The Room-Files
#841
Geschrieben 24. September 2005, 18:09
Regie: Frank Miller, Robert Rodriguez, Quentin Tarantino
Liebes Tagebuch...
Ähnlich wie bei einem Sexfilm geht es auch bei „Sin City“ nur um das Eine. Zwar nicht ums poppen, dafür aber ums töten und sterben. Und das wird regelrecht zelebriert. Ständig kreisen die drei erzählten Geschichten und deren Bilder um Todesnähe, Todessehnsucht und Todesangst, stets mit größtmöglicher Bemühung der Comicvorlage gerecht zu werden. Was da an Impressionen auf die Leinwand geschmissen wird sucht Seinesgleichen. Hart und gewalttätig bis zum Anschlag, jedoch durch den comicähnlichen Stil leicht abgemildert wird man Zeuge eines ganz und gar außergewöhnlichen Streifens. Trotz hohem Experimentierfaktors gefiel das dem in Strömen in die Kinosäle drückendem Publikum. Das Regietrio traf anscheinend genau den Nerv der Zuschauer, die bereits auf etwas Neues und Waagemutiges warteten.
Spärlich, aber umso drastischer wurden meist knallige Farben in die schwarzweiße Szenerie gekleckst. Und wenn mal nicht mit Farben gespielt wurde, konnte man sich an den Möglichkeiten ergötzen, die bei Schwarzweißfotografie bislang unentdeckt schienen. Dramaturgisch kann sich die Verstrickung der drei Geschichten nicht mit dem großen Vorbild „Pulp Ficiton“ messen, aber die optische Komponente würde noch viel, viel folgenschwerere Fehler ausgleichen. Und mal ehrlich, wirklich schwach ist der Inhalt von „Sin City“ nun auch nicht.
Auch faszinierend ist zu sehen, wie viele bekannte und auch schon fast vergessene Gesichter in dieser dunklen Stadt hausen, die mal Basin City hieß. Mickey Rourke als vernarbter Amboss, Bruce Willis als etwas zu frisch wirkender Cop, der mit dem Leben abgeschlossen hat, Nick Stahl als gelbes David-Lynch-Männchen, Elijah Wood als lautloses Killerkätzchen. Und das war erst die Spitze des Casting-Eisberges.
Ich, der mit Comicverfilmungen gerne mal seine Probleme hat, war positiv überrascht, trotz der vielen Vorschußlorbeeren, die es in der letzten Zeit für „Sin City“ hagelte und denen man kaum aus dem Weg gehen konnte.
Sonntag, 04.09.2005/15:05 - 17:10 Uhr
#842
Geschrieben 24. September 2005, 19:19
Regie: Clifford Brown
Liebes Tagebuch...
Nun, ich habe diesen Film schon oft gesehen (Zuletzt Weihnachten 2004) und es fällt mir schwer, mich in meinen Anmerkungen nicht zu wiederholen. Der Film ist und bleibt eine Grante wie sie übler, aber auch besser kaum sein könnte. Das berserkerhafte Versagen, einen Kannibalen-Film präsentieren zu wollen, bringt ein Werk zu Stande, welches ein Meilenstein in Sachen unterhaltsamer Dilettantismus ist. Von der ersten bis zur letzten Sekunde ist „Jungfrau unter Kannibalen“ eine filmische Katastrophe, die einfach meinen Nerv trifft und deshalb mir persönlich so viel bedeutet.
Diesmal konnte ich sogar ein paar neue Eindrücke entdecken. Zum ersten Mal identifizierte ich Antonio Mayans und mußte feststellen, daß er der arg im Vietnamkrieg gebeutelte Hobbypilot von Al Cliver ist. Außerdem konnte ich drei verlorene Hüte ausmachen. Weiter stieß ich auf eine Dialogperle, die mir bislang nie sonderlich aufgefallen war:
Kommentar des Entführers mit Jürgen-Dews-Frisur und Hemd von Henning & Hennig, als ihm Uschi Buchfellner im portugiesischen Dschungel ausgebüchst ist: „Wenn die (Kannibalen) sich mit der 6-Millionen-Dollar-Tante den Wanst voll schlagen, krieg ich einen Herzanfall. Dann wär’s immer noch besser gewesen, wir hätten sie selber aufgefressen.“
Unglaublich, das!
Mittwoch, 07.09.2005/21:30 - 22:50 Uhr
#843
Geschrieben 25. September 2005, 16:42
Regie: Banjong Pisanthanakun, Parkpoom Wongpoom
Liebes Fotoalbum...
Hier kommt Großes aus Fernost. Das junge Regieduo hat einen besonders ertragreichen Weg eingeschlagen. Während andere Film aus dieser regionalen und filmischen Ecke durch komplizierte Erzählweise neben Spannung auch viel Kopfzerbrechen verursachen, kommt „Shutter“ viel geradliniger und publikumswirksamer daher, ohne aber im totalen Effektoverkill unterzugehen, wie das in den USA viel zu oft der Fall ist und sicher auch bei einem möglichen „Shutter“-Remake der Fall sein könnte.
Mit hohem Tempo wird der Zuschauer mit einer Geistergeschichte konfrontiert, die Spannungsattacken fast im Minutentakt auffährt. Allesamt höchst beängstigend, wie ich betonen möchte. Der Zuschauer ahnt zwar schnell, wann der nächste Paukenschlag aufwarten könnte, wird aber trotz dieser oftmaligen Vorhersehbarkeit nicht um das eine oder andere gehörige Zusammenzucken drum herum kommen. „Shutter“ bietet auf den Spannungssektor wirklich Beachtliches. Die „Ringu“-Grundidee wird zwar nur weitergeführt und das Genre nicht neu erfunden, aber selten wird so hohe Gänsehautgarantie in so gelungenem und unterhaltsamem Rahmen geboten. Zum Schluß gibt’s noch eine „Sixth Sense“-Auflösung, der aber kein Plottwist zu Grunde liegt, die einem aber in ähnlichem Maße die Schuhe auszieht, dem Zuschauer quasi den finalen Schlag mit der Gruselkeule versetzt.
Ich glaube, wir haben es hier mit einem großen Meisterwerk des Gruselkinos zu tun, dessen deftige Schocks auch nach mehreren Sichtungen zwar bekannt aber nicht minder mark- und beinerschütternd sind.
Sonntag, 11.09.2005/20:45 . 22:20 Uhr
#844
Geschrieben 25. September 2005, 18:55
Regie: Lasse Spang Olsen
Liebes Tagebuch...
Rabiate Gangsterkomödie, bei der man es mit der Plausibilität nicht allzu ernst nehmen sollte. Schließlich sind die Umstände unter denen die Hauptakteure handeln, sowie ihre Handlungen selbst, ein klein wenig extrem. Also sollte man sich nicht den Kopf darüber zerbrechen, ob es nachvollziehbar ist, daß der Hauptdarsteller vom Loser zum unbesorgten Verbrecher wird, und sich lieber an den skurillen Situationen und tiefschwarzen Scherzen erfreuen. Die gibt es nämlich zu Hauf, nebst Spannung und einer gehörigen Portion Action. So hat man kein besonders ausgeglichenes Filmchen vor Augen, aber immerhin eines das mit harter Gangart Spaß macht und unterhalten kann.
Montag, 12.09.2005/20:30 - 22:00 Uhr
#845
Geschrieben 27. September 2005, 20:23
Regie: George A. Romero
Liebes Tagebuch...
Wenn ich ehrlich bin, noch vor kurzem hätte ich keinen neuen Zombiefilm von George A. Romero erwartet. Das Gerücht von Romeros Plänen über einen weiteren Teil seiner „Dead“-Reihe geisterte schon so ewig durch die Gerüchteküche, daß man den wahren Ursprung, ähnlich wie bei einer urbanen Legende, nicht mehr auszumachen vermochte. Umso schöner ist es, daß ich heute da stehen und sagen kann „Ich habe mich geirrt! Gerade habe ich ihn gesehen, den vierten „Dead“-Film von George A. Romero, veröffentlicht im Jahre 2005“.
