The Room-Files
#541
Geschrieben 22. September 2004, 11:32
Regie: Jess Franco
Liebes Tagebuch...
Dies ist die Geschichte eines Mädchens das einen Brief an Gott schrieb...
Gott hat geantwortet.
Die 14jährige Marie (Susan Hemingway) wird im Wald beim Herumtollen mit ihrem Freund Christobal von Vater Vinzenz (William Berger) erwischt und bei ihrer Mutter (Aida Vargas) angeschwärzt. Nur unter seiner Obhut, so erklärt der Geistliche der erschütterten Mutter, könne Marie wieder auf den rechten Weg gebracht werden. So erhält er die Erlaubnis und das nötige Kleingeld um Marie, die verirrte Seele, mit ins Kloster Serreda Iris nehmen zu können.
Bald jedoch erkennt Marie, daß Vater Vinzenz und die Mutter Oberin Alma (Ana Zanatti) mit dem Teufel im Bunde stehen. Leider zu spät, denn im Handumdrehen wird ihre Unschuld dem Höllenfürsten geopfert. Als sie damit an die Öffentlichkeit geht, wird sie vom Großinquisitor als vom Teufel besessene Hexe zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Am Tage vor ihrer Hinrichtung greift sie zu Feder und Tinte und schreibt einen Brief...
Wenn Jess Franco laut Vorspann einen Roman verfilmte, dann war es meist eine Erzählung von David Khunne die weder irgendwo niedergeschrieben, geschweige denn veröffentlicht war, denn David Khunne ist nur ein weiteres Phantom in Jess Francos Namenssammlung. Diesmal aber orientierte sich Jess Franco zusammen mit dem Drehbuchautor Erwin C. Dietrich (hier als Manfred Gregor), der zugleich Produzent dieses lustvollen Streifens war, an den gleichnamigen Roman von Mariana Alcoforado, beziehungsweise benützten ihn als Vorwand, um Blasphemie in Reinkultur auf die Leinwand zu klatschen. Unnachlässig treiben die beiden Schmuddelexperten die Unheiligkeiten stetig voran, bis sie nach circa einer Stunde den Höhepunkt erreichen, in dem sie im Zuge einer schwarzen Messe die Nonnen ihrer Kleider entledigen lassen und Herbert Fux höchstpersönlich als Teufel aus der Hölle empor steigen darf. Trotz dieses schmutzigen Inhalts verliert der Film nie seine Contenance. Vor großen, opulenten und perfekt eingefangenen Kulissen darf die katholische Kirche in totaler Eleganz ihrer Würde erledigt werden. Immer begleitet von sakraler Musik. Ein Geklampfe, welches nicht nur ins Ohr sondern auch ins Herz geht. Dazu singen die Klosterfrauen mit Engelszungen Halleluja, wenn die Novizin Marie dem Pfarrer Vinzenz einen ganz speziellen Liebesdienst erweisen muß, während Peter Baumgartners Kamera hoch im Raum, fast senkrecht, über den beiden beobachtend hängen darf und sich draußen vor dem Kloster die Wellen des Meeres über den Sandstrand ergießen.
Inhaltlich ist natürlich auch dieser Film kein Meisterwerk. William Berger, der von der ersten Szene an das Gesicht eines geilen Bockes hat, wirkt schon ein wenig plakativ. So ist von der ersten Sekunde an erkennbar, worauf der es dieser Film anlegt und das viele der deftigen Showeinlagen nur Mittel zum Zweck sind. Auch wird nie begründet, warum das Kloster Serreda Iris samt Insassen dem Teufel verfallen ist. Das alles sind aber nur unbedeutende dramaturgische Schwächen, die durch das genußvolle Auftreten des Filmes und vor allem durch die herzerwärmend unschuldige Hauptdarstellerin Susan Hemingway vollkommen in den Hintergrund gedrängt werden.
Sonntag, 19.09.2004/16:40 - 18:05 Uhr
#542
Geschrieben 22. September 2004, 11:58
Regie: Peter F. Bringmann
Liebes Tagebuch...
Ein Mensch liegt mitten auf der Straße. Bei vollem Tempo wird er von einem roten Jaguar überrollt. Durch den Schwung der vier Räder rotieren Arme und Beine zwischen Karosserie und Fahrbahnbelag. Weitere Autos fahren vorbei. Teilweise zögern sie. Teilweise weichen sie aus - niemand hält. So macht sich schon während des Vorspannes eine recht miese Stimmung breit - irgendwo am Rande von Köln. Kurz nachdem doch ein Auto neben der Leiche angehalten hat, treffen die Kommissare Max Ballauf und Freddy Schenk (Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär) ein - eben noch an Imbissbude, jetzt schon am Tatort.
Danach folgen Routine-Ermittlungen, die trotzdem überaus spannend ausfallen. Anscheinend wollte das Opfer eine alte Nazi-Geschichte aufdecken, in die die Führungsriege eines Luxus-Internats verstickt ist. Hier kommt das Reißbrett des Drehbuchautors ins Spiel, der allerhand Verstickungen aufzutischen gedenkt. Diese niederzuschreiben wäre ein Tagwerk, welches ich hier dran nicht verschwenden möchte.
Trotz der ausladenden Handlung ist noch Zeit für weitere Untaten des Mörders. Mit einem asiatischen Kampfsportstock (Name vergessen, oder noch nie gewußt) schlägt er zu, im wahrsten Sinne des Wortes. Desto mehr von der Identität des Mörders verraten wird, desto mehr treten auch die zum Kampfsportstock gehörigen Kampfstocksportarten ins Rampenlicht. Man sollte jedoch nicht "Matrix" erwarten, sich aber auch nicht soweit herablassen und das dargebotene verlachen. Wie geschrieben: "Tatort" ist nicht "Matrix".
Was ein wenig pseudo-clever, also ermüdend wirkt: In dem Internat wird rein zufällig ein neuer Hausmeister gesucht. Was hat das zur Folge? Und jetzt alle zusammen, händchenhaltend und im Chor: Eine Undercoverermittlung eines der beiden Kommissarsgesichter.
Spannend, überdurchschnittlich gut aber nicht viel fürs Langzeitgedächtnis.
Sonntag, 19.09.2004/20:15 - 21:45 Uhr
Bearbeitet von Mr. Room, 16. August 2008, 11:24.
#543
Geschrieben 26. September 2004, 10:55
Regie: George Lucas
Liebes Tagebuch...
