Warte, bis es dunkel ist
#331
Geschrieben 14. Juni 2006, 13:48
(Abgesehen von Brasilien und Italien überall versucht, dabei zu sein, wobei das am Sonntag auf RTL doch schwerer als gedacht war.)
TOP
Trinidad & Tobago
Monica Lierhaus
Jürgen Klopp
Trash-Talk mit Waldi und Harry
Phillip Lahm
Guus Hiddink + Australien
FLOP
Patriotismus-Berichterstattung
RTL
"Eröffnungsfeier"
Favoriten, die 1:0 gewinnen
Kuttner
WM-Muffel
Verletzung Kollers
Rentner-Talk mit Netzer und Delling
#332
Geschrieben 17. Juni 2006, 12:48
(Nach dem Gruppenspiel Elfenbeinküste-Niederlande)
Die Gruppenphase entwickelt sich dank sattelfester Favoriten zu einer Schnarchnummer. Egal, ob sie knapp oder deutlich gewinnen, es macht keinen Spaß. In jedem Spiel für den Außenseiter zu sein und am Ende festzustellen, dass sie gut gekämpft und doch alles verloren haben, ist reizlos. Meine Hoffnungen liegen noch auf Australien. Ansonsten wird es erst wieder ab dem Achtelfinale spannend. Das bedeutet mehr Zeit für Filme. Bereits einige österreichische Filme aus Schifferles Artikel gesichtet, trotzdem bleibt eine - genau Elektro - Liste:
Austria Most Wanted
MICHAEL GLAWOGGER - Working Man's Death, Slumming.
ANTONIN SVOBODA - Spiele Leben.
VALENTIN HITZ - Kaltfront.
MICHAEL STURMINGER - Hurensohn.
HELMUT KÖPPING - Kotsch.
GUSTAV DEUTSCH - Welt Spiegel Kino.
DIETMAR BREHM - Schwarzer Garten.
RUTH MADER - Struggle.
EVA URTHALER - Keller-Teenage Wasteland.
#333
Geschrieben 02. Juli 2006, 12:43
(USA 1973 - John Flynn)
Zum ersten Mal in meinem Leben als Filmfan im vollen Bewusstsein einen Film aufgenommen, der bereits fünfzig Minuten lief. Warum sollte man das tun, lautet die Frage. Wo ist da die Logik, würde der Frosch fragen. Das kommt davon, wenn man alten Traditionen nicht folgt und die letzten Wochen das TV-Programm nicht intensiv genug nach Perlen durchfischt. Durch Zufall gestern Abend auf den WDR gezappt. Noch ganz berauscht vom Nervenkrieg Brasilien-Frankreich. Plötzlich festgestellt, dass ich meinen Augen nicht trauen kann: Robert Duvall, Joe Don Baker und Robert Ryan in einer Szene? Dann würde der Film doch in meinem Aufnahmeplan stehen, oder? Pustekuchen. Dann der Blick in den Informationstext des Senders. REVOLTE IN DER UNTERWELT? Ist der nicht von Siodmak oder Siegel? Halt! Die bringen doch nicht etwa den John Flynn Film? Und noch schlimmer, warum weiß ich nichts davon? Dann blitzschnell gecheckt, ob vielleicht demnächst eine Wiederholung ansteht. Niete. Dann ein Band geschnappt, in den Rekorder geschoben und auf Rec gedrückt. im Kopf kurz durchgespielt, ob der WDR wegen irgendeinem dummen Tour-Special oder Fußball mit der Ausstrahlung später als angegeben begonnen haben könnte. Auch diese Hoffnung zerschlug sich am Ende um 0Uhr10.
Aber ich habe die zweiten fünfzig Minuten, die ich mir heute gegeben habe. Und dabei tat jede Szene mehr weh, weil mir immer bewusster wurde, was für einen verdammt guter ersten Teil ist da verpasst habe. Ein lakonischer Gangsterfilm, der so ein bisschen als Fortsetzung des John Boorman Films POINT BLANK funktioniert, gleichzeitig total eigenständig ist und doch qualitativ in einer Liga mithalten kann. Bin traurig. Und ein bisschen glücklich, dass ich wenigstens ein paar große Momente zwischen Duvall und Baker erhaschen durfte.
#334
Geschrieben 05. Juli 2006, 20:32
(aktuell)
3rd Rock from the Sun
KabelEins und Koch Media wird's freuen. Auf RTL früher relativ regelmäßig geschaut. Jetzt ab und an in der Wiederholungsschleife erwischt. Unheimlich erfrischende Sitcom aufgrund des kreativen Konzepts. Und vor allem verdammt stark mit John Lithgow, Joseph Gordon-Levitt und den beiden anderen Familienmitgliedern (die Blondine und der Kerl mit den zusammen gekniffenen Augen) besetzt.
According To Jim
RTL2s Versuch, ähnlich wie schon mit "King of Queens", eine US-Sitcom durch Dauerbeschallung im Vorabendprogramm zu etablieren. Könnte funktionieren. Liebenswürdige Kombination der Protagonisten. Belushi ist nicht, wie ich anfangs dachte, viel zu alt dafür, sondern irgendwie genau richtig. Und die gestrenge Blondine aus "Ally McBeal" spielt sehr interessant Belushis Ehefrau.
Alias
Stuck in the middle with you ... Erste Staffel auf deutschen DVDs - ein Krampf. Bei Abrams Nachfolgeprojekt "Lost" hat es nach einem drei-viertel Jahr Verweigerung schneller gezündet. Ich hoffe noch auf die Tarantino-Doppelfolge.
American Dad
Verpasse ich viel zu häufig. Aber macht gerade Spaß, wenn man sie mehr zufällig sieht. Vor kurzem extrem abartige und witzige Episoden mit Saugmaschinen und Sex en masse bestaunt. Der größte Brüller war der "Audiokommentar" des DDR-Goldfisches.
CSI
Nach einem halben Jahrhundert finde auch ich zu der Serie. Die Renaissance der erfolgreichen US-Serien im deutschen Fernsehprogramm. Habe jetzt zwei Mittwochs-Folgen genossen: einmal Kuscheltier-Partys und einmal Grissom in "Sleepy Hollow". Vielleicht die Episoden besonders gemocht, weil ich William L. Petersens Rolle des geekigen Ermittlers als so sympathisch empfand.
House, MD
Die WM hat ihn erst einmal verdrängt, aber weil Critic vor kurzem so schön schwärmte, den Entschluss gefasst, bei Gelegenheit den Anschluss wieder herzustellen. (Bisher "nur" zwei Episoden komplett gesehen. Oder vielleicht drei? Es fühlt sich auf jeden Fall höchstens wie zwei an.)
Nip/Tuck
Auf Premiere. In ganz unregelmäßigen Abständen. Einmal zwei Folgen mit Anne Heche im Zeugenschutzprogramm und dann nach einiger Zeit noch mal die Episode, in der Julian McMahon zuerst eine Patientin aufs Übelste runtermacht, um sie anschließend mit Tüte auf dem Kopf zu ficken. Später dann Tränen. Die Serie bleibt ein Juwel unter den amerikanischen Vertretern.
Veronica Mars
Länger nicht mehr gesehen, aber die "Nein, danke"-Einstellung wandelte sich doch eher in eine "Warum nicht"-Haltung. Niedlich, würde Richad Gere in "Breathless" sagen.
#335
Geschrieben 14. Juli 2006, 14:57
Die YouToube-Datenbank bereitet mir immer häufiger Freude. Als ich vor kurzem nach der sagenhaft witzigen Chor-Szene aus ZWEI WIE PECH UND SCHWEFEL gesucht habe, stieß ich nebenbei auf einige schöne Einleitungen, die der Regisseur Alex Cox ("Repo Man") als Teil einer Italowestern-Reihe im britischen Fernsehen aufgenommen hat. Zeichnete sich Cox bereits auf den Specials der Leone-DVDs als Italo-Experte aus, darf er hier so richtig los schwärmen, dass man direkt wieder Lust bekommt, einen der Filme in den Player zu schmeißen. Optisch wie auch inhaltlich sehr kompetent gemacht und um ein vielfaches besser und wirkungsvoller als die im April auf Arte ausgestrahlte Doku ZIEH ODER STIRB - DER ITALOWESTERN.
Einleitungen zu folgenden Filmen:
DJANGO
TEXAS ADIOS ("Django, der Rächer")
DJANGO KILL ("Django - Leck Staub von meinem Colt")
THEY CALL ME TRINITY ("Die rechte und die linke Hand des Teufels")
MY NAME IS NOBODY
A BULLET FOR THE GENERAL ("Töte Amigo")
VENGEANCE ("Fünf blutige Stricke")
http://www.youtube.com/results?search=alex...e=search_videos
#336
Geschrieben 01. August 2006, 21:32
Tag # 1
TZAMETI ("13")
(Frankreich/Georgien 2005 - Gèla Babluani)
Angeblich steht bereits ein amerikanisches Remake fest, Drehstart wird aber nicht vor 2008 sein, weil Regisseur Babluani seinen Erstling selbst neu drehen will, doch nicht bevor er ein paar Englischkurse besucht hat. Ein aufregender Karrierestart, der mit Abstand gewinnt. Ein Thriller in Schwarz-Weiß, der abstrakt die Aussichtslosigkeit von Einwandererfamilien in Frankreich zeigt und dabei geistig an LA HAINE erinnert. Schleichende Spannung trägt die Geschichte des Dachdeckers Sébastien in eine Villa voller reicher Säcke, in der alles möglich wird. Man sollte nicht wissen, worauf der Film hinaus läuft, schon gar nicht den Trailer sehen, sondern sich eher darüber erfreuen, dass jemand anfangs versucht, auf den Spuren von ERASERHEAD zu wandeln, wenn der natürliche Sound zu einer extrem beklemmenden Szenerie verstärkt wird. Insgesamt schmeckt das Debüt dann eher wie Aronofskys PI, ohne ganz dessen Intensität und künstlerische Klasse zu erreichen. Auf jeden Fall ist da jemand mit einer aufregenden Bildersprache, der das Umkreisen einer bloßen Lampe zum Mittelpunkt des Universums machen kann. Und der sogar einen Sinn für deutsche Filmgeschichte hat, wenn er einen seiner Protagonisten "Schlöndorff" nennt und dessen Schützling Deutsch sprechen lässt (überwiegend nur die Schimpfwörter). Wie der georgisch-stämmige Babluani die Schatten von vielen sich im Gedächtnis einbrennenden Charakterköpfen filmt, erinnert an den Film noir, der in den verzweifelten Taten junger Menschen auch inhaltlich Entsprechung findet. Empfehlenswert.
ILS ("Them")
(Frankreich 2006 - David Moreau & Xavier Palid)
Lief in der neu ins Leben gerufenen Nebenreihe "Fresh Blood" für Nachwuchstalente. Wirklich frisches Blut bringt dieser französische Terrorfilm um ein Pärchen in Rumänien, welches von einer fremden Macht im eigenen Haus belagert wird, nicht herbei. Aber für amerikanische Produzenten doch so viel, dass Moreau und Palid demnächst das Remake zum chinesischen Geisterfilm THE EYE drehen dürfen. In verwaschenen Digi-Cam-Bildern und in fast vollkommener Dunkelheit gedreht, entpuppt sich die extrem stringente Handlung als überraschend einfallslos. Nicht einmal einen Hauch Gore haben die Bilder anzubieten, wobei in der Schlüssellochszene alle Voraussetzungen für eine treffende Fulci-Hommage gegeben sind. Vielleicht noch mal THE BROOD schauen und wissen, wie es richtig gemacht wird.
Der kleine Spannungskick für zwischendurch tut nicht weh, ist zumindest keine Gurke, weiß mit lauten Tönen und schemenhaften Gestalten im Hintergrund zu erschrecken. Außerdem hatte er mich einmal auf dem Dachboden so richtig gefangen genommen, dass ich dem Film insgesamt nicht wirklich böse sein kann.
BEHIND THE MASK: THE RISE OF LESLIE VERNON
(USA 2006 - Scott Glosserman)
Der MAN BITES DOG des Slasher-Genres. Ein Filmteam folgt dem angehenden Serienkiller Leslie Vernon bei seinen Vorbereitungen zur Meisterprüfung: dem Töten einer Jungfrau. Was ein bisschen ausgelutscht und nach der parodistisch angehauchten SCREAM-Reihe klingen mag, ist aber tatsächlich das erste richtig große Highlight des Fantasy Filmfest für mich gewesen. Der Saal lebte, lachte, schrie und reagierte. Das nenne ich eine Filmerfahrung. Wie Timo schreibt: es ist ein "Horror-Lexikon". Oder noch viel mehr ein Lexikon des Slasherfilms. Ein liebevoller Blick hinter die Kulissen. Wie plant man so etwas überhaupt? Wie findet der Killer seine Jungfrau? Wie macht er ihr Angst? Wie hält er sich selbst in Form? Ist er vollständig auf sich gestellt oder gibt es so etwas ähnliches wie einen Mentor? Es ist nicht ernst gemeint, es schwebt in dieser filmischen Realität, in der Freddy Krüger und Jason Voorhees wirklich existieren, aber lässt man sich auf diese Realität ein und nimmt es einen Film lang ernst, dann bekommt man unendlichen Spaß präsentiert, magische Momente und vor allem hilfreiches Wissen über das Genre. Regisseur Glosserman ist eine große Entdeckung, lief trotz Debüt eigenartigerweise nicht in der "Fresh Blood"-Reihe des Festes. Er bringt einen dazu, Gänsehaut zu bekommen, wenn der Killer die Maske aufsetzt und davon faselt, dass das für ihn nun besser als Weihnachten, Thanksgiving und Ostern zusammen wird. Hauptdarsteller Nathan Baesal ist ebenfalls eine Entdeckung. Seinen Leslie Vernon legt er so charmant und witzig an, dass der Zuschauer gar nicht anders kann, als ihn zu mögen. Mich hat er ein bisschen an einen ernsthaften Jim Carrey erinnert, aber nicht wie in TRUMAN SHOW oder ETERNAL SUNSHINE, sondern als perfekte Verbindung seines witzigen Talents mit einer trotzdem glaubwürdigen Rolle, die keine Comicfigur ist. Jedem Horrorfilm-Fan sei dieses Werk ans Herz gelegt. Umso weniger ihr drüber wisst, umso besser für euch. Und bleibt verdammt noch mal den kompletten Abspann sitzen. Lohnt extrem. Einer der coolsten und spannendsten Abspänne der Filmgeschichte.
diverse Trailer
(Tiroler Sex + Extra Weird Sampler)
Zum Abschluss des ersten Tages gab es eine recht frei kombinierte Auswahl von Trailern aus zwei verschiedenen DVD-Serien: Zum einen das stümperhaft zusammen geschnittene Best-Of der niederländischen "Tiroler Sex"-Reihe, welche sich vergessener deutscher Erotikperlen angenommen hat, indem sie diese als VHS-Rips mit eingebrannten Untertiteln auf Scheibe gebannt hat. Sprunghafte Schnitte, abgebrochene Szenen und totale Zusammenhangslosigkeit sind keine Seltenheit. Die offensichtlichen Qualitäten der angepriesenen Filme bleiben trotzdem nicht verborgen. Teilweise werden sogar die Trailer durch technische Inkompetenz aufgewertet, wenn der deutsche Ton in einer Bespringungsszene fehlt, die niederländischen Untertitel aber ihr bestes tun, die sowieso schon witzig-peinliche Situation durch fast perfekt passende niederländische Ausrufe zu steigern.
