The Room-Files
#1741
Geschrieben 21. März 2009, 10:59
Regie: Lars Montag
Liebes Tagebuch...
Der Film zur Lidl-Affäre. Natürlich darf man das so nicht sagen und deshalb heißt der Discounter, der hier seine Mitarbeiter bespitzelt, unter Druck setzt und finanziell ausbeutet auch ‚Billy’. So kommt es, daß, während in Ludwigsburg eine Billy-Betriebsversammlung stattfindet, der Marktleiter einer hiesigen Filiale hinter den Mülltonnen tot aufgefunden wird. Die Kommissare Odenthal und Kopper stechen nun in ein Wespennest aus Verdächtigen. Die Konzernzentrale mochte ihren Marktleiter nicht, der wiederum mochte es nicht, daß seine Mitarbeiter Angestellten einen Betriebsrat wählen wollten, und so weiter, und so weiter.
Viele Verdächte bedeutet noch lange nicht viel Unterhaltung. Hier war das jedoch anders. Der Film ist kurzweilig, spannend und temporeich. Zwar nix fürs Langzeitgedächtnis, aber immerhin besser, ihn wieder zu vergessen, als sich eine Ewigkeit über verschenkte Zeit zu ärgern.
Sonntag, 01.02.2009/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1742
Geschrieben 21. März 2009, 11:09
Regie: Neil Marshall
Liebes Tagebuch...
Es ist fast wie in den 1970ern. Die Deutschen haben ein wenig Geld beigesteuert und sich dann eine eigene Version des Filmes zusammengeschnippelt. Nur mit dem Unterschied, dass hier nicht die Handlung sondern die Gewalt gekürzt wurde. Wie gut, dass man mit etwas Glück auf importierte DVDs zurückgreifen kann und in diesem Falle wurde eine schwedische DVD zum Mittelpunkt des heutigen Videoabends auserkoren.
Ein Virus, welches 2008 in Schottland ausgebrochen ist, veranlasst die Regierung von Großbritannien dazu, sämtliche Grenzen zu ihrem im Norden gelegenen Land dicht zu machen. Das Virus wird erfolgreich unter Quarantäne gestellt und die Schotten dürfen munter vor sich hin rotten. Knapp dreißig Jahre später wird eine Art Expedition mit dem Ziel in das verseuchte Land gestartet, die gegen das Virus immunen Menschen aufzugreifen um dann ein wirkungsvolles Antiserum zu produzieren. Unter der Federführung einer toughen jungen Dame mit Videorecorder im Auge startet der Trupp und sieht sich bald mit punkigen Mad-Max-Kannibalen und konservativen Highlander-Rittern konfrontiert. So sind sie halt, die Schotten - kaum lässt man sie mal dreißig Jahre alleine, kehren sie wieder zu ihren Urtrieben zurück.
Nach „Dog Soldiers“ und „The Descent“ geht Neil Marshall dieses Mal völlig anders vor. Auch wenn der Film dem Zombie-Genre zuzuordnen ist, spielen weder Spannung noch Horror eine größere Rolle. „Doomsday“ ist mehr eine Art apokalyptischer Endzeit-Action, die erschreckend schnell logische Fragen aufkommen lässt und sich voll und ganz auf möglichst viel Krawall konzentriert und episodenhaft die einzelnen Handlungsstränge aneinander reiht. Zum ersten wären da die Mad-Max-Kannibalen, die alles daran setzen, in dem Quarantäne-Staat Schottland die Oberhand zu gewinnen (wenn sie nicht gerade damit beschäftigt sind, sich dementsprechend aufzustylen). Dann kommen die wildromantischen Highlander zum Zuge, die in ihren Matte-Painting-Burgen ihr Robin-Hood-Dasein genießen, bevor die Hauptdarstellerin in einer Scheune ein James-Bond-Vehikel entdeckt und damit einen wirklich beeindruckenden Showdown hinlegt. Die Story um den Virus, der mittlerweile in London ausgebrochen ist und die Suche nach dem Gegenmittel im Hochland spielen nunmehr kaum eine Rolle mehr. Alles rückt vollkommen in den Hintergrund und der Film konzentriert sich nur auf brachial gute Actionszenen. Das verleiht ihm ein etwas dummes, aber dennoch recht wirkungsvolles Ansehen. Das Finale macht Spaß, das steht außer Frage, aber wehe dem, der Fragen stellt.
In „Doomsday“ lässt sich ein stetig steigendes Tempo erkennen, was dazu führt das in dem Film in der zweiten Hälfte ein regelrechtes Schnittgewitter abgebrannt wird, was zwar anstrengend aber nicht unnachvollziehbar zu verfolgen ist und was sogar dazu führt, dass der unheimlich aktionsreiche Showdown den ganzen Film rettet, der zuvor reichlich platt das Gerne missbrauchte um dann wie der Phönix aus der Asche zum wirklich guten Entertainment fernab jeglicher Logikhürden zu avancieren.
Mittwoch, 04.02.2009/20:55 - 22:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1743
Geschrieben 28. März 2009, 10:36
Regie: Lars von Trier, Morten Arnfred
Liebes Tagebuch...
Obwohl nach realer Zeitrechnung nur ein paar Jahre vergangen sind, sind manche Gesichter tatsächlich etwas älter, manche auch etwas breiter geworden. Sonst aber schließt die Fortsetzung nahtlos an die erste Staffel an und man kann gespannt verfolgen, wie die einzelnen Handlungsstränge tatsächlich fortgeführt werden, nachdem man sich nach dem ersten, nicht alles aufklärenden Finale, einen eigenen Reim darauf gemacht hat.
Die eingeweckte Mary hingegen hat ihren Weg ins Jenseits gefunden und es tut sich eine neue, bislang noch nicht durchschaubare Gruselgeschichte auf. Bondos Leberkrebs wächst derweil munter weiter, Helmers Giftanschlag misslingt und Judith Petersens Sohn hat die Abtreibung lebend überstanden und wächst und gedeiht in erschreckendem Maße. Und das Königreich selbst? Das will Frau Drusse nicht hergeben.
Mit mehr Geld und besseren Trickaufnahmen startet so die zweite Expedition in die neonlichtverätzten Gänge des Reichskrankenhauses und ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, wie es weiter- und ausgehen mag, denn meine Erinnerungen an das, was noch kommen wird sind nur noch sehr vage und seinerzeit eh nicht abgeschlossen worden.
Freitag, 06.02.2009/19:00 - 02:05 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
#1744
Geschrieben 28. März 2009, 10:36
Regie: David Mackenzie
Liebes Tagebuch...
Zunächst dreht sich der Film hauptsächlich um die sexuellen Eskapaden des jungen Schotten Joe (Ewan McGregor), der auf einem Binnenkutter angeheuert hat und dort seine Chefin Ella (Tilda Swinton) verführt, wenn deren Mann Les (Peter Mullan) mit dem gemeinsamen Sohn im Kino ist. Dann aber rückt eine anfangs gefundene Wasserleiche immer mehr in den Fokus und es entsteht ein sanftes Thrillerpuzzle, welches vor so manch einer unverblümten Sexszene nicht zurückschreckt.