Es ist schon gut sechs Jahre her, als ich die erste Trilogie von George Lucas Saga sah. Nicht mal zur Vorbereitung auf die beiden Prequels zog ich die Cassetten heraus. So traf ich heute einen Film, der einerseits unheimlich weit entfernt zu stehen schien, mir aber andererseits in jeder Szene vertraut ist. Vergleichbar mit dem Mann aus „Die fabelhafte Welt der Amélie“, der die Schatztruhe seiner Kindheit in der Telefonzelle findet. Immerhin ist die „Star Wars“- Trilogie meine aller erste Begegnung mit dem internationalen fantastischen Film, damals noch als Horrorfilm angesehen, was schon an die knapp 18 Jahre her sein könnte.
Ich weiß nicht mehr, welchen Film ich damals zuerst gesehen habe. Könnte mit einem Ausschnitt aus „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ begonnen haben. Ich bin wirklich in mich gegangen, aber zu keinem endgültigen Ergebnis gekommen. Meinen besten Freund aus Kindertagen, bei dem ich diese Filme zum ersten Mal sah, kann ich ja leider nicht mehr fragen...
Die Star-Wars-Filme von George Lucas sind nicht perfekt. Ständig windet er sich, um nicht irgendwelche Zugeständnisse an unser irdisches Dasein zu machen. Die Dialoge sind minimalistisch und bedeutungsschwanger. Ich habe aber keine Lust die Filme anzugreifen. Die Tatsache, daß mehr hinter dieser ersten Geschichte steckt, ein ganzes Universum, wie daß des Harry Potters, beeindruckt mich. Außerdem ist der Film außergewöhlich unkitschig, spannend und bietet was fürs Auge. Das alles ist eine gute Grundlage für 120 Minuten Dauergänsehaut.
Groß!
Montag, 20.09.2004/18:45 - 20:45 Uhr
#544
Geschrieben 26. September 2004, 10:56
Regie: Irvin Kershner
Liebes Tagebuch...
Vielleicht der beste Teil der ersten Trilogie. Die „Neue Hoffung“ war nur die kleine Vorspeise und jetzt kommt nicht nur das Hauptgericht sondern auch die Tatsache zum Vorschein, daß man sich tatsächlich in Mitten eines Neun-Gänge-Menüs befinden könnte.
Der putzige Yoda kommt ins Spiel, der teuflische Imperator auch. Seltsam, letzterer wird in den Credits nur mit seiner Stimme aufgeführt. Steckt noch nicht Ian McDiarmid hinter der alten Fassade?
Zum Ende hin wird es bitter. Alles Gute wird kurz und klein geschlagen. Da muß man sich als Fan ganz schön warm anziehen.
Ganz groß!
Dienstag, 21.09.2004/19:15 - 21:15 Uhr
#545
Geschrieben 27. September 2004, 19:04
Regie: Siggi Götz
Liebes Tagebuch...
Jacques Herlin war der Held eines dieser berühmt berüchtigten Videoabende, denn er traf mit seinen platten Anmachsprüchen voll ins Schwarze: „Ich hätte gerne ein Zimmer in ihrem Hotel, aber bitte mit einer französischen Matratze. Muuuhahahaarrrr!!!“
Ansonsten herrscht viel buntes Treiben und niveaulose Fröhlichkeit in diesem kalauerverseuchten Lustspiel. Niemand ist sich für nichts zu schade. Mag ein Witz auch noch so vorhersehbar und gezwungen sein - hier wird sogar noch die letzte Zote ausgepackt und breitgewalzt. Das alles gibt es natürlich fein verpackt in einer höchst turbulenten, verstricken und verzwickten Geschichte. Bayrisch, verklemmter Sexklamauk aller erster Güte, der (und ich hab es erneut festgestellt) ein klein wenig bemühter und somit auch „besserer“ ist als sein Quasi-Nachfolger „Hurra, die Schwedinnen sind da“, was zur Folge hat, daß „Drei Schwedinnen in Oberbayern“ nicht ganz so unterhaltsam ist - im Endeffekt aber nur minimal erkennbar.
Mein Lob an Rosl Mayr! Die muß riesigen Spaß gehabt haben, als sie mit ihren gut achtzig Jahren noch bei einer zünftigen Massenschlägerei Hand anlegen durfte. Diese Szene, eh ein Highlight unter den vielen total verrückten, halsbrecherischen Amateur-Stuntmen-Szenen.
Mittwoch, 22.09.2004/20:30 - 22:00 Uhr
#546
Geschrieben 27. September 2004, 19:05
Regie: Francois Petit
Liebes Tagebuch...
So im direkten Vergleich zu dem gerade gesehenen „Drei Schwedinnen in Oberbayern“ wirkt „Sunshine Reggae auf Ibiza“ überraschend nüchtern. Klar, Kalauer und Zoten gibt es auch hier zu Hauf und ein Ausruf wie „Oh nein, wie schrecklich!“ kommt einem hier auch schon mal über die Lippen, aber der Film funktioniert als relaxtes Urlaubsmovie mit Sommer, Sonne und eben Sunshine bestaunenswerterweise recht gut. Anscheinend war Franz Marischka im Jahre 1983 mit Talent und Glück gesegnet, wie kaum ein anderer seiner Zunft.
Aber auch Sprüche wie „3 Millionen Pfund? Das wären ja 1,5 Millionen Kilo“ kommen nicht gerade selten, was das Amusement reichlich in Fahrt bringt. Mein relativ unvorbereiteter Lieblingsarbeitskolleg hat sich fleißig auf die Schenkel geklopft, gepaart mit kräftigen Schütteln, als er die ersten Namen im Vorspann laß: Karl Dall, Olivia Pascal, Chris Roberts. Noch nicht ahnend, das Helga Feddersen, Gottlieb Wendehals, der ziemlich unvorteilhaft gekleidete Johnny Jürgens und die vorteilhaft ziemlich ungekleidete Bea Fiedler den ersten drei Highlights folgen werden.
Kein Entertainment? Kein Chris Roberts? Von wegen!
Mittwoch, 22.09.2004/22:30 - 23:50 Uhr
#547
Geschrieben 03. Oktober 2004, 21:15
Regie: Richard Marquand
Liebes Tagebuch...
George Lucas’ dritter Teil seiner Sternensaga musste in der Neufassung von 1997 die meisten Prügel einstecken. Ich erinnere mich da zum Beispiel an eine vollkommen unnötige Musikeinlage irgendwelcher animierter Gestalten. Ansonsten nimmt die Geschichte immer größere Ausmaße an, gewinnt weiter an Wichtigkeit und die Heiligkeit dieses filmischen Universums befördert immer klarere Züge ans Tageslicht.
