The Room-Files
#901
Geschrieben 18. Dezember 2005, 12:04
Regie: Richard Huber
Liebes Tagebuch...
Eine Mordserie beschäftigt die Kommissare Casstorff und Holicek. Diverse Herren werden mit ein und derselben Waffe erschossen. Opfer und Verdächtige waren nicht nur alle in einem Schützenverein engagiert sondern auch noch vor Jahren gemeinsam im Kosovo. In eingestreuten Flashbacks stellt sich im Laufe des Filmes das heraus, was sich gerne in eingestreuten Flashbacks herausstellen läßt: Damals im Kosovo kam es zu einer Vergewaltigung und die Geister von damals lassen denen, die die Geister riefen keine Ruhe mehr.
Spannender, aber relativ bodenständiger Krimi aus Hamburg, dessen üblich verzwicktes Handlungsgeflecht nicht besonders viel fürs Langzeitgedächtnis bereit hält, aber seine Zuschauer auch nicht langweilt, denn das wüßte ich. Schön, daß Casstorffs Kollege Holicek (Thilo Prückner) hier nicht nur als Randfigur agieren darf. Ebenfalls gut: Ursula Karven als kühle Staatsanwältin, die dennoch das Interesse der Kommissare wecken kann. Damit wäre sie aber dazu prädestiniert, die schlussendliche Täterin zu sein, doch dem war nicht so.
Sonntag, 27.11.2005/20:25 - 21:55 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#902
Geschrieben 18. Dezember 2005, 12:05
Regie: Paul Grau
Liebes Tagebuch...
Wahrscheinlich DER Skandalfilm aus dem Hause Erwin C. Dietrich. Jedoch gründet dieser Ruf wohl eher auf einer düsteren Legende, als auf dem Film selbst. Die VHS-Cassette von Movie ist und bleibt unbezahlbar, wovon auch Herr Dietrich Wind bekommen haben muß und diesen Film auf DVD nur auf einem überdurchschnittlich hohen Preissektor anbot. Der Film selbst entpuppt sich dann aber nicht als der erwartete Skandalfilm, sondern als bierernster Versuch von schockierendem Exploitationkino, der aber in die Hose geht. Zu klischeehaft (was noch milde ausgedrückt ist) ist der Handlungsablauf und zu gut gemeint sind die übertrieben blutigen Gewaltausbrüche. Außerdem bin ich mir sicher, daß es in Barcelona keine Straße namens Marktstraße gibt. So eignen sich die wilden Füchse ideal für einen dieser immer wieder charmanten mittwöchlichen Videoabende.
Die Hauptfigur, ein echter Stenz und Frauenheld, gerät ins Visier einer bösen Motorradrockerbande. Der Krieg auf der Straße fordert Opfer auf beiden Seiten. Von Gegenschlag zu Gegenschlag werden die Gewaltakte schlimmer und so kommt es wie es kommen mußte: die Rocker nehmen die Familie des Snobs als Geisel um sie dann eiskalt zu ermorden. Tragisch, denn diese Familie war eine glückliche Familie wie sie im Buche stand. In der Tat ist es eine Schau, wie die Glücklichkeit dieser Familie dargestellt wird. Die Mutter, seit Jahren im Rollstuhl, züchtet Rosen im Garten, isst fortwährend Pralinen und freut sich über die rüschigen Gardinen. Der Vater sitzt derweil im Herrenzimmer und spielt Schach während die Hausangestellten in der Küche diverse Gaumenfreuden aus dem Ofen zaubern. Der Sohn hat neben den Auseinandersetzungen mit den Rockern noch genügend Zeit seinem Hobby nachzugehen, dem Frauenaufreißen. Diverse Mädels laufen im dabei über den Weg. Und diese gehen meist in der Schnelle wieder, wie sie gekommen sind. Selbst wenn sie in einem unbeobachteten Moment von den Rockern in die Mangel genommen werden, stellt das für den Hauptdarsteller noch keinen Grund dar, sich weiter um sie zu kümmern. Längst hat er die Nächste in seine Sportkarre eingeladen.
Kurios: Die Motorradrocker tragen, weil sie so fies sind, Armbinden mit dicken, fetten Hakenkreuzen drauf. Überraschenderweise sind die Kreuze nur sichtbar, wenn die Bande in Innenräumen hantiert. So bald sie draußen sind, sticht nur noch ein großer weißer Kreis auf ihrer roten Schärpe in das Auge des Zusehers. Sehr interessant!
Sonst läßt der Film auch nichts aus, was zum Amüsement des Zuschauers beiträgt. Grausige Dialoge, prollige Kräftemesserei, doofe Frauen und noch doofere Männer, die in irgendwelchen traurigen Bumshütten, Disco genannt, sich Abend für Abend die Birne zu prellen. Unterbrochen wird das Klischeeidyll von den oben schon angeschnittenen Splatterszenen. Eric Falk wird auf der Toilette in die Luft gesprengt, nur die Stiefel blieben übrig, und die Rollstuhl Mama wird durch die Luft geschossen, wie ein paar Jahre später die Lifta-Hexe in „Gremlins - Kleine Monster“. Nach dem Finale kommt dann die schäbige Schlußpointe. Die guten, aber nicht minder breezigen Überlebenden werden von einem totgeglaubten Rocker und seiner selbstgebastelten ultimativen Bombe überrascht. Die letzte Explosion sollte so zerstörerisch aussehen, daß man sie nur mittels Zeichentrick darstellen konnte. Arme Filmgeschichte, womit du Dich alles rumschlagen mußt.
Mittwoch, 30.11.2005/21:30 - 22:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#903
Geschrieben 20. Dezember 2005, 21:55
Regie: Walter Bockmayer
Liebes Tagebuch...
Eigentlich ist der Berghütten-Ulk von Walter Bockmayer ein Affront gegen alles, was einem in diesem Metier gut und heilig sein müßte. Gewollt schlecht wird hier ein klassischer Stoff demontiert. Da diese Demontage aber unter so kreativen Umständen entstanden ist, kann man den Zustandebringern (dääi Leit waß den Fuim gmacht hamm) dieser Tat aber nicht vorwerfen, sie hätten respektlos gehandelt. Ein bißchen Provokation ist doch das Salz in so manch einer Suppe.
Wenn Kritik anzubringen wäre, dann könnte man da auf diverse Längen verweisen, die diese Geierwally-Version ohne Zweifel hat. Oftmals läuft die Geschichte aufgrund des Krawalls ins Leere und manche Gags zünden in solchen Momenten dann doch nicht in dem benötigten Maße. Aber mit großer Gelassenheit kann ich an dieser Stelle sagen, daß nach jeder Tiefe auch wieder ein Höhepunkt kommt, der umso schöner, frecher und in positivstem Maße unsinniger ist. Dann, wenn zum Beispiel die versammelte dialektfremde Darstellerriege bayerische Spracheigenschaften mutieren läßt. Oder wenn selbige Personen aus ihrer Rolle ausbrechen, einfach laut los prusten oder völlig sinnfrei zu hantieren beginnen. Das ist doch ein grundehrlicher Ausdruck von Spaß, fernab aller Konventionen und dem was einem sonst auch gerne mal gut und heilig ist.
Schade, daß solche Filme heute nicht mehr in größerem Rahmen produziert werden und sich hauptsächlich auf das Amateurgenre beschränken. Mir und jedem, dem dies Freude bereitet,
bleibt somit sehr viel Spaß vorenthalten. Das prangere ich an! Ich erhebe das Wort in Schrift und Laut und sage und schreibe: Das kann nicht sein!
Samstag, 03.12.2005/13:05 - 14:30 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
#904
Geschrieben 26. Dezember 2005, 13:34
Regie Brian de Palma
Liebes Tagebuch...
War de Palma mit seinem „Scarface“ nicht zu Frieden? Sah er das Thema noch nicht als völlig ausgeschöpft an? Oder wollte der Drehbuchautor David Koepp dem „Scarface“-Thema zu neuem Glanz verhelfen? Fragen über Fragen, deren Antworten nicht unbedingt wichtig für mich sind. Warum sollte Brian de Palma, der auch gerne seine sexuellen Obsessionen variiert, sich nicht auch noch mal an das „Scarface“-Thema ranmachen? Praktisch, daß auch Al Pacino wieder zur Verfügung stand und somit schufen sie eine Quasi-Fortsetzung des 83’er Klassikers.
