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Cinéma Quebécois - Filmforen.de - Seite 6

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Cinéma Quebécois


261 Antworten in diesem Thema

#151 Praxisphilosoph

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Geschrieben 25. Dezember 2008, 18:35

Promised Land
Israel/Frankreich/Großbritannien | 2004 | Amos Gitai

Ein Gruppe junger Frauen aus Estland werden durch die Wüste nach Israel geschmuggelt und dort wie Vieh zunächst an die Meistbietenden verscheuert und schließlich zur Prostitution gezwungen. Die ersten 2/3 des Films sind schwer verdauliche Kost, in der die Inhumanität des Frauenhandels deutlich herausgearbeitet wird. Gitai nimmt sich Zeit, auch die schockierenden Erniedrigungen in ihrer quälenden Länge zu zeigen und umschifft durch die dokumentarische Handkamera weitestgehend die Exploitation des Themas. Das Ende des Films hingegen empfand ich als zu starken Bruch gegenüber der etablierten Inszenierung. Plötzlich kommt ein Off-Kommentar hinzu und der Film verändert durch eine assoziative Montage seinen Stil, was weder thematisch noch ästhetisch nachvollziehbar ist. Insgesamt erscheint der Film unfertig, nicht zu Ende gedacht und unausgegoren im Vergleich mit SEX TRAFFIC (2004) oder auch LA VIE NOUVELLE (2002), die beide auf ihre Art das Thema wesentlich dichter und fesselnder erzählen.

#152 Praxisphilosoph

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Geschrieben 25. Dezember 2008, 21:56

Zidane, un Portrait du 21e Siècle/Zidane – Ein Porträt im 21. Jahrhundert
Frankreich/Island | 2006 | Dougals Gordan, Philippe Parreno

Interessante Sport- Medien- und Körperstudie mit einer herausragenden auditiven Gestaltung, die ungewöhnliche Einblicke in die Ausübung des Berufs des Profifußballers gewährt und am Ende Zinédine Zidanes Abgang von der internationalen Fußballbühne vorwegnimmt.

#153 Praxisphilosoph

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Geschrieben 27. Dezember 2008, 18:07

Dead of Night
USA/Kanada/Großbritannien | 1974 | Bob Clark

Andy wird im (Vietnam)Krieg tödlich verwundet und kehrt als Untoter in die vermeintliche Familienidylle zurück. Aus dem zunächst psychologischem Horror wird ein physischer, denn Andy braucht Blut, um „am Leben“ zu bleiben.
DEAD OF NIGHT ist eine spannende, effektvolle Genre-Perle mit einem fast avantgardistischen Musikkonzept und hell/dunkel-kontrastreich ausgeleuchteten Settings. Neben dem Versuch der Verarbeitung des Vietnamtraumas, schreit der Film förmlich nach einer psychoanalytischen Interpretation (Ödipuskomplex), der das Mutter/Sohn-Verhältnis und die Ablehnung des Vaters als zentrales Motiv einführt.

#154 Praxisphilosoph

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Geschrieben 02. Januar 2009, 23:52

Ni pour, ni contre (bien au contraire)/Ihr letzter Coup
Frankreich | 2002 | Cédric Klapisch

Die durchs Leben strauchelnde Kamerafrau Caty (Marie Gillian) wird von einer kriminellen Gang angeheuert, einen Überfall zu filmen und gerät immer die tiefer in die aufregende, aber auch gewaltätige Profession.
IHR LETZTER COUP ist stylisch, spannend erzählt und chargiert gekonnt zwischen Tragik und Komik. Gegen Ende verlässt der Film seine leichte Erzählperspektive und dramatische Momente dominieren die Handlung. Weiter erwähnenswert: das wunderbare Schauspiel von Marie Gillian und die durchgängig tolle Musik von Loic Dury.

#155 Praxisphilosoph

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Geschrieben 08. Januar 2009, 15:12

Messer im Kopf
Bundesrepublik Deutschland | 1978 | Reinhard Hauff

München in den 1970er Jahren: einem promovierten Molekularbiologen und passionierten Violinist wird während einer Razzia in einem Jugendclub – offiziell aus Notwehr – von einem Polizisten in den Kopf geschossen. Schwer verletzt und folgend unter Aphasie und Erinnerungslücken leidend, kämpft er sich zurück ins Leben, während seine Ex-Frau und ihr politisch aktiver Liebhaber staatliche Repression erleiden.
MESSER IM KOPF bedient sich ähnlich Roland Klicks SUPERMARKT einem zurückhaltenden und nüchternen Erzählstil, der mit poetischen Momenten verwoben wird. Durch akzentuierte Szenen gelingt es, die bleierne Zeit der Überwachung, des Misstrauens und der Repression spürbar zu machen, in der Unschuldige und Unbewaffnete von staatlichen Organen zum Krüppel gemacht werden. Bisher der intelligenteste Film über die RAF, den ich gesehen habe, ohne sie nur einmal zu erwähnen.


