The Room-Files
#601
Geschrieben 07. Dezember 2004, 22:41
Regie: Hape Kerkeling
Liebes Tagebuch...
Hape Kerkelings witzische Komödie erfreut auch noch nach dem x-ten Ansehen. Liegt aber auch sicher daran, daß ich sie schon einige Jahre nicht mehr sah. Die Eindrücke die „Kein Pardon“ hinterläßt haben sich nicht verändert. Der Film ist treffsicher, lustig und gut gespielt, flacht aber im letzten Drittel stark ab. Diverse Längen machen sich breit. Das war vor Jahren so und ist heute nicht anders. Sonst?
Sonst, schön!
Und weil’s so schön war, hab ich den Film gleich nochmal angeschaut. Dann mit Audiokommentar.
Samstag, 27.11.2004/13:30 - 15:00 Uhr & 15:00 - 16:30 Uhr
#602
Geschrieben 07. Dezember 2004, 22:43
Regie: Steve Beck
Liebes Tagebuch...
Der dritte Film aus dem Hause Dark Castle ist der erste Film, bei dem ich das Bedürfnis hatte, ihn ein zweites Mal sehen zu wollen. „Ghost Ship“ ist purer Horrorspaß. Er schockt, er gruselt, er schmiert dem Fan Honig ums Maul, ohne dabei im totalen Overkill zu kentern. Allein die Einführung von Gabriel Byrne und Co. geriet zu hastig, sonst habe ich keine Beanstandungen zu verkünden.
Lieblingsszene: Die Auflösung der Intrige. Was da in atemlosen Sekunden an Informationen und Impressionen auf den Zuschauer niederprasselt, zieht ahnungslosen Wesen mit Sicherheit ganz schön den Boden unter den Füßen weg.
Samstag, 27.11.2004/21:30 - 23:00 Uhr
#603
Geschrieben 09. Dezember 2004, 22:21
Regie: Kaspar Heidelbach
Liebes Tagebuch...
Die Elmar-und-Fritz-Wepper-Festival-Wochen im ersten deutschen Fernsehen scheinen noch nicht beendet zu sein. Es vergeht ja momentan kaum ein Fernsehtag in dem nicht einer der beiden Wepper-Brüder in einem TV-Film auftritt. Diesmal ist es Fritz Wepper, der als Besitzer eines Leipziger Fußballclubs unter Mordverdacht gerät. Es handelt sich hierbei um einen 1a Verdacht, der sich gegen Fritz Wepper erhärtet. Schließlich hat er höchstselbt die weibliche Leiche über die Mauer seines Stadions geschubbst.
Spannende Verwicklungen und Ermittlungen erwarten sowohl die Kommissare, als auch den Zuschauer. Der Film ist frisch und munter. Etwas was ich in letzteren Tatorten vermißte. Deshalb habe ich mich gefreut und ich danke den Leuten in Leipzig, denen ich nicht länger schuldig bleiben wollte, mal wieder einen "ihrer" Tatorte anzusehen.
Sonntag, 28.11.2004/20:15 - 21:45 Uhr
#604
Geschrieben 09. Dezember 2004, 22:21
Regie: Jess Franco
Liebes Tagebuch...
Zu Beginn von „Sadomania“ kann man sich bedenkenlos breitgrinsend zurücklegen. Ja, da hat man es tatsächlich mit einem echten Jess-Franco-Popcornmovie zu tun. Dominante und gestrenge Bösewichtinnen, dummdreiste barbusige Opfer, Hochglanzschmuddel vom Feinsten und weit und breit keine Spur von irgendwelchen anstrengenden Aspekten. Nichts wird zu ernst genommen und schon gar nicht anspruchsvoll zubereitet. Lag es vielleicht daran, daß ich schon nach kurzer Zeit wegknackte oder waren es die Mittelteil gehäuft auftretenden Softsexszenen? Ich weiß es nicht! Jedenfalls habe ich allerhand verpaßt. Otto Retzers Hinterteil zum Beispiel. Pünktlich zu Jess Francos Auftritt als Puffmutter bin ich dann wieder aufgewacht. Eine kuriose Enthüllung gibt es im Bonusmaterial. Jess Francos Liebhaber wird von Ajita Wilson mit aufgeklebtem Schnurrbart gespielt.
Ja ja, diese Hölle der Lust ist schon sehr putzig. Schön zu sehen, daß auch hier die Insassinnen des Frauengefängnisses im Steinbruch schuften müssen. Der Sinn und Zweck ihrer Arbeit will mir aber nicht vollkommen klar werden. Von Jess Francos Gewitterszene sollten sich andere Beleuchter oder Oberbeleuchter mal eine Scheibe von abschneiden. Vom mitspielenden Krokodil besser nicht. Dem geht dann nämlich die Luft aus.
Montag 29.11.2004/18:45 - 20:25 Uhr
Bearbeitet von Mr. Room, 16. August 2008, 12:26.
#605
Geschrieben 09. Dezember 2004, 22:23
Regie: Dieter Böttger
Liebes Tagebuch...
In erster Linie turbulente Verwechslungskomödie, in der sich mal wieder niemand für nichts zu schade ist. „Traumschiff auf Speed“ umschreibt den Zustand recht passend, in dem sich dieser Film befindet. Wenn das Zillertal auf Arabien trifft erschallt ein donnernder Kulturschock, der sogar noch vorgewarnte Zuseher in ihren Grundfesten erschüttern zu vermag. Die Story hat sich vorgenommen, die saubere Intrige um den unehelichen Sohn eines Ölscheichs aufzudecken. Wird das gelingen?
Bis jedoch die Handlung zum Tragen kommt, begnügt sich „Himmel, Scheich und Wolkenbruch“ damit, den liebenlangen Alltag auf einem Ozeanriesen zu schildern. Schnell werden noch ein paar Alibi-Prominente wie Guido Baumann, Heinz Eckner und Jacques Herlin aufgetischt, die auf Kosten der Produktionsfirma einen sicherlich schönen Urlaub genossen haben und nebenbei den Ruf des Filmes aufwerten sollten. Seltsam, nachdem der Film endlich versucht eine Geschichte zu erzählen, verschwinden die ganzen Nebendarsteller und auch der endgeile Charakter Gilbert Ampere, ein französischer Schlagersänger, der mehr Zeit verdient hätte.
