The Room-Files
#1951
Geschrieben 14. November 2009, 11:57
Regie: Tony Giglio
Liebes Tagebuch...
In den Wäldern um den Timber Wasserfall geht’s ganz schön bunt zu. Dafür sorgt die abgrundtief zynische Geschichte, die, ähnlich wie „Mom & Dad“, herrlich überzogen ist, so daß die brutalen Details in den Hintergrund rücken und man sich königlich über die munter aneinander gereihten Provokationen amüsieren und über so manch große und kleine Überraschung freuen kann.
Wie schon insgeheim befürchtet loost die deutsche Synchronisation ziemlich ab und lässt den eh schon nicht teuer produzierten Film weitaus billiger erscheinen. Zudem wird durch die mäßigen Dialoge der scharfe religiöse Unterton abgeschwächt.
Samstag, 26.09.2009/22:00 - 23:35 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1952
Geschrieben 14. November 2009, 12:00
Regie: Werner Jacobs
Liebe (im Mülleimer gelandete) Finanzamtsakte...
Heinz Erhardt in einem seiner, wie ich finde, unterhaltsamsten Leinwandauftritte. Ein wenig Handlung, etwas mehr Musik, dazwischen Kalauer und die große Präsenz des Hauptdarstellers, der als Kämpfer für die Rechte der kleinen Leute eintritt und dabei gegen die Interessen seines Arbeitgebers (miss-)wirtschaftet. Außerdem, so scheint es, wollte oder sollte Heinz Erhardt hier als, wenn auch körperlich vollkommen anders gebaut, Pendant zu Louis de Funès auftreten und so darf, kann oder muss er diverse Male nach Herzenslaune ausflippen, damit man seinem Charakter Willi Winzig die Zurechnungsfähigkeit aberkennt und er somit, nach einem Fauxpas seinem Chef gegenüber, wieder Anrecht auf vollständige Auszahlung seiner Pension hat.
So tobt Heinz Erhardt mehrere Male (mit rotem Kopf) zu verschiedenen Anlässen durch den Film, was nicht nur ordentlich turbulent, sondern auch ziemlich witzig ist. Auch die Kalauerquote erreicht hier zum ersten Mal einen hohen Pegel, weil erst in Heinz Erhardts finalem Kapitel seiner Filmkarriere ihm das alleinige Anrecht auf die Hauptrolle zugesprochen wurde. Sehr lustig, der Film. Sehr schade, die Tatsache, daß es leider nur sehr wenige dieser Heinz-Erhardt-Filme gibt - vier, um es genau zu sagen.
Sonntag, 27.09.2009/13:50 - 15:15 Uhr (schon ewig nicht mehr und nun zum zweiten Mal gesehen)
#1953
Geschrieben 14. November 2009, 12:01
Regie: Jochen Alexander Freydank
Liebes Tagebuch...
Recht schnell läßt sich ein hübsch verschachtelter Plot erkennen, der zwischen zwei Zeitebenen hin und her springt. Ein gute Idee, ein cleverer Ablauf, eine Prise Anspruch in Form des Dritten Reiches, da wird auch die amerikanische Filmakademie spendabel.
Das Rezept ging auf. Und auch ich als Zuschauer muß sagen, daß dieser Film überraschend gut geworden und absolut sehenswert ist. Gerne hätte ich mir aber noch ein paar Minuten mehr gewünscht, die dann vielleicht erklärt hätten, wann genau die deutsche Mutter erkennt, daß ihr kleiner Sohn seinem jüdischen Sohn (nicht) in den Deportationszug gefolgt ist. Denn dann hätte sich ein logischer Patzer vermeiden lassen. Da der Film jedoch sehr zügig voranschreitet, spielt dieser logische Patzer innerhalb der 14 Minuten Laufzeit keine Rolle.
Montag, 28.09.2009/22:20 - 22:35 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1954
Geschrieben 14. November 2009, 12:15
Regie: Dario Argento
Liebes Tagebuch...
Dario Argentos Inszenierung ist so bombastisch und ausufernd, daß man während „Suspiria“ gar nicht dazu kommt das Gezeigte zu hinterfragen. Anfänglich ist der Film ja noch ein Giallo, weil Argento in der kongenialen Eröffnungssequenz einen Messermörder zustechen läßt. Als erfahrener Zuschauer würde man nun gleich mit dem Täterraten beginnen. Hier jedoch nicht. Man hat einfach keine Zeit und wird gut durch die danach einsetzende Handlung abgelenkt, in deren Verlauf es zwar weitere (spektakuläre) Tode geben wird, bei denen man jedoch erst nach mehrmaligem Ansehen zu überlegen beginnt, wer diese Morde verübt hat und wie genau das von Statten ging. Exakte Antworten werden nicht geliefert und dadurch erklärt, daß alles Hexenwerk war. Wer letztendlich Hand an den Opfern angelegt hat (es geschehen längst nicht alle Morde durch übersinnliche Kräfte) bleibt im Verborgenen und kann höchstens erahnt werden.
Ein weiterer Trick, um beim Zuschauer nicht unnötiges Hinterfragen zuzulassen, sind die Nebenhandlungen, die oft sehr kurz gehalten keinerlei Sinn ergeben (Szene im Hofbräuhaus), aber dazu dienen Kurzweilig- und Vielfältigkeit zu erzielen.
Die Szene, in der Stefania Casini in dem Gewölle aus Draht zu Tode kommt, ist zwar vollkommen unrealistisch, stellt aber den Inbegriff des alptraumhaften Todes dar und ist im Hinblick auf „Inferno“, welcher von alptraumählichen Szenen bevölkert ist, wohl doppelt interessant.
Weil damals, mit Ausnahme von Dario Argento selbst, noch niemand wissen konnte, daß dieser Film der Beginn einer Trilogie werden würde, haben sich (zumindest in der deutschen Fassung) Anschlußfehler eingeschlichen. Wohl auch um die prägnanten Drehorte in München nicht zu verleumdnen, wird in „Suspiria“ auch von der Stadt München gesprochen, obwohl das als ‚Tanz-Akademie’ getarnte Hexenhaus laut der nachfolgenden Filme in Freiburg stand und die Original-Fassade des Hauses dies im echten Leben noch bis heute tut. Der Rest ist München und das ist auch nett anzuschauen, wie das folgende Foto zeigt, geschossen, rein zufällig einen Tag später:
Mittwoch, 30.09.2009/21:10 - 22:45 Uhr (zum fünften Mal gesehen)
#1955
Geschrieben 26. November 2009, 18:48
Regie: Matthias Glasner
Liebes Tagebuch...
Typisch deutsches Depressionsdrama, welches, zudem noch überlang, bei sämtlichen Beteiligten ein tristes, problembehaftetes Innenleben offenbart. Der Unterschied zu anderen, ähnlich gestrickten Filmen liegt in der Freigabe ab 16 Jahren und damit an dem hier behandeltem Thema: Sexueller Missbrauch.
