The Room-Files
#1921
Geschrieben 31. Oktober 2009, 10:10
Regie: Neill Blomkamp
Liebes Tagebuch...
Das Böse in uns - Teil 3:
Hätte ich den Film abschließend beschreiben müssen, hätte ich ihn als eine Mischung aus „Children of Men“ und „Transformers“ mit Comedy und Splatter bezeichnet. All das passt natürlich überhaupt nicht zusammen und deshalb war meine Freude umso größer, daß es genau so war wie beschrieben und zudem noch reibungslos funktionierte.
Auch wenn „District 9“ ein waschechter Popcornfilm ist, hat er doch einen ordentlich bitteren Beigeschmack. Das Tun und Handeln der Menschen wird äußerst zweifelhaft dargestellt und schnell wechselt man als Zuschauer die Fronten und stellt sich hinter die Außerirdischen, die in einem südafrikanischen Ghetto ein armseliges Dasein fristen. Alle negativen Charakterzüge der Menschen hageln auf die unfreiwilligen Gäste aus dem Weltall ein. Sie werden zum Spielball der Geschäftemacherei, müssen den technischen und organischen Müll abkaufen, den ihnen die Schwarzen zu verteufelt hohen Preisen vorsetzen, während die Armee lüstern und neidisch auf die biogenetischen Waffen der Gestrandeten schielt. In all dem dreckig vermüllten Chaos soll nun Wikus van de Merwe (herausragend gut, wunderbar einfältig, alles mit rosaroter Sonnenbrille sehend: Sharlto Copley) das Ghetto räumen und die Aliens in eine schöngeredete Zeltstadt weit vor die Tore Johannesburgs umsiedeln. Natürlich gibt es ordentlich Widerstand und bald steht er seiner Aufgabe sogar selbst im Weg.
Bei all dem Spaß, bei all den Schauwerten, „District 9“ ist eine bittere Pille, denn er zeigt schonungslos und detailfreudig was geschieht, wenn eine Gruppierung an den Rand der Gesellschaft gedrängt und wie Aussätzige behandelt wird. Unterbrochen wird das traurige Spektakel jedoch immer wieder von sarkastischem Humor und tricktechnisch lupenrein perfekten Actionsequenzen. „District 9“ ist ein Ereignis - nicht umsonst hat das Publikum im rappelvollen Kino oft gejubelt und applaudiert.
„Is it badly infected?“
Samstag, 29.08.2009/19:30 - 21:20 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1922
Geschrieben 31. Oktober 2009, 10:10
Regie: Denis Rovira van Boekholt
Liebes Tagebuch...
Auf einer unwirtlich erscheinenden Insel hofft ein Vater darauf, daß ihm bei der Wiederbelebung seiner verstorbenen Tochter geholfen wird. Und tatsächlich hat der Inselherr dazu eine Idee, doch der Vater hatte sich das alles irgendwie anders vorgestellt. Was hat man als Vater schon großartig davon, wenn man (Teile) seiner Tochter aufessen soll, damit sie in einem weiterlebt?
In düsteren und sehr aufwändigen Bildern wird diese etwas andere Kannibalen/Zombie-Geschichte erzählt, deren undefinierbarer Ausgang viele der zuvor errungenen Lorbeeren wieder verspielt.
Samstag, 29.08.2009/23:55 - 00:10 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1923
Geschrieben 31. Oktober 2009, 10:11
Regie: Luis Calvo Ramos
Liebes Fernsehprogramm...
Das spanische Fernsehprogramm ist eine Sache für sich. In spanischen Filmen wird es gerne schrill und bunt dargestellt, was, soweit wie ich das beurteilen kann, auch in gewissen Maßen zutrifft. In „Prime Time“ nun wir das spanische Fernsehen der Zukunft vorgestellt. Zeit um dem Ganzen hier die Krone aufsetzen? Nein, denn der Film kommt reichlich handzahm daher, egal wie drastisch, amoralisch und unmenschlich der Internet-Sender ‚Shock TV’ mit seiner neuen Reality-Show auf Zuschauerfang (und Kandidatenfang) geht.
Jeder, der schon einmal den Zorn der Gesellschaft auf sich gezogen hat, ist ein potenzielles Opfer und so finden sich eine handvoll Männer und Frauen, die anscheinend irgendwo schon mal angeeckt sind (ob zu recht oder nicht, bleibt dem Zuschauer selbst überlassen), in einem futuristisch anmutenden und hermetisch abgeriegelten Fernsehstudio wieder. Auf einer großen TV-Leinwand können sie sich selbst und den Verlauf der Sendung beobachten, müssen hilflos zusehen, wir ihre Leben, ihre Macken, ihre Fehler und ihre Vergehen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, die am Ende jeder Spielrunde per Mausklick abstimmen kann, wer aus der Fernsehshow heraus gewählt wird, wer am Ende vor laufender Kamera, für zahlungswillige Zuschauer, live und in Farbe erschossen wird...
„Prime Time“ ist ziemlich aufwändig gemacht, überzeugt durch gute Kulissen, nette Tricks, teure Musik und diverse inhaltliche Überraschungen und Plottwists. Eigentlich hätte das die perfekte Grundlage für einen gelungenen Film sein müssen. Der Film jedoch ist letztendlich leider nicht böse genug, so, als würde er auf rohen Eiern tanzen, in der Hoffnung, nichts und niemand würde Schaden nehmen. Etwas mehr Pfeffer hätte „Prime Time“ sehr gut getan. So wie er ist, kann der Film auch getrost zur Prime Time ausgestrahlt werden.
Sonntag, 30.08.2009/00:10 - 01:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1924
Geschrieben 02. November 2009, 19:34
Regie: Abel Ferry
Liebes Tagebuch...
Ich bin der Anton aus Tirol!
Verdammt, ich könnte kotzen! Das deutsche Unterhaltungskino ist so was von tot - aber so was von tot! Ständig nur Beziehungsdramen und Liebestragödien, die uns immer als ach so spannende Geschichten verkauft werden. Vorteil: alles sehr billig und man braucht nur gute Schauspieler - und diese haben wir immerhin. Und wenn es dann mal nicht um anspruchsvolle Beziehungsgeschichten geht, dann soll’s aber bitte etwas vor geschichtlichem Hintergrund sein. Und weil Deutschland offensichtlich nur eine geschichtliche Vergangenheit, dann soll es bitte um das Dritte Reich gehen, weil die Aufarbeitung dessen ja so wichtig ist und, ganz klar, vollkommen vergessen werden würde, wenn nicht jeder Film, der in der Vergangenheit spielt, davon handeln würde...
Zwei Länder zwei Ideen. Vielleicht hat es sich so zugetragen (vielleicht auch nicht). Zwei Drehbücher wurden entwickelt. Eines in Deutschland, eines in Frankreich und beide handeln vom Bergsteigen. Eines hieß „Nordwand“ und eines „Vertige“. Ich will jetzt gar nicht über „Nordwand“ lästern, zumal ich ihn noch nicht gesehen habe, aber schon von Anfang an klebte an ihm diese geschichtsträchtige Wichtigkeit, wie es wohl nur ein deutscher Film haben kann.
Und nun: Spoiler:
„Vertige“ ist da ganz anders und zielt rein auf den Nervenkitzel ab, den ein Film über das Bergsteigen so mit sich bringen kann. Und tatsächlich: in der ersten halben Stunde saß ich, der Höhenangst nicht abgeneigt, mit schweißnassen und vor allem eiskalten Händen da und verfolgte den panisch beklemmenden Aufstieg einer etwas arg furchtlosen Touristentruppe im kroatischen (???) Nirgendwo, deren Rückweg sich alsbald als unmöglich herausstellt und sie deshalb die Flucht nach vorne antreten müssen - direkt in die Arme von Anton, einem mordslustigen Menschenvernichter, wie er im Kettensägenmassaker-Buche steht.
„Vertige“ schafft es, fast 90 Minuten durchgehend am Rad zu drehen. Erst die beklemmenden Szenen in der Steilwand, dann der Terror durch den verkrüppelten Waldschrat auf dem Hochplateau. Zeit zum durchatmen, Zeit für eine Ruhepause bleibt da nicht. „Vertige“ ist knüppelhartes Adrenalinkino pur und genau das wollte ich mal wieder sehen. Allein deswegen ist dies schon mal einer der bisherigen Höhepunkte des diesjährigen Festivals. Und als es am Ende, nach dem Wechsel von Felsformation hinüber zum Hinterwald noch mal hinaus auf einen schwindelerregenden Bergvorsprung geht, kann man den etwas unwirsch anmutenden Wechsel von Höhenangst zu Terrorkino gut verschmerzen.
