FakeShemps Testikel-Kino
#91
Geschrieben 06. November 2003, 14:16
Zeitweise ganz witzig, Jack Nicholson lohnt sich eh fast immer, nur der Schluss gefiel mir nicht.
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#92
Geschrieben 10. November 2003, 22:04
Wenn ein Film die moderne Sci-fi-Horror-Landschaft geprägt hat, dann dieser. Ob „Terminator“, die Borg, „Species“, Carpenters „The Thing“…, alle sind sie mehr oder weniger Kinder dieses Meilensteins, dessen Wurzeln wiederum zurückreichen zu Howard Hawks Klassiker „The Thing“. Wenn man es noch genauer haben will, dann ist womöglich H. P. Lovecrafts „Berge des Wahnsinns“ der Urgroßvater modernen Sci-fi-Horrors schlechthin. Und dann gab es da natürlich noch Carpenters „Dark Star“, der als erster konkreter Schritt in Richtung „ALIEN“ gesehen werden kann (Dan O’Bannon hatte mit beiden Filmen zu tun). Aber „ALIEN“ hat den Look dieses Genres wohl bis heute maßgeblich geprägt. Die Verquickung von düsterer Zukunftsvision und einer Besatzung aus normalen vertrauten Menschen, aus Soldaten und ölverschmierten Mechanikern, die auch in unsere Zeit passen würden - ging einen anderen Weg, als „Star Wars“ & Co. Dieser Einfall kommt schon bei „Dark Star“ zum Einsatz, dem kleinen Bruder könnte man auch sagen. Das Alien-Design spiegelt sich noch heute in jedem zweiten Leinwand-Monster wider. Zuvor hatten solche ja eher das Aussehen von schleimigen Quallen oder so Typen in Stanniolpapier…
Besonders hervorheben möchte ich, dass sich Ridley Scott - trotz des grandiosen Aussehens des titelgebenden Monsters - nicht dazu verführen ließ, da dauernd drauf zu halten. Im Zeitalter der CGI-Seuche eine wahre Tugend! Man sieht es nur sehr selten, bis zum Schluss eigentlich, abgesehen von wenigen Ausschnitten, gar nicht. Der Horror entsteht vornehmlich im Kopf, Scott füttert uns lediglich mit anregenden Details, die nur um so Schrecklicheres in unseren Hirnen entstehen lassen. Der Spannungsaufbau zerrt an den Nerven, die Stimmung ist düster und pessimistisch. Ein Horror-Thriller vor (damals) neuartiger Kulisse. Zeigt uns der Film also nicht zuviel, was den Horror angeht, so geizt er dafür umso weniger mit Details beim Drumherum. Das Raumschiff wirkt real, die Technik ebenso. Es wird nicht “gebeamt“ und es gibt auch kein Holo-Deck. Das klaustrophobische Innere der Nostromo könnte ebenso ein modernes U-Boot sein. Was die Macher da 1979 in Sachen Realismus auf die Leinwand brachten, war schon äußerst bemerkenswert. Und das jenseits von CGI, was man zwar mittlerweile um so stärker sieht, denn 25 Jahre ziehen nicht spurlos an einem vorüber und schulen das Auge…, doch auch heute noch finde ich Effekte, wie Design verblüffend. Genial auch, wie das Monster manchmal schon längst im Bild zu sehen ist, man es aber trotzdem nicht sieht, da es mit den übrigen Schatten und Formen verschmilzt. Erst wenn es sich plötzlich regt, scheint es wie aus dem Nichts in unsere träge Wahrnehmung zu schnellen.
Die Art und Weise, wie das Alien in Erscheinung tritt war zudem etwas Neues. Es kommt nicht vollendet von irgendwo Draußen, es reift quasi als Virus im Menschen selbst heran und platzt dann aus seinen Eingeweiden hervor, um sich dann noch weiterzuentwickeln. Bis zu seiner Vollendung weiß der Zuschauer nicht, was da eigentlich entsteht. Gerade hat er es gesehen und im nächsten Moment ist sein Wissen darum schon wieder veraltet. Tja, die Jungs haben sich etwas einfallen lassen. Die fortwährende Angst vor dem immer neuen Unbekannten, der orale Akt der Befruchtung als Vergewaltigung, blutige Szenen der Geburt, ein “Sperma“-schwitzender Androide mit zusammengerollter Zeitschrift als Dödel-Attrappe, und schließlich “Mutter Nostromo“, die gewaltig nervt und die Kacke erst zum Dampfen bringt, mit ihrer üblen Form der "Kuppelei"…, wäre ich Psychologe, würde ich sicher ne Menge Freud in diesem Vehikel finden. "Siggi" Weaver sah nie geiler aus!
Der „Directors Cut“ bescherte uns eine Straffung der Handlung, zusätzlich wurde etwas hinzugefügt. Also was jetzt gefehlt hat, kann ich nicht sagen. Bei der zusätzlichen Szene handelt es sich um die “Feuerbestattung“ des “geschwängerten“ Captains, was in Camerons Fortsetzung noch expliziter gezeigt wird. Überhaupt fiel mir erstmals auf, wie sehr Camerons „ALIENS“ einem Remake gleicht, denn Handlung und Höhepunkte sind in beiden Filmen eigentlich dieselben…. Doch „ALIEN“ ist der ernstere und bessere Film. „ALIENS“ hingegen ist aber auch äußerst gelungen und zumindest beste Unterhaltung nach einer wegweisenden Blaupause.
Bearbeitet von FakeShemp, 19. Mai 2008, 13:28.
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#93
Geschrieben 14. November 2003, 20:17
Dieser Teil ließ mich von den dreien am meisten kalt, obgleich ich ihn für etwas sympathischer als Teil 2 halte, der mir aber wiederum “testikelmäßig“ mehr zusagte. “Revolutions“ ist in erster Linie nur noch Kriegsfilm, zumindest erinnere ich mich jetzt kaum noch an etwas anderes, als an BattleTech-Stahlgewitter. Und obgleich es wirklich unermüdlich kracht und qualmt, fehlte jegliche Dramatik und Finesse. Wie in einem Computerspiel werden Myriaden von Wächtern und andere Maschinen ohne nennenswerte Schwierigkeiten ausgelöscht, was natürlich die Spannung zum Erliegen bringt. Action an sich ist sowieso selten spannend, unrealistische noch weniger, wenn sie auch zuweilen Spaß macht, und davon hat der Film zuviel. Für echten Thrill andererseits bleibt nur noch äußerst wenig Raum. Nur am Anfang gibt es eine nette unheimliche Szene, als die Hauptattraktion - Agent Smith - in Gefolgschaft seiner unzähligen “Raubklone“ das Treppenhaus hoch stürmt und im Flur das Licht ausgeht. Das ist der einzige spannende Moment im ganzen Film. Das Ende verspricht dabei zumindest mehr, als es letztendlich hält. Der Endkampf vor verregneter Kulisse hat etwas, wenn er auch hinter seinen Möglichkeiten weit zurückbleibt. Denn den Kampf “Jesus“ gegen “Satan“ hätte zumindest ich mir dramatischer gewünscht, bzw. apokalyptischer…. Kapiert habe ich den Schluss sowieso mal wieder nicht. Warum macht Smith am Ende plötzlich schlapp?
Schade, dass der sehr gelungene erste Teil von “Matrix“ so konsequent Einzelkind bleiben musste. Man hätte die Geschichte imho nicht einfach weitererzählen, sondern mit jedem Teil eine andere, neue “Wahrheit“ ans Licht bringen müssen. Es stimmt schon so, wie es einige hier andeuten. Der Reiz des ersten “Matrix“ bestand im lustvollen Entdecken und Erkunden, eingebettet in eine grandiose kühle Optik. Man hätte sich bei den Fortsetzungen nicht auf das bereits Entdeckte verlassen sollen, sondern hätte überraschen müssen, mit ganz neuen Ansätzen, die alles Bisherige über den Haufen werfen. Leider muss man Teil II und vor allem Teil III Einfallslosigkeit auf ganzer Linie bescheinigen, zumindest gemessen an der Steilvorlage. Weder optisch, erst recht nicht von der Story her, gab es diesmal Innovatives. Aber als Videotheken-Fastfood kann man ihn ruhig nochmal mitnehmen.
Aufgefallen ist mir die Schlamperei mit den “Stöpseleingängen“ an Neos Hinterkopf und Nacken. Von Schnitt zu Schnitt verschwindet da schon mal gerne einer. Das war ja bereits im ersten Teil der Fall, wenn ich mich recht erinnere. Was ist denn bei einem derart teuren Film bitteschön so schwer daran, auf so offensichtliche Sachen zu achten? Zumal es ja bereits schon im ersten Teil vorkam und mittlerweile bekannt sein dürfte… Und weshalb hat man eigentlich diesmal schon wieder ein neues Orakel eingeführt? Ist auch die letzte Darstellerin desselben etwa verstorben?
Tja, der Kult dürfte sich nun langsam selbst zu Grabe tragen. Ein Abklingen des MATRIX-Fiebers könnte aber zumindest einen großen Vorteil mit sich bringen. Nämlich das Verschwinden von superobercoolen Bullet-Time-Gags in diversen Parodien, etc.! Über die kann ich schon seit Matrix-I nicht mehr lachen. Und ernst gemeinte Bullet-Time finde ich ebenfalls nur noch in den seltensten Fällen passend. Aber ich fürchte, wir werden solche Augenblicke leider noch sehr häufig sehen. Ist halt billig zu machen mittlerweile. Nur ein Meister fördert daraus vielleicht noch etwas Sehenswertes…. Im Übrigen war “Die Sendung mit der Maus“ die wahre Erfinderin der Bullet-Time!
Bearbeitet von FakeShemp, 19. Mai 2008, 13:33.