Fast jede Szenen, fast jede Sekunde sehe ich „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“, genau wie seine Vorgänger, noch mit den Augen eines kleinen Kindes. Heute jedoch merke ich, daß diese erste Trilogie doch mehr zu bieten hat, als drei faszinierende Filme. Nein, sie kann sogar suggerieren, daß wir als Zuseher es hier mit etwas wirklich wichtigem zu tun haben. Diese Erkenntnis wiederum führte dazu, daß meine Wenigkeit am Ende mit dicken fetten Elefantentränen zu kämpfen hatte und den Kampf verlor - jedenfalls bis zu den Zeitpunkt, als plötzlich Hayden Christensen mit Episode-III-Frisur erschienen ist.
Groß und wichtig!
Donnerstag, 23.09.2004/20:10 - 22:15 Uhr
#548
Geschrieben 03. Oktober 2004, 21:19
Regie: David Zucker
Liebes Tagebuch...
„Scary Movie“ war für’n Arsch - eine Beleidigung für jeden Fan einer Parodie. „Scary Movie II“ habe ich nur halb gesehen, dazu noch halb betrunken. Kam aber kaum besser rüber. Trotzdem wagten mein Lieblingsarbeitskollege und ich den Versuch, sich diesem Film mittels Service einer Videothek zu nähern.
Recht schnell macht sich jedoch abermals bemerkbar, daß sich innerhalb der „Scary Movie“-Reihe nichts geändert hat - trotz der recht vielversprechenden Namen Jerry Zucker und Leslie Nielsen. Beide können durch Altbekanntes punkten, daß steht außer Zweifel. Doch häufig können sie nicht aus den gestrengen Regeln der „Scary Movies“ ausbrechen. Zu oft ist der Humor so was von unkomisch, das Niveau so einfältig, schlichtweg einfach pure Scheiße ohne einen Funken von Esprit, Talent und Engagement. Es ist einfach nur noch peinlich, wenn man Witze über Kinder- und Leichenschänder macht, die nicht mit dem zu diesem Thema nötigen Humor umgehen können. Hallo? Ein Pfarrer, der einfach so auf kleine Jungs steht, ist so einfach nicht witztig! Es schmerzt mir im Leibe, wenn liebevoll gestaltete Sets zu „Ring“ und „Signs - Zeichen“ durch den Kakao gezogen werden sollen, dann aber nichts auch nur annähernd komisches innerhalb dieses perfekt gestalteten Rahmes geschieht. Ich frage mich nur, was um alles in dieser Welt Denise Richards und Queen Latifah sich dabei dachten, als sie die Gage für ihre jämmerlichen Auftritte einstrichen. Über dieses Geld kann man sich doch nicht mal freuen??? Noch so eine tote Stelle im Film: Der schon im Trailer überschwänglich angekündigte Rap Contest: Wir saßen nur zu zweit im Zimmer. Trotzdem sank an dieser Stelle die Raumtemperatur um mindestens zwanzig Grad, die Kerze ging von selber aus, die Vanilla Coke verlor in dieser Zeit sämtliche Kohlensäure, die Pringles zogen unnatürlich viel Wasser und draußen auf der Straße begannen die Passanten sich zu übergeben.
Über Dinge wie die sich seltsam benehmenden Hunde, heimlich gefilmte Aliens und Leslie Nielsens Anspielung auf „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“ konnte man sich zweifelsfrei ungehemmt freuen. Das steht aber in keinem Verhältnis zu dem restlichen Film - denn der ist und bleibt ein Ärgernis.
Samstag, 25.09.2004/20:40 - 22:00 Uhr
#549
Geschrieben 04. Oktober 2004, 21:15
Regie: Olivier Dahan
Liebes Tagebuch...
Hauptsächlich ist dieser Film damit beschäftigt gut auszusehen. Alles wird in goldgelbes Licht getaucht. Der Kamera ist entweder stets in Bewegung, kreisenderweise um die Darsteller, oder versucht den Bildmittelpunkt möglichst weit weg von der eigentlichen Mitte des Bildes zu halten. All diese Eitelkeiten führen aber dazu, daß man sich recht schnell kaum mehr in der nur schwer nachvollziehbaren Handlung zurechtfinden kann. Dieser Film erklärt zu wenig und die vielen Äußerlichkeiten lenken zu sehr davon ab, den Sprüngen in der Geschichte zu folgen. So sieht man großartig gestaltetes, aber meist emotionsloses und auch spannungsarmes Gruselkino bei dem es zu müßig erscheint, sich diesem Streifen in naher Zukunft öfter zu widmen um eventuelle Geistesblitze herbeizuführen.
Schauspielerisch paßt der Film. Jean Reno ist gern gesehen und das saubere französisch, welches Christopher Lee auf den Tisch legt, hat meinen Respekt sicher. Dennoch verschwendete ich während dieser filmischen Begegnung meine Gedanken nur an die Frage, ob es die beiden Kommissare diesmal wirklich mit einer übersinnlichen Erscheinung zu tun haben oder nicht. Letzteres war leider wieder der Fall, was noch dazu ziemlich hanebüchen erklärt wurde. Was soll’s? Netten Film gesehen.
Samstag, 25.09.2004/22:25 - 00:00 Uhr
#550
Geschrieben 04. Oktober 2004, 21:17
Regie: George Lucas
Liebes Tagebuch...
Jede Saga hat einen Anfang und George Lucas war der Meinung, seine Saga sollte einen bonbonfarbenen Anfang erhalten. „Irgendwann werden die Zuschauer verstehen, warum die Saga so bunt und kindlich begann“, sagte George Lucas und verteidigte damit die disneyhafte Pastellplastikepisode. Aber machen wir uns doch nichts vor: Auch wenn Onkel George es manchmal arg übertreibt, diese Episode 1 fügt sich erzählerisch richtig gut in die Saga ein, auch wenn sie tricktechnisch ihren „Nachkömmlingen“ haushoch überlegen ist.
