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FakeShemps Testikel-Kino - Filmforen.de - Seite 12

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FakeShemps Testikel-Kino


397 Antworten in diesem Thema

#331 FakeShemp

    Schlauer noch, als Sokrates! Zudem Anwalt schlechter Filme..

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Geschrieben 16. August 2005, 19:40

16.08.05 – The Card Player, Italien 2004

Muss man sich denn immer gleich so reinsteigern überall? Nach den vielen Vorschussscheißbeeren, die dieser Film eingeheimst hat, erwartete ich wirklich eine Katastrophe monströsen Ausmaßes. Und womöglich lag es an dieser unterirdischen Erwartungshaltung, dass mir der Film dann sogar taugte. Danke also schon mal an all die Flamer und Dreckschleudern! ;)

Gut, was ist „The Card Player“ aber denn nun? Nett. Nicht unspannend. Ohne Finessen, aber ganz witzig. Schlechte Dialoge, oh ja! Haarsträubend! Die hatten laut IMDb sogar zwei Leute für Dialoge am Set. Hat nicht viel genützt. Einige größere Schlampereien – Pfählszene zum Beispiel - und absurd anmutendes Verhalten der Figuren hie und da, letzteres kennt man ja schon vom Meister. Kinotauglich ist so etwas in dem Ausmaß aber beileibe nicht mehr. Dennoch, gerade das über-dramatische Ende auf den Bahngleisen hatte doch ein wenig absurden Charme zu bieten, dem ich nicht unbedingt Unfreiwilligkeit unterstellen möchte. Manchmal kam mir der Film fast schon wie eine verkappte Giallo-Komödie vor. Oftmals unfreiwillig (ja ja!) und manchmal sogar ein klitzekleines bisschen beabsichtigt. Komödie ist sicher ein viel zu starker Begriff. Farce trifft es vielleicht besser. Ein Humoreinschlag, der unter Umständen einem gewissen „Leck mich am Arsch“-Gefühl des nicht ganz mit Herzblut bei der Sache seienden Regisseurs geschuldet ist. Wenn man jedenfalls keinen großen Wurf erwartet, dann darf man sich durchaus auf dieses Wiedersehen mit einem lockereren Argento in zerschlissenen Hausschuhen freuen, dem hinten das Hemd heraushängt. Ja genau, das ist es einfach, ein Sonntags-Giallo!
Aufgrund diverser Fehler und so weiter hatte ich zudem den Eindruck, dass der Film nicht so richtig fertig gestellt worden ist, es sich also rundherum um einen Schnellschuss handelt.
Ich habe mit dem “Kartenspieler“ jedenfalls kein Problem und werde ihn mir auch kaufen. Der Römer hat dieses Werk wohl eher so aus dem Ärmel geschüttelt und mehr geschlampt, als sonst. Was ein Filmemacher ist, der etwas auf sich hält, scheißt eh auf überdramatisierende Kritiker, die von einem Ende der Karriere philosophieren, und dreht einfach unverhofft mal wieder einen richtigen Knaller. Ich wär bereit!


16.06.2006 - The Card Player

Vergangene Nacht gab es ein Wiedersehen. Also ich muss sagen, dass er mir richtig gut gefällt, mittlerweile sogar besser als der wahrscheinlich rein inhaltlich rundere und etwas ordentlichere "Sleepless". Zum einen gibt es einige wirklich argentoesque Augenblicke der Güteklasse A und zum anderen sind die Absurditäten diesmal von einer Pracht, als hätte Dario doppelt so viel von dem Zeug geraucht, das er sonst immer konsumiert. Ich glaube, daran wird es wohl liegen, denn nichtsdestotrotz ist alles letztendlich immer eine Frage der Haltung. Filme sind nicht nur eine Ansammlung von Gelungenem und Schlechtem, und am Ende dominiert das, was unterm Strich übrig bleibt..., sondern erst durch den inneren Kosmos des Betrachters entsteht am Ende ein Ganzes, das für Entzücken sorgt, oder eben nicht. Und was da an den vielen internen Reglern des Empfindens dreht, natürlich nicht ganz ohne Einfluss von Außen, hat trotzdem meist mehr mit uns selbst zu tun, als allein mit dem Werk, dem wir das dann zuschreiben. An anderer Stelle habe ich ja schon mal ausgeführt, dass ich mir ziemlich sicher bin, dass letzteres bei den meisten Leuten die Obergeige spielt, auch wenn sie darauf beharren würden, hauptsächlich von rationalen Aspekten in ihrem Urteil geleitet zu werden. Jemand, der dezidiert aufzählen kann, warum ihm ein Film gefällt oder nicht, rast womöglich längst auf dem Holzweg dahin. Ob empfundener Genuss oder erlittene Pein hängt vom diffusen Widerschein aus den Tiefen unserer Persönlichkeit ab, wo das ureigene Gerümpel sonst verborgen im Dunkeln verstaubt und den Lichtstrahl des Projektors dann tausendfach bricht, reflektiert und Teile davon verschluckt. Wir haben da nur die Möglichkeit, den Einfallswinkel etwas zu beeinflussen. Das ist es, was ich mit Haltung meine. Mit dem richtigen Winkel, der richtigen Herangehensweise, ist jedoch sogar „Il Cartaio“ ein recht brauchbarer Argento. Ein Sonntags-Giallo, wie ich in meinem alten Eintrag meinte, aber es gibt ja auch noch den Montag. Und der Tag ist, wie man weiß, richtig scheiße.

Wenn man Argento-Filme liebt, dann gehört da jedenfalls auch der Makel dazu, der für mich längst ein Markenzeichen geworden ist. Dieses Werk hier ist schon ein regelrechtes Feuerwerk, was das angeht. Und der irrsinnige Schluss kann sogar entzücken, wenn man den vermeintlichen Makel endlich als Eigenart eines verschrobenen Künstlers akzeptiert hat. Ich finde mittlerweile, diese Unzulänglichkeiten im Angesicht seiner Stärken machen Argento erst aus. Ganz ehrlich, wenn er einen total runden, makellosen Film ablieferte, dann wäre der bestimmt auf irgendwie komische Weise belangloser.
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#332 FakeShemp

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Geschrieben 20. August 2005, 18:06

18.08.05 – Visitors, Australien 2003

Also ich fand den Film gar nicht übel. Für Geistergeschichten bin ich ja besonders empfänglich und ich hatte während der Sichtung einige hoch angespannte Augenblicke durchzustehen, was bei Horrorfilmen in meinem Fall nur noch äußerst selten vorkommt. Vor allem die Mutter der Hauptdarstellerin besitzt das Potential, einen noch im Schlaf zu verfolgen, so dass man geneigt sein könnte, das Licht beim Schlafen anzulassen. Die Vorstellung, mit einem kleinen Schiff auf hoher See unterwegs zu sein, erfüllt mich schon von Haus aus mit wohligem Grusel. Einige meiner Lieblingsklassiker kommen aus dieser Ecke. Die See ist nun mal das größte Geisterhaus, mit unzähligen Kellergeschossen…
Handwerklich fand ich den Film ebenfalls okay, besonders die Installation des Spuks. Kleiner ordentlicher Schocker, der leider mit einem kitschig gemachten Ende aufwartet. Trotzdem ist er spannend und eine gute Wahl, sollte es einem nach ein wenig echter Gänsehaut gelüsten.
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#333 FakeShemp

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Geschrieben 20. August 2005, 18:27

20.08.05 – Charlie und die Schokoladenfabrik, USA/England/Australien 2005

Nachtvorstellungen sind bei Blähungen vorzuziehen, weil da hockt man meist allein in guten Filmen. Bei schlechten Filmen sind ja oftmals doch irgendwelche Störenfriede zugegen. Und Burtons Neuer ist sozusagen besonders flatulenzfreundlich, weil den schaut sich außer mir bestimmt keiner um 2:00 Uhr nachts an.
Mir gefiel der Film sehr gut, vor allem wegen seiner Äußerlichkeiten, also die Bilder und die schrägen Gesangseinlagen, die der blassen Story gehörig Farbe einverleiben. Für diese Art von Märchen erreichte der Film zwar nur eine geringe Tiefe, da einfach zu viel Drumherum stattfand, aber gerade diesen, nicht zu angestrengten Ernst fand ich gut, so dass ich „Charlie“ mehr als schrulligen Musikfilm für mich einordne, denn als zu Herzen gehendes Weihnachtsmärchen mit großer Aussage.

In letzter Zeit gucke ich ja „Fawlty Towers“ rauf und runter und da ist mir David Kelly in der Rolle des O'Reilly schon positiv aufgefallen. Hatte mich deswegen bereits gefragt, was der wohl sonst noch im Filmgeschäft getrieben haben könnte. Und da riss es mich vergangene Nacht geradezu aus dem Sitz, als ich ihn im Großvater Charlies wieder erkannte. Ein bisschen älter, aber eigentlich hat er sich kaum verändert! ;)
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#334 FakeShemp

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Geschrieben 29. August 2005, 00:38

27.08.05 – Romper Stomper, Australien 1992

Der Film, wo der Russell Crowe von herkommen tut…

Wieder ein Machwerk, das es sich nicht so einfach macht, mit einer klar erkennbaren kritischen Distanz nach Anerkennung zu buhlen, sondern mit seiner ehrlichen mutigen Grundhaltung gesunden Fragwürdigkeitsstatus erreicht und auch hier das Hineinschlüpfen in die Welt der gewaltbereiten “Unanständigen“ als distanzlose Erfahrung unumgänglich macht. Der politische Hintergrund ist im Film, wie im Leben der Skins selbst, eigentlich von geringerem Gewicht, dient er wie so oft nur als Anstrich einer Fassade, die in ihrem Innern etwas viel Gemeingültigeres birgt: Der Mensch ist eine Kampfsau unter seiner Schale und leicht für Gewalt zu begeistern, wenn das Ambiente stimmt und ein beliebiges Feindbild zur Hand ist.
Männer (und Frauen?) wollen Krieger sein, brauchen Rituale wie z.B. in Musik und im Gebaren und etwas in der Geschichte, das vor ihnen schon mal da war, aufgeblasen zu einem romantischen Eldorado der Verehrung, das ihnen auch noch Recht zu geben scheint. Das Kriegerische schlummert in jedem und es ist mit gewissen Dingen wach zu kitzeln. Bei „Romper Stomper“ müssen wir uns selbst erkennen, der äußere Anstrich ist ja wie gesagt beliebig austauschbar. Streckenweise bekommt man schon geradezu Lust, sich ebenfalls in Doc Martens zu schmeißen und sich die Rübe zu epilieren. Guilty Pleasure? Ja und nein. Eine wertvolle Gelegenheit aber ganz bestimmt! :blink: Im Prinzip passiert das doch quasi bei jedem Actionfilm, wo man sich ganz gerne mit den harten Jungs identifiziert. Die Skins könnten ja zum Beispiel auch Wikinger oder verwegene Cowboys sein, die ihre einschwörenden Rituale zelebrieren, dem Tod ins Angesicht lachen und über verführerische Gewaltmacht verfügen, in einer Weltanschauung, in der allein der Stärkere Recht hat. Zum zwiespältigen, aber somit viel versprechenden “Vergnügen“ der unangenehmen Art wird der Film dann schließlich dadurch, dass man sich beim Sympathisieren mit den kahlen Jungs ertappt und den Mantelkragen schnell hochklappen möchte, vor Scham, weil wir es hier nicht mit einer Fantasy-Welt zu tun haben. Allerdings lauert Absolution schon um die nächste Ecke. Nämlich dort, wo man so quasi erkennt, dass man nicht Gefahr läuft, einer politischen Ideologie zu verfallen, sondern schlicht dem uralten "martialischen" Kokolores, für den die Menschen wahrscheinlich schon seit Anbeginn der Zeit anfällig sind, wo der zum Überleben womöglich mal wichtig war. Und das ist der Mehrwert dieses irgendwie verwegen mitreißenden Streifens, dass man zu trennen lernen muss, zwischen der Ideologie und dem, was in einem unabhängig davon als Anlage bereits schlummert, damit man diese kritischen Massen rechtzeitig in ihre Schranken verweisen kann. So weit sind sie fürchte ich nicht auseinander, sie lassen sich bei Bedarf schnell instrumentalisieren. Der Mensch ist eine domestizierte Schlachten-Sau. Das kann einem „Romper Stomper“ vielleicht besser vermitteln, als irgend ein tot gekauter Pädagogen-Lehrfilm, mit "sauberer" Haltung und zu großer Distanz, die nur den kritischen Blick von Außen zulässt.
Er ist für mich persönlich keine Auseinandersetzung mit einer bestimmten Facette der menschlichen “Gewaltliebe“, wie zum Beispiel hier dem Rechtsradikalismus, sondern mit dem allgemeinen Phänomen des kriegerischen Menschen an sich. Das ist es, was vor allem ich aus "RS" ziehe. Natürlich steckt da noch mehr drin, aber mir reicht das. Guter Film! Allerdings auch nicht ungefährlich, wenn man sich von ihm nur zudröhnen lässt...
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#335 FakeShemp