Das Ende ist eine Katastrophe. Inhaltlich schlecht dargestellt und hastig zusammengestückelt. Aber mal ehrlich, mein Lieblingsarbeitskollege und ich wollten doch genau das sehen.
Mittwoch, 01.12.2004/22:00 - 23:30 Uhr
#606
Geschrieben 11. Dezember 2004, 15:17
Regie: Rolf Olsen
Liebes Tagebuch...
Videoabend im Hause BogeysCigarette. Anlass zur Prüfung der Partytauglichkeit diverser Rolf-Olsen-Machwerke. Die grausamen Puppen haben den Test schon mal bestanden. Das im Film vorherrschende rauhe Klima weiß die Massen in Bogeys Wohnstube zu begeistern.
Ich weiß trotzdem nicht was Rolf Olsen hiermit bezwecken wollte. Sein Film ist brutal, hart und unmoralisch (zumindest wäre er das in der ungeschnittenen Fassung). Trotzdem siegt das Gute auf biederste Weise. Auch beißen sich die seltsamen Einsprengsel von Humor (Balduin Baas als geiziger Schotte) mit der ernstgemeinten Kriminalistik, genauso wie die publikumswirksamen Action- und Spannungssequenzen. Das hat alles unheimlich hohen Unterhaltungswert ist aber fragwürdig bis aufs Mark.
Man wird es nie verstehen!
Donnerstag, 02.12.2004/19:45 - 21:15 Uhr
#607
Geschrieben 11. Dezember 2004, 15:35
Regie: Rolf Olsen
Liebes Tagebuch...
Ich will Gewalt! Ich will Blut! Ich will Verbrechen! Ich will Macht! Ich will Kritik! Ich will Gerechtigkeit! Ich will keine Gnade!
Ja ja, wie man sieht, "Blutiger Freitag" ist ein sehr aggressives Filmchen. Ohne Rücksicht auf Verluste reiht Rolf Olsen Paukenschlag an Paukenschlag. Dabei gehen mit ihm dutzende Male die Pferde durch. Er verheddert sich im Gewirr aus Gut und Böse. Er gestaltet die schlechten Menschen so ausführlich und so überdimensional groß, daß es der letzte Ausweg war, ihnen die gesetzesttreuesten Würdenträger entgegen zu stellen. Natürlich siegt das "Gute". Der Preis der dafür gezahlt wird ist hoch, sehr hoch, zu hoch!
Nie war scheitern so schön. "Blutiger Freitag" ist ein Knaller, der sowohl im Schulunterricht als auch im Bahnhofskino Verwendung finden könnte. Zeigt Herr Olsen gar seinen Stinkefinger und gibt zu erkennen, das pädagogisch wertvolles Kino so dreckig sein muß, daß es sich selbst aus dem Rennen schießt? Impulsion vorprogrammiert!
Napoleon Bonaparte, sie haben das letzte Wort.
Donnerstag, 02.12.2004/21:15 - 22:45 Uhr
#608
Geschrieben 12. Dezember 2004, 22:32
Regie: Helge Schneider
Liebes Tagebuch...
„Ich habe jetzt keine Lust mehr, den Film weiter zu kommentieren“ sagt Helge Schneider und bricht nach 26 Minuten den Audiokommentar ab. An weiteren Stellen der DVD blickt ebenfalls durch, daß Helge Schneider mit seinem Film „Praxis Dr. Hasenbein!“ alles andere als zufrieden ist. Daß Helge Schneider und auch mein Lieblingsarbeitskollege den Film nicht mögen, will ich jetzt mal außen vor lassen und meine ganz persönlichen Eindrücke schildern.
Es scheint als hätte sich das schneidersche Universum um 180° Grad gedreht. „Praxis Dr. Hasenbein“ poltert nicht mehr vor Klamauk sondern zelebriert Langsamkeit und stellt die Nerven der Zuseher auf den Prüfstand. Somit ist er eigentlich ein Pendant zu „Jazzclub - Der frühe Vogel fängt den Wurm“, obwohl der doch eigentlich das Gegenteil darstellt. Schließlich wird dort die reale Tristesse portraitiert, während in „Praxis Dr. Hasenbein!“ eine Scheinwelt geschaffen wird, die einer üppig ausgestalteten Theaterbühne gleicht. Auch wenn Helge Schneider diesen kleinen Kosmos aus Kulissen nicht ausstehen kann, sieht dieser verdammt charmant aus und wirkt wunderbar liebevoll eingefangen. Nicht nur der tägliche Besuch im Tabakladen sondern auch das bunte Treiben auf der Straße läßt vergessen, daß bisherige Helge-Schneider-Filme stets dazu verleiteten die Lachmuskeln bis zur Besinnungslosigkeit zu strapazieren. Hier treten solche Stellen weitaus weniger auf. Ich kann mich im Moment explizit nur an eine lustige Szene erinnern: Die Filmpremiere, deren Musikuntermalung neue Maßstäbe in Sachen bizarres Kino stetzt.
Am Ende stellt Helge Schneider diese kleine Welt auf eine harte Probe. Die nicht vorhandene Geschichte wird unterbrochen und wir treffen dreißig Jahre später wieder auf den Ort der (damals schon nicht erzählten) Handlung. Na, wenn da nicht mal eine mutige Sozialstudie auf den Zuschauer wartet. Helge Schneider nimmt keine Rücksicht. Alles ist vergänglich. Auch eine schöne Zeit. Wär ganz schön traurig, wenn Helge Schneider nicht so eine fiese Type wäre, die sichtlich Spaß daran hat, alles gewesene zu zerlegen, was sich auch auf mich als Zuseher übertragen konnte. Ehrlich, das hat was. Auch wenn mir natürlich der Dr. Hasenbein aus „00 Schneider - Jagd auf Nihil Baxter“ tausendmal lieber gewesen wäre, als dieser Durchschnittshelge.
Sonntag, 05.12.2004/13:45 - 15:20 Uhr
#609
Geschrieben 13. Dezember 2004, 22:15
Regie: Ralf Huettner, Helge Schneider
Lieber Gott...