Zum anderen der "Extra Weird Sampler" von Image Entertainment mit - laut Klappentext - über 100 Trailer zu vergessenen Perlen und bekannteren Exploitation-Klassikern. Sehr unterhaltsam, sehr anregend, aber auch so explizit, dass es einiger der dazu gehörigen Filme gar nicht mehr bedarf. Oder gar als Trailer bereits so perfekt, wie zum Beispiel THE BLACK CAT samt Fortsetzung, dass man es gerne als fertiges Gesamtkunstwerk so stehen lassen will.
Tag # 2
HAUSU ("House")
(Japan 1977 - Nobuhiko Obayashi)
Man stelle sich die biederste und stereotypischste Geschichte eines Films vor, potenziere diese mit allen nur möglichen Filmtechniken und überdrehe das Ganze zu einer großen Kitsch- und Trashparty, dann kommt man so ungefähr dem nahe, was HOUSE sein will und einige Male auch richtig schön ist. Zwischen kreativer Wonne, voller Animationssequenzen und abgehakten, auf dem Klavier spielenden Fingern und miefigen Plattheiten, die in ihren Übertriebenheiten auch irgendwann lustig werden, bleibt vor allem der Blutrausch des großen Finales in Erinnerung, in dem zum Beispiel mehrere Minuten lang ein nacktes Mädchen aus dem Inneren des Pools gefilmt wird. Spontan gefiel mir das süßlich-verspielte Musikthema am besten, was alle Kuriositäten dieser abgefahrenen Freakshow begleitet. Kein Wunder, dass der Vater im Film gerade für Sergio Leone arbeitet und angeblich besser als Ennio Morricone eingeschätzt wird. Muss noch erwähnt werden, dass Frankfurt zusätzlich das abgefahrenste Rahmenprogramm bot, indem es die Zuschauer fünfzig Minuten lang warten ließ, um den Film dann noch im falschen Bildformat abzuspielen? Aber auch das tat den Qualitäten keinen Abbruch, passte im Gegenteil sogar irgendwie zu dieser ganz eigenartigen, nicht missen wollenden Filmerfahrung.
RENAISSANCE
(Frankreich/UK/Luxemburg 2006 - Christian Volckman)
Der Trailer sah nach SIN CITY light aus, und wenn ich ehrlich bin, läuft der Film auf letztlich nicht viel mehr hinaus. Man könnte erwähnen, dass die erste lange Kamerafahrt an den futuristischen, schwer nach BLADE RUNNER müffelnden, Gebäudefassaden entlang schwindelig macht und zu begeistern weiß. Dass der Sound-Designer kein Stümper ist, und ich ja eigentlich solche europäische Produktionen begrüßen und pushen sollte. Aber dann würde es in die Filmhölle gehen, in der ich immer wieder diesen Film vorgesetzt bekäme und ich mir nichts sehnlicher wünschen würde, als dass die hübsch animierten Frauen wenigstens aus Fleisch und Blut wären. Das kann ich einfach nicht. Noch nicht. Ach ja, Neu-Bond Daniel Craig spricht die Hauptrolle.
H6, DIARIO DE UN ASESINO ("H6, Diary of a Serial Killer")
(Spanien 2005 - Martìn Garrido Baròn)
Etwas ratlos zurücklassende Quälerei im wahrsten Sinne der Exploitation. Irgendwann fragt man sich, warum tue ich mir so etwas überhaupt hat. Warum gibt es überhaupt Menschen, die solche Filme drehen? Der schmierige Protagonist lässt völlig kalt, seine zusammen gepanschte Hirn-Plörre geht zum einen Ohr rein und zum anderen gleich wieder heraus. Klassische Musik mit Folter als Gegensatz zu würzen, ist ungefähr so originell wie eine Autoverfolgungsjagd in einem Actionfilm. Also suhlt man sich gedanklich in den Methoden der Folter oder auch nicht. Findet es abstoßend interessant oder völlig egal. Der schwarze Humor, welcher durch die Ehefrau und die parallelen Szenen zu den Folterungen hereingetragen werden soll, funktioniert nicht so richtig. Einzig eine Szene, in der sich der selbst berufende Serienkiller mit einer religiösen Nutte unterhält und sie gehen lässt, hat bei mir sehr positiv als filmisch gelungenen Gegensatz nachgewirkt. Wenn man nicht hart sein will, würde man feststellen, dass in diesem Film endlich gegort wird, bis die Polizei kommt. Dass einen der Film mit seiner schonungslosen Brutalität doch bekommt und er als Grenzerfahrung in Erinnerung bleibt.
ALPENGLÜHN IM DIRNDLROCK
(Deutschland 1974 - Siggi Götz)
Ziemlich nette deutsche Sexploitation mit einer richtig guten Geschichte und den ansonsten üblichen Verwechslungsspielen, Plattheiten und Rammelszenen. War begeistert davon, dass es einen vollständigen Soundtrack gibt, in dem fast zu jeder Situation ein neuer, völlig grenzdebiler Song gespielt wurde. Der Quoten-Gastarbeiter Talamonti heißt hier Roberto Ravioli, der Ort Vögelbrunn (Stefan Rechmeier würde jetzt wohl ein Ausrufezeichen setzen) und ansonsten jeder Toni oder Vroni. Sieben Babys müssen her, damit das Dorf Marktgemeinde wird und mehr Geld zugeschossen bekommt. Dagegen ermittelt ein Glatzkopf mit "I.G."-Kürzel, welches meiner Meinung nach den besten Gag des gesamten Films ausmacht. Fazit: Kann man sich gut anschauen.
Tag # 3
STOSSTRUPP VENUS BLÄST ZUM ANGRIFF ("Sex Odyssey")
(Deutschland 1974 - Georg Tressler)
Georg Tressler galt in der Nachkriegszeit als eines der wenigen Talente des deutschen Films. Sein DIE HALBSTARKEN mit Horst Buchholz, eine Art germanische Version des amerikanischen THE WILD ONE mit Marlon Brando, wurde von Presse und Zuschauer einhellig gefeiert. Danach ging es steil bergab in die Mittelmäßigkeit, ja, bis Ende der 60er, Anfang der 70er die Sexwelle in den deutschen Kinos wütete, wo Filme wie LASS JUCKEN, KUMPEL ähnliche Besucherzahlen fanden wie heute zum Erfolg verdammte Blockbuster mit 100 Millionen Budgets. Es war nicht ganz wie in Italien mit den Spaghettiwestern, aber zum Teil ähnlich. Wenn man also einen Film machen wollte, dann ging das als Lederhosenfilm hervorragend. Und so kam es, als 1974 bereits die Welle abflachte, weil die Hardcorestreifen so langsam den Markt überschwemmten, dass Georg Tressler sein Meisterwerk drehen durfte. Kult im amerikanischen Kabelfernsehen, in Deutschland auf DVD erschienen, kann ich den nur jedem ans Herz legen, der mal wieder Spaß haben will. Außerirdische landen auf der Erde, weil sie den Samen der Männerwelt als Treibstoff brauchen. Die erste Hälfte ist eher lustig, die zweite dann ziemlich erotisch. Würde in meinem beschränkten Kenntnisstand soweit gehen und behaupten, dieser Sexploitation-Film hat mit die schönsten Protagonistinnen der Filmgeschichte. Und manchmal reicht das auch schon. Darüber hinaus ist er zum Brüllen komisch, hat ein sehr liebevolles und abgefahrenes Set-Design und macht einfach glücklich.
ZOMBIES UNTER KANNIBALEN ("Dr. Butcher M.D.")
(Italien 1980 - Marino Girolami)
Die extrem schlechte Ergänzungs-Synchronisation der ersten Szene, die schmatzenden Geräusche unverdächtiger Indio-Studenten und die inflationäre Schlierenbildung der Billig-DVD hielten mich bisher davon ab, mich tief im Dschungel zwischen Kannibalen und Zombies zu verlieren. Die Lösung lautet Gesellschaft und im besten Fall Alkohol. Wie mein Fall zeigt, reicht auch nur eines dieser Elemente aus, um sich ZOMBIES UNTER KANNIBALEN komplett zu geben. Wenn erst einmal der etwas träge Anfang in der Stadt hinter sich gelassen wurde, es ins Gestrüpp geht und Gruppenführer Molotto das erste Mal in die Kamera blinzelt, dann weiß man, dass es besser, ja, sogar gut werden wird. Ich bete den Nico Fidenco Score an - so schmissig, so perfekt. Und sobald sich die Zombies zaghaft aus der Dunkelheit schälen und von brülligen Lauten begleitet werden, ist der Film ein richtig unterhaltsamer Selbstläufer, der in den anschließenden Szenen weiter getoppt wird. Die Tonspur während der Blutabzapfung, auf der rhythmisch gestöhnte Worte wie "Zombie" und "Blut" die Atmosphäre ausfüllen, ist dann der absolute Höhepunkt gruseliger Lachkrämpfe.
EL MÈTODO ("The Method")
(Argentinien/Spanien/Italien 2005 - Marcelo Pineyro)
"Big Boss" ohne Reiner Calmund, dafür auf Spanisch. Ein Vorstellungsgespräch als packender Thriller, der entfernt an DIE ZWÖLF GESCHWORENEN erinnert. Kammerspiel zwischen Talking Heads, in denen weniger die Schnitte schneiden, sondern mehr die scharfen Zungen der Protagonisten. Draußen demonstrieren die Globalisierungsgegner, drin wird darüber philosophiert, ob das mit einem 1000-€-Anzug überhaupt noch geht. Sehr unterhaltsam. Teilweise sehr böse. Zeigt, wie einfach doch ein packendes Kunstwerk zu machen ist, wenn man aufmerksam seine Umwelt beobachtet.
ADAMS AEBLER ("Adam's Apples")
(Deutschland/Dänemark 2005 - Anders Thomas Jensen)
Jim Jarmusch sagte mal über den neuen Kaurimäki, er wäre so witzig, dass er dich zum Weinen und so traurig, dass er dich zum Lachen bringen würde. Genauso empfand ich den neuen Anders Thomas Jensen, den ich bisher mehr als brillanten Drehbuchschreiber und kreatives Herz Dänemarks wahrgenommen habe, jetzt aber sofort als Regisseur bezeichnen werde. Lange nicht mehr ein Publikum so mitgehen gesehen. Jensen hat die Fäden in der Hand und spielt auf dem Publikum wie ein Meister auf dem Klavier. Die erste Hälfte lachst du, bist du nicht mehr kannst und am Boden liegst. Diese Tränen sind noch nicht getrocknet, dann packt Jensen dich noch mal richtig und schleudert dich in die genau entgegen gesetzte Richtung und macht es noch besser, was unglaublich schwierig zu erreichen ist. ADAM’S APPLES ist sein Meisterwerk und jedes weitere Wort käme nur weiter von der Filmerfahrung weg, dass ich es gar nicht erst versuche.
A SCANNER DARKLY
(USA 2006 - Richard Linklater)
WAKING LIFE von Rick Linklater gehört mit seinen philosophischen Betrachtungen und den wie in einem Drogenrausch zerfließenden Bildern und Gefühlen zu meinen liebsten Filmträumen. In A SCANNER DARKLY, einer Adaption des gleichnamigen Science-Fiction-Romans von Philip K. Dick, verwendet er wieder die gleiche Technik, in der er zuerst Szenen real dreht und später durch Computer in eine Comicform einfärben lässt. Das führt zu einer gewissen visuellen Freiheit, lässt beispielsweise Winona Ryder richtig sexy aussehen, kann selbst ein Wohnzimmer aufregend werden lassen, ändert aber nichts an einer ordentlichen Drehbucharbeit, die weiterhin vollbracht werden muss. Richtig kann ich diese nicht beurteilen, weil die Handlung an mir wie ein ICE vorbei gerauscht ist, ohne Eindruck zu hinterlassen. Robert Downey Jr. sollte mit seiner elliptischen, abgebrochenen Sprache gesetzlich zu eingebrannten Untertiteln verdonnert werden. Der paranoide Freund mit den vielen Käfern im Haar war witzig und brachte mir etwas Tiefe, bis diese von einem mehr-gängien Fahrrad wieder davon getragen wurde. Visuell interessantes Projekt, gar keine Frage. Im ersten Durchgang für Dick-Puristen und Freunde der anstrengenden Filmerfahrung. Hat aber sicherlich eine zweite Chance verdient, allein weil ich nicht einmal die Handlung ordentlich wiedergeben könnte.
RIFFS III - DIE RATTEN VON MANHATTAN ("Rats - Notte di terrore")
(Italien/Frankreich 1984 - Bruno Mattei)
Meinen ersten neugierig machenden Ausschnitt sah ich in der leider eingestellten Kinosendung "Zelluloid" auf dem leider eingestellten Musiksender (ja, den durfte man noch so nennen) Viva 2. Es war das berüchtigte Special zum angebeteten Filmklub "Buio Omega", der für Moderator Simon Gosejohann (OPERATION DANCE SENSATION) seine Pforten öffnete. Als letzter Film der Nacht und zum Einschlafen angestellt, erfüllte Mattei seine Mission erfolgreich und wiegte uns mit Geschrei und unzähligen vom letzten Atomkrieg ausgehungerten Ratten in den Schlaf.
Tag # 4
MAN ON FIRE
(Frankreich/Italien 1987 - Elie Chouraqui)
Eine Entdeckung. Und das Original des Tony Scott Films (der mit Denzel Washington und Nervensäge Dakota Fanning). Aber eigentlich einfach eine wunderschöne Liebesgeschichte zwischen einem gebrochenen Mann und einem jungen Mädchen. Hat wahrscheinlich auch Luc Besson gesehen, bevor er das Drehbuch zu LEON - DER PROFI schrieb und einige traumhaften Momente direkt klaute, außerdem Natalie Portman wohl nur finden konnte, weil er Jade Malle vor Augen hatte. Braucht euch nach dem Film nicht auf die Suche machen: dieses ätherische Wesen hat sonst leider nichts weiter gedreht. Ähnliches würde ich auch über Hauptdarsteller Scott Glenn schreiben wollen, der mich hier als harter Bodyguard mit weichem Kern sehr begeistert und etwas an die phänomenale Leistung von David Carradine in KILL BILL erinnert hat, hätte ihn nicht danach noch Jonathan Demme in DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER besetzt. Seine Interpretation der Creasy-Rolle und die Beziehung zu Sam hat mir fast das Herz gebrochen, wogegen Washington und Fanning mit ihrem winzigen Flämmchen total abstinken. Im Original ist die Beziehung glaubwürdig und auf eine Art rein und schön, weil sie in den Gesichtern und Köpfen der beiden Protagonisten stattfindet. Gleichzeitig saugt einen die herrlich schmutzige, flirrende Atmosphäre Italiens auf; ihr Flair erinnert an die großen Mafiafilme Damianis. Der trockene Humor, die ernsthafte Action und der stimmige Soundtrack tun ihr übriges. Unaufgeregt auf den Punkt inszeniert mit keinem Gramm überflüssiger Nebenhandlung, auch von toll besetzten kleineren Rollen wie Joe Pesci oder Danny Aiello getragen (Muss man nach diesen beiden Namen noch erwähnen, dass Drehbuch-Gott Donati seine Finger im Spiel hatte?). Wieder einer dieser Filme, nach denen man sich fragt, warum man sie erst jetzt sieht und warum sonst keiner schwärmt. Es lohnt sich nämlich verdammt noch mal.
Zusatz: Weil die Diskussion über Filmszenen in Pornokinos aufkam, den Anfang von DER TEUFEL FÜHRT REGIE in den Player geschmissen und unterstrichen, dass das vielleicht nicht die schönste, aber zumindest die explosivste Szene der Filmgeschichte ist, die in einem Pornokino spielt.
