gleichgültige Umwelt übrig hat. Alls in allem ein paar gute Schocks, etwa wie bei SHUTTER, viele Zitate (RINGU, und vom fantastischen und unterschätzten KAKASHI), und sonst: Gewohntes, leider. Viel Zierrat, dann noch CGI, vermutlich der teuerste Film der dreien, und dabei der unoriginellste. Nicht schlecht direkt, aber halt nur einer mehr...

STAHL / HAGANE ist die sukrilste Geschichte: ein Mechaniker wird von seinem Chef dazu angehalten, mal mit der Tochter auszugehen. Diese ist sexy ohne Ende, hat aber einen Kartoffelsack übergestülpt. Und macht komische Geräusche. Sicher ein weites Feld für Interpreten unterdrückter Sexualphantasien und korsettierenden Gesellschaftszwängen. Letztendlich geht das aber alles nicht so richtig auf, und ist halt doch eine Geschichte über Untote....Oder so. Gut auch, weil selbstironisch und mit Humor. Lohnend!

DAS ERBE ist nach meinem Geschmack und die beste der Dreien; eigentlich ein Familiendrama mit einem finsteren Geheimnis in der Vergangenheit und Kindern als Opfer. Hier überzeugen alle Schauspieler, die atmosphärische Story, das Setting. Sehr unheimlich, der Zuschauer muß ständig seine Position neu definieren. Gut gemacht. Hier hätte man vielleicht auch einen 1stündigen Film draus machen können.

Insgesamt mal wieder eine lohnende Kompilation an Kurzfilmen. Nicht so überzeugend wie die beiden THREE - Zusammenstellungen, aber besser als so mancher Takashi Shimizu-Streifen, der hier im letzten Teil wohl beratend tätig war.

6/10

#153 Bastro

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Geschrieben 22. November 2007, 15:33

American Gangster Ridley Scott, USA 2007

Frank Lucas (Denzel Washington) zieht in den 70ern ein riesiges Heroinschmuggelgeschäft auf, und wird erfolgreicher als seine italienischen Mafiakollegen. Ein ehrlicher Cop, Richie Roberts (Russell Crowe), will ihm "das Handwerk legen"...

Ein lausiges Sprichwort von mir für diesen lausigen Film. Ridley Scott schafft es, einen Film komplett ohne eine einzige originelle Idee zu drehen. Dafür braucht er natürlich dann auch die Überlänge. Jesses, der hört überhaupt nimmer auf... An diesem Film ist so viel sehr ärgerlich, etwa die Eindimensionalität der Figuren. Richie Roberts Ehrlichkeit etwa ist besonders schlimm im Gerichtssaal, als er zugibt, kein guter Vater für sein Kind zu sein. Oder Lucas' Idealisierung als Geschäftsmann im Anzug, der wert auf Stil legt, und eigentlich ein sanftmütiger Bruder und Ehemann ist. Die Gewaltszenen, in denen er zuhaut, wirken wie ein Fremdkörper im Film. Auch dieser hammerharte Anfang -jemand wird mit Benzin überschüttet, dann verbrannt- steht in keinem Verhältnis zum ansonsten eher gemäßigten Film. Die Cops sehen alle aus wie white trash, die Gangster wie SoulFunk-Götter. Da muß natürlich auch Womacks "Across 110th Street kommen", weil wir das ja noch nie in so einem Zusammenhang gehört haben. Oder wie Lucas sich rührend um seine Mutter kümmert: er kauft ihr ein schönes weißes Haus auf einem grünen Hügel. Ein kleines herrschaftliches Anwesen für die Mama. Ich könnte Kotzen. In diesem Film gibt es auch nur geile SoulTussen mit Hotpants, die sich einen Druck setzen. Heroin ist so geil. Und weil ich's als Regisseur nicht nötig hab, Herointote zu zeigen, bin ich noch geiler. Das ist keine subjektive Kamera! Das ist nur ein doofer langweiliger Film ohne Ideen für's Massenpublikum.
Außerdem vermisse ich so etwas we eine 'narrative Dichte', in der eine Handlung zwingend auf die andere folgt. Der Film jedoch holpert immer so vor sich hin, mal der Erzählstrang, mal der, jetzt mal dort hin usw. Da hätte man vielleicht im Mittelteil was rauskürzen können und mehr auf eine durchgehende Handlung mit einem konsequent inszenierten Spannungsbogen setzen sollen; denn auch vom Gegenteil, einem multiperspektivischen Gesellschaftspastiche, ist dieser Film meilenweit entfernt.

Im Cinedom dann noch eine neue Erfahrung: mittlerweile telephoniert man auch während des Films. "Nein ich kann nicht, bin gerade im Kino...Was? Ja klar, wo denn,... ich ruf zurück...". Alle paar Minuten geht woanders ein Display an, es könnte ja eine lebenswichtige SMS gekommen sein. Aber bei diesem Film, der so voller Stereotype ist, kann ein bißchen Unterhaltung nicht schaden. Ich sollte nicht so streng sein mit den Mädels in weißen Jeans und Goldohrringen und ihren Freunden mit den rasierten Augenbrauen....

3/10

Bearbeitet von deadpointer, 22. November 2007, 15:45.


#154 Bastro

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Geschrieben 25. November 2007, 12:05

Déjà Vu - Wettlauf gegen die Zeit Tony Scott, USA 2006

Wider Erwarten hat mir dieser Actionfilm ziemlich gut gefallen. Trotz des stark emotionalisierenden Themas (etwas verkürzt runtergebrochen: Terroristen, die Kinder in die Luft sprengen) bekommt Scott eine gute Balance hin und gleitet weder zu sehr in pathetische Höhen, noch in ultroreaktionäre Korreggdness ab. Auch wenn Herr Schäuble gut vor der Monitorwand vorstellbar wäre, die die Vergangenheit zu Überwachungszwecken wiederauferstehen läßt (a dream comes true) - dieser Technik-Porno überzeugt sowohl inhaltlich, da der Zeitreiseaspekt neu angegangen wird (ob schlußendlich plausibel weiß ich nicht- Knoten im Hirn), als auch schauspielerisch. Denzel Washington wirkt sehr überzeugend und viel besser als in American Krankster. Die gutgelaunt spöttisch-entwaffnende Nonchalance scheint erst gar nicht, und dann umso mehr zum eigentlich sehr ernsten Thema zu passen. Filmisch ist der Film unerwartet ruhig, viel ruhiger und fließender als es der auf Bombast angelegte Trailer zunächst suggeriert.

