The Room-Files
#661
Geschrieben 18. Januar 2005, 21:21
Regie: Paul Thomas Anderson
Liebes Tagebuch...
Boah, was ist das für ein unangenehmer Liebesfilm! Er will seine Zuseher zwar auch nur zufrieden mit einem Happy-End aus dem Saal entlassen, aber von der ersten Hälfte könnte man wirklich Alpträume bekommen. Anderson schuf unheimliche Szenen. Bizarre Normalität und mutierte Alltagsprobleme lassen einen gleichsam erschaudern und aufhorchen. Dabei geht er ähnlich vor wie bei „Magnolia“. Erkennbar am Einsatz der Musik.
Der komplette Film ist großartig gemacht, verliert aber am Ende etwas von dem Zauber, den er Anfangs aufbaute. Kein Wunder, irgendwann müssen ja auch Erklärungen gegeben werden. „Punch-Drunk Love“ - Ein Fest für alle, die die Themen Liebe und Leben mal anspruchsvoll behandelt sehen wollen. Die Darsteller sind stark!
Montag, 10.01.2005/13:00 - 14:30 Uhr
#662
Geschrieben 18. Januar 2005, 21:22
Regie: Corrado Farina
Liebes Tagebuch...
Eine Modefotografin gerät in den Bann einer Hexe. Als sie merkt, daß mit ihrem Leben, vor allem aber mit ihrer Kamera etwas nicht stimmt, geht sie der Sache auf den Grund.
„Baba Yaga“ ist in vielerlei Hinsicht mit „Vampyros Lesbos“ vergleichbar. Ähnlich psychedelisch angesiedelt, erzählt der Film mit einer gewissen naiven, aber auch poetischen Filmsprache, von der dunklen Macht, die eine geheimnisvolle Frau (hier Baba Yaga, die Hexe) umgibt. Auch pocht der Film nicht darauf, realistisch oder nachvollziehbar sein zu wollen. Manche Dinge passieren einfach so (gibt ist im echten Leben ja auch, manchmal).
An manchen Stellen schleichen sich ein paar Längen ein, die werden aber schnell wieder ausgebügelt. Der Film wirkt viel zu gelungen, viel zu luxuriös, viel zu besonders um einfach nur langweilig zu sein. Als Darsteller beeindrucken Isabelle de Funès, George Eastman und Caroll Baker.
Dienstag, 11.01.2005/13:30 - 14:55 Uhr
#663
Geschrieben 23. Januar 2005, 18:09
Regie: Remy Belvaux, Andre Bonzel, Benoit Poelvoorde
Liebes Tagebuch...
An einigen Stellen war mir der Film echt zu krass. Da zum Beispiel, wenn die arme Oma zu Tode geschrieen wird. Auch an anderen Stellen hinterlässt der Film einfach nur kaltes Grausen. Und trotzdem machen auch viele dieser Schockmomente die Klasse von "Mann beisst Hund" aus.
Der eiskalte Killer wird als philosophierender Schöngeist dargestellt, der weiss, was es heisst zu feiern, der ein offenes Herz für seine Familie und Freunde hat, der ein kosmopolitischer Wolf im Schafspelz ist.
Die drei Filmemacher schrecken vor nichts zurueck. Teuflischer Humor, bizarre Ereignisse, blutige Grausamkeiten und grundehrlicher Umgang mit der Filmtechnik vermengen sich zu einem drastischen Filmwerk.
Dienstag, 11.01.2005/20:30 - 22:05 Uhr
#664
Geschrieben 23. Januar 2005, 21:25
Regie: Georg Tressler
Liebes Tagebuch...
Auf der Venus ist der Reibstoff ausgegangen. Und weil Venus-Mädels den nicht produzieren können, gehen sie auf Reise mit dem Ziel, die Erden-Jungs anzuzapfen. Pünktlich um Sex-Uhr landet ihre fliegende Untertasse mit der Mission "Sex, Sex, Sex" auf einem Misthaufen in dem idyllischen Örtchen Hinterwald.
Ich hab ja schon viel Unsinn gesehen, vor allem in den letzten Monaten, aber dieser Film ist wirklich die Krönung. Einen so grundehrlichen Klamauk bekommt man wirklich nur selten zu Gesicht. Dazu gesellen sich noch der ganze Science-Fiction-Schnickschnack a la "Raumschiff Orion", diverse bayerische Grausamkeiten und die Tatsache, dass man sich mal wieder für nichts zu schade war. Das destruktive Finale, was mal wieder in einer Massenschlägerei ausartet, sucht Seinesgleichen. Da kommt es wirklich dicke und kein Auge bleibt mehr trocken. Mit von der Partie ist neben Franz Muxeneder der fränkische Kabarettist Herbert Hiesl.
Mittwoch, 12.01.2005/21:30 – 22:50 Uhr
#665
Geschrieben 23. Januar 2005, 21:27
Regie: Christiane Balthasar
Liebes Tagebuch...
In einer Polizeischule wird ein ungeliebter Schüler erschossen. Der zuständige Staatssekretär und heimliche Affäre von Kommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) Tobias Endres (Hannes Jaennicke) hat die rettende Idee. Die Kommissarin soll, getarnt als Dozentin, die Kollegen des Ermordeten aushorchen. Ja, da haben wir sie wieder. Die gute alte Undercover-Ermittlung. Wie viele Wochen sind denn seit der letzten schon vergangen? Sollen es vier sein, oder doch schon fünf? Ich weiss es nicht.
Dieser relativ spannende Tatort lebt vor allem von der verrueckten Dreierkonstellation in der sich die Kommissarin befindet und von den Bestrebungen der Schüler etwaige Tatsachen zu vertuschen. Das Ergebnis ist ein kurzweiliges Filmchen über das man nicht meckern braucht.
Sonntag, 16.01.2005/20:15 – 21:45 Uhr
#666
Geschrieben 25. Januar 2005, 21:59
Regie: Gunter Otto
Liebes Tagebuch...
Wir schreiben das Jahr 1982 und man sieht: Die Zeiten haben sich geändert. Auch innerhalb der „Liebesgrüße aus der Lederhose“-Reihe. Damit die Leute im Bahnhofskino auch weiterhin auf „ihre“ Kosten kommen, waren ein paar Änderungen von Nöten. Die Tatsachen mußten nackter, der Sex mußte härter werden. Nebenbei bemerkt, der, nennen wir es mal Humor, wurde keinen Deut besser. Nur wurden die Abstände größer in den er für Belustigung, oder für kaltes Grausen sorgt.
Der Rosenhof in der bayerischen Todeszone steht am Rande der Pleite. Wie gut, daß sich Tante Agathe (Ursula Barlen) aus dem Rheinland bereit erklärt, den Laden auf Vorderfrau zu bringen. Leider ist die erzkonservative Frau mit dem bunten Treiben auf dem Hof leicht überfordert. Und nicht mal der schwule und auch alternativtitelgebene Koch Waldemar (Werner Röglin, Inhaber der stereotypischsten Filmographie der Filmgeschichte) will sich an ihre Regeln halten. Ist der Hof noch zu retten?
Der Film stellt sich als echte Nervenprobe heraus. Eigentlich war ja klar, daß es mal wieder gar schröckliche Musik auf die Ohren gibt. Ohrwurmalarm zum Beispiel bestand, als eine Horde wildgewordener Mädchen über einen leicht überforderten Fotografen herfiel und im Chor „Schau her, da liegt ein geiler Bock im Raaaasen. Den mach’ma hieee! Den mach’ma hieee!“ sangen. Eine gewisse Faszination ging auch von dem „Geisterreiter“-Lied aus, daß sich Bogey jetzt auf CD wünscht. Wenn das schon nicht genug gewesen wäre, stellt sich Ursula Barlen (Tante Agathe) als wirkliche Belastung heraus. Die bringt ihre Klappe nicht zu. Sie schreit, predigt und lamentiert ohne Unterlaß. Ja, fast hätte mich das ständige Gefasel die Frage vergessen lassen, die sich mir stellte. Ist Ursula Barlen überhaupt eine Frau? Oder ist sie doch eher eine Mutter namens Waldemar, wie der Alternativtitel verlauten läßt. Gleich vorweg, die Frage ob des Geschlechts von Tante Agathe wird nicht geklärt. Fest steht, die Mutter namens Waldemar ist sie nicht. Dieser Kelch wurde an den schwulen Koch weitergereicht. Nein, was haben wir gelacht!
