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Kitanos Regenschirme? Hä? - Filmforen.de - Seite 11

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Kitanos Regenschirme? Hä?


361 Antworten in diesem Thema

#301 A Tramp

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Geschrieben 12. August 2009, 15:09

Zu "Das Projekt des Ingenieurs Pright":
Interessant. Ist das die Einstimmung aufs Bonner Sommerkino gewesen?

#302 Bastro

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Geschrieben 12. August 2009, 15:36

Sehr aufmerksam! So ist es. :cheers: Morgen geht's los mit dem Eröffnungsfilm DER SPRUNG INS GLÜCK.
Und da ich mit dem PRIGHT nicht richtig warm geworden bin, schaue ich im momentan den MABUSE.

Bearbeitet von Bastro, 12. August 2009, 15:37.


#303 A Tramp

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Geschrieben 12. August 2009, 15:47

Beitrag anzeigenBastro sagte am 12.08.2009, 16:36:

Morgen geht's los mit dem Eröffnungsfilm DER SPRUNG INS GLÜCK.
Und da ich mit dem PRIGHT nicht richtig warm geworden bin, schaue ich im momentan den MABUSE.
Viel Spaß und wenn Du Zeit hast, würde ich mich über ein paar Eindrücke freuen. Film mit live gespielter Begleitmusik will ich mir schon lange mal ansehen. Vielleicht klappt es irgendwann einmal. In Bonn sind die Veranstaltungen auch noch kostenlos, da muss also nur noch das Wetter mitspielen.

Von den ganz alten Mabuse kenne ich bisher nur "Das Testament des Dr. Mabuse". Die Filme aus den 60ern mit Wolfgang Preiss hab ich als Kind alle gesehen.

#304 Bastro

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Geschrieben 12. August 2009, 16:21

Beitrag anzeigenA Tramp sagte am 12.08.2009, 16:47:

Viel Spaß und wenn Du Zeit hast, würde ich mich über ein paar Eindrücke freuen. Film mit live gespielter Begleitmusik will ich mir schon lange mal ansehen. Vielleicht klappt es irgendwann einmal. In Bonn sind die Veranstaltungen auch noch kostenlos, da muss also nur noch das Wetter mitspielen.
Ja, ich werde auf jeden Fall was zu den Filmen schreiben. Hier ist das auch ganz unverkrampft geregelt. Zu Beginn dürfen immer ein paar Freiwillige den Flügel schleppen helfen, da er über ein paar Stufen in den Innenhof gebracht werden muß.
Wenn du Lust hättest dir das Live anzuschauen, dann bist du herzlich hier nach Bonn eingeladen. Platz haben wir genug!

Auf gutes Wetter darfst du hoffen, bekommen wirst du es nicht. Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass es zum Sommerkino immer schlecht wird. So ist es seit gestern pünktlicherweise sehr wolkenverhangen. Jedoch: Dieses Jahr überschneidet es sich wenigstens nicht mit dem FFF in Köln (sondern "nur" mit der Filmbar).

Zitat

Von den ganz alten Mabuse kenne ich bisher nur "Das Testament des Dr. Mabuse". Die Filme aus den 60ern mit Wolfgang Preiss hab ich als Kind alle gesehen.

Geht mir auch so, deshalb habe ich jetzt mit dem "Spieler" begonnen.

#305 A Tramp

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Geschrieben 12. August 2009, 17:01

Beitrag anzeigenBastro sagte am 12.08.2009, 17:21:

Ja, ich werde auf jeden Fall was zu den Filmen schreiben. Hier ist das auch ganz unverkrampft geregelt. Zu Beginn dürfen immer ein paar Freiwillige den Flügel schleppen helfen, da er über ein paar Stufen in den Innenhof gebracht werden muß.
Wenn du Lust hättest dir das Live anzuschauen, dann bist du herzlich hier nach Bonn eingeladen. Platz haben wir genug!

Auf gutes Wetter darfst du hoffen, bekommen wirst du es nicht. Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass es zum Sommerkino immer schlecht wird. So ist es seit gestern pünktlicherweise sehr wolkenverhangen. Jedoch: Dieses Jahr überschneidet es sich wenigstens nicht mit dem FFF in Köln (sondern "nur" mit der Filmbar).
Schön, ich freu mich auf Deine Einträge. Und danke für die Einladung, ich hatte dieses Jahr die Stummfilmtage terminlich im Hinterkopf, aber momentan bin ich nicht gerade in der Nähe und da lohnt sich das vom finanziellen Aufwand her einfach nicht.
Ich glaube, das Wetter ist momentan fast überall ziemlich wechselhaft. Du hattest ja schon mal das Wetter im Freilichtkino angesprochen, vielleicht ziehen heuer die dunklen Wolken mal vorbei. Aber wenn es praktisch schon dazu gehört... ;)

#306 A Tramp

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Geschrieben 15. August 2009, 14:24

Was ich Dich noch fragen wollte, stellst Du Dir für den Besuch des Stummfilmfestivals ein Programm zusammen oder gehst Du spontan zu Filmen, die Dein Interesse wecken? Muss man da zeitig vor Ort sein um einen Platz zu bekommen und wie sieht es allgemein mit dem Besuch aus?

Ich habe vorhin im Forum gestöbert und gesehen, dass Du Béla Balázs "Der Geist des Films" letztes Jahr gelesen hast. Angeregt durch Deine Beiträge habe ich gestern noch ein wenig in ein paar Büchern geblättert und bin eher zufällig auf den Text "Musik im Kino" aus "Der sichtbare Mensch [1924]" gestoßen:

"Warum wird während der Filmvorführungen immer Musik gespielt? Warum wirkt ein Film ohne Musikbegleitung peinlich? Vielleicht ist die Musik dazu da, um den luftleeren Raum zwischen den Gestalten, den sonst der Dialog überbrückt, zu füllen. Auch wirkt jede Bewegung, die vollkommen lautlos ist, unheimlich. Noch unheimlicher wäre es aber, wenn einige hundert Menschen in einem Saal beisammen säßen, stundenlang schweigend, in absoluter Stille.
Denn auffallend ist ja, daß wir nur das Fehlen der Musik sofort merken, ihr Dasein beachten wir gar nicht. Jede Musik wird uns zu jeder Szene passen. Nur wenn sie wirklich dazu gestimmt ist, dann horchen wir auf, und es berührt uns meist komisch oder peinlich. Wenn zu einer Begräbnisszene auf dem Film die Kapelle einen Trauermarsch spielt, empfinde ich das als brutal und irgendwie schamlos. Denn die Musik weckt andere Visionen, welche die des Films nur dann stören, wenn sie zu nah zu einander kommen."


Das ist schon knapp die Hälfte des Textes, den ich als sehr anregend empfand, vielleicht gerade weil er aus der Zeit der Stummfilme stammt. Da habe ich mich auch gefragt, wie die Musikbegleitung beim Stummfilmfestival denn allgemein so ankommt und wahrgenommen wird. Ich kenne mich da praktisch gar nicht aus, wird da noch drüber gesprochen (vorher/nachher)?
Interessant fand ich in dem angesprochenen Text, der die Musik im Kino als ein noch "ungelöstes Problem - für den, dem sie überhaupt ein Problem ist" umschreibt, den Schluss. Balázs schreibt:

"Ein kurzer Blick wird nicht immer in einem entsprechenden kurzen Takt zu komponieren sein. Wahrlich, in mancher langen Sonate wurde schon der Inhalt eines kurzen Blickes vertont. Viel mehr erwarte ich darum von dem umgekehrten Verfahren, das meines Wissens überhaupt noch nicht versucht worden ist. Ich denke an die Verfilmung von Musikstücken. Man könnte den Strom auch ganz irrationeller Visionen, die man beim Anhören eines Musikstückes hat, auf einem Film vorbeiziehen lassen. Vielleicht wird das noch eine eigene, neue Kunstgattung werden?"