Spoiler:
Joe ist kein Mörder und Joe ist kein Held, aber Joe weiß, was es mit der Wasserleiche auf sich hat. Sie heißt Cathie (Emily Mortimer) und er hatte ein Verhältnis mit ihr (wie mit fast jeder Frau in diesem Film). Joe ist nicht unsympathisch, aber er auch ist nicht perfekt und so unternimmt er zu wenig, als ein Unschuldiger des Mordes an Cathie angeklagt wird.
„Young Adam“ ist ein stiller und ungeschönter Thriller, der im Kleinen schöne, aber auch schockierende Szenen fabriziert, der eigentlich sehr kalt und unwirtlich ist, und deshalb fallen kleine emotionale Momente vielleicht auch so stark auf. Er will alles andere als glatt oder perfekt sein. Somit ist er kein Hit, aber es macht ihn interessant.
Sehr witzig:
In Frankreich frei ab 12, hier frei ab 16 und in den USA Rated-R - und das auch noch geschnitten...
Freitag, 06.02.2009/22:30 - 00:05 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1745
Geschrieben 28. März 2009, 11:07
Regie: Alfred Hitchcock
Liebes Tagebuch...
Da kommt er schon, der nächste Hitchcock-Film, der nächste Hitchcock-Flop. Flop jedoch nur, weil man das vom Hörensagen kennt. Ich für meinen Teil mochte den Film damals sehr und nun war die Spannung groß, ob sich nach vielen, vielen Jahren daran etwas geändert hat.
Daß der Film seinerzeit eher negativ aufgenommen wurde, könnte zwei Gründe haben.
Grund 1: Hitchcock mußte sich durch seine vorangegangenen Filme mit einer großen Erwartungshaltung seitens des Publikums und der Kritiker auseinandersetzen, die nach „Psycho“ und „Die Vögel“ entstanden war und von „Marnie“ nicht erfüllt wurde.
Grund 2: Das Drehbuch macht aus einer Mücke einen Elefanten. Die Flucht des amerikanischen Wissenschaftlers (Paul Newman) und seiner Frau (Julie Andrews) aus der DDR nimmt sehr viel Zeit ein und die Irrungen und Wirrungen ihrer Odyssee läßt viele, die Situation verkomplizierende Blüten sprießen. Das hat vielen wohl nicht gefallen. Das war vielen wohl zu viel Lärm um Nichts. Da ich mich aber mit einer ordentlichen Spannungsdramaturgie schon zufrieden gebe, hab ich an dem Film eigentlich nichts auszusetzen, auch wenn ich eventuell bemängelbare Schwächen erkennen konnte. Da der Film aber mit Beginn der Flucht alptraumhafte Hochspannung in typisch naiver Hitchcock-Manier bietet und die zuvor behandelte Geschichte vom Überläufer von West nach Ost und der schockierend lange Mord an Wolfgang Kieling alles andere als uninteressant oder einfallslos waren, denke ich nicht im Traum dran, hart mit dem Film ins Gericht zu gehen - auch weil ich dafür überhaupt keinen Grund sehe.
Und noch was ist mir aufgefallen: Nicht Danny Boyle und auch nicht Martin Scorsese haben Sekundenstandbilder als spannungsförderndes Element erfunden. Zwar weiß ich nicht, ob Hitchcock der wahren Erfinder dessen war, aber „Der zerrissene Vorhang“ zeichnet sich schon dreißig, vierzig Jahre früher mit diesem, wie ich finde, äußerst wirkungsvollen Stilmittel aus.
Samstag, 07.02.2009/16:15 - 18:15 Uhr (zum vierten Mal gesehen)
Bearbeitet von Mr. Room, 28. März 2009, 11:08.
#1746
Geschrieben 28. März 2009, 11:11
Regie: Werner Jacobs
Liebes Tagebuch...
Die erste deutsch-deutsche Gemeinschaftsproduktion spielt im neutralen Umfeld eines Idylls in Pommern zu der Zeit der vorletzten Jahrhundertwende. In Bezug auf die DDR mutet es ein wenig seltsam an, warum man ausgerechnet auf einen christlich angehauchten und sehr moralischen Roman als Vorlage zurückgriff.
Pastor Breithaupt (Paul Dahlke) hat seine liebe Mühe mit seinen Schäfchen in der kleinen Gemeinde Kummerow. Die Schüler hecken unentwegt (reichlich harmlose) Streiche aus und wie jedes Jahr im Frühling trifft der Kuhhüter Krischan (Ralf Wolter) im Dorf ein, dessen weltliches Vagabundendasein dem Geistlichen ein Dorn im Auge ist. Als dann noch ein Streit zwischen dem hiesigen Müller (Fritz Tillmann) und dem Hirten entfacht, müssen die Einwohner Kummerows Stellung beziehen.
Die meisten Hauptrollen sind mit prominenten westlichen Darstellern besetzt und sogar Theo Lingen schaut für eine kleine Szene vorbei. Auch Werner Jacobs ist kein Kind der DEFA und trotzdem mutet der Film reichlich bieder an. Die humoristischen Einlagen sind extrem bedächtig und so lebt der Film hauptsächlich von seinem sorglosen Astrid-Lindgren-Flair. Die Handlung plätschert teils zerfahren, teils gar nicht dahin und der deutsch-deutsche Filmkompromiss führt zu einem flachen und milden Ergebnis, an dem beide Seiten nichts kritisieren konnten. Der Pastor ist am Ende ein wenig weltoffener und toleranter geworden, woran der Quotensozi Grambauer (Rainer Penkert) nicht ganz unschuldig ist. Kuhhüter Krischan wird rehabilitiert und der Müller Düker geläutert. Alles ist gut in Kummerow und der Sommer wird schön.
Samstag, 07.02.2009/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1747
Geschrieben 30. März 2009, 21:05
Regie: Lars von Trier, Morten Arnfred
Liebes Tagebuch...
Wie Zugvögel kreisen die Seelen der Verstorbenen um das Hospital der Geister, weil sie dort das Tor zum Jenseits vermuten. Vielleicht ist Frau Drusse daran nicht ganz unschuldig. War sie es doch, die vor kurzem dem ruhelosen Geist der kleinen Mary den Weg ins Jenseits gezeigt hat und das Tor vielleicht zu lange offen gelassen hat.
Obwohl es sich hier wohl um die bislang blutigste und gleichzeitig auch um die humorvollste Folge der schicken Reihe handelt, macht sich doch eine gewisse inhaltliche Zerfahrenheit breit. Vielleicht liegt das daran, daß die einzelnen Geschichten schon so weit fortgeschritten sind, daß immer größere inhaltliche Hürden genommen werden müssen um die Erzählung am Laufen zu halten.
