The Room-Files
#571
Geschrieben 01. November 2004, 11:58
Regie: Kai Wessel
Liebes Tagebuch...
Was vor vielen Jahren vollkommen selbstverständlich war, ist heute eine technische Hausforderung: Das Senden eines Filmes live im Fernsehen. Das letzte Mal habe ich so etwas gesehen, als vor knapp zwanzig Jahren der „Komödienstadl“ mal live von der IFA gesendet wurde.
Hier aber sollte ein Spielfilm live gesendet werden und da sich die Filmemacher nichts schenken und es richtig wissen wollten, kann man schon von einer Premiere im deutschen Fernsehen sprechen. Aufwendige Außensets vor der Kulisse des Bahnhofes „Zoologischer Garten“, diverse Wechsel der Drehorte und das ständige Verbundensein der Darsteller mit Handy oder Telefon lassen auf einen immensen Aufwand schließen. Alles wird natürlich per Splitscreen und durch aufwendiges Hin- und Herschalten zwischen den Schauplätzen in all seiner technischen Pracht an den Zuseher herangetragen. Nur das Fahren im Auto war nicht echt. Da sind die Statisten mit Neonröhren ums Auto herumgetanzt.
Und was bekam man jetzt bei diesem ersten Live Movie letztendlich zu sehen? Auf jeden Fall ein spannendes Kammerspiel, welches trotz der vielen technischen Spirenzchen, erfreulich reingewaschen wirkt. „Feuer in der Nacht“ wurde in Vollbild gesendet, war teilweise spärlich beleuchtet. Schnörkellose, eigentlich kaum vorhandene Eröffnungscredits und lange Dialoge, in denen die Darsteller über ihre hoffnungslose Situation sinnieren, waren auch zu vermerken. Das hat schon vieles vom Flair der alten Schwarzweiß-Fernsehspiele, deren Nüchternheit wir noch manchmal in den Dritten Programmen oder in 3Sat begegnen.
Ein wenig verhoben haben sich die Verantwortlichen aber mit der Handlung. Ein Polizist erlebt einen absoluten Scheißtag. Just an dem Tag, an dem er einen Täter bei seiner Festnahme erschießt, steht auch noch der abendliche Auszug von Frau und Tochter an. Da bauen sich schnell enorme Spannungen auf, die sich sogleich entladen. Die Tochter sieht nur noch einen Ausweg. Ein Anruf bei der Telefonseelsorge. Voller Sorge macht der junge Mann am anderen Ende der Leitung sich auf den Weg, die hilfesuchende Familie ausfindig zu machen. Alle Informationen zieht er aus den Hintergrundgeräuschen des Telefonats (Wo fliegen am Montagabend um 21:00 Uhr noch Hubschrauber herum???). Die Handlung ist zu geballt um in 90 Echtzeitminuten vollkommen zu überzeugen. Der Autounfall (wohl das Feuer in der Nacht) ist für das Vorankommen der Handlung vollkommen unwichtig und nichts mehr als ein spekulativer Schauwert. Auch sonst regieren die Personen manchmal über. So muß man mit den Reaktionen der Charaktere auch immer wieder diverse Sprünge im Anziehen der dramaturgischen Schraube in Kauf nehmen. Trotzdem gibt es spannende und mitreißende Szenen und man kann sich über einige Hürden freuen, die genommen worden sind. Auch durchweg gut ist die überaus prominente Darstellerriege: Christian Berkel, Martina Gedeck, August Diehl, Idil Üner und Tilo Prückner, der ein unglaublich charmanter Bestandteil in einer wunderschönen Nebenhandlung ist.
Montag, 25.10.2004/20:15 - 21:50 Uhr
#572
Geschrieben 01. November 2004, 22:57
Regie: Franz Marischka
Liebes Tagebuch...
Wenn ein Film es verdient hat, turbulent genannt zu werden, dann trifft dies auf „Ein dicker Hund“ zu. Eine Wette zwischen Gunther Philipp und Willy Millowitsch ist der Grund für eine tosende Schnitzeljagd, die Tommi Ohrner und Anja Schüte bestreiten müssen. Heinz Schenk, Rainer Basedow, Herbert Fux und Helga Feddersen werden ihre Wege kreuzen und keiner dieser Darsteller hat wohl je eine lustigere Rolle in einem so unsinnigen Filmchen erhalten. Vor allem Helga Feddersen sorgt für größte Freude. Dafür muß sie aber auch die herbsten Witze einstecken. Auch sonst schickt der Film seine Schauspieler durch jede nur erdenkliche darstellerische Hölle. Das alles geschieht zu Gunsten eines völlig hirnverbrannten Klamauks. Dieser ach so dicke Hund ist ein spaßiges Trommelfeuer, wie es die Lisa-Film wohl nur nochmal mit „Tante Trude aus Buxtehude“ hervorgebracht hat. Vielleicht gut, daß Romy Schneider 1983 schon gestorben war.
Mittwoch, 27.10.2004/21:35 - 22:55 Uhr
#573
Geschrieben 02. November 2004, 21:39
Regie: Steven Soderbergh
Liebes Tagebuch...
Seltsames geschieht in auf einer Raumstation, die mit einem Planeten auf Tuchfüllung geht, der die ganze Zeit personifiziert wird. Zwischen all diesem Schein und Sein gibt es deutsche TV-Bösewichter, die sich als beste Kumpels von Hollywoodstars entpuppen. Es wird meditiert wie bei Kubrick und es zukunftelt wie neuerdings bei Spielberg, während sich ein wohliger Klangteppich sich um einen Film legt, der wie „Event Horizon“ ohne Paukenschlaghorror wirkt.
„Solaris“ (auch ohne ein übermäßig großes Sahnehäubchen im Finale) ist ein interessanter Ausflug ins Science-Fiction-Mystery-Genre, welches eines meiner Liebsten ist. Die vorderen Plätze sind schon an andere Filme vergeben, aber auch dieses gelungene Werk fügt sich gut in die unerklärlichen Welten ein, die ihm zuvor andere Filme beschrieben und beschritten haben.
Sonntag, 31.10.2004/13:30 - 15:05 Uhr
#574
Geschrieben 02. November 2004, 21:42
Regie: Zoltan Spirandelli
Liebes Tagebuch...
