Warte, bis es dunkel ist
#181
Geschrieben 09. Mai 2005, 19:17
Nicht ganz ernst gemeinte Frage, aber ist schon manchmal eine ambivalente Angelegenheit. Mir macht mittlerweile das Stöbern nach Filmen, das Durchgehen der erweiterten Most-Wanted-Liste und das Suchen preisgünstiger Angebote so viel Spaß, dass das fast unterhaltsamer ist, als den Film dazu dann zu sehen. Nur so ein Gedanke...
UN FLIC/BOB LE FLAMBEUR
Heute eingetroffen. Britische Spar-DVD für alle Melville-Fetischisten.
DER CLAN DER SIZILIANER
Große Lust, alle guten Alain Delon Filme an einem Wochenende sehen zu wollen. Demnächst werden "Endstation Schafott" und "Nur die Sonne war Zeuge" aufgezeichnet.
THE SWINGING CHEERLEADERS
Hab den Trailer auf der "Switchblade Sisters"-DVD geliebt. Seitdem der Film, den ich gerne von Jack Hill sehen wollte.
RUDI, BENIMM DICH
CASANOVA UND CO.
DER KAMPF
Amazon-Packet mit Leckereien.
Und: Mittwoch geht Cannes und somit der Kritiken-Rummel los!
#182
Geschrieben 11. Mai 2005, 16:08
Regie. Quentin Tarantino (1997)
Tarantinos "Junior Bonner", mit dem Unterschied, dass "Pulp Fiction" dann doch nicht ganz auf einer Stufe mit "The Wild Bunch" steht. Das Werk, welches ihm damals niemand zugetraut hatte und das nur von wenigen auf Anhieb richtig geschätzt wurde. Aber auch das waren Heuchler, weil "Jackie Brown" wie "Rio Bravo" funktioniert: Mit jedem Ansehen wird die Filmerfahrung schöner und intensiver. Eigentlich dürfte man kein Wort darüber verlieren, bis man nicht mindestens fünf Mal Bridget Fonda und Bob De Niro auf der Couch beobachtet hat, wie sie Helmut Berger glotzen, sich ein Shake mixen und drei Minuten lang ficken. Quentin sagt über "Rio Bravo", es wäre der beste Film zum Abhängen. Ähnliches nehme ich für "Jackie Brown" in Anspruch.
#183
Geschrieben 12. Mai 2005, 23:11
+ SPEER UND ER
+ UN FLIC
+ PIRANHA
Endlich wieder mit Spannung aktuelle Kritiken des Feuilletons lesen. Immer ein bisschen so eine Art Weltmeisterschafts-Feeling.
Wer hebt sich mit welcher Meinung von der Masse ab, wer findet den erinnerungswürdigsten Gedanken, worauf darf sich der Filmfan den Rest des Jahres freuen. Der Eröffnungsfilm ist dabei immer das Langweiligste und selbst in den Texten spielt er nur die übliche Nebenrolle, dass er als positiver Start gewertet werden kann und nicht die kompletten Filmfestspiele unter einem schlechten Stern stehen lässt. Kilb will im neuen Woody Allen bereits ein Meisterwerk entdeckt haben - gähn! Da interessiert mich viel mehr Allens Zusammenarbeit mit Will Ferrell in "Melinda and Melinda". Naja, Kilb hat mich ja noch nie ernsthaft begeistern können. Blickpunktfilm gibt eine ansprechende Zusammenfassung der ersten Werke und macht auf den heutigen Abend aufmerksam, an dem Gus Van Sant an den Start gegangen ist. Michael Pitt als Kurt Cubain klingt interessant. Mal morgen das professionelle Feedback abwarten. Ansonsten bin ich ziemlich planlos, was die Programm-Höhepunkte angeht. Letztes Jahr durfte man zum Beispiel auf die Reaktionen zu "Old Boy" hinfiebern, oder konnte auf Michael Moore warten. Vielleicht bringt diese Orientierungslosigkeit einen besonderen Reiz.
Achja, die einzig persönlich gelesene StarWars-Kritik von mir war bisher Glenn Kenny, der den Rummel schön entspannt auf den Punkt bringt. Langweiliger- und vorhersehbarerweise wird der dritte Teil der erste richtig gute der neuen Trilogie. Wahnsinn, oder?
P.S. Zwei Vorstellungsexperimente: Matt Dillon nominiert für einen Oscar und Quentin Tarantino plant TV-Serie. Das muss erstmal nachwirken dürfen...
#184
Geschrieben 14. Mai 2005, 10:16
Ob es in Cannes nicht regnet? Und dort, wie hier versprochen, wirklich schönes Wetter über Pfingsten ist? Und wenn nicht, wenigstens schöne Filme im Kino laufen? Wo ist Michael Althen, wenn man bereits nach zwei Tagen keinen Bock mehr auf Andreas Kilb hat? Warum hat der kino.de-Boris schon 20 Minuten "Land of the Dead" gesehen und schreibt trotzdem lieber ausführlicher über "Wallace & Gromit"? Warum wirkt Kniebes Bericht wie ein lauer Aufguss seiner letztjährigen "Elephant"-Kritik und warum mag er den neuen Egoyan nicht, obwohl Boris so begeistert vom nackten Serien-Sternchen Rachel Blanchard ist? Vielleicht sollten überhaupt nur noch weibliche Rundungen in die Artikel, damit mal ein bisschen Feuer entsteht.
Event Horizon
Regie: Paul Anderson (1997)
Weil ich vor kurzem Joe Dantes "Piranha" gesehen habe: Es ist so einfach und doch so effektiv, mit Kleinigkeiten den Charakteren leben einzuhauchen. Ok, Anderson hat keinen John Sayles als Drehbuchschreiber, aber das sollte doch mittlerweile der Grundansatz sein, wenn man solch ein schwaches Abziehbildchen von einem Sci-Fiction-Klassiker dreht. Eine Mannschaft wird auf die Mission geschickt, das Schiff "Event Horizon" zu finden und festzustellen, was an Bord passiert ist, weil der Kontakt abgerissen war. Natürlich wird die Besatzung dann dazu gezwungen auf die "Event Horizon", weniger Raumschiff als Horrorhaus, umzusatteln und unter Zeitdruck herauszufinden, warum Sam Neill immer als irrer Wissenschaftler taugt.
Ich habe festgestellt, wenn man schlaf-trunken und nur mit einem Auge hinschaut, reicht es bereits aus, bekannte Gesichter zu erspähen (Sam Neill; Laurence Fishburne; Jason Isaacs), nette digitale Effekte und dunkle Räume zum böse Buh-Machen dabei zu haben und vor allem von einem lauten Soundtrack von Zeit zu Zeit aufgerüttelt zu werden. Ein einziger guter Einfall ist im Gedächtnis geblieben: die versteckte Botschaft auf Latein, die zuerst falsch gedeutet wird und die eigentlich nicht Hilfeschrei, sondern Warnung vor der Hölle ist. Naja, und trotzdem: irgendwie habe ich Lust, "Ghost of Mars" live zu sehen, bin aber wahrscheinlich nicht da. Niveauloser und sinnloser Weltraumschrott zum Einschlafen kann nämlich auf einem niedrigen Level schon Spaß machen.
#185
Geschrieben 15. Mai 2005, 13:17
Regie: Alfred "Genius" Vohrer (1969)
Solide und damit eine kleine Enttäuschung.
Obwohl es Koks, Nutten und Maschinengewehre gibt, bleibt es "nur" ein grundsolides Edgar-Wallace-Abenteuer. Die Auflösung offenbart sogar ein starkes Rachemotiv, aber wieder komme ich nicht darum, an Nebensächlichkeiten hängen zu bleiben: An dem gelungenen Vorspann, der deutschen Judy Geeson, die nichts unterm Pelz trägt, den vielen tuntigen Gestalten, das Lachen von Bully, dem gruseligen Puppenspieler, dem seine Puppen zum Verhängnis werden und dem Koe-Jungen mit aufgeblasenen Backen. Denn die Haupthandlung wird von den Derrick-Kollegen Tappert und Wepper (Hatte mal rotes Haar???) vorangetrieben, was freundlich ausgedrückt gewöhnungsbedürftig ist. Dann lieber noch einmal an die Schlüpfrigkeiten zwischen Hubert von Meyerinck und seiner Assistentin denken...
