The Room-Files
#751
Geschrieben 09. Mai 2005, 17:32
Regie: Roland Emmerich
Liebes Tagebuch...
Roland Emmerichs Filme zeichnen sich nicht durch übermäßige Intelligenz aus. So entdeckt man auch bei „The Day after Tomorrow“ inhaltliche und logische Ungereimtheiten gepaart mit zu vielen Kompromissen zugunsten des Blockbuster-Popcorn-Kinos. Jedoch ist es diesmal anders. Das letzte Halali unseres Planten, dem wir ach so schändlich in die Eier getreten haben, wird zu keiner Minute zur Weltuntergangsparty, sondern die Bilder und das Geschehen darin gehen an die Nieren, auch wenn sich Emmerich teilweise etwas zimperlich gibt. Die Effekte selbst sind nach wie vor auf eine spezielle Art und Weise geil, aber der Rahmen in denen sie geschehen ist um ein vielfaches anspruchsvoller - folgerichtiger Handlungsverlauf der Wetterapokalypse hin oder her.
Die Überflutung von New York: Nach wie vor eiskalt und lähmend;
Der Tod von Dennis Quaid Kompagnon: Überflüssig und zu tragisch um am Ende wieder Freude zeigen zu können;
Der Tod des Präsidenten: Der hat gefehlt;
Die Kritik an der amerikanischen Umweltpolitik: Die hat gesessen;
Das Verrecken der nördlichen Regionen auf der Erde: Da wäre ich auch dabei gewesen;
Das Ende: Hurra, die Aliens sind tot! Jetzt kann uns nichts mehr passieren... „The Day after the Independence Day“
Sonntag, 01.05.2005/15:30 - 17:30 Uhr
#752
Geschrieben 12. Mai 2005, 10:27
Regie: Enzo G. Castellari
Liebes Tagebuch...
Im Gegensatz zum ersten Treffen mit Keoma (Zwei Uhr nachts im großen Kino) waren die Rahmenbedingungen etwas anders (Prime Time, wenn auch nur im Heimkino). Ich dachte das ich zu diesen weniger nachtschlafenden Bedingungen mehr vom Inhalt mitbekommen würde. Doch der Inhalt spielt nur eine untergeordnete Rolle. Weiterhin dominieren die Bilder in Form von epischer Zeitlupe und nach Aussage schreienden Szenarien. Letzteres ganz im Stile von "El Topo". Ebenfalls gut mit am Start: die Musik. Die Handlung vom ungeliebtem Halbblut in der Familie entnehme ich besser dem Cover, als dem Film selbst.
Schönes Meisterwerk, von dem ich zum Schluß noch ein paar Namen hervorheben möchte: Donald O'Brien, William Berger, Olga Karlatos und Luigi *mampf mampf* Montefiori.
Sonntag, 01.05.2005/20:15 - 21:50 Uhr
#753
Geschrieben 12. Mai 2005, 10:32
Regie: Sofia Coppola
Liebes Tagebuch...
Wann läßt der große Eindruck, den "Lost in Translation" mit sich bringt, eigentich nach? Nicht, daß ich darauf warten würde, aber der Film weis immer und immer wieder zu begeistern. Große Bilder, sperrig erzählt. Starke Gefühle, wunderschön minimalistisch dargestellt. Die Darsteller, eine Wucht. Der Ort der Handlung, eine, für mich, völlig fremde Welt.
Montag, 02.05.2005/20:20 - 22:00 Uhr
#754
Geschrieben 17. Mai 2005, 18:11
Regie: Marco Serafini
Liebes Tagebuch...
Jetzt lasse ich es mal darauf ankommen. Eigentlich müßte bei dieser Überraschung in Mexiko die gleiche verklebte Soße zu erwarten sein, wie vor kurzem beim Zauber der balischen Sterne. Einziger Unterschied zwischen den beiden Episoden, von der Hotelkulisse mal abgesehen: der Regisseur. Diesmal stand nicht Otto W. Retzer, sondern der romanzenerprobte Marco Serafini hinter der Kamera. Die perfekten Gegebenheiten, um zu vergleichen, in wie weit Otto W. Retzer zu der Dumpfbackigkeit der LISA-Filme beiträgt.
Worum geht es diesmal? Nach der anstrengenden Hotelübernahme in Bali reisen die reiche Tante (Ruth-Maria Kubitschek) und ihr immer noch so extrem attraktiver Neffe (Christian Kohlund) ins ferne Mexiko, wo sie auch ein Hotel besitzen, was wiederum nur aus Dächern zu bestehen scheint. Außerdem wird dort ein ominöses JUBILÄUM gefeiert, hinter dessen Sinn man eigentlich nie so recht kommen mag. Das ist fast so geheimnisvoll wie der goldene Koffer aus „Pulp Fiction“. „Du hast Dich so auf das JUBILÄUM gefreut und jetzt muß ich die ganze Arbeit machen, während Du Dir mit diesem zwielichtigem Kunsthändler die Zeit vertreibst“, sagt Christian Kohlund zu seiner Tante, die sich, kaum in Mexiko gelandet, mit einem zwielichtigem Kunsthändler (Michael Gwisdek) die Zeit vertreibt. Also muß er allein das JUBILÄUM vorbereiten, denn er hat eben schnell mal die Hotelleitung übernehmen müssen, weil der eigentliche Hotelmanager zusammengebrochen ist. Sicher lag’s an den JUBILÄUMSvorbereitungen. Mit im Hotel ist eine leicht überzeichnet zickige Filmdiva, die sich mit ihren steinalten 35 Jahren einer Schönheitsoperation unterziehen muß. Fünf Minuten vor dem Skalpell lernt sie aber den interessanten, weil so verdammt natürlichen Mann mit dem stummen Kind kennen. Der Filius hat kein Wort mehr gesprochen, seit seine Mutter die Familie verlassen hat. Was wird er wohl zu der neuen Flamme seines Vaters sagt? Ich befürchte, vorerst nix , aber laß den Bengel erst mal dreißig Sekunden zur Delphintherapie, dann geht die Post ab... Zum Abschluß des JUBILÄUMSfestes versöhnt sich dann auch wieder der eifersüchtige Hotelportier mit seiner geliebten stellvertretenden Hotelmanagerin, weil ihr der Christian-Kohlkopf-Vorgesetzte doch nicht so ganz schöne Augen machte, wie es anfangs den Eindruck erwecken ließt. Dann gibt es noch ein bißchen Feuerwerk. Ein finaler Auftritt von Alexander Klaws jedoch bleibt dem Publikum diesmal erspart.
