The Room-Files
#1231
Geschrieben 26. März 2007, 20:21
Regie: Jess Franco
Liebes Tagebuch...
Dieser psychedelische Fiebertraum passte sich gut meinem gesundheitlichen Gesamtzustand an. „Vampyros Lesbos“ ist sleaziger Trash in anspruchsvollster Form. Sicher kann es gut möglich sein, daß der Film rein zufällig so beeindruckend geworden ist, aber über blinde Hühner die zufällig das größte Korn finden, freut man sich doch am Meisten.
Und „Vampyros Lesbos“ bietet allen Grund zur Freude, zur höchsten Freude. Abenteuerlich werden die Personen Linda Westinghouse und Nadine Carody mit Gleichnissen charakterisiert. Der Skorpion im Wasser, der fliegende Drachen, der Schmetterling im Fischernetz und das an der Glasscheibe herunter laufende Blut verursachen, neben vielen anderen magischen, billig bombastischen Elementen einen wahrhaften Bildersturm der Seinesgleichen sucht. Ein großes Werk, dem man in so wenigen Zeilen kaum gerecht werden kann. Der Film hätte mehr verdient, taugt er doch perfekt zum detaillierten Zerlegen und Analysieren. Das Ergebnis, welches am Ende stehen würde, würde sich jedoch von dem Ergebnis, daß hier am Ende steht, nicht unterscheiden: Genial!
Samstag 10.02.2007/09:20 - 10:05 & 12:30 - 13:10 Uhr (zum wiederholten Mal gesehen)
#1232
Geschrieben 26. März 2007, 20:22
Regie: Stephen Sommers
Liebes Tagebuch...
Die Neugierde treibt seltsame Blüten. Die Neugierde darauf, ein so geliebtes Thema wie den Universal-Horror, in richtig teurem Rahmen neu eingebunden zu sehen. Die Neugierde darauf, ob all das Negative, was man im Vorfeld hörte, eine positive Wirkung auf den persönlichen Eindruck ausübt. Oder war es doch die Vorfreude darauf, den Film in der Luft zerreißen zu dürfen, so daß kein Auge trocken bleibt?
Jetzt, wo ich den Film gesehen habe kann ich mit genussvoller Gelassenheit sagen, daß er zusammen mit „Matrix Revolutions“ eine der größten Geldverschwendungen in der Filmgeschichte verkörpert. Und mit Geldverschwendung meine ich eine richtig, richtig große Geldverschwendung. Es beginnt ja alles noch ganz nett. In anschaulichem Schwarzweiß wird den alten Frankenstein-Filmen gehuldigt, aber die Universal-Studios hatten ja schon vor 65 Jahren kein Problem damit, ihre Grusel-Ikonen vom Thron zu holen (siehe „House of Frankenstein“). Warum soll es hier dann anders sein? Kaum gestartet, beginnt „Van Helsing“ zu hantieren. Besser gesagt hantiert die Festplatte, auf der er zu großen Teilen entstanden ist. Als Zuschauer sieht man sich mit einer Unzahl von schlecht animierten Monstern konfrontiert, die charmefrei und doof den Blick auf die schönen Kulissen versperren. Wenn ich nur an den sinnfreien Auftritt des Jekyll-und-Hyde-Glöckners von Notre Dame denke kippt mir sofort die Milch im Kühlschrank um.
Des Weiteren galt es bei „Van Helsing“ offensichtlich nicht, eine Geschichte zu erzählen. Scheinbar ohne Pause reiht sich eine überbordende Actionszene an die nächste. Die Schreckensgestalten geben sich darin lieb- und seelenlos die Klinke in die Hand. Eine halbe Stunde mag das vielleicht noch ganz nett sein, aber der Film hält dieses nichtssagende Tohuwabohu tatsächlich 135 Minuten aufrecht. Die Folge: extreme Langeweile und geistiges Abschalten meinerseits. Der Film ist wirklich schwer zu schaffen. Aufrechtes Sitzen konnte, trotz Krankheit, wenigstens den Schlaf vertreiben, der mich eifrig umgarnte, während auf dem Bildschirm Kutschen explodierten und Graf Draculas Höllenbrutdamen mit Düsenantrieb durch die Luft preschten.
„Van Helsing“ verfehlt das Langzeitgedächtnis meilenweit. Die Handlung: hab ich vergessen, beziehungsweise sah mich von Beginn an außer Stande, sie auch nur halbwegs aufzunehmen. Ja, selbst die unzähligen Actionsequenzen konnte ich nicht behalten. Es ist alles vorbeigerauscht - in unheimlich langen, nicht enden wollenden 135 vernebelten Minuten. Ein echtes Ärgernis. Neugierde und Vorfreude sind befriedigt - ich hab den Film gesehen und ich hab ihn in der Luft zerissen.
Halt, noch nicht ganz, denn:
„Van Helsing“ kommt mir vor, als würde man tonnenweise frische Lebensmittel nach Äthiopien fahren um sie dann vor den Augen der hungernden Bevölkerung verrotten zu lassen...
Samstag 10.02.2007/20:15 - 22:25 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1233
Geschrieben 06. April 2007, 12:35
Regie: Buddy Giovinazzo
Liebes Tagebuch...
Das ist die Misere des deutschen Fernsehfilmes. Heutzutage wird er massenweise hergestellt, fast wie vom Fließband spucken die Sender ihre Filme raus und die Öffentlich-Rechtlichen fühlen sich dabei noch im Zugzwang, daß sie alles, nur keine Wiederholung um Viertel nach Acht zeigen können, dürfen, müssen.
Das Ende vom Lied: Viel Arbeit für die Filmbranche, doch letztendlich entstehen dabei weitestgehend nur kurzzeitgedächtniskitzelnde Zeittotschläger. Wenn ich zum Beispiel an den Film „Tatort: Das Ende des Schweigens“ zurückdenken möchte, sehe ich heute nur noch ein schwarzes Loch. Und wenn ich die (reichlich komplizierte) Inhaltsangabe auf der Tatort-Homepage lese, kommen in meinem Erinnerungsarchiv kaum mehr als ein paar Fragmente zu diesem Krimi zum Vorschein. Ich glaube der Film hatte ein überaus ruhiges, fast schon behäbiges Erzähltempo. Einzig das Knistern zwischen Kommissar Borowksi (Axel Milberg) und der Psychologin Jung (Maren Eggert) habe ich noch vor Augen. Mag sein, daß der Rest der Kriminalgeschichte mir nicht in Erinnerung blieb, weil er zu kompliziert und noch dazu langweiliger als sonst erzählt wurde. Wer weiß? Könnte sein. Ich habe keine Ahnung. Und dabei ist es doch grad erst mal sieben Wochen her...
Was ich noch weiß, ist, daß ich den Film enttäuschend und letztendlich nur durchschnittlich fand. Mein Kommentar zu dem Film dagegen ist doch eher ungenügend.
Sonntag, 11.02.2007/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1234
Geschrieben 07. April 2007, 12:07
Regie: Marian Dora
Liebes Tagebuch...
Was diesen Film so erschreckend macht, ist die Tatsache, daß er so todernst und damit auch voll glaubwürdig geworden ist. Und daß, obwohl er fast nur durch amateurhafte Mittel entstanden ist. Das erinnert ein wenig an die Filme von Jörg Buttgereit und das wiederum will was heißen. Selbst die Tatsache, daß Dialoge weitestgehend vermieden wurden, stets ein Anzeichen für eine amateurhafte Produktion (bringt doch Ton und/oder Originalton meist große Probleme mit sich), erscheint hier nicht aus einer Not heraus geboren sondern unterstreicht die künstlerische Klasse von „Cannibal“. Mögen auch ein paar schauspielerische Mängel vorliegen, so werden diese geschickt von der Inszenierung umschifft, weil Kamera, Schnitt und der Einsatz von Musik den darstellerischen Defiziten gekonnt entgegen wirken.
Der Film ist in drei Teile aufgesplittet: Das Suchen, das Kennenlernen und das Vollziehen. Die Bilder anfangs noch unterschwellig bedrohlich, nehmen alsbald erschreckende und verstörende Ausmaße an. Gerade weil der Film so billig produziert ist schockiert er nicht nur durch die vielen pikanten Szenen in der Kennenlernphase, sondern auch durch seine direkte magenerschütternde Rohheit in der Vollzugsphase. Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung, beziehungsweise will es erst gar nicht wissen, mit welchen Mitteln das blutige Gekröse auf Digitalem Material festgehalten wurde. Der Dreh muß die Hölle gewesen sein. Jedenfalls sieht es so aus, wenn man sich das Ergebnis einverleibt (Mahlzeit!). So attestierte ich dem Film die volle Kompetenz der Darstellung einer grauenerregenden, nur schwer nachvollziehbaren Sache. Sicher, mit mehr Geld, hätte man noch mehr rausholen können, aber ehrlich, „Cannibal“ ist nicht effektheischend, sondern lädt „nur“ zum Beobachten ein, und was es da zu beobachten gibt, genügt allemal.
