Kurzkommentare Juli 2008 bis Januar 2012
#3811
Geschrieben 17. November 2009, 19:38
#3812
Geschrieben 18. November 2009, 23:43
So viele Chancen, Hintergründe einzubringen. Stattdessen ein Übermass an verlogenem Glamour. Man hätte mich direkt für die weibliche Hauptrolle engagieren können. Ich wäre sicher eine bezaubernde Diana Ross gewesen.
#3813
Geschrieben 19. November 2009, 11:40
Hinterläßt einen etwas ratlos, aber imho nicht so produktiv ratlos wie Caché. Dennoch - Haneke wird mir immer sympathischer. Ich werde alt.
#3814
Geschrieben 20. November 2009, 02:06
WESSEX TALES: THE WITHERED ARM (1973)
Eine der herberen Erzählungen aus der Feder von Thomas Hardy, ihreszeichens auch die erste, die ich von dem Autor gelesen habe (thanks to “Die besten englischen Schauergeschichten” by Bastei-Lübbe). Die Milchmagd Rhoda wurde von ihrem Herrn geschwängert, und darf zum Dank ihren Sohn in einer kleinen Hütte auf dem Moor allein großziehen. Als der Landbesitzer seine neue junge Braut nach Hause bringt, ist Rhoda ihr freilich nicht besonders wohl gesonnen – als diese ihr im Traum erscheint, krallt sie sich in ihrem Arm fest. Die junge Herrin, ein naives, aber durch und durch gutmütiges Wesen, schien in der selben Nacht den gleichen Traum gehabt zu haben und stellt auf ihrem Arm häßliche Male fest, die sich immer stärker entzünden und vom Arzt nicht geheilt werden können...angemessen düstere Umsetzung des Stoffes mit tollen Landschaften und vor allem einer überzeugenden Billie Whitelaw als Rhoda. Allerdings reicht ihre verhärtete Miene und Dreck im Gesicht nicht ganz aus, um sie (unter anderem bekannt als die hübsche Hure in The Flesh and the Fiends und wie der jüngst verstorbene Edward Woodward auch in Hot Fuzz nochmal zu Ehren gekommen) häßlich zu machen. Ich hätte immer noch eher sie geheiratet als die junge Blondine. Allein schon wegen dem Arm.
OUT OF THE UNKNOWN: TO LAY A GHOST (1971)
Mit 15 Jahren ist Diane (Lesley-Anne Down) vergewaltigt worden, mit den Spätfolgen, daß ihre Ehe mit einem Fotografen bislang noch nicht vollzogen wurde. Das ist aber nicht das einzige Problem, das die beiden haben, scheint in ihrem einsamen viktorianischen Landhaus doch auch ein Geist umzugehen, der alles andere als harmlos ist...auch hier ist die Hauptdarstellerin (gerade mal 17) ein ziemlicher Hinkucker, aber auch die Story hat sich gewaschen. Vor allem das Ende ist bitterböse (wenn auch ziemlich fragwürdig), das würde heute wohl niemand mehr bringen, vor allem nicht im Fernsehen...
ARMCHAIR THRILLER: QUIET AS A NUN (1978)
Eine Fernsehreporterin ist recht bestürzt, als sie erfährt, daß eine ehemalige Schulfreundin, die ins Kloster gegangen ist, dort in einem Turm elendiglich verhungert ist. Sie beschließt, in der Sache zu recherchieren und stößt bald auf zahlreiche weitere Geheimnisse...na, da wurde das Repertoire der Gothic Novel aber ordentlich geplündert und in die moderne Zeit versetzt. Angefangen vom Kloster als Handlungsort, gibt es eine nächtlich erscheinende „schwarze Nonne“, Geheimbünde, Geheimgänge, alles, was es braucht. Mir war aber schon recht bald klar, daß es auf ein Ende in der Ann Radcliffe-Tradition hinauslaufen würde, was ich dann ein wenig schade fand. Auch sonst ein wenig fader als die oben genannten Beispiele, aber mit ein paar durchaus hübschen Momenten. Eine zehnjährige Patsy Kensit ist auch mit von der Partie.
Ja, ich weiß, Kurzkommentare sind anders.
#3815
Geschrieben 20. November 2009, 12:45
Fantastisch, diese Kamera der Dardenne-Brüder! Wie sie sich nähert, wieder entfernt, die Protagonisten umtanzt, ganz natürlich und nie forciert wirkend. Wie sie auf den Gesichtern zur Ruhe kommt, diese immer auch als Oberfläche begreift und immer um das Unermessliche hinter dieser Oberfläche weiß. Diese Kamera macht ihre moralisch ungeheuer komplexen sozialrealistischen Dramen zu großem Kino.
#3816
Geschrieben 21. November 2009, 11:22
Bearbeitet von Puni, 21. November 2009, 11:23.
