Kurzkommentare Juli 2008 bis Januar 2012
#212
Geschrieben 10. August 2008, 12:23
Felon - Knastfim, der u.a. darunter leidet, dass er ganz auf seine "Stars", aka Hollywoods dritte Garde (Stephen Dorff und Val Kilmer), zugeschnitten ist, die aber für sich zu uninteressant sind. Die Emanation ständiger Bedrohung im Geflecht ethnisch geprägter Bandenkriege, zum zynischen Amusement der Knastwärter und des Zuschauers, durch den Einsatz von Nahaufnahmen, Reißschwenks, harten Schnitten und einen steten Bassbrummen auf der Tonspur, nutzt sich schnell ab und scheint letztendlich doch eher das magere Budget kaschieren zu wollen.
Off Road - sentimentale Räuberpistole aus Südkorea. So schon (annähernd ) tausend mal gesehen.
Beautiful - abgedroschener Film von Kim Ki-Duks ehemaligen Regieassisten über weibliche Autoaggression (natürlich "schön" bebildert mit viel Kotzerei und devotem Sex mit widerlichen Typen), dessen Vater im Geiste man zehn Meilen gegen den Wind riecht.
Bearbeitet von kørken, 10. August 2008, 12:28.
#213
Geschrieben 10. August 2008, 15:23
OF MICE AND MEN - Emanzipierte Literaturverfilmung, die einen utopischen Heimatbegriff entwickelt. Zum Glück endlich mal als OF gesehen.
#215
Geschrieben 10. August 2008, 17:12
SAW - Der ist dieses Mal dann komplett als Belanglosigkeit an mir vorbeigerieselt. Selbst die vermeintlich drastisch-schmutzige Ästhetik erschien mir im Vergleich zum ungleich besseren WAZ nur noch banal.
THE DARK KNIGHT - Ich muss mich der latenten Unentschlossenheit mancher Besucher anschließen. Was Nolan da abgeliefert hat, ist ein Fest (zum Beispiel) für Politik-Theoretiker, ist ästhetisch höchst spannend, klug, aktuell, und all das. Allerdings blieb mir das Eintauchen in den Film verwehrt, es wollte sich mir kein emotionaler Zugang eröffnen. Ich habe den Verdacht und die Hoffnung, dass die mittelprächtige deutsche Synchro die Schuld daran trägt, bin mir aber nicht so sicher.
TRUE CRIME - Ein weiterer dieser Eastwood-Filme, in der er seine klassische Heldenpersona dekonstruiert. Schön finde ich ja, dass er sich in TC mal endlich komplett und ausschließlich auf den Machismo seiner alten Charaktere stürzen konnte, ohne noch nebenbei deren faschistoide Züge ironisch brechen zu müssen. Dieser Diskurs ist daher natürlich auch sehr viel deutlicher ausformuliert, und so subtil hat sich Eastwood in keinem anderen Film mit seinem eigenen Alter auseinander gesetzt. Schade ist eigentlich nur der etwas plumpe Plot ringsherum, an dem sich die elterlichen Konflikte seines Protagonisten zwar spiegeln und brechen können, aber dennoch den Diskurs ziemlich in den Hintergrund drückt.
THE DEFENDER - Sehr bemerkenswert, wie Lundgren hier aus offensichtlich minimalem Budget einen klugen Anti-Actionfilm dreht, der zwar ständig auf ASSAULT ON PRECINCT 13 rekurriert, dessen Plot aber um eine ziemlich dekonstruierende Sicht auf seinen Helden erweitert. Lundgrens Charakter erfüllt zuerst jedes Klischee, Kriegsveteran, harter Hund, usw., aber kann seine Qualitäten im Film nie entfalten, sondern entlarvt diesen Typus als letztlich bloß denjenigen, der das Glück hat, eben nicht wie alle anderen irgendwann mal hinterrücks abgeknallt zu werden.
JUNO - In der Zweitsichtung noch offensichtlicher: Wie sich JUNO eigentlich gar nicht um die adoleszente Schwangerschaft dreht, sondern vielmehr um das ganz vorsichtige Tasten in das Erwachsen-Sein, das lediglich in dem Baby eine physische Manifestation findet.
LOLITA - Habe mich ja sehr lange (Jahre!) vor diesem Kubrick gedrückt, immer instinktiv ein eher dröges Moralstück erwartet. Stattdessen fand ich eine richtig vergnügte Komödie, die zumindest mir als ziemlich böser Kommentar auf zeitgenössische und großproduzierte Screwball-Comedies erschien.
