Fahrenheit 451/ Francois Truffaut
Sonntag, 17.04.2005, DVD, OmU
"Was wäre, wenn es Dir verboten Wäre zu lesen?".....
Es ist eine absurde, ja angsteinflößende Vorstellung, dass eine Gesellschaft das Lesen ächtet und die Feuerwehr nicht dazu da ist Brände zu löschen, sondern sie zu entfachen. Ray Bradbury hat mit seiner Romanvorlage Fahrenheit 451 solch eine Welt geschaffen und Truffaut hat dies hervorragend filmisch umgesetzt.....
Bradburys relative, negative Utopie ist brandaktuell. Ähnlich wie Aldous Huxley (Schöne neue Welt) hat Bradbury hier echte Seherqualitäten bewiesen - und wenn man heute mit offenen Augen durch die Welt läuft, erkennt man doch sehr viel was in diesem Roman/Film Thema ist. Zwar werden hierzulande keine Bücher verbrannt und die Feuerwehr löscht auch noch Brände und legt sie nicht, jedoch stellt sich die Frage ob das Buch bei uns nicht immer mehr den Rückzug angetreten hat und es vielen immer schwerer fällt sich mit dem geschriebenen Wort auseinander zu setzten.
Die Verbannung des Buches hat doch in einigen Teilen der Gesellschaft ein großes Ausmaß angenommen. An die Stelle des Buches tritt eine oberflächliche, ja zeitweise unglaublich dumme Art und Weise sich zu amüsieren (man denke z.B. an Sendungen von Sat 1 und Konsorten...) Ich möchte sogar behaupten, das Massenfernsehen dient in unserer Zeit dazu die Menschen zu betäuben, sich nicht mit sich und der Welt um sie herum auseinander zusetzten - und es gibt viele Beispiele. Als beispielweise in Nürnbergs U-Bahnhöfen die sog. Beamerwände installiert wurden auf denen zu 99% Werbung zu sehen ist, gingen die gewalttätigen Auseinandersetzungen an den U-Bahnhöfen schlagartig zurück.
Ich habe es mir schon öfter einmal vorgestellt was passieren würde, gäbe es kein Fernsehen mehr. Was würden die Menschen mit sich anfagen? Müssten sie dann den Dialog suchen, sich mit ihren Verdrängten auseindersetzten und sich selbst wieder in den Mittelpunkt ihres Seins rücken - ich denke ja. Die Verdummungsdroge Nr.1 ist in vielen Fällen dazu da, die Menschen ruhig zu stellen.Es ist z.B. auch einfacher das Kind vor dem Fernseher zu setzten als sich mit ihm zu befassen und mit mir selbst gleich gar nicht. Ich empfehle ein Experiment: man schalte den Fernseher ein und lege für kurze Zeit ein Handtuch darüber, so dass man das Bild nicht sieht. Dann setze man sich gemütlich auf das Sofa und lausche - meine Prognose: man hält es keine fünf Minuten aus.
Nun, wie immer gibt es auch Ausnahmen. Natürlich gibt es auch Sender bzw. Sendungen (Arte/ 3 Sat, Phönix etc..) die durchaus einen Gegenpol zur Verdummung der Gesellschaft bilden. Jedoch werden diese Sender nur von einem sehr geringen Teil der Bevölkerung gesehen (man vergleiche die Einschaltquoten bei Phönix). Angesichts der Übermacht des Trivialfersehens und das miteinbeziehen des Zuschauers (Big Brother lässt grüßen) stellt sich die Frage, ob Bücher überhaupt noch verbrannt werden müssen?
Wir sind in vielen Teilen der Gesellschaft oberflächlich und ungründlich geworden. Vieles muss schnell gehen, ohne richtig hinzusehen trifft man Urteile und allzuoft bekommt man den Eindruck, dass es nicht mehr viel Verläßliches gibt. Dagegen steht jedoch der Mensch an sich. Irgendwann werden wir uns miteinander auseinandersetzten müssen - spätestens wenn es uns nicht mehr gelingt uns zu verdängen. Bis es soweit ist, wird noch viel Zeit vergehen - aber ich bin mir sicher der Tag kommt.....