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Geschrieben 29. August 2005, 23:37

29.08.05 – Der verbotene Schlüssel, USA 2005

Nette Gruselmär, die ihre größten Schocks bei mir erst setzte, nachdem ich schon wieder auf dem Weg zum Bahnhof war. Die Auflösung des Plots sollte unbedingt noch einmal zur Rekapitulation der Filmhandlung hergenommen werden, was viele der Gelegenheits-Horrorgucker sicher nicht mehr machen. Dabei lohnt es sich. Es ist ja nicht nur so, dass - und Achtung hier setzt es SPOILER!!! -, man wunderbar dahinsinnieren kann, wie es dem armen jungen Anwalt die ganze Zeit in der Haut des alten Mannes ergangen sein mag, man muss ja auch die makabere Sache mit den armen beiden Kindern bedenken, die vom Mob in der Rückblende gehängt und auch noch verbrannt werden, und zwar in den abgelegten Körpern des Magierpärchens. Das alles wurde mir erst im Nachhinein klar, nachdem sich die raue See des Finales gelegt hatte. Schön, dass das einem selbst überlassen wird. So hat man noch etwas zu Knabbern für hinterher.
Den Film fand ich ordentlich, wenn auch nicht herausragend. Für Herausragendes sorgte höchstens die malerische Kulisse mit allerlei netten Voodoo-Zutaten. Für mich persönlich war das Tempo des Films zu hektisch, vor allem, was Bild und Ton angeht, und alles zu voll gestopft mit inszenatorischem Schnickschnack. Ich brauche keine Kameras mehr, die wohlfeil durch Schlüssellöcher fliegen können, nur so zum Geprotze, oder lautes "Gewusche" und "Gehusche" da, wo eigentlich gar nichts ist, nur damit der jugendliche Zuschauer aus dem Sekundenschlaf befördert wird. Das alles mit mehr Bedacht eingesetzt, wäre lohnender gewesen. Trotzdem war der Wohlfühlfaktor hoch, da mir auch die Story zusagte. Manche Elemente mögen zwar von Anfang an vorhersehbar sein, so zum Beispiel, dass der "Anwalt" und die "Alte" miteinander bei irgendetwas Unlauterem unter einer Decke stecken, aber ich halte das eher für beabsichtigt. Wohligen Schauer birgt ja nicht nur ausschließlich Unvorhergesehenes, auch das, was wir den Protagonisten an Ahnungen und Wissen voraushaben. Das nennt man dann wohl erst Suspense. Bei der Jugend von heute heißt man das hingegen "vorhersehbare langweilige Scheiße" glaube ich…, :haeh: aber die "Generation Jack in the Box" kennt und versteht halt nichts anderes mehr, als rein somatisches Erschrecken…
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#336 FakeShemp

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Geschrieben 15. September 2005, 00:16

14.09.05 - Himmel, Arsch und Wolkenbruch!, Franken 2005
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Geschrieben 26. Oktober 2005, 12:04

24.10.05 – The Warriors, USA 1979

Kultfilm aus Jugendtagen und ein Wiedersehen, das Freude bereitete. Der Streifen wirkte ganz seltsam auf mich. Ernstnehmen, ob seiner Darstellung der Gang-Welten New Yorks, kann ich ihn heute freilich nicht mehr und im Prinzip will er diese auch gar nicht abbilden. „Warriors“ ist irgendwie Zwischenwelt, so als seien Märchenelemente der Grimms durch eine Raumzeitverknitterung in ein New York der ausgehenden 70iger gerutscht und mit ein wenig Jugenddrama-Ambitionen und Sesamstraße kollidiert. Der Charme, der daraus resultiert, dank des großen Talents seines Küchenchefs, ist immens. Die Story ist simpel, aber schick. Das war schon immer ein Garant spannenden Actionkinos. Man kann sofort folgen, muss sich nicht wegen Hirnakrobatik vom unmittelbaren Geschehen ablenken lassen. Die Jungs wollen wieder heim an den Strand, wer wollte das nicht? Und es trennen sie davon nur finstere Völker und ihre Territorien, durch die sie möglichst unentdeckt und bei Nacht streifen müssen. Dass daraus kein platter Reißer wird ist Hill zu verdanken, der ein gutes Händchen für Action und das Erzeugen von Stimmungen hat, der ein unaufdringlicherer Poet des Actionkinos zu sein scheint, den man leichter übersieht, als andere, der aber doch besser ist, als die meisten. Der Film bietet immer wieder großartige Augenblicke, mal äußerst leise und dezent, mal auf die Kacke hauend schrill und irgendwie niemals seinen Pfad der Tugenden zu weit verlassend. Walter Hill hockte eben fest im Sattel und ritt die Mehre sicher in den Stall zurück. Ein Stückerl Actionfilm-Poesie von der Cornflakes-Schachtel, zum Ausschneiden und Liebhaben.
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Geschrieben 30. Oktober 2005, 18:21

29.10.05 – Creepshow, USA 1982

Netter Spaß, genau richtig für das kariesfreundliche “Guselnaschwerkambiente“ an Halloween, mit Kürbis im Fenster und anderem reizenden Plunder. Der erste „Creepshow“ bleibt der Schönste, schon die hübschen Zeichentricksequenzen zwischen den Episoden und die Musik lassen da keinen Zweifel in mir aufkommen. Zudem gibt es lauter gut aussehende Schurken/innen zu bestaunen, bekannt und beliebt aus allen möglichen anderen großen und kleinen Meisterwerken. Stephen King darf sich gar zum Affen machen, was ihm ausgesprochen gut gelingt.
Durchdrungen ist das alles vom bösartigen Charme der legendären EC-Horrorcomics, in denen sich sogar Kinder als hinterfotzige Schurken erweisen dürfen. Romero zieht unbekümmert jedes Register, dieses makaberlustige Aroma "schmeckbar" zu machen. Hübsch fand ich hierbei den reichlichen Einsatz von die Stimme verzerrenden Effekten und die den Comics entlehnte typische Farbdramaturgie für das gewisse Etwas. Alle Episoden sind irgendwie ätzend, so als wenn man eine ganze Tüte Brausepulver auf einmal über die Zunge streut. Ein schönes Beispiel für Gruselunterhaltung im Stile einer Geisterbahnfahrt, mit ähnlichem Nährwert. Aber wer sagt, dass eine gute Zeit keinen Nährwert hat? Happy Halloween! :kill:
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Geschrieben 09. November 2005, 00:11

31.10.05 – Die Stunde wenn Dracula kommt, Italien 1960


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So, jetzt ist es soweit. Immer habe ich einen Eintrag zu diesem Film aufgeschoben, trotz gelegentlicher Sichtungen desselben, da ich meinen Hang zum Autobiographischen mittlerweile kenne und nach dem kleinen „Evil Dead“-Gedächtniskonzert und dem „American Werewolf“-Musical nicht wieder so tief in das Geschichtsbuch meines Lebens einbrechen wollte. Aber bei diesem Film ist das einfach ganz unmöglich und ich muss nun all jene warnen, die an einem nüchternen objektiven Bericht interessiert sind…, geht heim! ;)

Sollte sich ein Psychologe hierhin verirren, darf er ruhig alles notieren und mir dann eventuell Vorschläge, falls da noch Handlungsbedarf bestehen sollte, zusenden. Dieser Eintrag dürfte zudem sicherlich ein aufrüttelnder Text für alle Medienpädagogen sein, sollten sie nach einem besonders krassen Fall von schädlicher Auswirkung medialer Morbidität und Gewalt auf den jugendlichen Geist auf der Suche sein…

„Maschera“, der ein schillernder Vertreter seiner Zunft ist, wie wir wissen (hoffentlich), kam es zu, eine ganz besonders große Rolle speziell in meinem Leben zu spielen, zunächst einmal völlig losgelöst von irgendwelchen handfesten Kriterien, mit denen der kühle Wissenschaftsgeist das Objekt seines Interesses in seine Einzelteile zu zerpflücken und zu verstehen sucht. Denn, ich muss es leider sagen, im Alter von zehn oder elf Jahren, da fehlte es mir an so einem Werkzeug noch völlig und wenn ich heute in meinen dafür zuständigen Werkzeugkasten blicke, ist da nicht allzu viel Werkzeug hinzugekommen…. Damals allerdings war da wie gesagt noch nicht einmal ein abgebrochener Schraubenzieher, meine Erfahrungen in Sachen Horrorfilm beschränkten sich hauptsächlich auf ein paar “Gevierteilte“: „Tanz der Vampire“, „Die Herren Dracula“, den TV-Frankenstein von Glenn Jordan, diverse Horrorcomics, Märchen und vielleicht noch „King Kong“. All jene hatten das Zeug, mich ganz schön zu verstören und nachhaltig tiefe Gräben in meine Seele zu graben. „King Kong“ beschäftigte mich tagelang und „Frankenstein“ war so ziemlich das Schaurigste, was ich mir vorstellen konnte. Dann, eines schönen Tages, schob ein Nachbarskind den berühmten Bava in den altehrwürdigen Video2000-Kübel und ich sollte erst noch erfahren, was Grauen wirklich ist…!

