The Room-Files
#1501
Geschrieben 07. Mai 2008, 22:43
Regie: George A. Romero
Dear Diary of the Dead...
Der mittlerweile fünfte Zombie-Film von George A. Romero. Und wieder siedelt er ihn am Ausbruch der Plage an. Doch der Film ist ein weiteres Mal mehr als nur ein Remake Romeros eigener Untoten-Geschichte, weil er dieser Geschichte noch immer neue Aspekte abgewinnen kann und sie dieses Mal vollkommen anders in Szene setzt. Man bekommt den fertigen Dokumentarfilm „The Death of the Death“ zu sehen, in dem College-Studenten ihre ganz persönlichen Geschehnisse während der Auferstehung der Toten für eine etwaige Nachwelt festhielten. Einziges Zugeständnis Romeros an sein Publikum ist die spannende Musikuntermalung, die die Mockumentary hübsch gruselig unterstützt, auch wenn sie so wie sie ist, der Film-im-Film-Nachbearbeitung nicht entsprungen sein kann.
Kritiker werden sicher bemängeln, daß „George A. Romero’s Diary of the Dead“ trotz des kleinen Budgets in Sachen kreatives Töten nicht mit expliziten Schockszenen geizt. Horror-, Zombie- und Romero-Fans werden hierbei jedoch bei soviel Einfallsreichtum und der Dreistigkeit, fröhlich mit blutigen Details zu hantieren, ein paar Mal Bauklötze staunen. Außerdem ist der Film seinem Schöpfer überraschend spannend, wenn nicht sogar zähneklappernd unheimlich gelungen. Und daß, obwohl George A. Romero nie ein Meister der Spannung, eher ein Meister der Bedrohung und der Apokalypse inklusive gesellschaftskritischer Ansätze war und noch immer irgendwie ist. Sicher liegt das auch an dem noch immer funktionierenden Blair-Witch-Effekt, der hier, im Gegensatz zu „Welcome to the Jungle“, nicht einfach nur kopiert wurde. Aber man kann auch erkennen, daß Romero mit seinen 67 Jahren etwas gelassener dieses Projekt heranging. Manchmal scheint ihm ein regelrechter Schalk im Nacken zu sitzen, wo anderen höchstens die Altersmilde aus den Poren dringt. Gibt er doch seinem Film von Zeit zu Zeit eine herrlich selbstironische Note und läßt sogar munter frischen Klamauk a’la „Shaun of the Dead“ zu - dann zum Beispiel, wenn rigoros erklärt wird, daß Zombies sich gefälligst langsam zu bewegen haben, als der Amish Samuel zum Dynamit greift oder wenn die Film-im-Film-Sache erschreckend parodistische Züge annimmt, nur um kurz darauf wieder zur todernsten Ausgangsposition des Dilemmas zurückzukehren.
Inszenatorisch wirkt der Film kühn und absolut kompetent und steckt voller Ideen, wie man das Geschehen durch in der Szenerie vorhandene Kameras einfangen könnte. Großartige Endzeitszenarien sucht man hier vergebens. Weder waren diese bezahlbar noch letztendlich nötig. Der Zuschauer bekommt das Ende der Zivilisation im kleinen vertrauten Kreis mit, was schon ähnlich gut bei „Signs - Zeichen“ funktioniert hat.
Sonntag, 06.04.2008/22:40 - 00:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1502
Geschrieben 08. Mai 2008, 18:29
Regie: Dieter Pröttel
Liebes Tagebuch...
Viele Filme hat man gesehen, viele auch nicht. Manche zu recht, manche zu unrecht. Es wundert mich schwer, daß „Zwei Nasen tanken super“ zu den Filmen gehört, die ich (zu recht) noch nicht gesehen hatte - davon konnte ich mich nun überzeugen. Hatte ich doch alle Thomas Gottschalk & Mike Krüger Filme schon recht früh gesehen, als sie ganz neu und unbescholten über den Bildschirm flimmerten - mit Ausnahme dieses Machwerks, welches neben ein paar Kalauern hauptsächlich Langweile und endlos in die Länge gezogene und vollkommen unwitzige Gastauftritte (Jürgen von der Lippe/Hans-Werner Olm) zu bieten hat und damit einen Antiunterhaltungswert heraufbeschwört, der den Film für mich schon wieder interessant macht. Wahnsinn, daß man es hiermit mit einem einstigen Kinoerfolg zu tun hat.
Bei einer schäbigen Veranstaltung gewinnen Tommy und Mike einen Ausflug mit zwei Trikes, welchen die beiden Lebenskünstler natürlich sofort beginnen. Dumm nur, daß Gangster in den Trikes wertvolle Edelsteine (wahrscheinlich aus Glas) versteckt haben und so heften sich die Verbrecher an Tommy und Mikes Fersen, spüren sie ohne Probleme an den unmöglichsten Orten wieder auf um das Diebesgut zurückzufordern. Doch Tommy und Mike haben die Steine schon an ihre Herzensdamen verschenkt und müssen sie nun zurückholen. War es eine alte Schulweisheit, die besagte, geschenkt wäre geschenkt und wiedergenommen gestohlen?
„Zwei Nasen tanken Super“ versucht also nicht nur komisch, sondern allen Ernstes auch noch spannend zu sein. Dadurch erscheint er gleichzeitig unfreiwillig unkomisch und unfreiwillig komisch, was gepaart mit der Langweile und der dilettantischen Inszenierung einen seltsamen Effekt bewirkt.
Peinlichster Höhepunkt: das traurige Gangstersyndikat mit Thea Gottschalk und Produzent Karl Spiehs mit Gagastimme an der Spitze.
Lustigster Höhepunkt: Thomas Gottschalk wird für einen Künstler gehalten und muß „seine“ Vernissage eröffnen.
Mittwoch, 09.04.2008/21:00 - 22:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1503
Geschrieben 15. Mai 2008, 18:40
Regie: Luc Besson
Liebes Tagebuch...
Ich hatte vollkommen vergessen wie verrückt „Das fünfte Element“ als Film in Erscheinung tritt, wie kompliziert die eigentliche Geschichte aufgebaut ist und wie schwer zugänglich er eigentlich für ein normales Publikum sein müßte, aber trotz allem richtig erfolgreich war.
Weil der ganze Film an sich recht verrückt gestaltet ist, stört es nicht weiter, das die Tatsache vom Ende der Welt und wie man es um x-hundert weitere Jahre hinauszögern kann, vollkommen aus den Fingern gesaugt erscheint. Der Rest der Geschichte läßt sich auf die Jagd nach den Elementssteinen der Operndiva Plava Laguna (das Gebiss kenn ich doch von irgendwo her?) reduzieren. Das ist nicht viel für 120 Minuten an Film, aber diese Erkenntnis stört ebenso wenig wie der Umstand, was für Zufälle nötig waren, damit Bruce Willis und Milla Jovovich sich gemeinsam auf die Suche der besagten Steine machen können. Der vom Stapel gelassenen Effekt- und Ereignisoverkill läßt keine Fragen zu. Auch der ganze inhaltliche Wirrwarr, ebenfalls vollkommen an den Haaren herbeigezogen, erhält seine Absolution. Und zwar nicht nur durch die großen Schauwerte sondern auch durch die hyperaktiven Slapstickeinlagen, welche amüsant und vor allem abwechslungsreich und unkonventionell ablaufen.
Mit seinen zehn Jahren auf dem Buckel hat „Das fünfte Element“, ehemals supermodern, natürlich auch schon einen gewissen Alterscharme angesetzt. Viele Action- und Tricksequenzen würden heute so nicht mehr auf der Leinwand zu sehen sein. Aber das läßt den Film heute in keinster Weise alt oder überholt aussehen, es sei denn, das kleinste Fünkchen Nostalgie verdirbt einem schon den Spaß.
Freitag, 11.04.2008/19:55 - 21:55 Uhr (zum wiederholten Male gesehen)
#1504
Geschrieben 15. Mai 2008, 18:41
Regie: John Paizs
Liebes Tagebuch...
Über einer idyllischen amerikanischen Kleinstadt, wo das Leben nicht besser, nicht ruhiger, nicht heimatverbundener sein könnte geht ein böser Meteorit samt lebendem Inhalt nieder. Wie gut, daß gerade ein berühmter Atomphysiker zu Gast ist. Zwar weiß der sich auch nicht so recht zu helfen, aber alle Frauen im Ort fühlen sich in seiner Nähe um einiges sicherer.
Diese Parodie auf die Science-fiction-Filme der 1950er Jahre stellt sich im Originaltitel der Frage, wer denn wirklich an der Spitze der Nahrungskette steht und der deutsche TV-Titel liefert die Antwort: „Auch Marsmenschen haben Hunger“.