Das Gerücht ist zum tatsächlichen Film geworden. In Zeiten, in denen böse Zombies wieder gewollt werden, durfte auch der Urvater noch mal ran. Über solch günstige Umstände kann man nur froh sein, denn Romero kann auch nicht aus seiner Haut heraus und ist der unkommerzielle Filmemacher geblieben, der er auch schon früher war und der sich schon seit Jahren bei seinen eigenen Zombiefilmprojekten im Wege steht.
Wenn man sich „Land of the Dead“ anschaut, versteht man auch, warum der Film in den 90ern nie realisiert werden konnte, jetzt aber im Fahrwasser mitschwimmen durfte. Romeros Film ist kein durchgestylter Blockbuster im Videoclipstil, der zu überschwänglichen Reaktionen hinreißen kann. Romero erzählt seine Geschichten zumeist sehr kühl. Die Hauptdarsteller sind nicht besonders cool und hip. Asia Argento muß nicht die ganze Zeit zur neuesten Manson-Mucke strippen oder gar ständig ihre Frau stehen. Auch stehen gerade aktuelle Schockgaranten für das Publikum in der Rangordnung nur an zweiter Stelle. Romero visualisiert darüber hinaus mehr im Verborgenen und knallt den Zuschauern den Spaß am Horror nicht frontal vor den Latz. Er kreiert aber sehr schöne Bilder, spielt mit Licht und Schatten, und natürlich auch wieder mit Gesellschaftskritik - wohlgemerkt, ohne erhobenen Zeigefinger. Seine Zombies wanken, wie einst vor zwanzig Jahren mit bedrohlicher Behäbigkeit. Dies geschieht auf den ersten Blick so oldschoolmäßig, daß ich hie und da einen Lacher im Kinosaal ausmachen konnte. Was für ein Frevel! War ich doch von den endlich wieder richtig planlosen und dennoch höchst gefährlichen Untoten ziemlich begeistert, auch wenn ich die Charakterisierung dieser Wesen etwas zu aufdringlich fand. Immerhin kommunizierten sie nicht in dem Ausmaße, wie es der Trailer vermuten ließ. Sie zehren dann doch eher an rudimentären Erinnerungen aus ihrem einstigen Leben und leiden nicht an lächerlichen Kenntnissen, wie man zum Beispiel einen Rammbock benützt (siehe: „Die Rückkehr der Zombies“).
Romero mußte lange auf sein neues „Dead“-Projekt warten. Daraus könnte man schließen, daß er sich in den letzten zwanzig Jahren viele Gedanken gemacht hat, wie es nach einer Invasion der Zombies weiter geht. Doch hier hat der sonst durchaus ansprechende Film seinen, wie ich meine, einzigen Schwachpunkt. Viele Aktionen sind nur schwer nachzuvollziehen. Zum Beispiel, warum die Zombies gerade jetzt das Ghetto stürmen, daß sich die Menschen selbst gebaut haben, warum die Kopfgeldjäger in Zombieland so gerne abhausen oder warum Our Hero Simon Baker die liebe Asia überhaupt aus dem Knast befreit? Ja, es könnte sein, daß er mit dem Schwanz denkt. Ganz glatt läuft es trotzdem nicht ab, wie diverse andere Inhalte leider auch. Aber warum sich den Film denn madig denken? Viel lieber sollte man sich über so viele klassische Zombieelemente und ein paar neue, modernere Aspekte freuen. Das Drehbuch schwächelt, den Film hat George A. Romero aber gut gemacht. Bravo. Danke!
Eine Frage hätte ich aber noch: Wie lange müssen wir diesmal warten?
Dienstag, 13.09.2005/21:15 - 22:50 Uhr
#846
Geschrieben 02. Oktober 2005, 10:37
Regie: Bernard Rose
Liebes Tagebuch...
Auch wenn man dem Film ein paar inhaltliche Schwächen vorwerfen muß, bleiben keine Zweifel frei, daß er das Zeug zum modernen Klassiker hat. Die Gratwanderung zwischen klassischem Grusel und blutigem Slasher im Freddy-Kruger-Stil beeinhaltet im wahrsten Sinne des Wortes unheimliche Szenen und fantastisch ausgemalte Horrorvisionen. Hinzu kommt die wunderbare Musik von Philip Glass, die die Schock- und Schauermär abschließend veredelt.
„Candyman“ - ein Film, vor dem ich gerne auf der großen Leinwand erschrocken wäre, der aber auch zum immer wieder Gruseln im Heimkino alle Anforderungen erfüllt. Bester Schock: Die Hakenhand kommt durch den Spiegel.
Donnerstag, 15.09.2005/22:30 - 23:35 Uhr
#847
Geschrieben 02. Oktober 2005, 10:37
Regie: Dario Argento
Liebes Tagebuch...
Selten hat ein Regisseur von seinen Fans so viel Schelte einfangen müssen wie Dario Argento für seinen Kartenspieler. Was ist an der harschen Kritik und den bösen Worten dran, die es überall zu lesen gab?
Ein Versuch der Erklärung: In einem Film stellt es sich schon als Beweis großen Mutes dar, wenn man auch nur daran denkt, einen PC-Bildschirm vor die Linse der Kamera zu stellen. Denn das Einbringen von Computern in die Handlung eines Filmes ist erfahrungsgemäß ein zum Scheitern verurteilter Akt, basierend auf folgenden Gründen:
1.
Wenn Leute im Film E-Mails schreiben oder online Backgammon spielen ist es äußerst schwierig den Spannungsbogen aufs Unermessliche zu steigern.
2.
Wenn Leute den PC benützen oder gar im Internet surfen, benützen sie ja generell urheberrechtlich geschützte Programme und öffentliche Seiten, die man in einem sich neutral verhalten wollenden Film nicht bewerben darf, kann oder sollte. Ja, nicht mal einen scheiß Mircrosoft-Internet-Explorer darf man zeigen. Daraus ergibt sich das Problem, daß man den ganzen Summs neu und extra für den Film programmieren muß, was sich aber meist mit den realen Erfahren der Zuschauer an den PCs dieser Welt nicht deckt, womit wir beim dritten Punkt sind,
3.
denn wenn die Kamera einen Bildschirm zeigt, kann man fast zu 100 Prozent sicher sein, daß das Gezeigte lächerlich oder und unglaubwürdig ist. Selbst ich als Computer-Analphabet kann sagen, „Na, dieses E-Mail-Programm arbeitet aber extrem einfach“. Von den meist recht blumigen „You’ve got mail“-Hinweisen ganz zu schweigen. Auch das Einwählen in den Chat geht im Handumdrehen. Alles das läßt Filme, die sich zu sehr mit PCs beschäftigen, oftmals unglaubwürdig aussehen. Aber ist daß das Hauptmanko von Dario Argentos „Cardplayer“?
Läßt man den unrealistischen Technikschmarrn weg, kommen die typischen Probleme von Argento ans Tageslicht. Löcher in der Handlung und sich dumm verhaltende Nebendarsteller sind nichts Neues bei ihm. Bei seinen anderen Filmen werden diese Defizite aber durch die ansprechende Gestaltung ausgeglichen. Diese aber gibt es bei „The Cardplayer“ in nur höchst eingeschränkten Dosen. Argento hat sein Publikum in vielen seiner Filme zweifelsfrei sehr verwöhnt. Vielleicht auch deshalb fühlt man sich hier einer Hungersnot ausgesetzt. Der Film ist schon nett gestaltet, bietet kleine Kniffe und Spielereien, aber das große Argento-Feeling ist nicht vorhanden. Außerdem hat sich der Meister einfach verhoben. Er glaubte, ein Online-Kartenspiel ließe sich spannend darstellen. Das war ein Irrtum. Leider sieht es fast schon lächerlich aus, wenn die Akteure fast schon manisch PC-Poker spielen und nebenbei vielleicht noch irgendwo angekettet sind. Auch sonst ist der Film erschreckend unspannend. Der Kartenspieler in persona ist vollkommen uncharismatisch. Nie war ein argentoesker Mörder so oberflächlich. Außerdem sind seine schwarzen Lederhandschuhe sind nur aus Gummi. Das Finale, welches auch eher lächerlich als nervenaufreibend ist, vermag zumindest ein wenig von der Spannung zu erzeugen, für die der Italiener bekannt ist.