Teil 6 (-> Sex! Ha... ha... ha...) ist ein weiteres filmisches Kuriosum, daß zwar nicht an den Spaß herankommt, mit dem der Mittelteil dieser Serie die Luft verpestete, aber einem lustigen Videoabend allemal bereichern kann. Bleibt zum Schluß noch die Frage, ob es heute peinlicher ist, wenn man sich für so einen Film ausgezogen hat, oder nur in einer völlig unschuldigen Nebenrolle reingerutscht ist, ein paar mal anständig vom Pferd fallen mußte, sich also nix schlimmes zu Schulden kommen hat lassen und man trotzdem Teil eines Vorstufen-Pornos ist? Ich möchte die Frage gerne weiterleiten. Und zwar an Christiane Blumhoff. Die moderiert heute Radio und Fernsehen im Bayerischen Rundfunk.
Mittwoch, 19.01.2005/20:45 - 22:15 Uhr
#667
Geschrieben 29. Januar 2005, 11:49
Regie: Georges Franju
Liebes Tagebuch...
Erstklassig fotografierter und stimmig ruhiger Gruselfilm, der trotz ernstzunehmender Erzählweise herrliche B-Film-Anleihen sein Eigen nennen darf. Jess Franco hat mit seinem Spätgrusler „Faceless“ viel aus diesem Film übernommen. Lustvoll zitierte er die Hauttransplantation, die hier auch recht blutig ausfiel. Ein echtes Leckerli bei „Augen ohne Gesicht“ ist natürlich Alida Valli, die, verzerrt durch das gestrenge Auftreten, damals schon aussah wie fünfzig. Aber sie hat eine fantastische Bildschirmpräsenz. Das Wiedersehen nach vielen Jahren mit den gesichtslosen Augen und das Wiederhören mit der gezwungen und anstrengend unterhaltsamen Titelmelodie hat mich gefreut.
Sonntag, 23.01.2005/09:35 - 11:05 Uhr
#668
Geschrieben 29. Januar 2005, 11:50
Regie: Chris Columbus
Liebes Tagebuch...
Damals im Kino fand ich den Film eher durchschnittlich. Heute sieht das anders aus. Zwar ist er der schwächste der bislang drei Potter-Filme geblieben, aber das konsequente Fortsetzen der Serie ließ auch den ersten Teil wachsen. Das Potter’sche Universum schlägt mittlerweile ähnlich epische Kreise wie die „Star Wars“-Filme und damit es bei mir natürlich an der richtigen Adresse.
Inhaltlich bleibt der Film trotzdem unbefriedigend. Der titelgebende Stein der Weisen, sowie die darum geflochtene Geschichte kommt überhaupt nicht zum Tragen, was bei einer Laufzeit von 145 Minuten ein wenig erschreckend erscheint. Aber anders ließ sich wohl das Dilemma und der Einführung von Harry Potter in die Welt von Hogwarts nicht vollziehen. So erscheint mir der Film als zweieinhalbstündige Ouvertüre, auf etwas großes, was noch kommen mag. Und, in der Tat, daß große kam, sah, siegte und wickelte mich um den Finger.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich diverse unnötig lange Actionszenen, die überraschend schlechten Computeranimationen, Chris Columbus nervige Ambitionen, sämtliche erschreckende Kinder schreien zu lassen, wie einst Kevin und das großartige Aufgebot von bekannten Mimen, allen voran Alan Rickman, der wirklich aus den Vollen schöpft.
Sonntag, 23.01.2005/13:30 - 15:55 Uhr
#669
Geschrieben 30. Januar 2005, 23:13
Regie: Uwe Langmann
Liebes Tagebuch...
„So viel Anfang war nie“ - Walter Whitman
Selbst die Ouvertüre inklusive Vorspann wird mit einem Zitat bedacht. Auch wenn manche Teile davon wunderschön gelungen sind, denn nicht lesbare Credits sind ja absolut in, zieht sich dieser erste Abschnitt zu sehr in die Länge. Etwas mehr Kürze oder etwas mehr Anfang hätten den Einstand leichter gemacht.
„Und Gott sprach, ES WERDE LICHT! Und es ward Licht.“ - 1. Mose 1,3
Zweifelsfrei schöne Impressionen, die durch das überdimensional schwere Zitat ziemlich überfordert sind. Rilkes Frühling, der sind blaues Band läßt schweifen, hätte es auch getan.
„Berlin wird als Welthauptstadt nur mit dem alten Ägypten, Babylon oder Rom vergleichbar sein.” - Adolf Hitler
Schleim, schleim, schleim. Der Film erreicht seinen ersten Höhepunkt. Toll montierte Bild-Collage mit herrlich zynischer Aussage. Ich weiß nicht, ob es beabsichtigt war oder nicht, aber der erhobene Zeigefinger wurde geschickt umgangen. Oben drauf gibt es noch gute Musik. Is’ wirklich so. Kann auch nix dafür, wenn es sich wie Schleim, schleim, schleim anhört.
„Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“ - Altert Einstein
Nettes Zitat, dessen Umsetzung ich aber nicht besonders spektakulär finde. Vielleicht verstehe ich einfach nur die Message nicht...
„Der Geschmack des Todes ist auf meiner Zunge. Ich fühle etwas, das nicht von dieser Welt ist.“ - Wolfgang Amadeus Mozart
Setzt bei mir nicht die bedrückende Stimmung frei, die dieses Segment erzielen möchte. Kamera und Bildmontage sind interessant, trotzdem leuchtet über meinem Kopf ein großes grünes Fragezeichen - in Widescreen.
„Erst hatte ich kein Glück und dann kau auch noch das Pech dazu.“ - Jürgen Wegmann
Ein Triumph der Montage. In dieser an den Stummfilm angelehnten Episode bekommt man einen wahren Pechvogel zu Gesicht. Nicht von ungefähr erinnert dieser Film an die Kurzfilme, die im deutschsprachigen Raum als „Klamottenkiste“ einst im Kinderfernsehen liefen. Turbolenz und Kuriosität geben sich die Klinke in die Hand (, sofern diese nicht vom Türgriff abfällt). Fast durchgehend sind die Aufnahmen hier gelungen. Somit haben wir hier: Einen weiteren Höhepunkt.
„Augenblick, verweile doch.“ - William Shakespeare
Hübsches Bildexperiment mit wahllos austauschbarer Geräuschkulisse. Kann kommen was will, der erzielte Effekt darf als bizarr bezeichnet werden.
„Die Bibel lebt von Bildern und nur wer die Sprache dieser Bilder spricht kann sich den Glauben bewahren.“ - Eugen Drewerman
Eine Ansammlung sakraler Abbildungen soll die Bedeutsamkeit dieser Illustrationen ausdrücken. Diese Bilder sind bei mir gerade beim Richtigen angekommen!!! Interessanterweise sagt das Zitat zum Film auch gleich, warum ich damit nix anfangen kann.
„In fünf Jahren wird keiner mehr vom Auto reden. Ich setze aufs Pferd“ - Wilhelm II.
Eine abenteuerlich geschnittene Reise durch eine dynamisch eingefangene Nacht. Das ist auf den ersten Blick harmlos, gar banal, entfaltet aber nach genauerem Hinsehen viel Stil und Stimmung.