Sonntag, 30.08.2009/17:10 - 18:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1925
Geschrieben 04. November 2009, 19:19
Regie: Scott Sanders
Liebes Tagebuch...
Reise zurück in der Zeit - Teil 2:
Im Gegensatz zu „The House of the Devil“ nun ein echter Retro-Film - aber keiner, wie es „Neues vom Wixxer“ war, denn man sollte sich schon ein wenig mit den Blaxploitation-Filmen der 1970er Jahre vertraut gemacht haben um hier den größtmöglichen Spaß zu haben, während Zuschauer von der Stange bei dem deutschen Edgar-Wallace-Revival schon alleine durch die Szenen amüsiert gewesen sein dürften, in denen die Darsteller irgendwelche Gegenstände an den Kopf geworfen bekamen um dann kerzengerade nach hinten zu kippen. Für dererlei Klamauk ist hier kein Platz.
Liebevoll, sorgfältig und temporeich wurden hier sämtliche Facetten der Blaxploitation unter die Lupe genommen und dann pfiffig so verarbeitet, daß man einen Großteil der Vielzahl an Ideen erst nach genauerem Hinschauen oder auf den zweiten Blick erkennt. Der Rest erinnert dann an die guten alten Tage von „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzug“. Man bekommt es mit sinnlosen Rückprojektionen und katastrophal falsch explodierenden Autos zu tun. Der Geschichte an sich konnte ich im englischen Original ohne Untertitel zwar kaum folgen, aber dem Spaß, den „Black Dynamite“ verbreitet, tut das kaum einen Abbruch. Vielmehr vertraute ich darauf, daß alles schon irgendwie einen Sinn, beziehungsweise absichtlich keinen Sinn ergibt.
Ein großer, saucooler Spaß, eine große Unterhaltung und für Blaxploitation-Fans, zu denen ich mich nicht zähle, sicher eine Offenbarung und ein großes Geschenk.
Sonntag, 30.08.2009/19:20 - 20:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1926
Geschrieben 04. November 2009, 19:19
Regie: Kimo Stamboel, Timo Tjahjanto
Liebes Tagebuch...
„Adam, prepare the Tools!“
Indonesische Filme sieht man ja sonst nicht so oft, und wenn mir mal einer über den Weg gelaufen ist, dann war dieser meist auch qualitativ eher im unteren Spektrum angesiedelt („Der Todesschrei der Kannibalen“), was nicht heißen soll, daß Filme wie dieser deswegen nicht angenehm unterhaltsam gewesen wäre. Die Zeit ist also für einen zweiten Versuch reif und wenn der Titel schon makabres verspricht, im Trailer schon bedeutungsschwanger die Kettensäge geschwungen wird, dann will auch ich mir die Chance auf ein bißchen „kranke Scheiße“ aus Fernost nicht entgehen lassen. Und, siehe da: „Texas Chainsaw Massacre“ goes Indonesia.
Allerdings ist der Film nicht ganz so schlimm (alternativ: hart) geworden, wie er es durchaus hätte sein können. Eine Menge an Ironie und Zynismus lockert das durchtriebene Geschehen etwas auf und man gewinnt etwas Abstand zu dem Hack- und Schnitzelwerk, welches, wenn es bierernst geworden wäre, einen unnötigen Härtegrad erreicht hätte und zudem platt herüber gekommen wäre.
Auf dem Nachhauseweg nach Jakarta liest ein Van voller junger Leute eine, nach eigenen Angaben ausgeraubte junge Frau auf, welche von ihnen, hilfsbereit wie man halt ist, nach Hause gefahren wird. Aus Dankbarkeit lädt die Mutter der jungen Frau (Es sollte einem schon spanisch vorkommen, wenn die Mutter jünger aussieht wie ihre Tochter...) die sechs Helfer zu einer kleinen Rast in der abgelegenen Villa ein. Natürlich eine Falle, denn kaum ist der Landsitz betreten, wetzt die vierköpfige Familie die Messer - nicht nur die Messer.
Spoiler:
Warum genau die offensichtlich unkaputtbare Familie so dermaßen am Rad dreht, bleibt im Dunkeln. Schließlich macht es nicht den Eindruck, daß die Sippe ihre Opfer isst und dadurch ein, wie später erklärt wird, übermenschliches Alter von annähernd 150 Jahren erreichen konnte. Fest steht jedoch, daß „Macabre“ mit Shareefa Daanish in der Rolle der Dara ein absolut beängstigend teuflisches Familienoberhaupt portraitiert, die zuerst nur mysteriös besorgniserregende Sprüche von sich gibt um dann zur ultimativen Furie zu mutieren. Die Regisseure selbst laufen dabei jedoch Gefahr, sich immer wieder in neuen, aneinandergereiht austauschbaren Blutorgien zu vergehen, was den Antrieb des Filmes immer mal wieder ins Stocken geraten läßt. Ebenfalls schuld daran sind einige Übergänge (das Verschwinden des „Fluchtautos“, das Auftauchen der Polizei), die nicht reibungslos sondern eher holprig ablaufen und bei mir als Zuschauer für etwas Verwirrung sorgten, bevor ich mich neu orientieren konnte.
Sonst aber ist der Schocker in Ordnung, weil viele zynisch böse Momente festgehalten werden konnten, die den Gesamteindruck gut aufwerten konnten und dem Film seine Daseinsberechtigung geben. Neu ist das Ganze wahrlich nicht, aber verhältnismäßig gut umgesetzt ist dieser makabre Tabukratzer allemal, auch wenn ihm an manchen Stellen etwas der Drive fehlt.
Mit dem letzten Rollenwechsel hat es nicht so ganz geklappt. Mitten im Finale wurden wir zu einer Zwangspause verurteilt. Immerhin ist dadurch mein schnarchender Hintermann wieder aufgewacht - ohne zu fragen, ob der Film schon aus ist, warum denn keiner nach Hause will und wann es letztendlich weiter geht.
Sonntag, 30.08.2009/23:55 - 01:15 & 01:30 - 01:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1927
Geschrieben 04. November 2009, 19:24
Regie: Michael Dougherty
Liebes Tagebuch...
„Daddy, why isn’t Mommy still alive?“
Nachdem der Halloween-Flair in der Kinolandschaft durch Rob Zombies Remake endgültig verflogen war, war nun, 30 Jahre nach „Halloween - Die Nacht des Grauens“, die Zeit reif um dem amerikanischen Gruselkarneval ein neues Denkmal zu setzen. Ein Denkmal, welches man jedoch erst mit einiger Verspätung zu Gesicht bekommt. Zwei Jahre nach seiner Fertigstellung wird er im Oktober sowohl in den USA, als auch hier, ziemlich stiefmütterlich, auf Silberscheibe erscheinen. Schade, da es der Film wirklich wert wäre, im Kino gezeigt zu werden. 2007 und 2009 wären ihm zwar die Rob-Zombie-Filme im Weg gewesen, aber 2008 wäre eine gute Chance gewesen, diesen wirklich außerordentlichen Film zu zeigen. Nun ist es aber wie es ist und wenigstens ich, und ein paar (ein paar viele) andere auch, hatten das Glück den Film im Kino sehen zu können.
In einer typischen amerikanischen Kleinstadt herrscht am Abend des 31. Oktobers absoluter Ausnahmezustand. Während sich die einen nur fein rausgeputzt haben, um um die Häuser zu ziehen, auf diversen Privatparty die Sau/das Schwein rauszulassen, bei der Parade teilzunehmen oder sich beim Volksfest einen hinter die Binde zu kippen, entpuppen andere regelrecht kriminelle, wenn nicht sogar teuflische Energien. In vier lose miteinander verstrickten Geschichten und diversen Nebenhandlungen bekommt man es mit Sumpfzombies, Vampiren, Hexen, fiesen Streichen, sowie einem alten Fluch, einem Kindermörder und dem Halloween-Pendant zum Geist der Weihnacht zu tun. Doch, geschieht das alles wirklich oder ist man nicht vielleicht einem Trick oder einen besonders gut zusammengestellten Verkleidung auf den Leim gegangen?