#337
Geschrieben 31. August 2006, 00:02
Habe mir das Filmbuch Cannibal: The Most Sickening Consumer Guide Ever! von John Martin bestellt. Vor gut einer Woche erschienen und mit 162 Seiten nicht gerade üppig ausgestattet, erwarte ich mir trotzdem einige erhellende Ansichten. Martin war Vorreiter in der literarischen Aufarbeitung britischer Zensurbestrebungen in den 1980ern ("Seduction of the Gullible"), heute schreibt er gelegentlich noch Artikel für "The Dark Side" und "DVD World".
Wie heißt es so schön in NACHT DER CREEPS: "Ich bin gespannt!"
#338
Geschrieben 06. Oktober 2006, 21:34
SOUTH PARK
10x08 - Make Love, Not Warcraft
Es handelt sich um die erste Episode nach der Sommerpause. Die Jungs zocken das Online-Rollenspiel "World of Warcraft", bis sie auf einen übermächtigen Gegner stoßen - einen unbesiegbaren Geek ohne echtes Leben, der sie regelmäßig hinrichtet. Das Problem der Kinder wird auch bald eines der "World of Warcraft"-Produzenten von Blizzard, weil der Kerl mit seinen Metzelorgien jeglichen anderen Spielern die Motivation raubt, weiterzuspielen. Letztlich retten Fettreserven, Pickel und Stans Vater mit Hilfe eines virtuellen Excalibur den Tag, indem sie den Geek in die Spielhölle verbannen. Gelungene Rückkehr der "South Park"-Macher nach den eher schwächeren letzten Folgen vor dem Sommerloch. Es ist nicht einfach, einzelne Szenen herauszuheben, weil das mehr eine auf derselben Ebene bleibende Schmunzelepisode ist, aber das immer gleiche desinteressierte Gesicht des Geeks ist wohl doch das Highlight. Gelungene Zuspitzung der Suchtgefahr. Kein Meisterwerk, aber ziemlich unterhaltsam. Dieses Mal mussten Parker & Stone noch weniger als sonst selbstständig animieren, weil fast die gesamte Folge im "World of Warcraft"-Grafikengine abläuft. Mit Sympathiepunkten für die Themenwahl, aber leichtem Abzug in der B-Note für die etwas schleimerische Darstellung der Blizzard-Crew.
7/10
BOSTON LEGAL
1x01 - Head Cases
Zwei Jahre zu spät in Deutschland, ich weiß. Die Serie als Thema schon durch? Egal, würde ich sagen. Ich habe mir noch alle David E. Kelly-Serien im deutschen Fernsehen angesehen. War auch wirklich keine Eile geboten, weil sich Kellys Zauber mit seiner Vorgängerserie "Boston Public" nach und nach aufgebraucht hatte und ich davon eine Auszeit brauchte. Jetzt aber, mit etwas Abstand, die neueste Kelly-Serie, von der man eigentlich nur wusste, dass es wieder um Anwälte geht und Captain Kirk ziemlich gut spielen soll. Habe den Startschuss nachgeholt und fand mich gleich zurecht. Kellys Rezept, verrückte Kerle mit äußerst attraktiven und ebenso verrückten Frauen zu mischen, scheint aufzugehen, soweit ich das nach der ersten Folge beurteilen kann. Sieht wie "Ally McBeal" aus, fühlt sich auch ein bisschen so an, wirkt aber jetzt schon eigenständig. Wenn ich es im Episodenguide richtig sehe, wirft die Serie ähnlich wie "Boston Public" früh die heißesten Mädels raus, was mir widerstrebt. Ansonsten war die größte Überraschung, Wechselbalg Odo aus "Deep Space Nine" als normalen Menschen im Cast zu begrüßen. Ich versuche, dabei zu bleiben.
8/10
PASTEWKA
2x04/05 - Der Werbetrailer
Ja, ich habe die Serie anfangs reflexartig als billige "Curb Your Enthusiasm"-Kopie verschrien und das zurecht, schließlich war sie das nur allzu offensichtlich. Hätte aber dank "Stromberg" ebenso wissen, oder zumindest ahnen müssen, dass diese aktuellen deutschen Kopien mit dem richtigen Hauptdarsteller eine Kreativität und Eigenständigkeit entwickeln können, die besonders anfängt, sich jeweils in der zweiten Staffel zu entfalten und richtig Spaß zu machen. Bei "Seinfeld" habe ich Doppelfolgen häufig als die schwächsten einer jeden Staffel in Erinnerung behalten. Pastewkas Doppelfolge war dagegen der bisherige Höhepunkt. Ok, niemand mag Anke Engelke, aber generell baut die Serie die Promis sympathisch ein: Semmelrogge als Running Gag zum Beispiel. Und ich mag Sonsee Neu, die Schauspielerin, die Pastewkas Freundin spielt. Die Serie "Stromberg" hat dahingehend auch einige deutsche Rohdiamanten zu Tage gefördert, wenn ich da nur mal an Oliver Wnuk oder Tatjana Alexandra denke. Vielleicht sind das auch alles einfach tolle Rollen zu spielen, weil sie echt und originell wirken, aber die muss man erst mal so hinbekommen. Allgemein finde ich es wunderbar anzuschauen, wie die deutschen Formate die grandiosen englischsprachigen Vorbilder abschütteln und entspannte Eigenständigkeit ausstrahlen, auch wenn sie dann und wann an die Originale erinnern.
9/10
#339
Geschrieben 15. Oktober 2006, 22:48
ANTONIO MARGHERITI - Höllenhunde bellen zum Gebet.
JACK STARRETT - The Dion Brothers.
DEREK FORD - Girl from Starship Venus.
GEORGES LAUTNER - Eiskalt wie das Schweigen.
JACK CARDIFF - The Liquidator.
RAY BOULTING - Teufelskreis Y.
PETER COLLINSON - The Penthouse, You Can't Win Em All, Innocent Bystanders.
JOHN CARPENTER - Elvis.
MICHAEL CURTIZ - Mein Leben ist mein Rythmus.
RALPH DE VITO - Blutiger Zahltag.
ANDREA BIANCHI - Die Rache des Paten.
ENZO CASTELLARI - Tote Zeugen singen nicht.
aktuell
TARANTINO & RODRIGUEZ - Grindhouse.
DAVID LYNCH - Inland Empire.
GUILLERMO DEL TORO - Pan's Labyrinth.
MARTIN SCORSESE - The Departed.
MARK HARTLEY - Not Quite Hollywood.
#340
Geschrieben 16. Oktober 2006, 17:50
(USA 2003 - Gore Verbinski)
Mindestens zum sechsten Mal gesehen. Nicht schlecht für einen Film, den ich anfangs, dem allgemein kritischen Tenor folgend, schnell beiseite drücken wollte. FLUCH DER KARIBIK hinterlässt dieses STAR WARS-Gefühl: glücklich machend. Ohne jeglichen gesellschaftlichen oder filmhistorischen Anspruch. Einfach aufgrund der puren Freude an einem geschaffenen Kosmos aus toll geschriebenen und gespielten Figuren.
#341
Geschrieben 19. Oktober 2006, 22:32
Quentin Tarantino hat es für Trio gemacht, Alex Cox fürs britische Fernsehen, jetzt darf Horror-Hoffnung Rob Zombie ran: er stellte mit Hilfe von TCM (Turner Classic Movies - cooler amerikanischer Filmspartenkanal, der mir häufiger bei der Suche nach nicht ganz so bekannten Filmen begegnet ist) ein kleines Programm an Double Features zusammen, das seit letzten Freitag ausgestrahlt wird. Seine erste, etwas dünne Anmoderation zum Ed Wood-Doppelprogramm mit PLAN 9 FROM OUTER SPACE und BRIDE OF THE MONSTER kann man sich seit einiger Zeit bequem auf youtube.com anschauen.
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Hier das gesamte Programm:
Friday, October 13
2:00 AM Plan 9 from Outer Space ('59)
3:30 AM Bride of the Monster ('55)
Friday, October 20
2:00 AM Faster, Pussycat! Kill! Kill! ('65)
3:30 AM Mudhoney ('65)
Friday, October 27
2:00 AM Night of the Living Dead ('68)
3:45 AM The Crazies ('73)
Friday, November 3
2:00 AM Sisters ('73)
Friday, November 10
2:00 AM Electra Glide in Blue ('73)
Friday, November 17
2:00 AM Freaks ('32)
3:15 AM Mark of the Vampire ('35)
Friday, November 24
2:00 AM The Sadist ('63)
3:45 AM Wild Guitar ('62)
Friday, December 1
2:00 AM The Conqueror Worm ('68)
Friday, December 8
2:00 AM The Honeymoon Killers ('70)
Friday, December 15
2:00 AM Deranged ('74)
Friday, December 22
2:00 AM West of Zanzibar ('28)
3:45 AM Unholy Three ('25)
Friday, December 29
2:00 AM Madhouse ('74)
3:45 AM The Last Man on Earth ('64)
Weniger der große Augenöffner, als mehr nette Anregungen für das eigene Heimkino.
#342
Geschrieben 22. Oktober 2006, 16:24
JEEPERS CREEPERS
(USA 2001 - Victor Salva)
Wow, wie sich der in meiner Wahrnehmung gewandelt hat. Ins Horrorgenre muss man einsteigen, dann aber hat man mit diesen Filmen den potenzierten Spaß normaler Filmfans. Salvas kleiner Film hat mir so gut gefallen, dass ich mir jetzt seinen Erstling CLOWNHOUSE besorge. Wo soll man anfangen? Grob gesagt lässt sich der Film als Einsicht in das Hirn eines Pädophilen lesen. Mit Victor Salvas eigener Biographie als Hintergrundwissen schreit einen die Beichte und Verarbeitung förmlich an. Dann ist da aber auch noch dieses Höllengewölbe mit den Leichen an den Wänden, was im Film ziemlich passend als Horrorversion der sixtinischen Kapelle beschrieben wird und dabei an Dantes Höllenvisionen erinnert. Mag die geistige Verbindung von den im gleichen Jahr veröffentlichten Horrorthrillern JOYRIDE und JEEPERS CREEPERS, weil sich beide anfangs auf Steven Spielbergs DUELL beziehen, dann aber völlig verschiedene Richtungen einschlagen. Der Horrorfilm hier ist old school: so gut wie keine sichtbaren Spezialeffekte und das Monster ist ein Kerl im Gummianzug. Salva weiß mit Spannungsmomenten umzugehen, weiß aber auch, nicht mit Humor zu geizen (man denke nur mal an die Katzen-Oma). Selten so sehr gespürt, dass ein Horrorfilm eben nicht nur eine Boo-Maschine ist, sondern auch Elementares über das Leben und besonders die Ängste der Menschen erzählen kann. Die Beschreibung der Hellseherin am Telefon kann man wortwörtlich abtippen und bekommt eine treffende Analyse der Bestie geliefert. Mag die Creeper-Mythologie, seinen regelmäßigen Ess-Rhythmus wie ein Serienkiller, dass er sich Dinge einverleibt, die er selbst nicht mehr hat wie Lunge, Herz und Augen. Mag die kleine Reminiszenz an ASSAULT ON PRECINT 13 in der Polizeistation und die finale Szene, die treffend die Brücke zu DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER schlägt (Georg Seeßlen zitiert in seinen Genre-Betrachtungen passend Frank Arnold). Es sieht so aus, als ob er seine Opfer nicht nur aufgrund ihrer Ängste erschnüffeln kann, sondern sie nach seinen Vorlieben auswählt. Nicht umsonst hängen in seiner Höhle überwiegend junge Teenager an den Wänden. Und dem einen Cop, den er den Kopf abgeschlagen hat, beißt er genussvoll die Zunge raus, was entfernt an einen intensiven, feuchten Kuss erinnert. Sein Mobil ist ein Klassiker. Entweder so oder als Truck. Es gibt Ansätze zur reflexiven Selbstzersetzung wie in der SCREAM-Reihe, angenehmerweise übertreibt es das Drehbuch damit aber nicht. Einer von Victor Salvas Lieblingsfilmen ist Jack Arnolds SCHRECKEN VOM AMAZONAS, dessen Monster sehr an den Creeper mit seinen fischartigen Kiemen erinnert, nur dass Salva ihn zusätzlich mit riesigen Schwingen und einem guten Hutgeschmack ausgestattet hat.
DER TEUFEL AUF RÄDERN ("The Car")
(USA 1977 - Elliot Silverstein)
Sollte mir DER MANN, DEN SIE PFERD NANNTEN besorgen. Obwohl Hauptfigur James Brolin ziemlich gut ist, die Nebenbeziehungen (seine Freundin, der Deputy mit dem Alkoholproblem und das ältere Pärchen mit noch schlagträchtigeren Problemen) interessant ausgearbeitet sind und der Film richtig Leben atmet, ist trotzdem natürlich das böse Auto der Star. Es kann auf keine Friedhöfe fahren (grandiose Szene), Türklinken hat es auch nicht und als der Sheriff beinahe einen Blick ins Innere wirft, bleibt dem Zuschauer das Herz stehen. Tolle Mythologie, noch tollere Inszenierung des Autos und seiner Auftritte (gigantisch, wie es beispielsweise einfach durch das Haus der Frau rast, ohne auch nur einen Kratzer davon zu tragen). Würdige DUELL-Variation.
#343
Geschrieben 25. Oktober 2006, 23:16
Richtiges Oscar-Fieber will bei den diesjährigen Kandidaten noch nicht aufkommen, oder? Ein bisschen ist bei mir die Luft raus. Wieder Scorsese (THE DEPARTED) gegen Eastwood (FLAGS OF OUR FATHERS)? Fällt denen denn nichts neues ein? Es fehlen die Reibungsflächen, die Kontroversen, die Filme, denen ich persönlich die Daumen drücken könnte. Klar, ist man immer noch halbherzig für Scorsese, aber als man ihn letztes Jahr wieder mal im Regen stehen sah, war es mir endgültig egal geworden. Mögen beide Filme als Best Picture nominiert werden, gibt es doch spannendere andere Entscheidungen. Nicht unbedingt die anderen Kandidaten der Bester-Film-Kategorie. Ok, Condons DREAMGIRLS, die Geschichte der Supremes, hat eine gewisse Ausstrahlung, vielleicht allein schon deswegen, weil vielleicht Eddie Murphy als bester Nebendarsteller nominiert werden, und es generell mehr Nominierungen für afroamerikanische Schauspieler geben könnte. Zum Beispiel auch für Forest Whitaker als Idi Amin in THE LAST KING OF SCOTLAND. Mir würden nicht viele Hollywood-Schauspieler einfallen, die es mehr verdient hätten. Gibt es ein Soderbergh-Comeback mit THE GOOD GERMAN? Erinnert an GOOD NIGHT, AND GOOD LUCK im letzten Jahr, hat ein bisschen Buzz, ich glaub nicht dran. Aber bei der bisher doch eher überschaubaren Anzahl an Kandidaten sollte man eigentlich keinen Film abschreiben. Weckt mich, wenn Ashley Judd eine ernsthafte Chance hat, beste Hauptdarstellerin zu werden. Das Gleiche gilt für Brad Pitt als bester Hauptdarsteller in BABEL. Das wären Nominierungen, die mich persönlich ansprechen würden. Dass THE QUEEN, Ben Afleck oder Renèe Zellweger gehandelt werden, turnt eher ab. Mich jedenfalls. Sonst noch etwas vergessen? Ach ja, ich habe bestimmt nicht einmal fünf Prozent der relevanten Kandidaten gesehen (wie denn auch, wenn die meisten erst noch veröffentlicht werden), aber normalerweise bewegt mich das Namenschieben im Pre-Awards-Raum ziemlich, ich störe mich etwas daran, dass es mir bisher noch so egal ist.
