The Room-Files
#691
Geschrieben 21. Februar 2005, 20:40
Regie: Niki Stein
Liebes Tagebuch...
Ein ganzes Dorf hat sich gegen die Polizei verschworen. Keiner will etwas über den Mord erzählen, der das Leben dort überschattet hat. Die Kommissare brauchen viel Zeit um das Geheimnis zu knacken, welches in dem Örtchen Schaffrath schlummert - ein Orstname, der mir von irgendwoher bekannt zu sein scheint.
Eine verschwiegene Dorfgemeinschaft war nicht zum ersten Mal Schauplatz eines Sonntagabend-Krimis. So verfolgt man eher gelangweilt die zumeist unspektakulären Wendungen dieser Geschichte, wo mal wieder der Dorfdepp (O-Ton: Harald Schmidt) der Sündenbock zu sein scheint. Dietmar Bär und Klaus J. Behrendt agieren ziemlich unterfordert in einem sehr handzahmen Film ohne Überraschungen und frei von neuen Aspekten.
Sonntag, 13.02.2005/20:15 - 21:45 Uhr
#692
Geschrieben 21. Februar 2005, 22:31
Regie: Hideo Nakata
Liebes Tagebuch...
Diesmal glaubte ich alles richtig gemacht zu haben, den im Gegensatz zum letzten Mal habe ich heute niemanden erzählt, daß ich „The Ring“ anschaue, was das Telefon jedoch nicht davon abhalten konnte abermals in mitten des Filmes zu klingeln. Da es bis zum Telefon ein weiter Weg ist (mindestens vier Lichtschalter) hörte es auf zu klingeln bevor ich abheben konnte.
Der Film selbst konnte mich dieses Mal glatt noch mehr überzeugen. Die überaus komplizierten Personenkonstellationen erschienen mir klarer als bei der ersten Sichtung, wo mich die weniger spannenden Stellen mit viel Handlung drin eher verwirrten. „Ringu“ ist spannendes und kantiges Kino aus Fernost, daß einem als Zuschauer nicht den Arsch nachträgt sondern dazu auffordert, die Lösung des Rätsels durchblicken zu wollen. Ein nicht ganz alltägliches Erlebnis für mich als Konsument etwas bequemerer und naheliegender Ware.
Logikfehler: Was nützt es, wenn beim Ausschöpfen des Brunnens einer der beiden Hauptdarsteller in den Schacht hinuntersteigt und dort quasi Eimerwache abhält?
Dienstag, 16.02.2005/18:45 - 20:20 Uhr
#693
Geschrieben 21. Februar 2005, 22:34
Regie: Gunter Otto
Liebes Tagebuch...
Es ist nicht leicht der Schrecklichkeit dieses Filmes ins Gesicht zu blicken können ohne bleibende Schäden davontragen zu müssen. Ich hatte jedenfalls einen Heidenspaß dabei wie dieser unlustigste aller unlustigen Filme diesen herrlichen, insgesamt vierköpfigen Videoabend implodieren ließ. Die Kokosnüsse und Bananen haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Sich gemeinsam von einem Film angewidert fühlen gibt dem eigentlich zeitverschwenderischem Erlebnis eine gewisse zufriedenstellende, gar erfreuliche Note.
Das nächste Mal gucken wir vielleicht wieder mal was gutes Schlechtes und lassen das schlechte Schlechte außen vor. Aber manche Sachen muß man gesehen haben, um zu wissen, daß es sie gibt. Das haben haben Joshi, Maggie und vor allem der besonders tapfere Lieblingsarbeitkollege gelernt.
Mittwoch, 16.02.2005/21:50 - 23:30 Uhr
#694
Geschrieben 22. Februar 2005, 20:51
Regie: Enzo G. Castellari
Liebes Tagebuch...
24 Stunden in der Gewalt von Buio Omega oder Tausend Kilometer für zwei Filme und ein bißchen mehr.
Zum sechsten Geburtstag des geheimnisvollen Filmclubs Buio Omega kamen nicht nur Franco Nero und Enzo G. Castellari sondern auch Mr. Room. Alle drei wohl nicht wirklich wissend, was sie dort erwartet. Für Mr. Room war der Name Franco Nero natürlich ein Begriff, doch glaube er Franco Nero bislang nur in „Stirb langsam II“ gesehen zu haben. Der Name Enzo G. Castellari war ihm völlig fremd. Auch, so mußte er zugeben, zählen das Westerngenre und der Polizeifilm nicht unbedingt zu seinen Steckenpferden. Auch nicht dann, wenn diese aus dem filmtechnisch schon sehr lieb gewonnen Land Italien kommen. So zögerte anfangs, entschloß sich aber ca. eine Woche vor dem Event, der Veranstaltung beiwohnen zu wollen - und zwar unbedingt! „Das machst Du jetzt einfach“ redete er sich nicht ein, sondern stand völlig klar vor seinen Augen.
„Tote Zeugen singen nicht“ wurde als der ultimative Poliziotto angekündigt, eine Sorte von Film bei der es in den ersten und den letzten 10 Minuten richtig krachen muß, während dazwischen die Handlung gerne mal etwas herumschlingern kann (O-Ton Prominenz). Nebenbei wurde in der Einführung noch Castellaris Tochter erwähnt, die, damals gerade mal 10 Jahre alt, eine kleine Rolle übernehmen durfte. Die Nennung der Tochter geschah nicht ohne Hintergedanken, wie Mr. Room während des Filmes auf erschreckendste Weise feststellen mußte. Enzo G. Castellari selbst gab noch zu, daß „Tote Zeugen singen nicht“ im Fahrwasser von „French Connection“ entstand, was man dem Film auch deutlich, aber auf völlig unbenachteiligende Weise ansieht: Sowohl Fernando Rey als auch Marseilles spielen eine Rolle in Castellaris Werk.
Franco Nero ist ein Polizist der mitten im Leben steht. Berufliche und private Probleme lassen ihn nicht zur Ruhe kommen. Bald sieht er sich in Mitten eines Straßenkrieges zwischen der Polizei und der Drogenmafia. Die genauen Hintergründe der Geschichte konnte Mr. Room jedoch nicht ausmachen. Die Müdigkeit verhinderte, was ihm schon wach und frisch schwer fällt: die Fronten auszuleuchten. Was er aber nicht übersah: Er bekam einen fantastisch fotografierten, aktionsreichen, spannenden, berührenden und berührend harten Thriller zu Gesicht. Unvergessliche Bilder bleiben zurück, als immer wieder diverse Zeitungsartikel bei Kameraschwenks ins Bild kamen und (nur italienischsprachige) Informationen verrieten oder einfach so durchs Bild flogen, als hektisch verwackelte Aufnahmen das Geschehen unrealisierbar machten und die Dramatik des nicht wissen was los ist unterstützten, als explosionsartig Brutalitäten losbrachen, die man so nicht erwartet hätte. Die Szene in der Enzo G. Castellari seine eigene Tochter „zerlegen“ läßt ist ein gutes, aber kein Einzelbeispiel. Auch sonst herrscht in dem Film ein recht raues Klima. Franco Neros Körpereinsatz (verlieren der Kontrolle, diverse Male) würde jeder Versicherung Angsthaut und Gänseschweiß die Stirn herunterjagen und auf den Rücken treiben.
Unterbrochen wird dieses Tempo immer wieder durch Flashbacks, die aus heutiger Sicht teilweise antiquiert wirken (Erklärung der Zusammenhänge), aber manchmal so herzerreißend schön sind (Leben vor der Katastrophe), daß man vor Freude aufspringen und sich beim Regisseur links schräg hinten bedanken möchte. So brannte nicht nur auf der Leinwand Feuer sondern auch im Kinosaale. Szenenapplaus und Jubel kam aus allen Ecken. Es wurde sich viel gefreut, auch wurde viel gelacht, doch nie wurde der Film an etwaigen trashigen Stellen verlacht. Ein besseres Publikum hätte „Tote Zeugen singen nicht“ nicht finden können.