Wer hätte es gedacht, zwischen Retzer und Serafini gibt es tatsächlich Unterschiede. Serafinis Version vom Traumhotel ist um einiges langweiliger, weil besser. Übertrieben dramatische Harmlosigkeiten und imposant angekündigte Spannungsluftbläßchen nehmen wenig Platz in diesem extrem dünnen Drehbuch ein. So bleibt der Kitsch zwar weiterhin so anspruchslos, wie man ihn anspruchsloser kaum gestalten konnte, aber so spektakulär, daß man sich vor Freude die Schenkel reiben könnte, wurde es dann doch nicht. Immerhin war die „Überraschung in Mexiko“ für ein paar Knaller gut. Zum Beispiel, als in der zum Schreien schönen Landschaftsaufnahme, in der sich die Wellen rhythmisch und poetisch vom Strand wegbewegten. Ich wußte gar nicht, daß das in Mexiko so ist? Aber wahrscheinlich ist der Äquator schuld??? Ist auch scheißegal, hat doch eh keiner von den im Delirium liegenden Zuschauern gemerkt, daß der Film rückwärts lief...
Donnerstag, 05.05.2005/12:15 - 13:45 Uhr
#755
Geschrieben 20. Mai 2005, 06:06
Regie: Torsten C. Fischer
Liebes Tagebuch...
Ein Jogger tritt beim Waldlauf auf eine Mine. Da die Mine aus Angola stammt und der getötete Herr sich in Angola sozial engagierte können die Kommissare Ballauf und Schenk einen Unglücksfall ausschließen. Bald liegen weitere Minen aus, was dazu führt, das so manches Körperteil in die Selbstständigkeit geschickt wird.
Für durchgehende Unterhaltung kann der neueste Tatort aus Köln nicht sorgen. Obwohl im Minengestrüpp viele Geheimnisse verborgen sind, verfällt der Handlungsverlauf oftmals der Langeweile. Die hervorragende Kameraführung kann zwar positive Akzente setzen, seinen faden Beigeschmack verliert der Film aber nicht. Außerdem bremsen einige unangenehme Szenen den Film. Wenn in den ersten Minuten der Jogger in Stücke gerissen wird, ist das noch ein gewisser Kick. Unangenehm wird es aber, als man einen toten Hund ausgräbt und einem kleinen Jungen die Beine weggerissen werden. Nichts gegen Nervenkitzel am Sonntag Abend, aber das war zu hart.
Ein weiterer, aber weitaus harmloserer Kritikpunkt: Die dokumentarischen Bilder aus den realen Miniengebieten sind mit einer TV-Kamera gedreht und nicht mit einer Filmkamera. Ich finde das sieht im Gegenschnitt zur Handlung unsauber aus und wirkt störend.
Sonntag, 08.05.2005/20:15 - 21:45 Uhr
#756
Geschrieben 24. Mai 2005, 18:21
Regie: Jean Rollin
Liebes Tagebuch...
Außergewöhnlich, kunstvoll und spirituell angehauchter Vampirfilm der sich auf einer angenehm unrealistischen Oberfläche abspielt. So müssen unlogische Handlungsabläufe und unkonventionelle Erzählweise nicht ständig hinterfragt, sondern können problemlos unter der Rubrik „künstlerische Freiheit“ gebucht werden. Ein Hauch von „Vampyros Lesbos“ durchstreift das Zimmer.
Die nackten Vampire bewegen sich also in einem ziemlich durchgeknallten Film, der aber, aufgrund seiner ruhigen und ziemlich langsamen Erzählweise, trotz Bildgewalt, ebenso karg und unbequem wirkt, wie spätere Rollin-Filme auch. Zum zweiten Mal gesehen, zum zweiten Mal gefreut. Auch wenn es beim ersten Treffen wesentlich euphorischer in mir zuging.
Mittwoch, 11.05.2005/20:40 - 22:00 Uhr
#757
Geschrieben 24. Mai 2005, 18:22
Regie: Lars von Trier, Morten Arnfred
Liebes Tagebuch...
Der Einstieg in die Serie, deren erste Staffel ich schon kannte, erweist sich immer wieder als etwas beschwerlich. Lange bauen Lars von Trier & Co. die Geschichten aus, die uns danach nicht mehr loslassen werden. Die finalen Schlussschocks setzen jedenfalls schon mal richtig zu und man befindet sich im Bann der Geister und des [/i]Königreichs[/i].