Als megakrassen Überhammer empfand ich damals das große Finale, dazu noch dieses Quentchen Unantastbarkeit und gekonnte Verknüpfungen zu den bereits bestehenden Episoden und das Glück ist perfekt. Zu meiner Schande (oder auch nicht) muß ich gestehen, daß ich, als ich diese erste Episode im Kino sah, noch gar nicht um die Wahrheit über die Rolle von Ian McDiarmid Bescheid wusste. Nun ja, es soll ja Leute geben, die das heute noch immer nicht wissen. Das müssen dann wohl die sein, die den „Angriff der Klonkrieger“ verstanden haben, beziehungsweise sich über diesen keine Gedanken gemacht haben. Dazu später mehr, wenn die Zeit reif ist.
Cool und groß!
Sonntag, 26.09.2004/15:20 - 17:30 Uhr
#551
Geschrieben 08. Oktober 2004, 11:43
Regie: Franz Marischka
Liebes Tagebuch...
Nach der "Stoßburg" ist dies die zweite Produktion aus dem Hause Gunter Otto, die mir unter die Augen kommt. Und in diesem Hause gibt es anscheinend auch feste Regeln, wie so ein Film auszusehen hat. Jetzt schon von einer erkennbaren Handschrift zu reden, wäre vermessen, aber inhaltliche wie äußerliche Parallelen zwischen diesen beiden Filmen sind unübersehbar. Der Regisseur Franz Marischka ist jedenfalls nicht der springende Punkt - der hat, auch wenn inhaltlich gleich, bei der Lisa-Film ganz andere Vögel abgeschossen.
Die "zwei Kumpels auf der Alm" nehmen sich übrigens viel zu ernst. Der Klamauk ist in ein arg enges Korsett gedrängt worden. Viel zu viel Handlung rankt sich um die abgedroschene Story um ein paar Helden und Heldinnen aus dem Ruhrpott, die im Allgäu das Alphorn blasen. Auch wundert es mich, warum den männlichen Kumpels andauernd irgendwelche rechtsorientierten Aussagen in den Mund gelegt werden, während die weibliche Hauptkumpeline mit dem Gewissen hadert, weil sie ihren "Itaker" (O-Ton ihres Vaters) betrogen hat. Anstatt der Produktion von Spaß müssen Probleme gewälzt werden. Zur Not gibt es aber noch grauenvolle, todernst gemeinte Musikeinlagen, 'nen Gastauftritt von Gerda Steiner und diese typische Art von lustigem Humor, wie ihn nur die Bayern wirklich gut beherrschen. So kommt auch der spezielle Drang nach verhunztem Spaß nicht vollkommen zu kurz.
Montag, 27.09.2004/21:00 - 22:25 Uhr
Bearbeitet von Mr. Room, 16. August 2008, 11:35.
#552
Geschrieben 09. Oktober 2004, 22:42
Regie: Pedro Almodóvar
Liebes Tagebuch...
Ein Film von Pedro Almodovar so ganz ohne Frauen? Eigentlich undenkbar, aber harte Realität - wenn auch etwas gewöhnungsbedürftig. Man bekommt eine großartig verschachtelte, anfangs kaum durchschaubare Geschichte erzählt, die ebenso spannend wie dramatisch, provokant und anrührend ist - nur eben spielen keine Frauen mit. So ist das, was man von Almodóvar geboten bekommt altbekannt und dennoch völlig neu. Leider nicht ganz so feurig wie die Energie der vorangegangenen Filme.
Der Film ist keinesfalls langweilig, kann aber bei mir nicht die Begeisterung auslösen, wie es andere Werke von Pedro Almodóvar vorher getan haben. Trotzdem gibt es viele fantastische Momente. Auch kleine Geschenke können bei mir große Freude hervorrufen. So traf ich auf einen schönen, ja vielleicht sogar sehr schönen Film, dessen hinterbleibender Eindruck nach weiteren Sichtungen sicher noch größer werden könnte.
Und, mit „La Mala Educatíon“ hat Pedro Almodóvar einen Film geschaffen, der es trotz des durch und durch schwulen Themas fertig bringt, einen mittelgroßen Kinosaal komplett mit einem vollkommen durchschnittlich anspruchsvollen Publikum zu füllen.
Noch was: Gael García Bernal sieht aus, als hätte er sich die Lippen aufspritzen lassen.
Samstag, 02.10.2004/21:15 - 23:00 Uhr
#553
Geschrieben 10. Oktober 2004, 16:58
Regie: George Lucas
Liebes Tagebuch...
Katastrophe im Hause Jedi. Die Wohltäter des Universums stehen auf der falschen Seite und haben keinen blassen Schimmer davon. Sie versuchen den Senat und die Republik zu schützen, während sie einem Intriganten auf den Leim gehen. Die „böse“ Handelsföderation dagegen ist diesmal im Recht, nur wissen die wiederum nicht, daß ihr Verbündeter Count Dooku auf der Seite des Sith-Meisters steht.
Das zumindest lese ich aus dem fünften Star Wars Film von George Lucas, der sich inhaltlich als der bislang komplizierteste herausstellt. Wenn man sich nur von der grandiosen Aufmachung beeindrucken läßt, gibt es keine logischen Probleme. Aber die Handlung auszuleuchten stellt sich aber als ein enormer Kraftakt heraus. Hat sich George Lucas bei der Erklärung seiner Geschichte tatsächlich verhoben oder wird Episode III alles klären? Ich hoffe ja, letzteres trifft zu.
„Angriff der Klonkrieger“ - dieser präsentiert große Schlachten, große Bilder, große Gefühle, große Worte, aber auch große Verwirrung. Jetzt bleibt nur noch eins. Mit dem Hintern ungeduldig hin und herwetzen und auf den Mai 2005 warten - in der Hoffnung auf einen Film der an Düsterheit nicht mehr zu überbieten ist. Auch wenn das Letztere meiner Meinung nach nur Wunschdenken bleibt, werde ich, wenn sich Onkel George ein bißchen klug anstellt, am Schluß heulen wie ein Schloßhund.
Sonntag 03.10.2004/14:15 - 16:30 Uhr
#554
Geschrieben 11. Oktober 2004, 21:53
Regie: Klaus Krämer
Liebes Tagebuch...
Nachdem Bernd Schadewalds Film „Polizeiruf 110 - Vater unser“ von sozialkritischer Dramatik nur so triefte, war es mal wieder an der Zeit ein bisserl Gemütlichkeit im Münchner Polizeiruf-Team einkehren zu lassen. Ein dirndlgeiler Frauenmörder schlachtet sich durch die Biergärten der nördlichsten Stadt Italiens. In der Tat - nicht nur die Maß, sondern auch das Maß ist voll. Im Übrigen, ein herrlich kindisches Wortspiel.