Klerikale Themen sind ja nicht so mein Ding, es sei denn es artet in Blasphemie aus. Trotzdem fühlte ich mich bei „Vaya con Dios“ gut aufgehoben. Die letzen Mönche eines heruntergekommenen Klosters machen sich auf, um ihre Brüder im Geiste im letzten noch bestehenden Kloster ihres Ordens in Italien aufzusuchen. Doch bevor sie wirklich in Italien ankommen, steht eine Irrfahrt durch Deutschland an.
Manchmal trägt „Vaya con dios“ zu dick auf. Kommissar Zufall ist ein wenig arg aktiv. Auf ihrer Reise treffen die drei Kuttenträger (Michael Gwisdek, Daniel Brühl, Matthias Brenner) auf zu viele Bekannte und zu viele hilfsbereite Menschen, die zu viele in die Handlung passende Ziele verfolgen. Mit ein paar Abstrichen kann man aber eine warmherzige Geschichte mit einem lachenden und einen weinenden Auge verfolgen. Der Film ist weder perfekt, noch weltbewegend, aber auf kleine Weise schön. In weiteren Rollen trifft man neben Uwe Bohm mal wieder auf die Mutter aller Schnäppchen: Christel Peters.
Sonntag, 31.10.2004/15:20 - 17:00 Uhr
#575
Geschrieben 02. November 2004, 21:44
Regie: Hans-Werner Honert
Liebes Tagebuch...
Am Völkerschlachtdenkmal wird ein Neonazi mit Tod durch Sturz ermordet. Dieser Neonazi war aber ein V-Mann des Verfassungsschutzes. Dessen im Film weibliche Vertretung findet es gar nicht toll, daß die Kommissare Ehrlicher (Peter Sodann) und Kain (Bernd Michael Lade) ihre Nase recht tief in den brauen Sumpf stecken.
Wenn Neonazitum im deutschen Fernsehfilm thematisiert wird, dann wirkt das meist recht belehrend. Auch hier fallen wieder vom Pfad der Tugend abgekommene Jugendliche auf einen charismatischen Jungunternehmer und -politiker mit rechter Gesinnung herein. Und dann gibt es die Leute von der Gemeinde mit den blau bestuhlten Gotteshaus (in Wirklichkeit sieht diese Kirche noch viel verhauter aus), die den Draht zu ihren Schäfchen verlieren, zusehen müssen, wie sie dem Wolf ins Netz gehen und wie dieser Wolf den ehrenamtlichen Helfern einen Mord in die Schuhe schiebt. Daß darüber hinaus dem Film seine Spannung abhanden kommt, scheint niemanden gestört zu haben oder gar aufgefallen zu sein. Es gab kein Rätselraten, keine Mördersuche, keinen Nervenkitzel - nur verwirrte Jugendliche, dämliche Nazifressen und permanente Problembewältigungsversuche. Ein Tatort, so trist und ermüdend, daß das Sandmännchen zu mir kam.
Sonntag, 31.10.2004/20:15 - 21.45 Uhr
#576
Geschrieben 04. November 2004, 21:28
Regie: Petter Næss
Liebes Tagebuch...
Tragikomische Außenseitergeschichte, die vor allem durch die großartigen Darsteller glänzt. Elling und sein Freund Kjell Bjarne werden gemeinsam aus einer psychiatrischen Klinik als geheilt entlassen. Sie gründen eine Männer-WG, in der sie das normale Leben in der großen weiten Welt (hier Oslo) lernen sollen. Anfangs beherrschen Neurosen den Alltag. Bald aber beherrscht der Alltag die Neurosen.
„Elling“ ist ein kleiner, fast unscheinbarer Film. Beinahe möchte ich es als ungerecht empfinden, daß ihm so viel Beachtung geschenkt... nein, daß er sich soviel Beachtung erarbeitet hat, denn groß ist „Elling“ nun wirklich nicht. Vielmehr handelt es sich hier um unrührendes Kino von nebenan. Vollkommen alltäglich mit einer Prise Ungewöhnlichkeit. In der Tat, hat das was.
Letztens sah ich im Kino den Trailer zu einem weiteren „Elling“-Film, der mir jetzt wie ein Prequel erscheint. Elling fährt mit seiner Mutter in Urlaub. Sah recht lustig aus, aber Trailer verzerren den komödiantischen Anteil der von ihnen umworbenen Film meist unverhältnismäßig stark zu Gunsten des Humors. Trotzdem: Irgendwann gerne.
Sonntag, 31.10.2004/23:35 - 01:00 Uhr
#577
Geschrieben 04. November 2004, 21:31
Regie: Alan Johnson
Liebes Tagebuch...
Ob es wirklich notwendig war, Lubitschs Film zu remaken? Dann noch von Mel Brooks, der bei so was meist nicht die Sorgfalt in Person ist? Ja, denn das Ergebnis kann sich sehen lassen. Trotz üblen Klamauks trifft Brooks und sein Regisseur Johnson ernste Momente recht gut und sie können auch bei vielen erheiternden Stellen punkten. Running Gags zünden ebenso wie der flotte Wortwitz, der in sauberem Tempo von den besonders gut aufgelegten Darstellern vorgetragen wird.
Ein rundes Vergnügen, daß man aber nicht mit der Version von Ernst Lubitsch vergleichen sollte. Wäre Lubitsch ein Konditor geworden, wäre Mel Brooks heute Metzger. Ein Metzger übrigens, der wegen mir auch heute noch mal schlachten könnte.
Montag, 01.11.2004/20:45 - 22:30 Uhr
#578
Geschrieben 11. November 2004, 22:40
Regie: Jess Franco
Liebes Tagebuch...
Im Vergleich zu den anderen schwarzweißen Werken Francos aus den frühen 60’ern, handelt es sich hierbei um einen deutlich schwächeren Film. Scheinbar war dem Regisseur mal wieder die Lust am Thema vergangen und im Geiste schon wieder bei einem ganz anderem Film. Das ließe sich vielleicht daran erklären, daß die Handlung um einiges konfuser ist als die der Quasi-Vorgänger.