Sonntag, 08.02.2009/11:45 - 13:05 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1748
Geschrieben 30. März 2009, 21:08
Regie: Lars von Trier, Morten Arnfred
Liebes Tagebuch...
Einer der Gründe, warum ich seinerzeit hier abgebrochen habe, könnte sein, daß ich feststellen mußte, daß der Gruselfaktor leider etwas in den Hintergrund getreten ist. Immer mehr kristallisieren sich die Anzeichen auf Dämonen und den Teufel heraus, was auch auf eine gewisse Art eindrucksvoll sein mag, aber dem zähneklappernden Unterton der ersten Staffel nicht mehr entspricht.
Derweil werden die Geschichten weitergesponnen und sie müssen abermals die eine oder andere zu waghalsige Hürde nehmen. Für Abwechslung und für Freude sorgt hierbei jedoch wieder der bizarr übersteigerte Humor und so kam es, daß ich nun dort stand, wo ich schon einmal stand, daß Frau Drusse mit dem Flugzeug abstürzt und nun lag es an mir, wie und ob es weitergehen sollte. Ich wollte ja bedächtig sein, nicht wieder den gleichen Fehler machen und mir einen großen Teil der Serie in einem Aufwasch anschauen. Eigentlich sollte und wollte ich ja „Das Waisenhaus“ anschauen, aber nun, so kurz vor dem Ende, merkte ich, daß ich kurz davor war, diverse Pläne über den Haufen zu werfen, daß die „Geister“-Saga, trotz der Gefahr der Übersättigung, in sehr naher Zukunft für mich zu Ende gehen könnte.
Sonntag, 08.02.2009/13:15 - 14:30 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1749
Geschrieben 31. März 2009, 19:11
Regie: Joseph Vilsmaier
Liebes Tagebuch...
So sah er damals aus, der neue deutsche Heimatfilm. Fernab von Bilderbuchromantik und Kitsch beschreibt er das harte Leben im ländlichen Gefilde vor der Kulisse und in den Fängen des Dritten Reiches. Man könnte „Herbstmilch“ auch als den Startschuss für die bis heute nicht enden wollende Flut von Filmen sehen, die in Deutschland zu der Zeit des zweiten Weltkriegs spielen, denn damit kann man nicht nur Publikum, sondern auch Preise gewinnen.
Nun aber zurück zu „Herbstmilch“ und seinem kargen Realismus, der sich durch bedrückende, manchmal sogar schockierende Bilder ausdrückt. In anderen Filmen würde die zart aufkeimende Blüte der Liebe zweier Menschen das Licht am Ende des Tunnels bedeuten und den Duft eines Hoffnungsschimmers verbreiten. Hier ist das nicht der Fall. Es schlägt vielmehr ins genaue Gegenteil um. Die Zuneigung der beiden Menschen bringt noch mehr Probleme mit sich, macht ihnen das Leben noch schwerer und die Entwicklungen in Nazi-Deutschland geben den frisch Verliebten endgültig den Rest. Bis alles gut wird, vergeht eine lange Zeit, die von Enttäuschungen und Erniedrigungen geprägt ist, in denen die leidende Hauptdarstellerin Dana Vávrová mit glänzender Ausdruckskraft voll aufgehen kann, bis am Ende endlich, in vollkommen kitschfreier Zone, Zuversicht geschöpft werden darf. Ein starker Film. Meisterlich minimalistisch und erschreckend glaubwürdig.
Sonntag, 08.02.2009/15:25 - 17:10 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1750
Geschrieben 31. März 2009, 19:12
Regie: Lars von Trier, Morten Arnfred
Liebes Tagebuch...
Das zweite Finale - endlich!
Allein schon wegen meiner Neugierde fühlte ich den Herzschlag erhöhende Hochspannung, als nun scheinbar alle Handlungsstränge gegen Ende der Episode in Richtung Auflösung liefen. Doch kurz bevor Lars von Trier alles erklärt, wendet er das Blatt, schließt die Geschichte um die Dämonen und die Zugvögel zwar ab, jedoch nicht ohne im selben Atemzug abermals neue Fragen und böse Cliffhanger aufzuwerfen, auf die man sich nun schon wieder einen eigenen Reim machen muß - ähnlich wie damals, als ich die erste Staffel zum ersten Mal sah und nicht wusste, daß schon eine zweite in Arbeit ist.
Und nun, wo ich weiß, daß eine dritte Staffel immerhin schon mal in der Planungsphase war, würde ich natürlich zu gerne wissen, wie es weitergangen wäre, wenn es denn weitergegangen wäre. Was ist wohl aus der guten Frau Drusse geworden? Haben sie die Geister ein zweites Mal auffangen können? Fragen über Fragen - dieses Mal wirklich unbeantwortet.
Rückblickend hat es sehr großen Spaß gemacht und soeben kommt mir der Gedanke, mir die letzte Folge noch ein zweites Mal anzusehen. Vielleicht lassen sich weitere Handlungsfäden im Geiste auch noch zu Ende führen. Hat ja am Ende der ersten Staffel auch funktioniert - nach mehrmaligem Anschauen.
Sonntag, 08.02.2009/17:20 - 18:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1751
Geschrieben 01. April 2009, 18:15
Regie: Mark Schlichter
Liebes Tagebuch...
Nach dem Tod einer jungen Türkin stehen die Kommisse Inga Lürsen und Nils Stedefreund vor der Frage, ob es Mord oder Selbstmord war. Stammte die Tote doch aus einer streng gläubigen türkischen Familie (mit Erol Sander als Patriarch), von der sie sich eigentlich losgesagt hatte um einen Deutschen zu heiraten. Aber weil es um den geschlossenen Bund fürs Leben schlecht stand, kommen den Ermittlern so brisante Worte wie ‚Ehrenmord“ ins Gedächtnis - zumal die Schwester der Toten kurz vor ihrer eigenen Hochzeit steht und die Familie nicht im Traum daran denkt, das Fest abzusagen.
Deutsch-türkische Themen kommen derzeit gehäuft im „Tatort“ vor und weil die einzelnen Plots zu gerne um die naheliegensten Klischees kreisen, tut man sich als Zuschauer schwer, in dem Ganzen noch etwas einigermaßen Neues im Langzeitgedächtnis zu speichern. Zurück bleibt ein guter und sicherlich auch spannender Film, der aufgrund von vorangegangenen Werken der Reihe ähnlicher Thematik keinen besonders großen Eindruck hinterlassen kann.
Sonntag, 08.02.2009/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1752
Geschrieben 03. April 2009, 16:13
Regie: Juan Antonio Bayona
Liebes Tagebuch...