Im Polizeiruf wie auch im Tatort war es ja lange Zeit Mode, daß die Kommissare persönlich in den zu lösenden Fall eingebunden waren. Meist kam dies durch verdächtige oder gefährdete Weggefährten der Ermittler zu Stande. Nun zeichnet sich aber endgültig die Dominanz einer anderen, scheinbar ebenso beliebten Drehbuchidee an: Die Undercoverermittlung. So dauert es nicht lange, bis auch Michaela May im Dirndl mit zehn Maß Bier durch den Biergarten hetzt und den Mörder anlockt, was übrigens ordentlich lange gezeigt wird und überaus spannend zu betrachten ist. Im Unterschied zu anderen Undercoverermittlungen steht diese hier also total im Mittelpunkt und ist nicht nur eine schlußendlich hilfreiche Nebenhandlung.
Eine sommerlich frische Brise weht durch diesen Film, während man bei Schadewalds Vorgänger Magenschmerzen und eine Staublunge bekam. Michaela May und Edgar Selge schlagen sich gut als Team. Trotzdem kann es vorkommen, daß sie in extremen Situationen eher lächerlich als mitreißend aussehen. Das ist aber das Erbe von Bernd Schadewald. Zum Schluß noch ein Drehbuchhaken: Der Aufhänger für den und der Einstieg in den Showdown kann nur durch Verwendung von naiven Handlungsklischees bewältigt werden.
Sonntag, 03.10.2004/20:15 - 21:45 Uhr
#555
Geschrieben 12. Oktober 2004, 11:47
Regie: Marcus Nispel
Liebes Tagebuch...
Es ist eine Qual. Aber immer und immer wieder muß man sie erleben. Das TCM-Remake ist für mich eine Tortour allererster Güte. Trotzdem setze ich mich diesem Schrecken "gerne" aus - wenn auch etwas widerwillig. Schließlich treffe ich ja nicht auf ein Spaß- oder Partymovie aus der Horrorecke, sondern auf den absoluten Terror im Gewand eines Spaß- oder Partymovie aus der Horrorecke. Das war ja beim 74'er Blutgericht nicht der Fall.
Diesen Film würde ich gerne bei einem Videoabend mit nicht filmversierten Freunden vorführen und ihnen somit die Schönheiten des Hollywoodkinos mal so richtig um die Ohren hauen.
"Michael Bay's Texas Chainsaw Massacre" ist ein Tritt in den Magen und eine außerordentliche harte Seherfahrung - auch nach dem dritten Male.
Scheiße, ist die Säge laut...
Montag, 04.10. 2004/18:55 - 20:30 Uhr
#556
Geschrieben 12. Oktober 2004, 21:06
Regie: Victor Stuck
Liebes Tagebuch...
Ein schlechter Film als Belohnung für einen stressigen Tag? In der Tat ein Schule machendes Beispiel. In den letzten Wochen nicht nur nötig gewesen, sondern auch überaus hilfreich. Umso weniger Hirn, umso mehr Entspannung. Das gibt es sogar ohne Rezept.
Eine überraschend große Gruppe von Menschen trifft in einem Schloßhotel aufeinander um amouröse Abenteuer zu erleben. Kurios, teilweise möchte der Film den Anschein erwecken, er spiele in der Vergangenheit. Und das nicht nur in den Szenen, als die Schlossgespenster lustvoll durch die Gänge wandeln. Das aber neben all den Oldtimern und klassischen Garderoben auch mal ein D-Zug durchs Bild rauscht, scheint den Regisseur, vertieft in seiner historischen Vision, nicht zu stören. Vielmehr läuft alles auf einen riesigen Verwechslungsshowdown hinaus, der schon fast so breitgewalzt wird, daß er auf die Nerven geht. Aber hey, wozu über Unsinn ärgern, wenn man sich doch vielmehr über all diese platten, peinlichen, hilflosen Witzchen in Szenen, die so vergeblich versuchen wirklich gut zu sein, freuen kann?
Und dann gibt es tatsächlich noch ein paar wirklich gute Szenen in denen irgendwelche Witzchen so gut funktionieren oder so dermaßen in die Hose gehen, daß einem hier unmöglich der Spaß abhanden gehen kann. „Das Lustschloß im Spessart“ entspannt fast so gut wie die Spezialkur des im Film auftretenden Schäfers Astloch...
Junge Frau zum Schäfer:
„Guten Abend. Sind sie nicht der berühmte Schäfer Arschloch?“
Mittwoch, 06.10.2004/20:30 - 21:50 Uhr
#557
Geschrieben 17. Oktober 2004, 10:38
Regie: Lewis Coates
Liebes Tagebuch...
Nach dem „Lustschloß im Spessart“ folgte gleich im Anschluß der nächste Film, der in einer Zeit spielt, die auf den ersten Blick nicht besonders gut erkennbar ist. So hat die Menschheit die erste bemannte Reise zum Mars bereits hinter sich, aber in New York sieht es noch immer so aus, wie einst zu den besten italienisch angehauchten Schmuddelfilmzeiten der frühen 80’er Jahre.
Regisseur Luigi Cozzi zeigt nicht nur, wie der Hase läuft, sondern auch wo er herkommt: Aus Italien. Und da haben Gedärme gefälligst zu fliegen und Körper zu explodieren. Das ganze Spektakel darf in einer amüsant trashigen Rahmenhandlung geschehen. In einer südamerikanischen Kaffeeplantage werden außerirdische Kokons gezüchtet, die aufgrund der hanebüchenen Erklärung, daß jedes Lebewesen Recht auf Leben hat, auf die Menschheit losgelassen werden. Diese marsianischen Glühwürmchenmelonen haben weder Interesse daran die Menschen zu fressen oder den Planeten zu plündern, sondern geben sich zufrieden, wenn sie ihren Gegenüber zum Platzen gebracht haben. Am Ende überrascht dann das übergroße schleim- und rauchspuckende Muttertier der Kokons, genannt Astaron, mit einem Maximum an tatsächlicher Größe und einer gewissen Bissfreudigkeit.
„Astaron - Die Brut des Schreckens“ ist ein kurzweiliges, sehr italienisches B-Filmchen.