7/10

Bearbeitet von deadpointer, 25. November 2007, 12:06.


#155 Bastro

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Geschrieben 25. November 2007, 18:26

Tulitikkutehtaan tyttö / Das Mädchen aus der Streichholzfabrik Aki Kaurismäki, Finnland 1989

Im dritten Teil der 'Proletarischen Trilogie' wählt Kaurismäki einen herberen Ansatz, als in den ersten beiden: harter, dabei sehr stilisierter, Realismus. Das Thema Kommunikationsunfähigkeit scheint zunächst das Hauptthema zu sein: nach 18 Minuten fällt das erste Wort: "Schlampe!". So spricht man nicht mit seiner Tochter; schon gar nicht, wenn diese einen ernährt. Kati Outinen gibt souverän 'das Mädchen', die von allen mißbraucht wird. Ausbruchversuche werden mit umso größerer Härte und sozialer Kälte heimgezahlt. Erst das Ende schwenkt um: da gewährt uns Kaurismäki im bitteren Schluß den schwarzen Humor. Zum Glück, muß man sagen; aber so schlimm kann ein Leben sein.

8/10

Bearbeitet von deadpointer, 25. November 2007, 18:27.


#156 Bastro

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Geschrieben 26. November 2007, 19:14

The Evil Dead /Tanz der Teufel Sam Raimi, USA 1982

Das für mich vielleicht wichtigste und beeindruckendste Filmerlebnis meiner Jugend.
Die Eltern des Freunds waren abends weg, er hatte das VHS Tape irgendwo ergattert, das mußten wir sehn! Spätnachts dann zurück nach Hause, alles dunkel, überall Nebel. Selten hatte ich später wieder so eine Angst.
Dann -Jahre später- hab ich ihn wieder angeschaut, und da sah ich ihn zum ersten Mal in Farbe! Die VHS, die wir damals sahen, war schon so durchgenudelt, daß der Film schwarz/weiß gewesen war...
Und jetzt? 20 Jahre später? Immer noch toll, und ich erinnere mich gut an die Angst von damals, und wie übel ich das fand, daß Bruce Campbell fast auf seine eigene Freundin schießt! Und deren Lachen und Singsang ist fast das Unheimlichste am ganzen Film.
Über die großen Schwächen des Drehbuchs kann man hinwegsehen, als Fan.
Jetzt war ich zudem vom Score sehr begeistert: das ist ja der akkustische Höllentrip! Sehr geil extrem. Und radikaler, als in allen zeitgenössischen Produktionen.

10/10

#157 Bastro

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Geschrieben 27. November 2007, 19:35

Caché von Michael Haneke hat mir sehr gut gefallen. Daniel Auteuil wird von seiner verdrängten Vergangenheit eingeholt, und muß sich entscheiden zwischen Ehrlichkeit und Lüge. Juliette Binoche ist nicht doof und läßt sich nicht so leicht hinters Licht führen. Verknüpft wird das mit einem Bedrohungsplot, der den familiären Zusammenhalt zu sprengen droht: heimlich gedrehte Videobänder und Telefonanrufe terrorisieren die bourgeoise Familie und zerrütten zunehmend den Zusammenhalt. Filmtechnisch äußerst geschickt nutzt Haneke dabei Strategien der Verunsicherung, insbesondere auch des Zuschauers. Der weiß oft nicht mehr, welches Bild er da gerade sieht: ist es die filmische Wirkichkeit, oder deren Abbildung. Die Position muß ständig revidiert werden. Und weil Haneke ein Auteur ist, bemüht er auch kein eindeutiges oder gar moralisches Ende. Sondern ein Standbild, das ein Suchbild ist. Da passiert mehr, als es auf den ersten Blick scheint... Ende offen, alles nicht gut. 9/10

The War Zone von Tim Roth kratzt ebenfalls, aber ganz anders, an der gesellschaftlichen Schutzzelle 'Familie'. Eine Mißbrauchsgeschichte vor dem Hintergrund des rauhen britischen Devonshire. Ohne Schablone, ohne Schuldzuweisung, einfach nur schrecklich, ohne Lösung. Hier gibt es keine Lösung, nur Verlierer. Ganz toll, mit subtiler Bildsprache und großartigen Schauspielern. Bin schwer beeindruckt. 9/10

#158 Bastro

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Geschrieben 29. November 2007, 10:56

THX 1138 George Lucas, USA 1971

Lucas' erster Film ist direkt eine superästhetische Steilvorlage ans Dystopie-Kino: der Mensch als Nummer ist ein Erfüllungsgehilfe der Maschinen, der irgendwo irgendwann unter der Erde und permanent sediert seine Lebenszeit ablebt. Von aktivem 'Leben' kann hier erst gesprochen werden, als die strengen Regeln aufgebrochen werden: die verführerische Frau bringt den Mann dazu, sich für eine Persönlichkeit und gegen das System zu entscheiden. Dafür landen sie dann im weißen Nichts. Hier ist dann der Film dann an seinem optischen Höhepunkt angekommen, und zugleich: an der dramaturgischen Problemstelle, da zähe und anstrengende Dialoge alles Tempo rausnehmen. Später wieder schöne U-Bahn-Bilder und Fluchtmotive. Von diesem Film kann man, denke ich, begeistert sein oder schwer genervt. Oder wie ich: unentschieden, da ungeheures Potential in ihm steckt (inhaltlich wie bildästhetisch); doch für Begeisterung ist der Braten nicht saftig genug.