Trotzdem muß ich sagen, daß ich es nicht verstehe, wie Argento nur so einen derart harmlosen und doch teils so unangenehm brutalen Film drehen konnte?
Sonntag, 18.09.2005/22:05 - 23:45 Uhr
#848
Geschrieben 02. Oktober 2005, 10:38
Regie: Joe D’Amato
Liebes Tagebuch...
Die deutsche Titelschmiede hat sich zwar wieder redlich Mühe gegeben einen möglichst reißerischen Titel zu kreieren, aber beim Film selbst gingen ihre Bemühungen nach hinten los. Der deutschsprachige Verleih unter der Fuchtel von Erwin C. Dietrich setzte die Schere an, schnitt einiges an Handlung weg und fügte ziemlich plump, äußerst uninspirierte Hardcore-Szenen (unter anderem mit Brigitte Lahaie) ein. Das rückt den Film nicht nur unnötig ins Fummelkinolicht, sondern verzerrt die wunderschön ausgearbeitete, teilweise sehr emotionale Geschichte auf ziemlich schäbige Weise.
Egal ob Joe D’Amato immer nur aufs schnelle Geld aus war oder nicht, manchmal hat er, so wie hier bei „Emanuelle e Françoise“, einfach den Draht zum glücklichen Händchen gehabt. Sieht man den Film in der ungekürzten, nicht fremderweiterten Originalfassung, öffnet sich einem die bizarr, brutale Welt des Joe D’Amatos. Sadismus, Voyeurismus, Sex und Crime und vergangenes Glück sind tonangebend. Erotik- und Gewaltszenen wirken in diesem Kosmos nie plakativ. Tatsächlich ist alles inhaltlich gedeckt und somit vollkommen gerechtfertigt.
Wir wohnen der ganz speziellen Läuterung eines Machos (genial: George Eastman) bei, dessen Exfreundin Françoise (niedlich: Patrizia Gori) seine Trennung von ihr als Grund für ihren Selbstmord (schön gefilmt: vorbeifahrender Zug) angibt. Emanuelle (tonangebend: Rosemarie Lindt), die Schwester von Françoise, entpuppt sich daraufhin als schwarze Witwe und der Hauptdarsteller geht ihr gehörig ins Netz. Was nach dem überraschend harmlosen Einstieg kommt, ist obsessives Exploitationkino in Reinkultur. Die bestrafende Folter vollzieht Emanuelle unter der Federführung ihres Regisseurs mit einem Einfallsreichtum, der Seinesgleichen sucht. Eastmans Figur muß richtig leiden und Joe D’Amato schreckt nicht davor zurück, dies in drastischen Bildern zu zeigen. Drastische Bilder aber, die stets kunstvoll gestaltet sind und Sadismus nicht einfach nur abfilmen, sondern diesen filmtechnisch charmant, jedoch keineswegs zimperlich umgarnen.
Den Abgang würde ich auch mit dem Siegel „Besonders Joe D’Amato“ versehen. Plötzlich schlägt der Film nämlich in Richtung Horror aus. Die erzeugte Spannung, versehen mit weiteren Schocks, erinnert an die Finals (Mehrzahl von Finale?) von „Sado - Stoß’ das Tor zur Hölle auf“ und „Absurd - Ausgeburt der Hölle“. So entstand mit „Foltergarten der Sinnlichkeit“ ein fantastisch ereignisreicher Exploitationfilm, der nie unangenehm brutal sondern immer ganz im Sinne meiner Erwartungen höchst unterhaltsam ist.
Montag, 19.09.2005/20:50 - 22:25 Uhr
#849
Geschrieben 02. Oktober 2005, 17:38
Regie: Joe D’Amato
Liebes Tagebuch...
Weil es am Sonntag so schön war, am Mittwoch gleich noch mal. Diesmal aber vor neuem Publikum und mit ähnlich positiver Wirkung. „Foltergarten der Sinnlichkeit“ - ein rundum gelungenes Exploitationfilmchen.
Mittwoch, 21.09.2005/21:15 - 22:50 Uhr
#850
Geschrieben 02. Oktober 2005, 17:38
Regie: Banjong Pisanthanakun, Parkpoom Wongpoom
Liebes Tagebuch...
Auch „Shutter“ stand innerhalb von kürzester Zeit zum zweiten Mal auf dem Programm. Wie schon vermutet und erhofft, sind die deftigen Schocks nicht minder schockierend, auch wenn man nun schon vorher sicher weiß, was wann wo einem entgegenspringt. Eine zweite Sichtung kommt dem Verständnis auch zu Gute. Genau wie bei „The Sixth Sense“ stößt man auf einige Aha-Effekte. Die Empfindungen bei der ersten Sichtung sind nicht vollkommen verflogen, sie haben sich nur geändert. Sehr positiv, daß.
So, nun muß ich aber Schluß machen. Denn wenn ich immer so lange vor dem PC buckele und dabei in die Tasten haue, bekomme ich immer so fiese Nackenschmerzen...
Freitag, 23.09.2005/21:15 - 22:55 Uhr
#851
Geschrieben 02. Oktober 2005, 17:39
Regie: Jim Abrahams, David Zucker, Jerry Zucker
Liebes Tagebuch...
Hat man 100 Prozent mehr Menschen im Raum als bei einer Sichtung alleine, kann man mit Fug und Recht behaupten, daß man auch doppelt soviel Spaß an diesem Film haben kann. Zu zweit lacht sich’s einfach besser als alleine. In einem vollen Kino hingegen wäre man mit großer Wahrscheinlichkeit gestorben.
Der Film ist ätzend lustig, die Scherze rotzfrech und selbst übelste Rohrkrepierer begrüßt man mit spontanem Lachen. Leslie Nielsen, der nicht anders spielt, als wie zwanzig Jahre früher auch, ist wunderbar staubtrocken. Auch das Duo Hays/Hagerty ist äußerst charmant. So hat man mit „Airplane!“ ein schier unüberschaubare Ansammlung von Humor vor Augen, die so detailreich ist, daß man noch heute neue Kalauer entdeckten, bereits bekannte neu entdecken und vermeintlich in die Hose gegangene Witze endlich verstehen kann.
Freitag, 23.09.2005/23:00 - 00:20 Uhr
#852
Geschrieben 09. Oktober 2005, 14:58
Regie: Jess Franco
Liebes Tagebuch...
Überraschend unspektakulärer Film aus dem Hause Eurocine. Shirley Fields, gespielt von Lina Romay, erschießt ihren Lover, nachdem er einen Diamantenraub durchgezogen hat. Aufgrund des Mordes kommt sie in das (Frauen-)Gefängnis, eingerichtet bei ihr gleich um die Ecke. Alle (Gefängnisdirektoren/Mitgefangene/Versicherungsagenten) rätseln, ob Shirley im Besitz der Diamanten ist oder deren Aufenthaltsort kennt. Aber Shirley schweigt sich aus. Ähnlich, wie auch der Film. Die Handlung scheint eher ausgesessen zu werden, als stattfinden zu wollen.
Die Diamanten aus der Hölle als spektakulär zu bezeichnen, würde es also nicht 100%ig auf den Punkt bringen. Jedoch kann man der Story nicht vorwerfen, sie wäre nicht vorhanden. Die Geschichte, bei der man nett, wie schon bei „X 312 - Flug zur Hölle“, von einem Off-Sprecher begeleitet wird, ist einfach nur langweilig erzählt. Selbst die alles wendende Schlußpointe kann man nur mit einem müden „So, so“ entgegen nehmen.
Ja, sonst? Hmh, weiß’ nich... Teilweise war der Film schon recht nett... Ein großer, besonders skandalöser Wurf war es aber nicht. Vielmehr ein zügig gedrehter Schnellschuß, dem Kommissar Zufall nicht so wohlgesonnen zugewandt war, wie bei anderen Werken von Jess Franco.
Samstag, 24.09.2005/16:20 - 17:40 Uhr
#853
Geschrieben 09. Oktober 2005, 14:59
Regie: Ken Russell
Liebes Tagebuch...