Dienstag, 13.02.2007/21:30 - 23:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1235
Geschrieben 09. April 2007, 22:47
Regie: Anthony Hickox
Liebes Tagebuch...
Die Reise zurück in der Zeit wird hier mittels eines charmanten Wachsfigurenkabinetts angetreten, besser gesagt, wenn man den dort ausgestellten Wachsfiguren ein wenig zu nahe kommt. So erlebt jeder der hier zu Hauptdarstellern erhobenen Spätteens und Frühtwens sein persönliches Pearl Harbor - nein, falsch, sein persönliches Waterloo.
Der mit Zach Galligan, John Ryhs-Davies und David Warner prominent besetzte Film möchte mit allem erfreuen, was in den späten 80’er Jahren zum guten Ton gehörte. Hässliche Frisuren, dazu passende Klamotten und knallbunt blutige Effekte geben den Ton an. Ich war ehrlich gesagt zu müde, um den Film richtig einschätzen zu können, meinte aber zu erkennen, daß der Flair, den er verbreitet, aus heutiger Sicht ein wenig in die Jahre gekommen ist - leider noch nicht zu viel in die Jahre, denn, wäre er in den 70’ern entstanden, hätte einen etwas besseren Eindruck hinterlassen. So komme ich abschließend zu keinem Ergebnis und nehme mir hiermit vor mir „Waxworks“ in naher Zukunft ein zweites Mal zu Gemüte zu führen.
Mittwoch, 14.02.2007/21:30 - 23:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1236
Geschrieben 09. April 2007, 22:48
Regie: James Wan
Liebes Tagebuch...
Ach, wie ist das schön, wenn man eine Filmreihe von Beginn an aufarbeiten darf und weiß, daß sie in einem neuen, vielleicht letzten Teil enden wird. Gut, „Saw“ ist nicht „Krieg der Sterne“, aber den zweiten Teil habe ich im Kino bewußt verpaßt und der Dritte steht schon in den Startlöchern und lechzt danach mich im Publikum sitzen zu sehen.
„Saw“ ist cool soweit, weil er seinem Vorbild „S7eben“ nacheifert und eine eigenwillig böse Serienkillergeschichte erzählt, die fernab der Kommerzialität des großen Kinos auch richtig heftig sein darf. Interessant ist hierbei vor allem die Tatsache, daß man von dem Film auch noch zehren kann, wenn man ihn schon ein paar Mal gesehen hat. Zu verstrickt sind die einzelnen Handlungsstränge und der finale Bösewicht stellt selbst dem gewieftesten Filmkenner vor ein großes Rätsel. Da fühlte ich mich persönlich an „Scream“ erinnert, dem ich auch niemals auf die Schliche gekommen wäre - ich lasse mich aber auch leicht ins Boxhorn jagen, selbst dann, wenn ich in lichten Momenten das Umfeld der Verdächtigen abscannen kann.
So ließ ich mich ein drittes Mal überraschen, von dieser perfiden Mordgeschichte, die so ganz und gar nicht Erbarmen mit einem Publikum kennt, daß „S7eben“ toll fand, aber auch nur weil Brad Pitt mitgespielt hat. Die DVD, übrigens neu gekauft, verspricht die Unrated-Fassung, die aber seltsamerweise kürze als der bereits erhältliche Director’s Cut ist. Das soll mich jetzt aber nicht weiter stören, denn schließlich ist die neue DVD ein Double-Feature und nun will ich auch endlich den zweiten Teil kennen lernen.
Samstag, 17.02.2007/13:00 - 13:30 & 15:30 - 16:40 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
#1237
Geschrieben 09. April 2007, 22:48
Regie: Darren Lynn Bousman
Liebes Tagebuch...
Den Erfolg von „Saw“ fortzuführen stellte sich als kein leichtes Unterfangen dar. Zu ausgeklügelt war der erste Teil, zu perfekt durchdacht waren die Verwebungen die die Handlung verbanden, deshalb mußte ein neues Schema her. „Saw II“ offenbarte sich nun als etwas früher entstandener Zwillingsbruder von „See no evil“. Der Schauplatz der Geschichte konzentriert sich auf einen Ort, ein von der Außenwelt abgeschottetes Haus, in dem ein großes „Spiel“, unterteilt in viele kleine, gespielt wird.
Böse Überraschungen bleiben hierbei weder den Charakteren noch den Zuschauern nicht erspart. Der Film überzeugt erneut mit harten Passagen und fintenreichen Wendungen und verfällt dabei kaum der Versuchung nur ein Remake auf die Leinwand zu klatschen. Mag sein, daß jenes Haus etwas steril oder gekünstelt rüberkommt, aber der Verstärkung der Diabolik des Bösewichts tut das kaum einen Abbruch. Es übt sogar einen gewissen Reiz aus, daß man dieses Mal nicht nach einem Täter suchen muß, sondern diesen bei seiner Arbeit zuschauen „darf“. Nett auch, daß sich der Film anfangs relativ dumm stellt und keine Anstalten macht, eine Brücke zum ersten Teil zu schlagen und somit das Schicksal der beiden Hauptdarsteller erst mal unangetastet bleibt.
Und nach abschließendem Twist der Handlung und großer finaler Überraschung merkt man, daß man auf ein Neues einem Film auf den Leim gegangen ist. Aus der Sicht der Filmemacher muß es doch eine große Freude sein, wenn man weiß, daß man das Publikum ein weiteres Mal auf den Holzweg schicken konnte und im gleichem Atemzug danke ich, das Publikum repräsentierend, den Filmemachern, daß sie mich kalt erwischt haben. Genau so etwas wollte ich sehen. Genau so etwas wurde beabsichtigt. Friede, Freude, Eierkuchenmassaker.
Samstag, 17.02.2007/17:15 - 18:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1238
Geschrieben 14. April 2007, 11:13
Regie: Jess Franco
Liebes Tagebuch...
Jess Francos größter und aufwendigster Spielfilm. Er beeindruckt schon alleine durch die sich über zwei Stunden erstreckende Geschichte, die mit unheimlich großer Ausstattung bebildert wurde. Wenn Franco am Ende des Filmes nicht selber vor der Kamera erscheinen würde, könnte man kaum glauben, daß er für „Marquis de Sade’s Justine“ verantwortlich ist, auch wenn sehr viele inhaltliche Details immer wieder darauf hinweisen.
Da sieht man mal, wozu Filmemacher fähig sind, wenn die finanziellen Umstände ihnen wohlgesonnen sind. Viel Geld bedeutet aber auch viele Probleme, weil viele Leute mitreden wollen. Franco hat sich ja ausgiebig im auf der DVD enthaltenen Interview (göttlich komisch und herrlich entlarvend) zum „Talent“ seiner Hauptdarstellerin Romina Power geäußert. Sicher kennt er die Geschichte des Marquis de Sade besser als viele der Zuschauer, besser als ich als Zuschauer, und so kann er nicht davon ablassen zu verdeutlichen, daß Romina Powers Spiel die vom Roman gewünschte Entwicklung Justines nicht durchmacht, sondern daß sie den ganzen Film wie ein unschuldiges Rehlein von einer amourösen Katastrophe in die andere stolpert. Auch wenn dadurch die Aussage des Romas verfehlt oder gar verfälscht wurde, funktioniert die filmische Erzählung trotzdem (Missdeutungen des Romans bitte ich zu entschuldigen, da ich ihn, wie oben erwähnt, nicht kenne). Justine findet somit halt nicht Gefallen an der sexuellen Unterwürfigkeit und bleibt ein verhuschtes ganz und gar unschuldiges Mädchen und stellt somit ein gutes Pendant zu ihrer durchtriebenen Schwester Juliette (Maria Rohm) dar, was letzten Endes zu einer guten Ausgeglichenheit führt, die so manch einer inhaltlichen Schwäche und der nicht immer perfekt funktionierenden Dramaturgie den Wind aus den Segeln nimmt.
Sonntag, 18.02.2007/12:55 - 14:55 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1239
Geschrieben 14. April 2007, 11:16
Regie: Rolf Schübel
Liebes Tagebuch...