?/10

#159 Bastro

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Geschrieben 30. November 2007, 13:13

American Psycho von Mary Harron ist wie Kinderspielzeug für den erfolgreichen Single-Mann. Ein echtes yuppie-rolemodel. Der Film stellt aber auch ein paar interessante Fragen: nämlich die nach Eigen- und Fremdwahrnehmung der Person, und darüber hinaus, was Identität ausmacht. Wenn die Herren alle die gleichen Anzüge tragen, dieselben Brillen, fast dieselben Visitenkarten haben. Und sogar der eigene Anwalt nicht mehr weiß, wer wer ist. Zum anderen stellt sich die Frage nach der Wahrhaftigkeit der Ereignisse: was ist Einbildung, was Realität, wenn sich die Wahrnehmungskategorien so auflösen. Was ist mit den Alibis? Was mit den Toten? Gib es die wirklich?

Nordkurve von Adolf Winkelmann fängt lahm und zerhackstückt an. Wenn ein Film schon mit einer Sexszene beginnt... In der zweiten Hälfte findet er aber zu sich, vor allem die Szenen im Stadion sind gut gelungen. Fußball = Männerwelt, würd ich sagen. Irgendwie stelle ich mir so immer den Bayern München Vorstand vor, Uli Hoeneß und Kollegen. Und dann kommt Mayer-Vorfelder vorbei. Noch'n Pils? Ne Nutte? Strotzt vor Klischees (so sind die Männer eben) und schlechten Schauspielerleistungen. Und damit meine ich nicht die Laien.

Bearbeitet von deadpointer, 30. November 2007, 13:14.


#160 Bastro

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Geschrieben 01. Dezember 2007, 20:00

Lemming Dominik Moll, Frankreich 2005

Gute Schauspieler, ungute Konstruktion. Absurd, fast. Trotzdem nicht langweilig. Oh Charlotte! Schlimm allerdings der Nachklapp des Erzählers, dann die Musik. Zum Glück hab ich den nicht im Kino gesehen.

#161 Bastro

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Geschrieben 02. Dezember 2007, 10:25

A Battle of Wits / Mo Gong Jacob Cheung, China/HK/J/SüdKorea 2006

Historienepos: 370 B.C.: China ist in viele unabhängige Königreiche geteilt. Das Reich Zhao sucht das Reich Yan zu unterwerfen. Man schickt eine 100 000 Mann starke Truppe los, die auf dem Weg mal eben kurz noch das kleine Liang einsacken soll; das allerdings gelingt ihnen nicht, denn der ambitionierte Prinz Liang Shi weiß sich zu wehren. Zudem bekommt er Unterstützung des Mózi Ge Li, eines weisen Mönchs, der sich als Berater anbietet. Es kommt zum Kampf des David gegen den Goliath...

Wenn man jetzt Yimousches Ausstattungskino erwartet, wird man bitter enttäuscht: hier ist alles staubig und dreckig. Die Referenz ist eindeutig MUSA. In spannender. Andy Lau als Ge Li spielt wunderbar den ernsten Mózi, der sich im Subplot nach und nach in die unglaublich hübsche Fan Bingbing verliebt. Sehr verständlich, wer wollte da nicht mit ihm tauschen! Letztendlich geht es aber um die 'Anatomie einer Schlacht', die doch sehr mitzureißen weiß; denn auch der Feldherr der Zhaos, gespielt vom großen Sung-Kee Ahn (MUSA, KILIMANJARO), ist nicht auf den Kopf gefallen. Wirklich positiv fällt auf, daß der Film angenehm auf dem Teppich bleibt, obwohl so ein Stoff sehr zum Heldenpathos einlädt. So gut wie alle klischeehaften Kitschfallen werden gekonnt umgangen, was dem Film sehr gut tut. Auch gibt es keine durchgestylten Martial Arts-Kämpfe à la HERO; man orientiert sich eher am Ritterfilm.

Beinah vergesssen hatte ich diesen Eintrag des Films, den ich beim FOCUS ASIA gesehen hatte. Der einzige leider, aber ich fand ihn so gelungen , daß ich nicht direkt noch einen zweiten hinterherschieben konnte. Die deutsche DVD kommt wohl Anfang des Jahres in der dämlichen Goldbox der Amazia-Serie.

7/10

#162 Bastro

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Geschrieben 02. Dezember 2007, 21:24

Der weisse Hai / Jaws Steven Spielberg, USA 1975

Riesenklassiker. Die erste Unterwassserszene mit der Schwimmerin, dem ersten Opfer, erinnert stark an Jack Arnolds CREATURE. In der ersten Hälfte wird der Hai noch sehr dämonisiert als 'Das Böse', besonders wegen der Musik. Später relativiert sich das, da wird er naturwissenschaftlich zur Maschine umgedeutet - vor allem durch den Einfluß Hoopers (Dreyfuss). Die Zuweisung des Negativen verkehrt sich, und immer stärker werden die Menschen, vor allem die Politiker (der Bürgermeister) ins Schußfeld genommen. Auf dem Boot dann eine Männergesellschaft, da laufen die Schauspieler zur Höchstform auf. Lustig, wie sich alle betrunken ihre Narben zeigen (Hai-, Moränenbiss,...), und Roy Schneider kurz das Shirt hochhebt, er sich aber schämt, und es schnell wieder fallen läßt: er hat nur eine poplige Blinddarmnarbe.
Toll gefilmt, und der Hai kommt immer noch sehr gut; kann da keine wirklichen Nachteile gegenüber einer teuren CGI-Produktion erkennen. Super.

