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The Room-Files - Filmforen.de - Seite 54

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The Room-Files


1994 Antworten in diesem Thema

#1591 Mr. Room

    Man sagt, er sei ein guter Mensch

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Geschrieben 20. September 2008, 10:30

„König der Herzen“ (AUT/GER 2006), VHS (TV/Das Erste);
Regie: Helmut Förnbacher

Liebes Tagebuch...
Ironie des Schicksals? Florian Silbereisens selbst auferlegter Weg zum legitimen Nachfolger von Rudi Carrell führte ihn mit „König der Herzen“ tatsächlich vor die Kamera der Lisa-Film. Doch im Gegensatz zu Rudi Carrell, der in den Klauen meiner Lieblingsproduktionsfirma aus deutschsprachigen Landen stets den Hampelmann gab, nimmt Florian Silbereisen hier den Part eines volkstümlichen Abziehbildes von Roy Black ein.

Florian König (F. Silbereisen) ist der Liebling aller Bürger in Bad Aussee. Schlendert er über den Markt, beschenkt man ihn von allen Seiten mit gutbürgerlichen Fressalien. Alle lieben Florian, auch weil der engagierte Jungjournalist immer so bewegende Geschichten, die das Leben schrieb, im Bad Ausseer Boten veröffentlicht. Sein Vorgesetzter (Michael Lerchenberg) sieht das aber gar nicht gerne. Der würde lieber in der Zeitung stehen haben, wie gut die Wirtschaft (nicht Gasthaus sondern Industrie) in dem ach so malerischen Örtchen brummt. Eines Tages platzt dem Chefredakteur der Kragen, weil Florian hinter seinem Rücken das Titelblatt abändert und dort von einem Neugeborenen erzählt, daß am Vorabend in einer Babyklappe abgegeben wurde. Die Bürger aber sind begeistert, die Chefin der Zeitung (Ilse-‚Hasi’ Neubauer) auch und Florian darf an der Story dran bleiben und deckt die herzzerschmetternd tragische Geschichte von den zwei verfeindeten Familien Lechner und Gschnitzer auf, deren beider Nesthäckchen im Heustadel ein Kind der Liebe gezeugt haben. Doch die bösen Väter (darunter Siegfried Rauch) haben dafür gesorgt, daß sich die Wege von Romeo und Julia nach ihrer Liebesnacht unerfreulich trennen (Weil es gar so platt ist, wird die Shakespeare-Ähnlichkeit vom Chefredakteur sogar angesprochen). Es folgt eine langwierige aber ideenlose Familienzusammenführung der schnarchzapfigen Art. Ohne irgendeine List und ohne große Tricks kommt am Ende doch zusammen, was zusammen gehört. Einfallslosigkeit beherrscht die kitschige Szenerie.

Weil Florian Silbereisen von Schauspielkunst nicht gesegnet ist, darf er wenigstens singen - quasi als Roy Black der Herzen. Zwar erst mal nur ein Schlaflied, aber das passt immerhin zum allgemeinen Tempo dieser filmischen Nervensäge. Und er darf Quetschn spielen. Und er darf in einer vollkommen selbstzweckhaften Lückenfüllermusikeinlage mit seinen Lieblingsnonnen aus dem „Horror-Fest der Volksmusik“ in der Klosterkirche unter barocker Decke frohlocken.

Humoristische Tiefschläge und dramatische Übersteigerungen sucht man bei „König der Herzen“ vergebens und somit erreicht der Film nie die trashigen Ausmaße von „Hochwürden wird Papa“ oder „Das Paradies am Ende der Berge“ und so scheitert der Film tragisch ununterhaltsam und antriebslos und hinterläßt den Geschmack einer lethargischen Totenstarre.

Sonntag, 03.08.2008/12:00 - 13:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)

Bearbeitet von Mr. Room, 04. November 2008, 10:09.

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#1592 Mr. Room

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Geschrieben 20. September 2008, 10:31

„Alter Kahn und junge Liebe“ (GER 1973), TV (Das Erste);
Regie: Werner Jacobs

Liebes Tagebuch...
Was für eine Enttäuschung! Roy Black ist fremdgegangen!!!

„Alter Kahn und junge Liebe“ stammt leider nicht aus dem Hause Lisa, sondern wurde von Allianz und Terra produziert. Wahrscheinlich ist er deshalb auch nicht ganz so verrückt geworden und bietet humoristisch nur Witze aus Großmütterchens Nähkästchen. Und wer bitte will schon von Roy Black Lieder wie „Guten Abend, gute Nacht“ oder „Horch, was kommt von draußen rein“ hören (mit Ausnahme von Florian Silbereisen und ‚dem seinen’ „La-Le-Lu“)?

Weiberheld Mark (Roy Black) soll ein Segelboot vom Bodensee nach Amsterdam überführen, wobei ihm sein Freund und Amateurkapitän Ulli (Peter Millowitsch) sowie der Schiffsjunge Elke (Jutta Speidel) hilfreich zur Seite stehen. Noch am Bodensee aber verguckt sich Mark in die fesche Reiseleiterin Petra (Barbara Nielsen), die, wie es der Zufall will, einen Bus begleiten soll, der auch nach Amsterdam fährt. Kuschligen Treffen zwischendurch stünde also nichts im Wege, wenn da nicht die Eifersucht wäre und so manch ein arg missverständliches Missverständnis.

Immerhin sitzen im Bus ein paar witzige, teils arg versponnene Nebencharaktere, wie der Antiquitäten- und Müllsammler Ralf Wolter, die putzig betakte Agnes Windeck (in ihrer letzten Rolle) und die abstinente Sportkanone Eddi Arent (mit Hometrainer im Gepäck), der von Edith Hancke auf Willy Millowitschs Winzerfest (zum Alkohol) verführt wird.

Alles in allem ein netter und arg familienfreundlicher Urlaubsfilm, dessen Späße meist mühsam nicht über harmlose Seifenblasenspuckscherze hinauskommen, der aber immerhin einigermaßen kurzweilige Unterhaltung in geregelten Bahnen bieten kann.

In einem Kurzauftritt: Sky Dumont.

Sonntag, 03.08.2008/14:30 - 16:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1593 Mr. Room

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Geschrieben 23. September 2008, 17:19

„Polizeiruf 110: Rosis Baby“ (GER 2008), TV (Das Erste);
Regie: Andreas Kleinert

Liebes Tagebuch...
Markante Aussprüche wie „Dann machen wir halt ewig weiter, wenn es sein muß“ des „zum Tode verurteilten“ Polizeirufteams Edgar Selge und Michaela May sind nur die Spitze des Eisberges dieses sarkastischen an Tabugrenzen kratzenden Kriminalfilms, in dem eine geistig behinderte Schwangere unter Mordverdacht gerät.

Mit pikanter Wortwahl wird erklärt, daß es auch in einer Behinderten-Werkstatt ans Poppen gedacht wird und sogar der Vollzug dieser Gedanken wird auf unbeschwert schöne, dennoch provokative Art angedeutet, was den Film mutig, aber nie marktschreierisch aussehen läßt.

Getragen wird dieser Film nicht nur vom äußert gut harmonierten Kommissars-Duo, sondern auch von Juliane Götze und ihrem (nicht gespieltem) Down-Syndrom. Großartig verkörpert sie die Gemütslagen der von ihr dargestellten Rosi und das Filmteam um sie herum fing ihr Spiel in wunderbar entwaffnenden Szenen ein.

Das der Film auf seine Art und Weise tragisch endet wäre weiter nicht schlimm, daß er aber die Art der Tragik auf so verschlüsselte Weise an sein Publikum heranträgt, wäre nicht von Nöten gewesen. Eine klare Aussage darüber, ob Rosis Baby gesund ist oder nicht, ob es abgetrieben wurde oder nicht, wäre hier wichtig gewesen. Trotz allem aber handelte es sich bei diesem „Polizeiruf“ um ein mutiges und schön gemachtes Statement über Dinge, über die man sonst nicht redet.

Sonntag, 03.08.2008/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)

Bearbeitet von Mr. Room, 23. September 2008, 17:54.

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#1594 Mr. Room

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Geschrieben 23. September 2008, 17:25

„Unter Kontrolle“ (USA/GER 2007), Kino (Cinecittà, Nürnberg);
Regie: Jennifer Lynch

Liebes Tagebuch...
Kann es sein, daß Robert de Niro die Hauptrolle hätte spielen sollen? So teuer ist der heute doch sicher auch nicht mehr. Oder kann es einfach nur sein, daß der Lynch-Spezi Bill Pullman Robert de Niro einfach nur so gut imitieren kann und er deshalb den Zuschlag bekam und nicht, weil er einfach nur etwas günstiger zu bekommen ist?

Hinter dem einigermaßen langweiligen deutschen Titel, welcher immerhin einigermaßen originalgetreu übersetzt ist (auch wenn „Surveillance“ um ein vielfaches eleganter wirkt), verbirgt sich ein Geschenk an den sparsamen Zuschauer, denn ein zweites Mal braucht man den Film nicht unbedingt anschauen (was übrigens nicht heißen soll, daß er schlecht wäre), wenn man all die versteckten Hinweise auf die finale Auflösung entdecken möchte, denn das Serienkillersuchspiel ist schnell gelöst, beziehungsweise erahnbar. Die Karten werden zwar nicht sofort auf den Tisch gelegt, aber als einigermaßen wacher Zuschauer kann man das Kartenblatt in den Händen der beteiligten Personen leicht einschätzen. Umso verschlüsselter ist hierbei die Dramaturgie, die nur langsam Stück für Stück den ganzen Ablauf der Geschichte offenbart.