#186
Geschrieben 15. Mai 2005, 14:52
Die Mädels vom Immenhof/
Das fliegende Klassenzimmer
Regie: Schleif (1955) & Hoffmann (1954)
In ihrer Spießigkeit herrlich befreiend. Doping fürs Herz. Und pure deutsche Filmgeschichte. Keine Abziehbildchen, sondern die Originale. Humanitäre Paradise, die erzählerisch perfekt ausgelotet sind.
#187
Geschrieben 15. Mai 2005, 19:34
Spartacus
Regie Stanley Kubrick (1960)
Fange ich am Anfang an. Ich mochte "Spartacus". Das war aber noch bevor ich die Hitchcock-Collection in die Hand nahm. Dann kamen eine Menge intensive Kubrick-Erfahrungen, ich knackte "Barry Lyndon", wurde von "The Shining" hypnotisiert und delektierte mich am Alptraum "Eyes Wide Shut". In meiner Erinnerung rutschte der Gladiatorenschinken immer weiter in der Gunst, bis ich ihn gar nicht mehr als Kubrick wahrnahm. Heute habe ich mir die fast drei Stunden wieder gegeben und ich fand sie bombastisch. Nicht Kubricks bester, aber definitiv ein Kubrick, sogar ein sehr gelungener.
Kubrick-Rangliste
BARRY LYNDON
A CLOCKWORK ORANGE
THE SHINING
EYES WIDE SHUT
SPARTACUS
DR. STRANGELOVE
PATHS OF GLORY
THE KILLING
LOLITA
FULL METAL JACKET
2001 klammere ich aus.
Mir wurde aber vor allem bewusst, was ich in den letzten Monaten bereits ahnte: Kirk Douglas, a fuckin god!
Meine wichtigsten Kirk-Douglas-Filme
OUT OF THE PAST
ACE IN THE HOLE
THE BIG SKY
THE BAD AND THE BEAUTIFUL
PATHS OF GLORY
THE VIKINGS
SPARTACUS
THE MASTER TOUCH
THE FURY
SATURN 3
#188
Geschrieben 16. Mai 2005, 12:33
Regie: Alexander Mackendrick (1957)
Über den Lustsklaven Tony Curtis in "Spartacus" kam ich zufällig auf seinen Auftritt in "Sweet Smell of Success". Scorsese benennt das Thema des Films: die Sucht der Macht. Curtis spielt den journalistischen Handlanger von Burt Lancaster. Seine eigentliche Aufgabe ist das Durchwühlen der schmutzigen Prominenten-Wäsche, jetzt soll er zusätzlich Lancasters Schwester und ihren Liebhaber auseinander bringen. Das weitet sich zu einer bitter-bösen Abrechnung mit der schreibenden und sendenden Zunft aus, so dass am Ende Curtis (gerissene Kreuzung aus Schlange und Ratte, um auf den Spuren Müntis zu wandern) seinen Durchbruch als ernstzunehmender Schauspieler schafft, Lancaster ein Monster erschafft, das die Grenzen der Moral nicht nur macht-trunken vergisst, sondern selbstständig wegätzt, bis allein das zählt, was er den Menschen entgegenschreit und ich einen neuen Lieblingsfilm gefunden habe.
Mackendricks "Ladykillers" ist schwarz, sein "Sweet Smell of Success" ist dunkel-schwarz. Das gesprochene Equivalent zu den Tönen, die Angelo Badalamenti am "Mulholland Drive" gefunden hat.
Zwei Aufnahme-Tipps
AUGEN OHNE GESICHT
15.06. NDR
EIN HERZ IM WINTER
16.06. Arte
#189
Geschrieben 17. Mai 2005, 13:11
("What Have They Done to Solange?")
Regie: Massimo Dallamano (1972)
Was macht den qualitativen Wechsel vom Edgar-Wallace-Film zum Giallo aus? (Deutscher) Humor wird auf ein Minimum zurückgefahren, dafür gibt es viel mehr (italienischen) Sex & Gore. Das wiederum hat zur Folge, dass die Gialli ernster genommen werden können. Haben sie das verdient? Das wäre verallgemeinert, Dallamanos Werk hat es aber auf jeden Fall.
Dank der deutschen Kinofassung bleiben dem Besitzer der achten Edgar-Wallace-Box einige Messer in der Vagina der Opfer erspart, es wird weniger ums Leben geplanscht und die Handlung wurde gestrafft. Wüsste man nicht um die Schnitte, sie würden nicht auffallen. Im Falle der kurzen Bilder der Opferverstümmelungen wirkt die Fantasie mehrfach so stark, wie das jedes offensichtliche Bild nur könnte. Damit will ich die deutsche Schnittfassung nicht zur besseren Version hochschreiben, denn natürlich sollte man immer die Version sehen wollen, die der Regisseur für den Zuschauer vorgesehen hat (höchstens er heißt George Lucas), aber das deutsche Pendant kann sich sehen lassen. Auffällige Stümper-Schnitte wie beim berühmt-berüchtigten "Django" konnte ich im ersten Durchgang nicht feststellen.
Die Sezierung des Mord-Moments in der Erinnerung des vermeitlich unschuldigen und unfreiwilligen Zeugens war bereits in Argentos "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" ein starkes, charakteristisches Stilelement des Giallos. Unter Einbeziehung des Zuschauers wird also nicht mehr auf der Straße geforscht, sondern in den Gehirnwindungen der Protagonisten.
Das Fiese an Dallamanos "Wallace" ist, dass er einen erst geil macht, um dann mit der Kamera als Messer in die Weichteile des Zuschauers zu stechen. Die Geilheit verpflichtet dazu, die folgenden Schmerzen zu ertragen. Technisch ist der Film eine Wucht voller eleganter Kamerafahrten, wertvollen Übergängen und dem Herzstück des Ganzen: Ennio Morricones Score.
Bin begeistert.
Gezappt
Zwischen "Armageddon" und "Spiel mir das Lied vom Tod". Krude Mischung, ich weiß, aber das macht schließlich den Reiz des Zappens aus. Den Weltraumschrott natürlich nicht am Stück ertragen, aber ich verstehe, warum Menschen den Film gut finden. Als laute Krachwumm-Ablenkung vom Alltag. Manchmal schreit das Filmherz einfach nach Bombast und Kamelle und mehr will Michael Bay auch nicht mit auf den Weg geben. Und bei Sergio Leone musste ich ständig lachen, weil ich ja bis vor einiger Zeit keinen seiner Filme komplett kannte... und heute: ach, how bizarr!
#190
Geschrieben 18. Mai 2005, 18:23
Regie: Riccardo Freda (1969)
Sehr, sehr schick! Wie sagt Pul immer: zu Wiederholungen verdammt!
Allein dafür grenzenlose Begeisterung, dass die Pre-Titelsequenz das erste Mal in der Geschichte der Edgar-Wallace-Filme narrativ auf kreative Weise benutzt wird.
P.S. Tarantinos "Nadeln des Feuers" gesehen und viel gelacht.
#191
Geschrieben 20. Mai 2005, 13:32
Regie: Jonathan Glazer (2000)
Mittwoch zum Einschlafen geguckt. Bin bis zu Don Logans Ankunft gekommen. An dem Film hängen so einige schöne Erinnerungen dran, aber als erstes muss ich immer an Nidals Power-Kritik im Hochsommer denken. Auch deshalb einer der wenigen früh geliebten Filme der neuen Zeitrechnung, die mit der Zeit dazu gewonnen haben.
Gedanken
Hat Tarantino die "Vampyros Lesbos"-Musik in "Jackie Brown" verwendet? Mir war so!
Dann steigt jetzt jeden Tag das STEADYCAM-Fieber. Cannes nährt sich dem Ende, die Überweisungsfrist ist abgelaufen, die Ausgabe sollte schon durch den Druck sein. Es kann sich eigentlich nur um Minuten handeln, bis River einen Thread im Kritiker-Board aufmacht und bekannt gibt, dass die Ausgabe offiziell ausgeliefert wird. Übrigens ist es in der zweiten Cannes-Hälfte auf cinebiz.de verdächtig ruhig um aktuelle Berichte aus dem Kino-Mekka geworden. Vielleicht liest da schon jemand lieber, als sich Filme anzuschauen.