Im Vorfeld wusste ich nicht so recht, was mich hier erwarten würde, aber als mich schon nach ein paar Minuten das erste (und auch das einzige) Paar nackter Brüste anlachte, wusste ich es: Ich bin in einem Film für Erwachsene. Und wenn in einem amerikanischen Film anfangs schon die Hüllen fallen, dann kann der Rest nicht mehr so harmlos werden. Und ich hatte Recht. Ziemlich schnell offenbart „Trick ’r Treat“ sein wahres Gesicht. Tiefschwarzer Humor und böse Gemeinheiten geben sich die Klinke in die Hand, während zwischendurch gruselige Hochspannung den komödiantischen Momenten für kurze Zeit die Luft abschnürt. All das geschieht in großartig aufwändigen Bildern, die irgendwo zwischen Tim Burton und „Hocus Pocus“ angesiedelt sind, während der kunterbunte Inhalt an die besten Momente aus „Geschichten aus der Gruft“ und „Pulp Fiction“ erinnert.
Das etwas zu abrupte Ende des Filmes war jedoch schuld, daß der sonst zur Filmfest-Prime-Time übliche Applaus ausblieb. Sicher ging es anderen auch wie mir, denn wegen mir hätte der Film ruhig noch ein halbes Stündchen so weitergehen können...
Fazit:
„Trick ’r Treat“ ist eine augenzwinkernde Feierstunde des klassischen Horrors (zudem noch eine A-Produktion für die allererste Reihe), die sich für keine Boshaftigkeit zu schade und für keinen Tabubruch zu fein ist. Böse! Sehr, sehr böse! Ab in die Ecke!
Montag, 31.08.2009/19:20 - 20:50 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1928
Geschrieben 05. November 2009, 18:38
Regie: David Morlet
Liebes Tagebuch...
Déjà-vu, Déjà-vu... Schon wieder Sombrero-Productions, schon wieder Studio Mad. Als ob es mit „Vertige“ noch nicht genug gewesen wäre...
Irgendwo im Winter der französischen Alpen kämpft ein Pärchen ums Überleben. Seit im vorherigen Sommer ein Virus ausbracht, der die Menschen rasend werden ließ, herrscht Ausnahmezustand. Überall lauert die Gefahr der Infektion. Erst Filme wie „Carriers“ und dieser hier erinnern einen daran, wie schnell man sich irgendwo „etwas“ holen kann. Es ist eben nicht nur der Biss, wie im guten alten Zombie-Film, der einen Virus überträgt. Das macht das Rätselraten, wer schon krank oder noch gesund ist, umso größer. Vor allem auch, weil der Ausbruch der Krankheit im Eröffnungsfilm ebenso wie bei „Mutants“ nicht so blitzschnell geht, wie etwa bei „28 Days later“, wenn auch mit ähnlichem Ergebnis.
Im Stile von „28 Days later“ geht es auch weiter. Das Pärchen hört über Funk von einem Rettungsprojekt namens ‚Noe’, mit dem sie Kontakt aufnehmen, in der Hoffnung, man möge sie alsbald aus ihrer misslichen Lage, ohne Benzin festsitzend in einer riesigen verschneiten Klinik (vielleicht das Overlook-Sanatorium?), befreien. Doch die vermeintlichen Retter entpuppen sich schnell als ziemliche Rabauken, denn sie stammen gar nicht von ‚Noe’, sondern haben deren Funkverkehr angezapft.
All das ist nun wirklich nicht neu und so haftet vielen Momenten ein hoher Wiedererkennungswert an. Um diesen Umstand etwas zu vertuschen, inszenierte David Morlet möglichst anspruchsvolle und stylisch düstere Bilder und paarte diese mit deftigen Scheußlichkeiten. Des Weiteren hat er noch einen Trumpf im Ärmel: die Liebe. Als die offensichtlich gegen das Virus immune Hauptdarstellerin bei ihrem Freund erste Anzeichen der Krankheit entdeckt, schießt sie ihm nicht gleich den Kopf weg, sondern ihr Kampf um sein Überleben bekommt von da an ganz neue Gesichtspunkte. Wie weit reicht die Liebe des Mannes aus um seine Infektion im Zaum zu halten? Wie weit reicht die Liebe der Frau aus, die Krankheit ihres Mannes zu akzeptieren und deren Verlauf zu ertragen?
Und so hat der Film, ohne großes Weltuntergangsszenario, doch ein paar neue, durchaus ansprechende Blickwinkel (inklusive eines traurig schönen Finales) zum altbekannten Thema parat, was ihn letztendlich auch ordentlich über den Durchschnitt hebt.
Montag, 31.08.2009/21:25 - 23:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1929
Geschrieben 05. November 2009, 18:50
Regie: Dario Argento
Liebes Tagebuch...
Il colore favorito!
Was habe ich denn erwartet, liebes Tagebuch? Laß mich noch mal ein paar Stunden zurückdenken. Ähnlich wie bei „The third Mother - Mother of Tears“ im letzten Jahr habe ich sehr viel erwartet, betrat den Kinosaal aber mit ziemlich heruntergeschraubten Erwartungen. Und das wegen vielerlei Gründe.
Erster Grund: Die dritte Mutter hat schon nicht an den Stil ihrer Vorgänger angeknüpft, was sicher wünschenswert gewesen wäre. Somit habe ich auch gar nicht darauf gewartet, daß ich einen neuen „Deep Red“ oder „Tenebrae“ vorgesetzt bekomme.
Zweiter Grund: Negatives Feedback, wie man es seit was weiß ich wie vielen Jahren hört, wenn ein neuer Film von Argento herauskommt, der nicht wie „Suspiria“ aussieht.
Dritter Grund: Der Trailer war und ist ziemlich schlecht und erweckt nun wirklich nicht den Wunsch, den Film unbedingt sehen zu wollen.
Nun aber ist es geschehen und meine Dario-Argento-Festwochen erreichten ihren momentanen Höhepunkt - was noch nicht für oder gegen die Qualität dieses Filmes spricht.
Die Qualität dieses Filmes (inklusive Spoiler): „Giallo“ ist kein Mördersuchspiel. Das steht relativ schnell fest. Dario Argento hat hier seine eigene Vision von der Person Leatherface geschaffen, die sich im Laufe seines Lebens zum folterfreudigen Killer entwickelt hat, als sie Jagd auf schöne, junge Mädchen macht, um ihnen ihre optischen Reize zu entledigen.
Argento ist und bleibt dabei Argento und geht, wie meinte es der Lieblingsarbeitskollege in Hinblick auf „The third Mother - Mother of Tears“, dabei wieder mal ein wenig infantil, will heißen jenseits jeder Glaubwürdigkeit vor. Die Tatsache, daß sich eine Frau an die Hacken des Kommissars heftet und ihn bei seiner Ermittlungstätigkeit unterstützt, gibt es sicher nur im Film. Weiter bekleckert sich die Polizei mal wieder nicht mit Ruhm - zum Beispiel dann, wenn die Adresse des (vermeintlichen) Täters feststeht und der Kommissar nicht mit einem Sondereinsatzkommando, sondern nur mit seiner Begleiterin im Schlepptau anrückt, um den Bösewicht dingfest zu machen.
Auch wenn „Giallo“ mal wieder einiges an Logik vermissen läßt und auch nicht dem optischen Glanz vergangener Tage gerecht wird, überrascht er dennoch mit ungewöhnlicher, bis dato nicht da gewesener Dramaturgie, die überraschende Wendungen und sehr viel innere Spannung bereithält - und vor allem Kurzweiligkeit, so daß die 90 Minuten wie im Flug vergingen.