Lange nicht mehr gesehen und gleich wieder als gut empfunden. Ken Russells brachialer Drogentrip ist eine fantastische Reise ins Unterbewusstsein, welches hier als Fahrt durch eine schier unendliche Geisterbahn dargestellt wird. Im Laudanumrausch trifft eine edle Gesellschaft auf ihre eigenen Ängste und manifestiert dabei das scheinbar lebendige Grauen.
Ken Russell interessiert sich aber nicht für realen Horror, zieht lieber den traumatischen vor. Der Zuschauer rast mit Pauken und Trompeten mit und bleibt von schaurigen Visionen nicht verschont. Ein Jammer, daß ich diesen Film nicht im Kino sehen konnte. Ich stelle mir vor, daß dies ein außerordentliches Erlebnis gewesen sein muß.
Großes Werk um Abgründe eines mir sehr sympathischen Filmemachers.
Sonntag, 25.09.2005/12:15 - 13:40 Uhr
#854
Geschrieben 09. Oktober 2005, 15:00
Regie: Werner Jacobs
Liebes Tagebuch...
Um die „Lümmel von der ersten Bank“-Reihe etwas aufzupeppen, fassten die Produzenten einen schwerwiegenden Entschluß. Neben den altbekannten Pennäler-Penetrationen sollten nun freudige Gesangseinlagen die Zuschauer ins Kino locken und für Unbehagen, ähm pardon, für Unbeschwertheit sorgen. Hierfür wurden Unterhaltungskanone Peter Alexander und die Engelsstimme Heintje Simons engagiert. Ich muß ganz ehrlich sagen, daß die beiden sich recht gut ins Mommsen-Universum einfügen können, solange sie aber nicht die Tonleiter hochklettern. Die breesigen Lieder, die sie schmettern kann man heute nur noch mit Stirnrunzeln betrachten. Dafür erfreuen aber Peter Alexanders ungezügelter Spieltrieb und die skurillen Lehrercharaktere.
Kurt Nietnagel, der in sechs Teilen fünf Darsteller verschliss, wird diesmal von Wolfgang Gruner gespielt. Neben Hansi Kraus drücken auch noch Jutta Speidel und Pierre Franckh die Schulbank. Darstellerische Highlights sind natürlich auch diesmal wieder Theo Lingen, Rudolf Schündler, Ruth Stephan und Hans Terofal.
Sonntag, 25.09.2005/15:10 - 16:45 Uhr
#855
Geschrieben 09. Oktober 2005, 15:03
Regie: Thorsten Näter
Liebes Tagebuch...
Nach dem moralgeschwängerten Film „Tatort - Todesengel“, kehrt Regisseur Thorsten Näter zusammen mit seinen Hauptkommissaren Inga Lürsen (Sabine Postel) und Nils Stedefreund (Oliver Mommsen) wieder zum Popcornkrimi zurück. „Wollt ihr die totale Unterhaltung?“ „Ja“, schrieen die Redakteure von Radio Bremen und so wird Inga Lürsen in der ersten Viertelstunde samt ihres Dienstfahrzeuges vor den Augen ihrer Kollegen und ihrer Tochter in die Luft gesprengt. Als Tage später ihre Weggefährten an ihrem offenen Grab stehen wacht Inga Lürsen in einer futuristischen Kulisse auf. Dort sieht es aus, als wolle man „2005 - Odyssee im Vergnügungspark“ drehen. In der Tat hat man unsere Heroine in einen noch nicht geöffneten, komplett überdachten Freizeitpark verschleppt. Dort haust ein perfider Serienkiller, der sich nichts mehr wünscht, als daß ihm Inga Lürsen seine kriminalistische Biographie schreibt. Doch Frau Kommissarin weiß sich zu wehren und auch Tochter Polizeischülerin ahnt in Bälde, daß Frau Mama vielleicht doch noch am Leben sein könnte.
Wenn man sich so einige Gedanken zu diesem Film macht, wird sofort klar, daß man hier fernab des Alltags-Tatortes fährt. Was einst ein Krimi war, wird zum spektakulären Thriller mit extrem ausgeklügelten Plänen beider Parteien, die bis zur Spitze der Spannung funktionieren. Von Realitätsnähe will keiner etwas mehr wissen. Hauptsache alle blicken gespannt auf das böse Geschehen. Näters Rechnung geht voll auf. Sein Film ist bildgewaltig, spannend, überraschend, temporeich und böse aber auch ein vollblütiger Anti-Tatort. Soll ein Film wie dieser nur frischer Wind in die lahmen Segel der Verbrechensermittlung sein oder gar einen neuen Trend unterstützen? Weg vom Krimi, hin zum Thriller? Ausbrüche dieser Art gab es immer wieder, doch momentan scheinen ungewöhnlichere Themen bevorzugt behandelt zu werden.
Vollkommen spannend und auf hohem Level mitreißend, mit der Glaubwürdigkeit hapert es aber. Solch ausgeklügelte Geschichten erwartet man halt doch nicht im Kommissariat um die Ecke.
Sonntag, 25.09.2005/20:15 - 21:45 Uhr
#856
Geschrieben 09. Oktober 2005, 21:57
Regie: Ian MacNaughton
Liebes Tagebuch...
Kein Tag Urlaub in diesem Sommer, bis auf diesen hier. Und diesen Tag habe ich mir geschenkt. Nett, daß mir jemand just an diesem Tage diesen Film schenke. Jeden welchen, den ich vor Jahren schon oft gesehen hatte und heute wieder getroffen hab - zum ersten Mal im Originalton. Und da zündet er gleich noch mehr als in der deutschen Fassung, die sich zwar im Gegensatz zu „Die Ritter der Kokusnuß“ erfreulich genau, aber nicht immer an den Originaltext hält.
Der „Zusammenschnitt“ aus den besten Szenen der ersten Staffel aus „Monty Python’s flying Circus“ ist ein Sammelsurium des absurden Humors. Besonders auffallend oft wird der durchschnittliche Mann auf der Straße als homosexuell entlarvt und Menschen im Allgemeinen werden nur zu gern die Lebenslichter ausgepustet. Ich hab mal vor Jahren eine Strichliste geführt, wie viele „Menschen“ in diesem Film tatsächlich zum Tode kommen. Leider habe ich die Zahl weder im Kopf, noch habe ich den Zettel grad zur Hand. Es kam aber eine stattliche Anzahl zusammen. Das kann ich mit Sicherheit sagen.
War schön den Film wiederzusehen. Auch schön war es, den Film im Originalton hören zu können. Schöner Film an diesem schönen, einzigen Urlaubstag.
Dienstag, 27.09.2005/15:20 - 16:45 Uhr
#857
Geschrieben 15. Oktober 2005, 11:43
Regie: Franz Josef Gottlieb
Liebes Tagebuch...
Back to the roots. Der mittwöchliche Videoabend auf den Spuren seines Beginnes. Gerne darf man da auch mal auf Altbekanntes zurückgreifen. Vor allem, wenn dieses so dramatisch lustig ist wie hier. Es gibt üble Kalauer und verklemmte Verwechslungen im Sekundentakt. Dies führte neben vermehrter Einnahme von Alkoholika auch dazu, daß Tine bei der beschämend kindischen Theaterprobe von Heinz Reinncke und Corinna Genest einen Lachanfall bekam.
Mittwoch, 28.09.2005/21:00 - 22:30 Uhr
#858
Geschrieben 15. Oktober 2005, 11:43
Regie: Zbynek Brynych
Liebes Tagebuch...
Im Kurhaus Dr. Barbara ist etwas faul. Auch Eve (Uschi Glas) merkt das sehr schnell, als sie dort ein paar Wochen zur Erholung verbringen möchte. Der auffallend hohe Anteil von sich lasziv verhaltenden Frauen ist nicht der einzige Punkt, der Eve zum Grübeln bringt. Vor allem das Verschwinden eines männlichen Dreigestirns versetzt sie in Angst und Schrecken. In so einer Situation ist es natürlich nicht ratsam eigene Nachforschungen anzutreten, aber viele Filme wären dadurch um einiges an Spannung ärmer. So beginnt auch Eve zu forschen und kommt dabei zu dem Ergebnis, daß sämtliche Frauen in dem Kurort sich zu einer Verschwörung zusammengetrottet haben, deren Ziel es ist, sich die männliche Rasse zu unterwerfen. Dazu locken sie auch weitere Frauen in ihr Nest, die sie mehr oder weniger freiwillig dazu überreden, ihnen bei ihrem Vorhaben zu helfen. Spätestens an diesem Punkt merkt Eve, in welch einer Situation sie steckt.