Diagnose: Trauma

Der Film hatte Nachwirkungen. Damals besaß ich noch keinen Namen für die befremdlichen dunklen Wogen, die fortan durch meine noch junge Psyche wogen sollten. Ich beschrieb das selbst immer so, dass dieses Machwerk fortan jeden Tag in einen verregneten Sonntag verwandelte, egal wie das Wetter und welcher Tag tatsächlich war (den englischen Titel kannte ich noch gar nicht). Heute würde ich das eine handfeste Depression nennen. Zwei Jahre lang hatte mich die Hexe Asa fest in ihren knorrigen Klauen, ihre dunklen leeren Augenhöhlen ließen nicht ab von mir. Ich musste zwangsneurotische Rituale vor dem Bettgehen entwickeln, um mich von ihrem Zauber zu befreien, beinahe jeden Abend. Genauer gesagt, von ihrer Todesfratze. Ich hasste Frauennamen, wenn sie ähnlich klangen. Also z.B. „Anna“ oder „Klara“. Auch „NASA“ und sogar die Bezeichnung ASA auf Fotoapparaten war mir höchst verdächtig. :D Das ist leider kein Witz und deswegen ein guter! Die Dame verfolgte mich lange Zeit. In dieser Phase wurden Schwarzweißfilme für mich beinahe unerträglich, sie waren grundsätzlich gruselig und sei es „Pat und Patachon“. Ich entwickelte eine derart große Besessenheit, dass ich mir letztendlich gar einredete, sollte ich jemals wieder auch nur einen Blick in diesen Film werfen oder einen Fetzen der Filmmusik hören, was ich komischerweise als noch bedrohlicher empfand…, dann müsste ich wohl mindestens wahnsinnig werden. Ich konnte mich an die Melodien selbst nicht mehr erinnern, aber ich witterte Ähnlichkeiten in der Musik von nahezu jedem anderen schwarzweißen Film, wenn dieser unheimlicher Natur war. Ich entsinne mich da an die seltsame Stimmung, die Billy Wilders „Sunset Boulevard“ zu der Zeit auf mich ausübte. Wahrscheinlich, weil dieser ebenfalls schwarzweiß, melancholisch/unheimlich und mit einer markanten Hauptdarstellerin versehen war. „Sunset“ fällt mir auch heute noch automatisch ein, wenn mir „Maschera“ begegnet und umgekehrt. Vieles, was damals drum herum stattfand, gesellte sich zu diesem “Fluch“ hinzu, wurde ein Teil von ihm. Anfang der 80er gab es beispielsweise Zweikanalton-Testsendungen in den Öffentlichrechtlichen. Die sah ich mir eigentlich immer recht gerne während der Hausaufgaben an, auch in den unmittelbaren Tagen nach meiner Erstbegegnung mit der Hexe. Darin wurden Ausschnitte aus einer Oper, einem Mars-Film mit Maria Schell und andere Sachen gezeigt. Ich kann mich heute noch nicht völlig eines eisigen Schauers erwehren, wenn ich jene Opernmelodie höre, oder den Film mit Maria Schell sehe. Es ist schon äußerst seltsam, wie die Thematik dieses einen Bava-Films bei mir über die Grenze der Mattscheibe hinaus so an Realität gewinnen konnte und alles andere mit vergiftete. Ganz wie die armen Vajdas im Film von Asas Fluch heimgesucht werden, wurde auch ich fürwahr von ihr heimgesucht. In dieser, alles verdüsternden Form hat dies seither kein Film auch nur Ansatzweise wieder geschafft. Irgendetwas in seiner Ästhetik, im Zusammenwirken mit gewissen Storyelementen vielleicht, musste wohl gerade recht gekommen sein, um einige, eigentlich sonst gut verschlossenen Türen zu meinem Innersten aufzustoßen und sein Gift besonders tief zu spritzen...
Witzig/erschütternd in diesem Zusammenhang vielleicht noch folgendes Anekdötchen. Als einige Jahre später „Maschera“ wiederholt wurde, spielte ich auf dem 64er gerne „Wizard of Wor“. Und nun bitte ich, ein Lachen zu unterdrücken! :o Seitdem ist das für mich nämlich nicht mehr „Wizard of Wor“, sondern das Spiel zum Film. Wer es kennt, kann das vielleicht ein wenig verstehen. "WOW" ist düster und ganz schön nervenaufreibend. Wenn man Glück hat, taucht sogar “Asa“ (eigentlich die Titelfigur) höchstpersönlich auf, die man dann erledigen muss. Gelingt es einem, wackeln die Wände von ihrem garstigen Todesschrei…. :eek: Dabei hatte ich mir die Wiederholung noch nicht einmal angesehen. Zeitgleich lief auf dem anderen Kanal „Futureworld Westworld“ und selbstverständlich wurde der geschaut. Schon allein das Wissen um die Wiederholung entwickelte wieder genug toxischen Einfluss. Vielleicht sollte ich nicht unerwähnt lassen, dass ich die Fernbedienung andersherum hinlegte, damit kein Wackelkontakt versehentlich umschaltete. Ich hatte wirklich Schiss und in Zusammenhang mit Asa glaubte ich durchaus auch ein wenig an böse Schwingungen…! :D

Therapie: Konfrontation

Aber man wird auch älter und in Sachen Medien erfahrener. Die Dämonen der Kindheit erlangen dann wieder neue Macht, nur diesmal ganz anders, speziell dann, wenn sie einst von besonders großem Einfluss waren. So mancher feiste Splatterfilm verstand es zudem, meine martialische Seite zu stählen, ich sollte also eines Tages gewappnet sein. Ein Wiedersehen gab es schließlich im Alter von 18 Jahren . Das Casablanca-Kino in Nürnberg, das ich bis dahin noch nie besucht hatte, zeigte den Film in einer Mitternachtsvorstellung. Trotz der Unannehmlichkeit, hernach die ganze Nacht allein in Nürnberg verbringen zu müssen, da es zur damaligen Zeit einfach noch keine öffentlichen Verkehrsmittel nach 1:00 Uhr gab, machte ich mich auf, den alten Drachen endlich zu töten. Zugegebenermaßen höchst neugierig und auf angenehme Weise innerlich erregt, bis unter die Haarspitzen. Dass ich dann den bis dato großartigsten Horrorfilm sehen sollte und sämtliche Schwarzweißfilme damit mehr als rehabilitiert waren, dürfte zu erwähnen überflüssig sein. Aber ich sage es trotzdem: Ich sah den bis dato großartigsten Horrorfilm, sämtliche Schwarzweißfilme waren rehabilitiert! :D Eine denkwürdige Fügung war es zudem, dass ich etwas zu spät eintraf, die ersten Minuten liefen schon durch den Projektor. Da sich der Betreiber des Lichtspielhauses selbst unter den Zuschauern befand, wurde ich als störender Eindringling schnell herein gewunken, ich musste keinen Pfennig berappen. Na, wenn mir das mal kein Friedensangebot aus der Hölle war! Hinterher hockte ich dann die ganze Nacht selig im kleinen Minipark beim Casablanca und hatte einiges zu überdenken…
Wenn sich etwas so Verhasstes plötzlich als großartig entpuppt, muss es einfach zu einem Fetisch unsterblicher Verehrung werden und sein Macher zu einem Zelluloid-Gott oder etwas Ähnlichem. Mein Interesse für den unheimlichen Film wurde mit ihm wohl endgültig in Granit gemeißelt. So wird „Die Stunde“ immer etwas Besonderes bleiben, zunächst wirklich ganz unabhängig von nüchternen Gesichtspunkten seiner Beurteilung, zu denen ich jetzt versuche zu kommen.

„Die Stunde wenn Dracula kommt“ ist in erster Linie audiovisuell ein Fest. Einen wohlfeileren Albtraum in Schwarz und Weiß gibt es eigentlich nicht, so schön und wirkungsvoll ist beinahe jedes Bild und jede Einstellung. Die Art, wie Bava mittels Kameraschwenks und -Fahrten Bedrückendem und Bedrohlichem Ausdruck verleiht, wie er mit Licht und Schatten umgeht und mit Schnitten, das war schon ziemlich innovativ oder zumindest fortschrittlich. Die Story an sich mag bereits damals absolut nichts Neues mehr gewesen sein und wie man ja weiß, lagen die Ambitionen italienischer Drehbuchautoren auf dem B-Sektor seit jeher wohl eher darin, Bekanntes fix zu recyceln, um überhaupt etwas zu Papier zu bringen, das man irgendwie auf Zelluloid bannen konnte. Das Ganze ist also handlungstechnisch betrachtet sagen wir einmal Durchschnitt, aber Bava gelingt es spielend, daraus die Essenz des Schreckens durch seine Bildsprache besonders rein zu fördern. Man spürt in „Die Stunde“, wie kaum in einem anderen Film, das Grauen, das eine tot geglaubte Vergangenheit durch die Heimsuchung ihrer Nachkommen zu versprühen vermag. Ich kann mir nicht helfen, aber die Vorstellung, mumifizierten Vorfahren zu begegnen, die mir nicht freundschaftlich gesinnt sind, gehört zu dem Schrägsten und Unheimlichsten, was ich mir überhaupt nur vorstellen kann. Bava addiert zum Gefühl der Bedrohung recht gekonnt eine gehörige Portion Melancholie und Niedergeschlagenheit, eine Kapitulation vor dem scheinbar Unausweichlichen, wie ich es besser vielleicht nur noch aus Cormans „Die Verfluchten“ kenne. Ich glaube, dass diese Kombination es war - Schrecken und Tragödie -, die mir damals eine große Schraube rausgedreht hat. Das traf genau ins Schwarze.
„Die Stunde wenn Dracula kommt“ war seiner Zeit voraus. Er bietet vieles, was man als Patent für moderne Werke des Horrorfilms ansehen könnte. Ach, man kann! So gibt es dezenten Splatter; Untote, die sich fotogen aus der Erde wühlen; der CGI vorgreifende Transformationen; wilde Kamerafahrten und Schwenks und was weiß ich. Ein Meilenstein, was rede ich noch lange herum.

Anmerkung:
Das Werk ist in der deutschen Fassung sogar mal vorzuziehen, weil hier hat die alte Hex’ eine besonders markige (Raucher-)Stimme, was ausgezeichnet passt, während im Original beide Rollen von Steele stimmlich nicht sonderlich unterschiedlich angelegt werden. Dass da dann auch Dracula mitmischt, blendet man einfach aus, man kennt ja das Original. ;)

Bearbeitet von FakeShemp, 25. Juni 2007, 18:40.

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Geschrieben 20. November 2005, 05:23

20.11.05 – The Descent, England 2005

Argh…!

Das ist mal wieder typisch…! Zu viele Filme können einem die Sinne verkleben, so wie Kaugummi angeblich den Magen, was aber nur eine Legende ist. Man kann Kaugummi ruhig hinunterschlucken. Glaube ich zumindest…. ;) Schlucken jedoch kann ich meinen alten Tagebucheintrag zu „Descent“ nicht mehr. Losgelöst vom FFF’05 war meine Erfahrung diesmal eine ganz andere. Ein paar kleinere Schönheitsfehler bleiben, doch nun meine ich einen der besten und schneidigsten Horrorfilme der letzten Jahre gesehen zu haben. So viele schöne verstörende Ideen und Bilder, bis auf ein wenig missglückte CGI-Kacke, aber na schön. Dass die erste Hälfte schon sehr stark ist, das empfand ich ja damals beim FFF’05 bereits so. Das von mir so betitelte und damit herabgewürdigte “Monsterschlammcatchen“ im zweiten Abschnitt hatte sich in meiner Erinnerung allerdings nur zu einem solchen aufgebläht, als ich den ersten Eintag verfasste. Jetzt empfand ich das alles nämlich gar nicht mehr so, sondern als sehr ansehnlich und vor allem, es machte Sinn. Im Prinzip, so meine einfache Sichtweise von sicherlich unzähligen Interpretationsmöglichkeiten, begeben sich die “Tunnelforscherinnen“ im Film natürlich nicht nur hinab in die Dunkelheit eines unbekannten Höhlensystems, um eine Dosis Horror von der Stange zu erleben, sondern selbstverständlich steht das alles auch für eine Konfrontation mit dem vorzivilisatorischen Selbst, das da tief verschüttet in ihnen schlummert. Oder so in der Art. :D Um so tiefer sie “schürfen“, desto mehr schauen sie letztendlich in einen Spiegel, und was ihnen entgegenblickt, roh und blind, sieht gar nicht mehr so ansehnlich aus. Der Blick geht sozusagen nach innen. Aber es wäre ja langweilig, wenn man dazu nur einen zähen Vortrag von der Kanzel hören würde. Viel besser ist es doch da, dass es den Horrorfilm gibt. Da hat man einfach mehr davon! :honk: Im Prinzip ist „Descent“ eine sehr rohe und düstere Variante von Boormans „Deliverance“. Doch trotz seiner Rohheit ist es Marshall geglückt, den rechten poetischen Ton anzuschlagen, der auch Filme wie „Texas Chainsaw Massacre“ oder eben „Deliverance“ zu mehr machte, als bloßes Angstkino. Ein wildes und irgendwie anregendes, grausiges Kinoerlebnis. Genial!

