Warte, bis es dunkel ist
#1
Geschrieben 28. Juli 2003, 21:43
#2
Geschrieben 29. Juli 2003, 19:22
Wie brandaktuell und in der Vorbereitungsphase man noch ist, zeigt die Website, die bisher einzig und allein den Trailer und zwei nicht anwählbare Bilder enthält.
Ich habe das technische Problem ProSieben regulär nicht zu empfangen, weiche deswegen auf die Schweizer-Variante aus und sah deswegen gerade den Trailer. Ist das wichtig für den Filmfan? Für den deutschen Markt nicht, weil Marko Riema sicherlich nicht mehr trägt, aber die Idee fasziniert mich bzw. war es immer schon meine Idee solch eine Komödie in Deutschland zu drehen, da ich selbst davon betroffen war. Denn ein sicheren Publikumsgarant gibt es gar nicht. Wieviele Bundis haben wir, und wieviele Freunde und Freundinnen hängen dort dran. Wieviele Jugendliche zittern vor dem Einberufungsbescheid und wieviele wurden aufgrund rechtzeitigem Nachdenken Zivi? Es ist eine verdammt große Gruppe. Noch weit bevor man die einzigen annehmbaren Minuten von "Feuer, Eis und Dosenbier", nämlich den Anfang, der das Zivileben ziemlich perfekt einfängt, gesehen hatte, war mir klar, dass das eine Goldgrube ist. Ein Film, der die Bundeswehr als Hintergrund hat. Selbst habe ich sogar über ein eigenes Buch nachgedacht, weil es einfach so viel chaotisches, grenzwertiges und vor allem zum Todlachendes zu erzählen gab. Die Schweizer machen es den Deutschen vor, vielleicht inspiriert der relativ sichere Erfolg vom Film den ein oder anderen deutschen Produzenten. Man sieht doch förmlich Daniel Brühl in der Hauptrolle, unterstützt von Florian Lukas und Axel Stein. Gastrollen für Oliver Kalkofe und Harald Schmidt. Ich hänge mich jetzt ganz weit aus dem Fenster, aber das Ding, wenn es denn jemals produziert würde, könnte erfolgreicher werden als Bullys Traumschiff-Attacke. Aber gut, warten wir ab, wie der Film in der Schweiz läuft und konzentrieren uns auf die Realität. So schlecht sieht es ja gar nicht aus. Zumindest haben wir noch das Wunder von Bern und Fussball, aber ehrlich, die Bundeswehr würde im Kino noch besser tragen, als 1954. Und wenn das nicht, dann doch mindestens eine Wiederauflebung von den Lümmeln von der ersten Bank. Wenn es ums Geld machen geht, würde ich darauf alles verwetten, dass - wenn gut und witzig produziert - man damit eine Filmserie im Kino etablieren könnte, die ohne Ende Geld scheffelt. Somit hätte man freie Hand für größere Projekte von Tykwer, Schmid und Link. Überlegt euch das mal, ihr Kinomacher, auf jeden Fall besser als "Der letzte Lude"!!!
#3
Geschrieben 30. Juli 2003, 01:44
Da fehlt Almodovars "Alles über meine Mutter", genauso wie Altmans "Short Cuts". Ich verpasste Paul Thomas Andersons Debüt "Hard Eight" und habe mich bisher noch nicht dazu überwunden die Coen-DVD "Miller's Crossing" zu kaufen. Cronenbers "Crash", Todd Haynes "Safe" und Jarmuschs "Dead Man" sind Unbekannte, genauso wie Kitanos "Hana-bi", Linklaters "Slacker" und Malicks "Der schmale Grat". Jacksons "Heavently Creatures" immer wieder gerne im Fernsehen verpasst, "Raus aus Amal" versäumt, die beiden herausragenden Emmanuelle Bèart Filme "Die schöne Querulantin" und "Ein Herz im Winter" sind mehr Sehnsüchte, als erlebte Filmereignisse. Gus van Sants "My Private Idaho", Schrader "Light Sleeper" und Tamahoris "Die letzte Kriegerin" kenne ich ebenfalls noch nicht. Ganz traurig wird es, wenn ich auf Scorsese komme, dessen beiden mir fehlende Filme demnächst Gott sei Dank im Fernsehen laufen. Unglaublicherweise kenne ich "GoodFellas" und "Zeit der Unschuld" nicht, habe riesige Lücken bei Lars von Trier (Europa, Riget, Breaking the Waves), Stones "JFK" wieder im TV verpasst und Terminator 2 ist so lange her, dass ich mich an Details nicht mehr richtig erinnere. Und trotzdem wage ich mich an eine Liste der Lieblingsfilme, denn ich liebe Listen und es spornt mich an, die Lücken schnell zu schließen.
Außerdem haben diese Listen den ständigen Effekt des Überdenkens von Filmerfahrungen, ist der wirklich noch so gut, oder empfand ich ihn nur aufgrund von meinem Alter und der Identifikation als so herausragend. War ich dort in einer besonders guten Stimmung, oder gings mir doch eigentlich schlecht und ich war unaufmerksam. Fragen, die man sich wieder stellen muss, um eines Tages die für sich perfekte Liste aus seinen Eindrücken herausgesiebt zu haben.
Für diese Filme habe ich mich heute spontan entschieden, doch eigentlich kann man bei den nun kommenden Werken davon ausgehen, dass ich sie vergöttere und gegen alle und jeden verteidigen werde:
BOOGIE NIGHTS
TRAINSPOTTING
ED WOOD
THE BIG LEBOWKSI
DIE VERURTEILTEN
DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER
UND TÄGLICH GRÜSST DAS MURMELTIER
DIE TRUMAN SHOW
AUSTIN POWERS
BAD LIEUTENANT
LEAVING LAS VEGAS
SIEBEN
VELVET GOLDMINE
EYES WIDE SHUT
TOMMY BOY
BEFORE SUNRISE
LOST HIGHWAY
THE STRAIGHT STORY
DER LETZTE MOHIKANER
INDIAN RUNNER
THELMA UND LOUISE
CLERKS
WILLKOMMEN IM TOLLHAUS
HAPPINESS
SCHINDLERS LISTE
DER SOLDAT JAMES RYAN
RESERVOIR DOGS
PULP FICTION
LOLA RENNT
CLUB DER TOTEN DICHTER
DER MIT DEM WOLF TANZT
LEON - DER PROFI
NOBODY'S FOOL
FORREST GUMP
CHUNGKING EXPRESS
BRAVEHEART
GATTACA
Um ganz ehrlich zu sein, bei Mike Myers Komödie habe ich eine Sekunde gezögert, dann hat sich aber doch mein Gefühl durchgesetzt. Gleiches gilt für Chris Farley, ich liebe den Film so sehr, dass ich über vieles hinwegsehe. Indian Runner bräuchte eigentlich noch mehr Wirkungszeit, aber tendenziell ist der Sean Penn Film dabei. Kevin Smiths Laberstreifen Deluxe dürfte filmtechnisch nicht mit rein, aber dann muss man doch an den Dialogen, die mit Tarantino zum besten gehören, was man hören darf und vor allem an der Atmosphäre und Ehrlichkeit denken, also geht der ebenso klar. Bei Spielbergs Ryan gibt es eine Menge Kritik, und wahrscheinlich irgendwie auch berechtigt, habe derzeit durch "Catch Me If You Can" meine Spielberg-Phase und ich halte ihn in den 90ern für wichtiger als "Jurassic Park", wobei ich den natürlich damals im Kino viel intensiver erlebte und wahrscheinlich auch mehr liebte, als heute den Soldat Ryan.
Vielleicht noch die Liste der Filme, die kurz zuvor bei mir im Kopf ausgeschieden sind:
RUSHMORE; ABRE LOS OJOS; PI; KIDS; DUMM UND DÜMMER; THE CABLE GUY; WAYNES WORLD; ERBARMUNGSLOS; FIGHT CLUB; FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS; L.A.CONFIDENTIAL; DAS HOCHZEITSBANKETT; DO THE RIGHT THING; JENSEITS DER STILLE; KLEINE HAIE; DAZED AND CONFUSED; DER TOD UND DAS MÄDCHEN; NACH 5 IM URWALD; DIE ÜBLICHEN VERDÄCHTIGEN; STARSHIP TROOPERS; KÖNIG DER LÖWEN; DIE FABELHAFTEN BAKER BOYS; E-MAIL FÜR DICH, KÖNIG DER FISCHER; ROBIN HOOD-KÖNIG DER DIEBE; PAPPA ANTE PORTAS
Es fällt auf, dass ich Jim Carrey verehre, dass mir die jungen amerikanischen Regisseure am Herzen liegen und ich einige Defizite bei den Europäern habe. "Fight Club" steht beispielsweise kurz vorm Sprung zu meinen absoluten Lieblingen der 90er, "Starship Troopers" wächst derzeit in meiner Erinnerung. So finden ständig Bewegungen statt, "König der Löwen" war um die 14 Jahre lange Zeit mein Lieblingsfilm. Da ging nichts drüber, vor kurzem führte ich ihn aus Nostalgie noch ganz oben mit. "E-Mail für Dich" habe ich heute mal reingenommen, weil es der Film ist, an den ich mit die schönste Erinnerung in den letzten Monaten hatte. "Robin Hood" länger nicht mehr gesehen, aber eine atemberaubend tolle Erinnerung dran, dass ich mir das bisher von noch keinen Kritiker zerreden lassen habe, sei es durch den Bryan Adams Pop-Song, oder dass Costner im Original das britische Englisch nicht halten kann und immer wieder ins amerikanische Englisch verfällt.