Samstag, 19.02.2005/21:20 - 23:00 Uhr
#695
Geschrieben 22. Februar 2005, 20:52
Regie: Enzo G. Castellari
Liebes Tagebuch...
Der Film begann zu einer Zeit, zu der ich nicht mal zu Hause einen Film anschauen würde, geschweige denn im Kino. Und da klingelte ein Glöckchen in meinem Kopf. Diesen Anfang habe ich schon mal gesehen. Jetzt fiel es mir wieder ein: Es war ähnlich spät, auch Samstagnacht, im letzten Herbst, als ich „Keoma“ schon mal sah. Er lief im ersten deutschen Fernsehen und die Tatsache, daß Donald O’Brian und William Berger mit von der Partie waren und sogar ein gewisser Luigi Montefiori am Drehbuch mitwirkte, weckten schon damals meine Neugierde. Eine Neugierde, die ich nicht stillen konnte - damals nicht! Doch heute bekam der Film, der auch wegen der dieser wunderschönen Musik eine gewisse Faszination auf mich ausübte, für mich völlig überraschend, eine zweite Chance.
In den Reihen der Schauburg war es deutlich ruhiger als zuvor bei „Tote Zeugen singen nicht“. Das lag aber nicht daran, daß viele die Veranstaltung „vorzeitig“ verlassen haben (eigentlich waren noch sehr viele da), sondern weil „Keoma“ eine deutlich ernstere Stimmung verbreitete. Ich glaube, es ist nicht überheblich zu sagen, daß mich „Keoma - Melodie des Sterbens“ fast durchgehend an „El Topo“ erinnerte. Jedem Bild schien eine so enorme Aussagekraft mitgegeben worden zu sein, daß ich fast durchgehend mit flächendeckender Gänsehaut im Kinosessel saß, und die kam nicht von der, auf Grund der späten Stunde, abgesenkten Raumtemperatur. Absoluter Magic Moment: Franco Nero wird in Jesuspose im schlimmsten Regenguß den der Wilde Westen je gesehen hat an ein Wagenrad gefesselt. Die Kamera fährt zurück. Im Saloon sieht man die tanzenden und feiernden Schatten der Einwohner und Keomas Mutter zieht als Rückblende klagend an der Szenerie vorbei. „Geisterstadt der Zombies“ trifft „El Topo“ - solche Augenblicke sollte man zu schätzen wissen.
Diverse Einzelheiten der Handlung konnte ich, wie schon beim Vorfilm, nicht erfassen. Aber auch hier brannten sich Bilder in meinem Kopf ein, die mich wissen lassen: „Du hast einen verdammt großen Film gesehen“. Diese Aufnahmen, diese Zeitlupen, diese Musik, diese anhaltend unwirkliche Atmosphäre haben mich tief beeindruckt. Jetzt werde ich mir umgehend die DVD besorgen. Ich bin gespannt, wie die längere internationale Fassung aussieht und ob ich mir diese großen, vollkommen umhauenden Aufnahmen nur eingebildet habe.
Vor den Filmen des Abends wurden noch diverse Trailer gezeigt, die das Publikum jubilieren ließen:
-„Der Clan der seine Feinde lebendig einmauert“ mit Martin Balsam an der Schreibmaschine;
-„The Riffs II“ noch ohne eimerweise Ratten;
-„Zwei Compañeros“ mit einer süßen Iris Berben;
-„Zwiebel-Jack räumt auf“ mit einem falschen Terrence Hill;
und last but not least ein Trailer, in dem ein kleiner Junge auf so rücksichtslose Weise getötet wird, daß die Bizarrität (<- neues Wort) des Gezeigten fast schon frohlockend vom Publikum entgegen genommen wurde.
Abschließend möchte ich mich noch bedanken:
-beim geheimnisvollen Filmclub Buio Omega, für diesen unvergesslich schönen Abend der mich immens bereichert hat;
-bei mir selbst, daß ich mir die Chance nicht hab entgehen lassen;
-bei Bogey, der auf sein letztes Bier mit Korki verzichtete und dafür bei drei Vierteln der Heimreise das Steuer übernommen hat.
Sonntag, 20.02.2005/01:45 - 03:25 Uhr
#696
Geschrieben 23. Februar 2005, 19:34
Regie: Hans-Jürgen Tögel
Liebes Tagebuch...
Wie heute zu sehen war, gehört "Die Schwarzwaldklinik" zur Rademann'schen Bastion des Vollbildes, so wie es auch für das "Traumschiff" Pflicht zu sein scheint und bei Rosamunde-Pilcher-Filmen sich der Anspruchslosigkeit der Zuschauer anzupassen gedenkt. So wird das wohl größte TV-Event des Jahres von einer ausgesprochenen Häßlich- und Anspruchslosigkeit begleitet. So bleibt der TV-Style erhalten, mit dem die Serie vor 15 Jahren in den Ruhestand geschickt wurde.
Schon im Vorfeld wurden kritische Stimmen laut (unter anderem auch von Gaby Dohm), daß das Special viel zu hastig erzählt wird, gefühlsduselig sei und nur darauf angelegt ist, möglichst viele bekannte Gesichter zu präsentieren. Dem stimme ich nicht ganz zu. Zwar merkt man an einigen Stellen, daß man mit weithergeholten Handlungsabläufen keine großen Probleme hatte, dem Paradoxon mit Brinkmann jr, der eingentlich erst 20 Jahre als sein dürfte keine Beachtung schenkte, aber trotzdem blieb viel Platz und Zeit sich der Geschichte zu widmen und einige schöne Brücken ins filmische Damals konnten geschlagen werden. Für letzteres gibts von mir natürlich extrem viele Bonuspunkte, da ich auf epische Sachen stehe und ich mich darüber freue wenn ich eine Zusammengehörigkeit entdeckte. Das gilt für "Star Wars", aber auch für die "Schwarzwaldklinik" (cooler Vergleich ).
Die Handlung mit der Hochzeit und dem während des Polterabends geschehenen Unfalls mag kitschig oder mariniert wirken, entspricht aber dem Standart, den andere aktuelle Familienserien heute auch bieten, soweit ich das die momentane Fernsehlandschaft betreffend beurteilen kann.
Das lange Warten auf den Film hat sich gelohnt. Mit der neuen Generation wurde das geboten, was ich schon als keiner Mr. Room an der Serie geschätzt habe und heute eigentlich auch sehen wollte. Ein bißchen mehr Anpruch und Eleganz wäre sicher wünschenswert, aber nicht zwingend notwendig gewesen. Als Reunion erfüllt die Neuauflage der Schwarzwaldklinik die Anforderungen die es zu erreichen gab. Auch der klapprige Klaus Jürgen Wussow gibt ein gutes Bild ab, was man von ihm im darauffolgenden Auftritt bei Kerner nicht behaupten kann. Dort reagierte er mit recht kurzatmigen Sätzen immer dann, wenn sein Sohn angesprochen wurde. Autsch!
Sonntag, 20.02.2005/20:15 - 21:55 Uhr
Liebes Tagebuch,
heute ist Dein zweiter Geburtstag. Dazu möchte ich mir, wie schon bei Deinem ersten Geburtstag, ganz herzlich gratulieren.
In den letzten zwei Jahren habe ich 696 Filme gesehen - ein wenig astronomisch, diese Zahl. Was aber viel kurioser ist: Im ersten Jahr waren es 348 Filme und nach Adam Riese macht das im zweiten Jahr 348 gewonnene Impressionen (mit dem nachgetragenen "Kiss and run").