Sein größter Horror ist und bleibt allerdings das Spiel mit der Klaustrophobie zu Beginn. Ich konnte es wieder kaum ertragen und entwickelte geradezu einen Wahn, mich geistig in eine solche Situation zu versetzen. Das ist so unaussprechlich monströs grauenhaft, dass ich mich jetzt richtiggehend vor entsprechenden Albträumen fürchte… :cry:

Den Schluss fand ich diesmal auch sehr schön. Tja, so kann’s gehen...
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Geschrieben 21. November 2005, 01:49

21.11.05 – The Brothers Grimm, Tschechien/USA 2005

Zeitgenössische Exploitation kann ja so öde sein, oder aber einem die Sinne beschwipsen. Letzteres ist Voraussetzung für eine angenehme Auszeit hinterm Regenbogen. Gilliam und seine Mannen galoppieren süffisant über altbekannte Märchenmotive hinweg, wirbeln dabei eine Menge Glitzerstaub auf und erheben dieses diebische Unterfangen gar zum Thema selbst, indem sie so quasi die Gebrüder Grimm zu den Pionieren der Exploitation machen. Eine Geschichtsstunde darf man da nicht erwarten - weiche Dämon...! :bart: Die Idee aber ist reizvoll, so dass sich großartiger Kintopp draus zwirbeln lässt und der verdiente Regisseur hat hier nicht versagt, meine ich. Ich vergaß die Zeit wirklich restlos, was immer seltener der Fall ist, berauschte mich an dem ruchlosen Gesöff, das süß ist und nicht unbedingt zu kostspielig anmutete. Es hat gemundet. In anderen Händen wäre dieses Werk unter Umständen zu steif geraten, oder aber zu nichtig. Gilliam jedoch belebt ein paar alte Python-Gene noch einmal, ihm gelingt es, die richtige Mischung aus schrulligem Witz und Liebe zur Idee anzurühren, so dass ausreichend Bouquet entströmen kann. Das Etikett dieses preisgünstigeren Absinth spottet nicht seinem Inhalt, noch macht es zu große Versprechungen.

Ein geheimnisvoller Impuls befahl mir am Ende noch, beim Abspann sitzen zu bleiben. Ich sollte etwas sehen, irgendetwas oder irgendjemand wollte, dass ich nicht allzu dumm sterbe. Und tatsächlich, da tauchte ein Name auf, der leider nur noch selten seinen Weg auf die große Leinwand findet. Gilliam hat seinen alten Spezi Michele Soavi wieder ausgebuddelt und ein weiteres Mal vor den zweiten Karren gespannt. Das gab mir zum Schluss einen letzten angenehmen Kick für den Heimweg.
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Geschrieben 28. November 2005, 00:43

26.11.05 – Das Neunte Herz, Tschechoslowakei 1978

Bei laufendem TV einzuschlafen muss nicht schlecht sein. Denn wenn man Glück hat, wird man dann morgens vom rechten Film wach geküsst. Was meine Aufmerksamkeit zunächst diesseits des Astralleibäquators in seinen Bann zog war eine sonderbar melancholische Musik, mit wohlfeilem Gruseleinschlag. Ich wälzte mich sodann herum, mein vor Schlaf noch tränendes Augenlicht waberte trunken gen Mattscheibe. Dort sah ich verschwommen tschechische Schriftzeichen und wusste: tschechischer Märchenfilm! Die hat man ja gemeinhin recht gerne, doch der düstere Vorspann mit Trick-Skeletten, die im Rhythmus der eindringlichen Musik bizarr an extrahierten Herzmuskeln zerrten, ließ mich endgültig von meinen eigentlichen Vorhaben abrücken. Zum Einen hatte ich vorgehabt, noch ein wenig zu schlafen, andererseits drängten sämtliche Schläuche nach Entleerung. Doch das eine ward sogleich gecancelled, das zweite auf nach dem Film verschoben. Ich bereute es nicht. "Das Neunte Herz" kam daher wie ein später Hammer-Horrorfilm, mit einer schönen Portion "Tanz der Vampire". Einen solchen Tanz gab es nämlich höchstpersönlich im Mittelteil, eine frappante Ähnlichkeit lässt sich da ganz und gar nicht leugnen. Allerlei Zauberei wurde dabei prächtig in Szene gesetzt und dem Bösewicht bröselt am Schluss das Antlitz vom eklen Schädel, wie Christopher Lee im Angesicht des ersten Sonnenstrahls zu dessen besten Zeiten. Das alles so früh am Morgen in der Kinderstunde…, Hurra!

Besonders nett: wenn der dunkle Zauberer seine Opfer hypnotisieren will, muss er erst sein schielendes Augenpaar mittels geschicktem Fingertrick vorübergehend korrigieren. Ideen muss man haben… :D
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Geschrieben 28. November 2005, 00:58

27.11.05 – Der Exorzismus von Emily Rose, USA 2005

Was manifesten Horror angeht, wird zurzeit ja einiges geboten. Entweder kauen einem blinde Menschenlurche in finsteren Höhlensystemen den Steiß weg, oder der Teufel gibt sich höchstpersönlich mal wieder ein Stelldichein. Was Harlin und Schrader zuletzt zum altbekannten Thema ausschieden war da ja leider nicht sonderlich prickelnd. Mit gemischten Gefühlen pilgerte ich dann auch in diesen Film. Kurz, diese Neuauflage nähert sich von einer brauchbaren Seite dem Thema, der Schrecken wird sensibel, also gekonnt etabliert und in Szene gesetzt, mit jenen Zutaten, die Zartbesaitete schlechter schlafen lassen. Die kontroversen Fragen, die er aufwirft, so als Mehrwert, sind zudem eine interessante Dreingabe, die man nicht akzeptieren muss, aber kann, was ich dann aber noch erschreckender fände, als den Film. :D Ich persönlich interessierte mich vornehmlich für den Schrecken und der findet ein maßgeschneidertes Gefäß in der Hauptdarstellerin, welche einem irgendwie nicht wirklich nahe gebracht wird und damit eine Fremde für den Zuschauer bleibt. So gelingt es einem auch nicht, ihre wechselnden Launen einzuschätzen, sie ist einem unheimlich von Beginn an. Es wird nichts getan, um sie ein wenig sympathisch finden zu können, man empfindet lediglich Mitleid für eine Fremde und gleichzeitig Unbehagen, denn man möchte das alles gar nicht mit ihr durchstehen. Das Schreckliche bleibt ungefiltert schrecklich. Obgleich dieser Ansatz ein bisschen anders ist, als beim Original, macht dieses Quasiremake einem vielleicht wieder ein wenig begreifbarer, wie sehr "Der Exorzist" einst die Massen verstört haben mag. Genau jenen Schrecken lässt er aufleben. Die nüchterne Rahmenhandlung bietet regelmäßig genug Gelegenheit, sich von dem Unfasslichen zu erholen, ehe man kopfüber wieder hineingeworfen wird. Ein Kunstkniff, von dem die meisten Horrorregisseure heutzutage leider nichts mehr wissen. Natürlich ist alles aber auch reine Geschmackssache. Bestimmt gibt es Leute, die sich bei diesem Film zu Tode langweilen oder sich ob seiner Verwurstung von realen Fakten durch den mittelalterlichen Fleischwolf aufregen. Das finde ich gut. Vielleicht kann man es so ausdrücken: der Film ist ein Arschloch, aber als Horrorfilm ganz nett.

Bearbeitet von FakeShemp, 10. Oktober 2008, 13:43.

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#344 FakeShemp

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Geschrieben 28. November 2005, 23:41

28.11.05 – I Tre Volti Del Terrore, Italien 2004

Gesegnet sei das Kommkino!

So, und nun zu diesem Machwerk, das einer ins Leben rief, der ansonsten dafür sorgt, dass es standesgemäß splattert. SFX-Zauberer Sergio Stivaletti auf dem Regiestuhl, was könnte da noch schief gehen? Theoretisch alles! Und dann diese unglaublich originelle Idee eines Episodenfilms…. Der Titel soll natürlich ein wenig an Bava gemahnen, womit die Messlatte schon mal da hängt, wo einst die MIR regelmäßig ein paar Schrauben verlor. Der Film selbst aber entlehnte die Rahmenhandlung eindeutig den „Todeskarten des Dr. Schreck“ mit Peter Cushing. Ganz klar, dass dann die Figur des Dr. Schreck hier Peter Price heißen muss. Schätze Vincent Cushing wäre tatsächlich weniger akzeptabel gewesen… :D
Als es losging fürchtete ich mich ein wenig, noch dazu, weil ein paar recht junge Leute mit an Bord waren, die meistens keinerlei wohlwollende Hühneraugen zum Zudrücken mit dabei haben. Aber so schlimm wurde es dann gar nicht. Und was soll ich sagen, es lag sogar ein wenig am Film selbst, der es trotz seiner “immens einfallsreichen“ ( :honk: ) Episoden und dem merklich geringen Budget schafft, Atmosphäre zu entwickeln, die einen bei der Stange hält. Ich fand den Film ziemlich ordentlich gemacht, bis auf wenige grobe Schnitzer und würde Herrn Stivaletti nicht als völlig talentlos bezeichnen. Technisch gab es erschreckend wenig, das wirklich weh tat. Also verglichen mit Bruno Mattei ist er jedenfalls mindestens W.F. Murnau! Ich schätze nur, dass man wenigstens „Die Todeskarten…“ mit Cushing kennen sollte, um auch diesem Werk genügend abgewinnen zu können, denn nüchtern betrachtet ist der Film alleine nur eine Ansammlung von Zitaten und inhaltlich leider wirklich sehr sehr mager. Die Rahmenhandlung bringt aber trotzdem eine ordentliche Portion Witz in die ansonsten blasse Angelegenheit, so dass man mit dem Schlussgag doch noch ganz zufrieden die Heimreise antreten kann. Die Musik fand ich eigentlich am schönsten, weil so etwas gibt es heutzutage ja leider kaum noch auf die Ohren. Da fühlt man sich in seine Jugend zurückversetzt…

Fazit: hatte erheblich Schlechteres erwartet.

Bearbeitet von FakeShemp, 10. Oktober 2008, 13:45.

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Geschrieben 30. November 2005, 00:54

29.11.05 – Godzilla: Final Wars, Japan/Australien/USA/China 2004

Müde lag ich darnieder und während die Magensäure nach einem tödlich-üppigen Abendmahl im Magen zu einem ätzenden See zusammenlief, versuchte ich mir diesen Film anzutun. Leider kann ich überhaupt nicht sagen, ob das ein guter Godzilla-Beitrag ist oder nicht, denn ab der Hälfte nickte ich immer wieder ein und das folgende, bereits vertraute Spielchen nahm seinen Lauf: Aufwachen, ein Kapitel zurückspringen, vom Kampfgetümmel eingelullt werden, einnicken, aufwachen, ein Kapitel zurückspringen, vom Getöse eingelullt werden, einnicken, aufwachen, ein Kapitel zurückspringen, usw.. Der Film dauerte so etwa dreieinhalb Stunden. Ich weiß nicht, was das ist, aber im Halbschlaf werden wohl so körpereigene Drogen ausgeschüttet, die trotz Dämmerzustand irgendwie die Sinne äußerst schärfen. Ich empfand diese Odyssee, fernab jeden Zeitgefühls und Durchblicks, als sehr berauschend. Jene Materialschlachten und die Musik bohrten sich immer tiefer in meinen gedopten Geist, wie siedende Metallschwerter. Ich genoss diesen Trip zwischen Wachen und Dämmern immens, „Godzilla – Final Wars“ brachte mich zum Fliegen. Ich glaube ich war zeitweise wirklich da..., also dort. Eines von diesen Monstern und manchmal war ich Godzilla selbst. Beim Abspann fühlte ich mich total glücklich. Um was es in dem Film ging? Weiß Godzilla, um was es ging? Also!
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#346 FakeShemp

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Geschrieben 30. November 2005, 03:52

30.11.05 – Dead Meat, Irland 2004

Noch einmal gesehen und alten Eintrag ergänzt:

=> http://www.filmforen.de/index.php?showtopi...ndpost&p=177034
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#347 FakeShemp

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Geschrieben 01. Dezember 2005, 23:13

01.12.05 – Tim Burton’s CoRPSe BrIdE, England/USA 2005

Hat mich total zerrissen. :cry: Ich denke, einen weiteren Lieblings-Burton gefunden zu haben. ;) Das hat wohl auch damit zu tun, dass er mit vielem aufwartet, was speziell mich anspricht. Deswegen Begeisterung auf ganzer Linie! Wenn einem Animationsfilme schon so nahe gehen können, sollte man vielleicht mal zum Nervenarzt gehen. Ich aber werde dazu stehen! :bart: Putziges, Lustiges, Liebreizendes und effektiv Schauriges in einer genialen Symbiose. Tim Burton, der große romantische Poet des abseitigen Kitsches. Da scheiß ich locker auf alle anderen Animationsfilme… :dj: (aber nur ein bisschen)
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Geschrieben 16. Dezember 2005, 05:57

15.12.05 – Peter Jackson's King Kong, Neuseeland/USA 2005


So flauschig kann Unzucht mit Tieren sein...