Wichtig ist mir dann noch die Erwähnung von Egoyans "Das süße Jenseits", den ich erst vor ein paar Tagen zum ersten Mal sah, den ich interessant fand,d er aber noch eine Menge Entfaltungszeit brauch, aber durchaus das Potential für eine Erwähnung hat.
#4
Geschrieben 31. Juli 2003, 19:03
Letztes Jahr lief in den deutschen Kinos der sechste Film des Regisseurs Richard Linklater an und irgendwie bekam das niemand mit. Kein Wunder, gilt der Amerikaner aus Austin/Texas in seinem eigenen Land schon als unterbewerteter Ausnahmekünstler, der immer noch auf den ganz großen Durchbruch bei Filmfans und Kritikern wartet. Man liest häufig, dass irgendjemand seinen ersten Film "Slacker" entdeckt und sich in ihn verknallt hat, oder das Quentin Tarantino Linklaters "Dazed and Confused" unter seinen zehn Lieblingsfilmen führt. Aber er bleibt trotzdem eine graue Maus, die am Hollywoodgeschäft vorbeidreht und nur genau das macht, was ihm selbst Freude bringt. "The School of Rock" kommt mit Jack Black als Verstärkung im Herbst in den USA raus. Danach wird er sich den Fortsetzung von "Before Sunrise" machen. Hoffen wir, dass er auch nur annährend an die Schönheit und Reinheit dieses einen Tages und dieser einen Nacht in Wien herankommen wird.
Sein letzter Film dagegen wurde teilweise gefeiert, teilweise aber als pseudophiliosphischer Kunstquatsch abgetan. Wie ich jetzt aus Eigenerfahrung berichten kann, ist das Erlebnis auf keinen Fall einfach, aber sehr lohnenswert. Ich brenne darauf ihn ein zweites Mal zu sehen, was im Normalfall das beste Zeichnen für vorhandene Qualität ist. In drei Wochen ließ Linklater Dialoge und Monologe verschiedenster Menschen aufnehmen, fügte als Rahmenhandlung einen Jungen an, der das alles träumte und färbte die fertigen Bilder dann so ein, dass die gesamten Aufnahmen wie ein Comic wirken. Doch nicht richtig, Linklater hat eine Zwischenform gefunden, die mehr wie ein freundlicher Drogentrip, als ein Ausflug ins Disneyland wirkt. Ein faszinierender Zwitter, der den Traumgedanken fett in Farbe getunkt unterstreicht. Nun ist es am Zuschauer, ob er sich dieser Reise durch die gesammelten philosophischen Gedankenansätze der Neuzeit tragen lassen will, oder sich verschließt. Manchen Theorien kann man aufgrund ihrer Fülle nicht ganz folgen, anderen stimmt man nachdenklich zu, und so lässt man sich durch diese traumhafte Filmerfahrung treiben, immer wieder einen Blick neben den Bildschirm riskierend, ob man denn jetzt selbst träumt, oder das alles noch real ist. Auf jeden Fall ist es eine einmalige, sehr frische Seherfahrung, die man so schnell nicht vergisst. Immer wieder glaubt man eine Figur aus Linklaters früheren Werken erkannt zu haben, absolut sicher ist man sich aber nie, was der Einschätzung nach dem ersten Mal "Waking Life" ziemlich nah kommt. Auf jeden Fall ein Film, bei dem es lohnt noch etwas zu verweilen und ihm die eigenen Träume zu schenken. Mit jedem gesehenen Film schließe ich Linklater mehr in mein Filmherz, freue mich schon den ersten Linklater-Film dann im Kino genießen zu dürfen.
#5
Geschrieben 03. August 2003, 00:31
Es wird mal wieder Zeit die ersten beiden Teil zu überprüfen. Viel hängen geblieben ist nach dem Kinobesuch des neuen Terminator-Teils nicht. Es war unterhaltsam, die Action war zum größten Teil angenehm, da handgemacht, und man freute sich immer, wenn Arnie ins Bild kam. Unwiderstehlich in dieser Rolle. Den Terminator kann Arnie auch noch mit 60 Jahren spielen. Aber sonst? Jedenfalls nach den positiven Besprechungen im Vorfeld keine Überraschung. Annehmbar ja, herausragend nie. Und doch war es wie das Aufleben lassen einer alten Tradition. Nicht häufig hat man diesen Satz in Arnies Karriere sagen können, doch Arnie hebt hier den Film über den Durchschnitt. Man spürt seine Spielfreude in jeder Szene, der Genuss überträgt sich. Für eine Milisekunde im Kino hielt ich den Gedanken, Arnold für den besten Nebendarsteller beim KINO.ED zu nominieren, für reizvoll. Neee, dachte ich dann, aber eine tolle Vorstellung wars auf jeden Fall. Schade nur, dass die Macher auf weitere Teile setzen und so den Mythos wohl völlig zerstört werden wird...
#6
Geschrieben 12. August 2003, 22:49
TOP-9
1.SympathyforMr.Vengeance
2.WrongTurn
3.OldMeninNewCars
4.Undead
5.CabinFever
6.Yu-On:TheGrudge
7.They
8.BeyondRe-Animator
9.(und außer Konkurrenz) Taxi3
#7
Geschrieben 13. August 2003, 02:06
10.FAR FROM HEAVEN
9.SECRETARY
8.FRIDA
7.SYMPATHY FOR MR. VENGEANCE
6.THE MAGDALENE SISTERS
5.CATCH ME IF YOU CAN
4.CITY OF GOD
3.PUNCH-DRUNK LOVE
2.ADAPTION
1.GANGS OF NEW YORK
#8
Geschrieben 13. August 2003, 02:32
DANIEL-DAY LEWIS (Gangs of New York)
ADAM SANDLER (Punch-Drunk Love)
LEONARDO DIE CAPRIO (Catch Me If You Can)
HA-KYUN SHIN (Sympathy for Mr.Vengeance)
VINCENT CASSEL (Irreversibel)
JAMES SPADER (Secretary)
Beste Hauptdarstellerin
SALMA HAYEK (Frida)
MAGGIE GYLLENHAAL (Secretary)
#9
Geschrieben 13. August 2003, 02:56
CHRISTOPHER WALKEN (Catch Me If You Can)
ALFRED MOLINA (Frida)
DENNIS QUAID (Far from Heaven)
BARRY PEPPER (25 Stunden)
Beste Nebendarstellerin
MERYL STREEP (Adaption)
JULIANNE MOORE (The Hours)
EMILY WATSON (Punch-Drunk Love)
DU-NA BAE (Sympathy for Mr.Vegenance)
ELLEN POMPEO (Moonlight Mile)
#10
Geschrieben 13. August 2003, 03:07
MARTIN SCORSESE (Gangs of New York)
PAUL THOMAS ANDERSON (Punch-Drunk Love)
PETER MULLAN (The Magdalene Sisters)
folgend:
SPIKE JONZE
FERNANDO MEIRELLES
TODD HAYNES
ALEXANDER PAYNE
CHAN-WOOK PARK
#11
Geschrieben 13. August 2003, 17:38
+Der Moment als Komissar Gibert in TAXI 3 endlich im kalten Wasser verschwindet und den Zuschauer in Ruhe lässt.
+Das Schattenkickboxen am Ende von BEYOND RE-ANIMATOR zwischen Ratte und Penis.
+Wo geht man hin, wenn es nachts ist und man krankhafte Angst vor der Dunkelheit hat? Richtig, allein ins Schwimmbad. Danke THEY!
+Als nach dem Trailer zu CORONADO mein Nebenmann brüllte: „Wollt ihr den totalen Schrott?“ und die Menge beifall-klatschend antwortete.
+Nach der Absicherung, dass keine Nazis bei der Wahl zum größten Deutschen in der kommenden ZDF-Show zugelassen sind, die Antwort, dass Rommel gegen die Nazis war.
+Szenenapplaus und eine überschäumende Atmosphäre bei UNDEAD.
+Ekligster Moment I: Luc Besson macht In TAXI 3 auf einer Litfasssäule im Hintergrund für einen weiteren eigenen Film Werbung.
+OLD MEN IN NEW CARS: Das wohl schönste Ende der letzten Monate: Harald hat überraschenderweise Tränen in den Augen und Limbomusik in der Stereoanlage.
+Jagd in den Bäumen. WRONG TURN geht da hin, wohin uns bisher nur „Crouching Tiger, Hidden Dragon“ entführt hat.
+SYMPATHY FOR MR:VENGEANCE: Zuerst sieht man wichsende Jungen, dann hört man das Stöhnen aus dem Nachbarzimmer, dann erfährt man warum gestöhnt wird. Schauerlich!
+Mein zweites „So ein Scheiß“ an der FFF-Kommentare-Wand bei THEY und die Anmerkung von hinten „Geschmäcker sind verschieden“.
+Die traurige Erkenntnis nach TAXI 3, dass doch tatsächlich die Sitznachbarn in der Bewertungskarte die Schulnoten 2 und 3 angerissen hatten.