8/10

#163 Bastro

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Geschrieben 03. Dezember 2007, 16:25

Exte: Hair Extensions / Ekusute Sion Sono, Japan 2007

Äußerst bekloppte Angelegenheit; sogar fast so unterirdisch wie TOKYO PSYCHO von Ataru Oikawa, der den Platz meiner persönlichen Übergurke einnimmt. EXTE ist besser. Ja,.... ganz hübsche Darstellerinnen, und nette Story mit ihrer kleinen Cousine. Ansonsten überdrehter Popcorn-Horror mit viel Tricks und ohne Atmosphäre. Dialoge vom Format: "Meine Nasenhaare wachsen in letzter Zeit sehr schnell..."/ "Das ist sicher die Luftverschmutzung!". Und das ist der erste Dialog im Film! Später gibt es dann fernöstliche Weisheiten: "Wenn man die Organe und die Augen stiehlt, werden die Harre wütend und rächen sich." Dazu gesellt sich ein dummruppiger Schnitt um die Sache abzurunden. Einfach ein 2stündiger Quark. Ich kann mir ehrlich gesagt auch keine Zielgruppe vorstellen, der das gefallen könnte (nicht mal Frisörlehrlingen). Dummerweise kann man sowas auch nicht weiterverschenken, da kriegt man nur Ärger.

1/10

für Chiaki Kuriyama, die in einer Szene mit dem Fahrrad durch den Vorort kurvt wie in einem Shunji Iwai-Film.

Bearbeitet von deadpointer, 03. Dezember 2007, 16:29.


#164 Bastro

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Geschrieben 04. Dezember 2007, 12:47

Mah Nakorn / Citizen Dog Wisit Sasanatieng, Thailand 2004

Knallbuntes und quietschmelancholisches Bilderallerlei aus dem heutigen Bangkok. Innerhalb des größeren Erzählrahmens (lovestory) werden 1000 Miniaturen miterzählt, vom abgeschnitten Finger in der Sardinenbüchse bis hin zum Plastikflaschenberg. Gut gelaunt und sehr rundes Kerlchen. Leider zerflattert der Film inhaltlich durch die extrem vielen Abschweifungen. Er ist und bleibt aber ein Grundsympath.

#165 Bastro

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Geschrieben 06. Dezember 2007, 11:51

Esmas Geheimnis - Grbavica Jasmila Zbanic, Bosnien-Herzegowina/D/Kroatien/Ö 2006

Im Stadtteil Grbavica (Sarajevo) lebt Esma mit ihrer Tochter Sara, die auf einen Schulausflug mit will. Das kostet aber Geld, das die Familie ohne Vater ('ein Kriegsheld') nicht hat. Denn man lebt mehr schlecht als recht von den geringen Einkünften, die schlechte Jobs so bringen. Erbringt man allerdings den Kriegsheldennachweis des Vaters, ein amtliches Dokument, so bekommt man den Schulausflug fast für umsonst. Doch plötzlich hat es Esma nicht mehr so eilig, den Nachweis vorzulegen: sie kann es nämlich nicht...

Ein sehr übles Thema, das hier Gegenstand des Filmes ist: die Massenvergewaltigungen bosnischer Frauen in Straflagern durch serbische Soldaten. Sara ist ein Kind ungezählter, über 2 Jahre hinweg erlittener Vergewaltigungen. Nicht nur, daß Esma danach irgendwie weiterleben muß, ist das erschütternde, sondern auch, wie sich vor so einem Hintergrund ein Familie aufbauen läßt; da die Tochter noch das ungewollte aus eben diesen Vergewaltigungen ist.
Zum Glück ist der Film nicht auf 'Sensationen' aus, sondern auf die Möglichkeiten, die Liebe schaffen kann. Die Vergewaltigungen werden also nicht gezeigt, auch nicht in Flashbacks; der Film steigt ein, als im Alltagsleben alles wieder halbwegs 'normal' läuft. Dennoch ist die Fragilität des Zustands in jedem Moment spürbar. Hier zeigt sich auch die schauspielerische Brillianz Mirjana Karanovics, die die zurückhaltende, verstörte und vorallem: kämpfende Esma eindrücklich veranschaulicht. Das alles vor Bildern des vor kurzem noch tobenden Kriegs: die zerstörte Stadt Sarajevo ist auch ein wenig ein Handlungsträger des Films, weit weniger allerdings, als es der Filmtitel suggeriert. Man sieht ein paar Bilder von Anhöhen aus, die Einschußlöcher an beinah jedem Haus, ständig wird irgendwo in der Umgebung ein Massengrab entdeckt. Die Kinder müssen sich unzählige Leichen ansehn, ob vielleicht Geschwister oder Verwandte darunter sind.
Ein Film, der sehr subtil auf die immensen Schrecken bezug nimmt, die sich direkt vor unserer Haustür abgespielt haben. Wo halb Deutschland vorgestern noch im Urlaub war. Und ein zerteiltes Land, für das sich heute in Zeiten des Bahnstreiks eigentlich keiner mehr interessiert. Man muß dem Film hoch anrechnen, daß er einem wohlgesättigten Zentraleuropäer mal wieder das entenbratenfette Gewissen ankratzt.

Das aber sind moralische Argumente. Zum Filmischen gibt es von mir auch Einschränkendes, Dinge die übel aufstoßen. Zum einen: man ist hier wieder sehr auf der richtigen Seite. Der Film wagt einfach nichts, was einen -über den Inhalt hinaus- verstören könnte. Man sitzt also völlig im Arthaus-Boot, mit seinem Glas Rotwein in der Hand, und schaut r e l e v a n t e Filme. Kurz fällt der Genuß des Tropfens schwer -: "die armen Menschen", nach einem kleinen Käsesnack geht's aber wieder. Mißbrauchsthemen sind ja per se schrecklich und abstoßend, das ist nichts Neues. Daß der Film nichts zeigt, ist gleichzeitig sein Programm; ihn interessiert ja auch die Zeit danach. Er ist also auch ein Friedensangebot und beutet sein Sujet nicht aus. Gleichzeitig wird er so aber auch sehr konsumierbar. Aber das ist vielleicht auch nur Meckern an hohem Niveau, von einem, der noch nie einen Film hat realisieren müssen.
Die deutsche Synchro ist übrigens nicht zu empfehlen. Ein Umschalten auf den Originalton macht schnell deutlich, warum.