Hut ab, Jacko’s inoffizieller weißer Halbbruder hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen und mein Gehirn für drei Stunden erfolgreich verabschiedet. Ich war fort. Ich glaube irgendwo tief im Dschungel. Da war ein Affe und auch Insektenviehzeug. Eine blonde Frau zudem, New York und ganz ganz große Gefühle. Ich war Kong! Kürzlich bin ich ja schon mal kurz Godzilla gewesen, aber Kong bleibt einfach, was er ist: der König des Pflanzen- und Betondschungels! Peter Jackson ist eine Sissy, nach wie vor, und deswegen war er auch die einzig richtige Wahl für die zeitgemäße Wiederbelebung der gewichtigsten Liebeschmonzette der Filmgeschichte. Nicht weniger, als das bestmögliche Remake kam dabei rum. Ein Abenteuer, das mich Zeit und Probleme mit dem Steiß restlos vergessen machte. Man hätte mir dabei auch die Weißheitszähne durch die Ohren mit einer rostigen Wasserpumpenzangen ziehen können, ich hätte nichts gemerkt.
Anfangen tut der Film werkgetreu in einem bezaubernden New York der 30er und mir gingen da schon die Augen restlos über. Jackson kehrte wieder ein wenig zu ganz alter Form zurück, so leichthändig trifft er den nostalgischen Ton dabei. Dann die Totenkopfinsel mit ihren mannigfaltigen Gefahren prähistorischer Prägung und auch technischer Übertreibung hie und da, aber das tut dem mörderischen Spaß keinen Abbruch. Es gibt immer wieder große Momente zu bestaunen, die einfach Filmgeschichte schreiben müssen. Mein Favorit war hier die launige Hängematten-Partie mit Kong und zwei dumpfbackigen T-Rexen. Da kräuseln sich nicht nur die Haare am Arsch, es ist auch noch saukomisch. Wieder zurück in New York wird am Broadway der große Affe wie gehabt vorgeführt, zu einer Eingeborenen-Performance, die dem original "King Kong" entlehnt wurde, samt der Musik. Großartig! Das ist ein wenig Hommage an den alten Film und selbstbewusste Stichelei zugleich. Eine Standortbestimmung. Jackson tritt schließlich voll aufs Gas, wenn es um den wohlverdienten Zentner Schmalz geht. Das beginnt jungfreudig mit einem Blick in den Sonnenuntergang auf Skull Island, steigert sich mit einem markigen "Love Story" -Zitat, bei dem Kong im Central Park auf seinem felligen Arsch “Schlittschuh“ läuft und gipfelt in großer Melodramatik beim Showdown auf dem Empire State Building. Der Moment im Central Park gefiel mir besonders gut, wenn ich mal ein wenig protzen darf, nicht zuletzt weil ich vor kurzem höchst selbst an jenem Ort verweilte und von der kleinen CGI-Brücke aus, die da im Film zu sehen ist, die New Yorker Skyline ablichtete. Vertrautheit in computergenerierter Künstlichkeit, unbezahlbar! Da sah sogar der CGI-Broadway blass aus dagegen, an dem ich mich ebenso gleich wieder heimisch fühlte. Schön, wie der neue "King Kong" all die klassischen Orte der 1933er Fassung abklapperte und neu “tapezierte“. Ein Remake ganz nah am Original und ähnlich mitreißend. Der Film hat mich erschlagen, ich fühle mich, als hätte sich der große zornige Affe auf mich gesetzt. Ich werde den Eintrag sicher noch ergänzen, aber für den Moment reicht das. :zzz:

Bearbeitet von FakeShemp, 10. Oktober 2008, 13:51.

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Geschrieben 22. Dezember 2005, 20:44

21.12.05 – Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia, Mexiko/USA 1974

Jetzt wird’s langsam mal Zeit, Peckinpah stärker zur Brust zu nehmen. Die Sichtungen von „Convoy“ und „The Wild Bunch“ liegen schon so lange zurück, dass ich mich an nix mehr erinnern kann und so manch anderer Film wurde womöglich bereits von mir gesehen, ohne mir seinen Macher einzuprägen. Peckinpah hatte bei mir aber schon immer einen guten Klang, was wohl auf vergessene positive Erfahrungen hindeutet. „Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia“ hörte sich schließlich markig genug an, um als Startschuss zu taugen. Da ich gerne Sachen anfange und nicht beende, schon mal der Hinweis, dass das alles nun nicht heißen muss, dass noch viele “Peckinpahs“ folgen werden, aber ich bin zuversichtlich. „The Getaway“ liegt schon bereit. Doch nun endlich zu Garcias Kopf.
Der Film gefiel mir so was von gut, dass ich ihn mir gleich zweimal hintereinander angucken musste. Scheinbar hat Peckinpah hier den Vater aller schmierigen Mexiko-Schweiß-Blut und Tränen-Opern abgeliefert. Das Ogout ist recht streng, für Freunde deftigerer Kost also gut geeignet. Der schleichende Wahnsinn seines Hauptprotagonisten, der einen Großteil der Zeit mit einem abgetrennten Kopf durch die flirrendheiße Weltgeschichte spazieren fährt und mit lästigen Fliegen kämpft, macht aus dem anfangs noch recht betulichen Film zunehmend ein wirklich deprimierend düsteres Thrillerdrama. Die Bilder die heraufbeschworen werden, mit den denkbar einfachsten Mitteln sind so stark, dass sie keiner Überdramatisierung bedürfen. Peckinpah bringt sie beinahe leise und zurückhaltend zu ihrer stärksten Wirkung, so dass die paar wenigen Action-Sequenzen fast schon stören. Aber nur fast. In dem Streifen passiert beinahe nichts, man bekommt noch nicht einmal einen Blick auf den Kopf geboten, der die ganze Zeit verborgen in einem Sack oder Tuch vor sich hingammelt. Und trotzdem verfehlt das alles seine Wirkung nicht. Das moralische Rachedrama von einem Mann, der von Habgier getrieben das Wesentliche im Leben verliert und am Ende dem Wahnsinn nahe dafür sorgt, dass er nicht der Einzige ist, bleibt so karg und pur, wie man es ihm nur wünschen kann. Das war ein verdammt guter und beeindruckender Auftakt. So etwas gibt es heute nicht mehr im Kino…

Bearbeitet von FakeShemp, 10. Oktober 2008, 13:51.

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Geschrieben 19. Januar 2006, 05:13

19.01.06 – The Langoliers, USA 1995

Ich bin kein großer Fan von TV-Produktionen, wenn sie sich der Sciencefiction oder dem Horror verschrieben haben und Stephen King-Filme interessieren mich sowieso nur am Rande. „Langoliers“ gilt allgemein zudem als formidable Schlaftablette und ich muss gestehen, dass ich das Werk zum ersten Mal als Mehrteiler im Fernsehen präsentiert bekam und schon da stellte ich schnell die Sitzlehne zurück und lümmelte mich in das Kissen, das die Stewardesse mir freundlicherweise reichte. Fragmente bekam ich aber durchaus noch mit, wenn ich ab und zu erwachte, irgendwie blieb deswegen ein Restinteresse an dem Streifen erhalten. Ich habe so ein Faible für Filme, in denen gereist wird. Irgendwie bin ich da immer mit an Bord. Meine Couch fliegt mit! Das wirkt derart beruhigend auf mich, dass der Schlaf dann stets der beste überhaupt ist. „Star Trek – The Next Generation“ eignet sich ebenfalls gut zum Mitfliegen und Wegknacken, das meine ich also absolut nicht abwertend.
Vor einiger Zeit hatte ich mir den Film bereits aus der Grabbelkiste gezerrt und damals gleich mal eingeworfen gehabt, aber was soll ich sagen, am nächsten Morgen war ich wieder super ausgeschlafen. Diesmal allerdings, beim dritten Check-In, nahm ich gut ausgeruht auf meinem Nichtrauchersitz Platz, sprich gleich nach dem frühmorgendlichen Erwachen wanderte die DVD in den Flugschreiber, und diesmal hielt ich durch.
„Langoliers“ mochte ich schon immer irgendwie, weil die zugrunde liegende Idee ja doch recht spannend ist und wie gesagt, ich liebe "Reisefilme". Jetzt muss ich gestehen, dass ich möglicherweise einen Fehler habe. Ich kann langsamen Filmen durchaus etwas abgewinnen und obschon ich weiß, dass die ruhige, dahin kriechende Erzählweise die Meisten wohl zu Tode langweilt, ist es gerade diese Eigenschaft, die mir hier absolut angenehm und sehr willkommen ist, gerade bei phantastischer Kost. Er dauert immerhin 3 Stunden - herrlich! Während dieser Zeit wird auch tunlichst nichts unternommen, um dem Unheimlichen seinen Stachel zu ziehen, indem man hektisch mit Actionsequenzen ablenkt, Nebenhandlungen einflechtet, so Kram, der dem ungeduldigen Zuschauer sonst womöglich fehlen würde. Ich finde das wunderbar, dem Unheimlichen so zu seinem altbewährten Recht zu verhelfen, weil das braucht in der Regel eigentlich gar keine Dreingaben. Die braucht nur das heutige Publikum, das keinen Sinn mehr für das Phantastische hat, für das Vergnügen an der bloßen Idee und seine Ausschmückung. Oh Gott, das hört sich jetzt an, als ob ich den Film spitzenmäßig finde und aus persönlichen Schwächen heraus ist das nicht ganz falsch. Objektiv betrachtet ist er aber eher schlecht als recht. Die deutsche Synchro schmerzt nicht selten im Ohr, Story und Inszenierung tun des Öfteren auch ganz schön weh und der CGI-Auftritt der Langoliers ist erstens ziemlich kindisch und zweitens gänzlich unnötig. Einen gewissen Spaßfaktor würde ich aber nicht absprechen wollen. 1995 musste man offensichtlich noch auf Teufel komm raus mit den neuen Möglichkeiten hantieren. Da ist die Technikverliebtheit dann mal wieder der Sand im Phantastikgetriebe. Man hätte die gefräßigen Aufräumer meines Erachtens preiswerter und überzeugender haben können. Ich hätte ihnen keine Körper gegeben, sondern nur gezeigt, was sie mit der abgehalfterten Vergangenheit anstellen, ein langsames Zerbröseln und Vergehen. Das hätte ich fein gefunden! King-typisch muss der Horror dann auch unbedingt immer an nebensächliche Familiendramen gekoppelt sein, die eigentlich nichts beisteuern, als Garnitur. Man kann das machen, aber dann muss es besser in Szene gesetzt werden, als hier. Na ja. Trotzdem gehört „The Langoliers“ (was soll das eigentlich heißen?) zu den wenigen TV-Geschichten der Phantastik, die ich alles in allem sehr schön finde und gar nicht mal so misslungen. Auf der billigen DVD hat man das ganze als einen einzigen langen Film. Einwerfen, hinlegen und geborgen einschlafen. Dann klappt’s notfalls auch mit dem Wiedereintauchen in die Gegenwart…
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Geschrieben 20. Januar 2006, 10:24