Irma Vep
Frankreich | 1996 | Olivier Assayas

Unterhaltsame Parodie und Hommage ans Filmemachen, die mit zum Teil köstlichen Seitenhieben auf das Business besticht und sich selbst in die Reflexion über das Medium miteinbezieht. Neben der wunderbaren Maggie Cheung glänzt wie später auch in LE PORNOGRAPH Jean-Pierre Léaud als versponnener, anachronistischer Regisseur.

#156 Praxisphilosoph

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Geschrieben 09. Januar 2009, 15:03

Strähl/Strähl - Ein Bulle am Abgrund
Schweiz | 2004 | Manuel Flurin Hendry

Reichlich unglaubwürdiges, überkonstruiertes Krimi-Drama mit gesteltzen Dialogen und stereotypen Figurenzeichnungen über einen kaputten Bullen der Züricher Stadtpolizei, der sich in eine Fixerin verliebt.


301-302
Südkorea | 1995 | Cheol-su Park

Böse Satire über zwei ungleiche Nachbarinnen, die in ihrer extremen antagonistischen Existenz das gesellschaftliche Leben der südkoreansichen Frau metaphorisch darstellen. Das zentrale Motiv des Essens wird sowohl als kulinarisches Erlebnis als auch als Machtinstrument eingeführt und kulminiert im abschließenden Akt des Kannibalismus als Ausweg aus der Einsamkeit. Die fließende, achronologische Erzählweise und die durchdachte, expressive Farbdramaturgie sind lediglich die herausstechenden Aspekte dieser Perle der südkoreanischen Kinematographie.


Scherbentanz
Deutschland | 2002 | Chris Kraus

Intensives Psychogramm einer völlig zerrütteten Industriellenfamilie, das die bürgerlichen Abgründe und die seelischen Qualen durch die pointierten Dialoge und die poetische Handkamera von Judith Kaufmann durchbuchstabiert, ohne dem Sujet eine neue Sichtweise abzuringen.

#157 Praxisphilosoph

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Geschrieben 10. Januar 2009, 13:22

Der kleine Godard an das Kuratorium junger deutscher Film
Bundesrepublik Deutschland | 1978 | Hellmuth Costard

Hellmuth Costards Essayfilm kreist in Anlehnung an den von ihm geschätzten Jean-Luc Godard um das Nachdenken über Bilder und generell über das Filmemachen. Costards theoretische Überlegungen nehmen ebenso Raum ein wie seine technischen Weiterentwicklungen in Form des selbst gebauten Super-8-Kamerasystems, mit dem die synchrone Aufnahme mit mehreren Kameras möglich werden sollte. Ziel ist es mit bis zu vier Kameras dokumentarisch zu arbeiten und anschließend in der Montage die Illusion eines inszenierten Spielfilms zu erschaffen. Exakt in dieser Form ist DER KLEINE GODARD gestaltet, der Godards Besuch in Hamburg und seine Verhandlungen mit dem NDR zum Anlass nimmt, der Godard'schen Frage nachzugehen, ob es möglich ist, in Deutschland Bilder zu entwerfen und Filme zu machen. Dieser Ausgangspunkt führt zu Dreharbeiten von Hark Bohm und Rainer Werner Fassbinder und gibt Einblick in die Filmförderungspraxis des „Kuratoriums junger deutscher Film“ und des Fernsehens. Höchst interessant ist dabei, Godards Haltung „politisch Filme zu machen in der Praxis zu erleben, als er dem Kulturminister der Stadt Hamburg zu verstehen gibt, dass er an einer repräsentativen Nabelschau nicht interessiert ist, sondern ausschließlich an einer konkreten Produktion eines Filmes.
Costard gelingt ein sehenswerter, (selbst)reflexiver Film, der Dokumentarisches und Inszeniertes vermischt und sich – ganz im Sinne Godards – an einer Dialektik von Bild und Ton versucht und ebenfalls mit Schrifttafeln arbeitet.

#158 Praxisphilosoph

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Geschrieben 10. Januar 2009, 13:47

Auch Zwerge haben klein angefangen
Bundesrepublik Deutschland | 1970 | Werner Herzog

Die kleinwüchsigen Insassen einer Erziehungsanstalt (oder doch Pflegeheim?) nutzen die Abwesenheit des Direktors zur Revolte gegen die herrschende Ordnung und steigern sich in einen kollektiven Zerstörungswahn.
Werner Herzogs anarchische und groteske Allegorie erzählt von Respektlosigkeit gegenüber Autoritäten einhergehend mit einer fast archaischen Grausamkeit und bietet bereits erkennbare Versatzstücke des Regisseurs. Problematisch ist die anti-modernistische Haltung des Films und seine vereinfachende Analogie von Mensch und Tier. Wie in anderen zahlreichen Filmen beschwört Herzog auch hier eine vormoderne, anti-bürgerliche Welt, in der Wahn und Besessenheit als wirklichkeitsstiftende Kräfte walten und verweigert sich durch die repetitive Dramaturgie und die surreale Verzerrung den Konventionen des klassischen Erzählkinos.