Eine Reihe von mysteriösen Kohlenmonoxidmorden hält die Saarbrücker Kripo auf Trapp. Trotzdem bleibt auch beim zweiten Fall von Kommissar Franz Kappl (Maximilian Brückner) viel Platz für einige Ereignisse, welche um den Fall herum geschehen und mit ihm auch nichts zu tun haben. Zum Beispiel das Balzen der beiden nun gleichberechtigt ermittelnden Kommissare und Kappl und Deininger (Gregor Weber) um die adrette Dame aus der Gerichtsmedizin (Lale Yavas), die unter ständigen Attacken ihres Verflossenen (Wanja Mues) steht. Zu der eigentlichen Lösung des Falls trägt das kaum was bei, verstärkt aber die Charakterisierung der neuen Kommissarskonstellation. Und diese Konstellation funktioniert deutlich besser als im doch recht behäbigen ersten Fall der Beiden („Tatort: Aus der Traum...“).
Trotz der inhaltlichen Nebensächlichkeiten wird dem Kohlenmonoxidmörder nach reiflichen Ermittlungen ein Gesicht gegeben und die beiden Kommissare finden sich in einer abgeschotteten und zu allem übel auch noch luftdicht verschlossenen Garage wieder, die sie glauben läßt, daß leise zischend das unsichtbare Gas eindringt um den beiden den Gar auszumachen. Spannend!
Sonntag, 18.02.2007/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1240
Geschrieben 14. April 2007, 11:17
Regie: José Luis Merino
Aus Rachels Tagebuch...
Sergej Chekov, ein echter Held mit blonder Föhnwelle und Schnurrbart, reist nach Skopje um das Erbe seines Onkels anzutreten. Zur Begrüßung hängt seine Cousine Rachel tot an einem Baum. Der sofort auf den Plan tretende Kommissar glaubt nicht an die Selbstmordtheorie, da es ihm unwahrscheinlich erscheint, daß die Frau extra für ihren Selbstmord samt Strick auf einen hohen Baum kletterte, wo sie doch einen Revolver bei sich trug. Außerdem führen vom Friedhof, wo Rachel ihren toten Vater besuchen wollte, Schleifspuren zum Todesbaum. Es muß Mord gewesen sein. Doch wer ist der Mörder? Etwa der finstere Butler? Oder gar Nadja, die lüsterne Dame des Hauses? In Frage kommt auch Doris, die Kammerzofe, die sich mit ihrer Chefin einen herrlichen Zickenkrieg um die Gunst des Föhnwellengastes liefert. Oder Doris’ Vater, der im Keller des Anwesens sich ein prächtiges Labor hat einrichten lassen, wo er mittels ausgefuchster Experimente Tote zum Leben erwecken möchte. Ebenfalls einen hervorragenden Verdächtigen gibt Paul Naschy ab, der hier als perverser Totengräber für Belustigung sorgt.
Naivität trifft Exploitation. Die klischeereiche Geschichte, die kaum eine Episode aus dem Handbuch für vernünftigen Horror auslassen möchte, ist herrlich putzig und belustigt durch ihre inhaltliche Albernheit und die charmante Inszenierung, die jedoch vor jeder Menge blanker Brüste und blutigen Details nicht zurückschreckt. Mit der „Bestie aus dem Totenreich“ entstand ein herrlicher Kindergartenhorror, der versucht den zehn Jahre zuvor entstandenen Edgar-Allen-Poe-Verfilmungen nachzueifern und dabei nicht umher kommt die beiden Extreme „Navität“ und „Exploitation“ in genüsslicher Überzogenheit zu missbrauchen.
Mittwoch, 21.02.2007/21:35 - 23:10 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1241
Geschrieben 14. April 2007, 11:17
Regie: David Bowers, Sam Fell
Liebes Tagebuch...
Mit „Flutsch und weg“ kommt aus dem Hause Dreamworks mal wieder ein herrliches Anti-Disney-Filmchen, daß mit vielen politisch inkorrekten Scherzen und gnadenlos getimter Unterhaltsamkeit Spaß für Groß (ich) und Klein (mein Neffe) bietet. Anheimelnde Elemente wie Freundschaft und Familie, die auch in diesem Film eine größere Rolle spielen als bei früheren Animationsfilmen von Dreamworks, wirken deshalb weniger moralinsauer und um ein vielfaches akzeptabler, wie es zum Beispiel beim Trailer zum neuen Disney-Film „Triff die Robinsons“ der Fall ist.
„Flutsch und weg“ hat keine übermächtig gutmenschliche/gutmäusliche Botschaft sondern bedient sich auf unkonventionelle und vor allem auf kurzweilige Art und Weise an den gängigen Klischees des Familienfilms. Zwar kommt er dadurch nicht an die Klasse des „Dreamworks“-Aushängeschildes „Shrek“ heran, verkürzt aber genüsslich die Wartezeit auf den dritten Teil der grün grässlichen Oger-Saga.
In Sachen Animationstechnik kann sich „Flutsch und weg“ auch gut verkaufen, aber man sieht im auch an, daß er in Sachen Budget und Rechnerleistung etwas sparsamer produziert wurde, was aber nicht heißt, daß man keine optischen Höhepunkte setzen konnte. Nur sind diese hier etwas dünner gesät, als zum Beispiel bei „Shrek“, um noch einmal auf diese animatorische Meisterleistung zurückzukommen, die in Sachen Technik und Ideenreichtum wohl noch lange die Spitze der Messlatte darstellen wird.
Bunt, temporeich, aber nicht übermäßig actionlastig gibt sich dieser nette Film in denen die unendlich putzigen Schnecken die heimlichen Helden des Animateur-Brainstormings darstellen. Der deutsche, recht halbgar dreinschauende Vorspann hingegen ist eine Katastrophe. Oder sollte er gar bewußt unkonventionell und unrhythmisch aussehen?
Sonntag, 25.02.2007/13:30 - 14:55 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1242
Geschrieben 14. April 2007, 11:18
Regie: Hartmut Grießmayr
Liebes Tagebuch...
Wenn es am Schwersten ist soll man ja bekanntlich aufhören. Das trifft in diesem Falle auf Hauptkommissar Ernst Bienzle (Dietz Werner Steck) zu, der sich kurz vor seiner Pensionierung einen besonders schweren, manche (zum Beispiel der Erfinder des Filmtitels) mögen sogar behaupten seinen schwersten Fall zu lösen hat.
Bienzle muß den Mord an einem kleinen Mädchen aufklären. Bei seinen Ermittlungen stößt er auf einen zwei Jahre zurückliegenden Kindermord. Alles weist darauf hin, daß es sich um den gleichen Täter handeln muß. Bald geschieht ein dritter Mord - wieder an einem Kind. Für die Presse ist das natürlich ein gefundenes Fressen und die Bevölkerung Stuttgarts wirft der Polizei Untätigkeit vor. Bienzle sieht sich dafür verantwortlich und Resignation macht sich in ihm breit.
Keine Frage, die Geschichte ist hart und die in ihr verwobenen Personen stehen vor übermenschlichen Herausforderungen. Der Fall ist tatsächlich schwer. Vielleicht nicht schwerer zu lösen, jedenfalls nicht schwerer als sonst, aber er ist schwerer zu ertragen. Drehbuchautor Felix Huby hat sich einem bedrückenden Thema angenommen und konfrontiert die Ermittler und die Zuschauer schonungslos mit der Tragik der Geschichte. Schlussendlich kann der Täter, wie es sollte es auch anders sein, dingfest gemacht werden, aber der Film hinterlässt einen bedrückenden Eindruck.
Am Ende nimmt Bienzle, unnahbar und eigensinnig wie eh und je, seinen Mantel und seinen Hut und verabschiedet sich von seinem beruflichen Umfeld und entschwindet in die Stuttgarter Nacht - nicht, weil er versagt hat, sondern weil er einmal tief durchatmen muß um die Probleme, die dieser Fall, die dieser Beruf mit sich brachte, abzuschütteln. Auf den Fernsehschirm wird er wohl nicht mehr zurückkehren, aber sich zu seiner Lebensgefährtin Hannelore (Rita Russek), denn die wartet schon mit dem Essen und einer Flasche Wein auf ihn.
Sonntag 25.02.2007/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1243
Geschrieben 26. April 2007, 19:59
Regie: Darren Lynn Bousman
Liebes Tagebuch...