20.01.06 – Das Blutgericht der Reitenden Leichen, Spanien 1973

Endlich kann ich die Quatrologie abschließen. Gesehen habe ich ihn inzwischen schon drei- oder viermal, aber erst jetzt treibt es mich vor das Tagebuch. Erklären kann ich das eigentlich nicht, denn gefallen hat er mir von Anfang an sehr. Ich glaube, er gefällt mir von den Vieren sogar am besten. Ossorio hat hier versucht, einen krönenden Abschluss zu finden und es ist ihm meiner Meinung nach geglückt. Immer vor Augen, dass es sich bei den Templer-Filmen um ambitionierte Miniproduktionen handelte, muss ich sagen, dass der letzte Teil ein besonders ansehnliches Sammelsurium hübscher romantischer Ideen und Einfälle ist, das so stimmig, wie in keinem der anderen Filme, harmoniert. Die preiswerte Geuselmär ist für meinen Geschmack vorzüglich ausgedacht und wie in keinem der vorherigen wurden Kulisse und Szenerie so konsequent belebt. Es gibt fast keine auflockernden Nebenhandlungen, die Stimmung ist durchgehend düster und unheimlich. Dabei gefallen so malerische Einfälle wie nächtliches Glockengeläut und Vogelgekreische, welche die templerischen Schandtaten ankündigen, die üblichen Zeitlupensequenzen der knöchernen Reiter hoch zu Ross, ein wunderschönes portugiesisches Fischerdorf mit maulfaulem Volk, mitternächtliche Opferprozessionen am Strand und wie gesagt eine Geschichte, die ganz gut funktioniert. Diesmal kommt tatsächlich sogar Spannung auf, nicht nur wohliger Grusel. Ossorio hat es endlich geschafft, mal wirklich bei der Handlung zu bleiben und Dramatik aus ihr zu fördern, der man, dank der relativ guten Ausarbeitung, folgen kann. Eine wunderbar düsterere Gruselschmonzette erster Güte ist das geworden. So schön, dass mich die sonnendurchfluteten Nachtszenen ebenfalls nicht störten, im Gegenteil. Mit Filter und so wurde wohl versucht, die am Tage gedrehten Szenen etwas zu verfremden, was jedoch nur leidlich glückte. Aber das ist gar nicht mal schlimm, denn sie funktionieren, vorausgesetzt man ist kein dumpfer Billigfilmhasser, trotzdem und addieren sogar noch etwas an bizarrer Schönheit, so als ob der Fluch eben die Nacht zum Tage macht, oder ein besonders heller Mond scheint. In der letzten Einstellung des Filmes wurde gar das gleißende Spiegeln der Sonne im Meerwasser eingefangen, für einen stimmungsvollen Abgang der knöchernen Bande. Und das, wo es doch eigentlich Nacht sein soll. Das hat schon surreale Qualitäten. Amando de Ossorio hat hier sein Meisterstück des hochwertigen Bahnhofskinos abgeliefert und ich meine Bahnhofskino als klare Auszeichnung. Rustikaler Horror gedieh dort irgendwie doch am ehrlichsten und besten!

Anmerkung: Nostalgische Gruselkost kommt am frühen Morgen zum gemütlichen Frühstück ziemlich gut! :teehee:
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Geschrieben 18. Februar 2006, 18:36

(Irgendwann letzte Woche) – Funny Games, Österreich 1997

A Hund isser scho. Zum Glück nicht meiner! Haneke möchte mir die Augen öffnen, mir näher bringen, was ich mir sonst so unreflektiert reinziehe, nur zum Vergnügen. Stimmt, ab und zu genieße ich heftige Filme. Und? Soll ich deswegen in die Ecke, mich schämen? Die Unbeirrtheit, mit der mir der Regisseur durch seine Darsteller zu verstehen geben möchte, dass ich wohl ein verrohter Dumpfmuff sein muss, weil ich mir so was nur so zum Spaß ansehe, soll natürlich provozieren, zum Nachdenken anregen. Als wenn “krankhafter“ Spaß an unangenehmen Inhalten die einzig mögliche Motivation wäre, als wenn die Lust am Abseitigen nicht auch tiefere, vielleicht sogar heilsame Gründe irgendwo haben könnte. Nein, wir sind alles natürlich nur und ausschließlich blutrünstige Deppen, die lediglich auf den einen Gewaltfilm zuviel warten, und dann geht’s los! Trotzdem machte mich der Film aber mal nicht wütend. Ganz einfach deshalb, weil mir „Funny Games“ trotzdem recht gut gefiel. Nicht unbedingt in beabsichtigt aufwühlender und damit “lehrreicher“ Hinsicht, sondern schlicht als kleine fiese Tour de Force, die ihren Terror wirklich gekonnt in Szene setzt. Zurückhaltend, aber maximal in der Wirkung. Eigentlich hätte er die Goldmedaille in Sachen Suspense verdient. Wie soll man bitteschön einen Film hassen können, was Haneke laut eigener Aussage ja gerne gehabt hätte, wenn er so gut gemacht ist? In dem auf der DVD enthaltenen Interview meinte er so quasi, dass er Angst habe, der Film finde “sein Publikum“, also auf gut deutsch, dass er doch ein paar "spezialisiertere" Fans um sich scharen könnte. Das Problem hierbei ist meiner Meinung nach, dass „Funny Games“ eigentlich schon zu sehr Genre ist, auch wenn man wieder merkt, dass derlei Konventionen, wo’s nur ging, vermieden werden sollten. Trotzdem ist er mir persönlich zu versiert, zu vertraut in “filmischer“ Hinsicht und ich konnte mich des Gefühles nicht erwehren, dass Haneke sogar selbst eigentlich einen richtigen Genrefilm drehen wollte, was er wahrscheinlich gar nicht wahrhaben will, wobei er am Inszenieren auch noch Spaß hatte, am Ausloten der inszenatorischen Möglichkeiten, hinsichtlich des Unerträglichen. Womöglich ist das aus diesen Gründen sogar ein schlechter Haneke-Film. Wahrscheinlich gefiel er mir deshalb so gut. Ebenfalls denkbar ist, dass er von der Zeit einfach zu schnell eingeholt wurde, was Haneke in dem Interview gleichfalls kurz ansprach, und dass das, was einst noch vielleicht kein Versatzstück war, mittlerweile endgültig zum Handwerkszeug eines guten Terrorfilms gehört. Um mich vor den Kopf zu stoßen, hätte der Regisseur mir jedenfalls mehr auf die Nüsse gehen, sprich einen weniger diabolischen Film drehen müssen. Die beiden Hauptdarsteller können einem wirklich Angst machen, und doch sind sie zu sehr Versatzstück oder Klischee, weil man nichts über ihre Motivation erfährt. Pappfiguren! Klar, das soll uns an diverse andere gesichtslose Filmschlitzer erinnern. Und wenn man solche Marionetten auch noch fachlich “gut“ aussehen lässt, dann entsteht daraus eben doch eher Unterhaltsames, wenn auch hart an der Schmerzgrenze, denn was anderes. Das Prädikat „besonders wertvoll“ verdient der Streifen nicht unbedingt. Aber „besonders sehenswert“ für Freunde spannender und gutgemachter Filmkost dann doch. Bezeichnenderweise beinhaltet für mich der Anfang von „Funny Games“ auch die stärkste Sequenz, die mich dem ganzen Film gegenüber wahrscheinlich wohl gesonnen stimmte. Man sieht eigentlich nur, wie einer der gestörten Jungs sich Eier von einem seiner zukünftigen Opfer leihen möchte und dabei etwas tollpatschig anstellt. So etwas Banales wird zu einem wirklich beunruhigenden, nicht recht fassbaren Gefühl der Bedrohung verdichtet, dass man den Hut vor Haneke ziehen muss, trotz allem. Was sich da an unterdrückten zwischenmenschlichen Qualen entfaltet, ist kaum auszuhalten. Der entlarvendste Moment hingegen stellt in meinen Augen derjenige dar, in dem der Anführer den Film „Funny Games“ noch einmal kurz zurückspult, um den Handlungsverlauf zu seinen Gunsten umzubiegen. Das soll einmal mehr auf plakative Weise vorführen, wie sehr wir, Mörderazubis die wir alle ja sein müssen, das Morden lieben. Hier halt vermeintlich gerechtfertigt, um dann doch nur Rachegelüste zu befriedigen. Umso mehr reagieren wir dann natürlich empört, wenn man uns diese Blutwurst wieder wegnimmt. Geschenkt ist geschenkt, Wiederholen ist gestohlen! Das zeigt ein wenig, was Haneke für ein eindimensionales Konsumentenbild pflegt. Ein Könner ist er aber trotzdem, fast ist man geneigt zu sagen leider… :haeh:
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Geschrieben 27. Februar 2006, 03:04

Das Bewerten von Filmen für andere ist eigentlich eine ziemliche Anmaßung, wenn ich so darüber nachdenke. Rationales wird in den Vordergrund gedrängt und dabei spielt das gar keine so große Rolle. Man glaubt vielleicht, ein Film sei toll, weil er intelligent konstruiert, wohl durchdacht ist und dann bekommt man einen anderen intelligent konstruierten und wohl durchdachten Film vorgesetzt und man kann mit ihm nichts anfangen. Im Prinzip gibt es gar keine rationalen Beweggründe, einen Film zu mögen. Man tut es einfach. Tut man es nicht, glaubt man, besonders genau zu wissen warum und umgekehrt ist das ähnlich, doch ins Schwarze trifft man weder im einen, noch viel weniger im anderen Fall. Bezeichnend ist doch, dass besonders dann, wenn ein Film gefällt, einem oftmals und zu Recht zunächst die Worte fehlen. Das Übel beginnt erst dann, wenn man nach einiger Zeit schließlich das Maul aufreißt und das Ergebnis der vermeintlichen Analyse präsentieren will. Aber gefällt ein Film nicht, reitet man ohne Umschweife sofort auf tausend scheinbar einleuchtenden Gründen umher und hat erst recht das Terrain des belanglosen Geseiers betreten. Das mit dem Lob oder Verriss ist allerhöchstens Kokolores, um das Irrationale am Gefallen oder Missfallen irgendwie in eine Form zu pressen. So etwas wie Poesie, oder das gewisse Etwas, hat mit alldem nix zu tun und doch ist sie oder es das einzig Wesentliche, um das es geht, fürchte ich. Deswegen sind so viele Besprechungen allenfalls gute Unterhaltung, wenn sie lustig geschrieben sind, glauben tue ich denen aber rein gar nichts mehr. Und wenn man sich über manchen Verriss ärgert, besonders, weil dann die Attitüden des “wortgewandten und gewitzten in der Luft Zerreißens“, die einem sonst so erbaulich sind, sich plötzlich als unnötige Selbstbeweihräucherung vor hoffentlich Gleichgesinnten entlarven, was ja ihre wahre Natur ist, dann merkt man doch eigentlich erst, was für eine überflüssige Bratwurst jede Form von Filmkritik im Grunde ist. Vor allem, wenn sie sich aufschwingt, einem einen guten Rat erteilen zu wollen. Das ändert leider nichts daran, dass ich trotzdem keinen besseren Weg kenne, als genau das zu versuchen. Sich irgendwie mitzuteilen ist immerhin unterhaltsamer, als Briefmarkensammeln. Aber ich hoffe, niemanden mit meinen FTB-Einträgen zu verärgern. Sollte das geschehen sein, weil ich ein Werk schlecht wegkommen ließ und dadurch quasi von ihm abriet, das anderen gut gefällt, dann habe ich selbstverständlich unrecht. Grundsätzlich! Man schließt ja immer von sich auf andere, was so eine Meinung motiviert und was bekanntlich eine Dummheit ist. Nicht die Meinung als solche, sondern das mit dem von sich auf andere schließen. Wenn das Bett brennen könnte, rate ich trotzdem weiterhin dazu, vor dem Schlafen ein Glas Wasser zu trinken… ;)

Bearbeitet von FakeShemp, 10. Oktober 2008, 13:53.