Laß es mich so sagen, liebes Tagebuch, diese Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Das neue Jahr kann kommen. Wenn es dann anzahlsmäßig genau so viele Veränderungen gibt wie dieses Mal, weiß ich ja, was ich vor mir habe. Auf ein Neues!
Bearbeitet von Mr. Room, 16. August 2008, 13:30.
#697
Geschrieben 27. Februar 2005, 12:03
Regie: Joe D’Amato
Aus dem Tagebuch von Irina Karamanlis...
„Man-Eater“ ist der ideale Beweis dafür, wie genial das italienische Horrorkino sein kann, selbst wenn es aus dem Bodensatz des Talents entstanden zu sein scheint. Joe D’Amato schuf einen unheimlichen Gruselfilm der, auf den ersten Blick unermesslich langweilig, ein Meisterwerk der Spannung ist, nie aber von seiner schundig billigen Erscheinung ablassen will. Noch dazu kommen in der ersten Hälfte haarsträubend schlechte Situationen, die aber hier bei der vorliegenden geschnittenen VHS schon ein wenig geglättet wurden.
Es ist ein paradoxes Gefühlt, wie scheiße „Man-Eater“ beginnt und man nach 45 Minuten beobachten muß/kann/darf wie daraus gänsehäutiges Terrorkino mit meditativem Charakter entstehen kann. Ein seltsam schönes Meisterwerk.
Mittwoch, 23.02.2005/20:45 - 22:10 Uhr
#698
Geschrieben 27. Februar 2005, 12:03
Regie: Peter Newton, vielleicht aber auch Mel Welles
Liebes Tagebuch...
Während sich das Cover der VHS nicht entscheiden kann ob nun Peter Newton oder Mel Welles den Film gedreht habt, kann ich zu meiner Beruhigung sagen, daß es Joe D’Amato war, der einen weiteren Film mit George Eastman als menschenfressenden Griechen drehte. Jedoch ist zwischen „Man-Eater“ und „Absurd“ ein Unterschied wie Tag und Nacht. Das No-Budget-Flair ist wie weggeblasen. Niemand mehr muß ständig mit der Schulterkamera in schlecht beleuchteten Sets herumstolpern und die Zuhörer bekommen anstatt von psychedelischem Synthesizer-Gedudel kurzatmige Terrormucke auf die Ohren. War George Eastman als Man-Eater noch ein zombieähnlicher Dämon, der seine hilflosen Opfer in Zeitlupe durch die labyrinthischen Gänge seines Hauses scheuchte, so ist er als Ausgeburt der Hölle ein äußerst energischer, rabiater und brutaler Jäger, dem aber auch, wenigstens zum Teil, resistente Opfer entgegengesetzt wurden.
Mit der Kommerzialisierung des Man-Eater-Themas (Verlegung der Handlung in die Vereinigten Staaten) konnte ein größeres Budget an Land gezogen werden, womit Joe D’Amato seine Hommage die Halloween-Filme von John Carpenter perfekt in Szene setzten konnte. George Eastman hantiert wie Michael Myers in „Halloween 2 - Das Grauen kehrt zurück“, geht dabei so gewalttätig vor, das man Fulci grüßen hört, während D’Amato geschickt Szenen von so enormer Spannung anhäufen konnte, die sich vor dem genialen Finale aus „Halloween - Die Nacht des Grauens“ nicht zu verstecken brauchen. Der ganze Terror, der um das Kindermädchen passiert, welches letztendlich im Ofen gebraten wird, ist ein adrenalinausschüttendes Erlebnis, von einer solchen Intensität, wie man sie nur selten im europäischen B-Film zu spüren bekommt.
Mittwoch, 23.02.2005/22:30 - 00:00 Uhr
#699
Geschrieben 05. März 2005, 21:00
Regie: Jean Rollin
Liebes Tagebuch...
Was kommt raus, wenn der spanische Exploitationregisseur Jess Franco mal eben keine Lust hat, und deshalb der französische Kunstfilmer Jean Rollin auf dem Regiestuhl Platz nehmen muß? Der langweiligste, wohl aber künstlerisch anspruchsvollste Euro-Zombie-Film.
Hätte Jess Franco den Film gedreht, würde der Langweiligkeitsfaktor auf „Oase der Zombies“-Höhe liegen. Jean Rollin aber, bekannt für lange Aufnahmen vor kunstvoll kargen Kulissen, gibt dem Film, der produktionstechnisch, ähnlich wie „Oase der Zombies“, nie über das damalige Bodensatz-Niveau von Eurociné hinauskommt, eine ganz besondere, gar persönliche Note. Zu den gewohnt schlecht arrangierten Szenen voll mit dümmlichen Opfern und planlosen Zombies, gesellen sich lethargisch poetische Nebenhandlungen, die typisch Rollin sind, aber im ganzen Kontext lächerlich erscheinen, weil „Zombie Lake“ eigentlich gar kein hochwertiges Gruselkino sein will, sondern einfach nur als spekulativer Fastfood-Horror ein paar Francs in die Kassen von Eurociné schleudern sollte. Herausgekommen ist eine wunderschön unterhaltsame Melange, übertrieben feinsinnig, hochgestochen dramatisch und aus vollstem Herzen schundig.
Ein paar Worte zur, irgendwie surreal geratenen Handlung. Ein paar Nazis werden im zweiten Weltkrieg von den resoluten Bewohnern eines französischen Dorfes im nahegelegenen See ertränkt, der von unten gesehen übrigens wie ein Swimmingpool aussieht. Vorher konnte einer der Soldaten bei einer französischen Mademoiselle noch eine Besamung vollziehen. Nach circa 35 Jahren kehren die Soldaten als Untote aus dem See zurück. Es gibt nur zwei Leute, die die Lebenden vor der taumelnden Meute schützen kann: Der Bürgermeister Howard Vernon und die mittlerweile grad mal achtjährige Tochter des fortpflanzungswilligen Zombiesoldaten - gespielt von der süßen Anouchka, bekannt als Al Clivers junge Tochter in „Mondo Cannibale 3. Teil - Die blonde Göttin der Kannibalen“
„Der Sumpf der lebenden Toten“ - Kunst aus der Gosse des Zufalls. Schön und niedlich, eigentlich richtig schlecht, aber man hat trotzdem, da der Film ja auch künstlerisch wertvoll ist, daß Gefühl, etwas Wichtiges gesehen zu haben, über das man erfreulicherweise auch ausgelassen lachen konnte.
Ps.:
Rollin stirbt in dem Film keinen glaubhaften, aber einen sehr belustigenden Tod.
Samstag, 26.02.2005/22:45 - 23:30 Uhr/Sonntag, 27.02.2005/08:45 Uhr - 09:25 Uhr
#700
Geschrieben 06. März 2005, 17:28
Regie: Jean-Pierre Jeunet
Liebes Tagebuch...
Nicht nur die deutsche Titelschmiede, sondern auch Jean-Pierre Jeunet tut sich schwer, sich vom Amelié-Flair zu lösen. Es wäre fatal wenn Jeunet mit „Die fabelhafte Welt der Amelié“ sein komplettes Spektrum ausgeschöpft hätte und jeder nachkommende Film sich immer und immer an Amelié messen lassen müsste. Jeunet macht es sich aber auch nicht leicht. Viele bekannte Gesichter tummeln sich in der zartbitter brutalen Liebesromanze, deren erzählerische Details wirklich stark an den Vorfilm erinnern. Fehlt nur noch, daß erwähnt wird, was die jeweils vorgestellte Person mag, und was nicht.