#344
Geschrieben 01. November 2006, 13:09
DESPERATE HOUSEWIVES
2x07 Colour and Light
Nie den Anlass gefunden, eine komplette Folge zu sehen. Jetzt durch zufällige Begebenheiten doch mal reingestolpert und ein bisschen aus Langeweile, ein bisschen aus Interesse hängengeblieben. Und ich mochte es. Zumindest so sehr, dass ich weitere Folgen sehen will. Die Serie erinnert mich in ihrer Wirkung an SEX AND THE CITY. Ebenfalls eine Serie, die ich erst kennen gelernt habe, als bereits alles vorbei war. Das sind beides sehr kompetent gemachte Hochglanzprodukte, die ich nicht wirklich ins Herz schließen kann, denen ich aber Respekt zolle für die Art, wie verwoben und interessant konstruiert sie ihre Geschichten erzählen. Ich kann mit den Protagonistinnen wenig anfangen, was mich nicht davon abhält, einigen Spaß mit ihren Lebensläufen zu haben. In dieser DESPERATE HOUSEWIVES-Episode faszinierte mich besonders eine schwarze Familie, die jemanden im Keller gefangen hält. Der Mann bricht aus und geistert durch die Folge, so dass er dem Ganzen eine sehr saure Note gibt.
MONK
3x15 Mr. Monk and the Election
Wenn mir ganz bestimmte Personen erzählen, dass sie dieses oder jenes begeistert schauen, dann kommt irgendwann der Punkt, dass ich es überprüfen will. Glück mit der Folge gehabt, weil sie sich gleich auf einen Filmklassiker bezogen hat: Die zwölf Geschworenen. Monk wird dazu verdonnert, Geschworener zu sein, was ihn in tiefe Depressionen stürzt. Aber immerhin besser, als eingezogen zu werden, was sein erste Gedanke ist, als er den Bescheid von seiner Assistentin vorgelesen bekommt. Ich mag, dass es keine reine Kopie des Filmoriginals ist, sondern durch einen Ausbruchsversuch angereichert wird. Ich mag die vielen Ticks und Neurosen des Protagonisten. Sie führen auch zur wahrscheinlich witzigsten Szene, wenn alle Geschworenen gefesselt und geknebelt in ihren Stühlen auf Hilfe warten, und Monk es fertig bringt, ein aufgeklapptes Springmesser nicht zum Lösen der Fesseln, sondern für einen schiefstehenden Rollladen zu benutzen. Man muss eben Prioritäten setzen. Vielleicht fast noch besser, wie er sich am Ende von jedem der Jury-Mitglieder verabschiedet.
TV-Allerlei
Mein Lieblings-CSI-Episode der letzten Zeit war 2x14 "The Finger", welche so ein bisschen in Ansätzen die viel spätere Tarantino-Episode "Grave Danger" vorweggreift. Hat eine sehr tolle Szene, in der ein Finger als Beweisstück in einem Eiscocktail gesichert wird. DR. HOUSE bleibt mir fremd; House ist mir zu bewusst nach außen unsympathisch, nach innen eine gute Seele. Außerdem gehen die Assistenten nicht, die Dialoge retten sich in Fachausdrücke, und in der letzten komplett gesehenen Folge wurde doch tatsächlich versucht, Damien Rice' Song "Delicate" besser einzusetzen als das LOST davor gemacht hat - versagt. Schaue bei Zeit und Lust immer regelmäßiger ACCORDING TO JIM (so starke Brüller wie die Bräunungscreme oder Hulkmania), für mich das bessere KING OF QUEENS. Außerdem auf YouTube entdeckt, dass man wundervoll Highlights aus FAMILY GUY nachschauen kann. Meine Lieblinge sind das Wurzduell zwischen Peter & Michael Moore und die ROSEANNE-Parodie. Aus der zehnten Staffel SOUTH PARK ausgestiegen. Brauch etwas Abstand, weil das konzentrierte Schauen der letzten Monate das Konzept etwas abgenutzt hat. But I'll be back.
#345
Geschrieben 07. November 2006, 16:50
Tag # 1
RIDING ALONE FOR THOUSANDS OF MILES
(China/Japan 2005 - Zhang Yimou)
Der Auftakt unseres Asia Filmfests sollte bis Sonntag der einzige offizielle Festivalbeitrag zum Wochenendprogramm bleiben, auch wenn wir den Samstag nicht müde wurden, die asiatischen Parallelen in Filmen aus anderen Ländern zu suchen. Zhang Yimou back to the roots war allerorts zu lesen, und auch wenn ich sträflicherweise seine Werke vor HERO und HOUSE OF FLYING DAGGERS nicht kenne, kann ich bestätigen, dass hier niemand Schwerter-schwingend durch die Gegend fliegt. Es ist die klassische Geschichte vom Vater, der die Beziehung zu seinem Sohn verbockt hat und diese in letzter Sekunde wieder zurecht biegen will. Ein ruhiger, bedächtiger Film mit vielen Landschaftsaufnahmen, der im schönsten Fall seine Poetik und den Humor aus der Stille gewinnt. Natürlich gibt’s auch lautere Running Gags wie zum Beispiel einen Japanisch-Übersetzer, der nicht wirklich die Sprache beherrscht, aber sie schaden der Stimmung und dem Rhythmus des Films nicht. Insgesamt ein würdiger Auftakt, wenn auch kein Überflieger.
WILD DOGS
(Italien 1974 - Mario Bava)
Mochte ich sehr. Wirklich sehr. Abgesehen von dem zu lauten und etwas monotonen, wenn auch ins Ohr gehenden Soundtrack, der höchstwahrscheinlich so nicht von Bava selbst beabsichtigt war, bietet WILD DOGS alles, was das Spaghetti-Herz begehrt. Ein hochspannender Psychothriller, der sich auf einen Ort, nämlich das fahrende Auto flüchtiger Gangster, beschränkt, aber nie langweilig wird, weil er es versteht, die Spannung vielfältig zu verlagern. Fand George Eastman in seiner physischen Ausstrahlung und Widerlichkeit ziemlich beeindruckend. Mit einem ganz großen Schluss, den ich mir klauen würde, falls ich jemals die Ambition haben sollte, einen Film zu drehen.
Tag # 2
DAS MÄDCHEN AUS DER CHERRY-BAR ("Gambit")
(USA 1966 - Ronald Neame)
Bisher einer meiner fünf Lieblingsfilme des Jahres. Wollte den unbedingt zeigen, weil ich auf die Reaktionen der anderen beiden zu gespannt war, als dass ich ihn erst einmal nur für mich behalten hätte können. Liebe wirklich ohne Ausnahme alles abgöttisch an diesem Film. Seine Idee, über die man vorher besser nichts liest oder sich erzählen lässt, wie Alvin Sargent und Co. die Handlung weiterentwickeln, die Stimmung, das Miteinander der Charaktere. Dass aus einem Caper Movie ein Heist Film wird, dass man so sehr in die Geschichte involviert ist, dass man glaubt, jedes einzelne Wort der englischen Dialoge ohne Untertitel zu verstehen. Michael Caine und Shirley MacLaine waren nie besser und auch Herbert Lom hat eine so tolle Ausstrahlung und Präsenz, dass es mir schwer fällt, wenn ich spontan über den Film schreibe und spreche, nicht ständig Superlative oder Worte wie "cool" in gesteigerter Form zu benutzen. Eine Filmperle, die ich jedem Cinephilen ans Herz legen kann.
SUSPECTED DEATH OF A MINOR
(Italien 1975 - Sergio Martino)
Der Sazuma-Film. Hätte nicht gedacht, dass der Film zum DVD-Hype so witzig, visuell herausragend und liebenswert ist. Ein Giallo mit Anklängen des italienischen Politfilms und des Poliziesco. Sehr cooler Kommissar-Darsteller, der mich entfernt hat den jungen Rudger Hauer erinnert hat. Tolle Running Gags mit Brille und Auto. Eine kunterbunte Überraschungstüte voller Hauptgewinne. Keinerlei Probleme dieses Mal mit der italienischen Sprache plus englische Untertitel, weil die Szenen dazu funktionierten.
SHORTBUS
(USA 2006 - John Cameron Mitchell)
Sehr wertvolle Filmerfahrung, die Potential zum Kultfilm hat. Erschlägt den Zuschauer bereits in seinen ersten Szenen mit einer Offenheit und Ehrlichkeit, die sich angenehmerweise durch alle Figuren und Szenen zieht, so dass man das Kino glücklich und voller Energie verlässt. Die Leben einer Sexualtherapeutin, die keinen Orgasmus bekommen kann, eines schwulen Pärchen, das den freien Partnerwechsel ausprobieren möchte und einer Domina, die nie eine längere Beziehung geführt hat, lässt Regisseur John Cameron Mitchell sich zufällig streifen und berühren, bis alles ineinander läuft und Sinn macht. Verdammt gut inszeniert, mit immer dem richtigen Song im richtigen Moment. Muss man nicht viel drüber schreiben, muss man sehen.
MARIE-ANTOINETTE
(Japan/Frankreich/USA 2006 - Sofia Coppola)
Leicht besser als erwartet. Der Stil und die Musik gehen mir in der zweiten Hälfte nicht auf die Nerven, das Konzept trägt bis zum Ende bzw. bis zur Ausgangstür, an der man sich bereits fragen kann, was man eben überhaupt gesehen hat. Ich verstehe nicht, was an dem Ansatz spannend ist. Ok, man versteht diese historischen Figuren, man bekommt ein Gefühl dafür, warum sich das Königspaar weniger mit den Anliegen des Volkes beschäftigt hat: weil es mit Jagen, Feiern, Spielen, Kinder bekommen, Kriegführen und Schuhe kaufen beschäftigt ist. Will man das überhaupt, ist die Frage. Wodurch entsteht der Reiz, Coppolas immer gleiches Konzept auf die französische Königin Marie-Antoinette zu übertragen? Um New Order und The Strokes am Hofe spielen zu können? Das hat deutlich besser in Japan und noch etwas besser in den amerikanischen Vorstädten gepasst. Ansonsten fand ich den Film ziemlich unterhaltsam, besonders Jason Schwartzman als angehender König mit funny bones hat es mir angetan. Asia Argentos Auftritt und Steve Coogans immer tolle Stimme sind noch bemerkenswert.
RECONSTRUCTION
(Dänemark 2003 - Christoffer Boe)
Sehr anregende und interessante Art, einen Liebesfilm zu erzählen. Könnte ich jetzt schon wieder schauen, um zu überprüfen, wie die unterschiedlichen Szenen mit Hintergrundwissen wirken. Es gibt fast mehr eine Stimmung als eine Handlung. Finde die Formulierung in den Extras von Hauptdarsteller Nicolaj Lie Kaas passend, dass das ein Film über einen Kerl ist, der verliebt ins Verliebtsein ist. Regisseur Boe ist weniger darauf aus, dass stringent ein nachvollziehbarer Plot entwickelt wird, sondern der Zuschauer sich eher in den Situationen, den Gedankenexperimenten und in den Emotionen wiederfinden kann.
Tag # 3
BUCHVORSTELLUNG & TRAILERSHOW MIT JÖRG BUTTGEREIT
(München 2006 - Jörg Buttgereit)
Ganz tolles Event. Das Bizarre war, dass ich mich letztlich fast mehr freute, die abgefahrenen Monsterfilm-Trailer gesehen zu haben, als Jörg Buttgereit getroffen, ein Autogramm bekommen und seinen Ausführungen gelauscht zu haben. Und ich fand es eben sehr, sehr toll den Mann getroffen und ihm zugehört zu haben. Das soll nur unterstreichen, wie anregend ich diese ganze Veranstaltung fand. Denn nicht einmal Quentin Tarantino hatte mich bisher dazu bringen können, mit japanischen Monsterfilmen durchzustarten. Das Happening am Samstag brachte den Durchbruch. Gleich dazu passend die wirklich sehr schön aufgemachte (gefühlte tausend Farbfotos, edel gebunden) und eigentlich noch schöner mit spannenden Texten gefüllte Buttgereit-Bibel "Japan – Die Monsterinsel" mitgenommen. Quasi das perfekte Begleitbuch zum Thema. Schade, dass nicht mehr Leute da waren. Kann nur sagen, die haben etwas verpasst. Noch nie so interessante Anmoderationen von Filmen, geschweige denn von Trailern, gehört. Und die Trailer an sich, besonders die abgefahrenen, teilweise völlig verfälschenden, deutschen Trailer machten gigantischen Spaß.
JUVENILE, A BIG BANG LOVE
(Japan 2006 - Takashi Miike)
Anstrengende, stilistisch an Lars von Triers DOGVILLE angelehnte Reflexion über das Leben nach dem Tod. War das ein neuer, ein reiferer Miike? Nein, er war anders, aber andere Filme dreht Miike bekanntlich am laufenden Band. Ich konnte zu den Protagonisten keine emotionale Bindung aufbauen, so wie sie gezeigt und die Handlung aufgebaut wurde. Teilweise konnte ich sie nicht einmal optisch unterscheiden. Zumindest eine gewisse Nachwirkung konnte ich am nächsten Tag in einer der Filmpausen feststellen. Vielleicht synchronisiert und mit Vorwissen ein lohnenswerterer Film, als er sich direkt nach dem Kinoerlebnis anfühlte. Zu Hause hätte ich ihn wahrscheinlich nach fünf Minuten ausgestellt und wäre zum nächsten Kandidaten übergegangen. So aber hinterlässt der Film doch ein gewisses Kratzen in der Hirnschale.
BORAT
(USA 2006 - Larry Charles)
Teilweise sehr witzige Doku-Satire auf Klischees, die etwas zu inszeniert ist. Ein echter crowd-pleaser. Wenn man nicht gerade selbst lacht, kann man bestens verfolgen, aus welchen verschiedensten Ecken zu den verschiedensten Szenen unterschiedlich gelacht wird.
THE HOST
(Südkorea 2006 - Joon-ho Bong)
Anbetungswürdiges Unterhaltungs-Meisterwerk, das als erfolgreichster koreanischer Spielfilm aller Zeiten getarnt wird. Weiß immer noch nicht so recht, wie man den Film am besten bespricht und seine Gefühle dazu in lesbare Form bringt. Total blast!
HAZE & IMPRINT
(Japan & USA 2005/06 - Takashi Tsukamoto)
Zuerst Shinya Tsukamotos Film, den man wohl gar nicht beim ersten Mal "verstehen" soll und der mir mit seinen schweren 49 Minuten beinahe wie ein richtiger Langfilm vorgekommen ist. Ein Mann kriecht durch enge Gänge, steckt mit den Zähnen an einem Rohr fest (für mich die intensivste und schmerzhafteste Szene) und trifft auf eine Frau, die auch nicht so recht weiß, was sie in dieser Dunkelheit zu suchen hat. Im Grunde genommen CUBE mit weniger Menschen, nur dunkler. Natürlich ahnt der Zuschauer, dass es sich dabei weniger um eine neue Spielshow-Idee von John de Mol handelt, sondern dass die Szenen eher auf den Figuren lastende Gefühle visualisieren sollen. Wem’s gefällt. Den daran anschließenden Miike-Beitrag zur amerikanischen "Masters of Horror"-Serie empfand ich zwiespältig. Vielleicht, weil mich ein Nachbar bat, die Klappe zu halten, vielleicht, weil ich generell nicht so viel mit Filmen anfangen kann, die unter siebzig Minuten laufen, vielleicht auch, weil mir alles zu bekannt vorkam, und ich es nicht sonderlich kreativ neu zusammen gewürfelt fand - ob jetzt aus seinem eigenen Fundus, aus KILL BILL oder TANZ DER TEUFEL. Ich mochte hauptsächlich Billy Drago als David Carradine, seinen anfänglichen Dialog mit der entstellten Hure, das wohltuend gut geschriebene Hin und Her, bis die so genannte Handlung einsetzt. Danach wird es ein bisschen eklig, ein bisschen bizarr und witzig, aber na ja.