Das Ende von „Giallo“ ist eine Sache für sich. Ohne Zeit und Raum, ohne Uhr, wäre vor der letzten Szene, die richtigste Stelle gewesen, den Film enden zu lassen. Mir war nicht bewusst, daß schon 85 Minuten vergangen waren, als Adrien Brody hilflos die Szene verlässt und Ungewissheit über den Verbleib der gekidnappten Schwester von Emmanuelle Seigner herrscht. Hätte man den Film hier abgebrochen, wäre das richtig böse gewesen, unverfroren bis ins Mark - aber enorm wirkungsvoll. Aber, der Film geht noch ein Stück weit weiter und ich habe mir gedacht, „Ach was, kommt jetzt noch ein richtiges Finale?“. Nein, daß kam nicht. Eher ein Hollywood-typisches Ende (vielleicht von den Geldgebern durchgeboxt?), welches einen nicht ganz so ratlos und alleingelassen zurücklässt und einem trotzdem, wie FakeShemp mit Grinsen im Gesicht meinte, ziemlich rücksichtslos zum Fraß vorgeworfen wird. In der Art von „Ihr wollt ein Happy End? Da habt ihr euren Scheiß’! Seht mal selbst, wie ihr damit zu recht kommt. Ich für meinen Teil hätte es besser gefunden, wenn diese allerletzte Szene vermieden oder, noch besser, an das Ende des Abspanns gesetzt worden wäre - als Belohnung für die Sitzenbleiber.
Dienstag, 01.09.2009/17:10 - 18:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1930
Geschrieben 07. November 2009, 12:08
Regie: Ole Bornedal
Vater unser...
Das Böse in uns - Teil 4:
Seit „Freeze - Alptraum Nachtwache“ habe ich nichts mehr Neues von Ole Bornedal gesehen. Zeit für ein kleines Update und da kommt „Deliver us from Evil“ gerade recht. Der Film beginnt als ruhiges Drama, entwickelt sich danach zur Dorftragödie und schwillt dann, als sich die durch die Bank künstlerisch anspruchsvolle Inszenierung mit geradlinigem Spannungskino paart, zum knüppelharten Thriller an, der sich erst zufrieden gibt, wenn er, nach mehrmaliger Eskalierung der dramatischen Geschehnisse, abschließend auf das Schlimmste hauen kann.
Am Rande eines dänischen Dorfes, an dem das Sonnenlicht noch etwas weißer strahlt, als anderswo, kommt es zu einem folgenschweren Unfall. Die Frau eines Industriellen wird von einem Lastwagen überfahren. Kurzerhand schleppt der Trucker die Leiche in den Straßengraben, verlässt den Ort des Unglücks und wartet dann ab, was geschieht. Aber er wartet nicht lange. Eine alkoholvernebelte Idee kommt ihm in den Sinn und wenig später schiebt er einige Beweismittel einem anderen Bewohner unter, einem Gastarbeiter, der der Auffassung des Lastwagenfahrers nach, der in dem Ort eh nur gedudelt wurde, der froh sein kann, daß er sich so lange dort aufhalten durfte und bei dem es nun an der Zeit ist zu verschwinden. Auf einem Dorffest platzt die Bombe - und das ist erst der Anfang.
Einzig und allein die stereotypen Charakterzüge der Beteiligten, die hier die Fraktion der Täter/der Bösen einnehmen, sind mir einen Kritikpunkt wert, denn scheinbar haben sie in ihrer Gesamtheit alle schlechten Eigenschaften aufgesogen, die sie irgendwie potenziell negativ darstellen können, was meines Erachtens etwas aufgesetzt und plakativ wirkt. Der Rest des Filmes ist lupenreines Spannungskino, zudem elegant und ungewöhnlich fotografiert und mit einer beängstigend guten, vor allem aber einer beängstigenden Tonspur unterlegt.
Erlöse uns von dem Bösen.
Amen.
Dienstag, 01.09.2009/19:25 - 21:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1931
Geschrieben 07. November 2009, 14:32
Regie: Jérôme Salle
Liebes Tagebuch...
Auch wenn ich „Largo Winch“ im Vorfeld nur sekundär interessant fand, entschloss ich mich dazu, ihn einfach mal so auf Verdacht anzuschauen. Was soll das Gegeize? Ich habe Urlaub! Und außerdem ist der Film als Centerpiece angekündigt und in den letzten Jahren bin ich da auch ziemlich gut bedient worden („La Antena“, „So finster die Nacht“).
Elegant wie James Bond, vertrackt wie „The International“, entführt „Largo Winch“ seine Zuschauer in die Welt alleroberster Wirtschaftskriminalität, dort wo die unantastbare High
Society Champagner isst, Kaviar trinkt und nebenbei links Verträge und rechts Todesurteile unterschreibt. In diese Welt plumpst unser Held Largo Winch, der von seinem Vater ein Firmenimperium geerbt hat und nun die neidischen Blicke der Konzernleitung im Nacken spürt.
Die bunte Mixtur aus Intrigen und Verschwörungen ist zumindest im Originalton, einer Mischung aus Englisch, Französisch und Serbokroatisch mit englischen (und ich glaube auch mit französischen) Untertiteln nicht besonders leicht verständlich. Trotzdem kann man erahnen, wer nun gerade wen hinters Licht führt oder ans Messer liefert und was dabei herauskommt. Entstanden ist ein gewandter und edler Luxusthriller mit schwindelerregendem Finale auf der Spitze eines Wolkenkratzers.
Mittwoch, 02.09.2009/19:25 - 21:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1932
Geschrieben 07. November 2009, 15:51
Regie: Tom Shankland
Liebes Tagebuch...
Der etwas andere Zombie-/Infiziertenfilm...
In den letzten filmischen Jahren war zu beobachten, daß Kinder immer mehr in den Mittelpunkt des Schreckens gezogen, daß sie quasi daran in irgendeiner Art beteiligt wurden. Letztes Jahr waren die jungen Kinder („Mom & Dad“, „Martyrs“) die Opfer und die erst daraus resultierenden Halbwüchsigen die Täter („Eden Lake“). Dieses Jahr aber ist die Entwicklung etwas weiter vorangeschritten. Kleine Kinder werden zu Tätern - und zwar grundlos. Und das bringt so manch eine unvorhergesehene Härte an den Tag.
Anscheinend grassiert ein Virus, der zuerst die Allerjüngsten befällt und sich dann stetig und konsequent altersmäßig nach oben arbeitet. Diese schmerzliche Erfahrung müssen zwei fruchtbare Schwestern, deren Ehemänner und vor allem deren Kinder machen. Obwohl letztere noch immer an Mamas Rockzipfel hängen, erfreuen sich diese, frisch erkrankt, plötzlich einer teuflischen Experimentierfreudigkeit.
Aufgrund dieser Entwicklung geht der Film noch einen Schritt weiter. Es sind die eigenen Kinder, die hier ihre Eltern und alles, was ihnen sonst noch vor die Flinte läuft, in die Mangel nehmen. Und dieser Entwicklung folgt, eigentlich aus ganz logischen Gründen eine noch viel schlimmere Reaktion: die Eltern müssen sich ihren eigenen Kindern in den Weg stellen und diese, im schlimmsten Falle sogar eigenhändig umbringen. „The Children“ ist für mich der diesjährige Tabubrecher, ganz ohne Krawall und Gekröse, ganz ohne spekulative Vorsätze wie „Jetzt machen wir mal Kunst, aber richtig derbe Kunst, einen echten Skandal!“ (siehe „Martyrs“, der ja auch seine Vorzüge hatte). Ein fieser, böser, abgründig schockierender Film der einem im Herzen weh und im Magen Übles tut.
Mittwoch, 02.09.2009/23:50 - 01:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1933
Geschrieben 08. November 2009, 17:55
Regie: Neil Marshall
Liebes Tagebuch...
Eigentlich gibt’s an den munteren Damenkaffeekränzchen unter Tage nicht groß was auszusetzen. Der Film ist überaus nervenaufreibend, sowie spannend und gruselig in Übermaßen, besticht durch satte Farbgebung und ziemlich derbes Herumgematsche. Weiter kann man nach mehrmaligem Anschauen die Mädels, die sich hinter ihren Bergsteigerausrüstungen verstecken, auch gut auseinanderhalten. Zwei Dinge aber bleiben störend. Zum einen ist es kein feiner Zug, wenn die Charaktere anfangen, sich (ob gewollt oder ungewollt) selbst zu zerlegen und man als Zuschauer dann noch mit einem doppelten Ende konfrontiert wird, welches offen lässt, ob das Final-Girl den Ausweg aus dem Höllenhöhlenlabyrinth letztendlich gefunden hat oder nicht...