„In dem Maße, als die Genüsse zunehmen, nimmt die Empfänglichkeit für sie ab. Das Gewohnte wird nicht mehr als Genuss empfunden.“ - Arthur Schopenhauer
Ein gern zitiertes Thema: Drogenkonsum. Da dies auch schon des Öfteren im, in Anführungszeichen, großen Kino der Fall war, ist es schwer dem noch etwas Interessantes abzugewinnen. Dies ist so ein Versuch. Die Geschichte ist in drei Teile geteilt, die antichronologisch erzählt wird, hab ich mir sagen lassen. Das ist nicht sehr leicht zu durchschauen, auch sehr schwer zu durchleben, denn teilweise ist diese Episode eine (gewollte) Tortur. Was beim Aufteilen des Kokains an Tönen auf einen niederprasselt ist nicht mehr feierlich. Ausdrucksgrausamkeit wird durch Nervenbelastung ersetzt. Bei diesem Überszielhinausschießen mußte ich den Fernseher leiser schalten. Ganz groß wiederum ist die „2001“-Hommage...
„Man isst nicht um zu leben, sondern lebt um zu essen“ - Louis de Funès
Ich finde diese Episode einfach witzig. Es ist herrlich dekadent, wenn ein pseudo-edles Freiluft-Dinner sich als Amateur-Essen entpuppt. Schade, daß letztendlich der männlichen Hauptperson am Schluß doch kein fauler Apfel auf die Birne fällt. Auch wenn dieser Film technisch nicht perfekt ist, er macht mir unheimlich viel Spaß. Da haben viele Zufälle positiv drauf eingewirkt. Weiter ist es entspannend zu sehen, daß gleich drei Leute vor der Kamera agieren und es ist erfreuend zu hören, daß gute Musik dem Werk sauber unter die Arme greift.
„Kunst ist etwas, was so klar ist, daß es niemand versteht.“ - Karl Kraus
Split-Screen-Geschichten finde ich immer besonders reizvoll, auch wenn die Aussage bei dem gespitteten Screen hier nicht besonders aussagekräftig ausfällt. Aber, als Experiment gelungen. Schließlich ist alles Experimentelle mit Narrenfreiheit bedacht.
„Viele Menschen sind zu gut erzogen um mit vollem Mund zu sprechen, haben aber keine Bedenken diese mit leerem Kopf zu tun.“ - Orson Welles
Ein Streifzug durch die Dummheit der deutschen TV-Landschaft. Das ist erschreckend und belustigend zugleich. Ich frag mich nur, wie viel Recherche dafür nötig war, oder ob man doch nur vier Wochen lang „Talk, Talk, Talk“ gucken braucht, um den Zitat von Orson Welles gerecht zu werden?
„Jeder Schnitt ist eine Lüge“ - Jean-Luc Godard
Ein buntes Schnittgewitter mit sehr, sehr experimentellem Charakter.
„Der Maulwurf gräbt sich in die Erde ein, nach der Sonne suchend. Wenn er sie findet ist er geblendet.“ - Alejandro Jodorowsky
Es ist kein Geheimnis, daß mir die hier präsentierte Schatzsuche zu lang geworden ist. An so mancher Ecke und so manchen Ende hätte man etwas abzwacken müssen. Eindeutig erkennbar: Bei den Zwischentiteln vermisst man die Vertonung. Auch geht der Film nach dem Finden des Schatzes in die falsche Richtung. Er schlingert ein wenig hin und her und nicht alles ist nachvollziehbar. Jedoch kommt das eigentliche Verprassen des Vermögens wieder äußerst ästhetisch herüber, was ich vom eigentlichen Ende wiederum nicht behaupten kann. Aber auch sonst hat der Film einige Aufnahmen, die ich wirklich als famos bezeichnen möchte. Und so behalte ich den Maulwurf in guter Erinnerung. Interessant, daß es von Otto einen Sketch gibt, der exakt das gleiche Thema behandelt. Das aber erfuhr ich erst nachdem ich diese Episode zum ersten Mal gesehen hatte, was wiederum auch schon wieder ein gutes halbes Jahr her ist.
„Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie.“ - Ludwig van Beethoven
Eine weitere Bildcollage. Ich weiß nicht, ob sie dem Zitat gerecht wird, denn das Gesehene weiß auch zu überzeugen.
„Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.“ - Franz Kafka
Mutige weil sehr persönliche Auseinandersetzung mit einem ernsten Thema.
„Die Frage, HABEN SIE EIN HIRN?, kann einwandfrei nur der Metzger beantworten.“ - Herbert Achternbusch
Eine kleine Schlachthofsmusik, nett im Ansatz. Es wäre aber mehr dringewesen.
„Ich denke, so etwas wie Film haben wir bis heute nicht gesehen. Ich denke, wir haben 100 Jahre lang illustrierte Texte gesehen.“ - Peter Greenaway
Ein Faustschlag ins Gesicht des Zuschauers, der eiskalt ein Drehbuch vorgelegt bekommt und miterleben muß, wie seine grauen Zellen, das Geschriebene im Hirn zu einem, in Anführungszeichen, Film verarbeiten. Das ist einerseits eine Methode, wie Produzenten zukünftig auf billigstem Wege gute Filme produzieren können und anderseits der Beleg dafür, das bei dieser Episode die Rechnung voll aufgeht.
„Die Furcht läßt das Gefürchtete Wirklichkeit werden.“ - Ingmar Berman
Ein Alptraum a’la Ingmar Bergman und William Friedkin. Das ist nicht nur äußerst charmant sondern hat auch Stil. Eine dieser Episoden, wo der Zufall mal wieder bereitwillig zur Seite stand und gönnerhaft seine Hand drüberhielt.
„Voll Wut und Raserei und nichts bedeutend.“ - William Shakespeare
Mal abgesehen von der guten Klangkulisse läßt diese Wut und Raserei echte Wut und Raserei vermissen und ein weiteres Manko ist, daß sie nichts zu bedeuten hat.
„Wie wir unsere Mutter lieben, so lieben wir auch den Boden worauf wir geboren sind, die Blumen, den Duft, die Sprache und die Menschen, die aus diesem Boden hervorgeblüht sind.“ - Heinrich Heine
Prächtig naive Animation, von der man sich viel, viel, viel mehr Laufzeit gewünscht hätte.
„Dreifach ist der Schritt der Zeit: Zögernd kommt die Zukunft hergezogen, pfeilschnell ist das Jetzt entflogen, ewig still steht die Vergangenheit.“ - Friedrich von Schiller
Die Umsetzung des Zitats erscheint sehr simpel, trifft es aber zu hundert Prozent. Es ist also nichts Schlimmes daran, wenn man das Zitat auf die zum Greifen naheste Weise verwirklicht hat. Ist doch schön, wenn es *klick* macht und man sagen kann: „Genau so stimmt es. So und nicht anders!“
„Phantasie ist wichtiger als Wissen.“ - Albert Einstein
Ein letztes großes Highlight. Dieses Schwarz/Weiß ist einfach herrlich zum Anschauen. Auch sieht es unheimlich lecker aus, wenn man die Kamera in einem Autokofferraum platziert und somit die Umgebung (genauer gesagt, die Hauptdarstellerin) fahrenderweise filmen kann. Des Weiteren paßt das Zitat wie die Faust aufs Auge. Die Aussage ist groß. Das Ergebnis ist rund!
„Ende gelände!“ - Deutsches Sprichwort
Eine kleine Schlachthofsmusik 2. Teil. Für kommende Experimente dieser Art, wünsche ich mir, daß mehr rumgesaut wird und das dieses Beeeep mir nicht so dermaßen auf die Pelle rückt.