Dr. Jekyll tritt das Erbe von Dr. Orloff an. Er erweckt den toten Körper seines Bruders und läßt diesen in seinem Auftrage junge Tänzerinnen und Prostituierte entführen und ermorden. Dumm nur, das genau zu dieser Zeit, die Tochter des Toten, als Dr. Jekylls Nichte, zu einer Stippvisite aufkreuzt.
Schauplatz ist mal wieder das mehr oder weniger malerische Örtchen Holfen, in dem auch schon der sadistische Baron von Klaus sein Unwesen trieb. Düstere Schlösser, verrauchte Nachtclubs und verwegene Tänzerinnen sorgen für wohlige und sogar teilweise gruselige Schmuddelstimmung. Trotzdem ist die Geschichte nur mühselig zu durchschauen. Die Tatsache, daß Dr. Jekyll den Frauen, bevor sie seine Opfer wurden, ein Amulett schenkt, kommt überhaupt nicht zum Tragen und eiert wie eine unbeholfene Wanderniere durch den Film. Ein rechtes Durcheinander ist hier entstanden, daß aber, weil es wenigstens sauber gefilmt ist, nicht wirklich einen schlechten Eindruck zu hinterlassen vermag.
Dienstag, 02.11.2004/18:45 - 20:15 Uhr
#579
Geschrieben 14. November 2004, 01:18
Regie: Jean Rollin
Liebes Tagebuch...
Für manche Filme lohnt es sich, zu reisen. Schön gesagt, aber stimmt's auch? „Reise ins Ungewisse“ trifft es wohl eher, denn dieser Vampirschauder, zu dem ich da reiste, war mir bis zu jenem ganz speziellen Abend vollkommen unbekannt.
Ich traf ein wenig zu früh am Kino ein. So stand ich erst etwas verloren in der Aula herum und erblickte erst mal niemanden, der so aussähe, als würde er einen Ausflug zu den Vampiren der 70'er Jahre vorhaben. Nun ja, Einer stand schon da. Es war ein etwas älterer, gut gekleideter Herr. Er beobachtete die kleinen Monitore, die oberhalb der Kasse den Zahlungswilligen einen kleinen Einblick in die gerade laufenden Vorstellungen geben. Ich stellte mich neben ihm. Es war Jean Rollin. Mit ihm hatte ich eigentlich erst morgen gerechnet. Er erkannte micht nicht. Wahrscheinlich versuchte er gerade zu realisieren, was er auf dem kleinen Bildschirm zu sehen bekam: „Sieben Zwerge - Männer allein im Wald“.
Als die Zeit reif für „Le Frisson des Vampires“ war, stellte sich heraus, warum Jean Rollin schon heute mit Anwesenheit glänzte. Vor dem Einlass hatte er sich vom ordnungsgemäßen Zustand des digitalen Kinematographen überzeugt. Ihm haben wir es also zu verdanken, daß wir gleich mit Farben zugeschüttet wurden, wie sie psychedelischer kaum sein konnten. Schade, daß nicht besonders Viele die Gelegenheit nutzten, diesem Ereignis beizuwohnen. Ein paar Fans, ein paar Freaks, ein paar Filmbegeisterte waren zugegen. Breites öffentliches Interesse, daß damals bei Franco in München ausgesprochen hoch war, vermißte ich aber weitestgehend.
„Le Frisson des Vampires“ ist ein knallebunter Hippiefilm, der elegant die morbide Kargheit von Jean Rollin durchquert. Aus den Boxen schallt laute Musik, wie sie wohl nur in den schlimmsten Haschdielen gespielt werden durfte, von jedem Friedhof oder Gemäuer wird erwartet, daß es sich in den unnatürlichsten Farben anstrahlen läßt und es muß wohl nicht erwähnt werden, in welcher Garderobe, sofern nicht gerade abgelegt, die Herren und Damen Vampire ihre Zähne in den Hals ihrer Opfer rammten.
Ein frischvermähltes Paar auf Hochzeitsreise macht einen Abstecher zu den beiden Cousins der Braut, die, so meint sie, schon immer etwas seltsam in Erscheinung traten. Ihres Zeichens waren sie Vampirjäger, doch mittlerweile sind sie selbst zu Blutsaugern geworden und buhlen nun um den Lebenssaft ihrer Cousine.
Es fällt auf, daß der Film an manchen Stellen arg dialoglastig, Kollege Hanisch meinte sogar geschwätzig ist. Vor allem in der Mitte kann man dem wirren Gebrabbel kaum noch folgen. Es werden diverse, für mich nicht besonders gut nachvollziehbare Erklärungen aufgetischt, warum die Vampirjäger die Fronten gewechselt haben und nach welchen Richtlinien sie jetzt leben. Einen Sinn konnte ich bei diesen Szenen weder der französischen Sprache noch den englischen Untertiteln entnehmen. Aber, großes Aber: Trotz kleiner Längen hat „Le Frisson des Vampires“ wirklich beeindruckende Szenen und Momentaufnahmen zu bieten. Ich erinnere da zum Beispiel an den Totenkopf der in einem Goldfischglas ruht. Während um ihn herum die Fische schwimmen, spiegeln sich in seinen Augenhöhlen zwei Fackeln von gegenüber. Gänsehaut! So was ist wirklich grandios. Auch erfreut die bizarre Ausstattung. Das ganze Vampirschloss steckt voller voodoo- und zombieähnlicher Skulpturen, die üppige Inneneinrichtung beißt sich energisch mit den kargen Mauern, vor denen sie platziert wurde und das fantastisch fotografierte Schloss nimmt eine ähnliche architektonische Dominanz ein, wie das Haus von Fred Williams und Soledead Miranda in „Sie tötete in Ekstase“. Und zum Schluss noch das Finale: Überwältigend, rasend, berauschend. Die beiden Vampire wälzen sich mit ihrer Cousine in der Morgendämmerung am Strand. Das ganze aus Sandhöhe gefilmt, während im Hintergrund die stürmische See gegen die Wellenbrecher brettert. Solche Bilder, solche Töne, die packen zu!
Freitag, 05.07.2004/22:00 - 23:30 Uhr
#580
Geschrieben 14. November 2004, 20:02
Regie: Ulrich Mesczulat
Liebes Tagebuch...