Ähnlich wie bei „Die Dämonischen“, „Das Dorf der Verdammten“ oder, vor kurzem erst gesehen, „Brennender Tod“ erscheint die Bedrohung der Menschheit erst ganz zum Schluß in persona auf dem Bildschirm. Meist tat man dies damals um die Spannung aufrecht zu halten, was den freudigen Effekt mit sich brachte, daß auch die finanziellen Aufwendungen kleiner ausfielen. Auch dem sehr billig produzierten „Top of the Food Chain“ kommt dieser Umstand zu Gute, denn dadurch konnte er wahrscheinlich überhaupt erst entstehen und er nützt die Zeit bis zum Erscheinen der extraterrestrischen Bedrohung perfekt - nicht um Spannung aufzubauen, sondern um eine Vielzahl herrlich trockener parodistischer Höhepunkte zu kreieren, meist aus todernsten und vollkommen sinnfreien Dialogen der hervorragend guten Darsteller (unter anderem mit dabei: Campbell Scott) geboren. Schon allein wenn Ortsnamen in den Mund genommen werden, erreicht der Film höchste Unterhaltungsqualitäten und der satirische und parodistische Faktor erreicht dabei locker und elegant die Treffsicherheit von „Fido“.
Samstag, 12.04.2008/12:30 - 13:55 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1505
Geschrieben 15. Mai 2008, 18:43
Regie: Brian de Palma
Liebes Tagebuch...
Daß dieser Film gefloppt ist, ist nun wirklich kein Wunder. Brian de Palma hat so ziemlich alles getan um ihn so grässlich wie möglich zu machen, angefangen bei Melanie Griffiths Piepsstimme, weitergehend über die aggressive Kameraführung und die überzeichneten Charaktere, endend in einem ironischen Spiel um Wahrheit und Lüge inklusive Überschreiten diverser Tabugrenzen in Richtung Antisemitismus und der Aufstellung der Frage, wie viel Narrenfreiheit eine Randgruppe hat. Auf viel Gegenliebe seitens des Publikums konnte man da erwartungsgemäß nicht hoffen, noch dazu weil „Fegefeuer der Eitelkeiten“ keine anständige Satire sondern eine Art grelles Persiflagedrama ist.
Also, warum mag in den Film noch immer, obwohl mir auffiel, daß ich mit dem Abstand eines guten Jahrzehnts seinem Inhalt etwas kritischer gegenüberstehe und mich nicht vom bloßen Anblick dreier (zum Teil ehemaliger) Hollywoodgrößen und optischer Schauwerte blenden lasse? Vielleicht weil ich den Mut honoriere, wie offenherzig der Film darstellt wie leicht man eigene Interessen ohne Rücksicht auf Verluste ins rechte - nicht ins rechtsradikale, nein, ins richtige Licht rücken kann. Das macht den Film klüger als es bei oberflächlicher Beobachtung den Anschein macht. Und sicher mag ich den Film auch weiterhin, weil Brian de Palma ihn als Spielweise für seine immer wieder überraschend eingesetzten altbekannten Sperenzchen benutzt, die, wenn man diese bemerkt, zur Freude verleiten.
Sonntag, 13.04.2008/14:30 - 16:30 Uhr (schon ewig nicht mehr gesehen)
#1506
Geschrieben 17. Mai 2008, 08:40
Regie: Gilbert Adler
Liebes Tagebuch...
Weil niemand seine Tintenfischspieße schätzt, steht das Diner von Christopher Reeve kurz vor dem Aus. Wie gut, daß er einen engagierten Kellner hat, der kurzerhand den ungeliebten Vermieter (Meat Loaf) abfängt, zu Fleischklöpsen verarbeitet und bei den nichtsahnenden Gästen für ein Geschmackswunder sorgt - ganz ohne Glutamat. Christopher Reeve sitzt in der Zwickmühle, denn er kann seinen Mitarbeiter schlecht stoppen und für einen Gang zur Polizei ist es bereits zu spät.
Die vielen schwarzhumorigen Kannibalismusdetails erfreuen, aber die geradlinige Inszenierung und die schwache Synchronisation enttäuschen. Schön, daß die Chefin des Diners am Ende das Ruder herumreißen und den Kopf ihres Mannes aus der Schlinge ziehen kann, auch wenn das etwas holprig vonstatten geht, weil bei 25 Minuten die Zeit für sauber ausgearbeitete Plottwists zu knapp bemessen ist.
Mittwoch, 16.04.2008/22:00 - 22:25 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1507
Geschrieben 17. Mai 2008, 08:41
Regie: Peter Medak
Liebes Tagebuch...
Um seine Radiosendung vor der Absetzung zu retten, verläßt ein gealterter Moderator (David Warner) sein Studio um vor Ort aus dem Haus einer seiner Anruferinnen zu senden.
Von der etwas ungelenken Umsetzung, eine Radioshow nicht im Studio sondern vor Ort stattfinden zu lassen mal abgesehen, entstand unter dem harmlosen Titel „Der Nachfolger“ eine nicht nur prominent besetzte (Zelda Rubinstein, Twiggy), sondern vor allem auch schön bizarre Geistergeschichte.
Mittwoch, 16.04.2008/22:30 - 22:55 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1508
Geschrieben 17. Mai 2008, 08:41
Regie: Alejandro Jodorowsky
Liebes Tagebuch...
Ich fand die Tatsache „The Holy Mountain“ live im Fernsehen erleben zu können regelrecht spektakulär und deshalb ergriff ich diese einzigartige Chance und richtete meine Abendplanung so aus, daß der Tag mit Alejandro Jodorowskys Meisterwerk enden konnte.
Die hier präsentierte Version, wohl basierend auf dem Master der US-DVD, ist nun endlich qualitativ zufriedenstellend. Ich kannte den Film bisher nur von einer englischen Videokassette und der noch unzufriedenstellenderen DVD aus Italien. So sah ich „The Holy Mountain“ aka „Montana Sacra - Der heilige Berg“ zum ersten Mal komplett in satten Farben, in scharfen Bildern und in ungeschnittener Länge - und er hat mich schlichtweg umgehauen. Nicht zum ersten, sondern ein weiteres Mal.
Sicher läßt sich darüber diskutieren, welche Filme auf dem Arte-Sendeplatz ‚Trash’ wirklich der Kategorie ‚Müll’ zugeschrieben gehören und welche nicht. Vielleicht ist der Name des Sendeplatzes nur ein wenig unglücklich oder reißerisch gewählt und wäre mit ‚Midnight Movie’ besser umschrieben. „The Holy Mountain“ als Trash zu bezeichnen verursacht bei mir jedes Mal einen leichten Stich in der Magengegend. Obwohl der Film (jetzt endlich) knallbunt in Erscheinung tritt und manche Details in Sachen künstlerische Darstellung ein wenig übers Ziel hinausschießen und unfreiwillig komisch erscheinen (der Geburtsroboter zum Beispiel), überwiegt doch die symbolische Bildersprache, die mit viel Geld vom Produzenten und noch mehr Ideen vom Regisseur hier eine kaum überbietbare Ausdruckskraft erreicht und dem Zuseher auf eine spirituelle Reise, jenseits sämtlicher Bewusstseingrenzen schickt. Was „The Holy Mountain“ einem vor Augen führt ist atemberaubend, umwerfend und einzigartig. Ein großes Kunstwerk, eine große Erfahrung!
Freitag, 18.04.2008/23:35 - 01:25 Uhr (zum wiederholten Male gesehen)
#1509
Geschrieben 18. Mai 2008, 00:26
Regie: Gloria Behrens
Liebes Tagebuch...
Ein Remake ist die bewusste Neuverfilmung eines bereits als Film existierenden Stoffes, meist inklusive eines Hinweises auf die Erstverfilmung. Alles andere wäre ein Plagiat und rechtlich nicht abgesichert. Was aber, wenn so ein Vorgang ‚hausintern’ vollzogen wird? Hatte nicht Rudi Carrell in ernsten Gesprächsrunden gerne immer wieder erwähnt, daß man dem Publikum seine Scherze alle zehn oder zwanzig Jahre neu vorsetzen kann? In diesem Fall hat es nun gute dreißig Jahre gedauert und aus der Kinoklamotte „Wenn jeder Tag ein Sonntag wär“ wurde eine weitere Folge aus der Traumhotel-Reihe der Lisa-Film.