Abhilfe könnte nun die Fortsetzung liefern, die, soviel weiß ich schon, mit zum Teil der gleichen Darstellerriege aufwartet und als verstecktes Sahnehäubchen das diesjährige Fantasy Filmfest krönen könnte. Bei Fortsetzungen ist zwar die Gefahr des „in die Hose gehens“ immer recht groß (auch heute noch), aber die Neugierde darauf, wie es weiter gehen könnte, ist da - auf jeden Fall. Und das Beste ist: ich habe keine eigenen Vorstellungen, wie ich mir dieses Weitergehen wünschen sollte, weil das offene Ende von „The Descent“ mich ziemlich ratlos zurückließ. Und nun? Alles ist möglich!
Donnerstag, 03.09.2009/12:10 - 13:45 Uhr (zum vierten Mal gesehen)
#1934
Geschrieben 08. November 2009, 17:59
Regie: Bruce McDonald
Liebes Tagebuch...
Die Radiostation des verschlafenen Örtchens Pontypool, Kanada hat einen hohen Wiedererkennungswert. Weit draußen liegt sie, irgendwo in den verschneiden Wäldern. Am Mikrofon sitzt ein einsamer Kämpfer (unterstützt von zwei Damen von der Technik/von der Redaktion). Neben langweiligen Meldungen bläst er vor allem viel Gelaber in den Äther und spielt ab und an mal einen (wohl GEMA-freien) Song. Wem das bekannt vorkommt, der denkt da bestimmt sofort an „The Fog - Nebel des Grauens“, was gar nicht so weithergeholt erscheint und hier noch viel radikaler umgesetzt wurde, denn der komplette Film spielt sich einzig und allein in der Radiostation ab. Und jetzt? Kommen Zombies oder doch vielleicht rachelüsterne Nebelmonster?
Und nun: Spoiler!
Irgendetwas stimmt nicht mit diesem Morgen. Ständig treffen in der Station seltsame Nachrichten über unerklärliche Vorgänge in der Stadt ein. Eine Horde verrückter poltert angeblich durch die Straßen. Der Zuschauer bekommt all das nur, ebenso wie die drei Mitarbeiter des Senders, über Telefon und Funk mit. Sämtliche Vorgänge entwickeln sich somit nur im Kopf. Bildmaterial wird nicht geliefert - eigentlich ein cleverer Effekt. Aber...
Irgendetwas stimmt auch nicht mit diesem Film. Nach relativ bedächtigem Beginn und dessen klaustrophischer Fortsetzung driftet das Geschehen immer weiter ab und ich war ehrlich vollkommen ratlos, ob ich das nun unfreiwillig komisch oder surreal gelungen finden soll. Der krankmachende Virus hat sich doch tatsächlich keine geringe Übertragungsform als die der englischen Sprache ausgesucht, was man als Zuschauer nun wirklich nicht als nachvollziehbar hinnehmen kann. Floppt die Erklärung tatsächlich genau so, wie die Windböen aus „The Happening“, vor denen dort die Menschen flüchteten oder ist es doch nur die Auflehnung der Kanadier gegen die gemeinsame Muttersprache, die sie mir ihren übermächtigen Nachbarn im Süden teilen? Vielleicht ist all das nur auch Teil einer avantgardistischen Abwandlung des Ur-Zombie-Themas, welches die seltsamen Umstände einer möglichen Infektion ins vollkommen Abgehobene abdriften lassen möchte?
Spannung hält der Film bereit, gute Darsteller sowieso, und auch ohne großartiges Geldverpulvern vor der Kamera, wird ein gewisses Ergebnis erzielt, aber ob die Rechnung letztendlich aufging, entzieht sich mir zum derzeitigen Stand meiner Ermittlungen vollends.
Donnerstag, 03.09.2009/14:55 - 16:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1935
Geschrieben 08. November 2009, 18:44
Regie: Jon Harris
Liebes Tagebuch...
Ein sehr fortsetzungsreiches Fantasy Filmfest war das dieses Jahr. „Cold Prey II“, „In 3 Tagen bist Du tot II“ und „Cabin Fever II“. Da ich aber zwei der Vorgängerfilme nicht kannte und von „Cabin Fever“ seinerzeit enttäuscht war, stand das Thema Fortsetzung erst heute auf dem Programm - in Erinnerung an den wunderbar heftigen Kinobesuch mit „The Descent“ vor ein paar Jahren.
Spoiler, und zwar gnadenlos!
Es müssen schon einige Lanzen übers Knie gebrochen werden (Knochen brechen dagegen glücklicherweise hier eher weniger), um dem Hauptcharakter Sarah wieder zurück in die Höhle des Löwen zu befördern. Somit kämpft man sich als Zuschauer erst mal mit Sarahs Amnesie und dem bunt zusammen gewürfelten Rettungstrupp ab, der den Verbleibt des Damenkaffeekränzchens unter Tage ans Licht bringen möchte.
Alle Regeln einer Fortsetzung werden hierbei streng beachtet, was an machen Strecken dramaturgisch durchaus altbacken oder klischeereich wirkt. Dennoch wurden geforderte Aspekte wie ‚Mehr Klaustrophobie!“ und „Mehr Gekröse!“ stellenweise geschickt eingesetzt, was dem Film einen abermals hohen Unterhaltungswert verleiht, obwohl er doch kaum mehr ist, als ein Remake des Vorgängers, nur mit dem Unterschied, daß man von Anfang an weiß, was „da unten“ auf den Rettungstrupp und auf einen als Zuschauer wartet, was durchaus diverse Längen in dem Szenario verursacht, aber, um den Unterhaltungswert zu heben, erscheint die Dramatik multipliziert und schon ist’s wieder gut.
Als eigenständiger Film ist „The Descent: Part II“ in Ordnung. Als Fortsetzung ist er sogar überqualifiziert. Die Töne des ersten Teils werden perfekt getroffen, beziehungsweise reanimiert, alle ehemaligen Hauptdarstellerinnen bekommen einen mehr oder weniger großen Gastauftritt und in Sachen Action unter Tage wurde die Geschichte um ein paar nicht gezwungen wirkende Details geschickt bereichert. Weiter hält sich das gegenseitige Abschlachten in Grenzen, oder wenn doch nötig, wird es einigermaßen akzeptabel herüber gebracht. All das endet dann mit einer fiesen „Schlußpointe“, die die Möglichkeit einer weiteren Fortsetzung offen läßt, für die es dann an der Zeit wäre, die finsteren Kreaturen aus der Höhe ans (für sie unsichtbare) Tageslicht zu locken.
Donnerstag, 03.09.2009/19:25 - 21:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1936
Geschrieben 09. November 2009, 18:51
Regie: Helmut Käutner
Liebes Tagebuch...
Auch wenn sich Helmut Käutner immer wieder augenscheinlich populären Stoffen widmete, kann man vom ihm (ähnlich, wie es bei Kurt Hoffmann der Fall war) doch immer etwas mehr erwarten, als es das seinerzeit hier inflationär auftretende „Opas Kino“ forderte. So geschehen auch bei „Montpi“, der in Paris spielt und deshalb der Stadt und ihrem Beinamen ‚Stadt der Liebe’ gerecht werden möchte, was jedoch nur streckenweise gelingt, weil der Film manchmal oberflächlich und vor allem uninspiriert dahin plätschert und beim Balanceakt zwischen Tragik und Komik oftmals ins Straucheln gerät.
Erzählt wird die brüchig zarte Romanze zwischen Horst Buchholz (genannt Monpti, inklusive einer „Aha“-Erklärung, warum das so ist) und Romy Schneider, sowie eine parallele Nebenhandlung mit Mara Lane und Boy Gobert, welche erst am Ende in die zentrale Geschichte einfließt und diese abrundet.
Daß Helmut Käutner selbst als Erzähler auftritt, ist eine der vielen frischen Ideen des Filmes. Leider wird die Erzähler-Rolle streckenweise vollkommen vergessen und erst ab der Mitte wieder aufgegriffen. Weiter kratzt der Regisseur vorsichtig an Tabus, die diese Romanze leicht in eine erotische Richtung drückt. Zwar wurden pikante Begriffe wie „mit einander schlafen“ und „Jungfrau“ noch elegant umschifft, wer aber Romy Schneider (teilweise) nackt sehen wollte, konnte hier schon erste Erfolge verbuchen. Auch deutet der Film Homosexualität, freie Liebe und offene, nicht zwingend treue Partnerschaften an und überrascht mit Giallo-ähnlichen Traumsequenzen, die jedoch etwas deplaziert wirken - ähnlich wie manche klamaukigen Details, die für etwas Verwirrung sorgen.