In drei Parallelverhören erleben wir die Gräueltaten eines Serienkillerteams aus der jeweiligen subjektiven Sicht und dargereichte Rückblenden liefern den Rest der leicht schöngeredeten Dinge. So erlebt man drei Geschichten die irgendwann, übrigens hochspannend, zusammenlaufen. Da sind ein wildes Junkiepärchen das seinen Dealer ausgeraubt hat, eine Patchworkfamilie auf dem Weg in den Urlaub und zwei abgrundtief abscheuliche „Funny Games“-Cops, die ahnungslosen Autofahrern Löcher in die Reifen schießen. Und alle drei Autos haben unbemerkt zwei „Natural Born Killers“ im Nacken, die sie auf dem „Lost Highway“ niederstrecken werden.

„Unter Kontrolle“ läßt zwei kleine erzählerische Schwächen erkennen:
Warum steigt das Junkiepärchen nicht sofort aus, als es hinter dem Wagen der Patchwort-Familie mit Loch im Reifen eine Vollbremsung hinlegt?
Warum ließ sich bildlich nicht einwandfrei darstellen, wenn die Autos aus den drei Erzählebenen von dem vierten mit den Serienkillern drinnen malträtiert werden?
Wären diese beiden Fehler nicht geschehen, wäre der sonst so perfekte und perfekt durchschaubare Film noch ein Quäntchen besser da gestanden. Aber, sei es wie es will, „Unter Kontrolle“ ist auch so ziemlich gut geworden, lebt von unglaublich bösem Humor, von ausgefeilten Zeichnungen der vielen Nebencharaktere, von bedrückender, gar beängstigender Atmosphäre, die Jennifer Lynch offensichtlich mit der Muttermilch ihres Vaters David aufgesogen hatte, kurz bevor er ihr seine CD-Sammlung zur Verfügung gestellt hatte.

Man muß sich übrigens nicht mit nach- oder unnachvollziehbaren Surrealitäten herumschlagen, bekommt aber ein nicht minder verstörendes, kaum weniger kompliziertes Spiel um abgründige Ereignisse vorgesetzt, die auch gut einem echten David-Lynch-Film entsprungen sein könnten.

Dienstag, 05.08.2008/20:35 - 22:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1595 Mr. Room

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Geschrieben 23. September 2008, 17:28

„Die Rechung ging nicht auf“ (USA 1956), VHS (TV/Das Erste)
Regie: Stanley Kubrick

Liebes Tagebuch...
Der große Pferdebahnraub.

Sowohl der deutsche wie auch der englische Titel („The Killing“) lassen unschwer vermuten, daß der hier durchgeführte Coup nicht zur vollsten Zufriedenheit seiner Planer verlaufen wird. Die Wetteinsätze im Tresor einer Pferderennbahn sind das Objekt der Begierde, welches sich ein gutes halbes Dutzend von Gangstern und Mitläufern ergaunern möchten. Nach und nach werden die einzelnen Personen und ihre jeweilige Rolle bei dem Bruch vorgestellt. Munter springt das sauber ausgearbeitete Drehbuch dabei zwischen unterschiedlichen Zeit- und Erzählebenen hin und her, was ein enormes Pensum an Spannung heraufbeschwört. Diverse altmodische Details (Off-Sprecher, Femme Fatale) stören hierbei kaum. Schließlich hat der Film schon fünfzig Jahre auf dem Buckel.

Stanley Kubricks Perfektionismus ist zwar noch nicht zur Vollkommenheit ausgereift, aber durchaus erkennbar - wenn auch im letzten Drittel etwas weniger, wo Kubrick seine Geschichte etwas zu kurzatmig zu Ende bringt und das inhaltliche Potenzial in Sachen Spannung und Ereignisreichtum nicht vollkommen ausschöpft.

Am Rande erkannt: Eine ganz frühe Version von Robert Zemeckis Spiegeltrick aus „Contact“.

Donnerstag, 07.08.2008/21:00 - 22:25 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1596 Mr. Room

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Geschrieben 24. September 2008, 19:04

„El Laberinto del Fauno“ (ESP/MEX 2006), DVD (Senator);
Regie: Guillermo del Toro

Liebes Tagebuch...
Himmel, was war ich blauäugig! Habe ich doch damals im Kino dem Film seine Parallelwelt voll und ganz abgekauft, konnte oder wollte nicht sehen, daß es sich dabei nur um die gedankliche Flucht eines kleinen Mädchens handelt, welches sich aufgrund von fürchterlichen Umständen in eine Phantasiewelt entzieht. Das hätte ich doch eigentlich sehen müssen, als erfahrener Brian-de-Palma-Spezi, inklusive aller möglichen Varianten von gespaltener Persönlichkeit...

So ist „Pans Labyrinth“ im Grunde gar kein Fantasyfilm, sondern ein schmerzlich trauriges Kriegsdrama mit dem Unterhaltungswert eines „Pianisten“ und Grobschlächtigkeiten des neuen spanischen Horrorkinos. Das verstärkt den Schlag in den Magen, den der Film verursacht, nur noch weiter, denn es gibt keine Hoffnung mehr. Traurig, traurig, traurig - aber gut!

Freitag, 08.08.2008/19:00 - 20:55 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
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#1597 Mr. Room

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Geschrieben 24. September 2008, 19:06

„Santa Sangre“ (IT/MEX 1989), DVD (Legend);
Regie: Alejandro Jodorowsky

Liebes Tagebuch...
Kompromiss oder Symbiose? Alejandro Jodorowsky, der zu 50 Prozent einen Giallo a’la Argento dreht. Claudio Argento, der zu 50 Prozent einen Kunstfilm a’la Jodorowsky produziert. Die Rechnung ging auf und es gibt keinen Grund, warum sich beide Parteien nicht zufrieden zurücklehnen sollten, auch wenn die Absichten der beiden hier beteiligten Filmgrößten auf den ersten Blick eigentlich nicht miteinander harmonieren müssten.

Jodorowsky fabuliert wie zu alten Zeiten, fährt Paraden seines panischen Theaters auf und nutzt sakrale Gleichnisse zu süffisanten Provokationen. Und mitten drin, plötzlich, Claudio Argentos Drang einen Serienkiller munter drauf los meucheln zu lassen. In der Tat, der Mord in der Mitte des Filmes erinnert auf wundersame Weise an die besten Zeiten von Mario Bava und dessen Erben Dario Argento. Und im nächsten Moment reißt Jodorowsky das Ruder wieder herum und widmet sich seinen eigenen Visionen wieder. Egal, ob es deswegen Streit am Set gab, oder ob alles Friede-Freude-Eierkuchen war - auf der Leinwand sieht das wie gute Teamarbeit aus.

Und dann wieder Giallo: Die Suche des Zuschauers nach dem Mörder geht weiter und bald hat er auch eine Ahnung und wird am Ende dann doch eines Besseren belehrt - eines viel Besseren. Das Rezept des Filmes war ein Gutes: Viel Geld vom Produzenten, viel Freiheit für den Regisseur, der sich (vielleicht gerade deswegen) zu einigen Kompromissen hinreißen ließ. Ein Meisterwerk! Und wenn es jetzt noch mit „King Shot“ klappt, dann darf Katja Ebstein singen: „Wunder gibt es immer wieder!“

Samstag, 09.08.2008/15:55 - 17:50 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
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#1598 Mr. Room

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Geschrieben 24. September 2008, 19:08

„The Reaping“ (USA 2007), DVD (Warner);
Regie: Stephen Hopkins

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Biblisches Fastfood, das genau dem entspricht, was man aus dem Hause Dark Castle erwartet. Schnell geschnitten, laut tosend, modern in Szene gesetzt und frei von jeglichem Tiefgang sorgt „The Reaping“ für 95 kurzweilige Minuten. Apropos ‚frei von Tiefgang’: Das dieses Manko auftaucht, ist hier sogar ein wenig schade, den das Thema der zehn biblischen Plagen hätte durchaus etwas mehr hergegeben, als es in dem kühl kalkulierten und dennoch teuer anmutenden Schnellschuß der Fall ist. So läuft man als Zuschauer leicht Gefahr, den Überblick zu verlieren, denn beim Verteilen von zehn Plagen auf neunzig Minuten bleibt so manches Detail auf der Strecke und so manches Ereignis unausgeschöpft oder unklar dargestellt. Vor allem, wenn man auf „The Reaping“ ohne großartige Vorkenntnisse trifft. Die Herren Produzenten werden doch nicht tatsächlich geglaubt haben, daß ihre Zielgruppe so gottesfürchtig ist, daß jedem stets klar ist, welche Plagen die Beteiligten hier gerade plagen und welche schon vor der Tür stehen und auf Einlass warten?

Letztendlich erfüllt der vollkommen anspruchslose Film aber seinen Zweck. Er bietet spannende Horrorunterhaltung und moderne Tricktechnik ließ große Schauwerte zu. Ab und an werden ein paar hübsche Schocks serviert und das Einhalten sämtlicher Massenunterhaltungsregeln sorgt dafür, daß der Film nicht herumgurkt. Ein großer Wurf ist „The Reaping“ jedoch nicht geworden.

Sonntag, 10.08.2008/13:00 - 14:35 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1599 Mr. Room

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Geschrieben 30. September 2008, 18:04

„Emmanuelle“ (FR 1974), VHS (TV/Arte);
Regie: Just Jaeckin

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Die Fernsehzeitschrift meiner Kindheit ist ein altes Spießerblatt!

Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich damals jeden Freitag das Fernsehprogramm durchforstete, welches druckfrisch für die übernächste Woche in meinen Händen lag, in der Hoffnung darauf, daß endlich mal wieder „Mary Poppins“ oder „Das Spukschloß im Spessart“ wiederholt werden würde. Natürlich nahm ich auch das Nachtprogramm in Augenschein, um zu sehen, welche neuen oder alten Horrorfilme dort, für mich unerreichbar, zu sehen sein würden. Und natürlich waren da auch an den Wochenenden die Sexfilme zu finden, deren Titel meist recht spaßig klangen.
Eben jene Fernsehzeitschrift hatte es sich zu Passion gemacht, die Filme in Form von Würfeln zu bewerten. Sechs Augen standen für ‚Spitzenleistung’ (etwa „Der Pate“) und ein Auge stand für ‚Ganz schlecht’ (eben „Emmanuelle“). Lederhosenklamaukgeschichten a’la „Das Gasthaus der spritzigen Mädchen“ wurden überraschenderweise selten mit ‚Ganz schlecht’, sondern meist mit zwei Punkten (‚Mäßig’) bewertet. Damals fragte ich mich, wie schlecht wohl ein Sexfilm sein müßte, um die niedrigste Punktewertung zu erhalten.