+Das Ausschwärmen der Hüttenbewohner in WRONG TURN.
+Ryu kommt nach der Geldübergabe in SYMPATHY FOR MR.VENGEANCE zu dem entführten Mädchen nach Hause und strahlt vor Glück. Das Mädchen sagt ihm, dass seine Schwester gerade badet.
+ Ekligster Moment II: Die Idiotenklischees in TAXI 3 – Schwarzer, der mit laut aufgedrehter Reggae-Musik aus seinem Ghetto-Blaster ins Polizeirevier kommt und den Grass vertickenden Albaner. Plus das komplette Auftreten der Chinesin.
+Handy-Telefonieren in der Schillerpassage.
+Das Rasieren der Beine in CABIN FEVER.
+OLD MEN IN NEW CARS: Die möderisch harten Dialoge zwischen Harald und dem Phil Collins ähnlichen Anführer der serbischen Mafia, die immer von einer Seite mit einem freundschaftlichen Lächeln abgeschlossen werden.
+Der sich rächen wollende Vater in SYMPATHY FOR MR.VENGEANCE erfährt durch die zur Trauer verarbeitenden gemalten wunderschönen Bildern von Ryu, dass er es mit einem guten Entführer zu tun hat, weiß aber gleichzeitig auch, dass er ihn umbringen wird.
+Das Abnehmen der Maske am Beginn von TAXI 3
+Endlich den Beginn des KILL BILL Trailers auf der großen Leinwand zu gesehen.
+Der Gag des Festivals: WRONG TURN kommt ungeschitten ab 16 Jahren in die deutschen Kinos
+Regentropfen in Frankfurt? Ein Wunder, aber Realität.
+Der orange-farbende Pullover von Harald in OLD MEN IN NEW CARS.
+Alle unendlich viele atemberaubend traurigen, schrecklichen und wunderschönen Momente aus SYMPATHY FOR MR.VENGEANCE.
+Das Lachen des Kleinen der Drei in WRONG TURN, was die Intention des Ganzen deutlichst unterstreicht.
+In YU-ON:THE GRUDGE geben sich die Riesen-Perücken auf der Toilette die Klinke in die Hand.
+Das tolle, sehr ansprechende FFF-Programmheft, bei dem man am liebsten alle acht Tage durchgeschaut hätte.
+Als ob man selbst aufs Knöpfchen gedrückt hätte: Die Endexplosion in WRONG TURN, in der man sich mit jubeln zurückhalten muss.
+Als die Hauptfigur in WRONG TURN das Türscharnier festhält, damit die anderen still und heimlich aus der Hütte entfliehen können, öffnet sich das Auge des eigentlich schlafenden Hillbillies.
+Der Moment als man in OLD MEN IN NEW CARS von Ludvigs Vergangenheit erfährt.
+Das übliche Geräusch am Morgen, wenn bestimmte Treffen stattfinden: „Würgh“ und die inzwischen dazugehörige Routine.
+Das knarrende Geräusch aus YU-ON:THE GRUDGE, was wohl brechende Knorren darstellen sollte, das aber direkt die Visualisierung des wahrscheinlich benutzten Geräts verursachte.
+Das erste Mal, dass die monoton beruhigend klingende Stimme von Marion, dem Fischer, in UNDEAD zu hören ist.
+Die durch einen Zwischenruf total den Faden verloren habende Anmoderatorin vor WRONG TURN.
+Die in Zeitlupe wehende Australien-Flagge im Hintergrund von UNDEAD.
+Die Freude darüber, dass Vuk bei OLD MEN IN NEW CARS wieder dabei ist.
+UNDEAD: Cooler ist bisher noch niemanden mit seinen Sporen umgegangen. Marion hängt an der Decke.
Bester Film+Beste Regie+Bestes Ensemble+Bestes Drehbuch+Beste Kamera+Beste Haupt – und Nebendarsteller
Sympathy for Mr.Vengeance
Coolste Charaktere
Harald/ Marion
Entdeckung
Das Existieren von “Taxi 3” und Rob Schmidt, Regisseur von “Wrong Turn”
Schlechteste Darsteller
Kommisar Gilbert (Taxi 3)
Das männliche Trio aus „Cabin Fever“
Cop aus „Undead“
Schlechteste Darstellerin
Ling Bai alias Qiu in „Taxi 3“
Bester Kurzauftritt
Sylvester Stallone in “Taxi 3”
Ich bin im nächsten Jahr wieder dabei!
#12
Geschrieben 16. August 2003, 23:33
GROßE FAVORITEN
Master and Commander
Lord of the Rings: Return of the King
Cold Mountain
Finding Nemo
Nemo wird sicher für beste Animationsfilm nominiert werden, was ist aber mit dem Rest. Chancen auf bestes Drehbuch, oder vielleicht sogar auf besten Film? Die Kritiken waren wahnsinnig gut, das Publikum liebt den Film immer noch und eigentlich spricht zur Zeit noch nichts gegen Nemo, denn so stark ist das Dezemberprogramm überhaupt nicht. Peter Jackson ist für Februar nächsten Jahres sicher gesetzt, was m Ende rauskommt, soll im Dezember die Qualität bestimmen. Nebenher gibt es zwei Großprojekte, die zumindest alle Ambitionen mitbringen, um als bester Film nominiert zu werden.
Würde eher noch auf Anthony Minghellas kalten Patienten tippen. Jude Law ist seit drei Jahren für einen Oscar überfällig. Er kann höchstens von Russell Crowe und Peter Weir geschlagen werden. Könnte mir gut vorstellen, dass der Film des Australiers allein aufgrund seiner epischen Breite und mit Crowe in der Hauptrolle gesetzt ist. Zum jetzigen Zeitpunkt stehen für mich drei endgültige Nominierungen fest.
DIE ÜBLICHEN VERDÄCHTIGEN
The Company
The Missing
Intolerable Cruelty
Mystic River
Kill Bill
Der neue Coen sieht schon zu locker und leicht aus, scheint mehr etwas für den Golden Globe zu sein, trotzdem können neben Kategorien ala beste Kamera oder bestes Drehbuch drin sein, vielleicht sogar eine totale Überraschung und Clooney wird plötzlich nominiert. Der neue Robert Altman sieht auf dem Papier schwach aus. Gleichzeitig gilt er mehr als periodisches Genie, dass alle paar Jahre mit einem riesigen Film rauskam. Ron Howards "The Missing" sieht vom Trailer, den Darstellern und der Story toll aus. Wie der Film wird, keine Ahnung, aber die Academy liebt Howard. Ich meine, hätte ansonsten Howard für "A Beautiful Mind" groß abräumen können. Auf jeden Fall ein aussichtsreicher Kandidat. An Eastwood glaube ich nicht, schon gar nicht nach dem Ignorieren des Werks in Cannes bei der Preisvergabe. Tarantino ist die große Unbekannte, scheint mir aber kein Oscarmaterial zu sein. Unerhörterweise ist nach zu häufigem Konsumieren des Trailers und der Nachricht, der Film würde in zwei Teilen ins Kino kommen, die Lust darauf völlig dahin. Abwarten!
ÜBERRASCHUNGEN
Big Fish
The Last Samurai
Matrix Revolutions
Ok, ich bin jeder Zeit wieder bereit dafür, an Tim Burton zu glauben. Er ist für mich mit "Planet der Affen" gestorben, aber ich bin in der ersten Reihe, wenn er wieder auferstehen sollte. Persönlich halte ich das aber für so unwahrscheinlich, wie eine neutrale Kritik von Harry Knowles. Auf den Samurai gebe ich gar nichts, führen ihn aber trotzdem auf, weil jeder etwas besonderes erwartet. Kann eigentlich nichts werden, genauso wie der letzte Teil von Matrix, möchte ihn aber doch auf der Liste stehen gehabt haben.
NACHWUCHS
Lost in Translation
Bad Santa
Kein Paul T.Anderson, kein Spike Jonze, kein Alexander Payne am Start. Egal, denn es gibt ja noch Sofia Coppolas zweites Werk nach "The Virgin Suicides" und von Zwigoff nach "Ghost World" der nächste Film. Zumindest bei den Globes könnte die ein oder andere Nominierung zu holen sein. Für die Oscars halte ich beide Filme für zu klein.
GEHEIMFAVORIT
21 Grams
Elephant
Eternal Sunshine of the Spotless Mind
"21 Grams" wird wahrscheinlich Venedig gewinnen, ist mein ganz heißer Geheimtipp für den Oscar. Stark besetzt, könnte mit Kritikerunterstützung einiges bewegt werden. Gus van Sant traue ich den Weg von Polanski letztes Jahr zu, aber de Mitglieder nicht. Van Sant ist einfach nicht Polanski, aber zumindest als Geheimfavorit muss "Elephant" genannt werden, allein aufgrund der wahnsinnigen Freude, die "Der Pianist" einem in der Oscarnacht gemacht hat. Und natürlich das neue Kaufman-Drehbuch mit dem neuen Anlauf von Jim Carrey auf die Trophäe. Es sind Chancen da, weil natürlich im Sommer wieder völlig offen wirkt.
???