Sonntag, 15.05.2005/23:00 - 00:00 Uhr
#758
Geschrieben 24. Mai 2005, 18:22
Regie: Lars von Trier, Morten Arnfred
Liebes Tagebuch...
Die Charaktere, mit denen man sich nun richtig bekannt gemacht und sie auf ihre Art und Weise ins Herz geschlossen hat, beginnen sich zu entwickeln. Abgründe tun sich auf. Wohliger Grusel, beißender Zynismus und berührend ungemütliche Bilder pressen einen in den TV-Sessel.
Montag, 16.05.2005/00:10 - 01:15 Uhr
#759
Geschrieben 24. Mai 2005, 18:23
Regie: Lars von Trier, Morten Arnfred
Liebes Tagebuch...
Vielleicht der Höhepunkt der ersten Staffel. Die Entwicklungen eskalieren und langsam ist auch eine Lösung in Sicht.
Montag, 16.05.2005/12:00 - 13:10 Uhr
#760
Geschrieben 24. Mai 2005, 18:23
Regie: Lars von Trier, Morten Arnfred
Liebes Tagebuch...
Obwohl man mit einem Ende abgespeist wird, welches schreiend ist vor offenen Fragen, bleibt die Spannung zuweilen schon auf der Strecke. Der gruselige Part der Geschichte erscheint mir als zu früh abgeschlossen, was die Stimmung im Krankenhaus nicht mehr so interessant erscheinen läßt, wie es bei früheren Folgen der Fall war.
Montag, 16.05.2005/13:15 - 14:30 Uhr
#761
Geschrieben 24. Mai 2005, 18:23
Regie: Lars von Trier, Morten Arnfred
Liebes Tagebuch...
Ein neuerlicher Ein-(Ab-?)stieg ins Königreich. Während einige alte Geschichten abgeschlossen bleiben, werden andere konsequent weitergeführt. Die erste Folge der zweiten Staffel erscheint ähnlich ruhig und man wartet geduldig auf die nachfolgende...
Montag, 16.05.2005/14:35 - 15:35 Uhr
#762
Geschrieben 24. Mai 2005, 18:23
Regie: Lars von Trier, Morten Arnfred
Liebes Tagebuch...
Die Fortführung der Geschichte weist ähnlich viele ungewöhnliche Aspekte auf, doch diese scheinen alle nicht so stark beeindrucken zu können, weil die jetzt agierenden Dämonen und Geister nicht in dem Maße Aufsehen erregen, wie man es von ihnen erwartet hätte. Außerdem ist es ein Fehler, daß man die Geschichte zu sehr vom realen Leben entfernt. Mit dem Verlust des realen Lebens geht auch der beißende Zynismus vor die Hunde.
Montag, 16.05.2005/15:40 - 17:00 Uhr
#763
Geschrieben 24. Mai 2005, 18:24
Regie: Lars von Trier, Morten Arnfred
Liebes Tagebuch...
Die Konturen der unheimlichen Gestalten werden genauer, der Blutfaktor erreicht einen bisherigen Höhepunkt. Der Gruselfaktor bleibt, bis auf Ausnahmen gering. Bleibt zu hoffen, daß das Finale auf charmante Art und Weise Licht ins Dunkel bringt und sich dabei noch ein paar Stärken entfalten können.
Montag, 16.05.2005/17:10 - 18:25 Uhr
#764
Geschrieben 27. Mai 2005, 11:16
Regie: George Lucas
Liebes Tagebuch...
Vorbereitungen zum Abschluß der Saga 1. Teil:
Der erste Spielfilm in der neuen Wohnung - der Auftakt vom Ende der größten Geschichte aller Zeiten. Noch aber steckt die Handlung in den Kinderschuhen und epische Breite läßt erst hineininterpretieren, wenn man die anderen Filme bereits kennt. Ich kaufe es George Lucas nicht hundertprozentig ab, daß er damals selbst schon wußte, was für eine immens große Geschichte er mit Krieg der Sterne kreiert hatte. Der Aufstand der Guten beginnt und noch zehn Tage, dann wird die neue Hoffnung bitter, bitter nötig sein.
Gänsehaut!
Montag, 16.05.2005/21:15 - 23:15 Uhr
#765
Geschrieben 27. Mai 2005, 11:32
Regie: Irvin Kershner
Liebes Tagebuch...
Vorbereitungen zum Abschluß der Saga 2. Teil:
Das Lucas-Universum beginnt sich, wie auch das Imperium, zu formieren. Die Geschichte explodiert buchstäblich während der imperiale Marsch aus allen Boxen dröhnt. In tausend Kettenreaktionen verzweigen sich die Handlungstränge und die Wege sind geebnet. Wir haben es nun nicht mehr mit einem nur tollen Sciene-Fiction-Abenteuer zu tun, sondern mit einem alles umfassenden Weltraumepos.
Weil der Film von intensiver Düsterheit beherrscht wird, baute George Lucas diverse humoristische Spitzen ein, die trotz des erdrückenden Verlaufs der Geschichte zu schallendem Gelächter bei mir führten. Ich denke da an den putzig verspulten Meister Yoda und Prinzession Leia, die vorschlägt auszusteigen, um das Raumschiff anzuschieben.
Ja, ansonsten:
Gänsehaut, gepaart mit einem gewissen Dauerfrösteln.
Dienstag, 17.05.2005/21:15 - 23:25 Uhr
#766
Geschrieben 27. Mai 2005, 11:49
Regie: Jean Rollin
Liebes Tagebuch...