Jetzt mal „Amelié“ vollkommen außer Acht gelassen: „Un long dimanche de fiançailles“ erzählt seine, ehrlich gesagt haarsträubend komplizierte Geschichte in wunderschönen Bildern. Jeunet konnte mal wieder so viele fantastische Details auf Zelluloid bannen, daß es eine wahre Freude ist. Viele optische Leckerlis sind auch nötige Hilfestellungen um die Details der hakenschlagenden Handlung ergründen zu können. Die Gefahr dabei auf der Strecke zu bleiben ist dadurch zwar gering, aber ein Nachvollziehen dieser sehr langen Bemühungen ist nahezu unmöglich.
Was aber auffällt: Der Erzählfluß kommt manchmal etwas ins Stocken. Das liegt auch an der zu dröge geratenen Musik von Angelo Badalamenti. Was auch auffällt: Die deutsche FSK hat es mal wieder zu gut gemeint und den Film für eine Zielgruppe freigegeben, die nur an den blutigen Gewaltdarstellungen („Chucky und seine Braut“ lassen grüßen!) und den heißen Sexszenen (Jodie Foster bekommt endlich mal 'nen Kerl) Gefallen haben kann. Daß die FSK eine anspruchsvolle Liebe während des ersten Weltkrieges präsentieren wollte, interessiert 12jährige Bratzen eher weniger.
„Mathilde - Eine große Liebe“: Wunderschönes Erzählkino dem die Amelié aber zu sehr im Nacken sitzt.
Sonntag, 27.02.2005/17:45 - 19:55 Uhr
#701
Geschrieben 07. März 2005, 22:27
Regie: Jess Franco
Liebes Tagebuch...
Ein verspulter Jazz-Musiker (James Darren) findet am Strand nicht nur seine Trompete sondern auch die Leiche einer blonden Schönheit (Maria Rohm). Er ist sicher: Diese Frau hat er schon mal gesehen. Kam sie nicht auf der Party, wo sich alle wie Standbilder verhielten, durch die Hand von Dennis Price, Margaret Lee und Klaus Kinski zu Tode? Von diesem Zeitpunkt an geht ihm die junge Frau nicht mehr aus dem Kopf. Als sie danach bei diversen seiner Auftritte putzmunter auftaucht um sich an ihren Peinigern zu rächen, scheint er den Bezug zur Realität zu verlieren, ja wenn er ihn nicht schon längst verloren hat.
Der Film ist als perfektes Mittelstück zu „Das Geheimnis des Dr. Z“ und „Sie tötete in Ekstase“ zu betrachten, inklusive einer deftigen Portion Surrealität, wie man sie schon aus „Necronomicon - Geträumte Sünden“ kannte. Auch ist wieder erkennbar, daß Jess Franco unter dem Einfluß von Harry Alan Towers seine besten und elegantesten Filme drehen konnte. Trotz hoher Experimentierfreudigkeit macht „Venus in Furs“ einen ziemlich geleckten, aber nie hochnäsigen Eindruck - geschmuddelt wird also auf höchstem Niveau.
So traf ich hier auf einen jener schönen Filme deren Handlungsverlauf mit logischen Mitteln nicht erklärbar ist und man trotzdem weiß, was vor sich geht, zuzüglich Überraschungseffekt. Ich weiß nicht, wie weit hergeholt es ist, aber während des Anschauens spukten mir die Namen von David Lynch und M. Night Shyamalan durch den Kopf.
Dienstag, 01.03.2005/18:45 - 20:10 Uhr
#702
Geschrieben 07. März 2005, 22:31
Regie: Takashi Miike
Liebes Tagebuch...
Ich bin zutiefst geschockt!!! Ich dachte immer Takashi Miike wäre ein Kultfilmer. Ich habe „Audition“ gesehen, hatte meine Probleme mit ihm, war mir aber gewusst einen guten Film gesehen zu haben. Ich kann es nicht glauben, daß hinter „Audition“ und „Full Metal Yakuza“ der gleiche Regisseur steht. So eine blamable Grütze der Neuzeit habe ich ja schon lange nicht mehr gesehen!!!
Daß der Film schon mit erbärmlichen Videoeffekten beginnt ist schon mal extrem abturnend, aber daß es kaum Elemente gutgemeinter Unterhaltung, dafür aber eine Aneinanderreihung grottigster Klischees gibt, ließ mich erschaudern. „Full Metal Yakuza“ ist „Robocop“ für Arme, „Frankenstein“ für den Kindergarten, Actionkino für den Videokurs an der Hauptschule.
Ich erinnere mich an schlechte Schauspieler, schlecht durch die Bank. Ich erinnere mich an die katastrophale Mad-Scientist-Geschichte (ein wirklich sehr verrückter Latex-Doktor mit gelbem Regenmantel). Ich erinnere mich an Trickaufnahmen, die so durchschaubar waren, daß sie im schlimmsten B-Film vor 30 Jahren gut gewesen wären (Was für ein Glück, daß es damals noch keine Computer gab). Ich erinnere mich an die erschreckende Ernsthaftigkeit mit der sich dieser Film uns aufdrängte.
Die letzte, aber nicht zu verachtende Krönung ist natürlich die DVD selbst. Der glibbrig-grüne Yakuza-Dildo war ebenso geblurrt, wie andere schlimme Körperteile. Außerdem läßt die deutsche Tonspur dankenswerter Weise auch immer die O-Ton-Spur zu Wort kommen, daß man audiovisuell einen doppelsprachigen Film verfolgen kann. Das kommt einer Übersetzungskommentarspur gleich. So etwas habe ich bisher nur in „Transvestiten in der Erziehungsanstalt“ gesehen (Nur zur Info: Dazu gibt es leider keinen Eintrag. Ich sah nur ein paar Ausschnitte ).
Bannani Japanologi sagt: Wir waren zu viert und hatten mächtig viel Spaß mit diesem grauseligen Unsinn. Ich hoffe Joshi hat dem Bekannten, von dem er sich die DVD ausgeliehen hat, am nächsten Tag, mit schönen Grüßen von uns allen, keine runtergehauen.
Mittwoch, 02.03.2005/20:45 - 22:30 Uhr
#703
Geschrieben 08. März 2005, 12:47
Regie: Jess Franco
Liebes Tagebuch...
Ein kleines verschlafenes Städtchen irgendwo im französisch-deutschen Grenzgebiet. Das Jahr 1912 liegt in seinen letzten Atemzügen. Auf dem Polizeirevier wird im Dossier 3253 das festgehalten, was die Bürger auf den Straßen in Angst und Schrecken versetzt. Seit geraumer Zeit verschwinden Frauen spurlos. Die Gesetzeshüter tappen im Dunkeln doch der Zuschauer erfährt alsbald, daß Dr. Orloff (Howard Vernon) und sein blinder Gehilfe Morpho (Ricardo Valle) hinter den Taten stecken. Sie treiben sich in den düstersten Spelunken herum, gabeln dort junge, ahnungslose Frauen auf, verschleppen sie in ihr Labor, wo Melissa, Dr. Orloffs Tochter, auf eine Hauttransplantation wartet. Der hochverliebte, im Hochzeitsstress steckende Kommissar Tanner (Conrado San Martín) kommt erst auf eine heiße Spur als seine Verlobte Wanda Bronsky (Diana Lorys) dem vermeintlichen Frauenmörder Orloff eine Falle stellt, die alle Beteiligten in äußerst gefährliche Situationen bringt.