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#94
Geschrieben 21. November 2003, 23:00
Dieser Lindwurm ist ziemlich schwach auf den Rippen, aber zumindest sind diese nett anzusehen.... Will heißen, von der Story her fand ich ihn ansatzweise ganz gut. Leider spart der Film nicht mit Ausrutschern, die in mir den Eindruck erweckten, dass da Anfänger am Werk waren. Mit brauchbaren Ideen zwar, aber nicht unbedingt gefeit davor, dem Publikum überflüssige, oder wenig überzeugende Einfälle zu ersparen. Vor allem der Anfang ist reichlich doof. Andererseits war der Streifen ein ganzes Stück besser, als befürchtet. Dem Endzeitszenario konnte ich stellenweise etwas abgewinnen und hätte man das rustikale Gemäuer mit ein wenig mehr Ideen garniert und besser auf Hanebüchenes geachtet, dann hätte das ein richtig guter Drachen-Klopper werden können, gibt ja eh (noch) nicht so viele. Das Gelungenste sind die Drachen-SFX und der Look…, der zwar jetzt nicht wie der sonst übliche Hollywood-Overkill daherkommt, aber ordentlich ist, was mir persönlich besser gefällt. Die Vorzüge eines B-Movies halt…! Für unter 10 € nehme ich ihn irgendwann sicher mal mit. Auf Drachen-Filme war ich schon immer irgendwie heiß…
Bearbeitet von FakeShemp, 19. Mai 2008, 13:35.
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#95
Geschrieben 23. November 2003, 05:14
Mehr Jason denn Freddy, aber dafür ein ordentliches testikeluläres Schlachtfest, das mir ein breites Grinsen in die Visage meißelte. Ich fühlte mich wieder wie 16. Irgendwie hat diese Hochzeit der Monster zwar nicht wirklich viel aus den jeweiligen Gefilden herüberretten können, dafür sind sie eigentlich auch zu verschieden, die beiden ungemütlichen Herren…, aber mein Bier hat mir geschmeckt. Ich würde sagen, es überwiegt der "Jason-Way of Life", zumindest was die Derbheit des Ganzen angeht. Ich vermisste ein wenig die Thriller-haften Glanzmomente vergangener Freddy-Tage, das Gespür eines Wes Craven für wachsendes Grauen und Unbehagen…, zum anderen wird in den Jason-Anteilen nicht mehr gevögelt und anschließend gestorben, womit auch diese alte Regel gebrochen wäre. Im Prinzip bekommt man genau das, was man von so einer späten Ikonen-Verschmelzung erwartet: eine Art Splatter-Wrestling, das wirkungsvoll in Szene gesetzt wurde. Gerade wegen der stupiden Freude am Tabubrechen, Zertrümmern und Zerfleischen spürt man das "charmant" Böse aus beinahe schon vergessenen Zeiten wieder aufleben, das nur solchen tumben und nach vorne marschierenden Werken, wie es die „Friday“-Filme sind, entspringen kann und zu einem gewissen Teil auch den „Nightmare“-Teilen…, wenn sich letztere mitunter aber doch etwas einfallsreicher geben, als die Macheten-Konkurrenz. Soll jetzt nicht heißen, dass dieser Film vor Seinesgleichen tumb wäre. Innerhalb seiner beiden Universen ist er sogar recht interessant irgendwie. Jetzt weiß ich zumindest, wovon Jason träumt...
Fazit: Für einen „Nightmare“ vielleicht eine Spur zu flach, für einen „Friday“ aber dann doch recht farbenprächtig. Macht Spaß und satt…
Bearbeitet von FakeShemp, 19. Mai 2008, 13:38.
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#96
Geschrieben 23. November 2003, 15:05
Michael (Bully) Herbigs Spielfilm-Einstand ist ein für deutsche Verhältnisse beinahe schon furioses Slapstick-Abenteuer, das nicht kleckert, sondern klotzt. Sicherlich sind die beiden Hauptdarsteller Geschmacksache und Bullys Humor nicht jedermanns Käsekuchen, doch im Gegensatz zu seinem eher zwiespältigen „Schuh des Manitu“ finde ich persönlich nichts groß auszusetzen an „E&S“. Herbig hat offensichtlich Ahnung von dem, was er macht und eine stilistische Selbstsicherheit, die den meisten anderen deutschen Klamauk-Regisseuren abgeht. Man merkt, dass er die visuellen Gesetzmäßigkeiten der Filme, die er mit „E&S“ parodiert, einigermaßen verstanden hat und neben dem Klamauk nicht vernachlässigte. Er ist kein latenter Genre-Hasser, wie man es bei anderen Regisseuren deutscher Herkunft manchmal denken könnte. Er verarscht nicht nur, er huldigt auch. Er ist ganz offensichtlich vernarrt ins Kino.
Sein Spielfilm-Debüt steigert sich kontinuierlich zu einem, man muss schon sagen, großartigen Finale und auch dazwischen wissen immer wieder witzige Höhepunkte zu glänzen. Z.B. Stefans Pinkelpause von einem Hochhaus zu wunderschön schmalziger Musik, quasi auf die Rotorblätter des amerikanischen Geheimdienstes. Ebenfalls positiv ist zu vermerken, dass die Amis in dem Film nur von Amis dargestellt werden, zumindest die Fraktion mit Text, was in deutschen Filmen eher selten der Fall ist. Herbig ist gegen so manchen Fauxpas gefeit, und das ist viel wert. Das Drumherum um das Gehampel der chaotischen Hauptdarsteller ist stimmig und überzeugend in Szene gesetzt. Überhaupt weiß der Aufhänger der Story und der verlustreiche Showdown zwischen dem deutschen und amerikanischen Geheimdienst zu gefallen, während der Bundeskanzler zeitgleich von der deutschamerikanischen Freundschaft faselt, die sich wie ein "roter Faden" durch die Geschichte zieht, im wahrsten Sinne des Wortes…
Man halte mich für bekloppt oder bescheuert…, aber in Sachen überdrehter Slapstick-Parodie ist „E&S“ möglicherweise der gelungenste Vertreter aus deutscher Schlachtung bisher. Und das bei einer langen traurigen Tradition von solchen Filmen. Spricht das jetzt besonders für Bully, oder gegen den deutschen Humor…?
Bearbeitet von FakeShemp, 19. Mai 2008, 13:40.
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#97
Geschrieben 05. Dezember 2003, 05:27
Schön anzusehen ist er ja. Nur leider halt irgendwie viel zu albern, was an Benignis Performance liegt. Hätte er allerdings noch ein wenig mehr Gas gegeben, wozu er 20 Jahre jünger hätte sein müssen, dann wäre die Rechnung womöglich doch aufgegangen und man hätte einen möglicherweise echten Märchen-Klassiker gehabt, der Wahnwitz und Magie vereint. Aber leider wirkt das ganze eher wie alles und nichts. Wie ein Zweistunden-Trailer von einem Film, der nie fertiggestellt wurde. Schade, weil visuell sehenswert.
Bearbeitet von FakeShemp, 19. Mai 2008, 13:41.
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#98
Geschrieben 11. Dezember 2003, 06:00
Hier nun einer der womöglich schönsten und frühesten „Night Of The Living Dead“-Spinoffs, aus der langen Reihe ähnlicher und oftmals weniger geglückter Klone. Amando De Ossorios Variante ist billig ausgedacht, sowie preiswert hergestellt und dennoch nicht ohne. Er macht so einiges richtig im Umgang mit dem Thema und liefert zumindest mir, was ich von einem Film diesen Kalibers erwarte: Atmosphäre. Wenn man genau hinsieht bemerkt man, trotz seiner Ungereimtheiten und billigen Augenblicke, eine ganze Reihe netter Einfälle und Einstellungen, die dieses Werk über reinen Trash hinauswachsen lassen. Seine Bahnhofskino-Mentalität vermag er zwar nicht ganz abzustreifen, doch ihn auf bloße Schmuddelkost zu reduzieren…, da täte man seinem Erfinder unrecht. Innerhalb seiner bescheidenen Möglichkeiten ist „Die Nacht…“ richtig schön geworden und lauert an manchen Stellen sogar schon verdächtig nahe an der Schwelle zur Genialität, mal ganz ganz vorsichtig formuliert…. Jedenfalls mag ich seine morbide Grundidee in all ihrer Einfachheit und die Art und Weise, wie der Film eine gruselige Spannung aufbaut. Zahlreiche Zeitlupenaufnahmen verleihen den grauslichen Templern ihre würdevolle Unerbittlichkeit und wenn sie die nichtsahnenden jungen Dinger schließlich durch verfallenen Gemäuer jagen, gelingt es einem recht leicht, sich in dieses unerhörte Szenario hineinzuversetzen. Man spürt eine wohlige Gänsehaut aufsteigen. Außerdem kann man den Moder förmlich riechen, sehr schön! Dies alles gelingt, da sich De Ossorio Zeit nimmt. Das mag zwar manchem "Heißsporn" von heute sauer aufstoßen, dem altmodischen Romantiker hingegen ist dies ein all zu seltenes Vergnügen.
Die Locations sind gut gewählt, wobei das in Spanien möglicherweise keine große Kunst ist. Man bewegt sich vorzugsweise via Dampflok durch sonnige spanische Landschaften, und in einigen Einstellung darf man bereits das wirklich bedrohlich wirkende schwarze Gemäuer des Templer-Ordens am fernen Horizont bewundern, wie eine Pestbeule in der friedlichen, aber verfluchten Idylle. Ein genialer malerischer Gegensatz, der einem in unterschiedlicher Weise öfter mal begegnet.