Und hier ist er nun, dieser ‚ganz schlechte’ Softsexfilm, der von einer selbstbewussten und freigeistigen Frau erzählt, der nur noch ein Indikator fehlt, mit dem sie sich in eine vollkommen selbstbewusste sexuelle Freiheit stürzen kann. Das Einzige, was ich dem Film ankreiden kann ist diese kleine Unentschlossenheit, die sich im Charakter von Emmanuelle wiederspiegelt, daß sie nicht von Anfang an vollkommen frei wirkt und mal ein unschuldiges Reh darstellt, bevor sie in der nächsten Minute wieder von ihrer emanzipierten Rolle in ihrer Ehe erzählt. Auch zu erkennen an der Tatsache, das man Silvia Kristel nicht die Hauptrolle zugestehen wollte und man sie im Vorspann die zweite Position setzte, hinter Alain Cuny, der hier in einer Nebenrolle als der oben erwähnte Indikator fungiert (und dabei für das Auftreten von wirklich großartigen Szenen im letzten Drittel verantwortlich ist).

Alles andere zeugt von einem professionell und zudem erotisch treffsicheren Film, der weder großartig effektgeil oder spekulativ in Szene gesetzt wurde - vielleicht ein klein wenig provokativ und etwas mehr prickelnd als „anständigere“ Liebesdramen gleichen Alters. Somit ist er kaum schlechter als der gut zehn Jahre später entstandene „9 ½ Wochen“ und er hätte es deshalb auch verdient, etwas ernster beurteilt zu werden. Heute weiß ich: Diese Fernsehzeitschrift ist nicht das Maß aller Dinge. Damals wußte ich das noch nicht...

Sonntag, 10.08.2008/14:50 - 16:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1600 Mr. Room

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Geschrieben 30. September 2008, 18:05

„Die Verlobung des Monsieur Hire“ (FR 1989), TV (Arte);
Regie: Patrice Leconte

Liebes Tagebuch...
Der Film begeht, wie ich finde, einen großen Fehler, indem er sich strikt verweigert, die vielzahligen Plottwists und Enthüllungen angemessen spannend darzustellen und sie nur am Rande erwähnt, so daß man als Zuschauer vor vollendete Tatsachen gestellt wird, die man als geschehen hinnehmen muß, was sehr zu Lasten der Spannung geht. Sicher mag dieser Aspekt für andere genau den Reiz des Anti-Thrillers ausmachen. Für mich bedeutete dieser Aspekt aber den größten Kritikpunkt.

Nun Butter bei die Fische (Spoiler). Wenn es der Film nicht erzählen mag, dann wenigstens ich:
Allabendlich gafft der von allen ungeliebte Einzelgänger Monsieur Hire (Michel Blanc) einer jungen Frau (Sandrine Bonnaire) ins Fenster und schaut ihr bei den alltäglichen Dingen des Lebens zu, während ihm die Polizei im Nacken sitzt, weil er in deren Augen wie gebacken für die Rolle des Täters eines zuvor im Viertel geschehenen Mordes ist. Was man hier noch nicht weiß und später vollkommen lieblos serviert bekommt: Er hat den Mord durch sein Fenster beobachtet und er deckt die heimlich angehimmelte Frau von nebenan, die eine gewissen Mitschuld an dem Verbrechen trägt. Und die setzt alles daran, zu erfahren, was ihr lieber Nachbar alles gesehen hat, geht mit ihm eine platonische Romanze ein, nur um dann zur Femme Fatale zu mutieren, ohne daß die Wucht dieser Überraschung den Zuschauer auch nur annähernd trifft.

Wenigstens ist der Film teilweise trotzdem spannend, biete gute Musik von Michael Nyman feil und hat ein paar ansehnliche Bilder parat. Daß der Film aber, bockig wie ein kleines Kind, stur sein inhaltliches Potenzial in den Wind schießt, hat mir nicht gefallen - wirklich nicht!

Montag, 11.08.2008/21:15 - 22:35 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1601 Mr. Room

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Geschrieben 30. September 2008, 18:44

„Chalk“ (NL 2001), DVD (Concorde/Shocking Shorts);
Regie: Diederik Van Rooijen

Liebes Tagebuch...
Eine Romanze im Gefängnis zwischen einer Wärterin und einem Insassen ist das Thema dieses netten Fantasy-Kurzfilmes. Was der Sträfling angestellt hat, erfährt man nicht. Dafür aber, daß er sehr geschickt mit Malkreide umgehen kann, die ihm die Wärterin netterweise immer in die Zelle schmuggeln kann. Sehr zum Missfallen ihres Vorgesetzten, der das ‚bunte’ Treiben unterbinden möchte, die Rechnung aber ohne den Kreidekünstler gemacht hat, dessen Kreationen bald ein gewissen Eigenleben an den Tag bringen.

Ein vor allem schön gemachter und ideenreicher Kurzfilm mit minimalistischen, aber sehr wirkungsvoll eingesetzten Spezialeffekten, was ihn äußerst sympathisch erscheinen läßt.

Dienstag, 12.08.2008/22:00 - 22:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1602 Mr. Room

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Geschrieben 30. September 2008, 18:44

„Blake Edwards’ Curse of the Pink Panther“ (GB/USA 1983), DVD (Sony);
Regie: Blake Edwards

Liebes Tagebuch...
Weiter geht’s, nach ein paar Monaten unfreiwilliger Panther-Pause.

Blake Edwards wollte es noch einmal wissen und drehte am Stück zwei Filme. Zuerst die unrhythmische, aber hochamüsante Peter-Sellers-Hommage „Trail of the Pink Panther“/„Der rosarote Panther wird gejagt” und dann (Warum gibt’s auf DVD hier eigentlich einen Labelwechsel?) die echte Fortsetzung: „Curse of the Pink Panther“/„Der Fluch des rosaroten Panthers“ - mit mehr alten Bekannten als jemals zuvor, aber natürlich ohne Peter Sellers. Und so kam man auf eine Idee, beziehungsweise, kamen die Studiobosse auf eine Idee: Ein neuer Inspektor Clouseau mußte her, oder wenigstens jemand, der dessen Status erfüllt. Das kann man jetzt mögen, oder auch nicht, aber Ted Wass gibt sich redlich Mühe, den Anforderungen gerecht zu werden. Immerhin wurde er ja nicht vollkommen unklug in die Geschichte eingeführt.

Es folgen die üblichen Krawallscherze, die manchmal gut und manchmal weniger gut funktionieren. Es gibt die üblichen Konfrontationen zwischen den einzelnen Charakteren. Und am Ende gibt es sogar eine witzige Erklärung über den Verbleib von Inspektor Clouseau. Wie gesagt, daß kann man jetzt mögen oder nicht. Ich mochte es. „Der Fluch des rosaroten Panthers“ ist kein Highlight oder Meisterwerk geworden - in Übermaßen spaßig ist er allemal und der Filmreihe gerecht wird er auch...

Und vielleicht geht es ja in ein paar weiteren Monaten, nach einer erneuten unfreiwilligen Panther-Pause, wieder weiter - ein letztes Mal.

Freitag, 15.08.2008/10:15 - 12:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1603 Mr. Room

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Geschrieben 03. Oktober 2008, 10:20

„Das schöne Abenteuer“ (GER 1959), TV (BR);
Regie: Kurt Hoffmann

Liebes Tagebuch...
Kurt Hoffmann war gerade auf dem Höhepunkt seines filmischen Schaffens, als er diese federleichte Sommerromanze in die Kinos brachte. Die unerfahrende Lehrerin Dorothee Durand aus England (Lilo Pulver) reist nach Frankreich um dort nach ihren Vorfahren zu suchen. Schnell findet sie die Pension, die einst ihrem Großvater gehörte, doch von noch lebenden Verwandten ist keine Spur zu sehen. Gut, daß ihr Kommissar Zufall und einige Bewohner des Dorfes unter die Arme greifen und sich nach etwas Suchen zwei Cousinen (darunter Bruni Löbel) ausmachen lassen.

Auch wenn das Genre des Roadmovies erst in den 1970ern erfunden wurde, trägt dieser Film viele Merkmale dieser Filmrichtung in sich. Episodenhaft reist Dorothee durch Südfrankreich und lernt neue Orte und neue Menschen kennen. Und plötzlich merkt sie, wo sie hingehört: Nicht nach England, auch nicht zu ihren beiden wenn auch reizenden Cousinen, sondern in die Pension ihres Großvaters, weil dort die Liebe wohnt (in Gestalt des jetzigen Besitzers Robert Graf und dessen Sohn Oliver Grimm).

Kurt Hoffmann schuf mit „Das schöne Abenteuer“ zeitgemäßes Urlaubskino und nur ein paar scharfe Witzchen zeugen vom eigentlichen Talent dieses Ausnahmeregisseurs auf dem humoristischen Sektor. Trotzdem verkommt der Film aber nicht zum Heimatfilm in südlicheren Gefilden oder zu einer vollkommen anspruchslosen Schlagerparade.

In Nebenrollen: Karl Lieffen, Horst Tappert, Klaus Havenstein und die Kurt-Hoffmann-Allstars: Ralf Wolter, Paul Esser und Hans Clarin.

