Aus dem Leben der Marionetten/ Ingmar Bergman
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Samstag, 21.01.2006, DVD
Ein Bergman, wie man sich ihn vorstellt......
Das war mal wieder ein Einlauf der besonderen Art. Wie kein anderer (zumindest mir nicht bekannt) schafft es Bergman das menschliche Dasein in seiner wahren und zu tiefst traurigen Frorm darzustellen, so dass mir das Blut in den Adern gefriert.
Bergman zeigt das Schicksal eines Mannes auf, der weit entfernt von seinem eigenen Selbst, ein kümmerliches Dasein fristet und zugleich von Alpträumen geplagt ist, in denen er seine Frau umbringt. Dies quält ihn, doch er findet keinen Ausweg, sich von diesen Träumen zu befreien. Auch der von ihm aufgesuchte Psychologe kann ihm nicht helfen - wobei ich hier anmerken möchte, dass ich die Figur des Psychologen als eine heftige Kritik an diesem Berfusstand von Bergman verstehe - aber dazu später.
Zusammen mit seiner Frau lebt er in einer Ehe die sich dadurch auszeichnet, dass sie von gegenseitigen Gemeinheiten und Vorwürfen geprägt ist, die dann wenn sie anscheinend zu hart waren, von seiner Frau mit gleich nachfolgenden Zuwendungen einher gehen. Jedoch lassen sei fast keinen Moment aus, um sich gegenseitig das Leben schwer zu machen und zugleich herrscht zwischen den beiden eine Anziehungskraft vor, die es ihnen unmöglich macht sich zu trennen. Es scheint so, als leben sie hier alte Muster (von ihren Eltern adaptiert), nach, ohne sich darüber bewusst zu sein. Was aber noch viel bedeutender ist - beide leben ein Fasadenleben und haben ihr eigenes ICH dabei verloren, bzw. sie können es nicht finden. Dies ist deutlich daran zu erkennen, dass z.B. die gelebte Sexualität der beiden als ein gesellschaftliches Ereignis betrachtet wird, abgespalten von den eigenen Gefühlen.
Als Bergman die Mutter des Mannes ins Spiel bringt, wird vieles was zuvor Vermutung war, Gewissheit. Eine Frau, die zugunsten ihrer Ehe ihren Beruf als Schauspielerin aufgegeben hat und sich voll in den Dienst ihres Mannes und der Familie gestellt hat. Sie scheint eine Persönlichkeit zu sein der es wichtig ist, nach außen hin eine akzeptable und anerkannte Figur abzugegen. Gefühle oder Bedürfnisse die nicht in diese Welt passen, werden somit getötet und solange abtrainiert, bis sie nicht mehr zum Vorschein kommen. Und so scheint es auch, dass Peter Egerman nie sein eigenes Ich finden konnte und abgespalten von sich selbst an sich zu Grunde geht. Alice Miller schreibt hierzu: "Die Unterdrückung der Freiheit und der Zwang zur Anpassung beginnen nicht erst im Büro, in der Fabrik oder in der Partei, sondern bereits in den ersten Lebenswochen. Dieser Zwang wird später verdrängt und bleibt deshalb, seinem Wesen nach, jeder Argumentation unzugänglich" (A.M. Drama des begabten Kindes - eine Um-und Fortschreibung,S.148,1997) und weiter: "Was sie aber nicht sehen, weil sie sie nicht sehen können, ist das absurde, widersprühliche Verhalten ihrer Eltern zur Zeit, als sie noch ganz kleine Kinder waren. Diese Haltung der Eltern kann man nicht erinnern, weil man damals gezwungen war, Schmerz und Zorn zu verdrängen"(A.M. Drama des begabten Kindes - eine Um-und Fortschreibung,S.148-149,1997) Peter Egerman hat genau dies (so scheint es zumindest) erfahren.
Dass dies nicht erfahren werden konnte, liegt auch an der Figur des Psychologen. Er selbst hat ein Einfühlungsvermögen von einer Feldhaubitze. Kalt und ohne jede Regung sitzt er dem Patienten gegenüber. Durch ihn hätte Peter Egerman sein wahres ich finden können, wenn der Analytiker es auch hätte. Doch dieser lebt selbst weit entfernt von seinen Emotionen und besitzt daher auch kein Einfühlungsvermögen. Ich hoffe, solche Analytiker gibt es nicht allzu oft - doch ich befürchte Schlimmes. Solche, die sich gerne hinter ihren theoretischen Modellen verstecken und das Eigenliche, ja Naheliegende nicht sehen, nicht sehen wollen, da es bei ihnen Schmerzen hervorrufen würde, vor denen sie Angst haben.