The Room-Files
#1891
Geschrieben 24. September 2009, 21:13
Regie: David Yates
Liebes Tagebuch...
Jetzt, wo der sechste Teil in den Startlöchern steht, beziehungsweise schon gestartet ist, war die Zeit reif für eine kleine Harry-Potter-Auffrischung. Viele neue Worte lassen sich darüber nicht verlieren. Nur soviel: Der Film ist absolut sehenswert, weil hier nicht nur Zauberstäbe sondern auch die restlichen Spezialeffekte (außer Grawp) bestaunenswerte Funken sprühen und die Geschichte im Gegensatz zum sperrigen Buch überraschend geradlinig vorangetrieben wird. Wahrscheinlich der bislang beste Film der Reihe, den es nun zu toppen gilt.
Freitag, 31.07.2009/19:30 - 21:45 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
#1892
Geschrieben 28. September 2009, 20:07
Regie: Richard Greenberg
Liebes Tagebuch...
Weil Meg Ryan doch nicht ihr ganzes Geld in eine Rundumerneuerung ihres fürchterlich, fürchterlich alt gewordenen Gesichts gesteckt hat, hat sie vor einiger Zeit ein paar Filme mitproduziert - zum Beispiel diesen hier.
„Deserts Saints“ ist ein typisch amerikanischer B-Thriller. Er ist ordentlich gemacht, hält einige Wendungen parat, überrascht damit, wer hier gerade wen austrickst, kommt durchgehend unterhaltsam herüber und ist dabei weder großartig weltbewegend, noch irgendwie außerordentlich spektakulär und damit, trotz des Fehlens großartiger Mängel, zum Untergehen verdammt (und wurde hierzulande unter anderem als Beigabe einer kostengünstigen Programmzeitschrift unters Volk gebracht).
Für zwischendurch: ein guter Film, der aber keine großen Eindrücke hinterlässt. Immerhin war er keine Sekunde langweilig.
Samstag, 01.08.2009/13:00 - 14:25 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1893
Geschrieben 28. September 2009, 20:08
Regie: Dario Argento
Liebes Tagebuch...
Welchen Einfluss haben mittelprächtige Darsteller, unlogische Drehbuchverläufe und eine teilweise nicht perfekt ausgearbeitete Inszenierung auf einen Film? Eigentlich müsste dabei eine Katastrophe oder wenigstens eine Enttäuschung herauskommen. Eigentlich... Bei Dario Argento ist es jedoch anders. Trotz diverser Defizite entstand ein für Dario Argento typischer Film, den man nur hart ins Gericht nehmen müsste, wenn man es darauf anlegt. Sicher, er kann nicht an die ausufernd brillante Inszenierung von „Suspiria“ oder „Inferno“ anknüpfen, überrascht aber mit Spannung, rücksichtsloser Härte und dem richtigen Gespür für Horror. Es wird Neues und Altes geboten. Neues in Form eines Hauchs von Apokalypse und versöhnlich wirkendem Spiritismus und Altes in Form von abscheulichen Todesphantasien, teuflischen Orgien und einer Leichengrube mit einem Haferflocken-, Schleim- und Knochenbad.
Sonntag, 02.08.2009/16:00 - 17:40 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1894
Geschrieben 29. September 2009, 18:46
Regie: Dario Argento
Liebes Tagebuch...
Der Film ist leider in einem bedauernswerten Zustand, welcher nur noch erahnen läßt, wie „Vier Fliegen auf grauem Samt“ wohl einst ausgesehen haben muß. Hauptsächlich wurde ein altes, einigermaßen ordentliches Kinomaster verwendet, welches immer wieder von einem stark verwaschenen Videomaster unterbrochen wird. Dazu gibt es einen blechern klingenden deutschen Ton, der, immerhin, irgendwo wieder ausgegraben wurde. Und da es im Moment nicht besser geht, muß man den Film nehmen, wie er kommt und auch ein klein wenig dafür dankbar sein, daß er es überhaupt, wie auch immer, auf eine DVD geschafft hat.
Ähnlich wie in „Die neunschwänzige Katze“ spielt auch hier eine ziemlich unglaubwürdige wissenschaftliche Entwicklung, deren Erklärung Grund für den Titel des Filmes ist, eine nicht unwichtige Rolle. Ähnlich wie in „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“, „Deep Red“ und „Suspiria“ wird auch hier von Anfang an von einem Geheimnis gesprochen, welches auf den von den Hauptdarstellern und Zuschauern verzweifelt gesuchten Mörder hinweisen sollte. Wie gewohnt kann das Geheimnis erst am Ende gelüftet werden, weil man offensichtlich nicht genau genug zugeschaut hat - ein wunderbarer, sich bei Dario Argentos frühen Filmen immer wieder wiederholender und wirkungsvoller Effekt, welcher letztendlich, neben Dario Argentos typisch verspielten und blumigen Inszenierungen, dessen Ruhm mitbegründet hat.
Argento hat sich in „Vier Fliegen auf grauem Samt“ mal wieder nach Herzenslaune ausgelebt. Er hat nicht nur inszeniert, er hat komponiert. Er rückt nebensächliche Kameraspielereien in den Vordergrund und läßt diese anstelle von Gewalt auf sein Publikum einwirken. Daß das bei seinen heutigen Filmen in diesem Verhältnis nicht mehr der Fall ist, ist sicher auch ein Grund dafür, warum er heute stets mit starkem Gegenwind zu kämpfen hat. „Vier Fliegen auf grauem Samt“ hat mir sehr gut gefallen und ich freue mich schon darauf, in bald mal wieder sehen zu können.
Sonntag, 02.08.2009/20:20 - 21:55 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1895
Geschrieben 06. Oktober 2009, 17:24
Regie: David Yates
Liebes Tagebuch...
Das alte und leidige Thema, Bücher und ihre Filme miteinander zu vergleichen... Und seit ich selbst Bücher lese, betrifft es mich auch. Habe ich das schon erwähnt, liebes Tagebuch? Ich habe mir aber vorgenommen, nicht in irgendwelche Stereotypen zu verfallen. Nein, von mir gibt’s kein „Menno, das und das haben sie weggelassen“. Und auch kein „Aber, aber, aber... Im Buch war das ganz anders“. Es ist schon einiges an Zeit vergangen, seit ich „Harry Potter und der Halbblut-Prinz“ zum zweiten Mal gelesen hatte. Details und Inhalt sind deshalb, mit Ausnahme einiger markanter Eckpfeiler, weitestgehend wieder ins Dunkel verschwunden. Jedoch nicht die allgemein gute Qualität des Buches an sich.