Dorothea von Siethoff (Ruth-Maria Kubitschek) schickt ihren Neffen Markus Winter (Christian Kohlund) in ihr Hotel auf Mauritius, wo er inkognito als ein gewisser Herr Meier überprüfen soll, ob die kommissarische Direktorin Tina Berger (Anica Dobra) für den Job der offiziellen Hotelchefin geeignet ist. Natürlich bekommt Tina Berger von dem Spionageversuch Wind und wappnet sich. Gut, daß sie erfahren hat, daß ‚Herr Meier’ eine verbundene Hand hat, wodurch er sicher leicht am Flughafen zu identifizieren wäre. Aber es kommt wie es kommen mußte: Kaum ist Markus Winter in Mauritius gelandet, ist seine Hand verheilt und noch auf dem Flugfeld nimmt er sich den Verband ab, während Pastor Meier (Heio von Stetten) an ihm vorbeischlendert, der die Reise bei einem Preisausschreiben gewonnen und sich vor lauter Freude darüber den Orgeldeckel auf die Hand fallengelassen hat. So muß er mit Verband in den geschenkten Urlaub starten...
Ganz ehrlich, ich habe mir schon ein wenig die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen, als die Lisa-Film hier völlig unerwartet die Uraltgeschichte von der heimlichen Hotelinspektion ausgegraben hat, so wie sie schon damals mit Georg Thomalla in „Wenn jeder Tag ein Sonntag wär“ und sicher einem Dutzend weiterer Film selber Herkunft, selber Bauart zu sehen war. Aber es kommt noch dicker: Damals waren es Rose Renée Roth und Heinz Reincke, die als Mutter-Sohn-Gespann für die Hoteldirektoren gehalten wurden und von allen Angestellten hofiert wurden. Heinz Reincke war ein rechtes Muttersöhnchen und wurde von seiner kriminarrischen Mutti stets nur ‚Bubi’ gerufen. Nun ist Ilse Neubauer die Mutti, die ihren Sohn (Alexander Lutz) stets nur ‚Bubi’ ruft - auch wenn dieser nicht für den Hotelinspektor gehalten wird. Dafür kam er mit einem ganz bestimmten Ziel nach Mauritius, nämlich um dort seine frisch geschwängerte Freundin (Elisabeth Lanz) zu ehelichen, und um seine Mutter damit zu überraschen. Wird Mutti ihrem Bubi das verzeihen?
Für Tina Berger kommt es derweil ganz dicke. Der echte Pastor und scheinbare Hotelspion macht einer ihrer Mitarbeiterinnen schöne Augen und spielt dabei seine ‚Rolle’ so gut, daß er zustimmt Bubi und seine Holde zu trauen. Für den vermeintlichen Preisausschreibengewinner Herrn Meier/Markus Winter endet der Tag im überbuchten Hotel im Dienstbotentrakt, nachdem er Tina Berges Sohn hundertmal das Leben gerettet hat, weil seine Mutter scheinbar zu viel um die Ohren hat, bei den Versuchen das Hotel zu leiten. Und dann steht auch noch das Siegerfest/das Segerfest/das Seegear-Fest (weiß der Kubitschek-Kuckuck, wie man das schreibt oder was es bedeutet) vor der Tür, für das doch alles perfekt vorbereitet sein muß.
Mit deutlich mehr Humor in der ersten Hälfte, als bei den anderen/späteren Filmen der Reihe startet „Verliebt auf Mauritius“ um sich dann in belanglosem Liebesgeplänkel mit ziemlich großen Handlungslöchern der eigentlich ganz überschaubaren drei Handlungsstränge zu verheddern. Hier wird deutlich, daß der Film halt doch fernab eines Studios abgelichtet wurde, wo man einfach nicht die Möglichkeiten hat, alles sorgfältig zu planen und umzusetzen. Spaß gemacht hat sie trotzdem, diese abermals superkitschige, supertrashige, zweite Folge aus der Traumhotel-Reihe.
Samstag, 19.04.2008/17:10 - 18:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1510
Geschrieben 20. Mai 2008, 20:13
Ein Film von Wim Wenders
Liebes Tagebuch...
Da war sie also, Wim Wenders’ vielerorts preisgekrönte und hochgelobte Dokumentation über die Musik aus Kuba und die noch (damals) noch lebenden Urgesteine, die diesen Klängen über lange Jahre hinweg treu geblieben sind. Er lag direkt vor mir, am Samstagabend zur besten Sendezeit: der „Buena Vista Social Club“.
Erst mal muß ich anmerken, daß es sehr schade ist, daß Wim Wenders seinen Film nur auf digitalem Material gedreht hat, was ihn teilweise etwas unprofessionell aussehen und die vielen schwebenden Steadycam-Aufnahmen nur halb so eindrucksvoll erscheinen läßt. Aber trotz dieses Mankos schaffte es der Film nach und nach Begeisterung über das Gezeigte in mir aufflammen zu lassen, weil „Buena Vista Social Club“ nicht nur musikalisch angenehm an laue Sommerabende erinnert, sondern auch die portraitieren Musiker ganz nah an mich als Zuschauer herantreten läßt. Die immer faszinierender werdende Reise endet in New York bei einem Konzert in der Carnegie Hall, was dem clever aufgebauten Film ein wunderbares Finale beschert und die Erinnerung an ihn wach halten wird.
Samstag, 19.04.2008/20:15 - 21:55 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1511
Geschrieben 23. Mai 2008, 11:43
Regie: Kaspar Heidelbach
Liebes Tagebuch...
Köln ist auch nur ein Dorf und deshalb ist Müllsammler Willy, der bei Max Ballauf um die Ecke wohnt, ein wichtiger Zeuge in einem Mordfall geworden. Auf einer Halde wird nach einem Brand eine zerstückelte Leiche gefunden. Die Kommissare Ballauf und Schenk haben zuerst die Müllmafia im Verdacht, ermitteln aber wenig später im privaten Umfeld des Müllplatzbetreibers und in den Gewächshäusern einer nahegelegenen Gärtnerei, deren Chefin seit kurzem als vermisst gilt.
Der durchweg von sympathischen Darstellern (Wotan Wilke Möhring, Frederick Lau, Hans Diehl und Hildegard Krekel) getragene Film enttäuscht jedoch durch seine konstruiert wirkende Geschichte, die zu viele Hacken schlagen muß um zu einem Ende zu gelangen.
Sonntag, 20.04.2008/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1512
Geschrieben 23. Mai 2008, 11:45
Regie: Roger Corman
Liebes Tagebuch...
Nachdem ich vor kurzem die gute, nein, sehr gute Idee hatte, mir bei eBay für 2,00 € inklusive Versand das Buch „Der Untergang des Hauses Usher und andere Geschichten von Schönheit, Liebe und Wiederkunft“ zu ersteigern, war nun die Gelegenheit kaum besser Roger Cormans filmische Version „Die Verfluchten“ anzuschauen, weil ich eben jene Hauptgeschichte des Buches Anfang der Woche zu Ende las.
Was dem Film nicht gelingt ist die Klärung der Tatsache, wer nun alles im Hause Usher dem Wahnsinn verfallen ist, beziehungsweise Roger Cormans Version beschwört diese Frage erst herauf, da Vincent Price als Roderick Usher ein irrsinniges Minenspiel auffährt, während seine Schwester als Unschuld vom Lande nur eingeschüchtert im Bett liegt weil man ihr dort erzählt hat, daß sie auch nicht ganz richtig im Kopf sei. Aber das bißchen Katalepsie reicht als Grund für vollkommene geistige Umnachtung seiner Schwester nicht aus, auch wenn Roderick Usher da anscheinend ganz anderer Meinung ist.
Im Buch steht also fest, daß die Bewohner des Hauses derer von Usher verflucht sind, während sich im Film der Fluch als Wahnsinn auf das Familienoberhaupt konzentriert. Das macht den Film im Gegensatz zum Buch zwar logisch anfällig aber nicht minder gruselig. Knallbunte Traumvisionen, nebenverhangene Sets, finster dreinschauende Darsteller und höchst verstörend wirkende Bilder an den Wänden sorgen für mächtig viel Atmosphäre und gänsehäutige Unterhaltung.
Donnerstag, 24.04.2008/20:35 - 21:50 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1513
Geschrieben 09. Juni 2008, 18:28
Regie: Dario Argento
Liebes Tagebuch...
Wie so oft frage ich mich auch hier, welcher Teufel Dario Argento beim Schreiben von „Phenomena“ geritten hat. Ist der Film wirklich schlecht, weil die Geschichte so unglaublich an den Haaren herbeigezogen wirkt? Ist der Film wirklich schlecht, weil die deutsche Synchronisation lieblos erklingt und Jennifer Connelly damals noch nicht oscar-reif war? Ist der Film wirklich schlecht, weil sich Dario Argento kaum um die Handlung schert und hauptsächlich damit beschäftigt zu sein scheint, diese möglichst effektiv darzustellen? Bitte, wer meint, daß alles würde „Phenomena“ zu einem schlechten Film machen...