Wieder mal fantastisch, was Zbynek Brynych fabriziert hat. Wie auch schon bei „Engel, die ihre Flügel verbrennen“ mixt der Tscheche, der, wie ich feststellen mußte, viel zu wenig Filme in Deutschland gedreht hat, zeitgemäße Publikumswirksamkeit mit künstlerischer Ambition. Größtes Werkzeug von Brynych ist dabei wieder die Kamera, die meist auf Schultern von strapazierfähigen Kameramännern im Sprint durch die Landschaft oder Kulisse gewuchtet wird. Neben der äußerst aggressiven Kameraführung entsprechen auch die Handlungen davor denen, die man von einem Exploitation- oder Kolportagefilm erwarten könnte, ohne aber diesem sehr spekulativ gestaltetem Genre wirklich zugehören zu wollen. Dafür sind „Die Weibchen“ viel zu kunstvoll und zu hintergründig, trotzdem aber publikumswirksam. Eine ausgeglichenes Verhältnis, wie man es im deutschen Film nur selten findet. Auch bedient sich der Regisseur dem damals beliebten Mittel der widersprüchlichen Musikuntermalung. Zu einer Original-Säge-des-Todes-Szene erklingt zum Beispiel ein schmalzig wehmütiger Song, der für ein bizarres Verhältnis zwischen Bild und Ton sorgt.
Jetzt zu der Frage, wie es Uschi Glas in einen provokanten Film wie diesen verschlagen konnte? Offensichtlich war die Bezahlung gut. Die sonst sehr bürgerliche Schauspielerin fügt sich aber recht gut in das wilde Geschehen ein, auch wenn sie und ihr Antlitz in Szenen in denen die Revoluzzerinnen ihre Unterwäsche verbrennen oder eine Orgie am Pool feiern nur reingeschnitten wurden.
Meisterlich, spannend, psychedelisch und obsessiv. Genussvolle, fast vergessene Perle des deutschen Kinos.
Samstag, 01.10.2005/14:30 - 16:00 Uhr
#859
Geschrieben 15. Oktober 2005, 19:06
Regie: Allison Anders, Alexandre Rockwell, Robert Rodriguez, Quentin Tarantino
Liebes Tagebuch...
„Honeymoon Suite: Die fehlende Zutat“
Regie: Allison Anders
Ein illustres Frauengrüppchen (viele bekannte Gesichter, die sich aber kaum behaupten können) trifft sich in der ersten Episode/im ersten Zimmer um eine aus dem Leben verbannte Oberhexe wiederzubeleben. Dazu fehlt ihnen aber noch etwas an frischem Sperma. Wie gut, daß der Hotelpage (Tim Roth) gleich ein paar Erfrischungen bringen wird.
Die Geschichte ist relativ seltsam und stets wartet der Zuschauer darauf, daß das Geschehen in die Gänge kommt. Erst, als es dann plötzlich vorüber ist, kapiert man, daß das was nach Beginn einer Geschichte aussah schon die ganze erste Episode war. Die konnte zwar ein paar kleine Überraschungen bieten, fliegt aber relativ unspektakulär an einem vorbei.
„Zimmer 404: Der falsche Mann“
Regie: Alexandre Rockwell
In der zweiten Episode/im zweiten Zimmer verwechselt der Hotelpage die Zimmernummern und trifft auf eine an einen Stuhl gefesselte Frau. Sobald hält deren Göttergatte ihm eine Pistole an den Kopf. Er findet sich in mitten eines verzwickten Beziehungsspielchens wieder.
Dieses Beziehungsspielchen ist dann auch so verzwickt, daß es einem als Zuschauer nur schwer verständlich gemacht werden konnte. Wer verfolgt hier welche Absichten? Wer vertritt hier welche Position? Einschätzbar ist das nur schwer. Wo die erste Episode zu leicht war, ist diese hier zu schwer. Aber Spaß macht das hin und her schon irgendwie. Höhepunkt: Der Page will aus dem Klofenster steigen und blickt dabei nach oben...
„Zimmer 309: Die Ungezogenen“
Regie: Robert Rodriguez
Die Gäste der dritten Episode/des dritten Zimmers wollen auf eine Party gehen und beauftragen den Hotelpagen damit, auf ihre zwei Kinder aufzupassen. Die sind auch nicht wirklich böse, wissen nur nichts Sinnvolles mit dem sturmfreien Abend anzufangen. Also packen sie Papa Antonio Banderas’ Zigaretten und Mamas Sekt- und Biervorrat an und aus und müssen ständig an ihren Füßen riechen, weil sich ein miefiger Geruch im Zimmer breit macht.
Die dritte Episode ist das Highlight der vier Zimmer. Ganz im Stile von Robert Rodriguez bahnt sich eine turbulente, schwarzhumorige und politisch völlig unkorrekte Geschichte an, die mehr als Schmunzeln, nämlich begeisterndes Kopfschütteln verursacht. Noch dazu ist sie fantastisch umgesetzt und hervorragend gespielt. Die beiden Rotzlöffel spielen sich problemlos in die Herzen der Zuschauer.
„Penthouse: Der Mann aus Hollywood“
Regie: Quentin Tarantino
Was kann dem Pagen nach so vielen Katastrophen noch alles passieren? Weit nach Mitternacht wird er in die vierte Episode/in das vierte Zimmer gerufen. Dort haben ein paar exzentrische Hollywoodgrößen kurz und knapp eine schräge Finger-Abhack-Wette ausgeknobelt und den armen Pagen als Vollstrecker auserkoren.
Tarantino wäre nicht Tarantino wenn man die oben als kurz und knapp geplante Wette nicht ordentlich ausformulieren würde. Wie so oft bei Tarantino wird vor dem Geschehen ein ungeheuerer Terz gemacht, der so manche Drehbuchseite füllte. Erkennbar ist dies auch an der Laufzeit. Knappe zehn Minuten länger läuft die finale Geschichte, die nach dem ganzen Gerede dann, genau so wie die eigentliche Wette, kurz und knapp und typisch für Tarantino richtig cool endet. Danach hat man wieder den Beleg dafür. Auch wenn das Gerede anfänglich nerven mag, wie es das eigentlich schnell geschehene Ende umschließt, kommt irgendwie gut - eben typisch Tarantino
Vier sehr unterschiedliche Episoden ergeben also eine Nacht in einem altmodischen Hotel in Los Angeles. Als Gesamtes ist der Film dann doch interessanter, als es bei den einzelnen Geschichten scheinen mag. Wer aber den äußerst hibbeligen Tim Roth nicht sehen kann, wird mit „Four Rooms“ nicht glücklich werden können.
Sonntag, 02.10.2005/12:30 - 14:05 Uhr
#860
Geschrieben 16. Oktober 2005, 09:26
Regie: Claudia Garde
Liebes Tagebuch...
Tatort goes TCM. Es ist zweifelsfrei erkennbar, daß der Trend im Horrorfilm ein ziemlich Böser ist. Neben den neuen Zombies gibt’s da eine weitere Richtung. Egal ob „Toolbox Murders“, „Creep“, „House of Wax“ oder „Michael Bay’s Texas Chainsaw Massacre“, alles scheint mit Tobe Hoopers „Blutgericht in Texas“ liebäugeln zu wollen. Das Böse im Film verbringt sein Dasein immer unter sehr ähnlichen Umständen. Bevorzugt werden Behausungen, die für die Außenwelt auf den ersten Blick nur schwer zugänglich sind. Diese „Löcher“ werden von ihren Bewohnern nur zu gerne mit allerlei Accessoires ausgestattet, die ein jeder „normale“ Mensch aus dem täglichen Leben kennt, aber in der Unterwelt äußerst verfremdet erscheinen. Zur Krönung des schrecklichen Ortes muß der Bewohner dann auch noch besonders grausam aussehen, damit sein Verhalten schon allein optisch gerechtfertigt ist. Daß der Trend im internationalen Horrorkino nun auch zum heimischen Tatort überschwappte, verwundert ein bißchen, obwohl ungewöhnliche Geschichten in der Reihe momentan ja an der Wochenordnung stehen.