Der Film, startet spektakulär und düster, anders als im Buch, was nur von Vorteil ist. Alles ist offen. Alles was kommt, ist offen - und auch ich bin offen, und zwar für Überraschungen. Ruhig und sanft taucht der Film dann in die vorgegebene Geschichte ein. Keine großartige Action, kein Brimbamborium. Ruhe beherrscht den Film. Alles schön und gut, aber dann beginnt er sich zu ziehen und kommt dann, wenn es von Nöten ist, nur schwer in die Gänge. Und spätestens jetzt muß ich auf das Buch zurückkommen. „Harry Potter und der Halbblut-Prinz“ ist mit Sicherheit neben „Harry Potter und der Feuerkelch“ das gelungenste Buch der Reihe. Zum einen ist es saumäßig unterhaltsam, ja, das ist es wirklich, und zudem noch unheimlich aufschlussreich. Der Film versucht zwar Letzteres nicht zu vernachlässigen, wenn auch in sehr vereinfachten Maßen, aber trotz allem vertrödelt der Film viel Zeit mit unwichtigem Geplänkel, Rons Liaison mit Lavender Brown zum Beispiel. Weiter ist er dann zu hektisch bei den wirklich wichtigen Dingen, was einige Anschlußfehler nach sich zieht. Es heißt, Dumbledore wäre bis aufs Weitere verreist, plötzlich ist er aber wieder da. Gut, es scheint Zeit vergangen zu sein. Großartig verdeutlicht wurde das mir als Zuschauer jedoch nicht.
Die ausgesprochene Ruhe, die diesen Film beherrscht: Im Gegensatz zum Buch wurde Teil sechs der Saga als Ruhe vor dem Sturm ausgewählt. Eigentlich unnötig, weil Teil sieben ja aufgesplittet werden wird und als logische Folge daraus der erste Teil des Finales die Ruhe vor dem Sturm beinhalten sollte. Nun aber kommt schon hier die Sache ins Stocken (trotz mancher Längen, alles andere als langweilig oder uninteressant) und der Weg für das Finale wird freigemacht.
Trotz gewisser Defizite gelungen: Die Vereinfachung der Geschichte, sowie das Betonen mehr oder weniger wichtiger Begriffe (Apparieren, Butterbier). Trotzdem kommen manche Hinweise etwas spät (Beozar). Höhepunkt des Filmes, der ungewöhnlicherweise ohne einen echten Showdown daherkommt. Das Auftreten der Inferi, denn Zombie-Pendants bekommt die ursprüngliche Zielgruppe sonst nicht vorgesetzt. Um zu einem abschließenden, eventuell sogar etwas positiveren Ergebnis zu kommen, werde ich mir den Film wohl sicher noch mal auf DVD anschauen müssen.
Und nun die englische Boulevard-Presse: „Harry Potter Star stabbed to Death“ meldeten die Medien, als ich letztes Jahr im Mai in Schottland war. Robert Knox hat letztendlich nur eine winzig kleine Rolle in dem Film und, so tragisch sein Tod auch war, wurde er unverhältnismäßig groß in der Öffentlichkeit vermarktet. So etwas macht sonst nur Rita Kimmkorn.
Dienstag, 04.07.2009/19:20 - 21:55 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1896
Geschrieben 08. Oktober 2009, 17:55
Regie: Joe Dante
Liebes Tagebuch...
Immer wieder eine Freude zu sehen, wie Joe Dante ein vermeintlich kinderfreundliches Thema mit gewisser Schärfe würzt. Zudem ist der Film über weite Strecken großartig einfallsreich und einfach nur frech witzig. Ein Manko ist und bleibt die Tatsache, daß der Film in seiner eigenen Welt lebt und damit im Gegensatz zu „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ steht, bei dem die Grenzen zwischen der Zeichentrick- und der realen Welt klar getrennt sind, was viel zu der Klasse beiträgt, durch die sich „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ auszeichnet. Bei „Looney Tunes back in Action“ herrschen auch in der realen Welt die Regeln des Cartoons, was die Brillanz der Situationskomik etwas mindert.
Mittwoch, 05.08.2009/21:15 - 22:40 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1897
Geschrieben 08. Oktober 2009, 17:57
Regie: Hubert Frank
Liebes Tagebuch...
Der Titel führt stark in die Irre, läßt er doch einen Urlaubklamauk im Stile von „Sunshine Reggae auf Ibiza“ vermuten. Umso größer ist dann die Überraschung, als der Film recht schnell ein ordentliches Pensum an krimineller Energie entwickelt und als Vorläufer zu den Filmen gewertet werden kann, die Jess Franco wenig später für die Lisa-Film in Szene setzte („Sadomania - Hölle der Lust“, „Die Säge des Todes“) - nur mit dem Unterschied, daß es auf der „Insel der 1000 Freuden“ in Sachen Gewalt nicht besonders detailreich zur Sache geht.
Ein ganzes Füllhorn an Interessengemeinschaften wittert die Chance auf das große Geld, als es ums Verteilen des Nachlasses von Lady Henriette geht. Erstes Problem: Lady Henriette ist trotz angeschlagener Gesundheit noch längst nicht unter der Erde. Zweites Problem: Um das Geld adäquat nutzen zu können, müssen die Personenkonstellationen noch kräftig umgebaut werden und wie würde das schneller gehen, als wenn man seiner ungeliebten Ehefrau oder seines verachteten Ehemannes nicht diverse mehr oder minder clever ausgeklügelte Todesfallen stellen würde?
Zwischen den sich auftuenden Abgründen gibt es natürlich reichlich Gelegenheiten, sich hinten den Rücken der gehörnten Partner leicht bekleidet näher zu kommen. All das ergibt einen nett schmuddeligen Mix aus Sex und Crime, aus dem sich bald ein Traumpaar namens Olivia Pascal und Philippe Garnier heraus kristallisiert. Doch die haben die Rechnung ohne ihre Neider und (zukünftigen) Verflossenen gemacht.
Donnerstag, 06.08.2009/19:05 - 20:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1898
Geschrieben 08. Oktober 2009, 17:59
Regie: Sirio Bernadotte aka Dario Argento
Liebes Tagebuch...
Aus Angst seinen guten Ruf als junger wilder des italienischen Kinos zu verlieren, inszenierte Dario Argento hinter einem Pseudonym diese durchaus gelungene Episode von „Door into Darkness“ mit dem Titel „The Tram“ gewohnt unlogisch und typisch unrhythmisch.
In einer Straßenbahn wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, die dort während einer Nachtfahrt ermordet wurde. Per Zeitungsinserat sucht die Polizei nun nach Zeugen und Mitfahrern und weil sich auf die Anzeige natürlich alle Gesuchten melden (ja, klar...), wird die Fahrt, die dem Opfer zum Verhängnis wurde, detailgenau nachgestellt. Weil das aber nicht zu dem gewünschten Ergebnis führt, setzt der Herr Kommissar seine Frau Lebensgefährtin in der nächsten Nacht als Köder in die Todesstraßenbahn.