Die beste Sequenz ist wohl die zu Beginn, wenn sich die eingeschnappte Virginia von der Reisegemeinschaft abseilt und sich Schutz suchend alleine auf den Weg zu der Templer-Ruine macht, um dort erst mal die Nacht zu verbringen…(!) Das ist zwar total behämmert, aber so etwas darf einen nicht stören bei solchen Filmen. Entschädigt werden wir dafür mit einem wunderbaren Warten auf das Grauen…
Erstmal erkunden wir nämlich mit Virginia die Ruine und wir entdecken einen Friedhof. Die eigentlichen Hauptdarsteller stets im Hinterkopf, spüren wir allgegenwärtig eine ständiges Unbehagen. Selbst, oder gerade weil währenddessen noch die Sonne scheint, ein hübsch morbides Unterfangen voller böser Vorahnungen. Dann wird es natürlich Nacht und unsere blöde, aber tapfere Ausreißerin bildet sich ein, nun in ihrem Schlafsack schlafen zu können. Ja spinnst Du…?!
Besondere Erwähnung verdient der Schluss, bei dem, wieder in hellstem Sonnenschein…, ach ich sollte nicht zuviel verraten! Nur so viel, das Finale ist ziemlich krude und ich würde mal sagen, dass dem Macher da stilistisch etwas Besonderes geglückt ist. Ob sich De Ossorio stets seines glücklichen Händchens bewusst war, sei mal dahingestellt, einen funktionierenden Instinkt scheint er zumindest gehabt zu haben. Zu Recht ein echter Klassiker des Exploitation-Kinos, der mir ganz besonders gut gefällt.
Bearbeitet von FakeShemp, 19. Mai 2008, 13:46.
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#99
Geschrieben 14. Dezember 2003, 18:54
Schwer beeindruckend für alle, die Murnaus Klassiker schätzen und sicher auch faszinierend für diejenigen, die gerne zwischen den Zeilen schürfen. Ich gehöre eher zur ersten Fraktion, wenn ich auch die Dinge zwischen den Zeilen, ohne sie meist wirklich zu entschlüsseln, wahrnehme, was es nur umso faszinierender macht. Etwa wenn Schreck mit dem Projektor spielt, um sich auf diese Weise einen Sonnenaufgang, etc. zu betrachten. Ein unglaublich elektrisierender Moment, der es in sich hat und zu langem Grübeln einlädt. Eine der originellsten Augenblicke, die ich seit langem in einem Vampirfilm gesehen habe. Besonders deswegen, weil es auch ein Film über das Kino selbst ist, ähnlich wie „Ed Wood“ oder „Gods and Monsters“. Beim „Shadow...“ handelt es sich aber um eine rein fiktive Geschichte, die auf faszinierende Weise "pseudodokumentarische" Einblicke in die Entstehung eines der wegweisenden Horrorfilm-Klassiker gibt, dabei also keine Dokumentation darstellt, sondern diese reale Kulisse clever nutzt, um eine kunstvolle Vampir-Story aufzutischen. Als Fan der alten Klassiker kann man sich dem Sog dieser Mixtur kaum entziehen. Zum Einen wäre es ja eh das Größte, wenn es zu so einem Klassiker wie NOSFERATU „Behind the Scenes“ gäbe, wozu der Film wenigstens im Zuge eines Was-Wäre-Wenn etwas ähnliches bietet und zum Anderen ist gerade dieser Einbruch der fiktiven Gruselmär in die Filmgeschichte eine Art Verstärker für den mythischen Schauer, den man solchen alten Stummfilmen eh schon gegenüber hegt. Die Realisierung dieses Filmkunstwerkes ist dabei äußerst gelungen. Sehr sehr genial…!
Bearbeitet von FakeShemp, 19. Mai 2008, 13:50.
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#100
Geschrieben 20. Dezember 2003, 05:11
Rustikaler Werwolfreißer mit gut aufgelegten Darstellern, einer ordentlichen Portion schwarzen Humors, sowie eines dreckverschmierten Anstrichs, der einen tatsächlich nicht selten an „Evil Dead“ denken lässt. Auch der Schauplatz erinnert irgendwie an diesen lauschigen Wald in Tennessee, in dem Ash einst umherwütete. Anstelle besessener Kumpels sind es nun eben eine Reihe zottiger Isegrims, die des Nachts heulend durch das Dickicht streifen. Und eine Hütte gibt es zudem, in der man sich verbarrikadiert, nebst Bodenluke und Keller. Da muss es einen nicht weiter verwundern, dass gar ein Corporal Bruce Campbell vorkommt.
Mir gefällt dieser Beitrag zum Werwolfgenre ausgesprochen gut. Er ist in meinen Augen nicht nur ein Schenkelklopfer für Gore-geile "Blut-Teens"…, klar dass auch diese relativ zufrieden sein dürften, für mich stellt er eine gelungene Wiederbelebung dieser Filmgattung dar. Irgendwie passt diese Kombination von Werwölfen und Soldaten perfekt und fühlt sich beinahe natürlich an. Etwas von Wölfen haben schließlich alle in diesem Film und selbstverständlich sieht das Schicksal für einige von ihnen dann auch relativ "haarig" aus. Es kommt zusammen, was zusammen gehört. Zum Aussehen der Werwölfe sei gesagt, dass die Tricks einfach sind und man die Viecher wohl aus diesem Grunde nie sonderlich lange zu Gesicht bekommt. Dennoch fand ich Gefallen an ihnen, besonders dann, wenn sie mit dampfendem Odem in der Pampa herumlungern. Solche einfachen (preiswerten) "Kleinigkeiten" taugen mir oftmals mehr, als die perfektesten Creature-Effekte oder CGI-Animationen. Außerdem sollte man unbedingt die Originalfassung konsumieren. Synchronisiert mag ich mir „Dog Soldiers“ gar nicht vorstellen…
Der Film ist spannend, witzig, haarsträubend (Kalauer!) und rasant inszeniert. Gutes altes Handwerk, jenseits "hollywoodscher" Weichgespültheit. Ein blutiges englisches Steak und kein schwuler Truthahn!
Bearbeitet von FakeShemp, 19. Mai 2008, 13:58.
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#101
Geschrieben 21. Dezember 2003, 05:14
Passend zu meiner gestrigen Isegrim-Nacht und hundertstem Tagebucheintrag ist heute John Landis’ Bester eingetrudelt. Leider die um zwei Minuten geprellte "Special Edition" (in Deutschland). Zeit also für ein wenig Sentimentalität. Bitte notfalls einfach überlesen…
*Schmalz an*
Es war einmal vor langer langer Zeit eine laue Sommernacht, in der ein unverbrauchter Filmtagebuchschreiber und ein Klassenkamerad im Vorgarten zelteten und selbstverständlich an Schlaf nicht im Geringsten dachten. Weich auf Marvel-Horror-Comics gebettet fiel das Gespräch auf Filmausschnitte, die in der antiken Fernsehunterhaltungssendung „Auf Los geht’s Los“ gezeigt worden waren. Der eine (ich) hatte diese leider nicht gesehen, aber der andere Glückliche und lange Zeit darum bitter beneidete. So kündete dieser jemand also mit großen Augen von einer Metamorphose Mensch zu Wolf. Das Wort „Werwolf“ fiel, welches dem weniger Glücklichen in Wort und Bild bis dahin nur in dem einen oder anderen Comic begegnet war. Von da an sollte es um ihn geschehen sein! Er piesackte in den darauffolgenden Wochen und Monaten jeden in der Schule, der ebenfalls Zeuge dieses medialen Wunders geworden war, die Verwandlung wieder und wieder en Detail zu schildern. Er malte Daumenkinos, wallfahrte zu den Aushangfotos am Kino, riss die BRAVO in Fetzen, um wenigstens ein paar Bilder zu erheischen, machte auf Magnetband sein eigenes Hörspiel vom amerikanischen Wolfsmann…, und lange Zeit sollte er den Film selbst gar nicht zu Gesicht bekommen, erst Jahre später.
Ich kann also mit Fug und Recht behaupten, dass eine gewisse Phase meiner Jugend schwer im Zeichen des Werwolfs stand und noch heute erinnern mich bestimmte Songs, die wir damals im Zelt hörten, sofort an diese Zeit im Lichte eines immer glühenden Vollmondes. Ein ganz schwerer “Impact“ und nur einer von vielleicht dreien diesen Kalibers. Soviel zu den Sentimentalitäten.
*Schmalz aus*
Aus eben genannten Gründen zählt „AAWIL“ noch heute zu meinen Lieblingsfilmen. Er war es sicherlich, der mein Interesse an Filmen, an einer bestimmten Gattung von Film, erst so richtig hat auflodern lassen, und das ohne ihn lange überhaupt gesehen zu haben, was womöglich ein Teil seines Geheimnisses bei mir ist. Es handelt sich nach wie vor um einen besonderen Vertreter seiner Zunft, der auf recht unkonventionelle Weise mit den Befindlichkeiten und Erwartungen des Zuschauers spielt. Comedy oder Horror? Ich will nicht das herunterbeten, was in jedem Horrorfilm-Lexikon steht, aber die ungewöhnliche Art und Weise, wie eine, eigentlich absolut pessimistische Geschichte humorvoll erzählt und doch zu ihrem konsequenten und dramatischen Ende gebracht wird, das zeugt von Klöten! John Landis geht einen für damals völlig anderen Weg, er setzt auf eine bis dahin ungewöhnliche Musikauswahl (in einem Horrorfilm), starke Szenen, trockenen Humor und belässt es bei einer relativ einfach gestrickten Handlung, um die Glaubwürdigkeit der Charaktere, sowie einen gewissen physischen Realismus zu wahren, der von der Verwandlung und der extravaganten Action-Sequenz gegen Ende gekrönt wird. Bernsteins Orchestermusik ist ebenfalls phantastisch. Man ist technisch, als auch inszenatorisch in den 80ern angekommen. Dabei existierte das Drehbuch laut Landis schon 1969. Vielleicht ist es besser so, dass der Film nicht schon da gedreht worden war. Ohne das “80er-Gen“ (Verantwortlich für viel Scheiß aber auch manches Gute…) wäre möglicherweise etwas weniger Unkonventionelles dabei entstanden. Oder eine noch dickere "Praline", wer weiß…. Das Ende trifft einen relativ abrupt und mitten in den Solarplexus. Kein Wunderelixier, kein Zauberspruch, keine Rettung…, aus und vorbei.