So informativ Helge Schneiders Audiokommentar, den ich auszugsweise hörte, auch ist, er sticht dem Film ganz schön böse das Messer in den Rücken. Helge Schneider macht „Texas - Doc Snyder hält die Welt in Atem“ zwar nicht nieder, entlarvt aber, daß die kuriosesten Szenen einzig und allein im Nachdreh entstanden sind und diese sich in den eigentlichen Film einfügen wie es auch bei Öl wäre, würde man es in Essig kippen. Ich sehe ihn direkt vor mir, Ralf Huettner, wie er sich haareraufend die Haare rauft, als Helge Schneider und Christoph Schlingensief Huettners schön und anständig gefilmtes Werk zerhacken und mit Kommissar Schneider, Schneider Schneider Popeider, Amok gegen Erzählstruktur und Kontinuität laufen. Trotzdem sind diese Szenen, die so gar nicht in den Film passen, die Besten. Dabei will ich gar nicht leugen, daß der Rest des Filmes auch was zu bieten hat. Diese Geschichte aus Texas ist wirklich ein außerordentliches Erlebnis. Nun war die Zeit reif für Helge Schneiders Meisterwerkt: „00 Schneider - Jagd auf Nihil Baxter“.
Sonntag, 05.12.2004/15:30 - 17:00 Uhr
#610
Geschrieben 13. Dezember 2004, 22:16
Regie: Kaspar Heidelbach
Liebes Tagebuch...
Der Tatort aus Münster zeichnet sich vor allem durch seine prägnanten Charaktere und die große Anzahl an Stammschauspielern aus. Beide Aspekte wurden diesesmal aber vernachlässigt. Die Staatsanwältin (Mechthild Grossmann) wurde nur mal in einem Nebensatz erwähnt und viele der bereits bekannten Nebendarsteller wurden an den Rand der Handlung gedrängt (ChrisTine Urspruch, Claus Dieter Clausnitzer). Auch vermißt man weitestgehend die Wortgefechte, die der Oberzynikers Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) mit seiner Umwelt führt. Wirklich scharfzüngige Worte waren dünn gesäät.
Auf einem münsterraner Leichensezierstationstisch liegt eine tote Frau, die da nicht hingehört. Jemand muß sie reingeschmuggelt haben. Nicht nur ein Fall für Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl), sondern auch für seinen Beinahe-Kollegen Boerne, der ja auch des Öfteren am Seziertisch zu finden ist, da die Thematik der Obduktion auch Teil seiner Arbeitsplatzbeschreibnung ist. Bald entzwurdelt Kommissar Thiel ein verzwicktes Ärzte-Klüngel-Geflecht in dem eine Menge Menschen drin verfangen sind, auch Boerne und dessen Mutter.
Da sind schon wieder viel zu viele Zufälle reingepackt und die ermittelnden Hauptdarsteller sind viel zu stark persönlich in den Fall eingebunden. Das alles hat schon lange einen alten Bart und sollte dringlichst vermieden werden. Hinzu kommt die mehr oder weniger durchschnittliche Inszenierung, die nicht mal durch das brisante Finale mit Herrn Boerne in der Klemme groß an Klasse gewinnen kann. „Tatort - Eine Leiche zu viel“ - ein Film der Entbehrungen, nicht nur im Vergleich mit „Tatort - 3 x schwarzer Kater“.
Sonntag, 05.12.2004/20:15 - 21:45 Uhr
#611
Geschrieben 14. Dezember 2004, 22:07
Regie: Gunter Otto
Liebes Tagebuch...
Da sieht man es wieder. Gunter Otto und seine delikate Herzog Filmproduktion haben von Tuten und Blasen ( ) keine Ahnung. Sonst wäre der vierte und nicht der dritte Teil dieser unverwüstlichen Filmreihe mit dem Titel „Sex-Express in Oberbayern“ geschmückt worden. Schließlich geht es ja hier um zwei engagierte Lokführer, die eine kleine bayerische Bimmelbahn zum fahrenden Bordell umfunktionieren. Aber so mußte halt der Film aufgrund der Hochzeit des Bürgermeisters betitelt werden. Schließlich nimmt die ja auch etwas Platz in der Geschichte ein, vor allem weil die zwei lustigen Lokführer dem besoffenen Bürgermeister die Braut entführen, durchpimpern lassen und ihm dafür ein vom Schnaps umnebeltes Schweinderl ins Heiabettchen legen. Vom Unterhaltungswert her ist dieser Film top - bislang wohl der Beste (unter Ausschluß des ersten Teils, den ich leider nicht auf DVD hab).
Jedenfalls sind mein Lieblingsarbeitskollege und ich durch ein Wechelbad der Gefühle gegangen. Der Film ist saublöd, geht aber den Grat des Stumpfsinnes so weit, daß man (teilweise) ehrlich drüber lachen kann. Das ist fast schon so lustig, wie bei den ersten beiden Schwedinnen-Filmen aus dem Hause Lisa-Film. Unterbrochen wird dieser Vorschulklamauk dann immer wieder durch ziemich eindeutige Sexszenen und grausigen Impressionen vom bayerischen Idyll. Bei einer so dargestellten Hochzeitfeier bekommt man ja Bandwürmer. Dabei weicht dieser vermeintlich glücklichste Tag im Leben von der von mir schon mehrmals erlebten Realität gar nicht mal so weit ab. Ein weiteres Highlight ist natürlich und von Haus auf Rosl Mayr, die sich sowohl im Bordell als auch auf dem Misthaufen oder als Vorsteherin im Mädchenpensionat sichtlich wohl fühlt. Die erschütternde Gesangseinlage von Eva Astor, unbekannt aus Funk und Fernsehen, mit dem Titel „Ih binn net souh bläihd, wiahr’i ausschau“ will ich unerwähnt lassen. Das muß jeder für sich selbst verarbeiten...
Mittwoch, 08.12.2004/21:10 - 22:45 Uhr
#612
Geschrieben 21. Dezember 2004, 22:14
Regie: Jonathan Mostrow
Liebes Tagebuch...