Im Gesamtrückblick läßt sich sagen, daß man ein äußerst interessantes Kurzfilmgebinde zu Gesicht bekommen hat. Nicht immer perfekt aber doch mit einigem sichtbaren Engagement. Das weiß ich zu schätzen und zu würdigen. Da ich nie irgendeinen bestimmten Film als meinen Lieblingsfilm benennen kann, auch keine Lieblingsband, kein Lieblingsbier, kein Lieblingstier, keine Lieblingskuchensorte oder ähnliches habe, kann ich auch keine spezielle Lieblingsepisode benennen. Obwohl, insgeheim sind die Segmente mit dem Jodorowsky- und dem de-Funès-Zitat meine Lieblingsstücke. Das aber nur einzig und allein wegen dem äußerst charmanten, gutaussehenden, überaus talentierten, leider etwas selbstverliebten Hauptdarsteller...
Sonntag, 23.01.2005/19:20 - 21:00 Uhr
#670
Geschrieben 31. Januar 2005, 21:29
Regie: Chris Columbus
Aus Tom Riddles Tagebuch...
Der zweite Harry-Potter-Film erfüllt alles, was man von einer Fortsetzung erwartet. Er führt die Geschichte konsequent weiter. Das ist das ganz große Plus dieses Filmes. Was ich persönlich auch sehr begrüße: Der Film wurde um einiges spannender und gruseliger. Auch die Trickaufnahmen sehen sorgfältiger aus als beim Vorgänger.
Dies war die zweite Sichtung des Filmes. Und sie war, obwohl ich diesmal alleine war, genau so unterhaltsam wie die Erste. Nur mit einem Unterschied: Diesmal war der Film ungeschnitten.
Montag, 24.01.2005/19:10 - 21:45 Uhr
#671
Geschrieben 31. Januar 2005, 21:31
Regie: Edgar Wright
Liebes Tagebuch...
Die Begeisterung nach dem Kinobesuch war noch kein Stückchen verflogen, als mir die DVD ins Haus segelte, was kein Zufall war, denn ich wollte „Shaun of the Dead“ einfach noch mal sehen. Schön, daß dies diesmal in Englisch geschah. Da kam ja noch der eine oder andere Wortwitz ans Tageslicht.
Der Film ist und bleibt gute Laune, wunderschönstes Horrorentertainment und ein Werk mit dem man noch viel Spaß haben kann.
Dienstag, 25.01.2005/18:45 - 20:20 Uhr
#672
Geschrieben 04. Februar 2005, 19:52
Regie: Gunter Otto
Liebes Tagebuch...
Seines Zeichens dritter Teil der „Liebesgrüße aus der Lederhose“-Serie stellt er sich nach Sichtung aller ersten sex Filme als der Unterhaltsamste heraus. Das mußte auch Joshi feststellen, der dem mittwöchlichen Unterhaltungsprogramm zum ersten Mal beiwohnen durfte. „Ich glaube, nächsten Mittwoch bleibe ich wieder daheim“ war zu hören, jedoch mit diesem gewissen Tonfall, der ausdrücken konnte, daß er trotz der unerwarteten Schrecklichkeit des Klamauks gerade mächtig Spaß hat. Am Ende des Filmes wollte er die Box sogar mitnehmen und sie seiner Mutter am Stück vorspielen. Aber die hat auch schon „Man-Eater“ im Kino verkraftet, als sie mit ihm schwanger war.
Videocover schmücken sich ja gerne mit so Sätzen wie „Ein Film in dem auch die Erotik nicht zu kurz kommt“, was hier aber überhaupt nicht zutrifft, denn das ganze Getöse verdrängt den frivolen Faktor fast vollkommen. Auf alle Fälle kommt der Spaß nicht zu kurz. In der Tat, ein Film für mutige Genießer.
Mittwoch, 26.01.2005/20:30 - 22:05 Uhr
#673
Geschrieben 04. Februar 2005, 19:54
Regie: Lucio Fulci
Liebes Tagebuch...
„Der Joshi soll jetzt mal was Ordentliches sehen“, sagten wir und lachten dabei höhnisch in uns hinein, denn Fulcis dilettantische Zombieplörre ist Armutszeugnis wie es schlimmbesser kaum sein könnte. Viel Geld und Talent hinter der Kamera wird von schlechten Schauspielern, überreagierenden Synchronstimmen und der ständig in das Fettnäpfchen tretenden Regie in Grund und Boden gestampft. Zombies, die je nach Wunsch mal schleichen, aber auch von Bäumen springen können kann ich nicht als glaubhaft abtun. Auch erscheinen mir sowohl die Wissenschaftler als auch die Militärs ein wenig inkompetent. Hmmm, und was sollen diese ständigen Ökobotschaften, des Radiomoderators? „Ach, was ist heute für ein schöner und klarer Tag und wenn sie nicht wieder so viel Auto fahren, dann können wir den ganzen noch diese herrlich frische Luft tief einatmen“ sagt der Freak, während die Zombieviren gerade fröhlich trällernd durch die Luft schwirren...
Ja, was soll ich sagen. Fulcis „Zombie 3“ ist ein Event vor dem Herrn mit Unterhaltungsfaktor 10. Nichts ist besser an so einem Abend.
Mittwoch, 26.01.2005/22:15 - 23:40 Uhr
#674
Geschrieben 05. Februar 2005, 13:09
Regie: Helmut Dietl
Liebes Tagebuch...
Der neue Dietl-Film ist mal wieder ein Event, welches in allerhöchstem Maße vor allem eins ist: Elegant. Möchte man das Geschaffene mit irgendwelchen Attributen ausstaffieren stößt man schnell an die Grenzen des Ausdrucks, denn Begriffe wie romantisch und märchenhaft sind zwar naheliegend, werden dem Gesehenen aber nicht gerecht.
Filme, die in den Medien zu stark beworben werden, verlieren meiner Erfahrung nach für mich an Reiz, da man im Kino nur auf Altbekanntes, ja gar nerviges trifft. Ganz schlimm war dies beispielsweise bei „(T)Raumschiff Surpirse - Periode 1“. Auch beim „Suchen und Finden der Liebe“ war das erste Viertelstündchen schon im Vorfeld zu medienpräsent. Ich hab den Film im Kino zum ersten Mal gesehen, konnte aber die Dialoge schon mitsprechen.
- „Sie hat ihre Aura auf die Tasten gelegt“
- „Das ist ganz normaler Fingerschweiß - und zwar Deiner!“
Und obwohl ich das alles in diesen ersten filmischen Minuten schon aus den Medien kannte, war ich traurig, ja gar enttäuscht als die eigentliche Romanze zwischen Mimi Nachtigall (Moritz Bleibtreu) und Venus Morgenstern (Alexandra Maria Lara) nach so kurzer Zeit schon beendet schien. Da komme ich tatsächlich ins Grübeln. Wollte ich auf Grund der vielen Werbung eine Zwei-Stunden-Romanze sehen oder war der Start der Geschichte wirklich zu hastig erzählt? Ich hoffe, letzteres trifft zu, was aber wiederum schade für den Film wäre. Wenn ich mich rückbesinne und daran denke, wie ich den Trailer zum ersten Mal sah, fällt mir ein, daß ich von den ersten Eindrücken, die der Film offenbarte, begeistert war und darum geht es ja schließlich: Kann der ganze Film diese Begeisterung wach halten? Ja, er kann!
Die beiden Hauptdarsteller geben ein zum Knuddeln schönes Paar ab und sind nebenbei noch perfekt in ihren Rollen - auch sehr gut geführt. Anke Engelke darf endlich beweisen, daß sie auch im Stande ist eine ernsthaft lustige Rolle zu spielen. Uwe Ochsenknecht ist gewohnt witzig. Justus von Dohnànyi ist endlich mal sympathisch und Heino Ferch stand unter der Knute der Maskenbildner.