Ein Vorspann, so pompös wie bei Almodóvar. Eine Geistergeschichte so stimmungsvoll, wie „The Others“. Spanischer Film reicht spanischem Film die Hand und herausgekommen ist edles Gruselkino, welches sich vor Filmen aus Übersee ähnlicher Bauweise nicht zu verstecken braucht - ganz im Gegenteil. Trotz großartiger Optik sieht „Das Waisenhaus“ nicht steril geleckt aus. Die Geschichte an sich ist zwar nicht bahnbrechend neuartig, bringt sich und den Film aber immerhin zu einem runden Ende, inklusive Träne im Knopfloch.
Dienstag, 10.02.2009/14:05 - 15:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1753
Geschrieben 06. April 2009, 18:15
Regie: Phyllida Lloyd
Liebes Tagebuch...
Bei Hochzeitfilmen bekomme ich ja eigentlich das kalte Grausen. Zu Recht, wenn man bedenkt, in welcher Menge diese Plastikmärchen in den letzten Jahren wieder ins Kino rumpeln. Was hätte man da nicht alles sehen können, wenn man wollte: „Nach drei Bräuten ausgeflittert“, „Zickenterror unterm Traualtar“, „Der Trauzeuge, der sich nicht traut“... Weiß’ der Kuckuck, wie diese ganzen Filme in Wirklichkeit heißen.
Aber es gibt auch Ausnahmen und so sah ich relativ vorbehaltslos diesen Film, auch weil ich vermutete, daß trotz Hochzeitswahn ein paar sympathische Liederchen zu hören sein würden. Und was ich sah, hat mich sehr überrascht - ja, im positiven Sinne! Nicht nur die altbekannten „Abba“-Lieder kommen hier voll zur Geltung, sondern auch der Film selbst verströmt eine sehr frische und fröhliche, ja sogar mitreißende Stimmung, die mein Herz höher schlagen ließ - noch höher, als es das in meinem Körper befindliche Fieber eh schon verursachte.
In der ersten halben Stunde legt der Film einen fulminanten Start hin. Er prescht mit so viel Vollgas los, daß ihm danach beinahe die Luft ausgegangen wäre. Aber die optisch sehr anregende Inszenierung und die unglaublich spielfreudigen Darsteller fangen diesen kleinen Durchhänger in der Mitte recht schnell wieder ab und führen den Film in ein verrücktes Bäumchen-wechsle-Dich-Finale. Kitsch und Heile-Welt-Klischees können sich in der märchenähnlichen Erzählung perfekt entfalten und zu keiner Sekunde läuft man als Zuschauer Gefahr, daß einem die grüne Romantiksuppe wieder hoch kommt.
Ein großes Highlight, neben vielen anderen etwas kleineren: Meryl Streep, in Zeitlupe singen und hüpfend auf einem Trampolin-Bett. Wo hat man schon einmal so viel Lebensfreude, Spaß und Begeisterung sehen können?
Mittwoch, 11.02.2009/16:00 - 17:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1754
Geschrieben 06. April 2009, 18:53
Regie: Kurt Neumann
Liebes Tagebuch...
Auch schon ewig nicht mehr gesehen! Muß wohl in einem Sommer Anfang der 1990’er Jahre gewesen sein, als der Film um 22:15 Uhr in der ARD lief und wir Kinder länger aufbleiben durften, weil eine Familienfeier vonstatten ging. Himmel, was war der Film damals gruselig! Und das Ende hat mir persönlich den Boden unter den Füßen weggezogen.
Heute wirkt der Film eher bedächtig, manchmal etwas hilflos und von Zeit zu Zeit sogar unfreiwillig komisch. Aber er hat viel Charme - sehr viel Charme und weil ich nicht vergessen habe, wie gut mir „Die Fliege“ damals gefallen hat, kann ich dem Film doch jetzt nicht vorhalten, daß er heute nicht mehr so gezündet hat...
Mittwoch, 11.02.2009/20:15 - 22:10 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
#1755
Geschrieben 08. April 2009, 19:02
Regie: Edouard Molinaro
Liebes Tagebuch...
Von Louis de Funès habe ich in den letzten Jahren schändlich wenig gesehen. Viele seiner Filme sind, nachdem sie in den 1990ern rauf und runter gezeigt wurden, regelrecht in der Versenkung verschwunden. Gut versteckt im Nachtprogramm entdeckte jetzt eher zufällig „Louis taut auf“, mit dem ich seinerzeit noch zur Prime Time Bekanntschaft machte und wo er bei mir einen sehr großen Eindruck hinterlassen konnte.
Sieht es heute, Jahre, Jahre später, anders aus? Anders, ja. Aber nur etwas anders. Der Verlauf der Geschichte erscheint aus heutiger Sicht sehr oft ziemlich zurechtgebogen, nur um möglichst viele verrückte Situationen möglich zu machen. Logisch nachvollziehbar ist das Kasperletheater nicht, aber es macht Spaß - sehr viel Spaß und Louis de Funès steht im Mittelpunkt des Scheinwerferlichtes, mal wieder vor großartigen Kulissen, und hangelt sich mit diversen Grimmassen und frechen Kommentaren von einem cholerischen Tobsuchtsanfall zum nächsten, während ihm seine ebenfalls fröhlichen Kollegen munter die Bälle zuspielen. Herrlich doof: die Sache mit dem Lachgas - ein so alter Witz, aber ich finde ihn immer wieder zum wegschmeißen komisch. Da spielt es überhaupt keine Rolle, daß „Louis taut auf“ samt seinem Inhalt nur halbwegs Sinn macht.
Donnerstag, 12.02.2009/10:40 - 12:00 Uhr (schon ewig nicht mehr gesehen)
#1756
Geschrieben 10. April 2009, 10:29
Regie: Rob Zombie
Liebes Tagebuch...
Dies ist erst der dritte lange Spielfilm von Rob Zombie und schon meint man zu wissen, daß man nach ihm die Uhr stellen könnte. In der Tat könnte er sogar „Mary Poppins“ verfilmen und alle würden dann dort mit langen Zottelklacken herumlaufen - inklusive dem superkalifragelistigexpialigorischen Kindermädchen. Und die Familie Banks wäre ein heruntergekommener asozialer Haufen, der nur von fucking hier und fucking da redet. All das kommt mir bei „Halloween“ etwas deplaziert vor, auch weil das dem Original von 1978 nicht entspricht und ein wenig aufgesetzt wird.
Aber sonst kann man die Frischzellenkur als gelungen betrachten. Rob Zombie läßt John Carpenters Musik in passenden Momenten erklingen und er nimmt sich Zeit, tiefer in die Geschichte zu gehen, was den Film mehr als nur horrormäßig unterhaltsam macht und ihm auch eine gewisse Daseinsberechtigung gibt - auch wenn das Fehlen von psychologischer Tiefe in „John Carpenters Halloween - Die Nacht des Grauens“ kein Grund zur Beanstandung war.
Für Ende des Jahres kündigt sich tatsächlich eine Fortsetzung an. Bin gespannt, was das wird. Schade, daß die meisten Charaktere im ersten Teil schon abgetreten sind. Na ja, dann kostet die Fortsetzung wenigstens nicht so viel Geld...