Vom Unterhaltungswert absolut gelungenes Actionkino. Es gibt viel fürs Auge, viel fürs Ohr und nirgendwo wird der Versuch unternommen, den unschlagbaren zweiten Teil zu übertrumpfen. So wirkt "Terminator III - Rebellion der Maschinen" zwar nur wie ein Nachbeben, fügt sich aber gut in die ganze Geschichte ein. Vor allem auch weils zum Ende hin schön tragisch, episch wird.
Paßt!
Sonntag, 12.12.2004/12:45 - 14:30 Uhr
#613
Geschrieben 21. Dezember 2004, 22:15
Regie: Martin Enlen
Liebes Tagebuch...
Das Idyll in einer Münchner Eckkneipe ist getrübt. Einem Stammtischbruder wird nach dem Anderen das Lebenslicht ausgelöscht. Eine tragische Vorstadtballade nimmt ihren Lauf. Diesmal ist endlich mal nicht der Kriminalfall im Vordergrund, sondern einzig und allein die Betroffenen - egal auf welcher Seite sie stehen. Opfer werden zu Tätern, Zeugen werden zu Mitwissern. All diese schicksalshaften Begegnungen und Ereignisse werden stimmungsvoll und einfallsreich eingefangen. Dieser Tatort ist ein echter Genuß, vom Anfang bis zum Ende.
Überraschend: Fast der ganze Film wird in ziemlich heftigem Dialekt gesprochen. Das ist sogar mit Heimvorteil teilweise schwer verständlich. Das Ende der Ballade: Der Stammtisch ist zerschlagen und die Brüder haben für ihre Tat gebüßt. Zurück bleiben Scherben und ein vollkommen desillusionierter Ernst Stankovski.
Dramatisch!
Sonntag, 12.12.2004/20:15 - 21:45 Uhr
#614
Geschrieben 21. Dezember 2004, 22:16
Regie: Robert Zemeckis
Liebes Tagebuch...
Eigentlich gehört dem Zemeckis Robert wegen dem „Polarepxress“ mal so richtig der Arsch versohlt und seine Filme boykottiert. Trotzdem war mir nach mystischer Science-Ficiton. Da bin ich doch bei „Contact“ an der richtigen Adresse. Wer dieses Genre liebt, wird hier Schlag auf Schlag überrascht. Schon wie ich ihn zum Ersten Mal sah, fühlte ich mich am laufenden Band geschmeichelt, geschockt, verblüfft.
Diesmal machte ich aber ein paar musikalische, reichlich kitschige Fehltritte von Herrn Silvestri aus. Hört sich an, als würde an machner Stelle Forrest Gump durchs Universum laufen. Da haben sie ihren Salat, lieber Herr Zemeckis. Obwohl ich nur den Trailer sah, bin ich polarexpressgeschädigt.
Montag, 13.12.2004/19:00 - 21:20 Uhr
#615
Geschrieben 23. Dezember 2004, 11:08
Regie: Alfred Hitchcock
Liebes Tagebuch...
Alfred Hitchcock hat viel zu erzählen. Sein abgrundtief obsessives Rätselspiel strotzt nur so vor erotischen Anspielungen. Während der Film selbt nie sein Anstandjäckchen ablegt potzenzieren sich im Gehirn die immer brisanterwerdenden Aussagen zu einer heißen Melange und die Gier der Charaktere nach Liebe erscheint plötzlich sonnenklar und riesengroß.
Schönes, ungewöhnliches Meisterwerk bei dem ich aber auch verstehen kann, daß es floppte. Schließlich wirkt es auf den ersten Blick recht harmlos, gar langweilig. Das gilt jedoch nicht, wenn man als Kind gerade die dunklen Ecken des Gruselfilmes ertastet. Dann ist die „Bessesen von einem Geist“-Geschichte natürlich perfekt - geschehen bei Mr. Room vor ungefähr dreizehn Jahren in Hamburg (Das aber nur so nebenbei erwähnt).
Dienstag, 14.12.2004/18:35 - 20:35 Uhr
#616
Geschrieben 23. Dezember 2004, 11:10
Regie: Gunter Otto
Liebes Tagebuch...
Kaum eröffnet (im vierten Teil), ist die Bordellbimmelbahn von Peter Steiner und Erich Kleiber auch schon wieder bankrott. Wie gut, daß Peter Steiner von seiner reichen Erbtante just genau in diesem Moment ein Flugzeug vermacht bekommt. Also eröffnen die beiden Lederhosenhelden in Peter Steiners Nudistenstadl eine Flugschule.
Humoristischer Höhepunkt ist die Szene, wo der erste Flugschüler (der nur gecastet wurde, weil er so schön schielen kann, und dies auch permant machen muß) mit dem Fluglehrer verwechselt wird. Es ist ist beileibe nicht das erste Mal, daß zwei Ahnungslose in einem Motorsegler den Himmel unsicher machen. Jedoch war es nie lustiger wie hier. Unglaublich, das!
Sonst ist der Film etwas schwächer als sein Vorgänger. Turbulenz ist nicht mehr durchgehend geboten. Auch zieht die Laufzeit von satten hundert Minuten gehörig am Nervenkostüm des Zusehers. Besonders schade: Rosl Mayr hat nur noch eine sehr kleine Rolle abbekommen.
Mittwoch, 15.12.2004/21:30 - 23:10 Uhr
#617
Geschrieben 23. Dezember 2004, 11:11
Regie: Tim Burton
Liebes Tagebuch...
Immerwieder wunderschönes Statement zum Thema „Geschichten erzählen“. Wie bei vorherigen Sichtugen auch schon: Das Ende ist nur schwer ohne Tränen zu überstehen. Das Finale ist einfach meisterhaft.
Donnerstag, 16.12.2004/20:20 - 22:20 Uhr
#618
Geschrieben 23. Dezember 2004, 15:18
Regie: David Koepp
Liebes Tagebuch...
Nach langer Zeit fand ich mal wieder den Weg in eine Videothek. Mit meiner Wahl war ich besonders glücklich als ich David Koepps Namen im Vorspann entdeckte. Schließlich mag ich seinen „Echoes“ ja besonders gerne. An manchen Stellen macht der Film auch den Anschein von gediegenem Spannungskino. Leider nur an machen Stellen. Anderenorts zieht sich die Geschichte unnötig in die Länge. Der Film will geheimnisvoller sein als er ist. Nur gemächlich wird Licht in die Beziehungskiste der Hauptperson gebracht.