Es ist unübersehbar, daß Helmut Dietl in diesem Film seine Zeit mit Veronika Ferres aufarbeitete, doch wirkt der Film nie wie eine bloße Selbsttherapie. Viel mehr ist er eine wunderschön verrückte Erzählung über die Liebe zwischen Mimi Nachtigall und Venus Morgenstern bei der es märchenhaft romantisch aber auch romantisch märchenhaft zugeht, um mal wieder die nicht zutreffenden Attribute zu verwenden. Das Kino hab ich dann fröhlich beschwingt verlassen und kleine Stimmen in meinem Kopf sangen ständig:
Ich gehe mit Dir
bis ans Ende der Zeit.
Bis ans Ende der Zeit,
bis es Sternschnuppen schneit...
Ps.:
Elmar Weppers Erzählerpart erinnert an Ben Kingsley in „A. I - Künstliche Intelligenz“. Da muß man doch einfach gerührt sein. Das geht doch gar nicht anders.
Samstag, 29.01.2005/15:45 - 17:35 Uhr
#675
Geschrieben 05. Februar 2005, 14:58
Regie: Brad Silberling
Liebes Tagebuch...
Was einem natürlich sofort ins Auge sticht ist das umwerfende Setdesign. Es kommt wohl niemand drum herum, bei der Beurteilung der Gestaltung dieses Filmes Tim Burton zu nennen, an den so ziemlich alles erinnert. Es wird auch keinen geben, der nicht behaupten würde, Burton wäre als Regisseur geradezu prädestiniert gewesen, wobei ich davon ausgehen möchte, daß die Sache deshalb für Burton von Anfang an zu leicht und zu offensichtlich gewesen wäre.
Leider, so muß ich sagen, basiert dieser Film ja offensichtlich auf einem Kinderbuch (man möge mich korrigieren, wenn es nicht stimmt), dessen Inhalt sich schnell als viel zu düster für einen Kinderfilm entpuppte. So wurde der Rotstift angesetzt. Das Ergebnis: An vielen Stellen wirkt der Film zu harmlos (was noch nicht soo schlimm ist), aber immer wieder wirkt er auch entschärft (das wiederum tut mehr weh), denn das höllische Treiben von Jim Carry fährt viel zu oft gegen die Wand. Sicher macht das oft Spaß, aber ständig Kompromisse zu akzeptieren fällt mir schwer. So bleibt leider die Erkenntnis zurück, daß die Buchvorlage viel zu heiß für diesen Film war.
Was ich wirklich gewagt finde, daß der wirklich fantastisch schöne Vorspann am Ende des Filmes gezeigt wurde. Den Grund, warum das in einem Mainstream-Film möglich ist und überhaupt geschehen darf, kann ich nicht erkennen. Ich weiß, daß es angesagt ist, Filme gänzlich ohne Credits beginnen zu lassen, aber daß ein so aufwändig gestalteter Vorspann am Ende verbraten wird, dann, wenn alle schon aufgestanden und rausgegangen sind, scheint mir nicht die geschäftträchtigste Idee zu sein. Aber (großes Aber), hätte ich die Gelegenheit, würde ich es genau so machen und allen dabei zuschauen, wie sie das verpassen, nicht beachten, links liegen lassen, nicht zu schätzen wissen was wirklich toll, teuer, langwierig war und Schweinegeld und tausend Liter Herzblut gekostet hat.
Samstag, 29.01.2005/18:30 - 20:20 Uhr
#676
Geschrieben 05. Februar 2005, 15:00
Regie: Gunter Otto
Liebes Tagebuch...
Seines Zeichens siebter und (bislang, man weiß ja nie, was noch alles kommen wird) letzter Teil der „Liebesgrüße aus der Lederhose“-Reihe. Dieses Werk stammt schon aus einer Zeit, in der selbst Gunter Otto schon Heidi-Pornos auf Video drehte und wo im Kino kein Hahn mehr nach Sex-Komödien krähte. Vielleicht liegt genau hier der Knackpunkt. Aus den Kinos waren die Filme schon längst verschwunden, liefen aber Anfang der 90er Jahren bei RTL+ und SAT1 an Frei- und Samstagen als Endlosschleife nach 23:00 Uhr. Vielleicht hat Gunter Otto daraus Kapital schlagen wollen und ihn produziert, den neuesten Lederhosen-Film?
Dieser wirkt tatsächlich wie ein Abziehbild der Art von Filmen, die in den frühen 80er Jahren dem Kinopublikum über 18 Jahre zugemutet wurden. Jedoch ist er ein sehr trauriges Abziehbild, denn mehr als jämmerliches Nachtrauern alter und erfolgreicher Zeiten bringt der Film selbst nicht zu Stande. Bei mir als Zuseher sieht das natürlich ganz anders aus. Gemeinschaftliches Versagen werte ich als Erfolg, wenn auch, wie so oft, mit Schaudern und Gänsehaut. Galt beim numerischen Vorgänger „Liebesgrüße aus der Lederhose 6. Teil - Die wilden Stuten vom Rosenhof“ aus dem Jahre 1982 noch die Devise „Mehr Sex, weniger Humor!“ muß hier wohl der Leitspruch „Mehr von gar nichts!“ gelautet haben.
Die von Langweile geplagte Angetraute von Fridolin (Zachi Noy) verlangt mehr Freiheit in ihrer Ehe. Sie verläßt ihren Mann kurzerhand und reist zu ihrem Liebhaber auf ein Campingwochenende in die Alpen. Fridolin will ihr das heimzahlen und macht sich mit bestem Freund auf ins nächste Bordell und läßt dort kräftig die Sau raus.
Die Einsprengsel von bayerischer Lederhosenhaftigkeit, von der die anderen Filme gleicher Bauart lebten, wirken hier erstens, vollkommen verkrampft und zweitens, total überflüssig. Mit aller Gewalt trifft man auf unsäglichste Weise auf nicht nachvollziehbare Nebenhandlungen. Dort erscheinen dann altbekannte Nasen wie Georg Einerdinger und Jean Droze. Eigentlich ist es ja bemerkenswert, auf welchen Wegen die Handlung des Filmes schlingern muß, um den „Fans“ ein wenig von dem bieten zu können, was vor zehn bis fünfzehn Jahren so arg die Kassen klingeln ließ.
Eigentlich ist der Film durchweg ein Trauerspiel und Armutszeugnis, wäre das ganze Happening nicht so kurios mit Scheiße gefüllt, daß einem die biblische Laufzeit von 100 Minuten gar nicht ermüdend vorkommt und man immer wieder auf Neue verblüfft wird. Schlussendlicher Tief- und damit heimlicher Höhepunkt ist die Reise der beiden Hauptdarsteller nach Afrika. Dort treffen sie auf allerhand Getier (fast wie im Heimatfilm), die beiden Reisenden bekommen wir jedoch bei ihrer lustigen Safari nicht zu Gesicht. Wem das noch nicht schäbig genug war, darf sich auf die anschließende Überraschung freuen. Georg Einerdinger, zu Beginn des Filmes noch Hausierer für AEG-Küchenmaschinen, tritt als bayerischer Missionar in Afrika auf, wo er, eingekreist von schwarzen Kindern, die nur mit einem Röckchen mit weißblauen Rauten bekleidet sind, das titelgebende Lied „Kokusnüsse und Bananen“ trällert. Ja, für eine Sekunde war Weltuntergangsstimmung im Raum und ich zweifelte an meinem Verstand. Noch heute frage ich mich: „Habe ich das wirklich gesehen?“
Samstag, 29.01.2005/22:00 - 22:40 Uhr & Sonntag, 30.01.2005/08:30 - 09:30 Uhr
#677
Geschrieben 06. Februar 2005, 15:29
Regie: Billy Wilder
Liebes Tagebuch...
Eine Billy-Wilder-Komödie garantiert einfach Unterhaltung. Ohne näher drauf eingehen zu wollen, der hat's einfach drauf gehabt. Das Tempo ist atemlos, der Humor spitze und vierzig Jahre später, diverse politische Änderungen inbegriffen, wirkt der Film frisch und ermunternd wie am ersten Tage. Es ist auch kein Fehler, die brisante politische Lage außen vor zu lassen und eine lustige Geschichte vor ernster Fassade spielen zu lassen.