Jürgen Vogel spielt einen als geheilt entlassenen Triebtäter, der, bevor er eingesperrt wurde, sich einiges hat zu Schulden kommen lassen. Den Zuschauer erwarten deswegen diverse heftige Szenen und auch einfallsreich eingefangene Impressionen seitens der Kamera, was den Film vom Status eines Fernsehdramas deutlich trennt. Auch sonst wird Anspruch recht hoch gehalten (zu hoch?), was den Film wenigstens nicht geradlinig erscheinen läßt, was ihn aber leider auch schwierig konsumierbar macht - vor allem bei der astronomisch langen Laufzeit. Und so entstand ein streckenweise sehenswertes, aber alles in allem zu düsteres und desillusionierendes Mammutdrama.
Freitag, 02.10.2009/21:15 - 00:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1956
Geschrieben 26. November 2009, 18:52
Regie: Lukas Moodysson
Liebes Tagebuch...
„Ein Loch in meinem Herzen“ aka „A Hole in my Heart“ ist eine schier endlose Aneinanderreihung von Schock- und Ekelszenen, die, amateurhaft auf Digitalkamera aufgenommen und professionell verstörend geschnitten, vermitteln wollen, welch ein kranker Geist hinter dem Spektakel steht. Natürlich ist das ein Trugschluß, denn der Regisseur hat sich, laut Hörensagen, mit Filmen wie „Raus aus Åmål“ und „Lilja 4-ever“ bereits durchaus einen Namen gemacht.
In einer Plattenbaubude (wahrscheinlich in Trollhättan) versinken vier Personen beim Amateurpornodreh immer tiefer in einem Strudel aus Sex und Gewalt. Die dargestellte fortschreitende Verwahrlosung und das völlige Schleifenlassen des geregelten Alltags mag vielleicht eine künstlerisch wertvolle Botschaft sein, aber weil der Film durchgehend keine Freude macht, würde ich das Experiment unterhaltungstechnisch als gescheitert bezeichnen. Zu provokativ sind die heraufbeschworenen Szenen, zu platt wirkt die permanente Symbolhaftigkeit, zu ziellos ist der fortwährende Gossenradau. Das kann und will ich mir (ausnahmsweise Mal) nicht schönreden.
Wenigstens konnte die wenig charmante Fressorgie am Ende des Filmes erklären, warum man in den Plattenbauten von Trollhättan, am Fenster sitzend, mal ein Stück Pizza am Fenster vorbeisegeln sieht oder man am Morgen kurz nach Sonnenaufgang ein Stückchen Kuchen auf dem Balkon findet, welches man im Laufe der vergangenen Nacht sicher nicht selbst dort hingelegt hat.
Samstag, 03.10.2009/11:50 - 13:25 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1957
Geschrieben 26. November 2009, 18:53
Regie: Roman Polanski
Liebes Tagebuch...
Da es nun noch etwas dauern könnte, bis der nächste Film von Roman Polanski in die Kinos kommt, muß man sich halt die Zeit mit den Filmen vertreiben, die er bereits inszeniert hat. „Die neun Pforten“ ist eine gute Wahl. Polanski schuf einen herrlich geheimnisvollen Mystery-Thriller, der teilweise sehr verspielt lang anhaltende Spannung aufkommen läßt, welche manchmal europäisch trivial und dann wieder bildgewaltig elegant zu diversen Höhenpunkten aufläuft.
Besonders erwähnenswert wäre hier die Vielzahl von versteckten Trickaufnahmen, welche man durch mehr oder weniger genaues Hinschauen entdecken kann. Schauspielerisch sind, neben den ebenfalls sehr guten Nebendarstellern, vor allem Johnny Depp und Emmanuelle Seigner besonders präsent. Ein schöner, ruhiger und trotzdem sehr ereignisreicher und vor allem unprotziger Film.
Samstag, 03.10.2009/15:00 - 17:05 Uhr (schon ewig nicht mehr und nun zum dritten Mal gesehen)
#1958
Geschrieben 30. November 2009, 20:13
Regie: Ryuhei Kitamura
Liebes Tagebuch...
Oh-Em-Ge, was für ein Radau! Ich hatte ja vollkommen vergessen/verdrängt, wie sehr dieser Film abgeht und auf die Pauke haut und dabei stets die Contenance behält, will heißen, sauberst fotografiert und inszeniert ist. Der Mitternachts-Fleisch-Zug ist High-Quality-Entertainment für Hartgesottene, fast schon ein wenig überqualifiziert - natürlich im positivsten Sinne. Nur schade, daß am Ende die Erklärung mit den Gründungsvätern der Stadt/des Landes oder der Nation nicht mehr ausformuliert wurde, was somit für Leute, die nur den Film und nicht die Kurzgeschichte kennen, im Verborgenen bleibt.
Sonntag, 04.10.2009/17:10 - 18:45 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1959
Geschrieben 30. November 2009, 20:28
Regie: Alfred Vohrer
Liebes Tagebuch...
Der Hai geht um. Mit Harpune macht er Jagd auf seine Opfer. Superverdächtig ist natürlich Klaus Kinski. Doch auch er wird vom Mörder in Taucherkluft zur Strecke gebracht und Kommissar Blacky Fuchsberger tappt von da an wieder im Dunkeln - und zwar solange, bis es nur noch zwei Verdächtige gibt. Und einer davon ist ausgerechnet Eddi Arent, der doch eigentlich keiner Fliege was zu Leide tun kann. Von da an muß man nicht mehr viel kombinieren.
Ein sauber fotografierter, inhaltlich aber manchmal etwas umständlicher Film, dessen Hauptattraktion das verruchte und verrauchte Gasthaus inklusive Elisabeth Flickenschildt als singende Wirtin ist.
Dienstag, 06.10.2009/21:00 - 22:30 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1960
Geschrieben 30. November 2009, 20:40
Regie: Lucio Fulci
Liebes Tagebuch...
Nach Geistern und Untoten, manchmal auch untoten Geistern, hat sich Lucio Fulci mal einem etwas realistischeren Stoff gewidmet. So kommt es also, daß er einen brutalen Serienkiller in New York unschuldigen jungen Damen auf die Pelle rücken lässt. Die Eleganz eines Dario Argentos läßt dieses Giallo-Revival jedoch dabei vermissen (auch wenn die Farbgestaltung deutlich an Bava oder Argento erinnert). Lucio Fulci konzentriert sich eher auf schmuddelige Nachtclub-Details und die gewohnt brutalen Schockmomente, welche hier teilweise plump erscheinen. Weiter wirkt die Dramaturgie hilflos und holprig. Somit ist der Film eher wegen seines schlimmen Rufes und nicht wegen seiner wenig vorhandenen Brillanz sehenswert.
Mittwoch, 07.10.2009/21:10 - 22:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen komplett gesehen)
#1961
Geschrieben 30. November 2009, 21:28
Regie: Alexandre Bustillo, Julien Maury
Liebes Tagebuch...