Die Filmgeschichte ist um eine weitere Trilogie reicher, auch wenn die Geschichte noch nicht zu Ende geschrieben scheint, weil sich offensichtlich schon ein vierter Teil in Vorbereitung befindet. Das soll mich aber jetzt nicht jucken, denn: Die Trilogie ist abgeschlossen - für’s Erste. Basta! Und überhaupt, „Scream IV“ hat es ja auch nie gegeben...
Zu Beginn jubiliert der Film etwas zu sehr mit seinem kommerziell erfolgreichen Plot. Offensichtlich lose aneinandergereiht, zumindest auf den ersten Blick, werden drei der berüchtigten Spiele gespielt, was ein wenig bemüht wirkt. Danach jedoch setzt sich die Geschichte in Gang, die sich schnell zum Selbstläufer entwickelt, weil viele Verknüpfungen zu den beiden Vorgängerfilmen gestrickt wurden, die geschickt nach und nach erst sichtbar gemacht werden. Die Figur des Jingsaw-Killers wird konsequent ausgebaut. Vom Kurzauftritt im ersten Teil avanciert er nun zur einem der drei Hauptdarsteller.
Die Wendungen und Enthüllungen im Verlauf der Handlung erweisen sich ebenfalls erneut als raffiniert und unterhaltsam, wenn auch nicht besonders realistisch - aber das hat ja auch niemand erwartet. Jedenfalls halten diese Gimmicks dem Stil des ersten Teils die Treue, erfüllen zudem alle Regeln einer Fortsetzung und führen noch dazu konsequent und schnörkellos zum großen finalen und inhaltlich äußerst gelungenen abschließendem Paukenschlag. „Saw III“ ist, als Fortsetzung und Abschluß einer Trilogie betrachtet, perfekt geraten. Wer hätte das gedacht? Ich nicht!
Auch wenn der Plot wie ein geölter Blitz abgeht, muß man sich doch mit Stirnrunzeln fragen, ob die massive Gewaltdarstellung und der nochmals nach oben geschraubte Ekelfaktor wirklich nötig war, wo doch der Film inhaltlich eh gedeckt ist, wo keine Handlungslöcher mit Blut aufgefüllt werden mussten. Auch, weil die diese Art der Gewaltdarstellung nichts mehr als die pure Selbstzweckhaftigkeit darstellt. Kein kritischer Hintergrund, keine Message, die man den Zuschauer mitgeben möchte. Hauptsache, einem wird schlecht dabei, wie er fasziniert verfolgt, welchen Weg die verschlungene Erzählung nun eingeschlagen hat. Egal, ob durchpürierte längst verdorbene Schweinehälften oder eine ellenlange Operation am offenen Gehirn - nichts bleibt dem Zuschauer erspart. Nun, vielleicht doch, denn dem Film ist anzumerken, daß er aufgrund eines R-Ratings vorab entschärft wurde - das glaubte ich zumindest zu erkennen. Zu oft arbeitet eine Szene auf eine schlimme Situation hin, deren blutig matschiges Endergebnis dem Zuschauer dann doch erspart/verwehrt bleibt. Ich fürchte, man kann sich auf sowohl auf einen fröhlichen Director’s Cut freuen, wie auch auf die nächste Fortsetzung der Reihe, die mit ein bißchen Engagement noch lange nicht das Ende alle Ideen ins Sachen Boshaftigkeit, aber auch in Sachen gelungener Dramaturgie bedeuten könnte.
Dienstag, 27.02.2007/21:50 - 23:35 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1244
Geschrieben 26. April 2007, 19:59
Regie: Franz-Josef Gottlieb
Liebes Tagebuch...
Hoch lebe der Krawallklamauk, der sich mit „Das haut den stärksten Zwilling um“ mal wieder von seiner besten Seite zeigen konnte, auch weil sich ein weiteres Mal bewies, daß sich ein Film wie dieser in illustrer Runde, noch ein Stückchen unterhaltsamer gibt. Stellt er doch ein echtes Highlight der damaligen Filmkultur (wenn man mal so nennen mag) dar, da er ein enormes Sammelsurium an guten schlechten und echten schlechten Witzen parat hält, die mit energischer Turbolenz an dem Zuschauer vorbeigejagt werden, gipfeln in einem schwindelerregenden Verwechslungsshowdown der Seinesgleichen sucht.
Weiter wird man mit bizarren Musikeinlagen malträtiert, beziehungsweise umgarnt, die allein schon wegen ihrer Kuriosität, und hier verweise ich auf Peter Maffay und die Freude an einem gewissen schönen Götterfunken, sehenswert sind. So entstand ein auf den ersten Blick schlechter, schnell heruntergekurbelter Film, dessen Produktion in vielerlei Hinsicht unter einem guten Stern stand und deshalb mehr als gelungen ist, auch wenn viele, viele Menschen auf dieser Welt das hier aufgefahrene Gehampel nicht ertragen mögen.
Mittwoch, 28.02.2007/21:20 - 22:50 Uhr (zum wiederholten Male gesehen)
#1245
Geschrieben 26. April 2007, 19:59
Regie: Jess Franco
Liebes Tagebuch...
Vor über einem halben Jahr bestellt und jetzt endlich bei mir eingetroffen. Es blieb also genügend Zeit sich an den Vorschußlorbeeren zu weiden, die dieser Film sich bei den Fans bis dato eingeheimst hat. Da schiebe ich den Film doch gerne mal in meine samstägliche Tagesplanung ein.
Jess Francos neuestes Werk wartet, wie üblich mit positiven und negativen Details auf. Absolut erfreulich ist hierbei, daß „Snakewoman“ eine ordentliche Postproduktion zuteil wurde. Er wurde sauber, leider nur auf Video gefilmt, und nachher gut in Spanisch vertont. Dazu gesellen sich zu den altbekannten Melodien aus Francos Schatztruhe neue, wirklich nicht bahnbrechende, aber immerhin die Ohren zufriedenstellende, sich effektiv verhaltende Musikstücke - meist aber nur am Synthesizer erstellt. Die Geschichte selbst erinnert an die Dracula-Variationen aus „Vampyros Lesbos“. Einzelne Szenen wurden sogar detailgetreu übernommen. Das macht Laune. Brav wandelt der Film auch wieder durch eine dämonisch, manchmal sogar poetisch angehauchte Traumwelt. Aber nach einer knappen Dreiviertelstunde geht „Snakewoman“ die Luft aus, beziehungsweise Jess Franco zelebriert die altbekannten zeitlupenähnlichen Sexszenen, die detailreich den Film aus dem Rennen um die Gunst eines größeren Publikums schießen. Die hardcorenahen Aktionen sind zwar stets geprägt von einer gewissen teuflischen Kraft, die nicht mal die Schlechteste ist, erzeugen aber dennoch mehr Langeweile als Spannung. Nur hartgesottene Fans und Arthauspornofreunde können da die müde werdenden Augenlider offen halten. Ein Effekt, den die neueren Filme von Jess Franco leider immer wieder zu Tage bringen. Ein Effekt aber auch, der hier nicht ganz so krass zum tragen kommt.
Der Grund, warum der Film trotz einiger toten Stellen so erfreulich, in Fankreisen gar überschwänglich aufgenommen wurde, ist im Ende von „Snakewoman“ zu finden. Endet ein Film gut, sind meist alle Befangenheiten dahin. Und „Snakewoman“ endet sehr gut. Oft hat Jess Franco das Ende verhaut oder ist in den (nicht vorhandenen Abspann) reingestolpert. Dieses Mal läuft es aber so reibungslos und glatt, an den vorhandenen Mitteln gemessen unglaublich rund und vor allem schön ab, daß es eine wahre Pracht ist.
Wirklich putzig, andere mögen es vielleicht lächerlich nennen, sind die Stummfilmszenen der herumspukenden Schlangenfrau, die am Ende von „Snakewoman“ auftauchen. Auch weiß Carmen Montes in der Hauptrolle zu überzeugen - mehr als je in einem Jess-Franco-Film zuvor, und auch Fata Morgana in der Ewa-Stroemberg-Rolle ist in eine deutlich besseres Licht gerückt worden. Blass bleibt dagegen der alte Bekannte Antonio Mayans, der hilftlos exorziert und damit eine überlange Sexszene mit etwas Tempo unterlegen soll.
Samstag, 03.03.2007/17:35 - 19:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1246
Geschrieben 29. April 2007, 09:35
Regie: Kai Wessel
Liebes Tagebuch...