#307 Bastro

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Geschrieben 15. August 2009, 20:21

Erstmal vielen Dank für deinen tollen Beitrag. :)

Beitrag anzeigenA Tramp sagte am 15.08.2009, 15:24:

Was ich Dich noch fragen wollte, stellst Du Dir für den Besuch des Stummfilmfestivals ein Programm zusammen oder gehst Du spontan zu Filmen, die Dein Interesse wecken? Muss man da zeitig vor Ort sein um einen Platz zu bekommen und wie sieht es allgemein mit dem Besuch aus?
Nun, ich mach das wohl so wie jeder, für den so eine Veranstaltung nicht nur eine gern gesehene Unterhaltungvariante ist und der sich ein wenig mehr für die Thematik interessiert. Ich lese das Programmheft und streich mir an, was ich sehen möchte. Da ich das öfter und immer wieder mache, ist bald alles angestrichen. :D Ein paar wenige Termine fliegen dann wieder raus, weil ich doch nicht kann; ansonsten versuche ich flexibel zu bleiben. Da ich mittlerweile mitbekommen habe, dass ich weder mich selbst noch die Filme einschätzen kann, gebe ich auch Filmen, auf die ich keine Lust habe eine Chance. Oft sind das die schönsten Erlebnisse. Heiß Ersehntes bleibt manchmal mau. Das ist ein Problem, das nur mit Gelassenheit zu lösen ist.
Zeitig da sein muß man nur in folgender Konstellation: Samstag Abend, gutes Wetter, Chaplin als Eröffnungsfilm. Traurig, aber so ist es. Und ganz stimmt es auch nicht. Die Masse macht's voll, klar, aber es sind wirklich sehr viele "Nerds" da, erfahren und bestens equipped, die besten Plätze schon 1,5 Stunden vorher reservierend.
Ich komme ne halbe Stunde vor Beginn und nehme was außen links ziemlich weit vorne. Kein Problem. Bei Regen sitzt man so nicht unter den Arkaden, klar, das ist das Risiko. Aber: Die Filmprojektion ist auf der linken Seite (zwei Drittel) der Leinwand, die Übersetzung der Zwischentitel rechts. Ich sitze also bestens. Um einen herum dann eher Sonderlinge und -leider- Zuspätkommer. Derer gibt es recht viele.

Zitat

Ich habe vorhin im Forum gestöbert und gesehen, dass Du Béla Balázs "Der Geist des Films" letztes Jahr gelesen hast. Angeregt durch Deine Beiträge habe ich gestern noch ein wenig in ein paar Büchern geblättert und bin eher zufällig auf den Text "Musik im Kino" aus "Der sichtbare Mensch [1924]" gestoßen:

"Warum wird während der Filmvorführungen immer Musik gespielt? Warum wirkt ein Film ohne Musikbegleitung peinlich? Vielleicht ist die Musik dazu da, um den luftleeren Raum zwischen den Gestalten, den sonst der Dialog überbrückt, zu füllen. Auch wirkt jede Bewegung, die vollkommen lautlos ist, unheimlich. Noch unheimlicher wäre es aber, wenn einige hundert Menschen in einem Saal beisammen säßen, stundenlang schweigend, in absoluter Stille.
Denn auffallend ist ja, daß wir nur das Fehlen der Musik sofort merken, ihr Dasein beachten wir gar nicht. Jede Musik wird uns zu jeder Szene passen. Nur wenn sie wirklich dazu gestimmt ist, dann horchen wir auf, und es berührt uns meist komisch oder peinlich. Wenn zu einer Begräbnisszene auf dem Film die Kapelle einen Trauermarsch spielt, empfinde ich das als brutal und irgendwie schamlos. Denn die Musik weckt andere Visionen, welche die des Films nur dann stören, wenn sie zu nah zu einander kommen."


Das ist schon knapp die Hälfte des Textes, den ich als sehr anregend empfand, vielleicht gerade weil er aus der Zeit der Stummfilme stammt. Da habe ich mich auch gefragt, wie die Musikbegleitung beim Stummfilmfestival denn allgemein so ankommt und wahrgenommen wird. Ich kenne mich da praktisch gar nicht aus, wird da noch drüber gesprochen (vorher/nachher)?

Sehr interessanter Text. :cheers: Erstmal: die Leute finden das toll mit der Musik, hört man ja auch die besten und bekanntesten Leute da. Ich glaube aber nicht, daß den meisten bewußt ist, wer da tatsächlich spielt. Manchmal dünkt mir, die finden das schon gut, nur weil die Musiker so eine Ausdauer haben.
Die Musiker werden auch jedesmal extra angesagt und bekommen viel Applaus, eine gute PA beschallt den Hof. Ist also fein. Darüber gesprochen wird aber eigentlich nie. Weshalb ich zu obiger Ansicht tendiere.

Für mich persönlich ist Stummfilmschauen so toll, weil ich das Gefühl habe, viel Platz zum Schauen zu haben. Ich muß nicht so viel Energie auf das Hören verwenden, quasi. Denn 1 Dimension fehlt ja tatsächlich: die Dialoge.

Balázs Gedanken scheinen mir plausibel, jedoch: ich konnte bislang zwei verschieden Herangehensweisen in Bonn ausmachen. Joachim Bärenz interpretiert kaum mit, zumindest mit wenig Effekt und Spitzen, spielt eher drüber, verschleift Stimmungen und schafft Übergänge. Ich nehme ihn deswegen weniger wahr. Finde das aber auch nicht immer passend. Wenn man zu einer Stampede kein Getrappel hört sondern elegische Fläschen, dann geht die Bildmacht ein wenig flöten. Aber vielleicht will er auch auf diese Diskrepanz (wir und unsere Konditionierungen) hinweisen.
Aljoscha Zimmermann (meist mit Tochter) hingegen unterstützt die Bilder sehr, was das Hören einfacher macht und effektiver ist. Allerdings stellt er sich so auch mehr in den Dienst des Filmes. Jedoch sind seine Sachen wunderschön. Schau dir mal den Mabuse, der Spieler Teil 1 an (wie ich gestern), das ist auch von ihm. Das ist der Hammer. Bei Bärenz denke ich manchmal, dem ist egal was auf der Leinwand passiert.
Extra für den Film komponieren beide. Ich vermute aber, Bärenz improvisiert mehr.

Zitat

Interessant fand ich in dem angesprochenen Text, der die Musik im Kino als ein noch "ungelöstes Problem - für den, dem sie überhaupt ein Problem ist" umschreibt, den Schluss. Balázs schreibt:

"Ein kurzer Blick wird nicht immer in einem entsprechenden kurzen Takt zu komponieren sein. Wahrlich, in mancher langen Sonate wurde schon der Inhalt eines kurzen Blickes vertont. Viel mehr erwarte ich darum von dem umgekehrten Verfahren, das meines Wissens überhaupt noch nicht versucht worden ist. Ich denke an die Verfilmung von Musikstücken. Man könnte den Strom auch ganz irrationeller Visionen, die man beim Anhören eines Musikstückes hat, auf einem Film vorbeiziehen lassen. Vielleicht wird das noch eine eigene, neue Kunstgattung werden?"
Da muß ich ganz klar an Tarkowskij denken. Der lustigerweise mit sehr wenig Musik auskommt. DER SPIEGEL scheint mir sehr musikalisch.
Man könnte ja mal dieses eine Ulysses-Kapitel verfilmen. Oder gibt's das schon?