Sonntag, 06.09.2009/13:40 - 15:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1937
Geschrieben 09. November 2009, 18:54
Regie: Andreas Prochaska
Liebes Tagebuch...
Eines der wenigen Beispiele für einen deutschsprachigen Horrorfilm. Jedoch eines der vielen Beispiele, wo das Ergebnis nicht besonders gut gelungen ist. Sieht man mal vom selbstzweckhaften Slasherplot mal ab (der im Hinblick auf unser gutes öffentliches Recht stellenweise entschärft wurde), muß man feststellen, daß der Rest kaum mehr ist, als eine miefige und pseudoanspruchvolle Inszenierung nach Lehrbuch, die höchstens dem Flair eines Fernsehfilms gerecht wird. Ein gediegener (Horror-)Spaß sieht anders aus, denn Spannung wird hier standardisierten Methoden geopfert, die, von wem auch immer gefordert, offensichtlich eingehalten werden müssen, damit man nicht in Verdacht gerät, oberflächliche Unterhaltung zu produzieren, was man als guter Kritiker natürlich nicht sehen mag oder höchstens mit der Beißzange anfasst. So etwas darf nur Bully Herbig, oder vielleicht auch mal eine andere Frohnatur - aber nur, wenn der Film auch wirklich lustig ist.
Tatsächlich geht der deutschsprachige Film an sich noch immer zum Lachen in den Keller und alles andere, was nicht lustig ist muß von Haus aus, immer und generell nach Liebesdrama aussehen oder wenigstens den Elan eines solchen Depri-Streifens aufweisen. So steht es geschrieben, so will es das Gesetz und wer anderer Meinung ist, ist falsch gewickelt!
Sonntag, 06.09.2009/15:25 - 16:55 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1938
Geschrieben 09. November 2009, 18:55
Regie: Titus Selge
Liebes Tagebuch...
Will der Tatort hier ein „Tabu“ brechen? 70 Minuten vergehen und noch immer ist kein Mord geschehen... Eigentlich ein Grund zur Freude, denn es muß ja nicht immer gleich jemand totgeschlagen werden - auch nicht im „Tatort“. Die ermittelnden Ermittler (Andrea Sawatzki, Jörg Schüffauf) ermitteln trotzdem - und zwar im Fall einer vermissten jungen Dame, die, so vermutet man, nach dem Besuch eines Damenstammtisches von einem Frauenhasser entführt worden ist.
Daß hier die Mordkommission herangezogen wird, erklärt sich vielleicht dadurch, daß die Chefin des Stammtischens (auch die Chefin der Vermissten) gut Freund mit dem Polizeichef ist und ernstlich, fast panisch besorgt um den Verbleib ihrer Angestellten (und heimlich krankhaften großen Liebe) ist.
Der hauptsächlich spannungsfreie Film besticht höchstens durch gute Darstellerleistungen und kleine Momente feiner Ironie und kann sonst kaum mehr bieten als eine abermalige Undercover-Ermittlung und die Tatsache, daß mal wieder mehr Verdächtige als erwartet um die Stelle herumschlawenzelt sind, die nach 70 Minuten zum Tatort gekrönt wird. Der Rest wird von gediegener Langeweile beherrscht.
Sonntag, 06.09.2009/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1939
Geschrieben 10. November 2009, 19:21
Regie: Quentin Tarantino
Liebes Tagebuch...
Nachdem der Film in Cannes lief, schwappten die ersten Kommentare ins Internet und was man da zu lesen bekam, ließ nichts Gutes vermuten. Dem Film wurde seine Überlänge angekreidet und schon am Beginn soll eine ellenlange Dialogszene stehen. Bei mir klingelten die Alarmglocken. Würde man ähnlich viel Geduld und gut gebautes Sitzfleisch aufbringen müssen, wie es einst bei „Jackie Brown“ und „Death Proof - Todsicher“ der Fall war, bevor man endlich, nach tonnenweise Gelaber mit einem mitreißenden Finale belohnt wird? Für einige Momente erwägte ich sogar, auf den Kinobesuch zu verzichten. Aber, das wäre ein Fehler gewesen, denn Quentin Tarantino geht erfreulicherweise wieder in die Vollen.
Müßte man „Inglourious Basterds“ mit bereits dagewesenen Tarantino-Filmen vergleichen, würden die Pam Grier und Kurt Russell-Vehikel hier unerwähnt bleiben. Vielmehr erinnert er an „Kill Bill Vol. 2“, dessen bunten Genre-Mix und dessen einfalls- und abwechslungsreiche Inszenierung. Dialogszenen gibt es zu Hauf, doch bestehen diese nicht aus heißer Luft, sondern fügen sich perfekt in die diesmal nur leicht verschachtelte Geschichte und entwickeln dabei ein enormes Spannungspotential. Plaudern als Mittel zum Zweck. Plaudern als optischer Ersatz für Action. Plaudern als akustischer Ersatz für Musik. Mitfiebern ist angesagt, denn Tarantino fährt bravouröse Wortgefechte auf. Auch ich komme nicht drum herum: Neben den vielen hervorragend guten Darstellern fällt natürlich besonders Christoph Waltz auf, der sich hier eine Traumrolle ergattern konnte und darin einfach nur glänzt. Bye, bye, Fernsehfilm der Woche!
Tarantinos Recht auf den Endschnitt sticht hier besonders raus - einfach weil es sich hier, im Gegensatz zum Genrefilm „Death Proof - Todsicher“, um eine große Produktion handelt, die, so wie sie ist, alles andere als glatt abläuft. Vor allem, wenn man Gewohntes aus diesem Segment erwartet. Im Finale ist das am auffälligsten, denn normalerweise sehen derartige Finale etwas anders aus; etwas pompöser, etwas lauter, etwas größer. Aber Tarantino verwirklichte seine eigenen Vorstellungen und die sind in Hollywood nun mal nicht alltäglich und entsprechen keinem auf eine Masse zugeschnittenen Einheitsbrei. Schön, daß die Leute trotzdem wie verrückt ins Kino gerannt sind.
Apropos Kino: Nazis hin, Nazis her - über weite Strecken ist „Inglourious Basterds“ eine Liebeserklärung an das Kino an sich, vollgestopft mit Zitaten, Hinweisen und Geschenken für Entdeckungswillige. Ich persönlich habe mich am meisten über einen Kameramann namens Antonio Margheriti gefreut, während im Hintergrund Enzo G. Castellari herumspazierte. Auch großartig: die Ausstattung, die (aus deutscher Sicht) extrem sauber und originalgetreu erscheint (vom Propagandafilm mit Daniel Brühl mal abgesehen, aber der ist ja auch von Eli Roth). Das kennt man sonst nicht aus amerikanischen Produktionen. Nicht, weil die es nicht könnten, sondern weil es niemand in diesem Maße ernsthaft fordern würde. Quentin Tarantino war aber offenbar sehr gut beraten, kannte sich selber noch etwas aus und hat mit schlafwandlerischer Sicherheit ein längst vergangenes Stück deutscher Filmgeschichte wiederbelebt. Respekt!
Die deutsche Tonspur ist völlig überflüssig. In der Hoffnung, problemloser Kasse zu machen, wurden die amerikanischen Dialoge synchronisiert, was einige seltsame Situationen verursacht. Aber mal ehrlich, wer keine Untertitel lesen mag, wird schon von den 30 Prozent französisch so genervt gewesen sein, daß er allen seinen Bekannten den Kinobesuch ausgeredet haben wird - anscheinend sind’s ja letztendlich doch nicht so viel gewesen, die sich haben abschrecken lassen. Und der Rest hätte sicher auch etwas Ami-Englisch vertragen. Aber, es ist wie es ist und den guten, spannenden und abwechslungsreichen Film hat das letztendlich auch nicht schlimm verdorben.
Dienstag, 08.09.2009/20:25 - 22:55 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1940
Geschrieben 11. November 2009, 18:30
Regie: Christian Alvart
Liebes Tagebuch...