Donnerstag, 12.02.2009/15:20 - 17:05 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1757
Geschrieben 10. April 2009, 10:33
Regie: Ulrich Erfurth
Liebes Tagebuch...
Aus Sorge um das Heil seiner halbwüchsigen Tochter (Cornelia Froboess) fasst der millionenschwere Unternehmer Engelmann (Fritz Tillmann) einen Entschluss: Er bestellt den berühmten Film- und Bühnenstar Ilona Farkas (Marika Rökk) in seine Villa aus Stahl. Sein Töchterleinchen ist deren größter Fan und so unterbreitet der Industrielle der Rampensau einen Vertrag: Für fünf Jahre soll sie der Halbwüchsigen eine Mutter sein und bis zur Vollendung der Volljährigkeit zur Seite stehen. Die Schauspielerin erkennt das unmoralische Angebot in dem aufgesetzten Kontrakt und geht diesen mit dem Ziel ein, ihrem Vertragspartner zu beweisen, dass man so keine Mutter für sein Kind erkaufen kann. Wenn Du mich fragst, liebes Tagebuch, eine rundum öde Geschichte.
Angereichert wird der Film von verstaubten Musikeinlagen, ein paar Kalauern seitens Heinz Erhardt in einer Nebenrolle und einer pseudomodernen Wirtschaftswunderaustattung. Erschreckend sind hierbei die Unwitzigkeit der komödiantischen Elemente und die ausufernde Selbstdarstellung von Tanzstar Marika Rökk, die, anscheinend im Drogenrausch, eine peinliche Rock’n’roll-Nummer übers Parkett sausen lässt, daß es einem nur so graust. Die vor mindestens 15 Jahren gewonnenen, negativen Eindrücke der ersten Sichtung dieser miefigen Komödie wurden allesamt bestätigt.
Samstag, 14.02.2008/14:30 - 16:00 Uhr (schon ewig nicht mehr und nun zum zweiten Mal gesehen)
#1758
Geschrieben 10. April 2009, 10:35
Regie: Manuel Flurin Hendry
Liebes Tagebuch...
Filmisches Neuland wird mit diesem Fernsehkrimi nicht beschritten. Kommissar Dellwo (Jörg Schüttauf) reist zu seinem Patenkind und deren Mutter - einer verflossenen Liebschaft - aufs Land, was den zweiten Alleingang des Tatort-Teams aus Frankfurt darstellt, nachdem Kollegin Charlotte Sänger (ohne mich als Zuschauer) auch schon allein ermitteln durfte.
In der hessischen Einöde verschwindet derweil ein Immobilienmakler. Dann dauert es geschlagene 45 Minuten bis die Handlung vorankommt und der Mann der Frau der Exfreundin des Kommissars erschossen wird. Es geht um irgendeine große Firma, die irgendwelche Grundstücke haben will und deshalb die Besitzer einschüchtert - jedoch nicht durch Mord, denn der Mörder ist ausgerechnet der einzig sympathische Kerl im Dorf. Jener welche, der sich schon recht früh das Vertrauen des Kommissars auf Urlaub erspielt hat.
All das ist wirklich zum gähnen langweilig, vollkommen uninspiriert aneinandergereiht und höchstens bei ein paar Landschaftsaufnahmen kommt das Auge des Betrachters auf seine Kosten. Der Rest ist ermüdend, quälend langsam und unspektakulär.
Sonntag, 15.02.2008/20:15 - 21:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1759
Geschrieben 13. April 2009, 12:30
Regie: Tom Tykwer
Liebes Tagebuch...
Seltsam, obwohl dieser Film unter der Schirmherrschaft einen großen Hollywood-Studios entstand, ist die Handschrift Tom Tykwers viel stärker zu erkennen, als es das bei „Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders“ der Fall war, was die Bernd-Eichinger-Produktion jedoch nicht zwangsläufig abwerten soll. In stylischen Bildern entfaltet sich eine Kriminalgeschichte um eine Bank als Weltkonzern, die mittels Geld hin und her schiebens, unter Verwendung mafiöser Strukturen, zur finanziellen Weltmacht aufsteigen möchte - ganz ohne James-Bond-Allüren.
„The International“ ist Kopfkino, daß die Augen nicht mit großartigen Explosionen verwöhnt und dennoch über eindrucksvolle Bilder verfügt. Bei der einzigen richtigen Actionszene kracht es trotzdem ganz gewaltig - jedoch zur Mitte des Filmes, ehe man sich dann wieder auf filigranere Spannungselemente rund um Intrigen und Ausspielen des jeweiligen Gegenübers konzentriert, was ebenfalls durch ausgesprochen kurzweilige Hochspannung begleitet wird.
Nicht nur Tom Tykwers Inszenierung ist gelungen und eigenwillig ereignisreich, wie zu früheren Zeiten, sondern auch das Drehbuch setzt Akzente, die man im Thrillerkino (noch) nicht so oft findet. Es nimmt eine Art übergeordnete Position ein und steht weit oberhalb des heute eh nicht mehr so populären Actiongenres. Ein wacher Film, der wache Zuschauer benötigt, die dafür mit intelligenter Unterhaltung belohnt werden.
Montag, 16.02.2009/20:40 - 22:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1760
Geschrieben 13. April 2009, 12:32
Regie: David Bruckner, Dan Bush, Jacob Gentry
Liebes Tagebuch...
Der Moderator des Fantasy Filmfests behielt tatsächlich recht. Nach seiner Tour über diverse internationale Festivals wurde „The Signal“ noch mal in die Postproduktion geschickt. Zu erkennen war das an der verbesserten Bildqualität und dem nun vollständigen Abspann. Auch könnte ein wenig am Schnitt gefeilt worden sein. Heute erschien mir „The Sigal“ etwas schneller und durch ein paar Flashbacks aufgemöbelt, aber da bin ich mir nicht zu 100 Prozent sicher. Was jedoch leider eingetreten ist, ist die Tatsache, daß, wie angekündigt, der ironische Titelsong (Irgendwas mit „So this is a happy day...“) gestrichen wurde und so ertönt an so manch einer wichtigen Stelle zwar auch nette, aber etwas flachere Instrumentalmusik.
Vom Inhalt her ist alles gleich geblieben. Eine Geschichte, die an Stephen Kings „Cell“ erinnert und drei Regisseure, von denen jeder für sich seine eigene Schiene verfolgt. So gibt es einen zombiemäßig guten Einstieg, gefolgt von einem witzigen Paranoia-Mittelteil, bei dem einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Abgeschlossen wird die Geschichte dann von einem zu verschlüsselten und nur schwer bis kaum durchschaubaren Finale, dessen Aussage gut und gerne etwas eindeutiger hätte rübergebracht werden können. Als Experiment höchst interessant und als Horrorfilm innovativ. Das Ende jedoch wirft leider zu viele Fragen auf.