Ich muß anmerken, daß ich nicht wirklich Mr. Clever bin, aber schon nach kurzer Zeit geahnt habe, was sich hinter der Figur des von John Turturros dargestellten Charakters verbirgt. Auch Johnny Depps Wende vom Paulus zum Saulus mag ich nicht. Und ich mag nicht, daß Gewalt nur unter vorgehaltener Hand gezeigt werden darf. Weiter mag ich nicht, daß es mit dem geheimen Fenster nicht viel auf sich hat und ich mag nicht, daß einzig und allein die Szenen spannend sind, die auf übersinnlichen Grusel basieren, was letztendlich durch die Auflösung widerlegt wird.
Sauber spannend war der Film an einigen Stellen (Spiegelszene), was jedoch nicht verhindern konnte, daß der Film am Ende einen ziemlich unbefriedigten Eindruck hinterließ. Außerdem sollte dem David Koepp mal jemand flüstern, daß man die Handlung wirklich nur dann twisten lassen darf, wenn diese Wendungen noch überraschen können und daß die Kamera nicht ständig durch Scheiben und Spiegel fliegen braucht.
Freitag, 18.12.2004/20:35 - 22:10 Uhr
#619
Geschrieben 25. Dezember 2004, 22:12
Regie: Alexandre Aja
Liebes Tagebuch...
Intensives Herzschlagkino bei dem ich feststellen mußte, daß ich im Kino damals so darin versunken war, daß ich heute nicht mal merkte, daß die DVD geschnitten ist. Die verwaschene Spukgestalt „Haute Tension“, die ich seit dem FantasyFilmFestival vor dem geistigen Auge hatte, deckte sich überraschend gut mit dem Film auf der DVD. Seltsam, es gab keinerlei Enttäuschungen oder Abstriche zu verzeichnen und in das Lied „New Born“ bin ich heute noch verliebt. Ein großartiger Kinobesuch liegt noch sehr, sehr vertraut im Erinnerungsarchiv offen zugänglich da und ein schöner Film war’s dann tatsächlich auch noch.
Montag, 20.12.2004/19:00 - 20:30 Uhr
#620
Geschrieben 25. Dezember 2004, 22:14
Regie: Jess Franco
Liebes Tagebuch...
Was Franco hier auftischt ist ein heilloses Durcheinander. Es sieht zwar nicht so aus, als ob der Müll vom Boden des Schneideraumes zu einem eigenen Film zusammengestückelt wurde, dennoch läßt "La Maldición de Frankenstein" alles vermissen, was ein rundes Werk ausmacht. Endlos viele bekannte Gesichter wurschteln sich durch teilweise psychedelische Szenen, die mir nicht so recht eine Handlung vermitteln wollen. Was bitte hat Lina Romays Rolle (wohl nur vorhanden in der spanischen Fassung) zu bedeuten?
Ich war dann zu müde um mich wenigstens an den kunstvollen Aspekten zu erfreuen, was auch daran lag, daß ich ein wenig angepisst war, daß die englische Tonspur schlecht verständlich ist und noch dazu immer wieder von der deutschen Tonspur unterbrochen wird. Hätte man da nicht auf den spanischen Ton zurückgreifen können? Der ist doch auch mit auf der Scheibe drauf. Aber nein, da waren wir wieder zu egoistisch...
Montag, 20.12.2004/20:35 - 21:55 Uhr
#621
Geschrieben 27. Dezember 2004, 13:14
Regie: Jean Rollin
Liebes Tagebuch...
Nicht nur karge Landschaften, alte Steine und Ruinen sind handlungsbegleitende Objekte eines Filmes von Jean Rollin. Immer mehr kristallisieren sich auch Dinge heraus, die Rollin bewußt wiederholte. Zum Beispiel das Finale am Strand, auf daß man später, meines Wissens auf jeden Fall in „La Frisson des Vampires“ und „La Fiancée de Dracula“ trifft und welches hier ähnlich bombastisch ausfällt. Was Rollin in Finale auf Zelluloid bannte ist fantastisch, energisch und sucht seines Gleichen. Hier bekommt man eine intensive Bildsprache nicht nur zu sehen, ja sogar zu spüren, die jedes actionbetonte Ende vergessen läßt. Im direkten Vergleich zu dem kurz danach entstandenen „La Frisson des Vampires“ ist „La Vampire nue“ der mehr gelungene Film. Rollin legt hier weitaus weniger Wert auf seine Handlung. In den ersten zwanzig Minuten bietet er einzig und allein einen durchgehenden Rauschzustand. Danach kommt die Geschichte zum Tragen. Im Gegensatz zu „La Frissons de Vampires“ wird diese aber nie zu dialoglastig. Perfekt getimt kommt dann das übersinnliche Ende, spielend in einer anderen Welt direkt hinter dem roten Vorhang. Schauspielerische Schwächen, altmodische, leicht trashige Regieeinfälle geben dem Film eine gewisse Naivität, was ihn sehr zugänglich (auch unterhaltsam) macht. Wir haben hier kein verkapptes Kunstkino, wir haben richtig gute Unterhaltung der etwas bizarreren Art.
Von den nicht allzu vielen Filmen, die ich von Rollin sah, ist dies der bislang Beste. Konnte er doch genau die Begeisterung hervorrufen, wie der teilweise etwas zu geschwätzige „La Frisson des Vampires“, dem der Bonus einer großen Kinoleinwand zu Gunsten kam. Ich neige dazu, daß ich mich im Heimkinobereich allzu oft von der Müdigkeit heimsuchen lasse. Davon war hier jedoch keine Spur. Zum Schluß soll noch eine weitere großartige Szene Erwähnung finden: Wenn diese Vielzahl von Fackelträgern aus dem Nichts auftaucht, und dabei den Säulengang des aparten Schlosses illuminiert, ging mir das Herz auf, blieb mir die Spucke weg, war ich mir der Faszination bewußt.
Dienstag, 21.12.2004/18:50 - 20:05 Uhr
#622
Geschrieben 27. Dezember 2004, 13:18
Regie: Dario Argento
Liebes Tagebuch...