#159 Praxisphilosoph

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Geschrieben 11. Januar 2009, 15:07

Lamerica
Italien/Frankreich/Deutschland | 1994 | Gianni Amelio

Das postkommunistische Albanien: zwei zwielichtige, italienische Geschäftsmänner planen einen Subventionsbetrug und benötigen dafür einen albanischen Geschäftsführer, der keine Fragen stellt. Den finden sie in einem alten verwirrten Mann, der wegen seiner italienischen Abstammung 50 Jahre im Arbeitslager war. Die selbstgerechte, rassistische und arrogante Haltung eines der Geschäftsleute wandelt sich, als er auf der Suche nach dem geflohenen Alten durch das marode Land fährt, Korruption, Armut, Elend und Tod miterlebt und schließlich durch unglückliche Entwicklungen gezwungen wird, als Flüchtling nach Italien zurückzukehren.
LAMERICA orientiert sich in seiner Ästhetik deutlich am Neorealismus und folgt der klassischen Dramaturgie des Bildungsromans, der „Einstellungsänderung durch Erfahrung“. Bisweilen erscheint der Film als der raue, jedoch nicht minder poetische Verwandte von Angelopoulos' Filmgedicht DIE EWIGKEIT UND EIN TAG. In den abschließenden Großaufnahmen der zerklüfteten, von Anstrengung und Hunger gezeichneten Gesichtern der Flüchtlinge verdichtet sich Armut und Auswegslosigkeit, Müdigkeit und Hoffnung einer gesamten Epoche. In seiner Einfachheit trotz der problematischen nationalen Identitätskonstruktionen ein überwältigender Film.

#160 Praxisphilosoph

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Geschrieben 11. Januar 2009, 21:07

MASH
USA | 1970 | Robert Altman

Pubertäre Militärsatire, die ihr subversives Potential überwiegend über die Dialoge und die Handlung entwickelt. Formal eher gepflegt langweilig, ist der kontrapunktische Einsatz der Musik besonders hervorhebenswert („suicide is painless“). Die vermeintliche Selbstmordszene des Zahnklempners ist schlicht großartig.

#161 Praxisphilosoph

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Geschrieben 12. Januar 2009, 07:51

Reign of Fire
USA | 2002 | Rob Bowman

Überraschend unterhaltsamer SF-Action-Spaß, der zwar einige filmische Klischees bedient, aber die Story mit großem handwerklichem Können erzählt. Nur die permanente Dauerbeschallung mit pathetischer Bombast-Musik nervt doch gehörig. Alles in allem jedoch die Art von Film, die ich nicht ernst nehmen kann.

Bearbeitet von Praxisphilosoph, 12. Januar 2009, 07:56.


#162 Praxisphilosoph

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Geschrieben 16. Januar 2009, 10:22

Julia
Frankreich/USA/Mexiko/Belgien | 2008 | Eric Zonca

Was als bewegendes intensives Psychogramm einer durch das Leben schlitternden Alkoholikerin beginnt, endet mit einem überkonstruierten, unglaubwürdigen Gangsterplot, der so gar nicht zum ersten Teil des Films passen mag; die obligatorischen Wendungen in der Handlung sind gegen Ende des Guten zu viel. Was in Erinnerung bleibt, ist das einmal mehr nuancierte Spiel von Tilda Swinton, die die Titelfigur mit einer Reihe von Manierismen bestechend interpretiert. Alles in allem ein eher fades Comeback von Eric Zonca nach gut 9 Jahren Pause, das an die Wucht seiner Kurzfilme (SEULE und LE PETIT VOLEUR) und von LA VIE RÊVÉE DES ANGES zu keiner Zeit herankommt.

#163 Praxisphilosoph

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Geschrieben 17. Januar 2009, 15:01

The Proposition
Australien/Großbritannien | 2005 | John Hillcoat

Da Mitte diesen Jahres ein längerer Australien-Aufenthalt auf meiner Agenda steht, stellt diese erfreuliche Tatsache ein besonderer Grund dar, mich in der kommenden Zeit mit einigen Werken der australischen Kinematografie zu beschäftigen.


Beginnen möchte ich mit einem Film jüngeren Datums: THE PROPOSITION, ein mythologischer Western aus Dreck, Staub und Schweiß, der für meinen Geschmack zu sehr die Klischees des australischen Kinos durchexerziert. Da wären die britische Ordnungsmacht, die mit allen Mitteln versucht das unwegsame Land zu kolonisieren, des Weiteren die raubeinigen Gesetzlosen, ohne Moral und Ethik und schließlich die Indigenas, die entweder den rassistischen Ausschreitungen zum Opfer fallen oder mit den Briten kollaborieren. Die drei Parteien beschreiben die verschiedenen sozialen Gruppen, die fortan in ihren Erzählungen den Gründungsmythos Australiens dominieren. Hinzu kommt die metaphysische und mythologische Aufladung der Natur, ein weiteres hervorstechendes Motiv der australischen Filmlandschaft (siehe bsp. PICKNICK AT HANGING ROCK oder WALKABOUT). Trotz der oben genannten Aspekte ist THE PROPOSITION ein sehenswerter Film, der vor allem durch das eindrucksvolle Zusammenspiel von Bildgestaltung und Musik gefällt. Selten waren Staub, Schweiß und Tod so erfahrbar – ja fast physisch greifbar – wie hier. Eine erneute Sichtung auf großer Leinwand ist unbedingt erforderlich.