Eigentlicher Grund für den DVD Kauf: Den Film endlich mal im Original-Ton erleben zu dürfen. Das hat sich 100%ig gelohnt. Die DVD selbst ist eine Frechheit. Deutsche Untertitel fehlen und das Menü erinnert an einen vertrockneten Salatkopf.
Ps.:
Am Rande noch entdeckt und nur an der Originalstimme erkannt: Rose Renee Roth spielt James Cagneys Haushälterin.
Sonntag, 30.01.2005/13:30 - 15:15 Uhr
#678
Geschrieben 06. Februar 2005, 15:45
Regie: Fillipos Tsitos
Liebes Tagebuch...
Jan Casstorff (Robert Atzorn) hat es diesmal mit einer illegalen Spielhölle zu tun, bei der man beim Spieleinsatz keine Grenzen zu beachten braucht. Ein französisches Au-pair-Mädchen muß dies mit ihrem Leben bezahlen.
Würde man nicht ständig durch optische Leckerlis bei Laune gehalten, wäre dies ein recht müder Beitrag zum sonst so munteren Tatort aus Hamburg. Als durchgehende Storyline wird diesmal wieder Casstorffs Verhältnis zu seinem flügge gewordenen Sohn (Fjodor Olev) gereicht, inklusive Ankündigung von dessen Ausstieg aus der Reihe. Die Geschichte selbst ist nicht wirkich vom Hocker reißend, wird aber entsprechend elegand dargeboten (Rückblenden, Montagen, Aufnahmen von ganz weit oben -> Flugzeug, Fernsehturm oder 10000-Meter-Kran). Seltsam: Casstorffs Kompagnon (Thilo Prückner) ist schon wieder zum Nebendarsteller degradiert worden.
Sonntag, 30.01.2005/20:51 - 21:45 Uhr
#679
Geschrieben 08. Februar 2005, 17:05
Regie: Chuck Russell
Liebes Tagebuch...
In Erinnerung hatte ich einen spannenden Film, der mit allerlei kruden Effekten aufwartet. Zu sehen bekam ich aber einen Film, der aufgrund eines gewissen Alters jetzt erkennbar auf einer wunderbaren B-Film-Schiene fährt und keineswegs nach Höherem strebt. Hinzu kommen einige mutige humoristische Anspielungen, die erkennen lassen, daß die Macher des Filmes genau wussten was sie taten.
Süffisant gemachter Horror mit Witz dazwischen als Rezept geht hier voll auf. Auch gibt es fantastische handgemachte, mittlerweile natürlich leicht entlarvbare Spezialeffekte. Gerade weil der Film schlechter ist als vergleichbare Vertreter in erster Reihe durchstreift ihn eine gewisse Ehrlichkeit. Das läßt ihn klüger aussehen als manchen Kinderhorror-Blockbuster.
Montag, 31.01.2005/19:00 - 20:35 Uhr
#680
Geschrieben 09. Februar 2005, 22:32
Regie: Alfonso Cuarón
Liebes Tagebuch...
Das Beste, was diesem Film passieren konnte: Chris Columbus macht eine schöpferische Pause und Alfonso Cuarón nahm auf dem Regiestuhl Platz. Dieser gibt dem dritten Potter-Film eine herrlich düstere Note. Die Welt um Hogwarts erscheint von Grund auf erneuert in neuen sprödem Glanze, auch wenn einige Anschlussfehler dafür in Kauf genommen werden mussten. Leider macht sich hier erstmals die Tatsache erkennbar, daß es viele Informationen aus dem Buch nicht in den Film geschafft haben (hab ich mir erzählen lassen), was ziemlich schade ist. Aber die Hoffnung, nötige Hinweise noch nachgereicht zu bekommen, habe ich noch lange nicht in den Wind geschrieben.
Der Film ist rundum fantastisch, äußerst stimmungsvoll, spannend, unterhaltsam, großes Fantasy-Entertainment. Der Clou mit der Reise zurück in der Zeit jagt mir jetzt noch Begeisterungsschauer über den Rücken. Nachdem dieser Film auch beim zweiten Ansehen als wirklich faszinierend erwiesen hat, schaue ich mit leicht besorgtem Blick auf den vierten Teil, der unter der Regie von Mike Newell entsteht. Ich weiß nicht, ob und wie man „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ noch toppen kann.
Dienstag, 01.02.2005/18:50 - 21:05 Uhr
#681
Geschrieben 09. Februar 2005, 22:34
Regie: Andrew Anwar
Liebes Tagebuch...
Es ist dem Toppic-Unterlabel Polyband zu verdanken, daß dieses Werk, wiederum von einem Unterlabel veröffentlicht, das Licht der deutschen Welt erblicken durfte. Ein Kuriosum für sich, denn aus geschäftsträchtigem Sinne veröffentlichwert ist dieser Woman-in-Prison-Film nicht, was nicht heißen soll, daß man mit ihm keinen Spaß haben kann. Das ging heute, aber auch schon mal vor fünf Jahren.
Eine wild rockende Hordenbande von Frauen will den Tod der Eltern ihrer Anführerin rächen. Einst hatte der böse Dr. Tiger (laut Cover Mr. X) den elterlichen Wohnsitz dazu auserkoren, Platz für sein Geheimlabor zu werden, wo er einen Lustsaft zu entwickeln gedachte, der alle Frauen hörig macht, was wohlhabende Männer zu spendablen Kunden werden lassen könnte. Damit läßt sich sicher auch recht schnell der Weltmarkt sprengen - genialer Plan! Jedenfalls stellen sich die Frauen etwas dümmlich an und werden allesamt in ein Höhlenverließ gesteckt (mit einer in den Stein gehauenen Eisentür). Vollkommen und hilf- und planlos werden sie brutal vergefoltert gewaltigt, bis der fesche junge Mann in der Nachbarszelle wieder Ordnung in die verquasteten Flucht- und Rachepläne der Damen bringt.
Oft erinnert der Film an Schultheater. Zügelloses Overacting gesellt sich zu breitgewalzter Ausdruckslosigkeit. Ein gewisses Maß an Sleaze bietet der Film dann auch noch auf, obwohl man es hier mit einem oberprüden Vertreter seiner Sorte zu tun hat. Sämtliche Damen scheinen in ihre knallbunten Latexkostümchen geklebt worden zu sein. Nicht mal beim Gemeinschaftsbad legen die sie Klamottage ab - auch nicht, wenn sich über künstlichem Feuer gegrillt werden. Außerdem werden wir Zeuge einer der aktionslosesten Sexszenen der Filmgeschichte und herrlich schlecht arrangierten Actionsequenzen. „Virgins of Hell“ bietet alles, was einen mittwöchlichen Videoabend gelingen läßt.
Über den Film selbst lassen sich nur schwer Informationen sammeln. Die imdb liefert 1987 als Herstellungsjahr, aber auch Christopher Mitchum als Darsteller. Ersteres ist zweifelhaft und letzteres trifft definitiv nicht zu. Auch keinen eindeutigen Regisseur konnte ich ausmachen. Andrew Anwar könnte mit Sicherheit ein Scherz der Covergestalter gewesen sein, wenn man bedenkt, was für Unsinn in der Inhaltsangabe steht (inklusive völlig falscher Namen der Hauptcharaktere). Bizarr, so ein unbekannter und seltener Film hat es geschafft in die Hände der Staatsanwaltschaft zu kommen, die ihn bis heute nicht wieder herausgerückt hat. Meine Güte, wie humorlos.
Mittwoch, 02.02.2005/20:45 - 22:15 Uhr
#682
Geschrieben 10. Februar 2005, 20:48
Regie: Jess Franco
Liebes Tagebuch...
