The Room-Files
#181
Geschrieben 25. August 2003, 22:12
Regie: Troy Duffy
Liebes Tagebuch...
„Hhm, die beiden sehen aber sexy aus!“ sagte die auf der Couch sitzende Klui. Der Regisseur wird das vielleicht auch gedacht haben, wer weiß? Jedenfalls hab ich mir gedacht, daß dieser Kommissar ein klein wenig unorthodox handelt. Das war noch bevor der Zuschauer ihn mit seinem Freund im Bett ertappte.
Bevor ich jetzt aber das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Tötungszeit ausdiskutiere, will ich doch lieber zum Punkt kommen: Kein Sex vor der Ehe und töten im Auftrag des Herren - schließlich ist „Der blutige Pfad Gottes“ ein tief religiöser Film. Auch wenn er von einer scharfzüngigen Doppelmoral beherrscht wird und milde gesagt saugeil ist. Aber, während der auch geniale „Pulp Fiction“ in sämtliche Himmel gehypt worden ist, scheint sich dieser Film selbst den Ball flach halten zu wollen. Er will das Terrain des kränken Gangsterkrawalls nicht hinter sich lassen, sondern sich darin wälzen. Und er sieht trotzdem verdammt edel darin aus, weil der Dreck an ihm abperlt, wie es mit dem Lotusblüteneffekt besser nicht gehen könnte.
Es gibt nicht viele Actionfilme, die mir durch ihr erzählerisches Aufgebot permanent die Gänsehaut den Rücken herunterjagten. Doch was es hier zu sehen gab, was mir hier geboten wurde, was ich hier erleben durfte, ja durfte, zog mir den Boden unter den Füßen der Begeisterung weg. Und ich komme nicht drumherum. Ich muß Willem Dafoe für seine fordernde Rolle loben, in der er so begnadet aufgeht, daß er selbst noch als Frau ein warhaft gutes, wenn auch markantes Bild abgibt. „Der blutige Pfad Gottes“ ist ein spitzenmäßiges, höchst edles Meisterwerk, daß mich von Episode zu Episode mehr zu überraschen und zu begeistern wusste.
Der Videoabend war also gelungen - keine Frage. Trotzdem muß ich an dieser Stelle loswerden, daß er wirklich nicht selbstverständlich war - das habe ich erfahren müssen. Denn 24 Stunden zuvor, als ich im Bettchen schlummerte und von den „Schwestern des Bösen“ träumte, hatte mein Lieblingsarbeitskollege nichts Besseres zu tun, als um 5 Uhr morgens einen kleinen leichtsinnigen Ausflug auf das Dach eines dreistöckigen Mietshauses zu machen...
24.08.2003/00:05 - 01:50 Uhr
#182
Geschrieben 26. August 2003, 21:23
Regie: Neil Jordan
Liebes Tagebuch...
Ich hatte den Film schlechter in Erinnerung. Damals im Kino wars mir zu klassisch, zuwenig horrormäßig. Mir scheint, ich war damals ein großer Kunstbanause, denn jetzt gefiel mir der Film doch recht gut. Qualitätiv gute gelungene Horrorerzählung im Ausstattungrausch und Neil Jordan outet sich als kleines Feuerteufelchen.
Jetzt, wo ich "Interview mit einem Vampir" wieder gesehen haben, freue mich, daß ganze mit der "Königin der Verdammten" vergleichen zu können. Ich ich glaube, daß paßt alles überhaupt nicht zusammen. Wie, wenn man mit einer HO-Eisenbahn auf N-Schienen fahren will . Witzig ist, daß mir die "Königin der Verdammten" trotz allem sehr gut gefallen hat...
24.08.2003/13:20 - 15:20 Uhr
#183
Geschrieben 26. August 2003, 21:40
Regie: Oliver Hirschbiegel
Liebes Tagebuch...
Ich weiß nicht, warum ich mir diesen Film immer wieder antue. Schließlich sind die letzten dreißig Minuten mit das Schlimmste, was man in Sachen Terror und Spannung im Kino zu sehen bekommen kann. Das grauenhafte Geschehen nimmt schon fast Blair-Witch-Züge an. Absolut unerträglich läßt Hirschbiegel das Experiment eskalieren - meisterhaft und wirkungsvoll.
Man kann sich an der Liebesgeschichte und deren realitätsfernen Verlauf stören oder die Provokationen des Hauptdarstellers als überzogen und unverzeihlich bewerten - dem Finale kann man sich aber nicht mehr entziehen. „Das Experiment“ geht unter die Haut - ganz tief.
25.08.2003/19:45 - 21:35 Uhr
#184
Geschrieben 30. August 2003, 00:06
Regie: George A. Romero
Liebes Spiegelbild...
Ein ganz, ganz seltsamer Film vom Herrn Romero habe ich da blind gekauft. Es geht um eine graue Maus, die sich selbst im Spiegel nicht mehr betrachten kann, weil er zeigt, wie es wirklich um sie bestellt ist. Dabei kommt kein Dorian Gray zum Vorschein, sondern nur ein gesichtloser Mensch, der sein Leben ändern sollte.
Romero zeigt einen Aufruf zum Töten, benützt aber Wege die mir recht seltsam erscheinen. So driftet er ab in eine Welt aus Ereignissen, die weit hergeholt wirken. Interessant ist's allemal, auch wenn weder Untote vorkommen oder er einen realistischen Bezug sucht, wie einst in "Dawn of the Dead" oder "Crazies".
Ein netter Film entstand, der Aufmerksamkeit verdient hat. Schon allein deshalb bin ich nicht enttäuscht über Romeros "Rückkehr" und sage auch nicht: "Verdammt George, realisiere endlich den vierten Teil Deiner Trilogie".
Hauptsache, er macht was!
26.08.2003/20:15 - 21:50 Uhr
#185
Geschrieben 31. August 2003, 22:11
Regie: Bill Paxton
Liebes Tagebuch...
Spielen Tiere in einen Film mit, steht sofort die American Human Association auf der Matte und sieht nach dem Rechten. Wie ist’s denn bei Kindern? Gibt es da vielleicht eine Children Human Association oder klingelt einfach irgendwann ein Wecker, wenn die Arbeitszeit überschritten ist?
Oh oh, was Bill Paxton seinen beiden kindlichen Hauptdarstellern zumutet ist schon fast nicht mehr lustig. Während des ganzen Films dreht er die Daumenschrauben immer fester, verzichtet dabei fast vollkommen auf grausige Effekte, läßt aber die beiden Kinder immer mittendrin stehen. Es wird gemordet, gefoltert, gerichtet, gehackt und beerdigt. Alles im Auftrage des Herren. Was sollen die beiden Brüder nur denken, als ihr Vater (sehr blaß: Bill Paxton) mit der abenteuerlichen Geschichte daherkommt, daß Gott ihm den Auftrag gab, Dämonen in Menschengestalt zu töten?
Ich bin stolz auf mich, weil ich bei diesem Videoabend mal wieder so richtig schlau und clever war und doch tatsächlich nach 20 Minuten gewusst habe, auf welches Ende der Film hinausläuft. Die Sache mit den Brüdern hab ich schnell verstanden . Entweder bin ich so gut oder der Film ist so durchschaubar, wie 4 mm Klarglas. Auch wenn letzteres stimmen sollte, kann man sich „Dämonisch“ nur schwer entziehen. Gar schröckliche Bilder erwarten den Zuschauer. Wenn auch Bill Paxton als axtschwingender Vater nicht überzeugt - sein Film macht Angst und verbreitet Kälte im Raum. Schön ist auch, daß „Dämonisch“ den erzkatholischen Zeigefinger nicht erhebt. Wäre sicher nicht schwer gewesen, eine klare Botschaft a’la „Seit gut zueinander - sonst kommt er Euch holen“ in den Film zu packen. So ist der Grund für die angebliche Selbstjustiz doch mehr ein Wink des Drehbuchs als eine Moralpredigt.