Der Inbegriff eines schlechten Menschen, eine betrunkene Prostituierte, taumelt des Nachts durch die bedrohlich wirkenden, einsamen und verlassenen Gassen einer uns fremd wirkenden Stadt. So beginnt „Der schreckliche Dr. Orloff“, aber auch „Jack the Ripper“ (1976) mit Klaus Kinski. Und nicht nur die Eröffnungsszene weist unübersehbare Parallelen zwischen den beiden Filmen auf. Weitere 1:1-übernommene Bilder: Das Erstellen der Phantomzeichnung, das Aufeinandertreffen von Wanda Bronsky und dem schrecklichen Dr. Ripper, die Trauer einer Mutter und die Falle, die die Frau des Inspektors stellt. Auch liefert „Der schreckliche Dr. Orloff“ den eindeutigen Beweis dafür, daß aufgeklebte Glupschaugen einen Film nicht vollkommen ins Lächerliche ziehen müssen (siehe Orloffs Morpho) und der katastrophal peinliche Zombiekannibale in „Jungfrau unter Kannibalen“ (1980) nicht der letzte Aufschrei eines depressiven Maskenbildners, sondern der kokette Einfall eines routinierten Regisseurs gewesen sein muß. Solche kuriosen Details oder immer wieder gern verwendete Handlungsstränge kann man aber erst ergründen, wenn man viele Filme beobachtenderweise verfolgt hat und einige Jahre ins Land gezogen sind. Aus der Sicht von damals, wo sich Jess Franco gerade erst den Weg in die internationale Filmindustrie frei kurbelte, hätte man sicher andere Dinge an den Anfang so eines Textes gesetzt. Die Tatsache etwa, wie schön Franco sich am expressionistischen Stummfilm orientierte. Schöne Schnitte, saubere Kameraführung und das atonale Trommelwerk und Klavierspiel, das den Begriff Musik in ziemlich eigenwilliges Licht stellt. Dinge, die noch immer stimmen, aber mit dem Abstand von gut 40 Jahren blickt man heute in erster Linie in einen herrlich niedlichen B-Movies, dessen Horizont sich als recht überschaubar herausstellt. Trotz grausamster Geschehen ist die Welt dort noch in Ordnung, wird es zumindest am Ende wieder sein.
Interessanter Insider-Witz. Man bekommt das Plakat der Oper „Faust“ zu sehen, in der Wanda Bronsky als Ballerina auftritt. Im Plakat sind unter anderem die Namen der Produzenten Marius Lesoeur und Serge Newman versteckt und die Rolle des Mephisto wurde einem gewissen M. Vernon zugeschrieben.
Obwohl Dr. Orloff das Ende dieses Filmen nicht überlebt hat, spukte er noch oft, wenn auch meist nur im Geiste, durch Jess Francos Filme und durfte 26 Jahre später, wieder durch Verkörperung von Howard Vernon, in „Faceless“ (1988) ein bislang letztes Mal das Licht einer Kinoleinwand erblicken. Auch da ging es wieder um Hauttransplantationen, gruselige Wissenschaftler und entführte Frauen, die auf die schiefe Bahn geraten waren. Es ist schön, sich in so einem kleinen Universum zu befinden, wo man nicht über den Tellerrand hinaus zu blicken braucht.
*klick*
Freitag, 04.03.2005/19:00 - 22:00 Uhr mit diversen Pausen drin...
#704
Geschrieben 08. März 2005, 12:49
Regie: Barry Sonnenfeld
Liebes Tagebuch...
Genüßlich schwarzer Humor und die eiskalte Christinia Ricci begleiteten das Wiedersehen nach einigen Jahren Addams-Family-Pause. Besonders freute ich mich über herrliche Scherze, in denen das "normale" Leben vollkommen unerträglich dargestellt wird, so daß man problemlos die Sicht der Dinge der Addams-Family verstehen kann.
Weitestgehend gelungen und damit: Schön!
Samstag, 05.03.2005/13:15 - 14:45 Uhr
#705
Geschrieben 12. März 2005, 11:19
Regie: Jürgen Bretzinger
Liebes Tagebuch...
Es sieht fast so aus, als ob sich dieser Filmtitel rein akustisch an „Der Name der Rose“ anlehnen möchte und etwas ähnlich Geheimnisvolles aufzubauen hat. Weit gefehlt, denn hier wird tatsächlich nach dem Namen einer Orchidee gesucht, nach der Orchidee selbst übrigens auch. Das Phantom „Roter Frauenschuh“ aus Vietnam soll bei einer Orchideenschau auf der Insel Mainau erstmals präsentiert werden, doch bis zuletzt weiß niemand, wo die Blume steckt, ob es sie überhaupt gibt und welchen Namen sie tragen soll. Im Hickhack zwischen den Blumenfronten kommt ein Gärtner zu Tode. Die sympathischen Bodenseekommissare Eva Mattes und Sebastian Bezzel können ein Lied von schweren Ermittlungen singen. Titel des Liedes diesmal: „Vielen Dank für die Blumen“ - „Adaptation“ läßt grüßen. Das Gerücht, daß das verschollene Gewächs von einer Anaconda auf der Jagd nach der Blutorchidee gefressen wurde, kommt in diesem Film jedoch nicht zum Ausspruch.
In der Tat bieten durchgeknallte Blumenzüchter die ideale Projektionsfläche für eine Ansammlung von skurillen Gestalten. Als Verdächtige glänzen unter Anderen Sky du Mont und Tatja Seibt. Der Film selbst bietet überdurchschnittliche Spannung, ein paar Thriller-Elemente, einen äußerst zufriedenstellenden Grundton und liefert den Beweis, daß Yvonne Catterfeld besser spielen als singen kann.
Sonntag, 06.03.2005/20:15 - 21:45 Uhr
#706
Geschrieben 12. März 2005, 11:20
Regie: Chuck Russell
Liebes Tagebuch...
Das mal als Vorabinfo:
Mumie 1: Scheiße!
Mumie 2: Scheiße!
Ja, da haben wir sie doch, die idealen Vorraussetzungen, sich den „Skorpion King“ anzuschauen.
Was als erstes auffällt: Dem „Skorpion King“ stand deutlich weniger Geld zur Verfügung, was sich als überraschend positiv herausstellt. So wird man nicht permanent mit dröhnendem Effekt-Overkill zugekackt und nur zeitweise mit schlechten CGI-Effekten beleidigt. So durchzieht den Film doch eine gewisse unterhaltsame Note, begleitet von einer belustigenden Lockerheit. Über Bernard Hill als zerstreuten Professor habe ich mich schon gefreut. Dwayne Johnson aber ist schon ein trauriger, weil äußerst blasser Hauptdarsteller. Ich verweise hier besonders auf den Der-Bruder-stirbt-gerade-Gesichtsausdruck und auch auf den Dem-Kind-wird-gerade-die-Hand-abgehackt-Gesichtsausdruck. Solche Szenen ließen mich dann doch mehr mit der dunklen, lebendigeren Seite liebäugeln. Auch die ehemals böse Zauberin Kelly Hu ist eine Nullnummer. Wäre der ideale Part für Monica Bellucci gewesen: In Europa hui, international pfui!
Auch auf manche ziemlich holprige Actionszenen möchte ich hinweisen, denen sich aber einige gelungene entgegenstellen konnten. Vor allem das ziemlich unter Strom stehende Finale kann dem Film letztendlich noch ein paar Bonuspunkte abringen. So hielt sich die Enttäuschung in Grenzen und eine persönliche Beleidigung meiner Person, die ich bei den beiden Mumien-Streifen von Mr. Kindergarten Stephen Sommers empfand, blieb aus.
Dienstag, 08.03.2005/18:45 - 20:15 Uhr
#707
Geschrieben 14. März 2005, 22:14
Regie: Andrea Bianchi
Liebes Tagebuch...
Auf dem Programm stand das Testen der Partytauglichkeit von „Die Rückkehr der Zombies“. Man muß erst mal fünf Leute finden, die sich aus freien Stücken diesem Film hingeben. Aber keine Sorge, liebes Tagebuch, die Partytauglichkeit erwies sich als vorhanden.
