The Room-Files
#1321
Geschrieben 16. August 2007, 19:26
Regie: Edgar Wright
Liebes Tagebuch...
Als sich damals „Shawn of the Dead“ in den Startlöchern befand und schon vorab in Fankreisen hochgelobt wurde, stand zumindest ich dem Film mehr als kritisch gegenüber. Eine Zombiekomödie? Das ist ja mal ganz was Neues... Zu meiner großen Überraschung entpuppte sich dann aber „Shawn of the Dead“ als eines der größten Geschenke, die man einem Zombiefilmfan machen konnte. Dann kündigte sich „Hot Fuzz“ an - ein Buddy-Movie. Ein Genre, welchem ich schon seit vielen Jahren meine kalte Schulter zeigte, aber ich wußte, was die Jungs draufhaben und trotzdem war ich skeptisch - abermals unbegründet.
„Hot Fuzz“ überzeugt nicht nur mit der Kompetenz, mit der sich der Film in seinem Genre bewegt, sondern auch wieder mit dem unvergleichlichen Charme, den schon „Shawn of the Dead“ durchzog. Er ist eine überaus gelungene Mischung - keine Parodie sondern vielmehr eine funkelnde Hommage voller frischer und aberwitziger Ideen. Daß der Splatterfaktor tatsächlich und somit überraschenderweise noch höher ist als bei „Shawn of the Dead“ läßt erkennen, daß die Filmemacher ein weiteres Mal auf die Gunst der Horrorfans spekulierten, die ihren Erstling so wohlwollend entgegen nahmen.
Die erstaunlich lange Laufzeit von zwei Stunden vergeht fast voller Kurzweil und ist gespickt mit humoristischen Höhenflügen, die nur selten von flachen Scherzen unterbrochen werden. Teilweise ist der Film zudem ordentlich hart und richtig gruselig. Ein nahezu perfektes Vergnügen. Bitte mehr davon!
Dienstag, 26.06.2007/20:35 - 22:35 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1322
Geschrieben 16. August 2007, 19:26
Regie: Sergio Stivaletti
Liebes Tagebuch...
Nach „Wax Mask“, an den ich mich leider kaum noch erinnern kann, hat Sergio Stivaletti nun mit „I tre Volti del Terrore“ seinen zweiten Spielfilm abgeliefert. Er sammelte alte Kollegen und ein wenig Geld ein und so entstand ein billiger aber überaus einfallsreicher und charmant altmodischer Italohorror. Wenn man von den sich negativ auswirkenden Umständen des digitalen Aufnahmeverfahrens, der wenig tiefgründigen und in einfachen Dialogen gehaltenen Dramaturgie und der beschämenden deutschen Synchronisation absieht, entdeckt man einen schönen Horrorfilm, der alten Idolen huldigt.
Ein Hypnotiseur schickt drei Bahnreisende in einem Zugabteil in die finstersten Ecken ihrer (unterbewussten) Vergangenheit. Der Film nimmt das zum Anlass, um drei Kurzgeschichten zu erzählen, in denen ein Werwolf, ein Schönheitschirurg und ein Wassermonster a’la Nessi ihr Unwesen treiben. Nun Spoilergefahr: Interessanterweise werden die drei Geschichten anfangs nicht zu Ende erzählt. Alle drei Finals werden erst am Ende des Filmes gezeigt. So wird aus „The three Faces of Terror“, der als normaler Episodenfilm begann, zum Schluß ein mit eigenständigen Ideen hantierendes Horrorkonstrukt, der neben überraschendem Plottwist auch noch ein poetisch surreales Ende a’la „Dellamorte Dellamore“ bereithält.
Es wäre wünschenswert gewesen, wenn der Film mit mehr Geld produziert worden wäre. Immerhin überzeugt er in Sachen Special Effects sowohl auf naive als auch auf innovative Weise. Liegt wohl daran, daß Sergio Stivaletti hauptberuflich Spezialeffekte kreiert. Wäre der Film mit etwas mehr Geld entstanden, hätte er sich auch eine größere Lobby erarbeiten können. Dann wäre ihm auch die mangelhafte Veröffentlichung in Form der deutschen DVD erspart geblieben. In etwas größerem Rahmen entstanden, wäre „The three Faces of Terror“ noch cooler und beeindruckender geworden und mit etwas mehr Engagement würde die DVD sich nicht im Lehrbuch für verplemperte Chancen befinden.
Freitag, 29.06.2007/18:40 - 20:05 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1323
Geschrieben 16. August 2007, 19:42
Regie: Sam Raimi
Liebes Tagebuch...
Egal, wo man hinschaut, beginnt eine große Geschichte, tut sie dies meist sehr bedächtig. Das war bei „Star Wars“ schon so und später auch bei „Harry Potter“. Auch auf „Spider-Man“ trifft das zu, denn der Start einer solchen Erzählung nimmt immer viel Platz ein und schließlich kann man ja nicht von Anfang an Klotzen, was das Zeug hält.
Ich habe den Film damals im Kino gesehen und fand ihn in Ordnung. Das will schon was heißen, denn mit Comics und deren Verfilmungen tu ich mich immer etwas schwer. Der Film besticht durch gute Darsteller und die liebreizende Inszenierung von Sam Raimi, dessen Bilder von seiner filmischen Vergangenheit inspiriert scheinen. Tricktechnisch hingegen ist „Spider-Man“ noch nicht so sauber, dafür sind die Actionszenen gezielt und wohldosiert eingesetzt. Und somit ist alles dabei, was Spaß macht - und ja, der Film macht Spaß. In Vorfreude auf dessen, was ihm noch folgen mag, sogar ungeheuren Spaß!
Samstag, 30.06.2007/13:05 - 15:00 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1324
Geschrieben 16. August 2007, 19:46
Regie: Wes Craven
Liebes Tagebuch...
Acht Jahre nach „Hügel der blutigen Augen“ schickte Wes Craven die Fortsetzung seines Terrorfilms in den Ring. Eigentlich habe ich mir vorgenommen keine Fortsetzungen mehr zu schauen, bevor ich nicht den ersten Teil gesehen habe, aber heute machte ich mal eine Ausnahme - auch weil mir Arte diesen Film dank der donnerstäglichen Trash-Reihe frei Haus lieferte.
In den Rückblenden erkannte ich, wie genau sich Alexandre Aja im Remake von 2006 an dem Original orientierte und ich konnte sehen wie wenig sich Produzent Wes Craven in der Fortsetzung 2007 am „Todestal der Wölfe“ orientierte - nämlich gar nicht. Das liegt wohl auch daran, daß „Im Todestal der Wölfe“ weniger ein Terrorfilm und vielmehr ein - damals populär, heute unpopulär - dummdreister Teenieslasher ist. Eine wilde Horde partysüchtiger Twens verkrümelt sich in die augenhabende Hügelwüste um dort ihr neu erfundenes Superbenzin zu testen und um für ein Motorcross-Rennen zu trainieren - trotz eindringlicher Warnung eines der Überlebenden von damals. Mit größter Unbekümmertheit und schreiend tumber Unachtsamkeit stolpern sie ins Revier der schurkischen Ödlandbewohner, von denen immerhin noch zwei am Leben sind. Die jungen Küken wundern sich weder über seltsame Vorkommnisse, noch darüber, daß nach und nach ihre Gruppe kleiner wird. Ein echter Tennieslasher eben. Somit hat der Film in der Trashreihe sogar eine vollkommene Daseinsberechtigung. Lange hält Wes Craven auch drastische Details hinter dem Berg. Erst als die zum Final Girl auserkorene junge Dame, die zu allem übel auch noch blind und tattrig ist, eine Leiche nach der anderen findet, geizt der Regisseur nicht mit Schock- und Schreckeffekten und ein paar wohldosierten Ekelszenen. Als Fortsetzung enttäuscht der Film wahrscheinlich, genauso wie es sein Remake 2007 tat, aber als eigenständige Horrorfilme gehen beide Filme für ihre Zeit voll in Ordnung.
Samstag, 30.06.2007/18:50 - 20:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1325
Geschrieben 18. August 2007, 10:09
Regie: Sam Raimi
Liebes Tagebuch...
Wie auch „Star Wars Episode 4 - Das Imperium schlägt zurück“ herrscht in „Spider-Man II“ eine angenehm düstere Grundstimmung; etwas, was mir besonders zusagt. Peter Parker alias Spider-Man durchlebt eine tiefe Krise, bekommt seine zwei Leben, wo er auf einem Grat zwischen Superheld und Nobody balancieren muß, nicht mehr auf die Reihe. Außerdem quält ihn die unerfüllte Liebe zu Mary Jane Watson.
Daraus schöpft der Film eine ungeheuere Kraft und als Zuseher ist man in höchstem Maße angefixt, weil man sehen mag, wie sich die Hauptfigur mit ihren zwei Gesichtern der deprimierenden Situation, in der sie sich befindet, zu entreißen versucht. Das geschieht sowohl in emotional aufwühlenden Szenen, als auch in ausgefeilten Action- und Tricksequenzen, die um ein Vielfaches beeindruckender wirken als wie die des ersten Teils.
Es entstand rundum gelungenes und süffisantes Popcorn-Comic-Kino - spannend, mitreißend und energisch. Damals im Kino war das so, und auf DVD nun kaum anders.
Sonntag, 01.07.2007/11:15 - 13:15 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1326
Geschrieben 18. August 2007, 10:10
Regie: Sami Raimi
Liebes Tagebuch...
Es hat viel Zeit gekostet, bis ich nach ausgiebigem Herumfragen im Bekanntenkreis jemanden ausfindig machen konnte, der die ersten beiden Filme zu Hause hatte und sie mir freundlicherweise ausgeliehen hat - fast zu spät, aber nur fast. Genau zwei Monate nach Start dieses Filmes ging nach dem langen Suchen und dem darauffolgenden flotten Anschauen der ersten beiden Teile, die Reise mit Spider-Man und seinem dritten Teil zu Ende.