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Geschrieben 28. Februar 2006, 15:53

28.02.06 – Killer sind unsere Gäste, Italien 1974

Giuseppe Castellano besitzt eine dieser dankbaren Visagen des italienischen Ganovenkinos, die einfach nur getragen werden müssen. Mehr braucht es fast nicht. Wo der mitspielt, lohnt sich die Investition meistens. Umso schöner, dass „KSUG“ auch noch äußerst nett daherkommt und mich ein kleines bisschen sogar an „Milano Kaliber 9“ denken ließ. Eine stimmige Inszenierung macht aus dem preiswerten Kammerspiel einen guten Cappuccino für verregnete Sonntage. Es geht eher ruhig zu, man wird kaum von Action durchgerüttelt und selbst die sonst gern genommenen wüsten Schießereien mit ordentlich Tomatensuppe sind diesmal zurückhaltend in der Darstellung, da oft nur außerhalb des Bildes als ein Knallen von Tonband als solche zu identifizieren. Ohne seine Mentalität zu verraten, eine Gangsterposse bleibt es zum Glück trotzdem, dringt durch die ansonsten üblichen Zutaten dazu noch ein Hauch von Poesie und Melancholie, ganz wie bei „Milano Kaliber 9“ eben, ohne aber in dessen Höhen aufzusteigen. Überhaupt sind da ein paar Ähnlichkeiten, was Plottwist, Art und Einsatz der Musik und diverse Darsteller angeht. Letztere machen ihre Sache ebenfalls recht gut. Hat mich sehr gefreut, Arrivederci!

Bearbeitet von FakeShemp, 10. Oktober 2008, 13:55.

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Geschrieben 04. März 2006, 18:08

02.03.05 – Plaga Zombie – The Beginning, Argentinien 1997

Typischer Homemade-Splatter der nicht völlig missratenen Sorte, würde ich sagen. Eigentlich hatte ich mir etwas anderes erhofft. Aber zwischen Teil 1 und Teil 2 liegen ja auch ein paar Jahre und die Fortsetzung geht gleich doppelt so lange, das ließ mich dann doch noch wohlwollend über diesen typischen Erstversuch hinwegsehen. Heimproduktionen haben ja oft das Problem, mal abgesehen von rein technischen Aspekten, dass meist zu viel nicht funktionierender Kram die wenigen gelungenen Momente unwürdig zusammenpappt, so dass am Ende zwar ein gewisses Talent auf Seiten der Macher nicht ganz geleugnet werden kann, trotzdem wird es aber wohl kein Wiedersehen mehr geben, einmal reicht völlig. Jedoch, wie gesagt, es gibt bei weitem Schlechteres vom Debütantinnenball. Freunde billiger Eigenschlachtung dürfen ruhigen Blutes anstechen!

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Geschrieben 04. März 2006, 18:08

04.03.05 – Plaga Zombie – Zona Mutante, Argentinien 2001

Na also, geht doch. Alles Schöne aus Teil 1 jetzt häufiger, besser und mehr aufeinander abgestimmt. Geklaut wurde, wie schon beim Vorgänger, ohne Bedenken. In erster Linie hat man kräftig bei „Bad Taste“ gekupfert, nicht nur was den Grundplot angeht, und auch sonst wird kein Hehl aus geschätzten Vorbildern gemacht, die nicht selten sogar unverblümt zitiert werden. Trotzdem ist der eigene Charme so stark ausgeprägt, dass man dieses Vehikel als einen weiteren würdigen Vertreter der Funsplatter-Fraktion ernst nehmen kann. Humor und Einfallsreichtum spielen für diese Gefilde durchaus in der Oberliga. „Bad Taste“ hat vor allem in einer Hinsicht abgefärbt, nämlich der Kamera- und Schnittarbeit, die stets sehr lebendig ausfällt, ähnlich wie das Jackson in seinem Erstling schon so preiswert aber schön hinbekommen hat. Besondere Erwähnung, neben den knackigen und zuweilen clever arrangierten Splattereinlagen, verdient zudem das sensationelle Zombie-Make-up, das zwar weniger durch hohe Professionalität glänzt, aber dennoch künstlerisch eine einheitlich farbenprächtige Linie verfolgt. Anstelle von aufwändiger Latexkunst gibt es Zombies in allen Regenbogenfarben. Schnell angepinselt, aber für das, was es ist, äußerst gelungen. Es funktioniert prächtig und verleiht dem Spektakel eine eigene originelle Note. Leider schafft der Streifen es nicht ganz, seine Klasse bis zum Ende durchhalten. Das letzte Drittel ist ein bisschen zäh im Vergleich, aber dennoch nicht unsympathisch. Statt zwei Stunden hätten auch 90 Minuten locker gereicht, dann wären vielleicht ein paar lahme Stellen ohne größere Verluste rausgeflogen. Gut, was soll’s. Das mag noch ein Selfmade-Filmchen junger Leute sein, die Ambitionen aber waren schon recht professionell. Ein zweiter „Bad Taste“ ist er trotzdem nicht ganz. Nahe dran ist aber nicht so schlecht, oder? Dass er ein wenig mehr nach Kinderkacke mieft liegt halt auch an dem noch zarten Alter der Darsteller. Das ganze mit gestandenen Erwachsenen ließe die Angelegenheit sicher noch eine Ecke gelungener aussehen. Ich dachte, ich sei mit solchem Klamauk durch. Jedoch, das stimmt so nicht ganz. Charme ist einmal mehr das Zauberwort!

Leider hat die deutsche DVD keine Untertitel, so dass man dem spanischen Originalton nicht auf Anhieb lauschen kann. Das ist sehr schade, weil die schäbige Synchro macht einiges kaputt. Besonders negativ fiel mir bei einigen wenigen Vergleichen abermals auf, dass kreativ eingewirkt wurde. Leute, die den Humor nicht ganz verstehen meinen noch etwas verbessern zu müssen, indem sie eigene Ideen beisteuern und sogar Geschwafel einstreuen, wo im Original gar nichts gesprochen wird. Aber das ist ein leidiges Thema mit manchen Synchronarbeiten. Manche kommen gar nicht auf die Idee, dass ihnen ein Film nicht gehört. Also tun sie scheinbar damit, was sie wollen.

Bearbeitet von FakeShemp, 10. Oktober 2008, 13:59.

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Geschrieben 11. März 2006, 18:21

10.03.06 – The Girl Who Knew Too Much, Italien 1963

So ein eleganter Giallo aber auch! Alles trifft den rechten Ton, nichts bereitet einem Schmerzen. Eine reife Leistung! Ich glaube, das wird mein Lieblings-Giallo für die nächste Zeit, denn erstens stammt er aus einer Epoche, wo das alles noch unverbraucht war und Italien mir persönlich cineastisch am besten gefällt - die Damen, die Mode, die Frisuren, die Art und Weise -, zweitens verblüffte mich die bereits erwähnte leichthändige Inszenierung ohne Verkrampfungen und gröbere Ausrutscher, und drittens bekam ich nach „Die Stunde wenn Dracula kommt“ eine weitere der leider leider raren Gelegenheiten, Bava beim Pinseln unvergleichlich stimmungsvoller Schwarzweißbilder zu erleben. Mich erinnerte viel an dessen Debüt, war ja auch noch nicht so lange her damals. Kann sein, dass alleine das Fehlen von Farbe daran schuld ist, aber ich glaube, dass da noch mehr übrig geblieben war, was die Inszenierung angeht. Selbst die Musik in den Momenten, in denen Bava die Spannungsschraube gewohnt virtuos anzieht, ließ mich immer wieder an moldawische Hexen denken. Kein Wunder, denn Roberto Nicolosi durfte auch hier aufspielen. So schwarzweiß, wie das Bild gemalt wird, so wechselstimmig geht es auch zu. Witzigleichte Momente werden urplötzlich in unheimliche Spannung getaucht und das ist es, was „TGWKTM“ besonders auszeichnet. Kaum ein anderer hätte das so selbstverständlich und unbeschwert hinbekommen, als der Maestro der schaurigen Bilder. Heiterer Tag wandelt sich in einer Millisekunde in bedrückende Nacht und umgekehrt genauso. Was ganz was feines hat Bava da gebacken, ich muss mir sofort einen Hut kaufen, damit ich ihn dann ziehen kann!
Bedauernswerterweise lag mir nur die französische DVD vor und so musste ich den italienischen Ton wählen, was so tragisch aber Gott sei Dank nicht ist. 70 Prozent verstehe ich. Es gibt zwar englische Untertitel, aber die tummeln sich zudem nur im unteren schwarzen Balken und so hätte ich das Bild gar nicht ordentlich 16:9 aufziehen können, wäre ich darauf komplett angewiesen gewesen. Aber zum Glück fließt da noch etwas Bolognese durch meine mit Schweinebraten und Kraut verklebten Venen. Und am schönsten ist das Flair im Original sowieso. Da der Film in anderer Hinsicht ein wenig zurückhaltender ist, immerhin bleibt der Horror auf atmosphärische Zutaten beschränkt, und alles sehr ordentlich und gut durchdacht vonstatten geht, dürfte auch der spießige Skeptiker hier eine Ahnung davon bekommen, was für ein Talent da am Werke war, das leider nie so richtig zu den Ehren kam, die ihm gebührt hätten. Das mag zwar schade sein, aber vielleicht ist es andererseits auch gut so, dass der Herr Regisseur nicht von Hollywood aufgesogen wurde und auch in Italien ein eher “Kleiner“ bleiben musste. Die schönsten, lebendigsten Werke gibt es eh nur auf dem Jahrmarkt der verwegenen Zelluloidbelichter- und Vernichter, wie man weiß. Einen ewigen “Geheimtipp“ umweht zudem immer etwas Verführerischeres und Erhabeneres, als altbekannte und ob der allseitigen Zustimmung irgendwie auf Dauer blasser werdende anerkannte Meister.

Bearbeitet von FakeShemp, 10. Oktober 2008, 14:04.