Freitag, 15.08.2008/12:25 - 14:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1604 Mr. Room

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Geschrieben 03. Oktober 2008, 10:23

„Monster House“ (USA 2006), DVD (Sony);
Regie: Gil Kenan

Liebes Tagebuch...
In den ersten Minuten dachte ich tatsächlich Steven Spielberg und Robert Zemeckis hätten unantastbares Land im Animationsfilm betreten. Das hätte ich von den beiden als Letztes erwarten. Von Steven Spielberg nicht, weil der seit „Jurassic Park“ nicht mehr popcornmäßig herumgesaut hat und von Robert Zemeckis auch nicht, weil ich seine beiden letzten Filme, ohne sie gesehen zu haben, so interessant fand wie einen grippalen Infekt. Doch es kam anders und somit nicht zu dem kompletten Tabubruch, auch wenn es anfangs anders aussah, weil der Film äußerst düster beginnt, weil er das Umfeld eines Teenagers reichlich schrecklich darstellt und dann den bösen Nachbarn von Nebenan ziemlich rabiat in die Kamera hineinsterben läßt.

Das dadurch verwaiste Haus des geifernden Nachbarn scheint auch nach dessen Abtransport mit dem Krankenwagen äußerst schlecht gelaunt zu sein und wehrt jegliches Betreten des Grundstücks mit heftigen Spukeskapaden ab, was natürlich die Neugierde des Nachbarsjungen DJ, dessen Freundes Ketchup sowie dem eben dazugestoßenen Mädel Zee weckt. Als das Haus am Morgen des Halloween-Tages munter damit beginnt, Passanten zu verspeisen ersinnt das Trio, nach ein paar überflüssigen pubertären Zwischenspielen, eine List um hinter das Geheimnis des Hauses zukommen.

Wer zwei Schritte nach vorne gehen will, muß dabei stets einen zurück machen. Das wüssten auch die Produzenten und Programmierer dieses Filmes und kombinierten so modernste Animationen mit der Optik von Stopmotion a’la Ray Harryhausen und „Wallace und Gromit“, was ein respektables Effektschauspiel nach sich zieht. Leider durchbricht der Spuk schnell die Grenzen des Gruseligen und das trampelnde Haus, als Reinkarnation der verstorbenen Frau seines Besitzers mutiert schnell zur Holzvariante von „Transformers“ mit „Geisterschloß“-Anleihen.

Irgendwann kehrt auch der Besitzer von den Toten zurück. Na ja - eigentlich war er ja gar nicht richtig tot. Wird wohl nur ein kleiner Herzstillstand gewesen sein, so daß er am Abend vollkommen genesen die Klinik verlassen konnte. Außerdem ist der Nachbar gar nicht so böse, wie jeder glaubte. Er wollte doch nur die anderen Bewohner vor dem bösen Haus, besessen vom Geist seiner bösen Frau beschützen. Und so kämpft das vom Trio zum Quartett aufgewertete Team nun gemeinsam gegen das amoklaufende Holzhaus, in dem es sich von einer rumpelnden Actionszene zur nächsten hangelt, was mich persönlich relativ kalt ließ.

Und am Ende wird ja alles so was von gut. Das Haus ist zerstört, der Geist vertrieben und all die gefressenen Menschen und Hunde entsteigen dem Keller des Schutthaufens in einem belanglosen, vollkommen unrhythmischen und aufgesetzt wirkenden Nachschlag, häppchenweise im Abspann serviert - als Wiedergutmachung für all die Kinder, die sich bis dahin vor Angst in die Hose gepisst haben und als Entschuldigung der Produzenten, die im Duett singen: „Tut mir leid, wir wollten doch nur spielen!“.

So wandelt sich „Monster House“ vom kompromisslosen Kinderschocker zu einem Wattebauschhorror, den Disney kaum harmloser hätte enden lassen können. Alles wurde gut, leider!

Freitag, 15.08.2008/15:45 - 17:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1605 Mr. Room

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Geschrieben 03. Oktober 2008, 10:25

„28 Weeks later“ (GB/ESP 2007), DVD (20th Century Fox);
Regie: Juan Carlos Fresnadillo

Liebes Tagebuch...
Ich mag den Film aus subjektiven und objektiven Gründen. Einer der erfreulichsten Umstände, einen Film zu mögen. Subjektiv, weil mir sein Stil und auch das Genre zu 100 Prozent liegen. Zombie- und Endzeitfilm in einem empfinde ich persönlich besonders reizvoll. Weder klischeehaft noch hilflos führt „28 Weeks later“ die Geschichte von „28 Days later“ fort, ohne sich an die verbliebenen Charaktere des ersten Teils zu klammern, was zwar irgendwie schade ist, aber auch oft schon die Hose ging. Die Tragik und die Intensität des Geschehens wurden getreu den Regeln der Fortsetzung verschärft und auf wundersame Art und Weise funktioniert das perfekt und ohne Abstriche. Weiter kann der Film die durch den Vorgänger aufgestellte hohe Messlatte in Sachen anspruchsvolles und sozialkritisches Kino problemlos erreichen. Dadurch hat er sich auch jede Art objektiven Lobes verdient.

Aber „28 Weeks later“ ist auch ein Horrorfilm und bei all der Tragik und all der Kritik ist er sich nicht zu schade, abgründige, dem Genre entsprechende Schockszenarien zu kreieren, die popcornähnliche Gruselunterhaltung der unlustigsten Art garantieren und auch so manch einen Ortswechsel etwas an den Haaren herbeigezogen erscheinen lassen (Kornfeld <-> U-Bahn), um dort aber dann mächtig auf die Pauke zu hauen.

Schnell geschnitten geht es düster und brachial zu, läßt „Children of Men“ zum Bruder im Geiste werden, nur um nebenbei das Zombiegenre noch um ein paar magenerschütternde Sekundenaufnahmen zu erweitern. Großes Kino und als Fortsetzung gesehen - bei so viel anderen enttäuschenden Sequels - eines von wenigen Meisterwerken.

Freitag, 15.08.2008/18:30 - 20:10 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
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#1606 Mr. Room

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Geschrieben 06. Oktober 2008, 21:27

„Die Pruefung“ (GER 2000), TV (3Sat);
Regie: Klaus-Gregor Eichhorn

Liebes Tagebuch...
Ein Polizeistaat auf der Suche nach Wunderkindern. Und hat er mal eines entdeckt, wird es unter Vortäuschung falscher Umstände kurzerhand seinen Eltern weggenommen. Das ist die tragische, aber nicht besonders aufregend zubereitete Geschichte dieses relativ aufwändigen Kurzfilms im Stile von George Orwells „1984“, die leider einen relativ blassen Bösewicht parat hat.

Samstag, 16.08.2008/00:10 - 00:25 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1607 Mr. Room

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Geschrieben 06. Oktober 2008, 21:39

„The Eye - Mit den Augen einer Toten“ (SGP/HK 2002), TV (ZDF);
Regie: Oxide Pang Chun, Danny Pang

Liebes Tagebuch...
Die Netzhauttransplantation bei der blinden Wong Kar Mun verläuft ohne Probleme und schon bald kann sie die Vorzüge des neu aktivierten Sinnes auskosten. Daß ihr bei ihrer wiedererlangten Seekraft manche Dinge seltsam vorkommen, kommt ihr dabei nicht seltsam vor - jedenfalls zu Beginn. Dann aber vertraut sich einem verteufelt jungen und noch dazu ebenso attraktiven Doktor an, der ihr anfänglich nicht glauben will, daß sie Gestalten sieht, die offenbar sonst niemand sieht. Aber dann, die Liebe, die Liebe - und der Doktor glaubt ihr doch. Und gemeinsam machen sie sich nun auf die Suche nach dem Ursprung dieser Visionen aus der Zwischenwelt.

Eine geballte Stunde lang hielt mich „The Eye“ mit einem besonders fiesen Unterton gefangen. Die Chancen auf eine schlaflose Nacht standen gut. Die Pang Brothers, wie sich das Regie-Duo nennt, wussten hier gruselige Geisterstilmittel gekonnt einzusetzen und vertrauten auf die wache Beobachtungsgabe der Zuschauer, wodurch sie immer wieder größere und - besonders fies - gerne auch kleiner Botschaften aus einer erschreckenden Zwischenwelt servierten, was für extrem wohliges Zähneklappern im Stile von „Shutter“ sorgen konnte.

Dann aber ging es darum, den ganzen Summs zu erklären, was dazu führte, das der Grusel gänzlich verflog (und mir einen anschließenden Schlummerschlaf ohne jeglicher Art von Problemen bereitete). Die ehemals Blinde und ihr Doktorenliebhaber ergründen den Ursprung der geisterhaften Erscheinungen indem sie die Geschichte der Spenderin der Netzhaut aufdecken. Diese war nämlich von Hellsichtigkeit gesegnet und als ein Unglück bevorstand, wollte ihr niemand Glauben schenken - im Gegenteil. Sie wurde für das Unglück verantwortlich gemacht. Gleiches widerfährt nun der Hauptdarstellerin in einer krachenden finalen Feuersbrunst, bei der sie schon vorzeitig die Fährmänner des Todes an sich vorbeiziehen sieht.

Die Auflösung ist ja irgendwie auch in Ordnung und bietet einige Schauwerte, aber gruseliges Entertainment sieht meiner Meinung nach anders aus. Die Spannung verpufft und wird durch plumpe Horrorelemente ersetzt, die dem Film seinen Schrecken nehmen. Der abschließenden Erklärung wurde somit zu viel Raum zur Entfaltung freigelegt, was den eigentlichen Grundton des Filmes leider in die Irre leitet und die erschreckend dargestellte Ausgangssituation zu sehr in den Hintergrund rücken läßt. Alles in allem nett, aber mehr dann doch nicht...

Samstag, 16.08.2008/23:30 - 01:05 Uhr (zum ersten Mal gesehen)



Zwischeneintrag (ausnahmsweise), weil ich im Vorfeld beschlossen hatte, Serien mit fortlaufender Handlung und kurze Dokumentationen hier nicht weiter zu erwähnen:

„Lindenstraße 1185: Suche Klima, biete Schutz“ (GER 2008), Public Viewing (Marienplatz, München)

Liebes Tagebuch...
Wenn sich Realität und Fiktion vermischen, kann das zu höchst ungewöhnlichen Situationen führen. Gehen wir mal von der Ausgangsituation aus: Mutter Beimer will etwas Gutes tun und mobilisiert all ihre Nachbarn zu einer Fahrrad-Sternfahrt, die auf dem Marienplatz enden soll, wo ein großes von ihr mitorganisiertes Event zum Thema ‚Klimaschutz’ stattfinden soll.