Ich betrachte den Film hauptsächlich als abenteuerliche Reise in die alptraumähnlichen Abgründe einer Horrorgeschichte, die aus so vielen einzelnen Untergenres zusammengewürfelt wurde, was zwar eine leicht verwirrende Blutsuppe ergibt, die aber so einfalls- und abwechslungsreich in Szene gesetzt wurde, daß man stellenweise vollkommen verblüfft und begeistert das Geschehen verfolgt und milde darüber hinweg sieht, welche verquere Haken die Geschichte von Zeit zu Zeit schlägt. Im Alptraum herrscht nun mal Ausnahmezustand und mehr als ein filmisch gewordener Alptraum will „Phenomena“ wohl auch nicht sein.
Samstag, 26.04.2008/20:45 - 22:35 Uhr (zum wiederholten Male gesehen)
#1514
Geschrieben 09. Juni 2008, 18:28
Regie: Lars Büchel
Liebes Tagebuch...
Obwohl vollkommen klar ist, daß der Film im östlichsten Ostdeutschland spielt, vermittelt er nie den Eindruck, den Filme sonst vermitteln, wenn sie in einer Ecke wieder dieser angesiedelt wurden. Zwar will er sozialkritisch sein, aber nicht realistisch. Diese Entscheidung der Autoren und Produzenten liefert „Jetzt oder nie - Zeit ist Geld“ den Freibrief für seine schrullige Mär über drei alte Damen (Gudrun Okras, Elisabeth Scherer und Christel Peters), die von einem Geldinstitut geprellt und vom Sozialsystem im Stich gelassen wurden und so einen Banküberfall durchziehen, dafür sogar ins Gefängnis gehen, vorher aber den Zaster gut gesichert verschwinden lassen können. Zu schön um wahr zu sein!
Film wird hier als Produkt der Phantasie angeschaut. Das Ergebnis ist anrührend, verschroben amüsant, in Nebenrollen prominent besetzt, wird aber hauptsächlich von dem unbeschwert agierenden Damentrio im hohen Rentenalter getragen.
Sonntag, 27.04.2008/01:10 - 02:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1515
Geschrieben 09. Juni 2008, 18:28
Regie: Wolfgang Reitherman
Liebes Tagebuch...
Das war er also, einer der größten Zeichentrickklassiker aus der Disney-Schmiede. Völlig unspektakulär plätscherte er 75 Minuten lang ohne lauten Klamauk, ohne gefühlsduselige Weinerlichkeiten und ohne großartige Actionszenen dahin, erzählt die Geschichte von Mowgli, dem Menschenkind, daß im Urwald bei den Wölfen aufwächst und vom Panther Bagheera und dem Bären Baloo zu den Menschen zurückgebracht werden soll, nachdem der gefräßige Tiger Shere Khan wieder in den Dschungel zurückgekehrt ist.
Die Geschichte ist episodenhaft angelegt. Auf der unfreiwilligen Reise zurück zu den Menschen trifft Mowgli allerlei Getier. Linkische Affen, eine hypnotische Schlange und vom Militär faszinierte Elefanten. Ich bezweifle, daß so ein harmloser Film heute noch Erfolg haben könnte, aber irgendwie hat er es geschafft sich in die Herzen des Publikums zu befördern, und auch ich war von den netten Animationen und der gemütlichen Erzählweise recht angetan.
Sonntag, 27.04.2008/14:50 - 16:05 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1516
Geschrieben 16. Juni 2008, 18:24
Regie: Michael Gutmann
Liebes Tagebuch...
Nach einer Firmenpleite kehrt ein Exil-Münchner nach 40 Jahren aus den USA nach Bayern zurück und kaum angekommen findet man, nachdem man sein Auto mitten von der Maximilianstraße weggeschleppt hat, in dem Handschuhfach Indizien für einen Mord, der vor 40 Jahren unaufgeklärt ad acta gelegt wurde.
Parallel zu den wiederaufgenommen Ermittlungen, die von Ivo Batic und Franz Leitmayr angeführt werden und die noch immer ihrem ausgeschiedenen Kollegen Carlo Menzinger nachtrauern, wird in schicken, aufwendig ausgestatteten Rückblenden in Schwarzweiß der unaufgeklärte Mord an dem Animiermädchen Gina Exner erzählt. Menzinger-Ersatz erhält das Kommissarsduo in Form des Altersteilzeitlers Hubert Würzbauer, der jedoch von den neumodischen Ermittlungsmethoden seiner beiden Kollegen nicht viel hält, wenig später aber als Computerspezialist im Rentenalter entlarvt wird. Und außerdem scheint er viel mehr über den Mord in Schwarzweiß zu wissen, als es Anfangs den Anschein machte.
Die Geschichte und das Drehbuch sind clever eingefädelt. Das Ergebnis ist spannend, einfallsreich, höchst kurzweilig und beachtlich in Szene gesetzt, auch wenn mal als Zuschauer relativ schnell Lunte riecht, was aber die Lösung des Falls trotzdem nicht beinhaltet. Und wegen all diesen Gründen ist „Tatort: Der oide Depp“ eine außergewöhnlich gute Folge dieser Krimireihe geworden.
Sonntag, 27.04.2008/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1517
Geschrieben 16. Juni 2008, 18:25
Regie: Gregor Schnitzler
Liebes Tagebuch...
Die Fernsehpremiere von „Die Wolke“ liefert mal wieder den Beweis, daß das Erste Deutsche Fernsehen regelrecht Angst hat, anspruchsvolle Filme zu zeigen und dabei war dieser Film noch nicht mal vom Sender selbst mitfinanziert, sondern für sicherlich nicht wenig Geld eingekauft worden. 2007 erhielt „Die Wolke“ den Bayerischen Filmpreis für den besten Kinder- und Jugendfilm und Das Erste hat nichts Besseres zu tun, als ihn zu mitternächtlicher Stunde zu zeigen. Wahrscheinlich auch, weil das Thema wohl zu ernst für den Sendeplatz wäre, wo man den besten Kinder- und Jugendfilm sonst aufgeführt hätte: an einem x-beliebigen Feiertag kurz nach 13:00 Uhr...
Der Film beschwört die Tatsache eines möglichen Supergaus mitten in der deutschen Provinz herauf. Plötzlich erklingen von überall die Sirenen und melden ABC-Alarm. Panik bricht aus, Gerüchte über einen Störfall im nahegelegenen Atomkraftwerk machen die Runde und werden wenig später vom Rundfunk und der Polizei bestätigt. Es beginnt eine Massenflucht. Zuerst per PKW, und als alle Straßen endgültig verstopft sind, wollen die Menschen mit dem Zug die Gegend verlassen, während am Horizont bedrohlich ein radioaktiv verseuchtes Unwetter aufzieht. Das Szenario ist beängstigend dargestellt. Es wurden keine Kosten und Mühen gescheut um die Massenpanik möglichst bildgewaltig erscheinen zu lassen, während die tricktechnisch außerordentlich clever umgesetzte Wolke sich nähert. Mittendrin, die junge Hannah, die zusammen mit ihrem kleinen Bruder auf dem Fahrrad zum Bahnhof flüchten will.
Als wäre die Massenpanik nicht schon beunruhigend genug, schreckt der Film nicht vor drastischen Szenen zurück. Die Wolke und die Umstände ihres Herannahens bringen Tod und Verderben in den Landstrich und in die kleine Welt von Hannah, die frei vom Kitsch glücklicher Umstände die volle Breitseite des Unglücks erwischt.
In der letzten halbe Stunde des Film wird das Leben nach der Wolke geschildert, wie die Menschen krank werden, sterben oder versuchen in ihr ehemaligen Leben zurück zu kehren. Hier kommt der Film leider nicht über das unrhythmische Aneinanderreihen von einzelnen Momentaufnahmen heraus, was alles in allem lange und nicht so anrührend wie in, zum Beispiel, „Wenn der Wind weht“ erscheint und den Gesamteindruck des sonst so energisch durchbohrenden Filmes etwas abschwächt.
Montag, 28.04.2008/00:05 - 01:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1518
Geschrieben 23. Juni 2008, 17:56
Regie: Julian Schnabel
Liebes Tagebuch...
Ein ganz besonderer Film an einem ganz besonderen Abend. Sicher hätte ich mir am Vorabend meines Geburtstages auch leichtere Kost zu Gemüte führen können, wählte aber „Schmetterling und Taucherglocke“ weil ich erstens, nicht wußte, wie lange er noch gezeigt werden würde und zweitens, weil ich meinen für diese Woche gewählten Vorsatz „Jetzt gönn’ ich mir mal was!“ unbedingt einhalten wollte. Was gäbe es da Besseres, als einen, wenn auch tragischen, aber an allen Ecken hochgelobten Film, der immer wieder von Worten wie ‚Muß man gesehen haben!’ begleitet wurde.