Mit mächtig viel Aufwand widmet sich das Erste in dem ersten großen Zweiteiler des Jahres der Vertreibung der Deutschen aus den östlichen Gebieten des Deutschen Reiches im Jahre 1944. Der Aufwand macht sich zum einen an der lautstark gerührten Werbetrommel bemerkbar. Auch an der sintflutartigen Häufung diverser Dokumentationen, die um den Film herum frei Haus mitgeliefert werden. Aber auch der Film selbst erscheint aufwändig auf den Bilderschirmen der Fernsehnation. Stolz präsentiert er zu Beginn in einem sauberen, kinoähnlichen Vorspann die ganzen Förderanstalten die hier (bereitwillig) finanzielle Mittel locker gemacht haben. So will sich „Die Flucht“ Kinoerfolgen wie „Der Untergang“ oder dem überbewertetem Bombastdrama „Dresden“ anschließen - was mit Sicherheit erfolgreich verlaufen wird, trotzdem aber, zumindest im ersten Teil, nicht wirklich gelungen ist.
Um mehr Zuschauer zu ködern und gleich an zwei Abenden gute Marktanteile einzufahren, teilt man ein so gut ausschlachtbares Thema gerne in zwei Teile auf. Da steht schon das erste Problem in der Tür. Ein punktgenaues Ereignis (sei es die Sturmflut in Hamburg oder die Bombennacht in Dresden) läßt sich nur schwer in zwei Teile reißen. Auch wenn die Flucht länger dauern wird, als nur eine Nacht - im ersten Teil des Filmes bekommt man (natürlich) noch nicht so viel davon zu sehen. Vielmehr eiert der Film auf der Vorgeschichte herum, zeigt wie die Hauptdarstellerin (gut: Maria Furtwängler) nach 8 Jahren nach Ostpreußen zurückkehrt und das Gut ihres Vaters mit Geschick und Courage auf Vorderfrau bringt. Daß zum gleichen Zeitpunkt die Truppen immer näher rücken und die Bewohner immer mehr an eine eventuelle Flucht denken müssen, wird hier enttäuschend unbedrohlich bis überhaupt gar nicht thematisiert. Vielmehr wird die Hauptfigur unentwegt dabei präsentiert, wie sie aus heutiger Sicht, gute und gutmenschliche Entscheidungen trifft und sich damit ohne Rücksicht auf Verluste gegen das Naziregime auflehnt. Weiter weißt der Film grobe Löcher in der Geschichte auf, verliert sich in Nebenhandlugen und überspringt zu oft die Momente, die letztendlich zur titelgebenden Flucht führen.
Getragen wird der Film von einer abenteuerlichen Kameraführung, die eigentlich den einzigen anspruchsvollen Aspekt des Filmes darstellt. Der Rest ist Hochglanzmassenverköstigung in dem überbordend kitschige Momente erfreulicherweise klein gehalten werden. Mit 11,18 Millionen Zuschauern beim ersten Teil stellte sich auch der erwartete Erfolg ein, und mit Sicherheit wird es auch wieder Preise hageln, aber über mangelnden Mut seitens der Produzenten wird das nicht hinwegtäuschen. Mal sehen, was der zweite Teil zu bieten hat.
Sonntag, 04.03.2007/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1247
Geschrieben 29. April 2007, 09:38
Regie: Kai Wessel
Liebes Tagebuch...
Von all den Kriegsthemen, die es zu erzählen gibt, ist wohl das Thema der Flucht das Thema welches mich persönlich wohl am stärksten berührt, betrifft, interessiert. Schließlich gehöre ich noch zu der Gruppe von Menschen, die sich als Erstgeborene in der neuen Heimat bezeichnen können - auch wenn ich der (bislang) Letzte in unserer Familie bin und wohl auch keiner mehr nachkommen wird.
Mit Teil zwei des Fernsehdramas thematisiert der Film Ereignisse während der Flucht von Ostpreußen hin in westlichere Gefilde. Der erhöhte Dramatikfaktor konzentriert sich auf die Geschehnisse, die der Tross der Flüchtenden während seines Fußmarsches durch den Winter des Jahres 1944 erlebt, nicht ohne auch wieder, wenn abermals nicht zu aufdringlich, auf handlungsstreckende Themen wie zum Beispiel der Liebe, hier einer verbotenen Liebe, zurückzugreifen, die die Ereignisse noch tragischer, noch bewegender erscheinen lassen sollen. So begeht der Film den gleichen Fehler, wie auch schon die vielen geschichtsträchtigen Fernsehdramen vor ihm, den Aspekt der großen Gefühle misszudeuten und zu verfremden, was die wirklichen tragischen Momente im zweiten Teil, die teilweise wirklich ein wenig an die Nieren gehen können, mit halbherziger Gefühlsduseligkeit gleichsetzt und ihnen somit ihren Anspruch nimmt. Davon mal ganz abgesehen, erkannte ich als Zuseher, daß der Film, auf Grund der schweren Drehbedingungen an Originalschauplätzen im echten ostpreußischen Winter, an die Grenzen seiner Umsetzung stößt. Bemerkbar zum Beispiel daran, als eine Kutsche samt Pferd im Eis einbricht, wo man schnell die Übersicht verloren hat, wen es denn nun tatsächlich mit in die Tiefe gerissen hat. Auch endet der Abschnitt der eigentlichen Flucht viel zu abrupt und die Geschichte wird, ohne sich groß zu rechtfertigen im bayerischen Sommer fortgesetzt, inklusive Höhepunkt der verbotenen Liebe.
Auch wenn der zweite Teil des Streifens ein wenig anspruchsvoller wirkte, blieben doch die gleichen Mängel bemerkbar unter denen schon der erste Teil litt: Zu viele Handlungssprünge und zu unbedrohlich wirkendes Szenario. Wie schon gestern haben wieder über 10 Millionen Zuschauer diesen Erfolg gesehen, den ich für meinen Teil nicht als solchen werten kann.
Montag, 05.03.2007/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1248
Geschrieben 29. April 2007, 09:43
Regie: Peter Webber
Liebes Tagebuch...
Kaum zwei Monate ist es her, da habe ich Peter Webbers hochgelobten Film „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ gesehen und war nun gespannt, wie sich der Regisseur nach so viel Anspruch dem Horrorgenre zu nähern gedenkt. Er tat dies auf ganz ähnliche Art und Weise. Er läßt „Hannibal Rising“ in dem gleichen, edlen und morbiden Licht erstrahlen, sorgt für angenehmes Frösteln, stets unterlegt mit ausgefeilter Optik, wobei er einen gewissen Anspruch zu wahren versucht. Der Regisseur also ist trotz Genrewechsel seinem Credo angenehm treu geblieben. Auch sorgte er für ein Übermaß an entliehener und neu produzierter klassischer Musik, die dem Thema voll und ganz gerecht wird, wobei nicht unerwähnt bleiben darf, daß die Musik nur teilweise gelungen ist. Leider verliert sie sich immer wieder in hollywood’scher Allerweltsdudelei und ausgelutschtem „Herr der Ringe“-Geseiere. So gesehen ist der Regisseur mit samt seinen Hauptdarstellern der Einzige, der seinen Job richtig gemacht hat.
Spoiler möglich:
Richtig verbockt hingeben hat es Thomas Harris, der hier sowohl als Autor der Buchvorlage als auch als Drehbuchautor fungierte. Hat er sich doch in der Tat dazu hinreißen lassen Hannibal Lectors Beweggründe darzulegen. Ihm ist dabei nichts Besseres eingefallen als ein schäbiges Kindheitstrauma, daß einen an und für sich normalen Jungen zum Kannibalen werden ließ. In den Kriegswirren wurde einst Lectors kleine Schwester von bösen Mannen aufgegessen und aus der Rache für diese Tat, so will uns Thomas Harris glauben machen, entsprang der genialste Serienmörder der Filmgeschichte... Dann muß Bier trinken wohl auch heroinabhängig machen und Killerspiele sind in der Tat das schlimmste Teufelszeug seit der Erfindung des Feuers. Diese dumme Kindergartenpsychologie gibt es in „Hannibal Rising“ leider zuhauf. Von der begnadeten Intelligenz, die einst „Das Schweigen der Lämmer“ umgab, ist nur ein müder Furz geblieben, den man höchstens Bildzeitungslesern verkaufen kann, die immer noch darauf warten, daß die irre Ufosekte endlich Jesus klont. Jedes Ereignis der Geschichte wirkt so unendlich vorbestimmend und bedeutungsschwanger, während die Charaktere, allen voran die Bösen, so plakativ und unsauber ausgearbeitet wirken, daß es der Wildsau graust. Zuerst stellen die schlimmen Übeltäter reißbrettartig in Litauen ganz schlimme Dinge an um dann nach Frankreich überzusiedeln, wo sie eine private Mafiagruppe samt Frauenhändlerring unterhalten. Da kommt der gutböse Herr Hannibal natürlich wie gerufen und macht die schlimmen Finger auf seine, politisch nicht ganz korrekte, aber fürs Publikum immerhin nachvollziehbare Weise platt. Bei „Das Schweigen der Lämmer“ und „Hannibal“ faszinierte das Grauen in der Person von Hannibal Lector, hier aber wird er zum stupiden Rächer der Enterbten degradiert, mit Heldenkrone und Bundesverdienstkreuz - verliehen unter dem Tisch.