Endlich ist alles in Butter. Spider-Man/Peter Parker hat seine Liebe gefunden und hört von fern schon die Hochzeitsglocken läuten. Das Düstere und die Depressionen sind verflogen und die heile Superheldenwelt rüttelte mich mir ihrer Fröhlichkeit ziemlich schnell ziemlich wach. Ich für meinen Teil vermisste schmerzlich die fordernde Grundstimmung des zweiten Teils.
Zwei Dinge fielen mir schon im Vorspanng (negativ) auf. Danny Elfman war nicht mehr für die Musik verantwortlich und Sam Raimi hat diesmal (zusammen mit seinem Bruder Ivan) das Drehbuch selbst verfasst. Diese beiden Änderungen hinter der Kamera hatten, wie ich finde, keine guten Auswirkungen auf das Projekt. Wenn Danny Elfmans Musik verstummt, beziehungsweise nur noch Fragmente davon übrig bleiben, ist das immer und überall ein Verlust. Und das Drehbuch der Raimis wirkt wie ein Ego-Projekt, mit dem Vorhaben mit einem Paukenschlag abzuschließen. Dabei wurden drei Geschichten in einen Topf geschmissen und kräftig durchgerührt. Thematisiert wird nicht nur die Cliffhanger-Fehde zwischen Spider-Man und dem New Goblin, sondern auch die Auferstehung des Sandmanns und die „Jekyll & Hyde“-Geschichte, in die der Spinnenmann durch schwarze Batzen aus dem Weltall verwickelt wird und die einen überengagierten Reporter zum dritten Bösewicht im Bunde, Venom, werden lassen. Das ist ein bißchen viel für einen Film, auch wenn sich die Drehbuchautoren nicht mal ungeschickt anstellten, all die Handlungsstränge miteinander zu verbinden. Aber es erscheint mir so, als wollte Sam Raimi so viel wie möglich einbinden, bevor es in einem möglichen vierten, fünften, sechsten Teil ein Anderer macht. Daß sich die Handlung dabei nicht unbedingt an die Comicvorlage hält, wie man mir erzählte, störte mich persönlich weniger.
Nicht, daß der Film irgendwie doof wäre, aber er sorgt für ein kräftiges Maß an Übersättigung. Vor allem, wenn im Höher-Schneller-Weiter-Showdown so dermaßen die Schwarte kracht, als vier Superheldenmutanten mit Stahlträgern, Autos und Was-Weiß-Ich-Noch-Alles um sich werfen, während Mary Jane Watson inmitten des Tohuwabohus auf Rettung wartet.
Positivster Aspekt dieses ordentlichen, wenn auch nicht bahnbrechendes Filmes: Vor der Kamera alle wieder voll mit dabei - bis hin zur kleinsten Nebenrolle. Über so etwas freue ich mich.
Sonntag, 01.07.2007/17:15 - 19:35 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1327
Geschrieben 18. August 2007, 10:13
Regie: Lars Montag
Liebes Tagebuch...
Mit dieser schwarzhumorigen und höchst amüsanten Erbschleicher-Posse hat sich Kommissarin Lena Odenthal endlich mal wieder einen markanten Fall geschnappt, der dem Zuschauer länger im Gedächtnis bleiben wird.
Der tyrannische Seniorchef (Traugott Buhre) eines miefigen und altmodischen Hotels kommt bei einem Treppensturz zu Tode. Die Leiche ist noch nicht mal kalt, da stehen schon die zwei verstoßenen Kinder des Toten auf der Matte um ihr mögliches Erbe etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Nesthäkchen des geschwisterlichen Triumvirats, daß seit Jahren die Hotelleitung inne hatte und als Alleinerbin feststand tut derweil alles nur menschenmögliche um potenzielle Wertgegenstände an den eigentlich enterbten aber auf ihren Pflichtteil spekulierenden Anverwandten vorbeizuschmuggeln und ihnen nebenbei auch sonst das Leben schwer zu machen.
Kein leichter Fall für Lena Odenthal, die sich mitten in dem giftigen Gezanke auch noch mit einer neunmalklugen Praktikantin von der Uni rumschlagen muß. Kollege Mario Kopper, frisch aus dem Urlaub zurückgekehrt, wird derweil an der Hotelrezeption für den neuen Koch gehalten, spielt das Spiel mit und kann somit den Fall von innen heraus durchleuchten. Davon mal abgesehen, daß Undercoverermittlungen zwar spannend aber wirklich nicht neu sind (Gerne würde ich mal nachzählen, wie oft es diesen Umstand schon gab oder wie oft ich schon darauf hingewiesen habe.) und daß bei „Tatort: Der Finger“ ebenfalls ein Pseudokochkommissar in der Todesküche Unterschlupf fand, muß ich abermals feststellen, daß, egal ob weit hergeholt oder nicht, so eine Undercoverermittlung eine Geschichte unheimlich bereichert.
Höhepunkt des Filmes ist der Leichenschmaus, währenddem sich die Hinterbliebenen nicht nur mit Worten in die Haare bekommen, während nebenan der Verblichene im billigen Fichtesarg auf die Fahrt ins Krematorium wartet. Abschließend führen noch die Ermittlungen der Kommissare zu dem Ergebnis, daß sich der Tote selbst die Treppe hinunterstürzte, weil er aufgrund einer Erkrankung sein Ende kommen sah und als Pflegefall nicht in die Obhut seiner Kinder kommen wollte, die ihm in Sachen Boshaftigkeit in nichts nachstehen. Er wählte den Freitod außerdem beabsichtigt zu einem Zeitpunkt an dem juristisch gesehen die Chance auf deftige Erbschaftsstreitereien am Größten waren.
Zurück bleibt ein bitterböser und sarkastischer Film mit ungewöhnlich hohem, aber nicht zimperlichem Humoranteil.
Sonntag, 01.07.2007/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1328
Geschrieben 22. August 2007, 18:43
Regie: Don Coscarelli
Liebes Tagebuch...
Auch wenn „Bubba Ho-tep“ ein verhältnismäßig kostengünstiger Film ist, gibt er sich nicht die Blöße, daß man das gleich auf den ersten Blick erkennt. Er kommt relativ zurückhaltend daher und gibt seinen Zuschauern kaum die Chance, daß sie mehr fordern oder groß was vermissen - keine alltägliche Gegebenheit.
Die Idee ist unglaublich und verrückt - vor allem, weil sie im Bereich der Horrorkomödie angesiedelt ist. Der King of Rock’n’Roll war es nicht, der 1977 verstorben ist. Es war ein Double, dem dieser seine Identität überließ um selber als originalgetreues Elvis-Double eine etwas ruhigere Kugel zu schieben. Das war vielleicht ein Fehler, denn nach einem Sturz von der Bühne muß der einstige Star in einem Pflegeheim dahinvegetieren. Ausgerechnet dort beginnt eine Geistermumie ihr Unwesen zu treiben und versetzt die ergrauten Bewohner in Angst und Schrecken.
Scharfe Dialoge wechseln sich mit realistischer Altenheimatmosphäre ab und eine nette Portion Grusel und Horror wird als Sahnehäubchen präsentiert. Und bei aller Unglaublichkeit, es funktioniert auch noch. Man wird Zeuge eine wahnwitzigen Geh- und Rollstuhlverfolgungsjagd und es erwachen große Sympathien für die betagten (Ossie Davis) und die betagt geschminkten (Bruce Campbell) Darsteller, die in ihren Rollen wirklich glänzen.
Sicher, mit etwas mehr Geld hätte man an so manch einer Kante noch etwas schleifen und ein noch besseres Ergebnis erzielen können, daß es der Film aber samt seiner langwierigen Entstehungsgeschichte trotzdem so weit schaffen konnte, ist ein kleines Wunder - ein Wunder der Entstehung mit einem wunderbaren Ergebnis.
Mittwoch, 04.07.2007/21:05 - 22:35 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1329
Geschrieben 22. August 2007, 18:45
Ein Film von André Schäfer
Liebes Tagebuch...
Der Film umreißt die Geschichte des schwul-lesbischen Filmes und er zeigt, daß es mehr schwule als lesbische Filme gibt, auch weil es mehr Regisseure als Regisseurinnen gibt. Der Film tut dies anhand einer Vielzahl von Ausschnitten diverser Filme, sowie in Form von vielen Filmemachern und Filmemacherinnen, die hier Rede und Antwort stehen.
Hauptsächlich kommen die üblichen Verdächtigen zu Wort und wie es bei Filmdokumentationen so ist, die sich einem bestimmten Thema annehmen, immer werden sich Beispiele finden lassen, die man nicht mit Erwähnung bedacht hat.
Hier ging es den Filmemachern wohl um eine ernste Aufbereitung des Themas. Platz für Klamauk oder Komödien war kaum. Gut, John Waters durfte über vergangene Tage philosophieren. Das war’s dann aber schon.
Insgesamt als Filmdokumentation interessant, jedoch vielleicht etwas zu ernst. Und, der Film macht Lust auf mehr Dokumentationen über das Filmgeschäft und ich werde weiter versuchen, ab und an mal eine abzugreifen. Lohnt sich doch, wenn man mal die Fernsehzeitung aufschlägt.
Freitag, 06.07.2007/16:15 - 16:45 Uhr & Samstag, 07.07.2007/00:05 - 01:05 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
Bearbeitet von Mr. Room, 08. September 2007, 09:12.
#1330
Geschrieben 22. August 2007, 18:45
Regie: Dario Argento
Liebes Tagebuch...
Der Tag, an dem man den neuen Film eines Lieblingsregisseurs in den Händen hält (oder ihm zum ersten Mal im Kino sieht) ist immer ein klein wenig ein Feiertag. Zu dünn gesät sind die Lieblingsregisseure, und wenn, dann sind zu jung und ihnen fehlt der Hintergrund eines langen Lebenswerkes, welches nun um einen weiteren Film bereichert wurde.