The Human Stain
Seabiscuit
Robert Bentons Film ist top besetzt, der Mann hat "Nobody's Fool" gemacht, dem traue ich alles zu. "Seabiscuit" war zwischen hirnlosen Blockbustern der gefeierte Held der Kritiker und des anspruchsvolleren Publikums, aber ich weiß nicht. Riecht etwas nach "Road to Perdition", aber es gibt keinen Sam Mendes, es gibt keinen Thomas Newman, keinen Hall, keinen Newman. Cooper war erst im letzten Jahr dran, an Maguire will ich nicht so recht glauben, Bridges geht immer in Ordnung.
#13
Geschrieben 05. April 2004, 14:09
Top Five
Kill Bill: Volume 2
Eternal Sunshine of the Spotless Mind
Before Sunset
Collateral
Elephant
Gute Unterhaltung
Dawn of the Dead
Van Helsing
Harry Potter und der Gefangene von Askaban
Hellboy
Ocean's Twelve
weitere Hoffnungen
Big Fish
The Station Agent
Terminal
Der Untergang
Alexander
Für meine Verhältnisse eine minimale Liste. "Demonlover" und "Spider" kommen auf Video. Wes Anderson ist mit "The Life Aquatic" auf 2005 verschoben. Vom jetzigen Standpunkt aus, könnte 2004 ein richtiges Scheiß-Jahr werden, aber ich rechne mit Überraschungen. Außerdem ist kein Jahr überflüssig, wenn Tarantino und Gondry so gut werden, wie ich mir das momentan ausmale.
#14
Geschrieben 07. April 2004, 01:30
Am Anfang fand ich die Serie nett, harmlos und sympathisch. Nachdem heute die vorerst letzte Folge über die Bildschirme geflimmert ist, habe ich verstanden, dass Pro7 die derzeit beste Serie im deutschen Fernsehprogramm abgesetzt hat. Ist es die merkwürdig geniale Mischung der Charaktere und Darsteller? Bestimmt! Zum Beispiel die Ersatz-Becky aus "Roseanne". Man fand sie immer schon süß, aber bei "Scrubs" hat sie die perfekte Rolle für sich gefunden. Oder ihr männlicher Gegenpart, das schwarz-haarige Großmaul. Woher zaubern die amerikanischen Fernsehanstalten sowas? Garniert wird das Ganze unter anderem durch einen spaßbringenen Hausmeister oder den Macho-Doktor. Jede Episode hat kleine Botschaften zu bieten, aber die stören nicht weiter, weil alles so locker-leicht inszeniert, geschrieben und gespielt ist. Keine Neuerfindung, aber eine Selbstfindung, die auf eigenen Beinen steht. Dazu trägt der wohl beste ironische Off-Kommentar seit "Wunderbare Jahre" bei, dazu trägt die Musik, dazu tragen vor allem die wirklich überragend starke Drehbücher bei. Und eigentlich mag ich die Serie vor allem deshalb, weil sie es wie die ersten Staffeln von "Dawson's Creek" und "Ally McBeal" versteht, mein mittlerweiliges Lieblingsgefühl, die Melancholie, das Süß-Saure auf so wundervoll unterhaltsame Weise zu beschwören, dass es eine Genuss ist. Also ganz viele böse Briefe an die Pro7-SAT1-Media-AG schreiben, denn nicht der Verlust von Harald Schmidt war ernsthaft schmerzvoll, sondern das plötzliche Abbrechen von "Scrubs". Jeder weiß, dass es unheimlich schwer ist, eine richtige Lieblingsserie zu finden. Mir hat man meine genommen.
#15
Geschrieben 07. April 2004, 11:42
Vor Glück geweint.
#16
Geschrieben 18. Juni 2004, 22:46
Zwei total un-cineastische Gedanken schossen mir während des Films immer wieder durch den Kopf. Erstens: Versteht ein normaler Zuschauer ohne Bucherfahrung überhaupt die komplette Handlung bzw. kann er der extremen Verwirrung im Schlussdrittel folgen? Zweitens: Hätte ich Kinder, würden sie jedenfalls nicht diesen Film mit meiner Erlaubnis gucken dürfen. Das klingt bieder und eher langweilig, was die Kopfakrobatik angeht, aber das war weitegehend mein geistiger Zustand. Was ist unter Alfonso Cuaron so viel besser geworden, dass die meisten vom dritten Teil so schwärmen können. Zuerst einmal konnte Cuaron Chris Columbus Puderzucker der ersten beiden Episoden gekonnt abschütteln. Im Vergleich zu den süßen, doch extrem kindlichen Vorgängern ist der dritte Teil gereift und wirkt angenehm finster. Geht das aber nicht auch zu großen Stücken auf Rowlings Vorlage zurück?
Dann sind mir die vielen filmischen Parallelen extrem ins Auge gestochen. Frau Rowling hatte beim Schreiben viele Inspirationen, sieht man es aber auf der Leinwand, kommt man aus den unbewusst zitierten Filmen nicht mehr heraus: Herr der Ringe, Armee der Finsternis, sogar Ghostbusters...den größten Lacher räumte aber Harrys Patron, der weiße Hirsch, ab. Ich liebe "Prinzessin Mononoke" und ich war verwundert als bei Harry Potter plötzlich der Waldgott Richtung See schritt.
Was ich an der dritten Verfilmung am meisten gemocht habe: Den Humor - erwachsener und schräger (Toll, die alte Frau mit Gehhilfe und der dazu haltende Bus + Dumbledores geschickte Ablenkung des Henkers und Finchs durch detaillierte Umgebungsbeschreibung: "Hier Steine und dort Erdbeeren!" + Igor, der bucklige Assistent, der an eine Kombination aus "Young Frankenstein" und "Addams Family" erinnerte). Dann natürlich Hermines Entwicklung und sowieso der gesamte Aspekt der aufkeimenden (!) Pubertät (Lieblingsszene dahingehend: Die auf Harry Potter rutschende Hermine). In Teil vier sprießen die Gefühle, und es bringt Freude, Harry und Ron jetzt schon dabei zuzusehen, wie sie ihren Blick beim Vorbeilaufen an hübschen Mädchen schweifen lassen. Die Darstellerin von Hermine ist ja eine einzige Wonne und der Grund warum ich mir wohl den vierten Teil noch geben werde, auch wenn ich ahne, wie die Buchhandlung in ihrem Umfang den Verfilmungen über den Kopf wachsen wird. Emma Watson plus dieses angenehm grausige Musik-Thema von Williams, das mir früher bei einer der gruseligsten He-Man-Kassetten bereits Schauer über den Rücken gejagt hat, haben mir den Kinobesuch gerettet.
#17
Geschrieben 20. Juni 2004, 17:25
In keiner Szene, in keinem Dialog überflüssig. Nichts, was man wegschneiden dürfte. Wenn ich jetzt noch wüsste, warum Napoleon Wilson so heißt wie er heißt, wäre ich rundum glücklich.
RIO BRAVO ist weiter weg als gedacht, dafür gibt es das Dialog-Feuer aus THE BIG SLEEP und HABEN UND NICHTHABEN zwischen Wilson und Leigh, die nicht nur eine Zigarette für ihn übrig hat, sondern auch stark an Lauren Bacall oder sogar Joanne Dru in RED RIVER erinnert. Was kann man von einer Frauenrolle mehr verlangen?
Ich liebe Carpenters simplen und wahrscheinlich gerade deshalb so genialen Score. In der Szene, indem die vier Bandenmitglieder auf Rachefeldzug gehen, sitzen sie einfach da. Durch die Musik wird der Moment unheimlich aufgeladen - cool und bedrohlich. Heute würde man das gar nicht mehr ohne Close-Ups von durchgeladenden Waffen hinbekommen.
Ich liebe diesen unwiderstehlichen Spannungsaufbau, wie die Story auf so leicht scheinende Weise die verschiedenen Gruppen zusammenführt und daraus solch ein Weltklasse-Szenario entwickelt.
Szenen bleiben unvergessen: "Ich hatte doch Vanille-Nuss gesagt"; Wie schallgedämpften Schüsse der Gangmitglieder die Fenster des Polizeireviers zum Platzen bringen - ein irritierend befriedigendes Gefühl von brechendem Eis mit dem Zusatz von tanzendem Papier; der Polizei-Officer Bishop, dem der Spruch seines Chefs "Heute gibt es keine Helden mehr, nur noch Männer, die Befehle ausführen." im Hinterkopf klingt, als er sagt, dass es jetzt sein Revier wäre und er den Mann beschützen würde...
Die wie Zombies auf das Polizei-Revier losgehende Meute Gangmitglieder sind auf Blutrache für ihre sechs verstorbenen Freunde aus. Interessanterweise besteht der Kreis der Wortführer und Entscheidungsfinder aus vier unterschiedlichen Hautfarben: der Weiße, der Latino, der Asiate und der Schwarze. Eigentlich ging es ihnen um Raserei, um ungezielte Gewalt gegen die Gesellschaft. Eine alte Frau und ein Säufer werden ins Fadenkreuz genommen, aber der Anführer drückt nicht ab. Erst die süß-kindlich klingende Melodie des Eiswagens bringt die Entscheidung, wer als erstes zu sterben hat.