Jean Rollin hat eindeutig zu viele Vampire im Kopf. Die hier rumbaumelnden Zombies beißen ihre meist weiblichen Opfer eigentlich durchgehend in den Hals. Auch sonst spricht vieles für einen Vampirfilm aus dem Hause Rollin. Karge französiche Dörfer, kleine verwinkelte Schlösser, halbwüchsige Mädchen und eine ungewöhnliche Liebesgeschichte. Da aber die produzierende Eurocine nicht gerade für Qualität bürgt, erfreut neben dem Rollin-Flair auch der Trash-Faktor. Im Sumpf sind eindeutig die Wände eines Swimmingpools erkennbar. Diverse Statisten meinen, sie wären nicht mehr im Bild, kichern rum und schauen fragend ins Leere. Frauen sind meist dumm, willig und fallen entweder hin oder in Ohnmacht, daß alles bevorzugt nackt. Nicht fehlen darf auch eine engagierte Reporterin, ein unbesorgter Polizeipräsident, ein besorgter Bürgermeister (extrem gelangweilt: Howard Vernon) und deutsche Zombies, die zu Verwirrung aller französiche Helme tragen müssen...
Ein schöner Schmarrn, den man im Zuge eines Videoabends genußvoll zerlegen kann.
Mittwoch, 18.05.2005/22:10 - 23:30 Uhr
#767
Geschrieben 31. Mai 2005, 19:27
Regie: Manuel Siebenmann
Liebes Tagebuch...
Der Inhaber einer Werbeagentur wird just in dem Moment erschossen, als er einen bis dato anonymen Ghostwriter treffen wollte, der ihm schon so mach flotten Werbeslogan auf den Tisch gezaubert hat. Die Trauer bei den Hinterbliebenen hält sich in Grenzen, die Abgründe aber, die sich vor den Kommissaren Batic, Leitmayr und Menzinger auftun, nehmen in Windeseile voluminöse Ausmaße an. Hinter dem Ghostwriter versteckten sich nämlich drei führende, aber finanziell zu kurz gehaltene Mitarbeiter der Argentur, die die kassenfüllenden Reklamesätze dem ungeliebten Schwiegersohn ihres Chefs entwendet haben.
Nicht nur das Spannungskarussell dreht sich, während die Kriminalbeamten den Dingen gut gelaunt auf den Grund gehen, sondern auch der Umkreis in dem dies alles geschieht ist als überaus gelungen zu bezeichnen. Ich möchte dem Film zeitweise schon fast eine krasse Optik zusprechen. Das Gelände auf dem der Mord geschieht ist schlichtweg genial. Außerdem frage ich mich, ob die Sektflasche, die dem Erschossenen aus der Hand gleitet und vom Obergeschoß in Richtung Pflaster trudelt, nicht aus dem PC stammt oder durch ihn optisch noch reizvoller gestaltet wurde?
Sonntag, 22.05.2005/20:20 - 21:50 Uhr
#768
Geschrieben 31. Mai 2005, 19:27
Regie: Richard Marquand
Liebes Tagebuch...
Vorbereitungen zum Abschluß der Saga 3. Teil:
Mit der Überarbeitung von 1997 bin ich nicht zufrieden, da sie die ersten drei Star-Wars-Filme moderner aussehen lassen möchte, was aber nur aufgesetzt und gezwungen wirkt. Man hätte es bei einem einfachen Großreinemachen belassen sollen. Es wäre auch ein Übergang zu den neuen Filmen möglich gewesen, wenn diese kindische Showeinlage in Jabbas Partyhöhle und das rülpsende Etwas vor den Toren der Stadt die Festplatte nie verlassen hätten.
Zum Film selbst: Das inhaltliche Tempo aus dem Vorgänger-Film bleibt erhalten und mit sich zuspitzender Dramatik ist der Gänsehaut- und Elefantentränenfaktor am Ende an einem Punkt angekommen an dem man einfach resignieren muß. Und damals, ab diesem nervenzerfetzendem aber auch bewegenden und so erfreulichen, lang ersehnten, tatsächlich gutem Ende ging das lange, lange Warten los...
Montag, 23.05.2005/21:00 - 23:15 Uhr
#769
Geschrieben 31. Mai 2005, 19:29
Regie: George Lucas
Liebes Tagebuch...
Vorbereitungen zum Abschluß der Saga 4. Teil:
Je öfter ich die dunkle Bedrohung sehe, umso näher kommt sie dem, was sie mir beim ersten Kinobesuch damals vor sechs Jahren vermitteln konnte. Da war ich nämlich restlos begeistert ob der Wucht, die George Lucas auf die Leinwand zaubern konnte. Aber auch beim schon beim ersten Kinobesuch übte ich harsche Kritik. Manche eine Action-Szene ist überflüssig, der Film ist teilweise kindisch und so unpersönlich lächerliche Wesen wie die Ganggens (Schreibweise egal) sind schwer ins Herz zu schließen. Kritik, die ich auch heute noch übe, aber gestehen muß, daß Jar Jar Binks doch die eine oder andere schöne Szene hat und der Film ohne Umschweife auf die mir so am Herzen liegende Star-Wars-Sternenbahn gelenkt wird. Der ersten Episode wird es nicht gerecht, wenn man die Gesichte auf ein nervendes Balg reduziert, daß vom Seifenkistenrennen begeistert ist. Also, ein bißchen mehr Begeisterung, meine Damen und Herren, liebe Tagebücher!