Mir persönlich gefällt „Carlito’s Way“ noch ein Stückchen besser als „Scarface“. In der Laufzeit ein bißchen kürzer ist die mafiöse Lebensgeschichte des Al-Pacino-Charakters noch genussvoller. Auch hat de Palma seine Fähigkeiten für optische Gimmicks noch weiter ausgebaut und so bekommt die Kriminalgeschichte den letzten Feinschliff, der in „Scarface“ meines Erachtens zu wenig ausgeprägt war. Diesmal stellte ich zudem fest, daß das Opening und somit auch der Showdown sehr an den kurz danach entstandenen „Twelve Monkeys“ erinnert. Ich lasse mich halt auch immer von den gleichen Sachen faszinieren.
Sonntag, 04.12.2005/13:00 - 15:15 Uhr (zum wahrscheinlich vierten Mal gesehen)
#905
Geschrieben 26. Dezember 2005, 13:35
Regie: Hans-Jürgen Tögel
Liebes Tagebuch...
Krise, Krise, Krise.
Die Schwarzwaldklinik wurde verkauft und soll jetzt in ein Seniorenheim umgewandelt werden. Jetzt ist auch Deutschlands beliebteste Serie im Hartz-IV-Zeitalter angekommen. Existenzangst strömt durch die Gänge des schönsten Krankenhauses der Welt und Johannes B. Kerner fragte ein paar Tage vorher Sascha Hehn in seiner Show, ob denn bei dem zweiten Schwarzwaldklinik-Film der Neuzeit auch aktuelle Probleme eine Rolle spielen würden. Oh Mann, ich hasse so durchschaubare und suggestive Moderatorenfragen! Zurück zur Klinik, denn was da geschieht ist auch durchschaubar und suggestiv: Folgendes bekommt der neue Inhaber (Walter Kreye) von Oberarzt Benjamin Brinkmann (Sascha Wussow) zu hören: „Das hier ist die einzige Unfallklinik in der ganzen Umgebung. Wenn sie morgen hier einen Unfall haben, wo sollte man sie dann behandeln?“ Und nun raten sie mal, liebe Leserinnen und Leser und Du, liebes Tagebuch, wer tags drauf in einen monströsen Unfall verwickelt wird, bei dem sich sogar der RTL-Clown hintern Ofen versteckt hätte?
Jedes Schlechte hat auch sein Gutes: Letzte Chance für die Schwarzwaldklinik. Bis zur Gesundung ihres Besitzers soll die Klinik zeigen, was sie kann. Es muß gespart und gleichzeitig der Umsatz und die Produktivität erhöht werden. Der heimgekehrte Sohn und frisch gebackene Professor Udo Brinkmann (Sascha Hehn) wird, nach seiner Trennung von Elke Brinkmann (wie tragisch), zum Chefarzt erklärt. Der ideale Posten, um der vom neuen Chef engagierten Finanzmanagerin schöne Augen zu machen. Was sonst noch geschah: Klaus Brinkmann (Klapprigjürgen Wussow) packt seine Koffer um zu seiner Frau in die Staaten zu fahren. Oberschwester Hildegard (Eva-Maria Bauer) hat einen Hexenschuß und Pfleger Mischa (Jochen Schroeder) darf ihr keine Spritze geben. Dafür kann seine gelähmte Tochter nun wieder ein bißchen laufen. Nebenbei überredet Udo Brinkmann ein ebenfalls gelähmtes Mädchen zu einer Therapie und Michael Fitz verliert bei der Geburt seines Sohnes seine heimlich herzkranke Frau. Des Weiteren gibt der Papa (Gerhard Lippert) von Sophie Brinkmann (Eva Habermann) eine Kontaktanzeige auf und lernt somit Oberschwester Hildegard kennen. Ganz schön viel für 95 Minuten!
In der Tat macht es den Eindruck, als wollte dieser Film alles das an Inhalt durchpeitschen, was sonst Platz in einer ganzen Staffel gefunden hätte. Neben den durchlaufenden Geschichten werden auch noch abgeschlossene Episoden in die Handlung eingebunden und mit mehr oder weniger malerischen Landschaftsaufnahmen bestückt. Weniger wäre mehr gewesen. Zum Beispiel weniger Inhalt, dafür besserer! Immerhin ist der Jubiläumsflair und -bonus vom Februar aufgebraucht. Neue Zeiten brechen an und man sollte auf eigenen Beinen stehen. Damalige Ideale nicht vergessen, aber nicht in Rosamunde-Pilcher-Starre der diamantenen Anspruchslosigkeit verfallen. Hier leider geschehen, aber um der alten Zeiten willen, will ich die neuen Zeiten gelten lassen. Für die nächste Runde fordere ich aber ein weniger überfrachteteres und dafür ein wenig klügeres Drehbuch. Die Chancen stehen aber schlecht, meine Freunde, liebes Tagebuch...
Klausjürgen Wussow macht mir Angst. Ist er wirklich dement oder steht er unter Beruhigungsmitteln? Und ich kann nicht mal sagen, was von diesen zwei Sachen besser für ihn wäre… Seine eh schon nicht tiefschürfenden Dialoge spricht er fast vollständig in Großaufnahme. So als würde er seinen Text ablesen oder wäre er in die Szene reingeschnitten worden. Total apathisch, der Mann. Vollkommen steril die Szenen. Auch wenn Sascha Hehn bei Kerner verlauten ließ, das es mit der Schwarzwaldklinik nur mit seinen Filmvater und Freund weitergehen kann, glaube ich, daß Klausjürgen Wussow hier keine Zukunft mehr hat. Gerne würde ich mich eines Besseren belehren lassen.
Sonntag, 04.12.2005/20:15 - 21:50 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#906
Geschrieben 27. Dezember 2005, 12:12
Regie: Ulli Lommel
Liebes Tagebuch...
Am mittwöchlichen Mittwoch haben wir ja schon viel Grausames gesehen, was uns aber an jenem unheilvollen Mittwoch bevor stand, konnte niemand wissen, denn es kam schlimmer als befürchtet. Es kam schlimmer als es kommen konnte. Schon oft war das, was wir an solchen Abenden zu sehen bekamen schäbig, peinlich oder einfach nur schlecht, diesmal war es schlichtweg blamabel.
Ulli Lommel, ehemaliges Fassbinder-Mitglied und späterer Regisseur in den Vereinigten Staaten, trommelte Kollegen von vor Hollywood zusammen, scharte sie um die seltsame Figur Daniel Küblböck herum und liefert einen todernst gemeinen No-Budget-Film ab. Wenn man etwas als peinliche Katastrophe bezeichnen darf, dann das Ergebnis dieser Arbeit.
Eine Bande von Gothic-Typen (Stereotyp vom Scheitel bis zur Sohle) fühlt sich, wie eigentlich der Rest der deutschsprachigen Bevölkerung auch, von der Figur und dem Menschen Daniel Küblböck belästigt und beschließt kurzerhand ihn bei einem Konzert in Passau zu erschießen. Doch Daniel ist gewarnt. Sein verstorbener Großvater (der blanke Irrsinn: Ulli Lommel höchstpersönlich) spricht eine Warnung aus und so kann das Möchtegern-Multitalent mit, laut DVD-Cover, viel positiver Energie und einem wahrlich bewegenden Gespräch die Attentäter davon überzeugen, ihn doch nicht zu erschießen. „What a pity!“, wie wir Engländer sagen.
Mittels Camcorder wurde diese filmische Totgeburt auf Zelluloid gebannt (hier nur eine Floskel). Größenteils wurde das Trauerspiel locker flockig aus dem Arm herausgefilmt. Soll wohl den Eindruck eines besonders hippen Happenings machen, sieht aber schlichtweg Scheiße aus und läßt die Vermutung aufkommen, daß man sich nicht mal ein Stativ leisten konnte. Weil das ganze wie zu Hause gedreht aussieht, was es wahrscheinlich auch ist, kann dieser Film eigentlich nur als lach- und amateurhaft bezeichnet werden. Sieht nicht anders aus, als wenn ich das gemacht hätte. Hinzu kommt noch dieser abgrundtief schlechte Hauptdarsteller mit unkontrolliertem Speichelfluß. Allen Ernstes wird Küblbock hier zu einem Hollywood-Casting gekarrt und während seine Familie von seiner Karriere in Las Vegas träumt. „Ach, da gibt’s doch viel bessere als mich“, sagt der bescheidene und vollkommen am Boden gebliebene Küblbock dazu, der stets, egal was im geschieht, mit dem gleichen ausdruckslosen Gesichtsausdruck agiert. Unfassbar, daß im Making-of Küblbocks wirklich nicht vorhandenes Schauspieltalent in den Himmel gelobt wird und alle ganz begeistert über diesen tollen Film sind.