Mittwoch, 18.02.2009/21:10 - 22:50 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1761
Geschrieben 13. April 2009, 12:35
Regie: Géza von Cziffra
Liebes Tagebuch...
Als Kind wollte ich diesen Film sehr gerne sehen. Irgendwann lief er auch mal im Fernsehen, ich weiß aber nicht mehr, warum ich ihn da verpasst habe. Jetzt hat es zufällig geklappt und ich war teilweise überrascht. Ein paar der Witzchen und Kalauer funktionieren auch heute noch richtig gut. Positiv fällt auch die Ausstattung auf - auch wenn der Film nicht an Originalschauplätzen in Paris gedreht wurde. Die Story jedoch hat einiges an Sand im Getriebe.
Der verarmte Graf Bobby von Pinelski (Peter Alexander) verkleidet sich als Anstandsdame um die Milliardärstochter Mary (Vivi Bach) bei ihrer Europareise zu begleiten - und um sich an sie heranzumachen. Letzteres versucht auch sein bester Freund Baron Mucki von Kalk (Gunther Philipp). Verwechslungen und diverse Musikeinlagen sind vorprogrammiert.
Der Film schöpft leider nur halbherzig aus dem vorhandenen Potenzial. Mit etwas mehr Engagement hätte er leicht noch temporeicher, witziger und turbulenter werden können. Aber vielleicht war die Zeit für absolut unsinnige Unterhaltungsfilme 1961 noch nicht reif.
Samstag, 21.02.2009/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1762
Geschrieben 13. April 2009, 12:36
Ein Film von Birgit Kienzle
Liebes Tagebuch...
Eine Dokumentation, die anlässlich des 80. Geburtstages von Peter Alexander produziert wurde. Weggefährten und Kollegen kommen hier zu Wort - nur einer nicht: Peter Alexander selbst. Wie immer scheute er den Kontakt zur Öffentlichkeit. Warum das so ist, lässt ich aus den hier geführten Interviews herausfiltern. Dazu gibt es Film- und Fernsehausschnitte, die die ganze Karriere des Österreichers bebildern. Eine nett und schön anzusehende, wenn auch nicht meisterhafte Dokumentation.
Samstag, 21.02.2009/21:50 - 22:50 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1763
Geschrieben 14. April 2009, 18:50
Regie: Tim Burton
Liebes Tagebuch...
Ach, da hatte ich schon lange mal wieder Lust drauf. Mir war der Film in guter Erinnerung, und auch wenn er jetzt nicht mehr ganz so gut erschien, wird die Erinnerung daran nicht schlechter werden.
„Mars attacks!“ ist nicht nur ein spaßige Dekonstruktionsorgie mit noch immer hübschen Trickaufnahmen, sondern auch ein satirischer Spaßangriff auf die Monsterfilme der 1950er Jahre und die modernen hirnlosen Science-fiction-Kracher a’la „Armageddon - Das jüngste Gericht“ oder etwas „Independence Day“. Ein Wunder, daß der Film überhaupt entstehen konnte, stellt er doch sämtliche Klischees perfide auf den Kopf, zeigt dem Genre und dessen Fans den Mittelfinger, läßt sämtliche große Namen (und davon hat der Film nun wirklich viele) vorzeitig abtreten, während der kleine Mann von der Straße die Heldenkrone aufgesetzt bekommt. Hat Spaß gemacht - nicht wie beim ersten Mal, aber immerhin.
Sonntag, 22.02.2009/14:00 - 15:40 Uhr (zum wiederholten Male gesehen)
Und jetzt will ich doch mal schauen, was ich damals über „Mars attacks!“ geschrieben habe. Soviel sei schon vorweg gesagt: Verdammt, ich wiederhole mich (und ich lobhudele ein wenig viel - außerdem hatte ich „Jungfrau unter Kannibalen" noch nicht gesehen)...
„Mars attacks!“ (USA 1996), VHS;
Regie: Tim Burton
Nach dem Riesenerfolg von des Sci-fi-Actionthrillers „Independence Day“ kam diese tiefschwarze Satire, die den momentan zu überdimensionalen und heroischen Actionfilmen gehörig den Stinkefinger zeigt. Unterstützt wird Regie-Ass Tim Burton nicht nur von seinem Haus- und Hofkomponisten Danny Elfmann, der wieder für herrlich rhythmische Musik sorgte, sondern auch von einem unglaublich großen Staraufgebot. Mitten im schönsten Mai greifen die Marsianer die Erde an, mit friedlichen Absichten, wie es aus dem Übersetzungsgerät tönt. Doch es dauert nicht lange, da legen die kleinen grünen Männchen alles in Schutt und Asche. Glenn Close wird vom Kronleuchter erschlagen, Pierce Brosnan wird der Kopf amputiert, Danny de Vito wird gebrutzelt, Martin Short wird der Finger abgebissen, Michael J. Fox wird die Hand abgetrennt, Rod Steiger wird verkleinert und zertreten, Jack Nicholson wird in seiner Doppelrolle erstochen und überrollt. Ähnlichkeiten zu „Independence Day“ sind rein zufällig. Spielte dort auch der Präsident der USA die Hauptrolle? Im Gegensatz zum weißen Haus wird hier der Big Ben nach der gleichen Technik zerstört. Der Film nimmt keine Rücksicht auf die Menschen, jedenfalls nicht auf die Stars. So überleben doch nur die meist völlig unbekannten Schauspieler den Marsangriff. Die Unmengen an Computertricks erinnern an supergenial und herrlich naiv, denn die Untertassen sehen aus, wie aus „Plan 9 from outer Space“, dem schlechtesten Film aller Zeiten. So wechselt der Film zwischen Sci-fi-Horror, dramatischen Szenen, großartiger Action und rotzfrechem Humor. Ein wilder Genre-Mix, der wie „Independence Day“ den menschlichen Faktor völlig außer Acht läßt, ihn aber wiederum von hinten angreift. Weitaus intelligenter als der „Independence Day“ karikiert der Film alles was ihm in den Weg kommt. Bitterböse, teuflisch und irrwitzig. Brutal, laut, schrill und ätzend. Ein Hollywood-Kracher, der gegen den Strom schwimmt.
22.09.1997 (zum ersten Mal gesehen?)
#1764
Geschrieben 18. April 2009, 09:46
Regie: Woody Allen
Liebes Tagebuch...
Woody Allen ist und bleibt Woody Allen. Und auch, wenn er manchmal ausbricht, wie bei dem, was ich zuletzt von ihm sah, „Matchpoint“, kehrt er doch immer wieder zur Liebeskomödie zurück. „Vicky Cristina Barcelona“ ist eine superleichte, urlaubsähnliche Sommerkomödie, vollkommen unspektakulär und dennoch frisch und kurzweilig und amüsant.