Ist es Vorfreude oder Angst? In dreißig Stunden wird die Saga abgeschlossen sein...
Ansonsten:
Damals im Kino wußte ich doch tatsächlich nicht, was es mit Senator Palpatine auf sich hat.
Mittwoch, 25.05.2005/15:35 - 17:50 Uhr
#770
Geschrieben 31. Mai 2005, 19:30
Regie: Rob Schmidt
Liebes Tagebuch...
„Wrong Turn“ mausert sich zum Partyfilmchen, dem man nicht 100%ig Aufmerksamkeit schenken muß und trotzdem Spaß beim Zuschauen haben kann. Natürlich hätte der Film volle Aufmerksamkeit verdient, aber weil diese diesmal nicht gegeben war, kam mir der Film als guter Freund vor, der, so meine ich fast, mit uns am Tisch saß und sich mit uns unterhalten hat... Oder haben wir zuviel von diesem Teufelszeug, diesen Drogen genommen?
Mittwoch, 25.05.2005/22:00 - 23:20 Uhr
#771
Geschrieben 31. Mai 2005, 19:30
Regie: George Lucas
Liebes Tagebuch...
Vorbereitungen zum Abschluß der Saga 5. Teil:
Ich komme auch diesmal nicht drum herum, bei diesem gigantischen Effekt- und Romantikspektakel (Ja, so was gibt es!) den Versuch zu starten, die Verwicklungen und Wendungen der Handlung zu entwirren. Also, diesmal mitbekommen: Die Handelsföderation schließt einen Pakt mit dem dunklen Sith-Lord und wird beschissen, wendet sich an Count Dooku, der aber ein Strohmann des Sith-Lords ist. So weit so gut. Dann kommen die erschreckenden Worte, die Count Dooku Obi-Wan Kenobi entgegen streckt - und die nichts anders als die Wahrheit in sich tragen (diesmal für mich die stärkste Szene des Films). Warum aber macht er das? Erkenne ich Ehrlichkeit in Christopher Lees Augen? Ich bin ratlos, auch weil der seine Gefangenen, unsere leider im Unrecht liegenden Helden, auf ziemlich chauvinistische Weise entsorgen möchte. Warum? Ich glaube, den Angriff der Klonkrieger, bei dem alle so verdammt zwischen den Fronten stehen und wie Marionettenpuppen nach den Vorgaben des zukünftigen Imperators tanzen, muß man anschauen, bis der Arzt kommt.
Ansonsten:
„Episode II“ ist vorbei. Ich laufe plan- und ziellos in der Wohnung auf und ab und in nicht mal einem halben Dutzend Stunden wird die Saga beendet sein. Krich’ das erst mal in Deinen Kopf rein!
Donnerstag, 26.05.2005/14:00 - 16:15 Uhr
#772
Geschrieben 04. Juni 2005, 15:38
Regie: George Lucas
Liebes Tagebuch...
Im Vorfeld konnte man natürlich viel mutmaßen, wie Episode III ausfallen wird. Es stand die Frage im Raum, ob George Lucas tatsächlich zur dunklen Seite der Macht wechseln wird und seinen Zuschauer eine düstere Schlachtplatte vorsetzt, oder ob er den, in den vorangegangen fünf Filmen dominierenden Gutmenschenton des perfekten Unterhalters fortführen wird. Das erste erhoffte ich mir und das zweite wollte ich gerne ausschließen. Erwartet habe ich eine gesunde Mischung aus beiden Möglichkeiten. Diese gesunde Mischung hat es dann zu meiner Freude auch gegeben hat. Jedoch hätte ich nicht im Traum daran gedacht, daß beide Aspekte so impulsiv sein und deshalb so großen Eindruck auf mich machen würden.
Jetzt war es endlich so weit. Das vorerst letzte Kapitel der Star-Wars-Saga wird geöffnet. Jede Sekunde, jedes eigentlich altbekannte Bild versuchte ich aufzusaugen, was mir natürlich nicht gelang, denn nach dem Vorspann legt George Lucas ein dermaßen schnelles Tempo vor, daß es mich schier aus dem Sitz hob. Denn vierhundert Leuten um mich herum wird es ähnlich ergangen sein. Die Eröffnungssequenz sucht ihresgleichen. Da ich im Kino 1 des Cinecittas saß, gab es das ganze Spektakel oben drauf auch noch in digitaler Bild- und Tonqualität, was das Entertainment nun wahrlich nicht abschwächte. Ich hab mich vor Lachen im Sessel hin- und hergeschmissen, als sich R2D2 endgültig als fieser Kampfgnom mit Mr.-Bean-Charakter entpuppt und aktiv ins Schlachtengetümmel eingreift. Auch die Rettung des entführten Senator Palpatine, der eine Bestätigung braucht, um seinen zukünftigen Schützling an sich reißen zu können, ist zweifelsfrei hoch gelungen. In all der Euphorie konnte mich nicht mal das frühe ableben von Christopher Lee erschüttern. So "plätschert" der Film auf höchstem Niveau eine fröhliche Stunde vor sich hin, aber dann...