Steht man dann selbst auf dem Marienplatz, hat beobachtet wie Teile dieser „Nachbarn“ dort mit dem Fahrrad eingetroffen sind und verfolgt am Abend mit versammelter Mannschaft in lockerer Atmosphäre, den Teil einer Serie, der die Vorbereitungen zu dem Ereignis beschreibt, welchem man in eben diesem Augenblick beiwohnt, dann hat die Realität spätestens hier äußerst surreale Züge angenommen.

Ich weiß nicht, wie viele Fans auf 1.000 „Lindenstraßen“-Hasser kommen, aber wenn man dann plötzlich unter sich ist und trotzdem mit mehreren hundert Menschen zusammensteht und niemand mehr meckert und sich zudem altbekannte Gesichter munter unter das Volk gemischt haben und alle gebannt auf die Großbildleinwand schauen, an lustigen und selbstironischen Stellen lachen, an ernsten Stellen schweigen oder hie und da Szenenapplaus geben, dann läßt sich das Erlebte bedenkenlos unter ‚Besondere Erlebnisse’ abspeichern.

Sonntag, 17.08.2008/19:30 - 20:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)

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#1608 Mr. Room

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Geschrieben 06. Oktober 2008, 21:40

„Harry Potter and the Goblet of Fire“ (GB/USA 2005), DVD (Warner);
Regie: Mike Newell

Liebes Tagebuch...
Die Tatsache, daß das dicke Buch rundum perfekt zusammengestutzt und sein Inhalt leichtfüßig vereinfacht wurde, bringt auch eine negativen Effekt an den Tag. Aufgrund der Kürzungen tritt die Geschichte um die wahre Identität von Mad-Eye Moody am Ende stark in den Vordergrund. Ein Twist, der mir weder beim Anschauen, als auch beim Lesen besonders gut gefallen hat, im Buch aber eine untergeordnete Rolle spielt. Für den Film gilt: Als Zuschauer läßt man sich nun mal nicht gerne in dem Maße hinters Licht führen, wie es hier geschah.

Sonst aber bleibt die Verfilmung durchweg gelungen, spannend und ebenso angenehm wie erschreckend düster und damit voll und ganz sehenswert.

Sonntag, 24.08.2008/20:15 - 22:45 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
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#1609 Mr. Room

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Geschrieben 07. Oktober 2008, 17:54

„Carlitopolis“ (FR 2006), Kino (Cinecittà, Nürnberg/Fantasy Filmfest 2008);
Regie: Luis Nieto

Liebes Tagebuch...
Auf den ersten Blick gar nicht als Kurzfilm zu erkennen. Ein Zauberkünstler führt, auf eine Leinwand projiziert, politisch höchst unkorrekte Tricks mit einem Nagetier (Maus oder Hamster, etc.) vor. Das sieht vor allem unkonventionell und witzig aus, dient aber hauptsächlich nur dazu, ein paar Computeranimationen herzuzeigen, was dem Vorhaben des Zauberkünstlers mit seiner Leinwand nur gerecht werden kann. Eine lustige Präsentation eben.

Mittwoch, 27.08.2008/20:20 - 20:25 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1610 Mr. Room

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Geschrieben 07. Oktober 2008, 17:54

„Eden Lake“ (GB 2008), Kino (Cinecittà, Nürnberg/Fantasy Filmfest 2008);
Regie: James Watkins

Liebes Tagebuch...
Verkorkster Heiratsantrag Nr. 1:

Unbestritten hat James Watkins einen hochemotionalen und aufrüttelnden Film gedreht, der mehr als nur blanken Horror bietet und deswegen kann ich nur begrüßen, daß Watkins auf dem Regiestuhl hat Platz nehmen können. Aber beim Schreiben des Drehbuchs hätte er sich etwas besser beraten lassen müssen, denn zu oft griff er auf Klischees aus der Mottenkiste zurück um den Verlauf seiner Erzählung voranzubringen. Auch ignorierte er leider einige inhaltliche Fragwürdigkeiten, die die Geduld des Zuschauers unnötig auf die Probe stellen, weil man immer wieder dazu verdonnert wird, Abstriche machen zu müssen um der Handlung endlich Glauben schenken zu können.

Klischees aus der Mottenkiste:
Schon tausendmal gesehen (in den letzten Jahren erfreulicherweise immer weniger): Jemand erlaubt sich einen Spaß und erschreckt seinen Kumpel/Freund/Freundin und damit den Zuschauer. Eine zwar spannungserzeugende Falle, die aber schon längst einen Nikolausbart hat. Ebenfalls unwillkommen: Filmsprache nach Lehrbuch. Wenn zu viele zufällig aneinandergereihte Details auf das zentrale Thema des Films hindeuten. Ja, es geht um die verlotterten Jugendlichen aus Problemfamilien, aber müssen deshalb schon aus dem Radio Diskussionen darüber erklingen und muß deshalb jedes Kind, daß im Vorfeld der Geschichte auftaucht, in einem zwiespältigen Verhältnis zu den Erwachsenen dargestellt werden? So was funktioniert doch heute nur noch in Fernsehkrimis.

Inhaltliche Fragwürdigkeiten:
Ist es glaubhaft, daß die Heroine Jenny (Kelly Reilly), die ganze Nacht über unter einer Baumwurzel sitzt und erst nach Sonnenaufgang auf die Idee kommt, ihr Handy auch nur annähernd irgendwie zu benutzten (auch wenn sie kein Netz hat)?
In der Rolle des Autors läßt James Watkins das Unglück ganz dick über seine beiden Hauptdarsteller kommen. Eine Panne reiht sich an die nächste, was die beiden Flüchtenden ziemlich alt und verlassen aussehen läßt. Da können sie noch so clever handeln, gleich wird ihnen das Schicksal wieder ein Schnippchen schlagen - immerhin werden Standart-Situationen wie herunter fallende Schlüssel, nicht anspringende Autos und verknackste Knöchel vermieden.

Durch all diese Sachen wird der Motor des Films einige Male abgewürgt und muß von Null gestartet werden. Von unnötigen Blutsequenzen mal abgesehen, denn damit kann man ja wenigstens eingefleischte Genrefans entzücken.

Die Grundaussage des Films ist klar und letztendlich auch gut getroffen. Was kann mit unseren Kindern geschehen, wenn sie in einer brutalen Welt wie dieser aufwachsen? Es kommt kein erhobener Zeigefinger zum Einsatz - nur die ernüchternde Erkenntnis, was Gemeinschafssinn und Zusammenrottung im schlimmsten Falle für Konsequenzen haben könnte. „Eden Lake“ zeigt das in anfangs schockierend wahnsinnigen und später dann in ernüchternd tragischen Bildern und stellt die Grundidee des ‚Rape and Revenge’-Movies auf den Kopf. Was, wenn die Rache, die endlich alles erlösende Rache, keine Befriedigung mehr darstellt, wenn eine herzensgute Lehrerin Kinder und Jugendliche abschlachten muß, die sie von Berufswegen doch eigentlich beschützen und fördern sollte? Dann, ja dann, fährt der Spaßfaktor des Filmes gen Null, ähnlich, wie es bei „Sweeney Todd“ gewesen ist, nur das dem Tim-Burton-Film die tonangebende Portion Realismus von „Eden Lake“ fehlte.

So ist „Eden Lake“ ein bitterer und harter Schlag in den Magen, der inhaltlich da beginnt, wo „Ils“ aka „Them“ aufgehört hat - bei den Kindern.

Mittwoch, 27.08.2008/20:25 - 21:55 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1611 Mr. Room

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Geschrieben 07. Oktober 2008, 18:31

„Mirrors“ (USA/Rumänien 2008), Kino (Cinecittà, Nürnberg/Fantasy Filmfest 2008);
Regie: Alexandre Aja

Liebes Tagebuch...
Nach „High Tension“ und „The Hills have Eyes” kann ich gut und gerne behaupten, daß ich auf diesen Film ziemlich neugierig war. Im Vorfeld machte ich mir einige Gedanken, ob er mir denn gefallen würde, denn Grund zur Sorge machte sich breit.

Die Geisterfilmwelle, Anfang des Jahrtausends in Asien geboren und kurze Zeit später von den USA mit wehenden Fahnen enthusiastisch aufgenommen, kann bei mir schon lange nicht mehr die Art von Begeisterung erzeugen, wie dies zu Anfang der Fall war. Zu glatt, zu teuer, zu perfekt und zu vielzahlig schwappend mir die Filme/die Remakes aus Amerika entgegen. Mal ehrlich, kommt ein Film wie „Mirrors“ daher, dann schnauft man erst mal gelangweilt tief durch: „Nicht schon wieder ein Asien-Remake!“
Weiter fragte ich mich, wie sich wohl Alexandre Aja in der Rolle des Regisseurs in diesem für ihn noch fremdem Horror-Untergenre machen wird, denn Terror verspricht „Mirrors“, im Gegensatz zu den früheren Filmen Ajas nicht.

Und tatsächlich: den puren Terror sucht man in „Mirrors“ vergebens. Etwas konnte der Regisseur aber mit rübernehmen: den Hang zur drastischen Gewaltdarstellung. Aber ob das die richtige Entscheidung war? Zwar hält sich die Anzahl solcher Szenen in Grenzen, aber wenn, dann knackt es richtig im Gebälk (zwei Mal an der Zahl), was überhaupt nicht zum Stil des Filmes paßt und, in Bezug auf Szene Nr. 2, wie ein übertriebener selbstzweckhafter Fremdkörper wirkt (und noch dazu ziemlich eklig ist).