Nun war es also so weit. Ich habe mir für wenig Geld und viel Vorfreude „Do you like Hitchcock?” ersteigert. Die allgemeinen Reaktionen auf den Film waren eher verhalten, so daß auch ich ihn mit gemäßigten Erwartungen in den Player legte. Ein guter Umstand, denn meine Erwartungen wurden um ein Vielfaches übertroffen. Auch wenn es „nur“ ein Fernsehfilm ist, wartet „Do you like Hitchcock?“ mit knisternder, gar alptraumhafter Spannung auf. Die Geschichte ist herrlich versponnen und an den Haaren herbeigezogen und stellt somit genau das dar, was ich erwarte, wenn ich Dario Argento „sehen“ möchte.
In dem Film gibt es zwar nicht reihenweise Mordsequenzen, was auch zu einem kleinen Durchhänger in seiner Mitte führte, aber kaum geschehen, setzt wieder eine neue ungeheuer spannende und intensive Szene ein, die weit mehr als das bereit hält, was Unsereins von einem sogenannten Fernsehfilm erwartet.
Nun blicke ich voller Vorfreude auf „La terza Madre“ und ich lege (leider) hohe Erwartungen in ihn. Vielleicht kann mich ja jemand herunterbremsen, auf das ich nicht enttäuscht werden möge, wenn mir der Film hoffentlich bald über den Weg läuft.
Die auf der DVD enthaltenen Filmographien sind übrigens ein Tiefschlag in Sachen Kompetenz. Argento wird unter anderem als Regisseur von „Spiel mir das Lied vom Tod“ aufgeführt. Aber auch das trug etwas Gutes in sich, denn es brachte mich auf eine Idee...
Samstag, 07.07.2007/11:30 - 13:05 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1331
Geschrieben 22. August 2007, 18:48
Regie: Sergio Leone
Liebes Tagebuch...
Aus irgendeinem Grund hatte ich den Inhalt des Filmes komplett vergessen. In Erinnerung blieben mir nur die Eindrücke, die man automatisch mit „Spiel mir das Lied vom Tod“ verbindet: Die langen Einstellungen, den allgemeinen Spaghetti-Western-Flair und natürlich den großartigen Score. Der Rest, wie weggeblasen. Zeit für eine Auffrischung.
Und tatsächlich, die Handlung macht es mir als Zuschauer nicht leicht, vollkommen verstanden zu werden (Wohl deshalb habe ich auch nicht viel davon behalten können). Die Absichten, die die Hauptfigur, dargestellt von Claudia Cardinale, verfolgt sind nur schwer zu durchschauen. Da der Film über weite Strecken recht wortkarg ist, leisten die spärlichen Dialoge auch kaum Hilfestellung und man muß sich damit abfinden, selbst einen Reim auf den Fortgang des Geschehens zu machen. Ein reichlich schwieriges, aber nicht unmögliches Unterfangen. Und außerdem wird man durch großartige Szenen belohnt, die so perfekt und verspielt komponiert wirken, daß ein Erleben dieses Filmes absolutes Pflichtprogramm ist.
Weiter komme ich zu dem Beschluss, daß Ennio Morricone hier nicht nur die bislang beste Leistung seiner Karriere abgeliefert hat, sondern wahrscheinlich auch die schönste Filmmusik aller Zeiten komponiert hat, die noch dazu so gekonnt gänsehautgenau eingesetzt wurde, daß man vor Ehrfurcht erstarren möchte. Allein schon deswegen sollte man sich diesen Film immer mal wieder zu Gemüte führen.
Sonntag, 08.07.2007/19:40 - 22:20 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1332
Geschrieben 27. August 2007, 21:36
Regie: Quentin Tarantino
Liebes Tagebuch...
Die in sich verschlungene Erzählung und die ausgefeilte Optik machen „Kill Bill Vol. 1“ immer wieder zum Ereignis. Ein Füllhorn an Ideen ergießt sich über den Zuschauer, so daß sich, zumindest im ersten Teil, im Volume One, Quentin Tarantinos manchmal etwas geschwätziger Stil fast vollkommen verflüchtigt, wo einem die gesunde Portion Coolness bei Anfälligkeit nicht sauer aufstößt. Die kaum weniger interessante Fortführung der Geschichte mag so ihre Tücken haben, den Auftakt von Bills killen beeinträchtigt sie aber nicht.
Mittwoch, 11.07.2007/21:25 - 23:10 Uhr (zum vierten Mal gesehen)
#1333
Geschrieben 27. August 2007, 21:37
Regie: Jess Franco
Liebes Tagebuch...
Mittlerweile kann ich nachvollziehen, warum „Killer Barbys vs. Dracula“ fast durchgehend negative Reaktionen auslöste. Aufgrund des etwas höheren Budgets, welches zwar noch immer extrem minimalistisch aber doch etwas größer als bei Jess Francos One-Shot-Filmen war, und der interessanten Besetzung weckte der Film doch bei einem etwas größerem Publikum Interesse. Mit der Art aber, wie der Film gestaltet wurde, können wirklich nur hartgesottene Fans richtig umgehen - und meist auch nicht mal die. Der Film wirkt durch sehr viele Musikeinlagen zerdehnt und eine echte Handlung ist nur schwer auszumachen, verschwindet in der zweiten Hälfte sogar fast völlig und wird gegen ein Räuber-und-Gendarm-Spiel ausgetauscht, in dem der Vampir Dracula den Gendarmen gibt und sinnfrei Opfer jagt, quasi jeden in den Hals beißt, der ihm vor die Zähne kommt. Auch mit dem klamaukigem Humor scheint so mancher - ich nicht - ein Problem zu haben.
Als ich den Film zum ersten Mal sah, mochte ich ihn sehr. Als ich ihn nun wieder sah, mochte ich ihn auch noch irgendwie - jedoch aber nicht mehr so sehr. Vielleicht lag das auch daran, daß ich erkannte, warum ihn sonst fast keiner mag und ich weiß, daß eben diese Leute nicht vollkommen Unrecht haben.
Samstag, 14.07.2007/11:35 - 13:00 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
#1334
Geschrieben 27. August 2007, 21:38
Regie: Albert Hughes, Allen Hughes
Liebes Tagebuch...
Die Bedrohung für die Gesellschaft - Ein doch eher dröges Ghetto-Drama, welches meines Erachtens zu Unrecht als Kultfilm gehandelt wird. Zu lapidar und zufällig werden die einzelnen Handlungsepisoden aneinandergereiht, die zudem noch zu problembelastet und damit klischeehaft ausstaffiert wurden.
Ich hätte den Film vielleicht etwas interessanter finden können, wenn ich für den Ghettoslang und der dazugehörigen Musik etwas mehr übrig gehabt hätte. So konnte mich nur die kompetente Kameraführung und der spannend gestaltete Showdown überzeugt. Das Zeug zur schwarzen Version von „Scarface“ hat „Menace II Society“ definitiv nicht.
Sonntag, 15.07.2007/19:40 - 21:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1335
Geschrieben 27. August 2007, 21:42
Regie: James Wong
Liebes Tagebuch...
Weil ich ein so guter Mensch bin, habe ich mir gedacht, ich mache mir mal die auf der DVD als Bonus ansässige interaktive Begleitung zu Nutze, um damit jedem der dort zum Tode Verurteilten das Leben zu retten. Das hatte zur Folge, daß alle Betroffenen die Achterbahn verfrüht verlassen haben und der Film nach 10 Minuten zu Ende war: Abspann.
Danach fragte mich die interaktive Begeleitung, ob ich mich nicht doch vielleicht „falsch“ entschieden hätte und ob ich es nicht noch einmal probieren möchte.
Ja, ich hatte mich ganz offensichtlich falsch entschieden. Und ja, ich wollte es auch noch einmal probieren. Aber nachdem ich die Spätteenies dann auf die Achterbahn geschickt habe, stellte es sich als schweres Unterfangen heraus, die Leben der einzelnen sinnvoll zu retten. Die Sonnenbankmäuse starben eines erweiterten Todes, der schwarze Sportler eines verkürzten. Im Baumarkt flogen ein paar Tauben mehr hin und her und auf der Jahrestagsfeier bewirkte ein Sprung in die falsche Richtung, daß man den Showdown in der U-Bahn überspringen konnte. Wirklich retten konnte man nur den Macker, der unliebsamen Kontakt mit einem PKW-Motor hatte. Weil dieser aber allzu chauvinistisch veranlagt war, hatte man die Möglichkeit in anderweitig zu „bestrafen“.
Auch wenn ich in die Analen dieser Welt als guter Mensch eingehen werde, hier konnte ich nicht viele Schäfchen ins Trockene bringen. Was bleibt, ist diese gewisse Art des Nervenkitzels, die man spüren kann, wenn sich vor einem die unmöglichsten Kettenreaktionen abspielen, wenn die Verquickung von unglücklichen Umständen ihren Höhepunkt erreicht. Das ist nett und spannend und sorgt für angenehmes Kribbeln in den Nervensträngen und ich für meinen Teil hoffe, daß es mir einmal besser ergehen wird, denn man hat ja bekanntlicherweise schon Pferde kotzen sehen.
Samstag, 21.07.2007/12:00 - 13:30 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1336
Geschrieben 28. August 2007, 19:09
Regie: John Waters
Liebes Tagebuch...
Dies war nun der dritte Film von John Waters, den ich sehen durfte und im Gegensatz zu dem reichlich handzahmen „Serial Mom - Warum läßt Mama das Morden nicht?“ kommt „Cecil B. Demented“ ähnlich wild und ungestüm wie „Pink Flamingos“ daher. Vulgär und laut tritt er dem Filmbusiness auf die Füße und beinhaltet dabei noch eine Menge an verrückten und selbstironischen Ideen.