Bishop, der bis zwanzig selbst in Anderson, Kalifornien gelebt hat, der es selbst rausgeschafft hat, kommt mit seinem ersten Einsatz wieder direkt dorthin. Überhaupt die gesamte Hintergrundgeschichte, dass dort die Polizei-Station entfernt werden wird, der leitende Polizist nicht mehr auf die so-und-so-vielen Raubüberfälle und Delikte eingehen will. Die Polizei will dort einfach raus, so wie das die Anwohner schon einige Zeit früher getan haben.
Die überlebenden Menschen in der Polizeistation setzen ihr Leben ein, um einen Mann zu schützen, von dem sie gar nichts wissen, der alles und jeder sein könnte. Ein treuer Familienvater, der seine Tochter verloren hat und sie rächte. Oder aber ein perverses Gangmitglied, das aus Geldgier Freunde von sich abgestochen hat und dann auf der Flucht war.
Vieles bleibt offen und ungesagt, sicher ist, dass Bishop und Wilson gemeinsam die Stufen des Kellers nach oben schreiten. Sicher ist leider auch, dass beide Darsteller danach nichts großes mehr gedreht haben oder drehen durften. Eine Schande. 2005 wird es wohl ein Remake geben. Wieder wird irgendein britischer oder französischer Werbe-Regisseur Platz nehmen und die Filmgeschichte plündern dürfen. Einzig und allein die Besetzung von Laurence Fishburne macht mir ein bisschen Hoffnung. Für mich momentan der beste afro-amerikanische Darsteller Hollywoods.
#18
Geschrieben 22. Juni 2004, 18:36
Nach ein bisschen Nachdenken, ist mir folgendes eingefallen:
Geht es Carpenter mit seinem Film ernsthaft um die Bandenproblematik in der heutigen Gesellschaft?
Ich denke nicht. Carpenter macht Genrefilme. ASSAULT ON PRECINT 13 ist ein Horrorfilm. Sicherlich ist nicht abzustreiten, dass der Film durchaus eine subtile Gesellschaftskritik vermittelt, aber viel mehr instrumentalisiert er als Regisseur doch die Gang als mysteriöse, böse Kraft. Nicht im realistischen Sinne, sondern filmisch. Die Jugendgang wird durch den Kulturkreis der wichtigsten vier Bandenmitglieder entwertet. Eine Fantasie-Gang, die keinerlei Dialoge bekommt, noch ernsthaft mit richtige Figuren, geschweige denn Personen gezeichnet wird, sondern als unkontrollierbare Bedrohung auftritt.
Es gibt keine gezielten Angriffe der Gang auf das Polizei-Revier. Es ist wilde Raserei, die sich im Schlussbild der Masse an herbeistürmenden Gang-Mitglieder auf die letzten Überlebenden im Keller versinnbildlicht. Auf eine Art und Weise hirnlos, fast schon untot, um die offensichtliche Parallele zu NIGHT OF THE LIVING DEAD zu sehen, auf eine andere Art steckt aber doch eine fiese, dumpfe Intelligenz hinter den Unbekannten. Denn den Plan des Gefangenen, der sich mit dem Auto davon machen soll, durchschauen sie mit einer Leichtigkeit, dass einem Angst und Bange wird.
Das Zerschießen der kompletten Scheiben macht im strategischen Sinn gar nicht sonderlich viel Sinn. Wo kann es dümmer sein, herein zu kommen, als durch den Präsentier-Teller schmales Fenster? Im strategischen Sinne ist es also schwachsinnig, nicht aber im Sinne der zu erzeugenden Angst beim Zuschauer, was wiederum für die Gang als Horrorelement spricht.
Außerdem bewegen sich in den meisten Fällen die Gang-Mitglieder nie schnell oder hektisch, selten gibt es kleine Zwischensprints. Mit ihren gemütlichen Bewegungen außerhalb erzeugen sie innerhalb des Polizei-Reviers enorme Spannungen.
Wie beim Boogey-Man in HALLOWEEN entsteht die Angst durch das Unverständnis der Motive, der fehlenden Rationalität. Die vorgegebenen Motive in beiden Carpenter-Filmen scheinen nur Alibis zu sein, die dem Zuschauer bei weitem nicht ausreichen. Wie Wes Craven in SCREAM so schön analysiert, macht eine Tat ohne Motiv das Ganze noch viel beängstigender.
Das eigentliche Thema von ASSAULT ON PRECINT 13 ist meiner Meinung nach nicht die Gang-Problematik oder etwa die Verrohung der Gesellschaft usw., sondern das plötzliche Einfallen einer Bedrohung auf das einfache Leben. Quasi die ständige Möglichkeit eines Anschlags auf jeden von uns, siehe den Vater mit seiner Tochter und das Eis, siehe den Angriff auf die Polizei-Station. Am deutlichsten spürt man es aber schon ganz zu Anfang als Polizist Bishop die ersten vier Minuten seines ersten Arbeitstages auf Streife unterwegs ist, und während er mit seinem Vorgesetzten spricht, immer wieder Autos auf seiner Höhe langsamer werden und der Zuschauer jeder Zeit damit rechnet, dass etwas schreckliches passiert. Wem das zu über - oder ver-interpretiert ist, dem kann ich noch mit auf den Weg geben, dass ich ebenfalls daran glaube, dass es im Film um einen Mann geht, der einfach nur eine Zigarette rauchen will.
#19
Geschrieben 26. Juni 2004, 11:54
Pauline Kael hat geschrieben, dass das genau der Film war, auf den viele Männer nach den Hochzeiten von Sergio Leone gewartet haben. Betrachtet man den George Miller Film wie einen Spaghetti-Western, kann er nur dazu gewinnen.
Ganz starke Erinnerungen von früher hängen an diesem Film, doch heute könnte er bei mir nicht besser funktionieren. "Nicht das Feuer!" - "Ich bin sehr enttäuscht von euch. Wieder musste ich meine Hunde des Krieges von der Leine lassen!"
Vor einiger Zeit gab es bei Conan O'Brien einen Gag, bei dem sich der Ansager als Wez, der Rocker mit dem Irokesen-Schnitt, und jemand anderes als seine blonde Braut mit Kette verkleidet hat. Das zeigt, wie sehr der Film im allgemeinen Bewusstsein steckt.
Mel Gibson fand bei George Miller bereits Möglichkeiten seiner Leidensfilmographie Ausdruck zu verleihen. In vielen Filmen hat er sich Jesus-gleich die Lebensäfte aus dem Körper prügeln lassen, aber am stärksten in Erinnerung blieb immer sein zerschundender Max.
In einer Kritik las ich, dass die "Guten" alle weitesgehend in Schlafanzügen durch ihre Festung stampfen. Und irgendwie kann ich die Beobachtung mit einem Schmunzeln sehr gut nachvollziehen. Selten gab es einen Charakter, der mehr beeindruckte, faszinierte und nicht mehr losließ: Humungus. Irgendwie muss ich, wenn ich seine pochenden Adern am Hinterkopf durch die Maske sehe an den dritten Mad Max Teil denken, an MasterBlaster und die Demaskierung in der Donnerkuppel. Der Mann mit dem goldenen Colt.
#20
Geschrieben 30. Juni 2004, 17:27
2004
Die Träumer
50 erste Dates
Kill Bill: Vol. 2
Der Rest
Die mit der Liebe spielen
Shampoo
Is'was, Doc?
Paper Moon
Sie haben alle gelacht
Nachrichtenfieber
Frankenstein Junior
Es geschah in einer Nacht
Assault - Anschlag bei Nacht
Mannaja
Ein Haufen verwegener Hunde
Joint Security Area
Im Jahr des Drachen
Miller's Crossing
Mercenario - der Gefürchtete
Lasst uns töten, Companeros
Robin Hood, König der Vagabunden
Töte Amigo
Das Gesetz bin ich
Im Netz der Leidenschaft
Wonder Boys
Scarface
Liebling, ich werde jünger
Hatari
Ein Goldfisch an der Leine
El Dorado
Der gläserne Schlüssel
Aguirre - der Zorn Gottes
Coffy - die Raubkatze
Foxy Brown
Die letzten Amerikaner
Easy Rider
Agenten sterben einsam
Unter den Brücken
Gefährliche Begegnung
Ministerium der Angst
Im Geheimdienst
Die Brücke am Kwai
Für eine Handvoll Dollar
Für ein paar Dollar mehr
Königin Christina
Serpico
Hundstage
Die zwölf Geschworenen (Billy Friedkin)
Der Teufel mit der weißen Weste
Mad Max II - Der Vollstrecker
Tag der Entscheidung
Die Reifeprüfung
Die Reise nach Tokio
Dressed to Kill
Blow Out
Bonnie und Clyde
Engelsgesicht
Hannibal
Die Dämonischen
Rächer der Unterwelt
Gewagtes Alibi
Von Angesicht zu Angesicht
Storytelling
Breaking the Waves
Jackie Brown
Die Narbenhand
Gilda
Der öffentliche Feind
Frankenstein
Liebe am Nachmittag
Der Glückspilz
#21
Geschrieben 04. Juli 2004, 11:49
Viel hängengeblieben ist von beiden Filmen nicht. Sie unterstreichen mein derzeitig sicheres Gefühl, dass ich bis zum nächsten Michael Mann nichts ernsthaft wichtiges im Kino verpasse. OLD BOY und die SHAW-RETROSPEKTIVE laufen dabei außer Konkurrenz.