Argento wäre damals nicht Argento gewesen, wenn es, neben der Identität des Mörders, nicht auch ein weiteres Geheimnis zu lüften gäbe. Wie konnte es geschehen, daß die junge Frau ermordet wurde und dies weder die anderen Fahrgäste noch der Schaffner mitbekommen konnten? Doch als der Schleier fällt ist es schon fast zu spät. Die Frau Kommissar in spe muß, angekommen im Straßenbahndepot, vor einem Schwarzen Mann mit Fleischerhaken fliehen, fällt dabei noch ein paar Mal hin, womit das Giallo-Erlebnis perfekt ist - unter technisch und inszenatorisch reduzierten Bedingungen versteht sich, damit dem italienischen Fernsehpublikum nicht die Spaghetti im Teller gefrieren...
Freitag, 07.08.2009/16:00 - 16:55 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1899
Geschrieben 19. Oktober 2009, 18:50
Regie: Riccardo Freda, Mario Bava
Liebes Tagebuch...
Der erste italienische Nachkriegshorrorfilm überzeugt in vielerlei Belangen. Vor allem aber durch seine großartige, fast schon verschwenderische Ausstattung. Zudem ist er durch die Bank spannend, stimmig, quasi einfach schön rund geraten, hält viele Wendungen und Überraschungen parat und wartet mit heute noch bestaunenswerten Trickaufnahmen auf. Vor allem die Szenen, in denen das Gesicht des titelgebenden Vampirs sich von jung in alt und wieder zurückwandelt, sind phänomenal und lassen einfallsloses Gemorphe am Computer regelrecht blass aussehen.
Kurzum, ein ganz toller Film!
Freitag, 07.08.2009/18:45 - 20:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1900
Geschrieben 19. Oktober 2009, 18:50
Ein Film von Reginald Ginster
Liebes Tagebuch...
Man möchte ihm stundenlang zuhören. Wie schade wäre es gewesen, wenn Paul Muller sich tatsächlich dazu entschlossen hätte, hier nicht vor die Kamera zu treten! Entstanden ist ein äußerst stimmungsvolles und zudem hoch interessantes Portrait mit viel Archivmaterial und Filmausschnitten - letzteres bekommt man in Dokumentarfilmen wie diesem leider sonst nur sehr spärlich zu Gesicht.
Fazit:
Fast noch besseres Bonusmaterial zu dem eh schon tollen „Der Vampir von Notre Dame“.
Freitag, 07.08.2009/20:15 - 21:25 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1901
Geschrieben 19. Oktober 2009, 18:50
Regie: Ronny Yu
Liebes Tagebuch...
Ein hübsches, wenn auch hirnloses Krawallspektakel, bei dem es ziemlich rund geht, bei dem aber auch nicht viel fürs Langzeitgedächtnis hängen bleibt. Ähnlich wie bei anderen Versus-Filmen, entsprang die Idee den Wünschen der Fans, welche offensichtlich eine so große Lobby hatten, daß man dafür so viel Geld locker machte, das das Ergebnis im Rahmen seiner Möglichkeiten nicht billig wirkt und trotzdem seine Kosten wieder einspielen konnte.
Inhaltlich ist wirklich nicht viel geboten. Freddy und Jason liefern sich diverse blutrünstige Schaukämpfe, um die mühselig eine Rahmenhandlung gebastelt wurde, die inhaltlich so erscheint, als wäre sie eine direkte Fortsetzung zu einem der vielen „Nightmare on Elm Street“-Vorgänger. Da ich mich in dieser Reihe jedoch nicht besonders gut auskenne, kann ich das nicht überprüfen, glaube aber, daß in der Rahmenhandlung keine direkten Verknüpfungen zu vorherigen Erzählsträngen wieder aufgegriffen wurden.
Mit einem zufriedenstellendem „Passt schon!“ kann man den Film abhaken und ihn sich irgendwann mal wieder anschauen und, da eh nicht viel hängen bleibt, dann fast wie neu erleben.
Samstag, 08.08.2009/12:30 - 14:05 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1902
Geschrieben 19. Oktober 2009, 18:51
Regie: Rainer Werner Fassbinder
Liebes Tagebuch...
Jetzt weiß ich auch, warum der Film erst ab 18 Jahren freigegeben ist...
Dem Grabbeltisch eines heimatlichen Elektronikmarktes habe ich es zu verdanken, daß ich 6 Filme für sechs Euro erstanden habe, für die ich bei Amazon satte 78,00 Euro gezahlt hätte. Und das nur, weil deren Folienverpackung teilweise etwas aus dem Leim gegangen war. Allemal ein Grund zur Freude, und sollten mir die Filme tatsächlich nicht gefallen, hau’ ich sie halt vor Weihnachten bei eBay wieder weg (mit Ausnahme dieses 18er Titels, natürlich. Den lege ich meiner Nichte unter den Weihnachtsbaum!!!).
Den Anfang macht also nun „In einem Jahr mit 13 Monden“. Ein typisch sperriger, improvisiert und theatralisch wirkender Fassbinder-Film, der tiefe Einblicke in den damaligen Gemütszustand des Regisseurs gewährt (zumindest läßt sich das aus dem Bonusmaterial herausfiltern). Tiefe Einblicke gewährt der Film auch in die Vorgänge eines Schlachthofes, wo nicht lange gefackelt wird und nach der ersten viertel Stunde das große Schlachten beginnt... Da kam mir dann auch beinahe wieder mein Frühstück hoch...
Nach dem man den Schockbeginn verdaut hat (und mein Magen sich entschloss, mit meinem Frühstück das gleiche zu tun), entfaltet sich eine Tragödie um Liebe und Tod, die mit allerlei Nebenhandlungen ausgestattet die letzten Tage im Leben eines Transsexuellen beleuchtet, wobei letztere Tatsache eigentlich keine Rolle spielt. Jeder Hausfrau, jeder Buchhalter hätte ebenso im Mittelpunkt dieses Film stehen können, der heftig zwischen Surrealismus und Depression hin und her schwankt, letztendlich den Zuschauer aber dennoch für sich gewinnen kann und man feststellen muß, daß man trotz so manch eines Fragezeichens über dem Kopf, berührt ist.
Sonntag, 09.08.2009/11:45 - 13:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1903
Geschrieben 20. Oktober 2009, 18:19
Regie: Wim Wenders
Liebes Tagebuch...
Wahrscheinlich einer der renommiertesten Filme von Wim Wenders. Trotzdem dominieren hier, meiner Meinung nach, inhaltliche Unglaubwürdigkeiten vor der, für Wenders typischen, ausgiebigen Schwelgerei in ruhigen und elegischen Bildern.