Was Dario Argento hier an Inhalt in sein schlafloses Werk packt, hätte für eine ganze Trilogie gereicht. In seiner zwanzigjährigen Karriere hat sich der Mörder ein riesiges Universum aus Mord und Totschlag, einen (Alp-)Traum aus Blut und Tod aufgebaut. Daß Dario Argento sich beim Erzählen all dieser Epik manchmal etwas unglücklich anstellt oder den Großteil seiner Frauenpersonen in Dummheit agieren läßt, ist ein markanter Minuspunkt, steht aber in keiner Relation zu der großartigen alptraumhaften Atmosphäre. Die ist nämlich außerordentlich und beschert wohligstes Gruseln. Auch nach der x-ten Sichtung.
„Sleepless“ ist ein echtes Werk des Horrors. Ein abenteuerliches Erlebnis, bei dem ich mich gleichermaßen wohl (Zug/Teppich/Kopfschuß) und unwohl (Zähne/Nase) fühle. Ein Film nach meinem Gusto. Da wäre ein Glas Rotwein nicht verkehrt.
Mittwoch, 22.12.2004/19:00 - 20:50 Uhr
#623
Geschrieben 27. Dezember 2004, 20:19
Regie: Michael Walter
Liebes Tagebuch...
Wir alle stehen unter einer finsteren Herrschaft, der des Teufels, des Fürsten dieser Welt, des Feindes Nummer eins.
Dieses dunkle und beunruhigende Wesen gibt es wirklich.
Den Teufel.
Papst Paul IV am 15. November 1972
Die wichtigste Frage, die diesen ersten Film des Videoabends prägte war, ob es 1974 schon Brustimplantate gab? Trotz dieser Unklarheit versprühte dieser Film gute Laune ohne Unterlaß. Vor allem in der ersten halben Stunde, wo man Schlag auf Schlag von einer Horror-Szene zur nächsten gestoßen wird. Alles gipfelt in einer wirklich beeindruckenden Poltergeistszene. Zitat Lieblingsarbeitskollege kurz vor Ende des Filmes: „Ich will nochmal, daß alles fliegt“. Zwischendurch gibt es überdramatisierte Dialoge. Immer dann, wenn Magdalena zu toben beginnt oder einen Tumult veranstaltet. Ist hier eigentlich irgendjemanden klar, wie schön das Wort Tumult ist und, und wie selten es heute noch verwendet wird?
Immer wieder auch schön zu sehen, wer sich alles vor der Kameralinse tummelt. Bekannte Gesichter aus der „Schwarzwaldklinik“, dem „Traumschiff“ und „Verbotene Liebe“ lassen Herzen höher schlagen. Nicht zu vergessen, die extrem besorgte Elisabeth Volkmann, die tatkräftige Eva Kinsky und der Clou der Besetzung Rudolph Schündler, sowohl im Exorzisten-Original präsent, wie auch in diesem gnadenlosen deutschen Ripp-Off. Auch schön, Dagmar Hedrich, zum ersten Mal (wahrscheinlich auch zum letzen Mal) auf der Kinoleinwand, die als Magdalena ständig zwischen liebevollsten Engelchen (Kirchenchor) und geifernden Teufelchen (Nonnenficker) wechselt.
Walter Boos, der sich, meines Erachtens grundlos, hinter dem Namen Michael Walter versteckt, schuf einen Film, dessen Engagement eines „Blutigen Freitages“ nahe kommt, sich genauso bemüht, genauso gut und glaubwürdig sein will und ähnlich kolossal scheitert, dabei ein Maximum an Unterhaltung freisetzt. „Magdalena - Vom Teufel besessen“: Der Film über den alle sprechen.
Und jetzt?
Jetzt möchte ich kommunizieren. Aber nichts in den Mund, sondern unten rein, in die Fotze.
Mittwoch, 23.12.2004/20:45 - 22:05 Uhr
#624
Geschrieben 27. Dezember 2004, 20:23
Regie: Clifford Brown
Liebes Tagebuch...
Während die Frage nach den Brustimplantaten bei „Magdalena - Vom Teufel besessen“ von Niemandem beantwortet werden konnte, fanden sich über die hier anwesende Frage zwei Antworten, wie sich unterschiedlicher nicht sein konnten: Verbirgt sich hinter dem glatzköpfigen Kannibalen mit der unglücklich gefilmten Beinbehaarung Otto W. Retzer? Der Lieblingsarbeitskollege und Bogey meinten, das wäre auf jeden Fall der Retzer, während ich dagegen hielt.
Die Lisa-Film will heute von diesem Machwerk nix mehr wissen. „Wir haben nur den Verleih in Deutschland übernommen und deutsche Fassung produziert“. Der Rest wird totgeschwiegen. Kein Wunder, denn Francos Kannibalen-Gurke ist der Inbegriff des Misslingens. Ihm sollten ähnliche Ehren zu Teil werden wie Ed Woods „Plan 9 aus dem Weltall“ oder „Citzien Kane“ - bei letzterem im umgekehrten Sinne.
Einen so dreckigen, zusammenhangslosen, stümperhaften, armseligen, verunglückten, noch dazu nervig lauten, klischeebelasteten Film gibt es kein zweites Mal. Und da dieser Film so herrlich schlecht ist, gibt es kein halten mehr. Er ist Machwerk und Meisterwerk, Katastrophe und Sternstunde, Gülle und Gold, Gastritis und 10-Gänge-Menü in Einem.
Ich weiß noch, wie ich im DVDinside-Forum mal über Jess Francos „Jungfrau unter Kannibalen“ geschwärmt habe und deswegen heftige Prügel einstecken mußte. „Jungfrau unter Kannibalen“ ist unter Filmfans, besonders unter Horrorfans, ein verpönter Bastard. Jedoch schön zu sehen, daß es noch Leute (nicht nur, aber auch ICH) gibt die soviel Entertainment zu schätzen wissen.
Und jetzt?
Was ist jetzt aus dem Flirt mit Robert Redford geworden?
Mittwoch, 23.12.2004/22:30 - 23:50 Uhr
#625
Geschrieben 27. Dezember 2004, 20:24
Regie: Lucio Fulci
Liebes Tagebuch...
