Regie: Helmut Förnbacher
Liebes Tagebuch...
Ironie des Schicksals? Florian Silbereisens selbst auferlegter Weg zum legitimen Nachfolger von Rudi Carrell führte ihn mit „König der Herzen“ tatsächlich vor die Kamera der Lisa-Film. Doch im Gegensatz zu Rudi Carrell, der in den Klauen meiner Lieblingsproduktionsfirma aus deutschsprachigen Landen stets den Hampelmann gab, nimmt Florian Silbereisen hier den Part eines volkstümlichen Abziehbildes von Roy Black ein.
Florian König (F. Silbereisen) ist der Liebling aller Bürger in Bad Aussee. Schlendert er über den Markt, beschenkt man ihn von allen Seiten mit gutbürgerlichen Fressalien. Alle lieben Florian, auch weil der engagierte Jungjournalist immer so bewegende Geschichten, die das Leben schrieb, im Bad Ausseer Boten veröffentlicht. Sein Vorgesetzter (Michael Lerchenberg) sieht das aber gar nicht gerne. Der würde lieber in der Zeitung stehen haben, wie gut die Wirtschaft (nicht Gasthaus sondern Industrie) in dem ach so malerischen Örtchen brummt. Eines Tages platzt dem Chefredakteur der Kragen, weil Florian hinter seinem Rücken das Titelblatt abändert und dort von einem Neugeborenen erzählt, daß am Vorabend in einer Babyklappe abgegeben wurde. Die Bürger aber sind begeistert, die Chefin der Zeitung (Ilse-‚Hasi’ Neubauer) auch und Florian darf an der Story dran bleiben und deckt die herzzerschmetternd tragische Geschichte von den zwei verfeindeten Familien Lechner und Gschnitzer auf, deren beider Nesthäckchen im Heustadel ein Kind der Liebe gezeugt haben. Doch die bösen Väter (darunter Siegfried Rauch) haben dafür gesorgt, daß sich die Wege von Romeo und Julia nach ihrer Liebesnacht unerfreulich trennen (Weil es gar so platt ist, wird die Shakespeare-Ähnlichkeit vom Chefredakteur sogar angesprochen). Es folgt eine langwierige aber ideenlose Familienzusammenführung der schnarchzapfigen Art. Ohne irgendeine List und ohne große Tricks kommt am Ende doch zusammen, was zusammen gehört. Einfallslosigkeit beherrscht die kitschige Szenerie.
Weil Florian Silbereisen von Schauspielkunst nicht gesegnet ist, darf er wenigstens singen - quasi als Roy Black der Herzen. Zwar erst mal nur ein Schlaflied, aber das passt immerhin zum allgemeinen Tempo dieser filmischen Nervensäge. Und er darf Quetschn spielen. Und er darf in einer vollkommen selbstzweckhaften Lückenfüllermusikeinlage mit seinen Lieblingsnonnen aus dem „Horror-Fest der Volksmusik“ in der Klosterkirche unter barocker Decke frohlocken.
Humoristische Tiefschläge und dramatische Übersteigerungen sucht man bei „König der Herzen“ vergebens und somit erreicht der Film nie die trashigen Ausmaße von „Hochwürden wird Papa“ oder „Das Paradies am Ende der Berge“ und so scheitert der Film tragisch ununterhaltsam und antriebslos und hinterläßt den Geschmack einer lethargischen Totenstarre.
Sonntag, 03.08.2008/12:00 - 13:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
Bearbeitet von Mr. Room, 04. November 2008, 10:09.