TÖDLICHER HASS ("Tony Arzenta")
(Italien/Frankreich 1974 - Duccio Tessari)
Es gibt bessere Zeitpunkte und Umstände, diesen Film zu sehen. Zum Beispiel ungeschnitten, ohne Tonstörungen, mit klarem Bild. Nicht nach dem Double Feature HAZE/IMPRINT und einem ganzen Tag voll Filmen, ganz besonders nicht nach dem total einnehmenden Kinoerlebnis THE HOST, kurz zwischen Durchmachen und einem anstrengenden Montag reingeschmissen. Und ich kannte ihn bereits, einmal italienisch ohne Untertitel so gut wie ungeschnitten und dann noch mal in der deutschen Videofassung so gut wie um keinen Gewaltschnitt gebracht, aber dafür ziemlich rumpelig in den Handlungsübergängen, weil so einige Gespräche und Kleinigkeiten herausgenommen wurden. Der Film bleibt aber über jeden Zweifel erhaben. Die geglückte Verschmelzung vom italienischen Gangsterfilm und französischen Cop Flick, gewürzt mit blutigen Giallo-Klecksen, in der der Profi Duccio Tessari den Star Alain Delon auf eine melancholische Rache-Rundreise schickt, um die Drahtzieher hinter dem Mord an seiner Familie zu richten. Liebe den Film. Und hätte ihn nur zu gerne in einer perfekten deutschen DVD-Fassung zu Hause.
Durch das Wochenende angeregte Filme, die ich jetzt sofort sehen will: Ungefähr alle japanische Monsterfilme (besonders UFOS ZERSTÖREN DIE ERDE, der einen ultra-coolen deutschen Trailer hat), HEDWIG AND THE ANGRY INCH und MEMORIES OF MURDER.
#346
Geschrieben 12. November 2006, 15:32
(USA 1990 - Howard Franklin & Bill Murray)
Ursprünglich war Jonathan Demme als Regisseur angedacht, sprang aber ab und so übernahmen Produzent Franklin und Hauptdarsteller Murray gemeinsam die Regie. Wem die Handlung bekannt vorkommt, klar, Ende der Achtziger gab es die gleiche Geschichte schon einmal von den Franzosen mit Jean-Paul Belmondo in der Hauptrolle erzählt. Das amerikanische Remake übertrifft DER BOSS aber deutlich in fast allen Belangen. Die Grundidee ist natürlich bei beiden Versionen genial. Gangster, die eine Bank überfallen und dann getarnt als Geiseln das Gebäude zur Vordertür verlassen, der Polizei aber vorgaukeln, immer noch drin zu sein. Alles ist perfekt vorbereitet, nur mit den Problemchen und Barrieren des Alltags in New York haben sie nicht gerechnet. Die Stadt wird zum undurchdringlich scheinenden Dschungel voller Fallen und Gefahren. Jeder trägt eine Waffe, ob Gangster oder Hauseigentümer, der in den letzten Wochen drei Mal überfallen wurde. Mag prinzipiell alle Bill Murray Komödien, bevor ihn die Kritikerverbände für sich entdeckten. Hier bekommt er zusätzlich beste Schützenhilfe vom immer genialen Randy Quaid, der immer süßen Geena Davis (die mit ihrer Schwangerschaft dem ganzen Projekt einen ernsthafteren Unterton gibt) und verdammt vielen coolen und witzigen Nebencharakteren. Jason Robards zum Beispiel, der den Hauptkommissar Rotzinger spielt und über dessen Präsenz man sich als Filmfan einfach freut, weil dieser in den 60ern und 70ern mit Leone und Peckinpah Westernlegenden geschaffen hatte, dann aber, abgesehen von Jonathan Demme und seinen Filmen, völlig vergessen wurde. Dann ist da Tony Shalhoub ("Monk"), mein Lieblingscharakter des Films, ein scheinbar arabisch-stämmiger Taxifahrer, der kein Wort Englisch versteht. Er hat ausnahmslos brillante Szenen: wenn ich nur an seine Reaktion denke, als die Polizei eintrifft, kriege ich schon Lachkrämpfe. Dann ist da dieser Kerl mit der Gitarre, der verdammt gerne in den Bus einsteigen möchte, aber es irgendwie nicht gebacken bekommt, weil die Gitarre nicht durch die Tür passt. Es ist einer der witzigsten Momente, wenn er beinahe vergessen plötzlich an der Fensterscheibe des fahrenden Busses auftaucht. Überhaupt der Bus und der Busfahrer: daraus entsteht eine Spannungsszene, wie man sie selten erlebt, denn es geht um Wechselgeld und wenige Sekunden, die Bill Murrays Charakter Zeit hat, um dieses aufzutreiben, bis der Bus abfährt. Der Film ist voller kurioser Verwicklungen, wie zum Beispiel dem Hineinplatzen in eine Geldübergabe von "echten" Gangstern, die Bill Murray durchs Improvisieren mit Bravour meistert. Ein Drehbuch mit fast zu vielen Ideen. Und wenn kurz vorm Flughafen im schattigen Hinterhof eine alte Frau "Stella, Stella" schreit, kommt eine fast surreale Atmosphäre auf. Der Film ist die verquerteste Liebeserklärung der Filmgeschichte an New York und seinen Schmelztiegel aus den unterschiedlichsten Kulturen. Spike Lee und seine Drehbuchschreiber inspirierte dieser Blick wohl beim Film INSIDE MAN - und die Heist-Idee ist natürlich auch hier her. Mag diesen Bill Murray der frühen 90er Jahre eigentlich mit am liebsten, weil zu dessen unwiderstehlichen Spiel plötzlich geniale Drehbücher kamen, die neben EIN VERRÜCKT GENIALER COUP unter anderem Filme wie UND TÄGLICH GRÜSST DAS MURMELTIER und WAS IST MIT BOB? entstehen ließen.
#347
Geschrieben 16. November 2006, 16:12
Manchmal reicht bereits ein kleiner Verweis, eine nebensächliche Erwähnung, um Filme aus der Versenkung zu holen, die ich ursprünglich mal ganz gerne gesehen hätte, die ich dann aber aus den Augen verlor und einfach vergaß. So geschehen mit REQUIEM und ROHTENBURG durch den Fangoria-Artikel über das spanische Fantasyfilm-Festival in Sitges:
http://www.fangoria....ure.php?id=3107
#348
Geschrieben 01. Dezember 2006, 00:29
Egal, wie ich anfangen will, ich lande automatisch bei KILL BILL. Zum Beispiel bei der Frage, wann ich das letzte Mal so richtig zufrieden mit meiner Jahres-Top Ten gewesen bin. 2003 genoss ich noch den Luxus und die Qual, aus einer großen Auswahl an Lieblingsfilmen die letzten zehn aussuchen zu können. Ich konnte es mir zum Beispiel erlauben, IRREVERSIBEL draußen zu lassen (übrigens ein Film, der heute drin wäre). Ich hatte Spielräume, auch schwere Entscheidungen zu treffen: wer warum unbedingt rein muss und wer eben nicht, weil den sowieso alle drin haben werden. Das übliche Geplänkel, was mir bereits in den beiden Jahren davor den meisten Spaß bereitet hatte. Aber mit dem Tarantino Film änderte sich einiges. Meine sowieso schon wild sprießende Cinephilie bekam einen Spezialbrennstoff verabreicht, der bis heute anhält. Der Film bot nicht nur unzählige Anregungen, Filmgeschichte abseits der platt getrampelten Pfade zu entdecken, er ließ auch die alten Pfade in einem neuen Licht erstrahlen. KILL BILL machte Lust auf das große Ganze, wenn es so etwas überhaupt gibt. Eine tiefere Wahrheit oder auch nur ein tieferes Gefühl. Und so lautete die zweiten Frage, die ich mir seitdem stellte und deren Antwort wieder KILL BILL hieß: Warum war ich die letzten beiden Jahre so unzufrieden mit meinen Top Ten-Listen? Ich hatte ein bisschen vor lauter Filmgeschichte das Interesse an der aktuellen Konkurrenz verloren. Und als Mensch, der nicht an Pressevorführungen gebunden war und immer häufiger vom unüberschaubaren und mittlerweile sehr attraktiv gewordenen Feld der Filmgeschichte stand, fiel die Auswahl immer seltener auf aktuelle Filme und immer häufiger auf Filme, die die Filme inspirierten, welche gerade im Kino liefen. Umso mehr „alte“ Filme ich sah, umso schöner und intensiver wurden dadurch die „neuen“. Filmgeschichte war nicht nur cool, sie war jetzt die Nummer eins, der tonangebende Pulsschlag. Die aktuellen Filme waren die Ausnahme, das was ich mehr dazwischen schob. Und so sah ich 2004 und 2005 zwar gerade so viele Filme, dass ich mir jeweils eine Top Ten zusammen basteln konnte, aber nicht mehr das Gefühl hatte, dem Filmjahr auch nur ansatzweise gerecht zu werden. Klar, wusste ich, dass ich das 2003 ebenfalls nicht wirklich geschafft hatte, aber zumindest schöpfte ich aus einem viel größeren Fundus. Ich hatte so viele Filme gesehen, dass ich mir sagen konnte, ich habe vielleicht nicht alle relevanten Werke des Jahres gesehen, aber ich habe zumindest eine recht gute Ahnung. Ganz bei diesem guten Gefühl der Ahnung bin ich dieses Jahr noch nicht angekommen, wohl auch weil die Ansprüche gestiegen sind. Doch habe ich elf Filme gefunden, bei denen ich kein schlechtes oder unsicheres Gefühl habe, sie in meine Top Ten zu schreiben. Sie fühlen sich richtig an, sie fühlen sich sogar so richtig an, dass ich das übliche Schemata der zehn Filme einfach aufgebrochen habe. Die bestimmt extrem schmerzhafte Sortierung nach Wertigkeit, das Aussieben eines Kandidaten und die wahrscheinlich noch folgenden zusätzlichen Anwärter, erspare ich mir mit meiner Filmforen-Liste. Die Liste soll nicht anderen, sondern mir Spaß machen. Und das tut sie in genau diesem Umfang und dieser alphabetischen Sortierung. Aus knapp siebzig so ungefähr komplett gesehenen Filmen habe ich diese Lieblinge herausgepickt:
- ADAM’S APPLES
(Deutschland/Dänemark - Anders Thomas Jensen)
- BEHIND THE MASK: THE RISE OF LESLIE VERNON
(USA - Scott Glosserman)
- BROKEBACK MOUNTAIN
(USA - Ang Lee)
- CALVAIRE
(Belgien/Frankreich/Luxemburg - Fabrice Du Welz)
- THE HOST
(Südkorea - Joon-ho Bong)
- MIAMI VICE
(USA – Michael Mann)
- MYSTERIOUS SKIN
(USA/Niederlande - Gregg Araki)
- THE NEW WORLD
(USA - Terrence Malick)
- RUNNING SCARED
(Deutschland/USA - Wayne Kramer)
- SHORTBUS
(USA - John Cameron Mitchell)
- SILENT HILL
(Kanada/Japan/USA/Frankreich - Christophe Gans)
Runners-Up:
- CACHÈ
(Frankreich/Österreich/Deutschland/Italien – Michael Haneke)
- THE CONSTANT GARDENER
(Deutschland/UK – Fernando Meirelles)
- THE PROPOSITION
(Australien/UK – John Hillcoat)
Hauptdarsteller:
Joseph Gordon-Levitt – Mysterious Skin
Mads Mikkelsen – Adam’s Apples
Nathan Baesal – The Rise of Leslie Vernon
Paul Walker – Running Scared
Laurent Lucas – Calvaire
Heath Ledger – Brokeback Mountain
Kang-ho Song – The Host
Ulrich Thomsen – Adam’s Apples
Daniel Auteil – Cachè
Colin Farrell – The New World & Miami Vice
Nebendarsteller:
Scott Wilson – The Rise of Leslie Vernon
Maurice Bènichou – Cachè
Danny Huston – The Proposition
Ray Winstone – The Departed & The Proposition
Mark Wahlberg – The Departed
Georg Friedrich – Nacktschnecken
Ray Wise – Good Night, and Good Luck
Jake Gyllenhaal – Brokeback Mountain
Jason Schwartzman – Marie-Antoinette
Jackie Berroyer – Calvaire
Hauptdarstellerin:
Q’Orianka Kilcher – The New World
Radha Mitchell – Silent Hill
Sook-Yin Lee - Shortbus
Rachel Weisz – Der ewige Gärtner
Charlotte Gainsbourg – The Science of Sleep
Gong Li – Miami Vice
Eva Green – Casino Royale
Elizabeth Banks – Slither
Angela Goethals – The Rise of Leslie Vernon
Juliette Binoche – Cachè
Nebendarstellerin:
Michelle Trachtenberg – Mysterious Skin
Laurie Holden – Silent Hill
Lindsay Beamish - Shortbus
Brigitte Lahaie – Calvaire
Joey Lauren Adams – The Break-Up
Vera Farmiga – The Departed & Running Scared
Elisabeth Shue – Mysterious Skin
Rosario Dawson – Clerks II
Zelda Rubenstein – The Rise of Leslie Vernon
Du-na Bae – The Host
Momente 2006:
Die etwas andere Art eines Elternabends und die schwärzeste Geburtstagsparty der Filmgeschichte. (SYMPATHY FOR LADY VENGEANCE)
Das kurze, unabsichtliche Auftauchen von Timothy Dreadwells Gefährtin vor der Kamera. (GRIZZLY MAN)
Agenten-Kaffeeklatsch in Denver mit Pierce Brosnan, Hope Davis und Greg Kinnear. (THE MATADOR)
Die Sache mit dem Aidskranken und die Schneeflocken auf den Gesichtern von Michelle Trachtenberg und Joseph Gordon-Levitt. (MYSTERIOUS SKIN)
Heath Ledgers finale Umarmung. (BROKEBACK MOUNTAIN)
Fucking Old School: Jay Hernandez und ein amerikanischer Kunde unterhalten sich über die beste Methode, ihr Opfer zu töten. (HOSTEL)
Der Weg zum Auto als Beziehungsmetapher: Miranda July und John Hawkes lernen sich kennen. (ME AND YOU AND EVERYONE WE KNOW)
Ralph Fiennes erwartet zwischen roten Steinen das Ende. (DER EWIGE GÄRTNER)
Der emotionale Abschied von Lasse Hallström, nachdem er es fertig brachte, Sienna Miller mit braunen Haaren langweilig aussehen zu lassen, mit einem sterilen Venedig aus dem Computer zu langweilen und einen weiteren egalen Film abzuliefern. (CASANOVA)
Traffic light: Gute Absichten bringen’s nicht. Dafür aber George Clooneys Folterszene. (SYRIANA)
Q’Orianka Kilcher als Fruchtbarkeitsgöttin im Fort der europäischen Entdecker. (THE NEW WORLD)
Christopher Plummer ist einfach überall: egal, ob als Politiker (SYRIANA), Nazi (INSIDE MAN) oder auf den Spuren von Christoph Kolumbus. (THE NEW WORLD)
Wenn die aktuellen Horrorfilm-Remakes etwas besonders gut drauf haben, dann sind das ihre Vorspänne. Zum Beispiel der beißend, mit dem Song „More and More“, unterlegte Zusammenschnitt von Bombenexperimenten und entstellten Körpern in THE HILLS HAVE EYES.