In einem Kieler Gewässer werden Unmengen von unterschiedlichen Leichenteilen gefunden. Bald meldet sich auch ein Geistlicher (Uwe Bohm), der angibt, diese Menschen ermordet zu haben. Der Superunsympath Borowski (Axel Milberg) schenkt der vagen Aussage des Geständigen keinen Glauben. Zu recht, wie sich später rausstellt. Der Priester hat im Beichtstuhl von den Leichen erfahren und deckt, warum auch immer, den anonymen Besucher seiner Kirche. Der neugierige Kommissar macht sich im Alleingang auf in den Keller der Kirche, der ihn direkt in die Kanalisation führt, wo er auch schnell die scheinbare Mördergrube entdeckt. Das Monster, welches da unten lebt, hat natürlich, wie es sich gehört, lauter gruselige Gegenstände stylisch an die Kanalwand drapiert und verfolgt den Kommissar auf Schritt und Tritt. Gerne schwebt es auch mal kopfüber von der Decke und haucht dem abgebrühten Ermittler kalt in den Nacken. Ganz klar, daß es auch fürchterlich entstellt ist. Eine Gesichtshälfte hat es sich durch Salzsäure verätzt, als es mal wieder eine Leiche in einem Fass auflösen oder konservieren wollte. Eben ein Monster, wie es im Buche steht.
Natürlich ist aber klar, daß dieser inhaltlich sehr schräge Film, nicht so abgehen kann, wie seine Kinovorbilder. Wie sich herausstellt ist das „Monster“ doch kein mordender Unhold, sondern nur ein verschrobener Einsiedler, der die Leichen von Selbstmördern und Verunglückten beiseite schaffte. Leider hat der Priester im Beichtstuhl die Geschichte etwas falsch verstanden, was zu ziemlich unglücklichen Irrungen und Wirrungen führte, die er im Finale auch mit dem Leben bezahlen mußte - als unschuldig ermordetes Selbstjustizopfer. Ein Zugeständnis an den sonst nicht vorhandenen Krimiplot. Inhaltlich hapert es bei dem Film noch so an manch anderer Ecke. Trotzdem ist aus der Verbindung von TV-Tatort und Kinoterror ein reizvoller Film geworden. Ebenso sperrig und ungewöhnlich wie Hauptkommissar Borowski, dem laut einer Umfrage am wenigsten beliebten Tatort-Ermittler.
Sonntag, 02.10.2005/20:15 - 21: 45 Uhr
#861
Geschrieben 17. Oktober 2005, 18:58
Regie: James Wan
Liebes Tagebuch...
Regisseur James Wan und der hauptdarstellende Autor Leigh Whannell (Respekt!) setzen dem Serienkillerfilm die Krone auf. Nicht aber weil sie einen besondern guten Film abgeliefert haben, sondern die Möglichkeiten des Genres auf die Spitze trieben. Jede Möglichkeit des Plottwistes wurde ausgeschöpft und die arglistigen Spiele des Killers wurden auf die größtmögliche Durchdachtheit getrimmt, daß es mit Glaubwürdig- und Nachvollziehbarkeit nur noch schwer einhergehen kann. Aber solche Risiken müssen eingegangen werden, wenn man dem Publikum um jeden Preis einen überraschenden Schock versetzten möchte. Geschehen hier auf zweierlei Ebenen: Zum einen sind die Wendungen, die sich im Verlauf der Geschichte ergeben, wirklich überraschend, zum anderen verlangt die vorherrschende Boshaftigkeit den Zuschauern einiges an Durchhaltevermögen ab. So kann sich der Film hart und gut von den vielen „S7eben“-Nachfolgern abheben und sich Standfestigkeit in der ersten Liga sichern.
Hohen Wiederanschauungswerk hat das Horrorspektakel dann auch noch, denn alles, was hier an Information preisgegeben wird, kann unmöglich in überschaubarer Erinnerung im Kopf behalten werden. Ähnlich steht es da auch mit Filmen wie „Pulp Fiction“ und „Inferno“, wo sich Struktur („Pulp Fiction“) und Inhalt („Inferno“) auch nur schwer resümieren oder gar wiedergeben lassen.
Montag, 03.10.2005/17:00 - 18:40 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#862
Geschrieben 23. Oktober 2005, 11:35
Regie: Matti Geschonnek
Liebes Tagebuch...
Eine deutsch-deutsche Geschichte, wie sie das Leben hätte schreiben können, vielleicht sogar geschrieben hat (Google-Suche: Ingo Dubinski). Der beliebte Sprecher der 20-Uhr-Nachrichten Jan Landers (Jan-Josef Liefers) gerät in Verdacht vor der Wende für die Stasi gespitzelt zu haben. Dadurch kommt er in die Mühlräder der schlagzeilengierigen Medien und der verantwortungsbewussten öffentlich-rechtlichen Programmdirektoren. Sein Leben gerät aus den Fugen. Kam der Fall aufgrund seines Hochmutes oder ist er nur ein zufälliges Bauernopfer für die Titelseiten diverser Blätter?
Die Story ist interessant. Vor der Kamera ist Jan Landers der perfekte Mann, aber im privaten Leben hat er Ecken und Kanten, ist einerseits arrogant und anderseits hilflos, als sein Leben durchleuchtet wird. Manchmal aber, so scheint es, agiert die Hauptfigur zu verschlossen vor der Filmkamera. Es ist nicht weiter schlimm, daß er nicht Everbodys Darling ist, aber es stört, daß er anfangs zu wenig selbst handelt, daß der Film zu wenig von ihm selbst handelt. Die Handlung dreht sich nur um sein Umfeld, er selbst kommt im Drehbuch erst später zum Tragen. So geschieht es, daß im Mittelteil so manch eine Länge zu Tage kommt. Erst am Ende gewinnt die Geschichte an Drive und die Handlung an Durchschaubarkeit. Das stimmt den Zuschauer versöhnlich mit den guten und den schlechten Nachrichten.
Interessant, daß dieser ZDF-Film die 20-Uhr-Nachrichten behandelt und sogar den damaligen Look der ARD-Tagesschau übernahm. So ein heikles Thema auf einen anderen Sender abzumünzen wäre mutig. Aber vielleicht war es zuvor so angesprochen und konnte ohne Einwände aus Hamburg durchgeführt werden. Ebenso problematisch wäre es auch gewesen, hätte man „Die Nachrichten“ im eigenen Haus in Mainz produziert. Im schlechten Licht steht doch niemand gerne.
Großes Ensemble vor der Kamera: Rolf Becker, Herbert Feuerstein, Mechthild Grossmann, Marie Gruber, Henry Hübchen, Uwe Kockisch, Jan-Josef Liefers, Dagmar Manzel, Udo Samel, Christiane Schorn;
Montag, 03.10.2005/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#863
Geschrieben 23. Oktober 2005, 11:36
Regie: Claudio Lattanzi, Joe D’Amato
Liebes Tagebuch...
Schier unerträglich lustiges Bananenfilmchen aus Joe D’Amatos letzter Hochzeit. Eine Gruppe von nervend fröhlichen Studenten und Jungreportern macht sich im amerikanischen Nirgendwo auf die Suche nach dem superseltenen Elfenbeinsperling (?!?!). Sie treffen auf einen tattrigen Doktor (Robert Vaughn!!!), der den Vogel als letzter gesehen hat. Und daß, obwohl er blind ist. Ja klar, er hat den Piepmatz am zwitschern erkannt... Bald zieht böser Nebel auf und aus dem Sumpft steigen, warum auch immer, fiese Zombies empor. Alles das geschieht unter erbärmlichsten Umständen. Nicht, daß kein Geld vorhanden gewesen wäre, aber auch wirklich jede Szene ist schäbig schlecht und in größtem Maße lächerlich geworden. Folglich ist daher der Entertainmentfaktor von „Killing Birds“ richtig hoch. Grausig penetrant ist die Musik, einfach nur dumm verhalten sich die Charaktere, die Ausstattung, die es zu gut mit der Geschichte meint, ist jenseits aller Glaubwürdigkeiten und die filmtechnische Umsetzung ist einfach nur stümperhaft. Ohne jeglichen Filter wird der Tag zur Nacht gemacht und beim Aufziehen des Nebels bediente man sich der Weichzeichnertechnik. Die billig aufdringlichen Splattereffekte brauche ich wohl gar nicht mehr erwähnen...