SHREK 2 ist nette, harmlose Unterhaltung, dessen Spitzen so überhaupt nicht mehr stechen wollen, wobei ich die Ecken und Kanten des ersten Teils schon für überschätzt gehalten habe. Meinen Spaß gehabt, könnte der Tagebucheintrag lauten. Selten hat mich ein Film weniger zu Diskussionen animiert (Höchstens wäre diskussionswürdig, ob Shrek als Mensch nicht sogar hässlicher aussieht). Ich konnte mich in meiner These bestätigt sehen, wie zweidimensional die neuen Animationsfilme in ihren Gefühlen bleiben. Ich konnte erkennen, warum SHREK 2 in den USA so erfolgreich gelaufen ist. Er ist einfach ein Allgemeinplatz mit dem jeder etwas anfangen kann. Der Kinozuschauern Entspannung verschafft, der einen seine Filmkenntnisse in extra einfachen Zitatespielchen testen lässt (Lieblingszitate: Herr der Ringe und wenn ich mich nicht verhört habe, singt der Donkey, wenn Mike Myers mit Cameron Diaz zurück in ihr Haus kommen: "One is the loneliness number that you've ever known" - Magnolia) und der ein bisschen Party mit 80er Jahre Mucke macht.
Der Zack Snyder Film ist ebenfalls ok. Johnny Cash, das Gespür des Musikvideo-Regisseurs für den richtigen Einsatz von Musik (Überraschung!), Vingh Rhames Charakter, seine Beziehung zum Kerl auf dem anderen Dach, Mekhi Phifer, der sein Baby unbedingt zur Welt bringen will. Die Szene, in der einer der Menschen infiziert ist und entschieden werden muss, ob man ihn umbringt oder nicht, ist gut, aber hat das Brendan Gleeson in 28 DAYS LATER in fünf Sekunden und berührender hinbekommen. Alles nicht zu vergleichen mit:
Demonlover
Ich habe ihn noch nicht ganz verstanden, aber ich habe wieder richtig Lust einen Film auseinanderzunehmen und ihn verstehen zu wollen. Die Village Voice gibt erste Denkhinweise durch ein Interview mit Olivier Assayas. Für mich die subjektiv unterhaltsamste Filmerfahrung in der letzten Zeit.
#22
Geschrieben 05. Dezember 2004, 17:12
In letzter Zeit stolpere ich häufiger über "schlechte" Komödien. Eben Filme, die mutlos und langweilig altbekannte Strukturen mehr schlecht als recht aufwärmen und damit unverschämterweise beim Zuschauer Erfolg haben. Denn häufig geht es dem Normalo im Kino einzig und allein darum, eine gute Zeit zu haben, wenn er sich den Film ansieht. Großartig darüber nachgedacht, ob der Film ihm etwas sagen will, wird nicht, es geht um Momente. William Goldman hat geschrieben, man solle dem Zuschauer mindestens fünf große Momente geben und er würde deinen Film am Ende zufrieden verlassen. Nun, der Adam Sandler Film hat zwar nur einen wirklich großen Moment. Bin aber beinahe soweit zu sagen, dass das zum Ansehen reicht. Nee, doch nicht. "Die Wutprobe" ist schon ein langweiliger Stinker, der die Talente von Nicholson und Sandler übelst verschwendet, sich ein bisschen Power über nette (teilweise berühmte) Nebenfiguren sichert und so einigermaßen ins Ziel tuckert. Im Kino hätte der Film mir wohl psychisch wehgetan, wenn ich dafür einen größeren Geldbetrag gelöhnt hätte. Auf Premiere ist es auszuhalten. Aber es gibt da wie gesagt diesen einen Moment, den man durchaus als magisch bezeichnen kann. Was braucht es dafür? Einen verstopften Highway, ein Auto, Adam Sandler, Jack Nicholson und "I feel pretty" aus Westside Story. Mittlerweile finde ich es schon schön, wenn ich wenigstens einen solchen Moment aus einem Durchschnittsfilm mitnehmen kann.
Rob Schneiders "The Hot Chick" ist da meiner Einschätzung nach schon ein anderes Kaliber. Objektiv gesehen sind wohl alle Rob Schneider Filme durch die Bank weg grottig. Aber ich weiß auch nicht warum, bei mir jedenfalls werden sie traditionsreich immer wieder zum "Guilty Pleasure". Ich kann mich erinnern, dass ich beim ersten Mal "Rent-a-Man" fast an die Decke gegangen wäre, weil ich Schneider als so untalentiert empfand. Mittlerweile mag ich den Kerl, "Rent-a-Man" habe ich mindestens drei Mal komplett gesehen und ich freue mich auf die Fortsetzung. Sogar ernsthaft. Auf welchen Film freust du dich 2005 im Kino besonders? "Deuce Bigelow: European Gigolo" zum Beispiel würde ich dann sagen, mich dabei nicht einmal schämen. Was sollte ich sonst sagen? King Kong? Harry Potter 4? Star Wars???Niemals!
Warum finde ich "The Hot Chick" witzig, oder besser gesagt sehenswert? Weil ich den Humor von Schneider lieben gelernt habe und weil ich glaube, eine gewisse Sensibilität bei ihm entdeckt zu haben. Wenn man es sehen will, darf man den Film als teilweise ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Identitätsproblem entdecken. Überall spiegelt sich das Thema in den Charakteren des Films. Und wenn man so will, wird man auf der Suche nach dem Autor wiederkehrende Motive bei einem Rob Schneider Film finden. Das Austesten wollen der männlichen Grenzen, als Tier, als Frau, als jemand, der sich für Geld verkauft. Auch findet man die anfänglich kritisch beäugte, inzwischen mit Wohlwollen beobachtete Kooperaton zwischen Sandler und Schneider in ihren beiden Filmen. Der eine taucht immer beim anderen in einer kleinen Nebenrolle auf und nennt sich dann in den Credits "Townie" oder "Nazo" oder so. Nicht für jeden witzig, aber für jemand der alle Rob Schneider Filme kennt beinahe ein Hinfiebern vergleichbar mit Alfred Hitchcocks Geschenk, über die Leinwand zu huschen. Und man wird in jedem Rob Schneider Film einen Klo-Gag finden. Bei vielen Filmen sind die geschmacklos und der letzte Versuch, alles noch auf eine halbwegs ansehbare Bahn umzulenken, in Rob Schneider Filmen bilden sie den Climax. Das sagt sicherlich etwas über die objektive Qualität seiner Filme aus, wenn der Klogag den Höhepunkt der Filmerfahrung darstellt, aber wer will bei Filmen schon objektiv sein. Es gibt wohl nichts langweiligeres als versuchte Objektivität. Denn schließlich macht die Subjektivität die wahre Würze der Cinephilie aus. Jedenfalls Rob Schneider und jedenfalls ein Film, den ich mag, auch wenn es wohl eine "schlechte" Komödie ist.
#23
Geschrieben 06. Dezember 2004, 17:58
Wollte ich mir unbedingt angucken, weil ich vor kurzem zufällig bei Harry Knowles gelesen hatte, dass dieser Film für Quentin Tarantino eine Inspiration zu "Reservoir Dogs" gewesen sein soll. Dann festgestellt, dass der Regisseur Joseph Sargent, der den wundervollen "White Lightning" gezaubert hat, sich dafür verantwortlich zeichnet. Den Film gesehen und den Erkenntnisgewinn erhalten, dass bisher einfach unglaublich viele geniale Werke der Filmgeschichte an mir im Fernsehprogramm vorbeigedonnert sind. "The Taking of Pelham" ist einfach nur bombig. Offensichtlich genial. Niemand kann sich den Film ansehen und dabei die deutlichen Stärken übersehen. Wie Sargent mit den Spannungsschrauben arbeitet, welche starken Dialoge das Drehbuch zu bieten hat, wie gut diese Robert Shaw und Walter Matthau spielen lassen. That's a Movie!
Hat bei mir eindeutig das Zeug zu einem Klassiker. Und man kann sich wundervoll vorstellen, wie Tarantino den Film gesehen haben muss und ihm schlagartig die verborgenen Qualitäten der Namensgebung der Kriminellen ins Auge gefallen sind und sich davon sein Dialog für "Reservoir Dogs" quasi von selbst geschrieben hat. Ich hatte mich immer gefragt, ob Quint aus "Der weiße Hai" vielleicht noch weitere große Rollen gehabt hat. "Black Sunday" und "The Taking of Pelham 123" haben mich dahingehend aufgeklärt.