Ian McCulloch: Ein echter Held, inklusive Trauma und Alkoholabhängigkeit;
Louise Marleau: Verdammt viel Haare auf den Zähnen;
Marino Masé: Gerade noch verliebt - dann plötzlich gestorben;
Siegfried Rauch: Auch Deutsche können platzen;
Gisela Hahn: Ein für die „Jungfrau unter Kannibalen“-Gedächtnis-Frisur;
Mittwoch, 06.10.2004/22:05- 23:30 Uhr
#558
Geschrieben 18. Oktober 2004, 18:27
Regie: Uwe Boll
Liebes Tagebuch...
Regisseur Uwe Boll klaut sich durch die Geschichte des Horrorfilms und geht dabei so bierernst vor wie der Vorstandsvorsitzende eines Karnevalvereins. Was eigentlich als Geschenk an die Zombiefangemeinde angedacht war, geht total nach hinten los und läßt die angestrebte Zielgruppe nur hilflos mit dem Kopf schütteln.
Die Isla de la Muerta, oder wie das Eiland auch immer heißt, lädt zum Super-Rave. Ein paar Technojünger treffen mit Verspätung ein und finden nur noch die untoten Reste derer vor, die pünktlich waren. Uwe Boll läßt kein Klischee aus. So was von steif fährt er alles auf, was seit 20 Jahren Füße zum Einschlafen bringen. Unterstützt wird er dabei von den völlig talentfreien Darstellern. Da geschehen ringsherum um diese ganzen Spacken die fürchterlichsten Dinge und das Einzige, was sie zu zeigen haben ist, daß sie außer Atem sind, bevor sie sich in Scharen hingebungsvoll für ihre Kolleginnen und Kollegen opfern. Und dann ist da noch Jürgen Prochnow, den ich nie wieder mit Knarre in der Hand sehen will, so blind und aktionslos wie der durch die Gegend ballert...
Auch hat Regisseur Uwe Boll sich ein wenig überschätzt, was den Einsatz von Bullettime angeht. Diese sieht, und das muß ich gestehen, verdammt, verdammt gut aus, ist aber in klein wenig überdosiert - wirkt wie eine Flasche Jack im Vergleich mit 'nem kleinen Cola.
Aber was zerbreche ich mir den Kopf über diese wahrhaft ehrliche Verfilmung eines Videospiels, die es perfekt schafft monotones Geballere vom PC- auf den TV-Schirm zu hieven und dabei nicht mal auf Inserts aus dem PC-Game verzichten kann? In zwanzig Jahren können wir, unsere Kinder und Kindeskinder sicher ausgelassen darüber lachen.
Montag, 11.10.2004/18:40 - 20:05 Uhr
#559
Geschrieben 18. Oktober 2004, 18:27
Regie: Baz Luhrmann
Liebes Tagebuch...
Großartig, meisterlicher und bewegender Film. So bewegend, daß ich beim Anschauen beschloß, darüber keine Worte zu verlieren...
Believe!!!
Dienstag, 11.10.2004/19:00 - 21:00 Uhr
#560
Geschrieben 18. Oktober 2004, 21:37
Regie: Franz Marischka
Liebes Tagebuch...
Die Halbprominenz des deutschen Unterhaltungsfilms machte sich auf Kosten der Lisa-Film diesmal ein paar schöne Tage in Afrika und drehte nebenbei dieses köstliche Lustspiel bei dem Spannung, Spaß und auch die Erotik nicht zu kurz kommen. Zusammen mit „Ein dicker Hund“, „Sunshine Reggae auf Ibiza“ ergibt „Das verrückte Strandhotel - Dirndljagd am Kilimanscharo“ wohl Franz Marischkas Achse des Bösen, dessen Stern nie heller leuchtete als bei diesen Eventgranaten.
Eine Handlung gibt es kaum. Das verrückte Strandhotel „Leisure Lounge“ ist weder pleite, noch kündigt sich überraschend der Besitzer an. Es reisen einfach irgendwelche Leute an, die sich dann, wie es der Zufall will, alle von daheim her kennen und im fernen Afrika einen Seitensprung wagen, was für allerhand infantile Verwechslungen sorgt. Sonst bleibt alles so, wie es schon bei den letzten Videoabenden der Fall war: Kalauer aus dem Kindergarten, Holzhammerhumor und Stammtischwitze werden im Sekundentakt gedroschen. Karl Dall darf ein paar Lieder schmettern, Wolfgang Fierek kommt Bea Fiedler reichlich nahe, Dolly Dollar und Olli Maier als gegensätzliches Pärchen sind ein Highlight in Sachen Peinlichkeit und Isa Haller als Mutzerl Mutzenbacher ist ein Brüller.
Also:
imma luustig, imma feeesch.
Mittwoch, 13.10.2004/21:30 - 22:50 Uhr
#561
Geschrieben 19. Oktober 2004, 21:50
Regie: Rolf Thiele
Liebes Tagebuch...
Professor Alexander Alexander glaubt an die Macht der Technik und der Wissenschaft. Daß mathematische Formeln und Wahrscheinlichkeitsrechnungen im realen Leben nur theoretisch funktionieren, muß er am eigenen Leibe erfahren, als er aufgrund eines Mißverständisses in die Psychiatrie eingeliefert wird.
Heinz Rühmann in mitten eines experimentellen und sozialkritischen, ja fast sogar schon psychedelischen Filmes? Das ist in der Tat seltsame Kost. Auch weil er „Die Ente klingelt um halb acht“ seiner Zeit ein gutes Stück voraus war. Die vorkommenden technischen Gimmicks mögen schon lange veraltet sein, aber die eiskalte Distanz, die der Film gegenüber dem Technikwahn aufbaut, ist noch immer aktuell.
Rolf Thiele versuchte, seinen Film so ungewöhnlich wie möglich zu gestalten. Gute 15 Minuten dauerte es, bis die Zuschauer die Credits mit dem Menschen hinter der Kamera zu Gesicht bekamen und dies dann geballt auf wenige Sekunden geschah. Heinz Rühmann, auf der Flucht vor den Männern in den weißen Kitteln, muß über den Dächern von München in Zeitlupe eine nackte Schauspielerin verfolgen, die endlich mal eine wichtige Rolle ergattert hat. Auf einer Love-and-Peace-Demo verzerrt sich auf bizarreste Weise der Sinn der hochgehaltenen Plakate, weil diese hinter oder übereinander liegen. Der Zuseher reist durch die Hypnose der Hauptfigur Alexander Alexander in dessen Vergangenheit und bekommt Ausschnitte aus alten Rühmann-Filmen zu sehen, während Charles Regnier als Nervenarzt tonnenweise Streichhölzer verwurstet. Balduin Baas sieht weiße Tauben, aber nur wenn Ärtze anwesend sind. Hertha Feiler steht auf goldene Hände im Badezimmer. Zum Schluß bersten die Grenzen die Logik, wie kurz zuvor Charles Regniers Streichhölzer, als in einer aberwitzigen Gerichtsverhandlung mit Rudolf Schündler als Staatsanwalt entgültig Dunkel ins Licht gebracht und die Sache mit den Elefanten erklärt wird. Wie gesagt: ein ganz, ganz seltsamer Film. Er kommt nicht ohne Längen aus, lebt aber von so vielen grotesken Ideen, daß die Helden des deutschen Unterhaltungskinos so mit auch in der Avantgarde-, Kunst- und Independent-Ecke einen ehrwürdigen Platz gefunden haben.