...dann holt George Lucas den Knüppel aus dem Sack und alles wird in penibelster Kleinstarbeit zerstört. Klar, die Geschichte ist bekannt. Die Jedis sterben (nicht nur die Jedis!), Anakin wird böse und den Darth-Vader-Anzug wird er in den kommenden Filmen kaum aus dem Grund tragen, weil er sich einen Schnupfen eingefangen hat. Trotzdem vermittelt die Rache der Sith in der zweiten Hälfte das Gefühl einer respektablen Achterbahn. Wenn man dort mit dem Wagon in die Tiefe raßt, ist einem der Weg auch bereits bekannt, aber es kann mir keiner erzählen, daß er ob dieses Wissens plötzlich in der Magengrube nix mehr spürt. Und wenn man (wie ich) ein bißchen empfänglich für das Gefühl eines herabrauschenden Achterbahnwagens ist, dann setzt einem die zweite Hälfte von "Star Wars Episode III - Die Rache der Sith" ganz schön zu. Daß es aber so krass werden würde, hätte ich nicht gedacht. Als Darth Vader wieder zusammengeflickt wird, wäre Jeffrey Combs als Re-Animator gar nicht mal so fehl am Platze gewesen. Auch so ist das alles äußert bitter. Das Ausführen von Befehl 66, das verlorene Liebe der Padme Amidala und die triste Zukunft der Überlebenden führten dazu, daß vorwiegend die männlichen Mitglieder unserer Star-Wars-Kino-Wallfahrt immer tiefer im Sessel verschwanden. Und die letzte Szene muß ich überhaupt nicht mehr kommentieren.
Nach dem Verlassen des Kinosaals war die Stimmung reichlich gedrückt. Alle fühlten sich durch den Fleischwolf gedreht und trotz des erfahrenen Schocks machte sich über das düstere Zwei-Stunden-Finale innerliche Begeisterung breit. Noch Tage nach dem Kinobesuch sind die Nachwirkungen zu spüren und ein zweiter Kinobesuch scheint unumgänglich zu sein. Ob der dann die gemachten Eindrücke unterstreicht oder abschwächt bleibt abzuwarten.
Die Saga ist vollendet.
Donnerstag, 26.05.2005/20:30 - 22:45 Uhr
#773
Geschrieben 09. Juni 2005, 19:07
Regie: Roger Corman
Liebes Tagebuch...
Vincent Price spielt mal wieder den geheimnisvollen Besitzer eines alten Schlosses, der, so scheint es, vom Geist eines Vorfahrens besessen ist. Natürlich muß es ganz anders kommen. Diverse Twists in der zweiten Hälfte lassen das Pendel des Todes in einem ganz anderen Licht erscheinen. Der ideale Film um die Stunde nach Mitternacht bei Kerzenschimmer zu bringen.
Sowohl inhaltlich wie atmosphärisch reiht sich dieser Film in Riege der anderen Poe-Verfilmungen von Roger Corman ein, von denen ich mittlerweile die meisten kennen müßte. Schön zu sehen, daß in der Endauflösung die Spannung noch immer hoch im Kurs ist, obwohl der übersinnliche Faktor an dieser Stelle des Filmes eine eher untergeordnete Rolle spielt. Trotzdem würde ich es mir sehr wünschen, den Film einmal mit dem Gruselempfinden sehen zu können, wie es wohl 1961 das Publikum im Kino erfahren mußte/durfte. Leider vermisste ich auch das Gefühl der unterhaltsamen Angst, die ich spürte, als ich „Lebendig begraben“ und „Die Folterkammer des Hexenjägers“ zum ersten Mal sah. Liegt sicherlich daran, daß das schon ein paar Jährchen her ist, und es heute etwas mehr braucht um mich aus dem Sitz zu heben oder mich in selbigen hineinzupressen. Schade eigentlich, aber Barbara Steele als lebendig Begrabene ist auch heute noch eine Gänsehaut-Garantin.
Freitag, 28.05.2005/00:35 - 01:55 Uhr
#774
Geschrieben 09. Juni 2005, 19:15
Regie: M. Night Shaymalan
Liebes Tagebuch...
Rundum gelungener Wohlfühlfilm, der durch seine immense Ruhe und gleichzeitig durch seine immense Spannung mir jedes Mal aufs Neue einen Kick verschafft. Nur wenige Szenen sind fehl am Platze (neben der Apotheke leider auch die Letzte), dafür aber sind so viele geniale Ideen, Einfälle und altbekannte, liebgewonnene Horror- und Gruselszenarien äußerst sauber verarbeitet, so daß mich Shayamalan immer wieder aufs Neue rannehmen kann.
Sonntag, 29.05.2005/14:30 - 16:15 Uhr
#775
Geschrieben 09. Juni 2005, 19:16
Regie: Dieter Berner
Liebes Tagebuch...
Die schlafende Schöne ist eine wertvolle Geige (übrigens auch im echten Leben. Sie bekam sogar einen Platz in den Eröffnungscredits), die einst dieser sehr berühmte Geigenbauer zusammenspackste, von dessen Namen ich gerade nicht weiß, wie man ihn schreibt. Jedenfalls verschwindet die Geige, nach dem im Bett ihres Frauchens ein Latin Lover erschossen wurde. Sehr zum Schock ihres Mannes, denn dem lag die Geige wirklich am Herz . Die Geschichte mit der Untreue seiner Frau tangiert ihn dagegen eher peripher. Schließlich war ihre Ehe eh nur noch eine Zweckgemeinschaft. Den Spaß beschaffte sich der gute Herr auch außerhalb des ehelichen Bettes.