Ja, war ein lustiges Erlebnis bei mir auf der Couch. Die ganzen Unglaublichkeiten, die „Daniel, der Zauberer“ mit sich bringt führten zu Lachsalven und ebenso zu größter Bestürzung. Diverse meiner Gäste gaben ihre Bewunderung darüber kund, warum Daniel Küblbock Essstäbchen im Haar trägt und ein rosarotes Damenoberteil an hat. Peggy verfolgte das ganze Grauen mit erschüttertem und versteinertem Gesichtsausdruck, die Hände an die Wangen haltend. Der Herr Lieblingsarbeitskollege und meine Wenigkeit schmissen uns in regelmäßigen Abständen weg vor lachen. Höhepunkt der Katastrophe: Als sich Küblbock mit seinen Mördern in spe versöhnt, tollen sie daraufhin mit ihm durch den Schnee.
„Daniel, der Zauberer“: Der Schrecken, das Grauen und das Unglaubliche haben nicht nur einen Namen, es hat auch einen Film. Absolute Empfehlung!!!
Mittwoch, 07.12.2005/21:00 - 22:20 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#907
Geschrieben 29. Dezember 2005, 10:55
Regie: Franz-Josef Gottlieb
Liebes Tagebuch...
Der erste Film, den sich mein Bruder damals für ein familiäres Filmgucken aus der Videothek ausgeliehen hatte. Ein Glücksgriff, wie ich meine. Nicht nur, weil der Film eine relativ geringe Wiederholungsquote im deutschen Fernsehen hat, sondern auch weil er ausgesprochen gut gelungen und vor allem ziemlich witzig ist.
Wenn schon im Titel das Wort „Zwilling“ auftaucht ist sicher, daß diverse Darsteller zweimal auf der Leinwand erscheinen, was natürlich zu allerlei ungestümen Verwechslungen führt. Zu all den Verstrickungen gesellt sich dann hier noch eine Unmenge von Nebenhandlungen in denen es die Charaktere ebenso bunt treiben. Man bekommt es mit einer ziemlich dämlichen Panzerknackerbande und mit diversen Schülerstreichen zu tun. Obwohl reichlich Trubel angesagt ist, verliert man als Zuseher nicht den Überblick. Vielmehr kann man sich über die vielen irrwitzigen, natürlich extrem klamaukhaften Details freuen. Eine hohe Anzahl von damals etablierten Filmkomikern wird durch das Zwillingsspiel getrieben: Ralf Wolter, Ilja Richter, Herbert Fux, Gunther Philipp, Beppo Brem und Peter Weck. Des Weiteren mit Peggy March und Michaela May in Unterwäsche. Auch auf dem musikalischen Sektor ist der Film eher kurios. Peter Maffay (!) und Christian Anders schmettern damals gern gehörte Schnulzen. Absoluter Höhepunkt ist aber die Schlagerversion von „Freude schöner Götterfunken“.
Sicher, der Film kein Meisterwerk im eigentlichen Sinne, aber in seinem Gerne stellt er einen ganz besonderen Höhepunkt dar. Wenn in den letzten 20 Minuten in Peter Wecks Wohnung der Showdown stattfindet und unentwegt ungebetene Gäste bei ihm einfallen, dann ist das mehr als nur bloßer Klamauk.
Und nun Beleidigen auf Bayerisch für Fortgeschrittene mit Beppo Brem:
Himmi-kreiz-kruzi-türkn’, etza langst mir aba! Sie Piesepampel, wie der Berliner sagt. Eine Schlamperei ist das, daß der Sau graust! Sie Gipskopf, sie eingebildeter! Hirsch, dappiger! Aff, g’senkter! Hanswurscht, zam’drahter! Unterentwickelter Schreibtischhengst! Baazi, ausg’schamter! ???, g’scherder! Bauernrammel, hobelbuachana! Holzg’schnitzter Kaschperlkopf! Wissen Sie, was Du bist? Ein blödsinniger Wallach! Jawoll, ein aufg’stellter Mausdreck! Ein zurückentwickelter Embryo! Bauernfünfer, unseidener! Hornochs, abg’fieselter! Ungehobeltes Ökonomenschwein! Schlawiner, hinterkünftiger! Nasenbohrer, verwahrloster!
Sonntag, 11.12.2005/12:40 - 14:10 Uhr (schon lange nicht mehr gesehen)
#908
Geschrieben 30. Dezember 2005, 11:26
Regie: Christian Carion
Liebes Tagebuch...
Weihnachten 1914. Das erste Weihnachten im ersten Weltkrieg. Im französischen Nirgendwo liegen sich schottische, französische und deutsche Soldaten in den Schützengräben gegenüber. Noch sind die Fronten nicht so verhärtet. Die Soldaten befolgen lediglich die Befehle ihrer Vorgesetzten, die wiederum nur die Befehle ihrer Regierungen befolgen. So bricht am Heiligen Abend des Jahres 1914 das Eis zwischen den Feinden. Es beginnen äußerst ungewöhnliche, nicht unproblematische aber sehr menschliche grenzübergreifende Weihnachtsfeierlichkeiten.
Als ich den Trailer zu diesem Film sah, vermutete ich dahinter eine ziemliche Schmonzette. In diversen Medienberichten wurde „Merry Christmas“ aber viel gelobt und so ließ sich mein von Beginn an nicht vorhandenes Interesse wecken. In der Tat verzichtet Christian Carion auf übertriebene Verkitschisierung des Stoffes, der genügend Potenzial gehabt hätte, im Pathos zu versinken. So wurde auf übertriebenen Glanz und Druck auf die Tränendrüse verzichtet und man bekommt einen einigermaßen schnörkellosen und bewegenden, aber nicht übermäßig anrührenden (alternativ: rührseligen) Film geboten.
Die europäische Produktion besticht durch eindrucksvolle Sets, viel innere Spannung und gute, wenn auch spärlich eingestreute Kampfszenen. Diane Krüger überzeugt als Opernsängerin mehr als dachte, mehr auch als Benno Fürmann überzeugen kann und mehr auch als der Weg, den sie durch ihre Rolle gehen muß. Dieser fiktive Teil der Geschichte führt die Operndiva zu ihrem Geliebten in den Schützengraben, wo sie nicht nur die heilige Nacht mit ihm verbringt. Ein wenig hochgestochen, wie ich meine.
Weitere Abstriche in Sachen Realistik muß man auf Grund der Kommerzialisierung dieses doch recht teuren Filmes machen. Ich stehe mit meinem Wunsch, die jeweilige Landessprache der Soldaten hören zu wollen, sicher nicht alleine da. Die mich begleitende Andrea hätte dies auch für gut befunden. Bei drei beteiligten Sprachen hätte das für 66 % des Filmes Untertitel bedeutet. Ein Prozentsatz, den sowohl Geldgeber als auch Verleiher mit Sicherheit völlig inakzeptabel hielten. So bekommt der Zuseher einen sprachlichen Einheitsbrei geboten in dem gespielte Verständigungsprobleme gestelzt und frontenübergreifende Dialoge zu reibungslos wirkten. Ich bleibe bei meiner Meinung: ein anderer Weg wäre wünschenswert gewesen.
So menschlich und bewegend die Annäherung der Soldaten auch sein mag. Das mulmige Gefühl ob des Ausgangs dieser versöhnlichen Tage steigt von Minute zu Minute. Alle Charaktere sind zu weit gegangen und ein „Happy End“ kann es in „Merry Christmas“ nicht geben. Zwar bleibt eine finale Katastrophe aus, und die befreundeten Feinde müssen nicht mehr aufeinander schießen. Aber die Sicherheit, daß sie nach Ihrer Versetzung härtere Tage erleben werden als die Weihnachtstage 1914, schwebt mit spürbarer Stärke durch die letzten Bilder von „Merry Christmas“. Das geht, auch ohne finalen Blutschock an die Nieren, an den Magen, an das Gemüt.
Ps.:
Ich habe Michel Serrault nicht erkannt...
Sonntag, 11.12.2005/20:10 - 22:05 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#909
Geschrieben 30. Dezember 2005, 12:22
Regie: Tobe Hooper
Liebes Tagebuch...
Die Geburtsstunde des Terrorfilms.