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Geschrieben 12. März 2006, 07:21

12.03.06 – Caché, Frankreich, Österreich, Deutschland, Italien 2005

Lustig, denn heute morgen lud mich ein relativ sinnfreies Spiel auf Cinefacts dazu ein, zu posten, was gerade als Müll im Cache meines PCs vergammelt. Und trotzdem brauchte es am Abend noch die Bemerkung einer guten Freundin, die ich nach dem Film zufällig traf, die mir den rechten Denkanstoß dazu gab, was der Titel des Films denn bedeuten könnte, indem sie mich so quasi erstaunt fragte, wer denn bitteschön Filme über so Computerkram dreht. :P Ich wäre da gar nicht auf die Idee gekommen und hätte hinter französisch „Cascheeee“ eher was zu Essen vermutet, wenn ich drüber nachgedacht hätte, was ich gar nicht habe. Gut, vielleicht heißt Caché ja tatsächlich etwas völlig anderes, nämlich "verborgen" ;), aber passen würde es, handelt der Film ja sozusagen vom Müll, den man auf seiner eigenen Festplatte mit sich herumträgt und der keine Rolle mehr zu spielen scheint, bis er plötzlich wieder auflebt, wie ein Virus im Cache eben, um im Computerjargon zu bleiben. Dort landen ja gemeinhin Sachen, die eigentlich tot sind, aber blitzschnell wiederbelebt werden und von Bedeutung sein können. Die Vergangenheit ist nicht tot. Wir sind das Produkt dessen, was hinter uns liegt und nicht selten sind wir auch alte Zechpreller. Der Hauptdarsteller will sich den Leichen im Keller seines Lebens einfach nicht stellen, was ihm und der Handlung eigentlich keinerlei Entwicklung ermöglicht, sondern zuletzt vom Stillstand direkt in die Katastrophe führt, wo der Film dann auch kurz darauf unspektakulär endet. Mit Stillstand hat's der Regisseur irgendwie...
Haneke wird wohl nie einen handelsüblichen Film drehen, so sehr bemühte er sich wieder, mit den Konventionen des Kinos zu brechen. Keinerlei Filmmusik, elendlange Einstellungen, die jeden Rhythmus im Keim ersticken, und beliebig erscheinende Ereignisse. Selbst am Schluss - auf eine mal wieder ewig währende Einstellung folgt nichts anderes, als der Abspann -, muss ein fühlbares Ende konsequenterweise und um jeden Preis vermieden werden, der Film soll auch zuletzt bloß nicht konventionell sein. Dabei finde ich Hanekes Stil schon derart typisch, bzw. berechenbar mittlerweile, dass er seine ureigenste Konvention geworden ist. Und wo man schließlich doch Struktur erkennt, kann sich durchaus Gefallen an der gespannten Erwartung einstellen. Mit jedem Werk gefällt mir der anstrengende Ösi besser, auch wenn mich seine lustfeindliche, intellektuell verquastete Attitüde früher total nervte.
Die Story ist im Grunde ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Für einen handelsüblichen Thriller wäre das Dargebotene zu dünn und unausgegoren. Haneke interessiert sich mehr für die Aussage dahinter und vor allem das Zwischenmenschliche, allein auf diesen beiden Bühnen findet alles statt, dessen halbgares Mystery-Drumherum allenfalls als Motor dient. Warum aber patout zum spannenden Mit- und Gegeneinander der Protagonisten nicht noch einen adäquaten Rahmen spendieren, den eines besser konstruierten Thrillers zum Beispiel? Ich werde das Gefühl nicht los, Haneke möchte das Kino nebenbei in seiner beliebtesten Form verhöhnen, weil er es einfach nicht mag. Eine noch so gute Plotkonstruktion scheint für ihn industrieller Traumfabrik-Müll zu sein. Für ihn ist im Kino alles Kokolores, außer der Kern seines Anliegens, um den es ihm einzig allein geht, der es wert ist, mit dem Skalpell seziert und angemessen gewürdigt zu werden. Dass er trotzdem gewisse Genreelemente verbrät scheint da tatsächlich nur blanker Hohn zu sein. Er benutzt sie, um sie dann absichtlich zu ignorieren. Sie sind die Steigeisen, die Trittbretter für etwas, in seinem Sinne Erhabeneres, mehr nicht. Eitler Ballast, den es stiefmütterlich auszunutzen und dann fallen zu lassen gilt. Haneke macht Filme gegen das Kino, aber glücklicherweise kann das einem piepegal sein, denn faszinierend sind sie trotzdem, gerade weil auch von Ungewohntem eine starke Kraft, ein unwiderstehlicher Sog ausgehen kann. Speziell diese langen, manchmal sinnlos scheinenden und auch mal marternden Einstellungen in seinen Filmen, in denen lange Zeit nichts oder bis zum Erbrechen dasselbe passiert, finde ich zunehmend irgendwie berauschend. Haneke ist wie eine Nervensäge, auf die man sich zunehmend freut, womöglich weil man irgendwo selbst leichte masochistische Züge hat, wer weiß. Und weil die Nervensäge trotzdem etwas kann. Werde mal nach weiteren Werken Hanekes Ausschau halten. Ach ja, die eigentliche Message des Films, bzw. das Drama, ließ mich ehrlich gesagt ziemlich kalt, zu aufgesetzt war mir das alles insgesamt. Vielleicht auch, weil mir nüchternes Betroffenheitskino nicht liegt. Aber ich fand den Film trotzdem fesselnd, nicht zuletzt dank sehr starker Momente und dem guten Spiel der Darsteller.

Nachtrag:
Mittlerweile habe sogar ich endgültig herausgefunden, dass der Film auch einen deutschen Titel besitzt. Also wird "Caché" wohl echt "Versteckt" heißen. Der Gedanke mit dem Computer-Cache gefällt mir trotzdem. :D

Bearbeitet von FakeShemp, 10. Oktober 2008, 14:12.

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Geschrieben 15. März 2006, 07:07

15.03.05 – Beyond The Limits, Deutschland 2003

Den härtesten Film wollten sie drehen, weg vom Slapstick mit mehr Ernst an die Sache herangehen, als sonst. Hab die Truppe vor einiger Zeit auf einem Festival belauscht, deswegen weiß ich das. ;) Teilweise hat das hingehauen, leider nicht unbedingt zugunsten eines großartigen DVD-Abends. War „Premutos“, so ich mich denn noch einigermaßen erinnere, durchaus ein gut funktionierender Schmarren mit dem Potential zum echten Hit seiner Kategorie, sitzt „Beyond The Limits“ irgendwie zwischen den Stühlen, obschon er natürlich professionell wieder einen riesigen Schritt vorwärts bedeutet. Leider sind die Ansprüche aber auch gleich sehr viel höher, wenn der Schabernack keine Hauptrolle mehr spielt. Beeindruckend ist abermals jedoch der Ehrgeiz, der, wenn man noch an selige „Black Past“-Zeiten zurückdenkt, immer wieder aufs Neue Unglaubliches Realität werden lässt. Durfte man bei „Black Past“ noch über einen richtigen Krankenwagen mit Personal und bei „Premutos“ über einen waschechten Panzer staunen, der Zombies pulverisiert, gibt es jetzt sogar Mittelalter und das optisch durchaus ansprechend, mit allen Schikanen. Ittenbach sucht immerwährend nach Anerkennung und macht aufs Neue Dinge möglich, an die andere Amateure nicht mal zu denken wagen. Mittlerweile ist er aber beileibe kein Amateur mehr. Ein gutes Auge für alles Technische hatte er schon von Anfang an, „Black Past“ finde ich für einen Homemade-Splatter in der Hinsicht noch immer phänomenal. Was man Ittenbach heute vielleicht vorwerfen könnte ist, dass er sich nach wie vor zu sehr auf die Technik verlässt, mit der er gute Erfahrungen gesammelt hat, aber sich anscheinend handlungstechnisch nichts wirklich Neues zu wagen traut. Etwas Neues hat er uns eh nie serviert, lediglich Altbekanntes immer und immer wieder, mit wachsender Versiertheit, neu angerührt, was die Filme, trotz des edler werdenden Scheins, doch nur ewige Fan-Projekte bleiben lässt. Dabei muss ich zugeben, dass „BTL“ noch nicht mal so sehr daran krankt, nichts Neues wenigstens zu versuchen. Immerhin verzichtet Ittenbach diesmal beinahe völlig auf besessene Dämonen, Zombies und so Kram. Selbst sein katholisches Markenzeichen - minutenlange Höllensequenzen in niederbayerischen Hinterzimmern - fällt diesmal eher kurz, aber dafür Oho aus! Ich wurde das Gefühl nicht los, dass hier etwas knapp am Knaller vorbeischrammte. Die ehrgeizige, aber dennoch lahme Handlung, die auch noch von oftmals uninspiriertem Musikgedudel zusätzlich tot gewalzt wird, macht aus diesem Bonbon für die Augen einen Kaugummi fürs Gehirn. Es schmerzt, wenn so viel Schönes und gut Gemeintes trotzdem langweilen muss. Na, ich will nicht übertreiben, zeitweise unterhielt mich der Streifen sogar ein bisschen, aber das Erlebnis, das beinahe jedes Bild verspricht, ist er zu keinem Zeitpunkt. Das größte Hindernis sehe ich mal wieder im unbedingten Irrglauben an die Gleichung Splatter gleich Härte, oder Splatter gleich Hauptsache. Zum einen reduzieren Blutfontänen und ihr zu häufiger Gebrauch jede Härte, weil das im Grunde doch zum Slapstick gehört (bei jeder Watschen muss hier auch immer gleich der ganze Kopf bluten) und zum anderen befriedigt es an der falschen Stelle Bedürfnisse, was Kreativität anbelangt. Wenn man nicht immer gleich mit dem einen oder anderen coolen Effekt bei der Hand wäre, müsste man sich ja glatt mal anstrengen und sich überlegen, was unheimliche, gruselige oder harte Atmosphäre noch erzeugen könnte. „BTL“ ist somit sehr zwiespältig. Man möchte Ittenbach einen riesigen Schritt vorwärts bescheinigen, muss aber auch Stagnation in mancherlei Hinsicht attestieren, wo es langsam mal Zeit wäre, Positiveres zu berichten. Itti und seine Mitstreiter sollten vielleicht mal einen Film gänzlich ohne SFX versuchen. Wenn ihnen dann nichts mehr einfällt, müssten wir zufrieden sein mit dem was ist. Trotzdem, ich freue mich auf sein neuestes Magnum Opus „Chain Reaction“, auch wenn der Trailer schon wieder mit besessenem Gesocks aufwartet und eigentlich lediglich noch besser aussehende olle Kamellen verspricht. Wollen wir hoffen, dass Handlung und Ideen mal ein wenig die Oberhand gewinnen!

Bearbeitet von FakeShemp, 10. Oktober 2008, 14:18.

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Geschrieben 22. März 2006, 02:34

22.03.06 – A Lizard in a Woman's Skin, Spanien, Italien, Frankreich 1971

Der Fulci vor seinen Zombiefilmen sollte nicht in Vergessenheit geraten. Zeigte mir schon „Don’t Torture A Duckling“ vor längerer Zeit, dass der Kerl einiges mehr in petto hatte, als der durchschnittliche italienische Pferdemetzger, wurde ich auch diesmal wieder freudig überrascht. Der Film bot allerlei visuelle Bonbons, die im Verwirrspiel um wirre Träume und reale Morde stimmig einen Beitrag zum Ganzen leisteten und nicht nur unbeholfen Zeit schindeten, oder gar das einzig Sehenswerte waren. Der Film ist recht wild, dank Fulcis ureigenster Handschrift natürlich. Trotzdem passte mir das alles gut in den immer wieder überraschenden Plot, ohne diesen gleich überbewerten zu wollen, obwohl...? Der Ton macht jedenfalls die Musik, erst recht beim handelsüblichen Giallo. Fulcis Bildsprache, bzw. Stil, besaß etwas Unverwechselbares und damit Eigenständiges, was ihn über andere, ebenfalls talentierte Handwerker, erhebt. Ähnlich wie bei Argento zum Beispiel, dessen Filme auch weniger davon leben, dass sie handlungstechnisch sonderlich gut ausgedacht sind, als vielmehr von unverwechselbarer Eigenart und Glanz im Detail. Dort fängt der Künstler ja erst an, meine ich. Filmhandlung ist reines Handwerk, das Besondere bleibt aber einzig Sache der Kunst, so! ;) Fulci gehörte zu denen, die eine eigene Handschrift hatten. Ihn auf seine späten Zombiefilme zu reduzieren ist deswegen einfach schade und verzerrt den Blick auf ihn und sein Werk nur.

Bearbeitet von FakeShemp, 10. Oktober 2008, 14:20.

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