Harald Krassnitzer spielt Kommissar Moritz Eisner, dem hier eine ihm bis dato unbekannte Tochter zur Seite gestellt wird. Zwar sieht die wie ein Problemkind aus, ist aber entgegen jeder Klischees keines. Vielmehr überrascht sie mit auffallend erwachsenen Reaktionen und erweist sich als optimal quirliger Gegenpart zum eher brummeligen Kommissar Eisner. Der Handlungsverlauf des Filmes „Tatort - Die schlafende Schöne“ ist gewohnt spannend und den Erwartungen entsprechend unterhaltend. Für Auf- und Erregungen sorgen ziemlich ausgeprägte Sexszenen (Suzanne von Borsody in eindeutigen Posen) und der tragische Tod der hauptdarstellenden Geigenmama noch vor dem Showdown. Wer der Mörder des Lovers war habe ich schon wieder vergessen. Jedenfalls ist’s nicht der, der die Stradivari einsackte... Uuups, jetzt weiß ich auch wieder, wie man den berühmten Geigenbauer schreibt.
Sonntag, 29.05.2005 20:15 - 21:45 Uhr
#776
Geschrieben 10. Juni 2005, 11:54
Regie: Takashi Miike
Liebes Tagebuch...
Das Rachefilme keine Handlung mehr haben müssen, weiß spätestens seit "Kill Bill" jedes Kind. Daß aber "keine Handlung" nicht gleich "keine Struktur" ist, scheint noch nicht jedem (in diesem Falle Takashi Miike) bekannt zu sein. Izo ist ein Rachegeist, der durch Zeit und Welt reist und Menschen, im besten Falle seine Gegner, niederstreckt. Dies geschieht ohne Erklärung jenseits aller Grenzen der Nachvollziehbarkeit. Man kann sich nur auf Izos Kreuzigung und seine daraus resultierende Rache beziehen, die zu Beginn des Filmes thematisiert wird. Als Aufhänger für ein zweistündiges Gemetzel ist das aber zu wenig.
Apropos Struktur. Während die Erzählung eher sinnlos erscheint, weißt der Film selbst eine ziemlich harte Struktur auf. Zwischen den einzelnen Rachekapiteln, die sich im Übrigen oftmals viel zu stark ähneln, folgen regelmäßig Szenen, die die Handlung zwar nicht voranbringen, die Eintönigkeit des Kampfgetümmels aber zu 100 Prozent brechen können. Würde der Film nur aus diesen Bildern bestehen hätten wir es hier mit einem Bildersturm zu tun, der mein Herz höher schlagen lassen würde. Großartigste, neben den vielen großartigen Szenen: Izo steht mit Dämonenfratze in einer knallgrünen Wiese, die voll mit bunten Blumenpunkten ist. Schlichtweg grandios. Dieses Bild wünsche ich mir als Desktophintergrund. Auch die musikalischen Einsprengsel, die mit ziemlicher Dominanz den handlungslosen Filmfluß unterbrachen, konnten mich mit ihrer Lagerfeuerromantik überzeugen. So bleibt zum Schluß ein Eindruck zurück, der zwiespältiger nicht sein könnte. Immer wieder war ich höchst fasziniert, aber immer wieder war ich auch schrecklichst gelangweilt, am Ende ratlos. Ja, immerhin wars ein interessanter Abend, auch wenn ich zu keinem Fazit komme. Ein zu verbuchender Erfolg: Ich hab Takeshi Kitano erkannt, obwohl ich sagen muß, daß mir vorher gesagt wurde, daß er mitspielt.
Freitag, 03.06.2005/21:25 - 23:35 Uhr
#777
Geschrieben 13. Juni 2005, 17:39
Regie: Bobby Farrelly, Peter Farrelly
Liebes Tagebuch...
Dieser Film basiert wirklich auf einem göttlichen Drehbuch. So rund, so witzig plus genau die richtige Prise Romantik lassen diesen Film auch dann noch zum Genuß werden, wenn man ihn schon zich mal gesehen hat. Rundum gelungen und unwiderstehlich.
Samstag, 04.06.2005/20:20 - 22:15 Uhr
#778
Geschrieben 13. Juni 2005, 18:00
Regie: Jean Choux
Liebes Tagebuch...
Der Sohn eines reichen Schriftstellers verliebt sich während eines pädagogisch wertvoll angelegten Urlaubes in die schöne Töchter eines Reeders. Um seiner Herzensdame nahe zu sein, heuert er kurzerhand auf der Barke ihres Vaters an und erfährt, daß man durch körperliche Arbeit die Aufmerksamkeit gewisser Personen auf sich lenken kann. Während sich sein Erzieher den Kopf zerbricht, wie er dem schriftstellenden Vater den „Absturz“ seines Sohnes nahe bringen soll, macht sich auf der Barke die Eifersucht breit, denn die Tochter des kapitänenden Chefs ist noch einem weiteren Mitarbeiter aufgefallen.
Wer hier einen Groschenroman oder eine Edelschnulze vermutet liegt vollkommen falsch. „Die Macht der Arbeit“ zeichnet sich durch gekonnt gemachte Unterhaltung aus. Handlungsführende Klischees werden fachgemäß übertüncht. Ein noch reichlich junger Michel Simon setzt witzige Akzente, während die anderen Darsteller ausdrucksstarkes Spiel nicht mit Overacting verwechseln. Natürlich profitiert der Film auch von dem stetig steigenden Spannungsbogen und der grandiosen Bergkulisse, vor der er gedreht wurde. Die Montage ist virtuos. Rückblenden, Gegenschnitte und optische Tricks veredeln die sowieso schon hochwertige Erzählung. Nettes Detail am Rande: Charaktere und Darsteller werden nicht am Anfang oder am Ende des Film genannt, sondern dann, wenn sie ihren ersten Auftritt haben.