Aufgrund von Legendenbildung um das „Texas Chainsaw Massacre“, kaum vorhandener Erinnerung an die erste Sichtung und einprägender Begegnung mit dem Remake hatte ich mir diesen Film heute schlimmer oder anders vorgestellt, als er dann doch war. Dies zog diese Art von Enttäuschung nach sich, die ich empfinde, wenn ich einen Film nach dem Besuch im Kino zum ersten Mal auf VHS oder DVD sehe. Das macht ihn nicht schlecht, nur konnte er meinen zu hohen oder anderen Erwartungen nicht gerecht werden. Die Unzufriedenheit hielt sich aber in gewissen Grenzen. Das „Blutgericht in Texas“ blieb weiterhin ziemlich eindringlich und durch und durch schockierend. Und ich bin mir sicher, daß sich bei erneuter Sichtung das Grauen im nötigen Maße entfalten zu vermag.
Feuerprobe auf der Couch. Zwei Frauen hat die Kettensägenakrobatik dann doch ziemlich zugesetzt. Darauf erst mal einen Jägi, zur Beruhigung...
Mittwoch, 14.12.2005/21:00 - 22:20 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#910
Geschrieben 30. Dezember 2005, 12:41
Regie: O’Dale Ireland
Liebes Tagebuch...
Ich weiß nicht so recht, warum überhaupt „High School Caesar“ als zweiter Bonusfilm auf der „Blood Feast“-DVD zu finden ist. Sicherlich sollte man immer dankbar sein, wenn man einen Film quasi frei Haus zur Verfügung gestellt bekommt, aber wenn sich dann das Werk als extreme Schlafmütze entpuppt, komme ich ins Grübeln ob ich die verstrichenen 70 Minuten nicht zu etwas Besserem hätte nutzen können. Ein weiteres Manko: der Film ist mit einer unterirdisch schlechten Tonspur vorzufinden. Ich mußte den Bass meines Fernsehers gegen Null fahren und die Lautstärke im oberen Drittel ansiedeln. Jedoch nicht mal da war Gesprochenes ordentlich zu verstehen. Rudimentär waren diverse Bruchstücke der Handlung zu vernehmbar, den Rest der Geschichte mußte ich aus dem aktionslosen Geschehen heraussaugen.
Die Anführer zweier Jugendgruppen leisten sich auf einer amerikanischen High School diverse Rivalitäten. Als bei einem illegalen Autorennen einer der beiden ums Leben kommt, plagt den Anderen das schlechte Gewissen und er wird von seinen Mitschülern geschnitten.
Hauptsächlich vertreiben sich die Jungs ihre Zeit beim Rock’n Roll in einer Tanzgarage wo sie um die Gunst der Mädels werben. Dies und auch die ausgefochtenen Fehden sind so unspektakulär, daß mir die Füße einschliefen. Lag wohl auch an den steifen Darstellern und den meist harmlosen Problemchen, die sie sich machten. Die langweilige und noch dazu oberspießige Inszenierung sorgte für den Rest. Leider ist der Film nie so schlecht, daß man mit ihm Spaß haben oder über ihn lachen kann. Er ist einfach nur ein uninteressant dahinplätscherndes Etwas.
Samstag, 17.12.2005/20:50 - 22:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#911
Geschrieben 31. Dezember 2005, 10:53
Regie: Steven Spielberg
Liebes Tagebuch...
Mal schauen, wie der ultimative Tränenzieher von damals heute auf mich wirkt. Ich habe den Film schon über zehn Jahre nicht mehr gesehen und die DVD steht ebenfalls schon Jahre unberührt in meinem Regal. Ich habe zwiespältige Erinnerungen an den Film, den ich damals als Erstaufführung bei RTL mit Häns’chen Rosenthals Sohn als Ansager aufgenommen bekommen habe. Irgendwie mochte ich die dargestellte Familie um „E. T.’s Mutter“ (Dee Wallace Stone) nicht. Auch empfand ich den Film als fürchterlich dunkel und zu spärlich ausgeleuchtet, ließ mich aber, und jetzt kommt eine super abgedroschene Phrase, vom Spielen auf der Gefühlsklaviatur überzeugen. Das war damals und nun ist heute:
Heute, da erscheint der Film immer noch zu spärlich ausgeleuchtet und die Familie ist noch immer zu unperfekt um vollends sympathisch zu sein. Dafür ist das Gesäusel auf der Gefühlklaviatur nicht mehr so heftig zu spüren. Spielberg verfällt in solchen Situationen oft gerne dem Kitsch und hier schrammt er grade noch daran vorbei. Auch wenn John Williams’ Musik geradezu penetrant das Gegenteil bewirken will. Was aber glücklicherweise nur nebensächlich spürbar ist, denn Steven Spielberg zeigt auch hier, daß er ein Visionär ist und mehr zu Stande bringen kann, als ein sentimentales Kameradschaftsabenteuer. Für Spielberg-Hasser wird „E. T. - Der Außerirdische“ wohl immer ein rotes Tuch bleiben. Mein Lieblingsfilm wird er auch nie werden, es war aber nett ihn mal wieder gesehen zu haben ohne mich zu sehr von ihm einvernehmen zu lassen oder andererseits blankes Grausen zu spüren.
Wenn Spielberg aber sagt, „E. T.“ wäre sein persönlichster Film, dann sage ich, er solle sich doch bitte weiterhin auf die unpersönlichen Filmstoffe konzentrieren.
Sonntag, 18.12.2005/13:30 - 15:25 Uhr (schon ewig nicht mehr gesehen)
#912
Geschrieben 31. Dezember 2005, 13:26
Regie: Jorge Grau
Liebes Tagebuch...
Eigentlich war es Jorge Graus Auftrag, nur ein Plagiat von George A. Romeros Film „Die Nacht der lebenden Toten“ zu drehen. Daß er aber den wohl besten europäischen Zombiefilm ablieferte, war ihm bei der Entstehung von „Invasion der Zombies“ sicher noch nicht klar. Angesiedelt im englischen Hinterland entstand eine furchteinflößende und bedrückende Schauermär allererster Güte.
Die Strahlen einer neu entwickelten Maschine, die eigentlich nur Schädlinge töten sollte, wirken sich auch äußerst unvorteilhaft auf den Organismus frisch verstorbener Menschen aus. So, wie die Insekten beginnen, sich unter der Bestrahlung selbst aufzufressen, tun es ihnen die noch warmen Leichen der Menschen nach.
Die Anzahl der Zombies in der dünnbesiedelten Gegend hält sich in Grenzen. Ebenso werden auch große Splattereffekte nur auf ein Nötiges reduziert. Im Vordergrund steht die Spannung, die durch die Angriffslustigkeit der Menschenfresser erzeugt wird und die Angst ihrer flüchtenden Opfer. Jorge Grau traf hierbei exakt den Ton, den man aus alten Hammerfilmen kennt. Nicht der blanke Horror und Terror stehen im Vordergrund, sondern wohliger Grusel, gepaart mit stilisierter Atmosphäre. Selbst die aus heutiger Sicht banale Ökobotschaft kann die Zuseher nicht davor schützen, und so fängt man sich einen kräftigen Schreck mit dieser Invasion der Zombies ein.
Die DVD enthält ein Vorwort des Regisseurs. Er wünscht seinen Zuschauern, sie mögen sich ordentlich Fürchten. Jeder, der diese Worte belächelt wird nach 90 Minuten eines besseren belehrt sein.
Sonntag, 18.12.2005/16:10 - 17:40 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#913
Geschrieben 03. Januar 2006, 11:19
Regie: Markus Ineichen
Liebes Tagebuch...
Der Name ist Programm. Selbst vor meiner Tür brauste an jenem Sonntagabend ein Schneesturm, während irgendein Verrückter auf der Straße wie wild Weihnachtslieder brüllte.
Dieser Münchner Tatort zeichnet sich durch angenehme Mystik aus, die sanft durch das Kriminalgeschehen streicht. Schnee und Kälte waren nicht nur titelgebend sondern auch wichtiger Bestandteil des Geschehens. Im verschneiten Wald wird die halbnackte Leiche einer jungen Frau gefunden (arme Darstellerin). Sie war auf dem Heimweg von der Bar, in der sie arbeitete. Wie sich später rausstellt wurde sie rein zufällig von einem halbseidenen Yuppie (Wanja Mues) aufgegabelt, der sie nicht gut behandelte. Bis aber diese tragische Verkettung von Zufällen ans Licht kommt stochern die Kommissare Batic, Leitmayr und Menzinger im Schnee herum, während der Vater des Opfers eigene Ermittlungen anstellt.
Den Film als spektakulär zu bezeichnen wäre übertrieben. Die Tiefkühlatmosphäre, in schneeweiß und kälteblau getaucht, ist aber reizvoll und ergiebig und läßt den Film in sehr eigenständigem Licht dastehen. Das ist schön anzuschauen.