Insgesamt keine leichte Kost, bei der es bestimmt viele enttäuschte Gesichter gegeben hat. Zu viele erwarteten hinter der 18’er Freigabe bestimmt eine Schlachtplatte. Es war aber dann doch eher eine Wurzelbehandlung.
Noch mal muß ich auf die Kinder zurückkommen, die diesem „Mordsspaß“ beiwohnen, besser gesagt, darin agieren mussten. Ich hätte gedacht (gehofft), daß man da mittels moderner Kamera- und Computertechnik getrickst hatte um das Ganze etwas abzuschwächen. Im Abspann war das technische Unit aber nicht gerade darauf spezialisiert. Mein Arbeitskollege hatte vollkommen recht, als es sagte, daß er seine Kinder (hätte er denn welche) dem Dreh nicht aussetzen hätte wollen.
29.08.2003/21:10 - 22:50 Uhr
#186
Geschrieben 02. September 2003, 20:21
Regie: Sean Astin
Liebes Tagebuch...
Ich frage mich, warum es so etwas nicht öfter gibt. Am Set eines großen Films entsteht nebenbei noch ein Kleiner. Hier war des die Crew von „Der Herr der Ringe“, die in Sean Astin’s Kurzfilm mit ungewöhnlichen Aufgaben konfrontiert wurde. Ein Double und ein leitender Kameramann werden zu Hauptdarstellern, ein Hauptdarsteller wird zum Regieassistenten, ein Regisseur wird zum Nebendarsteller, und so weiter, und so weiter...
Zu sehen gibt es eine pfiffige Begegnung mit einem Plakatierer, der ungewöhnliche Hilfe von einer kleinen Frau und einem großen Mann bekommt. Das alles geschieht ohne Worte in ruhigen zeitlupengestreckten Bildern.
Ein schöner und gelungener Kurzfilm.
29.08.2003/23:15 - 23:20 Uhr
#187
Geschrieben 02. September 2003, 22:05
Regie: Stefan Ruzowitzky
Liebes Tagebuch...
Ein deutschsprachige Komödie, spielend im zweiten Weltkrieg, deren deutsche Fassung kürzer ist als die Internationale: Da brodelt es mal wieder in meiner Gallenblase. Wenn man in der heutigen Zeit nicht in der Lage ist oder nicht den Mut hat, einen einheitlichen Film auf die Beine zu stellen, sollte man es lieber sein lassen.
Apropos „sein lassen“: Daß denkt man auch, wenn man „Die Männer ihrer Majestät“ etwas näher begutachtet. Er ist weder Fisch noch Fleisch und nicht Halbes und nichts Ganzes. Er ist nicht lustig, will es aber sein. Er ist nicht tragisch, will es aber sein. Er will Spannung bieten, bringt aber Langweile hervor. Der Mix aus deutschen und englischen Dialogen ist nur bis zu dem Zeitpunkt gut, als die Deutschen auf ihre englischen Kollegen treffen und plötzlich fehlerfrei deren Sprache sprechen. Da steht der Realismus weit hinter der Bequemlichkeit einer unkomplizierten Erzählung. Außerdem sind die deutsch gesprochenen Sätze so harmlos und uninteressant, daß das deutsche Publikum mit dem dünnen Gelabere vollkommen unterfordert ist.
Überfordert waren hingegen die Produktionsfirmen. Sie gingen teuren Kulissen und Massenszenen sichtbar aus dem Weg. Der Zuschauer geht mit Scheuklappen durch das dritte Reich und wird nebenbei noch hastig und holprig durch die schräge Story geboxt, die beschreibt, wie britische Undercover Soldaten als Frauen verkleidet ein Enigma-Gerät in Berlin beschaffen sollen.
Kein Wunder, daß der berühmte Funke nur selten überspringt. Schade um die verbratenen national und international bekannten Gesichter:
- Matt Le Blanc, der als Held arg blass bleibt.
- Nicolette Krebitz, die als cleveres Mädchen nicht zeigen darf, wie clever es ist.
- Eddie Izzard, der einen halbwegs witzigen Transvestiten gibt.
- Oliver Korittke, den ich anfangs nicht erkannt habe.
- Sissy Perlinger, die viel zu gut ist für ihre seichten Zeilen.
- Udo Kier, der herrlich ist, aber einfach viel zu früh zu viel Englisch spricht - nur um der Internationalität des Films zu gefallen...
Im Großen und Ganzen ist „Die Männer ihrer Majestät“ ein enttäuschender Kompromiss.
31.08.2003/13:30 - 15:05 Uhr
#188
Geschrieben 03. September 2003, 11:47
Regie: Martin Weinhart
Liebes Tagebuch...
Endlich geht das scheiß Sommerloch langsam wieder zu Ende und nach und nach erscheit die ganze TV-Prominenz wieder auf der Mattscheibe. So auch Kommissarin Lena Odenthal, die es in diesem Langweiler mit der Organspendemafia aufnimmt.
Viel zu schnell hat man durchschaut, daß der Film seinen Charakteren an die Nieren gehen will. Besonders originell ist das, was sich drum herum dreht auch nicht. Auch Jürgen Tarrach als nervöser Wohltäter sieht recht oberflächlich in seiner Rolle aus, die nur aus Gesichtszügen besteht, die man schon hundert Mal vorher von ihm gesehen hat. Ein überraschungsfreier Krimi, der in der letzten halben Stunde wenigstens noch etwas Spannung und Tempo bieten konnte.
Unterhaltungstechnisch spielt sich das alles aber im unteren Drittel ab. Kaffee bitte!
31.08.2003/20:15 - 21:45 Uhr
#189
Geschrieben 07. September 2003, 22:45
Regie: Neil Jordan
Liebes Tagebuch...
Das Problem von „Jenseits der Träume“ ist eindeutig Annette Bening. Mal ist sie zu gut, mal zu schlecht. Außerdem wurde ihr genau der Hysteriefaktor aufgebrummt, mit dem sich zum Beispiel später auch Tea Leoni in „Jurassic Park III“ hat abkaspern müssen. Des Weiteren hat sich Annette Bening’s Vorstellung als Carolyn Burnham in „American Beauty“ bei mir persönlich so eingebrannt, daß die anfängliche Glückseligkeit (Schultheatervorstellung) bei „Jenseits der Träume“ einfach nur zur Lachnummer wird.
Aber auch die Geschichte verschenkt zu viel Potenzial und hätte mehr ausgebaut gehört. Die Gefahr, daß zu viel Handlung um die Träume herum (Problem bei „The Cell“) geschehen könnte, würde ich als gering einstufen. Denn sowohl die Träume, als auch die Realität können mit spannenden Eskapaden beeindrucken. Auch wenn für Jump des Autos in den See eine einzige Aufnahme genügt hätte und ich das Schnittgewitter für etwas überflüssig hielt.
Spannende und problemlose Unterhaltung, die die Sache mit den Träumen leider nur anschneidet. So, das war die Vorspeise. Was gibt’s als Hauptgericht?
02.09.2003/19:10 - 20:45 Uhr
#190
Geschrieben 08. September 2003, 20:31
Regie: Jonathan Demme
Liebes Tagebuch...