Christian Alvart hat einen interessanten Film gemacht. Eine Gratwanderung zwischen Horrorthriller und typisch deutschem Film. In der letzten Zeit habe ich des Öfteren über den deutschen Film geschimpft (werde das in Zukunft wohl ab und an weiter machen müssen), aber „Antikörper“ trifft meine Schelte nicht. Alleine wegen der Gratwanderung. Alleine wegen dem Versuch. Gut, das Ergebnis ist manchmal etwas hilflos. Was aber zählt, ist der Versuch - und der ist löblich. Auch zählt natürlich das Ergebnis - und besonders schlecht ist das ja auch nicht...
Freitag, 11.09.2009/18:45 - 20:50 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
#1941
Geschrieben 11. November 2009, 18:32
Regie: Joe D’Amato
Liebes Tagebuch...
Definitiv ein Film für den berühmt-berüchtigten Mittwochabend. Da macht er einfach noch mehr Spaß und sorgt für Kultcharakter. Da ich aber allein und es nicht Mittwoch, sondern Samstag war, ist der hinterlassene Eindruck nicht ganz so spektakulär. Es fallen die Extreme nicht mehr so auf, in denen sich der Film gerne suhlt. Zum Beispiel, daß der Film in der ersten Hälfe so extrem schlecht ist und danach so extrem gruselig und großartig schauderhaft wird.
Allein daheim ist bei „Man Eater“ alles ein wenig durchschnittlicher. Trotzdem: ein Meisterwerk von Joe D’Amato und ich würde gerne wissen, ob es in seiner Schaffensperiode noch mehr Meisterwerke zu entdecken gibt - nun, ein paar weitere kenne ich ja schon, aber sind das tatsächlich schon alle?
Samstag, 12.09.2009/15:00 - 15:20 & 17:05 - 18:15 Uhr (zum fünften Mal gesehen)
#1942
Geschrieben 11. November 2009, 18:35
Regie: Helmer von Lützelburg
Liebes Fernsehprogramm aus der Zukunft der Vergangenheit...
Ich bekomme ja nur selten allein daheim auf der Couch einen Lachanfall. Aber hier war es mal wieder so weit - eigentlich recht spät am Ende des Films, als ich eh schon königlich gut unterhalten war und Ortrud Beginnen in der „Willi Wunder Show“ in einem Corbusier-Sessel Platz nimmt (jedenfalls sagt Helge Schneider in „00 Schneider - Jagd auf Nihil Baxter“ Corbusier-Sessel dazu), die Frage beantworten muß, wie Albert Schweitzer mit Vornamen hieß und danach eine Grimasse zieht - da war es um mich geschehen. All die aufgestauten Reaktionen auf diesen geballten Unsinn, diesen grellen Giftmischerklamauk brachen in jener Sekunde aus mir heraus.
Ein witziger Film, ein toller Film, ein verrückter Film, ein Film der seiner Zeit weit voraus war und beim Orakeln über die mögliche Zukunft des Fernsehens nach dessen Teilprivatisierung gar nicht mal so falsch lag.
Und jetzt die Gruppe Schubiduh mit ihrem Hit „Trallala“...
Sonntag, 13.09.2009/12:45 - 14:10 Uhr (zum wiederholten Male gesehen)
#1943
Geschrieben 11. November 2009, 18:40
Regie: Lars von Trier
Liebes Tagebuch...
Was habe ich gerade gesehen? Ich kann es nur schwer einschätzen. Vielleicht die Psychotherapie eines depressiven Regisseurs? Eins steht fest: Es war ein Skandalfilm - oder wenigstens der Versuch eines Skandalfilms.
Spoiler:
Etwas ist anders als sonst bei Lars von Trier. Die Gewichte haben sich verlagert. Während er sonst in seinen internationalen Großproduktionen seine Hauptdarstellerinnen durch die Hölle schickt, ist die weibliche Hauptfigur hier selbst die Hölle, der Teufel, das Böse, die Böse. Da erscheinen die vorangegangenen Vergewaltigungen von Emily Watson, Björk und Nicole Kidman fast als Liebeserklärungen an das oberflächlich betrachtet schwache Geschlecht, während hier Charlotte Gainsbourg zur nymphomanen Furie irgendwo zwischen Schizophrenie, Selbstzerstörung und Gewalttätigkeit mutiert. Alles Beweise eines Ausnahmezustands im Kopf von Herrn von Trier?
Vielleicht hat er den Film tatsächlich in einer Art von Ausnahmezustand inszeniert. Die Bilderflut wirkt unsicher, überfrachtet und liefert nebenbei nur wenige Antworten auf die Vielzahl von Fragen, die einem als Zuschauer in den Sinn kommen. Fragen über Fragen: Sind verdächtige Frauen damals zu Recht als Hexe gebranntmarkt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden? Hat Eva tatsächlich das Unheil heraufbeschworen, als sie sich im Garten Eden an dem Apfel vergriffen hat? Ist die Wurzel allen Übels vielleicht doch die weibliche Sexualität? Die Frau, die um sich herum alles vergisst und ignoriert, wenn sie zum Höhepunkt kommt? Abgründe tun sich auf und Lars von Trier bedient sich ziemlich marktschreierisch daran. Hinzu kommen fragwürdige Gleichnisse, etwa die der drei Bettler, die in Gestalt von drei Tieren (Reh, Fuchs, Rabe) quasi als die drei Reiter der Apokalypse auftreten. Weiter wird der Film von Panikattacken und deren konfrontationstherapeutischen Heilungsversuchen sowie von schmerzenden Gewalteskapaden dominiert, wovon letztere eher plump wirken, auch weil hier realistische Umstände außer Acht gelassen wurden. Oder ist man mit durchbohrtem Unterschenkel tatsächlich noch so agil, daß man Flucht und selbstverursachte Rettung auf die Reihe bekommt?
Die Reaktionen im überraschend gut besuchten Kinosaal waren höchst unterschiedlich. Zum einen herrschte Gelächter und lautes Getuschel, wenn sich die Hardcore-Szenen über die Leinwand ergossen, begleitet von zum Ausdruck gebrachtem Ekel über das mitunter blutige Geschehen. Zum anderen herrschte in vielen Reihen angespannte Ruhe, während jemand, als das Thema Genitalverstümmelung ein zweites Mal auf dem Spielplan stand, unter zornig knallender Tür den Saal verließ und nicht wieder zurückkam (nicht der Erste, der ging).
Was ich letztendlich von „Antichrist“ halten soll, weiß ich noch nicht. War er schlecht, weil er teilweise so platt und dennoch so pathetisch verschlüsselt war? Oder ist er tatsächlich sogar besser als anfänglich eingeschätzt, weil die gewonnenen Eindrücke erstmal verarbeitet werden wollen, was augenblicklich offensichtlich noch nicht geschehen ist. Man wird sehen - in diesem Text jedoch nicht mehr...
Montag, 14.09.2009/21:05- 22:55 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1944
Geschrieben 12. November 2009, 18:48
Regie: Lucio Fulci
Liebes Tagebuch...
Eines der vier großen Meisterwerke von Lucio Fulci - an jenem Abend vollkommen zerredet. Der Film, der Freunde des klassischen europäischen Horror- und Zombiefilms eigentlich zum Genießen einladen müsste, hatte keine Chance, sich zu bewähren.
Trotzdem, schöne Momente stachen heraus, auch, weil ich sie einfach sehen wollte. Schöne Momente, die von Musik höchster Ohrwurmgefahr begleitet wurden und wunderbares Südsee-Urlaubsflair versprühten. Dazwischen langsame Zombies, die, wenn sie nicht schon auferstanden waren, wartend auf den Startschuss unter einer zentimeterdünnen Erdschicht verbuddelt vor sich hin schlummern. Und neben all dem hält der Film zwei Szenen bereit, ohne die die Filmgeschichte um einiges ärmer wäre: italienische Zombies vor der New Yorker Skyline und der Zombie unter Wasser, der es mit einem Hai aufnimmt. Schon allein wegen diesen zwei Momenten hat der Film das Prädikat „absolutes Meisterwerk“ verdient! Basta!
Mittwoch, 16.09.2009/21:10 - 22:40 Uhr (zum vierten Mal gesehen)
#1945
Geschrieben 12. November 2009, 18:49
Regie: Jonathan King
Liebes Tagebuch...