Wie sieht's mit dem DVD-Wahn aus? Was mich derzeit am meisten stört, ist, dass ich immer noch nicht "La mala ordina" & "Live like a Cop, Die like a Man" im Haus habe, und dass es demnächst mit "Almost Human" wohl nicht besser laufen wird, wobei an amerikanische Ware doch wesentlich leichter ranzukommen ist. Habe mir für unglaublich wenig Geld die Anchor Bay Doppel-DVD zu "Suspiria" gekauft und zolle damit Travis Tagebuch Tribut. Gleiches gilt für Crusts Tagebuch und "My Neighbor Totoro". Diese geballte Atmosphäre hier ist deutlich ansteckender als früher.
Audiokommentar von Robert Rodriguez
und Quentin Tarantino zu "From Dusk Till Dawn"
Hatte dort schon Mal reingehört, war aber nie fertig geworden. Jetzt aber. Der Reiz besteht darin, herauszufinden, wie hoch der Redeanteil einer anderen Person bei einem Audiokommentar mit Tarantinoscher Beteiligung sein darf. Rodriguez beweist, dass er erstaunlich ausgeglichen ausfallen kann. Zwei Erkenntnisse werden mitgenommen: das Roger-Corman-Zitat zu Monsterfilmen und endlich ein paar Michael-Parks-Filme zu schauen.
Wer gewinnt die Goldene Palme?
Favoriten sind Haneke, Jarmusch und - man lese und staune - uns Wim Wenders. Müssten also alle leer ausgehen!
Cronenberg wäre mal wieder dran. Mein Außenseiter-Tipp geht deshalb auf "History of Violence", auch wegen dem stilvollen Schneuzer Viggo Mortensens.
#192
Geschrieben 24. Mai 2005, 12:28
Sicher
ADAM SANDLER
MICHAEL MADSEN
BO SVENSON
HARVEY KEITEL
JOHN TRAVOLTA
Kandidaten
ARNOLD SCHWARZENEGGER
BRUCE WILLIS
SYLVESTER STALLONE
Neu
TIM ROTH
EDDIE MURPHY
Eigene Vermutungen
CHRIS PENN
DENNIS HOPPER
CHRISTOPHER WALKEN
SAMUEL L. JACKSON
JAMES GANDOLFINI
VING RHAMES
GEORGE CLOONEY
TOM SAVINI
FRED WILLIAMSON
MICHAEL PARKS
JOHN SAXON
MICHAEL KEATON
CHRIS TUCKER
JIM BROWN
#193
Geschrieben 24. Mai 2005, 13:19
Regie: Blake Edwards (1959)
War so lange auf Lieblingsfilmkurs, bis mir der Sturm die Ernte verhagelt hat. Bild weg, Satelliten-Anlage doof. Läuft aber demnächst wieder. Ich liebe Filmfiguren, die mit gerissenen Mitteln alles besorgen können, was die restlichen Protagonisten so brauchen. Habe eine kleine Tony-Curtis-Phase. Deswegen "Sweet Smell of Success" ein zweites Mal angestellt. Ein richtiger Gewinner von Film.
Youth of the Beast
Regie: Seijun Suzuki (1963)
Und das hier ist bereits ein Lieblingsfilm. Bei Suzuki ist es einfach nur sehr schwer zu entscheiden, was man noch lieber mag. "Youth of the Beast" ist geschlossener und narrativer, was ich sehr schätze, aber trotzdem ist wohl "Tokyo Drifter" die wertvollere Filmerfahrung. Und "Branded to Kill" ist so abgedreht und einfach schön und anstrengend, dass ich ihn vielleicht sogar über "Tokyo Drifter" stellen müsste. Solche Probleme mache ich mir aber gerne.
American Roulette ("Machine Gun McCaine")
Regie: Guiliano Montaldo (1968)
Wie sagt man, ich habe ihn warmlaufen lassen. Immer nur einzelne Momente rausgepickt, weil ich mir den ersten richtigen Durchgang nicht versauen will. Wirkt aber sehr toll und unterwandert meine Erwartungen. Ich schielte ein wenig Richtung Poliziotti-Kracher aus Italien mit amerikanischen Darstellern. Aber Montaldo hat etwas viel Stilvolleres zu Stande gebracht. Nicht mit dem Schwerpunkt auf graphischer Gewalt, sondern Charakterzeichnung.
Kevin and Perry Go Large
Regie: Ed Bye (2000)
Mittlerweile eine meiner Lieblingskomödien aus dem Bereich "Sinnfrei". Den, im Doppelpack mit "Gasthaus Paradiso", kann ich zu jeder Zeit wiedersehen und mich wegpissen vor Lachen. So herrlich pubertär und gleichzeitig sich darüber lustig machend. Englische Ekelbomben des Humors, die extreme Geschmackssache sind, mich aber dazu verleiten, beide als "genial" zu titulieren.
#194
Geschrieben 25. Mai 2005, 22:34
Regie: DeepBlue (2005)
Mein herzliches Beileid an alle Star-Wars-Fans, weil sie das abfeiern müssen.
Die erste Hälfte habe ich mich über den zahlreichen unfreiwilligen Humor kaputtgelacht, bis ich zur Ordnung gerufen wurde. Dann gähnte ich mich durch die zweite Hälfte. Nicht einmal als Popcornfilm funktioniert das Spektakel, höchstens als amüsantes Puzzle. Damit zerstört Lucas aber auch den restlichen Teil der Magie seiner erste Trilogie (den anderen Teil versetzte er für die Special Edition), weil er die Geheimnisse und Spannungen für nichts und wieder nichts auflöst.
Es gibt diese kurzen Szenen, die an den Beginn von A NEW HOPE erinnern. Irgendwo im Inneren eines Raumschiffes, irgendwelche kalten Wände und ein paar Menschen. Einfach nur richtige Kulissen und richtige Schauspieler. Davon hätte der Film so unglaublich viel mehr vertragen.
Lebloses Etwas, das aufzeigt, wie sehr Lucas Talent unter dem Erfolg seiner ersten Trilogie gelitten hat.
P.S. Für jeden einzelnen Dialogsatz sollte Lucas eins mit dem Laserschwert übergezogen bekommen.
#195
Geschrieben 27. Mai 2005, 12:56
#196
Geschrieben 28. Mai 2005, 13:43
Regie: Hayao Miyazaki (1988)
Danach stellt sich die Frage, mit welchem Miyazaki ich weitermachen soll. Oder gleich besser auf "Howl's Moving Castle" warten? Wird bestimmt schwer, nach den kurzlebigsten und vergnüglichsten knapp 90 Minuten einer Filmerfahrung bestehen zu können.
Meine Lieblingsszene ist die, in der Totoro mit seinen Freunden die Pflanzensamen zum Sprießen bringt. Auch weil es eine an sich wundervolle Szene ist, aber hauptsächlich deshalb, weil dort Miyazakis Wurzeln so bewusst zum Vorschein kommen. Über Grimms Märchen geht es zu "Wo die wilden Kerle wohnen", zu "Marry Poppins", weiter bis zum ewigen Quell "Alice im Wunderland". Miyazaki nimmt sich visuelle Versatzstücke seiner Lieblingsgeschichten aus der Kindheit und kreiert einen eigenständigen, ganz tollen Film daraus. Seine Sensibilität hat viel von Astrid Lindgrens Umgang mit ihren Buchcharakteren. Jeder einzelne Figur wird mit so viel Liebe und Sorgfalt behandelt, dass man als Zuschauer gar nicht anders kann, als in diese Welt einzutauchen und ganz langsam nach dem Abspann wieder erholt zurückzufinden.
Trotzdem sind "Spirited Away" und vor allem "Prinzessin Mononoke" die ambitionierteren, vielschichtigeren Werke. "My Neighbor Totoro" zählt aber jetzt auch zu meinen Lieblingsfilmen.