Sonntag, 18.12.2005/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#914
Geschrieben 03. Januar 2006, 11:20
Regie: Peter Jackson
Liebes Tagebuch...
Ich weiß nicht, ob ich das an dieser Stelle schon mal geschrieben hab, ab was Peter Jackson mit „Braindead“ schuf, wird wohl für immer das Höchste und Kreativste sein, was man in Sachen Funsplatter erwarten konnte. Jeder andere Film, der in diese Richtung ausschlägt, wird sich unweigerlich an „Braindead“ messen lassen müssen nur um an ihm dann zu scheitern.
Der Film ist nicht durchgehend perfekt. Dafür reichten einfach die finanziellen Mittel nicht aus. Aber mit welch einer unablässigen Energie voll verrücktem Einfallsreichtum dieser Film seinen Zusehern und seinen Konkurrenten zeigt, wie und wo der Hase läuft, ist einzigartig. Blutig bis zum Anschlag und kurios bis zum Kopfschütteln hätte es dieser Film verdient, im Brockhaus unter der Kategorie Kettenreaktion zu stehen. Ein absolutes Meisterwerk, daß von den deutschen Behörden auf schändliche Weise gegängelt wurde. Das ist traurig und bestürzend, denn so was gibt’s nur einmal. Das kommt nie wieder.
Mittwoch, 21.12.2005/21:35 - 23:15 Uhr (zum wiederholten Male gesehen)
#915
Geschrieben 03. Januar 2006, 11:20
Regie: Christoph Stark
Liebes Tagebuch...
Das Erste hat an den quotenumkämpften Weihnachtstagen den Schwanz eingezogen. Am ersten Feiertag zum Beispiel schickte es einen weitestgehend durchschnittlichen Tatort ins Rennen. Wohl ahnend, daß dieser Programmplatz gegen konkurrierende Programme weniger Chancen hat, verheizten die Programmplaner lieber Durchschnittware als einen Film mit zufriedenstellenderem Ergebnis. Quotentechnisch hatten die Verantwortlichen den richtigen Riecher. Nur 4,5 Millionen Zuschauer wählten das Erste. Diese mußten sich dann mit einem standardisierten Allerweltskriminalfall zufrieden geben.
Im Keller einer Galerie wird ein Restaurateur ermordet. Hauptverdächtig ist sofort ein Mitarbeiter, weil dieser von den Ermittlern Blum und Perlmann (Mattes und Bezzel) rasch als Bilderdieb entlarvt wurde. Damit ist der Fall zwar nicht gelöst, aber die verzwickte Geschichte ist um ein paar inhaltliche Facetten reicher. Apropos inhaltliche Facetten: diese wurden hier nicht von den Kommissaren Blum und Perlmann aufgedeckt, sondern von den Kommissaren Zufall und Unglaubwürdigkeit als vorhanden bestimmt. Im Verlaufe der Geschichte werden so einige Hürden genommen, die ich als Zuschauer gedankenlos nicht hinnehmen kann. Da wäre zum Beispiel der Bilderdieb, der auf seiner Flucht einem wildfremden Mädel vors Auto läuft. Diese nimmt ihn nicht nur mit, sondern hilft ihm auch noch beim Verhökern seiner Bilder und natürlich verliebt sie sich auch noch in ihn.
Spannende Szenen werden also immer von vielen Ungereimtheiten überschattet und die auch sonst recht konventionelle Inszenierung verleitet mich zu keinen weitern Lobeshymnen.
Sonntag, 25.12.2005/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#916
Geschrieben 03. Januar 2006, 11:21
Regie: Jo Baier
Liebes Tagebuch...
Die Nächte zwischen dem Heiligen Abend und dem Dreikönigsfest werden in abgelegenen Gegenden des Bayerischen Waldes Rauhnächte genannt. Geister und Kobolde treiben in den verschneiten Wäldern ihr Unwesen und die Anwohner fühlen sich dabei gut beraten nach Sonnenuntergang ihren Hof nicht mehr zu verlassen. Auch sollte in diesen Nächten kein Wild geschossen oder Wäsche im Freien aufgehangen werden. In der heiligen (Rauh-)Nacht des Jahres 1930 hat sich laut Legende die hier dargestellte Geschichte zugetragen.
Ein Hausierer stellt in einem Dorfschuppen seine Kraxe unter, um einem kranken Mädchen auf einem entlegenen Berghof ein Weihnachtsgeschenk noch pünktlich zur Bescherung bringen zu können. Auf dem Weg zu besagtem Hof schließt sich dem Hausierer ein fremder Junge an. Keiner weiß, woher dieser kommt und ob ihn zu Hause jemand vermisst. Während der Hausierer und das stumme unbekannte Kind das Geschenk anliefern schnüffelt ein ziemlich nervöser Dorfbewohner in dem Schuppen an der Kraxe herum. Als sich unter den in Decken gehüllten Hausiererutensilien plötzlich etwas regt, schießt der verängstigte Bauernsohn. Was aber er unter der Abdeckung findet, als er diese zurückschlägt, erschreckt und verwirrt ihn noch mehr als das plötzliche Zucken der Decke. Er hat einen kleinen Jungen erschossen, der sich in der Kraxe versteckte. Nun mutmaßen die Dorbewohner, der kleine Junge sollte sie alle bestehlen, während diese in der Christmette sind. Auf den Hausierer fiele so mit kein Verdacht, da dieser ja den Heiligen Abend bei dem kranken Mädchen auf dem Berghof verbrachte. Also verhüllen sie das tote Kind in der Decke in der es starb und warten bis der Hausierer seine Utensilien wieder abholt. Am nächsten Morgen kehrt dieser zurück ins Dorf, schnallt sich die Kraxe um und zieht von dannen. Danach wurde der Hausierer nie wieder gesehen. Ob das tote Kind der Sohn des Hausierers war, wurde nie geklärt. Es kam nie zu einem Prozeß. So blieben die genauen Umstände dieser mysteriösen Ereignisse in der Heiligen Nacht des Jahren 1930 für immer im Dunkeln.
Jo Baier, neben Joseph Vilsmaier der Spezialist für realistische Heimatfilme, schuf ein düsteres Gruseldrama fernab jeglichem Winteridylls. In völlig abgeschiedenen Gegenden fristet die Landbevölkerung ihr tristes und eigenbrötlerisches Dasein. Fremde stoßen auf Ablehnung und werden als Eindringlinge angesehen. In ihrem ärmlichen und harten Dasein flüchten sie sich in Glaube und Aberglaube. In diesem düsteren Umfeld wird gelebt und gestorben. Jo Baier fing dies mit eindrucksvollen, eiskalten und verbitterten Bildern ein. Obwohl „Rauhnacht“ kein Gruselfilm im eigentlichen Sinne ist, macht sich sehr schnell eine ziemlich unangenehme Stimmung breit. Der Film ist durchtränkt von mystischen Symbolen und schürt auf geschickte Weise Ängste bei seinen Zuschauern. „Rauhnacht“ - tiefkühl Unwohlsein der ganz besonderen Art. Ideales Kontrastprogramm für den sonst vorherrschenden medialen Weihnachtsfrohsinn. Auch der Bayerische Rundfunk als blindes Huhn findet mal ein Korn und ich hab’s aufgepickt.
Sonntag, 25.12.2005/22:00 - 23:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#917
Geschrieben 04. Januar 2006, 11:52
Regie: Quentin Tarantino
Liebes Tagebuch...
Ich muß den Film „Kill Bill Vol. 1“ als Geschenk bezeichnen. Was Quentin Tarantino hier produzierte ist einfach umwerfend. Und das kann ich sagen, obwohl ich wahrlich kein Fan von Kung Fu und Material Arts bin. Dieser Genre-Mix ist aber so mitreißend, ereignisreich und vollgestopft mit guten Einfällen, daß ich nur mit viel Lob darüber sprechen will.
Erneut schlägt sich meine Kritik nur in dem Kampf zwischen der Braut und den Crazy 88 nieder. Der Wechsel von Farbe auf Schwarzweiß ist für mich trotz „Frank Miller’s Sin City“ nicht stilistisch gerechtfertigt. Das geht eindeutig auf das Konto der Disney-Mäuse, leider. Einfluß ist alles, und wer zuviel Einfluß hat, mischt sich nun mal allzu gerne in Dinge ein, die ihn nix angehen. Trotz dieser Einschränkung bleibt aber noch genügend (Bild-)Gewalt übrig und so ist und bleibt „Kill Bill Vol. 1“ superhartes Sensationskino, der spektakulärsten Art.