Jedoch muß man die Filme von John Waters, so mögen, wie sie sind. Logik und Sorgfalt stehen, wenn überhaupt, an zweiter Stelle. Selbst mir wurde das realitätsferne Herumgeballer, daß man manchmal über sich ergehen lassen muß, zu viel, aber ich ließ mir den Spaß nicht verderben - ich nahm den Film, ganz klar, so wie er war. Und das war überaus spaßig. Auch, weil viele kleine Tabus gebrochen wurden, was mir ein breites Grinsen aufs Gesicht zauberte, denn ihn dieser Form und Klasse bekommt man so etwas heute nur noch selten bis gar nicht zu Gesicht.
Sonntag, 22.07.2007/13:20 - 14:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1337
Geschrieben 28. August 2007, 19:14
Regie: David Yates
Liebes Tagebuch...
Seitdem ich vor gut zwanzig Monaten „Harry Potter und der Feuerkelch“ gesehen habe, ist einiges an Zeit vergangen. Zeit, die ich zum Beispiel nutzte um vom Nichtleser zum Leser zu werden. 2006 habe ich innerhalb eines halben Jahres alle sechs bislang erschienen Bände gelesen, bin nun sogar dabei, sie ein zweites Mal zu lesen. Befinde mich schon auf Seite 122 von „Harry Potter und die Kammer des Schreckens“, mit dem Ziel alle sieben Bände in einem Stück durchzuschmökern. „Harry Potter und der Orden des Phönix“ war somit die erste Romanverfilmung, die ich sah, nachdem ich das Buch gelesen hatte - von „Shining“ mal abgesehen, da dieser sich ja von den Details der Vorlage bewußt entfernte und eigene Wege einschlug. So war ich zu Beginn von „Harry Potter und der Orden des Phönix“ nicht nur unheimlich gespannt, wie er auf filmischer Ebene weitererzählt wird, sondern konnte auch zum ersten Mal testen, ob ich auch zum so typisch kritischen Beobachter mutiere, der unheimlich viel moniert, wenn Dies und Das nicht der Buchvorlage entspricht. Immerhin stehen 1045 Buchseiten 140 Minuten Film gegenüber. Kein Harry-Potter-Buch war je so dick, dafür aber drei Filme noch um einige Minuten länger. Das Ergebnis: Teils, teils - soviel sei hier schon einmal verraten.
Teils, teils - und so schaut es aus und birgt Spoiler:
Die Details des Buches liegen schon ein Jahr zurück, aber natürlich fielen mir während des Filmes einige Lücken, Löcher oder Abwandlungen auf, wenn auch längst nicht alle. Und trotzdem, der Film funktioniert trotz seines stark vereinfachten Inhalts perfekt - zwar wurde unter anderem unter den Tisch gekehrt, daß auch Neville Longbottom der „Auserwählte“ hätte sein können, aber der Film erweckt nie den Eindruck einer Sparversion des Buches, weil zu viele Handlungsstränge oder Ereignisse in den Film eingearbeitet wurden - und diese wirken dabei nicht einmal im Entferntesten so, als wären sie bloß durchgepeitscht, was zum Beispiel - immerhin ein bißchen - bei „Harry Potter und der Feuerkelch“ der Fall gewesen ist. Nein, der Film läuft ab, wie ein geölter Feuerblitz!
Während sich vor der Kamera (endlich) mehr bekannte Gesichter tummeln, als es jemals in einem Potter-Film der Fall war, konnte man hinter der Kamera diverse Wechsel feststellen. Der Drehbuchautor wurde ausgetauscht (Michael Goldenberg - ein Newbi, anstatt Steve Kloves), und weil der Film so reibungslos abläuft, kann ich das nur als Erfolg verbuchen. John Williams ist auch nicht mehr dabei - von ihm erklangen nur altbekannte Töne, für den Rest war Nicholas Hooper verantwortlich und der lieferte eine absolut hörenswerte Leistung ab. Regisseur David Yates braucht sich auch nicht zu schämen - zwar erreichte er ebenso wie Mike Newell nicht die eigenwillige Kreativität von Alfonso Cuarón, schafft es aber die von wem auch immer vorgegebenen Ideen munter in Szene zu setzen. Munter, in Form von ansprechender Optik, höchster Kurzweiligkeit und großem Ereignisreichtum, fernab von tumber Aneinanderreihung protziger Actionszenen (die nur ganz am Ende wirklich eine Rolle spielen - und dann auch zu Recht) und munter, in Form von maßloser Düsterheit, die einen erstarren und aufstaunen läßt. Wie meinte der Lieblingsarbeitskollege nach dem Ende im Foyer: „Ja, recht viel Spaß gemacht hat er nicht, der Film!“ Wie recht er hat, denn der Film schockt regelrecht mit seinen düsteren Bildern und der abgrundtief beunruhigen Grundstimmung, die teilweise so überraschend unkonventionell in Szene gesetzt wurde, daß es mir Schauer voller Gänsehaut und Begeisterung über den ganzen Körper jagte. Sicher, der Film ist auch noch für ein Publikum seiner Freigabe einigermaßen geeignet, aber auch als Erwachsener kann man sich hier elendigen Qualen aussetzen, wenn man sich emotional etwas öffnet. Von links hörte ich ein Schniefen und von rechts bekam ich ein nervösen Zupfen am Bart zu spüren und ich würde lügen, wenn es mich nicht selbst ziemlich in den Sessel gedrückt hätte, als auf der Leinwand Dinge geschahen, die mich alles andere als kalt ließen.
Als Kritikpunkt würde ich nur die verschenkte Zeit anmerken, in der man noch etwas mehr von den Personen hätte zeigen könnten, die zu Unrecht an den Rand gedrängt wurden. Zum Beispiel vermisste ich zwei Gesten: Die von Remus Lupin, weil er einst versprach, daß ihn Harry Potter wieder treffen würde und die insgeheime Freude von Professor McGonagall (die überhaupt viel zu kurz kam) als Dolores Umbridge von den Weasley-Zwillingen ins Blitzlichtgewitter des Protestfeuerwerks geschubst wird.
Randnotizen:
Die Weasley-Zwillinge sind ganz schön alt geworden.
Von Percy hat man auch lange nix mehr gehört, aber da tauchte er plötzlich auf, stumm aber bestimmend.
Sirius’ Abgang - ebenso unspektakulär wie im Buch.
Helena Bonham Carter - ein großartige Besetzung. Sie mußte nicht mal die Maske von einem ihrer Auftritte bei Tim Burton ablegen.
Und jetzt?
Jetzt werde ich weiter lesen und Ende des Jahres wird die Geschichte ihren Abschluß finden, deren Details die Leute, die sie schon kennen oder glauben es zu kennen, hoffentlich für sich behalten werden, weil es erstens nichts müßigeres gibt als Gerüchte zu kommentieren und zweitens es kein Kavaliersdelikt ist, Dinge zu verraten, die man selber ergründen möchte...
Es wird sowieso bald vorbei sein, noch bevor an den „Harry Potter und der Halbblut-Prinz“-Film zu denken ist.
Montag, 23.07.2007/20:20 - 22:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1338
Geschrieben 30. August 2007, 19:01
Regie: Kenneth Branagh
Liebes Tagebuch...
Da hat sich Kenneth Branagh mit „Henry V“ gerade als Shakespeare-Regisseur einen Namen gemacht, als er die Regie für einen amerikanischen Horrorthriller übernahm. Eine eher ungewöhnliche, aber glückliche Entscheidung. Vielleicht hat Branagh ja ein (heimliches) Faible für den Horrorfilm - schließlich gab es später ja auch noch eine eigenwillige „Frankenstein“-Interpretation?
Wie ich feststellen mußte, modisch mittlerweile veraltet und trivial vom Scheitel bis zur Sohle, kommt „Schatten der Vergangenheit“ daher - aber er birgt eine unkonventionelle und energische Filmsprache, die sich in den vielen Szenen in Schwarzweiß, sowie auch im Einsatz der tosenden Musik, die lustvoll und effektheischend aus den Boxen dröhnt, erkennen läßt. Außerdem liebe ich den Reinkarnationsplot - egal wie naiv und an den Haaren herbeigezogen er wirkt.
Samstag, 28.07.2007/11:45 - 13:30 Uhr (zum wiederholten Male gesehen)
#1339
Geschrieben 30. August 2007, 19:03
Regie: Ladislao Vajda
Liebes Tagebuch...
In einer Dokumentation über Heinz Rühmann hörte ich, daß dieser Film seinerzeit floppte, weil die Leute den Imagewechsel des Komödianten hin ins todernste Fach nicht mochten. Seit ich den Film aber kenne, und das ist schon ziemlich lange, hat er den Status eines großen Klassikers inne. Apropos ‚lange’ und ‚kennen’. Ich habe den Film wirklich früh gesehen - etwa Mitte der 80er - und er hat mir damals einen Heidenschreck eingejagt. Vor allem das Bild, welches das ermordete Gretli gezeichnet hat, brannte sich in mein Hirn ein. Ich bin sicher nicht der Einzige, dem es so ging. Dem Lieblingsarbeitskollegen ging es zum Beispiel genau so, wie er mir tags drauf erzählte.
Sicher, der Film mag heute etwas alt wirken - ist er ja auch schon - aber, er ist und bleibt ein spannender und vor allem unverzichtbarer Klassiker des deutschsprachigen Kriminalfilms.
Sonntag, 29.07.2007/14:30 - 16:00 Uhr (schon ewig nicht mehr gesehen)
#1340
Geschrieben 30. August 2007, 19:11
Regie: Jonathan King
Liebes Tagebuch...
Das Fantasy Filmfest 2007 hat begonnen - standesgemäß mit einer leicht bekömmlichen, splattrigen Horrorkomödie. Und weil der Eröffnungsfilm in Neuseeland entstanden ist und eine Horrorkomödie sein will, muß er sich natürlich auch an dem messen, was vor circa 15 Jahren in selbigem Lande entstanden ist. Nun, ein neuer „Braindead“ ist er nicht geworden. Wieder einer der es nicht geworden ist. Dafür fehlte es ihm einfach an Geld und damit auch an der erforderlichen Umsetzungszeit, aber das Ergebnis ist durchaus respektabel, weil er auf ganz anderer Ebene punkten kann. Wie schon „Der Herr der Ringe“ hat es sich „Black Sheep“ zur Aufgabe gemacht, in wunderschönen Landschaftsbildern zu schwelgen, was er dann in einem angemessenen Rahmen und auf qualitativ hochwertiger Ebene tut. Zwar klopft der Film damit auch wieder an Peter Jacksons Haustür, aber die Grundidee der Geschichte ist eine völlig eigene - und eine kuriose noch dazu.