Ich bitte diese "Laudatio“ zu entschuldigen.
Bearbeitet von FakeShemp, 13. Oktober 2008, 12:35.
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#102
Geschrieben 24. Dezember 2003, 01:51
Das Synonym für den geächteten Gewaltfilm schlechthin, zumindest in meiner persönlichen Erinnerung. Ich muss gestehen, dass ich dieses Machwerk irgendwo mag, wobei das wohl vornehmlich aus einem Kontext heraus erklärbar ist, denn eigentlich hat er auf den ersten Blick und gegen jede falsch geschürte Erwartung nicht wirklich viel zu bieten. Weder ist er sonderlich gut, wenn man höhere Ansprüche hegt, noch sonderlich schrecklich. Lediglich eine Szene stellt als Idee den Gipfel aller Leinwand-Geschmacklosigkeiten dar, die allerdings bereits in der filmischen Umsetzung nicht mehr wirklich unerträglich schlimm ist. D’Amato war sich sicherlich der Eigendynamik eines kleinen Skandals bewusst und ahnte, dass alleine die Idee zu diesem ultimativen Tabubruch reichen würde - die Rede ist von der berühmtberüchtigten Fötus-Szene - die nötigen Wellen zu schlagen, um eine wirksame kostenlose Propaganda zu erzeugen. Da muss die eigentliche Szene dann gar nicht mehr ausufernd blutig, bzw. bodenlos fürchterlich sein. Wenn man den Einfall als solchen verkraftet, dann kann die szenische Umsetzung sicherlich auch niemandem etwas ernsthaft Böses anhaben, außer vielleicht ein finsteres Schmunzeln zu provozieren, oder einfach nur ein betretenes Kopfschütteln, weil das eben D’Amato ist, wie man ihn kennt. Wobei ich die Sequenz an sich, besonders wie sie eingeleitet wird, nicht schlecht gemacht finde, in all ihrer eiskalten Rohheit. Harmlos ist sie beileibe nicht. Sie kann schon für Unbehagen sorgen, aber eben noch im Rahmen dessen, was die Mittel der reinen Inszenierung leisten. Und die Schlussszene – der immer hungrige Grieche verschlingt seine eigenen Kutteln – verdient in diesem Zusammenhang ebenfalls Erwähnung, da sie sich gleichfalls erzählt schrecklicher anhört, als wenn man schließlich selbst Zeuge dieser billigen 5 Sekunden wird.
Deswegen gilt mein Dank an dieser Stelle vor allem den illustren TV-Talkrunden aus den 80ern, an die ich mich heute noch vage erinnere, die mir mit ihrem entsetzten Bitterminen-Geschwätz seelisch wahrscheinlich mehr schadeten, als wenn ich den Film gleich selbst gesehen hätte. Denn was ein kindliches Gemüt aus der bloßen Beschreibung der beiden vorenthaltenen Szenen macht, da würde ein D’Amato aber tüchtig in seine Cannelloni reihern. Jedenfalls raubte mir der hungrige Grieche damals so manches Mal den Schlaf nur aufgrund der “anregenden“ Beschreibungen. Hätte ich mir den lieber mal angesehen, und nicht diese Nasty-Talks…
Okay, irgendwann sah ich den Streifen dann zum ersten Mal und war schier entsetzt und tief erschüttert, wie harmlos er eigentlich ist. Ein vergleichsweise lahmer, aber nicht atmosphäreloser Slasher mit drei derben Szenen ohne größeren Einfluss auf das Wohlbefinden, außer man ist irgendwo sehr leicht zu beeindrucken. Deswegen mag ich den Streifen heute sogar, aus dem eben beschriebenen Hintergrund heraus. Und ich finde ihn noch nicht mal total schlecht. Die leer “gefrühstückte“ Insel, die nächtlichen Streifzüge durch Häuser und Grüfte, das ständige Warten auf einen praktisch nicht vorkommenden gruseligen Hauptdarsteller und sein übler Ruf, dem eine entsprechend karge Inszenierung gerecht wird…, das lässt letztendlich doch etwas wohlig Gruselndes entstehen, wenn man denn mit der gemächlicheren Gangart des Filmes etwas anfangen kann. In der zweiten Hälfte wächst der Streifen dann zeitweise sogar über sich hinaus. Ein Film, der nach anfänglicher Enttäuschung wachsen kann.
Ich schätze damals, als sein Ruf wegen den empörten Medienreaktionen tief im Keller weilte, da erzeugte gerade diese "Legendenbildung" in Kombination mit einem eher düsteren, klassisch aufgezogenen Billig-Grusler, eine besonders intensive Wirkung beim Publikum und der Film wurde zu einer Nervenprobe mit ein wenig Ernüchterung am Schluss. Also hat ihm das öffentliche Geschrei sogar "rezeptionstechnisch" genützt und vor seiner vielleicht drohenden Versenkung bewahrt. Na ja…
Fazit: Gibt heute Schröcklicheres ab 16 und durchaus auch Schlöchteres…
=> Noch mal gesehen und noch einmal überdacht...
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#103
Geschrieben 25. Dezember 2003, 02:19
Was passieren kann, wenn unbescholtene einfache Menschen unverhofft einen Batzen Kohle finden und sich dazu entschließen ihn zu behalten, anstelle ihn der Polizei zu melden, davon handelt „Ein Einfacher Plan“. Aber das ist nur die Oberfläche dieses feinen Thriller-Dramas, das in sehr ruhigen und langen Einstellungen vor allem das einfängt, was sich zwischenmenschlich dabei abspielt. Schicht für Schicht werden die Seelen der Protagonisten entblättert und die Anteilnahme auf Seiten des Zuschauers ist intensiv, wie selten bei einem solchen Film. Die Intensität ist imho deswegen so stark, weil wir die handelnden Personen irgendwie verstehen und all die Missgeschicke und Tragödien aus ihren Charakteren heraus nachvollziehen können. Am Anfang ist da ein Haufen Geld und der plötzliche Traum von einem besseren Leben. Besser als das Leben, mit dem man eigentlich bisher relativ zufrieden war. Zufrieden, bis ein Zufall, genauer gesagt ein Fuchs, die Sicht auf alles verändert und verdirbt. Schritt für Schritt, das Geld als treibende Kraft im Rücken, werden aus aufrechten Menschen Kriminelle. Das Frappierende dabei ist, dass das auch ohne großen Wandel zum "Bösen" hin möglich scheint. Bis zum Schluss haben wir keine wirklich bösen Jungs vor Augen, sondern "Normalos", die sich immer mehr in die Situation verstricken. Unweigerlich stellt man sich dabei die Frage, wie man selbst an deren Stelle handeln würde. Wenn das Schicksal ein wenig die Weichen stellt, enden wir dann alle wie Hank Mitchell (Bill Paxton)? Es ist ernüchternd, aber so wie der Film uns die Situationen schildert, erscheint es einem kaum vorstellbar, dass wir anders handeln würden. Die Schritte ins Verderben müssen nur klein genug sein, am Ende drücken wir womöglich alle den Abzug.
Wie bereits angedeutet liegt das Hauptaugenmerk des Filmes nicht so sehr auf der Story, sondern auf den zwischenmenschlichen Prozessen, die ablaufen. Der Blick in die seelischen Abgründe verläuft allein über Regungen und Gesichter in Großaufnahmen. Raimi gelingt etwas, wozu man ihn nach seinen eher Action- und Klamauk-lastigen Filmen wohl nicht für fähig gehalten hätte. Er dreht einen absolut erwachsenen und stimmigen Thriller, ohne Hast und fast ohne Versatzstücke. Die Personen stehen im Vordergrund, ihre Schwächen und auch ihre zu spät aufkeimenden Stärken. Verblüffend, wie sich z.B. Dumpfbacke Jacob, gespielt von Billy Bob Thornton, als der moralisch am meisten Gefestigte von allen herauskristallisiert, der unter der Last der Geschehnisse schließlich zusammenbricht. In den ersten Minuten des Filmes erinnert er einen eher an Chop Top der TCM-Family, dem man alles zutrauen würde…, und am Schluss ist er derjenige, der zwar geistig etwas unterbelichtet, dafür aber doch der Redlichste von allen ist. Leider nützt ihm das nichts mehr, da bei ihm jede Erkenntnis naturbedingt immer etwas zu spät einsetzt.
Das Drama findet ausschließlich vor verschneiter Kulisse statt, in der sich unheilvoll schwarze Raben tummeln, die das Geschehen beobachtend darauf warten, dass jemand mal den Tisch deckt. Und das geschieht dann auch immer häufiger. Die tollen darstellerischen Leistungen harmonieren wunderbar mit dieser Kulisse und der stimmigen Musik von Danny Elfman. Ein Film, bei dem eigentlich alles passt. Hoffentlich gelingt es Raimi noch öfter, an diese Qualität anzuschließen, mit was auch immer. Für mich einer der besten Thriller der letzten Jahre und eigentlich nicht nur ein Thriller.
Bearbeitet von FakeShemp, 19. Mai 2008, 14:14.