Fazit: mehr solche Filme! mehr aus dem ehemaligen Jugoslawien! nicht schon wieder Wegschauen die ganze Zeit! aber: bitte nicht so Festivalpreiskonform. Mehr Mut bitte.
Wenn die Kamera über die Gesichter der Frauen im Begegnungszentrum schwenkt, dann sieht man so viele Schicksale, ohne daß ein Wort gesprochen würde. Da hätte man zu jedem Gesicht ein Film drehen können.

Bearbeitet von deadpointer, 06. Dezember 2007, 13:48.


#166 Bastro

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Geschrieben 08. Dezember 2007, 12:29

Battles without Honor and Humanity / Jingi Naki Tatakai Kinji Fukasaku, Japan 1973

Hiroshima nach dem 2. Weltkrieg: verschiedene Yakuza-Banden kämpfen um die Macht, wobei sich besonders der Yamamori- gegen den Doi-Clan durchsetzen muß.
Fukasakus "realistischer" Yakuza-Film wid als Meisterwerk gehandelt, als Film, der eine neue Epoche im Genre einläutete. Vorbei ist die Zeit der Heroisierung der Gangster: der Film, der auf den Tagebuchaufzeichnungen eines Bandenchefs basiert, zeigt schonungslos die Realität, die sich hinter der Mythisierung verbirgt. Und so ist der Film auch ein wildes Raufen wilder Hunde, die Blut geleckt haben. Im ersten Drittel des Films geht es dermaßen drunter und drüber - die normalen Koordinationspunkte wie eine kontinuierliche Handlung, ein Thema, die Protagonisten, sind nicht vorhanden. Der Betrachter versinkt im Strudel der Gewalt und kann sich nirgends festhalten. Nach und nach kristallisieren sich die beiden (Anti-)Helden heraus: Yoshio Yamamori (Nobuo Kaneko) und Shozo Hirono (Bunta Sugawara), die sich im weiteren Verlauf des Films als Freunde und dann als Rivalen gegenüberstehen.
Fukasaku gelingt es dadurch, moralische Werte zu verhandeln, Standards, die sich im allgemeinen Machtstreben aufgelöst haben. Nur der einzelne in seiner individuellen Entscheidung scheint noch "frei" wählen zu können - wohl wissend, daß ihn das das Leben kosten kann. Der im Titel angesprochene Ehrbegriff ist selbstredend verabschiedet. Der Yakuza, der sich zu Beginn noch den Finger abschneidet, und so den (veralteten) Ehrencodex bedient, wird von den anderen nicht mehr verstanden. Sogar der Yakuzaboß, der den Finger als Sühneopfer empfängt, tut die Tat lachend als überzogene Handlung ab.

Extrem blutig und gewalttätig erscheint dieser japanische GODFATHER entindividualisiert und damit auch ziemlich sympathieresistent. Der Zuschauer betrachtet ein System, das sich selbst verzehrt, und wirft den Zuschauer auf sich selbst zurück, der doch so gerne einen Helden wie Vito oder Michael im Film entdecken würde, an dem er sich festhalten kann. Das kann er nicht. Ein nihilistischer Film.

Herb, aber konsequent.

Bearbeitet von deadpointer, 08. Dezember 2007, 12:33.


#167 Bastro

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Geschrieben 09. Dezember 2007, 11:24

Planet Terror Robert Rodriguez, USA 2007

Wunderbarer Actionkracher mit hohem Tempo und tollen Schauspielern. Die vielfach negativen Kritiken hatten meine Erwartungen niedrig gehalten, doch zu Unrecht! So stelle ich mir intelligentes Zitatkino vor, mit Liebe zum Detail. Etwas lang geraten in der 2. Hälfte und (zu) viele Bilddefekte, aber egal. Zusammen mit DEATH PROOF ein tolles Projekt, der aber doch der bessere der beiden ist.

Bearbeitet von deadpointer, 09. Dezember 2007, 11:29.


#168 Bastro

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Geschrieben 11. Dezember 2007, 13:07

The Wind That Shakes the Barley Ken Loach, Ir/D/Fr/... 2006

Damien (Cillian Murphy) gibt nach einigem Zögern seine Arztkarriere auf, um für die irische Unabhängigkeit zu kämpfen.
Abgesehen von unglaublich grausamen Szenen ist der Film für jeden, der ein Problem mit herumschreienden Autoritäten hat, kaum auszuhalten. Ein Film, der unglaublich mitnimmt ohne pathetisch zu sein. Die eine oder andere politische Schablone kennt man, die aber nicht verhindern kann, daß man völlig in den Film gesaugt und mitgerissen wird. Daß der Film auch in seiner politischen Haltung ambivalent genug bleibt, ist seine Stärke. Von den Schauspielern gar nicht zu reden... Pflicht.


Halloween John Carpenter, USA 1978

Daß es auch hier ein psychologisierendes Vorgeplänkel gibt hatte ich total vergessen. Auch daß zweispurig in der Argumentation gefahren wird: Loomis (Pleasance) spricht vom "Bösen" schlechthin, erkennbar an den schwarzen Augen (Dämonisierung). Andererseits die Morde aber als nichterklärbare Killertaten durchzurationalisieren, für die es kein Motiv gibt, nur den Auslöser: Michaels (geistes-)Krankheit, wegen der er auch in der Irrenanstalt abgeschoben war. Für mich DER Slasher-Film schlechthin, wegen
der permanent verstörenen Musik, die die Kleinstadt-Idylle als nur scheinbar sicheren Zustand entlarvt,
der Beobachter-Kamera, die dem Zuschauer immer mehr Informationen liefert, als den Figuren,
die dann sogar in die Täterperspektive wechselt,
wegen den Atemgeräuschen,
und auch wegen den permanenten Wechseln von Suspense und Schock.
Daß ausgerechnet die wackere Jungfrau zum Gegenspieler Jasons wird, will ich mal nicht bewerten.
Prägendes Kino meiner Jugend.