Ein genmanipuliertes Schafsbaby infiziert die in der Gegend völlig friedlich dahingrasenden Heidschnucken mit einem Zombievirus, nachdem das im Labor gezüchtete Monsterkind von superschusseligen Ökoaktivisten befreit wurde. Ähnliches gab es zwar schon in „28 Days later“, aber was sind schon keifende Affen gegen harmlos niedliche Schäflein mit ihrem herzallerliebsten, nicht besonders klugem Blick. Schafe als Zombies, daß diagnostiziere ich als herrlich witzige Idee, welche zum amüsanten Ergebnis führt, daß sämtliche Zombieklischees aufgefahren werden - nur mit dem kleinen Unterschied, daß keine menschenfressenden Untoten, sondern gewalttätige Lämmer über die Nachbarschaft herfallen.
Aber der Film möchte nicht nur lustig oder verrückt sein, er versucht auch mit diversen Horrorszenen und Spannungsattacken sein Publikum zu überzeugen, was er aber, im Gegensatz zum Eröffnungsfilm des letzten Jahres „Severance“, nicht schaffte, weil die verrückte Idee mit den amoklaufenden Schafen nicht den nötigen Nährboden für, in Sachen Spannung, nachvollziehbares Horrorfeeling bereitstellen konnte. Sicher liegt das auch an den etwas ausartenden Szenen, in denen sich die infizierten Menschen halb oder ganz in blutgierige Grasfresser verwandeln und dabei ein wenig aussehen wie die zu Ende mutierte Vera Cosgrove aus „Braindead“ - für echtes in den Sitz gepresst werden war da einfach kein Platz mehr. Egal, lustig war es, übertrieben blutig noch dazu, auch technisch sehr charmant und leicht billig, dafür aber filmtechnisch kompetent umgesetzt. Also, ein spaßiger, wenn auch nicht weltbewegender Film. Schön zu sehen war aber, wie und warum die obligatorische Kettensäge nicht zum Einsatz kam. Die große Verbeugung vor „Braindead“, als ein Flugzeugpropeller sich ins Bild wedelte, kam aber beim sonst sehr jubelfreudigen Publikum nicht so gut an.
Mittwoch, 01.08.2007/20:25 - 21:55 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1341
Geschrieben 30. August 2007, 19:17
Regie: James Wan
Liebes Tagebuch...
Hinter dem doch recht unschein- und austauschbar klingendem Titel „Dead Silence“ verbirgt sich doch tatsächlich der neue Film von James Wan und Leigh Whannell und dieser zeigt, daß zwischen den Ausdrücken ‚den eigenen Stil’ gefunden zu haben und ‚altbekanntes neu in Szene setzen’ nicht viel Unterschied zu bestehen scheint. Auch wenn der Film inhaltlich vollkommen anders ist, könnte er glatt als eine weitere Fortsetzung von „Saw“ durchgehen, denn viele Ideen, die in „Saw“ enthalten waren, erfuhren in „Dead Silence“ eine Wiederverwendung. Angefangen bei lauthals in Szene gesetzten, beinharten Schockmomenten, aggressivem Einsatz von Licht und Schatten untermalt von einer tosenden Schauermusik in einer perfekt durchgestylten Bildersprache, endend in einer überraschenden finalen Auflösung. All das hätte man zu „Saw“ schreiben können und man kann es nun wieder bei „Dead Silence“ tun. Jedoch verzichtete man hier auf blutige Gewaltdetails. An deren Stelle rückten, nicht weniger intensiv, die drastisch gruseligen Elemente dieser Geisterstory, die die geleckte Hollywood-Optik von „Ring“ in den Schatten stellen und viel asiatische Einflüsse erkennen lassen, ohne das dies zu Lasten der popcorneinfachen Handlung geht.
Ein frisch verwitweter, aber dennoch zielgruppenmäßig junger Mann (nicht immer überzeugend: Ryan Kwanten), fühlt dem Geheimnis um einen alten Kinderreim auf den Zahn, in dem es um eine alte Frau geht, die anstatt von Kindern im Besitz von unzähligen Bauchrednerpuppen war, und er vermutet, daß auch der Tod seiner Frau durch eine dieser Puppen verursacht wurde. Im Gegensatz zum superverschachtelten Plot von „Saw“ kommt dieser hier etwas einfacher gestrickt daher, nicht immer logisch, dafür aber ziemlich effektiv.
James Wan und Leigh Whannell zitieren sich in „Dead Silence“ nicht nur selbst, sondern haben auch ein paar andere Ideen entliehen. Natürlich trifft das auf alle Bauchrednerpuppenfilme von „Traum ohne Ende“ bis hin zu „Joey“ zu, aber auch „The Others“ und „Santa Sangre“ werden, gewollt oder ungewollt, zitiert und um Teile ihrer Einfälle erleichtert. Das Ergebnis ist gut und macht gruselige Freude.
Mittwoch, 01.08.2007/22:25 - 23:55 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1342
Geschrieben 01. September 2007, 08:13
Regie: Koen Mortier
Liebes Tagebuch...
Ein erfolgreicher Schriftsteller nützt die zweifelhafte Gelegenheit um bei einer Punkband als Schlagzeuger einzusteigen. Er tut dies, um sich neue Ideen für seine abgefahrenen Geschichten einzufangen und es dauert auch nicht lange, da offerieren ihm seine Bandkollegen, bestehend aus einem sexsüchtigem Skinhead, einem gewalttätigem Familienvater und einem halbseitig gelähmten schwulen Gitarristen, ein Sammelsurium aus nicht alltäglichen Ereignissen und Situationen, in denen in Wort und Bild die Grenze des guten Geschmacks nur all zu gerne überschritten wird.
Zu einem gewissen Prozentsatz ist „Ex Drummer“ die pure Provokation, in der die Darsteller durch den schmuddeligsten Sumpf der untersten Gesellschaftsklasse waten müssen. Es geht vulgär, dreckig und obszön zu, was vollkommen gerechtfertigt ist, da diesen Vorkommnissen stets eine innovative und überwältigende Bildersprache entgegengesetzt ist. Der Skinhead zum Beispiel bewegt sich in seiner verdreckten Wohnung stets an der Decke, was einfach ein abenteuerliches Seherlebnis hervorruft. Ebenfalls erwähnenswert ist der lange Vorspann, der aus einer Laune heraus komplett rückwärts abgespielt wird, während die Credits in der richtigen Reihenfolge vor der Kamera erscheinen. Auch der wirklich gekonnte Einsatz von Musik und Songs, läßt das verstörende Geschehen akzeptabel erscheinen. Und das Ende, das erscheint überwältigend schön und hochemotional auf der Leinwand und dann sitzt er der, der Schriftsteller, in seiner steril gestylten Wohnung und tippt auf seinem Laptop die wirren, schlimmen und schrecklichen Dinge ein, die ihm auf seinem (erdachten) Ausflug in das Underground-Musikbusiness widerfahren sind. Die Gedanken sind frei - wenigstens die Gedanken...
Donnerstag, 02.08.2007/17:10 - 18:55 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1343
Geschrieben 01. September 2007, 08:16
Regie: Dario Piana
Liebes Tagebuch...
Ian Stone ist ein erfolgreicher Nachwuchs-Eishockeyspieler. Auf dem Heimweg nach gewonnenem Match und Stelldichein bei der Freundin findet er eine Gestalt leblos mitten auf der Straße. Als er sich ihr nähert türmt sie sich als eine Art Riesendementor vor ihm auf und reißt ihn aus dem Leben - und er erwacht in einem Großraumbüro in mitten eines Berges von Arbeit. Ein neues Leben? Aber die Leute um ihn herum sind die gleichen geblieben, auch wenn sie eine neue Rolle zu spielen scheinen.
So geht es munter weiter. Ian Stone stirb und erwacht neu am laufenden Band bis ihn plötzlich ein seltsamer Zeitgenosse auf seinen unvollendeten Lebensweg aufmerksam macht und er sich an Dinge erinnern kann, die in diesem Leben nicht geschehen sein können.
„The Deaths of Ian Stone” beginnt als düsterer Mysterythriller, der den Zuschauer anfänglich auf eine neugierig machende Entdeckungsreise einlädt. Je mehr aber der Protagonist und auch der Zuschauer entdeckt, umso abgehobener wird die Geschichte. Nun Spoiler: Diese Dementorendinger zappen sich durch unsere Gesellschaft mit dem Ziel sich von den Menschen auf irgendeine Art und Weise zu ernähren (wie genau, hab ich schon wieder vergessen). Die beste Art die Spuren zu verwischen ist hierbei natürlich der komplette Bruch einer Lebenslinie mit dem Ziel munter in einer neuen einzusteigen. Auch Ian Stone ist einer von ihnen. Doch seine Rolle als Bösewicht hatte er schon lange satt und wollte sich (oh, wie ehrenhaft) als Mensch in einem normalen Leben zur Ruhe setzen. Doch das verstößt gegen die Regeln und nun machen seine ehemaligen Kollegen Jagd auf ihn.
Was als interessante Mischung aus „Und täglich grüßt das Murmeltier“ und „Donnie Darko“ begann, mutiert aber der Hälfte zum übermotiviertem Parallelwelt-Kauderwelsch a’la „Matrix“, der sich zu sehr auf den Kampf der Kreaturen außerhalb von Zeit und Raum in Form einer Negativ-Version von „Unbreakable“ konzentriert. Zu gut meinten es auch die Verantwortlichen am PC, die die Monster mit nicht mal schlechtem Ergebnis digital erschufen, sie aber in übermäßig langen Szenen hantieren lassen, was ähnlich spannend ist, wie wenn Godzilla gegen Mechagodzilla antritt. Hinzu kommt die Tatsache, daß ausgerechnet Stan Winston den Film mitproduziert hat, wo doch der mit CGI-Animation gleich gar nix am Hut hat.