Sicher wäre es schöner gewesen, den Film im Originalton zu sehen, aber da das im Kino nun mal leider nicht so oft geht, sollte man sich wenigstens darüber freuen, ihn überhaupt im Kino gesehen zu haben, denn auch dort können weniger spektakuläre Dinge groß rauskommen. Woody Allens erneuter Ausflug nach Europa hat sich gelohnt. Der Film ist Urlaub und Sonne, erzählt von Liebesirrungen und -wirrungen. An sich eine uralte Geschichte - wahrscheinlich gerade deshalb hört und sieht man diese immer wieder gerne.
Sonntag, 22.02.2009/18:15 - 19:50 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1765
Geschrieben 18. April 2009, 09:47
Regie: Anders Thomas Jensen
Liebes Buch Hiob...
Der Film geht ein großes Wagnis ein. Fordert er doch seine Zuschauer heraus, sich mit Charakteren abzugeben, mit denen man eigentlich gar nichts zu tun haben möchte. Es sind keine Antihelden, sondern, auch wenn es hart klingt, sozialer Abfall. Und tatsächlich schafft es der unheimlich charmante Film, daß man sich mit einem Neonazi, einem gewalttätigen Nordafrikaner, einem kleptomanisch veranlagtem Alkoholiker, einer ständig betrunkenen Schwangeren und einem weltfremden Pastor anfreundet. Hilfreich dabei ist die märchenähnliche Atmosphäre die in dieser kleinen von der Außenwelt abgeschotteten Idylle herrscht.
Leiser skurriler Humor, gut gezeichnete Personen und eine rundum gelungene, fantastisch fotografierte und mit hochwertiger Musik unterlegte Inszenierung machen das Unmögliche möglich: „Adams Äpfel“ wird zur anrührenden Studie über das Zusammenleben von unterschiedlichen Menschen, deren teilweise Läuterung am Ende vielleicht ein klein wenig zu aufgesetzt rüberkommt.
Sonntag, 22.02.2009/21:30 - 23:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1766
Geschrieben 18. April 2009, 09:52
Regie: Marcus Nispel
Liebes Tagebuch...
Remake oder Fortsetzung? Remake oder Fortsetzung? Remake oder Fortsetzung? Richtig klar wird diese Frage jedoch nicht beantwortet, ähnlich wie das auch bei „Tanz der Teufel II“ der Fall war. Über weite Strecken geht der Film jedoch tatsächlich als Fortsetzung durch - und sogar noch als ziemlich gute. Ich muß jedoch gestehen, dass ich nie der große „Freitag, der 13.“-Fan war. Ich hab einige der Filme relativ früh (vielleicht etwas zu früh) gesehen. Da war der erste Teil von 1980, der eigentlich voll in Ordnung ist (der einzige, den ich danach noch ein zweites Mal sah), dann der dritte Teil, damals schon verboten, und „Todesfalle Manhattan“, der total geschnitten und zudem noch ziemlich schlecht war. Das war es dann auch schon mit Jason und Co. - „Freddy vs. Jason“ außen vor gelassen.
Und jetzt kehrt Jason also wieder zurück. Und zwar in einer großen und ziemlich aufgemöbelten Version, die sehr stark auf das junge Publikum abzielt und deswegen streckenweise etwas geschwätzig und selbstzweckhaft cool wirkt - von der verfickten deutschen Synchronisation, welche neue Wörter propagieren möchte, mal ganz zu schweigen. Vielleicht bin ich halt doch schon etwas zu alt für ein klassisches Date-Movie, wie es dieser gerne sein möchte. Und eine Reihe hinter mir hat es auch ganz gut funktioniert, denn da wurde sich heftig erschrocken und ab und an war auch ein Wimmern zu hören - aber auch eine gewisse Unruhe seitens des überheblichen männlichen Publikums, welches eine gewisse Gelassenheit unnötigerweise nach draußen tragen mußte.
Glücklicherweise sind die partygeilen Teenager hier nicht ganz so dumm, wie sie es eigentlich sein müssten, aber wirklich clever stellen sich auch nur manche von ihnen an. Weiter irritiert es ein wenig, daß man es hier tatsächlich mit zwei Campingopfergruppen zu tun bekommt, was einem zwar eines der längsten Openings der Filmgeschichte (ziemlich clever) beschert, jedoch muß man danach feststellen, dass Opfergruppe Nummer 2 ähnlich banane auf schnellen Sex, Hochprozentiges und Dope aus ist, für all das jedoch auch schon ihre Vorgänger gestorben sind.
Trotz mancher Längen und einer zu sehr publikumsorientierten Einstellung überzeugt der Film mit einer gewissen Härte und klassischer Slasherspannung, lässt aber das titelgebende Datum als Aufhänger für die Handlung vollkommen außer acht. Und nachdem der Film und seine Strategie offensichtlich Erfolg hatten, wird wohl in absehbarer Zukunft „Freitag, der 13. Teil XIII“ ins Haus stehen.
Hat es rechtliche Gründe, warum vor den Film eine Texttafel gesetzt wurde, die verkündete, daß, Zitat, dieser Film nicht inhaltsgleich mit dem Original von 1980 ist? Oder was sollte das?
Montag, 23.02.2009/21:15 - 22:55 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1767
Geschrieben 21. April 2009, 19:07
Regie: Franz Antel
Liebes Tagebuch...
Ein Grüppchen kesser Bienen muß vom hochsommerlichen Nizza ins verschneite Kitzbühel, wo sie an einem Skirennen teilnehmen wollen. Dumm nur, daß ihnen gerade der Zug vor der Nase weggefahren ist und Olivia Pascal ihr Handtäschchen mit den ganzen Moneten drin verbummelt hat. Jedoch eilen den jungen Damen zwei Beaus (Stéphane Hillel, Sascha Hehn) zur Hilfe. Mit ihrem klapprigen Nahverkehrsbus chauffieren die beiden die französischen Skihasen nach Österreich - ohne einen Franc oder Schilling in der Tasche. Im wahren Leben unüberbückbare Probleme sind vorprogrammiert. An der Tanke muß sich der Trupp Benzin erschleichen, an der Grenze müssen sie die Passkontrolle umgehen und sich kurz vor dem Brenner noch mit klauenden Italienern (nein, was für ein Klischee!) herumärgern, die ihnen den Motor zerlegen.
Der Weg ist das Ziel dieser pseudomodernen und naiven Teenie-Komödie, auch bekannt unter dem Titel „Austern mit Senf“. Mehr oder weniger flotte Sprüche, modriger Klamauk und herzlich billig zusammengeschusterte Einfälle versprechen kurzweiliges Vergnügen vom Reißbrett am Rande des Budgetabgrunds. Kein lärmender und maßlos unsinniger Hit, aber als Vorschulposse mit ein paar nackten Tatsachen dennoch nett anzuschauen.
Dienstag, 24.02.2009/13:30 - 15:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1768
Geschrieben 21. April 2009, 19:10
Regie: Anthony Hickox
Liebes Tagebuch...