“Das Schweigen der Lämmer” ist ein perfekt funktionierender Film. Er läuft wie der ach so berühmte geölte Blitz. Überzeugend gute Grundstimmung vermischt sich mit ständig steigender Spannung. Er ist intelligent gemacht und noch dazu so unterhaltsam, das man immer und immer wieder auf ihn zurückgreifen kann/wird/muß.
Was ich aber jetzt mal wirklich ankreiden muß, ist die Unglaubwürdigkeit der Geschichte. Ich meine jetzt nicht den Kommissar Zufall sondern eher die Tatsache, daß man „nach“ „Roter Drache“ schon wieder mal auf Lector zurückgreift und der mal wieder alles Weiß. Ja hat denn der ein Serienkillerklassentreffen veranstaltet oder wird man automatisch an ihn überwiesen, wenn eindeutige Beweise eine mordlustige Seele preisgeben? Was kommt denn, wenn ein weiterer Teil gedreht werden soll? Ein Sniper hantiert in einer herzensguten US-Durchschnittsmetropole. Doch Hannibal Lector weiß bereits: „Ich genoß die saure Lunge seiner Frau - einst auf einer Tankstellentoilette“ und er rückt mit der Wahrheit nur dann heraus, wenn er Clarice Sterling per künstlicher Befruchtung ein Kind machen darf. Das perfekte Comeback für Jodie Foster...
05.09.2003/19:50 - 21:45 Uhr
#191
Geschrieben 08. September 2003, 22:07
Regie: Ridley Scott
Liebes Tagebuch...
Nachdem das gestrige „Schweigen der Lämmer“ mal wieder ein Hochgenuß war, kam ich um die Fortsetzung nicht herum. Doch die hat nicht mehr viel gemein mit dem Vorgänger. Außer, daß die Handlung, und vor allem auch die Ermittlugnen, nicht immer nachvollziehbar sind. Ansonsten vermisse ich schmerzlich Jodie Foster, freue mich aber gleichermaßen über Julianne Moore.
Ansonsten ist auch die Fortsetzung ein Hochgenuß. Eine leicht größenwahnsinnige Crew, trotzig wie eine Horde kleiner Rotzebengel, stampft mit ihren Füßen auf den Boden und will um jeden Preis provozieren, schocken und gleichzeitig ein hochanspruchsvolles Filmwerk schaffen. So ist „Hannibal“ ein Zwitter aus Skandal und Blockbuster, der kein Blatt vor dem Mund nehmen will. Der Film ist, für seine Größe, arg gewagt. Aber die Rechnung ging auf. Der Skandal war perfekt und die Neugier groß. Entäuscht wurde ich damals nicht. Aber ich muß ehrlich zugeben, das perverse Ende schnürte mir im Kino die Luft ab. Ich wäre da so gerne auf einem leeren Platz gestanden, mußte mir aber im Kino Das ansehen.
Eigentlich ist „Hannibal“ eine dreiste Frechheit, weiß aber mich als Zuschauer da Anzupacken, wo man dann soweit ist, daß man dranbleiben muß.
06.09.2003/13:10 - 15:15 Uhr
#192
Geschrieben 08. September 2003, 22:08
Regie: Gore Verbinski
Liebes Tagebuch...
Mein lieber Arbeitskollege lieh mir diesen Film aus. Ich wieß ihn aber gleich darauf hin, daß ich ihm nicht verrate, wann genau ich ihn mir ansehen werde, denn man kann ja nie wissen. Besonders nicht in diesem speziellen Falle.
Ich bin (leider) zu dem Ergebnis gekommen, daß ich kein Fan des japanischen Kinos bin. Hat mir doch das Ring-Remake eindeutig besser gefallen. Man muß aber dem Dreamworks-Produkt zugestehen, daß es verdammt edel in Erscheinung treten darf. Engagierte Filmspezis durften sich nach Herzenslaune austoben und schufen einen verdammt kalten, stimmungsvollen Grusler. Diese Spielereien scheinen mir eindeutig besser zu munden als die japanische Wahllosigkeit und Nüchternheit.
Seltsam parallel verläuft in beiden Filmen aber die Spannungsflaute, die kurz vor Entdeckung des Brunnens ihren Höhepunkt erreicht hat. Die im Remake zum Ende hin gehäuften Schock- und Action-Elemente konnten auch noch guten Nährboden finden und sind nicht nur als Alibi für Entertainment zu betrachten. Des Weiteren bleiben ein paar Fragen offen, aber wer muß schon alles wissen?
Noch einen kurzen Hinweis an den lieben Herrn Zimmer (nicht ich, sondern der Hansemann), dessen Soundtrack mich nicht hundertprozentig überzeugen konnte. An mach bewegender Stelle des Filmes hörte sich die musikalische Begleitung eher nach „Die sieben Feen im Märchenwald“ an. Ansonsten hat’s scho’ paßt!
Und sonst:
Hochspannung in sehr guter Atmosphäre. Das japanische Pendant ist aber intensiver, dafür geht’s nicht so leicht von der Seele.
07.09.2003/20:15 - 22:05 Uhr
#193
Geschrieben 08. September 2003, 22:10
Regie: Walerian Borowczyk
Liebes Tagebuch...
Der Titel sagt alles. Walerian Borowczyk tischt in seinem erotischen Kunstskandal dekadente Erzählungen auf und schreckt vor so manchem Tabu nicht zurück.
„La Marée“ aka „Ebbe und Flut“
Sie war 16 und machte alles was Er wollte. Am Strand nahe einer Klippe kommt es im Höhepunkt der Flut zu einem Höhepunkt im Leben einens jungen Mädchens. Die Geschichte beginnt scheinbar wahllos, als wäre alles dem Zufall überlassen. Doch der junge Protagonist weiß genau, was er will, wo er es will, wie er es will und wann er es will. Auch der Film wird seinen ersten Höhepunkt erreichen, in den rauschenden Fluten der rauhen See. Wer denkt die „Blaue Lagune“ sei erotisch, der hat sich getäucht, sage ich jetzt einfach mal so, ohne die „Blaue Lagune“ persönlich zu kennen.
„Thérèse Philosphe“ aka „Therese, die Philosophin“
Ein junges Mädchen wird zur Züchtigung weggesperrt. Wasser und Brot sind in Form von Gurken vorhanden, während der liebe Herrgott zu ihr spricht. Doch was machen junge Mädchen, wenn sie alleine sind und keiner sie sehen kann? Gebetsbuch und Essenration werden zweckentfremdet und die Unschuldige gibt sich dem Masturbationswahn hin. Schnelle Schnitte und extreme Großaufnahmen verdeutlichen die Energie die hier veräußert wird. Die autoritäre Person, die das junge Mädchen einsperrt, ist wie im Comic meist vom Unterkörper ab zu sehen. Es prallen Welten aufeinander - die beiden Charaktere werden sich nie verstehen.
„Erzsébet Báthory“
Eine Marquise lädt junge Frauen auf ihr Gut. Das entpuppt sich als Frauenhaus und die Mädchen sind nur Spielzeug der Herrin. Ihr Ziel: Die Energie der Mädchen soll sich durch deren Vernichtung auf die Marquise übertragen. Massendusch- und Waschszenen en masse. Es wird geseift, gesäubert und getötet. Der Regisseur schreckt mal wieder auch davor nicht zurück, kleine Kinder in seine obsessiven Erotikkontraste miteinzubeziehen. Dies ist die Episode, die am meisten zu erzählen hat.