Da war sie also, die erste Enttäuschung des Fantasy Filmfests. Wie viele ihr wohl noch folgen mögen? Für „The Deaths of Ian Stone “ gilt jedenfalls, daß er besser seine Geheimnisse für sich behalten hätte und weiter den Weg des anfänglich guten Mysterythrillers gegeangen wäre.
Donnerstag, 02.08.2007/19:30 - 20:55 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1344
Geschrieben 01. September 2007, 08:21
Regie: Jonathan Hensleigh
Liebes Tagebuch...
Nach den Zombies kamen die Kannibalen - zumindest war es damals so und warum sollte es nun anders kommen? Nun waren aber die Kannibalenfilme eine Erfindung des europäischen, genauer gesagt des italienischen Exploitationkinos, da sich aber in Italien auf diesem Sektor kaum noch etwas bewegt, waren es dieses Mal die Amerikaner unter Führung der Fronfrau Gale Ann Hurd, die den Startschuß zur Wiederbelebung eines der schockierendsten Filmgenres gab. Ob dieser Startschuß ein Einzelfall bleibt, wird sich zeigen - vielleicht kommen die Italiener doch wieder in die Pötte. Die Zeit ist reif.
Wird es das Filmfest der zweieiigen Zwillinge? So sehr wie „Dead Silence“ nach „Saw“ aussah, erinnert nun „Welcome to the Jungle“ an „Blair Witch Project“. Oder, um es endgültig auf den Punkt zu bringen, er kopiert das Aussehen und die Dramaturgie des Horrorglanzlichtes punktgenau und ohne mit der Wimper zu zucken. So, wie es ein Gus van Sant machte, als er „Alfred Hitchcock’s Psycho“ neu verfilmte.
Vier Abenteuertouristen machen sich mit Rucksack, zwei Kameras und ganz vielen Akkus auf den Weg nach Neu-Guinea um dort im Dschungel den Verbleib des 1961 verschwundenen Michael Clark Rockefeller zu erforschen, ihn vielleicht sogar, tot oder lebendig, zu finden. Doch bevor die vier den Spross der Familiendynastie finden, werden sie gefunden. Und zwar von Ureinwohnern des Dschungel, auch Kannibalen genannt...
Bis ich zum ersten Mal von diesem Film las, und das ist keine zwei Wochen her, hatte ich noch nie etwas von dem Fall Michael C. Rockefeller gehört - eigentlich ein Kuriosum, denn die wenigen Filme dieses Genres spielen gern auf die Legende des verlorenen Millionärssohnes, den es im Urwald aufzuspüren gibt, hin. Egal, ob es sich um dumme Filmsternchen („Jungfrau unter Kannibalen“), verlorene Töchter („Mondo Cannibale 3. Teil - Die weiße Göttin der Kannibalen“), abhanden gekommene Ehemänner („Die blonde Göttin der Kannibalen“) oder halbe Familien („Mondo Cannibale 4. Teil - Nackt unter Wilden“) handelt - um mal die mir am vertrautesten Beispiele zu nennen. All diese Filme reiten offensichtlich auf einer wahren Grundidee herum, solange sie sich nicht selber inspirierten.
Da die Dramaturgie von „Blair Witch Project“ zwar schwer zugänglich, aber äußerst effektiv und irgendwie auch lukrativ war, sei es „Welcome to the Jungle“ verziehen, daß er sich der Grundidee, welche wiederum an „Nackt und zerfleischt“ angelehnt war, so schamlos bediente - auch weil „Nackt und zerfleischt“ den qualitativen Höhepunkt des Genres darstellt. So erlebt man als Zuschauer das selbstgedrehte Material der vier Abenteurer, wie sie die Initialzündung für ihren Trip haben, wie sie sich vorbereiten, wie sie anreisen, sich durch den Urwald schlagen, wie sie streiten, sich trennen und auf unglücksselige Art wieder zusammenfinden.
Bei all dem anfänglichen Geplauder und dem darauffolgenden Geschrei in vollkommener Dunkelheit, daß durch Herumgefuchtel mit der Taschenlampe unterbrochen wurde, bei all den verwackelten Bildern, entstanden beim Rennen der Darsteller, wartete man schier darauf, daß irgendwann in der Ecke des Bildes mal ein Hexenhaus auftaucht, doch wir sind Neu-Guinea und nicht in Maryland und niemand hat vier Steinhaufen aufgebaut um die Gäste zu begrüßen. Die Ureinwohner haben lediglich ein paar Lagerfeuer geschürt, nachdem ihnen ihr Festessen lange genug vor der Nase herumgetanzt ist.
Großartig blutige Szenen wurden auch nur sehr dünn und ausgewählt eingesetzt. Diese Fragmente des brutalen Aufeinandertreffens der Kulturen setzten aber verstörende Zeichen und lassen den Schrecken erahnen, der ihnen vorausgegangen ist.
Das unangenehme Ende ist ähnlich bedeutungsschwanger geraten, wie beim filmischen Vorbild. Zwar muß niemand in der Ecke stehen, aber man wurde mit einem zaghaften Hinweis auf den Verbleib des Rockefeller-Sohnes mit gedämpfter Stimmung aus dem Kino entlassen, während der Vorführer zu dieser späten Stunde vergaß, wieder das Licht hochzufahren. So mußte ich mich, wie die anderen auch, aus dem dunklen Saale hinausstehlen. Dünnes Licht spendeten nur die Notausgangsschilder und die unkontrolliert blinkenden Platznummern an den Sitzen, wo das Birnchen noch nicht durchgebrannt war. Creepy!
Donnerstag, 02.08.2007/23:50 - 01:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1345
Geschrieben 03. September 2007, 19:27
Regie: Chris Graham
Liebes Tagebuch...
Während in Deutschland hauptsächlich Filme gefördert werden, die besonders realitätsnah, dramatisch und gerne auch deprimierend sind, fließt das Geld in Neuseeland dankenswerterweise immer wieder in Projekte, die sich dem Thema Horror verschrieben haben - stets in der Hoffnung darauf, einen neuen Peter Jackson zu entdecken. So geschehen auch bei „The Ferryman“, wo die Legende vom Fährmann behandelt wird, der gegen ein geringes Entgelt die frisch Verstorbenen hinüber auf die andere Seite begleitet. Was aber, wenn sich eine Seele seit Jahrhunderten den Klauen des Fährmanns widersetzt und einfach nicht von dieser Welt verschwinden mag? Ja, dann wird der Fährmann sauer und eröffnet die Jagdsaison. Passenderweise befindet sich die flüchtende Seele auch gerade auf hoher See und der Fährmann muß ihr nicht nur im übertragenen Sinne in seinem schwarzen Fliegenden Holländer hinterher jagen.
„The Ferryman“ ist nun wahrlich nicht der Film, der die Logik mit Löffeln gefressen hat, denn, wenn überhaupt, würde der Fährmann auch zu Lande oder in der Luft vorbeischauen, wenn ein Mensch sein Leben aushaucht. Aber auf einem der sieben Weltmeere funktioniert die Geschichte einfach noch einen Zacken besser. Ein illustres Urlaubergrüppchen hat mit seinem Segelboot ins Meer gestochen, doch als die Nacht anbricht und kalter Nebel die Flanken umschmiegt, ziehen sie einen Schiffsbrüchigen an Bord (cool: John Rhys-Davies), der nicht der ist, was sein Körper vorzugeben vermag. In dem alten und kranken Mann steckt eben jene Seele, die nicht gehen mag und der jedes Mittel recht ist, daß dies auch so bleibt. Weil der Fährmann mit seinem Boot auch schon recht nah rangerückt ist und der Körper des alten Mannes in ziemlich desolatem Zustand ist, sucht sich die Seele rasch einen neuen Wirt, bei dem man vielleicht mit einer etwas höheren Lebenserwartung rechnen kann.
Eigentlich wollte ich den Film gar nicht anschauen. Solche Körpertauschgeschichten - egal ob in komödiantischer oder ernster Weise - sind irgendwie nicht mein Steckenpferd; ich fand schon „Dämon“ recht dünn und „30 über Nacht“ würde ich mit Sicherheit auch kaum besser finden. Aber ich wurde nicht enttäuscht, denn trotz so mancher riesig anmutender Logiklöcher, die Sinn und Zweck des Ganzen mehrmals in Frage stellen, traf ich auf einen fiesen und überraschend kompromisslosen Schocker, der lauthals tosend die Bodyswitch-Fragmente mit einem Neuanstrich versah.
Interessant: Die flüchtende Seele, vorerst in Gestalt von John Rhys-Davies, stellt sich, nachdem sie mehrmals ihren Wirt gewechselt hat, als darstellerlose Hauptfigur heraus und die nacheinander betroffenen Darsteller dürfen beweisen, daß sie ihren Job verstehen, wenn sie vom harmlosen Urlauber zum lebenssüchtigen und rücksichtslosen Mörder mutieren und eine Spur aus Blut und Tod hinter sich herziehen. Das Körpertauschmotiv wird hier äußerst effektiv in verstörenden, rücksichtslosen und dramatisch kreischenden Bildern dargestellt - und das hat mich überrascht. Und es hat sehr viel „Spaß“ gemacht. Panische Schreie im Schiffsrumpf, völlig ausgetickte Urlauber die ihre Partner(innen) mit brachialen Besessenheitsgesten vor den Kopf stoßen. All das in einem effektgeladenen Horrorgewitter, welches mich als Zuschauer gut bei Laune halten konnte. Hierbei störte mich auch nicht die Tatsache, daß der Film einigermaßen billig in Szene gesetzt wurde, daß ein Großteil der Handlung in der Nacht angesiedelt wurde, wo das Schiff ganz offensichtlich (auch wenn man es nicht sehen konnte: Es war erahnbar!) die offenen Gewässer verlassen hatte und in einem See schwamm oder in einem Studio stand.