Der Zuseher bekommt ungeschnittenes Rohmaterial einer Fernsehsendung zu sehen. Sprichwörtlich wird man ins eiskalte Wasser geschmissen und findet sich in einer Welt wieder, die man einfach nicht mehr verstehen kann, denn es wird weder erklärt, was den Zuschauer in dieser Sendung erwartet, noch worum es geht. Die Kandidaten, die mit einer Autopanne auf einem Feldweg liegen geblieben sind, werden langsam hysterisch und beginnen sich die wildesten Dinge einzureden. Bald weiß keiner mehr, was echt ist und was gespielt, wer von der Produktion welche Anweisungen erhalten hat und wie man am Klügsten zu reagieren hat. Schließlich muß man ja auch Punkte sammeln. Auch will jeder der Cleverste sein, sich die Gunst des Publikums erkämpfen. Oder hat die Show noch gar nicht angefangen? Schließlich sollte alles erst beginnen, wenn die Kandidaten im Haus (???) angekommen sind. Bald hat anscheinend niemand mehr seine Wahnvorstellungen im Griff und die Situation eskaliert.
Die verwackelte, mit nur einer Kamera gefilmte Optik von „Broadcast Killer“ und die ständigen lautstarken Streitereien und Diskussionen erinnern zwar an das allseits beliebte „Blair Witch Project“, wirken aber keinesfalls nur um des Kopierens Willen provoziert. Dafür steckt zu viel Eigenes in diesem durchweg ernsten und ernstzunehmenden Film, der noch einen weiteren Trumpf im Ärmel hat: Die oben schon erwähnte Unwissenheit des Zusehers. Erst nach und nach erfährt man aus den messerscharfen Diskussionen, was der Inhalt dieser TV-Show ist, daß die Kandidaten bestrebt sind Punkte zu sammeln und am Ende sogar eine CD aufnehmen wollen. So soll sich auch diese TV-Show durch den ganzen Merchandising-Scheiß profilieren und gesundstoßen, so wie es aktuell fast in jeder kommerziellen Fernsehanstalt der Fall ist. Vor allen in diesen Szenen beginnt der Film zu pervertieren. Was da an Extremen aufeinander kracht, läßt rücksichtslos Gemüter erschüttern. Wenn die Kandidaten vollkommen verzweifelt und vollkommen dummnaiv ihren Song losträllern, während zwei der Ihren kurz davorstehen sich zu zerfleischen, dann konnte ich nur noch fassungslos mit dem Kopf schütteln. Kein Einzelfall - „Broadcast Killer“ hat mehrerer solcher Momente im Angebot. Dieser Film ist tatsächlich ein Abenteuer, bei dem es einiges zu er-, aber vor allem zu durchleben gibt.
Der Film ist technisch überraschend gut, bis sehr gut geworden. Auch schauspielerisch geht er vollkommen in Ordnung. Besonders hoch anzurechnen ist der Crew, daß manche Szenen oft minutenlang ohne Schnitt auskommen, was nicht nur den dokumentarischen Charakter sondern auch die Glaubwürdigkeit und die Intensität um ein Vielfaches erhöht.
„Was wird denn jetzt aus all den Preisen? Was wird aus der CD???“
Freitag, 05.11.2004/23:50 - 00:55 Uhr
#581
Geschrieben 15. November 2004, 20:46
Regie: Ulrich Mesczulat
Liebes Tagebuch...
Zwei Jungen und ein Mädel beim Zelten. Daraus formt sich eine klassische „Geschichten aus der Gruft“-Geschichte, deren Schlusspointe exakt auf eine Episode der US-Serie zutrifft. Man merkt, daß dies eine sehr frühe Arbeit von Ulrich Mesczulat ist. Sie ist zwar nicht frei von Ideen, wirkt aber recht ungeschliffen. Auch erscheint die Situation, in die die drei Hauptdarsteller gebracht werden zu drastisch und extrem. Die relativ harmlose Machart und die unschuldig aussehenden Darsteller, bieten nicht die ideale Rückendeckung für Mord, Totschlag und Plottwist.
Samstag, 06.11.2004/00:55 - 01:05 Uhr
#582
Geschrieben 15. November 2004, 20:46
Regie: Ulrich Mesczulat
Liebes Tagebuch...
„Was wäre, wenn...?“, denkt sich ein junges Pärchen, als es mit dem Wagen raus aufs Land fährt. Was wäre, wenn jetzt ein Serienkiller kommen würde? Keiner könnte die zwei schreien hören. Was wäre aber, wenn der Junge der Mörder wäre und das Mädchen sein Opfer? Oder umgekehrt?
Ulrich Mesczulat (hier auch in der männlichen Hauptrolle zu sehen) spielt mit den Erwartungen des Zuschauers. Womit könnte das damals noch aktuellere Teen-Scream-Genre seine Fans noch überraschen? Welche Wege sind noch nicht beschritten worden? Was kein ein überraschungserprobtes Publikum noch überraschen? Als Zuseher ist man von dem Spiel natürlich schnell angefixt und knobelt mit. Ganz nebenbei wird der Film noch richtig spannend und hat in der Tat eine saubere Pointe parat. Keine Frage, das ist cool!
Samstag, 06.11.2004/01:05 - 01:15 Uhr
#583
Geschrieben 15. November 2004, 20:47
Regie: Ulrich Mesczulat
Liebes Tagebuch...
Ein nächtliches Gewitter beendet abrupt die gute Stimmung bei einem Campingsausflug zweier Pärchen. Nach dem Verstummen des Unwetters und dem Aufgehen der Sonne stellt sicher heraus, daß nichts mehr so ist, wie es mal war.
Wieder spielt Ulrich Mesczulat mit der Neugierde des Publikums und dem Versuch es anderweitig zu überraschen. Diesmal geschieht das Ganze im mystischen und meditativen Bereich einer Nahtodvision. Oder sind die Betroffenen gar schon einen Schritt weiter?
Spannend, technisch aufwendig und durchgehend gelungen, hat es der Film schon geschafft, bei Premiere ausgestrahlt zu werden. Sauber.