Bearbeitet von Bastro, 15. August 2009, 20:26.


#308 A Tramp

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Geschrieben 16. August 2009, 12:21

Beitrag anzeigenBastro sagte am 15.08.2009, 21:21:

Nun, ich mach das wohl so wie jeder, für den so eine Veranstaltung nicht nur eine gern gesehene Unterhaltungvariante ist und der sich ein wenig mehr für die Thematik interessiert. Ich lese das Programmheft und streich mir an, was ich sehen möchte. Da ich das öfter und immer wieder mache, ist bald alles angestrichen. :D Ein paar wenige Termine fliegen dann wieder raus, weil ich doch nicht kann; ansonsten versuche ich flexibel zu bleiben. Da ich mittlerweile mitbekommen habe, dass ich weder mich selbst noch die Filme einschätzen kann, gebe ich auch Filmen, auf die ich keine Lust habe eine Chance. Oft sind das die schönsten Erlebnisse. Heiß Ersehntes bleibt manchmal mau. Das ist ein Problem, das nur mit Gelassenheit zu lösen ist.
Zeitig da sein muß man nur in folgender Konstellation: Samstag Abend, gutes Wetter, Chaplin als Eröffnungsfilm. Traurig, aber so ist es. Und ganz stimmt es auch nicht. Die Masse macht's voll, klar, aber es sind wirklich sehr viele "Nerds" da, erfahren und bestens equipped, die besten Plätze schon 1,5 Stunden vorher reservierend.
Ich komme ne halbe Stunde vor Beginn und nehme was außen links ziemlich weit vorne. Kein Problem. Bei Regen sitzt man so nicht unter den Arkaden, klar, das ist das Risiko. Aber: Die Filmprojektion ist auf der linken Seite (zwei Drittel) der Leinwand, die Übersetzung der Zwischentitel rechts. Ich sitze also bestens. Um einen herum dann eher Sonderlinge und -leider- Zuspätkommer. Derer gibt es recht viele.
Danke Dir für die ausführliche Antwort. Was die Auswahl von Filmen anbelangt, geht es mir allgemein so ähnlich wie Dir, zudem lasse ich mich auch ganz gerne mal überraschen. Eine halbe Stunde vor Beginn seinen Platz einzunehmen klingt dann doch sehr entspannt, hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Dass der Samstag da vielleicht eine Ausnahme darstellt, wundert mich hingegen nicht.

Beitrag anzeigenBastro sagte am 15.08.2009, 21:21:

Sehr interessanter Text. :cheers: Erstmal: die Leute finden das toll mit der Musik, hört man ja auch die besten und bekanntesten Leute da. Ich glaube aber nicht, daß den meisten bewußt ist, wer da tatsächlich spielt. Manchmal dünkt mir, die finden das schon gut, nur weil die Musiker so eine Ausdauer haben.
Die Musiker werden auch jedesmal extra angesagt und bekommen viel Applaus, eine gute PA beschallt den Hof. Ist also fein. Darüber gesprochen wird aber eigentlich nie. Weshalb ich zu obiger Ansicht tendiere.

Für mich persönlich ist Stummfilmschauen so toll, weil ich das Gefühl habe, viel Platz zum Schauen zu haben. Ich muß nicht so viel Energie auf das Hören verwenden, quasi. Denn 1 Dimension fehlt ja tatsächlich: die Dialoge.

Balázs Gedanken scheinen mir plausibel, jedoch: ich konnte bislang zwei verschieden Herangehensweisen in Bonn ausmachen. Joachim Bärenz interpretiert kaum mit, zumindest mit wenig Effekt und Spitzen, spielt eher drüber, verschleift Stimmungen und schafft Übergänge. Ich nehme ihn deswegen weniger wahr. Finde das aber auch nicht immer passend. Wenn man zu einer Stampede kein Getrappel hört sondern elegische Fläschen, dann geht die Bildmacht ein wenig flöten. Aber vielleicht will er auch auf diese Diskrepanz (wir und unsere Konditionierungen) hinweisen.
Aljoscha Zimmermann (meist mit Tochter) hingegen unterstützt die Bilder sehr, was das Hören einfacher macht und effektiver ist. Allerdings stellt er sich so auch mehr in den Dienst des Filmes. Jedoch sind seine Sachen wunderschön. Schau dir mal den Mabuse, der Spieler Teil 1 an (wie ich gestern), das ist auch von ihm. Das ist der Hammer. Bei Bärenz denke ich manchmal, dem ist egal was auf der Leinwand passiert.
Extra für den Film komponieren beide. Ich vermute aber, Bärenz improvisiert mehr.
Genau in diese Richtung hatte ich mir ein paar Einblicke und Gedanken erhofft. Ich würde mich selbst nicht als unmusikalisch bezeichnen, könnte aber Eindrücke gar nicht so gut in Worte fassen, weil mir zum einen das Fachvokabular bzw. Fachwissen fehlt und zum anderen schätze ich, dass es mir wohl erst einmal so ginge, wie Du in den ersten Zeilen schreibst, also dass mich die Verbindung aus Film unter freiem Himmel und live gespielter Begleitmusik vordergründig schon zu erfreuen wüsste. Freilichtkino und Livemusik als Erlebnis. Aber ich denke, dass es ganz normal ist, dass jemand, der eine solche Veranstaltung das erste Mal besucht, möglicherweise leichter zu beeindrucken ist oder den Film mit etwas anderen Augen und Ohren sieht und hört, als z.B. Du als regelmäßiger Gast (womit ich eine reflektierte Betrachtung keinesfalls ausschließen möchte).
Trotzdem hoffe und glaube ich nicht, dass mir jede Musik zu jeder Szene passen würde, wie Balázs schreibt. Da Du erwähnst, dass die Begleitung extra für den Film komponiert wurde, will ich noch bemerken, dass die eigens für den Film komponierte Begleitmusik in dem Text schon damals (1924) als ein gepflegtes Mittel bezeichnet wird, aber sicher nicht gang und gäbe war.
Man wird mit der Zeit bestimmt etwas sensibilisiert und geschult, das Auge und Ohr betreffend. Wie heißt es in einem weiteren Zitat Balázs’ so treffend: "Ist nicht der Genussmensch auch immer der Feinschmecker und Kenner? Und jeder Wollüstling wird es euch sagen: das bewusste Genießen ist der höchste Genuß."

Aljoscha Zimmermann ist mir ein Begriff, von ihm hab ich bestimmt auch schon Musik gehört, vielleicht sogar auf DVD. Günter A. Buchwald kenne ich von Erich von Stroheims "Blind Husbands (Die Rache der Berge)", wo er die Begleitmusik spielt.

Ich habe gestern noch weitere Texte von Balázs gelesen und bin begeistert von der Art wie er schreibt, das zu lesen macht ungeheuren Spaß. Ich musste jedoch immer wieder erstaunt auf die Jahreszahlen schauen, in denen die Essays verfasst wurden. Der Inhalt trifft auch heute noch den Nagel auf den Kopf.