Montag, 26.12.2005/15:00 - 16:45 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#918
Geschrieben 04. Januar 2006, 11:52
Regie: Quentin Tarantino
Liebes Tagebuch...
Erster Kinobesuch: Enttäuschung ob des vielen Gelabers;
Zweiter Kinobesuch: Freude über die Vollendung der Story;
Erste DVD-Sichtung: Akzeptierung des Gelabers und der Unterschiede gegenüber „Kill Bill Vol. 1“, sowie vollste Zufriedenheit darüber, verstehen zu können, warum Bill gekillt werden muß.
Der Genre-Mix, der hier anders, aber weiterhin zielstrebig fortgeführt wird, führt mit dialoglastigen Pausen (Tarantinos vielgeliebte Charakterisierung der Figuren) zur finalen Vollendung. Mittlerweile bin ich vom abschließenden (Wort-)Gefecht zwischen David Carradine und Uma Thurman unwiderruflich zufrieden und vom Großteil des filmischen Rests natürlich auch, auch wenn sämtliche Charaktere unablässig Geschichten zu erzählen haben. Manche mögen Tarantino dafür lieben (Coole Sau, der Dings!). Ich aber halte solche Passagen in dieser Menge nicht für essentiell.
Aber keine Widerrede, lieber Lieblingsarbeitskollege! Großer Abschluß einer großen Geschichte. Akzeptiert man sie so wie sie ist, dann erkennt man das Gute darin. Denn, das Gute daran ist das Gute darin...
Dienstag, 27.12.2005/15:30 - 17:40 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
#919
Geschrieben 04. Januar 2006, 11:53
Regie: Hamo Beknasarjan
Liebes Tagebuch...
Weil Sejran mit seiner Verlobten Sussan vor der Hochzeit zu viel turtelte und damit die Familienehre seiner Braut befleckte, löst ihr Vater die Verlobung und verspricht sie dem reichen Rustam. Am Boden zerstört sieht Sejran nur noch eine Möglichkeit. Er läßt den Ehemann seiner Geliebten glauben, Sussan wäre ihm untreu. Rasend vor Eifersucht ersticht Rustam seine Frau - noch bevor Sejran erkennen kann, was für einen Fehler er gemacht hat.
Inhaltlich ein ziemlich konventionelles Liebesdrama, dessen Darstellung von folkloristischem Leben in einem fremden Land, in einer anderen Kultur zu einer vergangenen Zeit (circa 1910) Interesse weckt. Der Film ist relativ glanzlos gestaltet. Die Kamera ist meist starr montiert und Bildsprache, Schnitt und Überblendungen werden selten, dann aber wirkungsvoll eingesetzt. Gezeigt wird das ärmliche, harte Leben im verschneiten Armenien. Das wirkt nicht nur realistisch, sondern ist auch realistisch. Selbst bei Innenaufnahmen sieht man den Hauch der dick in Trachten eingepackten Darsteller, die aus heutiger und auch aus westlicher Sicht etwas befremdlich wirken. Dies fällt vor allen an den Extrem-Schnurrbärten und den dicken Mützen auf. Letztere erinnerten mich an die Perücke, die die Mutter von Doc Snyder trägt.
Mittwoch, 28.12.2005/12:20 - 13:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#920
Geschrieben 08. Januar 2006, 12:51
Regie: Tom Shadyac
Liebes Tagebuch...
Wenn Jim Carrey zur Grimassenparade einlädt, habe ich mich ziemlich schnell daran sattgesehen. Wie auch bei Jerry Lewis bevorzuge ich bei ihm doch eher die Ausflüge ins ernstere Fach. Von Ernst kann hier natürlich keine Rede sein. Das dies eine Unmenge von verzerrten Fratzen hin bis zum Gesichtskrampf bedeutet, war mir von vorne herein klar. So galt für mich: Erwartungen herunterschrauben und schauen, was kommt. Gute Einstellung, denn das was kam, trug doch eher zu meiner Belustigung bei, als daß es mich annervte. Schlechtes Benehmen in der Öffentlichkeit, natürlich frei von jeglichen Hemmungen, weiß ich mit Freude zu schätzen. An solchen Situationen im realen Leben beteiligt sein, mag bedeuten, vor Scham am besten im Boden versinken zu wollen. Geschieht es aber auf dem Schirm eines schicken TV Geräts, kracht vor Lachen des Lieblingsarbeitskollegen Couch.
Jim Carrey, getrieben von unglaublichem Bewegungdrang, hastet hier durch eine notdürftig zusammengeschusterte Geschichte, die aber bei weiten nicht so mager ist, wie es für (amerikanische) Komödien dieser Art oftmals als hinnehmbar befunden wird. Auch ist die Idee, einen Tierdetektiv bei der Arbeit zu zeigen, ziemlich reizvoll. Kann man die Geschichte doch mit allerlei herzallerliebstem Getier ausstaffieren und zusammen mit verrückten Scherzen die Herzen der Zuseher gleich doppelt gewinnen.
Mittwoch, 28.12.2005/21:05 - 22:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#921
Geschrieben 08. Januar 2006, 12:51
Regie: Peter Jackson
Liebes Tagebuch...
Peter Jackson auf dem Weg nach oben. Damals frisch entdeckt von Robert Zemeckis, darf er abermals mehr hantieren, als beim Vorgängerfilm. Mal sehen, wann er am Ende der Treppe angekommen ist. Könnte erstmalig ersichtlich sein, wenn hier in Kürze „King Kong“ zur Sprache kommt und wird spätestens dann feststehen, wenn das nächste Projekt von Jackson das Licht der Welt und das der Projektoren erblickt.
Zurück zu „The Frighteners“: Peter Jackson schafft abermals den Spagat zwischen Horror und Komödie, gepaart mit einer gut durchdachten Geschichte. Robert Zemeckis lieferte hierfür den nötigen Rückhalt und mit Sicherheit diverse schräge Ideen. Wenn die Kamera durch die Scheibe oder den Boden schwebt, dann riecht das förmlich nach Zemeckis. Zumindest tat es das damals. Heute kann das jeder, und macht es auch.
Temporeich, fast atemlos schreitet die Geschichte um einen selbsternannten Grimreaper voran. Michael J. Fox liefert eine großartige Abschiedsvorstellung (ich zumindest vermisse ihn!) und Dee Wallace Stone paßt ideal vor Linse der aggressiven Kamera. All das ergibt perfekt durchdacht und gestaltetes Horrorentertainment aller erster Güte. Nicht mal die teilweise mäßigen Computeranimationen können den Spaß trügen, obwohl ich gestehen muß, daß hier eindeutig der Schwachpunkt des sonst fast perfekten Filmes liegt. Gerne hätte ich mir hier eine Überarbeitung für die Neuveröffentlichung auf DVD gewünscht. Daß hätte niemandem wehgetan, auch nicht der Portokasse von Universal.
Freitag, 30.12.2005/13:30 - 15:30 Uhr (schon lange nicht mehr gesehen)
#922
Geschrieben 10. Januar 2006, 12:18
Regie: Woody Allen
Liebes Tagebuch...
Filmforen.de/Abteilung Nürnberg geht ins Kino. Auf dem Programm steht: „Match Point“. Das letzte Neue, was ich von Woody Allen sah war „Celebritiy“ und „Alle sagen: I love You“. Seit diesen Filmen sind aber schon Tonnen von Abwässern den Rhein hinunter geschwommen während Woody Allen selbst in den letzten Jahren zu Unrecht aus der deutschen Kinolandschaft verbannt wurde. Zeit für eine Rückkehr!
Ich persönlich entstamme ja der traumatischen Generation Wimbledon. Da freute sich damals der kleine Mr. Room immer auf tolles Kinderprogramm im Fernsehen und was lief? Wimbledon mit Boris Becker, Steffi Graf und meinetwegen Martina Navratilova, stets gepaart mit der Einblendung „Kinderprogramm entfällt“. So gewinnt man keine Sportfans! Bis heute ist Tennis im TV mit das Uninteressanteste, was überhaupt nur laufen kann. Wie sich die Zeiten doch ändern können. Wimbledon-Übertragungen spielen schon lange nicht mehr die erste Geige und Kinderprogramm am Nachmittag gibt es auch keins mehr - von Spartenkanälen mal abgesehen.