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#104
Geschrieben 25. Dezember 2003, 13:47
Alte spanische Horrorfilme sind so eine Sache. Man wird nicht selten mit einer Unmenge Unsinnigkeiten und technischen Mängeln konfrontiert…, und dennoch, sie können einen in ihren Bann ziehen. „Werewolf Shadow“ ist da ein besonders schönes Beispiel. León Klimovsky war laut Naschy-Interview ein "Schnellschütze" und das bemerkt man hier häufiger mal. Szenen, bei denen das eine oder andere schief ging, wurden trotzdem verwendet und man hat oft das Gefühl, dass recht unvorbereitet nicht nur Szenen arrangiert wurden, sie wurden womöglich auch an Ort und Stelle erst beim Improvisieren entdeckt und für verwertbar befunden, zur Streckung des filmischen Gesamtwerkes. So kommt einem das oftmals vor. Vieles ist so hanebüchen und uninspiriert auf Zelluloid geklatscht, dass es eigentlich schon wieder eine Freude ist und dann gibt es andererseits wiederum Sequenzen, die man als absolut gelungen und stimmungsvoll bezeichnen darf und ihren Macher höchstens als Schlamperer entlarven, aber nicht als Stümper. Die Sets sind hübsch und zumeist gut eingefangen. Paul Naschy in der Rolle seines Lebens verdient dabei besonderes Lob. Wenn er knurrend ohne jegliche Toneffekte und sonstige technische Hilfen, nur bekleidet mit einem dichten Pelz durch das Bild tobt, merkt man, dass dies einfach seine Bestimmung als Schauspieler ist. Hemmungslos wie ein spielendes Kind haucht er seinem Waldemar Daninsky Leben ein. „Werewolf Shadow“ ist wie eine Fahrt in der Geisterbahn. Ein preiswerter Reigen schaurig schöner Momente und Hand aufs Herz…, ich habe mich nach der Geisterbahn auch noch nie gefragt, welche Geschichte mir da gerade erzählt wurde.
Fazit: Viele hübsche Einfälle und sympathische Totalausfälle im unbezahlbaren Ambiente der 70er. Eines ist dabei besonders wichtig: diese Filme strahlen eine große Liebe zu ihrem Metier aus. Das macht sie, trotz aller "Infantilität", in meinen Augen irgendwie großartig und man muss sie einfach für voll nehmen. „Nur das Unvollkommene ist lebendig“ heißt es irgendwo…
Anmerkung: Der Film ist womöglich die Geburtsstunde von Ossorios Templern. Da beide Filme aber aus demselben Jahr sind, weiß ich nicht, welcher da tatsächlich wen inspiriert hat…
Nachtrag: Nach erneuter Sichtung muss ich gestehen, dass mir auch die Story, die ich zuerst offenbar nicht so beachtete, recht gut gefiel. Hübsch arrangierter Spuk...
Bearbeitet von FakeShemp, 19. Mai 2008, 14:18.
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#105
Geschrieben 28. Dezember 2003, 18:30
Wieder vornehmlich von der Leistung der Darstellerriege getragener Mystery-Thriller mit sehr starken und intensiven Szenen. Cate Blanchett als zur Hexe diffamierte Hellseherin, Keanu Reeves als cholerischer Frauenschläger und Giovanni Ribisi als schwer verstörtes Missbrauchsopfer bringen die Leinwand zum brennen. Vor allem Ribisi geht voll auf in seiner Rolle. Der Film ist sehr spannend und zeitweise äußerst unheimlich, wobei sämtliche düsteren Szenen auch etwas Schönes an sich haben, etwas Verführerisches. Manchmal wähnt man sich in einem Fantasyfilm oder in eine andere mystische Zeit versetzt. Wenn Blanchett beispielsweise ihre hellsichtigen Träume hat und quasi als gute Hexe, oder besser "heidnische Seherin" inszeniert wird. Das ist visuell alles sehr kraftvoll und poetisch und trotz der unheimlichen Aspekte berauschend. Raimi gelingt es zudem auf sympathische Weise eine Brise „Evil Dead“ (wie ich finde) einfließen zu lassen. Manche Schauplätze und so manche Stimmung hat mich zumindest an den alten Gassenhauer und seine Fortsetzung erinnert. Aber vielleicht liegt das vornehmlich auch an Raimis Maskottchen, dem gelben Oldsmobile Delta 88.
Alles in allem eine sehr schöne Geschichte, mit einem womöglich etwas zu überzogenen Ende, aber das stört mich nicht. Wenn die Blanchett kurz vor dem Abspann das Bild ihres verblichenen Mannes endlich mit einem Lächeln betrachten kann, weiß man, dass auch die Auflösung derselben ihren "Mehrwert" hat. Ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster und behaupte, dass das ein meisterhaft inszenierter Horror-Thriller ist, der zwar nicht ganz an die Reife von „Ein Einfacher Plan“ anschließen kann, aber dafür ähnlich emotional bewegt. Deswegen möchte ich ihm den Akte-X Preis in Gold überreichen!
Bearbeitet von FakeShemp, 19. Mai 2008, 14:20.
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#106
Geschrieben 28. Dezember 2003, 18:31
Zwiespältiger Spaß. Die Geschichte gefällt mir sehr gut und die Inszenierung, vor allem die der Kämpfe, ist recht schön und derb. Der Film vermag zu unterhalten, nur schafft er es nicht wirklich zu überzeugen, wobei die Zutaten fast alle stimmen. Gleich zu Beginn gibt es da ein paar unnötige Dämpfer, die den Sehgenuss arg schmälern können, wenn man nicht sonderlich wohl gesonnen ist. Zum einen ist da Ahmed Ibn Fahdlan Ibn Al Abbas Ibn Rashid Ibn Hamads ( ) Lernprozess, was die Sprache der Nordmänner anbelangt. Da ich das Buch damals schon vor dem Kinostart gelesen hatte, wusste ich natürlich, wie das im Film gemeint ist. Und dennoch fand ich es irgendwie misslungen. Jemand, der das Buch nicht kennt, kommt womöglich auf die Idee, dass Ibn die fremde Sprache an einem einzigen Abend am Lagerfeuer lernt. Dem ist natürlich nicht so. Er lernt die Sprache im Zuge ihrer (wenn ich mich recht entsinne) monatelangen Reise zum Ort ihrer Bestimmung. Im Film wird dieses Verstreichen der Zeit lediglich durch den Einsatz von Regen ausgedrückt. Aber das wirkt noch lange nicht so, als ob man vielen Lagerfeuern beiwohnt, über Wochen und Monate…, sondern lediglich so, als ob es in der vermeintlich einen Nacht etwas später halt zu Regnen beginnt. Den zeitlichen Aspekt hätte man wirklich ein wenig deutlicher unterstreichen können. Die Idee der Umsetzung als solche finde ich aber gut. Dann ist da diese saublöde CGI-Schiffspassage, wenn unsere “Blondmänner“ und der Araber auf stürmischer See sind. Das sieht echt Scheiße aus! Nicht nur, weil es schlecht gemacht ist, es schleppt auch so einen “modernen“ Beigeschmack ein in einen Film, der sich eigentlich rundum rustikal anfühlen sollte. Beim „Herrn der Ringe“ ist das was anderes, weil das ist Fantasy. Doch „Der 13te Krieger“ hat einen realen Hintergrund und da stört mich so etwas einfach. Aber Schwamm drüber, sind ja nur ein paar Sekunden. Letztendlich bekommt man noch einige schöne stimmungsvolle Szenen, als auch blutige Kämpfe serviert, so dass man alles in allem einen ruppigen Filmabend erleben kann. Nur schade, dass hier die Chance zu einem wirklich guten Film leider verschenkt wurde.
Bearbeitet von FakeShemp, 19. Mai 2008, 14:23.
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#107
Geschrieben 30. Dezember 2003, 04:06
Netter Aufhänger, was die Geschichte angeht, aber irgendwie ohne rechten Stil inszenierter Schnellschuss und Zitate-Reigen. Man kann nicht sagen, dass alles Misslungen wäre, doch ist leider wenig wirklich spannend oder hat auch nur den Hauch von Atmosphäre. Okay, wenn man nur sechs Wochen hat, um so einen Film zu drehen…. Das Schreiben des Drehbuchs soll gar drei Tage beansprucht haben. Eine scheinheilige Verlegenheitslüge...? Das Netteste waren noch einige bekannte Gesichter, die man aus diversen Klassikern und Neoklassikern kennt. So zum Beispiel Zach Galligan (Gremlins), David Warner (Das Omen), John Rhys-Davis (Gimli) oder Patrick Mcnee (Mit Schirm Scharm und Melone). Sie verleihen dem recht Amateurfilm-haften Treiben dann doch so einen Hauch von Professionalität und auch die Splatter-Effekte von Veteran Bob Keen (Hellbound: Hellraiser II) sind halbwegs ordentlich. Leider ist selbst der Humor nur leidlich witzig, bzw. ist man seit „Braindead“ einfach besseres gewöhnt, so dass der blutige Schabernack in diesem Werk eher den Rest an möglicher Spannung killt. Ich fürchte heutzutage erfüllt „Waxwork“ nicht mal mehr die Anforderungen zum Partykracher. Dafür ist er zu zahm und langweilig. Und Splatter allein macht noch lange keinen Horror. Aber vielleicht war ich einfach nicht in der rechten Stimmung. Mal sehen, ob er noch einmal das Licht des Lasers erblicken darf…
Bearbeitet von FakeShemp, 19. Mai 2008, 14:26.