Der Rest ist eine nette Spukgeschichte um ein ausgebranntes Kaufhaus, hinter dessen Spiegeln das dämonische Böse sein Unwesen treibt. Dazu gibt es natürlich die erwartbaren und dennoch frisch wirkenden Spiegeltricks und eine ordentlich gruselige Atmosphäre in der der sympathisch verhaute Hauptdarsteller Kiefer Sutherland als Strickmusterheld die Eigeninitiative ergreift und im Alleingang das geheimnisvolle Geheimnis des Hauses entgeheimnist („Entgeheimnist“ ist ein neues Wort, welches ich eben gerade erfunden habe und was ganz allein mir gehört!!!).

Ausstattungstechnisch wurde natürlich geklotzt und alles sieht, wie befürchtet, überperfekt und geleckt aus, mit CGI-Animationen angereichert und rumpelt krachend und schnell geschnitten, aber auch kurzweilig dem Showdown entgegen, wo es noch ein wenig mehr krachen und rumpeln darf, während alles ebenfalls noch ein wenig mehr schneller geschnitten ist. Grusel mit Herz sieht anders aus. Ein „Geisterschloß“ ist’s aber glücklicherweise auch nicht geworden. Wer „Ring“ und Co. mochte und kein Problem mit dem Kiefer hat (mit dem im Mund und nicht mit dem auf der Leinwand!), der wird sich hier ganz gut zu Hause fühlen.

Donnerstag, 28.08.2008/19:25 - 21:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1612 Mr. Room

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Geschrieben 08. Oktober 2008, 17:46

„The Midnight Meat Train“ (USA 2008), Kino (Cinecittà, Nürnberg/Fantasy Filmfest 2008);
Regie: Ryuhei Kitamura

Liebes Tagebuch...
Verkorkster Heiratsantrag Nr. 2:

Jubliere, jubliere, jubliere. Das Lionsgate-Logo sehe ich erfahrungsgemäß auf dem Fantasy-Filmfest am liebsten. Zwar sind sich die Genre-Filme aus diesem Hause nicht so ähnlich wie die gesammelten Werke von Dark Castle, aber immerhin kann man schon mal eine ungefähre Vorstellung davon haben, in welche Richtung es nach dem Logo gehen könnte.

Mein Spürsinn erwies sich als richtig. Es kam das, was ich mit Lionsgate in Verbindung bringe. Genauer gesagt, es wurde laut, düster, abgründig - und es sah teuer aus. Letzteres störte mich hier, im Gegensatz zu „Mirrors“, überhaupt nicht mehr, denn „The Midnight Meat Train“ ist nun wirklicher Horror, und da ist Geld gerne mal knapp und muß zudem nicht für exorbitant edle Ausstattung oder Blockbuster-ähnliche Animationen ausgegeben werden.

„Die Frau da kommt mir irgendwie bekannt vor...“

Nach einem arbeitreichen Tag voller Arbeit und dem ersten Film dieses Abends, mußte ich mir eingestehen, daß ich nun doch müder war, als es mir anfänglich vorkam. Hundertprozentige Aufnahmefähigkeit konnte ich mir nicht mehr abverlangen. Ich bin zwar nicht eingeschlafen, hätte mir aber gewünscht, daß ich dem Film etwas genauer hätte folgen können. Aber gefallen hat er mir, keine Frage. Vor allem die unglaublichen Kameraideen laden zum Staunen ein (subjektive Kamera aus der Sicht eines abgetrennten Kopfes - irre!), aber auch die scheppernde Härte, die an machen Stellen das Geschehen dominiert - ohne übertrieben zu wirken.

„Die sieht ein bißchen aus wie Jennifer Connelly...“

Tags drauf ließ ich mir erklären, wie die Clive-Barker-Geschichte im Buch endete und mußte feststellen, daß die Stadtväter im Film leider nicht erklärt wurden und gesichtslos Hunger hatten. Schade eigentlich. Wäre doch nett gewesen.

„Na, da schau her. Es war Brooke Shields!“

Donnerstag, 28.08.2008/22:00 - 23:25 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1613 Mr. Room

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Geschrieben 08. Oktober 2008, 17:52

„Virus Undead“ (GER 2008), Kino (Cinecittà, Nürnberg/Fantasy Filmfest 2008);
Regie: Wolf Wolff, Ohmuthi

Liebes Tagebuch...
Zwei Dinge hat „Virus Undead“ (eher rein zufällig) mit „Die Rückkehr der Zombies“ gemeinsam. Erstens ist das die gotisch angehauchte Villa im Brandenburgischen, die der aus dem italienischen Film von 1981 überraschend ähnlich sieht. Zweitens ist das die Tatsache, daß beide Filme qualitativ vollkommen misslungen sind, mit dem Unterschied, daß „Virus Undead“ weder heute, noch in zwanzig Jahren unfreiwillig komisch, sondern stets unheimlich langweilig sein wird.

Die im Vorfeld abgeschossenen Lorbeeren, zu lesen im Programmheft des Festivals und der aktuellen Cinema erwiesen sich als falsch und waren nur der ärgerliche Versuch, den Film subjektiv zu pushen. Erst im Nachhinein kann man zwischen den Zeilen erkennen, was sich die Autoren in ihren Texten alles schön geredet haben und somit eine Menge Menschen in die Irre führten. Von langsamen Kamerafahrten und ruhigen Bildern war die Rede. Daß man dabei aber von geballter Ödnis eingenebelt wird, mußte wohl jeder für sich erst im Lichtspieltheater seines Vertrauens feststellen...

In einer übertrieben schmuddeligen Imbissbude vermischt sich das Vogelgrippevirus mit einer Portion Gammelfleisch. Die annähernd zehn Bewohner dieses Landstriches (ist Brandenburg wirklich so dünn besiedelt???), die allesamt Currywurst rot/weiß verdrückt haben, verwandeln sich so zu glucksenden Viruszombies mit grummelnden Mägen. Anders kann ich mir den Ausbruch der Epidemie (lächerlich, wer hier von Pandemie spricht) nicht erklären. Wie gesagt, das ist meine Erklärung. Der Film selbst sieht sich nicht in der Lage, dem Zuschauer darüber Klarheit zu verschaffen, begnügt sich vielmehr mit drei jungen Typen, von denen einer das Gut seines Großvaters geerbt hat, wo die drei, mit zwei Mädels im Schlepptau, ein hochprozentiges Wochenende verbringen wollen. Passend zum Gesamteindruck des Filmes ist auch dieses Besäufnis vollkommen uninteressant und aktionslos geworden. Während das erste Pärchen zum poppen in den ersten Stock geht, daß zweite ein klärendes Gespräch im Wald führt, beginnt der dritte Typ, vom Absinth von Sinnen gemacht, mit Großvaters Knarre im Gebüsch herumzuballern und erlegt einen Zombiehund - weiß der Kuckuck, wo der jetzt herkam! Dann, irgendwann treffen die ersten der zirka zehn Zombies auf dem Landsitz ein. Mit unglaubwürdig viel Munition setzen sich die fünf nun zur so Wehr, als ob der Großvater Charlton Heston und doch nicht ein berühmter Vogelgrippeforscher gewesen wäre. Dann beginnt der Totalflop altbekannte Zombiefilmklischees als Sparversion aufzutischen. Einer der Typen wird gebissen und ist somit infiziert. Einem der Zombies wird auch mal in den Kopf geschossen. Ein Weiterer darf auch noch mal auferstehen, weil er nicht vollkommen ausgeknockt wurde. Ein Auto darf auch durch die Luft fliegen. Eines der Mädels tritt den Zombies mit Kung-Fu mehr oder weniger erfolgreich in den Hintern. Auf Kanonenfutter wurde weitestgehend verzichtet und von der Treppe der spektakulären oder innovativ umgesetzten Ideen wird auch nur die erste Stufe betreten. „Virus Undead“ hat somit von allem ein bisschen, aber dieses bisschen ist so wenig, daß es vollkommen ungenügend ist, um auch nur irgendwas zu reißen. Wie die Werbefrau im Supermarkt, die allen kostenlos ein knappes Schnittchen serviert - aber dann ist’s bitte auch genug! Außerdem findet das Finale nach dem elendig langen Anfang in vollkommen blauer Dunkelheit statt, so daß weder Spezialeffekte noch Gesichter erkennbar waren, was sowohl enttäuscht, als auch verwirrt und zu einem vollkommen unbefriedigenden Ergebnis führt. Ein spannungsfreies Nichts aus lahmem Horror, untermalt von nervig einschläfernder Musik nach Lehrbuch.

Um dem Film die Türen für den internationalen Markt zu öffnen, ließ man sich zu der folgenschweren Entscheidung hinreißen, den Film in Englisch zu drehen (Ich weiß, liebes Tagebuch, der Argento macht das auch...). Etwas, was das deutsche Publikum sicherlich genau so wenig schätzen wird, wie den Film selbst - auch weil es einfach lächerlich rüberkommt, schlimmer noch, peinlich wirkt, wenn Lokalkolorit durch englische Phrasen ersetzt wird. Noch dazu, wenn Zeitungsausschnitte und Schilder weiterhin in Deutsch zu sehen sind. Außerdem hat es den Anschein, daß der Film (teilweise) nachsynchronisiert wurde, um akzentfreie Internationalität zu suggerieren. Mit Sicherheit alles umsonst, denn bei diesem Ergebnis wird sich der internationale Markt nicht um „Virus Undead“ reißen - ein paar nett animierte Vögel und ein, zwei hübsch apokalyptische Bilder hin oder her.

Freitag, 29.09.2008/15:00 - 16:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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Geschrieben 13. Oktober 2008, 18:25

„A Nyomozó“ (HUN 2008), Kino (Cinecittà, Nürnberg/Fantasy Filmfest 2008);
Regie: Attila Galambos

Liebes Tagebuch...
Spoiler: Der unschein- und unnahbare Bestatter Tibor hat ein Geldproblem. Deshalb läßt er sich zu einem Deal hinreißen und unterschreibt einen Vertrag als einmaliger Auftragsmörder. Nach getaner Arbeit erhält er einen Brief - von seinem Opfer.