Suspiria
Regie: Dario Argento (1977)
Zur britischen Anchor Bay Doppel-DVD:
Tolles Cover, schöne Extras durch die Postkarten, ansprechendes Booklet. Aber diese Doku? Grauenvoll!
#197
Geschrieben 29. Mai 2005, 11:17
Regie: Richard Fleischer (1985)
Mein Hauptgrund war weniger die Nostalgie als Morricones Score, der aber nichts retten kann. Man lese und staune: Die TVSpielfilm hat einen gelungenen Kommentar abgegeben. Sinngemäß "Macht vordergründig auf Feminismus, lässt aber bei der kleinsten Gefahr Schwarzenegger auftauchen, um Nielsen zu helfen". Das fasst "Red Sonja" treffend zusammen. Irgendwie ein Film für Kinder. Mit 12 wirkt er. Dabei ist er gut inszeniert, nur Figuren, Handlungen und Dialoge eben nicht. Fleischer weiß, welche Knöpfchen er drücken muss. Der Mann wird übrigens immer mehr zu einem meiner Geheimfavoriten unter den Regisseuren (THE VIKINGS, FANTASTIC VOYAGE, SOYLENT GREEN, THE DON IS DEAD, THE SPIKES GANG und MR. MAJESTYK). Der beste Moment folgt, nachdem zu Anfang die holden Jungfrauen in eine Art Brunnen geworfen werden. Die Wände schließen sich. Das Geschrei nimmt zu, bis nur noch eine massive Oberfläche zu sehen ist. Für einen Kinderfilm nicht schlecht.
Showgirls
Regie: Paul Verhoeven (1995)
Der teuerste Sexploitation aller Zeiten. Und ein sehr guter Film.
#198
Geschrieben 30. Mai 2005, 18:50
Bisher war es in den meisten Fällen mit der neu gekauften steadycam so, dass ich das Motiv des Titelbildes nicht kannte, auf der Leitung stand oder keine elementaren Emotionen damit verband.
Uma Thurman im Türrahmen ist für mich persönlich aber ein sehr symbolträchtiges Bild. Da schwingt viel mit. Und vor allem treffen sich darin zwei sich unterschiedlich voneinander entwickelt und mittlerweile sehr angenährt habende Leidenschaftsströme: „alte“ und „neue“ Filme. Kunstfilme und Exploitation. John Ford und Sergio Leone. Hembus und Keßler. Und natürlich "The Searchers" und "Kill Bill".
210 Seiten konzentrierte Beschäftigung mit meinem Brennstoff, nämlich Kino. Von Menschen, die ich schätze, verehre, manchmal sogar anbete. 210 Seiten im Zeichen meines Spezialbrennstoffes „Quentin Tarantino“. Blättere ich in der Ausgabe, kann der Schein entstehen, als ob das komplette Epos an meinem inneren Auge vorbeizieht. Die Pupillen kommen gar nicht nach, so viel gibt es zu erblicken. Da komme ich mir wie ein Kannibale des Auges (Schifferle so treffend Formulierung im Zusammenhang mit „Cannibal Holocaust“) vor. Alles sofort verschlingen wollend. Der tolle Effekt ist der, dass man es zeitlich gar nicht schafft, überall reinzulesen, egal ob im Zug oder Seminar, immer weiter kann man blättern. Beim ersten Streifzug ist es mehr ein Abwägen, welche Artikel Vorrang haben, auserwählt sind, unbedingt am Anfang verschlungen werden zu müssen. Und dann dabei das Gefühl, dass es Ruhe und noch mehr Zeit brauch, um allein einen Artikel richtig genießen zu können.
Schrader und sein Exorzist müssen aufgeschoben werden, aber die Bilder machen Lust, den Film zu besorgen. Dann die Berlinale. Auch die muss warten. Nur das Bild vom Melonen-Sex huscht über die Netzhaut. „2001 Maniacs“ können dann doch nicht überlesen werden. Mir kommt James Cagney in „Eins, Zwei, Drei“ in den Kopf. Nur auf seine Art und Weise knacke ich heute noch die 200ter-Seitenmarke. Aber es klappt nicht, weil die „Infernal Affairs“-Trilogie besprochen wird. Da muss reingelesen werden, um den Geschmack zu kontrollieren. Schließlich fand man den selbst eher nicht steadycam-tauglich, aber man ist ja lernbereit. Das Schöne ist, Alexandra Seitz, die Autorin, will den ersten „Infernal Affairs“-Teil gar nicht über Wert verkaufen. Puh, also weiter. Geistig wird noch notiert, dass Eric Sang (der Gangsterboss im Film) ein Kandidat für die Nebendarsteller-Kategorie ist.
Dann steht Leder an (übrigens lauter Artikel, wo ich hätte schwören können, die würde Hans Schifferle schreiben). Jedenfalls wieder mehr Bilder gucken und nur reinschnuppern, was zum Jack Cardiff Film („Girl on a Motorcycle“) geschrieben wird. Jaa, Kunst. Das Österreichische Filmmuseum kann übersprungen werden. Endlich zum Schwerpunkt kommen, schießt mir durch den Kopf.
Am Schwerpunkt angekommen heißt es einen Moment inne halten. Inne halten mit David und Uma vor der Chapel. Kurze Irritation über den bunten Blumenstrauß an der Seite. Fotomontage? Oder war der da im Film wirklich? Mensch, gerade Volume 2 habe ich doch unzählige Male genossen, unzähligere Male als Volume 1 und da fällt mir solch ein gigantischer Blumenstrauß nicht auf. Wäre ich zu Hause, würde ich jetzt die DVD einlegen.
Nicht Milan führt ein, sondern Claudius Seidl. So schöne Gedanken, dass ich den Artikel komplett lesen muss. „Dieser Film hat kein Bild von der Wirklichkeit zu bieten. Nur deren Kritik.“ Sehr, sehr toll! Dann „Der sanfte Plünderer“ – Querverweise und Inspirationsquellen. Mein Thema seit dem „Kill Bill“-Kinostart. Ich schmecke mehr rein. Stöbere durch die großgeschriebenen Titel und entscheide, ob ich lieber etwas zu Fulci oder Chang Cheh lesen will. Erster Glückshöhepunkt erfolgt durch ein Elle-Driver-Bild am unteren Seitenende. Dort wird auf UN FLIC hingewiesen. Gleiches stellte ich vor kurzem beim Bestaunen meiner Billig-DVD (so billig war die übrigens gar nicht) aus Großbritannien fest. Ehrenvollerweise sollte auch Frankenheimers „Black Sunday“ erwähnt werden, der laut Quentins eigenen Ausführungen, den Samen der Idee ausgemacht hat. Einmal Klugscheißern wollen bei diesem wundervollen Fließtext, in dem einen nur die Verweise so um die Ohren gehauen werden und es trotzdem struktuiert bleibt. Liest sich so gut, dass ich an Kniebes Blick auf „Lady Snowblood“ vorbeirase und fast ausflippen könnte, weil drei Doppelseiten von Bildsequenzen folgen. Dann die Steigerung der Begeisterung: die tollen Anmerkungen und die traumhafte Sammlung an Filmplakaten. Wird wiederum gesteigert und zwar durch die „Schatztruhe“. Konserven-Empfehlungen zum Selberentdecken der Tarantino-Zitate mit teilweise prima Empfehlungen, um seltene deutsche VHS-Fassungen zu finden.
Eastern-Experte Gaschler muss dem nachstehen. Sein Text über den Kampfmeister Yuen Wo-ping wird angelesen, dann abgebrochen. Peter Körtes Text über Tarantino als Heimatfilmer liest sich sehr interessant an, ist er schließlich mit Robert Fischer zusammen der Experte auf diesem Gebiet im Bertz+Fischer-Verlag, aber einfach keine Zeit. Die Augen gehen angesichts der inzwischen unzähligen Bilderstrecken über. Man weiß gar nicht mehr, ob man „nur“ gucken, oder auch gleich lesen soll. Kliers Vergleich von Tarantino mit Godard geht dann auch nicht mehr rein. Manno, gibt's da für die nächsten Durchgänge noch viel zu entdecken. „Der Thrill der Wiederkehr“ wird auch überblättert. Dann von Hans Gerhold wohl der Versuch Quentin mit Shakespeare abzugleichen. Wahrscheinlich ist der Inhalt ein anderer, aber beim Blättern hinterlässt das Zitat aus Henry IV. Eindruck.