Bearbeitet von Praxisphilosoph, 17. Januar 2009, 15:04.


#164 Praxisphilosoph

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Geschrieben 20. Januar 2009, 13:44

The Adventures of Priscilla, Queen of the Desert/Priscilla - Königin der Wüste
Australien | 1994 | Stephan Elliott

Leichtes, unterhaltsames Road-Movie mit schrägen Charakteren, opulenten Kostümen und eine gute Portion derber Humor. Einmal mehr wird der Trip durch die (australische) Wüste zu einer Selbstvergewisserung, an deren Ende die Erkenntnis liegt, zu sich – zu der (geschlechtlichen) Identität – stehen zu können. Die zahlreichen Tanz- und Singeinlagen orientieren sich an einem klassischen Schwulen-Trans-Geschmack (oder an dessen Stereotyp) und vermögen nicht die Schwierigkeit des transsexuellen Lebensentwurf zu verdichten. Kein schlechter Film, aber gerade der ähnliche HEDWIG AND THE ANRY INCH hat mir um einiges besser gefallen.

Bearbeitet von Praxisphilosoph, 20. Januar 2009, 13:45.


#165 Praxisphilosoph

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Geschrieben 26. Januar 2009, 18:06

Red Eye
USA | 2005 | Wes Craven

Redundanter Thriller ohne Überraschungen, zudem mit stereotyper Figurenzeichnung und mäßig spannend.

#166 Praxisphilosoph

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Geschrieben 29. Januar 2009, 14:04

Long Weekend
Australien | 1978 | Colin Eggleston

Marcia und Peter, zwei verheirate Städter, fahren über das Wochenende in die Wildnis, um sich fern der Zivilisation zu erholen und dabei ihre kriselnde Ehe zu retten. Zu sehr mit sich und ihren selbstsüchtigen Problemen beschäftigt, verhalten sie sich achtlos und arglos gegenüber ihrer Umwelt und hinterlassen wo sie gehen und stehen ihren Müll. Tiere werden aus einer Bier-Laune abgeschossen und jedes Insekt kurzerhand mit Pestiziden aus der Sprühdose bekämpft.Während sich die Krise der Eheleute weiter verschärft, schlägt die geschundene Natur zurück.

Aus dieser eher naiven Konstellation entwickelt sich ein spannender Öko-Horror-Message-Film, der mit einigen gelungenen Schockmomenten aufwartet, ohne dabei explotativ zu werden. Der Film arbeitet zu Beginn mit einem deutlichen „In-Beziehung-Setzen“ von Bildinhalten durch vereinzelte Match-Cuts – ein Konzept, dass jedoch im Laufe der Handlung nicht weiterverfolgt wird. Das hier im Filmtagebuch zuvor bereits angesprochene australische Ökosystem, dem häufig Bewusstsein und/oder mythologische Kraft zugeschrieben werden, bildet auch in LONG WEEKEND das prägende Motiv des Films, in dem sich Mensch und Natur scheinbar unversöhnlich gegenüber stehen. Zum Glück bleibt es bei vagen Andeutungen; die sich wehrende Natur handelt einfach, ohne dies näher zu begründen.
Von hoher Qualität ist die Bildgestaltung in Cinemascope und die verzerrten Elektroklänge und verfremdeten Geräusche der Natur, die reichlich Gruselstimmung erzeugen. Das Finale ist in seiner erzählerischen Konsequenz und furiosen Inszenierung schlicht brillant.
Nicht reflektiert und so zumindest fragwürdig ist die Tatsache, dass ein Film, der die gedankenlose Zerstörung der Natur durch den Menschen reichlich plakativ anprangert, für seine Entstehung Tiere tötet und Pflanzen zerstört, was auf die sicher gut gemeinte ökologische Absicht einige Schatten wirft.

#167 Praxisphilosoph

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Geschrieben 31. Januar 2009, 07:47

La Mort en direct/Der gekaufte Tod
Frankreich/Bundesrepublik Deutschland/Großbritannien | 1980 | Bertrand Tavernier

Eine vermeintlich sterbenskranke Romanautorin (Romy Schneider) willigt zunächst ein, ihren Tod für viel Geld von einem Fernsehteam begleiten zu lassen. Sie flieht jedoch auf's Land, um ihren geliebten Ehemann ein letztes Mal zu sehen und dort zu sterben. Begleitet wird sie von Roddy (Harvey Keitel), dem heimlichen Kameramann des Fernsehsenders, der eine winzige Kamera hinter seiner Netzhaut trägt – er nimmt auf, was er sieht.
Aus dieser ziemlich abenteuerlichen Konstruktion entwickelt Tavanier eine oberflächliche Medienkritik, die über die moralische Empörung des Zynismus der Fernsehanstalt nicht hinausgeht und eine bewegende, zum Teil leider unnötig melodramatische Bebilderung von Abschied, Tod und Liebe.


