Die Orte, die Häuser: In der ersten Szene marschiert Rambo die Straße entlang, auf die Kamera zu. Sie ist naß, verläuft in Kurven, links steht ein Blockhaus oder eine Hütte. Rambo sieht aus, als sei er schon lange unterwegs, mit offenem Blick, nicht unfreundlichem Gesicht, aber ernst. Am Haus läuft er vorbei, beachtet es nicht, rastet nicht. Es ist ihm kein Ort zum Verweilen. Dann verläßt er die Straße, quert eine Wiese, geht auf eine Siedlung am Rande eines Sees zu, das Ambiente ist viel freundlicher, die Sonne scheint. Rambo spricht mit der Frau seines Kriegskameraden, die gerade Wäsche aufhängt. Sie ist unfreundlich, abweisend. Rambo erfährt, daß sein letzter überlebender Fraund aus Vietnam dem Krebs erlegen ist. Die Frau ist verbittert, scheint Rambo beinah feindselig gesinnt zu sein, und anstatt ihn ins Haus zu bitten, ihm Unterkunft und eine Mahlzeit anzubieten und den Freund ihres Mannes mit Respekt, auch dem Verstorbenen gegenüber, zu behandeln, schickt sie ihn durch die abweisende Haltung zurück auf die Straße. Rambo findet auch hier keinen Platz zum Verweilen, in dieser Gesellschaft, bei diesen Menschen, in ihren Häusern. Er macht sich wieder auf den Weg unter bleiernem Himmel, zurück auf die Straße.
Die Konfrontation mit dem Sheriff geht schlecht aus für Rambo. Das erste Gebäude, das er im Film betritt, ist die Polizeistation. Er kommt als Gefangener, in Handschellen. Im Keller wird er zusammengeschlagen und "gewaschen", also gefoltert. Dieses Haus ist sogar das Gegenteil von Schutz: es beherbergt den Feind. Rambo flieht in die Wälder.
Am Ende des Films wird er - bevor er den Feind tötet - dessen Haus, d.h. die Polizeistation zerstören. Mit dem Maschinengewehr macht er es dem Erdboden gleich. Damit zerstört er nicht nur ein Gebäude, sondern auch ein Symbol, nämlich das der Sicherheit. Somit bedroht er auch den status quo der "rechtschaffenen" Bürger des Ortes. Konsequenterweise wird dem auf dem Dach der Polizeistation sitzenden Polizeichef der Boden unter den Füßen weggezogen: dessen Wut bricht sich nicht in einem Kampf Mann gegen Mann Bahn, sondern er sackt in sich zusammen, bekommt fast einen Heulkrampf. Mit dem Gebäude hat er seine Selbstsicherheit, seine sichere Basis verloren. Ein heimtückischer Schuß durch das Dachfenster ist seine letzte Rettung. Doch Rambo ist auf Tricks gefaßt.
Mit der Ermordung des Polizeichefs tötet er stellvertretend all diejenigen Amerikaner, die vor den heimgekehrten Soldaten - ganz gleich was sie erlebten, in wessen Irrglauben sie ihr Leben riskierten - die Türen ihrer Häuser verschlossen halten. Er tötet all diejenigen, die vor den schrecklichen Folgen des Krieges die Augen verschließen und zurückgezogen in ihren kleinen, spießig eingerichteten Leben selbstgerecht dahinvegetieren.
Ein zeitloser Klassiker, den ich mir immer wieder anschauen muß.
Bearbeitet von Bastro, 26. November 2008, 17:07.