Samstag, 06.11.2004/01:15 - 01:45 Uhr
#584
Geschrieben 16. November 2004, 21:37
Ein weiterer Tag im Ambro-Kino in Stuttgart stand an. Jean Rollin hatte an einem kleinen Tischchen Platz genommen, und war zu fast jeder Schandtat bereit. Ein kleines Pläuschchen war ebenso möglich, wie posen vor dem Fotoapparat. Nebenher hatte er noch allerei absurde Artikel unterschrieben, die in den letzten 20 Jahren um seine Filme herum produziert worden waren. Großes Wundern über die Veröffentichungen von X-Rated inclusive. Wem wäre es je in den Sinn gekommen, daß Rollins neuer Film (geplanter Drehstart Anfang 2005) komplett ohne Vampire auskommen soll? Wär hätte je gedacht, daß ein gewisser Lucio Fulci zu Rate gezogen wurde, als es darum ging, einer an die Tür genagelten Frau den Kopf abzuschlagen?
Nach der Autogrammstunde gings noch mal ins Kino , Rollin erzählte noch ein paar Geschichten und kurz danach verließ ich das Lichtspieltheater mit dem Gefühl im Magen, heute wohl etwas Einmaligem beigewohnt zu haben.
Der Komplettizität halber (also dann, wenn etwas komplett sein soll), will ich noch erwähnen, daß ich mich im Hotelzimmer dann so richtig gehen ließ. Ich lag mit Fast Food, Luckys und Dosenbier vom Bahnhof auf dem Bett und sah mir das Finale der Dschungel-Show an, deren gewissen Unterhaltungswert ich zu schätzen lernte, aber nur dann vollends zufrieden gewesen wäre, wenn die Campbewohner nicht von tausenden Insekten und ähnlichem Getier gepisackt, sondern lieber mit Killertomaten konfrontiert worden wären.
Samstag, 06.07.2004
#585
Geschrieben 16. November 2004, 21:38
Regie: Thomas Jauch
Liebes Tagebuch...
Ein charmantes Gaunerquartett im Unruhestand bessert seine Rentenkasse mit Taschendiebstählen und Medikamentenschmuggel auf. Als aber das Quartett plötzlich nur noch ein Trio und auch der spendable Apotheker tot ist, fühlt die Kriminalpolizei den noch Lebenden auf die dritten Zähne.
Dietmar Schönherr, Eva Pflug und Horst Sachtleben geben eine herzige Pensionärsbande ab, der man es gerne nachsieht, daß sie mit unlauteren Mitteln arbeiten und auch gerne mal eine Pille schmeißen, um nervigen Alterszipperlein den Garaus zu machen. Auf mehr Verständnis als rechtlich erlaubt stoßen sie dabei auch bei den liberal angehauchten Kommissaren Miroslav Nemec, Udo Wachtveitl und Michael Fitz. Daß die nicht davon abgeneigt sind, in gewissen Fällen auch mal ein Auge zu zudrücken ist auch ein Grund dafür, warum sie hier abermals so sympathisch rüberkommen. So trifft man auf einen überaus versöhnlichen Tatort, der alles andere als nicht jugendfrei ist. Ein solider Krimi, mit facettenreichen Charakteren angereichert.
Sonntag, 07.11.2004/TV (Das Erste)
#586
Geschrieben 16. November 2004, 21:39
Regie: Helge Schneider
Liebes Tagebuch...
Dies ist und bleibt wohl Helge Schneiders Meisterstück. Sein bizarrer Humor, Christoph Schlingensiefs aggressive Gestaltung und die aufwendig ausgestatteten Sets gehen eine explosive aber auch reibungslose Mischung ein. Auch wenn man nur alleine zu Hause auf der Couch sitzt, meint man, bei der Begegnung mit „00 Schneider - Jagd auf Nihil Baxter“ den Teufel trommeln zu hören.
Irgendwie bin ich froh den Film nicht im Kino gesehen zu haben. Die Situation, in einem vollen Kino, mit lauter Gleichgesinnten, diesen Film durchleben zu müssen, macht mir Angst, weckt aber gleichzeitig auch den Wunsch, an so was noch mal teilnehmen zu dürfen.
So, und jetzt wünnch’ ich einen Fruchtcocktail!
Montag, 08.11.2004/18:50 - 20:20 Uhr
#587
Geschrieben 21. November 2004, 15:08
Regie: Sven Unterwaldt jr.
Liebes Tagebuch...
Nette und rundum unterhaltsame, vielleicht etwas zu kindgerechte Komödie, die das hält was sie verspricht. Ne Menge Comedians, viele Gastauftritte und gutaufgelegte Darsteller. Es ist mir ein Rätsel, warum Nina Hagen nur selten in Filmen auftreten darf - die ist nämlich echt gut.
Mein Lieblingswitz war der mit dem gebrochenen Finger der Blondine. Auch sonst bleibt der Eindruck, daß man keinen perfekten, aber einen richtig amüsanten Film gesehen hat. Mehr wollte ich nicht, mehr brauche ich nicht, mehr gab es auch nicht.
Dienstag, 09.11.2004/21:00 - 22:35 Uhr
#588
Geschrieben 21. November 2004, 15:08
Regie: Joe D’Amato
Liebes Tagebuch...
Ein paar Helden haben die Geschäftsidee des Jahrhunderts. Sie planen den Bau eines Atomkraftwerkes in mitten der exotischen Kulisse dieses Softsexfilmchens. Den Anwohnern gefällt das überhaupt nicht. Mit ihrer Anführerin Papaya (die angeblich schönste Frau der Welt) sorgen sie dafür, daß die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Doch welche Rolle spielt die junge Reporterin Sara, die über den Bau des Kraftwerkes berichten soll?
Aus produktionstechnischen, will heißen aus Finanzierungs- und Unwichtigkeitsgründen bekommt man weder das Atomkraftwerk noch die Baustelle zu Gesicht, um das sich eigentlich alles drehen soll. Zwar ist man mal in der Nahe des Bauplatzes, dort sieht die Landschaft aber genau so verpalmt und versandet aus, wie an den restlichen Schauplätzen dieses Filmes. Diese zusammengehäufte Handlung ist eh nur ein Vorwand dafür, zwischen diversen Voodoo- und Softcoreszenen hin und herzuwechseln.
Der Film entpuppt sich sehr schnell als ziemlich schmuddelig. Wären ähnliche Filme wie „Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies“ oder „Nackt unter Kannibalen“ A-Filme, müßte man „Papaya - Die Liebesgöttin der Kannibalen“ eindeutig zu den B-Filmen einordnen. Weitestgehend unbekannte Darsteller tummeln sich in ziemlich eindeutigen Posen, von extrem voyeuristischer Schulterkamera gefilmt, so daß alles ein wenig expliziter und dreckiger erscheint, als bei den vorhin genannten (A-) Filmen.