Nachdem ich „Inside“ gesehen hatte, kam ich ins Grübeln. Wo liegt der Ursprung für die extreme Härte im aktuellen französischen Genrekino? Meine Antwort lautete: „Irreversibel“. Zumindest trifft dieser Ursprung auf diesen Film zu, denn „Inside“ möchte kein Popcorn-Horror à la „High Tension“ oder „Frontier(s)“ sein. Er zeichnet sich durch viel Ruhe und, auf das Genre bezogen, extrem anspruchsvolle Bilder aus. Bilder, die nach fortgeschrittener Stunde mit ziemlich viel Garstigkeiten ausstaffiert wurden, was jedoch teilweise gestelzt und selbstzweckhaft und damit gar lang nicht so akzeptabel wirkt, wie etwa bei „Irreversibel“ (wenn man bei den hier und dort gezeigten Dingen überhaupt von „akzeptabel“ reden möchte).
Spoiler (kleiner Spoiler):
Manch ein Ereingis hätte man sich getrost sparen können. Ähnlich wie bei „The Descent“ sieht man/sehe ich es nun wirklich nicht gerne, wenn sich die „Guten“ aus Versehen selbst um die Ecke bringen. Das tut unnötig weh!
Beatrice Dalle als eiskalter Racheengel liefert eine erwähnenswert gute Leistung ab. Zur Hilfe kommt ihr natürlich die über weite Strecken gute Inszenierung, die alles dafür tut, sie ins rechte Licht zu rücken. So erreicht die Spannung einer ihrer vielen (frühen) Höhepunkte, als Frau Dalle sich zum ersten Mal Zutritt zu dem Unglückshaus verschafft. Brrrh, da spielen die Nackenhaare Stehaufmännchen...
Donnerstag, 08.10.2009/19:45 - 21:05 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1962
Geschrieben 02. Dezember 2009, 19:21
Regie: Kurt Hoffmann
Liebes Tagebuch...
Nach der Räuberromanze und dem Grusical folgt nun, mit etwas Verspätung, der dritte Spessart-Film von Kurt Hoffmann, welcher sich, ähnlich wie „Wir Wunderkinder“, ziemlich gesellschaftskritisch gibt und fortwährend eine Hymne auf den Frieden zwischen den Völkern singt. Aber, Kurt Hoffmanns Stern war 1967 schon am sinken und dieser gut gemeinte kritische Kabarettbeitrag verkommt zu einem überlangen und zudem noch schlecht gemachten „Wir ziehen und lustige Klamotten an“-Ereignis, welches zwar eine pazifistische Botschaft und den einen oder anderen netten Seitenhieb parat hält, dennoch weder die Klasse seiner Vorgänger noch sonst irgendwelche Außerordentlichkeiten aufweisen kann und hauptsächlich durch Mangelhaftigkeiten auffällt.
Zwar sind die Räuber (Räubergeister), deren Darstellerriege schon ein zweites Mal ziemlich umgekrempelt wurde, gemäß des zweiten Teils mit ihrer Rakete in Richtung Mond geflogen, aber der Verbleib ihres Comtesschens bleibt nach ihrer Rückkehr auf die Erde im Verborgenen. Zu sehen gibt es eine neue Liselotte Pulver, die auf die baldige Hochzeit mit ihrem amerikanischen Freund (Harald Leipnitz) hofft. Der aber muß zu einem Manöver unter der Fuchtel von General Teckel (unverwüstlich: Hubert von Meyerinck) ausrücken. Mit Kind, Kegel und Rakete reisen die Räuber mit ihrem neuen Comtesschen dem zukünftigen Bräutigam hinterher und stellen dabei fest, daß sie mit ihrer Rakete nicht nur hoch und runter, sondern auch durch Zeit und Raum reisen können, was sie dann auch mehr oder weniger freiwillig und erfolgreich machen. Es folgt eine episodenartige Aneinanderreihung von kaum spektakulären Kurzgeschichten (hauptsächlich in der Vergangenheit angesiedelt), in denen unter anderem die Nebendarsteller Leipnitz und von Meyerinck in Variationen ihrer Rolle aus der Gegenwart auftauchen - und für massenweise Logik- und Anschlussfehler sorgen. Einzig und allein die Reise in die Zukunft ist dabei wirklich sehenswert, weil skurril und fantasievoll. Den Rest kann man leider, leider getrost in der Pfeife rauchen...
Sonntag, 11.10.2009/14:30 - 16:10 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
Und so hörte sich das 1997 an. Wohlgemerkt damals noch handschriftlich zu Papier gebracht. Deswegen ließt es sich wahrscheinlich auch etwas arg holprig. Außerdem muß ich wohl ein wenig sauer, in jedem Falle aber riesig enttäuscht gewesen sein:
„Kurt Hoffmanns Herrliche Zeiten im Spessart“ (GER 1967), TV;
Regie: Kurt Hoffmann
Und wieder blieben nur Liselotte Pulver, Hubert von Meyerinck und Kurt Hoffman übrig, beim 3. Teil der Spessart-Trilogie. Leider ging Teil 3 völlig in die Hose. Die größte Schuld hat der Drehbuchautor. Im sind so viele Fehler unterlaufen, daß es nicht mehr lustig ist. In Teil 2 flogen die Gespenster zum Mond. Hier knüpft der Film auch an. Sie kommen aus dem All zurück und landen bei Liselotte Pulver, die überraschenderweise eine andere Rolle hat als in Teil 2. Lilo Pulver erklärt, daß Schloß, daß man hier übrigens keine einzige Sekunde sieht, sei nicht mehr im Besitz der Familie, bei Teil 2 aber schon (???). Paul Esser wurde als Geist völlig vergessen, als hätte es ihn nie gegeben. Dafür tritt er aber in einer Rolle als Pater auf!!! Bis auf die Rakete wird von Teil 2 nichts angesprochen. Ein Filmfehler der jeden Spaß tötet. Noch dazu kommt das furchtbar schlechte Drehbuch. Zeitreisen waren noch nie so dämlich. So folgen aneinander gestrickte Kurzgeschichten ohne Sinn und Verstand in denen Vollblutflop Harald Leipnitz und Oberpreuße Hubert von Meyerinck in verschiedenen Rollen und Verkleidungen auftauchen. Der herrlichte Hubert von Meyerinck darf am Telefon nicht mal seinen Marsch singen. Harald Leipnitz gibt eine peinliche Vorstellung. Die Kulissen sind zwar aufwendig, doch meistens lächerlich. Die grausigen Toneffekte bereiten Kopfschmerzen. Es wird kaum gesungen, aber wenn gesungen wird, dann auch nur fürchterlich schmalzige Operettenmelodien von Schnulzenheini Leipnitz. Der Film bringt zwar die Message „Friede unter den Menschen“ rüber, daß macht ihn aber auch nicht besser. Auch die guten Einfälle (Die goldene Rose von Montreux, die Spaltung Bayerns beim Oktoberfest 2012 sowie der witzige Vorspann) können keine gute Auswirkung beisteuern. Kurt Hoffmann hat sein Bestes gegeben, aber es hat nicht gereicht. Nicht bei einem so widersprüchlichen und lahmen Drehbuch in Bezug auf die beiden genialen Vorgänger.