Jetzt aber das Wunder des Joe D’Amato. In den letzten 10 Minuten beginnt tatsächlich seine gute Seite zu Glänzen. „Gehe bei Joe D’Amato niemals auf den Dachboden“, heißt eine der Regeln. Als diese hier gebrochen wird, macht sich schmuddelig spannendes „Man-Eater“-Flair breit. Alle vorangegangenen Katastrophen werden nun durch ein ansehnliches Finale gekrönt. Das macht den Film nicht wirklich besser, da er aber fast durchgehend so schlecht war, daß man es problemlos gut finden konnte, und am Ende tatsächlich noch ein bißchen echt-gut werden konnte, kann man abschließend von einem echten Videoabendhit sprechen, der das Zeug zum Evergreen hat.
Den Elfenbeinsperling haben die Pfeifen natürlich nicht gefunden. Die olle Plääke wird in der zweiten Hälfte nicht mal mehr angesprochen...
Mittwoch, 05.10.2005/21:10 - 22:40 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#864
Geschrieben 23. Oktober 2005, 11:36
Regie: Armand Weston
Liebes Tagebuch...
Daß billig nicht gleich schlecht heißen muß, zeigt der zweite Film des mittwöchlichen Videoabends. Eine agoraphobische Schriftstellerin zieht in ein altes Herrenhaus auf dem Lande in dem es nicht mit rechten Dingen zuzugehen scheint.
Armand Westons einziger Film außerhalb der Pornobranche ist ein klein finanzierter aber deshalb nicht minder spannender Spukhausfilm mit einfallsreichen Spannungssequenzen und guten Schauspielern. Mehr blieb jetzt nicht hängen. Ich war spät und es war blau.
Mittwoch, 05.10.2005/23:00 - 00:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#865
Geschrieben 23. Oktober 2005, 16:21
Regie: Alan Parker
Liebes Tagebuch...
Das kontroverse Gefängnisdrama von Alan Parker und Oliver Stone verliert an Intensität, wenn man es des Öfteren gesehen, ober beim ersten Mal brachial gut gefunden hat. Spannend war es und ist es auch geblieben, aber so beeindruckend wie einst ist es nicht mehr. Vielleicht liegt es daran, daß ich auch diesmal auf die Szene wartete in der Brad Davis komplett austickt und den Waschraum zertrümmert. Dieser Wutausbruch ist einfach immens. Aber auch sonst geht einem das Drama an die Nieren...
Schweres Kino, daß ich trotz Abstrichen immer wieder mal sehen kann.
Samstag, 08.10.2005/14:00 - 15:00 Uhr & 16:30 - 17:30 Uhr (zum wiederholten Male gesehen)
#866
Geschrieben 23. Oktober 2005, 16:50
Regie: Jim Jarmusch
Liebes Tagebuch...
Eine im Kino fast schon alltägliche Geschichte. Ein Mann (diesmal Bill Murray) erfährt, daß er Vater eines erwachsenen Sohnes ist. Ich frage mich gerade, warum es nicht mal umgekehrt sein könnte? Ein junger Kerl erfährt, daß er der Sohn eines erwachsenen Mannes ist! Oder, eine Frau erfährt, daß sie Mutter einer erwachsenen Tochter ist! Nun, so viel zu diesem rein spekulativem Thema.
Also, ein Mann erfährt, daß er Vater eines erwachsenen Sohnes ist. Die Nachricht stand in einem anonym an ihn gerichteten Brief und nun macht sich der Hauptdarsteller auf die Suche nach all seinen Verflossenen die als etwaige Mutter in Frage kommen. So beginnen vier Episoden in denen Bill Murray auf Sharon Stone (unheimlich sympathisch), Frances Conroy (geheimnisvoll zurückhaltend), Jessica Lange (als gesuchte Mutter kaum in Frage kommend) und Tilda Swinton (schlagkräftig) trifft.
Die Suche nach Hinweisen zu einem gemeinsamen Sohn ist bei den Damen zwar nicht erfolglos, kommt aber auch zu keinem endgültigen Ergebnis. Dafür erlebt der Zuschauer wundersam skurrile und rührende Begegnungen - offenherzig und gleichzeitig vollkommen verschlossen und undurchschaubar. Jim Jarmuschs Film ist voller ruhiger Aufnahmen. Oftmals meint man ein Standbild zu betrachten. Dazu erklingt fantastische Musik. Es wird eingefaded, später wieder ausgefaded. Trotz voranschreitender Geschichte scheint nie viel zu passieren. Ich kann nicht beurteilen in wie weit das Jim Jarmuschs Stil ist. Dazu habe ich zu wenige seiner Filme („Night on Earth“/„Dead Man“) vor schon viel zu langer Zeit gesehen. Viele tun solches Erzählen einer Geschichte sicher als Zeitverschwendung ab, doch ich war mir vollkommen sicher, daß ich das mir Gezeigte richtig genießen kann. Obwohl ich sagen muß, daß ich es noch schöner gefunden hätte, wenn die Geschichte noch etwas persönlicher und somit anrührender erzählt worden wäre. Außerdem saß Bill Murray arg oft in „Lost in Translation“-Pose da.
Als die Hauptperson von seiner Reise zurückkommt, weiß er nicht wirklich mehr, ist aber um einige, wie ich meine, wichtige Erfahrungen reicher. Am Bahnhof trifft er einen jungen Mann, der nicht wirklich weiß, wo er hin soll. Ob es sein Sohn ist erfährt man nicht. Die Gedanken sind frei...
Doch irgendwie *seufz* - Schön!
Und jetzt schimpfen!!! Da sitze ich schon mal (mit Steffi Peffi samt Freund) in einem Independent-Kino, sehe einen tollen Film in Englisch mit Untertiteln und bekommen zwischen all den schönen Arthaus-Trailern dann tatsächlich auch noch brääsige IMAX-Werbung vorgesetzt: „Begleiten sie den Oscar-prämierten Regisseur James Cameron auf eine abenteuerliche Reise ... nehmen sie Kontakt auf ... ALIENS DER MEERE“ . Den Geistertitanic-Trailer fand ich aber noch witziger...
Sonntag, 09.10.2005/20:10 - 21:50 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#867
Geschrieben 23. Oktober 2005, 17:16
Regie: Jess Franco
Liebes Tagebuch...
Schon der Vorspann verkündet, daß man gleich einem außergewöhnlichen Film von Jess Franco beiwohnen wird. Dieses offensichtliche Eigenlob stinkt nicht wirklich, obwohl man sich den Film sicher noch etwas runder hätte wünschen können. Jedenfalls ist es sehr positiv zu beobachten, daß man hier nicht nur einfach auf einen schlechten Film trifft, der gut gemeint war, sondern daß man auf einen gar nicht mal so schlechten Film trifft, der keinerlei Ansprüche erhebt gut sein zu wollen, dafür aber aus vollstem Herzen trashig sein darf.
Die Nachtclubtänzerin und Spinnenfrau Tarantula (ziemlich verrückt: Lina Romay) verschleppt nach ihrer Show nur zu gerne eine ihrer Zuschauerinnen oder einen ihrer Zuschauer um sie oder ihn bei sich zu Hause nach Strich und gesponnenem Faden zu vernaschen. Dazu gesellt sich auch sehr gerne ihre kleine Hausspinne (noch mal verrückt: Lina Romay). Die Polizeidirektorin (dominant bis zur Karrikatur: Michelle Bauer) ist hilflos. Die einzige, die auf die Beschreibung der Spinnenfrau paßt, ist die oberprüde Mari Cookie (schon wieder verrückt: Lina Romay).