Mit Verwundern mußte ich erkennen, daß Regisseur Andrea Bianchi schon damals 55 Jahre alt war. Jugendlicher Leichtsinn und Altherrenfantasie fallen also als Daseinsbegründung von „Die Rückkehr der Zombies“ aus. Aber ich finde man sollte Regisseur Bianchi mal ein wenig mehr Dankbarkeit entgegenbringen. Wo wäre das Zombie-Genre heute ohne diesen, laut Frank Trebbin, einzig ehrlichen Zombiefilm, der gar nicht erst versucht eine Geschichte zu erzählen, dessen Untote deutlich mehr Engagement und Erfindungsreichtum an den Tag bringen und nicht einfach nur von Bäumen fallen wie überreife Kokosnüsse und trotz meist starrer Unterkiefer (Ganzkopfhartschale) redlich versuchen, sich wenigstens einen kleinen Fetzen des erbeuteten Fleisches in die Kauleiste zu stopfen? Ja, wo wäre das Genre? Und wo wären wir? Jedenfalls nicht heute Abend hier beim Lieblingsarbeitskollegen auf der Couch und auf dem Boden.
In diesem Werk wird endlich mit dem Klischee Schluß gemacht, das Frauen in solchen Filmen dumm sind. Nein, die Männer sind es auch, nur fallen sie nicht ganz so oft hin. Außerdem wird zu guter Letzt mal Mut gezeigt und eine Inzest-Geschichte in absoluter Schonungslosigkeit auf die Leinwand geschmissen. Kompromisslos und ohne Gnade bekommen wir eine auf den ersten Blick kluge und fähige Mutter präsentiert, die es einfach nicht schafft, sich von ihrem sie so stolz machenden Sohn zu lösen, der am liebsten wieder zu zurück in ihren Bauch möchte. Den Zuschauer erwarten Szenen, so ausfällige welche, daß kein echtes Kind den Part des Sohnes spielen konnte. Warum es allerdings Peter Bark (Name und wahrscheinlich auch Geschlecht von der Produktion geändert) sein mußte, bleibt eine fragwürdige aber mutige Entscheidung.
„Die Rückkehr der Zombies“ ist ein alles niedersteckendes Statement, in welch desaströsem Zustand der europäische Horrorfilm Anfang der 80’er Jahre war. Hier erfahren sie die Wahrheit, meine Damen und Herren, liebe Tagebücher. Wäre Politik ein Zombiefilm, würde sie „Die Rückkehr der Zombies“ heißen!!!
„Schau mal Mama, das riecht so nach Tod!“
„Ach, es vergeht nicht ein Tag, an dem Du nicht irgendwelche makaberen Einfälle hast.“
Mittwoch, 09.03.2005/20:45 - 22:10 Uhr
#708
Geschrieben 14. März 2005, 22:15
Regie: Lamberto Bava
Liebes Tagebuch...
Auch wenn sich die 80er Jahre rein optisch mal wieder als äußerst nachteilig für ernste Horrorgeschichten herausstellen, muß man dem Film zugestehen, daß er trotz diverser technischer und inhaltlicher Mängel ein ziemlich clever gemachter Genre-Beitrag ist, der Tempo, Horror, Splatter, Grusel und Action in kurzweilig aneinandergereihten und nicht mal schlecht gemachten Szenen bereit hält.
Ich hatte diesen Film als durchschnittlich in Erinnerung und muß nun zugeben, daß er richtig gut gelungen ist. Dann wird der von mir ebenfalls als durchschnittlich bewertete Film „Dämonen II“ aka „Demoni“ wohl auch noch mal in Augenschein genommen werden müssen.
Mittwoch, 09.03.2005/22:40 - 00:05 Uhr
#709
Geschrieben 15. März 2005, 21:35
Regie: Eric Bress, J. Mackye Gruber
Liebes Tagebuch...
Als der Film im Kino lief, wurde er von einem regelrechten Hype umgeben. Nicht zu unrecht, denn „Butterfly Effect“ erweist sich als äußerst publikumswirksamer, virtuos gemachter Herzschlagthriller, dessen Liebesgeschichte nicht nur romantisches Beiwerk, sondern Hauptbestandteil des immer unerträglicher werdenden Spannungsbogen ist. Nie will „Butterfly Effect“ von optischen Reizen ablassen, von denen sowohl „Final Destination“ als auch „American Pie“ lebten. Hier aber in Verbindung von Elementen aus „Donnie Darko“ und „Zurück in die Zukunft“ kann er eine völlig neue Aussage erzielen. Es entsteht ein Spannungssog dem man sich nicht mehr entziehen kann.
Zeitreisegeschichten sollte man nicht logisch hinterfragen. Das bringt nur Unmengen von Diskussionsstoff und ne Menge grauer Haare mit sich. Immerhin darf man bei „Butterfly Effect“ problemlos zu Protokoll geben: Nichts ist dem Zufall überlassen und alles ist vorbestimmt! Gute Wahl! Jedoch darf man sich glücklich schätzen, daß man der eigentlich unmöglichen Liebesgeschichte beiwohnen konnte. Doch sowohl für den Zuschauer, als auch für die Liebenden war es nur ein Spiel auf Zeit. „Es hat nicht sollen sein“, könnte man sagen, aber das gewünschte Ziel der Handlung stand nie zur Debatte. Es gäbe sicher noch so viel zu durchdenken und nachzuforschen, würde man noch die diversen alternativen Enden auf der DVD beurteilen. Dies fiel jedoch flach, weil mein Player die zweite Silberscheibe nicht lesen wollte. So bin ich zufrieden mit dem Ende, daß ich sah, daß mich, rasant und minimalistisch wie es war, wie ein Schnellzug überrollte, daß mich nach schon so vielen Schlägen in den Magen nun endgültig k. o. schlug und mich zu der Überzeugung kommen ließ, daß dies die einzig richtige Möglichkeit ist, der einzige Weg, der nicht in einer Sackgasse endet. Eine schlimme, aber auch befreiend ehrliche Erkenntnis, bei der man sich seiner Tränen nicht zu schämen braucht...
Trotz kurzer Hänger in der Erzählung und manch krassen Anhäufung von Unglück in den Kinderjahren hat man ein ein atemberaubendes Filmerlebnis hinter sich gebracht, daß die Leichtigkeit sonstiger Popcornfilme auf erfreulich anstrengende Weise vermissen läßt.
Freitag, 11.03.2005/19:40 - 21:30 Uhr
#710
Geschrieben 15. März 2005, 21:36
Regie: Brian de Palma
Liebes Tagebuch...
„Hi, Mom!“ ist so ziemlich genau das, was man sich unter einem New-Yorker-Independent-Film vorstellen könnte. Experimentell bis ins Mark, voll mit Kritik, Satire und Innovation will er mit den gewohnten Mitteln der Erzählung brechen. Obwohl sich de Palmas Film als kurzweilig erweist, ist die Sichtung eher anstrengend als entspannend. Das konsequente Nicht-Erzählen der Handlung verstört ebenso, wie der Schlingerkurs auf dem sich der Film stattdessen befindet. Man bekommt irre Fernsehshow, filmische Einspieler und Robert de Niro mit einem Fenster zum Hof geboten. Dazwischen gibt es Kritik, Politik, ein bißchen Unterhaltung und Jennifer Salt, an der der Hauptdarsteller auf ziemlich seltsame Weise gefallen findet.
„Hi, Mom!“ spielt sich auf vielerlei optischen Ebenen ab. Ständig blickt der Zuschauer durch irgendwelche Kameras oder auf TV-Schirme. In der Tat: an allen Ecken und Enden erkennt man die obsessive, energische, damals niedlich junge (ungeschliffene) Bildersprache von Brian de Palma. Das trägt wohl zu großen Stücken dazu bei, daß der Film interessant bleibt und nicht in der Überindependentisierung versinkt. Alles in allem: Hübsche und positiv zu bewertende Fingerübung.