Beitrag anzeigenBastro sagte am 15.08.2009, 21:21:

Da muß ich ganz klar an Tarkowskij denken. Der lustigerweise mit sehr wenig Musik auskommt. DER SPIEGEL scheint mir sehr musikalisch.
Man könnte ja mal dieses eine Ulysses-Kapitel verfilmen. Oder gibt's das schon?
Mir sind zuerst Animations- und Experimentalfilme in den Sinn gekommen, ist ja auch irgendwie naheliegend. Ich vermute, Du hast Dich eher auf die ersten beiden Sätze bezogen. Tarkowski ist für mich immer noch weitgehend unbekanntes Terrain, Deine und auch Außenseiters Eindrücke dürften ja noch relativ frisch sein, Eure Texte habe ich jedenfalls mit Interesse gelesen.
"Ulysses" habe ich nicht gelesen. Vielleicht hat ja noch jemand weitere Ideen, welche Filme zur Beschreibung passen könnten.

#309 Bastro

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Geschrieben 16. August 2009, 18:56

Beitrag anzeigenA Tramp sagte am 16.08.2009, 13:21:

Genau in diese Richtung hatte ich mir ein paar Einblicke und Gedanken erhofft. Ich würde mich selbst nicht als unmusikalisch bezeichnen, könnte aber Eindrücke gar nicht so gut in Worte fassen, weil mir zum einen das Fachvokabular bzw. Fachwissen fehlt und zum anderen schätze ich, dass es mir wohl erst einmal so ginge, wie Du in den ersten Zeilen schreibst, also dass mich die Verbindung aus Film unter freiem Himmel und live gespielter Begleitmusik vordergründig schon zu erfreuen wüsste. Freilichtkino und Livemusik als Erlebnis. Aber ich denke, dass es ganz normal ist, dass jemand, der eine solche Veranstaltung das erste Mal besucht, möglicherweise leichter zu beeindrucken ist oder den Film mit etwas anderen Augen und Ohren sieht und hört, als z.B. Du als regelmäßiger Gast (womit ich eine reflektierte Betrachtung keinesfalls ausschließen möchte).
Trotzdem hoffe und glaube ich nicht, dass mir jede Musik zu jeder Szene passen würde, wie Balázs schreibt. Da Du erwähnst, dass die Begleitung extra für den Film komponiert wurde, will ich noch bemerken, dass die eigens für den Film komponierte Begleitmusik in dem Text schon damals (1924) als ein gepflegtes Mittel bezeichnet wird, aber sicher nicht gang und gäbe war.
Man wird mit der Zeit bestimmt etwas sensibilisiert und geschult, das Auge und Ohr betreffend. Wie heißt es in einem weiteren Zitat Balázs’ so treffend: "Ist nicht der Genussmensch auch immer der Feinschmecker und Kenner? Und jeder Wollüstling wird es euch sagen: das bewusste Genießen ist der höchste Genuß."
Natürlich erfahre ich so eine Veranstaltung auch als bestaunbares Erlebnis - wie alle anderen auch. Das Thema Filmmusik/Stummfilm scheint mir aber wirklich sehr interessant zu sein. Möglicherweise rührt mein Interesse daher: Ein Freund von mir spielt in einer "Improvisationsgruppe", die eben Livemusik zu Stummfilm improvisieren. Das stelle ich mir sehr komplex vor, da man ja nicht nur den Film bespielt, sondern auch noch eine Harmonie innerhalb der Band herstellen muß. Vielleicht bewerbe ich mich mal da. :D

@BLIND HUSBANDS :love: :cheers:

Zitat

Ich habe gestern noch weitere Texte von Balázs gelesen und bin begeistert von der Art wie er schreibt, das zu lesen macht ungeheuren Spaß. Ich musste jedoch immer wieder erstaunt auf die Jahreszahlen schauen, in denen die Essays verfasst wurden. Der Inhalt trifft auch heute noch den Nagel auf den Kopf.
Schön, mir hat es auch großen Spaß gemacht, Balázs zu lesen. Und kann das nur bestätigen, mir schien das teilweise auch hochaktuell. Spannend fand ich auch das/die Kapitel in Geist des Films, in denen er auf die Veränderungen in Art der Spielens der Darsteller in den Umbruchphasen vom Theater zum Stumm- und dann zum Tonfilm eingeht. Sehr spannend, das.

Im Bereich Animations- und Experimentalfilm kenne ich mich leider überhaupt nicht aus. Kann dir da aber natürlich folgen.

#310 Sabotage

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Geschrieben 18. August 2009, 17:05

Hi..lange net gesehen!!

Erstmal :cheers: :D


Wollte mich bedanken für deine Einträge zu den Stummfilmen, finde das sehr interessant. Ich muss mich ja fast dafür schämen aber ich hab meinen ersten Stummfilm immer noch vor mir :D. Muss den endlich mal einlegen, dafür das mich alles Alte ziemlich fasziniert dauert da mal wieder alles viel zu lange bei mir :rolleyes:.

#311 Bastro

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Geschrieben 18. August 2009, 19:48

Hi Sabotage,

danke danke! :) Wenn dein erster Stummfilm so eine Flut losbricht wie dein erster Bollywood-Film, dann soll's mir recht sein. :D
Btw, welcher ist es denn?

übrigens, :cheers: zu SARKAR

#312 Sabotage

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Geschrieben 19. August 2009, 15:00

Beitrag anzeigenBastro sagte am 18.08.2009, 20:48:

Hi Sabotage,

danke danke! :) Wenn dein erster Stummfilm so eine Flut losbricht wie dein erster Bollywood-Film, dann soll's mir recht sein. :D
Btw, welcher ist es denn?

übrigens, :cheers: zu SARKAR

Hi,

Es ist "A Throw Of Dice" von Franz Osten, hab auch schon einen Eintrag dazu gemacht, hat gestern gerade gut in meinen engen Zeitplan gepasst :). Ich bin sehr interessiert an weiteren Filmen, weis aber nicht so recht womit ich anfangen soll. Kannst du mir da vielleicht irgendwie Starthilfe geben? :D

Wegen SARKAR, hast du vielleicht auch schon die Fortsetzung gesehen?

Bearbeitet von Sabotage, 19. August 2009, 15:10.


#313 Bastro

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Geschrieben 19. August 2009, 18:26

Beitrag anzeigenSabotage sagte am 19.08.2009, 16:00:

Beitrag anzeigenBastro sagte am 18.08.2009, 20:48:

Hi Sabotage,

danke danke! :) Wenn dein erster Stummfilm so eine Flut losbricht wie dein erster Bollywood-Film, dann soll's mir recht sein. :D
Btw, welcher ist es denn?

übrigens, :cheers: zu SARKAR

Hi,

Es ist "A Throw Of Dice" von Franz Osten, hab auch schon einen Eintrag dazu gemacht, hat gestern gerade gut in meinen engen Zeitplan gepasst :).
Den kenne ich nicht, hört sich aber interessant an.