Es folgt Jürgen Egger, eigentlich mehr Noodles Liebling, aber inzwischen schätze ich seine Texte nicht nur, sondern habe ihn als Sathyan-Ramesh-Nachfolger ausgerufen. Dem Egger-Text kann ich also nicht widerstehen und werde belohnt. Sehr witzig, sehr gemein und streitbar. Und natürlich sehr schmackhaft zu lesen. „Tarantino und die Musik“ hebe ich mir auf. Die Zitate-Sammlung lädt zum lauten Vorlesen ein, Im Seminar schwer, also lache ich mehr in mich hinein als ich den zum Schreien komischen Dialog zwischen Sheriff Earl McGraw und seinem Sohn Edgar genieße. Die „Sin City“-Abrechnung kann ich nicht überspringen, zu sehr reizt mich am Stil und den Gedanken herauszufinden, wer ihn geschrieben hat, weil die Kennung fehlt. Die Biographie-Texte zu Thurman und Carradine werden rigoros übersprungen.
Der vertraute Blick auf die Top 10 Listen von 2004. Egger setzt „Dawn of the Dead“ auf die Eins und „Shaun of the Dead“ auf die Zwei – grummel – wohl aber mehr, um ein Zeichen für Zombiefilme zu setzen. Bei den Momenten 2004 finde ich mich, wenn ich die Filme gesehen habe, extrem häufig wieder. Werde daran erinnert, warum ich damals den Kinobesuch von „Was nützt die Liebe in Gedanken“ filmisch doch nicht für ganz in die Hose gegangen in Erinnerung behielt. Stimmt, da gab es ja noch diesen starken Kurzfilm von Tom Tykwer. Eigentlich hat er ja Natalie Portman zurückgebracht und nicht „Closer“ oder „Garden State“. Eckard Vollmars Kritik zu „Million Dollar Baby“ lese ich skeptisch an. An dieser Stelle setzte der Mann schon einmal seine bisher schönste Kritik („Almost Famous“) an. Mit seiner neuen, so viel kann ich verraten, toppt er die alte Bestmarke nicht. Zum Abschluss die Oscars.
Bin bereit für den nächsten Durchgang!
#199
Geschrieben 02. Juni 2005, 13:23
Regie: Jack Hill (1974)
Watergate-Skandal in der Exploitation. Eine Journalistin geht als Cheerleaderin undercover, um an Material für einen Artikel zu kommen. Zur eigenen Überraschung deckt sie neben dem Paarungsverhalten geschlechtsreifer Footballspieler gleich noch einen Wettskandal auf, was die äußere Handlung des Films darstellt. Hill und seinen beiden Freunden, die übrigens zusammen alle weibliche Pseudonyme benutzt haben, ging es beim Drehbuchschreiben aber mehr um das Spielen mit den gängigen Schul-Klischees. Daraus entsteht eine Menge Spaß für den Zuschauer, der von Gangbang zur Blaxploitation und Verführung Minderjähriger auf der thin blue line geführt wird. Wie es Hill selbst im hörenswerten Audiokommentar betont, wird weniger gezeigt, als mehr die Fantasie angeregt, was ich sehr stimulierend fand. Mein Casting-Liebling ist little Marylin Rosanne Katon und zusätzlich große Wiedersehensfreude wegen einer jungen Coleen Camp ("Sie haben alle gelacht"). "The Swinging Cheerleaders" ist nicht "Switchblade Sisters" aber immer noch ein richtig gelungener Jack Hill Film.
...in der letzten Zeit...
Lieblingsbösewicht
Kirk Douglas als einäugiger Einar in Richard Fleischers "The Vikings". Hier platzt der alte Götze förmlich vor Spielfreude. Wie würde Tarantino sagen, er benutzt seinen Gegenspieler, in diesem Falle also Tony Curtis, um sich den Arsch abzuwischen. Ganz groß!
Lieblingsgag
Die Ei-Bestell-Szene aus "Guesthouse Paradiso". So schmerzhaft gelungen. So witzig, wie ein Bleistift im Anus schmerzhaft sein muss!
LieblingsDVDs
LIZARD IN A WOMAN'S SKIN
SYNDICATE SADISTS
#200
Geschrieben 02. Juni 2005, 15:40
Am 9. Juni hat MTV die Möglichkeit, sein sinkendes Unterhaltungsschiff "Movie Awards" wieder auf den richtigen Kurs zu bekommen. Der Totalausfall im letzten Jahr unter der nicht vorhandenen Leitung von Lindsay Lohan (Dieses Jahr glücklicherweise zu häufig nominiert, als dass sie auch noch "moderieren" dürfte) ist bereits vollständig verdrängt. Wobei ja Justin Timberlake und Stifler im Jahr davor nur ungleich besser waren, aber durch Jimmy Fallon als Host schwingen eben Erinnerungen an die ruhmreichen Jahre 2002 & 2001 mit. Das waren richtige Shows mit exzellenten Parodien und großen Entertainern. Ein bisschen nostalgische Spannung verspricht zusätzlich die Wiederzusammenführung des "Breakfast Club". Laut Pressemeldungen im gesamten Netz ziert sich allein Emilio Estevez, seine Fresse für den damaligen Durchbruch in die Kamera zu halten. Wahrscheinlich weil er sich fragt: Durchbruch? Wie sah der aus? "Mighty Ducks 3" drehen zu müssen?
Jedenfalls machen die Nominierten und die Kategorien im Vorfeld insoweit Spaß, dass ich mich kurz mit ihnen beschäftigen will:
Best Movie
"Kill Bill Vol. 2"
"Napoleon Dynamite"
"Spider-Man 2"
"Ray"
"The Incredibles"
Hat bei den MTV Movie Awards noch nie interessiert. Im Zweifelsfall ist es so wie bei den Echos. Das Produkt mit den meisten Konsumenten gewinnt auch. Auffällig ist, dass MTV seit "Pulp Fiction", also etwas verspätet, Tarantino immer "ehrt". Dann jeweils einen Publikumsliebling, einen Oscarfavoriten und einen Teenie-Hit.
Best Male Performance
Jamie Foxx - "Ray"
Will Smith - "Hitch"
Brad Pitt - "Troy"
Matt Damon - "The Bourne Supremacy"
Leonardo DiCaprio - "The Aviator"
Könnte nur interessieren, wenn Pitt gewinnen sollte. Wird aber wohl eine Wiederholung aller Preise davor. Will Smith hätte unterhaltsam werden können, wobei der auch nicht gerade jünger wird. Ernste Schauspieler-Kategorien gelten, wenn nicht gerade Jim Carrey gewählt wird, als langweilig oder Möglichkeit Möchtegern-Jungstars aus TV-Serien abzufeiern.
Best Female Performance
Uma Thurman - "Kill Bill Vol. 2"
Lindsay Lohan - "Mean Girls"
Hilary Swank - "Million Dollar Baby"
Rachel McAdams - "The Notebook"
Natalie Portman - "Garden State"
THE NOTEBOOK fände ich witzig, weil das ein verdammt übler Film ist, aber wird Lohan werden. Wie gesagt, nicht Moderatorin bedeutet sie ist Preisträgerin.
Best Comedic Performance
Antonio Banderas - "Shrek 2"
Dustin Hoffman - "Meet the Fockers"
Will Ferrell - "Anchorman: The Legend of Ron Burgundy"
Ben Stiller - "Dodgeball: A True Underdog Story"
Will Smith - "Hitch"
Schon spannender. Banderas wurde ja vor kurzem vorzüglich von Pavlovic gedisst. Ich würde sagen, Kampf zwischen Ferrell und Stiller. Ich persönlich würde Stiller den Preis geben, obwohl er schon genügend dort bekommen hat, aber seine Kreation in DODGEBALL ist einfach das Highlight und auszeichnungswürdig. Ferrell könnte man in ANCHORMAN einzig für die Poo-Szene beachten. Der Mann hat Besseres in OLD SCHOOL geleistet.