Mar adentro / Das Meer in mir Alejandro Amenábar Fr/It/Sp 2004

THE OTHERS hatte mir sehr gut gefallen, dieser Euthanasie-Film fällt da doch etwas ab. Javier Bardem, den ich noch aus PERDITA DURANGO kenne, ist hier etwas anders besetzt, und macht seine Sache sehr gut. Engagiert politisches Kino, teils (zu) sehr unterstützender Score, und eine etwas übertrieben konstruierte Parallelführung in der zweiten Krankengeschichte des Films, der der Julia (Belén Rueda/ EL ORFANATO). Viele mögen das vielleicht einen mutigen Film nennen, und wer jetzt nicht das Kotzen kriegt, kann den mal ankucken. Dümmer wird man nicht davon.

#169 Bastro

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Geschrieben 11. Dezember 2007, 19:17

Electric Dragon 80.000 V Sogo Ishii, Japan 2000

Dragon Eye Morrison (Tadanobu Asano) wurde als Kind vom Blitz getroffen und ist seither süchtig nach Starkstrom; überschüssige Energie läßt er an seiner E-Gitarre aus, aus der er wundblütige Feedback-Orgien herauszaubert. Beruflich ist Privatdetektiv, spezialisiert auf entlaufene Chamäleons, da diese Echsen von ihm, dem elektrischen Drachen, aufgrund der genetischen Nähe, leicht gefunden werden. Gegen später gesellt sich noch ein gewisser Thunderbolt-Buddha hinzu, der allerdings 20 Millionen Volt-Hiebe austeilen kann und Dragon Eye herausfordert.

Wer das alles erträgt sieht ein wildes Potpurri besten japanischen Schwachsinns, ein Mix aus Industrial-/Großstadt-/Manga-/Superhelden-/Punk Rock-/Overacting-Matsch, der nur lose verbunden zu einer schwachsinnigen Geschichte verknüpft ist. Aber wen interessiert schon der Inhalt! Die Machart ist postindustrielle Clip-Art, die aussieht wie ein Neurosis- oder Pitch Shifter-Video von 1995. Asano rennt viel durch die Stadt, durch Kanäle, den Untergrund, der Zug rast vorbei,...as usual. Wohl der große Bruder von Tsukamoto, der Ishii-san, aber ich finde ja, der Shinja kann's besser.

Irgendwie kommt mir das für das Produktionsjahr 2000 auch wieder furchtbar altbacken vor, und konservativ, in seinem ganzen Geschrei und Bohei.

Bearbeitet von deadpointer, 11. Dezember 2007, 19:19.


#170 Bastro

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Geschrieben 15. Dezember 2007, 21:17

Leaving Las Vegas Mike Figgis, Fr/USA 1995

Damals hatte ich den Film verpaßt, jetzt nachgeholt. Die Begeisterung Vieler aus meinem Freundeskreis kann ich leider nicht nahvollziehen; sicher, ein trauriger Film, zwei gute Darsteller,... aber wie ich finde: ein schrecklicher Soundtrack. Diese angejazzte Großstadtsaxophon-Kacke hasse ich sowieso, hier jedoch spült sie zudem alles weich. Nu ja, Alkoholismus im Schonwaschgang. Außerdem: der Film mutet einen an wie aus den Achtzigern. Der sieht so alt aus! Gut allerdings der Pelz auf Cages Brust. Dichter, als auf dem Kopf. edit, zurückschalt: auch nicht schlecht, aber enttäuschend.


Immer nie am Meer Antonin Svoboda, Österreich 2007

Diesen Humor mag ich ja, auch wenn das hier nicht an Josef Hader-Niveau heranreicht. Sicher kein "guter" Film, aber jedenfalls ein sympathischer. Von diesen Menschen ist auch keiner ein Schauspieler,... auch wenn ich den Herrn Strunk sehr schätze, sein Buch ist VIEL besser. Bin mal gespannt auf den nächsten...


Ein Haufen verwegener Hunde Enzo G. Castellari, Italien 1977

Überzeugender Kriegsfilm, der gerade durch seine exploitatitven Elemente gut funktioniert. Und das keineswegs nur als Schenkelklopfer. Besonders die retardierende Szene mit den badenden Nixen fand ich sehr ansprechend, oder auch die, in der ein Bleistift schon mal die Superbombe aushebelt.


Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht erhabenen Bürger Elio Petri, Italien 1970

Inhaltlich wie formal äußerst geglückter Polizei-Thriller. Eine brünette Schönheit treibt zweifelhafte Sexspielchen mit einem Polizeikommissar; genauer: mit DEM Kommissar Roms, dem härtesten Hund der Stadt. In ihrer Geilheit stellen sie Positionen getöteter und mißbrauchter Frauen nach, und er photographiert sie dabei. Als sie seine Machtposition in ihrer Beziehung anzweifelt, töteter sie während des sexuellen Aktes. Zudem vertuscht er die Tat nur ungenügend, bzw. legt sogar noch Fährten, die auf ihn hinweisen. Die ermittelnden Polizisten von seiner Unschuld überzeugen zu können, obwohl diese vermuten, daß er der Täter ist, soll ihm zum Beweis uneingeschränkter Macht dienen. Er treibt also ein hochgefährliches Spiel.
Filmisch sind mir sehr viele interessante Aspekte aufgefallen: etwa die permanenten Verhüllungen der Personen in Tücher vs. thematisierte Nacktheit als Analogie zum Stand der Enthüllungen der Ermittlungen; die distanzierte Kamera zu Beginn, die sehr viele Unschärfen am Bildrand zuläßt und nur das Zentrum des Bildes scharf einfängt, als würde die Verworrenheit und Unklarheit des Falles in eine Bildhaftigkeit umgesetzt werden; mit zunehmender Auflösung und Klärung des Falles nehmen die Unschärfen ab, und die Kamera fährt immer dichter, fast überdeutlich zum Schluß in die Gesichter hinein, sie "rückt ihnen" förmlich "zu Leibe", dann kommen auch die Verhöre; gesellschaftskritische Aspekte werden meist immanent thematisiert, etwa durch das permanente Einfangen des Wortes "Polizia" oder "Iustizia" an Autos und Gebäuden, durch die Darstellung des Komissars als Duce, indem er bei Reden und Ansprachen von unten gefilmt wird, die meist von Saboteuren, Studenten und unreifem Volk handeln, dem man Vorschriften machen müsse; ein Rollo wird heruntergelassen, um zu zeigen, daß hier weiterhin gemauschelt werden wird und die Öffentlichkeit keinen Einblick haben wird.
Alles in allem: völlig überzeugend, zudem spannend und sexy. Mit einem der unsympathischsten Protagonisten der Filmgeschichte.