Freddy Krueger trifft Nosferatu. Wie gruselig können Schatten sein oder der alltägliche Horror in Kinderzimmern. (RUNNING SCARED)
Der Lichtblick in einem ansonsten erwartet überflüssigen Film: Ian McKellen erläutert die Hintergrundgeschichte zum Abendmahl-Gemälde. (THE DA VINCI CODE)
Die in einem Schnitt gefilmte Wahnsinnsfahrt durch ein mehrstöckiges Haus, in dem sich Tony Jaa durch die verschiedenen Ebenen prügelt und unzählige Knochen bricht. Rauschhaft. (TOM YUM GOONG)
Und wenn wir schon bei Action sind, darf natürlich nicht die anfängliche Truck-Verfolgungsjagd aus BORN TO FIGHT nicht fehlen. Wahnsinn.
Oder: Donnie Yen kämpft gegen den coolen Albino-Nachwuchs. (SPL)
Der mutige Amateur-Porno. (NACKTSCHNECKEN)
Wie erschreckend und anregend können statische Kameraeinstellungen sein. (CACHÈ)
Joaquin Phoenix singt „Folsom Prison Blues“ im Aufnahmestudio, als ob es sein letzter Song wäre. (WALK THE LINE)
Das Umkreisen einer bloßen Lampe. (TZAMETI)
Leslie Vernon kurz vor der Erfüllung seines Traums: Weihnachten, Thanksgiving und Ostern zusammen. (BEHIND THE MASK: THE RISE OF LESLIE VERNON)
Anders Thomas Jensens Drehbuchkniff, dass der nebenbei erwähnte Sohn des Pfarrers im weiteren Verlauf noch eine wichtigere Rolle spielt. (ADAM’S APPLES)
Das Gefühl, die Grenze zwischen filmischer Realität und Traum aus den Augen verloren zu haben und es zu genießen. (THE SCIENCE OF SLEEP)
Wenn die Sirene das erste Mal aufheult, und die Hölle losbricht. (SILENT HILL)
Ohne Frauen kann Tanzen sehr gruselig wirken. (CALVAIRE)
INFERNAL AFFAIRS hat gezeigt, dass die Zukunft der Spannung im Medium „Handy“ liegt. INSIDE MAN zeigt eine konsequente Weiterführung, als die Geiseln auf ihre Mobiltelefone untersucht werden.
Ekligste Szene des Jahres: der vollgestopfte Körper explodiert. (SLITHER)
Dustin Hoffmans ekstatische Erfahrung, wie gut sein neuer Assistent ein Parfum zusammen stellen kann. (DAS PARFUM)
Thema Filme in mittelprächtigen Komödien: Owen Wilsons heimlicher Lieblingsfilm ist ROMAN HOLIDAY. Matt Dillon denkt aber, es sei FLETCH DER TROUBLEMAKER, was gleichzeitig die perfekte Charakterisierung von Owen Wilsons Rolle ist. Wilson schneidet den Knoblauch wie in GOODFELLAS, er nennt Dillon Jake La Motta, holt sich Pay-TV, um die SOPRANOS zu schauen und wichst auf Dillons Pornovideo-Sammlung, die stark durch eine asiatische Phase geprägt ist. (ME, YOU AND DUPREE)
Wo ist Rob Schneider? Erst der Blick in die imdb offenbart, dass sich Adam Sandlers Kumpel in seinem gewohnten Kurauftritt dieses Mal besonders gut verkleidet hat. (CLICK)
Honecker-Witze in der Stasi-Kantine. (DAS LEBEN DER ANDEREN)
Eric Tsang schlägt Jack Nicholson. (THE DEPARTED)
Eine traumhafte Eröffnungssequenz, die offen und ehrlich den perfekten Ton für den weiteren Film findet. (SHORTBUS)
Kirsten Dunst haucht: „Mops!“ (MARIE-ANTOINETTE)
Nackt-Wrestling im Hotel. (BORAT)
Bogenschießen will gelernt sein. (THE HOST)
NACHO LIBRE ist ein eher ärgerlicher Zweitling vom NAPOLEON DYNAMITE-Regisseur, aber er hat einen tollen Wurz-Running Gag, eine sehr bizarre Mofa-Fahrweise und eine unglaublich witzige Szene zwischen Jack Blacks Freund und einer Schleichwege kennenden Frau zu bieten.
Jeff Andersons kleine Rede im Gefängnis. (CLERKS II)
NEXT DOOR ist ein skandinavischer Versuch, die filmische Bierdeckel-Nummer durchzuziehen. Mann, der seine Freundin umgebracht hat, fantasiert sich in eine Traumwelt aus Hitchcock und Lynch, in der sich seine persönlichen Abgründe spiegeln. Sieht alles ganz hübsch aus, hat nicht wirklich Gewicht, abgesehen von dieser einen Szene, in der er bei der imaginären Nachbarin auf dem Sofa sitzt, sich eine schweinische Geschichte erzählen lässt, und sie sich anschließend gegenseitig die Fresse beim Ficken einschlagen.
„You can run, but you can’t hide!“ GOLDENE ZEITEN hat Regisseur Peter Torwarth schon lange hinter sich gelassen.
Der nicht lügen könnende Freund von Zach Braff. (THE LAST KISS)
Rico Tubbs duscht mit seiner Freundin. Beste Duschszene seit NARC. (MIAMI VICE)
Die gefesselten Aborigines erzählen von Arthur Burns. (THE PROPOSITION)
Eva Green nimmt den Aufzug nach unten. (CASINO ROYALE)
#349
Geschrieben 03. Dezember 2006, 13:51
- ein Film pro Regisseur -
ACH JODEL MIR NOCH EINEN
(Deutschland/Österreich – Georg Tressler)
Stellvertretend für alle tollen deutschen Sexploitation-Filme, besonders BEICHTE EINER LIEBESTOLLEN und GEH ZIEH DEIN DIRNDL AUS.
ASPAHLT KANNIBALEN
(Italien/Spanien 1980 – Antonio Margheriti)
Stellvertretend für die Filme, die mir die Lust am italienischen Genre-Kino zurückgebracht haben wie DAS GOLD VON SAM COOPER, DER KILLER VON WIEN, TÖDLICHER HASS, THE MASTER TOUCH, INFERNO, EIN BÜRGER SETZT SICH ZUR WEHR, TORSO, DER SCHLITZER, WILD DOGS, THE GRAND DUEL und ABRECHNUNG IN SAN FRANCISCO.
BOEING BOEING
(USA 1965 – John Rich)
Sexkomödien aus Hollywood mit Tony Curtis, Jerry Lewis oder Shirley MacLaine (ALL IN A NIGHT’S WORK) – gibt’s denn was schöneres. Mit unglaublichem Tempo in den Dialogen und Verwechslungen erinnern sie in de besten Fällen an Lubitsch und Wilder und verströmen gleichzeitig eine angenehme Eigenständigkeit.
CAGED HEAT
(USA 1974 – Jonathan Demme)
Stellvertretend für das endlich nicht nur entdeckte, sondern auch gesehene Genre des WIP-Films, ganz besonders THE BIG DOLL HOUSE und THE BIG BIRD CAGE.
CHARLEY VARRICK
(USA 1973 – Don Siegel)
Stellvertretend für Walter Matthaus ernstere Rollen (DIE KAKTUSBLÜTE, JFK) und allgemein für die amerikanischen Gangsterfilme der 1970er.
CHASING AMY
(USA 1997 – Kevin Smith)
Stellvertretend für alle magischen Momente, die Joey Lauren Adams in ihrer bisher viel zu kurzen Karriere auf die Leinwand gezaubert hat. Und auch für alle überflüssig nieder geknüppelten Filmemacher, die zumindest einen Film gemacht haben, der rechtfertigt, dass man sie sehr schätzt.
DIES IRAE
(Dänemark 1943 – Carl Theodor Dreyer)
Stellvertretend für alle Filme, die ich auf den ersten Blick als zu anstrengend und „künstlerisch wertvoll“ abgestempelt habe wie zum Beispiel auch THE CONFORMIST. Und natürlich – was auch mal wieder gesagt werden muss – stellvertretend für alle tollen Filme, die Arte das Jahr ausgegraben und dem gewillten Filmfan durch die Wiederholungsschleife ansprechend präsentiert hat.
DINER
(USA 1982 – Barry Levinson)
Stellvertretend für Filme, die das Herz im Sturm erobert haben wie SWINGERS, BLISSFULLY YOURS oder FANDANGO.
DIRTY MARY CRAZY LARRY
(USA 1974 – John Hough)
Stellvertretend für alle spektakulär zu Bruch gegangenen Filmautos zum Beispiel in THE CAR oder THE VANISHING POINT.
EASTERN CONDORS
(Hong Kong 1986 – Sammo Hung)
Stellvertretend für das Genre des Kriegsfilms und seine coolsten Vertreter wie DER SOLDAT VON ORANJE, ROM OFFENE STADT, TODESKOMMANDO PANTHERSPRUNG, KHARTOUM, DUELL IM ATLANTIK, THE LOSERS, THE STEEL HELMET und FIXED BAYONETS.
THE FORTUNE
(USA 1975 – Mike Nichols)
Stellvertretend für die besten und somit witzigsten Komödien wie HEAVEN CAN WAIT (Beatty), nach denen man sehr lange suchen muss.
GENTLEMAN JIM
(USA 1942 – Raoul Walsh)
Stellvertretend für das Genius of the System, welches mir das Jahr Filme wie ACE IN THE HOLE, GRAND HOTEL oder THE BAD AND THE BEAUTIFUL bescherte.
HEAVEN’S GATE
(USA 1980 – Michael Cimino)
Stellvertretend für alle Mammutproduktionen und zerplatzte Träume von Filmregisseuren, wie auch für das New Hollywood, was mir mit SUNDAY BLOODY SUNDAY, HARDCORE, CARNAL KNOWLEDGE, WALKABOUT, PETULIA und FIVE EASY PIECES immer wieder Überraschungen herbeizaubert.
HI DIDDLE DIDDLE
(USA 1943 – Andrew L. Stone)
Stellvertretend für alle vergessenen oder niemals bekannten Filmperlen wie DER REISENDE HENKER und HOT SUMMER IN THE CITY.
THE IPCRESS FILE
(UK 1965 – Sidney J. Furie)
Stellvertretend für Espionage in the Movies, besonders Seth Holts DANGER ROUTE. Und mal ausnahmsweise auch für die tollen Vorlagen, ob Ian Flemings Roman „Casino Royale“ oder Len Deightons brillante Samson-Trilogie „Game, Set and Match“.
THE LADY EVE
(USA 1941 – Preston Sturges)
Seine Filmografie würde allein reichen. Oder vielleicht nur dieser Film. Zur Sicherheit nehme ich noch HAIL THE CONQUERING HERO hinzu.
THE MACK
(USA 1973 – Michael Campus)
Stellvertretend für Blaxploitation, besonders für DETROIT 9000, TRUCK TURNER und BROTHERHOOD OF DEATH.
DAS MÄDCHEN AUS DER CHERRY-BAR
(USA 1966 – Ronald Neame)
Stellvertretend für die These, dass es immer noch kreative Erzählstrukturen gibt, die man noch nicht kennt, oder die zumindest so noch nie ausgereizt wurden wie zum Beispiel in SLEUTH. Und natürlich für alle Michael Caine Filme!
THE MAN FROM HONG KONG
(Hong Kong/Australien 1975 – Brian Trenchard-Smith & Wang Yu)
Stellvertretend für Brian Trenchard-Smith’ Filmografie mit Werken wie TURKEY SHOOT, BMX BANDITS, DEAD-END DRIVE IN und THE SIEGE OF FIREBASE GLORIA, die ich teilweise im letzten Jahr schon nannte, aber das nur nebenbei, was dem kleinen Exploitation-Gott aus dem Ozploitation-Land nicht gerecht wurde.
EINE NACHT BEI MAUDE
(Frankreich 1969 – Eric Rohmer)
Stellvertretend für die Nouvelle Vague im Allgemeinen (DAS BIEST MUSS STERBEN, DER SCHLACHTER) und Eric Rohmer mit seinen „Labermarathons“ wie PAULINE AM STRAND und CLAIRES KNIE im Besonderen.
OPEN HEARTS
(Dänemark 2002 – Susanne Bier)
Stellvertretend für frische, europäische Filme, die respektlos zeigen, was sie drauf haben: MODELS zum Beispiel auch.
PATRICK
(Australien 1978 – Richard Franklin)
Stellvertretend für das australische Genre-Kino: ROAD GAMES, CHOPPER, THE LONG WEEKEND, SUMMER CITY, NEXT OF KIN oder DARK AGE.
PRETTY MAIDS ALL IN A ROW
(USA 1971 – Roger Vadim)
Stellvertretend für alle Lieblingsfilme, die ich jetzt noch nicht in irgendeine Schublade pressen konnte wie COOL HAND LUKE, SMOKE, REISE ZUM MITTELPUNKT DER ERDE, THE DEVIL’S BACKBONE, BLUE WATER WHITE DEATH und CITY OF HOPE.
RABID
(Kanada 1977 – David Cronenberg)
Stellvertretend für den sichtbaren Zusammenhang von Sex und Horror: BLUT AN DEN LIPPEN, AUGEN OHNE GESICHT, DER HEXENJÄGER, THE BROOD, THE BLOOD SPATTERED BRIDE, WICKER MAN, ENTFESSELTE BEGIERDE, JEEPERS CREEPERS, FRANKENSTEIN SCHUF EIN WEIB, RE-ANIMATOR, DAS KABINETT DES PROFESSOR BONDI, DRACULA und DRACULAS BRÄUTE.
REVOLTE IN DER UNTERWELT
(USA 1973 – John Flynn)
Stellvertretend für alle Killer-, Rache- und Gangsterfilme wie DER BULLE, TARGETS, GETAWAY, NIKITA, SUMMERTIME KILLER, MURDER BY CONTRACT, REVENGE, JOHNNY FIRECLOUD, TICK TICK TICK und 8 MILLIONEN WEGE ZU STERBEN.
RIDE IN THE WHIRLWIND
(USA 1965 – Monte Hellman)
Für alle Western der Filmgeschichte, die letztlich sowieso immer die besten Filme sind. Dieses Jahr zum Beispiel DOC, THE LONG RIDERS, NACKTE GEWALT, RUN OF THE ARROW, ONE-EYED JACKS, JEREMIAH JOHNSON, STALKING MOON, THE COWBOYS und LITTLE BIG MAN.
SEVEN MEN FROM NOW
(USA 1956 – Budd Boetticher)
Eigentlich Budd Boettichers gesamte Filmografie, aber besonders seine zahlreichen Zusammenarbeiten mit Randolph Scott wie RIDE LONESOME, BUCHANAN RIDES ALONE und DECISION AT SUNDOWN.
SOME CAME RUNNING
(USA 1958 – Vincente Minnelli)
Stellvertretend für alle Filme, die mir das Jahr das Herz gebrochen haben wie DAS MÄDCHEN UND DER KOMMISSAR, DIE DINGE DES LEBENS und GREAT EXPECTATIONS (Cuaron).
STUNDE DER BEWÄHRUNG
(USA 1978 – Ulu Grosbard)
Stellvertretend für alle Heist-Filme, besonders RIFIFI und BOB LE FLAMBEUR.