Im Mittelteil ist dieser Film richtig spannend. Wenn die „Stadt“ wie ausgestorben scheint, alle Einwohner beim dem Fest des Steines in Trance tanzen, dann trifft D’Amato den Nagel auf den Kopf, als man dann der Ausweidung eines toten Schweins beiwohnen darf, eher weniger.
Und genau deshalb: Netter Schweinskram!
Mittwoch, 10.11.2004/22:15 - 23:45 Uhr
#589
Geschrieben 21. November 2004, 20:12
Regie: Zack Snyder
Liebes Tagebuch...
Selten war Blut so rot! Der Einstieg im „Dawn of the Dead“-Remake ist grandios. Die Apokalypse im Vorgarten macht sich einfach gut als Eröffnungssequenz. Der sehr ernste Horror, der sich durch diesen Film zieht, macht Laune und fordert mich als Zuseher wieder mehr. Und ich lasse das gerne von mir abverlangen.
Auch wenn die Zombies zu viel rennen, zu wenig fressen und sich manche inhaltliche Lücke bemerkbar macht: „Dawn of the Dead“ trifft trotz der vielen optischen und tricktechnischen Leckerlis den Ton des ernsten Horrorfilms der 70’er Jahre recht gut. Und wenn man da mit Herzblut drinnen steckt, darf man gerne froh sein, so was noch erleben zu dürfen. Ich weiß, ich hör’ mich gerade an, als wäre ich 86 Jahre alt...
Sonntag, 14.11.2004/14:35 - 16:20 Uhr
#590
Geschrieben 21. November 2004, 20:12
Regie: Hans Christian Blumenberg
Liebes Tagebuch...
Jochen Senf, Sky du Mont, Jessica Schwarz, Leslie Malton, Christian Berkel. Man sieht, hier werden große Namen aufgefahren (Alice Hoffmann und Gregor Weber lasse ich mal außen vor). Die Geschichte dreht sich um einen kurpfuschenden Schönheitschirurgen (du Mont). Ein Opfer (Schwarz), an das er falsch Hand anlegte hat es auf ihn abgesehen. Bald liegt aber eine ehemalige Geliebte des Arztes tot in ihrem Atelier und die Frage nach dem Mörder scheint nicht mit Jessica Schwarz beantwortet zu sein.
Natürlich sind alle Verdächtigen nicht nur höchst verdächtigt, sondern auch beziehungstechnisch in höchstem Maße verstrickt. Mittendrin steht der urgemütliche Jochen Senf und die Ambition des Teams, alles mal wieder besonders französisch erscheinen zu lassen. Ein bißchen mehr hätte dieser Teufel im Leib aber schon bieten müssen. Nur das bloße Staraufgebot genügte leider nicht. So trifft man hier auch auf einen keinesfalls schlechten, aber auch nicht weltbewegenden Film, der nicht viel bereit hält, an daß man sich nach ein paar Tagen noch zu erinnern vermag. Ein Film, der vorüber zog. Zur Kenntnis genommen und dann wieder vergessen...
Sonntag, 14.11.2004/20:15 - 21:45 Uhr
#591
Geschrieben 24. November 2004, 12:27
Regie: Christoph Schlingensief
Liebes Tagebuch...
Das war sie also, die letzte Stunde im Führerbunker. Eine sehr ausladende Stunde, denn Deutschlands zu Grunde gehende Führungsriege hat eine Menge zu tun. Dabei wird auf Dramaturgie und Charaktere leider kein Wert gelegt, was dazu führt, daß das deutsche Finale nicht besonders intensiv erscheint. Hätte Schlingensief mal wieder nicht nur dem Durcheinander die Chance gelassen zu existieren, sondern ein wenig mehr Balance ins Spiel gebracht, hätte die letzte Stunde im Führerbunker noch einen großen Zacken schärfer sein können.
Auch wenn's inhaltlich hapert: Man bekommt nette Provokationen und skurille Situationen geboten. Daß auch immer wieder mal eine Klappe die Szene eröffnet, verstärkt die bizarre Wirkung der Bunkertragödie noch. Christoph Schlingensief schuf einen schrägen und schaurigschönen Totentanz. Trotzdem: dieser Untergang hätte etwas Feinschliff gebrauchen können, auch wenn man dann einen zweiten Drehtag hatte aufwenden müssen.
Montag, 15.11.2004/18:50 - 19:40 Uhr
#592
Geschrieben 24. November 2004, 12:37
Regie: Tim Burton
Liebes Tagebuch...
Bei Tim Burtons Tränenzieher bemängelte ich damals im Kino die versüßlichte Musik, des sonst so ohrenfrisch agierenden Danny Elfmann, und die teilweise vorherrschende Parallelität zu "Forrest Gump" (letzteres erwähnte ich bei meinem damaligen Eintrag nicht, glaube ich).
Heute fallen die Mängel schon weniger ins Gewicht. "Big Fish" hat noch mehr an Schönheit gewonnen. Rundum fantastisch, was da erzählt wird, wie zweimal gestorben wird, wie die Wahrheit der Fiktion entspricht und, trotz Sekundenlänge ganz groß, wie man am Grab alte Erinnerungen austauscht. Also, wenn einem da nicht die Dämme brechen... Nicht aber, weil es so traurig, sondern weil es so schön ist. Frage: Hat man sowas Trauriges schon mal so schön gesehen?
Dienstag, 16.11.2004/18:30 - 20:30 Uhr
#593
Geschrieben 27. November 2004, 19:06
Regie: Walter Boos
Liebes Tagebuch...