Warlock, Satans Sohn, kehrt zurück. Und zwar mit dem Ziel fünf Klunkersteine zu beschaffen, die, zur richtigen Zeit (Sonnenfinsternis) am richtigen Ort in der richtigen Reihenfolge hindrapiert, die erfolgreiche Rückkehr seines Vaters und dessen Übernahme der Weltherrschaft ermöglichen. Aber Warlock (Julian Sands) hat die Rechnung ohne die Druiden gemacht, die die Steine mehr oder weniger erfolgreich wie ihren Augapfel hüten. Außerdem wären da noch zwei Sprösslinge der Steinehüter, die zwar noch nicht wissen, welche Aufgabe ihnen bevor steht, aber nach kurzem Briefing stellen sie sich bedingungslos dem Kampf gegen das Böse und geben dabei noch ein schickes Liebespaar ab.
Basierend auf einer vollkommen hanebüchenen Geschichte entfaltet der Film recht schnell eine aufmunternde Kurzweiligkeit und bezeugt abermals, daß Anthony Hickox Anfang der 1990er Jahre ein geschicktes Händchen für splattrige Horrorunterhaltung hatte. Zum einen bedient er sich an der Ironie, die in der Arbeit seines Vaters Douglas Hickox zu finden war und benützt Humor, wie dieser es zum Beispiel in „Theater des Grauens“ tat. Hinzu kommen eine unheimlich innovative Kameraführung, liebevoll und clever abgelichtete Ausstattung (Geisterbahn-Szene) und eine Vielzahl von Tricksequenzen: Zeichentrickblitze, Latexglibber, Rückwärtsaufnahmen und Computeranimationen aus der Kinderstube geben sich die Klinke in die Hand und lassen den Film teurer aussehen, als er mit Sicherheit in Wirklichkeit war. Auch zitiert der Film sehr gerne diverse Vorbilder: Per Motorrad durch den Wald a’la „Tanz der Teufel“ und geteilter Focus im Stile Brian de Palmas. Und so entstand trotz einiger Anschlußfehler und mancher fragwürdiger Wendung ein erfrischend überraschendes Filmchen mit Ferdy Mayne (erst gar nicht erkannt) und Zach Galligan in Gastrollen.
Mittwoch, 25.02.2009/21:10 - 22:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1769
Geschrieben 21. April 2009, 19:15
Regie: Alois Brummer
Liebes Tagebuch...
Heute gabs zur Abwechslung mal Klamauk von der Konkurrenz. Ort der Handlung: Gasthof zur Post, in einem Dorf, irgendwo im Humornirwana zwischen Bayern und Tirol. Der Wirt (Franz Muxeneder) hat seine liebe Mühe, seine Tochter Vroni (Judith Fritsch) vor den gierigen Klauen seines Knechts Sepp (Konstantin Wecker!) zu schützen. Vor allem, weil auch die Vroni den Sepp so g’scheit laim’ duahd, weil er so ein g’standenes Mannsbuid is’ und saih Fingah nedd nuah auf der Gitarre a’ra so g’schiggd einsetzen ko’. Außerdem reist noch ein Bus voller Skihaserln an (aber nicht mit dem „Traumbus“), die genau so gramprig sind, wie ihr Trainer. Auch ein frisch verheiratetes Brautpaar, daß es mit der Treue nicht besonders ernst nimmt, ist im Gasthof zur Post abgestiegen. Natürlich geht schnell die Post ab und es wird g’vegelt bis die Balken krachen.
Dies war die erste Alois-Brummer-Produktion, die mir unter die Augen und zwischen die Finger kam. Und zumindest für diesen Film gilt, daß Alois Brummer das Thema Lederhosenklamauk und den Zwang zur Lustigkeit etwas zu ernst nahm. Geld war nicht viel da und Handlung auch nicht und um die 80 Minuten irgendwie vollzubekommen ohne dabei Sexszene an Sexszene zu reihen, versucht der Film ernsthaft mit Musikeinlagen und einem kurzen Spannungshöhepunkt kurz vor dem Finale zu punkten. Und da scheitert der Film auf ganzer Linie. Zuerst wird das Kufstein-Lied vergewaltigt, dann darf der engagierte Jungmusiker Konstantin Wecker aufsingen, bevor er drei am Abgrund hängende Touristen retten muß. Und da das Ganze nicht lustig gemeint war, darf man es unter unfreiwillig komisch abheften - ist ja auch schon was. Der Rest ist dann doch eher von zweifelhaftem, reichlich flachem Klamauk und diversen Sexeinlagen geprägt und man wird Zeuge eines ziemlich kuriosen Falles von Verkehr durch einen Fensterladen. Und das bekommt man nun wirklich nicht alle Tage zu sehen.
Samstag, 28.02.2009/12:20 - 13:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1770
Geschrieben 23. April 2009, 18:50
Regie: Dario Argento
Liebes Tagebuch...
Nach langer Zeit (knapp zehn Jahre) habe ich diesen Film nun zum zweiten Mal gesehen. Es hat sich nicht früher ergeben. Sicher lag das auch daran, daß ich damals mit Dario Argento noch nicht so vertraut war und daß der Film keinen so großen Eindruck auf mich machte. Außerdem war ich damals schon mit unnötigen Computeranimationen auf Kriegsfuß, deren europäische Kinderschuhe noch kleiner waren, als es, vor kurzem erst in „Warlock - The Armageddon“ gesehen, bei den Kollegen in der USA der Fall war. Auch heute bin ich noch der Meinung, diese PC-Sperenzchen wären in „Das Stendhal Syndrom“ nicht nötig gewesen, lebt der Film doch hauptsächlich von der Ablichtung besonders kunstvoller Gemälde und Skulpturen, die bei der Hauptperson (Asia Argento) das titelgebende Syndrom auslösen und sie in eine bizarre und gedankenverlorene Parallelwelt zwischen den ausgesprochen schlimmen Taten eines Serientäters und ihrer eigenen Realität katapultieren.
Dario Argento geizt nicht mit schlimmen Szenen und er fördert eine ungewöhnliche Härte zu Tage. Vorbei scheinen die Zeiten von verzwickten Gialloplots und der unterhaltsamen Suche nach dem Täter. Obwohl Argento weiterhin naiv mit seinen altbekannten Stilmitteln jongliert durchzieht den Film eine realistische Nüchternheit, die einem an die Nieren geht. Letztendlich löst sich dann alles doch wieder so auf, daß man als Zuschauer überrascht wird und sich eingestehen muß, daß man hinters Licht geführt wurde. Giallo läßt also doch grüßen, dennoch wirkt „Das Stendhal Syndrom“ trotz Spielerei und Schießbudenzauber erwachsen und sachlich. Ein spannender, richtig guter und überraschend ernster Film.
Sonntag, 01.03.2009/20:00 - 21:55 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
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