07.04.1997 (zum ersten Mal gesehen)
#1963
Geschrieben 08. Dezember 2009, 19:23
Regie: Andreas Senn
Liebes Tagebuch...
Ein nettes Verwirrspiel. Bei Lena Odenthal meldet sich eine Frau, die seit 12 Jahren als vermisst gilt, weil diese eine Aussage machen möchte. Als die Kommissarin beim vereinbarten Treffpunkt aufkreuzt, ist die ehemals Vermisste tot und in dem als abgeschlossen geltenden Fall tun sich allerhand neue Aspekte auf.
Ein nicht besonders weltbewegender, aber überdurchschnittlicher spannender Kriminalfilm, der sich rundum gelungen weit über dem Standart bewegt.
Sonntag, 11.10.2009/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1964
Geschrieben 08. Dezember 2009, 19:23
Regie: Jon Knautz
Liebes Tagebuch...
Nach behäbigem Beginn, der für nichtwissende Zuschauer noch offen läßt, wohin die Reise gehen wird (weil allerhand Nebenhandlungen aufgetischt werden), entpuppt sich der Monsterjäger-Film für Liebhaber von Retro-Monster-Horror als fleißig handgemachtes Kabinettstückchen jenseits von Computeranimationen und sauber gelecktem Hollywood-Mainstream.
Mit großer Spielfreude mimt Robert Englund einen Lehrer, dem ein Dämon in die Haut gefahren ist. Das ist tatsächlich so lustig, daß es fast ärgerlich ist, daß neben ihm noch ein zweiter, der eigentliche Hauptdarsteller agiert, genannt Jack Brooks, der seine Passion im Kampf gegen Dämonen findet. Tatsächlich, es geht um Dämonen, nicht um Zombies, Monster oder Infizierte, sondern um waschechte Dämonen, wie man sie in „Dämonen II“, „Dämonen“ oder in „Tanz der Teufel“ und dessen Nachfolger findet.
Der Film macht in seiner zweiten Hälfte sehr viel Spaß - ist jedoch nur für Genre-Fans tauglich. In jener zweiten Hälfte ist der Film sogar so unterhaltsam und kurzweilig, daß es absolut schade ist, daß schon nach 80 Minuten der Abspann beginnt. Auch ohne dem Wissen, ob der Film Erfolg hat, spielt er auf eine mögliche Fortsetzung an, welche ja tatsächlich realisiert werden könnte und, wenn sie sich an die Regeln des Erstlings hält, durchaus interessant werden könnte.
Mittwoch, 14.10.2009/20:40 - 21:05 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1965
Geschrieben 08. Dezember 2009, 19:23
Regie: Géza von Cziffra
Liebes Tagebuch...
Weil seine Frau ihm den Geldhahn zugedreht hat, muß sich der Marmeladenfabrikant Theodor (Heinz Erhardt) in einem Hotel als Nachtportier etwas Taschengeld dazu verdienen. Perfekte Ausgangsituation für eine klassische Verwechslungskomödie, basierend auf einem Bühnenstück, die inhaltlich wenig Sinn macht, die aber mit Liebeswirren und Eifersüchteleien sowie einem munter kalauernden Hauptdarsteller aufwartet und in deren Finale permanent Türen auf und zu gehen, bevor alle Beteiligten unter kuriosen Umständen endgültig aufeinandertreffen und sich die Verwechslungsknoten lösen.
Obwohl dieser Film relativ alt ist, entspricht er doch kaum dem damals so populären (heute muffig moralischen) Familienfilmen, in denen zu dieser Zeit auch Heinz Erhardt oft zu sehen war („Vater, Mutter und 9 Kinder“ zum Beispiel). Er ist einfach nur eine nette und leichte Boulevardkomödie, der die Spießigkeit vergleichbarer Exemplare weitestgehend abgeht.
Samstag, 17.10.2009/14:30 - 16:00 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1966
Geschrieben 28. Dezember 2009, 12:20
Regie: Tom Tykwer
Liebes Tagebuch...
Hier wär’s nun wirklich interessant das Buch zu kennen. Ein seltener Effekt, den eine Literaturverfilmung hervorruft, aber, „Das Parfum“ ist nicht „Harry Potter“. „Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders“ will nicht über den Roman hinwegsehen - so viel meine ich zu erkennen. Nicht nur, weil es hier einen Erzähler gibt, der an wenigen ausgesuchten Stellen das Wort ergreift, um das herüberzubringen, was die Bilder nicht schaffen. Vielmehr ist es die Stimmung, die Machart des Filmes an sich, die erahnen läßt, daß es in dem Film mehr zu erfahren gibt, als die hypnotisch schönen Bilder von Tom Tykwer übermitteln können. Da wäre zum Beispiel die Tatsache, daß Jean-Baptiste Grenouille als Todesengel dargestellt wird, daß er nicht nur aufgrund des Sammelns von weiblichen Botenlockstoffen mit dem Tod in Kontakt tritt oder ihn verursacht, sondern daß auch jeder um ihn herum des Todes geweiht ist - fast wie ein Fluch. Angefangen bei seiner Mutter, fortgeführt bei der Leiterin des Waisenhauses hin zu Giuseppe Baldini, seinem Mentor - und das ist erst der Anfang.
Wie mag es sich wohl lesen, wenn Jean-Baptiste Grenouille in die Abgründe der Gerüche abtaucht - irgendwo zwischen wohlriechenden Lavendel-Feldern, dem beißenden Gestank des Pariser Fischmarkts und dem betörenden Duft des weiblichen Geschlechts - letzterer unerreichbar für einen unerfahrenen Jungen wie ihn? Abgründe tun sich auf...
Wie ließt sich das wohl? Wird der Film seiner Vorlage gerecht? Wie (genial) muß diese Vorlage wohl sein, wenn ich mir nach bloßem Anschauen des Filmes schon solche Fragen stelle?
Samstag, 17.10.2009/18:20 - 20:45 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
#1967
Geschrieben 28. Dezember 2009, 12:20
Regie: Marcel Sarmiento, Gadi Harel
Liebes Tagebuch...
Ich weiß noch, wie ich mich damals nach „Deadgirl“ im Kino mit einem Freund traf um „My bloody Valentine“ anzuschauen. Also damals war ich ziemlich durch den Wind. Nicht, weil der Film so krass war, sondern weil er trotz allem ziemlich geschockt hat, weil es hier wirklich böse zu ging.
Ich war etwas überrascht, daß das nun bei der zweiten Sichtung nicht mehr so in den Maßen eingetroffen ist. Für einen kurzen Moment glaubte ich sogar, ich hätte mal wieder ins Klo gegriffen und mir, weil es ein Spontankauf auf der Filmbörse war, schon wieder eine geschnittene Fassung ins Haus geholt.