Zurück zu Woody Allen und seinem Tennisfilm. Für ihn und sein neuestes Werk akzeptiere ich gerne diesen Sport als Grundthema und ich will mir diesen ernsten Film auch anschauen, obwohl ich weiß, daß ich keine bergmansche Tragödie erwarten kann. Dreh- und Angelpunkt ist die Londoner Upper-Class, wie man in ihr aufsteigen, wie man in ihr aber auch fallen kann. Da mir Vergleichsmöglichkeiten fehlen, kann ich nicht beurteilen, ob der Verlauf der Geschichte, also der Aufstieg des Hauptdarstellers, realistisch oder glaubwürdig dargestellt ist oder ob dieser zu schnell und reibungslos erfolgt. Bald schon nimmt das Drama seinen Lauf. Jonathan Rhys-Meyers muß Lug und Trug managen um seine Fassade und seine erworbene Stellung in der Gesellschaft aufrecht zu erhalten. Woody Allen bringt seinen Hauptdarsteller ganz schön in die Bredouille. Verängstigt muß man nun die Gedankengänge verfolgen und die rücksichtslose Ausführung erdulden. Schon mal einen spannenden Film von Woody Allen gesehen, liebes Tagebuch? Ich nicht. In bester Norman-Bates-Manier fiebert man bei „Match Point“ mit Jonathan Rhys-Meyers mit und hofft, er möge nicht erwischt werden. Eine automatische Reaktion eines jeden Zuschauer, die es schafft, sich richtig schlecht zu fühlen. Spätestens hier bleiben einem die paar wenigen Scherze, die dieser Film bereithält, im Halse stecken. Zu böse, zu schwarz ist das, was Woody Allen hier fabrizierte. Ein Großteil des Publikums schien es aber nicht zu stören, daß es nach fortgeschrittener Laufzeit die ersten Leichen auf gar nicht nette Weise hagelte und lachte weiter.
Zu guter Letzt setzt Woody Allen der Schandtat noch die Krone auf. Alte Filmemacher-Regel: Laß den Film damit enden, mit was man ihn auch angefangen hat. Der finale Clou ist die Krönung dieser bitterbösen Geschichte. Genial!
Herr Allen, bitte bleiben sie in Europa! Wegen mir können sie auch weiterhin ihre Credits so eigenwillig häßlich erscheinen lassen. Immerhin haben sie ja schon den Dolby Surround entdeckt.
Netter Dialog:
Shauns Mutter: „Wieviele Zigaretten gedenkst Du heute abend noch zu rauchen?“
Sohn: „Eine Million!“
Freitag, 30.12.2005/17:20 - 19:25 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#923
Geschrieben 10. Januar 2006, 13:36
Regie: Peter Weissflog
Liebes Tagebuch...
Als der Pumuckl nach seiner langen Schiffsreise und dem Zwischenstopp in einer dritten Staffel seiner Serie nach München zurückkehrt muß er feststellen, daß die Werkstatt von Meister Eder verwaist ist. Wenn man große Teile seiner Kindheit mit Pumuckl-Schallplatten und -Cassetten verbracht, sowie die ersten zwei Staffeln der Fernsehserie liebgewonnen hat, sogar den ersten Kinobesuch anno 1982 dem kleinen Kobold zuschreiben darf, dann stellt zu der Beginn dieses Filmes doch eine „gewisse“ Traurigkeit ein („gewisse“ ist gut gesagt!).
Als Franz Eders Cousin Ferdinand (Hans Clarin) in die alte Werkstatt (erinnert charmant an den längst abgerissenen Schauplatz früherer Geschichten) kommt um den Nachlass zu regeln, schließt sich Pumuckl ihm an und sorgt im Anschluß dessen für altbekannte Verwirrungen in neuer Umgebung. Zum ersten Mal schenken Außenstehende (Christine Neubauer und sogar Eders ehemalige Putzfrau Erni Singerl) dem Dasein des Kobolds Glaubwürdigkeit und gemeinsam mit Ferdinand Eder können sie verhindern, daß Pumuckl als Zirkusattraktion verheizt wird und ein neues Zuhause in gewohnter Umgebung mit Spänehaufen, Schiffschaukel und Holzbettchen gewinnen kann.
Kindgerecht, erwachsenentauglich, ohne falsche Süßlichkeit und mit viel Lokalkolorit gewinnt die Neuauflage, aufgeppt mit netten Tricks und verbesserten Zeichentrick-Animationen, die Herzen der Zuseher. Auch wenn Pumuckls neue Stimme etwas gewöhnungsbedürftig ist. Clarins Gekrächze ist und bleibt unereichbar!
Heitertrauriges Wiedersehen mit der Kindheit und sollte es denn irgendwann mal wieder weitergehen muß man erneut auf zwei altbekannte Gesichter verzichten...
Samstag, 31.12.2005/11:05 - 12:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#924
Geschrieben 12. Januar 2006, 19:42
Regie: Edgar Wright
Liebes Tagebuch...
Frisch und gut gelaunt, randvoll mit guten Vorsätzen versammelten sich die restlichen Überlebenden der Silvesterparty vor Bü’s Fernseher und so startete das Filmjahr 2006. Dazu gab es Dijanas frischgepressten Kaffee. Unter diesen Umständen und mit diesem alt bekannten Film könnte der Jahresauftakt kaum besser vonstatten gehen.
„Shaun of the Dead“ ist und bleibt rundum gelungen und erwies an jenem Morgen Partytauglichkeit, auch wenn, strenggenommen, die Party schon lange vorbei und sie nur noch als Nachbeben in so manch einem Kopf zu spüren war.
Sonntag, 01.01.2006/11:45 - 13:20 Uhr (zum vierten Mal gesehen)
#925
Geschrieben 12. Januar 2006, 22:36
Regie: Andrew Adamson, Kelly Asbury, Conrad Vernon
Liebes Tagebuch...
Weiter geht’s mit leicht konsumierbarer Unterhaltung. „Shrek II“ ist da natürlich ein willkommenes Filmchen. Der Film bietet Spaß bis unter den Rand und erweist sich, ebenso wie sein Vorgänger als schier unerschöpfliche Quelle voller witziger Ideen, böser Details und politisch unkorrekter Scherze. Die Dreamworks-Crew hat den Dreh einfach raus. Sie nützen das Genre Animationsfilm in bester Manier, bleiben stets publikumswirksam, vernachlässigen aber nicht die konsequente Umsetzung diverser kranker Ideen. Große Klasse, großer Spaß.
Sonntag, 01.01.2006/16:45 - 18:15 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#926
Geschrieben 13. Januar 2006, 11:05
Regie: Ang Lee
Liebes Tagebuch...
Eigentlich ist es kein Wunder, daß „Hulk“ von seinem Publikum nicht mit offenen Armen empfangen wurde. Vielmehr ist er doch ein Anti-Blockbuster mit Anti-Action, der den durchschnittlichen Kinokonsumenten ziemlich schnell zu überfordern droht. Auf der anderen Seite wird es aber auch viele zufriedene Gesichter geben, die Ang Lee und Co für den Mut, „Hulk“ mal nicht regelgerecht zu erzählen, zujubeln.
Egal ob „King Kong“, „Titanic“ oder eben hier „Hulk“, das titelgebende Etwas darf zu Beginn erst mal keine Rolle spielen. Damit läßt sich noch Kasse machen. Doch „Hulk“ schießt über sein Ziel hinaus. Jenes wichtige Ziel, am Ende nicht einen guten Film produziert zu haben, sondern am Ende einen Film produziert zu haben, der Geld bringt. Künstlerisch ist der Film top. Der Rest war ein Flop. Womit ich nicht wirklich ein Problem habe, denn immerhin habe ich einen ungewöhnlichen Film gesehen, einen Independent-Blockbuster. Höchst unlukrativ aber durchweg überraschend.
Wenn jemand für mich den Bildschirm splittet, dann hat der die halbe Miete schon drin. Auch wenn man Gefahr läuft, durch die fortwährende Trickbelastung schnell übersättigt zu sein. Ein Gefühl was aber immer wieder gebrochen werden kann, denn manche Gimmicks kommen einfach zu überraschend. Wenn eingeschobene Fragmente plötzlich Teil des Bildes sind, kommt man ins Grübeln. „Hab ich das gerade richtig gesehen?“ Hätte ich den Film auf DVD gesehen, wäre das Betätigen der Rückwärtstaste auf der Fernbedienung einige Male unumgänglich gewesen. Auch sehr gelungen sind die Actionszenen. Schön bombastisch, aber teilweise, ich möchte fast sagen meditativ und extrem zurückhaltend fotografiert. Eigentlich ein Widerspruch in sich, der hier überraschend aufgehoben wird. Tolles Kino auf einem doofen Sender.