„A Nyomozó“ aka „The Investigator“ sorgt nach dem ersten Bündel von Horrorfilmen für Abwechslung in meinem ganz persönlichen Festival-Programm. Schwer zu beschreiben er ist: Ist Avantgarde-Kriminalfilm zu hochgestochen? Immerhin bedient er sich doch recht unkonventionellen Erzählmethoden, dann zum Beispiel, wenn das Vorlesen des Briefes plötzlich bebildert wird und mit sämtlichen Sehgewohnheiten bricht; dann zum Beispiel, wenn Traumsequenzen präsentiert werden, die sich durch übermütig komödiantische Anleihen auszeichnen; und dann zum Beispiel, wenn plötzlich knisternde Spannung losbricht, ein Kätzchen in den Würgegriff genommen wird oder rohe Brutalitäten ausbrechen.

Im Grunde jedoch ist es aber hauptsächlich ein Kriminalfilm. Nach dem Mord und nach dem Brief beginnt Tibor auf eigene Faust zu ermitteln. So viele Zufälle können doch nicht zufällig geschehen und er glaubt, daß er Teil eines verschwörerischen Mordkomplotts geworden ist. In bester Krimimanier dröselt der Hauptdarsteller das Intrigengeflecht auf und kann sich dabei sogar noch die Polizei vom Hals schaffen.

„A Nyomozó“ ist anspruchsvolles Hirnkino, das auf große Aktionen und Effekte verzichtet und von einer leisen und langsamen Erzählweise dominiert wird, dabei durchaus spannend, überraschend und abwechslungsreich ist und das Programm des Filmfests um eine anspruchsvolle Facette reicher macht.

Freitag, 29.09.2008/17:10 - 19:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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Geschrieben 13. Oktober 2008, 18:26

„The Strangers“ (USA 2008), Kino (Cinecittà, Nürnberg/Fantasy Filmfest 2008);
Regie: Bryan Bertino

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Verkorkster Heiratsantrag Nr. 3:

So ist das halt, auf dem Fantasy Filmfest. Hätte ich bei einer der gestrigen Vorstellungen nicht den Trailer zu „The Strangers“ gesehen, hätte ich mir den Film wahrscheinlich nicht angeschaut. Jetzt aber, wo ich den Trailer gesehen hatte, wußte ich leider genau, wo der erste große, brachiale Schock des Filmes auf mich wartete - so sehr hatte sich dieses Bild aus dem leider etwas zu viel verratenden Trailer in meinem Gedächtnis eingebrannt (Und viel Zeit zu vergessen hatte ich ja auch nicht...)

Auch wenn sich „The Strangers“ seine ganz persönliche wahre Begebenheit aus irgendeinem Archiv herausgekramt hat, kann er doch als inoffizielles Remake von „Ils“ bezeichnet werden. Ein Haus im Wald, ein Pärchen darin und etwas vor der Tür. Mehr braucht man nicht, um der momentanen Psychoterrorwelle gerecht zu werden. Diese kann aber schon nach wenigen Filmen als ausgereizt bezeichnet werden - irgendwie zählt ja „Funny Games U. S.“ da ja auch noch dazu...

Noch aber ist die Übersättigung nicht allzu groß und so kann man sich getrost auf dieses unheimliche und unheimlich spannende Filmchen einlassen, auch wenn man sich recht schnell dessen Ausgang zurechtreimen kann.

Großartig als Opfer: Liv Tyler. Großartig gesichtslos: die Täter. Großartig spannend: die mit Bedacht inszenierten Effekte.

Freitag, 29.09.2008/19:30 - 20:55 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1616 Mr. Room

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Geschrieben 18. Oktober 2008, 12:55

„Låt den rätte komma in“ (SWE 2008), Kino (Cinecittà, Nürnberg/Fantasy Filmfest 2008);
Regie: Tomas Alfredson

Liebes Tagebuch...
Die Mischung machts. „Låt den rätte komma in“ aka „Let the right one in“ oder „So finster die Nacht“, wie er wohl demnächst in Deutschland heißen wird, hat erst mal alles, was man von einem skandinavischen Film erwarten kann: Tragikomik, nordische Kühle und eine unkonventionelle Erzählweise. Das macht ihn soweit schon mal gut, wenn man Filme aus Schweden und Co. zu schätzen weiß. Etwas kommt aber noch hinzu: Horror - und den findet man dort nicht alle Tage.

Und auch wenn es hier um Vampire und deren Jagd nach menschlichem Blut geht, ist es doch nur eine wunderbare Geschichte über die ungewöhnliche Freundschaft zweier Kinder: Oskar, der Außenseiter, der von seinen Klassenkameraden gehänselt wird und Eli, das blasse Mädchen von Nebenan, das ein Doppelleben führt.

Tomas Alfredson ließ magische Bilder aus dem verschneiten und kalten Schweden einfangen, wo der Tag kurz und die Nacht umso länger ist. Hinzu kommt ein ganzes Füllhorn an nicht immer ganz geradlinig geschilderten Ereignissen, ein hohes Pensum an Spannung und so manch eine heftige Szene, die ab und an von extrem schwarzem Humor begleitet wird und somit für ein ganz und gar faszinierendes Finale sorgt. Dazu spielt immer wieder ein Orchester auf und wo Streichergefiedel andernorts gerne mal unheimlich austauschbar wirkt, bleibt einem hier die Klasse der Musik in den Ohren hängen und entlässt einem mit einem hoch zufriedenen Gefühl einer verzaubert schönen Begeisterung aus dem Kino. Ja, so schön kann etwas sein, was relativ viel mit Horror zu tun hat.

Samstag, 30.08.2008/19:30 - 21:25 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1617 Mr. Room

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Geschrieben 18. Oktober 2008, 13:01

„Martyrs“ (FR/CAN 2008), Kino (Cinecittà, Nürnberg/Fantasy Filmfest 2008);
Regie: Pascal Laugier

Liebes Tagebuch...
Ja, ich gebe es ja zu, ich lasse mich leicht einschüchtern. Und deshalb wurde ich auch, wie damals bei „Haute Tension“, mit einem richtig flauen Gefühl im Magen in diesen Film geschickt. Kein Wunder, denn das Programmheft (das dieses Mal die richtigen Worte fand) und der Ansager verkündeten, daß ich es gleich mit dem kontroversesten Film des Festivals zu tun bekommen werde (Der Bitte des Ansagers an unerschütterliche Zyniker, während des Films nicht zu lachen, wurde weitestgehend entsprochen.). Zuvor konnte ich in der lokalen Presse schon lesen, daß es ein tabubrechender Schocker sein würde, der in Frankreich aufgrund der protestierenden Kultusministerin von 18 auf 16 Jahre heruntergestuft wurde. Hierzulande wird „Martyrs“ aber eine große Portion Verständnis finden müssen, um überhaupt (ungekürzt) veröffentlich werden zu können.

Flaues Gefühl hin oder her, „Martyrs“ ist kein zweiter „Haute Tension“, denn dazu fehlte ihm das Tempo eines atemlosen Horrorfilms, der stets seine innere Spannung und das heraufbeschworene Grauen genremäßig nutzen möchte. So vergleiche ich ihn in Sachen künstlerischer Ambition und Hang zur Provokation vielmehr mit „H 6 - Diario de un Asesino“ und vom Stil her mit dem letztjährig präsentierten „The Signal“, denn innere Ausgeglichenheit findet man in „Martyrs“ nicht. Wie „The Signal“ kann man ihn in drei Teile aufspalten.

Der Horrorteil kommt zu Beginn und dauert gefühlterweise zirka eine Stunde. Hier fährt Pascal Laugier alles auf, was modernes Horrorkino auszeichnet. Kompromisslose Rache, bis aufs äußerste ausgeprägte Schizophrenie und ein erschütterndes Teufelsmonster, welches sich in seinem grauenhaften Auftreten direkt aus „[rec]“ herübergebeamt haben könnte. Worauf der Film letztendlich hinaus will, liegt da noch im Dunkeln, aber hier wird hammerhartes Horrorentertainment der besten Sorte präsentiert - abgründig, schnell und kompromisslos. Da ich ziemlich weit vorne saß (Reihe 7) konnte ich nicht sehen, was hinter mir abging, aber vor mir war so manch ein wackerer Zeitgenosse zu sehen, der sich aufgrund des Dargestellten von seiner bequemen zurückgelehnten Position aufrichtete, sich gerade sitzend windete um dem Gezeigten halbwegs Herr zu werden.

Dann aber wendet sich das Blatt - und nun Spoiler:
Kellerkinder a’la Natascha Kampusch kommen ins Spiel. Nach eben dieser Stunde hätte der Film samt seiner einzigen Überlebenden zu Ende sein können. Doch nun wird eben diese Überlebende in eben jenes Verließ gesperrt, was sie kurz zuvor entdeckt hat. Und dort steht ihr eine unerträgliche Folter bevor.
Entweder mag ich es aus persönlichen Gründen nicht, wenn ein Film seine Handlung gegen eine bloße Aneinanderreihung von aus der Situation herausgegriffenen Szenen austauscht, oder aber diese Wahl der Erzählung ist im Allgemeinen keine kluge Idee des Weiterführens einer durchaus spannenden Geschichte. Ich fühlte mich an „Die Wolke“ erinnert, wo nach dem Super-GAU in eben solchen lose aneinandergereihten Szenen der gesundheitliche Verfall der Hauptdarstellerin gezeigt wurde, was als logische Konsequenz des davor geschehenen irgendwie auch in Ordnung geht, dem Film aber sein Tempo und seine Spannung nimmt.
Ähnlich rigoros geht hier Pascal Laugier vor, mit dem Unterschied, daß die nun folgenden Bilder vor Sadismus nur so strotzen. Hier wird nun der psychische Niedergang eines menschlichen Wesens in langen nicht enden wollenden Folterszenen dargestellt. Der Regisseur schießt planlos über sein Ziel hinaus, ähnlich wie Gaspar Noé mit den Gewaltausbrüchen seines „Irreversible“. Spannend ist das nicht mehr - eben nur noch kontrovers und im Nachhinein vielleicht auch diskussionswürdig.