#171 Bastro

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Geschrieben 18. Dezember 2007, 04:04

Nobody Knows / Dare mo shiranai Hirokazu Kore-eda, Japan 2004

Da wird wieder rumgemosert: viel zu lang, zähe Handlung, usw usf//und ich find's dabei nur: geilgeilgeil. Immerhin stellt sich die Frage, was man denn besseres mit seiner Zeit hätte anfangen können, wäre der Film etwas kürzer ausgefallen... am Pillermann rumspielen, so wie gestern und vorgestern? Ein "gutes" Buch lesen, einen Weihnachts"schmöker"? Oder Domian?
Man versinke in diesen Film und lasse die Tür zu.

#172 Bastro

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Geschrieben 19. Dezember 2007, 17:52

Das Verhör / Garde à vue Claude Miller, FR 1981

Zwei achtjährige Mädchen wurden ermordet und sexuell mißbraucht - ein Fall für Inspektor Gallien (Lino Ventura). Am Sylvesterabend bestellt er nochmals den angesehenen Notar und Zeugen Maître Martinaud (Michel Serrault) auf's Revier um ein paar Details zu klären. Im Verlauf des Gesprächs wächst in Gallien der Verdacht, Martinaud könnte der Täter sein...
DAS VERHÖR ist ein Duell - mit Worten. Sehr spannend, als Kammerspiel angelegt, stehen sich die beiden Flaggschiffe des französischen Kinos gegenüber. Der über weite Strecken zentrale Raum des Geschehens ist das Büro des Kommissars innerhalb des Polizeireviers, lediglich einige kurze Einblendungen der Tatorte stecken den Horizont ab. Auch die Einheit der Zeit ist weitestgehend gewahrt, die Ereignisse spielen sich ausschließlich in der Sylvesternacht ab, beginnend am frühen Abend bis zum nächsten Morgen. Diese Situation hat so gar nichts Festliches an sich: die Atmosphäre wird durch die Dunkelheit der Nacht bestimmt, durch die Neonlichter der nächtlichen Stadt, die durch die Fensterscheiben hereindringen, die Enge des Büros, und durch den permanenten Regen. Die Einblendungen der unwirtlichen Tatorte verstärken noch die Tristesse.
Romy Schneider spielt die Ehefrau Martinauds, die sich ihrem Gatten seit Jahren verweigert und mehr als genug von ihm hat. Besonders wegen seines dubiosen "Verhältnisses" zu seiner Nichte Camille formuliert sie ihre Aussage so, daß sie ihrem Gatten schadet. Sie gibt die Aristokratische und betritt erhobenen Hauptes den verdunkelten Raum wie eine russische Gräfin mit Nerz und Stola.
Und am Ende, als alles geklärt scheint, werden die Karten nochmal neu gemischt. Frankreich, mon amour.

#173 Bastro

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Geschrieben 05. Januar 2008, 22:29

Black Water D. Nerlich / A. Traucki, Australien 2007

Der Fishing-Trip auf einem australischen Fluß im tropischen Urwald gerät zum Überlebenskampf, als ein mörderisches Krokodil auftaucht.
Der Film beginnt mit einer Standardsituation und macht seine Sache zunächst ordentlich. Doch wenn dann der Tierhorror einsetzt wird's zunehmend doof; das liegt vor allem an der Anthropomorphisierung des Reptils - und als ob das nicht schon genügen würde, wird es im Verlauf auch noch dämonisiert. Da hilft dann auch ein deutliches JAWS-Zitat nix mehr. Man entblödet sich auch nicht eine Szene mit einem abgetrennten Arm einzufügen, bei dem der Film vollends unfreiwillig komisch wird. Das offene Ende ist dann wieder ein Pluspunkt, wie generell die ordentlichen Schauspielerleistungen. Die beiden sexyen Frauen tun ihr übriges. Wieso tragen diese eigentlich alle immer diese luftigen Tops und Trägershirts? Und warum beugen sie sich immer vor? Die Welt kann so geil sein,... Deutlich schlechter als WOLF CREEK, etwas schlechter als LOST THINGS. Nicht zu ärgerlich einerseits, aber andererseits,...

#174 Bastro

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Geschrieben 08. Januar 2008, 20:05

Chi ma / Blood Brothers Chang Cheh, HK 1973

Zwei Tagediebe, die ihr Handkantengeschäft durchaus verstehen, schließen sich mit dem Durchreisenden Ma zusammen, um eine kriminelle Vereinigung zu gründen. Nun, so gut wie unbesiegbar, steht ihrem Erfolg nichts mehr im Wege. Wäre da nicht der Ehrgeiz Mas, und natürlich die Versuchung schlechthin: richtig, eine Frau.
Ganz hervorragender Shaw-Klassiker mit Ti Lung und David Chiang, der vor allem durch seine epische Klasse überzeugt. Mittlerweile mein 6. Shaw - und ich bin angefixt. Ein bis zwei Filme von dem Zeug brauch ich immer zuhause, sonst werd ich nervös.