USED CARS
(USA 1980 – Robert Zemeckis)
Stellvertretend für alle idiotischen und abschreckenden deutschen Verleihtitel. Und auch für den Schauspieler Kurt Russell, den ich immer schon sehr mochte, nun aber noch mehr schätzen gelernt habe. Ich fand den sogar das Jahr in Andersons SOLDIER klasse. Richtig geliebt habe ich ihn aber in BIG TROUBLE IN LITTLE CHINA, immer wieder in THE THING und inzwischen in ESCAPE FROM NEW YORK.
VISITOR Q
(Japan 2001 – Takashi Miike)
Für das weiterhin aufregende asiatische Kino, egal ob neu oder alt, mit CITY WAR, MEMORIES OF MURDER, SNAKE IN THE MONKEY’S SHADOW, IRON MONKEY, ONCE UPON A TIME IN CHINA, WAR OF THE GARGANTUAS, MOTHRA BEDROHT DIE WELT und THE BLADE.
VON ALLEN HUNDEN GEHETZT
(Israel/Italien/Großbritannien 1976 – Peter Collinson)
Stellvertretend für die fast komplette, sehr reichhaltige Filmografie des Genre-Hoppers Peter Collinson, ganz besonders THE LONG DAY’S DYING, THE ITALIAN JOB, OPEN SEASON und AND THEN THERE WERE NONE.
DAS WIRTSHAUS IM SPESSART
(Deutschland 1958 – Kurt Hoffmann)
Für die Vielfalt des deutschen Nachkriegskinos, welches im besten Fall von 48 STUNDEN BIS ACAPULCO über DIE KATZE bis zu NACHTS WENN DER TEUFEL KAM reicht.
- Ende -
#350
Geschrieben 05. Dezember 2006, 17:31
HEROES
(1x01 Genesis & 1x02 Don't Look Back)
Das erste Mal bin ich über diese neue amerikanische Superhelden-Serie im LOST-Podcast von Carlton Cuse und Damon Lindelof gestolpert. Sie zogen einen Vergleich zwischen den Fähigkeiten eines ihrer Protagonisten und denen eines HEROES-Charakters. Danach las ich immer wieder sporadisch den Titel in der TV-Kolumne von Herc auf aintitcool.com, die nicht müde wurde zu betonen, wie geil das Konzept wäre. Meinen zündenden Funken aber holte ich mir vor ein paar Wochen in München ab, als mir eine geschätzte Person detailliert von den Qualitäten der Serie um ca. 4 Uhr morgens vorschwärmte. Ich war also endlich Feuer und Flamme, besorgte mir den Piloten und die zweite Folge, schielte rein, legte sie aber erstmal auf die Seite. Ein Fehler, denn es ist ein ewiger Kreislauf und unaufhaltsam strömen immer neue Filme, Filmemacher und Anregungen ein, so dass ich zu Tipps wirklich nur dann komme, wenn ich sie sofort angehe. Heute sah ich endlich mehr zufällig die Episoden, und was soll ich sagen? Vergessen ist die jetzt schon von mir als katastrophal abgefallen bezeichnete dritte LOST-Staffel, die abgestürzten GILMORE GIRLS, die Lustlosigkeit hinsichtlich der zehnten SOUTH PARK-Staffel. Ich habe richtig Lust auf HEROES. Zuerst blieb ich beim Sehen natürlich kritisch: Pah, viele Geschichten und Charaktere unterschiedlichster Herkunft auf der Landkarte verteilt, das kenne ich zu Genüge. Grandiose Optik, passend eingesetzte Popsongs, epischer Atem, scharfe Mädels, geekige Jungs, coole Kerle und taffe Ladys, nein, damit allein kriegt man mich nicht. Man kriegt mich über die Momente, die magischen Momente, die das Potential einer solchen Serie erahnen lassen, ein Zeichen, warum man damit vergnüglich seine Zeit "verschwenden" sollte. Nun sind aber die ersten beiden Episoden von HEROES übersät mit diesen magischen Momenten: ein Mädchen springt von einem hohen Gebäude, bricht sich beinahe alles und schiebt sich anschließend die Knochen wieder in den Körper; ein mit Drogen voll gepumpter Maler, der scheinbar prophetische Fähigkeiten entwickelt hat, zeichnet ein wieder brennendes New York; ein junger Japaner findet seine eigene Geschichte in einem amerikanischen Comic am Time Square; eine Frau erahnt im Spiegelbild ihr dunkles, wildes Ich; ein Junge stürzt sich von einem Gebäude und wird von seinem Bruder in der Luft aufgefangen; ein Polizist hört in Gedanken ein Mädchen weinen und findet es am Tatort eines Serienkillers in einem Wandschrank. Und so geht es weiter - zumindest in den ersten beiden Episoden sprudelt die Serie geradezu vor originellen und abgefahrenen Ideen. Bleibt nur zu hoffen, dass ihnen in den darauf folgenden Episoden nicht die Ideen ausgegangen sind. Das Potential zur Sucht ist groß, will man doch die ganzen angehenden Superhelden am liebsten jetzt schon zusammen in Aktion erleben. Und wo sind die Gegenspieler, habe ich sie schon gesehen und weiß nur noch nicht bescheid? HEROES ist von der Idee her, junge Superhelden beim Finden ihrer Kräfte zu zeigen, sicherlich nicht sonderlich originell. Das haben die Comics längstens getan und die Kinofilme (UNBREAKABLE, SUPERMAN RETURNS) bekanntlich auch. Es ist die Art und Konsequenz mit der die Macher die verschiedenen Geschichten erzählen und ineinander verknüpfen, die die Serie so frisch und gut wirken lässt. In Variety habe ich nachgelesen, dass der Serie der Anspruch, ein ultimativer feuchter Geek-Traum zu werden, bestätigt wurde, so voller junger Menschen, Comics und jetzt schon beinahe unzähliger Superhelden. Fände es schön, wenn sich die Serie in den kommenden Folgen auf das Erzählen konzentrieren und nicht den Geeks nachträumen würde, jedenfalls nicht zu stark. Was ich bisher gesehen habe, bekommt die dickste Serienempfehlung seit ich Ende letzten Jahres in das LOST-Loch gefallen bin.
#351
Geschrieben 14. Dezember 2006, 21:01
JACK CARDIFF - The Liquidator.
PETER COLLINSON - Innocent Bystanders, Zwei Kerle aus Granit, The Penthouse.
COLIN EGGLESTON - Outback Vampires.
MICHAEL ARMSTRONG - Horror House.
CHRISTOPHER FITCHETT - Fair Game.
MARIO ANDREACCHIO - Fair Game.
KENDAL FLANAGAN - Houseboat Horror.
MICHAEL APTED - Der aus der Hölle kam.
IGOR AUZINS - High Rolling.
JACK STARRETT - The Dion Brothers.
DEREK FORD - The Girl from Starship Venus.
CIRIO H. SANTIAGO - The Muthers.
RICHARD COMPTON - Macon County Line.
RICHARD C. SARAFIAN - Lolly-Madonna XXX.
HARVEY HART - Bus Riley's Back in Town.
GERRI SEDLEY - Teenage Hitchhikers.
VERNON ZIMMERMAN - Unholy Rollers.
KEN WIEDERHORN - Die Augen eines Fremden.
RICHARD LANG - Wiegenlied des Grauens.
ROGER CORMAN - Rock All Night.
LEE FROST - Policewomen, Dixie Dynamite.
BURT REYNOLDS - Sharky's Machine.
JAMES TOBACK - Gefährliches Dreieck.
MICHAEL FISCHA - Crack House.
EDWARD F. CLINE - Crazy House.
HAROLD BECKER - Nieten unter sich.
CHRIS CHRISTENBERRY - Nenn einen Liliputaner niemals einen Zwerg.
DAN GOLDEN - Naked Obsession.
ANDRE DE TOTH - Crime Wave.
JACQUES TOURNEUR - Nightfall.
JERRY THORPE - Mitternacht Canale Grande.
JOHN KRISH - The Man Who Had Power Over Women.
HENRY LEVIN - Dschingis Khan.
ROBERT MULLIGAN - The Nickel Ride.
PHIL KARLSON - The Phenix City Story, Framed.
ROBERT BENTON - In schlechter Gesellschaft.
HOWARD HAWKS - Red Line 7000.
RICHARD FLEISCHER - The Boston Strangler.
ANTONIO MARGHERITI - Höllenhunde bellen zum Gebet, Mister Unsichtbar, Gemini 13.
DUCCIO TESSARI - Das Grauen kam aus dem Nebel, Blutspur im Park.
ANDREA BIANCHI - Die Rache des Paten.
ENZO G. CASTELLARI - Tote Zeugen singen nicht.
ROLF OLSEN - Käpt'n Rauhbein aus St. Pauli, Das Rasthaus der grausamen Puppen.
MAURIZIO LUCIDI - Der Todesengel.
MICHELE LUPO - Arizona Colt.
VICTOR TRIVAS - Die Nackte und der Satan.
MASSIMO PIRRI - Höllentrip ins Jenseits.
AKIRA KUROSAWA - Zwischen Himmel und Hölle.
JIMMY SHAW - Tschang Fu Der Todeshammer.
SONNY CHIBA - Shadow Warriors.
LAI CHIEN - The Chinese Mack.
PAUL VERHOEVEN - Türkische Früchte.
MARCO VICARIO - Frau & Geliebte.
ROGER VADIM - Vor Lust zu sterben.
#352
Geschrieben 19. Januar 2007, 17:05
ALOIS BRUMMER – Beim Jodeln juckt die Lederhose, Unterm Dirndl wird gejodelt.
HANS BILIAN – Liebesjagd durch 7 Betten, Das Mädchen mit der heißen Masche.
ROLF THIELE – Grimms Märchen vom lüsternen Pärchen.
FRANZ MARISCHKA – Lass jucken, Kumpel 2 & 3.
WALTER BOOS – Ostfriesen-Report, Die Rache der Ostfriesen.
ERNST HOFBAUER – Erotik im Beruf, Was Schulmädchen verschweigen.
EBERHARD SCHRÖDER – X-beliebiger Hausfrauen-Report.
#353
Geschrieben 24. Januar 2007, 04:20
Kurz gesagt: Ich habe mich durch die Frühwarnsysteme, Kritikerlisten und die Globes gelangweilt. Ich hatte die Hoffnung auf ein spannendes Oscar-Rennen aufgegeben. Und plötzlich kommt die Lust zurück. Die jetzt frisch herausgekommenen Oscar-Nominierungen sind bestimmt keine Offenbarung. Klar, kommt es wieder zum Showdown zwischen Scorsese und Eastwood, aber es gibt zumindest einen dritten Film (BABEL) mit guten Chancen. Das Interessante am Zweikampf der Giganten ist dieses Mal, dass die Academy Eastwood bereits jeden Preis hinterher geworfen hat, den sie ihm schenken konnten, während Marty immer noch auf seinen ersten Goldjungen wartet. Das schlechte Gewissen muss inzwischen ins Unermessliche angewachsen sein. Und wer weiß schon, wie es mit Scorsese weitergeht. Ob er überhaupt noch ein großes Projekt wie zum Beispiel DINO anstoßen kann. Vielleicht ist das die letzte Chance der Academy, einen ihrer besten Regisseure aller Zeiten zu ehren. Von allen drei letzten Anläufen fand ich persönlich THE DEPARTED den schwächsten - das ist mir jetzt aber wieder egal. Ich will Marty siegen sehen. Oder wenigstens Paul Greengrass. Bloß nicht Eastwood. Es bleibt spannend und das wirklich in fast jeder Kategorie. Nach dem großen HERR DER RINGE Durchmarsch scheinen die Jury-Mitglieder weiterhin auf Diät und Trennkost zu setzen, wenn es an die Preisverteilung geht. Und so weiß man einfach nicht, ob dieser oder jener Film nur "bester Schnitt" oder sogar "bester Film" abräumt. Im Einzelnen zu den wichtigsten Kategorien:
Best motion picture of the year
“Babel” (Paramount and Paramount Vantage)
“The Departed” (Warner Bros.)
“Letters from Iwo Jima” (Warner Bros.)
“Little Miss Sunshine”
“The Queen”
Gewinnt: BABEL
Soll: THE DEPARTED
THE QUEEN und LETTERS noch nicht gesehen, am TV-Doku-Drama "Being Queen Elisabeth" auch kein sonderlich großes Interesse. LITTLE MISS SUNSHINE darf niemals gewinnen. Mochte THE DEPARTED wie auch BABEL. Scorsese und das Gangstergenre sagen mir letztlich doch mehr zu. Ist wirklich ziemlich spannend, ob Innaritu, Eastwood oder Scorsese gewinnen.
Achievement in directing
“Babel,” Alejandro González Iñárritu
“The Departed,” Martin Scorsese
“Letters from Iwo Jima,” Clint Eastwood
“The Queen,” Stephen Frears
“United 93,” Paul Greengrass
Gewinnt: Clint Eastwood (LETTERS)
Soll: Marty (DEPARTED) oder Paul (UNITED)
Was Preisverleihungen, speziell die Oscars angeht, habe ich einen Hass auf Eastwood. Der darf auf keinen Fall zum - gefühlten - achtzehnten Mal gewinnen. Ich bin unfair, ich habe seinen Film noch nicht gesehen, aber ich will es trotzdem nicht. Alle, nur nicht Eastwood. Ok, und auf keinen Fall Stephen Frears. Mein Ansatz ist folgender: Ich setze auf den Cowboy und hoffe einfach, dass das Gegenteil eintrifft. Gewinnen soll Marty. Wenn er immer noch nicht darf, dann am liebsten Greengrass mit seinem phänomenalen UNITED 93.
Performance by an actor in a leading role
Leonardo DiCaprio in “Blood Diamond” (Warner Bros.)
Ryan Gosling in “Half Nelson” (THINKFilm)
Peter O’Toole in “Venus” (Miramax, Filmfour and UK Council)
Will Smith in “The Pursuit of Happyness” (Sony Pictures Releasing)
Forest Whitaker in “The Last King of Scotland” (Fox Searchlight)
Gewinnt: Whitaker (SCOTLAND)
Soll: DiCaprio (BLOOD)
Bin bekennender DiCaprio Fan. Whitaker hat es bestimmt tausendfach verdient, aber um einfach einen Schock dabei zu haben, würde ich gerne DiCaprio auf die Bühne kommen sehen. Ryan Gosling ist zwar auch ganz groß, aber der liegt mir persönlich nicht so am Herzen.
Performance by an actor in a supporting role
Alan Arkin in “Little Miss Sunshine” (Fox Searchlight)
Jackie Earle Haley in “Little Children” (New Line)
Djimon Hounsou in “Blood Diamond” (Warner Bros.)
Eddie Murphy in “Dreamgirls” (DreamWorks and Paramount)
Mark Wahlberg in “The Departed” (Warner Bros.)
Gewinnt: Alan Arkin (SUNSHINE)
Soll: Mark Wahlberg (DEPARTED)
Haha, Brad Pitt! Liebe Mark Wahlbergs Performance als hassenswerten Kontaktmann. Fiesester Seitenscheitel, die meisten Flüche pro Minute und der sauberste Kill der Kinogeschichte sollten ihm den Platz sichern. Glaube nicht, dass die Oscars die Globes hier wiederholen werden. Habe das Gefühl, dass ein alter Recke Hollywoods geehrt werden wird.
Performance by an actress in a leading role
Penélope Cruz in “Volver” (Sony Pictures Classics)
Judi Dench in “Notes on a Scandal” (Fox Searchlight)
Helen Mirren in “The Queen” (Miramax, Pathé and Granada)
Meryl Streep in “The Devil Wears Prada” (20th Century Fox)
Kate Winslet in “Little Children” (New Line)
Gewinnt: Die Mirren (QUEEN)
Soll: Penelope Cruz (VOLVER)
Laangweilig! Cruz mehr aufgrund von mangelnder Konkurrenz. Die Ladys haben zusammen bestimmt über 20 Goldjungen im Schrank stehen.