Baader
Deutschland/Großbritannien | 2002 | Christopher Roth

BAADER versucht sich an der Fiktionalisierung der Geschichte der ersten Generation der RAF um Andreas Baader und Ulrike Meinhof und inszeniert die Gruppe als modisch-coole Outlaws mit Hang zum blinden Aktionismus und zur adrenalingeschwängerten Gefahr. Politik äußert sich lediglich in parolenhaften, letztendlich inhaltsleeren Worthülsen – der gesellschaftliche Kontext, der einen erheblichen Teil zur Existenz der RAF und zu ihren durchaus diskussionswürdigen Konsequenzen daraus beigetragen hat, wird lediglich in schnellen Bildfolgen angerissen. Hinsichtlich der formalen „Spielereien“ wie beispielsweise die achronologische Erzählstruktur entsteht der Eindruck einer inszenatorischen Unentschiedenheit und Inkonsequenz. Während Baaders vulgärer, sexistischer Machismo deutlich wird, bleibt gerade die Figur Ulrike Meinhof seltsam blass. Ein zwiespältiger Film.

#168 Praxisphilosoph

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Geschrieben 01. Februar 2009, 07:00

Urga
Frankreich/Sowjetunion | 1991 | Nikita Mikhalkov

Die titelgebende Urga ist ein beweglicher Stab, an dessen Ende eine Schlinge befestigt ist, mit der die mongolischen Nomaden Tiere und ihre Frauen einfangen (!). Die Urga in die Erde gesteckt bedeutet zudem weithin sichtbar, dass das Paar mit ihrem Liebesspiel beschäftigt ist.
Die eintönige Harmonie des Lebens einer Nomadenfamilie in der chinesischen Mongolei wird durch die Ankunft eines sowjetischen Ex-Soldaten gehörig durcheinander gebracht.
URGA ist ein ruhiges und warmherziges Drama mit zahlreichen poetischen und komischen Szenen, das von Liebe, Freundschaft und der Schwierigkeit der Verquickung von Tradition und Moderne erzählt. Die stimmungsvollen Bilder der grandiosen Naturkulisse werden durch die schwebende Musik von Eduard Artemyev, der traditionell mongolische, klassische und elektroakkustische Instrumente und Motive miteinander verwebt, eindrucksvoll untermalt.


Sweet Angel Mine/Süßer Engel Tod
Großbritannien/Kanada | 1996 | Curtis Radclyffe

Den jungen Paul verschlägt es auf der Suche nach seinem verschollenen Vater an die kanadische Ostküste und verliebt sich in die leicht behinderte Rauchine, die mit ihrer Mutter und Großmutter reichlich abgeschieden in der Wildnis lebt. Nach und nach enthüllt sich ein tödliches obsessiv-inzestuöses Familiengeheimnis, das auch Paul bedroht.
Ganz ansehnlicher Thriller, der die Kulisse der Wälder Novia Scotias eindrucksvoll zu nutzen weiß und weitestgehend klischeefreie Genre-Unterhaltung bietet.

#169 Praxisphilosoph

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Geschrieben 02. Februar 2009, 07:16

Ein Bild
Bundesrepublik Deutschland | 1983 | Harun Farocki

Im Stil des klassischen Direct Cinema beobachtet die Kamera „wie eine Fliege an der Wand“ drei Tage ein Fotoshooting für den Playboy. Beginnend mit dem Kulissenbau und der Einrichtung der technischen Geräte wird vor allem der immense Aufwand zur Herstellung eines Bildes deutlich, dessen Entstehung nicht den Hauch eines erotischen Vergnügens besitzt und so auf die Illusion des (inszenierten) Bildes verweist. Dramaturgischer Höhepunkt des Kurzdokumentarfilms ist die mit Cellomusik unterlegte, ungeschnittene Einstellung des Models, das sich auf Anweisung des Fotografen millimetergenau positioniert, um den Vorstellungen des Magazins von dem perfekten Aktbild zu entsprechen. Die frühe Arbeit von Harun Farocki erreicht nicht das Reflexionsniveau seiner späteren Filme – hauptsächlich aufgrund des fehlenden Offkommentars – ist jedoch wegen seiner Konzentriertheit und formalen Strenge sehenswert.


Der Auftritt
Deutschland | 1996 | Harun Farocki

Der Film beobachtet den Auftritt von Werbefachkräften einer Berliner Agentur, die ihr Marketingkonzept einer groß angelegten Kampagne dem Chef eines Augenoptikunternehmes anpreisen und letztendlich verkaufen wollen. Höchst interessant ist dabei neben dem Einblick in den Ablauf der Präsentation die ausschließliche Konzentration auf markttechnische Aspekte und die bodenständige Skepsis des Unternehmers. DER AUFTRITT zeigt eine Arbeitswelt der kalkulierten Kreativität und ihrer Sprache und Bilder und funktioniert für mich als zutiefst abschreckendes Beispiel. Eine Szene verdeutlicht den Schein dieser Branche ausgezeichnet: ein Mitarbeiter der Marketingagentur zitiert Marshall McLuhan („the medium is the message“) völlig unpassend und im falschen Zusammenhang. Erlaubt ist, was Eindruck macht.
Auch in diesem Kurzdokumentarfilm verzichtet Harun Farocki auf eine kommentierende Ebene und vertraut ganz auf die nicht eingreifende, in der Montage komprimierende und Beziehungen herstellende Beobachtung.


