Match Point/ Woody Allen
Freitag, 30.12.2005, CineCitta, Nürnberg
Dostojewskij und seine Erben......
Ich bin mir sicher, Dostojewskij hätte sicher Gefallen an diesem neuen Werk von Woody Allen gehabt und sich dabei rundum bestätigt gefühlt, welche absurden Züge das menschliche Sein doch in sich trägt, wenn man versucht durch die kleine Lücke im Vorhang zu sehen, um die Welt zu verstehn.....
Woody Allen insziniert hier eine bitterböse Gesellschaftssatire, die einen möglichen und tiefen, wenn auch nicht generellen Einblick in die Oberschicht unserer heutigen Gesellschaft gibt. Ich möchte bezweifeln, dass es in diesen Kreisen nur so zu geht, jedoch werden sich viele angesprochen fühlen, da bin ich mir sicher.
Es ist die Geschichte eines jungen Tennisprofis, der keine Lust mehr hat auf die "Tour" zu gehen und lieber Tennislehrer, in einem noblen Club in London, werden möchte. Aufgrund seiner hervorragenden Referenzen bekommt er natürlich die Stelle und freundet sich auch sofort mit einen seiner Schüler an, der nicht nur viel Geld hat, sondern auch noch eine sehr hübsche Schwester. Er selbst kommt aus ärmlichen Verhältnissen und ist nicht gerade mit viel Luxus aufgewachsen. Wie es so kommt, aus Lehrer und Schüler werden Freunde und die Schwester verliebt sich in den hübschen Tennisprofi - er hat es somit geschafft, sein Aufstieg in die Oberschicht ist vorprogammiert.
Eines Tages jedoch, trifft unser junger Held die Freudin seines Freundes, gespielt von Scarlett Johansson, und verliebt sich vom ersten Augenblick in sie. Nebenbei muss man hier jetzt erwähnen, dass Woody Allen mit Scarlett Johansson eine wunderschöne Frau ins Spiel bringt, die nicht nur unseren Tennisprofi zu Begeisterungsstürmen hinreißt..
Von nun an nimmt diese Geschichte Fahrt auf und es wird bis zum Schluss nicht mehr auf die Bremse getreten. Woody Allen schaut hinter die Kulissen der feinen Gesellschaft und bringt das absurde Spiel des menschlichen Seins ans Tageslicht, welches gespickt ist von Lügen, Verrat, Intrigen und, und, und....
Wie gesagt, Dostojewskij hätte an dieser Geschichte seine wahre Freude gehabt und Woody Allen als einen würdigen Nachfolger betrachtet......
Dabei zeichnet der Meister ein Bild von der Oberschicht, die meiner Meinung nach, der Realität sehr nahe kommt. Geld ist nicht der Rede wert, man hat es einfach. Man lebt in purem Luxus und nichts scheint unmöglich. Auch die Urlaubsplaung gerät zu einem Inselhopping. Man kauft in noblen Läden ein, die Kleidung ist locker-elegant, aber dennoch stilvoll und teuer, so dass man sich untereinander erkennt, denn man will schon zeigen was man hat, auch wenn dies erst auf den zweiten Blick deutlich wird. Ist man einmal in diese Kreise aufegommen, fällt vieles Leichter. Ein gehobener Posten in der Firma, kein Probelm. Kontakte entstehen so beiläufig, die im Nachhinein jedoch sehr ertragreich sind. Ein Prof. aus Wien meinte kürzlich, man soll doch diese absurde Idee von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitmarkt, bezüglich der Stellenbesetzung, beiseite legen und sehen was wirklich passiert: "haben sie ein funktionierendes Nestzwerk, haben sie einen Job. Haben sie es nicht, haben sie halt keinen".
Der Umgang untereinander ist von Oberflächlichkeit geprägt und selbst das Kindermachen wird zu einem gut durchgetsylten Ereignis. Für echte Gefühle und Einsichten ist da wenig Platz. Die Mutter bestimmt insgeheim immer über die Partner der Söhne und Töchter der Familie. Passt sie oder er in ihr Bild, ist alles O.K., ist das nicht der Fall, hat er oder sie keine Chance. Natürlich interessiert man sich für Kunst, ohne sie jedoch wirklich zu verstehen. Sie wird als gesellschaftliches Event mißbraucht, um sich auszutauschen, sich zu zeigen und bei gegebenen Anlässen mitreden zu können, wer gerade in ist. Es ist schon grandios, wie Woody Allen bestimmten Kreisen den Spiegel vors Gesicht hält und mit leiser, und dennoch nachhaltiger Stimme sagt: schaut euch an, wie ihr lebt- toll....