„Lucrezia Borgia“
Zum Abschluß gibt es noch eine Papstaudienz. Das ausschweifende Leben des Kirchenoberhaupts ist Mittelpunkt dieser blasphemischen Geschichte, die einigen Glaubensvertretern sicherlich die Magengeschwüre aufgehen lassen könnte. Als dem Pabst letztendlich ein Kind geboren wird und jeder sieht, daß dies ein so niedlicher kleiner Mensch geworden ist, steht fest, daß der Nachwuchs auf eine ignorante Welt stoßen wird, wo er weder auf Verständnis noch auf Akzeptanz stoßen wird.
Harter Tobak, was Arte da den Fernsehzuschauern einst vorsetzte. Die „Unmoralischen Geschichten“ bieten aber mehr als nur eine bloße Tittenparade, auch wenn der Regisseur einen gewissen Kamerawinkel bevorzugt. Dies ist ansprechendes, anrührendes und, trotz des hohen Anspruches, der an den Zuschauer gestellt wird, erzählerisches, aufschlußreiches Kino.
08.09.2003/19:00 - 20:40 Uhr
#194
Geschrieben 09. September 2003, 21:27
Regie: Edward D. Wood, jr.
Liebes Tagebuch...
Ich habe ein schlechtes Gewissen. Eigentlich sollte ich am PC sitzen und arbeiten. Ich bin aber viel zu müde und zu faul. Ich habe mir deshalb einen Kompromiss vorgeschlagen, den ich dankend annahm. Ich werde mir einen kurzen Film anschauen, mich dann an den PC setzen, um zu surfen, werde dann duschen und dann die (bestimmt sehr kurze) verbleibende Zeit bis zu Kerners Rückkehr dann endlich mit Videonachbearbeitung verbringen. Mein Gewissen ist beruhigt und ich treffe zum ersten Mal auf diesen Film von Ed Wood.
Siehe da: In diesen kleinen und naiven Universum, in dem sich die Braut des Monsters herumtreibt, funktioniert der Film richtig gut. Ed Wood’s Dramaturgie kann man nichts vorwerfen. Rund und flott betet er alle Regeln herunter, die man im Drehbuchkurs schon in der ersten Stunde vorgetragen bekommt. Und es gelingt.
Der vom Kommunismus verbannte Dr. Vornoff (Bela Lugosi) experimentiert gerne - am liebsten mit Atomenergie. Mit deren Hilfe will er den perfekten Atommenschen erschaffen. Leider stellt er sich recht schusselig an und seine Opfer sterben ihm immer gleich weg oder laufen aus Versehen seiner Riesenkrake in die Arme. Als sein Gehilfe eine Reporterin kidnappt, deren Verlobter bei der Polizei ermittelt, eskaliert seine Experimentierfreudigkeit und er selbst landet eher unfreiwillig auf dem Experimentiertisch. Daß bei ihm die Atombehandlung glückt überrascht ihn dagegen sicher sehr. Vollgestopft mit Engerie und mit Helge-Schneider-Plateauschuhen ausgestattet torkelt er hinaus in die Welt um dort einer Atomexplosion zum Opfer zu fallen.
Grausige Dialoge, überagierende Darsteller und eine grundsolide Erzählung bereiten einen netten Trashabend. Hinzu kommen gewollt witzige Dialoge und ein paar gute, aber vor allem liebevolle Einfälle. Wer sagt, das Vorstellen des autoritären Leiters des Morddezernates, der sich dann nur als Sekretär entpuppt, wäre schlecht, der lügt. Auch konnte Ed Wood die Bedrohung des Dschungels gut darstellen. Eine seitwärts schwebende Kamera, die in den morastigen Urwald blickt, ist hier ein gut funktionierendes Mittel zur Erzeugung von Spannung. Der Rest ist harmlos, billig und natürlich lächerlich voll biederem Ambiente der 50’er Jahre. Langweilig ist „Bride of the Monster“ aber nie, dafür ist er wirklich zu grotesk.
09.09.2003/19:20 - 20:30 Uhr
#195
Geschrieben 14. September 2003, 18:56
Regie: Peter Jackson
Liebes Tagebuch...
Ein fantastisches Erlebnis. Ein fantastischer Peter-Jackson-Film mit traurigem und harten Ende. Dann, als man plötzlich weiß, daß es gleich ernst wird, daß man nichts mehr ändern kann und man kurz vor der grausigen Tat steht, hat der Film seine stärkste Szene. Die Hauptdarstellerinnen sind im Begriff zu Mörderinnen zu werden. Ihre ach so schönen Träume und Phantasien haben sie beide aus der Bahn geworfen. Auch der Zuschauer wird sich von ihnen abwenden und zu dem Ergebnis kommen: Diese ganze Träumerei ist nicht gut. Ein böse Botschaft, wenn man Bedenkt, wie schön Peter Jackson seine beiden Mädels zuvor noch träumen läßt.
Insgesamt gesehen ist dieser kleine Film von Peter Jackson hervorragend gelungen. Auch wenn er „stille Töne“ schlagen will. Es steckt unheimlich viel Tempo in „Heavenly Creatures“. Hab den Film irgendwann schon mal gesehen. Mir war aber nur noch der Mord in Erinnerung geblieben. Kein Wunder, wie ich heute sehe: Der ist wirklich heftig.
13.09.2003/20:20 - 21:55 Uhr
#196
Geschrieben 14. September 2003, 18:58
Regie: Carrado Farina
Liebes Tagebuch...
Eine junge Fotografin macht die Bekanntschaft mit der geheimnisvollen Baba Yaga. Seit dem treffen scheint die Kamera der jungen Frau „verhext“ zu sein. Es häufen sich seltsame Vorkommnisse, die mir aber alle recht unausgegoren erscheinen.
Auch sonst konnte ich mich mit diesem Werk kaum anfreunden. Die ästhetischen Spielereien ließen mich kalt und, obwohl ich erst seit drei Stunden wach war, ließ es sich nicht verhindern, daß ich zum Ende hin immer wieder einnickte. Na ja, irgendwann werde ich „Baba Yaga“ noch mal eine Chance geben. Heute wars mir einfach zu tempolos, zu fad, zu unspektakulär. Oder liegt es einfach daran, daß mich bislang noch kaum eine Comicverfilmung so richtig überzeugen konnte???
14.09.2003/13:00 - 14:25 Uhr
#197
Geschrieben 14. September 2003, 21:26
Regie: Manfred Stelzer
Liebes Tagebuch...
Das Stichwort „Bermuda“, bekannt aus Funk und Fernsehen als stilvolle Unterhose oder Sonderlandeplatz für Flugzeuge, ist hier mit einer Jugendwohngruppe verbunden. Erst wird die Mutter einer Bewohnerin, dann der Leiter der Gruppe erstochen. Alles deutet darauf hin, daß einer der Jugendlichen der Mörder sein muß. Das sagen zumindest die beiden Kommissare Ballauf und Schenk (Behrendt und Bär) - die müssen es ja wissen.
Großartig in diesem anfangs arg durchschnittlich erscheinendem TV-Film sind die Darsteller. Allen voran stehen natürlich die vier Jugendlichen Bewohner des „Bermudas“. Respekt, was man da aus Manchen rausgeholt hat. Auch die Handlung fährt ein paar nette Gimmicks und spannende Details auf. Die zwischenmenschlichen Beziehungen, die der Film hier und da anschneidet, sind der treibende Faktor und heben den Film über den vorherrschenden TV-Standart. Auch wenn der Film viel Wert auf Charaktere legt und auf Action- oder Spannungssequenzen verzichtet, bietet er gehobene Unterhaltung.