Best On-Screen Team
Lindsay Lohan, Rachel McAdams, Lacey Chabert and Amanda Seyfried - "Mean Girls"
Craig T. Nelson, Holly Hunter, Spencer Fox and Sarah Vowell - "The Incredibles"
Will Ferrell, Paul Rudd, Steve Carell and David Koechner - "Anchorman: The Legend of Ron Burgundy"
Vince Vaughn, Christine Taylor, Justin Long, Alan Tudyk, Stephen Root, Joel David Moore and Chris Williams - "Dodgeball: A True Underdog Story"
John Cho and Kal Penn - "Harold and Kumar Go to White Castle"
Könnte mir die Langweiler-Auszeichnung für THE INCREDIBLES vorstellen. Wenn ihr mich fragt: Ganz klar HAROLD AND KUMAR. Der Geheimtipp. Außerdem würden sich die Darsteller wirklich drüber freuen. Vince Vaughn geht natürlich auch immer.
Best Villain
Tom Cruise - "Collateral"
Ben Stiller - "Dodgeball: A True Underdog Story"
Rachel McAdams - "Mean Girls"
Jim Carrey - "Lemony Snicket's A Series of Unfortunate Events"
Alfred Molina - "Spider-Man 2"
Normalerweise immer eine Brüller-Kategorie. Diesmal lassen mich die Nominierten kalt. Carrey wird wahrscheinlich nicht einmal anwesend sein. Läuft da "War of the Worlds" schon? Ansonsten könnte ebenfalls Cruise fehlen.
Breakthrough Performance Female
Rachel McAdams - "Mean Girls"
Ashanti - "Coach Carter"
Elisha Cuthbert - "The Girl Next Door"
Bryce Dallas Howard - "The Village"
Emmy Rossum - "The Day After Tomorrow"
Ganz klar Brye Dalles Howard. War richtig schockiert, als die plötzlich in Cannes bei Lars von Trier aufgetaucht ist. Komisch, habe sie nach THE VILLAGE, wie eigentlich jeder Zuschauer, ein klein bisschen geliebt. Aber mich dafür interessiert, welchen Film sie als nächstes macht, habe ich nicht.
Best Action Sequence Destruction of Los Angeles - "The Day After Tomorrow"
The Subway Battle - "Spider-Man 2"
Beverly Hills Plane Crash - "The Aviator"
The Moscow Car Chase - "The Bourne Supremacy"
The Desert Terrorist Assault - "Team America: World Police"
Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn TEAM AMERICA nicht gewinnen sollte.
Best Fight The Battle of the News Teams - "Anchorman: The Legend of Ron Burgundy"
Daryl Hannah vs. Uma Thurman - "Kill Bill Vol. 2"
Brad Pitt vs. Eric Bana - "Troy"
Ziyi Zhang vs. The Emperor's Guards - "House of Flying Daggers"
Eindeutig ohne Diskussion der Kampf der Nachrichtenteams mit tollen Gastauftritten.
Best Kiss
Rachel McAdams and Ryan Gosling - "The Notebook"
Natalie Portman and Zach Braff - "Garden State"
Gwyneth Paltrow and Jude Law - "Sky Captain and the World of Tomorrow"
Jennifer Garner and Natassia Malthe - "Elektra"
Elisha Cuthbert and Emile Hirsch - "The Girl Next Door"
NOTEBOOK darf unter keinerlei Umständen gewinnen!
Best Musical Performance
Jennifer Garner and Mark Ruffalo (Thriller Dance) - "13 Going On 30"
Will Ferrell, Paul Rudd, Steve Carell and David Koechner - (Afternoon Delight) - "Anchorman: The Legend of Ron Burgundy"
John Cho and Kal Penn (Hold On) - "Harold & Kumar Go to White Castle"
Jon Heder (Election Dance) - "Napoleon Dynamite"
HAROLD AND KUMAR natürlich für ihre TOMMY BOY Hommage.
Best Frightened Performance
Cary Elwes - "Saw"
Sarah Michelle Gellar - "The Grudge"
Jennifer Tilly - "Seed of Chucky"
Mya - "Cursed"
Dakota Fanning - "Hide and Seek"
Drücke SAW die Daumen. Jedenfalls orginellste neue Kategorie, die nächstes Jahr wieder in der Versenkung verschwinden wird.
Best Video Game Based On A Movie
"Spider-Man 2"
"Van Helsing"
"Chronicles of Riddick: Escape From Butcher Bay"
"Harry Potter and the Prisoner of Azkaban"
"The Incredibles"
Was für ein Scheiß!
Ally McBeal
Hatte mir geschworen, in die jetzt laufenden Wiederholungen nicht reinzusehen, weil ich mir meine Erinnerung nicht versauen wollte. Sehe dann gerade beim Zappen das Ende der Episode, in der Kinnlappen keine unbedeutende Rolle spielen und Ally mit Georgia kickboxt. Das Wichtige ist aber die Szene, in der Ally das erste Mal, von der Therapeutin angestachelt, ihre Hymne auf der Straße ausprobiert. "I know something about love" plus Calista Flockharts grandiose Mimik plus sympathisch wippende Statisten, die mit ihr über die Straße schweben, ergeben einen perfekten filmischen Moment. Gänsehaut. Schön zu wissen, dass wenigstens diese Szene noch richtig funktioniert.
#201
Geschrieben 02. Juni 2005, 17:40
Sorry, dass ich mich heute ein letztes Mal nach oben schiebe. Wirklich keine Profilierungssucht, sondern einfacherweise Vergesslichkeit. Aber durch Assoziationen mit "Eiskalte Typen auf heißen Öfen" gerade wieder auf den geheimnisvollen Filmclub BUIO OMEGA gekommen. Für den würde ich gerne, wenn er es denn braucht, ein bisschen Werbung machen:
Am 18.06. läuft bei denen nämlich in Gelsenkirchen einer meiner - inzwischen - absoluten Lieblingsfilmen. Menno, dachte ich doch, dass nur Tarantino und ich den lieben würden!
Wer in der Gegend wohnt, diesmal unbedingt hingehen. Ich verspreche ganz großes Kino!
#202
Geschrieben 03. Juni 2005, 19:27
Regie: Lucio Fulci (1979)
Ein Meisterwerk!
DVD-Planungen
Nachdem heute die Versandtbestätigungen von "La mala ordina" & "Uomini si nasce poliziotti si muore" angekommen sind, bin ich erstmal rundum glücklich. Aus Erfahrung weiß ich, dass dieses Gefühl höchstens ein bis zwei Wochen hält und dann beginnt das Spiel von vorne. Da kann man schon mal in die Zukunft planen.
+GHIBLI STUDIOS
Am liebsten alle auf einmal, abgesehen von denen, die ich schon habe. Tröpfchenweise über das Jahr verteilt werden wohl alle ein neues zu Hause finden. Außerdem kommt im Juli der neue Miyazaki "Howl's Moving Castle".
+SEIJUN SUZUKI
Von dem natürlich auch am liebsten alles, aber Criterions sind eine andere Preisklasse. "Gate of Flesh" und "Story of a Prostitute" sind Pflicht.
+DAWN OF THE DEAD: ULTIMATE EDITION
Hier keine Frage des Zeitpunktes, sondern des Preises. Hätte ich doch am Anfang mal zugeschlagen. Inzwischen ist es nicht mehr ganz so einfach, ein nettes Angebot zu erhaschen.
+SAMUEL FULLER
"Shock Corridor" und "Naked Kiss" sind ewig gewünschte Scheiben. Ist eine Frage der richtigen Stimmung.
+SEINFELD 4
Preis der Box auf 32 € gefallen, aber das Gefühl, die geht weiter runter. Und solch ein Gefühl will ich gerne bis zum Ende ausspielen. Umso mehr würde ich mich ärgern, wenn das bereits das Ende des Preisverfalles wäre.
+THE BIG RED ONE
Da ich die VHS im Schrank stehen habe, ist das auch eine Frage des Preisverfalles. Ich glaube, sie kommt in Deutschland mit 18 € in den Markt. Bin gespannt, wann ich dann einsteigen werde.