Und dann kommt plötzlich der dritte Teils des Film zum Tragen, und die Erzählung bekommt wieder einen Sinn: Wie bringe ich einen Menschen an den Rande des Todes ohne das er wirklich stirbt, ohne bildgewaltige Bemühungen, wie man sie aus „Flatliners“ kennt? Die Antwort auf diese Frage: Nur mit unermesslicher Folter kann man die Grenzen zwischen Tod und Leben aufbrechen, nur so kann man ein („2001 - Odyssee im Weltraum“-ähnliches) Nahtoderlebnis kreieren, ohne mit der Gefahr rechnen zu müssen, daß das Versuchskaninchen dabei vor die Hunde geht. Was geschieht nach dem Tod? Die gemarterte Anna hat eine Antwort parat. Aber sind wir es auch wert, diese zu erfahren?

In den letzten Minuten des Films spielt das französische Kunstkino wieder eine ganz große Rolle. Nach dem horrormäßigen Beginn und der darauf folgenden Grausamkeit liefert „Martyrs“ Gründe und Erklärungen für das Stattgefundene, schließt somit den Kreis der endgültigen Erklärungen, bietet aber keine Merkmale des endgültigen Horrorerlebnissen mehr. Zurück bleibt die bittere Erfahrung eines Filmes, der zum Abschluß nicht mehr auf den Pfaden wandeln wollte, die ihm das Horrorgenre vorgegeben hatte. Das ist inhaltlich gut, aber nicht von dem Grauen geprägt, den ein echter Sesselkraller hätte auffahren müssen.

Samstag, 30.08.2008/21:50 - 23:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1618 Mr. Room

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Geschrieben 23. Oktober 2008, 18:16

„Inferno“ (IT 1980), DVD (Image);
Regie: Dario Argento

Liebes Tagebuch...
Nach „Suspiria“ im Mai und einer unfreiwilligen Argento-Pause danach, nutzte ich schnell noch die letzte Gelegenheit um „Inferno“, wie ursprünglich geplant, vor „Mother of Tears - The third Mother“ sehen zu können.

Das unwirkliche Spiel aus Farben und Alptraumszenarien wird hier bis zum Äußersten ausgereizt und steht zudem auch als Hauptaugenmerk im Mittelpunkt, weil sich Argento dieses Mal dazu entschied, auf eine durchgehende Identifikationsfigur zu verzichten. Man muß sich also kaum um die Geschichte kümmern und verfolgt einfach die verrückten und aufwändigen Kompositionsideen des Regisseurs, die er prächtig auf Zelluloid bannen konnte. Immer und immer wieder lädt das zum Genießen ein, was unheimlich gut funktioniert, weil man keine etwaige abgedroschene Handlung hinterfragen muß.

Und nun stellt sich die Frage: Was könnte man von einer Fortsetzung erwarten? Können tut man natürlich viel. Im besten Falle etwas Ebenbürtiges, etwas, daß sich genau an den Stil und den Inhalt der ersten beiden Filme dieser lange unvollendeten Trilogie hält. Aber, im eigentlichen Sinne ist es ja keine echte Trilogie, sondern erst durch die Erwähnung dreier teuflischer Hexenmütter in „Inferno“ dazu geworden. Gerne dürfte der dritte Teil werden wie seine zwei „Vorgänger“, aber wird er das auch? „Nein“, war im Vorfeld zu lesen, wo zu viele Argento-Fans es bedauern, daß der Maestro nicht weiter im Jahr 1980 arbeitet. Es sind 26 Jahre vergangen und die Zeiten, die Tricktechniken und die Horrorszenarien haben sich geändert. Außerdem ist alles furchtbar teuer geworden und schon alleine deshalb wird der dritte Teil wohl keine verschwenderische Materialschlacht exorbitanter Produktionsausmaße werden. Was erwarte also ich: Nichts! Aber hoffen tue ich viel und ich lasse mich gerne überraschen - egal, mit was. Einfach nur überraschen. Ich bin gespannt...

Sonntag 31.08.2008/13:10 - 14:00 Uhr & 15:25 - 16:20 Uhr (zum fünften Mal gesehen)

Bearbeitet von Mr. Room, 23. Oktober 2008, 18:17.

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Geschrieben 27. Oktober 2008, 22:42

„JCVD“ (BELG/LUX/FR 2008), Kino (Cinecittà, Nürnberg/Fantasy Filmfest 2008);
Regie: Mabrouk El Mechri

Liebes Tagebuch...
Sicher war ich nicht er der Einzige, der es mild belächelte, daß ein Film mit Jean-Claude van Damme im Festivalprogramm zu finden war. Was habe ich von dem eigentlich bisher gesehen? Hm, mal überlegen...
„Double Impact“, wo er schauspielerisch nicht grad glänzte und ein bißchen „Universal Soldier“ - beide Filme waren damals noch neu und seitdem nichts mehr, weil van Damme in einer für mich uninteressanten Schublade steckte. Die beiden Filme von Peter Hyams hätten mich noch interessiert - hat aber auch nicht sein sollen.

Im Vorfeld von „JCVD“ gab es glaubwürdige Lobeshymnen und somit weckte der Film (wenn auch spät) mein Interesse. Zu recht, denn, und ich werde es jedem auf die Nase binden, „JCVD“ ist absolut sehenswert. Er offenbart, daß sein Hauptdarsteller entgegen allen Gerüchten und zuvor gelieferten Beweisen ein guter Schauspieler ist, der zudem eine ordentliche Portion Selbstironie besitzt und diese hier bis zur Schmerzgrenze und darüber hinaus zum Einsatz bringt.

Der abgehalfterte Schauspieler van Damme kehrt nach einem Sorgerechtsstreit und Ärger mit seinem Agenten in sein Heimatstädtchen nach Belgien zurück. Weil seine Kreditkarten gesperrt sind, will er auf einem Postamt Geld abheben und gerät, wie es der Teufel Zufall will, in einen Banküberfall mit anschließender Geiselnahme. Draußen auf der Straße hat man natürlich mitbekommen, wer das Amt gerade betreten hat und so rücken Hunderte von Schaulustigen, Reportern und Polizisten an, die alle annehmen, van Damme wäre der Drahtzieher des Überfalls.

All das hat zur Folge, daß ich es hier, und soviel darf im Vorfeld schon mal verraten werden, mit dem abwechslungsreichsten Film des Festivals zu tun bekommen habe. „JCVD“ ist eine Mischung aus coolem Gangsterfilm und hochspannendem Geiseldrama, aus herzerfrischend lustiger Komödie und cleverer Satire, vollgestopft mit Überraschungen, Ideen, Plottwists und Zeitsprüngen und mittendrin Jean Claude van Damme als Vollzeit-Loser, der in einer, die Filmerzählung verlassenden Szene eine bittere Lebensbilanz zieht, die zu Tränen rührt. Unglaublich, aber wahr: Ein Meisterwerk!

Ein Wehmutstropfen bleibt: Das Ende, was man sich, aus Mitleid für den Hauptdarsteller, ruhig etwas positiver hätte wünschen können.

Sonntag 31.08.2008/17:10 - 18:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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#1620 Mr. Room

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Geschrieben 28. Oktober 2008, 18:50

„Mum & Dad“ (GB 2008), Kino (Cinecittà, Nürnberg/Fantasy Filmfest 2008);
Regie: Steven Sheil

Liebes Tagebuch...
Es macht den Eindruck, als wäre die Hewitt-Familie aus „Texas Chainsaw Massacre“ zum Spießertum übergesiedelt und hätte dabei ein kleines gutbürgerliches Häuschen in einer Kleingartensiedlung am Rande von London Heathrow bezogen. Dort wohnen nun Mum und Dad und ihre zwei wohlerzogenen Kinder. Doch das Familienidyll ist noch nicht perfekt - für noch mehr Kinder ist Platz. Doch woher nehmen, wenn nicht stehlen? Selber machen? Ja, vielleicht, dauert aber bis die fertig sind! Deshalb also: stehlen!

So gerät der Spät-Teen/Früh-Twen Lena in die Fänge dieser bestialisch normalen Sippschaft und hat die Chance ein Übermaß an familiärer Liebe zu empfangen, wenn sie sich den häuslichen Regeln unterwirft. Wenn nicht, dann gibt’s Ärger. Und es gibt viel Ärger, denn die Ausführung der Regeln ist wahrlich nicht leicht durchzustehen.

Obwohl als Horrorfilm ausgeschrieben, zielt „Mum & Dad“ doch weniger auf das ab, was man im Bereich Horror erwarten würde. Der Spannungsbogen, wenn auch vorhanden, wird relativ flach gehalten, denn sämtliche Bestrebungen richten sich nur auf einen Punkt: der vollkommenen zynischen Übersteigerung von diabolischen Auswüchsen ganz alltäglicher familiärer Situationen. In Sachen kranker Perversität steht diese namenlose Familie den Hewitts in nichts nach, wenn auch versteckt unter dem Deckmantel einer heilen Welt. Abgründe tun sich auf, wenn die Mutter, blind vor Verehrung, ihre „adoptierten“ Kinder in den Arm nimmt und sie anfleht, sie mögen doch auf das hören, was Daddy ihnen sagt. Und was sagt Daddy? „Komm zu Daddy! Mach, daß Daddy sich wohlfühlt!“

Man weiß nicht, ob man lachen (wenn man es denn kann und es einem nicht im Halse stecken geblieben ist), ob man sich vor Ekel abwenden oder wegen dieser vollkommen verzerrten Gluckenliebe aus Unterdrückung und Folter vor Wut platzen soll. Ein böser Film mit einer grässlich süßblutigen Weihnachtsfeier als Gipfel der Zynik - stets in makelloser Optik dahergebracht und fast ganz ohne Horrorallüren.

Sonntag 31.08.2008/19:35 - 21:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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