Jess Franco kennt keine Grenzen. Wie aus einer frisch entsprungenen Quelle sprudeln seine grotesken Ideen vor die Linse der Kamera. Hinzu kommen übelst klamaukige Kalauer, die später auch „Killer Barbys vs. Dracula“ so witzig machten. An so manch einer Stelle meint man, einem filmischen Wunder beiwohnen zu dürfen. So viel ehrlichen Trash sieht man nur selten. Leider trifft das nicht auf den kompletten Film zu. Oft verliert sich Franco in zu ausgeprägten Sexszenen, die das Tempo ziemlich runterbremsen. Trotzdem ist „Mari-Cookie and the Killer Tarantula“ ein Highlight unter den neueren Franco-Filmen, da er manchmal richtig, richtig Spaß macht.
Dienstag, 11.10.2005/21:40 - 23:00 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#868
Geschrieben 25. Oktober 2005, 10:33
Regie: Jess Franco
Liebes Tagebuch...
Ein Mörder treibt in einer spanischen Sprachschule sein Unwesen. Als die Schülerin Angela (Olivia Pascal) Verdacht schöpft, will ihr niemand glauben schenken. Klassische Slashersituationen, gepaart mit ziemlich direkten Gewaltdarstellungen werden nun aufgefahren.
Die ziemlich ungeliebte Auftragsarbeit von Jess Franco ist insofern gelungen, weil sie weitestgehend problemlos mit der Slasherwelle mithalten kann, die nach „Halloween“ in die Kinos schwappte. Daß der Film kein kriminalistischer Höhenflug ist, ist klar. Junge Schülerinnen vergucken sich in ihren Banknachbarn, gehen abends zum Tanzen in Disco und werden danach in ihrem Bungalow ermordet. Immerhin kann der Zuschauer bei der „Säge des Todes“ noch lustige Mörderraten betreiben. Der Täter ist nämlich kein Michael Myers mit Kindheitstrauma. Ha, das hättet ihr wohl gerne! Die Auflösung des blutigen Schauspiels ist dann doch etwas facettenreicher, wenn auch konstruierter. Zwischendrin gibt es nette Spannungssequenzen, ein „wenig“ übertrieben blutige Morde (der Titel kommt schließlich nicht von irgendwo her) und alles Schöne was ein B-Movie bieten muß. Auffallend für letzteres ist die ständig und von überall her tönende Titelmelodie. Hierbei ist es den Produzenten egal gewesen, ob sie aus der Discobox auf der Tanzfläche, dem Plattenspieler im Appartement oder gar aus dem Off kommt.
„Die Säge des Todes“ ist ein sehr schöner, wenn auch billiger und klischeebelasteter Slasher, für den sich der Franco gar nicht mal zu verstecken braucht. Großes Spannungs- oder Exploitationkino sieht aber anders aus.
Mittwoch, 12.10.2005/21:45 - 23:10 Uhr (zum vierten Mal gesehen)
#869
Geschrieben 25. Oktober 2005, 12:07
Regie: Jean Renoir
Liebes Testament von Doktor Cordelier...
Spoiler inside! Bei diesem Film handelte es sich um einen totalen Blindkauf. Also wußte ich auch nicht, um was es hier geht. Es dauerte eine satte Stunde, bis ich eine Dr.-Jekyll-und-Mr.-Hyde-Theorie im Sinn hatte. Das liegt zum einen daran, daß die Mad-Scientist-Story lange nicht auf einen Selbstversuch von Dr. Cordelier zu sprechen kommt. Zum anderen ist die Mr.-Hyde-Figur (hier Opale genannt) so gut hergerichtet, daß man den dahinter befindlichen Dr.-Cordelier-Darsteller Jean-Louis Barrault im Leben nicht erkennt. So ging ich diesem Film also total auf den Leim, was mich beim irgendwann dann doch erfolgten Geistesblitz mit Zufriedenheit über das grad Gesehene erfüllte.
Jean Renoir gestaltete seinen Film ziemlich schlicht. Vom Opening mal abgesehen verzichtete er auf erzählerische und technische Überraschungen, sondern erzählt seine Geschichte straight und geradlinig - aus heutiger Sicht sicher altmodisch, nicht wirklich einem Gruselfilm entsprechend. Fesseln tut der Film aber trotzdem, was nicht nur an der an sich sehr interessanten Geschichte, sondern auch an der anhörlichen Musik liegt.
Samstag, 15.10.2005/13:30 - 15:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#870
Geschrieben 29. Oktober 2005, 12:15
Regie: Terry Gilliam
Es war einmal...
Die Geschichte von zwei abgehalfterten Kerlen, die ihren gutgläubigen Kunden einen Spuk vorspielen und für dessen „Vertreibung“ ordentlich kassieren, kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich komme aber grad nicht darauf, wo ich das schon mal gesehen habe. Sei’s drum. Schließlich herrschte bei mir riesige Freude, weil ich endlich wieder einen neuen Film von Terry Gilliam zu sehen bekam. Für Gilliam war ich zuletzt vor zehn Jahren im Kino und sein letzter Film befindet sich ja auch schon im siebten (!) verflixten Altersjahr.
Terry Gilliam würde so fantastische Filme machen können, säße ihm nicht immer ein Studio im Nacken, daß ihn regelrecht auszubremsen versucht. Auch hier vermutet man Geldgeber, denen verschreckte Kinder und deren entsetzte Eltern beträchtliche Sorgen über den Inhalt ihres Portemonnaies Kopfzerbrechen bereiten. Drei Konsequenzen standen daher zur Debatte. Mr. Unkooperativ Terry Gilliam setzt seinen Sturkopf durch und das Projekt scheitert. Mr. Kooperativ Terry Gilliam zieht das Projekt nach den Vorstellungen der Produzenten durch und glattes Fantasykino entsteht. Mr. Kompromissbereit Terry Gilliam kommt mit den ebenfalls kompromissbereiten Menschen am Geldhahn zu der Übereinstimmung, daß beide Zugeständnisse machen sollten um wiederum eigene Vorstellungen verwirklichen zu können. Gefahr: Unausgewogenheit. Dieser Faktor tritt bei „The Brothers Grimm“ zwar manchmal an den Tag, aber beide Seiten werden mit guten Ergebnissen belohnt. Während einige Szenen relativ läppisch wirken, dringt manchmal genussvolle Boshaftigkeit an den Tag. Sicher könnte man sich fragen, was diese total bizarre Folterkammersequenz in einem Familienfilm verloren hat? Ich für meinen Teil hab mich aber riesig über soviel Gehässigkeit freuen können. So bekommt jeder Zuschauer seine magischen Momente.
Als alter Monty Python Fan suchte ich natürlich nach dem mir so lieb gewordenem Humor und wurde neben der von Gilliam so berühmten Skurrilität auch mit ein paar witzigen Details überrascht. Beispiele: Ein kleines Mädchen wird anfänglich für einen Jungen gehalten (siehe: Parrot-Sketch). Ein offenbar üppig eingerichteter Thronsaal entpuppt sich als armseliges Spiegelkabinett („Jabberwocky“).
Tricktechnisch muß man unter Umständen ein paar Abstriche machen. Viele CGI-Animationen können mit denen der großen Studios nicht mithalten. Sieht nicht wirklich schlecht, aber teilweise oldschool aus und geht in Richtung Stop Motion. Geschickte Lösung um zu vertuschen, daß das Budget nicht vor Dollars überbordete. Auch sonst ist der Film sehr reichhaltig mit schönen Special-Effekts ausgestattet. Grapschende Baumwurzeln und schön gestaltete Spiegeleffekte a’la „Tanz der Teufel“ bereiten Freude. Ebenso wie das immer stetiger anschwellende Tempo zum Ende hin zusammen mit einer großartigen Kameraführung. Da wird „The Brothers Grimm“ zum richtigen Entertainment. Darstellerisch überzeugt vor allem Heath Ledger mit Johnny Depp Faktor. Weiter würde ich gerne wissen, ob Monica Bellucci nur als Schönheit zu betrachten war, oder ob sie auch unter dem verschrumpeltem Mumien-Makeup steckte.
Ach, noch was. Dieses kleine weiße Katzenbaby ist so, sooooo süüüüüß!!! Leider spielt es nur kurz mit...
Totenstille im Kinosaale und Mr. Room bekam sich nur schwer wieder ein...
Ich liebe solche Momente...
Sonntag, 16.10.2005/12:00 - 14:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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