#24
Geschrieben 07. Dezember 2004, 17:36
Zwiespältige Gefühle nach dem ersten Sehen des Films. Er ist erstklassig inszeniert, ich mag den Soundtrack sehr, Gemma und Van Cleef sind oberflächig betrachtet gemeinsam natürlich eine Wucht, aber mir gefallen die Wendungen in der Geschichte nicht (Nicht nur emotional, sondern auch dramaturgisch). Solange Van Cleef Gemma seine Lektionen beibringt, ist "Day of Anger" auf Kurs zum Lieblingsfilm, Van Cleefs Aufstieg zum Herrscher über die Stadt und Gemmas Konflikt zwischen Recht und Unrecht empfand ich dagegen als unglaubwürdig und drangeklatscht. Für mich funktionierte da das Drehbuch nicht. Und im direkten Vergleich zum augenscheinlich recht ähnlich konzipierten "Death Rides a Horse" stinkt Valerii schon gehörig ab. Fand die Parallele zwischen Gemmas Rolle in "Day of Anger" und Jackie Chans Figur in "Snake in the Eagle's Shadow" ziemlich deutlich, wie auch insgesamt eine recht ähnliche Konzeption. Könnte mir gut vorstellen, dass sich der Regisseur Woo-ping Yuen inspirieren lassen hat. Jedenfalls sind die große Momente in "Day of Anger" die, in denen Lee Van Cleef richtig aufspielen kann. Wenn er also Gemma seine Lektionen beibringt und lakonisch seine Weltsicht offenlegt. Und da gibt es dieses unglaubliche Duell, das an mittelalterliche Ritterturniere erinnert, indem Van Cleef gegen einen Killer zu Pferd um die Wette ein Gewehr lädt. Mehr Dynamik und Spannung geht nicht in einer Szene. Und Guiliano Gemma hat mir gezeigt, was ich nach den Leistungen von Milian und Volonte schon vorher vermutet habe. Im Italo-Western gibt es teilweise unglaublich wandlungsfähige Darsteller. Auf jeden Fall werde ich "Day of Anger" demnächst wiedersehen. Glaube aber nicht, dass er es letztlich in meine Top Ten der Lieblinge unter den Italo-Western schafft.
#25
Geschrieben 08. Dezember 2004, 18:10
Nur Gedankenfetzen: Nie hatte ich so deutlich verstanden, wie Brian De Palma tickt, wie nach diesem Mal "Jagd auf Al Capone". Gerade beim Aufeinandertreffen von De Palmas Ästhetik und der einer kommerziellen Großproduktion aus Hollywood fallen bei mir alle Klappen und ich sehe und spüre das Offensichtliche. Was für ein großer, ganz feiner Satiriker der Meister des Thrills ist. Wie unglaublich stillsicher und süchtig machend seine Inszenierung der einzelnen Szenenkompositionen ist. Und gerade bei der Hommage an "Panzerkreuzer Potemkin" wird deutlich, dass er nie nur kopiert, sondern immer seine eigene Version findet und gleichzeitig sich vor den Großmeistern des Kintopps verbeugt. Außerdem ein Geständnis: Eisenstein mag die Grammatik des Kinos geliefert haben und ich würde niemals unterschätzen, was dieser mit seinem kompletten Ouevre geleistet hat, aber was De Palma beispielsweise aus der Treppenszene gemacht hat, gefällt mir persönlich viel besser. Überhaupt sind die Unbestechlichen ein solch üppiger, praller Hochgenuss an brillianten Dialogen und Situationen, dass ich heute nicht verstehen kann, wie ich mich noch vor (inzwischen) längerer Zeit stärker gegen das Gangster-Genre im Allgemeinen gesperrt habe. Kein Scheiß, hatte häufiger Tränen in den Augen, teilweise weil ich angenehm gerührt war, mehr aber noch aufgrund der Genialität manch eines Spannungsaufbaus, einer Inszenierungsidee oder sogar nur wegen einer perfekten Stimmung, einem perfekten Bild. Ich glaube, es war David Thomson, der schrieb, dass Robert De Niro zu dieser Zeit sein Talent in unbedeutenden Show-Rollen verspielte. In "The Untouchables" verspielt er jedenfalls gar nichts. Es ist faszinierend zu verfolgen, wie wenig Zeit und Platz die Figur von Al Capone im Film eingeräumt bekommt und wie klug deshalb De Palmas Besetzung von Bob war. Er füllt seine wenigen Minuten überlebensgroß mit einer faszinierenden Comic-Version von Al Capone aus. Nur so konnte es ein Gleichgewicht geben. Auch war ich erschreckenderweise stark begeistert von De Palmas Inszenierung der Gewalt. Wer erinnert sich an Al Capone in einer Runde von Vertrauten. Er, mit dem Baseball-Schläger auf der Suche nach dem Verräter. Die Tat wird ausgespart, die Fantasie wirkt tausendfach schwerer. Dagegen dann aber wieder ultra-brutale Stilisierung, fast schon Fetischismus in einer Art Ballett aus Kugeln und Blutfäden. Insgesamt auch wundervoll visuell erzählt und überhaupt insgesamt eine traumhaft sicher konstruierte Geschichte, die so viel Spaß macht, weil die toll gezeichneten Figuren einem mehr als nur ans Herz wachsen. Bin jetzt bereit für den ganz frühen De Palma und wieder bereit für den ganz späten. "Black Dahlia" muss umwerfend werden!
#26
Geschrieben 11. Dezember 2004, 00:59
Bin mir darüber klar geworden, warum ich die zweite Hälfte des Films viel weniger mag und ich sogar soweit gehe und sage, dass ich das Ende hasse. Das ist alles verdammt schade, weil Lee Van Cleef bis zu dem Satz "Jetzt gehört die Stadt uns" so verdammt cool und gottgleich ist und Valerii diese Aura in der zweiten Hälfte für eine plumpe, dick-aufgetragene Morallektion billigst verspielt.
Lee Van Cleef ist es, der Gemma von Anfang an respektiert, ohne seine Vergangenheit zu kennen, der ihn nicht vorverurteilt. Es zählt das hier und jetzt. Er spürt, dass eine gute Seele in Gemma schlummert und nimmt ihn unter seine Fittiche. Er gibt ihm einen neuen Namen, eine neue Identität, Selbstvertrauen, Ehre und Respekt. Und er lehrt ihn seine Weisheiten, um im Wilden Westen zu überleben. Es wäre wohl nicht zu viel hineininterpretiert, wenn man sagen würde, er behandelt ihn fast wie den eigenen Sohn. Van Cleef ist kein Engel, aber nimmt er sich objektiv betrachtet nur das, was ihm zusteht und tötet Menschen, die sich als ehrbare Bürger ausgeben, in Wirklichkeit aber die Kriminellen sind. Van Cleefs Rache ist in seiner inneren Logik legitim. Und er weiß, dass er trotzdem ein bad guy ist, schließlich lautet seine letzte Lektion: "Wenn du anfängst zu töten, kannst du nicht mehr aufhören!".
Gemma und Van Cleef, die sich gegenseitig das Leben gerettet haben, wortwörtlich und übertragen, hätten eine gemeinsame Zukunft vor sich gehabt. Doch Valerii und die Drehbuchschreiber bauen diesen alten Mann ein, der Gemma ähnlich wie Grima Schlangenzunge Gift ins Ohr flüstert, weil er Angst um sein eigenes Leben hat. Ja, denn er weiß, dass eines Tages Van Cleef auch zu ihm kommen wird. Also hetzt er Gemma wie einen tollwütigen Wolf auf Van Cleef, natürlich sehr subtil, was eigentlich noch gemeiner ist. Als Zuschauer will man diesen Konflikt nicht und es sieht überdeutlich so aus, dass das Drehbuch nur so geschrieben wurde, damit am Ende die Pistole ins Fenster geworfen werden kann und somit dem Schießen abgeschworen wird. Dramaturgisch, logisch und emotional ist es aber nicht richtig und das muss ich dem Film vorwerfen. Es reißt einen Spalt in den Film, der ihn in der Erinnerung zerstört, weil das letzte Drittel eines Films das wichtigste ist. Ich find's einfach extrem schade.
#27
Geschrieben 12. Dezember 2004, 14:57
Gary Goddard, der Regisseur, war Mitbegründer einer Produktionsfirma für Attraktionen von Freizeitparks mit Filmthemen als Motiv (z.B. Star Trek & Terminator 2). Er drehte vor und nach "Masters of the Universe" nie wieder einen Film.
Dolph Lundgren begann seine Karriere mit einer kleinen Rolle in dem James-Bond-Film "Im Angesicht des Todes". Angeblich soll er dann über 5.000 andere Bewerber ausgestochen haben, um an die Rolle des Ivan Drago in "Rocky IV" zu gelangen. Der 1,98 m große Muskelberg aus Schweden wurde in seiner Erscheinung zu einer Art Ikone der 80er Jahre und drehte dort auch seine besten Filme. Neben "Masters of the Universe" bleibt vor allem die Comic-Verfilmung "The Punisher" in Erinnerung. 1992 feierte er unter der Regie von Roland Emmerich und an der Seite von Jean-Claude Van Damme seinen Karriere-Höhepunkt. Danach ging's stetig bergab und heute verdient er sich sein Geld vor allem in unterklassigen Direct-To-Video-Produktionen.
Der Skeletor-Darsteller Frank Langella, langjähriger Lebensgefährte von Whoopi Goldberg, war ein ausgezeichneter Broadway-Star, schafft es im Film aber nie, die richtigen Rollen zu bekommen und blieb als Bad Guy hängen.
Evil-Lyns Darstellerin Meg Foster ist seit den 70ern im Hollywood-Business dabei gewesen, schaffte bis heute nicht den Durchbruch und musste ihre damalige Entlassung nach der sechsten Folge "Cagney & Lacey" akzeptieren, weil sie gerüchteweise nicht weiblich genug für den Part war.
Für Courtney Cox war es mit 23 Jahren die erste Kinorolle weit vor "Friends" und der "Scream"-Trilogie.