Sonntag, 01.01.2006/20:15 - 22:50 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#927
Geschrieben 13. Januar 2006, 11:23
Regie: Giuseppe Tornatore
Liebes Tagebuch...
Der Märchenonkel Giuseppe Tornatore öffnet sein Poesiealbum. In blumigen Bildern erzählt er die Geschichte von Malèna, der schönsten Frau in einer sizilianischen Kleinstadt zur Zeit des zweiten Weltkrieges. Während ihr auf der Straße alle Männer nachschauen und im Geiste tief seufzen, erhält Malèna von den Frauen in der Stadt nur garstige Blicke voller Neid und Eifersucht.
Auf Realismus legt Giuseppe Tornatore keinen Wert. Sein Film ist versponnener Traum voller Wunschdenken der Möglichkeiten auffährt, wie es auch hätte sein können, was auch hätte passieren könnten. Alles in allem ergibt das schönste filmische Dichtung voller Fantasie und frei vom Druck, etwas Unglaubwürdiges präsentiert zu haben. Malènas Zauber ist mal komisch, mal tragisch aber auf jeden Fall geheimnisvoll. Kein Wunder, daß bei den Männern in der Stadt und mit der Handlung selbst diverse Male die Pferde durchgehen. Hinzu kommt der Bände sprechende Gesichtsausdruck der unnahbaren Monica Bellucci.
Sonntag, 01.01.2006/23:20 - 00:50 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#928
Geschrieben 13. Januar 2006, 11:36
Regie: Dick Maas
Liebes Tagebuch...
Amsterdam ist nicht Hollywood, auch wenn Dick Maas das gerne hätte. So riecht seine Thrillerkomödie in erster Linie nach einer eher unsauber konstruierten Räuberpistole, in der sowohl die Polizei als auch die Grachtenbewohner nichts von dem Mord und Totschlag mitbekommen, der direkt vor ihrer Nase geschieht. Ein wenig weniger Kriminalismus hätte der Geschichte nicht geschadet und sie auch kaum weniger schräg aussehen lassen. Weil es aber hier ein bißchen zu bunt zugeht, schränkt das die Freude an „Do not disturb“ etwas ein. Aber eingeschränkt ist noch lange nicht verschenkt.
William Hurt, Chuckys Braut Jennifer Tilly und Denis Leary sorgen Kurzweil in Amsterdam und Dick Maas zeigt, daß er trotz inhaltlicher Schwächen, spannendes und temporeiches Unterhaltungskino produzieren kann. Nett!
Montag, 02.01.2006/00:50 - 02:25 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#929
Geschrieben 13. Januar 2006, 12:03
Regie: Jess Franco
Liebes Tagebuch...
Jess Franco lädt zum improvisierten Filmemachen. Diana Lorys wird von Mordvisionen in ihren Alpträumen geplagt. Scheinbar hilflos ausgeliefert dient sie darin als Todesengel der unlieb gewordene Mitmenschen beseitigt. Was sie nicht weiß, was aber für den gewieften Zuschauer von Anfang an klar ist: Diese Visionen beziehen sich auf reale Ereignisse hinter denen ihr Arzt Paul Muller und ihre Lebensgefährtin Colette Jack stecken. Alt bekanntes Thema - neu improvisiert.
Jess Franco macht sich mal wieder kaum Sorgen um den Inhalt seines Filmes und vertraut ganz dem Zufall und der Improvisation, welches am Set willkommene Dauergäste waren. So macht es jedenfalls den Eindruck. Sein Mix aus Traum und Realität, Rückblende und Gegenwart, alles locker aufs gerade Wohl gefilmt, kann zwar nicht die Klasse des ähnlich angehauchten Filmes „Necronomicon - Geträumte Sünden“ erreichen, für die eine oder andere Überraschung sind aber auch diese Alpträume zu haben, die nur des Nachts zu kommen scheinen. Auffallend hierbei ist, daß Gewalt stets außerhalb des Bildes geschieht. Man könnte das auf die defizitöse Kameraführung beziehen, weil diese wirklich oft out of focus irgendwo herumzoomt, nur nicht gerade da, wo es wichtig wäre. Aber schreiben wird das doch künstlerischen Freiheit zu, die hier mal wieder hemmungslos auf Zelluloid gebannt wurde. Total unperfekt, bizarr, experimentell und frei von jeglicher Rechtfertigung.
Montag, 02.01.2006/12:55 - 14:15 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#930
Geschrieben 13. Januar 2006, 17:11
Regie: Peter Jackson
Liebes Tagebuch...
Peter Jackson muß aufpassen, daß er nicht größenwahnsinnig wird. Nach der „Herr der Ringe“-Trilogie versuchte er erneut sein Schaffen und somit auch das Ergebnis zu steigern. Jetzt muß aber irgendwann mal Schluß sein, sonst nimmt das kein gutes Ende!
Mit „King Kong“ schrammt Peter Jackson gerade noch mal am Scheitern vorbei. Das hat vielerlei Gründe, ebenso wie es vielerlei Gründe hat, daß ein Scheitern sogar hätte möglich sein können.
Gründe, warum „King Kong“ hätte scheitern können:
Peter Jackson stand vor dem Problem, daß alles, was es aus dem 33er Film „King Kong und die weiße Frau“ zu adaptieren gab, mittlerweile schon in angemessenem Rahmen auf der Leinwand zu sehen war. Man denke nur mal an „Jurassic Park“. Wie im 33er Film kommen hier auch schön brav die Dinosaurer zum Zug. Das aber ist im computeranimierten Rahmen einfach keine Neuheit mehr. Weiteres Problem: Jackson wünschte sich richtig tolle Ureinwohner. Daß die ihre Fratze auch gerne mit Schulterblick in Richtung der aggressiven Schulterkamera strecken ist ja altbekannt und cool, daß sie aber in einer Festung hausen, die Tolkiens Welt entsprungen sein könnte, ist altbekannt und leider uncool. Mit dem Schneller-Höher-Weiter-Prinzip kam Jackson zwar mit „King Kong“ noch ein Stückchen weiter, als bei den Vorgängerfilmen, was aber leider nur mit „Herr der Ringe“-Lookalike geschehen konnte. Somit hat er sich selbst leider nicht neu erfunden, sondern nur gut kopiert. Noch mehr Schneller-Höher-Weiter-Geschichten: Auch wenn Peter Jackson selber noch nicht ganz größenwahnsinnig ist, seine Actionszenen sind es mittlerweile. Was er hier bietet ist bombastisch und sehr gut gemacht, aber in höchstem Maße anzweifelbar und kaum überlebbar. Und nicht nur Naomi Watts wird durchgeschüttelt bis die Wirbel knacken müssten. Weder Gummiball Ralf Schmitz noch sämtliche Artisten des chinesischen Staatscircus’ hätten den Mittelteil des Films überstanden. Aber bei all dem Radau vergisst man wenigstens, sich über die inhaltlichen Löcher Gedanken zu machen.
Gründe, warum „King Kong“ am Scheitern vorbei schrammt:
Das liegt vor allem daran, daß Peter Jackson neben seinem Faible für irre Actionszenen auch ein großer Visionär ist, der neben allem Geld der Welt auch alle Zeit der Welt zu haben scheint. In langen Einstellungen beobachten wir King Kong beim Flüchten oder Naomi Watts beim Getragenwerden. Hinzu kommt noch die Geschichte mit der Emotionalität. Gemäßigt kitschig, leicht humorvoll sowie mitreißend und zugleich reibungslos erzählt. Und weiter bleibt eine Menge Zeit fürs Charakterisieren der Figuren - sowohl für Menschen als auch für Affen. Letzterer ist natürlich eine echte Attraktion. Sauberst animiert, tragisch gezeichnet und trotz Größe und Furchteinflößung ein Held, den die Zuschauer lieben und seinen Niedergang schmerzlich mitverfolgen werden. So entsteht trotz Überfrachtung und Reizüberflutung echter und großer Kintopp, dem man gerne im Kino sehen mag. Ein paar kleine Insider-Jokes gab es als Sahnehäubchen. Ich kann mich an eine Modellstraßenbahn erinnern und den Hinweis auf Fay Wray, die gerade einen Film für RKO dreht. Der Lieblingsarbeitskollege entdeckte zudem im Keller des Kretschmann-Kahns einen Rattenaffenkäfig. Das ist doch mal schön! Ebenso, wie es schön ist, daß Filme von solch einem Format mit dem Schriftzug „A Wingnut Films Production“ beginnen.
Montag, 02.01.2006/20:30 - 23:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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