Sicherlich gibt es angenehmere Dinge, als die bedrückend dargestellten Erlebnisse eines Wachkoma/Locked-in-Syndrom-Patienten zu sehen, ja, sie sogar zu erleben, denn das erste Drittel des Filmes sieht man komplett nur aus seiner einäugigen Perspektive, was einem echt ziemlich an die Nieren geht. „Schmetterling und Taucherglocke“ ist kein Film, der seine Zuschauer sachte an die Geschichte ranführt. Ohne, daß man sich wehren kann, wird man ins eiskalte Wasser geworfen und viel Zeit muß vergehen, bis man zusammen mit dem Hauptdarsteller einen kleinen Schritt zurück in die Welt machen kann. Hier öffnet der Film sein Spektrum, seine Erzählpositionen und der Hauptdarsteller seinen Geist, denn anders kann er nicht mehr reisen.
Es wäre ein Frevel wenn man, etwas weiter im Film drin, behauptete, Langeweile würde sich breit machen, nur weil die vollkommen hilflose Hauptperson den einzig möglichen, sehr zeitaufwendigen Weg der Kommunikation mit der Außenwelt wählt: das Zwinkern mit dem Auge an der richtigen Stelle eines ihm vorgetragenen Alphabets mit dem Ziel daraus Wörter zu formen. Das dauert nun mal und nimmt auch eine ganze Menge Filmzeit in Anspruch. Allein schon die Kompromisslosigkeit und den Mut, den Film auf diese Weise zu erzählen, verdient Lob. Doch damit nicht genug. In gewissen Abständen gleitet der Film in eine Traumwelt und in Rückblenden ab, die einem das Wasser in die Augen schießen lassen. Dabei bleibt der Film vollkommen unkitschig und realitätsnah - auf gewisse Weise wunderbar und hochgradig anrührend. „Schmetterling und Taucherglocke“ ist ein seltener Glücksgriff in Sachen hochanspruchsvoller Kinomagie.
Dienstag 29.04.2008/21:35 - 23:25 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1519
Geschrieben 23. Juni 2008, 17:57
Regie: Helge Schneider
Liebes Jahresbuch...
Manche Tage benötigen eine außerordentliche Behandlung. So war es mit diesem Tag, meinem Geburtstag. Kein gewöhnlich persönlicher Feiertag, sondern etwas runder als sonst. Rund genug um eigentlich in der Versenkung oder gar im Nirvana zu verschwinden. Da sich aber keine passende Gelegenheit ergab, wählte ich eine andere Variante. Ich wollte den ganzen Tag weder damit verbringen meine Wohnung auf Vordermann zu bringen, noch auf der Couch herumliegen und darauf warten, daß mir endlich jemand gratuliert. So wählte ich den Weg des Unterwegsseins. War zuerst (unfreiwillig) aber vollkommen ungestresst (gut, einen kleinen Kater hatte ich) in der Wohnung des Lieblingsarbeitskollegen und hab den Energiecheckgasmann zur Tür hereingelassen. Danach führte mich der Weg in den Nürnberger Tiergarten, wo ich erst Mal die ganzen Schaulustigen und Fotografen fotografiert habe, die das Eisbärenbaby fotografieren wollten, erinnerte mich mit einem Schmunzeln an den halbgaren Trallala-Film „Alaska“, den ich zu Weihnachten sah und der auch ein Eisbärenbaby namens Flocke parat hatte, hab dann festgestellt, daß die ganze Medienhysterie vollkommen übertrieben, aber daß die Eisbären und somit auch das weltallerberühmteste Eisbärenkind Flocke wirklich höchst fotogen sind. Danach führte mich der Weg zu anderem Getier. Ich sah, wie sich der letzte Elefant traurig mit Dreck beschmissen hat, sah, wie Nashörner mit abgesägtem Nashorn aussehen und sah, wie das Raubtiergehege vor sich hin vegetierte ohne irgendwelche Raubtiere drin.
Der Abend dieses vollkommen verplanten Tages führte mich, so habe ich es gewollt, in das Cinecittà, wo unter anderem der Lieblingsarbeitskollege, dessen Bruder und jemand von Toshee-Station samt Anhang warteten. Die Zeit für ein außergewöhnliches Filmerlebnis war gekommen. Und welcher Film als „00 Schneider - Jagd auf Nihil Baxter“ würde besser passen, wo doch fast alle der neun Gäste plus mich dem außergewöhnlichen Charme dieses Machwerks Tribut zollen können? Schon allein wegen der Tatsache, daß wir ihn alle gemeinsam ohne Unterbrechung auf einer großen Leinwand sehen können. Das war der Wunsch, das Ziel, die Gelegenheit! Kinoflair mit einem außergewöhnlichen Film - und der Film ist außergewöhnlich. Die finanziellen Mittel waren genau richtig, denn sie stellten das genaue Mittelmaß zwischen künstlerischer Freiheit und tiefem Griff in die Fundgrube der Requisite dar.
Die Mischung aus surrealem Wahnsinn, der Freiheit zu spontanen Improvisation und dazu Helge Schneiders langgezogener Folterhumor ließen mich Tränen lachen - und ich glaube nicht nur mich. Selbst Badewanne hörte ich kichern, wo sie doch dem Film etwas misstrauisch gegenüber steht.
„00 Schneider - Jagd auf Nihil Baxter“ stellt für mich nicht nur den besten Film von oder mit Helge Schneider dar, sondern auch ein fantastisches Beispiel für ungehemmtes Filmemachen ohne, daß man wegen all des Unsinns Ärger mit dem Produzenten bekommt. Genau das Gegenteil war der Fall, nehme ich mal schwer an, denn nicht umsonst ist der Produzent Hanno Huth in einem ziemlich heruntergekommenen Gastauftritt zu sehen. All das und noch viel mehr, einfach nur Wahnsinn!
Mittwoch, 30.04.2008/20:15 - 21:45 Uhr (zum wiederholten Male gesehen)
#1520
Geschrieben 23. Juni 2008, 17:57
Regie: Werner Jacobs
Liebes Tagebuch...
In dieser illustren Verwechslungskomödie wird so ziemlich alles verwechselt, was man verwechseln kann - und sei es noch so an den sich sträubenden Haaren herbeigezogen. Da wäre zum Beispiel der Schuldiener Oskar Sommer (Heinz Reincke), der seiner Ex-Frau und der gemeinsamen Tochter vorgegaukelte, er wäre mittlerweile ein Studienrat, was natürlich nicht stimmt. Aber sein Namensvetter Oskar Sommer (Georg Thomalla) ist Studienrat und den bittet der Schuldiener nun, sich seiner Tochter als Vater zu erkennen zu geben, nachdem diese ihren Besuch aus den USA angekündigt hat. Weiter gibt es Hansi Kraus, der natürlich zuerst ein paar Schülerstreiche abliefert um seinen Lehrer (Peter Weck) zur Weißglut und in den Wahnsinn zu treiben um dann seinen Kumpel mit den Noten und Texten des Studienrats Sommer zu einem Talentwettbewerb a’la ‚Deutschland sucht den Schlagerstar’ schickt, damit dieser (Chris Roberts), den ersten Preis und damit das Preisgeld in Form eines Motorrads holt, weil er, Zitat, fast genauso gut singt wie Chris Roberts.
Zur gleichen Zeit wird am Bahnhof eine amerikanische Touristin namens Betty Snell für die vermeintliche Tochter des Studienrats Sommer gehalten (ah, Betty Snell. Muß, weil müde, schnell ins Bett...), während die echte Tochter längst Lunte gerochen hat und auf der Suche nach ihrem richtigen Erzeuger ist. Dann kommt auch noch der Schulrat (Hobbyschauspieler Kurt Nachmann), der einen Nachfolger für den Schuldirektorposten sucht und von Georg Thomalla und Peter Weck kräftig umworben wird. Für beide stehen jedoch die Karten schlecht. Aufgrund der vielen Schülerstreiche verliert Peter Weck jegliche Glaubwürdigkeit, während sein Kollege sein moralisches Ansehen verliert. Immerhin wohnen zwei junge Damen in seinem Hause (Betty Snell und die Tochter des Schuldieners) und außerdem erzählt man sich, daß er Schlagertexte schreiben würde. Die scheidende Direktorin (aus „Die Deutschmeister“: Gretl Schörg) ist empört - und der Schulrat, der alles glaubt, was man ihm erzählt, sowieso!