Es tun sich Fragen auf: Warum ist Harry Dean Stanton gar so planlos, als er von seinem Bruder in der amerikanischen Einöde aufgegriffen wird? Warum nimmt Ersterer später seinen kleinen Sohn mit auf die Suche nach seiner Exfrau und Mutter des Kindes ohne seinen Bruder zu benachrichtigen? Warum muß er die Mutter ausgerechnet in einem Bordell wiederfinden? Und warum muß das ehemalige Pärchen, nach dem es sich „wiedergefunden“ hat, auf so kompliziertem Wege in Kontakt treten? All diese sich aufwerfenden Fragen stören die innere Ruhe dieses angenehm langsamen, aber niemals langweiligen und letztendlich auch sehenswerten Filmes.
Sonntag, 09.08.2009/14:55 - 17:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1904
Geschrieben 20. Oktober 2009, 18:20
Regie: Franziska Stünkel
Liebes Tagebuch...
Auch wenn dieser Film durchaus gelungen ist, wirkt er doch streckenweise recht gekünstelt. Quasi als Rechtfertigung dafür, daß es ein deutscher Film, ein deutsches Drama ist. Und deutsche Filme, deutsche Dramen dürfen nicht einfach nur ein Mystery-Drama sein, nein, am besten müssen alle aktuellen Probleme und Missstände aufgearbeitet und weiter muß immer ein gewisser Anspruch gewahrt werden. Bloß nicht zu unterhaltsam sein, sich bloß nicht von tiefschürfenden Problemen zu weit zu entfernen, bloß nicht zu etwas Glattes oder gar etwas zu genremäßig Anrüchiges wie etwa „The sixth Sense“ machen!
Und trotz allem vorgeschobenen Anspruch: die Art des Plottwists aus „The sixth Sense“ spielt hier auch eine Rolle. Aber keine Angst, liebes Tagebuch, weder der Hauptcharakter ist längst verstorben, noch erwachen hier die Geister der, laut Sage, untergegangenen Stadt Vineta zu neuem Leben. Es ist nur die Grundkonstellation von „The sixth Sense“, auf die sich dieser Film bezieht.
In teilweise beeindruckend schönen Bildern wird die Geschichte von der Planung der utopischen Stadt Vineta beschrieben. Kluge Köpfe werden zu einer Art Brainstorming in ein abgelegenes Chalet (wie schön doch die Bezeichnung „Chalet“ ist...) beordert, wo sie aus dem Nichts heraus die geplante, gewaltfreie und terrorsichere Superstadt als Festung aus Glas und Wasser aus der Erde stampfen sollen. Doch in dem Vorhaben scheint irgendwo ein Hund begraben zu sein...
„Vineta“ bietet mehr, als es für hiesige Standart-Dramen der Fall ist. Ausgefeilte Optik und mysteriöse Vorgänge beherrschen den, trotz allem, ungewöhnlichen Film. Peter Lohmeyer kommt dem geheimnisvollen Geheimnis als manischer Workaholic-Architekt näher und näher während diverse Nebencharaktere die Geschichte um einige Facetten bereichern (unter andrem Herr Paschulke aus „Löwenzahn“, sowie, eingebunden in grimmigen Humor: Herbert Fux).
Heraus kam ein schön anzusehender, aber auch oft zu aufdringlich anspruchsvoller Film, dem etwas mehr Entspanntheit sicher besser getan hätte.
Donnerstag, 13.08.2009/19:15 - 20:50 (zum ersten Mal gesehen)
#1905
Geschrieben 20. Oktober 2009, 18:20
Regie: Roberto Pariante, Dario Argento, Luigi Cozzi
Liebes Tagebuch...
Die bislang stilistisch ausgefeilteste Episode der Reihe. Eine Frau wird auf einer Landstraße Zeugin eines Mordes. Bis jedoch die Polizei eintrifft sind die Leiche und Spuren des Mordes verschwunden und nicht nur, weil der Kommissar es der Frau einreden will, beginnt sie an dem, was sie vermeintlich gesehen hat, zu zweifeln.
Spoiler:
Was Männer nicht alles tun, um ihre ungeliebten Ehefrauen zuerst in den Wahnsinn und dann in den Tod zu treiben. Es gibt unzählige Beispiele. Angefangen bei „Das Haus der Lady Alquist“ oder auch gesehen in „Mitternachtsspitzen“. Schon sehr früh scheint auch hier dieser abschließende Plottwist im Bereich des Möglichen zu liegen. Die nötigen Erklärungen liefert dann das Finale, welches anfangs ziemlich gestelzt wirkt (Urplötzliches Auftreten der Polizei), dann aber durch eine simple Erklärung („Dieser toten Frau haben Sie ihr Leben zu verdanken“) abgerundet wirkt. Auch wenn „Die Straßenbahn“ schon gut gelungen war, in punkto Thrill überzeugt Teil drei der Reihe noch etwas mehr.
Freitag, 14.08.2009/16:30 - 17:20 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1906
Geschrieben 20. Oktober 2009, 18:20
Regie: Dario Argento
Liebes Tagebuch...
Die dritte Mutter, nun zum dritten Mal gesehen - zum ersten Mal auf Deutsch zusammen mit Freunden. Aufgrund der ordentlichen Synchronisation bot der Film für mich nun die Gelegenheit, die auf den ersten Blick etwas zerfahren wirkende Geschichte unter die Lupe zu nehmen. Vom Aufbau der Geschichte her ist es fast ein Abenteuer Film. Viele Rätsel wollen gelöst werden und Asia Argento in der Hauptrolle trifft fast episodenhaft auf die unterschiedlichsten Personen, die sie, eigentlich ganz clever und unterhaltsam gestaltet, auf die Spur von Mater Lachrymarum bringen.
Was ich bisher noch nicht bemerkt hatte: Michaels Sohn Paul wird von der Hexenhorde aufgegessen, was ebenfalls davon zeugt, daß Dario Argento den Härtegrad für diesen Film noch einmal ein wenig angezogen hat und dennoch durchaus Platz läßt, um die Geschichte voranzutreiben ohne dabei unentwegt durch Gematsche und Gedärm zu waten. Der Bü’ hat es abschließend recht treffend bemerkt: Endlich mal wieder ein Film, der richtig schön ekelig war.
Samstag, 15.08.2009/21:00 - 22:40 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
#1907
Geschrieben 20. Oktober 2009, 18:21
Regie: Otto W. Retzer
Liebes Fotoalbum...
Obwohl man hier mal wieder mit einer Unmenge an Postkartenmotiven zugeballert wird (In China gibt’s offensichtlich nur Tempel und alte Mauern), bleibt tatsächlich noch etwas Zeit für zwei rote Fäden in Form von je einer Geschichte.
Karl Brand (Peter Weck) hat von seiner Tochter Anna (Simone Hanselmann) eine Reise nach China zum Geburtstag geschenkt bekommen. Dieses Geschenk war jedoch nur ein Vorwand um den störrischen Bock nach Peking zu locken, wo Anna ihren Freund Dr. David Wang (Bian Yoan), der in einem Krankenhaus den Halbgott in Weiß gibt, und heiraten möchte. Als der Vater das von seiner Tochter gut gehütete Geheimnis durch einen herzlich dummen Zufall entdeckt, büchst er aus und verirrt sich in Peking, wo er ausgerechnet auf David trifft, den recht schnell vergrault, so daß dieser die Hochzeit absagen läßt.