Dino de Laurentiis hat, um die Lector-Kuh zu melken, den Karren ganz schön in den Dreck gefahren. „Hannibal Rising“ läßt sich nur schwer in die Riege der bereits gedrehten Filme einreihen, er wirkt plump und massengeil. Wären da nicht die schönen Bilder, samt diverser schöner Szenen, die man dem Regisseur zu verdanken hat, wäre „Hannibal Rising“ komplett unansehbar und eine Frechheit im Vergleich zu den anderen Lector-Filmen. So aber wird der Frust etwas abgeschwächt und man erlebt einen zwar unzufriedenstellenden, aber immerhin akzeptablen Film, der aber am Ende, und hier folgt ein weiterer Kritikpunkt, dem Aspekt der Spannung nicht sehr viel Raum zur Entfaltung gewährt.
Dienstag, 06.03.2007/20:50 - 22:50 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1249
Geschrieben 29. April 2007, 10:05
Regie: Amando de Ossorio
Liebes Tagebuch...
Heute, „Das Geisterschiff der schwimmenden Leichen“ mal in seiner leicht geschnittenen nicht minder langweilig-unterhaltsamen VHS-Version. Der Film, mit seinem grenzdebilen und unerschütterlich dummen Drehbuch, erfreute abermals mein Gemüt, auch weil die Umsetzung der Geschichte ebenso spartanisch vonstatten ging, wie sie einst mal auf (Brotzeit-) Papier gebracht wurde. Und weil das Trauerspiel so dermaßen schlecht geraten ist, bietet es dem Trashfilmfreund unzählige Möglichkeiten, in Freude auszubrechen.
Mittwoch, 07.03.2007/21:25 - 22:55 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1250
Geschrieben 29. April 2007, 10:05
Regie: Robert S. Baker, Monty Berman
Liebes Tagebuch...
Es wäre interessant zu wissen, wer sich bei all den „Jack the Ripper“-Verfilmungen von wem was abgeguckt hat, welcher Film sich von einem zuvor entstandenen hatte beeinflussen oder inspirieren lassen. Auch hier wanken bedrohlich betrunkene Prostituierte durch schäbige Gassen, gelegen in den verruchtesten Teilen Londons, und werden auf ziemlich vorhersehbare Art und Weise von dem berühmtesten Serienmörder der Geschichte ins Jenseits befördert.
Der Film entspricht sehr seinem Alter. Die späten 50er Jahren sorgten für eine gewisse Dialoglastigkeit und gewähren den polizeilichen Ermittlern viel Spielraum für die Suche nach dem Täter, die, um der Befriedung der lieben Zuschauer willen, letzten Endes auch erfolgreich verläuft. Auf historische Genauigkeit wird also nur, wenn überhaupt, sekundär geachtet. Diese Hammer-Konkurrenz-Produktion verwebt auch, ähnlich wie Jess Francos Orloff-Version von 1976, das Privatleben des Kommissars mit in den Fall, so daß dieser auch um bei der Suche nach dem Mörder um seine Liebste bangen muß. Der Zeit voraus war immerhin die Kameraführung. Ist die Kamera bei den Ermittlungen immer nur ein stummer und passiver Beobachter, beginnt sie abenteuerlich und schwindelerregend zu schweben, wenn der Ripper sein Messer wetzt - eigentlich nur ein kleiner aber äußerst effektiver Einfall.
Donnerstag, 08.03.2007/21:15 - 22:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1251
Geschrieben 07. Mai 2007, 19:09
Regie: Paul McGuigan
Liebes Tagebuch...
Als Slevin (Josh Hartnett) den Boden einer großen Stadt betritt (Montreál, New York, what ever) wird er irrtümlich für seinen Freund Nick gehalten und gerät zwischen die Fronten zweier Gangstergrößen. Der Boss (Morgan Freeman) und der Rabbi (Ben Kingsley) sind seit einem Zwist erbitterte Feinde und ihre Untergrundorganisationen schenken sich gegenseitig nichts. Von beiden wird Slevin zu einem Auftrag gezwungen, bei dem dem jeweiligen Konkurrenten ganz nebenbei auch etwas Schaden zugefügt werden soll. Slevin sieht sich gezwungen beide Aufträge anzunehmen. Im Schatten der Syndikate geistert aber noch eine vierte Person, weitaus zwielichtigere Person herum: der Killer Goodkat (Bruce Willis), der noch ein Sahnehäubchen mehr Verwirrung in die sich immer mehr kompliziert verstrickende Geschichte bringt.
Mit „Pulp Fiction“ hat alles angefangen. Das Gangsterfilmgerne wurde wiederbelebt und mit brutalen und auch brutal überraschenden Wendungen ausstaffiert. Nun sind sein „Pulp Fiction“ schon ein paar Jährchen ins Land gezogen, aber noch immer kommen Brüder und Schwestern im Geiste zum Vorschein, die sich durch Tarantinos Groschenroman inspirieren ließen. Ein gutes Beispiel wäre da zum Beispiel „Snatch - Schweine und Diamanten“ und jetzt auch der von Kinoverleihern so schmählich ignorierte „Lucky Number Slevin“. Dieser ließ sich nämlich noch von einer ganzen Reihe Gangsterfilme aus vergangener Zeit inspirieren. Mit Dekors aus den Siebzigern, aber in der Jetztzeit spielend, huldigt „Lucky Number Slevin“ den Gangster- und Kriminalfilmen der der 30’er und 40’er Jahre. Er beschwört kein biblisches Action- und Gewaltspektakel herauf, sondern setzt auf voll auf Überraschungen, Wendungen und Enthüllungen in einem ruhig gestalteten, optisch anspruchsvollen Umfeld. Getragen wird der Film nicht nur von dem sehr gut ausgearbeiteten Drehbuch und von der Vielzahl prominenter Darsteller sondern auch von einer ganz und gar fantastischen Musik. Gute Musik, das fehlt heutzutage so vielen Filmen. Meist wirkt sie austauschbar, wird sogar ausgetauscht („King Kong“) und erklingt ohne nennenswerte Höhepunkte, die keinerlei Wiedererkennungswert besitzen.
Jetzt Spoiler:
Einer der vielen Plottwists sorgte bei mir aber für etwas Verstimmung. Wenn man sich einen ganzen Film über mit der Hauptfigur und ihrer offensichtlichen Unschuld identifiziert hat, kann es leicht zu einer kleinen Magen- oder Gemütsverstimmung meinerseits führen, wenn sich herausstellt, daß diese Person gar nicht so unbefleckt ist, wie man Anfangs meinte. Das Ruder dermaßen herumzureißen kann leicht und schnell in die Hose gehen. Als Zuschauer läßt man sich nicht gerne betrügen, es sei den Brian de Palma ist der Schuldige, und so bedarf es ungeheurer Erklärungsarbeit, was der Sinn und Zweck des ganzen Täuschungsmanövers war. Eine Erklärungsarbeit, die dieser Film glücklicherweise schnell und akzeptabel leistet, die den geprellten Zuschauer rasch wieder an die Seite der Hauptperson holt. „Lucky Number Slevin“ kommt somit mit einen nur leicht bläulich unterlaufenem Auge davon und konnte mich als Zuschauer fesseln, überzeugen, ja sogar begeistern. Deutsche Medienfonds stehen also doch nicht immer für schnell produzierte und unausgegorene Ware.
Samstag, 10.03.2007/11:30 - 13:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1252
Geschrieben 07. Mai 2007, 19:12
Regie: Richard Curtis
Liebes Tagebuch...
Es wirkte schon fast etwas befremdlich auf mich, daß man allen Ortens nur, und wirklich nur Gutes über diesen Film hören konnte. Ist es doch „nur“ eine Liebeskomödie. Aber das Anschauen der mir ausgeliehenen DVD lehrte mich eines Besseren. „Tatsächlich Liebe“ ist wirklich außergewöhnlich, rund und perfekt, und soweit von Klischeereiterei oder unerträglichem Kitsch entfernt, wie ich von meiner ersten Million.