Trotz umfangreicher Verwicklungen und Verwechslungen erreicht der Film nicht den Charme ähnlicher Klamotten. Woran liegt das? Daran, weil ich schon zu viele Filme dieser Art zuvor kannte und diesen jetzt, völlig überraschend, zum ersten Mal sehen konnte? Könnte sein. Liegt es daran, daß 1972 der Stern der Verwechslungskomödien endgültig am Sinken war? Eher nicht, denn es kam danach ja noch „Crazy - Total verrückt“, der seinem Namen alle Ehre macht, den ich aber auch schon vor langen, langen Jahren zum ersten Mal sah. Es könnte ein Mittelding aus allen genannten Faktoren sein. Trotz der aus diesen Kreisen großartigen Besetzung entstand leider keines dieser vollkommen wahnwitzigen Klamaukmeisterwerke, aber dennoch eine gut gespielte und herrlich kuriose, unglaublich ehrliche und ihrem Namen alle Ehren machende Verwechslungskomödie, welche man im Fernsehen überraschenderweise, im Gegensatz zu vielen anderen Filmen aus dem Hause Lisa, nicht so oft zu sehen bekommt - ich für meinen Fall, nie zu sehen bekam.
Donnerstag, 01.05.2008/21:10 - 22:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1521
Geschrieben 24. Juni 2008, 17:28
Regie: Joseph Vilsmaier
Liebes Tagebuch...
Groß und glorreich wurde das damalige Prestigeobjekt des deutschen Films angekündigt - nur um dann bei Kritikern und Publikum gleichermaßen durchzufallen. Zu Recht, wie ich finde, denn die Produzenten haben vollkommen auf das falsche Pferd gesetzt. Offensichtlich haben sie vor lauter Euphorie, das Leben der Dietrich verfilmen zu können, vergessen, daß es etwas mehr braucht, als nur die Bettgeschichten der Diva zu beleuchten. Viel schlimmer noch: Weil Marlene Dietrich offensichtlich nur unglücklich verliebt war, haben sie ihre eine heimliche, tragisch endende Liebe angedichtet, was dem Film jegliche Glaubwürdigkeit raubt. Viel mehr wollte oder konnte man nicht erzählen.
Ein weiteres Manko bei „Marlene“ stellt die Sprachbarriere zwischen Deutsch und Englisch dar, die aus Gründen der Kommerzialität schlicht und einfach ignoriert wurde. Das führt zum dem lächerlichen Effekt, daß die Dietrich angekommen in den USA, Gespräche mit Filmgrößen wie Cary Grant (Götz Otto) in astreinem Deutsch führt.
Was bleibt ist ein liebevoll ausgestatteter, in aufwändigen Kulissen und vor beeindruckenden Örtlichkeiten (Paramount Studios) abgefilmter Groschenroman mit vielen prominenten Gastrollen. Somit ist es verständlich, daß ich relativ uninteressiert auf die wohl demnächst kommende Biographie von Hildegard Knef mit Heike Makatsch in der Hauptrolle blicke.
Donnerstag, 01.05.2008/23:20 - 01:20 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1522
Geschrieben 24. Juni 2008, 17:28
Regie: Rupert Wainwright
Liebes Tagebuch...
Das Beste am Remake von John Carpenters Gruselklassiker ist die Tatsache, daß aus der Radiostation im Leuchtturm von Stevie Wayne (Selma Blair) einigermaßen ordentliche Musik und nicht irgendein GEMAfreies Gedudel tönt.
So perfekt John Carpenters Film „The Fog - Nebel des Grauens“ in Sachen Atmosphäre und Spannungsdramaturgie auch war, ihm fehlte einfach etwas Geld, was dazu führte, daß sich im Rückblick diverse Längen einfach nicht von der Hand weisen lassen und daß das Unglück, welches über Antonio Bay hereinbricht, sich zu stark auf einen ausgewählten Kreis beschränkt, nämlich den Kreis der Hauptcharaktere. Was im restlichen Ort zugeht, wenn die Schattengestalten aus dem Nebel zurückkehren um Rache zu nehmen, erfährt man nicht. Somit bietet sich ein Remake der Geschichte gut an; mehr als es bei „Halloween - Die Nacht des Grauens“ der Fall war. Seltsam, daß ausgerechnet Rob Zombies „Halloween“-Remake funktionierte und „The Fog“ in die Hose ging.
Die Geschichte wurde erst mal einer ordentlichen Verjüngungskur unterzogen, damit man sämtliche Slasher-Klischees aus der Mottenkiste rausholen kann, weil die ja immer so gut funktionieren. Und so sieht das im Einzelnen aus:
Nick Castle (ehemals Tom Atkins und jetzt viel schöner: Tom Welling) wurde um satte 17 Jahre jünger.
Stevie Wayne (ehemals Adrienne Barbeau und jetzt zur belanglosen Nebenrolle verdammt: Selma Blair) wurde um 2 Jahre jünger - jedenfalls auf dem Papier. Optisch sind es 10.
Elizabeth Solley wurde zu Elizabeth Williams (Jamie Lee Curtis wurde zu Maggie Grace). Der Namenswechsel zieht zwar einen netten, aber inhaltlich völlig abstrusen Twist mit sich. Auf dem Papier sind sie vom Alter her immerhin gleich, aber nur Eine der Beiden war mit Talent gesegnet - und nicht nur deswegen, weil sie sich, Zitat aus „Scream“, in „Die Glücksritter“ ausgezogen hat.
Auch wenn ich Original und Remake nicht miteinander vergleichen würde, würde ich zu keinem befriedigenden Ergebnis kommen, da dieses Remake teilweise so unendlich vorhersehbar ist und gleichzeitig so unendlich geheimnistuerisch sein möchte. Über weite Strecken liegt die Spannungskurve flach in der Ecke obwohl der Film sämtliche Stationen seines Vorgängers durchnudelt und es ist nicht nur nicht spannend, weil ich die Geschichte schon kenne, sondern weil es unausgegoren und klischeehaft in Szene gesetzt wurde. Sehr schade, daß Debra Hill und John Carpenter mit dem verprassten Geld nicht einen neuen Stoff in Angriff nehmen konnten. Wäre der auch qualitativ gefloppt, wäre es nur halb so schlimm gewesen.
Ein abschließendes Lob noch an das Special-Effect-Team, denn wenigstens die haben ordentliche Arbeit geleistet und in Sachen Nebenanimation ein glückliches Händchen bewiesen. Den Film als ganzen kann man tatsächlich und so schlimm es auch klingt in einer Grube versenken...
Samstag, 03.05.2008/17:20 - 18:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1523
Geschrieben 24. Juni 2008, 17:29
Regie: Vernon Sewell
Liebes Tagebuch...
Unser Held Robert Manning (Mark Eden) reist ins Dorf seiner Vorfahren um dort nach dem Verbleib seines vermissten Bruders Peter zu suchen, dessen Spur sich im Hause eines gewissen Morley (Christopher Lee) verliert. Am Abend der Ankunft feiern die Dorfbewohner den Jahrestag einer großen Hexenverbrennung. Auf dem Scheiterhaufen schwor die zum Tode verurteilte Hexe Lavinia (Barbara Steele) Rache an all ihren Peinigern und tatsächlich sind alle Nachkommen der einstigen Ankläger auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen. Alle? Nein, fast alle.
In der Nacht plagen Robert Manning fürchterliche LSD-farbene Alpträume, in denen er von der Hexe Lavinia in die Mangel genommen und dazu gezwungen wird, sein Todesurteil zu unterzeichnen. Am nächsten Morgen: Friede, Freude, Eierkuchen. Aber der Traum war so real...
Der billige aber recht effektive Film zeigt nicht nur, wie man im swingenden England eine exzessive Party feiert, sondern taucht auch in seinen knallbunten, drogen- und hypnosegeschwängerten Alpträumen in leicht erotische Bondagephantasien ein, bleibt aber letztendlich vollkommen unblutig und auch nur bedächtig gruselig. So ist „Curse of the Crimson Altar“ aka „The Crimson Cult“, oder im deutschen „Die Hexe des Grafen Dracula“ und „Der Fluch der Hexe“ betitelt, kaum mehr als ein netter Schnellschuß, den man gern gesehen hat und es damit belassen kann.
Spoiler:
Vollkommen gelungen hingegen ist jedoch die Irreführung des Zuschauers, wenn es um die Entlarvung des Bösewichts geht. Christopher Lee als integres Oberhaupt des Morley-Clans wirkt absolut vertrauenswürdig, während suggeriert wird, daß der verschrobene Hexenspezialist und Professor John Marshe (Boris Karloff) irgendwas Hinterlistiges im Schilde führt.
Netter Scherz am Rande: Unser Held Manning attestiert dem Morley-Anwesen Gruselfilmqualitäten. „Ja,“ meint die Nichte von Morley. „Man könnte glatt meinen Boris Karloff kommt gleich um die Ecke.“
Samstag, 03.05.2008/20:35 - 22:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1524
Geschrieben 24. Juni 2008, 17:40
Regie: Dario Argento
Liebes Tagebuch...