Freitag, 03.08.2007/15:05 - 16:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1346
Geschrieben 03. September 2007, 19:33
Regie: Andrew Currie
Liebes Tagebuch...
Alle, die die miefigen 50er Jahre entweder extrem lieben oder hassen, werden an „Fido“ ihre Freude haben - es sei denn, sie mögen keine Zombiefilme. Dann sollte man es lieber gleich sein lassen.
Man befindet sich ganz augenscheinlich in mitten der 50er Jahre. Alle in Amerika haben schicke Häuschen in den Surburbs mit Holzgartenzaun, Rosenbeet und einer langen Garageneinfahrt. Die Frauen verbringen den lieben langen Tag in ihrer pastellfarbenen Einbauküche und machen ihren Familien leckere Applepies oder Truthahnbraten. Die Männer gehen derweil einem erwürdigen Beruf nach, bringen viel Geld nach Hause und freuen sich über ihre stets Ja-sagenden Frauen, die zu jeder Gelegenheit ein passendes Petticoatkleid tragen - am besten mit großen Tupfen drauf. Das Leben kann ja so schön sein, jetzt, wo der Krieg vorbei ist. Nein, nicht der Zweite Weltkrieg, sondern der Zombiekrieg. Und alles verdanken sie der unheimlich tollen Firma Zomcom, die nicht nur die schönen Wohngegenden mit einem Sicherheitszaun eingekreist hat, sondern auch mittels eines elektronischen Halsbands die verbliebenen Zombies domestizieren konnte, so daß sie bei einfachen Tätigkeiten den Lebenden hilfreich zur Seite stehen können. Natürlich muß jede Familie ihren eigenen Hauszombie haben, der den Boden wischt, Kartoffeln schält oder das Essen serviert. Auch Helen Robinson (super: Carrie-Anne Moss) freut sich wie eine Heilige, als sie ihren ersten Haus-Zombie bekommt. Sie mußte sich ja schon vor ihren Nachbarn schämen, weil sie so lange keinen hatte. Und dann ist auch noch ein hochrangiger Mitarbeiter von Zomcom in der Nachbarschaft eingezogen. Was sollte der nur von ihr und ihrer Familie denken? So übersieht Mrs. Robinson auch gerne die Tatsache, daß ihr Mann panische Angst vor Zombies hat. Auch stellt sich bald heraus, daß das Zomcom-Halsband nur halbherzig funktioniert und schon hat der Zombie, der auf den Namen Fido hört, die meckernde Nachbarin aufgegessen.
Diese gallige Gesellschaftssatire mit Zombieeinlagen ist ein echter Hingucker. Die amerikanische Heile-Welts-Gesellschaft wird gnadenlos und reichlich böse durch den Dreck gezogen. Angefackelt wird das Satirefeuerwerk natürlich von gerade aktuellen politischen Problemen und Themen; zum Beispiel: Wie gehe ich als Drittklässler richtig mit eine Schusswaffe um? Ja, am besten gar nicht, aber von wegen. Die Vorgartenidylle ist gallig überperfekt und damit alles andere als sicher und heimelig. ‚Parallelwelt des Grauens’ könnte man diese Umgebung bezeichnen, wo klare Köpfe dünn gesät sind, und kaum einer erkennt, daß hier ganz böse mit dem Feuer gespielt wird. Jeder furchteinflößende Normalo scheint nur darauf erpicht zu sein, vor den Nachbarn ein möglichst gutes Bild abzugeben, in mitten einer Welt, die kurz vor dem Kollaps steht. Die schauderhaften Dialoge, die in feinstem Bilderbuch-Ami-Englisch zum Besten gegeben werden sind göttlich - süßlich kitschig bis in Mark reiben sie das Trommelfell der Zuhörer. Da haben die Kanadier den US-Amerikanern ganz schön den Stinkefinger gezeigt.
„Fido“ funktioniert sowohl als Komödie mit Horrorelementen, als auch als teuflisch scharfe Kleinstadtsatire sehr gut. Er erfreut durch detailgenaue Darstellung politisch ganz und gar unkorrekten Szenen und einer an sich ganz netten Story. Die großartigen Darsteller tun ihr Bestes, daß man sie entweder liebt und gleichermaßen hasst. Der Zombie Fido und der kleine Junge der Familie haben dabei natürlich alle Sympathien der Zuschauer auf ihrer Seite und Carrie-Anne Moss trumpft mit kopfschmerzlich dummen Dialogen auf, daß es eine wahre Pracht ist, bevor sie von der Saulusine zur Paulusine wird.
Freitag, 03.08.2007/21:45 - 23:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1347
Geschrieben 04. September 2007, 20:13
Regie: David Bruckner, Dan Bush, Jacob Gentry
Liebes Tagebuch...
Es läuft ein brutaler Backwood-Film, als das Fernsehprogramm von einem Störsignal unterbrochen wird, welches sich wie ein Virus in die Köpfe der gefesselten Zuschauer frißt und bei den Betroffenen die ganze Farbpalette an bekannten Geisteskrankheiten auslöst.
Drei Regisseure haben diesen kostengünstigen Film inszeniert. Jeder war für einen Abschnitt des Filmes zuständig und jeder dieser Abschnitte trägt eine ganz persönliche Handschrift, so daß innovative Ideen nach Herzenslaune vermixt oder ausgetauscht werden.
Transmission I:
Wir lernen eine Frau kennen, die von ihrem jungen Liebhaber zu ihrem ungeliebten Ehemann zurückkehrt. Dieser hat schon zu lange in die Röhre geschaut und ist schon infiziert als sie bei ihm auftaucht. Wir befinden uns in einem Horrorfilm, der sich dem Thema ‚Räuber und Gendarm’ verschrieben hat. Er zeigt in harten Bildern die Flucht der verstörten Opfer vor den wahnsinnigen Amokläufern. Schreckeffekte paaren sich hier mit brutalen Gewaltmotiven des Slasher- und Zombiefilms.
Transmission II:
Das eifersüchtige Ehemonster platzt auf der Suche nach seiner davongelaufenen Frau in eine Partygesellschaft, der aufgrund der verwirrenden Ereignisse nicht nach Feiern zu Mute ist. „The Signal“ verwandelt sich nun zur tiefschwarzen und bizarr übersteigerten Komödie, die in genialen aber auch unheimlich einfachen Bildern, den Wahnsinn der Befallenen verdeutlicht. Der zweite Abschnitt konzentriert sich stark auf Nebenhandlungen und bringt neue Personen ins Spiel. Die weiter vorangetriebenen brutalen Bilder sorgen in ihrer Intensität dafür, daß einem das Lachen im Hals stecken bleibt.
Transmission III:
Es folgt die metaphysische Fortführung und Auflösung der Geschichte. Die stark lädierten Personen sind einfach nicht totzukriegen und die Hauptakteure verfangen sich in einem komplizierten Beziehungsgeflecht, dessen punktgenaue Auflösung in den Hintergrund rutscht. Ich hätte mir einen etwas temporeicheren und eindeutigeren Abschluss der Handlung gewünscht, der sich nicht so stark auf Andeutungen zum möglichen Ausgang des Geschehens stützt.
Da „The Signal“ auf dem Sundance-Film-Fest begeistert aufgenommen wurde, konnten die Produzenten offensichtlich noch etwas Geld locker machen, was heißt, daß der Film danach in eine bis heute nicht abgeschlossen Nachproduktion geschickt wurde. Der Ansager verkündete heute, daß der Film unter anderem mit einem neuen (und besseren?) Soundtrack ausgestattet werden soll und so, wie er heute über die Leinwand flimmert, nicht mehr zu sehen sein wird. Eigentlich schade, denn der Soundtrack vom zynischen Titelsong bis hin zum ohrenbetäubenden Wummern, war gar nicht mal schlecht, wie auch der Rest des Filmes, der zwar mit seinen digital eingefangenen Bildern unheimlich billig erschien, aber voll und ganz ernst genommen werden konnte und dessen harte und schockierende Ereignisse frischen Wind in die Riege der anspruchsvollen und dennoch ganz und gar nicht leicht bekömmlichen Genre-Filme brachte.
Samstag, 04.08.2007/21:40 - 23:20 Uhr (zum ersten Mal und in dieser Fassung auch zum letzten Mal gesehen)
#1348
Geschrieben 04. September 2007, 20:15
Regie: Sion Sono
Liebes Tagebuch...
Aus Japan kommt ein bunter Blumenstrauß. Kein Film, der dem kalten Grausen von „Ringu“ nacheifern möchte, sondern vielmehr Wert auf eine Art Genremix legt, in dem neben Horror die Komponenten Drama und Komödie nicht zu kurz kommen.
Von der Polizei wird im Hafen ein Container geöffnet, welcher randvoll mit menschlichen Haaren ist. Außerdem findet man zwischen den Zotteln eine weibliche Leiche - ermordet, wahrscheinlich. Diese landet auf dem Seziertisch eines durchgeknallten Arztes mit sattem Haarfetisch. Genussvoll hat er schon so manch einer jungen Dame in der Leichenstarre das Haupthaar gekürzt und es als Haarverlängerungen an so manch einen Friseursalon verhökert. Die Haarcontainerleiche kommt ihm da wie gerufen - auch weil er recht schnell feststellt, daß die Verblichene noch immer über einen satten Haarwuchs verfügt. Rasch nimmt er sie mit nach Hause, legt sie in eine Hängematte und schaut ihren Haaren beim eifrig schnellen Wachsen zu. Doch die modischen Kabinettstückchen, die er aus ihrer Mähne zaubert, weisen, nachdem sie bei diversen bemitleidenswerten Salonkundinnen eingeflochten wurden, ein recht dominantes Eigenleben auf. Ayako (großartig: Chiaki Kuriyama) arbeitet in einem dieser Friseursalons und bald bekommt sie am eigenen Leib zu spüren, daß fremde Haare nichts auf den Köpfen ihrer Kundinnen zu suchen haben.