Nach dem Sommer ist auch wieder Zeit für Klischees. Diesmal ist auch endlich wieder mal einer der Kommissare persönlich mit in den Fall verwickelt, weil ein Bekannter eine zeitlang unter Mordverdacht steht. Außerdem haben die Kommissare auch immer gerne ein von Film zu Film variierendes Thema, daß sie durch die Ermittlungen begleitet. Diesmal ist es der vollschlanke Kommissar Schenk, der unbedingt noch fünf Kilo zunehmen will. So darf er in jeder zweiten Szene etwas essen. Ist wohl ansteckend - Ich hab nebenbei auch fünf Toastbrote verdrückt. Mahlzeit!
14.09.2003/20:15 - 21:45 Uhr
#198
Geschrieben 16. September 2003, 21:45
Regie: Gore Verbinski
Liebes Tagebuch...
Mit Piratenfilmen ist’s bei Mr. Room, wie mit Western oder Mantel- und Degenfilmen - er guckt sie nicht. Nicht, weil er sie nicht ausstehen kann, sondern er schaut sie einfach nicht an.
Warum aber bitte wollte ich dann unbedingt „Fluch der Karibik“ sehen? Mich zog es förmlich ins Kino, und das obwohl ich sonst einen großen Bogen um den Herrn Bruckheimer mache. Auch die Tatsache, daß der Film ab zwölf Jahren freigegeben ist, erschreckte mich nicht. Ich mußte „Fluch der Karibik“ sehen - Und zwar sofort! Jetzt habe ich ihn gesehen.
Als Entertainment-Maschine ist „Fluch der Karibik“ natürlich perfekt. Die Unterhaltungsschiene fährt er reibungslos ab und bietet zweieinhalb Stunden fröhlichen Spaß inklusive diverser Überraschungen für Augen und Ohren. Auch ich darf Johnny Depp in den höchsten Tönen loben, der diesen Film zu großen Anteilen alleine trägt und mich mit seiner Darstellung zu faszinieren wusste. Verdammt, was hat der Film diesem Kerl zu verdanken!
Ganz klar, natürlich und von Haus auf ist dieser Film auch ein tricktechnischer Höhenflug. Im Musiktakt schwingende Schwerter, in hundert Einzelschnitten zerberstende Schoner und überraschend unaufdringliche Animationen mit großartigen Nachtlicht/Nachtschatten-Spielen. Kein Wunder, wenn man zufrieden das Kino verläßt.
Sehr zufrieden zwar, obwohl ich jetzt meinen Zeigefinger ausstrecken muß. Ein paar Sachen liegen mir da noch auf dem Herzen. Zu den wirklich gekonnt unterhaltenden Elementen gesellten sich zuweilen, aufdringlich wie ein Hausierer, verlogen biedere Angriffstakte einer Bruckheimer’schen Moralpredigt. Dazu gibt es eine Liebesgeschichte, die,
1. völlig unterinteressant,
2. so flach, wie die Nordsee bei Ebbe, und
3. so neu wie die Frisur von Thomas Gottschalk ist.
Orlando Bloom hat sich mit seinem Auftritt nur einen halbguten Gefallen getan. Sein Marktwerk steigt während vor den Schaufenstern pubertäre Teenager ihre verpickelten Nasen an die Scheibe pressen, danach viel zu dick aufgetragenes Make-Up hinterlassen und sagen werden: „Sieh mal, da ist er wieder, der schöne, schöne Oooorläääänduu Bluuuuum!“.
Und mir kommt die giftgrüne Galle hoch, wenn ich solche Sätze hören muß, wie etwa: „Wir brauchen das Blut eines tapferen Mannes - eines Piraten. Mein Blut!“ während besagter Mann mit seiner Angebeteten wie Barbie und Ken im Rokokokostüm dumm herumstehen und mit ausgesteckten Armen darauf warten, daß sich eine Tonnen voll schleimigen Pathos über sie ergießt. Heilige Kanonenkugel, was die Herrschaften manchmal für Dialoge aufsagen mussten??? Und vor allem, Wie! Bei aller Liebe. So viel Spaß der „Fluch der Karibik“ auch gemacht hat, so war er leider, leider, leider auch viel zu sehr durchwässert von Bruckheimer’s Stammtischdurchhalteparolen und Disney’s verlogener Moralauffassung.
Hoffentlich geht Bruckheimer bald pleite, verstopft mit seinem Scheiß nicht länger die Kinos dieser Welt und benützt gutes Entertainment nicht für seine scheinheiligen Zwecke.
Aber was soll schon all der Ärger und der Groll? Als ich heimfuhr, mir der abnehmende Mond mitten ins Gesicht strahlte und ich meine (undurchleuchteten) Hände ansah, welche ich am Lenkrad hatte, mußte ich wieder an die schönen Minuten denken, die mir der „Fluch der Karibik“ gezeigt hatte.
gez.:
Ein Mr. Room, der mit seiner MS Mazda 323 über die sieben Landstraßen schipperte und nachts von 27 Rumfässern träumte...
15.09.2003/20:35 - 22:55 Uhr
#199
Geschrieben 20. September 2003, 10:47
Regie: John Carpenter
Liebes Tagebuch...
John Carpenter’s Latex-Klassiker “degradiert“ eine außerirdische Lebensform auf einen Virus. Keiner weiß, woher sie kommt. Könnte mir gut vorstellen, daß das UFO schon infiziert auf der Erde notgelandet ist und es keine gezielte Attacke war.
Das Remake des Howard-Hawks-Films geht aber seine eigenen Wege - und die sind sehr drastisch. Die spärlichen Erklärungen, für mich in der englischen Fassung nicht großartig nachvollziehbar, sind nicht allzu wichtig. Es zählt nur die Angst, die Ungewissheit und die Einsamkeit, die mitten in der Antarktis den optimalen Nährboden findet. Des Weiteren spielt nicht mal eine Alibi-Frau mit. Dazu gibt’s Musik von Ennio Morricone, die nur mit Synthesizer eingespielt wurde. Das ist zwar typisch Carpenter, aber doch erschreckend, wenn Morricone dahinter steckt.
Die brutalen Gewaltausbrüche konnten mich auch diesmal wieder erschrecken, sind aber seit diversen RTL-Ausstrahlungen fest eingebrannt und kamen daher nicht mehr großartig überraschend. „The Thing“ ist trotzdem ein bedrückendes Kammerspiel gepaart mit eisigem Horror.
16.09.2003/19:45 - 21:30 Uhr
#200
Geschrieben 21. September 2003, 21:49
Regie: Rolf Olsen
Liebes Tagebuch...
Basierend auf einer wahren Begebenheit, begibt sich Schmuddelspezi Rolf Olsen im Auftrag der außer Konkurrenz stehenden Lisa-Film auf ein waghalsiges Abenteuer. Aufklärerisch soll es sein, und anständig, aber dennoch publikumswirksam und unterhaltend (Spannung, Spaß und Schokolade). Die unterschiedlichsten Anforderungen, die gestellt wurden geben dem Film seinen Flair. „Blutiger Freitag“ ist eine vollkommen unentschlossene Mischung aus Action, Trash, Kitsch, Dramatik, Reality-TV und Splatter. Alles wirkt im Bezug auf alles andere fehl am Platze. Der Unterhaltung tut das keinen Abbruch.
Der Supermann Raimund Harmstorf als Ottonormalbösewicht plant seinen letzten Coup. Er und seine halbprofessionellen Kumpanen haben eine Bank und deren Geldreserven im Visier. Die Aktion ist zum Scheitern verurteilt. Alles geht schief - fehlt nur noch, daß es regnet. Aber, wenn Scheitern, dann so richtig und ohne Rücksicht auf Verluste.