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#108
Geschrieben 31. Dezember 2003, 20:28
In erster Linie handelt es sich hierbei um einen Kriegsfilm/Antikriegsfilm allererster Güte, der sämtliche Register des damals möglichen zieht, dramaturgisch nichts auslässt und dabei elegant auf alles Störende und Aufgesetzte, sowie Kitschige weitestgehend verzichtet. Sich allein auf die Stärken seines Stoffes verlassend, vor allem darauf, dass alles Wichtige und Wertvolle schon im Mark selbst zu finden ist, wenn man sich im richtigen Moment zurücknimmt und die leiseren Töne zulässt, als denn mit orchestralem Gefühlskitsch zu quälen…, wird hier wirklich ganz großes Kino zelebriert. In all seiner aufrichtigen Art und Weise liefert „DB“ damit imho die Musterlösung schlechthin zum Thema Antikriegsfilm. Man geht mit den Soldaten durch alle Gefühlswelten. Man reitet mit ihnen euphorisch auf stürmischer See und fühlt sich wie die Herren(menschen) der Welt, man verweigert dem besiegten Feind die Gnade der Rettung und stellt fest, dass der Triumph eigentlich eine Farce ist, wenn die Anonymität des feindlichen Soldaten nicht mehr besteht, oder man sieht dem Tod ins Angesicht, degradiert zu Kanonenfutter in einem schwimmenden Sarg. Der Film lässt nichts aus. Er heuchelt nicht, er erhebt keinen Zeigefinger. Er lässt die Situationen unverblümt für sich sprechen. Die Darsteller sind dabei alle sehr glaubwürdig. Vor allem aber wird hier nicht versucht, den Spieß heimlich herumzudrehen, um die Deutschen als Opfer hinzustellen, wie ihm manchmal pauschal unterstellt wird, was mir völlig schleierhaft ist. Die Seiten sind eigentlich austauschbar, damit spielt es an sich keinerlei Rolle, dass das hier Deutsche sind. Die Frage, wer damit angefangen hat, und wessen Handeln damit letztendlich nicht gerechtfertigt ist, ist hier somit nicht das Thema. Es handelt sich gewissermaßen um eine „Parabel“ auf den Krieg als solchen vor lediglich historischem Hintergrund, vor der Kulisse des 2. Weltkrieges. Aber umso wirkungsvoller dann vielleicht doch, dass es hier eben Deutsche sind, da dadurch in meinen Augen erst recht unterstrichen wird, dass es nicht um Nationalitäten oder Schuldzuweisungen geht.
Ein absolut bedeutender Beitrag und ein echter Klassiker, der es mal schaffte, auch über deutsche Grenzen und Bedürfnisse hinaus Kino zu zelebrieren, gar keine Frage. Doch er blieb leider nur eine Eintagsfliege. Wärst Du doch hier geblieben “Wulfgäng“, dann hätte uns das außerdem einen peinlichen „Airforce One“ erspart …
Bearbeitet von FakeShemp, 19. Mai 2008, 14:32.
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#109
Geschrieben 01. Januar 2004, 19:42
Nach seinem glücklosen Ausflug in andere Gefilde meldete sich Argento 2001 wieder mit einem waschechten Giallo zurück. Briefe diverser Fans sollen ihn dazu bewogen haben, falls mich meine Erinnerung nicht täuscht, was aus meiner Sicht eine gute Entscheidung war, wenn dem Filmkunstliebhaber dabei auch Unmut hochsteigen mag. Denn nach „Stendhal-Syndrom“ und erst recht nach dem „Phantom der Oper“ stellte das eher einen Schritt zurück dar. Da ich aber ein Fan des alten Argento bin, ein Schritt in eine angenehme Richtung...
Während „Sleepless“ ein weiteres Mal über meinen TV flimmerte kam ich aber doch ins Grübeln, was es ist, das diesem Film irgendwie zu fehlen scheint, obgleich er sehr viele schöne Momente hat. Max von Sydow ist ein Schatz, ohne Zweifel, und eine der honorigsten Erscheinungen, die sich jemals in einen Argento verirrt haben. Bin noch immer ganz geplättet. Zumal das Drehbuch wohl nicht die Prämisse für seine Zusage gewesen kann, sonst wäre er wohl in einen der diversen Plot-Krater gestürzt und noch bis heute verschollen. Argento und inhaltliche Logik (ich spreche hier nicht von der Logik seiner Bildsprache, worin er ja ganz groß sein kann) waren noch nie ein Traumpaar, aber hier hängt der Segen mal endgültig schief...!
Dennoch, „Sleepless“ scheint durchaus langsam zu kommen, denn diesmal gefiel er mir besser, als bei den Sichtungen zuvor. Ich denke, ein Hauptproblem ist, neben einigen furchtbaren schauspielerischen Bauchlandungen und Schlampereien, die Zeit. Argento gehört irgendwie in die 70er und 80er. Sie hat ihn gewissermaßen eingeholt. In einer Welt, in der das "Freakige" zur allgemein gültigen Mode geworden ist, treibende Technobeats (noch) aus jeder Bauerndisco dröhnen und der „Tatort“ schon abgefahren geschnitten ist…, da stechen die Merkmale eines Argento nicht mehr so deutlich hervor. Was früher bei ihm noch extravagante Spielerei war, ist heute leider fester Bestandteil des alltäglichen Lebens geworden, könnte man fast sagen. Einst konnte er mit seiner reizvollen Verquickung von Erotik, Gewalt und Stil noch elektrisieren. Heute ist man es gewöhnt.
„Sleepless“ ist dazu sicherlich der schlechteste aller Giallos aus seiner "Schlachtung". Wie schon gesagt sind es zum Teil die Schauspieler. Die Prostituierte am Anfang mit denn grässlichen Plastik-Hupen strapaziert schnell die Geduld und die Sequenz, als sie von unserem Killer ihr Geld bekommt, könnte aus einem alten Ittenbach sein. Die darauffolgenden Szenen im Zug und im Bahnhof sind hingegen wieder großartiges Argento-Kino. Es gibt einen wunderbaren Score, gut arrangierte Szenen und dazwischen viel Belanglosigkeit und dramaturgische Zumutungen. Hinzu kommt so eine seltsam schludrige Komik, die manchmal den Eindruck erweckt, als ob der Meister selbst nicht immer recht Bock auf den Film gehabt hat. Jedenfalls wirkt sie deplatziert. Trotzdem, mir gefällt "Sleepless" so einigermaßen. Sydow ist klasse und man muss die Rosinen halt rauspicken. Möglicherweise fehlt dem Film der aufrichtige "pathologische" Drang, da er womöglich wirklich eine Art Gefallen an die Fans darstellt und weniger "natürlich" auf des Meisters Schlafmohn-Acker gewachsen ist...
Bearbeitet von FakeShemp, 19. Mai 2008, 14:36.
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#110
Geschrieben 03. Januar 2004, 05:57
Beeindruckender Horrortrip, in dem ich mich von der ersten Minuten an heimisch fühlte. Von der ganzen Optik her ein wenig an Coppollas „Dracula“ erinnernd, jedoch stilsicherer und runder inszeniert, wird man in eine ähnliche Zwischenwelt entführt, wo Fiktion und Tatsachen zu einer halluzinogenen Phantasie verschmelzen. Grundlage sind die bis heute nicht aufgeklärten Verbrechen um Jack the Ripper und der Film bietet lediglich eine Variante an, wie es gewesen sein könnte, in Form eines "lunatischen" Bilderrausches. Dabei ist positiv anzumerken, dass es den Hughes Brüdern sehr gut gelungen ist, diabolischen Horror zu inszenieren. So gut, dass gar die unappetitlichen Momente faszinierend und abstoßend zugleich sind. Und die Art und Weise, wie unser Ripper dargestellt und inszeniert wurde, zeugt ebenfalls von gutem Gespür für diese Art von cineastischem Anti-Helden. Das ganze ist faszinierend und abartig schön. Aber „From Hell“ bleibt trotz allem in erster Linie ein Bobbon, eingewickelt in glitzerndes Silberpapier. Süß, prickelnd im Kern und hinterher hat man eine blutrote Zunge…
Bearbeitet von FakeShemp, 19. Mai 2008, 14:38.
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#111
Geschrieben 03. Januar 2004, 05:57
Zur Einstimmung für das anstehende TCM-Remake in der Spätvorstellung sehr gut geeignet. Hinterwäldler und Wüstennesthocker sind wie immer mit Vorsicht zu genießen...! "Breakdown" ist ziemlich spannend und das Böse bekommt einen Truck in die Visage. So stelle ich mir das Wort zum Sonntag vor.
Bearbeitet von FakeShemp, 19. Mai 2008, 14:39.