Nicht ohne Risiko
Deutschland | 2004 | Harun Farocki

NICHT OHNE RISIKO zeigt erneut ohne Kommentar die Verhandlungen eines Unternehmens mit einem Risikokapitalanleger. Es geht um die Höhe von Anteilen, Kreditsummen und Laufzeiten. Eindrucksvoll legt der Film die kommunikativen Prozesse in Unternehmen und Finanzwirtschaft frei und arbeitet durch die Sichtbarmachung der tieferliegender Strukturen der Finanzzirkulation gegen das weit verbreitete Stereotyp des gierigen Managers. Gewinnmaximierung, Mehrwertproduktion und Krisen sind nicht das Ergebnis gewiefter resp. verfehlter Handlungen einzelner Subjekte, sondern dem herrschenden Wirtschaftssystem immanent.
Ein formal unspektakulärer, inhaltlich aber bereichernder Film zum Wesen der ökonomischen Basis des Kapitalismus; nicht nur in Zeiten der so genannten Finanzkrise unbedingt sehenswert.

#170 Praxisphilosoph

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Geschrieben 06. Februar 2009, 10:10

Lady Vengeance
Süd Korea | 2005 | Park Chan-wook

Der dritte Teil von Parks Rache-Trilogie ist seltsam verworren und weiß nicht, wo es hingehen soll. Die Mixtur von satirischen, fast slapstickartigen und dramatischen Szenen gelingt überhaupt nicht und so bleibt alles indifferent und weit entfernt. Einzig ein paar wirklich schöne visuelle Ideen bleiben hängen.

#171 Praxisphilosoph

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Geschrieben 09. Februar 2009, 13:40

Dotknij mnie/Berühr mich
Polen | 2003 | Anna Jadowska, Ewa Stankiewicz

Zähes Episodendrama ohne Belang, das keine Nähe zu und Interesse an den Figuren herzustellen vermag. Zudem missfällt der Film durch die übertriebene, gedankenlose Farbkorrektur, die das matschige Videobild eher noch verschlechtert als poetisiert.


Kiss and Run
Deutschland | 2002 | Annette Ernst

Harmlose Tragikomödie über Liebe und Sex mit einigen netten Dialogen, ansonsten konventionell und unspektakulär. Ein typischer Film des „Kleinen Fernsehspiels“.

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Geschrieben 11. Februar 2009, 17:57

The Haunting/Bis das Blut gefriert
USA | 1963 | Robert Wise

BIS DAS BLUT GEFRIERT hat alles, was ein wirkungsvoller Gruselfilm braucht: ein furchteinflößendes Haus mit langen, verwinkelten Gängen – überhaupt eine verzerrte Architektur, eine stimmungsvolle Kamera mit entsprechendem Lichtkonzept, behutsame, musikalisch ausstaffierte Schocks und eine Handlung zwischen Rationalität und Übersinnlichem. Der Einfluss dieses Klassikers auf die Motive des „Haunted House“ sind außerordentlich und in der Filmhistorie vielfältig nachspürbar. Einzig die zum Teil arg stereotypen Figuren (vor allem Julia Harris' Charakter als hysterische, hilflose Frau und der ständig scherzende Luke) und die in ihrer Fülle ermüdenden Dialogpassagen schmälern die beabsichtigte Wirkung.

#173 Praxisphilosoph

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Geschrieben 13. Februar 2009, 09:46

Gallipoli
Australien | 1981 | Peter Weir

West-Australien, 1915: der 18-jährige Archy (Mark Lee) ist ein guter Kurzstreckenläufer, aber ziemlich gelangweilt vom Leben in der Ödnis. Als er von der Einberufungskampagne der australischen Armee hört, meldet er sich freiwillig und landet samt seinem Kumpel Frank (Mel Gibson) über Ägypten auf der Halbinsel Gallipoli in der Türkei. Dort müssen sie schmerzvoll erfahren, dass Krieg nicht nur ein „adventure larger than life“ ist und nur einer der Freunde lebend zurückkehren wird.