Von Anfang an gleitet dem Regisseur Rolf Olsen das Ruder aus der Hand. Sein Film verzwickt sich in überaus blutigen Gewaltausbrüchen. Man kann vergnügt drüber lachen, wie ein Polizist mit dem Amtschädel gegen eine Toilettentür donnert, auf der aller Wahrscheinlichkeit nach ein dicker Schwamm mit Kunstblut klebt. Kaum an der Tür aufgeschlagen, kehrt der gute Mann mit blutrotem Gesicht in den Fokus der Kamera zurück. Des Weiteren wäre da noch ein weiterer heldenhafter Gesetzeshüter zu erwähnen. Er schmeißt sich mit seiner ganzen Körperpracht auf eine Handgranate. Nach deren Explosion findet man kübelweise Tomatenmark auf der Straße, welches sich in alle 27 Himmelsrichtungen verteilt hat. In mitten dieser Unordnung: Der Uniformträger und seine Gedärme...
Auch jenseits von Gut und Böse ist das, was mit dem Schwartau-Extra-Mann Ernst H. Hilbich passieren muß. Er hat die Anweisung sich literweise Cognac einzutrichtern und hält den Geiseln dann eine moralische Standpauke, die sich gewaschen hat. Aussage: Die sollen sich mal nicht so haben hier! Ja, ein betrunkener Ernst H. Hilbich in einem toternst gemeinten Kolportagefilm ist schon eine Klasse für sich. Eine Minute im Film, wo man meinen könnte, sämtliche Glocken im Umkreis haben vor Freude angefangen zu läuten.
Noch ein Highlight: Die totale Panikattacke einer Bankkassiererin. Ungehemmt springt sie auf der Chefcouch im Besprechungszimmer auf und ab. Und dann wartet man förmlich darauf, wie diese Hysterie nur gestoppt werden kann??? Wie bringt man eine Frau vom Hantieren ab??? Nein, ist nicht war? Es passiert tatsächlich: Erst eine kräftige Ohrfeige von Gila von Weitershausen bringt die plötzlich verrückt Gewordene zur Vernunft.
Und schuld an allem: Rolf Olsen, der um jeden Preis einen ambitionierten, realistischen Film abliefern möchte. So verläßt „Blutiger Freitag“ für einen Moment die Spielfilmebene und überläßt einem Reporter das Spielfeld, der mal eben die Schaulustigen interviewt: „Di Zigainer kehrn sich alle weg’gricht...!“
Was mich noch wundert: Mich welcher Unbekümmertheit die Lisa-Film mal wieder am Werk war. Als sich im Opening Raimund Harmstorf auf der Toilette mit den Polizisten rumärgert und er selbige in das Pissoir schmettert, fragte ich mich, wie die es immer wieder geschafft haben, daß die Schauspieler das alles so mit sich haben machen lassen? Von wegen Kulisse oder Trickaufnahme. Nicht bei der Lisa-Film...
„Blutiger Freitag“ ist ein kurzweiliges Trashevent, das unheimlich viel Freunde bereiten kann. Ein belehrender und dokumentierender Schenkelklopfer quasi.
17.09.2003/20:00 - 21:35 Uhr
#201
Geschrieben 22. September 2003, 18:47
Regie: Albert Hughes, Allen Hughes
Liebes Tagebuch...
"Jack the Ripper" mal anders. Nämlich so, wie es wirklich gewesen ist, bzw. wie es am spektakulärsten gewesen wäre. Rund verpackt in eine schöne Geschichte mordet sich das Phantom Jack the Ripper durch den Londoner Dirnenbezirk - schön brav nach dem "Final Destination"-Prinzip. Kein kann ihm von der Schippen springen. Denn wenn schon die Illuminaten (oder ähnliche Gruppierungen) dahinter stecken, ist man als kleine Hure machtlos.
Die Hughes-Brothers haben einen sehr interessanten Film abgeliefert, in dem sie viel Wert auf Stimmung gelegt haben. Schön, daß die Handlung trotzdem nicht in den Hintergrund gedrängt wird. Hochspannung und bodenständige Unterhaltung vermengen sich zu einem gelungenen Spielfilm. Johnny Depp erinnert zwar immer wieder gerne an Ichabod Crane, 'konnte aber trotzdem mein Mitgefühl in seiner tieftraurigen Rolle zwischen Absith und Laudanum wecken.
Trotz der ereignisreichen Geschichte bin ich nach 45 Minuten eingeschlafen (auch ohne Absith und Laudanum). Brach dann verärgert ab und startete zur besten Zeit einen zweiten Versuch...
21.09.2003/09:45 - 11:30 Uhr
#202
Geschrieben 25. September 2003, 22:40
Regie: Dario Argento
Liebes Tagebuch...
Mir war „Inferno” seit dem ersten Treffen anno ’99 in keiner guten Erinnerung. Ich konnte mich nur noch an das Fehlen einer Identifikationsfigur, das Rattenufer und die Farben Rot und Blau erinnern. Jetzt wurde ich aber einen Besseren belehrt. Es fehlt zwar noch immer die Identifikationsfigur und die Farben Rot und Blau dominieren, aber Argento tut doch mit Erfolg sein Bestes und kann mich bei Laune halten.
Dario Argento’s Bestes: Er schmückt seine dürre Handlung, in der ein Buch die Hauptrolle spielt, mit allerlei Fingerfertigkeiten aus. Inferno ist ein prall gefüllter Christbaum, obwohl weit und breit von Weihnachten keine Spur ist. Vor allem ist er kein zweiter Teil einer Trilogie um irgendwelche Mütter oder Hexen sondern vereint die drei Mütter in eben diesen einem Film.
Es werden keine großartigen Ziele verfolgt. Fast beiläufig ergibt sich eine Linie der Argento willkürlich schlingernd hinterhertapert. Und dabei fährt er das volle Programm auf und verzichtet trotzdem auf großartige Blutergüsse. Wie ein staunendes Kind im Zirkus verfolgt man das horrormäßige Treiben. Es gibt nicht viel zum festhalten, aber es gibt viel zu beschauen. „Inferno“ ist schnell vergessen und kann deshalb bald wieder aufs Neue neu entdeckt werden. Mein Eintrag könnte dann lauten:
Liebes Tagebuch...
Mir war „Inferno“ seit dem zweiten Treffen im Herbscht ’03 in einer sehr guten Erinnerung. Ich konnte mich zwar nur noch als das Fehlen einer Identifikationsfigur und die Farben Rot und Blau erinnern... ... ...
21.09.2003/15:10 - 16:55 Uhr
#203
Geschrieben 27. September 2003, 12:27
Rgeie: Gaspar Noé
Leeibs Tgaeucbh...
Hrrua, menie Cnoiuse ist wdeier züucrk aus Safürdkia. So war die Ziet rief für eenin lstugein Koinbsecuh. Aslo sütmrten wir fhreon Mtues in „Irervrebsiel“. Tzodterm wtueßn wir, auf was wir uns da eißnileen: den "gelien Asrch-Fcik-Glweat-Prono".
Das Isterenste des Pbuimklus rticethe scih gnaz kalr auf die zewi pvroovkiaten Gwalet-Senezn: Mrod und Vgeruwgalteing in unübaerbietberer Dkiehterit zhwscien eneim itgenlltienen Gürest der Ezrhlnuäg. „Ivrreiersebl“ ist uhneliicmh itenresasnt, aebr gnesauo asbtoeßnd. Aebr Gsaapr Noé wlotle es so haebn. Wnen er minet, er muß drerat pvrooiezern, muß man als nugrugieier Zauuscher die Eschnueitdng des Rgsiesuers hinneemhn. Obgcelih es bsesree Lsögunen ggeeebn htäte, das Gareun hreuafzubwschsöern. So belbit bei der Resie ins Lciht iemer ein bietetrr Ncahgscehcmak zucrük. Wnen acuh zum „Edne“ hin alels gut wrid.