Samstag, 16.10.2004/15:05 - 16:35 Uhr
#562
Geschrieben 21. Oktober 2004, 21:59
Regie: Ingmar Bergman
Liebes Tagebuch...
Ich habe keine Ahnung was mir Ingmar Berman mit diesem Film sagen wollte. Weiß nicht, was ihm wichtig war und worauf er hinauswollte. Ich sah keinen Sinn in der Handlung, zu wenige deutliche Unterschiede zwischen Realität und Fiktion und zu viele Szenen die bedeutungsschwanger daherkamen, sich aber strikt einer Erklärung verweigerten und so völlig vergebens auf bedeutungsschwanger taten.
Bergman schuf viele hochwertige Szenen, der Nykvist fotografierte die alle schön brav in bejubelbaren Schwarz/Weiß, der Film selbst ist an vielen Stellen erfreulich unkonventionell, aber als Eindruck bleibt nicht mehr als ein unzusammensetzbares Puzzle, welches sich nicht lösen lassen will. Vielleicht wäre eine deutsche Tonspur oder wenigstens deutsche Untertitel hilfreich gewesen. Vielleicht hätten sie das Verwirrspiel aber nur noch überheblicher erscheinen lassen...
Sonntag, 17.10.2004/08:55 - 10:30 Uhr
#563
Geschrieben 23. Oktober 2004, 13:22
Regie: Jean-Pierre Jeunet
Liebes Tagebuch...
Ich weiß nicht, ob es noch einen zweiten Film gibt, der so viel Fantasie mit soviel positiver Engerie verbindet. Zu schön um wahr zu sein.
Seltsamerweise habe ich den Film auch heute wieder nicht im Originalton gesehen...
Sonntag, 17.10.2004/13:30 - 15:30 Uhr
#564
Geschrieben 24. Oktober 2004, 15:01
Regie: Thomas Freundner
Liebes Tagebuch...
Charlotte Sänger (Andrea Sawatzki) und Fritz Dellwo (Jörg Schüttauf) mausern sich langsam aber sicher zum interessantesten Tatort-Team. Wie roter Faden zieht sich der gewaltsame Tod von Charlotte Sängers Eltern und deren Leben davor durch den Tatort aus Frankfurt. Das ist stark, intensiv, ja fast schon angenehm unangenehm.
Per Zufall erdeckt eine Assistentin des Ermittlerteams, daß eine ältere Dame nicht an Herzversagen starb, sonder erstickt wurde. Weitere angeblich geklärte Todesfälle werden erneut überprüft und siehe da: Auch hier starben die Frauen nicht eines natürlichen Todes. Schon am Anfang schickt der Film den Zuschauer auf eine, wie sich zwar am Ende herausstellt, falsche Fährte. So wird nie das lustige Mörderraten zum Thema und es ist sehr viel Platz für Dramatik, Spannung und die Charaktere haben die Chance ihr Gefühlsleben auszubreiten. Das gefällt rundum.
Des Weiteren bietet „Tatort - Herzversagen“ ein Wiedersehen mit altbekannten Gesichtern:
Gerade wieder zurück von der „Reise ins Glück“ - Friedrich Schoenfelder;
Die dusselige Kuh - Elisabeth Wiedemann;
Die Mutter aller Schnäppchen - Christel Peters;
Seltsam, 1989 gab es schon mal einen Tatort mit dem Titel „Tatort - Herzversagen“...
Sonntag, 17.10.2004/20:15 - 21:45 Uhr
#565
Geschrieben 24. Oktober 2004, 19:05
Regie: Luigi Batzella
Liebes Tagebuch...
Das ist ein ganz und gar armseliges Filmchen. Nicht mal in einer echten Wüste durfte es gedreht werden. So ist der Hauptschauplatz eine einzige traurige Sanddüne an irgendeinem Strand des Mittelmeeres.
Ein Terrorkommando schleicht sich in ein Land im nahen Osten ein (Name vergessen) um dort eine Ölraffinerie in die Luft zu jagen. Es ist aber ein sehr spezielles Terrorkommando, da sie ihren Auftrag in allerbester Urlaubslaune ausführen. Kaum am islamischen Strand angekommen, reißt sich die mitgereiste Dame die Kleider vom Lieb und springt fröhlich am Meeresufer hin und her und erledigt nebenbei noch ein paar böse Turbanträger. Überhaupt sind die Gegner, die sich dem sympathischen Terrorkommando in den Weg stellen, generell gesichtslos und hinter vielen Tüchern und großen Turbanen versteckt.
Und damit nicht jede Szene in besagter Sanddüne spielte kamen die Herren von der französischen Produktionsfirma Eurocine mal wieder auf die Idee, die bislang immer gezogen hat: Ihr Machwerk mit Fremdmaterial aufzupeppen. Dort bekommt man da in Tat eine echte, goldgefärbte Wüste zu sehen, wo billige Yukka-Palmen nicht lieblos in den Strand gestopft wurden und wo die angreifenden Bösewichter zwar auch bis oben hin verhüllt sind, aber auf echten Kamelen reiten, während sie im Gegenschnitt zum selbstgefilmten Material generell auf Pferden dahergewackelt kamen. Auch alles andere, was außerhalb der Düne spielt, ist geklaut: Diverse Flug- und Fahrzeuge, in denen die Kamera scheinbar den Akteuren folgt, kommen ebenso zu Einsatz wie natürlich jede Art von größerem Kampfgetümmel und auch die finale Explosion der Raffinerie wurde importiert. Besonders belustigend ist das einstürzende Nobelhotel, wo ein Ölscheich sich niedergelassen hat. Was für eine Ruine...