#3817
#3818
Geschrieben 21. November 2009, 13:42
Ich liebe übrigens die deutsche Synchro, vor allem wegen Homer, allerdings hat das Original auch was. Der Humor kam mir gestern jedenfalls viel subtiler vor, wobei das auch einfach daran liegen kann, dass ich durch die flachen neuen Sachen geschädigt bin.
#3819
Geschrieben 22. November 2009, 22:32
#3820
Geschrieben 23. November 2009, 16:30
Die Dardennes finden- nach beinahe 20jähriger Experimentierphase mit dokumentarischen, konventionellen und experimentellen Formaten - zu ihrer individuellen Formsprache und kreieren das erste einer Reihe von sozialdramatischen Meisterwerken. Zwar ist jenes Schleichende, Unsagbare, das die Form der späteren ROSETTA und LE FILS so nachdrücklich prägt, hier noch etwas rauer, ungeschliffener, das tut der Wucht des Stoffes jedoch keinen Abbruch. Die Schwere, mit der sich die unausgesprochene Schuld auf die Filmerzählung und ihre Figuren legt, ist schlichtweg atemraubend.
LE SILENCE DE LORNA
Nach ihrer famosen Tetralogie von LA PROMESSE bis L'ENFANT, formal einigermaßen streng in ihrer unverwechselbaren Filmsprache gehalten, brechen die Dardennes hier mit einigen Charakteristika ihrer Handschrift. Nicht mehr so roh und unmittelbar, stattdesser etwas heller, luftiger, auch glatter scheint ihr Stil hier. Das passt freilich auch zum Gegenstand, denn obgleich thematisch die Brücke zurück zu LA PROMESSE geschlagen wird, ist doch das beschriebene Milieu ein anderes, die heruntergekühlte Filmsprache somit im Grunde angemessen. Dennoch schien es mir, insbesondere im Vergleich zu den vorangehenden Meisterwerken der Dardennes und deren radikaler Wucht, ein wenig schleppend, mit zuwenig Biss daherkommend. Keinesfalls ein schwacher Film, aber doch nicht ganz so gut, wie man hoffen durfte.
HARD TIMES
Walter Hills Regiedebüt überzeugt durch eine auffällig entspannte und, im Geiste von New Hollywood, sensible Erzählweise. Das scheint durchaus an Peckinpah geschult, dessen Meisterwerk THE GETAWAY Hill ja schrieb, ist in seinem Stil aber grundsätzlich ökonomischer, weniger ausschweifend und romantizistisch. Charles Bronson liefert überdies eine der besten Leistungen seiner Karriere ab. Ein wirklich überraschend schöner Film.
#3821
Geschrieben 24. November 2009, 19:49
Formal ein Meisterwerk - inhaltlich freilich äußerst schwer verdaulich. Ich kenne Dreyer noch nicht gut, fürchte aber, er meint all das salbungsvolle Schwadronieren über den rechten Glauben tatsächlich ernst. Der institutionalisierte Glaube hingegen kommt in ORDET gar nicht gut weg, was ihn auch - gegen den Strich? - lesbar macht als eine Art christlich-religiöse Psychopathologie. Jedenfalls: ein überaus irritierender Film.
#3822
Geschrieben 25. November 2009, 01:17
#3823
Geschrieben 25. November 2009, 10:21
#3825
Geschrieben 25. November 2009, 11:59
TÖDLICHES KOMMANDO - THE HURT LOCKER: Elektrisierend.
WELTRAUMSCHIFF MR 1 GIBT KEINE ANTWORT: Besitzt sympathischerweise eine ausgeprägte Diskrepanz zwischen schauspielerischer Bierernstigkeit und Production Value. Mir gefällt die Vorstellung, dass der Mars von Matte-Paintings bewohnt wird, die dort z.B. von anderen Weltraumbewohnern (aus Scherz) aufgestellt wurden.
DAS GASTHAUS AN DER THEMSE: Vielleicht nicht mein Lieblings-Wallace aber sowas wie die Essenz der gesamten Serie.
BANLIEUE 13: ULTIMATUM: Handwerklich überaus gekonnte Fortsetzung, deren Weiterentwicklung zum Vorgänger sich lediglich durch Einbeziehung „thailändischer“ Martial-Arts-Action ausdrückt und die angesichts ihrer naiven gesellschaftspolitischen Haltung überdies verärgert.
DIE NACHT DER UNHEIMLICHEN BESTIEN: Volle Punktzahl!
TRANSFORMERS - DIE RACHE: Mehr Fremdscham geht nicht.
DIE BLECHPIRATEN: Ein Mist unvorstellbaren Ausmaßes.
MÖWENGELÄCHTER: Stinklangweiliger Scheiß für „Brigitte“-Leserinnen.