Ein wunderschönes Machwerk, daß ich sehr, sehr ins Herz geschlossen habe. Die für viele so stupide produzierten Fressszenen sind für mich ein Schmaus für Augen und Ohren mit richtig schönen Ecken und Kanten, wo man sich dran reiben kann. Der Film hat großartige Kameraeinstellungen und man kann gut und gerne von Bildkomposition sprechen. Natürlich kommt auch der trashige Faktor nicht zu kurz. Der Urwald erinnert vielerorts an den Palmengarten einer Hotelanlage mit Vietnam-Ruinen drin. Auch die Kamera weiß nicht immer was sie will. Dann zu Beispiel, wenn sie hinter Al Cliver vorbeischweben will und an seinem Rücken nicht vorbeikommt. Bei genauerem Hinsehen lassen sich weitere Details entlarven: Ein Sabrina Siani nachgaffender Kannibalen, eine erst davonschwimmende und dann wieder auftauchende Jacke und die Tatsache, daß manche Lichtungen auf dem Urwaldsgewässer aussehen, wie das offene Meer.
Es ist verdammt schwer für mich, den Film objektiv zu beurteilen oder ihn gar als schlecht oder ungelungen abzustempeln. Ihn durchzieht ein bißchen dieses gewisse „Man-Eater“-Flair, und da übertüncht blinde Begeisterung schließlich auch die letzten sachlichen Fakten. Bizarrer Höhepunkt: Die kindisch geschminkten Kannibalen überfallen Al Clivers Frau. Panisch vor Angst versucht sie sich zu befreien. Ihr ganzes Gesicht ist mit diesen lächerlichen Farben beschmiert.
Mittwoch, 02.02.2005/22:25 - 23:50 Uhr
#683
Geschrieben 10. Februar 2005, 22:41
Regie: Jay Roach
Liebes Tagebuch...
Dies ist nicht ein Paradebeispiel für einen runden und glatten Film. Gewissermaßen ruckweise wird man durch die Story getrieben, die an manchen Stellen zu lange verharrt um witzig zu sein, während andere Stellen, die witziges Potenzial hätten vorweisen können, übergangen werden. Immerhin hat man, trotz sichtbar geringen Budgets, eine durchgehend gut ausgestattete Szenerie geschaffen, die Flair und Stimmung der Swinging Sixties hervorragend trifft und die dem komödiantischem Aspekt eine gute Hilfestellung ist.
Die beiden folgenden Teile weisen mehr innere Ausgeglichenheit und Balance auf. Sand im Getriebe konnte verhindert werden. Hier im ersten Teil aber knirscht es immer wieder mal. Aber für einen lustigen Abend ist das Schärfste, was ihre Majestät zu bieten hat schon mehr als genug. Leider war es Morgen und ich war alleine. Ich hab es mir aber trotzdem nicht nehmen lassen und habe hin und wieder gelacht.
Samstag, 05.02.2005/08:40 - 10:10 Uhr
#684
Geschrieben 11. Februar 2005, 12:52
Regie: Eli Roth
Liebes Tagebuch...
Eine Gruppe von schlechten Schauspielern wird in einer Tanz-der-Teufel-Hütte von einem unsichtbaren David-Lynch-Virus zerfressen. Daß Peter Jackson den Film irgendwo lobend erwähnte, brachte ihm einiges an Vorschußlorbeeren ein. Sind die Lorbeeren aber erst mal ausgewiesen, müssen sie auch noch geerntet werden. Hartes Wort zum Ende des Absatzes: Der Film schafft das leider nicht.
Daß sich von innen nach außen arbeitende Virus erweist sich als zu harm- und aktionslos. Das geht nichts vorwärts, das kommt nicht in Fahrt. Weiteres großes Problem: Keiner der Darsteller handelt irgendwie sinnvoll. Beispiele: James DeBello (Sohn von John DeBello?) trifft auf den ersten Infizierten und handelt in keinster Weise nachvollziehbar, auch wenn er eine Pfeife ist. Our Hero mit Pornoname (Rider Strong) tickt grundlos aus. Warum greift er die Gesunden an? Die Ureinwohner (ganz normale Hinterwälder) mutieren, ebenfalls ohne erkennbaren Grund, zu schießwütigen Zombiejägern. Warum, weshalb, wieso? Auch haben alle, wirklich alle das mit dem Virus viel zu schnell gerafft. Ich kann auch nicht mittels Kopf in den Sand stecken erkennen, ob da eine Katze reingekackt hat. Alle Wege, die die Handlung geht, erscheinen unbegründet. Der Erzählrhythmus stimmt nicht, der Aufbau der Geschichte erscheint unlogisch. Dazu kommen noch die pseudogeheimnisvollen Lynch-Anspielungen. Der Hase im Krankenhaus ist nett, aber die permanente traumartige Athmosphäre in der zweiten Hälfte von "Cabin Fever" erweist sich als die falsche Grundlage für einen Backwood-Horrorfilm.
Samstag, 05.02.2005/22:15 - 23:45 Uhr
#685
Geschrieben 13. Februar 2005, 10:48
Regie: John McTiernan
Liebes Tagebuch...
John McTiernans Urwaldspektakel entpuppt sich sehr schnell als nervige Harte-Männer-Posse, die ziemlich aufdringlich nach penetranter Action-Gülle riecht, wie sie nur den 80ern entsprungen sein konnte.
Man sieht einen überraschend jungen Arnold Schwarzenegger, der schlechte Dialoge auferlegt bekommen hat und sich zum Ende hin gern mal im Dreck suhlt. Ein weiterer der wenigen Höhepunkte ist das sichtbar unsichtbare Monster, daß wo der Predator sein tut. Ich weiß nicht so recht, was der da im Urwald zu suchen hatte, aber immerhin sorgt er für etwas positive Stimmung, Spannung und Gegrausel im Gebüsch. Die einzige Frau in der Männerriege muß bis Filmminute 59 warten um auch mal einen verständlichen Satz von sich geben zu dürfen. Der Rest vor der Kamera ist ganz unsägliches Kanonenfutter, dem man keinerlei Beachtung zu kommen lassen sollte.
Mit der Mischung aus Rambo-Action und Alien-Horrer wurde ich nicht glücklich. Das war mir zu viel Proletengehabe und Wir-ziehen-froh-gesonnen-in-den-Krieg-mit-Handfeuerwaffen-großer-als-die-Kleinwagen-unserer-Frauen-Mentalität. Ich weiß eh nicht, wo sie all das ganze Gepäck verstaut hatten, daß da im Urwald pausenlos zum Einsatz kam. Vielleicht hatten sie ja ein gutmütiges und ehrenhaftes Pendant zum Predator dabei - einen unsichtbaren Gepäckträger.
Samstag, 05.02.2005/23:55 - 01:40 Uhr
#686
Geschrieben 13. Februar 2005, 18:30
Regie: Hannu Salonen
Liebes Tagebuch...
Michael Mendl spielt einen schmierigen Geschäftsmann, in dessen Firma eine seiner Angestellten zu Tode kommt. Da er stets ein „gutes Verhältnis“ zu seinen ausnahmslos weiblichen Angestellten hatte, ist er bald Hauptzielobjekt der ermittelnden Kommissare Peter Sodann und Bernd Michael Lade. Ich als Zuschauer war schon sehr überrascht als nach einer guten Stunde der Dreh- und Angelpunkt, der sich als verzwickt herausstellenden Kriminalgeschichte, völlig Blut überströmt in seiner herrschaftlichen Villa gefunden wird. Die Handlung beginnt größere Kreise zu schlagen. Zwar war Michael Mendl verantwortlich für den Tod seiner Angestellten, er selbst aber fiel einer durch den ersten Mord in Kraft getretenen Intrige zum Opfer in der Katrin Saß und Maria Simon sich ein gnadenlos spannendes Psychoduell liefern, in dem sich herausstellt, daß die beiden nicht nur in „Good-Bye Lenin!“ Mutter und Tochter waren.