WILD HOGS - Genau dann witzig, wenn die vier mittelalten Herren versuchen, mit popkulturellen Zitaten und Beispielen beim jeweiligen Gegenüber Pathos zu erzeugen und dabei einfach immer gegen die Wand fahren. Diese (wenigen) Szenen demontieren sehr nett die "er will's auf seine alten Tage nochmal wissen"-Romantik - in der sich der Film ansonsten aber ziemlich unverhohlen suhlt.
THE ROAD WARRIOR (MAD MAX 2) - Über die verschiedenen Gender-Diskurse in diesem Film ließen sich viele Essays schreiben. Dabei ist es gar nicht der Protagonist, der hier noch als maskuliner Stereotyp herhalten darf. Vielmehr nimmt sich Miller verschiedenste Gender-Klischees (männlich wie weiblich) vor und generiert um jedes einen eigenen Charakter. Max selbst ist inmitten dieser Gestalten dagegen geradezu blass und geschlechtslos.
#216
Geschrieben 10. August 2008, 17:15
djmacbest sagte am 10.08.2008, 18:12:
Yeah! Yeah! Yeah!
(...und darin mit L'enfant verwandt, dem ich aber den Vorzug geben würde.)
Bearbeitet von The Critic, 10. August 2008, 17:17.
#219
Geschrieben 11. August 2008, 00:16
#220
Geschrieben 11. August 2008, 11:13
bekay sagte am 11.08.2008, 01:16:
Da wird dich die zweite Staffel von der Couch fegen...
#221
Geschrieben 11. August 2008, 19:08
#222
Geschrieben 11. August 2008, 21:50
#223
Geschrieben 11. August 2008, 22:32
Schischa sagte am 11.08.2008, 12:13:
bekay sagte am 11.08.2008, 01:16:
Da wird dich die zweite Staffel von der Couch fegen...
Ich wollte es gerade schreiben...
maX sagte:
Glücksbärchis und Steven Seagal, z. B.?
#226
Geschrieben 12. August 2008, 11:19
Später Italowestern, der versucht, sich durch 3D-Aufnahmen zu profilieren. Wobei die strukturierten Räume (in einer Szene läuft der Held durch einen Raum mit hängenden Säcken) wunderschön und die effekthascherischen Messer-In-Publikum-Szenen peinlich sind. Toller Soundtrack von Carlo Savina. Imitiert zwar Morricone, aber wenigstens gelungen.
Bearbeitet von The Critic, 12. August 2008, 11:19.
#227
Geschrieben 12. August 2008, 22:02
Missing - völlig mißratener Geisterfilm vom einstigen HK-Action-Avantgardisten Tsui Hark. Ein Problem: die ausgesucht schöne Fotographie, die jede Szene mit ausgedehnten Expositionen vorbereitet, deren touristischer Blick schon gleich jede Atmosphäre tötet. Tsui Harks Handschrift findet sich in der Inszenierung des an sich reizvollen, wenn auch unoriginellen Plots, dem es stets um eine Balance aus Grusel und "Gefühl" ist, gerade immer nur dann mit schrägen Vignetten wieder, wenn die dramaturgischen Spitzen bereits mit den immergleichen Routinen des asiatischen Gruselkinos erledigt sind. Tsui Harks nächstes Projekt: The Eye 3.
#229
Geschrieben 13. August 2008, 00:58
The Critic sagte am 09.08.2008, 01:50:
Ich wüßte wenig Filme, die den Marx'schen Fetischcharakter des Geldes besser bebildert haben.
schön, dass korken hier häufiger mal was schreibt.
Tasogare
die Pinkfilm-Antwort auf "Wolke 9". Humpelnde Rentner mit Riesenpenis inmitten des hysterischen Gleitens zwischen Drama, Komödie und Softporno.
IMDb-Votes <--> Register
#230
Geschrieben 14. August 2008, 23:16
#231
Geschrieben 15. August 2008, 12:55
Was sollte das Wertschätzen von "Texas" mit dem Alter zu tun haben?
#232
Geschrieben 15. August 2008, 14:28
Zitat
Generell nichts. Das war ein Hinweis darauf, daß ich den jetzt, älter, noch besser finde, als damals im Kino. Und bei mir selbst hat das sicher etwas mit einer entspannteren Erwartungshaltung (generell gegenüber Filmen, aber auch Musik usw.) zu tun.
Bearbeitet von Funxton, 15. August 2008, 15:16.
#233
Geschrieben 15. August 2008, 15:16
#234
Geschrieben 15. August 2008, 16:43
STRANGER THAN PARADISE: Jarmusch-Ruhe an der äußersten Grenze zur gepflegten Langeweile, die noch keinen so geschmeidigen Eindruck macht wie etwa in DOWN BY LAW. Gefiel mir in seiner Rohheit aber besser als früher.