James Tolkan muss unbedingt herausgehoben werden. Der markante Glatzkopf spielte sehr häufig Polizisten oder Soldaten in seiner Schauspiel-Karriere und fand in "Masters of the Universe" wohl seinen schönsten Auftritt. Ist auch bekannt durch seine Rollen in "Top Gun" und der "Zurück in die Zukunft"-Reihe.
Der Score stammt von Bill Conti, Schöpfer des "Rocky"-Themas, der auf eine lange Karriere, einen Oscar und massig witzige Soundtrackarbeiten wie zum Beispiel "Karate Kid" oder die "American Gladiators" zurückblicken kann.
Die Schnittmeisterin Anne Coates war fünf Mal für den Oscar nominiert, erhielt ihn bereits 1963 für ihre Arbeit an "Lawrence von Arabien". Machte in den 90ern so einiges mit Steven Soderbergh ("Out of Sight"; "Erin Brockovich") und hätte meiner Meinung nach 2003 ihren zweiten Oscar für ihre tolle Schnittarbeit bei "Untreu" verdient.
Dem Gwildor-Darsteller Billy Barty kam die Ehre zuteil, dass er 1988 aufgrund von "Masters of the Universe" für die Goldene Himbeere als schlechtester Nebendarsteller nominiert wurde. Übrigens stellte die Kreation seiner Figur eine Art Ersatz für den aus der Comic-Serie bekannten Orko dar. Höchstwahrscheinlich aus Kostengründen, was wiederum auch die Erklärung dafür wäre, warum ein Großteil des Films in der Gegenwart spielt. Ursprünglich sollte die Handlung auf Eternia spielen, das Budget machte der Planung aber einen Strich durch die Rechnung.
Eigentlich war bereits ein Sequel für den Film geplant, was man daran sehen kann, dass der Kopf von Skeletor nach den Credits noch einmal auftaucht und verkündet, dass er wiederkehren würde. Daraus wurde nur nie etwas, weil das Drehbuch für die Fortsetzung zwar geschrieben, aber nochmal überarbeitet und in den Jean-Claude Van Damme Film "Cyborg" umgewandelt wurde.
Die Spielzeugfiguren von Mattel kamen Anfang der 80er als Ergänzung zu den doch eher aufs weibliche Klientel zugeschnittenen Barbie-Figuren raus und wurden der Renner bei Jungen. Ein weltweites Phänomen in den Kinderzimmern, das Ende der 80er ausgeträumt war. Interessant ist, dass neben den von Amerika produzierten Episoden der Zeichentrickserie, die den Verkauf der immer schneller erscheinenden neuen Figuren anheizen sollte, sich in Deutschland das Phänomen dahingehend verselbstständigte, dass auch eine Hörspielreihe herausgebracht wurde. Diese gab es in keinem anderen Land der Welt, erzählte teilweise neue Details der Helden und Bösewichten und war äußerst beliebt. Die Kinoverfilmung war eigentlich nur der letzte logische Schritt, kam aber rätselhafterweise viel zu spät, mit zu geringem Budget und halbherziger Unterstützung der Produzenten von Cannon. Gerade in den konservativen 80er Jahren, in denen es vor Science Fiction Verfilmungen nur so boomte und Fortsetzungen zum wichtigsten Erfolgsrezept wurde, ist es komisch, mit wie wenig Energie die Produktion von "Masters of the Universe" gefördert wurde. Dabei bereitete der Film mit den Weg für die grässlich langweilige, aber äußerst erfolgreiche Cross-Promotion zwischen verschiedenen Medien, die heute Gang und Gebe bei großen Blockbustern ist. Und ich kann aus eigener Erfahrung berichten, wie gut das schon damals funktionierte, denn ich sah mir Filme wie "Die Turtles" oder die "Super Mario Brothers" dann im Kino an, weil ich die Spielzeugfiguren oder das Computerspiel kannte und mochte.
Zitate
"He-Man ist das personifizierte Product Placement, doch ein Produktionsetat von 20 Millionen Dollar hätte etwas mehr als einen Werbefilm einbringen sollen. Der Streifen ist zu 100% auf die Käuferschar der He-Man-Spielfiguren ausgerichtet. Hauptdarsteller Lundgren strahlt als muskelbepackter Hüne den Charme der Plastikpuppe aus, die er verkörpert, und Frank Langella ist unter dem Dart Vader-Make-up ohnehin nicht zu erkennen. Solche Rollen müssen der Traum jedes Mimen sein!"
(Hahn/ Jansen: Lexikon des Science Fiction Films)
"Der Film handelt von der Bedeutung von Vertrauen und Freundschaft, von Kameradschaft und Idealen."
(Gary Goddard, Regisseur von "Masters of the Universe")
"Diese an den Haaren herbeigezogene Space-Opera scheitert beim Bemühen um erzählerische Seriösität, die schon dadurch ad absurdum geführt wird, dass als Haupt-Actionszene ein hanebüchenes Laser-Gefecht in einem Gitarrenladen in Los Angeles herhalten soll, das nur schwerlich den Anspruch der Beteiligten auf Herrschaft über das Universum rechtfertigt."
(Phil Hardy: Die Science Fiction Filmenzyklopädie)
"Jetzt gibt's was mit der groben Kelle!"
(Detective Lubic in "Masters of the Universe")
Ich finde den Film heute noch zum Teil richtig unterhaltsam, wohl überwiegend aus nostalgischen Beweggründen aber auch aufgrund der unfreiwilligen Komik.
#28
Geschrieben 13. Dezember 2004, 00:29
1. Saint Jack
2. Der Mafiaboss - Sie töten wie Schakale
3. Straight Time
4. Diner
5. 36 Stunden
6. Eine Faust wie ein Hammer
7. Eiskalte Typen auf heißen Öfen
8. Töte alle und kehr allein zurück
9. Shoot First, Die Later
10. Un Flic
11. Ringo kommt zurück
12. Hannie Caulder
13. The Swinging Cheerleaders (NEU)
14. What Have They Done to Solange
15. Stagecoach
16. Point Blank
17. Blindman
18. Sette note in nero
19. In den Wind geschrieben
20. Crime Wave
21. The Master Touch (NEU)
22. One-Eyed Jacks
23. Duel of the Iron Fist (NEU)
24. Breakfast Club (NEU)
25. Bob Le Flambeur (NEU)
#29
Geschrieben 14. Dezember 2004, 19:00
"South Park" ist in meinen Augen eine der ganz wenigen Serien, die mit jeder weiteren Staffel objektiv besser wird. Es ist wohl eine Kombination aus Reife und immer extremer werdender Bissigkeit, welche die Macher an den Tag legen. Keine Grenzen, die Trey Parker und Matt Stone nicht schon mit solch einer Leichtigkeit übersprungen hätten, keine Themen, die zu heikel wäre. Ganz dem Vorbild der "Simpsons" folgend in jeder Episode eine simple Botschaft. Was aktuelle Folgen von "Simpsons" und "South Park" unterschiedet, ist aber der Weg dorthin. Eine weitere Parallele ist, dass in beiden Serien riesige Filmfans hinter den Drehbüchern stehen. Und so ziehen sich angenehm viele Anspielungen, Parodien oder gar selbstreflexive Betrachtungen wie ein roter Faden durch die Staffeln. In der aktuell auf RTL laufenden sechsten Staffel von "South Park" gab es mit "Größer, digitaler und umgeschnitten..." und "Die Rückkehr der Gefährten des Ringes zu den zwei Türmen" die beiden besten Episoden überhaupt und gleichzeitig zwei der schönsten Kommentare zu den mit schlimmsten Film-Phänomenen im Hier und Jetzt.
Die letzte Episode mit Mr. Sklave und dem Toleranzcamp konnte qualitativ natürlich nicht in der gleichen Klasse spielen, jedoch ist es mehr als faszinierend, wie man auf die Idee kommt, die Kopfgeburt eines "American Psycho" als Kündigungsgrund für schwule Lehrer zu verarbeiten.
P.S. Gratulation an David Carradine und Uma Thurman, dass sie sich beim Golden Globe reingesprengt haben! Gigantische Freude darüber, dass die Foreign Press Wes Andersons "The Life Aquatic" in Ruhe gelassen hat. Und Lust bekommen, "Sideways" sofort anzusehen.
#30
Geschrieben 15. Dezember 2004, 15:10
Sehr empfehlenswerter Film. Glaubt man gar nicht mehr, was für geschliffene Dialoge heute noch geschrieben werden können. Habe mächtig Lust, das Vorbild "Bob Le Flambeur" zu sehen.
- Was für Liebhaber -
Reiht sich perfekt ein, in die kleine, aber feine Ansammlung an neueren Werken, die sich vor dem Subgenre der heist-movies tief verbeugen, aber ihre ganz eigene Spielart finden, siehe "Sexy Beast" oder "Ocean's Eleven". Hätte ich mir nicht eine wahnsinnige Vorfreude auf "Ocean's Twelve" bewahrt, sie wäre nun wieder da. Neben den süchtig-machenden Bildern von Chris Menges ist vor allem herauszuheben, was für eine tolle Besetzung Neil Jordan zusammengetrommelt hat. Nicht nur dass man sich wünscht, Nick Nolte möchte doch mit solch einer Performance von der Leinwand abtreten, sondern man freut sich vor allem wahnsinnig über unzählige frische und aufregend neue Gesichter, die zusätzlich alle richtig gut schauspielern können.
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