Loretta Boehme (Gaby Dohm) hat sowohl geschäftlich als auch privat in dem luxuriösen Hotel eingecheckt, welches hier, von einem ominösen Drachfest mal abgesehen, kaum zur Geltung kommt. Zum einen will sie eine extraordinär wertvolle Antiquität (verschnörkselter Blumentopf) aufpolieren lassen, was sie auf den ziemlich ruppigen und dennoch irgendwie mehr als nur interessanten Restaurator Thomas Ritter (Christian Wolff) aufmerksam macht. Zum anderen will sie ihren Sohn Fabian (Kristian Kiehling) auf andere Gedanken bringen, weil dieser seit einem Motorradunfall im Rollstuhl sitzt. „Ach, du ahnst es nicht!“, aber ich ahne es trotzdem schon. Zwar wird der Sohn am Ende des Fernsehurlaubes nicht gleich wieder das Tanzbein schwingen, aber immerhin kann er nach Feng-Shui-Massage und Tai-Chi-Meditation in einem Kloster (ausnahmsweise mal kein Tempel) schon wieder eine seiner Zehen bewegen. Man darf also noch hoffen...
Hoteldirektor Markus Winter (Christian Kohlund) hat also mal wieder alle Hände voll zu tun, um die Absage der Hochzeit rückgängig und den geflüchteten Bräutigam dingfest zu machen, um den störrischen Vater zu bekehren, um die Museumsmitarbeiterin mit seinem alten Bekannten, dem Restaurator, zu verkuppeln und nebenbei hofft er noch auf ausreichend Puste um herzensgute Lebensweisheiten zum Besten zu geben. All das in einer grundehrlich anspruchslosen, am Reißbrett zusammen geschraubten TV-Schnulze, die mal wieder so außerordentlich schön harmlos ist, daß sie sich vom restlichen TV-Rührseligkeitsbrei abhebt.
Sonntag, 15.08.2009/14:30 - 16:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1908
Geschrieben 22. Oktober 2009, 17:54
Regie: Pedro Almodóvar
Liebes Tagebuch...
Die Zeit der pompösen Filmdramen a’la „Alles über meine Mutter“ und „Sprich mit ihr“ scheint nun erst mal abgeschlossen. „Zerrissene Umarmungen“ kommt weitaus nüchterner und schmuckloser daher. Mag sein, daß Almodóvar seit „Volver - Zurückkehren“ etwas verhaltener inszeniert, aber seinem Stil ist er treu geblieben. Er serviert eine (manchmal unnötig) verschachtelte Geschichte, in der es um Verlust und Trauer, um Krankheit und Tod aber auch um Liebe und gemeinsam gut verlebte Zeit geht. Und letzteres beschreibt er mal wieder so wunderbar, daß der Film nie Gefahr läuft, zum depressiven Weltschmerzdrama zu mutieren. Lachen und Weinen werden in der Balance gehalten und, nach „La mala Educación - Schlechte Erziehung“, abermals mit einer „Film im Film“-Geschichte verbunden, die wunderbar in einer „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“-Hommage endet.
Aber weil sich Pedro Almodóvar in Sachen Kitsch (der bei ihm, meiner Meinung nach, nie kitschig wirkt) ziemlich zurücknimmt, kann „Zerrissene Umarmungen“ nicht jene Art von perfekten Gefühlsausbrüchen auslösen, durch die sich die oben schon erwähnten Meisterwerke „Alles über meine Mutter“ und „Sprich mit ihr“ auszeichnen. Nichts desto trotz: „Zerrissene Umarmungen“ ist nicht nur ein gutes Drama geworden, sondern auch eine Liebeserklärung an Penélope Cruz und das Kino im Allgemeinen.
Sonntag, 16.08.2009/17:35 - 19:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1909
Geschrieben 22. Oktober 2009, 17:54
Regie: Gerald McMorrow
Liebes Tagebuch...
„Franklyn“ ist eine nette Mischung aus „Donnie Darko“ und „Dark City“ inklusive Rätselraten a’la David Lynch sowie einer Vielzahl von Déjà-vus, die zumindest ich immer wieder gerne entdecke.
Es werden vier parallel zu einander verlaufende Geschichten erzählt, welche erst mal optisch ziemlich reiz- und kunstvoll bebildert wurden, aber sonst weitestgehend ruhig und bedächtig voranschreiten. Drei Geschichten spielen im London der Jetzt-Zeit und eine in Meanwhile-City, einer Art Parallelwelt. Erst nach und nach knüpfen sich Bande zwischen den vorgestellten Charakteren und nach circa einer Stunde ahnt man, daß sich nun in Kürze alles miteinander verknüpfen und letztendlich auch klären wird. Aufgrund der ganzen Geheimniskrämerei zuvor kommt die Auflösung jedoch etwas zu unspektakulär herüber. Hier hätte man sich durchaus mehr rausholen und die Gelegenheit nutzen können, Paukenschlag an Paukenschlag zu reihen, was den Aha-Effekt sicher noch größer gemacht hätte und der schnöden und etwas zu aufgesetzt wirkenden Sache mit dem (Achtung: erhobener Zeigefinger!) Irakkriegs-Trauma etwas den Wind aus den Segeln genommen hätte.
Freitag, 21.08.2009/21:30 - 23:05 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1910
Geschrieben 22. Oktober 2009, 18:07
Regie: Mario Bava
Liebes Tagebuch...
Mit farbenprächtigen Bildern, die in durch ausgefeilte Kameraführung unterstützt und von ohrwurmgefährlicher Musik begleitet werden, setzt Maria Bava einen Eckpfeiler in Sachen Giallo. Ein Mörder geht um und killt am liebsten die jungen Damen einer Modeschule. Auch wenn der Plot für heutige Zuschauer vorhersehbar wirkt, die durch und durch gelungene Inszenierung überzeugt und den Ausgang kann nur der erraten, der diesen Film schon einmal gesehen hat. Es sei denn, er hat ihn seit sechs Jahren nicht mehr gesehen und die Auflösung über die Zeit vergessen. Ist doch von Vorteil, wenn man zwar weiß, wie gut oder weniger gut einem ein Film gefallen hat, der genau Inhalt und wichtige Wendungen sich aber längst aus dem Langzeitgedächtnis verabschiedet haben.
Samstag, 22.08.2009/16:30 - 17:10 & 20:45 - 21:30 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
#1911
Geschrieben 22. Oktober 2009, 18:10
Regie: Steven Spielberg
Liebes Tagebuch...