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#112
Geschrieben 03. Januar 2004, 05:58
Und nun schon ein zweites Mal verlasse ich einen Michael Bay Film mit einem Gefühl der Zufriedenheit. Den Stempel “Terror-Klopper“ hat er sich redlich verdient, wenn er auch die Größe des Originales nicht erreicht…, denn imho nutzt er die Palette der möglichen Schrecken und der Suspense nur viel zu einseitig. Allerdings ist er innerhalb dieses einseitigen Blickwinkels durchaus gut in Szene gesetzt. Aber…, nein besser großgeschrieben! ABER…, was ich von einer Bay-Produktion am wenigsten erwartet hätte, der Film ist schonungslos und verzichtet weitestgehend auf weichspülende Zugeständnisse an das Sicherheitsbedürfnis des Publikums. Es gibt keine plötzlichen Helden oder coole Sprüche. Wenn überhaupt, dann kommt der einzige coole Spruch gegen Schluss und dann wahrlich von Herzen, so es denn noch im Brustkorb weilt…, als Befreiungsschrei zum Quasi-Happy End. Täusche ich mich, oder ist der Film auf 16 Millimeter-Material gedreht worden? Was mir gleich zu Beginn gut gefiel war sein verwaschener Look, der unweigerlich an Filme aus den 70ern, damit also an das Original erinnerte und somit das passende Dejavu-artige Gefühl entstehen ließ. Das ist zwar ein “preiswerter“ Trick, aber besser so, als die übliche “baysche“ Hochglanzoptik. Auch die Handlung greift das nervenzehrende Katz- und Mausspiel des echten TCMs wieder auf, es gibt sogar ein wenig vom schrulligen Hinterwäldler-Humor der über die Nebennieren nur schwer abgebaut wird. Ein paar Grinser konnte ich mir somit nicht verkneifen. Nein, ich fürchte ich hatte ein finsteres Dauergrinsen. Leider ist dieser derbe Humor ebenfalls nur ein abgeflachter Abklatsch, er erreicht nicht ganz die schmerzhafte Abartigkeit von Hoopers "TCM2", aber immerhin! Was ich dem Streifen, wie auch dem alten "TCM" hoch anrechne ist, dass sie Gewalt als etwas Leidvolles und Schmutziges darstellen, also nicht einfach alles mittels Schabernack verwässern. Somit müssten sie sich das Urteil der Gewaltverherrlichung eigentlich nicht gefallen lassen…, und das ist im Zuge der "Teenie-Slasher" und "Spaß-Jasons" auch mal was mit Nährwert. Im Grunde, wenn man schon von Moral sprechen möchte, ist das moralischer, als der meiste Mainstream-Horror. Aber das werden einige sicher wieder ganz anders sehen…
Einige Schwachpunkte möchte ich aber auch nicht unter den Tisch fallen lassen. Einer ist natürlich der, dass man ganz grundsätzlich von einem "TCM" kein Remake machen braucht! Okay, das wäre schon der wichtigste Kritikpunkt gewesen. Dann fand ich den Gnadentod des “Haken-Zapplers“ zwar menschlich schön, aber etwas zu viel des Guten. Und der kleine Junge als Schutzengel blieb ebenfalls blass, sein Handeln kaum nachvollziehbar. Schlampige Einfälle, eher Ausfälle…, die dann möglicherweise doch ein wenig auf den Produzenten verweisen. Egal. Als Remake ist der Film sagen wir akzeptabel, allerdings gemessen an Hoopers "TCM" irgendwo im hinteren Bereich. Als Terror-Movie hingegen ist er voll ausgewachsen. Ruhig öfter mal was aus dieser Richtung, das Gefühl der in die Armlehnen gekrallten Finger freudig wiederentdeckend…
Gelegenheits-Horrorkonsumenten seien allerdings gewarnt…
Bearbeitet von FakeShemp, 19. Mai 2008, 14:43.
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#113
Geschrieben 04. Januar 2004, 03:28
Diese alten Paranoia-Filme sind immer wieder schön anzusehen und es ist auch faszinierend, wie gut man damals gerade mit einfachen Mitteln Schrecken, sowie Unbehagen erzeugen konnte. Der unheimliche Höhepunkt ist der letzte Kuss der beiden Hauptdarsteller, wenn Bennell (Kevin McCarthy) entsetzt feststellt, dass Becky (Dana Wynter) nun auch eine von “denen“ ist. Die Effekte sind für ihre Zeit schon relativ offenherzig, man zeigt ein wenig blubbernden Schleim und das Heranwachsen des Unbegreiflichen. Ein Klassiker mit einer sehr modernen Story, ähnlich wie Hawks „The Thing“. Carpenter scheint bei seinem „The Thing“-Remake kurzerhand diese beiden Klassiker zu einem Film verschmolzen zu haben.
Hinter den “Dämonischen“ verbirgt sich, wie sich das für einen gescheiten Paranoia-Schinken gehört, die damalige Panik vor einer kommunistischen "Seuche". Die Angst vor einem schleichenden Gesinnungswandel in der Bevölkerung, die sich in der Realität bis zur Kommunistenhatz hochschaukelte. Wem kann man noch trauen…? Wer ist schon einer von “denen“…? Wollen wir in einer Welt leben, in der alle gleich sind, fragt sich Bennell („McCarthy“ passt ja wie die Faust aufs Auge!) an einer Stelle. Wenn man sich diese Filme heute anschaut, kann man nur erahnen, wie paranoid diese Zeit gewesen sein muss…
Bearbeitet von FakeShemp, 19. Mai 2008, 14:44.
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"Wenn Du zwei weiße Eltern hast, wirst Du nie ein Halbfarbiger!" - Dieter Bohlen
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#114
Geschrieben 05. Januar 2004, 03:40
Pacino-lastiger Gangsterfilm mit einem Hauch Romantik und den üblichen Zutaten, die diese Filme so reizvoll machen.
Carlito kehrt nach einer Gefängnisstrafe in seine alte Welt zurück und eigentlich hat er nichts mehr mit diesem Leben am Hut. Er ist älter, ruhiger geworden…, weicher, was in diesem Geschäft nicht so gut ist, wenn man alt werden will. Doch er möchte auch aufhören und es trennen ihn nur noch ein paar Dollar von einem neuen ruhigeren Leben. Leider ist das gar nicht so einfach, wenn man manchem noch etwas schuldet…, da steckt man ruckzuck wieder knietief in der Scheiße.
Die Story ist spannend und toll inszeniert, verblasst aber vollends im Lichte des fabulösen Showdowns, der De Palma einmal mehr als wahren Hitchcock-Erben ausweist. Auch schön, wie Carlito letztlich quasi durch sich selbst, in der Figur des jungen aufstrebenden “Soundso“ (ja wie hieß der denn noch?) zu Fall kommt. Ein schön ironischer, sowie unerwarteter Schluss nach der ganzen irren Verfolgungsjagd. Al Pacino und De Palma…, da kann man nix falsch machen.
Bearbeitet von FakeShemp, 19. Mai 2008, 14:46.
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#115
Geschrieben 05. Januar 2004, 23:03
Ein später Film aus der Hammer-Schmiede und ein besonders sympathischer irgendwie. Liegt wohl vor allem an dem schönen einprägsamen Score, der einen schon mit der relativ herben Anfangssequenz - das süße Töchterlein Jack the Rippers muss vom “Laufstall“ aus mit ansehen, wie dieser seine Mutter umbringt – für sich einnimmt und an der noch immer recht goldigen herangewachsenen Ripper-Tochter, die dann vom Geiste ihres Vaters besessen, selbst brutal meuchelt…, immer dann, wenn sich ihr Blick in irgendetwas Glitzerndem verliert. Denn bei ihrer Traumatisierung war da wahrscheinlich ebenso etwas Glitzerndes, das ich in einem unaufmerksamen Moment anscheinend übersehen habe, da ich kurz mit Tee-machen beschäftigt war. Die Hauptdarstellerin spielt sehr rührselig und glaubhaft, im krassen Gegensatz dazu stehen dann ihre kurzen, aber deftigen Schlitzereien.
Der Film ist gewohnt solide inszeniert, ohne große Höhepunkte, wenn man mal die relativ splattrigen Momente nicht als solche betrachtet. Ob man nun tatsächlich den ruhelosen Geist Jack the Rippers für die Morde verantwortlich macht, oder einen heftigen Dachschaden seitens der Tochter, bleibt jedem selbst überlassen. Beide Annahmen werden vom Film tunlichst nicht in Frage gestellt. Man hört zwar ab und zu die gruslige Stimme des Rippers zu ihr flüstern…, aber dann könnten wir uns genauso in ihrem traumatisierten Kopf befinden. Unspektakulär, doch mir gefällt der Film.
Bearbeitet von FakeShemp, 19. Mai 2008, 14:48.
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#116
Geschrieben 06. Januar 2004, 20:54
Netter Episodenfilm in der Tradition von Amicus und ein recht später Vertreter dieser Art von Horror. Amicus und Hammer dürfte es zu dieser Zeit nicht mehr wirklich gegeben haben, kenne mich da aber nicht so aus. Alle drei Geschichten drehen sich mehr oder weniger um todbringende Katzen. Das ganze ist ein bisschen mau (Brüller!) inszeniert aber nicht unsympathisch. Zu der leicht freudlosen Erzählweise gesellen sich einige hübsch derbe Einfälle, die einen umso überraschter kichern lassen. So wird zum Beispiel ein durch schwarze Magie auf Mausgröße geschrumpftes Mädel kurzerhand von der eigenen Mutter versehentlich zu Matsch zertreten und dann von dieser angeekelt und nichts ahnend mit einem Taschentuch aufgewischt. Natürlich ist das alles mit einem Augenzwinkern zu verstehen und auch dementsprechend unernst in Szene gesetzt. Peter Cushing, Ray Milland und Donald Pleasence liefern zudem eine ulkige Vorstellung. Vor allem Pleasence…! Für Freunde dieser Schauspieler ist der Film sicherlich noch ganz interessant. Auch für jene, denen Hammer und Co. etwas bedeuten. Der Rest dürfte dem ganzen eher gähnend gegenüber lümmeln. Mich hielt er einigermaßen bei der Stange. Für Katzenhasser und Katzenliebhaber gleichermaßen geeignet…
Bearbeitet von FakeShemp, 19. Mai 2008, 14:49.
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#117
Geschrieben 07. Januar 2004, 04:04
Die Obessions-Erfahrung meiner Jugend! Also heute nicht nur ein äußerst cleverer, überschäumender und kultiger Evergreen, sondern auch ein Ticket in die Vergangenheit für mich, ähnlich dem Vortex, der Ash in Teil 2 hinfort reißt. Einst bis aufs Mark schockiert, dann schon bald besessen von dieser Eruption jugendlicher Passion und unbekümmerten Enthusiasmus’, erfreut sich „Evil Dead“ bei mir nach wie vor einer relativ regelmäßigen Sichtung. Bis auf zweimal pro Jahr schaffe ich es locker noch. Eher dreimal… Schon wegen des sehr häufigen Konsums zu Hochzeiten meiner Ergebenheit, der meist gesehene Flick in meinem Erfahrungsschatz…, und ich denke, daran wird wohl kein anderer Film mehr etwas reißen, schon wegen einer niemals wiederkehrenden Jugend und des immensen Vorsprunges, den er hat. Selbst die „Feuerzangenbowle“ schafft das nicht…! Was ich damit sagen will? Hört nicht auf mein nun folgendes Gefasel, es ist sicher nicht von dieser Welt. Mitgeschädigte “Deadites“ dürfen aber gerne weiter lesen.