Die dritte Frage, die sich an diesem Videoabend stellte: „Gehört Fabio Testi zu den Guten oder zu den Bösen“. In den vergangenen Stunden hatte jeder Mal eine gewisse Hoch-Zeit erlebt und die Anderen immer wieder zum Ouzo trinken animiert. Zu vorgerückter Stunde hinterließ „Das Syndikat des Grauens“ daher einen kaum vorhandenen Eindruck. Kopfschuß auf der Rennbahn, Bunsenbrenner an der Backe und Ajita Wilson auf der Couch. Das wars auch schon größtenteils...
Und jetzt?
Gehört der Testi nun zu den Guten oder nicht?
Donnerstag, 24.12.2004/00:55 - 02:30 Uhr (könnte auch ne Stunde später gewesen sein...)
#626
Geschrieben 28. Dezember 2004, 19:44
Regie: Ernst Schmucker
Liebes Tagebuch...
Ein Evergreen im Bayerischen Fernsehen. Da ich das aber schon lange nicht mehr gesehen hatte und sonst auch nicht groß was anzufangen wußte, hab ich mir halt mal wieder diesen „Komödienstadl“ angesehen.
Die drei Brüder Gustl Bayerhammer, Maxl Graf und Gerhard Lippert führen auf einem Einödhof ein problemfreies, aber auch sehr, sehr ruppiges Junggesellenleben. Das ändert sich als plötzlich ein Findelkind vor der Türe liegt und der Pfarrer ihnen einen junge Magd (Gaby Dohm) schickt. Tatsächlich hält die Liebe Einzug, drobn auf’m Berg.
Seltsam. Nicht jedes Klischee, das die Story ausschmücken könnte, wird auch zur Ausführung gebracht. Weder wird die Kindsmutter gefunden, noch bekommen alle drei Eisbären ein Weiberl ab. Es hätte ja auch in einer Massenhochzeit enden können. Tut es aber nicht. Trotzdem verfällt auch dieser Theatermitschnitt, der damals bei der IFA in Berlin aufgezeichnet wurde, einem ziemlich abgestandenen Schubladendenken. Die Bäuerin gehört in die Küche, während der Bauer in der Stubn hockt und eine Maß nach der anderen reinkippt. Es hinterlässt in der Tat einen faden Beigeschmack wenn Gaby Dohm ihren drei Männern aufopferungsvoll und breitgrinsend die Pantoffeln nachträgt und mit tänzelnder Leichtigkeit den Hauhalt auf Vorderfrau bringt. Aber was will man auch anderes erwarten? Irgendwelche Art von Kritik wäre doch ein wenig fehl am Platze. So will ich diese strickte Rollenteilung mal gut sein lassen und mich von pointierten Dialogen und gut aufgelegten Schauspielern unterhalten lassen.
Samstag, 25.12.2004/19:45 - 21:15 Uhr
#627
Geschrieben 28. Dezember 2004, 19:45
Regie: Marc-Andreas Borchert
Liebes Tagebuch...
Was mir als erstes bei diesem Film auffällt ist, daß er zu dick aufträgt. Die Vision, eine Art „Short Cuts“ am Weihnachtstag stattfinden zu lassen, ist sicherlich sehr reizvoll, doch die Drehbuchautoren sind ein paar Schritte zu weitgegangen. Nicht mal in der „Lindenstraße“ gibt es so viele Katastrophen auf so engem Raum. Da ist zum Beispiel diese Rotzgöre, die den lieben langen Tag vor der Spielkonsole sitzt und Monster erschießt. Hätte sie nicht auch ohne diesen Umstand einfach so im Finale zu der Leuchtfeuerpistole ihres Vaters greifen können? Auch sonst sind viele Charaktere zu überzogen dargestellt und stören die Bögen, die die Geschichte schlägt, mehr, als sie ihnen zu Nutzen kommt. Ich denke da auch an die Mutter, die erfahren soll, daß ihr Sohn zum jüdischen Glauben übergetreten ist und sich aufführt wie der Elefant im Porzellanladen. Oder der Vater von der Rotzegöre der sich am Heiligen Abend von einem Saufkumpanen in die Kneipe schleppen läßt, während er ständig davon schwärmt was für ein guter Vater er ist. Auch ist mir aufgefallen, daß viele der Betrunkenen von der einen zur anderen Sekunde wieder nüchtern werden, daß mal Schnee fällt und mal nicht und daß die jüdische Familie ewig brauch, um die Fischsülze zu essen, bloß weil zwischen dem ersten und zweiten Bissen unheimlich viele Szenen der anderen Nebenhandlungen gezeigt werden müssen.
Hätte man all diese negativ auffallenden Aspekte verhindern könnten, hätten wir es hier mit einem fantastischen Film zu tun, dessen erzählte Geschichten berühren und sich im Laufe der Spielzeit nahtlos ineinander verweben. So berühren die Geschichten zwar und verweben sich auch nahtlos ineinander, aber fantastisch ist der Film trotzdem nicht. Obwohl das absolut gelungene Finale schon einiges bereithält um zu überzeugen. Mal ehrlich, bei diesem Stern von Bethlehem geht einem schon das Herz auf. Auch mag ich die Geschichte von Eva Haßmann sehr, die den Voyeur von nebenan einen Besuch abstattet. Auch die Polizisten sind nett, die den unbekannten Komapatienten aufsuchen. Und das Pärchen im Fahrstuhl. Auch die Verkäuferin im Kiosk, trotz ihres übertrieben schlimmen Familienlebens. Hhmm, irgendwie mochte ich den Film schon...
Danke für den Tip!
Ps.:
Die Musik ist sehr gut!
Sonntag, 26.12.2004/10:00 - 11:45 Uhr
#628
Geschrieben 29. Dezember 2004, 11:03
Regie: John Carpenter
Aus dem Tagebuch von Father Patrick Malone...