Frechheit siegt! Jedoch weiß ich nicht, ob ich das wirklich gut finden will. Zwar wird dem Superbetrüger Abagnale hier kein filmisches Denkmal gesetzt, aber kritische Töne bleiben vollkommen außen vor. Grund „Catch me if you can“ doch zu mögen gibt der Regisseur selbst, denn er verleiht diesem weitestgehend unspektakulären Film eine hochgradig routinierte Klasse, wie sie nur Spielberg in weniger aufwändigen Filmen einfließen lassen kann und welche er in „Terminal“ noch weiter ausbauen konnte. Trotzdem bevorzuge ich weiter Spielbergs große Produktionen, sehe es aber mittlerweile immer wieder gerne, wie groß er kleine Geschichten inszenieren und ihnen damit sehr viel Grund gibt, sie sehen zu wollen.
Randbemerkung:
Endlich mal wieder, wohl seit Jahrzehnten ein Spielberg-Film mit einem richtigen und bestaunenswerten Vorspann, sowie teilweise sehr hörenswerter Musik von John Williams. Auf Kameraspielereien wurde jedoch verzichtet...
Sonntag, 23.08.2009/netto 14:30 - 16:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen - mit unfreiwilligen Unterbrechungen)
#1912
Geschrieben 22. Oktober 2009, 18:18
Regie: Dirk Ahner
Liebes Tagebuch...
Weil ihm seine Freundin Maria den Laufpass gegeben hat, schickt David ihr höchst unliebsamem Besuch in Form eines aufdringlichen Vertreters nach Hause, der sie zur Unterschrift eines reichlich dubiösen Vertrages nötigt.
Was Kurzfilme sonst nicht schaffen, funktioniert hier. „Der Pakt“ (mit dem Teufel) ist mit seinen zähneklappernden Schwarzweißbildern richtig gruselig geworden. Und der Teufel, hier in Form einer mysteriösen Organisation samt ihrer Bauernfänger, wäre nicht der Teufel, wenn auch David, zur Vollstreckung seines Racheplans, nicht seine Unterschrift hätte abgeben müssen.
Montag, 24.08.2009/22:20 - 22:35 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1913
Geschrieben 22. Oktober 2009, 18:19
Regie: Thilo Gosejohann
Liebes Tagebuch...
In kryptisch verstörendem Schwarzweiß legt sich ein monströser Superheld kampfbereit seine Waffen an. Dumm nur, daß der Superheld gar kein Superheld ist, sondern ein reichlich trübes Dasein in einer Zelle fristet.
Eine mit einfachen Mitteln hergestellte, nett anzuschauende Fingerübung, die belegt, welche Art von Filmen Thilo Gosejohann am Herzen liegen - und wohl bis heute noch immer am Herzen liegt.
Montag, 24.08.2009/22:35 - 22:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1914
Geschrieben 22. Oktober 2009, 18:21
Regie: Angelo Colagrossi
Liebes Tagebuch...
Ganz nach dem Vorbild Sacha Baron Cohen schickt nun Hape Kerkeling sein Alter Ego Horst Schlämmer auf eine längst überfällige (weil er in „Ein Mann, ein Fjord“ zu kurz kam) halbdokumentarische Reise von Grevenbroich nach Berlin und damit direkt in unser aller Lichtspieltheater. Müßte ich nun das Ergebnis objektiv oder nüchtern unter die Lupe nehmen und den Film als solches beurteilen, ob er denn gelungen ist oder nicht, müßte ich sagen, er ist nicht gelungen, was ich an einer ganzen Reihe von Aufzählungspunkten belegen könnte. Aber, wie starkt fällt das wirklich ins Gewicht, wenn man über weite Strecken eines Filmes sehr gut unterhalten wurde und sich relativ häufig königlich amüsiert hat?
Schenkt man dennoch mal den Kritikpunkten etwas mehr Beachtung, muß man sagen, daß das Team um Hape Kerkeling und Angelo Colagrossi es hier mal wieder nicht geschafft hat, Kinoglanz auf die Leinwand zu zaubern. Die Inszenierung wirkt teilweise schmucklos, in der Hoffnung, der Humor würde alles retten, was bislang („Kein Pardon“, „Samba in Mettmann“) recht gut funktioniert hat. Hier aber, wo der Film teilweise realen Humor und Improvisationen der beteiligten Menschen einfangen möchte, erscheint die Produktion etwas unbeholfen, denn reale Szenen müssen durch Realität untermauert werden, sonst wird deren Wirkung abgeschwächt - und es kommt zu einem noch viel größeren Problem: Anschlußfehler entstehen, was hier leider sehr oft der Fall ist. Auch weil die Verbindung zwischen den gespielten und den realen Szenen oftmals hakt und dem Ziel einer durchgehenden Handlung zu wenig Beachtung geschenkt wurde. Nur einige wenige Beispiele von Anschlußfehlern: Bei Fernsehmitschnitten fehlt das Logo des Senders, improvisierte Szenen fließen nicht in die darauffolgende Spielszene ein, Spiel- und Improvisationsszenen wirken unmotiviert aneinandergereiht und lieblos dazwischen geschoben. Reale Szenen, die gespielt wurden, wirken nicht real, weil ihnen das Quäntchen an Perfektion, der perfekten Realität abgeht. Ebenfalls deplatziert wirken Teile der fiktiven Charaktere (Simon Gosejohann als Ulle, Alexandra Kamp als sie selbst und doch nicht sie selbst), die wohl auf eine Vermarktung im Privatfernsehen hindeuten, was jedoch nicht der Fall ist, weil das ZDF Geld zugesteuert hat. Weiter erscheinen zwei der vier Musikeinlagen vollkommen überflüssig. Glücklicherweise sind das die beiden ersten und werden dann durch die Auftritte von, ja, das meine ich ernst, Bushido und Uschi Blum wieder ausgebügelt.
Und mit den zwei letzten, gelungenen Musikeinlagen sollen nun die harten Worte der Kritik beendet werden, denn dieser Filmspaß macht trotz allem gute Laune. Erstmal vor allem durch die schräge, alles bestimmende Person von Horst Schlämmer selbst, die durchgehend hochgradig punkten kann, gefolgt durch einige für Hape Kerkeling typische Running-Gags und abschließend mit dem herrlichen Spiel des Auftretens von A-, B- und Z-Promis. Erschütternd ist hierbei die Talkrunde, zu der Bettina Tietjen verdonnert wird. Weitestgehend sympathisch fiel das Auftreten diverser Politiker auf (Was man im Wahlkampf nicht alles über sich ergehen läßt...). Jürgen Rüttgers und vor allem die nur noch grün sehende Claudia Roth heben sich besonders positiv hervor, was nicht nur Respekt, sondern fast schon eine Wahlstimme verdient hätte - aber nur fast... Und auch sonst bereitet der Film, in all einer Unperfektheit, mit all seinen Mankos und Schwächen, noch immer so viel Spaß, daß man lauthals lachend zuschauen und mehr als nur schmunzelnd nach Hause gehen konnte. Horst Schlämmer darf meinetwegen wiederkehren, auch wenn er nicht Kanzler geworden ist. Dann aber bitte etwas sorgfältiger in Szene gesetzt.
