Regie: Troy Duffy
Liebes Tagebuch...
„Hhm, die beiden sehen aber sexy aus!“ sagte die auf der Couch sitzende Klui. Der Regisseur wird das vielleicht auch gedacht haben, wer weiß? Jedenfalls hab ich mir gedacht, daß dieser Kommissar ein klein wenig unorthodox handelt. Das war noch bevor der Zuschauer ihn mit seinem Freund im Bett ertappte.
Bevor ich jetzt aber das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Tötungszeit ausdiskutiere, will ich doch lieber zum Punkt kommen: Kein Sex vor der Ehe und töten im Auftrag des Herren - schließlich ist „Der blutige Pfad Gottes“ ein tief religiöser Film. Auch wenn er von einer scharfzüngigen Doppelmoral beherrscht wird und milde gesagt saugeil ist. Aber, während der auch geniale „Pulp Fiction“ in sämtliche Himmel gehypt worden ist, scheint sich dieser Film selbst den Ball flach halten zu wollen. Er will das Terrain des kränken Gangsterkrawalls nicht hinter sich lassen, sondern sich darin wälzen. Und er sieht trotzdem verdammt edel darin aus, weil der Dreck an ihm abperlt, wie es mit dem Lotusblüteneffekt besser nicht gehen könnte.
Es gibt nicht viele Actionfilme, die mir durch ihr erzählerisches Aufgebot permanent die Gänsehaut den Rücken herunterjagten. Doch was es hier zu sehen gab, was mir hier geboten wurde, was ich hier erleben durfte, ja durfte, zog mir den Boden unter den Füßen der Begeisterung weg. Und ich komme nicht drumherum. Ich muß Willem Dafoe für seine fordernde Rolle loben, in der er so begnadet aufgeht, daß er selbst noch als Frau ein warhaft gutes, wenn auch markantes Bild abgibt. „Der blutige Pfad Gottes“ ist ein spitzenmäßiges, höchst edles Meisterwerk, daß mich von Episode zu Episode mehr zu überraschen und zu begeistern wusste.
Der Videoabend war also gelungen - keine Frage. Trotzdem muß ich an dieser Stelle loswerden, daß er wirklich nicht selbstverständlich war - das habe ich erfahren müssen. Denn 24 Stunden zuvor, als ich im Bettchen schlummerte und von den „Schwestern des Bösen“ träumte, hatte mein Lieblingsarbeitskollege nichts Besseres zu tun, als um 5 Uhr morgens einen kleinen leichtsinnigen Ausflug auf das Dach eines dreistöckigen Mietshauses zu machen...
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24.08.2003/00:05 - 01:50 Uhr