Zitat

Ich bin sehr interessiert an weiteren Filmen, weis aber nicht so recht womit ich anfangen soll. Kannst du mir da vielleicht irgendwie Starthilfe geben? :D
Oh je, das ist schwierig. Es ist eine weites Feld, auch wenn man erst denkt, dass es nicht so viele gibt. Also wenn du es humoristisch, liebevoll, spannend und actionreich magst, dann schau dir Harold Lloyds AUSGERECHNET WOLKENKRATZER! an. Oder was anderes von ihm. Auch toll finde ich, neben dem obligatorischen Chaplin ja den Buster Keaton. Wenn es gruslig sein soll: CALIGARI, NOSFERATU, DER GOLEM (supertoll). Oder asiatisch: Ozu ist leicht zu kriegen, schwieriger schon PAGE OF MADNESS, OROCHI oder was von Mikio Naruse. Es gibt so viel! Der erste Band der Reclam Film Klassiker - Reihe ist da auch hilfreich, oder sonst eine Filmgeschichte. BLIND HUSBANDS von Stroheim ist toll, Kingsley hat den auch erwähnt und die DVD ist einfach zu kriegen. METROPOLIS, FAUST, DER LETZTE MANN, POTEMKIN (boah!).
Nicht so gut gefallen mir die Monumental- und "exotistischen" Filme. Da hat man sich über einen Löwen oder einen Eingeborenenstamm auf der Leinwand gefreut usw. Oder jetzt bei Lubitsch die Pyramiden. Das ist heute eher historisch oder von technischer Seite interessant, schätze ich.
Es gibt jedenfalls auch unzählige Komödien. Es sollte sich also was finden lassen! :)

Zitat

Wegen SARKAR, hast du vielleicht auch schon die Fortsetzung gesehen?
Nein, wußte das garnicht, dass es eine gibt. :nocomment:

#314 A Tramp

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Geschrieben 20. August 2009, 15:12

Beitrag anzeigenBastro sagte am 19.08.2009, 19:26:

Es gibt so viel! Der erste Band der Reclam Film Klassiker - Reihe ist da auch hilfreich, oder sonst eine Filmgeschichte.
Ich nehme immer wieder gerne Heinrich Fraenkels "Unsterblicher Film [Bd. 1]. Die grosse Chronik von der Laterna magica bis zum Tonfilm" zur Hand. Das hab ich mal für ganz kleines Geld im Antiquariat gekauft und ist immer noch für wenige Euro zu bekommen.

#315 Bastro

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Geschrieben 21. August 2009, 07:41

Beitrag anzeigenA Tramp sagte am 20.08.2009, 16:12:

Ich nehme immer wieder gerne Heinrich Fraenkels "Unsterblicher Film [Bd. 1]. Die grosse Chronik von der Laterna magica bis zum Tonfilm" zur Hand. Das hab ich mal für ganz kleines Geld im Antiquariat gekauft und ist immer noch für wenige Euro zu bekommen.
Danke für den Tipp. Hol ich mir. :cheers:

#316 The Critic

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Geschrieben 21. August 2009, 18:49

Zitat

Im nachhinein ist es allerdings bedenklich, dass wir uns scheinbar so gar nicht weiterentwickeln. Wir lachen jahrein, jahraus über dieselben Witze, dieselben Slapstick-Einlagen, und das, ohne daß sich die Themen hätten verändern müssen.

Findest Du? Ist es nicht vielmehr so, daß 100 Jahre einfach mal eine kurze Zeitspanne sind? Und ist es nicht eigentlich richtiger zu sagen: Wir können immer noch über dieselben Sachen wie vor 100 Jahren lachen, aber es sind neue Witze hinzugekommen?

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#317 Bastro

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Geschrieben 21. August 2009, 19:39

Oh, heute scheinst du mir aber milde gestimmt, Critic. Sicherlich, Komödienstandards schaffen sich nicht ab, nur weil sie wiederholt werden. Da schlich sich wohl mein Menschenhass ein wenig hinein: ich erlebte eine Unmenge von Leuten, die sich dank eines Events in ihrer abgesicherten Bildungsbürgerlichkeit "köstlich amüsieren" dank der sattsam bekannten Situationswitzeleien dieses Filmes (kein Vorwurf an den Film!) und darüber das Schicksal von Leuten vergessen, die sich abstrampeln um ein wenig vom Glück zu erhaschen (die Protagonisten). Und sich dabei hochschaukeln von Witz zu Witz. Und dann leider: sooo witzig war das dann auch nicht, wenn man einen Pfannkuchen hinterrücks mit der Bratpfanne fängt. (Und wehe, du sagst jetzt, dass die Distanz zum Gesehenen zum Humor dazugehört! :D )

Bearbeitet von Bastro, 21. August 2009, 19:39.


#318 The Critic

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Geschrieben 21. August 2009, 19:52

Quatsch! Ich hasse euch alle natürlich wie eh und je.

Schade. Dein Text las sich eigentlich wie eine Empfehlung, daß ich den Film gleich mal in meine Wunschliste (geschätzte Eintragungsnummer: 1784) integriert habe. Wußte ja nicht, daß Du nur die Publikumsreaktion ausschließlich Deiner selbst wiedergibst. Wobei Du zwar einerseits Recht hast, daß sich gerade der Stummfilm leicht ein Bildungsbürgertum einfängt, das dann - das gute Gewissen, etwas kulturell Hochwertiges zu tun, ist ein sanftes Ruhekissen - gerne mal in der Aufführung wegnickt. Andererseits möchte ich dann doch den Film ungesehener Weise in Schutz nehmen. Weil mir prinzipiell der lockere Umgang mit der Schwere des Lebens lieber ist - Rumba, Louise Michel, The Palm Beach Story jetzt mal so auf die Schnelle als Gegenpol zu der leicht zu durchschauenden Tristesse eines Frozen River, der so weiß in weiß gemalt ist, daß das emotionale Auge schnell adaptiert. Wichtig ist dann eben die Qualität und Originalität der Witze. Natürlich betrüblich, wenn es bei Stage Struck nicht so weit her ist damit.

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#319 Bastro

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Geschrieben 21. August 2009, 20:58

Beitrag anzeigenThe Critic sagte am 21.08.2009, 20:52:

Schade. Dein Text las sich eigentlich wie eine Empfehlung, daß ich den Film gleich mal in meine Wunschliste (geschätzte Eintragungsnummer: 1784) integriert habe. Wußte ja nicht, daß Du nur die Publikumsreaktion ausschließlich Deiner selbst wiedergibst.
Nicht, dass ich nicht auch gelacht hätte. Aber eben nur bis zu einem gewissen Maß! :doc: Es ist halt so, dass diese Art Witze (Situationskaspereien nenne ich sie hier mal) eben auch 1925 schon nichts Neues mehr waren; etwa wenn man an die Gesellschaftkomödien (Theaterstücke) im England des 19. Jahrhunderts denkt. Nur als Beispiel, da kann man sicher noch viel Früheres heranziehen.
Gelungen aber schienen mir etwa die Traumsequenzen der Swanson (auch wenn man da im Mabuse viel Experimentierfreudigeres sieht); auch der dramaturgische Aufbau hin zur komödiantischen Verdichtung; ebenso eine gewisse Gesellschaftskritik (Celebrities) die aber durch ein favorisiertes Saubermannimage und Glück-im-Winkel-tum verwässert wird. Zeitgebunden, vielleicht. Allzuviel bleibt jetzt wohl doch nicht übrig...

Zitat

Weil mir prinzipiell der lockere Umgang mit der Schwere des Lebens lieber ist - Rumba, Louise Michel, The Palm Beach Story jetzt mal so auf die Schnelle als Gegenpol zu der leicht zu durchschauenden Tristesse eines Frozen River, der so weiß in weiß gemalt ist, daß das emotionale Auge schnell adaptiert.

Das ist nachvollziehbar. Unsere Meinungen zu FROZEN RIVER liegen nicht allzuweit voneinande entfernt, denke ich.


Zitat

Wichtig ist dann eben die Qualität und Originalität der Witze. Natürlich betrüblich, wenn es bei Stage Struck nicht so weit her ist damit.
Damit schien es mir, s. o., eben nicht so weit her.

--

Btw, meine Bösartigkeit eben wurde direkt quittiert. Als ich am Kino ankam hatten die Pforten geschlossen. Es war übervoll und kein Hineinkommen mehr möglich. Buster Keaton! Na klar, was sonst. Jetzt verpasse ich den (späteren) Naruse und muß einen Keaton zu Haus alleine gucken.