Dienstag, 25.08.2009/20:25 - 22:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1915
Geschrieben 23. Oktober 2009, 14:26
Regie: Stuart Gordon
Liebes Tagebuch...
Vor allem die deutsche Synchronisation sorgt hier für Misslaune, weil sie die eh schon nicht grade großartigen Darstellerleistungen nicht besonders unterstützt. Somit reduziert sich die Qualität des Films auf die fantasievollen Kreatureneffekte, welche in der zweiten Hälfte von „From Beyond“ gehäuft auftreten und für eine Prise an Spannung und Ekel zwischen unfreiwillig komischen oder einigermaßen stimmungsvollen Szenen sorgen.
Ein besonders verrückter Wissenschaftler (auch Mad Scientist genannt) hat eine Stimmgabelmaschine erfunden, die mittels extremer Schwingungen die Zirbeldrüse stimuliert, was zur Folge hat, das man die allgegenwärtigen Monster einen Zwischenwelt sichtbar machen und im Gegenzug diese Monster auf die Benutzer des Gerätes, samt angeschlossenem Riesencomputer, aufmerksam machen kann. So ergießen sich von Zeit und Zeit und am Ende gehäuft Glibber und Schleim, in Verbindung mit höllisch abartigen Kreaturen im Stile des damals noch nicht realisierten „Hellraisers“ über die Leinwand oder den Fernseher, was auch ziemlich eindrucksvoll herüberkommt, die Qualität des Filmes an sich jedoch nicht besonders voranbringt.
Mittwoch, 26.08.2009/21:15 - 22:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1916
Geschrieben 28. Oktober 2009, 19:11
Regie: Àlex Pastor, David Pastor
Liebes Tagebuch...
Das Böse in uns - Teil 1:
Der natürliche Selbsterhaltungstrieb verleiht übermenschliche Kräfte, verleiht Superkräfte mit denen man sich nicht nur sich selbst, sondern locker auch die ganze Welt retten kann... Von wegen! In diesem kammerspielartigen Horrordrama brechen ganz andere, erschreckend realistische Verhaltensweisen aus den vier Hauptcharakteren heraus. Die dunkelsten Seiten ihrer Seele kommen ans Tageslicht - und dabei ist die Selbstschutzvorgabe ‚Lauf oder stirb’ noch die wirklich harmloseste. Für den Zuschauer bedeutet das die erschreckende Erkenntnis, daß in Notsituationen keine Helden geboren werden und jeder, der über- oder weiterlebt hat sich dadurch seine weiße Weste besudelt.
Um es so weit kommen zu lassen, mussten die Filmemacher jedoch einige Klischees in Kauf nehmen. Frauen zum Beispiel, die sich arg dumm verhalten und Männer an der Knarre, denen der Schriftzug ‚Macho’ auf die Stirn tätowiert worden ist. Spätestens aber ab der Hälfte des Filmes werden die Wendungen und die Entwicklung der Handlung immer sauberer und nachvollziehbarer, was ordentlich auf die Laune drückt und die Qualität des Filmes enorm ansteigen lässt, bis hin zum herunterziehenden Finale, dessen man sich seiner Tränen nicht zu schämen braucht. Weiter wird vollkommen auf plumpe Details verzichtet. Hier gibt’s keine Kerle, die ihre Freundin aus Spaß an der Freude erschrecken. Auch suhlt sich der Film nicht in übertrieben blutigen Details und läßt die Virusinfektion eine Virusinfektion sein, ohne deren Symptome in den Bereich des Zombiefilms zu drängen. Vielmehr belässt es „Carriers“ bei den unterschwelligen Ängsten zum Thema der Tröpfcheninfektion und der Angst vor der, hoppla, brandaktuell, grassierenden Schweinegrippe inklusive ihres Medienhypes.
Weltpremiere auf dem Fantasy Filmfest. Das bedeutet Taschenkontrollen am laufenden Band und eine handvoll Ordner (lebend und nicht von Leitz), die während der Vorstellung an den Eingängen standen und mit Argusaugen das bedrückt den Film verfolgende Publikum sondierten. Das hat mir nicht gefallen! Sind wir Zuschauer, fernab der Masse, wirklich so verdächtig? Und so hab ich den Film halt nicht auf meinem Handy von 1998 mitgeschnitten, auch weil ich meinen Riesenburger essen, meine drei Weizen trinken, SMS’ schreiben und ein Kreuzworträtsel lösen mußte...
Donnerstag, 27.08.2009/20:25 - 21:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1917
Geschrieben 28. Oktober 2009, 19:14
Regie: Matthew Kohnen
Liebes Tagebuch...
Mal ganz reduziert ausgedrückt: Entweder ein Film ist gut oder schlecht oder immerhin in Ordnung. Aber nicht in Ordnung ist, wenn ein Film gleichzeitig gut und schlecht ist. Nicht schwankend, sondern parallel gut und schlecht. Ganze 90 Minuten lang!
Gut bei „Wasting Away“ ist der Humor. Sehr gut die Ideen, die Verwendung fanden und sogar hervorragend sind die satirischen Untertöne, die geballte Wucht an Ironie und der Spaß an dem Spiel, althergebrachte Zombie-Klischees vollkommen auf den Kopf zu stellen. Das sich daraus ergebende Potenzial kann man bedenkenlos als revolutionär bezeichnen. Umso enttäuschender ist die Umsetzung all dessen. Kein Blut, kein Gore und vor Actionszenen wird abgeblendet. „Wasting Away“ sieht tatsächlich halbfertig und damit unbefriedigend aus.
Die Idee mit den zwei Perspektiven (Die Realität in Schwarzweiß/Die Welt aus der Sicht der Zombies in Farbe) ist eigentlich Gold wert, wird aber zu oft nur dazu benützt um vor zu aufwändigen Szenen regelrecht davon zulaufen, was mitunter herbe Logikfehler verursacht und dem Zuschauer fortwährend den Beleg ausstellt, das hier viel, viel zu wenig Geld zur Verfügung stand.
Lustig und unterhaltsam ist „Wasting Away“, keine Frage - manchmal sogar mehr als erwartet, was immerhin dazu führt, daß er eigentlich durchgehend spaßig ist und trotzdem permanent durch seine schwache und, ehrlich gesagt, ungenügende Inszenierung enttäuscht.
Freitag, 28.08.2009/17:10 - 18:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1918
Geschrieben 28. Oktober 2009, 19:34
Regie: Duncan Jones
Liebes Tagebuch...
One-Man-Show!