Performance by an actress in a supporting role
Adriana Barraza in “Babel” (Paramount and Paramount Vantage)
Cate Blanchett in “Notes on a Scandal” (Fox Searchlight)
Abigail Breslin in “Little Miss Sunshine” (Fox Searchlight)
Jennifer Hudson in “Dreamgirls” (DreamWorks and Paramount)
Rinko Kikuchi in “Babel” (Paramount and Paramount Vantage)
Gewinnt: Abigail Breslin (SUNSHINE)
Soll: Rinko Kikuchi (BABEL)
Ist mir wie immer egal, aber wenn, dann doch die Japanerin. Könnte mir gut vorstellen, dass die Academy das grässliche Kind aus diesem Busfilm gewinnen lässt.
Adapted screenplay
“Borat" (20th Century Fox)
Screenplay by Sacha Baron Cohen & Anthony Hines & Peter Baynham & Dan Mazer
Story by Sacha Baron Cohen & Peter Baynham & Anthony Hines & Todd Phillips
“Children of Men” (Universal)
Screenplay by Alfonso Cuarón & Timothy J. Sexton and David Arata and Mark Fergus & Hawk Ostby
“The Departed” (Warner Bros.)
Screenplay by William Monahan
“Little Children” (New Line)
Screenplay by Todd Field & Tom Perrotta
“Notes on a Scandal” (Fox Searchlight)
Screenplay by Patrick Marber
Gewinnt: Monahan (DEPARTED)
Soll: Cuaron & Co. (CHILDREN OF MEN)
Das Drehbuch ist sicherlich nicht das stärkste an CHILDREN OF MEN, liebe den Film aber so sehr und halte es für eine gute Möglichkeit, Cuaron noch mal einen zu geben. Wäre aber höchst unwahrscheinlich, weil Cuaron erst vor einiger Zeit den Oscar für das beste Originaldrehbuch (Y TU MAMA TAMBIEN) bekommen hat. Ich glaube, hier geht nichts an THE DEPARTED vorbei.
Original screenplay
“Babel” (Paramount and Paramount Vantage)
Written by Guillermo Arriaga
“Letters from Iwo Jima” (Warner Bros.)
Screenplay by Iris Yamashita
Story by Iris Yamashita & Paul Haggis
“Little Miss Sunshine” (Fox Searchlight)
Written by Michael Arndt
“Pan’s Labyrinth” (Picturehouse)
Written by Guillermo del Toro
“The Queen” (Miramax, Pathé and Granada)
Written by Peter Morgan
Gewinnt: Arriaga (BABEL)
Soll: del Toro (PAN)
Aus Prinzip würde ich es del Toro gönnen, ohne den Film wirklich zu kennen. Hier ist aber alles offen, egal ob BABEL, LETTERS oder SUNSHINE. Vielleicht sogar THE QUEEN. Lasse mich gerne überraschen.
Achievement in cinematography
“The Black Dahlia” (Universal) Vilmos Zsigmond
“Children of Men” (Universal) Emmanuel Lubezki
“The Illusionist” (Yari Film Group) Dick Pope
“Pan’s Labyrinth” (Picturehouse) Guillermo Navarro
“The Prestige” (Buena Vista) Wally Pfister
Gewinnt: Lubezki (CHILDREN)
Soll (Muss): Lubezki (CHILDREN)
Die Kameraarbeit in CHILDREN OF MEN ist epochal. Punkt. So wertvoll, so selten. Wenn also jemals jemand diesen Preis verdient hat, dann jetzt Lubezki. Alle anderen Technikkategorien interessieren mich mehr am Rande, aber auf die beste Kameraarbeit werde ich besonders achten.
Best foreign language film of the year
“After the Wedding” Denmark
“Days of Glory (Indigènes)” Algeria
“The Lives of Others” Germany
“Pan’s Labyrinth” Mexico
“Water” Canada
Gewinnt: PAN'S LABYRINTH
Soll: AFTER THE WEDDING
Del Toro wird mit 100-prozentiger Sicherheit gewinnen. Freue mich wahnsinnig auf die Dankesrede, wenn man so hört, wie der Mann schon bei den Standing-Ovations in Cannes ausgeflippt ist. Wenn ich wählen dürfte, würde ich Susanne Biers und Anders Thomas Jensen sehr schönen Film AFTER THE WEDDING nehmen.
#354
Geschrieben 26. Januar 2007, 02:30
Diese Woche eine sehr gute und eine recht brauchbare Film-Doku gesehen.
1. AUF ENGSTEM RAUM - DAS KINO DES RICHARD FLEISCHER
(Lars-Olav Beier & Robert Müller; 1994)
2. ROBERT ALTMAN, EIN REBELL IN HOLLYWOOD
(Arte; 1999)
Aus dem Schemata auszubrechen, ist in der Film-Doku nicht leicht: Es reiht sich Interview-Schnipsel an Filmausschnitt, manchmal auch anders rum. Die Doku über Richard Fleischer und seine Filme hat mir besonders gut gefallen, weil sie beinahe jede Ablenkung zurückschraubt und die Filme sprechen lässt. Lange, kommentarlose Sequenzen geben die Möglichkeit, selbst rein zu schmecken und zu entdecken. Das wichtigste Credo lautet dennoch, Lust auf die angesprochenen Filme zu machen, und das haben beide Dokumentationen geschafft.
#355
Geschrieben 02. März 2007, 12:53
Endlich wieder mit einem Klick zum Ende jedes Tagebuchs springen können - hätte nicht gedacht, dass ich mich darüber mal freuen würde. Jedenfalls nutze ich die - momentane (?) - Gelegenheit und schreibe kurz etwas über eine Fangoria-News. Offensichtlich haben da Deutsche ihren Job richtig gemacht, denn sie sind den Amerikanern eine Nachricht wert gewesen. Und weil ich inzwischen ein größerer Horrorfilmfan, aber ein noch viel größerer Slasher-Freund geworden bin, und mir sowieso vorgenommen habe, etwas aufmerksamer auf einheimische Genreprodukte zu achten, pushe auch ich den Film mal in mein Tagebuch. Das Projekt heißt ganz klassisch SLASHER, hat noch keinen offiziellen Starttermin, ist auch nicht in der imdb verzeichnet (jedenfalls kann ich es auf Anhieb nicht finden), zumindest eine Website (www.mondaymovies.de) existiert, der Teaser soll funktionieren (mein Netz ist derzeit so langsam, dass ich das noch nicht bestätigen kann), und es gibt den Hauch von Bildern zu bestaunen. Bin gespannt, ob ich jemals wieder von dem Projekt hören werde, möchte jetzt aber einfach mal an die Möglichkeit glauben, dass da was Schönes entsteht. Und um mich darauf vorzubereiten, werde ich mir demnächst brav das verpönte Double Feature FLASHBACK - MÖRDERISCHE FERIEN und SWIMMING POOL - DER TOD FEIERT MIT geben.
#356
Geschrieben 03. März 2007, 18:27
(Deutschland 2005 - Christian Alvart)
Das Blut, den Sex und die Religion beiseite gelassen, ist das vor allem einer der am besten inszenierten deutschen Horrorthriller, die ich bisher sehen durfte: mit wundervollem Rhythmus und wahnsinnigen inneren Spannungen. Mochte besonders das Gespür für deutsche Sprache, einige toll geschriebene und gespielte Dialogfetzen und dass sogar der kleinsten Nebenrolle einprägsame Momente zugestanden werden. Der Film wagt etwas, obwohl er oberflächlich betrachtet nur das deutsche Schweigen der Lämmer nachspielt. Unter der Oberfläche erinnert er mehr an den koreanischen Genrebeitrag MEMORIES OF MURDER. Nicht so sehr aufgrund einer kreativen Variation des Serienkillerfilms, mehr, weil sich Regisseur Alvart bekannter Strukturen bedient und doch seine eigene Geschichte erzählt.
#357
Geschrieben 04. März 2007, 14:00
(Deutschland 2001 - Christian Zübert)
Kenne keinen anderen Film, der so dreist Tarantino-Drehbücher und Kevin-Smith-Figuren plündert und dabei so sympathisch wirkt. Sehr unterhaltsame Kifferkomödie mit erstklassigem Soundtrack. Marie Zielcke (SILVESTER COUNTDOWN) als Schwester des Protagonisten ist anbetungswürdig.
FLASHBACK - MÖRDERISCHE FERIEN
(Deutschland 2000 - Michael Karen)
Die nach dem großen einheimischen Publikumserfolg ANATOMIE als erste ins Ziel gegangene, ganz unterhaltsame Slasherkomödie kopiert in der ersten Filmhälfte recht einsilbig die amerikanischen Vorbilder, um in der zweiten Hälfte durch einen netten Twist etwas mehr Eigenständigkeit zu entwickeln und deutlicher Spaß zu machen. Nicht die gelangweilt spielenden Soapstars oder etwa ein hoher Gorefaktor machen den Film brauchbar, es sind die Nebensächlichkeiten, die retten: zum Beispiel Agentengöttin und zweimalige Mario Bava-Muse Elke Sommer als prüdes Kindermädchen Frau Lust; oder der überproportional hohe Haustier-Killfaktor; oder einfach nur das Gesicht von Christian Nähte, ein Lieblingsschauspieler aus den letzten Jahren deutschen Kinos; oder der für einen Slasher total untypische doppelte Beginn, indem zwei Soapdarsteller beim Streit um Unterwäsche ernsthaft nachsynchronisiert wurden; oder ein überhaupt nicht eingesetzter Breitmaul-Komiker Martin Schneider als mundfauler Taxifahrer; Oder Drehbuchautor Jimmy Sangster, der früher einmal Ideengeber für die weltberühmten Hammer-Horrorfilme war; oder der gelungene Running Gag mit den beiden Polizisten und der verfaulenden Leiche eines unglücklich Verliebten, der in seinem Auto einen Lovesong nach dem nächsten hört. Natürlich müffelt alles nach TV-Look, und natürlich ist es nicht gerade kreativ – dafür besonders aussagekräftig -, wenn ein Horrorfilm-Regisseur so offensichtlich auf Hitchcocks PSYCHO zurückgreifen muss und im Kino nur Filme aus dem eigenen Verleih laufen lässt. Trotzdem insgesamt gar nicht so schlecht. Außerdem an den schönen Song „Am I Not Sweet“ von den Natural Born Hippies erinnert worden.
#358
Geschrieben 05. März 2007, 02:25
BLACK CHRISTMAS
(Kanada/USA 2006 - Glen Morgan)
DOG BITE DOG
(Hongkong 2006 - Pou-Soi Cheang)
PAN'S LABYRINTH
(Mexiko/Spanien/USA 2006 - Guillermo del Toro)
SL8N8
(Belgien/Niederlande 2006 - Frank van Geloven & Edwin Visser)
TAXIDERMIA
(Ungarn/Österreich/Frankreich 2006 - György Pàlfi)
THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE: THE BEGINNING
(USA 2006 - Jonathan Liebesman)
#359
Geschrieben 06. März 2007, 01:27
DIE NEUNSCHWÄNZIGE KATZE ("The Cat o' Nine Tails")
(Italien/Frankreich/Deutschland 1971 - Dario Argento)
Erstklassiger Giallo, der alles bietet, wonach das Filmherz verlangt. Ein hammermäßiger Morricone-Score, eine nicht zu übertriebene Rainer-Brandt-Synchronisation, schöne Hitchcockzitate (die Gläser Milch), perfekte Gore-Szenen (Zuggleis, Aufzug), atemberaubende Inszenierungs- und Spannungsmomente, eine attraktive Femme Fatale, extrem sympathische Hauptfiguren (extrem untypisch für einen Argento-Film), und das alles präsentiert in einer tadellosen deutschen DVD-Veröffentlichung im edlen Schuber mit jeder Menge Extras.
DIE WILDEN TÖCHTER VON GLÜCKSBURG ("The Swingin' Pussycats")
(Deutschland 1969 - Alexis Neve)
Oswalt-Kolle-Regisseur Alexis Neve und Qualitätsgarant Hans Bilian als Drehbuchschreiber haben ganze Arbeit geleistet. DIE WILDEN TÖCHTER VON GLÜCKSBURG gehören jetzt mindestens in meine Top Five deutscher Sexploitation. Der Film erzählt von einem alten Adelsgeschlecht, das sich das Credo freie Liebe dick auf die Brust geschrieben hat. Und nicht nur das: es existieren gleich ganze Korridore voller lächerlich-witziger Portraits der kopulierenden Vorfahren, die stolz nichts ahnenden Kunsthistorikern vorgezeigt werden. Die aktuelle Generation will diesen einprägsamen Schauspielen in nichts nachstehen. Die drei Schwestern greifen sich eigentlich alles, was sie finden und als potenzstarkes Wesen identifizieren können. Besonders der Geigenlehrer (Wilfried Herbst, mir vor allem bekannt als Pichler-Stimme früherer Hörspielklassiker) hat es ihnen angetan, aber auch Nachbarn und Förster sind gern gesehene Gäste. Nur das Küken der Familie (eine extrem süße Andrea Rau, die man vor allem mal in BLUT AN DEN LIPPEN gesehen haben sollte), was gerade nach ihrem zweijährigen Internatsaufenthalt wieder die traute Heimat besucht, ist den älteren Schwestern ein Dorn im Auge. Will sie doch tatsächlich bis zur Hochzeitsnacht warten, um dann erst ihre Unschuld zu verschenken. Das geht natürlich gar nicht. Alle möglichen Reize werden ihr deshalb dargeboten, dass sie doch endlich an der Familientradition teilnehmen möge: besonders der Versuch mit der lesbischen Adeligen von nebenan bleibt dabei im Gedächtnis. Ironisch kommentiert wird alles von einem alten Butler, der eigentlich die coolste Sau des gesamten Films ist. Dieser hält sich schließlich auch eine heimliche Geliebte im Wandschrank, damit die Liebesspiele der Hausdamen nicht zu sehr auf diese abfärben. Der Film explodiert vor originellen Ideen. Angefangen mit der Trickfilmsequenz im Vorspann, dem bizarr passenden Musikthema "Ein Vogel wollte Hochzeit machen", über Libido-Tinkturen, Elefanten und Nilpferden im Fernglas, bis zu fliegenden Scheißhäusern und unsympathischen italienischen Gigolos. Alles zusammen ergibt einen erfrischenden Cocktail an witzig-erotischen Momenten, den ich sogar kleines Meisterwerk schimpfen würde.
#360
Geschrieben 06. März 2007, 17:53
(3x01 Jennifer)
Habe mich sehr auf die dritte Staffel STROMBERG gefreut, gleichzeitig bin ich aber auch skeptisch gewesen, ob das hohe Niveau der vorherigen Staffeln gehalten werden kann. Skepsis bleibt nach der ersten neuen Folge. Ernies verstorbene Mutter und Strombergs Narrenfreiheit deuten Substanzverlust an. Doch allein dafür, dass mein Liebling der zweiten Staffel, Angelika Richter (die einzige Person, die Stromberg leiden konnte) zur Protagonistin erhoben wurde, verdient Respekt. Das sind Schreiberlinge, die auf die Fans hören, da ist Gespür für die Stärken vorhanden. Ob das Konzept über die gesamte Staffel trägt, weiß ich nicht, weil sich bereits jetzt alles zu wiederholen scheint, bin aber gespannt, wie weiter entwickelt wird.
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