03.03.04 - Tanz der Teufel 2 - jetzt wird noch mehr getanzt, USA 1987
Kindlicher Spieltrieb trifft auf sittliche Reife. Irgendwie nun ein paar Jahre älter und damit um die Erkenntnis reicher, dass auch im klar ausformulierten Spaß die Gesetze des Horrors noch greifen können - wenn sie dann auch nicht mehr wirklich das Grauen lehren, sondern eher für wohliges Gruseln sorgen – gingen die einstigen Heißsporne abermals daran, eine Art Sequel und Remake zugleich zu machen. Als der zweite Teil damals in die Kinos kam war das für mich auch so eine Art Rehabilitation des ersten Teiles. Ich hatte es bis dahin kaum für möglich gehalten, dass ein “verbrecherisches Machwerk von skrupellosen Irren apokalyptischen Ausmaßes“ überhaupt noch einmal eine Fortsetzung erfahren könnte. Und da stand ich dann in einem Supermarkt, blätterte nichts ahnend in einem Kinomagazin und stolperte erst über ein paar Bilder die meine Aufmerksamkeit einfroren und schließlich wurde mir bewusst, was ich da vor Augen hielt! Aber nicht nur das. Die Stimmen, die ich zum bevorstehenden Kinostart in der nachfolgenden Zeit zu lesen bekam, waren durchweg positiv. Eine eisige knöchrige Hand schnellte da plötzlich aus dem dunkelsten Dunkel meiner traumatisierten Seele, tastete nach meinem Gehirn und packte fest zu *PFTSCH*. Der übelste Film der Geschichte (meine damalige Meinung) wurde auf einmal wieder höchst interessant. Eine Hassliebe war da vermutlich schon längst unbewusst vorhanden gewesen, doch nun bekam ich sozusagen das “Okay“ von “höherer Stelle“. Also besorgte ich mir Teil 1 noch einmal und dann begann eine Suchtkarriere, die ich an
anderer Stelle bereits beschrieben habe.
Wahrlich, ich sage Euch…, vermählt sich tiefstes Schaudern mit Wohlwollen und mit einem Erwachen subjektiver Objektivität(
)..., dann werden wahre Kultfilme geboren! Ich war damals noch nicht volljährig und so war es gar nicht sicher, dass ich überhaupt in den Genuss kommen würde, Teil 2 im Kino zu sehen. Doch es gelang mir. Ich weiß noch, wie ich hinterher erschlagen heimwärts in der U-Bahn saß, die Sonne ging gerade blutig rot unter…, froh darüber, tatsächlich keine Gurke gesehen zu haben, sondern eine Achterbahnfahrt in einer Zelluloid-gewordenen Geisterbahn, reich an Attraktionen, und mit wenig Zeit für Handlung. So etwas Verrücktes hatte ich bis dahin im Kino noch nicht sehen dürfen. Keine kreischenden Teenager…, keine schmalzige Liebesgeschichte am Rande…, kein Sex…, kein Happy End…, relativ viel Blut, dunkle Nacht, schwarze Magie und schwarzer Humor, diesmal als Slapstick klar erkennbar.
Der Film ist ein Paradebeispiel für atemlose Nonstop-Action. Sich der Tatsache bewusst, dass das notwendige Hintergrundwissen bei den Horrorfans natürlich längst und dauerhaft präsent war, stürzte man selbige gleich kopfüber ins Geschehen. Eigentlich haben wir hier ja einen späten Vertreter uralten Slapstick-Kinos. Die sadistische Boshaftigkeit dieser längst vergangenen Ära harmoniert dabei perfekt mit Bildern des Horrors, dritt durch diese sogar stärker hervor. Umgekehrt profitiert aber auch der Horror von der anarchischen Energie hirnbefreiten Slapsticks. Eine Traumehe! Raimi zieht dabei alle Register. Die Inszenierung des düsteren Kasperletheaters ist versiert und sein Gespür für Atmosphäre bleibt dabei nicht auf der Strecke, so dass das sympathisch Böse eben trotz aller Heiterkeit nicht an Kraft verliert. Geräusche, Kameraeinstellungen und Musik sind stets mit Bedacht gewählt, mit viel Witz und mit Sinn für die beiden verschmelzenden Disziplinen. Die Technik gerät so zwar zu einem weiteren Hauptdarsteller bei dem ganzen, doch im Schaustellergeschäft ist das nun mal das Wichtigste. Und es passt auch, nicht zuletzt ist der böse “Waldgeist“ bis kurz vor Schluss die Kamera selbst.
Ein herrlich alberner, einfallsreicher und gruseliger Blödsinn mit einem reinrassigen Helden und natürlich auch längst schon ein echter Klassiker. Am Thron des einzigartigen Vorgängers vermag er aber dennoch nicht zu rütteln.
Der unvergleichliche Bruce Campbell manifestierte mit diesem Teil seine (hoffentlich) unsterblich gewordene Kultfigur des Ash endgültig, die bitte noch in 300 Jahren als unterbelichteter Testosteron blutender Dämonenschlächter durch diverse Cyber-Comics spuken wird, neben den 3 Stooges, Groucho Marx und Jesus!
Anmerkung:
Weil ich gerade die alten Bilder heraufbeschwöre wird mir wieder bewusst, wie sehr ich damals von den beiden ersten Filmen besessen gewesen war. Sie bestellten den Acker meiner damaligen düsteren Phantasie und stifteten eine ganze Zeit lang eine Art Lebensgefühl, das mich als Teenager begleitete, passend zu meinem früheren Leben als grimmiger Metaller
. Wenn mich die ganzen Teenies mit ihrem hysterischen Gekreische nach „Evil Dead“-DVDs heute auch nerven mögen, ich muss sie um ihr “Eldorado“ beneiden, welches bei mir nur noch aus süßer Erinnerung besteht…. Na wenigstens hab ich schon mal mit einem telefoniert, dessen Bruder die Filmcrew des ersten „Evil Dead“ seinerzeit zum Drehort in den Wald und zurück kutschierte. Ist das etwa nix…?!??!!
Bearbeitet von FakeShemp, 25. Mai 2008, 08:16.