Wie eingangs gesagt, „Stoßtrupp in die Wüste“ ist armselig, wartet aber mit einer so enormen Anzahl von C-Film-Attitüden auf, daß man der Grottenschlechtigkeit gerne mit einem breiten Grinsen begegnet und den Unsinn 85 Minuten, frei von dem Gefühl, seine Zeit verschwendet zu haben, geschehen lässt.
Die deutsche DVD ist seltsam. Vor- und Abspann wurden digital erstellt. Kann mir nicht vorstellen, daß dies bei der VHS-Version von Toppic ebenfalls schon so ausgehen hat. Einige Online-Datenbanken führen Jess Franco als Darsteller auf. Falls er sich nicht unter einen der vielen Turbane versteckt hat, oder er nur in der französischen Version des Filmes auftaucht, ist dies eine Fehlinformation. Immerhin bekommt man Olivier Mathot in einer kleinen Rolle zu Gesicht.
Montag, 18.10.2004/18:45 - 20:10 Uhr
#566
Geschrieben 25. Oktober 2004, 18:57
Regie: Gunter Otto
Liebesgrüße aus dem Tagebuch...
Im Gegensatz zum Vorgänger „Zwei Kumpels auf der Alm“ kommt dieses Machwerk überraschend locker daher und hält, zum Schrecken eines jeden Bahnhofskinobesuchers aus dem Jahre 1977, nicht daß, was er verspricht. Erst am Ende treten die nackten Tatsachen in den Vordergrund. Jeder damalige Konsument muß sich bis dahin zu Tode gelangweilt oder schwarz geärgert haben, es sei denn, er konnte sich über den gehobenen Klamaukfaktor freuen. Denn in dieser Hinsicht hat dieser lustige Sexexpress einiges zu bieten.
Turbulent geht es zu, im Kleinkrieg, den sich zwei Kuhkäffer liefern. Da wird schon mal Kuhdung aus der Grube gehoben und im Nachbarsdorf auf dem Marktplatz geschüttet, was die Attentäter bitter büßen müssen, da ihre Anrainer sie dafür kurzerhand in die eigene Odelgrube schubsen. Hihi, wie witzig…
Eine grenzüberschreitende Liebe darf in diesem Lustspiel natürlich auch nicht fehlen. Ganz im Stile von, ich trau mich es ja fast gar nicht zu schreiben, Romeo und Julia werden zarte Bande geknüpft. Und zwischendurch wird halt ein bisschen rumgepimpert.
Neben dem reichlich vorhandenen, meist namenslosen Kanonenfutter gibt es noch Peter Steiner, Franz Muxenender und, mal wieder herrlich, Rosl Mayr zu sehen. „Liebesgrüße aus der Lederhose 3. Teil - Sexexpress in Oberbayern“ ist um einiges belustigender als sein Vorgänger und damit ein potenzieller Kandidat für einen demnächst vor der Tür stehenden Videoabend zum Thema „Unverzichtbare Grässlichkeiten“.
Montag, 18.10.2004/20:30 - 21:50 Uhr
#567
Geschrieben 25. Oktober 2004, 18:58
Regie: Tom Tykwer
Liebes Tagebuch...
Tom Tykwer ist ein fantastischer Geschichtenerzähler - auch wenn es diesmal nicht seine E
Eigene ist. Wie jeder Film seit „Lola rennt“ zieht mich auch „Heaven“ in seinen Bann und fordert mich z dem als Zuseher enorm heraus. Das ist nicht nur ein schöner oder interessanter Film, sondern auch einer, der vor allen Dingen verdammt spannend ist, der mit seiner sperrigen Geschichte den Zuschauern ans Gemüt rückt. Des Weiteren ist es wieder verdammt schwer (eigentlich unmöglich), den Film in eine Schublade zu pressen oder ihm wenigstens ein Genre zuzuordnen - ein weiteres Merkmal, an dem man einen typischen Tykwer-Film erkennen kann.
Schön, bewegend, mitreißend, außergewöhnlich - und weil’s so gelungen sperrig ist, ist „Heaven“ eigentlich schwer zu beschreiben. Ich finde, daß ist ein gutes Zeichen...
Dienstag, 19.10.2004/20:25 - 22:00 Uhr
#568
Geschrieben 31. Oktober 2004, 22:29
Regie: Frank Martin von Freunden auch liebevoll Francesco Martino gerufen, in Wirklichkeit aber Marino Girolami heißend
Liebes Tagebuch...
Es geht ganz schön kurzweilig zu, in diesem netten Film. Schlag auf Schlag versammelt sich alles vor und auch hinter der Kamera, auf was in diesem Genre zu hoffen ist. Es gibt schick geschminkte Zombies, superwilde Kannibalen, exotische Drehorte (New York, zum Beispiel), ne geile Mucke und so einiges an trashigem Radau. Erst als die schrägen Experimente von Doktor Donald O’Brien immer mehr an Bedeutung gewinnen, kommt das ansonsten recht amüsante Filmchen etwas in Stocken.
Kurzum: Schon allein die irre Verknüpfung von Zombies und Kannibalen macht den Film sehens-, bestaunens- und belachenswert.
Mittwoch, 20.10.2004/22:15 - 23:45 Uhr
#569
Geschrieben 31. Oktober 2004, 22:36
Regie: Wolfgang Becker
Liebes Tagebuch...
Immer wieder gern gesehen. Wolfgang Beckers Film ist rundum schön! Mit viel Geschick und Talent so gemacht, daß man ihn einfach ins Herz schließen muß.
Sonntag, 24.10.2004/12:45 - 14:45 Uhr
#570
Geschrieben 31. Oktober 2004, 22:37
Regie: Christiane Balthasar
Liebes Tagebuch...
Bei „Beckmann“ wurde schon vorab heiß über den Schritt diskutiert, denn die Kommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) hier wagt. Kaum hat der Film begonnen, so Beckmann, steigt die Kommissarin mit Hannes Jaenicke in die Kiste. Skandal! Skandal! Was man dann aber zu sehen bekam war nicht nur erst nach 45 Filmminuten spruchreif, sondern auch so unspektakulär, wie etwa die Frage danach, ob Maria Furtwängler die Haare offen trägt oder nicht.
Sonst? Reichlich harmloser, streckenweise langweiliger Krimi mit ein paar schönen Kameraeinstellungen. Einzelheiten zur Handlung sind mir schon komplett entfallen...
Sonntag, 24.10.2004/20:15 - 21:45 Uhr
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