Ansonsten das Übliche: Aldo Lado; mehr Lucio Fulci (Four of the Apocalypse; Don't Torture a Duckling); Female Convict Scorpion; Die Milian-Box (Der Berserker; Die Viper); Mario Bava; Witchfinder General; New World Pictures und alles, was DVD DRIVE-IN empfiehlt.
#203
Geschrieben 04. Juni 2005, 13:39
Regie: Zach Braff (2004)
Hätte man vorher nichts von dem Film gehört oder gelesen, man könnte ihn mögen. Man könnte ihn sogar sehr mögen. Und wenn man, wie so häufig im Leben, eine emotionale Leere spürt, könnte man ihn vielleicht sogar lieben. Für einen kurzen Moment. Und diesen Moment würden man dann versuchen, so lange wie möglich auszukosten.
Aber als jemand, der "Garden State" nur noch mit dem wohl verdienten Titel "Der Gehypte 2005" in Zimmer Zwei seines Gedankenpalastes führte, also konsequent darauf vorbereitet wurde, das Ding zu hassen und es zu kritisieren, der mag sehr zwiespältige Gefühle nach dem ersten Ansehen haben.
Unabhängig von allem muss ich erstmal ähnlich wie bei "Lost in Translation" festhalten, dass der Soundtrack unantastbar, verehrungswürdig und mp3-player-tauglich ist. Ist immer die Frage, wieviel Anteil die Musikauswahl des Regisseurs auf die Wirkung des Zuschauers hat. Ich denke, diese Wirkung kann gar nicht überschätzt werden.
Zurück zum Hassen und dem Beginn von "Garden State". Es ist einfach, loszuhassen. Weil Braffs persönliches Drehbuch als eine wenig originelle Mischung aus "Moonlight Mile" und "Grosse Pointe Black" daherkommt. Der Scrubs-Arzt wandelt somnambul, in Watte gepackt, durch die Szenen. Drumherum allerlei skurrile Einfälle. Ein Kuriositätenkabinett als Tarntapete für das Handlungskonstrukt. Aber dann passiert etwas, mit dem ich nicht gerechnet habe: ich lache. Genaugenommen ab dem Moment als der Ritter-Bruder seinen klingonischen Spruch aufsagt. Kurz darauf taucht auch Natalie Portman auf. Und der Film funktioniert. Er bleibt gewöhnlich und gewollt skurril, aber er macht richtig Spaß.
Die Schauspieler. Braff war in seiner TV-Serien-Comic-Figur bereits an den Grenzen. Als ernstzunehmend tragische Figur bemitleide ich ihn eher und muss an Gibsons "Braveheart" denken und an Gudruns Mini-Kritik auf kino.de. Die erste offizielle Meinung, die ich damals zum Film las. Wie geschickt sie damals schon das ausdrückte, was Don heute laut ins Forum posaunt, ist bemerkenswert. Natalie Portman ist Natalie Portman. Keine hautnahe Leistung, gerne habe ich sie trotzdem gesehen. Sarsgaard ist der heimliche Star des Ensembles, erinnert dabei stärker an Facetten von "Boys Don't Cry".
Hannibal hat mich vor kurzem auf kino.de gefragt, ob "Garden State" das Problem wäre, warum die Luft raus ist. Direkt dachte ich, nein, das ist es nicht. Aber eigentlich manifestiert sich alles, was ich an kino.de nicht mehr schätze, in diesem Film. Die Diskussionskultur, das Hypen, die User, die austauschbare Meinung und die fehlenden Kanten. Das ist bestimmt nicht schlecht, was auf kino.de abgeht, aber inzwischen hat man doch ein paar Filme (oder Jahre) gesehen, um die Situation richtig einschätzen zu können. Ich kenne das, ich hatte das und mochte das auch mal, aber warum um Gottes Willen sollte ich deswegen ausflippen?
P.S. Die deutsche Synchronisation ist wirklich misslungen!
Kino.ED 2005
CLOSER
THE LIFE AQUATIC
MILLION DOLLAR BABY
THE AVIATOR
OLD MEN IN NEW CARS
GARDEN STATE
NIGHT WATCH
SAW
HITCH - DER DATEDOKTOR
STAR WARS: EPISODE 3
#204
Geschrieben 05. Juni 2005, 16:38
THE GOOD THE BAD AND THE UGLY
DAS HAUS AN DER FRIEDHOFSMAUER
DER MANN MIT DEN ZWEI GEHIRNEN
RUDI BENIMM DICH
Erkenntnisse: Fulci ist toll, DeRossi fast besser. "Spiel mir das Lied vom Tod" ist mein persönlicher Leone-Liebling, bis ich anfange, "Es war einmal in Amerika" exzessiv zu schauen. Ich kann noch vorzüglich über Steve Martin lachen. Und gegen schlechte Laune hilft Rudi Carrell.
Sympathisches Fundstück der Woche:
Zitat
Braff: Ich weiß nicht, ob es unbedingt schwieriger ist als früher. Aber ich glaube, wir haben heute mehr Zeit denn je, um darüber nachzudenken. In den USA fand die Phase, in der man mit dem College fertig wurde, eine Familie gründete und dann auch gleich versorgen musste, in der Regel mit Mitte 20 statt. Heute hat sich das fast zehn Jahre nach hinten verschoben. Es gibt also plötzlich ein ganzes Jahrzehnt mehr, in dem man Zeit hat, alles in Frage zu stellen. Wer bist du? Wer möchtest du werden? Natürlich haben sich auch andere Generationen diese Fragen gestellt, aber sie mussten die Antworten schneller finden. Zweifellos hat dadurch auch die Melancholie und die Depression zugenommen. Und genau darum geht es ja auch in meinem Film[Garden State].
#205
Geschrieben 07. Juni 2005, 01:48
Regie: Robert Rodriguez, Frank Miller & Quentin Tarantino (2005)
Mickey Rourke ist Marv. Ein Hitman. Wobei nicht irgendein Hitman, sondern der härteste, den die Filmgeschichte bisher gesehen hat. Ein Gebirge von Gesicht, als ob Frank Miller Bronsons gegärbten Lederpanzer aus "Spiel mir das Lied vom Tod" mit Gary Coopers "Man of the West"-Gesicht, das Godard in die Welt der Mineralien beschrieb, verknüpft hätte. Marv wäre bestimmt ein toller Kumpel für Hellboy. Jedenfalls verknallt sich diese coole Rampensau in den Engelsgeruch einer Nutte. Er fickt sie. Am nächsten Morgen ist sie tot. Also macht sich Marv auf, ihren Killer zu finden.
Das ist eine von drei - unheimlich lose und eigentlich nur durch exzessive Gewalt miteinander verbundenen - Geschichten, die Rodriguez aus der Comic-Schatztruhe von Miller hervorzaubern und unter die Kamera halten durfte. Dabei gibt es keine Verwandlung vom Gezeichneten zum Gefilmten, sondern eine Kopie des Originals, einzig durch die rauhen Stimmen der Hollywoodstars angereichert. Es scheint so, als ob Rodriguez immer dann in den Bildern triumphiert, wenn er eine reine Eins-zu-Eins-Kopie hinbekommt. Deswegen wirkt die gesamte Vision künstlich und leer, schmeckt - wenn überhaupt - nach Metall und grüner Farbe, obwohl beinahe (!) alles in Schwarz-Weiß leuchtet. Eine Verbeugung vor dem Film noir? Wäre es gerne, darf es auch sein. Aber genauso, wie schlecht und inflationär der Off-Kommentar als verweisendes Stilmittel auf die Schwarze Serie eingesetzt wird, passt es einfach nicht ganz. Wozu die willkürliche Farbsetzung? Warum müssen die Augen des Gilmore-Girls blau leuchten? Warum ist Blut mal rot, mal weiß? Warum sind einige Autos bunt? Alles ein bisschen so, als ob die Gesetze des Film noirs nicht richtig verstanden worden wären. Oder als ob jemand einen Tick schlauer sein möchte, dabei aber die Atmosphäre im großen Stil einreißt. Einzig und allein beim Yellow Bastard, einem perversen Vergewaltiger in der Geschichte mit Bruce Willis, funktioniert die Farbe effektiv, weil irritierend und emotional verstärkend.