Nachdem mich der bombastische Soundtrack zu „Suspiria“ über Wochen und Monate schon per MP3-Player begleitete, ich ihn immer wieder hörte, wenn ich im Zugi ein Buch las, oder einfach nur mal abschalten wollte, manifestierte sich vor kurzem die Idee, diesen Film endlich mal wieder sehen zu wollen. Warum eigentlich nicht?
Als ich wenige Stunden später in der Badewanne lag und ich „Suspiria“ nach viel zu langer Zeit endlich wieder mal gesehen hatte, kam mir die Idee, daß jetzt eigentlich der ideale Zeitpunkt wäre, um die bereits abgeschlossene Trilogie der drei Mütter nun auch für mich persönlich zu Ende zu führen. Ich muß jetzt nur noch „Inferno“ anschauen und mir „Mother of Tears“ besorgen, welcher Ende Mai in Großbritannien erscheinen wird. Oder sollte ich doch besser auf das Fantasy-Filmfest spekulieren? Mit etwas Glück wird das doch wohl irgendwie zu schaffen sein und dann stünde ich wieder zufrieden vor einer ganzen Reihe an Filmen und der Tatsache, sie fast am Stück gesehen zu haben - ein Umstand, der mir sehr viel Freude bereiten würde und schmerzlich denke ich daran, daß mir die letzten beiden Pink-Panther-Filme noch immer fehlen...
Wahrscheinlich ist Dario Argento mit seinem Höllengetrommel der beste Film seiner Karriere gelungen, vielleicht noch auf einer Stufe mit „Tenebre“. Bei „Suspiria“ vereint sich aber die alptraumhafte Atmosphäre, unterstützt von der phänomenalen Musik, mit so ausladend inszenierter Bildersprache in einem verschwenderischen Setdesign, wie man es wohl kaum ein weiteres Mal zu Stande bringen kann - auch ein etwaiges Remake wird da nicht viel reißen können.
Der Lieblingsarbeitskollege hat mir von einer Liste mit Clive Barkers Lieblingsfilmen erzählt, wo auch „Suspiria“ zu finden ist, der damit kommentiert wurde, daß man ihn, wenn man ihn noch nicht kennt, unbedingt zu erst im Kino anschauen sollte. Hat bei mir ja leider nicht geklappt, aber die Vorstellung alleine genügt schon, denn ich kann gut nachvollziehen wie brachial dieser Film wohl auf einer großen Leinwand wirken mag.
Dienstag, 06.05.2008/19:50 - 21:25 Uhr (zum wiederholten Male gesehen)
#1525
Geschrieben 26. Juni 2008, 18:28
Regie: Robert Rodriguez
Liebes Tagebuch...
Ein so großer Wurf wie „From Dusk till Dawn“ ist „Grindhouse - Planet Terror“ nicht geworden. Ich könnte mir gut vorstellen, daß das auch gar nicht das primäre Ziel war. Zu sehr stand bei dem „Grindhouse“-Projekt der Aspekt im Vordergrund, bewußt einen schlechten Film zu produzieren, der trotzdem irgendwie Spaß macht, trotzdem irgendwie cool wirkt und somit trotzdem sein Ziel erreicht - und das hat dieses „Grindhouse“-Segment auch geschafft. Zu einem echten richtigen Glücksgriff hat es nicht mehr gelangt, aber da spielt, wie es der Begriff schon sagt, auch eine unkalkulierbare Portion Glück mit.
„Planet Terror“ ist ein herrlicher Schmelztiegel aus Zombie- und Actionfilm der frühen 1980er Jahre, bewußt eklig, ordentlich spannend, kurzweilig und mit einer guten Portion Humor und Ironie versehen. Trashflair auf gehobenen Niveau quasi und weitaus zugänglicher als sein unentschlossener, eigenwilliger und überlanger Bruder „Death Proof“.
Irgendwie mag mein DVD-Player keine Silberscheiben aus dem Hause Senator. Kurz vor Ende des Films stürzt er regelmäßig ab, die Halloween-DVD spielt er überhaupt nicht, und ich habe es bis heute nicht geschafft, „Planet Terror“ zu Ende zu gucken.
Freitag, 09.05.2008/20:15 - 21:45 Uhr (zum zweiten Mal fast bis zum Ende gesehen)
#1526
Geschrieben 26. Juni 2008, 18:29
Regie: Matti Geschonneck
Liebes Tagebuch...
Alma und Ben (Iris Berben und Matthias Habich) feiern Silberhochzeit. Dazu haben sie sich ihre besten Freunde eingeladen. Freunde, die nicht aus einer Clique, sondern aus ganz unterschiedlichen Stationen ihres gemeinsamen Lebens stammen - Sticheleien und somit Probleme sind vorprogrammiert. Außerdem macht sich Alma aufgrund der Tragweite dieses Jubiläums tiefschürfende Gedanken, ob sie mit ihrer mit Ben geführten Ehe zufrieden ist. Nach 25 Jahren ist für sie die Zeit für eine Zwischenbilanz gekommen und die Ergebnisse, die ihr Nachdenken ans Tageslicht befördert, sind nicht nur positiv.
Das kammerspielartige Drama nach einer Erzählung von Elke Heidenreich kann vom Inhalt her nicht wirklich als Neu eingestuft werden. Für mich als Zuschauer war es so klar wie das Licht der Sonne, daß an diesem Abend alte Wunden aufbrechen werden und daß lange unter den Teppich gekehrte Konflikte zur Aufarbeitung zum Vorschein kommen. Vorangegangene Beispiele wie „Das Fest“ oder „Nackt“ verliefen schon vorher nach einem ähnlichen Prinzip - ich denke, daß kann ich behaupten, ohne diese Filme bislang selbst gesehen zu haben.
Das was geschieht ist also nicht überraschend und wie es geschieht auch nicht, aber es geschieht in einem qualitativ hochwertigem und vor allem prominent besetzten und stark dargestellten Rahmen, fernab von Marktschreierei und sensationsjournalistischer Inszenierung - eben kammerspielartig und von einer großen innerlichen Ruhe getragen, die kommerziellen Einsatz unmöglich macht und sich der Quotengeilheit verwehrt. Leider ließ sich kurzfristig nicht herausfinden, ob der Film nach seiner TV-Premiere auf Arte schon zur Prime-Time im Ersten lief oder heute zur späten pfingstsonntäglichen Stunde zum ersten Mal auf dem Sender gezeigt wurde, in dessen Auftrag er produziert wurde.
Sonntag, 11.05.2008/23:05 - 00:35 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1527
Geschrieben 26. Juni 2008, 18:30
Regie: Kurt Hoffmann
Liebes Tagebuch...
Betrachtet man sich das Nachmittagsprogramm der öffentlich-rechtlichten Programme an Sonntag Nachmittagen, mag man gar nicht glauben, daß in den 1950 und -60er Jahren noch etwas anderes als Heimat-, Schlager und Kuk-Filme gedreht wurden, wobei letztere qualitativ meist überwogen. Aber es gab auch Bernhard Wickis „Die Brücke“, diverses von Helmut Käuntner und eben auch Kurt Hoffmann, welcher auch für leichte Kost zu haben war, aber eben auch anspruchsvoll Unterhaltsames fertig stellen konnte, wie zum Beispiel „Wir Wunderkinder“, der eine große Ausnahme im deutschen Unterhaltungsfilm darstellt, weil er nicht nur eine Satire, sondern, was man sonst selten bis nie zu sehen bekommt, filmisches Kabaratt ist, welches ohne mit der Wimper zu zucken über die Schmerzgrenze hinaus die Kriegs- und Nachkriegsära bebildert.
Wolfgang Neuss und Wolfang Müller sind die Confronsiers (richtig geschrieben?) der Geschichte, die wie Kinoerzähler mit dem Berichten einer Geschichte im Jahre 1913 beginnen, wo es im Kino noch keinen Ton gab, wo man den Personen auf der Leinwand die Worte in den Mund legen mußte. Allein das, in den ersten 10 Minuten, erzielt schon einen so wunderbaren Effekt, daß ich ahnte, daß ich meine pfingstmontagliche Abendplanung auf den richtigen Film abgestimmt hatte.