Tcehncish ist der Flim enie Msieterlsteinug. Man mcöhte scih gar nciht auf die Scuhe ncah vsetkrecetn Schtnietn mcaehn, sdonren foglt bgeesirtet der feriswchdebneen Krmeaa und knan nur hdunrete ditiglae Efktfete vmuerten, wiel die Kramea sblest nie eenin Sttchaen wrfit oedr mueintnlnag den Drselalertn flogt onhe das inrdgewcelhe Felehr zu fdienn werän. Ein Washnnin! Ein Eilebrns! Und ich als Vor- und Aspbnanfeitscihst knotne mir gsetiig eeinn rtuenerhleon, whnäred die Oenpnig-Ctedris auffatlcrkeen und der Iiodt hneitr mir sneier Nbaachrin ncoh imemr igrewncdelhe Gschcheiten von irgeedninem Dvaid ezhrleän mßute. Ncoh ein Dpep in der htinteresn Rhiee fnad es bdesneros wziitg mit seneir Hnad das Kniolchit zu söretn und der am Bdeon ligendeen Micnoa Bceculli drievse Stcthaen auf irhe zernsirsee Selee zu wfeern. Der Rset war vom Flim an scih mseit vsteörrt. Ein paar Letue zegon es acuh vor, den Saal zu vlseerasn. Ich bielb bis zum söcnhen Afanng: Brehürt, eschrcrekt und ncahdlekcnih.
Die Ziet zsöertrt aells!
24.09.2003/20:55 - 22:30 Uhr
#204
Geschrieben 27. September 2003, 22:17
Regie: Rex Ingram
Liebes Tagebuch...
Es soll ja Leute geben, die vermuten hinter den vier apokalyptischen Reitern Edmund Stoiber, Peter Gauweiler, Günther Beckstein und Angela Merkel. Doch dem ist gar nicht so. In Wahrheit sind es die Herren Hunger, Krieg, Seuche und Tod. Ein geheimnisvoller Unbekannter ist es, der den Charakteren und den Zuschauern die vier Reiter zum Ende des ersten Aktes anhand eines alten Buches vorstellt, in dem der Holzschnitt von Albrecht Dürer aus dem Jahre 1498 abgedruckt ist.
Nach dem Tod eines argentinischen Großgrundbesitzers verlassen seine zwei nun zum Reichtum gekommenen Töchter die amerikanische Freiheit und ziehen mit ihren Männern in deren Heimat. Die zwei Ziele heißen Berlin und Paris. So verliert sich die einstige Familie aus den Augen und wird sich erst wieder gegenübertreten, wenn der erste, damals noch namenslose Weltkrieg losgetreten ist. Aus den Familienmitgliedern sind Feinde geworden. Die Ideale, die sie im Rücken haben, können sie nicht überwinden.
Rex Ingram’s viel gerühmtes Werk ist, aus meiner Sicht, ein sehr zwiespältiges Welches. Das ausladende Familienepos vor dem Hintergrund realer Ereignisse ist zu groß für Ingram’s Universum. Die ganze Familienbande ist kaum auseinanderklaubbar. Die Meisten werden zwar nett in den ersten Minuten mit ausladenden Zwischentiteln vorgestellt. Doch diese Titel (in Englisch) sind so ausgemalt und aufgebauscht, um dem Glanz der Familie gerecht zu werden, daß ich kaum Informationen daraus ziehen konnte. Auch im Weiteren Verlauf ist es schwer die Personen nicht aus den Augen zu verlieren. Zu viele Gesichter, die, bekleidet mit schlechten Perücken, durch opulente Kulissen gestikulieren. Auch das Heraufbeschwören der vier Reiter hätte man sich schenken können. Das gibt dem Film zwar einen christlichen und mystischen Touch, ist aber im Endeffekt für die Handlung nicht weiter wichtig. Nur schönes Beiwerk, also. Ich will „The four Horsemen of the Apocalypse“ nicht als Kriegsschmonzette hinstellen, muß aber anmerken, daß er eindeutig in diese Herz/Schmerz-Richtung zielt und zu viel Tragik auf Dramulettenniveau des anspruchslosen Unterhaltungskinos beinhaltet. Auch auf optischer Basis konnte dieser Stummfilm nicht durchgehend punkten.
Klar, er hat auch starke Momente. Diese Reiter-Tatsache ist schon ein leckeres Anhängsel. Auch sind die Wahrheiten, die der Film über Krieg und Frieden bereithält, noch immer so aktuell wie damals. Trotz überzogener Dramatik kann der Film gelungen den Pfaden diverser Klischees folgen. Ein wenig er- und abschreckend sind die Enkel des einstigen Patriarchen geworden. Einerseits erfüllen diese die plattesten Klischees, treffen den Nagel aber auf den Kopf. Die Deutschen sind preußisch erzogen, immer die Weisung vor den Augen, einmal für Deutschland in den Kampf zu ziehen und zu siegen. Der französische Sproß der Familie, Rudolph Valentino, ist ein Schöngeist, Stenz und Lebemann, immer umgeben von schönen Frauen.
Hier wird der Ausbruch des Krieges 1914 mit dem Kommen der vier apokalyptischen Reitern verglichen. 1921 konnte ja noch keiner wissen, was der Welt noch alles bevorstand, so wie heute, 2003, keiner sagen kann, was der Welt noch alles bevorstehen wird. Das bis heute Geschehene machte die Botschaften dieses Filmes aber nur noch wahrer.
Die gothische Lorenz-Kirche bietete natürlich die perfekte Kulisse für diesen leicht christlich angehauchten Film. Zwischen sechs- bis siebenhundert Jahren alten Steinen kam gute Stimmung auf. „The four Horsemen of the Apocalypse“ wurde live am elektronischen Klavier (heißt das so?) und zu Höhepunkten am Ende der zwei Akte mit der großen Orgel von Miller, the Killer (???) begleitet. Gekonnt, wie ich das jetzt so einschätzen konnte. Ein interessantes Erleben eines ordentlichen Filmes.
Freitag, 26.09.2003/20:05 - 22:25 Uhr
#205
Geschrieben 28. September 2003, 00:38
Regie: Mario Bava
Liebes Tagebuch...
Griechische Mythologie als Alibi für eine italienische Muskelschau: Dem Herkules sein Herzilein ist, während er zwecks Heldentaten kurz mal außer Haus war, die Verrückheit in den Kopf gestiegen. Ideal für Christopher Lee, dem Rivalen Herkules. Zwar ist ihm die Frau egal, der Thron, den er anvisiert, aber nicht. So taucht Herkules in einer abenteuerlichen Reise in die Unterwelt Hades ab um nach der Rettung für seine Angebetete in Form eines Apfels und eines Kristalles zu suchen.
Ich kann nicht beurteilen, in wie fern sich Bava’s Fantasy-Mix von den anderen Sandalenschinken aus Italien abhebt, da mir Vergleich und Interesse fehlen. Was ich aber sah war ein recht ödes Spectaculi, voller gottesfürchtiger Abziehbildchen die in schön arrangierten Sets arg regungslos herumstehen mußten. Mario Bava mischt seine müde Mär von Zeus und Co. aber mit viel Liebe auf. Wunderschöne Farben, die mal wieder fast vom Schirm tropfen, dominieren. Auch optische Spielereien mit Spiegeln und Überblendungen können sich sehen lassen. Der Rest ist argloses Puppentheater in einer vollkommen unbekümmert dahinplätschender Rahmenhandlung. Da können auch die Vampirzombies, die Christopher Lee zum Showdown aus den Gruften zaubert, nix mehr reißen.