THERE WILL BE BLOOD: Eigentlich ein Film über Religion und Glauben. Finde vor lauter Kirchen- und vor allem Taufsymbolik kaum noch eine erkennbare Handlung, verspreche mir aber von einer Zweitsichtung durchaus eine Menge!
DEATH AT A FUNERAL: Kommt in seiner Ansammlung an Scherzrauben aus SIX FEET UNDER während der ersten halben Stunde nicht in die Pötte, entwickelt sich aber in der Folge zu einem spaßig-absurden Kammerspiel mit einer nicht immer (aber meist) stimmigen Mischung aus britischem und pubertärem Humor.
A NIGHTMARE ON ELM STREET: Zum ersten Mal seit fünf Jahren gesehen und viel stärker als ein Kind seiner Zeit wahrgenommen, was sicherlich nicht zuletzt an den epochenenttarndenden Synthie-Melodien liegen könnte, zu denen Fred seine Opfer (insbesondere in den Szenen mit Nancy) aus dem Weg zu räumen versucht. Es gefallen vor allem die in ihrer Abruptheit dennoch flüssig gebliebenen Übergänge zwischen Traum und Realität, wobei ein völliges Fehlen ersterer den intendierten Erschreckeffekten sicherlich nicht zuträglich gewesen wäre.
#235
#236
Geschrieben 15. August 2008, 22:25
#237
Geschrieben 16. August 2008, 13:01
Under Milk Wood - verfilmte Provinzpoesie, bei der der Text auf der Tonspur reichhaltiger ist, als die Bilder, die ihn zu illustrieren versuchen. Ein buchstäblich fantasieloser Film.
Shamo - Cheang Pou-Soi kannte man bislang als nicht eben subtilen Filmemacher, der aber immerhin seine Sujets in aller Konsequenz ausbuchstabierte. In Shamo ist alles den gängigen Vorbildern der Live-Action-Manga-Adaptionen entlehnt, die Gewalt ein nach Konsumierbarkeit schielender Faktor. Schade.
Bearbeitet von kørken, 16. August 2008, 13:01.
#238
Geschrieben 16. August 2008, 13:11
THERE WILL BE BLOOD - Beitrag aus der Abteilung "gern gesehener Gast". Das Visualprimat schlägt durch.
MICHAEL CLAYTON - Zwar kommen hier etliche Klischees zum tragen, doch diese werden durch poetischen Eigensinn abgefedert. Der Thriller zeichnet sich durch eine präzise Besetzung mit Unsympathen aus. Dank dieser Umgebung wirkt Clooney ausnahmsweise mal angenehm.
WAZ - Komplettes Schmierentheater.
#239
Geschrieben 18. August 2008, 04:05
Todeskommando Panthersprung (ITA 1969) R: Gianfranco Parolini
Kriegsfilme mag ich an sich noch weniger als Western. Außer Italo-Western natürlich, die ja im Endeffekt Film Noir im Western-Gewande sind. Solange es Noir ist, ist das Gewand erträglich. Möglicherweise, dachte ich mir, haben die Italiener es auch beim unsympathischsten aller Gewänder geschafft, Pulp & Groove-Elemente einschleichen zu lassen. Ein Hinweis diesbezügl. war die Partizipation von Klaus Kinski. Er ist allerdings auch das einzige Highlight hier und sieht genauso aus wie in DAS GESICHT IM DUNKELN aus dem gleichen Jahr. Die Tonalität des Streifens ist leider so grottig militant, dass ich nach 45 Minuten abbrechen musste. Fragezeichen.
Sadistico - Play Misty for me (USA 1971) R: Clint Eastwood
War der einzige Früh-Eastwood, den ich noch nie geschaut hatte. Jetzt lief er im TV und ich musste nach 45 Minuten abbrechen. Zu beziehungsdramoid, das und auch sonst kommt hier eher so eine Art Country-Feeling auf, genau das, was ich an vielen amerikanischen Filmen nicht mag, weil das die Vertonung der ausbeuterischen amerikanischen Grundmentalität ist, die in der Menschheitsgeschichte bekanntlich massiv viel unnötigen Schaden produziert hat. Und das, obwohl hier explizit betrachtet gar keine Country-Musik läuft. Schon erstaunlich, dass Eastwood im gleichen Jahr im Pulp & Groove-Klassiker DIRTY HARRY mitgewirkt hat. Fragezeichen.
Bearbeitet von Lobbykiller, 18. August 2008, 04:07.
#240
Geschrieben 18. August 2008, 06:55
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