Nahezu perfektes Gruselkino, welches aber problemlos geremaked werden könnte, da die relativ kleine Produktion viele Hürden nicht nehmen konnte. So wurde der Handlungsradius mit der „6 must die“-Geschichte ziemlich eingeengt, auch kommt nicht deutlich genug zur Geltung, wie Adrienne Barbeau von ihrem Leuchtturm aus den Nebel so genau verfolgen konnte. Schließlich liegt zwischen dem verfluchten Städtchen und dem Leuchtturm eine ewige Autofahrt. Und auch die müde Musik, die Adrienne Barbeau über ihren kleinen Sender schickt ist zeugt von dem kleinen Budget. Für bessere Musik wird’s wohl kein Geld gegeben haben.
Aber trotzdem schafft es der Film schaurigen Grusel heraufzubeschwören. John Carpenter war halt damals unumstrittener Meister der Spannungsdramaturgie. Auch viele der Nebeleffekte sind schlichtweg grandios und ich war verblüfft, als ich im Making-of sah, wie diese zustande kamen. Mit einfachem Rückwärtslaufen des Filmes war es da nicht getan.
Sonntag, 26.12.2004/13:30 - 14:55 Uhr
#629
Geschrieben 29. Dezember 2004, 13:14
Regie: Oliver Stone
Liebes Tagebuch...
Auf den ersten Blick, will heißen im ersten Drittel, macht Oliver Stones „Alexander“ keinen besonders guten Eindruck. Der Film wirkt uninspiriert, ja gar langweilig gefilmt und geschnitten. Von Leinwandbrillanz keine Spur. Auch sieht der junge Alexander seinem erwachsenen Pendant zu ähnlich. Was bei „Big Fish“ wunderbarst gelöst wurde, erscheint hier einfach nur lächerlich. Die Frisur von Mini-Alex ist mit einer gelben Katze vergleichbar, die gerade explodiert ist. Viel zu viel Haare bei viel zu wenig Kopf.
Bis zum Beginn der ersten Schlacht begleiteten mich die Zweifel. Dann bekommt der Film etwas mehr Klasse. Er verzichtet auf altbekannte Schlachtenszenarien. Man sieht zum Beispiel nicht, wie die Fronten von links und von rechts in Hochgeschwindigkeit in der Mitte des Bildes aufeinander prallen. Dafür präsentiert „Alexander“ andere Perspektiven. Sehr gut zum Beispiel: die Vogelperspektive. Was auch auffällt: Die Schlachten (insgesamt zwei an der Zahl) sind verdammt blutig ausgefallen. Quasi fontänenartig spritzt es rot aus allen natürlichen und unnatürlichen Körperöffnungen und da der Film sinniger Weise frei ab 12 Jahren ist, haben wir es hier mit einem waschechten „Sleepy Hollow“-Fall zu tun.
Mit Anbeginn der Schlacht nehmen auch die Pathos-Anteile ab. Es wird nicht mehr so schwülstig geschwelgt und bedeutungsschwanger geredet, was für Erleichterung im Saale sorgte. Vielleicht hat man sich auch einfach nur daran gewöhnt. Was schön zu sehen ist, daß immer mehr die eigenwillige Handschrift von Oliver Stone durchblickt. Texteinblendungen verraten, welchem Teil des Kampfes wir gerade beiwohnen dürfen, optische Aspekte spielen immer größere Rollen und erreichen einen grausam schönen Höhepunkt in Indien, wenn sich im Stile von „Kill Bill“ das Bild alptraumhaft rot färbt. Hier aber nicht nur um das ganze Blut abzuschwächen, sondern um sehbare Höhepunkte zu setzen. Die Einstellung „Pferd vs. Elefant“ brannte sich förmlich in mein Hirn ein. Auch hört man hier die besten Stücke aus Vangelis’ Score, der hier, aber nicht im ganzen Film, auftrumpft, daß es hörbar schöner kaum geht (Hans Zimmer, aber auch Marco Beltrami lassen grüßen).
Was sich aber wirklich zu heftig durch den Film zieht: Die Männer sind zu stark geschminkt. Vor allem Jared Leto, der hier Alexanders große Liebe spielt, sieht aus, als wäre unentwegt vom Kajaalstift vergewaltigt worden. Im wahrsten Sinne des Wortes: das war zu dick aufgetragen. Ähnlich schlecht, aber fast manisch oft gezeigt: Zugeklebte Augen, die wohl zugenähte Augenlider darstellen sollten.
Was ich irgendwie witzig fand: Obwohl sie ja offensichtlich alle schwul waren (was im großen Hollywoodkino schon mal für Verstimmung sorgen kann), hat die Produktion eine üppige Liebesszene zwischen Alexander und seiner Frau durchgeboxt (was im großen Hollywoodkino auch nix verloren hat). Eine Liebesszene, die von „Titantic“-Romantik weit entfernt ist. „Alexander“ stößt Moralaposteln gleich zweimal vor den Kopf, handelt sich aber trotzdem eine gelbe Karte für eine gewisse Doppelmoral ein.
Sonntag, 26.12.2004/19:25 - 22:20 Uhr
#630
Geschrieben 30. Dezember 2004, 01:12
Regie: Stanley Kubrick
Liebes Tagebuch...
Kubrick schuf eine Unmenge von immens intensiven Szenen. Fast durchgehend knistert es im Gebälk, wenn Nicole Kidman und Tom Cruise bis auf den letzten Tropfen Talent auspresst werden. Das Frau Kidman ihren damaligen Lebensabschnittskinderadopteur locker an die Wand spielt war klar, aber auch Herr Cruise kann punkten. Wenn er am Ende total zusammenbricht ist das ein genau so starker Moment, wie der, als Kidman ihn auslacht und mit der Kamera zu Boden geht.
Der Film ist rundum ein Meisterwerk. Jedes noch so harmlose Bildchen, egal ob auf der Straße oder drinnen vor diesen unzähligen Weihnachtsbeleuchtungen, ist ein Genuß. Trotz der Genialität von „Eyes Wide Shut“ muß ich anmerken, daß ich oft meinte, mich im Overlook-Hotel zu befinden. Im Geheimen hab ich schon darauf gewartet, daß irgendeinem von all diesen dahergelaufenen Butlern mal sagt: „Sie müssen sie in ihre Schranken weisen!“
Der Film ist schwierige Kost. Trotzdem kann ich ihn immer wieder sehen.
Montag, 27.12.2004/14:00 - 15:50 & 21:00 - 21:40 Uhr
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