Läßt man seine Gedanken noch einmal Revue passieren, könnte man leicht auf die Idee kommen, der Film wäre arg an den Haaren herbeigezogen. In keiner Sekunde kam das aber so herüber. „Tatort - Feuertaufe“ war überaus fesselnd erzählt und, wie im ersten Absatz schon aufgeführt, reichlich prominent besetzt und, was ja auch nicht immer der Fall ist, hervorragend gespielt. Somit sah ich einen rundum gelungenen und nebenbei noch schön eleganten Tatort aus Leipzig.
Sonntag, 06.02.2005/20:15 - 21:45 Uhr
#687
Geschrieben 13. Februar 2005, 19:52
Regie: Gerhard Polt
Liebes Tagebuch...
Um einiges handzahmer und boulevardesker als die vorangegangenen Filme „Kehraus“ und „man spricht deutsh“ erscheint dieser Alleingang von Gerhard Polt. Lag es wirklich daran, daß Gisela Schneeberger und Hanns Christian Müller diesem Projekt fernblieben?
Vor allem in den ersten zwanzig bis dreißig Minuten weiß der Film gar nicht, was er wie erzählen will und soll. Die Geschichte vom poetisch veranlagten Hotelmanager, der aus seinem Leben ausbricht wirkt schlecht und unglücklich gestartet. Hinzu kommt eine auffällige Nachsynchronisation, so daß „Herr Ober!“ mich immer wieder an „Zärtliche Chaoten“ erinnerte. So flach und anspruchslos dürfte ein Film von und mit Gerhard Polt nicht seinen Zuschauern entgegentreten. Nach dem schwachen Einstieg kommen aber letztendlich doch Gerhard Polts Scharfzüngigkeit und der Sinn fürs Grobe durch. Er zeigt, daß er tatsächlich Talent für bizarre Lyrik hat, die so stupide zu sein scheint, daß sie über den Rand eines Maßkruges nicht hinaus kommt und trotzdem die grauen Zellen sowie die Lachmuskeln kitzelt.
Ulrike Kriener macht ein sehr gutes Bild. Sie ist Ruhepol und Entspannungspunkt des Filmes während Christiane Hörbiger, die den Schneeberger-Part spielt, das genaue, anfangs etwas anstrenge Gegenteil darstellt. Aber auch die Hörbiger kann sich zu späterem Zeitpunkt bei „Herr Ober!“ mit überzogenen Derbheiten die Gunst des Publikums erspielen.
So ist der Film dann doch noch zum spaßigen und gemütlichen Happening geworden, daß sich vor anderer, brisanterer Arbeit von Gerhard Polt nicht zu verstecken braucht, an frühere Höhepunkte aber auch nicht heranreicht. Gute, poltige Unterhaltung war’s trotzdem. Handwerklich ist der Film aber noch schlechter als es die Filme von Hanns Christian Müller eh schon waren.
Montag, 07.02.2005/19:25 - 21:00 Uhr
#688
Geschrieben 15. Februar 2005, 21:24
Regie: Herschell Gordon Lewis
Liebes Tagebuch...
Ach ja, ich liebe B-Filme. Deren Dramaturgie ist so herrlich schön einfach. Man braucht nur 5 Personen und schon kann man eine allumfassende Geschichte auf die Beine stellen. Der Titel sagt es, „Blood Feast“ ist ein echtes Fest. Naiv bis ins Mark überrascht der Film aber durch tadelloses Auftreten, wie man es auch von einer Doris-Day-Komödie hätte erwarten können. Daß die Darsteller nicht ganz an ihr gutes Aussehen rankommen und die Kulissen wie zweidimensionale Theaterbühnen wirken, führt zu einem äußerst eigenartigen, aber süffisanten Effekt, denn eigentlich bekommt man hier Rumpelkammerkino a’la Ed Wood zu Gesicht, daß und blindlings alle Klischees abklappert, die man in 67 Minuten anhäufen konnte, aber „Blood Feast“ hat einen so vereinnehmenden Charme, dem man sich einfach nicht entziehen kann.
Besonders in den originaltonlosen Passagen erinnert der Film oftmals an die minimalen und doch mitreißenden Stilmittel aus der Stummfilmzeit. Lewis’ belangloses, selbsteingespieltes Geklampfe und Geklimpter entwickelt zusammen mit Kamera, Schnitt und diesen herrlichen Pastellfarben eine Eigendynamik die bei mir wahrlich nicht zu unrecht die Meisterwerksglocken bimmeln ließen. Geschmeichelt, leicht schmunzelnd und, ob der Niedlichkeit des Filmes, am Herzen gerührt verfolgte ich dieses beeindruckend gut gelungene Skandalfilmchen. Das ist alles andere als bloße Provokation. Das ist charmante Harmlosigkeit gepaart mit etwas übereifrig angelegten Splatterambitionen. Oooh nein, wie süüüüüß!
Mittwoch, 09.02.2005/18:45 - 19:50 Uhr
#689
Geschrieben 15. Februar 2005, 21:27
Regie: Leander Haußmann
Liebes Tagebuch...
Obwohl ich auf Grund der Geburtstagsfeier des Lieblingsarbeitskollegen am Abend zuvor genug Hochprozentiges zu mir nahm, schafft es dieser Film ein gewisses, will heißen, enormes Verlangen auf ein Bierchen zu wecken. Leider hatte ich kein Becks zur Hand, aber auch irgend so ein anderer Blömbpel trug zum Genuß von Herrn Lehmann bei.
Ich mag Kneipenfilme. Ähnlich wie „Der Eisbär“ strahlt dieser Film eine wunderschöne Gemütlichkeit und Gelassenheit auf. Keine Ahnung, ob es Wirklichkeiten gibt, die so einem filmischen Erlebnis gerecht werden können. Ich würd’ es mir wünschen.
So wird man Zeuge eines Filmes ohne richtige Handlung. Es wird nur Bier getrunken und geraucht und man streift durch ein wildes Panoptikum sympathischer Menschen, darf an ihrem eigentlich nicht sehr berühmten Leben teilhaben, sich mit ihnen wohlfühlen oder einen Blick in ihre Problemkiste werfen. Ungemütlich wird es für den Zuschauer nie. „Herr Lehmann“ ist ein richtig schöner Film!
Samstag, 12.02.2005/23:00 - 00:45 Uhr
#690
Geschrieben 21. Februar 2005, 20:40
Regie: ?
Liebes Tagebuch...
In einer armseligen biederen Rahmenhandlung sehen wir den Heldenpolizist William Kermwin aus „Blood Feast“, wie er unter höchst aufwendigen Umständen lernt, den Truthahn richtig zu tranchieren. Ziel dieses Lehrfilmes: Nun sollen gefälligst die ganzen amerikanischen Hausfrauen, die in ihrer bis zum Brechreiz pastellfarbenen Einbauküche hantieren wie die Axt im Walde und ihren Mann vor seinen Gästen mit schlecht geschnittenen Fressereien blamieren, sich an William Kerwin ein Beispiel nehmen und lernen, wie man all das verdammt verzwickt gebratene Fleisch richtig schneidet.
So viel Aufwand für so ein absolut unwichtiges Thema! Der Hauch der Verwunderung durchstreift dieses Filmchen, in dem schier endlos und unermüdlich Fleisch geschnitten wird. Zu der „Blood Feast“-DVD ist der eigentlich total langweilige Film aber eine höchst amüsante Beigabe. „Carving Magic“ schießt in zwanzig Minuten x-mal über sein Ziel hinaus. Der Ideenreichtum mit dem die öde Fleischschneidetechnik vermittelt werden möchte ist einerseits bewunderns- aber andererseits auch belächelnswert.
Kurios!
Sonntag, 13.02.2005/17:35 - 17:55 Uhr
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