Nach diesem göttlich ironischen und schwer reproduzierbar charmantem Einstieg wird die Ebene des Stummfilms verlassen und man betritt spätere Stationen der Handlung, stets an Jahreszahlen festgetackert, damit man auch nicht die Übersicht verliert. Schnell wird einem klar, wenn man es, im Gegensatz zu mir, nicht von Anfang ahnte, wohin der Film steuert, daß nun die ersten Vorboten des Dritten Reiches beleuchtet werden. Der Humor wird dünner, der Verlauf wird tragischer, die Geschichte wird ernster. Seinen bitterbösen, mit einem weinenden und lachenden Auge betrachtbaren Hintersinn verliert „Wir Wunderkinder“ dabei nie, was zu einer schmerzlichen Erfahrung für den Zuschauer führt. Einerseits wird das Dritte Reich der Lächerlichkeit preisgegeben, andererseits wird die Dramatik von Einzelpersonen in all ihrer Brachialität erläutert. Egal, ob man nun Mitläufer, Widerständler, Überzeugte oder Flüchtende zu sehen bekommt, bestürzende Tragik hält ab der Mitte Einzug in „Wir Wunderkinder“ und als Betrachter des Ganzen muß man sich mit der stets humoristischen Betrachtung aus der Sicht eines Kabaretts arrangieren. Keine leichte Aufgabe, auch wenn der Film nicht alle Schmerzgrenzen austestet, das eigentliche Kriegsgeschehen und daraus entstandene Verluste ausblendet, aber trotzdem dem Zuseher einiges an Überwindungskraft abfordert. Zu Recht gab es dafür den Golden Globe. Und wie ich nachlesen konnte, hat der Film damit sogar „Die Brücke“ ausgestochen...
Montag, 12.05.2008/21:45 - 23:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1528
Geschrieben 03. Juli 2008, 18:01
„Sunshine“ (GB/USA 2007), DVD (20th Century Fox);
Regie: Danny Boyle
Liebes Tagebuch...
Den Videoabend habe ich abgesagt und erhoffte mir nun erleuchtende Zerstreuung durch Danny Boyles Mix aus Science-fiction und Horror, aber mehr noch als im Kino zeigt „Sunshine“, daß er beim Zuschauer ordentliche Probleme in Sachen Orientierung verursacht. Nicht die Handlung des Filmes ist es, die schwer zu durchschauen ist, sondern die Szenerie in der sie sich abspielt. Irgendwie ist es ja lobenswert, daß sich „Sunshine“ strikt dagegen wehrt über dämlich klingende Dialoge das Geschehen zu erklären, aber die Bilder allein schaffen es leider auch nicht, die räumliche Situation klar darzustellen, was so wichtig wäre, um zu erklären, mit welchen Mitteln man die zu erkalten drohende Sonne neu entfachen möchte. Der riesige Sonnenschirm, die ebenso große Sprengladung und das dahinter gelagerte Schiff sind in ihrer Gänze nur schwer auszumachen. Auch schwebt die Kamera jubilierend gern um den Ort der Handlung (der trotzdem nur selten als Totale Informationen liefert), aber das Gehirn/mein Gehirn kann das Gezeigte nicht korrekt verarbeiten, nicht abschätzen, ob es nun die Kamera ist, die sich bewegt oder das Raumschiff. Hinzu kommen diverse Löcher in der Logik. Ich fordere ja keine 100%ige physikalische Genauigkeit, aber sinnlose Vorgänge prangere ich gerne an. Warum soll ein mit Schuld belastetes Crewmitglied durch ein Skalpell sterben, wenn man es doch mit einer Überdosis Beruhigungsmittel auch hätte gehen lassen können? Was genau sollen die Gründe für die Sabotage auf der Ikarus 1 sein? Und das ist noch nicht mal alles...
Aber,
Danny Boyles Film ist trotz des Stiftens einiger Verwirrung auch ziemlich virtuos, leider nicht so stark wie „28 Days Later“, aber immerhin... So mag man sicher die Science-fiction-Elemente in Frage stellen, aber die Horror-Elemente sind hochgradig gelungen, stilistisch auf der Spitze der Zeit und für zarte Gemüter am Ende sicherlich gruselig bis ins Mark. Wahnsinn, daß es dafür eine Freigabe ab 12 Jahren gab, bloß weil keiner eine Kettensäge schwingt oder von Zombies zerbissen wird.
„Sunshine“ ist teilweise sehr fragwürdig, somit ist er wohl zu Recht gefloppt (Ist er doch, oder?) und er wird nicht auf viel Gegenlieben bei Jemanden stoßen, der alles zu hinterfragen pflegt, aber er ist durchweg spannend, optisch einfallsreich (auf diesem Sektor sogar manchmal zu vertrackt) und am Ende infernalisch gut ins rechte Sonnenlicht gerückt.
Mittwoch, 14.05.2008/20:20 - 22:00 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
Zwölf Jahre permanentes Dauerschnurren sind verstummt. Was geblieben ist, sind Fotos, Handyvideos, ein trauriger Nachbar und ein (mittlerweile entfernter) blutiger Fleck auf dem Gehsteig vor dem Haus meiner Eltern.
Nur eine Katze?
#1529
Geschrieben 03. Juli 2008, 18:02
Regie: Roger Allers, Jill Culton
Liebes Tagebuch...
Betrachtet man Animation mal nicht als relativ junges Filmgenre, sondern übersetzt es mal einfach nur sinngemäß mit den Worten ‚Darstellen von Bewegungen“, muß man zu der Erkenntnis kommen, daß die Kollegen von Disney, Dreamworks und wie sie alle heißen, den Leuten von Sony um Einiges voraus sind. Wenn früher Zeichentrickfilme nicht so perfekt und geleckt ausgesehen haben, konnte man das noch immer auf künstlerische Freiheit schieben. Beim Animationsfilm gilt das (leider) nicht mehr und so neigt man als Zuseher dazu, jede Bewegung mit noch so kritischen Äuglein zu betrachten - und da tun sich bei „Jagdfieber“ deutlich sichtbare Mängel auf. Auch wenn sich dargestellte Details wie Wasser oder Fell als äußerst sauber ausgearbeitet erkennen lassen, sehen die meisten Bewegungen leider steril und künstlich aus.
Aber, großes Aber, „Jagdfieder“ zählt für mich trotzdem zu den besten Animationsfilmen, die ich bislang gesehen habe und steht somit auf dem Treppchen neben „Shrek“, seinem Nachfolger und „Ratatouille“, weil er unglaublich innovativ, verrückt, einfallsreich und vor allem unterhaltsam rüberkommt.
Weil der (Tanz-)Bär Boog für die menschliche Zivilisation nicht mehr tragbar ist, wird er schweren Herzens von seinem Frauchen in der Wildnis ausgesetzt. Leider haben die Bewohner des Waldes nur Spott und Häme für den, der bei den Menschen aufwuchs, übrig und sein hibbeliger Buddy Elliot, ein hagerer Hirsch mit Halbgeweih, ist ihm bei der Rückkehr in die Tierzivilisation auch keine große Hilfe.
Wo es bei Disney unangenehm menschelt, tierelt es bei „Jagdfieber“ zwischen den Zeilen erfreulich stark. Der Film zeigt die Misere von domestizierten Tieren, die irgendwann als Spielzeug zu groß oder zu anstrengend geworden sind und in die ‚Freiheit’ entlassen werden. Zudem verwehrt sich der Film ausdrücklich unangebrachter Actionszenen a’la „Ab durch die Hecke“ und läßt es nur, wenn dann an den richtigen Stellen ordentlich krachen, was eine außerordentlich effektive Wirkung hat. Hinzu kommt der verrückte Humorfaktor, der so durchgeknallt wirkt, wie es damals nur „Shrek“ schaffen konnte. „Jagdfieber“ propagiert königlich, daß man es hier nicht mit Kindertennis zu tun hat, daß erst wache (und ausgewachsene) Gemüter hier voll auf ihre Kosten kommen. Das macht den Film trotz Mängel in der Animation zum beachtenswerten Glücksgriff. Das habe ich nicht erwartet.
Samstag, 17.05.2008/14:30 - 15:55 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1530
Geschrieben 03. Juli 2008, 18:02
Regie: Jill Culton
Liebes Tagebuch...
Belangloser und vor allem viel zu kurzer Nachschlag zum Film „Jagdfieber“, welcher zeigt wie die beiden Helden Boog und Elliot bei dem altbekannten Wohnwagenpärchen einbrechen um dort leckere Kekse zu stibitzen, welche der Hausdackel lauthals zu verteidigen weiß.
Der Streifen entstand wohl nur aus dem Grund, der DVD in Sachen Bonusmaterial unter die Arme zu greifen. So könnte die ehemals entfallene Szene den Status des Kurzfilms erreicht haben. Diese Sequenz im Hauptfilm zu sehen, wäre sicher nett und in Ordnung gewesen, aber als eigenständiger Film ist dieser nächtliche Raubzug nichts Halbes und nichts Ganzes.
Samstag, 17.05.2008/16:05 - 16:10 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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