Der Film, dessen Struktur ein sich tragikomisch episodenhaft in einander vermischender Liebesreigen ohne Hauptdarsteller ist, spielt so gekonnt auf der Gefühlsklaviatur, daß selbst das übertrieben happy verlaufende Ende nicht auch nur im Entferntesten daran denkt, im Kitsch zu versinken, was sicher geschehen wäre, hätte man den Film in den USA auf Zelluloid gebannt. Hier verhindert das der großartige Charme des englischen Humors, der sowohl skurille als auch sich schlussendlich stets zum Guten wendende Ereignisse voll akzeptabel erscheinen läßt. Jene Leichtigkeit und Unbefangenheit hat wohl auch dafür gesorgt, daß sich eine Unmenge von großen Darstellern hat engagieren lassen, daß sogar international bekannte Stars und Sternchen in Sekundenauftritten durchs Bild huschen.
„Tatsächlich Liebe“ ist ein absoluter Wohlfühlfilm, der einen glücklich berührt entlässt und einem Glauben macht, die Welt wäre danach ein Stückchen besser geworden. Das schaffen nur wenige Filme dieser Art.
Samstag, 10.03.2007/14:00 - 16:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1253
Geschrieben 07. Mai 2007, 19:16
Regie: Pierre Chevalier
Liebes Tagebuch...
Die Eurocine in Paris war Ende der 70’er und Anfang der 80’er Jahre schon ein ganz besonders lustiger Haufen. Viele der damals entstandenen Filme sehen aus, als wären sie ohne Budget entstanden, als hätten die Darsteller selber noch Geld mitbringen müssen.
Das Entstehungsjahr 1974, das Imdb und Ofdb ausweisen, kommt mir aber etwas spanisch vor. Hat die Eurocine damals schon so geschludert? Der Film sieht teilweise so billig und armselig aus, daß ich seine Entstehung eher für Anfang der 80’er Jahre eingeschätzt hätte. Das würde auch besser zu den vorherrschenden Frisuren und dem Titel im Vorspann „Police Magnum 84“ passen. Die informationsarme Homepage von Eurocine, wo der Film unter dem Namen „Magnum 84“ aufgelistet ist, weist leider keinerlei Jahreszahlen aus.
Das Drehbuch soll von Jess Franco stammen. Mehr als ein paar krakelige Notizen auf einem Brotzeitpapier können es aber nicht gewesen sein. Hinter dem Pseudonym A. L. Mariaux könnte aber auch der Produzent Marius Lesoeur stecken. Von wem es tatsächlich stammt ist letztendlich egal, denn das Ergebnis ist doof, doof und nochmals doof. Eine junge Frau wird von einem herzensguten Freier aus einem Bordell in Marokko befreit. Ihre Flucht, die eine der langweiligsten und aktionsärmsten der Filmgeschichte ist, endet fürs Erste irgendwo in einem hübschen Laubwald, für den Marokko weltweit berühmt ist, wo, ob der Freude über das gelungene Entkommen, erst Mal gepimpert wird. Nachdem man sich ausreichend entspannt hat und neue Kraft getankt wurde führt der Film das „attraktive Liebespaar“ zur Polizei, wo in einer ebenso dürftigen Rückblende erzählt wird, wie es die Frau ins Bordell nach Nordafrika verschlagen konnte. Daraufhin entschließt sich die Polizei Interpol einzuschalten und ein erschreckend junger Jack Taylor tritt auf den Plan, der 1967 eigentlich für den Film „Agente Sigma 3 - Missione Goldwather“ vor der Kamera stand, und aus dem diese Interpolsequenz entliehen wurde, die sage und schreibe und gutes Drittel von „Das Schiff der gefangenen Frauen“ einnimmt und leicht zu entlarven ist. Die Sets sind ungleich aufwändiger gestaltet und die Kampfszenen können getrost als solche noch bezeichnet werden. Auch gehen diesen Ausschnitten die schlüpfrigen Sexszenen ab, die „Das Schiff der gefangenen Frauen“ bereit hält um die Handlung mit Fummeleien und Massenvergewaltigungen wenigstens ein klein wenig zu strecken und im Bahnhofskino die Reihen etwas mehr zu füllen (wieder ein Hinweis darauf, daß die Entstehung des Films eher in die Zeit um Anfang 1980 passen würde). Mit einem schäbigen Jack-Taylor-Föhnfrisur-Bodydouble wird versucht, die sich nicht deckenden Szenen notdürftig zu verknüpfen.
Nachdem Jack Taylor in Rom und Barcelona den Mädchenhändlerring „aufgedeckt“ hat, beauftrag Interpol eine Agentin, die die Zerschlagung des Syndikats zu Ende führen soll. Die aber stellt sich nicht besonders intelligent an, wird demnach auch erst Mal befummelt und vergewaltigt, bevor am Ende doch noch alles gut werden kann.
Eigentlich ist der Film rundum ein Ärgernis. Auch wenn einige trashige Elemente für Vergnügen sorgen, bleibt doch ein bitterer Nachgeschmack von zu vielen frauenverachtenden Elementen gepaart mit kurioser Langeweile in den „Agente Sigma 3“-Ausschnitten zurück.
Samstag, 10.03.2007/20:30 - 21:50 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1254
Geschrieben 07. Mai 2007, 19:17
Regie: Brian de Palma
Liebes Tagebuch...
Es scheint sich zu bestätigen, daß „Femme Fatale“ nach jeder Sichtung neue, andere, bessere Schlussfolgerungen zulässt. Diesmal ließ ich wieder etwas von der von mir zuletzt aufgestellten These ab, der Film würde im Mittelteil parallel die Geschichte zweier Frauen erzählen. Jetzt kam es mir so vor, als würde der Schlüssel mit Dialekt liegen, den Rebecca Romijn-Stamos spricht, der mit amerikanischem Englisch und Englisch mit französischem Akzent darauf hinweist, wen wir gerade vor uns haben und im Mittelteil ist das offensichtlich immer, wenigstens weitestgehend, die Femme Fatale Laure.
Der Film ist ein Fest für Augen, Ohren, für das Gehirn, für Brian-de-Palma-Fans, für mich. Ich sehe diesen Film als großes Geschenk, hält er doch in Unmengen all das bereit, was ich an de Palmas Filmsprache so einzigartig finde. Davon, bitte mehr!
Sonntag, 11.03.2007/13:25 - 15:15 Uhr (zum wiederholten Male gesehen)
#1255
Geschrieben 07. Mai 2007, 19:18
Regie: Leander Haußmann
Liebes Tagebuch...
Mit seinen einzigartig stimmigen und dazu noch hanglungsschwachen Fröhlichkeitsfilmen hat Leander Haußmann das deutsche Kino unglaublich bereichert. So erzählt er, stets an eine feste Örtlichkeit oder Situation gebunden, kleine Geschichten mitten aus dem Leben, die durch vorsichtige Zuspitzung oder Überzeichnung und unterlegt mit schmissiger Musik schnell das Interesse des Publikums finden können. Eine große Portion Lokalkolorit nennt man das wohl.
Jedenfalls hat Leander Haußmann das Talent, Stimmungen, Gefühle und Humor in solchen Momenten seiner nicht vorhandenen Handlung großartig einzufangen, was sein Publikum sicher nicht müde werden läßt, seine Filme zu feiern, solange er solche Filme noch macht.
Sonntag, 11.03.2007/20:25 - 22:05 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1256
Geschrieben 14. Mai 2007, 19:11
Regie: Guillermo del Toro
Liebes Tagebuch...
Möchte man „Pans Labyrinth“ anhand seines Inhaltes beschreiben, wird man schnell feststellen, daß dies ein Ding der Unmöglichkeit ist. Hier nun das Ding der Unmöglichkeit:
Ein kleines Mädchen zieht mit seiner Mutter im Jahr 1944 ins spanische Hinterland, wo deren neuer Mann Hauptmann eines Militärstützpunktes ist und dort gegen Rebellen kämpft, die sich im Wald verschanzt haben. In einem steinernen Labyrinth hinter dem Stützpunkt trifft das Mädchen auf das Fabelwesen Faun, einen Pan, der ihm erzählt, daß in ihr der Geist einer Prinzessin schlummert und der wieder geweckt werden kann, wenn sie drei Prüfungen besteht. Wenn das kein Hirngschmarre ist, dann weiß ich auch nicht mehr...