#320 Sabotage

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Geschrieben 23. August 2009, 17:33

Beitrag anzeigenBastro sagte am 19.08.2009, 19:26:

Beitrag anzeigenSabotage sagte am 19.08.2009, 16:00:

Beitrag anzeigenBastro sagte am 18.08.2009, 20:48:

Hi Sabotage,

danke danke! :) Wenn dein erster Stummfilm so eine Flut losbricht wie dein erster Bollywood-Film, dann soll's mir recht sein. :D
Btw, welcher ist es denn?

übrigens, :cheers: zu SARKAR

Hi,

Es ist "A Throw Of Dice" von Franz Osten, hab auch schon einen Eintrag dazu gemacht, hat gestern gerade gut in meinen engen Zeitplan gepasst :).
Den kenne ich nicht, hört sich aber interessant an.

Zitat

Ich bin sehr interessiert an weiteren Filmen, weis aber nicht so recht womit ich anfangen soll. Kannst du mir da vielleicht irgendwie Starthilfe geben? :D
Oh je, das ist schwierig. Es ist eine weites Feld, auch wenn man erst denkt, dass es nicht so viele gibt. Also wenn du es humoristisch, liebevoll, spannend und actionreich magst, dann schau dir Harold Lloyds AUSGERECHNET WOLKENKRATZER! an. Oder was anderes von ihm. Auch toll finde ich, neben dem obligatorischen Chaplin ja den Buster Keaton. Wenn es gruslig sein soll: CALIGARI, NOSFERATU, DER GOLEM (supertoll). Oder asiatisch: Ozu ist leicht zu kriegen, schwieriger schon PAGE OF MADNESS, OROCHI oder was von Mikio Naruse. Es gibt so viel! Der erste Band der Reclam Film Klassiker - Reihe ist da auch hilfreich, oder sonst eine Filmgeschichte. BLIND HUSBANDS von Stroheim ist toll, Kingsley hat den auch erwähnt und die DVD ist einfach zu kriegen. METROPOLIS, FAUST, DER LETZTE MANN, POTEMKIN (boah!).
Nicht so gut gefallen mir die Monumental- und "exotistischen" Filme. Da hat man sich über einen Löwen oder einen Eingeborenenstamm auf der Leinwand gefreut usw. Oder jetzt bei Lubitsch die Pyramiden. Das ist heute eher historisch oder von technischer Seite interessant, schätze ich.
Es gibt jedenfalls auch unzählige Komödien. Es sollte sich also was finden lassen! :)

Zitat

Wegen SARKAR, hast du vielleicht auch schon die Fortsetzung gesehen?
Nein, wußte das garnicht, dass es eine gibt. :nocomment:


Hi,

Möchte mich für deine Empfehlungen bedanken :), da ist ja schon einiges dabei. The Critic hat mir in meinen Kommentar-Thread auch schon einige Filme empfohlen und ich hab jetzt erst mal mein Programm an Stummfilmen. Werde wohl zuerst mit Fritz Lang und dem Chaplin, Keaton-Zeugs anfangen und dann sehen was als nächstes kommt!

Die Fortsetzung zu SARKAR soll übrigens wirklich gut sein und den Vorgänger wohl toppen. Naja, absolut geil darauf bin ich jetzt nicht, werde aber Ihn mir aber bei Gelegenheit sicher mal ansehen!

Auch dir Danke nochmals und schönen Abend noch! :cheers:

#321 The Critic

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Geschrieben 26. August 2009, 09:28

Ah, sehr gut, daß Du Dir "Der lebende Leichnam" angesehen hast. Ist wieder mal so ein Titel, der stimmig ist, aber die falschen Erwartungen weckt.
Kann mich nicht wirklich erinnern, daß mir der Film gedehnt vorkam. Wenn ich etwas übertrieben fand, dann die plotnotwendige Selbstlosigkeit des Protagonisten. Aber zum Glück wird viel von Pudovkins Spiel abgefangen. Unglaublich stark fand ich zum Beispiel die ganze Episode mit dem gestellten Fremdgehen, das den ganzen Irrwitz der herrschenden Moral schön auf den Punkt bringt. Was ich mich nur frage - war das vielleicht Ende der Zwanziger in Deutschland nicht schon überholt und barg nicht eher einen Distinktionsgewinn Richtung Rußland?
Interessant war auch, nur weil Du das nicht erwähnt hast, die Verwendung der expressiven Zwischentitel. Hat sich ja leider nur im Comic durchgesetzt.

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#322 Bastro

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Geschrieben 26. August 2009, 22:45

Beitrag anzeigenThe Critic sagte am 26.08.2009, 10:28:

Ah, sehr gut, daß Du Dir "Der lebende Leichnam" angesehen hast. Ist wieder mal so ein Titel, der stimmig ist, aber die falschen Erwartungen weckt.
Kann mich nicht wirklich erinnern, daß mir der Film gedehnt vorkam.
Fand ich schon auffällig, ein Beispiel wären die Tanzszenen bei den Zigeunern. Ich meinte allerdings auch nicht eine Dehnung innerhalb des historischen Stummfilm-Kontexts, sondern im Vergleich zu heute ("woran man gut das damalige noch andere Zeitempfinden für Szenen- und Einstellungslängen nachvollziehen kann"); selbst wenn man so eine Sensation ausstellen wollte, bekäme es nicht soviel zeitlichen Raum; der Stummfilmseher muß sich auch auf andere Einstellungs- und Sequenzzeiträume einlassen.

Zitat

Wenn ich etwas übertrieben fand, dann die plotnotwendige Selbstlosigkeit des Protagonisten. Aber zum Glück wird viel von Pudovkins Spiel abgefangen. Unglaublich stark fand ich zum Beispiel die ganze Episode mit dem gestellten Fremdgehen, das den ganzen Irrwitz der herrschenden Moral schön auf den Punkt bringt. Was ich mich nur frage - war das vielleicht Ende der Zwanziger in Deutschland nicht schon überholt und barg nicht eher einen Distinktionsgewinn Richtung Rußland?
Völlig einverstanden; bin mir auch nicht sicher, ob Fedjas Einstellung eher romantischer Natur ist (wofür die Erwägung des Suizids sprechen würde), oder eben eher modern: ich lasse dich ziehen. Sein Eheweib schien mir recht selbstbewußt in ihrem Wollen (und rücksichtslos dazu). Wieso schließt man in so einem Fall dann keine Absprachen oder dergl.? Ist ja nicht notwendig, dass Fedja vor die Hunde geht.
Habe mir bei der Frauenfigur eingebildet, schon eine selbstbewußte Frau der Neuen Sachlichkeit zu sehen. Ganz passen will das aber nicht - zumindest nicht in der Weise, wie mir diese Strömung bekannt ist (was aber einen deutlichen Abstand zu Rußland markieren würde).

Zitat

Interessant war auch, nur weil Du das nicht erwähnt hast, die Verwendung der expressiven Zwischentitel. Hat sich ja leider nur im Comic durchgesetzt.
Stimmt, das war sehr auffällig; habe ich schlicht vergessen zu erwähnen. :cheers:

#323 Bob

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Geschrieben 26. August 2009, 23:04

genrelle frage zum titel deines ftb's:

tauchen die durchsichtigen regenschirme eigentlich echt überall auf? oder auch nur annähernd? kann mich nur an Battle Royal und Gonin erinnern, bei denen er nur mitgespielt hat. dabei habe ich seine filme schon so oft gesehen, das kann doch gar nicht sein...oder doch?!