Fazit: Kein Kunstquark, sondern publikumsbegeisterndes Kintopp für die breite Masse. Leider für die breite Masse von vor 80 Jahren. Heute lockt man damit kaum eine Katze hinter dem Ofen hervor und so fand die TV-Premiere jenseits des Mitternachtsglockenschlags der Kirchturmuhr statt. Der jenige aber, der die sich diese Perle herauspickte wurde nicht nur Zeuge eines schönen Filmes, sondern auch Zeuge einer fantastischen Renovierung. Die Bilder kommen teilweise mit einer Schärfe auf den Schirm, die an die Qualität der „Metropolis“-DVD erinnert. Einziger Wehmutstropfen: Die originalen Texttafeln waren nicht zu sehen. Statt denen gab’s multilinguale Einblendungen (französisch und deutsch), die aber dem Flair des Filmes weitestgehend angeglichen wurden.
Sonntag, 05.06.2005/09:40 - 11:10 Uhr
#779
Geschrieben 14. Juni 2005, 18:03
Regie: Peter Henning, Claudia Prietzel
Liebes Tagebuch...
Eine junge Frau rennt durch Bremen, so wie einst Lola dies in Berlin tat. Ihr Ziel ist aber nicht der Bolle-Supermarkt, sondern das Büro von Kommissarin Inga Lürsen (Sabine Postel). Dort erzählt sie eine abenteuerliche, anfangs kaum durchschaubare Geschichte. Man hätte ihren Freund getötet und jetzt wollen Die sie töten! Aber wer sind den Die? Jedenfalls nicht die Gelben Engel. Das steht fest.
Diese Tatort-Folge, die als 600ster Beitrag ausgesucht wurde, ist inhaltlich als etwas gewagt einzustufen. Denn nicht irgendwer tötete den Freund der rennenden Lola, es waren tatsächlich Die. Die, die auch für den 11. September 2001 verantwortlich waren. Der Freund mußte sterben, weil er und sein Name als Attentäter herhalten hätten sollen. Jedoch drehte er im Flughafen kurz vor dem Einchecken um und krachte er nur auf dem Papier ins World Trade Center. Klarer Fall, daß Die ihn weghaben wollen. Und sie machen Fehler, so daß Kommissarin Lürsen samt Kompagnon Stedefreund (Oliver Mommsen ohne Gymnasium) den vermeintlichen Verschwörungstheorien immer mehr Glauben schenken müssen.
Die aber als Täter im Tatort? Selbst wenn sich alle Kommissare zusammenschließen würden, wären Die immer noch zu groß. So wirkt jeder Versuch, den Gegnern ein Gesicht zu geben, kaum glaubwürdig. Verschwörungstheoretiker mögen ein Gesicht haben, die Personen, die die Verschwörungen anzetteln, haben NIE eins - nicht mal deren Putzfrau. So läuft der Film in der zweiten Hälfte erst etwas ins Leere um dann unter Zeitdruck und in Erklärungsnotstand zu geraten. Das Böse ist einfach zu groß, um gefasst zu werden. Es ist nicht mal möglich, es in 89 Minuten und 30 Sekunden zu umschreiben.
Trotz der schwächeren zweiten Hälfte fehlt es dem Film nicht an Spannung. Das Regieduo Henning/Prietzel schuf einen nicht nur vom Inhalt her ungewöhnlichen Film. Stilistisch ist „Tatort - Scheherazade“ mal wieder ein Hochgenuß. Aus Jubiläumsgründen und dem damit locker sitzenden Portemonnaie kam auch mal wieder, neben extremer Zeitlupen-Rückblenden-Kompilation, die computergesteuerte Kamera zum Einsatz. Selbige darf ganz trendy durch Brillengläser und Türspione fliegen. Interessantes Jubiläum. Happy Anniversary!
Sonntag, 05.06.2005/20:15 - 21:45 Uhr
#780
Geschrieben 17. Juni 2005, 16:25
Regie: Claudio Guerín, Juan Antonio Bardem
Liebes Tagebuch...
Ein Rätsel hängt am Glockenseil!
”The most shocking horror-film of all time is finally here” verspricht das DVD-Cover. Das macht neugierig und schürt auch Erwartungen. Auf den ersten Blick kann der Film diese aber nicht einhalten. Wer würde nach dieser Umschreibung schon ein morbides Horrordrama erwarten, dessen Kraft in der Ruhe zu liegen scheint? Ich nicht! Ich hätte aber auch nicht gedacht, daß der Film extrem nachwirkt. Seine eiskalte und klamme Atmosphäre sorgt mit ihrer messerscharfen optischen Stärke nach dem Abspann für einen gedämpft wirkenden Schock - ein Film als Schleudertrauma also.
“A Bell from Hell“ ist unangehnehm wie ein modriger Keller, verstört wie „Wenn die Gondeln Trauer tragen“, ekelt wie „Sado - Stoß' das Tor zur Hölle auf“ und fasziniert auf völlig ungewöhnliche Weise mit seiner abgebrühten Stille. Muß ich mir unbedingt noch mal anschauen und mehr unter die Lupe nehmen.
Tragisch:
Regisseur Claudio Guerín nahm sich am letzten Tag der Dreharbeiten das Leben. Er sprang vom im Film immer wieder gezeigten Glockenturm in den Tod.
Montag, 06.06.2005/21:10 - 22:40 Uhr
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