Es ist Mittwochabend und daher ist mal wieder ein anspruchsvoller Videoabend beim Lieblingsarbeitskollegen unumgänglich. Es beginnt mit dem letzten „schwedischen“ Werk aus dem Hause Lisa-Film. Es ist unübersehbar, daß Walter Boos in seinem letzten Film den Klamauk ziemlich zurückfährt und das Szenario an einen nordisch angehauchten „Schulmädchen-Report“ erinnern läßt. Gelacht haben wir trotzdem, Kopf geschüttelt auch. Es ist unüberhorbar, „Drei Schwedinnen auf der Reeperbahn“ suhlt sich in der Umgangssprache der frühen 80’er Jahre. Würde man aus einer Bravo der gleichen Zeit vorlesen, täte das sich genauso anhören. Eine Handlung gibt es kaum, erst zum Ende hin bringt dann doch eine typisch lustige Verwechslung etwas „Tiefe“ in das sonst recht flache Buch. Größter Lacher ist und bleibt der Spruch, in dem Udo Jürgens auf eine Stufe mit Mick Jagger gestellt wird.
Trotz einer gewissen Nüchternheit sind auch diese drei vollkommen unechten Schwedinnen auf der Reeperbahn Bestandteil eines 1a Unterhaltungsfilmchens, wie es nur für einen solchen Videoabend gemacht sein kann.
Mittwoch, 17.11.2004/22:10 - 23:30 Uhr
#594
Geschrieben 27. November 2004, 19:09
Regie: Joe D’Amato
Liebes Tagebuch...
Zum Ersten Mal traf ich auf diesen Film vor ein paar Jahren in Form der unendlich langen und ebenso schlecht überlieferten Hardcore-Fassung. In allen Punkten war das ein so übles Erlebnis, daß ich mich damals von Joe D’Amato endgültig distanzierte. Mittlerweile habe ich aber auch den „Man-Eater“, den Menschenfresser in Klammern, lieben gelernt und mich über das neuerliche Treffen mit der Gewalt der Zombies, diemal in der hardcorebereinigten Fassung, gefreut.
Mein Lieblingsfilm ist er aber trotzdem nicht geworden. Er ist noch immer recht langweilig und echtes Südsee-Urlaub-Cocktail-Feeling will auch nicht aufkommen. Die letzten zwanzig oder dreißig Minuten können dann aber schon richtig gut überzeugen: Echte Italo-Zombies, so wie Gott sie schuf. Jetzt muß nur noch geklärt werden, welcher Gott es war...
Mittwoch, 17.11.2004/23:45 - 01:15 Uhr
#595
Geschrieben 28. November 2004, 10:26
Regie: Spike Jonze
Liebes Tagebuch...
Wiedersehen mit einem bizarren Film. Die Begeisterung, die beim Anschauen auf der großen Kinoleinwand aufkam, konnte sich konnte ich beim heutigen in Augenschein nehmen der DVD nicht durchgehend nachvollziehen. Das soll aber kein Grund zur Sorge sein, hier einen schlechten oder gar langweiligen Film sein Eigen nennen zu müssen, sondern ist nunmal der Effekt, daß ein Fernsehgerät keine Kinoleinwand ersetzen kann. Ähnliche Reaktionen hatte ich bei mir schon bei anderen Filmsichtungen erleben müssen. Und heute sind Filme wie „Signs - Zeichen“, „28 Days later“ und „Dawn of the Dead“ ja auch jederzeit willkommen, warum soll es mit „Adaptation.“ also anders laufen?
Sonntag, 21.11.2004/13:00 - 14:50 Uhr
#596
Geschrieben 28. November 2004, 10:28
Regie: Daniel Helfer
Liebes Tagebuch...
Die Anführerin einer durchtriebenen Girlyclique liegt tot auf dem Boden eines verlassenen Fabrikgeländes. Keines ihrer halbwüchsigen Bandenmitglieder will etwas gesehen haben, geschweige denn der Polizei verraten. Es sind halt allesamt verlorene Töchter.
Sozialkritik und Problembewältigung anstatt spannender Kriminalunterhaltung. Dies ist nicht der erste Fernsehkrimi, dem diese Misere zum Verhängnis wird. Obwohl der soziale Aspekt überhaupt nicht großartig beleuchtet wird, liegt er dem Film trotzdem wie Blei im Magen. Gerade bekomme ich eine Gänsehaut. Du heilige Handgranate, was wäre wohl gewesen, wenn Bernd Schadewald diesen Film gemacht hätte???
Die privaten Probleme von Kommissar Jan Casstorff (Robert Atzorn) beschränken sich auf ein paar Telefongespräche mit seinem Sohn. Von seinem jüngst erworbenen Landhaus wird nicht mehr geredet. Der Kollege Eduard Holicek (Tilo Prückner) hat ein ganz trauriges Los gezogen. Seine Rolle wird zur Randfigur degradiert und von Bildschirmpräsenz braucht man hier nicht zu reden. Dann wäre da noch die Mutter des getöteten Kindes (Inga Busch). Bei der weiß ich auch nicht ob ich sie gut finden soll oder nicht, weil ich glaube, daß es generell alle beeindruckend finden, wenn jemand vor der Kamera unendlich laut und wild austickt. Nicht, daß Inga Busch schlecht war, aber wie gut sie ihre verharrschte Rolle spielte, kann ich nicht beurteilen.
Sonntag, 21.11.2004/20:15 - 21:45 Uhr
#597
Geschrieben 28. November 2004, 17:29
Regie: Rolf Olsen
Liebes Tagebuch...
Es ist schon sehr verwunderlich, wie „Das Rasthaus der grausamen Puppen“ dem etwas später entstandenen „Blutiger Freitag“ ähnelt. Sind alle Krimis von Rolf Olsen so? Unüberhörbar ist die permanente Pseudo-Gossensprache, unübertünchbar ist der exploitative Charakter des Filmes und übersehbar ist die moralisch höchst konservative Aussage, die diese beiden Werke begleiten.