Freitag, 11.03.2005/22:15 - 23:40 Uhr
#711
Geschrieben 15. März 2005, 21:39
Regie: Pedro Almodóvar
Liebes Tagebuch...
Herzzerreißend schon gewobene, unendlich positive Geschichte, deren Tragik und Komik, Liebe und Sehnsucht, Trauer und Freude auf so unbeschreiblich große Weise sich einem mitteilen wollen, daß man gar nicht anders kann und diesen Film 100 Minuten lang, immer wieder aufs Neue bewegt, mit feuchten Augen verfolgen muß.
„Alles über meine Mutter“ ist wahrscheinlich Almodóvars bislang schönster, gelungenster, stimmigster und rundester Film. Ganz großer Magic Moment: Cecilia Roth trifft nach 17 Jahren zum ersten Mal wieder in Barcelona ein.
Ich wünsche mir die Soundtrack-CD! Auf der Stelle! Und zwar sofort!
Samstag, 12.03.2005/13:20 - 15:00 Uhr
#712
Geschrieben 18. März 2005, 21:08
Regie: Christopher Smith
Liebes Tagebuch...
„Creep“ wäre gern ein kleines Kettensägenmassaker geworden. Letztendlich geht ihm aber auf halber Strecke die Puste aus (jetzt nicht in Bezug auf die Laufzeit gesehen, denn da geht es nach halber Strecke erst richtig los). Daß „Creep“ keine überschwängliche Begeisterung auslösen kann, liegt an dem schwachen Drehbuch, dem die Eigenschaft clever völlig fremd zu sein scheint und an der einfallslosen Regie, die dem Film in keinen ordentlichen Rhythmus bringen kann und somit Spannung und Nervenkitzel an zu vielen Stellen zum Schleuderpreis rausgehauen werden. Auch stellt es sich nicht als wirklicher Clou heraus, wenn man die Hauptdarstellerin (schwach: Franka Potente) tapsig, dumm, ja gar unsympathisch in die Geschichte einführt. Bei so einer Heldin fällt es schwer mitzuleiden.
Bevor ich den Film aber vollkommen schlecht rede, will ich noch erwähen, daß Spannung und Horror trotz viel verschenktem Potenzial bei „Creep“ doch kein komplettes Fremdwort war. Manch eine Szene im U-Bahn-Schacht kann genüsslichen Terror verbreiten - besonders, wenn man später selbst noch U-Bahn fahren darf (Mit dem Bretterverschlag Papestraße nach TCM jedoch nicht vergleichbar). Auch das unterirdische Szenario in dem das Grauen Eindringlinge in seiner Mördergrube verwurstet macht doch einen recht zufriedenstellenden Eindruck. So kann der Film im Fahrwasser von „Michael Bay’s Texas Chainsaw Massacre“, „The Toolbox Murders“ und „Wrong Turn“ mitschwimmen. Mit „Wrong Turn“ teilt sich „Creep“ noch eine weitere Eigenschaft - wenn auch nur in Deutschland. Es handelt sich um die Freigabe ab 16 Jahren. Ich wäre auch gern auf der wilden Party gewesen sein, die am Vorabend der Filmprüfung von „Creep“ stattgefunden haben muß. Egal ob diverse Stichsägen in diverse Köpfe dunkelhäutiger Mitmenschen oder diverse Macheten in diverse intime Körperöffnungen hilfloser Mädchen, nennen wir es mal „gerammt“ werden, die FSK ließ sich nicht beeindrucken. Coole Säue! Das gilt auch für den X-Verleih, die sind auch coole Säue. Kaum erreichten diese entzürnte Zuschauerproteste, gaben sie schon eine deftige Pressemeldung heraus.
Im Kino wurde übrigens noch vor Filmstart ein Vater mit seinem sicher erst 13jährigen Sohn rausgezogen. Hat der nix besseres mit seinem Filius zu tun? Wie blauäugig kann man eigentlich in einen Film reingehen? Ich war nicht blauäugig, weshalb ich auch ein wenig enttäuscht den Saal verließ. Ein rundes Horrorvergnügen sieht anders aus, ein Totalverhau aber auch. So bleibt für zwischendurch, ein netter Einruck.
Samstag, 12.03.2004/18:45 - 20:15 Uhr
#713
Geschrieben 18. März 2005, 21:09
Regie: Joe D’Amato
Liebes Tagebuch...
Fünf Menschen fielen nach durchgefeierter Nacht nicht ins heimische Bettchen, sondern stießen ohne Rücksicht auf Verluste, verteilt auf Couch und Boden in der sonntäglichen Morgendämmerung das Tor zur Hölle auf. Außergewöhnliche Filme wollen auf außergewöhnliche Weise gesehen werden.
Was mir diesmal auffiel:
Der Film beginnt relativ behäbig und konnte somit nicht von Anfang an punkten. Erst als die amerikanische Joggerin zerlegt, zersetzt, versenkt und im übertragenen Sinne aufgegessen wird, ist das europäische Exploitationkino, auch dieser Film und die Stimmung im Saale auf seinem und ihrem Höhepunkt angekommen. Danach beginnt im Stile von „Man-Eater“ der gruseligere Part. Mehr Spannung, mehr Mystery und der abgeschwächte Ekelfaktor führten dazu, daß am Ende ich als einziger noch wach war. Guten Morgen, Mr. Room! „Sado - Stoß’ das Tor zur Hölle auf“ macht den Kopf frei und ist der ideale Begleiter für die Wachausnüchterung. Jetzt erst mal 'nen Kaffee!
Sonntag, 13.03.2005/05:25 - 06:55 Uhr
#714
Geschrieben 18. März 2005, 21:09
Regie: Danny Boyle
Liebes Tagebuch...
Zu Beginn des Films war es genau 28 Stunden her seitdem ich aufgestanden und jetzt, 28 Stunden später müßte ich eigentlich todmüde sein. Trotzdem schaute ich mir den Film an, war schlaflos und endlich wieder so berührt, wie bei dem damaligen Kinobesuch.
„28 Days later“ ist mitreißendes und eindringliches Horrorkino, daß angenehm intelligent rüberkommt und trotzdem was fürs Zombieherz ist. Danny Boyles Film geht durch und durch. Ich weiß nicht ob es persönliche Sympathie ist oder allgemeine Gelungenheit, „28 Days later“ reißt mit. Nach „Butterfly Effect“ und „Alles über meine Mutter“ die dritte Gelegenheit an diesem Wochenende um zu heulen. Was sagt mir das?
Sonntag, 13.03.2005/13:05 - 15:00 Uhr
#715
Geschrieben 21. März 2005, 21:53
Regie: Christine Hartmann
Liebes Tagebuch...
Von Autobahnbrücken herunterfallende Pflastersteine sind ein wirklich unangenehmes Thema. Durch zwei solcher Steine kommen zwei Mitarbeiter eines Involvenz-Verwalters ums Leben. War es „nur“ ein Kinderstreich oder steckt eine firmeninterne Intrige dahinter? Fragen, denen das perfekt eingespielte Team Dominic Raacke und Boris Aljinovic auf den Grund gehen müssen.
Es sind nicht die spannenden Aspekte des Filmes oder die ausgeklügelten Handlungsfäden der Geschichte, die diesen Tatort als sehr gelungen erscheinen lassen, sondern die tragischen Momente, die in diesem Film an einigen Stellen besonders emotional sind (großartig Boris Aljinovic, der vor den Trümmern seines Familienlebens steht). Wäre die große Dramatik und Tragik nicht so vorteilhaft ins Bild gerückt, würde man vor einem routiniertem Film stehen, so bringt aber „Tatort - Todesbrücke“ mehr mit als nur bloße Routine.