#324 Bastro

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Geschrieben 27. August 2009, 07:18

Beitrag anzeigenBob sagte am 27.08.2009, 00:04:

genrelle frage zum titel deines ftb's:

tauchen die durchsichtigen regenschirme eigentlich echt überall auf? oder auch nur annähernd? kann mich nur an Battle Royal und Gonin erinnern, bei denen er nur mitgespielt hat. dabei habe ich seine filme schon so oft gesehen, das kann doch gar nicht sein...oder doch?!
Mir ist das jedenfalls aufgefallen... und wenn man bedenkt, wie unaufmerksam ich Filme schaue und die übersehenen Schirme dazurechnet, dann kommt man schnell auf das Gesamtwerk... Bei ACHILLES AND THE TORTOISE habe ich auch keinen gesehen (was, wie gesagt, nix heißen muß) dafür kehrt aber der Baseball-Schläger aus BOILING POINT wieder*. Und der ist ja auch ein wichtiges filmhistorisches Leitmotiv. :)

--

* Der Schläger, der wie ein Regenschirm, die Feuchtigkeit abwehrt (hier die Ballons gefüllt mit flüssiger Farbe); und im kreativen Akt der Zerstörung nicht nur den Träger des Mediums zu schützen vermag, sondern Neues, Kunst, kreiert.

#325 The Critic

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Geschrieben 27. August 2009, 09:36

Warum so ablehnend gegenüber der Vermengung des Aufklärungs- und Spielfilms? Da darf man sich nicht von heutigen Vorstellungen leiten lassen. Kino war damals sehr interessant als Multiplikator neuer Ideen (und ist es heute noch, wobei heute wohl eher durch ideologische Auslassungen). Das mag uns aus heutiger Sicht befremden, aber das Pendeln zwischen Unterhaltung und Belehrung (z.B. auch in Spielfilmen wie Tagebuch einer Verlorenen) gehörte im Kino ebenso wie in der Literatur zum formalen Instrumentarium und rettete sich auch in den Tonfilm. Interessant wäre sicherlich einmal zu untersuchen, welchen weltweiten Einfluß die Nazipropagandamaschinerie auf den Wandel von oberflächlicher zu impliziter Belehrung hatte.

Anders als die anderen bildet in der Hinsicht keine große Ausnahme. Was verwundert ist vielmehr die Offenheit, die weit über die schon recht offenherzige Darstellung von Homosexualität in Filmen wie Die Büchse der Pandora oder Geschlecht in Fesseln - Die Sexualnot der Gefangen (auch so ein Belehrer vor dem Herrn) hinausgeht. Wobei ich mir eigentlich über Oswalds Film gar keine abschließende Meinung bilden kann, wegen der angesprochenen schlechten Kopienlage. Hat schließlich nur diese verstümmelte ukrainische Version überlebt. Die mich nicht wirklich vom Hocker haut.

Hirschfeld selbst ist übrigens nicht unbedingt die Lichtgestalt, als den ihn die Schwulenbewegung gerne präsentiert. Er hat zwar an etlichen Aufklärungsfilmen (weit vor Kolle *g*) mitgearbeitet und sein Verdienst liegt sicherlich im Herausarbeiten der sozialpsychologischen Komponente transsexueller Identitäten. Dennoch war er klares Kind seiner Zeit. Sein Urningverständnis ist abenteuerlich und logischerweise war für ihn die Ursache für Homosexualität eine Hormonstörung (Hormone waren damals gerade voll angesagt, weil man das allgemeine Prinzip der hormonellen Regulation endlich verstanden hatte). Sein Institut diente deshalb nicht nur der allgemeinen Information über sexuelle Identität, sondern auch der Rekrutierung menschlicher Versuchskaninchen, die zur Heilung ihrer Störung heterosexuelle Hoden transplantiert bekamen. Der Erfolg dieser Tortur war natürlich überraschend - für die Forscher jedenfalls. Über das Schicksal der guinea pigs ist wie üblich nichts bekannt.

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#326 Bob

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Geschrieben 27. August 2009, 12:18

Beitrag anzeigenBastro sagte am 27.08.2009, 08:18:

* Der Schläger, der wie ein Regenschirm, die Feuchtigkeit abwehrt (hier die Ballons gefüllt mit flüssiger Farbe); und im kreativen Akt der Zerstörung nicht nur den Träger des Mediums zu schützen vermag, sondern Neues, Kunst, kreiert.
also Machisu hätte deine betrachtungsweise erfreut, endlich einer, der seine verzweifelten aktionen zu schätzen weiß. ;)

muss mal später gucken, ob ich einen eintrag zum jüngsten Kitano von dir finde. fand ihn große klasse, bisher erst zweimal gesehen. aber ich bin wohl für die kunst nicht so empfänglich, hab' das mehr als satire aufgenommen. klar, die aktionen an sich sind immer sehr bedacht inszeniert, das endergebnis sollte aber in meinen augen mehr zum lachen anregen als alles andere. aber mkay, beim zweiten mal das Hana-Bi zitat entdeckt, vllt steckt in den einzelnen werken doch insgesamt mehr drin (wobei man bei der interpretation sehr schnell gefahr läuft, Kitano's eigenwilligen humor auf den leim zu gehen ;) ).

#327 Bastro

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Geschrieben 28. August 2009, 09:41

Beitrag anzeigenThe Critic sagte am 27.08.2009, 10:36:

Warum so ablehnend gegenüber der Vermengung des Aufklärungs- und Spielfilms? Da darf man sich nicht von heutigen Vorstellungen leiten lassen. Kino war damals sehr interessant als Multiplikator neuer Ideen (und ist es heute noch, wobei heute wohl eher durch ideologische Auslassungen). Das mag uns aus heutiger Sicht befremden, aber das Pendeln zwischen Unterhaltung und Belehrung (z.B. auch in Spielfilmen wie Tagebuch einer Verlorenen) gehörte im Kino ebenso wie in der Literatur zum formalen Instrumentarium und rettete sich auch in den Tonfilm.
Historisch sicherlich verständlich, wird mir doch eigentlich recht schnell bei in jeder Form einer in-Dienst-genommenen Kunst unwohl. Eingestanden, man muß da flexibel bleiben, verständnisvoll und interessiert. Dennoch: Eine Pyramide oder ein Löwe interessiert mich (ästhetisch) erstmal nicht als Sensation, und ein Aufklärungsfilm ist eben durch seine Message sehr an seine unaufgekärte Zeit gebunden. Als reiner Erzählfilm aber würde er eine überzeitliche Aktualität konservieren (zumindest in größerem Rahmen). Insofern wird hier ein Kunstwerk seiner Zeitlosigkeit beraubt.

Zitat

Interessant wäre sicherlich einmal zu untersuchen, welchen weltweiten Einfluß die Nazipropagandamaschinerie auf den Wandel von oberflächlicher zu impliziter Belehrung hatte.
:cheers:


Zitat

Anders als die anderen bildet in der Hinsicht keine große Ausnahme. Was verwundert ist vielmehr die Offenheit, die weit über die schon recht offenherzige Darstellung von Homosexualität in Filmen wie Die Büchse der Pandora oder Geschlecht in Fesseln - Die Sexualnot der Gefangen (auch so ein Belehrer vor dem Herrn) hinausgeht. Wobei ich mir eigentlich über Oswalds Film gar keine abschließende Meinung bilden kann, wegen der angesprochenen schlechten Kopienlage. Hat schließlich nur diese verstümmelte ukrainische Version überlebt. Die mich nicht wirklich vom Hocker haut.