Eigentlich ist es ja nix halbes und nix ganzes, wenn so dermaßen lustvoll auf die Kacke gehauen wird, daß im Bahnhofskino der Rauch aufsteigt und gleichzeitig der erhobene Zeigefinger um ein vielfaches heiliger predigt, als der Papst jemals beim alljährlichen Weihnachstsegen. „Das Rasthaus der grausamen Puppen“ ist ein ziemlich unausgegorenes Schundfilmchen, welches ebenso wie „Blutiger Freitag“ einen ganz speziellen Charme verbreitet. Äußerst genußvoll und sehr, sehr ansprechend, vor allem aber unterhaltsam geht es den grausamen Puppen an den Kragen. Ich stehe aber wirlich ratlos da, wenn ich erforschen soll, was Rolf Olsen mit diesem Film wirklich bezwecken wollte (außer Geld in die Kassen der Lisa-Film zu spülen). Da die bösen Buben und Mädchen zweifelsfrei die Hauptrolle spielen, ist ja wohl klar, daß man sich mit ihnen indentifiziert. Und trotzdem veranstalten sie schon ziemliche Sauereinen, während die im Herzen gute Helga Anders herumnervt.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß Rolf Olsen seinem Publikum in den Magen treten wollte. Dafür ist der Film zu sleazig. So bleibt auch dieser Film wohl ein Kuriosum, dessen Existenz man nicht begründen, aber beglückwünschen kann.
Die DVD ist 'ne Katastrophe. Hilflos zusammengeschnitten, mit teilweise flackerndem Bild und nochdazu stümperhaft auf Silberscheibe gepresst.
Dienstag, 23.11.2004/21:15 - 22:40 Uhr
#598
Geschrieben 28. November 2004, 22:37
Regie: Lucio Fulci
Liebes Tagebuch...
Meisterwerk von Lucio Fulci, das ich schon seit fünf Jahren nicht mehr gesehen hatte. Ein Frevel, denn was Fulci hier auffährt, ist schier unglaublich und braucht sich hinter „Ein Zombie hing am Glockenseil“ und „Geisterstadt der Zombies“ nicht zu verstecken, auch wenn „Das Haus an der Friedhofsmauer“ sich mit breitgewalzten Gewaltdarstellungen etwas bedeckt hält, so im direkten Vergleich mit Glockenseil und Geisterstadt.
Ich hatte keine Ahnung mehr, was der Film für mich als Zuseher bereithält. Vielleicht liegt darin der Grund, warum diese grandiosen Bildkompositionen dann so umwerfend auf mich wirkten. Der Lieblingsarbeitskollege und ich haben zu Beginn des Filmes erst mal am laufenden Band den Kopf geschüttelt. Sprachlosigkeit begleitete dieses Fest für die Augen.
Und dann das Finale. Dieses knüppelharte Herzschlag-Adrenalin-Finale. Läßt man mal die etwas krude Gewalt, die bei Fulci natürlich durchsickern muß, außen vor, bin ich voll davon überzeugt, daß dieser nervenzerfetzende Showdown auch heute noch „ganz normale“ (Horror-) Filmkonsumenten problemlos in seinen Bann ziehen und sie bis aufs Mark erschüttern kann. Wenn Katherine MacColl von dem Freudstein-Zombie die Treppe heruntergeschleift wird, der Zuschauer das teilweise mit subjektiver Kamera vorgesetzt bekommt und derweil ihr kleiner Sohn versucht sich durch den zerbrochenen Grabstein zu zwängen, dann ist das Terror pur. Und zu allem „Übel“ setzt Fulci dann auch noch ein übersinnliches Ende drauf und gibt der Hauptdarstellerin keine Chance mehr auf ein Überleben. Gänsehaut!
Mittwoch, 24.11.2004/23:15 - 00:35 Uhr
#599
Geschrieben 07. Dezember 2004, 22:34
Regie: Darrell James Roodt
Liebes Tagebuch...
Es ist Freitagabend und ich habe ein Déjà vu. Ich liege wiedermal einfach nur so rum, weiß nicht so recht, was ich mit meiner Zeit anfangen soll und schaue einen "Sumuru"-Film. Dabei werde ich einschlafen. Vor einiger Zeit schon einmal geschehen bei "Die sieben Männer der Sumuru", heute wiederholt bei der Quasi-Neuverfilmung dieses Stoffes von Sax Rohmer - erfreulicherweise ebenfalls produziert von Harry Alan Towers.
Hierbei handelt es sich um eine nette, sogar charmante Version, die keinen Wert darauf legt über den Tellerrand der B-Film-Suppe hinauszuschauen. Dieser Schiffbruch auf dem Planten der Frauen ist gespickt mit schrägen Kulissen und futuristischem Unsinn. Auch die niedlichen CGI-Versuche können zum naiven Charme von "Sax Rohmer's Sumuru" beitragen (von der Riesenschlange mal abgesehen). Große Spannung kommt nicht auf, Langeweile auch nicht. Daß ich dabei einschlief, muß ja nicht heißen, der Film sei öde.
Interessant ist noch, daß die Frau Sumuru diesmal nicht durchtrieben böse dargestellt wird, sondern sich mit den männlichen (Unter-) Menschen gut arrangieren kann. So kämpfen sie gemeinsam gegen so eine machtgierige Hexenschachtel.
Das Ende vom Lied: Obwohl ich den Film größtenteils im Dämmerzustand sah, war ich danach noch immer müde und somit früher im Bett, als die ganze Arbeitswoche zuvor.
Freitag, 26.11.2004/20:45 - 21:45 Uhr
#600
Geschrieben 07. Dezember 2004, 22:37
Ein Film von Leni Riefenstahl
Liebes Tagebuch...
Erfreulich bescheidenes, vollkommen uneitles Dokument, daß durch das völlige Zurückschrauben von filmischen Spirenzchen ein Fest der natürlichen Schönheit ist. Der Zuschauer beobachtet Bilder frei von irgendwelcher Manipulation. Somit sind die Impressionen unter Wasser abgrundtief einfach, aber auch abgrundtief wahrheitlich. Und das macht diesen "Film" zum Ausnahmeerlebnis. Gut, ich könnte mich auch 45 Minuten vor ein Aquarium setzen. Das würde zum gleichen Effekt führen. Wer würde sich dafür aber Zeit nehmen?
Auf die Ohren gibt es auf Wunsch noch Musik von Giorgio Moroder, dessen meditativen Klänge gut genießbar sind, manchmal aber sehr stark an Ennio Morricones Score zu "Mission to Mars" erinnern. Da der nicht wirklich schlecht ist, sei dies verziehen.
Mittlerweile hat der Film seinen Siegeszug auch durch die ganze Familie angebrochen. Wird schon nicht so schlimm sein, wenn meine Nichten und Neffen an dem Spätwerk von der Nazi-Omi Gefallen finden...
Samstag, 27.11.2004/10:45 - 11:30 Uhr
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