Nein, „Deadgirl“ war für die DVD nicht zurecht gestutzt worden, nur konnte er einfach nicht mehr das Gefühl heraufbeschwören, wie einst im Kino, wo ich überhaupt nicht wusste, was auf mich zu kam. Übermäßig negativ würde ich diesen Effekt, diese Erkenntnis nun nicht bewerten, denn es lag wahrscheinlich nur daran, daß ich Zeit hatte, mir die eine oder andere Frage während des Filmes zu stellen, auf die er für mich nicht sofort die passende Antwort parat hielt.
Samstag, 17.10.2009/21:00 - 22:40 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1968
Geschrieben 28. Dezember 2009, 12:25
Regie: Daniel Myrick, Eduardo Sánchez
Liebes Tagebuch...
Ein Vöglein hat mir von einem Film gezwitschert, der dem „Blair Witch Project“ den Rang ablaufen könnte. Nicht, daß es nicht genügend gelungene Spin-offs bereits gegeben hätte („Cloverfield“ oder etwa „[rec]“), aber ein Film, der den Gruselfaktor um die Legende der Hexe von Blair erreichen könnte, war nicht dabei - natürlich aus rein subjektiver Sicht. Gekröse hin, Gekröse her, alles schön und gut, aber wenn es um Geister und Spuk geht, dann hab ich die Hosen voll. Und so freue ich mich darauf, wenn im Januar „Paranormal Activity“ nach Deutschland kommt, dennoch wohl wissend, wie es mir nach „Blair Witch Project“ ging, nach dem ich ihn das erste Mal im Kino sah, denn da mußte ich mir mit Jägermeister regelrecht die Kante geben. Auch der zweite Kinobesuch war kaum minder verstörender, weil man ich hier bewusst mitbekam, was zuvor nur mein Unterbewusstsein kitzelte. Gezielt setzt „Blair Witch Project“ seinen Zuschauern zu Beginn diverse Flöhe ins Ohr, welche am Ende durch das (Spuk-) Geschehen bestätigt werden. Auch wenn der Film beim ersten Anschauen mehr Fragen als Antworten liefert, kann er dennoch als ein Meilenstein des Gruselfilms, vielleicht sogar wegen seines Minimalismus, als einer der effektivsten Gruselfilme überhaupt bezeichnet werden.
Ich habe diesen Film sehr lange nicht mehr gesehen. Vielleicht viel zu lange... Das letzte Mal, vor ein paar Jahren hab ich ihn abgebrochen, weil ich das Geschrei von Heather Donahue/Veronika Neugebauer nicht mehr ertragen konnte, nicht, weil sie mir auf die Nerven ging, sondern weil dadurch die Verzweiflung perfekt verdeutlicht wird, die Menschen fernab der Fiktion in einer Extremsituation erleben können. Wenn man den Film kennt und sich auf ihn einlässt, dann ist er hart zu überstehen. Was sich hier im Kopf des Zuschauers, in meinem Kopf, abspielt ist nur schwer zu toppen. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht mal, ob ich es toppen lassen möchte und deshalb blicke ich nicht nur mit Freude einem unumgehbaren Zusammentreffen mit „Paranormal Activity“ entgegen.
Ich hab „The Blair Witch Project“ heute zum ersten Mal auf Englisch gesehen. Zu „gut“ ist die kreischend panische deutsche Tonspur geworden - ein Meisterwerk in Sachen Synchronisation (ebenbürtig mit „Willkommen bei den Scht’is“), was es, neben vielerlei guten und so manch einem schlechten Beispiel (vor allem bei Videopremieren a’la „Timber Falls“) nur ganz, ganz selten gibt.
Allein wegen dem Horroreffekt damals im Kino (welcher heute nicht mehr erreicht werden konnte) verleihe ich diesem Film die Höchstnote!
Samstag, 17.10.2009/23:00 - 00:20 Uhr (schon ewig nicht mehr und nun zum sechsten Mal gesehen)
#1969
Geschrieben 28. Dezember 2009, 12:28
Regie: Stanley Donen
Liebes Tagebuch...
Ein Mann ertrinkt in seinem Bett!
Ach, was waren doch die Zeiten schön, als die Amerikaner in den 1960er Jahren filmische Ausflüge nach Europa gemacht haben. Egal ob „Rosaroter Panther“, „Topkapi“, „Über den Dächern von Nizza“ oder eben dieser hier: „Charade“, welcher, das wage ich zu behaupten, zu den Sternstunden dieses edlen Krimi- und Thrillergenres gehört, vielleicht sogar dessen Höhepunkt ist.
„Charade“ dreht und wendet sich ununterbrochen. Wer trickst wen aus? Wer will wen ermorden und warum? Neben überraschend abscheulichen Morden ist vor allem der Humor die treibende Kraft, die nicht nur für Erleichterung und Zerstreuung in dem manchmal vor Spannung a’la Hitchcock überquellendem Film sorgt, sondern vielmehr sogar schon surreal klamaukige Züge annimmt. Dann, zum Beispiel, wenn Cary Grant mit Smoking duschen geht, Audrey Hepburn sich im Namenswirrwarr ihres Partners verheddert oder eben wenn ein Mann in seinem Bett ertrinkt.
Auch wenn die Lösung mittlerweile offensichtlich ist, wer hier letztendlich wem an den Kragen will, kann man sich diese Erkenntnis während man den Film zum ersten Mal sieht nur schwer zusammenreimen. Zu perfekt wird man in die Irre geleitet. Instinktiv tappt man in jede aufgestellte Falle. Und sollte man die Lösung des Rätsels aus früheren Sichtungen schon kennen, kann man sich königlich darüber freuen, wie man seinerzeit auf die falsche Fährte gelockt wurde. Resümee: wirklich ganz großes Kino - und schon so viel Zeit ist seitdem vergangen.
Sonntag, 18.10.2009/14:30 - 16:20 Uhr (zum dritten Mal gesehen)
#1970
Geschrieben 29. Dezember 2009, 00:16
Regie: Peter Fratzscher
Liebes Tagebuch...
Was haben ein (toter) Journalist, der eine Enthüllungsstory recherchiert hat, ein korruptes hohes Tier in einer Gewerkschaft, dem der private Kontakt zu dem schwulen Journalisten falsch ausgelegt werden könnte und ein Kommissar, der eben jenes hohe Tier noch aus zusammen verlebten Jugendtagen kennt, gemeinsam? Richtig! Es kommt einem als einigermaßen erfahrenem „Tatort“-Zuschauer ziemlich bekannt vor. Nicht etwa, weil man den Film schon einmal gesehen hat, sondern weil hier nun wirklich gar nichts Neues verarbeitet wurde - von der Tatsache abgesehen, daß es dieses Mal nicht um Mord, sondern um Selbstmord ging und daß der korrupte Gewerkschafter seine verwerflichen Machenschaften einzig und alleine im Sinne des Gemeinwohls vollzogen hat und nicht in die eigene Tasche wirtschaftete.