Immer wenn ich „Evil Dead“ sehe, möchte ich sofort selbst einen Film drehen. Den Duft von Leim riechen, von Laub, Latex und prähistorischen Nebelwerfern. Möchte einfach drauf losbasteln, Sachen zusammenzimmern, mit Kameras herumspielen, mir im Wald den Arsch abfrieren und einen Kult gebären…. „Evil Dead“ ist wunderbar in meinen Augen. Man geht los, ausgestattet mit Talent hoffentlich, und baut sich selbstbewusst einen eigenen Film zusammen. Sämtliche Dinge muss man quasi selber machen, jeder hat seine Aufgaben, und irgendwie deckt man im Kleinen all das ab, was Filmemachen eigentlich zu bieten hat. Location finden und herrichten, Effekte vorbereiten, filmen, vertonen, an den Mann bringen…. Und das als relative Laien, lediglich mit einem Traum in den Eingeweiden und viel Ehrgeiz. Ein einziges großes Abenteuer! Professionelles Filmemachen kann das sicher nicht bieten. Soviel zur verklärten Sicht auf diese Angelegenheit…
Der Film lebt von seiner Machart und der speziellen Persönlichkeit seiner Macher. Die Story steht weit dahinter zurück, erfüllt lediglich die Mindestanforderung an eine Handlung und ist außerdem nicht selten unlogisch. Aber sie funktioniert als Stichwortgeber trotzdem recht gut. Voller technischer Spielereien, wie abgefahrener Kameraeinstellungen, guter Schnitte und Make-up-Effekte - die irgendwo einzigartig sind, da sie zum einen eine Eigenständigkeit aufweisen und andererseits gekonnt in all ihrer Simplizität ins Schema passen - macht er einen schnell vergessen, dass es sich eigentlich um einen Amateurfilm mit einigen üblichen Schwächen handelt.
Gleich mal zu den Effekten, da sie in diesem Streifen ja keine so unwesentliche Rolle spielen: Sie sind schmutzig und schmierig, aber tricktechnisch durchaus nicht ohne. So werden zum Beispiel an einigen Stellen Realfilm und StopMotion gar erstaunlich gut miteinander verquickt (hat jemals ein hiesiger Homemade-Pfuscher auch nur die Möglichkeit eines solchen Kniffes in Erwägung gezogen…?). Noch hinzu kommt, dass quasi vor nichts Halt gemacht wird. Alles platzt, spritzt und zerfällt in den schillerndsten Farben, kein gereifter Verstand sabotiert wegen lähmender Skrupel die Kreativität, und es qualmt…! Auch so ein Punkt, denn Qualm gibt es reichlich. Sei es im Wald, oder wenn die Dämonen unsanft vergehen. Rauch ist billig und effektiv. Er erzeugt eine rustikale Gemütlichkeit und bedient Urinstinkte, so dass man sagen kann, dass er im Horrorfilm oft schon die halbe Miete bedeutet, so z.B. bei Carpenters „The Fog“. Ach. ich liebe dieses qualmende Dämonengesocks am Ende einfach!
Dann kommt eine Komponente hinzu, die sich nicht unbedingt bei der ersten Sichtung schon offenbart: Der Humor. Heute, nach diversen Filmen Raimis, ist es nicht mehr so schwer, diesen auch in „Evil Dead“ ausfindig zu machen. Man erkennt einfach, dass der Splatter, vor allem das Martyrium des Ash, schon sehr nahe an Slapstick heranreicht. Schreckliches, aber zugleich auch Komisches, findet sich in den Gewaltexzessen wieder, die der arme Ash noch und nöcher über sich ergehen lassen muss, bis hin zur obligatorischen (Hirn-)Torte ins Gesicht. Von einer Komödie kann man aber meiner Meinung nach trotzdem noch nicht sprechen, so wie es manche tun. Für so genial und reif halte ich die Knaben von damals dann einfach doch noch nicht, als dass sie eine so hinterfotzige Horrorkomödie vorgehabt hätten. Aber in der Gewaltdarstellung, in ihrer Gestaltung, bietet sich einiges an, worin sich ein mit fiesem Humor gesegneter Kopf dankbar verbeißen kann. Quell allen “Frohsinns“ ist hier einzig und allein die Übertreibung der Gewalt und Dramatik, allerdings nicht bis in Gefilde abgeschwächten Fun-Splatters, sondern allenfalls in jene grimmigen Augenzwinkerns, was einem schon eine gewisse Aufmerksamkeit und Sensibilität abverlangt. Die Dialoge und das Drumherum glänzen dann ab und an eher durch unfreiwillige Komik.
Über die Soundgestaltung muss natürlich auch ein Wort verloren werden. Was Raimi & Co. hier mit jugendlicher Freude und entsprechendem Ehrgeiz herangezaubert haben, ist einzigartig für Entstehungszeit und Ursprung des Films. Ein wilder Reigen der Schauergeräusche, nicht selten perfekt auf das Gezeigte abgestimmt, verhext die geneigte Ohrmuschel. Man beachte hierzu besonders das letzte Drittel, ab dem Moment wenn Ash in den Keller geht, um sein Gewehr nachzuladen. Hier entfaltet sich schließlich das magische Potential des Machwerks vollends, die Dichte der Atmosphäre erreicht ihr Maximum. Und Sound ist beim plakativen Horrorfilm einfach immens wichtig.
Talent zahlt sich aus. Bruce Campbell (Ash) ist heute längst ein B-Movie-Star, Sam Raimi darf „Spider-Man“ durch die Häuserschluchten peitschen und punktete mit „Ein einfacher Plan“ auch bei den Kritikern. Nur Ellen Sandweiss (Cheryl) hat es seitdem nicht mehr zurück ins Filmgeschäft verschlagen. Heute gibt sie glaube ich Gesangsunterricht. Das finde ich persönlich sehr schade, ist sie doch der schnuckeligste Kotzbrocken-Dämon der Filmgeschichte!
Kurze Rede, langer Sinn…, „Evil Dead“ ist etwas Besonderes und vor allem 100 Prozent handgemacht...!
Bearbeitet von FakeShemp, 19. Mai 2008, 14:59.
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#118
Geschrieben 05. Februar 2004, 23:07
Viele Filme habe ich seit meinem letzten Eintrag gesehen und wieder vergessen. Also mache ich einfach hier weiter…
Gleich zur Rechtfertigung, ich wollte spontan ins Kino und es war nicht mehr viel Zeit. In meinem Jugendkino um die Ecke, heute ein Klapperkasten vor dem Aus, lief als einziges dieser Film, den man mal riskieren kann, wenn man einen guten Film nicht an technische Steinzeitbedingungen vergeuden will.
Tja, und eine Verschwendung war’s dann aus genau dem Grunde auch nicht. Fünf Minuten waren sogar recht nett, sie wussten zu gefallen. Ansonsten hat man hier exakt den richtigen Film, um mit den Bälgern der Verwandtschaft einen netten Kinoabend zu verleben. Dass ich nicht total gelangweilt war, lag allein an der Kulisse. Gib mir ein Spukhaus und ich fühle mich geborgen, ganz egal wie seicht es zum Leben erweckt wird. Aber mal von mir abgesehen, der Film ist gehaltvoll wie ein kleines Styropor-Steak…
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#119
Geschrieben 07. Februar 2004, 01:09
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#120
Geschrieben 07. Februar 2004, 01:09
Der irreführende Titel dürfte manchen in eine herbe Enttäuschung stürzen, denn eigentlich hat man hier weder eine Gore-Granate, noch überhaupt einen trashigen Horrorfilm. In der gewohnt ungeschliffenen Art, wie man das von spanischen B-Movies aus dieser Zeit kaum anders erwarten darf, bekommt man einen recht ruhigen und stimmigen Thriller geboten, der noch nicht mal die Grenze zum “Sicko“ überschreitet, was die Handlung eigentlich hergeben würde. Die sensible Erzählweise hält das “Niveau“ ganz gut über Wasser. Der Film überzeugt elegant mit seinen einfachen Mitteln und weiß stellenweise sogar zu glänzen, oder zumindest zu “glitzern“. Die gelegentlich arg unlogischen Verhaltensweisen des Hauptdarstellers muss man hinnehmen. Manchmal scheinen sie sogar Sinn zu machen. Ansonsten kennt man das ja von älteren spanischen Filmen dieser Art und sieht darüber großzügig hinweg.
„Cannibal Man“ ist ein recht guter, wenn auch kleiner Film, mit den zu erwartenden Schwächen hie und da. So sind die Schauspieler recht passabel, auch wenn sie ihre Figuren manchmal dümmlich aussehen lassen, was an einem unausgereiften Drehbuch oder anderen widrigen Umständen gelegen haben dürfte. Vieles wurde sicherlich nur ein einziges Mal heruntergekurbelt. Dafür wurden wichtigere Momente der Handlung wieder sorgfältiger in Szene gesetzt. Insgesamt ein guter Film. Laut Kinoprogramm gar ein subversives Werk mit sozialkritischen Anklängen vor dem Hintergrund seiner Entstehungszeit. Das macht ihn noch interessanter…
Bearbeitet von FakeShemp, 19. Mai 2008, 15:02.
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