Hirschfeld selbst ist übrigens nicht unbedingt die Lichtgestalt, als den ihn die Schwulenbewegung gerne präsentiert. Er hat zwar an etlichen Aufklärungsfilmen (weit vor Kolle *g*) mitgearbeitet und sein Verdienst liegt sicherlich im Herausarbeiten der sozialpsychologischen Komponente transsexueller Identitäten. Dennoch war er klares Kind seiner Zeit. Sein Urningverständnis ist abenteuerlich und logischerweise war für ihn die Ursache für Homosexualität eine Hormonstörung (Hormone waren damals gerade voll angesagt, weil man das allgemeine Prinzip der hormonellen Regulation endlich verstanden hatte). Sein Institut diente deshalb nicht nur der allgemeinen Information über sexuelle Identität, sondern auch der Rekrutierung menschlicher Versuchskaninchen, die zur Heilung ihrer Störung heterosexuelle Hoden transplantiert bekamen. Der Erfolg dieser Tortur war natürlich überraschend - für die Forscher jedenfalls. Über das Schicksal der guinea pigs ist wie üblich nichts bekannt.
Danke für diese Infos, da wird einem ja schlecht. :( Eine Sachlage, die auch im Film thematisiert wird: Aufklärung zwar (und eigentlich auf der richtigen Seite), aber es wird immer noch in die und wir geschieden. Der Homosexuelle als Kranker. Ein Dokument seiner Zeit....

#328 Bastro

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Geschrieben 28. August 2009, 09:49

Beitrag anzeigenBob sagte am 27.08.2009, 13:18:

Beitrag anzeigenBastro sagte am 27.08.2009, 08:18:

* Der Schläger, der wie ein Regenschirm, die Feuchtigkeit abwehrt (hier die Ballons gefüllt mit flüssiger Farbe); und im kreativen Akt der Zerstörung nicht nur den Träger des Mediums zu schützen vermag, sondern Neues, Kunst, kreiert.
also Machisu hätte deine betrachtungsweise erfreut, endlich einer, der seine verzweifelten aktionen zu schätzen weiß. ;)

muss mal später gucken, ob ich einen eintrag zum jüngsten Kitano von dir finde. fand ihn große klasse, bisher erst zweimal gesehen. aber ich bin wohl für die kunst nicht so empfänglich, hab' das mehr als satire aufgenommen. klar, die aktionen an sich sind immer sehr bedacht inszeniert, das endergebnis sollte aber in meinen augen mehr zum lachen anregen als alles andere. aber mkay, beim zweiten mal das Hana-Bi zitat entdeckt, vllt steckt in den einzelnen werken doch insgesamt mehr drin (wobei man bei der interpretation sehr schnell gefahr läuft, Kitano's eigenwilligen humor auf den leim zu gehen ;) ).
Na klar, ich meinte daß ja auch nicht ganz so ernst. :D
Aber, und da gebe ich dir recht, der Mann weiß schon, was er tut. Das schöne an ACHILLES ist ja, daß dieser dritte sehr autobiographische Film Kitanos über die Souveränität des Künstlers elementare Fragen der zeitgenössischen Kunst auf sehr unterhaltsame Weise thematisiert und reflektiert. Und man sieht auch überdeutlich, wie er durch die Nachahmung eigentlich die Entwicklung der ganzen modernen Kunst (partiell natürlich) in 2 Stunden Spielfilmlänge nachgestaltet. Bis er eben zu einem eigenen Stil, einem eigenen Werk findet. Oder auch nicht...
Einen Eintrag zum Film wirst du nicht finden, habe noch keinen geschrieben. Schön übrigens, daß du dich direkt so beteiligst. :cheers:

#329 The Critic

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Geschrieben 28. August 2009, 10:04

Beitrag anzeigenBastro sagte am 28.08.2009, 09:41:

Eine Sachlage, die auch im Film thematisiert wird: Aufklärung zwar (und eigentlich auf der richtigen Seite), aber es wird immer noch in die und wir geschieden. Der Homosexuelle als Kranker. Ein Dokument seiner Zeit....

Nicht, daß wir uns da falsch verstehen. Das war auch von mir keineswegs als Anklage gemeint. Hirschfeld tat schon das, was sein Horizont hergab. Er beschäftigte zum Beispiel einen Transsexuellen als Angestellten in seinem Institut, der ansonsten keine Arbeit gefunden hätte. Aber man kann von ihm keine Wunder erwarten, er ist nicht losgelöst von seiner Zeit. Homosexualität ist ja zum Beispiel erst 1992 mit der 10. Revidierung der ICD (International Classification of Diseases) und der IV. Revidierung der DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) aus dem Register der Krankheiten gestrichen worden. Und weltweit ist man immer noch auf der Suche nach dem Schwulengen; erst Mitte der 90er gab es wieder einen fabelhaften Erfolg darin.

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#330 Zodiac

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Geschrieben 28. August 2009, 23:16

Beitrag anzeigenThe Critic sagte am 27.08.2009, 10:36:

Hirschfeld selbst ist übrigens nicht unbedingt die Lichtgestalt, als den ihn die Schwulenbewegung gerne präsentiert.

Ich möchte Bastros Kommentar-Thread nicht für meine Schwulitäten missbrauchen (es sei denn, du hättest es gern, Lieber :love:); aber: Die Schwulenbewegung gibt es nicht, The Critic! Und wenn ein gewisser Herr von Praunheim Hirschfeld in einem seiner Filme zum Hero erklärt, spricht er damit nicht für die Schwulenbewegung (die Schwulenbewegung konnte es übrigens auch nicht mit einem amerikanischen Porno-Star treiben, bloss weil Herr von Praunheim in "Armee der Liebenden..." (1979) die Gelegenheit beim "Schopf" packte B)). Es ist einfach so, dass der Name "homosexuell" von Psychiatern im 20. Jahrhundert derart missbraucht worden war und uns regelrecht zu psychisch Kranken gestempelt hatte, dass wir wohl jeden anderen Begriff für unsere Identität vorgezogen hätten, sogar Urninge. ;)

Der Zufall wollte es, dass Leuten vor meiner Zeit ein soziolinguistisches Kunststück gelang, das heute noch gewürdigt werden muss: Sie beanspruchten einfach einen mit negativen Konnotationen gefüllten Begriff ("schwul") für sich und formten ihn inhaltlich regelrecht um! Die Engländer gingen gleich ein ganzes Wortfeld (queer, faggott, bender, fairy etc.) an, so dass "gay" gelegentlich bereits wieder in seiner ursprünglichen Bedeutung (fröhlich) verwendet wird (was man einem halben Londoner wohl nicht erzählen muss).

Kleine Ironie der Geschichte: In Basel amtete noch in den frühen 90ern ein Ordinarius für Psychiatrie, der im Gegensatz zu Sigmund Schwule "heilen" wollte und in einem Lehrbuch über Neurosen das Kunststück vollbracht hatte, "homosexuell" und "nekrophil" im gleichen Satz zu verwenden (gut, trifft bei mir zu... :blush:). Sein Sohn ist Leiter der Infektiologie, mauserte sich zu einem der bekanntesten HIV-Spezialisten der Schweiz und beweist im täglichen Umgang mit infizierten Schwulen, dass ihn Papi mal kann. :D - Ist doch auch schön!

Und jetzt zurück zu den Filmen. Sorry Bastro! Ich sehe zwar aus wie Max Schreck, bin aber nicht ganz so stumm.





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