Sam Rockwell ist, neben den dezent eingesetzten und deshalb so wirkungsvollen Trickaufnahmen, der Mittelpunkt und die Hauptattraktion dieses Science-fiction-Mystery-Dramas um einen einsamen Helden auf einer großen Mondstation in naheliegender Zukunft, der plötzlich feststellen muß, daß er gar nicht so allein ist, wie es bis dato den Anschein machte.
„Moon“ will keine orakelnde Zukunftsvision sein, wie es einst bei „2001 - Odyssee im Weltraum“ der Fall war. Postmoderne Technik spielt hier kaum eine Rolle - auch daran zu erkennen, daß der Bordcomputer GERTY (wohl zu viel „E. T.“ gesehen, was?) gar lang nicht so schlau oder allgegenwärtig ist, wie es einst bei HAL 9000 der Fall war. Und so schaut Sam Rockwell ziemlich alt aus, als er plötzlich sich selbst gegenüber steht. Da direkte Antworten auf dieses Paradoxon ausbleiben und mich die schwer verständliche englische Tonspur nur mäßig unterstützen konnte, hab ich viel Aufmerksamkeit aufwenden müssen, um nicht die Orientierung zu verlieren, was „Moon“ jedenfalls für mich etwas sperrig und schwer zugänglich erscheinen ließ.
Als ich am Ende dann wieder den Durchblick hatte, wäre ich nun für ein tränenreiches Finale offen gewesen, was mir der Film dann jedoch verwehrte. Gerne hätte er noch ein paar Minuten länger laufen und damit das Spiel auf der Gefühlsklaviatur voll ausschöpfen können. Jenes Ende gab es dann aber nur in meinem Kopf - und vielleicht auch noch in den Köpfen ein paar Anderer. Trotzdem, ein ungewöhnlicher, steckenweise beeindruckender und auch voll und ganz sehenswerter Film.
Freitag, 28.08.2009/19:15 - 20:50 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1919
Geschrieben 29. Oktober 2009, 18:12
Regie: Ti West
Liebes Tagebuch...
Reise zurück in der Zeit - Teil 1:
„The House of the Devil“ ist kein Retro-Film, denn er sieht tatsächlich so aus, als wäre er vor 30 Jahren gedreht worden und nur die digitale Projektion schwächte diesen Eindruck ein wenig ab. Echte Retro-Filme sehen anders aus. Ein Beispiel: „Neues vom Wixxer“. Dieser lehnt sich detailverliebt an die alten Edgar-Wallace-Filme an, macht aber unentwegt Zugeständnisse an den momentan vorgegebenen Humorgeschmack (was ja nicht unbedingt schlecht sein muß). „The House of the Devil“ geht da ganz anders vor. Es gibt keine Zugeständnisse an das Publikum von heute und der Film verbreitet den Flair von (mittlerweile) vergilbten VHS-Covern, die man seinerzeit in der Videothek ausleihen oder für einen astronomischen Preis erwerben konnte.
Stilistisch ist der Film eine Anlehnung an „Tanz der Teufel“, „Mondo Brutale“ und „Vier im rasenden Sarg“, wovon nur der okkulte Inhalt des Letzteren hier eine tatsächliche Rolle spielt. Am Abend einer Mondfinsternis nimmt Samantha (Jocelin Donahue) einen lukrativen Babysitter-Job an. Als sie jedoch von ihren Auftraggebern erfährt, daß ihr Schützling kein Baby sondern vielmehr die Mutter/Schwiegermutter des eloquenten Rentnerpärchens ist, macht sie gute Miene zum bösen Spiel und sieht nur das Geld und nicht die seltsamen Umstände ihrer neuen Tätigkeit als Omasitter. Bald ist sie mit dem alten Landhaus und der Großmutter irgendwo im ersten Stock alleine. Viel Zeit vergeht um die Gedanken zu sortieren und die vielen Zimmer der viktorianischen Villa zu erkunden. Schock- oder eindeutig definierbare Gruselmomente bleiben hierbei weitestgehend aus. Vielmehr wird über eine lange Strecke eine ungemütliche innere Spannung aufgebaut, die den Zuschauer völlig im Unklaren läßt, was gleich geschehen könnte und ihn dabei an der Nase herumführt, da Minute an Minute vergeht und nichts Spektakuläres geschieht, was ebenfalls typisch für Horrorfilme dieser vergangenen Epoche ist.
Eruptionsartig wie bei einem Vulkanausbruch entlädt der Film dann im Finale seine, über eine lange Zeit, ohne großartig gewonnene Erkenntnisse, aufgebaute Spannung in einem dröhnend blutigem Finale, welches ruhig noch etwas länger hätte sein können, da es extrem wirkungsvoll auf seine Zuschauer einhämmert.
Freitag, 28.08.2009/23:50 - 01:25 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1920
Geschrieben 30. Oktober 2009, 15:34
Regie: Anthony DiBlasi
Liebes Tagebuch...
Das Böse in uns - Teil 2: Mahlzeit!
„Ich glaube ich werde wieder Vegetarier!“, sagte meine filmfesttechnische Unterstützung rechts neben mir. „Moloch Angst“ war in der Tat eine der abgründigsten Kurzgeschichten aus den „Büchern des Blutes“, die ich bis dato gelesen hatte. Filmisch etwas aufgepeppt kommt sie nun auf die große Leinwand. Ähnlich wie „Book of Blood“ als britische Produktion ohne großen Krawall und Firlefanz - eigentlich etwas schade, denn „The Midnight Meat Train“ und der mit dem Zug angereiste Krawall hat mir schon auch ziemlich gut gefallen.
„Dread“ schlägt eher leise Töne an, beleuchtet nach und nach den Werteverfall von Menschen, die sich einem psychologischen Experiment verschrieben haben, daß die größte Angst eines jeden Probanden an den Tag bringen soll, mit dem Ziel diese Angst, auf der Höhe ihrer Einschüchterungskraft, auszumerzen. Dabei schreckt der Film weder vor drastischen Szenen, aber auch nicht vor anhaltender Ruhe in seiner Erzählung zurück. Großartige Unterhaltung mit Zugeständnissen an die breite Masse sucht man in „Dread“ vergebens. Es ist ein ruhiger, etwas sperriger Film, der sich, ähnlich wie „Book of Blood“ dadurch auszeichnet, daß er nicht von einem großen Studio mit größtmöglicher Gewinnausschüttung produziert wurde.
„Dread“ ist ein kleiner und dreckiger Film, der einem am Ende zu recht den Spaß verdirbt, sofern man nach seinem Beginn noch irgendetwas wie Spaß verspürt hat. Und auch wenn er vom Inhalt der Kurzgeschichte ziemlich abweicht, den Appetit auf ein Steak verdirbt er einem trotzdem und setzt sich danach noch die Krone der Zynismus mit seinem finalen Schlußgag auf, die an Bösartigkeit schwer zu überbieten ist.
Samstag, 29.08.2009/15:10 - 17:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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