Und noch etwas/jemand kommt einem bekannt vor: Fred Stillkrauth, der in drei Jahren drei unterschiedliche Rollen im Münchner Tatort vermittelt bekam, was nach der Hauptrolle in „Der oide Depp“ und damit spätestens jetzt für Verwirrung sorgt, weil man/ich nun zu überlegen beginnt/überlegen beginne, ob man hier, ohne das Wissen der einzelnen Rollennamen, einen durchlaufenden oder einen neuen Charakter sieht.
All das ergibt einen unterdurchschnittlichen und weitestgehend spannungsfreien Fernsehkrimi, der bei mir auf wenig Gegenliebe stieß.
Sonntag, 18.10.2009/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1971
Geschrieben 29. Dezember 2009, 00:20
Regie: Andrew Douglas
Liebes Tagebuch...
Obwohl Michael Bay hier auch mitproduziert hat, ist es (dem Namen nach) nicht „Michael Bay’s Amityville Horror“ geworden. Ein Indiz dafür, daß es sich hier nur um eine B-Produktion handelt, für die man nicht mit seinem (guten) Namen einzustehen braucht? Ja, vielleicht. Vielleicht auch, weil schon das Original nicht in der A-Liga mitgespielt hat, aber immerhin ein netter Spukfilm mit blutenden Wänden und aufgeweichten Treppen war.
Eine amerikanische Durchschnittsfamilie (die Kinder jung, die Eltern fast noch jünger und der Vater noch nicht mal leiblich) zieht in ein markantes Häuschen mit noch markanteren Dachgaubenfenstern hinter denen sich vor Jahren einmal etwas sehr schlimmes abgespielt hat. Etwas so schlimmes, daß es dort seine Spuren hinterlassen hat und gerne des Nachts zurückkommt und dem Vater in bester „The Shining“-Manier den Kopf verdreht. Die Spukszenarien werden hier jedoch nur am Anfang in den Mittelpunkt gestellt. Der Rest besteht aus schnell geschnittenen Flashbacks, die sich hauptsächlich an ein modernes Publikum richten. Und da ich nicht modern bin, nehme ich diesen spannungsarmen Krawall auch ziemlich regungslos hin. Gänsehaut stellte sich nur an wenigen Stellen ein, zumal der Film wirklich vorhersehbar war - und das nicht, weil ich vor hundert Jahren mal das Original von Stuart Rosenberg gesehen habe.
Mittwoch, 21.10.2009/21:15 - 22:40 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1972
Geschrieben 29. Dezember 2009, 00:21
Regie: Eddy Saller
Liebes Tagebuch...
Ähnlich wie „Blutiger Freitag“ stellt „Geißel des Fleisches“ zuerst moralische Forderungen, nur um diese dann genüsslich zu brechen. So sieht Exploitation aus Österreich aus. Teilweise ziemlich wild, vorwiegend in schmuddeligem Keller- und Nachtclubamiente gedreht und mit grooviger Musik ausgestattet. Das macht Freude. Und Herbert Fux als Triebtäter ist eh der Hit. Schade nur, daß auf der DVD nur die deutsche und nicht die österreichische Tonspur zu finden ist. So bekommt man Herbert Fux’ Originalstimme leider nur im Trailer zu hören.
Samstag, 24.10.2009/16:15 - 17:35 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1973
Geschrieben 29. Dezember 2009, 00:22
Regie: Jennifer Lynch
Liebes Tagebuch...
Jennifer Lynch hat nicht alles unter Kontrolle. Spätestens ab der Hälfte, als das Auto der Serienkiller mit dem ihrer potentiellen Opfer kollidiert, verliert der an sich überraschungsreiche Filme etwas an Klarheit, weil die Damen und Herren Filmemacher am Schneidetisch nicht hundertprozentig saubere Arbeit geleistet haben. Manche Aufnahmen sind zu kurz. Andere wiederum zum lang. Im Film entstehen Anschlußfehler und zwischen Film und Zuschauer Verständigungsprobleme. Das schwächt den an sich positiven Eindruck leider etwas ab. So rund, wie der Film begonnen hat, läuft er ab diesem Zeitpunkt leider nicht mehr weiter.
Samstag, 24.10.2009/18:05 - 19:40 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1974
Geschrieben 29. Dezember 2009, 00:25
Regie: Doris Dörrie
Liebes Tagebuch...
In einem Jahr mit 13 Episoden!
Schon wieder schockte mich ein deutscher Film aus heiterem Himmel und mir wurde, gänzlich unvorbereitet, blümerant im Magen. Doris Dörrie verfilmte verschiedene Kurzgeschichten, die, inhaltlich extrem unterschiedlich, immer vom gleichen Thema, nämlich der Liebe und dem menschlichen Zwischeneinander handeln und sich mehr oder weniger lose miteinander verbinden oder teilweise am Ende zusammenlaufen. Es entsteht ein Liebesreigen, der mal lustig, mal dramatisch sein möchte, Iris Berben beim Blowjob zeigt, von untreuen Ehemännern, frustrierten Ehefrauen und verloren gegangenen Liebschaften handelt. Die Bandbreite ist ziemlich groß, aber dem Film fehlt die Magie. Somit liegt es nicht mal daran, daß die einzelnen Geschichten in Sachen Komik und Tragik oftmals in völlig unterschiedliche Richtungen ausschlagen - wohl eher daran, daß diese Geschichten einfach nicht miteinander harmonieren wollen. Es ist einfach schwer verdaulich, wenn Anica Dobra und Maria Schrader auf der Rücksitzbank eines Autos locker flockig ein Hochzeitskleid anprobieren und sich danach Gottfried Johns Geliebte die Pulsadern aufschneidet (*würg*) und seine blütenweiße Wohnung in ein Blutbad verwandelt. Auch hat es mir nicht gefallen, daß die Geschichten, auch wenn sie ansatzweise lustig oder wenigstens skurril waren, permanent von negativen Eindrücken behaftet sind und dem Film dann die Einfälle fehlen, es wenigstens rund aussehen zu lassen. Ja, es fehlt einfach die Magie.
Das Ensemble ist groß, aber nicht großartig. Der Film ist von Inhalt überfrachtet und trotz spanischen Drehorten wirkt er kühl und ungemütlich. Ganz ehrlich, mir hat „¿Bin ich schön?“ nicht besonders gefallen.
Sonntag, 25.10.2009/14:30 - 16:20 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1975
Geschrieben 30. Dezember 2009, 00:10
Regie: Matthias Tiefenbacher
Liebes Tagebuch...