Aber in dem Film geht es weniger um Inhalt, schließlich stört der konfuse und an den Haaren herbeigezogene Plot beim Anschauen keine Sekunde, denn „Pans Labyrinth“ stellt sich als sehr emotionaler Film heraus, dem viel daran zu liegen scheint, die Gefühle des Zuschauers zu wecken. Der Hauptmann ist sadistisch, kalt und böse und dafür hassen ihn die Zuschauer. Der Pan ist geheimnisvoll und ihm wohnt eine erschreckende Faszination inne, und deshalb gruseln sich die Zuschauer vor ihm. Die Rebellen arbeiten für die gute Sache und deswegen leiden und fiebern die Zuschauer mit ihnen mit. Das Mädchen, daß in der Traumwelt Erfüllung und Erlösung zu finden versucht, lieben die Zuschauer, weil sie mit ihm hoffen. Der Film selbst wartet mit schockierend rohen Details auf, was die Zuschauer er- und verschreckt, sie aber auch dazu animiert, noch stärker, noch aufmerksamer, noch emotionaler das Geschehen zu verfolgen. Das scheint einzig und allein das Ziel des Films gewesen zu sein, und deshalb kam er so gut an, weil er seine Zuschauer zu fesseln vermag, auch wenn diese einen hohen Preis dafür zahlen und damit ist nicht der Preis für die Kinokarte gemeint.
Guillermo del Toro inszenierte ein süffisantes Horror- und Fantasyspektakel, daß mit seinen brutalen Details davon zeugt, daß es nicht in Hollywood zusammengeschustert wurde. Eine Vielzahl der vorkommenden Trickaufnahmen erzählt aber eine ganz andere Geschichte. Computeranimationen lassen sich nur schwer als solche identifizieren und befinden sich somit im gleichen, nahezu perfekten Fahrwasser von Devy Jones aus „Fluch der Karibik II“. Musikalisch gibt’s auch mächtig was auf die Ohren. Trotz manch kitschiger Säuselei will ich nicht abschließen ohne dies zu erwähnen, denn gute Musik bekommt man leider immer seltener zu hören.
„Pans Labyrinth ist hart, düster, auch schlimm aber ereignisreich, mitreißend und fesselnd - eine wirklich gute Melange für erwachsen gewordenen „Legende“-Fans, wobei ich selber nicht mal weiß, ob ich mich als „Legende“-Fan bezeichnen kann. Dafür habe ich ihn schon zu lange nicht mehr gesehen.
Später erfuhr ich von Freunden, die den Film auch gesehen haben, daß ich ihn offensichtlich etwas mißgeteutet habe. Was diese mir erzählten und was das für Auswirkungen auf meine Einschätzungen hatte, erzähle ich, wenn ich „Pans Labyrinth“ ein zweites Mal gesehen habe.
Dienstag, 13.03.2007/21:05 - 23:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1257
Geschrieben 14. Mai 2007, 19:13
Regie: Tobi Baumann
Liebes Tagebuch...
Komödien können sich, so ist das zumindest bei mir, bei wiederholtem Ansehen schnell totlaufen. Das trifft zumindest auch auf die humoristischen Details von „Der Wixxer“ zu, aber glücklicherweise ist dieser Film nicht nur irgendeine lustige Komödie, sondern zeichnet sich vor allem durch seine detailverliebte Ausstattung und seinen Ideenreichtum, fernab klamaukiger Details, aus, woraus ich auch bei der dritten Sichtung gut bis sehr gut schöpfen konnte und somit großen Spaß haben konnte. Auch wenn nicht alle Witze den Nagel auf den Kopf treffen, hält sich dieser Film doch im gehobenen Fahrwasser des deutschen Humors auf.
Jener Videoabend, abgehalten als Vorbereitung auf einen zeitnahen gemeinsamen Kinobesuch, vergrößerte somit die Vorfreude auf die in den Startlöchern stehende Fortsetzung „Neues vom Wixxer“. Jetzt nur noch alle im Fernsehen zu findenden Werbeauftritte der Crew umgehen und ein ungetrübter Kinobesuch könnte mich erwarten.
Mittwoch, 14.03.2007/21:30 - 22:55 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
#1258
Geschrieben 14. Mai 2007, 19:14
Regie: Michael Sommer
Liebes Tagebuch...
Beim Aufräumen des Fußballstadions in St. Pauli findet ein Platzwart einen toten Fan auf den Rängen. Später beobachtet er, wie dieser in einem anonymen Urnengrab beigesetzt wird. Nachdem der Geist des Verstorbenen den Platzwart zu Hause besucht hat, kommt dieser auf eine abenteuerliche Idee. Mitten in der Nacht gräbt er die Urne aus und bettet sie um. So findet der vereinsamte Fan unter dem Rasen des Fußballplatzes mitten auf dem Anstoßpunkt seine letzte Ruhe.
Ein Kurzfilm, der vor allem bei Fußballfans große Freude auslösen dürfte. In schicken Schwarzweißbildern wird die Einsamkeit des Fans sowie auch die des Platzwarts wortlos geschildert. Weiter zeigt der Film, daß echte Fans trotz des Alleinseins immer noch ihren Club haben. So hat der Platzwart für den verblichenen Fan genau das getan, was er sich nach seinem Tod auch wünschen würde. Auch bei Nichtfußballfans kommt diese Message gut an.
Freitag, 16.03.2007/18:20 - 18:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1259
Geschrieben 14. Mai 2007, 19:16
Regie: Terry Gilliam
Liebes Tagebuch...
Viele Filme sehen heißt entweder, sich viel merken müssen, oder aber bei der zweiten Sichtung fast vollkommen neu überrascht zu werden. So geschehen bei „The Brothers Grimm“, von dem ich zwar wußte, daß er mir damals im Kino den Umständen entsprechend sehr gut gefallen hat, aber was inhaltlich aufgefahren wurde, war mir fast vollständig in Vergessenheit geraten.
Der Film funktioniert sowohl als wunderbares Terry-Gilliam-Panoptikum als auch als kleiner Bruder eines großen Tim-Burton-Film - „Sleepy Hollow“ fällt mir da zum Beispiel ein. Auch störten mich diesmal die mittelprächtigen CGI-Trickaufnahmen weniger, fand sogar, daß sie sich in den naiven Charme des Märchenmischmasches recht gut einfügen. Zurück bleibt ein schöner, leichter, teilweise extrem gut gemachter Film, der in Terry Gilliams Filmographie zwar kein Höhepunkt ist, aber gar lang auch nicht als Tiefpunkt bezeichnet werden darf.
Sonntag, 18.03.2007/12:30 - 14:25 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1260
Geschrieben 14. Mai 2007, 19:16
Regie: Manfred Stelzer
Liebes Tagebuch...
Eigentlich nervt es ja, wenn in Fernsehkrimis sich Privates und Berufliches der ermittelnden Kommissare vermischen und nicht, wie üblich, anständig nebeneinander her laufen. Dafür ist dieser Drehbuch-Clou einfach zu ausgelutscht. Wenn aber das charmante Ensemble aus Münster so ein Drehbuch, in dem sich jenes Private und Berufliche vermischen, zum Leben erweckt, dann vergesse ich recht schnell meine Vorbehalte, die ich diesbezüglich eigentlich gerne anbringe.
Ein Bestattungsunternehmer wird in seinem Geschäfträumen erschlagen aufgefunden. Schnell fällt der erste Verdacht auf dessen Bruder, der mit seiner Frau eine heimliche Affäre und am Abend des Todes einen Streit mit dem gehörnten Opfer hatte. Auch ein zweiter Verdacht tut sich recht bald auf. Im Internet findet sich eine Seite auf der Tote zu sehen sind, die allesamt in nächster Nähe, will heißen bei Professor Boerne im Obduktionskeller und in dem betroffenen Bestattungsunternehmen, abgelichtet wurde. Während die erste Spur im Sande verläuft, führt die zweite Spur den Kommissar Thiel in die Gothic-Szene, wo der Fotograf schnell entlarvt ist, aber als Täter nicht in Frage kommt, obwohl dieser auch mit Fotoapparat am Abend des Mordes im Bestattungsunternehmen zu Gange war. Offensichtlich herrschte an jenem Abend dort reger Durchgangsverkehr, denn noch eine dritte Person übertat an dem Abend die Schwelle des Beerdigungsinstituts.
Den Zuschauer erwarten königliche Dialoge und Jan Josef Liefers brilliert abermals in der Rolle des zynischen Pathologen Karl-Friedrich Boerne. Aber auch der Rest des Ensembles punktet, locker und unbeschwert, in diesem nicht ganz ernstzunehmenden Krimi.
Sonntag, 18.03.2007/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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