Samstag, 27.09.2003/14:20 - 15:45 Uhr
#206
Geschrieben 28. September 2003, 00:41
Regie: Michael Armstrong
Liebes Tagebuch...
Das ist er, der deutsche Exploitation-Klassiker schlechthin. Ein echtes Meisterwerk in der sonst von Trash so böse durchtränkten europäischen Kinolandschaft. Zwar verleugnet der Film aus der Hexenküche von Adrian Hoven seine Herkunft nicht, kann aber neben dem Ablauf eines typischen B-Movies Passagen bieten, die atemberaubend und schockierend sind.
„Hexen bis auf’s Blut gequält“ fährt zweigleisig. Einerseits bietet es dem effektgierigen Publikum eine deftige Ladung aus Gewalt garniert mit ein wenig Sex, kann aber im Gegenzug als technisch perfektes Kostümdrama vollkommen überzeugen. Gegeneinander aufgewogen bieten diese beiden Komponenten ein ausgeglichenes Kinoerlebnis. Schlichtweg atemberaubend ist der Schnitt. Rasant und ausdrucksstark unterstreicht er das Geschehen. Die Musik von Schlagerspezi Michael Holm erhöht die innige Dramatik der Ungerechtig- und Grausamkeiten und untermalt die angenehmen Szenen mit erleichternden Klängen.
Seit dem ersten Erleben von vor gut einem Jahr hat der Film nichts von seiner Klasse eingebüßt. Schmuddelkino von der qualitativ allerhöchsten Sorte. Eine Schande, daß dieses künstlerische Meisterwerk noch so spät ein Verbot auf Video ereilte und es seit dem im Giftschrank irgendwelcher Archive auf Anerkennung wartet. Aber stattdessen wurde es im Land seiner Entstehung, bzw. seinem Heimatland unter den Teppich gekehrt. Dann soll doch die Obrigkeit gleich ausziehen, das Original in Beschlag nehmen und diese elendige Gewaltpornographie gleich vollends vernichten...
Samstag, 27.09.2003/20:50 - 22:25 Uhr
#207
Geschrieben 28. September 2003, 21:23
Regie: Jean-Pierre Jeunet
Liebes Tagebuch...
Ich muß jetzt Frenzy zitieren, denn er hat den Nagel auf den Kopf getroffen:
Ein Smiley möchte ich noch anfügen:
Sonntag, 28.09.2003/14:30 - 16:30 Uhr
#208
Geschrieben 01. Oktober 2003, 22:12
Regie: Nicholas Roeg
Liebes Tagebuch...
Um dem öden Fernsehprogramm und der allgemeinen Langweile zu entfliehen mußte schnell ne Konserve herhalten. Nein, es waren keine Örbsen aus der Dose, sondern "Wenn die Gondeln Trauer tragen".
Schockierdene Bilder packt Roeg den armen Zuschauern auf den Rücken. Damit ist er in bester Tradition vom Herrn Exorzisten. Hinzu kommt noch ein gewisser Realitäts- und Traumkonflikt und die gehobene Gruselunterhaltung ist perfekt - gut abergerundet durch einen seltsamen Gnom, der in der Ecke stehen muß. Na, wenn daß nicht scary ist.
"Wenn die Gondeln Trauer tragen" ist ein immer wieder gern gesehenes Meisterwerk.
Sonntag, 28.09.2003/20:10 - 21:55 Uhr
#209
Geschrieben 02. Oktober 2003, 11:35
Regie: Jess Franco
Liebes Tagebuch...
Mit einem gewissen Abstand zu diesem Film, hat man es leichter, ihn als gut einzustufen. Jetzt wo ich ihn wieder rausgekramt habe, komme ich abermals ins Grübeln. Jess Franco schuf ein melancholisches Familiendrama.
Eine Familie sitzt am Mittagstisch. Aber recht schnell zerbröckelt die Fassade der Einigkeit. Der Vater ist geistesabwesend, zitiert durchgehend Shakespeare und einen ewigen Klassiker von seinem besten Freund Goethe, der ihm sogar eine Widmung in sein Büchlein geschrieben hat. Des weiteren sitzt die Geliebte des Vaters am Tisch und seine verstörte Tochter, die nicht mal ihre Mutter kennt. Als Stiefmutter agiert die desillusionierte Lina Romay. Sie vereinsamt, während sie stundenlang regungslos aufs Meer starrt und die Öltanker vorbeiziehen sieht.
So lange der Film in diesen Bildern verharrt , lernen wir einen ganz neuen Jess Franco kennen. Ruhig, nachdenklich und trist ist seine Welt. Doch auch "Broken Dolls" krankt an viel zu schlechten Schauspielern, unangebrachten Trash, unüberlegter Kameraführung und volllkommen unnützen Nebenhandlungen, in denen sich Franco zu sehr auf die "Romantik" konzentriert. Die Ideen die hier noch auf Kinderbeinen herumlaufen sind aber wirklich gelungen. Nur wurden viele so so so unglücklich aufgegriffen. "Broken Dolls" ist ein Meisterwerk - leider ein sehr schlechtes.
Montag, 29.09.2003/19:45 - 21:15 Uhr
#210
Geschrieben 02. Oktober 2003, 11:54
Regie: Jonathan Mostrow
Liebes Tagebuch...
Ich bin kein wirklicher "Terminator"-, geschweige denn ein Schwarzenegger-Fan. Bin deshalb ziemlich erwartungslos im Kino gesessen.
Die erste Viertelstunde machte es mir, in dem Falle anspruchslosen Zuseher, nicht leicht. Der Widereinstieg in die Geschichte gleicht einer Frechheit (Frau Danes wird in die Story eingeführt, bevor sie etwas mit ihr zu tun hat) und so macht es den Anschein, das "Terminator III - Rebellion der Maschinen" ein kurzatmiges Action-Strohfeuer wie "Jurassic Park III" werden wird: Viel illustrer Krach und nix dahinter.
Aber,
glücklicherweise findet der Film seinen eigenen Weg. Die Materialschlacht überrascht mit großartiger Ausgiebigkeit und irgendwann blickt auch mal das alte Feeling durch. So findet der Film seine Balance. Einerseits moderes Kino zu bieten, andrerseits eine Geschichte fortzuführen.
Der Score ließ mich hören, das Marco Beltrami noch immer zu meinen Favs in Sachen Horror gehört. Seine Musik trägt die Spannung des Film zu großen Teilen mit. Auch technische Spirenzchen wie Zeitlupe und Zeitraffer habe ich dankend angenommen. Und zum Schluß verläßt der Film endgültig die Ebene des normalen Actionkinos und kann sich auf der Höhe der beiden Vorgänger sehen lassen. Traurig schöner Abschluß einer Trilogie. Den Ruf nach einem vierten Teil konnte ich in der Apokalypse aber nicht hören.
An der Witzigkeit des Film mögen sich die Geister scheiden, lachen mußte ich trotzdem hin- und wieder. Schauspielerisch überraschen Schwarzenegger und Loken auch, wenigstens dann, wenn sie mal nicht animiert waren. Barbie und Ken (Danes und Stahl) waren auch ganz nett. Wenigstens weiß ich jetzt, daß Sarah Connor auch die Mutter von Robin Williams ist. Und diese Tatsache ist um einiges besser, als wenn Sarah Connor die Mutter von der anderen Sarah Connor, dieser deutschen Jammersuse, wäre.
Dienstag, 30.09.2003/21:15 - 23:00 Uhr
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