Zuerst wurde das Taxi von Kommissar Thiels Vater geklaut und danach ein konservativer Geistlicher mit selbigem Auto über den Haufen gefahren. Kaum geschehen, schart sich das amüsante Ensemble des Tatorts aus Münster um die Leiche und bewirft sich mit spitzen und gepfefferten Dialogen. Alles wie gehabt und immer gern gesehen.
Aber, so lustig das alles auch sein mag. Langsam aber sicher wendet sich das Blatt und eine gewisse Ernsthaftigkeit und Tragik hält bei den fortschreitenden Ermittlungen Einzug. Es geht um Priester und deren geheim gehaltenen Kindern, die nur in den eigenen vier Wänden einen Vater haben und ihn draußen auf der Straße siezen müssen. Eine zwar komplizierte heile Welt, die jedoch ins Wanken gerät, wenn, wie hier, ein konservativer Gottesmann Lunte riecht und die Tatsachen an die Öffentlichkeit bringen möchte. Wer könnte sich in so einer Situation zu einer Kurzschlussreaktion hinreißen lassen?
Ein manchmal etwas zu ruhiger, dann auch wieder spaßiger und niemals langweiliger Film in dem Professor Boerne (Jan-Josef Liefers) sich sehr sympathisch vom Saulus zum Paulus verwandelt - ein bißchen, wenigstens...
Sonntag, 25.10.2009/20:15 - 21:45 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1976
Geschrieben 30. Dezember 2009, 00:12
Regie: Dean Israelite
Liebes Tagebuch...
Uganda 1999. Die Mitarbeiter eines Hilfsconvoys, der Lebensmittel im Bürgerkriegsgebiet verteilt, kommen in eine Zwickmühle, weil sie sich dazu entscheiden, die Kinder eines Dorfes kurzerhand einzusammeln um sie in die nächste Missionsstation mitzunehmen, damit sie von den Rebellen nicht einkassiert und zu Kindersoldaten rekrutiert werden. Doch bevor der Convoy mit den Flüchtlingen in der Mission ankommt, bricht die Nacht herein und die Rebellen stellen Straßensperren auf. Als der Lieferwagen von einer dieser Straßensperren aufgehalten wird, beginnt ein spannendes Pokerspiel. Was ist den Rebellen wichtiger? Die Kinder oder die Nahrungsmittel?
Zwar wirkt der Film anfänglich aufgesetzt, da er anscheinend mehr eine moralische Botschaft als eine Handlung transportieren möchte, aber spätestens ab dem Zeitpunkt, wo den Entwicklungshelfern klar wird, wie „heiß“ sowohl ihre lebende als auch materielle Fracht ist, entfaltet der Film eine enorme Spannung und er wirkt rund und stimmig und ist damit zurecht schon mit so manch einem Preis ausgezeichnet worden.
Sonntag, 25.10.2009/23:55 - 00:15 Uhr (zum ersten Mal gesehen)
#1977
Geschrieben 30. Dezember 2009, 00:29
Regie: Danny Boyle
Liebes Tagebuch...
Es war ja fast klar, daß sich der wunderbare Kinobesuch nicht so ohne weiteres beim Wiedersehen auf DVD wiederholen läßt. Trotzdem, „Slumdog Millionaire“ ist beseelt von einer hypnotischen Magie, von immenser Stärke und Kraft, zieht seinen Zuschauer in eine atemlos spannende Geschichte. Man wird gefordert, verletzt, schockiert und erschüttert. Dafür wird man aber auch belohnt - mit, mal wieder, einer der schönsten Liebesgeschichten, die man bis dato gesehen hat. Und wenn eine dieser Geschichten auf irgendeine Art und Weise irgendwie unkonventionell gestaltet ist, dann bin auch ich einer derer, die zu jubeln beginnen. Schön, daß es bei so vielen flachen Erzählungen ähnlichen Inhalts doch immer mal wieder einen Volltreffer gibt.
Montag, 26.10.2009/15:35 - 17:30 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
#1978
Geschrieben 30. Dezember 2009, 00:32
Regie: Gerard Oury
Liebe Tora...
Weil wir am Montag in Wasser ähnlich des Totes Meeres schwammen und am Dienstag ein Krawallkonzert der Andibocks besucht haben, fiel der mittwöchliche Videoabend aufgrund totaler Ermüdung sämtlicher Beteiligten aus. Was nicht ausfiel, war das Fernsehprogramm und ich stieß beim Vierten auf ein filmisch überraschend gutes Prime Time Programm. Da werde ich jetzt öfter mal vorbeischauen!
Denke ich an meine Top Five der Louis-de-Funès-Filme, die sich Anfang bis Mitte der 1990er Jahre herauskristallisiert hatten, dann waren „Die Abenteuer des Rabbi Jacob“ auf jeden Fall mit dabei. Seit dieser Zeit habe ich den Film nicht mehr gesehen. Im Fernsehen hatte er sich dünn gemacht und die DVD schien mir qualitativ mangelhaft. Heute aber hat es gepasst, auch wenn ich mir sonst kaum bis nie Filme im Privatfernsehen anschaue, weil man dort, meiner Meinung nach, nicht würdevoll genug mit ihnen umgeht.
Das Genre der Verwechslungskomödie läuft mir ja hier des Öfteren über den Weg und oftmals bin ich wohlgesonnen, weil ich Verwechslungskomödien von Grund auf mag und schon damit zufrieden bin, wenn sich alles mit jedem verwechselt und der Rest Mumpitz ist. Aber hier ist es noch einen Zacken besser. Nicht nur, weil hier der Gesellschaft ohne erhobenen Zeigefinger der Spiegel vorgehalten wird, sondern weil der Film, ganz reduziert auf sein Potenzial als Verwechslungskomödie, hervorragend funktioniert. Ich bin dann immer versucht zu sagen, „der Film läuft wie ein geölter Blitz“. Hier trifft das zu, plus Gesellschaftskritik und Crash der Kulturen, plus unsinnigem Klamauk frei von der Leber weg, plus aufwändiger, temporeicher und einfach gut gemachter Inszenierung ganz im Stile des damaligen französischen Unterhaltungskinos. „Die Abenteuer des Rabbi Jacob“ ist mehr als nur Gehampel von Louis de Funès - Und schon allein das Gehampel ist hier voll und ganz sehenswert.
Mittwoch, 28.10.2009/20:15 - 22:10 Uhr (schon ewig nicht mehr gesehen)
#1979
Geschrieben 06. Januar 2010, 01:16
Regie: Thomas Bohn
Liebes Tagebuch...
Ein Fernsehfilm ist zwar auch ein Spielfilm, aber dennoch meist nicht dafür vorgesehen, ihn sich mehrere Male anzuschauen. Zu groß ist der Nachschub, zu unspektakulär die Handlung. Aber in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre entstanden im Rahmen der „Tatort“-Reihe einige sehenswerte Fernsehkrimis, die es wert sind, auch ein zweites Mal gesehen zu werden. Heute Abend bekam ich die Antwort auf die Frage, ob „Tod im All“ sich zu Tatorten wie „... und die Musi spielt dazu“ oder „Frau Bu lacht“ hinzugesellen darf. Die Antwort: Ja, er darf!