Sonntag, 13.03.2005/20:15 - 21:45 Uhr
#716
Geschrieben 21. März 2005, 21:55
Regie: Thilo Gosejohann
Liebes Tagebuch...
Absoluter Blindkauf, den ich mir nur ins Haus orderte, weil irgendwie jeder das tat und ich der Meinung war, sonst etwas verpassen zu können. Ich wußte nicht wirklich, was mich erwartet, aber ich merkte recht schnell, daß der Film meinen Humor traf. Leider teile ich mit den Herren Gosejohann nicht die Leidenschaft explosionswütige Actionfilme zu sehen, weshalb auch das hier dargebotene und durch den Kakao gezogene Genre an meinem Lustzentrum etwas vorbeischlitterte. Jedoch bin ich für einen schlechten Scherz immer zu haben und solche welche bietet „Operation Dance Sensation“ zur großen Freude meinerseits im mehrstelligen Bereich.
Der Film möchte besser sein als der übliche Standart auf dem Amateur-Sektor, was er auch ist, was aber auch dazu führt, daß er kritischer beäugt wird als manch schlechterer Unsinn. Es fällt auf, daß „Operation Dance Sensation“ seine Geschichte nicht immer im Griff hat. Die Grenzen zwischen Gut und Böse sind zu verwaschen. Viele Schauplätze scheinen nur Kulissen für austauschbare Actionszenen gewesen zu sein und auch die Handlung an sich, zieht sich manchmal zu sehr in die Länge. An so manch einer Ecke hätte man einiges an überflüssigen Sekunden wegknappsen können, so daß die Zeit zwischen den wirklich pfiffigen Ideen minimiert worden wäre. War aber leider nicht der Fall. Jedenfalls nicht durchgehend. Rückblickend bleibt aber ein lustiger Film zurück, dem es trotz mancher Längen nicht an verrückten Ideen fehlt.
Montag, 14.03.2005/19:00 - 20:50 Uhr
#717
Geschrieben 21. März 2005, 21:56
Regie: Pedro Almodóvar
Liebes Tagebuch...
Trotz spanischer Tonspur ließen sich bei der zweiten Begegnung mit der schlechten Erziehung die verzwickten Handlungsstränge relativ leicht durchleuchten. So bekam ich diesmal viel mehr von der Homme-Fatale-Geschichte mit, die mir beim Kinobesuch aufgrund der im ersten Eindruck undurchschaubaren Angelegenheit verschlossen blieb. So konnten sich diesmal sowohl Spannung als auch Brisanz des Geschehens noch verstärken.
Der Eindruck, den der Film nach dem Kinobesuch hinterließ, ist seit dem tatsächlich um Einiges noch gewachsen.
Dienstag, 15.03.2005/18:45 - 20:25 Uhr
#718
Geschrieben 25. März 2005, 12:11
Regie: Renny Harlin
Liebes Tagebuch...
Mittwöchliche Videoabende scheinen seit Neuestem dazu da zu sein, der Welt zu zeigen, was für filmische Katastrophen auf ihr entstanden sind. Heute aber, wo der Lieblingsarbeitskollege und ich, die Urheber dieser Sitte, alleine da saßen und niemand anders da war, dem man richtigen Müll vorsetzen konnte, haben wir uns kurzerhand entschlossen, der Frau Videothek einen Besuch abzustatten.
„Mindhunters“ hat mich zu Beginn tief geschockt und total verstört. Als plötzlich aus dem Nichts heraus die beiden Leading Charakter die Handlung verlassen und ich mit den ganzen unbekannten Pappnasen auf dieser abgeschotteten Insel saß, war ich kurz davor, die Flinte in den Brunnen zu werfen. Dem Film wird in diesen Szenen so dermaßen hart die Grundlage unter den Füßen weggezogen, daß ich mich ein wenig an Janet Leighs Ableben in „Alfred Hitchcocks Psycho“ erinnert fühlte, obwohl es bei „Mindhunters“ reichlich früher und prominenter und damit überraschender kommt.
Während man in der Stille der Verwirrtheit verharrt, hört man plötzlich, wie sich die Lostrommel zu drehen beginnt und ein perfides Mördersuchspiel ausgewürfelt wird. Alles ist auf Zeit und Tempo ausgerichtet. Die Sekunden verstreichen atemlos und alle Beteiligten (schön: auch die Zuschauer) wissen, daß gleich jemand dran glauben muß. Die Frage aber nach dem Wie? läßt die Spannung trotz Vorhersehbarkeit der Vorgänge ordentlich ansteigen und eine detailgenaue Mördersuche eigentlich unmöglich machen. Unmöglich auch, weil man als Zuseher natürlich superschlau sein will und aus dem Geschehen was-weiß-ich-alles hinausinterpretieren will.
Renny Harlins Film kann nach dem bitteren Einstieg viel Spannung bieten, lädt ein, den Ablauf des Filmes aktiv zu beurteilen und macht Freude, da man vor so mancher (herber) Überraschung nicht gefeit ist. Rundum gelungener, nebenbei bemerkt auch sehr stylisch gefilmter Horrorspaß. Geisterbahn a’la Hollywood 2004.
Mittwoch, 16.03.2005/20:45 - 22:30 Uhr
#719
Geschrieben 25. März 2005, 19:19
Regie: James Bryan
Liebes Tagebuch...
„Wrong Turn“ für ganz kleine Lichter. Eine nicht überschaubare Anzahl von Menschen hält sich aus unterschiedlichsten, meist aber unsinnigen Gründen in dem langweiligsten Laubwald der Filmgeschichte auf und wird von einem Amateur-Waldschrat weggerichtet, der eine Mischung aus Catweazle und Monty Python im Krieg zu schein scheint.
Einen Großteil der Laufzeit verbringt der Film damit, seine Darsteller dabei zu beobachten, wie sie sich durchs Gebüsch schlagen. Weil relativ wenig geschieht, hat das schon fast den Charakter eines selbstgedrehten Wandervideos. Das „How to survive in the woods without doing everything“ wir nur durch völlig unmotivierte Morde unterbrochen, die dieses unbesiedelte Gebiet plötzlich als recht gut besucht und bewohnt erscheinen lassen.
Neben den lächerlich schlechten optischen Reizen, erfreut auch die Musik, die es schafft, daß Trommelfell auf ganz spezielle Weise zu penetrieren. Es hört sich an, als wäre sie im Keller von Herschell Gordon Lewis eingespielt worden, läßt aber die Brillanz seines minimalistischen Klangwerks vollkommen vermissen. So entfaltet sich bei diesem „Ausflug in das Grauen“ eine genüssliche unterhaltsame Langweile und rückblickend erinnert man sich hauptsächlich an einen dicken Polizisten, eine reichlich dunkle Enthauptung, einen Wohnwagen der mitten im Wald steht, eine Stadt, in der man zwar keine Kulissen aber wenigstens Häuser zu Gesicht bekommt, einen voll groovigen Titelsong („Don’t go in the Woods“), und last but not least unheimlich viel Natur und extrem viel Laub.
Mittwoch, 16.03.2005/22:45 - 00:05 Uhr
#720
Geschrieben 26. März 2005, 10:17
Regie: Peter Greenaway
Liebe Speisekarte...
Peter Greenaways Kunst- und Kulturschocker konnte mich diesmal nicht so sehr aus dem Sessel heben, wie es eigentlich der Fall sein müßte. Von Michael Gambons Sprücheklopferei war ich schon fast angenervt und die wirklich intensiven Momente dieser Schlachtplatte trafen mich nicht da, wo es wehtun sollte. Hab ich wohl den richtigen Film zur falschen Zeit gesehen.
Montag, 21.03.2005/19:10 - 21:10 Uhr
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