Aus Loyalität zum Königreich England entsandte Australien im I. Weltkrieg Truppen nach Europa. Der erste Militäreinsatz der Geschichte der ANZAC (Australian and New Zealand Army Corps) gegen die mit Deutschland alliierte Türkei wurde zum Desaster. Um von der Landung von 120.000 britischen Soldaten abzulenken, wurden die australische Infanterie reihenweise ins MG-Feuer des Feindes geschickt, in dem Tausende starben.
Trotz einer versuchten Rettung und dem Durchbrechen der „chain of command“ ergeben sich im Film die australischen Soldaten ihrem Schicksal, schreiben ein paar letzte Zeilen an ihre Liebsten und stürzten in den Tod. Peter Weir inszeniert diese Feier des nationalen Heldentod zwar zurückhaltend und fast beiläufig, jedoch mit der erwähnten ideologischen Implikation. Zuvor schon – in der obligatorischen Verabschiedungsszene der Soldaten am Hafen und bei dem Offiziersball – schwelgt GALLIPOLI im nationalistischem Brimbamborium. Die kraftvollen Bilder der australischen Wüste und ihrem Pendant in Ägypten zeugen tatsächlich von dem großen Abenteuer zwei junger Männer, das einer zwar mit dem Tod bezahlen muss – aber es geschieht ja für eine höhere, gerechtere Sache.
Diese fragwürdige Geschichte wird durchaus mit Können und Gespür für Tempo inszeniert, nur die phasenweise eingesetzte, futuristisch anmutende Elektro-Musik von Jean Michel Jarré mag so gar nicht passen und wirkt wie ein Fremdkörper.
Die Schlacht von Gallipoli gilt als Geburtsstunde der australischen Nation und Weir hat sich an einer Verfilmung des Mythos' versucht. Dies impliziert allerdings alle widerwärtigen Elemente des Nationenkonstrukts: Volk, Opfer, Schuld, Heldentod, Staatsmythos.

#174 Praxisphilosoph

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Geschrieben 13. Februar 2009, 12:45

Neun Leben hat die Katze
Bundesrepublik Deutschland | 1968 | Ula Stöckl

Fragmentarisches Episodendrama mit assoziativen Bildern und Montagesequenzen über verschiedene Lebenskonzepte von Frauen. Zwei Schauspielerinnen spielen dabei die unterschiedlichsten Frauenfiguren, die sich alle im Prozess der Veränderung befinden und dabei die Stellung der Frau in der Gesellschaft und ihre Beziehungen zu Männern reflektieren. Ula Stöckls Debüt ist einer der ersten Filme, die sich ausschließlich mit Frauenfragen, mit frauenspezifischen, aus der patriarchalen Struktur entstehenden Problemen beschäftigen. Trotz einiger Längen ist NEUN LEBEN HAT DIE KATZE interessantes, feministisches Kino, das auch als Spiegelbild seiner Entstehungszeit funktioniert.

#175 Praxisphilosoph

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Geschrieben 16. Februar 2009, 16:07

00 Schneider - Jagd auf Nihil Baxter
Deutschland | 1994 | Helge Schneider

Ein immer wieder unterhaltsamer Spaß mit wahnwitzigen Dialogen, einer ausgetüftelten Dramaturgie, liebevollem Set-Dekor und einer rasanten Entschleunigung des Geschehens. Wunderbar kauzig!

#176 Praxisphilosoph

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Geschrieben 16. Februar 2009, 23:19

Une vieille maîtresse/Die letzte Mätresse
Frankreich/Italien | 2007 | Catherine Breillat

Paris, Ende des 19. Jahrhunderts: der junge Libertin Ryno de Marigny steht kurz vor der Hochzeit, die ihm Zugang zu den erlauchten Kreisen des Hochadels bieten wird. Der Großmutter der Auserwählten beichtet er seine langjährige, obsessive Beziehung zu einer Kurtisanin (Asia Argento), deren Liaison zum Scheitern verurteilt scheint.

Zunächst war ich skeptisch, ob Breillats Motive in einem Kostümfilm über die gehobenere Pariser Gesellschaft funktionieren würde – und wurde eines besseren belehrt. Die Geschichte über eine verzehrende Leidenschaft, die weder gesellschaftliche Schranken noch strikte Vorschriften akzeptiert, wirkt erstaunlich modern. Einmal mehr faszinierend ist die Inszenierung der erotischen Szenen, die das Begehren mit dem Wissen um seine Unmöglichkeit spürbar machen. Breillat verzichtet dabei auf Schockmomente wie in A MA SOEUR oder ROMANCE und zeigt eine alles verzehrende Liebe und Sexualität, die um ihren Abgrund weiß.

#177 Praxisphilosoph

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Geschrieben 21. Februar 2009, 15:54

Brat/Bruder
Russland | 1997 | Aleksey Balabanov

Danila – der Juden nicht besonders mag, Deutsche aber schon – wird aus der Armee entlassen und heuert in St. Petersburg bei seinem Bruder als Auftragskiller an. Probleme, seien sie privater oder geschäftlicher Natur, werden fortan damit gelöst, indem die Kontrahenten kurzerhand erschossen werden.
BRUDER ist ein widerlicher Film, der nicht nur zynische Gewalt als probates Mittel für jedwede Probleme propagiert, sondern der auch mit einer deutlich rassistischen Grundstimmung gegen Kaukasier auffällt. Dass Geld schließlich als Hauptmotivation für Handlungen eingeführt wird und zudem als Instrument der freundschaftlichen Verbundenheit fungiert, setzt diesem fragwürdigen Film die Krone auf. Dies alles mag Bestandteil der heutigen russischen Gesellschaft sein und so könnte der Film auch als Zerrbild fungieren. Balabanovs Inszenierung lässt aber deutlich die Sympathie für den Helden durchscheinen - ein cooler Killer, der seinen Weg geht und dabei unglaublich männlich ist. Das ist reaktionäres Kino par excellence. Ab in die Tonne damit!