Natürlich spielt hierbei der Mystery-Faktor eine große Rolle, die Tatsache, daß es hier um etwas geht, was man sich nicht erklären kann, etwas, daß sich von der nüchternen deutschen Krimirealität abhebt, etwas Unkalkulierbares. Die Handlung: Der Science-fiction-Autor Lunik van Deeling (Dietmar Schönherr), Erich van Däniken läßt grüßen, ist spurlos verschwunden. Ein anonymer Anrufer erklärt der Polizei, der Verfasser von halbgaren Alienhypothesen sei ermordet worden. Sein Verlag läßt derweil verkünden, der Vermisste ist mit seinen außerirdischen Freunden in fremde Welten entschwebt. Um dieses Statement zu widerlegen, inszeniert Kommissarin Lena Odenthal kurzum eine Posse im Stile von „Krieg der Welten“ und läßt übers Radio ein scheinbar live geführtes Interview mit dem vermissten Lunik von Deeling ausstrahlen, in der Hoffnung, sein verdächtiger Verleger kehrt, wenn er denn tatsächlich schuldig am Verschwinden des Vermissten ist, zum vermeintlichen Tatort zurück.
Doch nicht nur der Mystery-Faktor, der am Ende tatsächlich beweist, daß es hier nicht mit rechten Dingen zu geht, trägt zum Gelingen des Filmes bei. „Tod im All“ ist auch ein clever konstruiertes ‚Wie enttarnt sich der Mörder selbst?’-Spiel, daß, teilweise extrem humorvoll, gespickt mit ironischen Anspielungen ist und bei dem man sehr viel zwischen den Zeilen lesen kann. Und er ist pure Science-fiction-Unterhaltung, die keinen großen Wert auf Anspruch oder Realismus legt. Er ist eine ein königlich abwechslungsreiche Reise in den Kopf eines Drehbuchautors, ein Film, der endlich einfach nur mal unterhalten will. Das Ergebnis ist ein Relikt aus einer Zeit, in der man im „Tatort“ nach Herzenslaune herumexperimentieren konnte. In Gastrollen: Ingolf Lück, Anke Engelke und Stefanie Tücking. Und die Traumsequenz, in der Nina Hagen Hummer serviert, während sich Dietmar Schönherr in einen Alien verwandelt hat längst deutsche Fernsehgeschichte geschrieben - und ich hab’s damals live im Fernsehen gesehen.
Donnerstag, 29.10.2009/20:15 - 21:40 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
Und so war das, als ich „Tatort: Tod im All“ live im Fernsehen sah - zwar einwenig arg altbacken, aber, seltsam, so steht’s geschrieben:
„Tatort: Tod im All“ (GER 1996), TV (Das Erste);
Regie: Thomas Bohn
Den Tatort gibt es seit 25 Jahren und jeder Tatort hätte auf einem wahren Fall beruhen können. Dieser Film ist der erste Tatort, der diese Tabu bricht und eine Behauptung aufstellt, die nicht als wahr zu beweisen ist. Dieser Film zeigt, daß auch der Tatort nur Fiktion ist und nicht immer glaubwürdig sein muß. Es beginnt mysteriös. Haben Ufos einen berühmten Sci-fi-Autor entführt? Ulrike Folkerts glaubt an einen PR-Gag, wäre da nicht dieser mysteriöse Anrufer, der ihr ständig einen Schritt voraus ist (-) und später eine Leiche. Seltsam, seltsam, denn man meint, es geht nicht mit rechten Dingen zu. Bis dann Beweise auftauchen, daß alles nur Betrug und Geldgier ist. Der Fall ist gelöst, der Mörder gefasst, aber wer ist der unbekannte Anrufer? Als Ulrike Folkerts, allein im Wald, an ein klingelndes Taxi-Telefon geht, meldet sich der Anrufer zum letzten Mal, gibt aber seine Identität nicht bekannt. Kurz darauf verwandelt sich ein „Wasserturm“!!, der während des Films immer wieder im Bild war, in ein Ufo und fliegt davon...
Garantiert hat es allen 6,91 Mio. Zuschauer die Sprache verschlagen. Am Anfang gruselt der Film noch mit unheimlichen Geschichten, am Ende wird es immer sachlicher, weil der Fall aufgeklärt wird und zum Schluß dann die Aufklärung. Das gibt viel Stoff für Diskussionen. Tricktechnisch ist der Film fast vollständig perfekt. Die Computeranimationen sind wirklich gut gelungen. Die Musik, auch vom Computer hergestellt, ist auch eindringlich. Ebenso die Spannungsdramaturgie a’la Hollywood. Dieser Tatort hat einen Mythos demontiert, und zwar den Mythos von der Sachlichkeit dieser Reihe. Das erste Mal wurde der Phantasie freien Lauf gelassen. Es wird sich zeigen, ob der Film bei der Kritik gut ankommt. Auf jeden Fall war es ein Fernsehereignis.
Sonntag, 13.01.1997 (zum ersten Mal gesehen)
#1980
Geschrieben 07. Januar 2010, 00:50
Regie: Tarsem Singh
Liebes Tagebuch...
Nachdem ich „The Fall“ im Kino sah, hatte ich mir eigentlich vorgenommen, mal wieder „The Cell“ anzuschauen. Hat ja offensichtlich nicht geklappt... Genauso wenig, wie es nicht geklappt hat, mir nach „Blair Witch Project“ dessen Fortsetzung anzuschauen. Zu viele andere Filme sind mir einfach in die Quere gekommen.
„The Fall“ auf DVD: Ja, die Vorfreude war groß, denn, zu elegant, zu eindrucksvoll haben sich dessen Bilder regelrecht in meinen Kopf gebrannt. Und mal wieder war es zu schade, daß diese Bilder zu wenig Brillanz auf dem heimischen TV-Gerät ausstrahlen konnten. Es gibt kaum was enttäuschenderes, als einem wirklich eindrucksvollen Kinobesuch hinterher zu trauern und die damit verbundene Erkenntnis, daß sich dieses Erlebnis kein zweites Mal wiederholen läßt. Trotzdem, die Bilder, die „The Fall“ heraufbeschwört, sind einzigartig, geprägt von außergewöhnlicher Schönheit, von unendlich kunstvollem Charakter. Und so lasse er gerne das einst Erlebte erneut an mir vorbei ziehen - auch wenn es weniger spektakulär erscheint, wie damals im Kino, wo mich der Film hat schweben lassen.
Das ist Zeugnis eines wunderbaren cineastischen Moments. Und bloß, weil dieser auf DVD ein klein wenig mühseliger aufgenommen werden konnte, will und werde ich mir die Einzigartigkeit dieses außergewöhnlichen Film nicht kaputt reden oder denken.
Freitag, 30.10.2009/21:15 - 23:10 Uhr (zum zweiten Mal gesehen)
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