DAS HAUS DER TAUSEND FREUDEN: Ein spannender Abenteuer-Farbfilm um einen FBI-Agenten, der in Tanger einem Mädchenhändlerring unter Leitung des geheimnisvollen „Herz König“ auf der Spur ist. Bis zur Enttarnung dieses Drahtziehers führt der Weg natürlich vorbei an allerlei menschlichen Nachtschattengewächsen und somit glücklicherweise durch halbdunkle Gassen, schmierige Hinterzimmer und Rumpelkammern, in denen auch irgendwo hinter Kubikmetern von Sperrmüll das meterlange Seil parat liegt, mit dem man gerade durchs Fenster entkommen muss. Kunterbunte Europloitation mit entsprechend launiger Synchro, tollem Staraufgebot und erstklassiger Kameraarbeit.
Ein Film der tausend Freuden.
Bearbeitet von Huz, 25. November 2009, 12:07.
#3826
Geschrieben 25. November 2009, 15:41
Huz sagte am 25. November 2009, 11:59:
Ob des Films oder ob eventueller anderer Zuschauer?
Ich verspürte im Kino beides.
#3827
Geschrieben 25. November 2009, 16:37
Einziger Mitkucker war meine Frau, die sich aber bereits nach 10 Minuten unter irrem Gekicher verabschiedet und mich meinem Schicksal überlassen hat. Glücklicherweise ist die nämlich nicht von dem merkwürdigen Zwang befallen, so etwas durchzustehen.
#3828
#3829
Geschrieben 25. November 2009, 21:52
AMERICAN ZOMBIE -- lustig, verkackt aber am Ende
MAD DOG MORGAN -- magisch
AMBIGUOUS: OBSCENE INTERNET GROUP - MAKE ME COME! -- überraschend kreativ, schön!
#3830
#3831
Geschrieben 26. November 2009, 21:31
#3832
Geschrieben 27. November 2009, 00:58
Fängt aufs Feinste die emotionale Opulenz der Kindheitstage ein und kombiniert dies mit der Post-Okkupations-Wiederentdeckung japanischer Geschichte. Die Lösung der Konfliktlinien erfolgt etwas zu stromlinienförmig und zu abrupt. Mein größeres Problem war allerdings der Zeichenstil, der mich arg an Heidi und Pinocchio erinnert hat.
#3833
Geschrieben 27. November 2009, 01:46
"My positive role model is to win the fight and to come out the hero." (Fred Williamson)
#3834
Geschrieben 27. November 2009, 21:52
DER JOKER - Wer nicht hören will, muss fühlen...
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#3835
Geschrieben 29. November 2009, 19:42
Was für eine unglaublich reiche Textur dieser Film doch hat! Wenn ich eine Arbeit über Raumkonzepte im Film erstellen sollte, würde ich diesen Film dafür nehmen. Und niemand kann wie Tati so schön, weil so wenig verbittert, die Verluste beklagen, die das moderne Leben einfordert.
#3836
Geschrieben 29. November 2009, 20:12
The Critic sagte am 29. November 2009, 19:42:
Was für eine unglaublich reiche Textur dieser Film doch hat! Wenn ich eine Arbeit über Raumkonzepte im Film erstellen sollte, würde ich diesen Film dafür nehmen. Und niemand kann wie Tati so schön, weil so wenig verbittert, die Verluste beklagen, die das moderne Leben einfordert.
So ein Zufall, den habe ich auch am Freitag mal wieder gesehen. Wirklich ein Meisterwerk. Ich würde sogar noch ein Stück weiter gehen und sagen, dass Tati hier eigentlich eine Wiedererkämpfung des entfremdeten Stadtraums durchführt. Die wunderbare Sequenz der Restauranteröffnung, in der er den hypermodernisierten Raum nach und nach immer konsequenter wegbröckeln und demolieren lässt - und damit die Party erst so richtig steigen lässt! Und am Morgen dann sogar noch in die neongrün bestrahlte Patisserie nebenan verlängert, die plötzlich gar nicht mehr so unerträglich und lebensfeindlich wie in der Zwischensequenz zuvor wirkt, weil sie eben von Leben erfüllt ist. Wunderbar, das alles.
#3837
Geschrieben 29. November 2009, 20:27
Die Opulenz der Bildkompositionen hat mich an Roy Andersson (Songs from the second floor) erinnert. Es ist das filmische Konzept, daß man nicht alle gleichzeitig sich darbietenden Bildelemente entschlüsseln kann. Somit sieht jeder einen anderen Film, je nachdem, worauf man sein Augenmerk in dem Gewusel und Gewimmel gerade richtet und auf welche Stimmen man hört.
#3838
Geschrieben 29. November 2009, 21:52
Es gibt wenige Filme, bei denen ich jedes Mal, wenn ich etwas über sie lese, sofort Lust bekomme, sie wieder anzuschauen. PLAYTIME gehört dazu.
#3839
Geschrieben 29. November 2009, 22:55
Bearbeitet von Elektro, 29. November 2009, 22:56.
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