#175 Bastro

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Geschrieben 10. Januar 2008, 20:22

I Am Legend Francis Lawrence, USA 2007

Das war mal ein gelungenes Abendmahl um 17:30h: zwei Reißdorf und ne Tüte Popcorn, dazu der Blockbuster. Will Smith, das muß man anerkennen, trägt den Film komplett allein. Und das, obwohl der Film so einige Peinlichkeiten bereit hält. Etwa seine Wohnung; man wähnt sich in den Photographien der Tina Barney, in denen sich der gutbürgerlich-bourgeoise Ami selbst entlarvt. Ich sag nur: Klimmzugstange und Van Gogh im Goldrahmen, Bob Marley und Shrek. Ja, da kann man einen Schreck bekommen. Aber Will kriegt die Kurve, denn immerhin ist er nicht nur DER Wissenschaftler schlechthin, sondern auch Armeegeneralist, der sich mit der Bummbumm gut auskennt. Und Ground Zero ist SEIN Ground Zero, er kann den Vampiren, Zombies, oder wat auch immer das für blutleere Monstren sind, nicht das Feld überlassen (Bärte haben sie nicht!). Ich als Filmamateur kenne natürlich den Omega-Mann nicht, auch nicht den ganz alten mit Vincent Price. Für mich ist die Referenz erstmal der 28 DAYS LATER. Und da liegt auch der Knackpunkt: im Gegensatz zu 28 Days konnte mich LEGEND nicht ergreifen. Er ist spannend, er hat mich getollschockt, er ist gut aufgebaut, und Will Smith ist auch ordentlich (dieser Bizeps!). Aber berührt hat er mich nicht. Nu, das ist ja auch kein Kriterium, schreit man von der Theoriebank. Richtig. Dafür reicht denn auch 1 mal schauen.

Ach: Wer noch nicht weiß, wie die amerikanische Flagge aussieht, kann sie hier ausgiebig studieren.




Anmerkung: es gab den JOHN RAMBO Trailer. Ich erwarte den mit großer Vorfreude, befürchte aber, daß diesr Quark ein arger Rohrkrepierer wird. Sowas kann man doch nicht ernst nehmen!


edit: Ich vergaß anzumerken, daß die Vampire EXAKT wie der Zombie mit der Piratenaugenklappe in TOKYO ZOMBIE aussehen....

Bearbeitet von deadpointer, 10. Januar 2008, 20:29.


#176 Bastro

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Geschrieben 11. Januar 2008, 13:38

Nachtrag: der Film (I AM LEGEND) hat über Nacht eingewirkt; und je länger ich darüber nachdenke, desto übler stößt mir auf, wie unglaublich patriotisch dieser Film ist.

#177 Bastro

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Geschrieben 17. Januar 2008, 16:23

Kuro no tenshi Vol. 1 / Black Angel Takashi Ishii, Japan 1997

Ikko, deren Eltern vor ihren Augen ermordet werden, kehrt 20 Jahre später zurück, um diese zu rächen.
Zugegeben, die Inszenierung ist manchmal etwas zäh. Dazu gesellt sich der Umstand, daß der Zuschauer häufig in einem Informationsdefizit gehalten wird, welches zwar später aufgelöst wird; dennoch weiß man häufig im jeweiligen Moment nicht, was man eigentlich sieht. Das scheinen mir aber schon die Mankos zu sein. Ansonsten bekommt man einen sehr noir-stylischen und gewalttätigen Film präsentiert, der innerhalb seines klischeebehafteten Rahmens sehr originelle Bilder findet und im Zusammenspiel mit der Musik unglaublich zu faszinieren vermag. Dabei setzt man auf Atmosphäre, zu der ein guter Teil die permanente Dunkelheit / bzw. eine Art Halbschatten, beiträgt. Hier ist alles Nacht. Der Film ist ein optisches Erlebnis, ohne auf die Pauke zu hauen. Super.

#178 Bastro

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Geschrieben 18. Januar 2008, 21:08

Drums along the Mohawk John Ford, USA 1939

Exzellenter Landnahme-Western, der nicht nur durch seine Schauspieler, die Sets und den dramatischen Aufbau begeistert, sondern auch durch die heimlich gesteuerte Empathisierung des Zuschauers; und dies mit etwas Pathos, gewiß, aber ohne allzuviel Kitsch. Sehr schön auch die Selbstironie in den kurz aufflackernden humorigen Momenten. Weniger lustig ist allerdings der patriotische Gestus am Ende. Der ist wohl aber konsequent innerhalb des Handlungsrahmens, und verzeihlich, sofern man die Entstehungszeit berücksichtigt.

#179 Bastro

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Geschrieben 21. Januar 2008, 20:57

Control Anton Corbijn, USA/GB 2007

Über diesen Film kann man sicher viel schlechtes sagen; man kann aber auch sagen, daß er das Potenzial hat, lange im Gedächtnis zu bleiben. Ergreifend, zumindest die erste Hälfte. Der Rauch über Birkenau ganz am Ende geht leider gar nicht, aber da mach ich die Augen zu bei der hoffentlich baldigen DVD-Sichtung. :love: :love: :love:

Bearbeitet von deadpointer, 21. Januar 2008, 21:04.


#180 Bastro

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Geschrieben 22. Januar 2008, 10:46

American Hardcore Paul Rachman, USA 2006

Doku über den Beginn der amerikanischen Hardcore-Musikbewegung aus der Unzufriedenheit heraus über die Reagan-Regierung. Rachman konzentriert sich auf das heilige Dreigestirn BLACK FLAG, MINOR THREAT und die BAD BRAINS und interviewt viele auskunftsbereite Szenegrößen, etwa Ian MacKaye, Vic Bondi, HR, Greg Ginn, Rollins und Ken Inouye von den fast vergessenen aber supertollen MARGINAL MEN. Das ist Erinnerungs-galore pur über 'die gute alte Zeit', und am Ende wünscht man sich einen zweiten Teil. Was wurde nicht alles weggelassen! Wo ist HÜSKER DÜ, wo Raymond Pettibon? Und wie toll ging es weiter, von 85-90! Ein Film, den ich mir noch xmal ansehen werde. Und ist der Herr Flanagan von den CRO-MAGS da eigentlich gerade im Knast? Definitv eine Herzensangelegenheit.





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