Ich seh’ schwarz - Teil 1:
So als Eröffnungsfilm auf der großen Leinwand des Fantasy Filmfests war „Black Sheep“ gut anzuschauen. Die Landschaft kommt elegant rüber und wenn die Menschen vor den wild gewordenen Schafsherden flüchten, sorgte das für nicht alltägliche Belustigung. Aber der Zauber scheint verflogen und der an sich als gut in Erinnerung gebliebene Film weist einige holprige Ungereimtheiten auf, die inhaltliche als auch inszenatorische (finanzielle?) Gründe haben. Somit buche ich „Black Sheep“ als kurzweiligen Einmalspaß ab - und der Hauptdarsteller sieht aus wie Oliver Pocher.
Sonntag, 20.09.2009/11:30 - 12:55 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1946
Geschrieben 12. November 2009, 18:51
Regie: James Hill
Liebes Tagebuch...
Ich seh’ schwarz - Teil 2:
Ziemlich einfach gestrickter und dabei noch nicht mal sonderlich gut gemachter Familienfilm, der sich schnell in kindgerechter Schwarzweißmalerei verbeißt und für die junge Zielgruppe (aus meiner heutigen Sicht) einige Brutalitäten auffährt. Mag sein, daß Kinder das anders sehen...
In fünf aneinanderhängenden Episoden wird die Lebensgeschichte des Pferdes Black Beauty erzählt. Dieses Pferd steht jedoch, im Gegensatz zu Flipper, Lassie, Fury und Co, kaum bis nie im Mittelpunkt des Geschehens, sondern ist einfach nur ein Mitläufer, wenn ein fieser Gutsherr den Heimatstall von Black Beauty aufkauft, wenn ein Zirkus von einem Konkurrenten geschluckt werden soll, wenn sich ein strenger Vater zwischen seine Tochter und ihren Geliebten stellt, bevor dieser Geliebter in einem armseligen Kriegsgefecht fällt. Erst als Black Beauty einen Kohlenkarren schleppen muß ist es für einen kurzen Moment Hauptdarsteller, bevor der Film an sich ganz nett damit endet, daß das Pferd durch einen glücklichen Zufall seinem einstigen Besitzer über den Weg trabt.
Ich bezweifle, daß die englische Version, die 20 Minuten länger läuft, großartig besser ist, als die hierzulande gezeigte. In Nebenrollen: Maria Rohm und, für die deutsche Schnittfassung zur Hauptdarstellerin befördert, Uschi Glas.
Sonntag, 20.09.2009/14:00 - 15:20 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1947
Geschrieben 13. November 2009, 15:19
Regie: Angelina Maccarone
Liebes Tagebuch...
Wie viele (zu viele) der vorangegangenen Tatorte besticht dieser Krimi auch nicht durch ein großartiges Pensum an Spannung, Action und Raffinesse. Immerhin ist er aber überdurchschnittlich gut fotografiert und extrem stimmungsvoll. Sanfte Melancholie kommt auf, wenn Hugo Egon Balders Singstimme erklingt - schauspielerisch hingegen darf (oder kann?) er jedoch relativ wenig zeigen. Auch das latente erotische Knistern zwischen den beiden extrem kühlen, aber dennoch sympathisch verschrobenen Hauptdarstellern Axel Milberg und Maren Eggert führt dieses Mal endlich zu einem Ergebnis.
Ein ehemaliges Rockgroupie (Helen Schneider) ist in einem Hotel in Kiel vom Dach/vom Balkon gefallen, just an dem Abend, als es sich mit ihrem Exfreund, dem Sänger Bodo Dietrich (Balder, irgendwo zwischen Udo Lindenberg und Jim Morrison) auf ihrem Zimmer treffen wollte. Ist der Rockstar, der in mitten eines großen Comebacks steht, etwa handgreiflich geworden, oder war die Einladung in die Suite gar eine Falle?
Während Kommissar Borowski vergeblich versucht, den scheuen Sänger zu befragen, mietet sich seine Kollegin Frieda Jung unter falschen Namen (Na, das gab es ja noch nie!) in dem Hotel ein, in der Hoffnung, etwas von den Vorgängen mitzubekommen, die sich dort hinter den Kulissen abspielen. All das ist wirklich nicht spektakulär, aber schön anzusehen.
Sonntag, 20.09.2009/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1948
Geschrieben 13. November 2009, 15:21
Ein Film von Florin Iepan
Liebes Tagebuch...
Da es in der Biographie des Schauspielers Bela Lugosi vor allem in dessen jungen Jahren große Löcher gibt, die durch die Recherchen nicht geschlossen werden konnten, nimmt sich diese Dokumentation die Freiheit heraus, etwas abzuschweifen und fühlt in Lugosis Heimat Transsylvanien dem dort bis heute noch immer vorherrschenden Vampiraberglauben auf den Zahn, was leider etwas überflüssig erscheint und in Verbindung mit der Arbeit des Schauspielers als Horrorikone erzwungen und boulevardesk wirkt.
Filmausschnitte und Interviews (letztere teilweise neu oder aus dem Archiv) hingegen runden den Mythos um den unnahbaren Schauspieler besser ab. Waren die Interviews mit ihm aus den 1930er Jahren noch allesamt gestellt um den Zuschauern zu vermitteln, Lugosi wäre im echten Leben auch eine Art Dracula, kommen ihm spätere Worte (Mitte der 1950er Jahre), als seine Karriere schon weit hinter ihm lag, deutlich freier über die Lippen.
Montag, 21.09.2009/21:00 - 21:50 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1949
Geschrieben 13. November 2009, 15:23
Regie: Mario Foglietti
Liebes Tagebuch...
Die Door into Darkness öffnet sich ein viertes und letztes Mal. Es wird „The Doll“/„Die Puppe“ gegeben. Zu Beginn fordert Dario Argento sein Publikum auf, genau hinzuschauen und mitzuraten, wer letztendlich nun der Mörder ist. Alles klar, ich habe verstanden und schau auch ganz genau hin.
Nachdem die Reihe ja fürs Fernsehen produziert wurde, wurde wohl vom Großteil der Zuschauer nicht besonders aufwändige Kombinierungsgabe erwartet und so macht es der Film seinem durchschnittlichen Publikum nicht besonders schwer. Es wird ein Superverdächtiger präsentiert, aber weil der Herr Argento ja gesagt hat, man sollte etwas genauer hinschauen und sich auf eine Überraschung gefasst machen, braucht man nach etwa einer halben Stunde nur eins und eins zusammenzählen und man hat die Lösung.
Auch wenn der Film im Gegensatz zu den beliebten Mördersuchspielen im Kino relativ einfach konstruiert wurde, überzeugt er mit Spannung, schön komponierten Giallo-Spielereien und überraschender Kameraarbeit - auch wenn ‚Subjektive Kamera’/‚Schulterkamera’ hier bedeutet, daß man es mit ordentlich verwackelten Bildern frei von jeglicher Filigranität zu tun bekommt.
Dienstag, 22.09.2009/21:05 - 22:05 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1950
Geschrieben 13. November 2009, 15:25
Regie: Klaus Lemke
Liebes Tagebuch...
Eine große Unbeschwertheit durchzieht diesen ersten Film von Klaus Lemke, den ich zu Gesicht bekam. Das liegt vor allem an der Natürlichkeit der Darsteller, die ihre Rollen nicht spielen, sondern sich in ihnen frei bewegen, frei sprechen und improvisieren können. Vor allem bei Cleo Kretschmer und Wolfgang Fierek funktioniert das sehr gut, was dem Film unglaublich gut trägt. Man sieht, daß die Chemie zwischen den beiden stimmt und es knistert ganz gewaltig, wenn sie sich ihre schnodderigen „Dialoge“ um die Ohren werfen.
Auch wenn der Film nicht durchgehend gut (im eigentlichen Sinne) geworden ist, sorgt er doch für überaus ansprechende Unterhaltung, bei der es wenig ausmacht, wenn sich mal ein kleiner Hänger bemerkbar macht. Dafür ist ja auch vieles spontan gemacht und angesehen als Zufallsprodukt kann man über diverse Schwächen problemlos hinwegsehen.
Freitag, 25.09.2009/20:20 - 21:50 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
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