#178 Praxisphilosoph

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Geschrieben 22. Februar 2009, 16:41

Being There/Willkommen Mr. Chance
USA | 1979 | Hal Ashby

Mr. Chance – der weder lesen noch schreiben kann – arbeitet zeitlebens als Gärtner in einem herrschaftlichen Haus. Das Leben kennt der er lediglich aus dem Fernsehen, das für ihn als Blaupause für soziale Handlungen wie Gestiken, Mimiken und gesellschaftliche Rituale dient. Als der alte Hausherr stirbt, verlässt Mr. Chance zum ersten Mal in seinem Leben das Haus und sieht sich mit der Wirklichkeit konfrontiert. Ein glimpflicher Unfall ermöglicht dem höflichen, aber simplen Mann Zugang zu den allerhöchsten gesellschaftlichen Kreisen, die seine einfache, naive, ja dumme Art als tiefsinnig und intelligent missverstehen. Mr. Chance ergreift unwillentlich seine Chance, an deren Ende die Präsidentschaftskandidatur steht.
Normalerweise funktioniert die Blendung, der Schein so, dass eine Person vorgibt jemand zu sein, die sie nicht ist. Hier funktioniert es genau andersherum: eine einfältiger Mensch verhält sich so wie er ist und das gesellschaftliche Außen nimmt ihm diese Rolle nicht ab und versteht hinter jeder noch so trotteligen Aussage eine erhellende Bemerkung. WILLKOMMEN MR. CHANCE ist eine geistreiche, feinsinnige Gesellschaftssatire mit wunderbar hintergründigem Witz, die gnadenlos Politik und Status als große Seifenblase demaskiert. Peter Sellers spielt den Einfaltspinsel bemerkenswert zurückgenommen und mit ansteckendem Charme. Ein pointierter, intelligenter Film, der gekonnt zwischen Kritik und Unterhaltung chargiert, ohne albern zu werden.


Störung Ost
Deutschland | 1996 | Cornelia Schneider, Mechthild Katzorke

Sehr persönlicher Rückblick auf die Ostberliner Punkszene der frühen 1980er Jahre mit einer Reihe von Archivaufnahmen, Fotos und Erinnerungsfragmenten. Deutlich wird dabei vor allem die umfassende staatliche Repression der DDR gegenüber den Angehörigen der unerwünschten Subkultur. Trotz einiger kleinen Gimmicks formal jedoch schwach und beliebig.

#179 Praxisphilosoph

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Geschrieben 24. Februar 2009, 15:49

Carpatia - Geschichten aus der Mitte Europas
Deutschland/Österreich | 2004 | Andrzej Klamt, Ulrich Rydzewski

Ruhige und bildgewaltige Meditation über die karge Landschaft der Karpaten und ihre Menschen, die eindrucksvoll das beschwerliche bäuerliche Leben reflektiert. Oft romantisch verklärt, zeigt sich hier das Landleben mit seiner ganzen Härte und Ereignislosigkeit, das durch eine tiefe Trauer und Einsamkeit der Menschen gekennzeichnet ist. Trost und Zuspruch suchen sich die meisten der dort Lebenden in außerweltlichen Hoffnungen auf ein besseres Leben nach dem Tod. Die meist statischen Einstellungen spiegeln wirkungsvoll die umfassende Leere und verweisen auf den lähmenden Stillstand der anachronistischen Lebensform.

#180 Praxisphilosoph

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Geschrieben 28. Februar 2009, 10:31

Seaview
Irland | 2007 | Nicky Gogan, Paul Rowley

Seaview ist riesiger Gebäudekomplex in Mosney an der irischen Küste und wurde als Urlaubsort für britische Familien gebaut, in dem während der Hochphase in den 1940er Jahren bis zu 6000 Menschen die Ferien verbrachten. Mittlerweile ist das Gelände komplett eingezäunt und dient als „Durchgangslager“ für Asylsuchende aus aller Welt.
SEAVIEW erzählt in einer poetischen Grundstimmung von den Sorgen und Nöten der in der Siedlung lebenden Menschen. Dabei wird vor allem die nagende Angst vor der Zukunft und die lähmende Tatenlosigkeit spürbar, denn auch in Irland dürfen Asylbewerber keiner Beschäftigung nachgehen. Die unterschiedlichen Geschichten und Motivationen werden hauptsächlich über den Off-Kommentar erzählt und mit Bildeindrücken der Anlage und dem angrenzenden Meer unterlegt. Das gewichtige Manko des Films ist die Aussparung des gesellschaftlichen Außen. Zwar erwähnen einzige Bewohner von einem alltäglichen Rassismus, der Film interessiert sich jedoch ausschließlich für die Befindlichkeiten der Asylsuchenden, ohne die Bedingungen und Konflikte näher zu beleuchtenden. Insgesamt ein spannender Blick auf die individuellen Auswirkungen einer weltweiten Migration, ohne jedoch politische und vor allem ökonomische Zusammenhänge zu thematisieren.





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