Vielleicht bin ich ein Ausnahmefall, aber mir ist aufgefallen, daß ich des öfteren Haare im Essen finde - und es sind nicht meine eigenen. Egal ob es die Pizza vom Italiener oder ein Kuchen auf einer Hochzeit war. Daß fremde Haare ganz schön eklig sein können, beweist dieser Film endgültig all denen, die beim Essen nicht mit soviel „Glück“ gesegnet sind wie ich. Mal ehrlich, unterschwellig wußte schon jeder, daß man mit herrenlosen Haaren nicht gerne auf Tuchfüllung geht. Schließlich hat niemand eine Ahnung, wo die Haare letztendlich herkommen. Der Film nutzt diese gruseligen Elemente geschickt, wechselt sie aber stets gegen Andere ab. Zum Beispiel dann, wenn er das Familienleben der Hauptperson beleuchtet. Diese muß sich neben ihrem zeitraubendem Job auch noch um ihre kleine Nichte kümmern, weil diese von ihrer Schwester misshandelt wird. Hier stimmt der Film ungewöhnlich ernste Töne an und diese wechseln sich wiederum mit den überdreht klamaukigen Szenen des Haarfetischisten ab, der gerne auch mal ein Liedchen anstimmt, so, als wäre er in mitten eines Bollywood-Films.
Weiter lebt „Exte“ von wirklich guten Trickaufnahmen, in denen viel Handarbeit und filmische Technik angewendet wurden, um den Hair-Extensions Leben einzuhauchen. CGI-Effekte konnte ich nur selten ausmachen, habe sie beziehungsweise nicht als solche erkannt. Brutal verstörende Flashbacks, die zusammen mit Franz Xaver Grubers Melodie „Stille Nacht, heilige Nacht“ auftreten, runden den Genre-Mix ab. Abschließend kann man jedoch sagen, daß der Film und vor allem sein haariger Showdown etwas zu lang geworden sind. Auch, weil hier die klamaukigen Elemente zu sehr in den Vordergrund gerückt wurden, wo man sich doch besser mit den gruseligen Details ausführlicher hätte auseinander setzten müssen.
Sonntag, 05.08.2007/17:05 - 18:55 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1349
Geschrieben 06. September 2007, 18:27
Regie: Esteban Sapir
Liebes Tagebuch...
Bei Stummfilmen hat es sich, weil sie aus heutiger Sicht etwas schwerer zu konsumieren sind, im Allgemeinen immer recht gut erwiesen, wenn ich mir sie in der Früh nach dem Aufstehen angeschaut habe. Die Augen und der Geist sind wach und aufnahmefähig. Nun richtet sich aber der Timetable des Fantasy Filmfests nicht nach meinen Sehgewohnheiten und so mußte ich „La Antena“ zu einer Zeit sehen, wo das Sandmännchen für normal seinen Dienst antritt, wo die unheimlich tolle Bildersprache mich etwas zu überfordern drohte.
„La Antena“ erzählt die Geschichte einer Stadt, der ihre Stimmen genommen worden sind. Die Bewohner müssen stumm bleiben und sich mit Sprechblasen verständigen. Nur eine geheimnisvolle Frau, genannt ‚La Voz’, kann und darf noch ihre Stimme einsetzen und das tut sie in Form von Gesang bei einer der vielen Fernsehsendungen, die vom mächtigsten Mann der Stadt, genannt ‚Senior TV’, kontrolliert werden. Dieser Senior TV hält, wie einst der große alles beobachtende Bruder, alle Zügel fest in der Hand und die Bewohner seiner Stadt können sich nur an der kurzen Leine gehalten bewegen. La Voz hofft indes, daß sie über Senior TV neue Augen für ihren erblindeten Sohn bekommen kann und verkauft ihrem Gönner dafür ihren Körper. Doch Senior TV hat mit ihr ganz andere Pläne. Sie soll über den Sender alle Bewohner in die Bewusstlosigkeit singen, damit Senior TV dem gemeinen Volk auf der Straße auch noch alle Wörter entziehen kann, was offensichtlich der einfachste Weg ist, sie mit neuen Lebensmitteln aus Senior TVs hauseigener Fabrik zu versorgen. Ein mutiges Ehepaar aber gerät durch Zufall in eine Situation, wo sie eine Rebellion gegen Senior TV anzetteln können. Mit ihrer kleinen Tochter und dem blinden Jungen, der wie auch seine Mutter, die Gabe hat zu sprechen, besetzten sie den abgelegen Sender und schicken kurzerhand die Stimme des Jungen über die Antenne hinaus in die große Stadt.
Die Geschichte klingt hanebüchen? Kein Wunder, wenn man versucht, sie nur anhand von Wörtern und ohne Zuhilfenahme der Bilder zu erklären, denn die Bilder erzählen hier mehr als tausend Wörter. Esteban Sapir hat den deutschen Stummfilm genau unter die Lupe genommen und mit den markantesten Bildern dieser Phase seine Geschichte illustriert. Er tat dies mit einer ungeheuerlichen Sorg- und Vielfältig- und Genauigkeit, welche man nur noch als bestaunenswert bezeichnen kann.
Aber, ganz rund ist „La Antena“ trotzdem nicht geworden. Auch wenn die tiefgründigen Bilder ihr Nötigstes tun um die Geschichte verständlich zu machen, tun sich einige Löcher in der Erzählung auf. Was hat es mit den neuen Augen für den blinden Jungen auf sich? Was geschieht mit dem Sohn von Senior TV, als er ihn verhaften läßt? Welche Rolle genau spielt die Sängerin? Wie soll das nun wirklich funktionieren, als diese die Bewohner der Stadt in den Schlaf singt? Fragen über Fragen, auf die es teilweise keine Antworten gibt oder deren Beantwortung man sich herleiten, quasi aus den Fingern saugen muß. Auch hat Esteban Sapir bei all dem Engagement etwas vergessen: die Geschichte zum Ende hin mit etwas mehr Tempo auszustatten. Wenn ich da an „Metropolis“ denke und wie dieser teilweise mit unbändiger Lebhaftigkeit rotiert hat. Das hätte ich so, oder so ähnlich, gerne auch hier gesehen. Das wäre wichtig gewesen. Stattdessen muß man sich zum Ende hin mit einem arg verschlüsselten Inhalt herumschlagen.
Online habe ich einen zweiten Trailer zu „La Antena“ gefunden, der Szenen enthält, die im fertigen Film leider nicht zu sehen waren, wo zum Beispiel das Verhältnis zwischen Senior TV und der Sängerin genauer beschrieben wird. Außerdem wird der Film mit zwei unterschiedlichen Laufzeiten aufgeführt (120 Minuten vs. 90 Festival-Minuten). Gerne hätte ich das alles heute Abend auch auf der Leinwand gesehen. Vielleicht wäre dann nicht so mancher Handlungsstrang im Sande verlaufen oder ganz im Dunkeln geblieben.
Sonntag, 05.08.2007/21:55 - 23:25 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1350
Geschrieben 06. September 2007, 18:30
Regie: Rigoberto Castañeda
Liebes Tagebuch...
„Ok, ich geh’ dann wieder!“, sagte meine Begleitung und moralische Unterstützung, als auf der Leinwand in spanischen Lettern und englischen Untertiteln die Ankündigung erscheint, daß dieser Film auf einer wahren Begebenheit beruht. Natürlich blieb er sitzen, aber wer mag schon einen Spukfilm sehen, der zu allem Übel auch noch der Realität entliehen wurde? Ist ja so schon schlimm genug! Aber so schlimm wurde es dann doch nicht und eine dem Film vorangesetzte Behauptung „Inspiriert durch eine reale Legende“ wäre sicher treffender gewesen, wenn auch gar lang nicht so effektiv.
In der Gegend um den einunddreißigsten Kilometerstein einer mexikanischen Bergstraße geht es nicht mit rechten Dingen zu. Unzählige Verkehrsunfälle haben sich dort zugetragen und diesmal trifft es eine junge Frau auf dem Nachhauseweg. Ihr Freund und ihre telepatisch mit ihr verbundene Schwester versuchen nun zu ergründen, was es mit der rätselhaften Stelle auf sich hat und sie stoßen auf eine alte Geistergeschichte, die sie im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr zur Ruhe kommen läßt.
An dieser Stelle kündigte mir der Film jedoch die Möglichkeit auf, dem weiteren Verlauf der Geschichte folgen zu können. Zu viele Dialoge, zu schnelle Untertitel, zu viele Informationen die in meist recht verschlüsselten Bildern rübergebracht wurden. Vieles blieb für mich im Dunkeln. Warum der Ausflug in die Kanalisation? Liegt diese etwa unterhalb des berüchtigten Kilometersteins? Wenn ja, warum steigen die Neugierigen dann aber mitten in der Stadt in das Abwassersystem hinab? Fragen über Fragen! Natürlich gehe ich davon aus, daß eine erneute Sichtung, dann mit deutschen Untertiteln, etwas mehr Licht ins Logikdunkel bringt. Alles andere wäre fatal.
Der Spannungsbogen war jedoch durchgehend gespannt. War er doch das Einzige was ich noch mit Aufmerksamkeit beobachten konnte. Gruselige Bilder wechseln sich mit punktgenauen Schocks aber, die nur durch den traumartigen Rahmen etwas an Intensität einbüßen mußten, welcher einfach schwer zu deuten war. Entlassen wurde man dann mit einer ebenso undurchsichtigen, aber eleganten Radauszene im Stile der Brian-de-Palma-Filme aus den frühen 80ern. Eindruck stand hier deutlich, aus meiner Sicht, meilenweit über Ausdruck.
Montag, 06.08.2007/17:20 - 19:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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