Marv, unser Steinbeißer vom Anfang meines kleinen Textes, schafft es übrigens nach einer unglaublichen Tortur durch Schläge, Schüsse und aufgerissene Wunden, den Mord an seinem Engel aufzuklären bzw. die Killer hinzurichten. Mickey Rourkes Figur des Marvs ist die perfekte Metapher für mein emotionales Innenleben beim Sehen von "Sin City". Eigentlich müssten mich die ganzen Tritte, die Hammerschläge und teller-große Fleischwunden umgebracht haben. Ich hätte ausflippen müssen, weil Film noir mit Titten, Ärschen, ultra-coolen Schauspielern (Clive Owen; Benicio del Toro; Bruce Willis), übertriebener Gewalt und bunten Farbklecksen gemixt wird. Aber ich überlebe das Ganze fast ohne jegliche Gefühlsregung. Wie eben auch Marv am Ende Schauspiel-Gott Rutger Hauer die Lichter ausbläst - ohne mit der Wimper zu zucken.
#206
Geschrieben 09. Juni 2005, 14:17
Regie: Roger Corman (1964)
Drei Jahre vor Aldrichs "Dirty Dozen" schickte Roger Corman höchstpersönlich einen Trupp Schwerverbrecher nach Europa, um den Nazis den Popo aufzureißen. Stewart Granger als Major Mace leitet das Himmelfahrtskommando und erinnert dabei an James Stewart in seinen schwierigsten und dunkelsten Rollen. Raf Vallone, Star unzähliger italienischer Filme der 50er und 60er, kristallisiert sich als Wortführer heraus. Vallone, den ich Anfang des Jahres bereits in "Kiss the Girls and Make Them Die" sehr schätzen gelernt habe, ist so anbetungswürdig wie charismatisch. Oben drauf gibt's Henry "Il boss" Silva als coolen Schweiger und Mickey Rooney als irischen Experten für Bomben und alkoholische Erfrischungen.
Der Haufen macht sich auf nach Jugoslawien, um einen italienischen General zu befreien, den die Nazis gefangen halten. Dieser soll das Blatt für die Allierten am Stiefel wenden, indem er putscht. Dazwischen liegen aber so einige unüberwindbare Prüfungen, die es ersteinmal zu bestehen gilt. Dabei entpuppt sich Cormans Film als eine Art Best-Of der Men-on-a-Mission-Filme. Alles dabei, was zählt: Das obligatorische Treffen der Auserwählten, die Schiffsüberfahrt (Toller Hakenwurf!), Frauen (die alles nur komplizierter machen - wie eben im Leben), Masterpläne, Alternativpläne, Tunnelarbeiten, Folterungen und das große Schlussgemetzel. Wahnsinnig, wie AIP das Budget damals gestämmt hat. Der Film sieht um ein Vielfaches teurer aus, als er eigentlich sein kann.
Roger Corman ist zu diesem Zeitpunkt schon ein Meister der Effektivität. Es gibt kein überflüssiges Gramm Fett Nebenhandlung. Und doch wird jede einzelne Figur perfekt charakterisiert und wächst ans Herz. Allein die Einführung der Protagonisten durch das nebensächliche Verweisen auf die Handschellen ist brilliant, weil man sofort weiß, woran man als Zuschauer ist. Die Emotionalität erreicht unerwartet viel Tiefe als Silva einen schlimmen Fehler macht, der ihm das Leben rettet, aber das eines anderen kostet. Ein Tritt in die Magengegend, der große Risse in die so kühl erscheinende Figur von Silva reißt. Ab diesem Zeitpunkt weiß man einfach, dass das einer der Filme ist, die einen dazu inspirieren, etwas Ähnliches drehen zu wollen. Das Schöne an "The Secret Invasion" ist, dass im weiteren Verlauf die Intensität gehalten und durch kreative Einfälle erweitert wird. Das Ende dann ist unfassbar. Man muss zurückspulen, um es zu glauben. Was für ein teuflisch gutes Stück Film. Was für eine Hölle von Film!
Fertiggesehen
MACHINE GUN McCAINE
#207
Geschrieben 10. Juni 2005, 14:38
Koch Media wird voraussichtlich im August den lange herbei gesehnten Versuch wagen, Massimo Dallamanos "Der Tod trägt schwarzes Leder" als deutsche DVD zu veröffentlichen. Viel Glück und Erfolg kann man da nur wünschen. Und vergesst nicht "Brutale Stadt" in der Uncut-Fassung!
Lang erwartete DVDs eingetroffen
Ich rufe, Italien antwortet. Nach nur einer Woche Wartezeit sind heute eingetroffen: LA MALA ORDINA und SHOOT LIKE A COP, DIE LIKE A MAN.
Howl's Moving Castle
Regie Hayao Miyazaki (2004)
Der zweite Testkandidat. Leider auch nicht der ganz große Wurf. Aber ein Miyazaki bleibt ein Miyazaki.
#208
Geschrieben 11. Juni 2005, 19:49
Regie: Fernando Di Leo (1972)
Was für ein blendendes Weiß, das die Raro DVDs ausstrahlen. Optisch schlicht perfekt. Keinen überflüssigen Schuber, sondern einfach ein cooles Cover-Design, das ich mir auch gerne als Poster an die Wand hängen würde.
Was gibt es zu kritisieren? Während des Films können die Tonspuren nicht geändert werden. Zurück im Menü geht es, aber dann läuft der Film von vorne los. Eine Kleinigkeit. Schwerwiegender ist die fehlende Untertitelung der Doku, in der, wenn ich das richtig gesehen habe, Fernando Di Leo persönlich spricht. Irgendwie versuche ich mit den letzten Fünkchen Latein, den ein oder anderen Satz zu entschlüsseln, aber vergeblich.
Ansonsten eine traumhafte Veröffentlichung. Und zwei Anmerkungen zum Film: Ich hasse schlecht gemachte amerikanische Dub-Versionen italienischer Filme. Das Tolle an "La mala ordina" ist, dass erstens die beiden Killer Henry Silva und Woody Strode in ihrer Muttersprache sprechen dürfen, und dass zweitens Mario Adorf ein ausgezeichnetes Englisch spricht, so dass seine Originalstimme vernommen werden kann. Und dann natürlich die Verwunderung darüber, warum dieser Film für Deutschland auf einen Haufen Scheiße zusammengeschnippelt wurde? Ok, es gibt die zwei "Autounfälle", aber darüber hinaus würde ich den Film mit einem sicheren Gefühl ab 16 Jahren freigeben können.
Wie immer bei Di Leo lasse ich erstmal nachwirken, bis ich mich ernsthaft zum Film äußern will. Spüre aber das gleiche spröde Feuer, dass mich bereits bei MILANO KALIBER 9 und IL BOSS gefasst hatte. Und vielleicht dann doch noch die Heraushebung der unglaublichen Ampel-Szene mit anschließender Autoverfolgungsjagd. Locker das Potential zum Lieblingsfilm.
#209
Geschrieben 11. Juni 2005, 21:08
- komme mir fast zu alt für diesen Scheiß vor! Nee, doch nicht! -
CLOSER
THE LIFE AQUATIC
HOWL'S MOVING CASTLE
MILLION DOLLAR BABY
THE AVIATOR
GARDEN STATE
NIGHT WATCH
SAW
OLD MEN IN NEW CARS
SIN CITY
HITCH - DER DATE-DOKTOR
STAR WARS: EPISODE 3
Coming Soon
Melinda and Melinda
Land of the Dead
Deuce Bigolow: European Gigolo
Broken Flowers
A History of Violence
Elizabethtown
In Her Shoes
The Weather Man
#210
Geschrieben 12. Juni 2005, 21:21
1. Sideways
2. Closer
3. Howl's Moving Castle
4. The Life Aquatic
5. Million Dollar Baby
6. The Aviator
7. Garden State
8. Saw
9. Night Watch
10. Old Men in New Cars
Runners-Up
Sin City
Hitch - Der Date-Doktor
Star Wars: Episode 3
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